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{"created":"2022-01-31T16:07:28.841051+00:00","id":"lit15585","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, L. William","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 414-415","fulltext":[{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nLitteraturbericht.\nGrunde, so m\u00fcssen infolge der Chromasie des Auges, wenn dasselbe auf blau akkomodiert ist, die roten Strahlen sich hinter der Netzhaut kreuzen. Wird nun der die Pupille excentrisch machende Schirm etwa bis zur Mitte derselben vorgeschoben, so fallen die roten Strahlen nur noch auf die dem Schirm entgegengesetzte, die blauen nur noch auf die dem Schirm gleiche Seite. Infolgedessen mufs das rote Bild nach derselben Seite wie der Schirm projiciert werden, das blaue nach der entgegengesetzten. Es m\u00fcssen daher Ringe und Grund eine betr\u00e4chliche scheinbare Verschiebung gegeneinander erleiden, zufolge deren etwa auf der linken Seite die Ringe \u00dcbereinandergreifen, w\u00e4hrend auf den rechtsseitigen R\u00e4ndern ein totaler Lichtverlust stattfindet. An den rechtsseitigen R\u00e4ndern entsteht daher ein schwarzes Band, das wir in der oben angegebenen Weise als Schatten deuten, und eben das Auftreten dieses scheinbaren Schattens ist es, was uns die Ringe erhaben oder vertieft sehen l\u00e4fst.\nEs fragt sich nun weiter, wie kommen wir dazu, den schwarzen Rand als einen Randschatten zu deuten? Weil, wie der Verfasser durch eine mathematische Betrachtung zeigt, bei der Beleuchtung einer schr\u00e4g oder auch vertikal vor dem Auge liegenden Ebene die in die Ebene einschneidenden oder aus ihr heraustretenden R\u00e4nder vertiefter Gruben oder erhabener W\u00fclste in einer sehr viel gr\u00f6fseren Zahl von F\u00e4llen dunkler erscheinen m\u00fcssen, als die Ebene, bezw. die uns zugewandte Fl\u00e4che der Gruben und W\u00fclste selbst. Blicken wir z. B. nach links in die Gruben, so m\u00fcssen die uns zugewandten R\u00e4nder dunkel erscheinen, wenn die Lichtquelle auf der linken Seite liegt. Wandert die Lichtquelle, bis sie senkrecht \u00fcber den Gruben steht, so sind die R\u00e4nder immer noch betr\u00e4chtlich dunkler als der Grund, sie bleiben es, bis die Lichtquelle bis zu einer Neigung von 45\u00b0 nach rechts ger\u00fcckt ist. Indem wir diese geringeren Beleuchtungschancen erhabener oder vertiefter R\u00e4nder er-fahrungsgem\u00e4fs kennen, deuten wir jene dunklen Streifen an den farbigen Ringen als Erhabenheiten oder Vertiefungen.\nMeumann (Leipzig).\nB. Bourdon. Recherches sur la succession des ph\u00e9nom\u00e8nes psychologiques.\nRev. philosophique. XVIII. No. 3. (1893.) S. 226\u2014260.\nDie Versuche, welche einen Beitrag zur Lehre von den Vorstellungs-Verbindungen geben wollen, sind in der Weise angestellt worden, dafs der Experimentator mehrere Personen bat, im Anschlufs an ein von ihm ausgesprochenes Wort bezw. einen Buchstaben jedesmal sofort niederzuschreiben, was ihnen zuerst in den Sinn k\u00e4me. Jeder Versuch (Frage und Antwort) w\u00e4hrte etwa vier Sekunden. Detaillierte Angaben \u00fcber die Versuchsanordnung fehlen leider; ebenso erfahren wir \u00fcber Geschlecht, Alter, Beruf u. s. w. der Versuchspersonen nichts. Bourdon teilt vier Gruppen von Versuchen mit:\n1. Association einer beliebigen Vorstellung im Anschlufs an einen Buchstaben. Hier zeigt sich ein starkes Hervortreten des phonetischen Einflusses gegen\u00fcber dem graphischen. (Graphische \u00c4hnlichkeit w\u00fcrde zwischen c und canot, phonetische zwischen k und demselben Worte bestehen.)","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n415\n2.\tAssociation eines Buchstaben mit einem anderen. Hier ist bemerkenswert, dafs die F\u00e4lle der Association nach \u00c4hnlichkeit (z. B. b und p) h\u00e4ufiger sind als diejenigen nach Kontiguit\u00e4t im Alphabete.\n3.\tAssociation einer Farbe im Anschlufs an einen Buchstaben. Bourdon findet, dafs zwischen Buchstaben und Farben keine konstante, enge und unerkl\u00e4rliche Verbindung bestehe. Seine Folgerung, dafs damit ein Argument gegen gewisse Theorien \u00fcber die \u201eaudition color\u00e9e\u201c gegeben sei, erscheint mir nicht gerechtfertigt; vielmehr lassen jene Ergebnisse nur den Schlufs zu, dafs unter seinen Versuchspersonen niemand war, der jenes immerhin seltene und abnorme Ph\u00e4nomen besafs.\n4.\tAssociation eines Wortes mit einem anderen. Es stellte sich heraus, dafs nicht sowohl lautliche \u00c4hnlichkeit, als die Bedeutung f\u00fcr die Association von Worten untereinander mafsgebend ist. In den weitaus meisten F\u00e4llen waren die associierten Vorstellungen den asso-ciierenden homogen und koordiniert.\nBetreffs der Schl\u00fcsse, die Bourdon aus den individuellen Besonderheiten der Associationsergehnisse auf Veranlagung und Charaktereigenschaften der associierenden Personen glaubt ziehen zu k\u00f6nnen, und in Betreff weiterer Einzelheiten verweise ich auf den Artikel seihst.\nW. Stern (Berlin).\nP. Carus. Le probl\u00e8me de la conscience du moi. Trad, de Vanglais par Monod. Paris. F. Alcan. 1893. 144 S. Fr. 2.50.\nDie Schrift behandelt in ansprechender Weise einige wichtige Probleme, welche sich auf das Selbstbewufstsein beziehen, und zwar zun\u00e4chst die Natur des Selbstbewufstseins, hierauf die Bedeutung der Zust\u00e4nde des Bewufstseins und die Telepathie der Seele, sodann die durch die Erfahrung gegebenen Thatsachen und ihre Tragweite, ferner Vergn\u00fcgen und Schmerz, die Natur der Seele, die Reflexbewegung, Empfindungen und Ideen, die Entstehung des Bewufstseins, Sitz des Bewufstseins, Erhaltung der Form, Tod und Unsterblichkeit, Theismus. \u2014 Im allgemeinen werden wenig neue Gedanken geboten. Meist erscheinen bereits vorhandene in neuem Gew\u00e4nde oder mit einigen Erweiterungen. Aber als Einf\u00fchrung in die auf das Selbstbewufstsein bez\u00fcglichen Probleme und als Anregung zum weiteren Versenken in dieselben ist die vorliegende Schrift sehr zu empfehlen.\tMax Giessler (Erfurt).\nFr. Hitschmann. Der Blinde und die Kunst. Vierteljahrsschr. f. wissenschaftl.\nPhilos. Bd. XVII, 3. S. 312\u2014320. (1893.)\nNeben fremden teilt H. vor allem seine eigenen Erfahrungen \u00fcber den Einflufs der Kunst auf das Innenleben des Blinden mit. Derartige Selbstbeobachtungen sind um so sch\u00e4tzenswerter, je seltener sie sich hei anormalen Menschen finden und je ergiebigere Fundgruben f\u00fcr die Psychologie sie bilden.\nH. h\u00e4lt den Einflufs der Kunst auf den Lichtlosen f\u00fcr bedeutender als auf den Sehenden, da einerseits bei jenem das Innenleben an und f\u00fcr","page":415}],"identifier":"lit15585","issued":"1894","language":"de","pages":"414-415","startpages":"414","title":"B. Bourdon: Recherches sur la succesion des ph\u00e9nom\u00e8nes psychologiques. Rev. philosophique. XVIII, No. 3, S. 226\u2013260, 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:07:28.841057+00:00"}