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{"created":"2022-01-31T16:08:24.952226+00:00","id":"lit15592","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Peretti","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 421-422","fulltext":[{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n421\nSommes. Die Dyslexie als funktionelle St\u00f6rung. Archiv f\u00fcr Psychiatrie XXV, 3. ST 663. (1893.)\nDas Symptom der Dyslexie besteht nach Berlin darin, dals gewisse Menschen nur eine geringe Anzahl von Worten hintereinander laut oder leise lesen k\u00f6nnen, \u201ew\u00e4hrend die sorgf\u00e4ltigste augen\u00e4rztliche Untersuchung die Abwesenheit aller jener bekannten Ursachen verminderter Ausdauer nachweist\u201c.\nGegen\u00fcber anderweitiger Auffassung betont nun Sommer unter Beibringung zweier ausf\u00fchrlich beschriebener F\u00e4lle, dafs die Dyslexie, bei welcher Leistungsf\u00e4higkeit und Leistungsunf\u00e4higkeit aufeinander folgen, ein Typus der funktionellen St\u00f6rungen ohne grob anatomische Zerst\u00f6rung der Nervensubstanz ist, und dafs in den F\u00e4llen, wo bei Dyslexie ein anatomisch nachweisbarer Hirnherd vorhanden ist, diese St\u00f6rung als Fernwirkung des Herdes auf anatomisch intakte Gehirnteile auf-gefafst werden mufs, dafs demnach eine Lokalisation eines \u201eLesecentrum\u201c in diejenigen Gehirnpartien, die nach der klinischen Beobachtung von Dyslexie bei einem Menschen zerst\u00f6rt gefunden werden, prinzipiell falsch ist.\tPeretti (Grafenherg).\nKnies. Die einseitigen centralen Sehst\u00f6rungen und deren Beziehungen zur Hysterie. Neurolog. Centralbl. 1893. No. 17.\nEs kann nicht mehr in Zweifel gezogen werden, dafs bei der Hysterie einseitige Sehst\u00f6rungen ohne abnormen Augenspiegelbefund Vorkommen, deren haupts\u00e4chliche Symptome Herabsetzung der Sehsch\u00e4rfe, gew\u00f6hnlich ohne wesentliche St\u00f6rung der Pupillarreaktion auf Lichteinfall, konzentrische Einengung des Gesichtsfeldes und eine vollkommen typische, der Farbenempfindung des normalen Auges in der Peripherie der Netzhaut und der Fovea centralis bei stark herabgesetzter Beleuchtung entsprechende Farbensehst\u00f6rung sind. Die Annahme, dafs diese St\u00f6rungen zentraler Natur sind, st\u00fctzt sich auf ihr Vorkommen bei Hysterie gleichzeitig mit anderen unzweifelhaft zentral bedingten Symptomen, wie Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen der Hornhaut, Bindehaut, Gesichtshaut u. s. w., sowie auf die M\u00f6glichkeit der Beeinflussung durch Suggestion und auf ihre Abh\u00e4ngigkeit von der Aufmerksamkeit des Betroffenen. Aber nach unserer Kenntnis von dem cerebalen Faserverlauf der optischen Bahnen beim Menschen kann die L\u00e4sion einer zentralw\u00e4rts vom Chiasma und den prim\u00e4ren Opticusganglien gelegenen Stelle keine einseitige Sehst\u00f6rung hervorrufen.\nMan wird die einseitige hysterische Sehst\u00f6rung, deren Erscheinungen sich am nat\u00fcrlichsten durch eine zu vor\u00fcbergehender Leitungserschwerung f\u00fchrende Kompression des Sehnerven in der Gegend des Foramen opticum erkl\u00e4ren lassen, gleichwohl auf eine cerebrale Ursache zur\u00fcckf\u00fchren k\u00f6nnen, und zwar auf eine cerebrale Gef\u00e4fsinner-vationsst\u00f6rung; eine derartige Innervationsst\u00f6rung mit der Wirkung einer Gefalserweiterung wird dort Symptome machen, wo sie direkt eine mechanische Wirkung aus\u00fcben kann, also da, wo die Nerven durch enge Kan\u00e4le hindurchtreten, beim Sehnerven am Foramen opticum.\nAls disponierendes Moment f\u00fcr das Zustandekommen der hyste-","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nLitteraiurbericht.\nrischen Sehst\u00f6rungen, vielleicht auch der hysterischen Motilit\u00e4ts- und Sensihilit\u00e4tsst\u00f6rungen \u00fcberhaupt, m\u00f6chte Iv \u2014 allerdings einstweilen noch hypothetisch \u2014 einen mangelhaften Markgehalt der betreffenden Nervenfasern, also gewissermafsen eine Entwickelungshemmung ansehen.\nPeretti (Grafenberg).\nMoritz Benedikt. Hypnotismus und Suggestion. Eine klinisch-psychologische Studie. Leipzig und Wien. 1894. M. Breitenstein. 90 S.\nDas Werk Benedikts ist eines jener Opera, die man am liebsten unber\u00fchrt und unbesprochen liefse, wenn es sich nicht doch am Ende empfehlen w\u00fcrde, ihm die Warnung mit auf den Weg zu geben: hic niger est, hunc tu, Eomane, caveto!\nEin wunderliches Werk in der That, dem man die Bezeichnung einer \u201eklinisch-psychologischen Studie\u201c, die ihm Benedikt gegeben, vielleicht zugestehen kann, wenn auch in einem anderen Sinne, wie er es wahrscheinlich beabsichtigt hat. Was zun\u00e4chst den wissenschaftlichen Teil anbetrifft, so werden wir uns hier ohne besondere Schwierigkeiten mit Benedikt verst\u00e4ndigen k\u00f6nnen. Benedikt hat sich seit langer Zeit mit dem Hypnotismus besch\u00e4ftigt, und schon im Jahre 1880 hat er in einem Y ortrage mit unleugbarem Geschick die Schwierigkeiten hervorgehoben, die sich gerade den Untersuchungen \u00fcber Hypnotismus entgegensetzen. Ein objektives Urteil in diesen Dingen sei \u00fcberaus schwierig, die Fehlerquellen grofs, der Untersuchende m\u00fcsse ebensowohl wie sein Objekt volle Garantie des Vertrauens gew\u00e4hren, und dies um so mehr, je schwieriger Kontrollversuche seien.\nWie damals gegen die Leugner, so geht er jetzt gegen die kritiklosen Anbeter vor, und auch darin wird man ihm Recht geben.\nBenedikt ist ein unbedingter Gegner des Hypnotismus in seinei Anwendung als Heilmittel. Seiner festen \u00dcberzeugung nach beruhen 90% der vermeintlichen Heilungen auf absichtlicher oder unabsichtlicher T\u00e4uschung, und da die Hypnose \u00fcberdies eine Versetzung in einen minderwertigen geistigen Zustand bedeutet, so liegt ohnehin in ihrer Anwendung eine Gefahr, vor der er warnt.\nDie Summe seiner Erfahrungen fafst er in folgenden 4 Gesetzen zusammen (pag. 69):\n1.\tOhne Beweis der Objektivit\u00e4t k\u00f6nnen hypnotische Versuche \u00fcberhaupt nicht als wissenschaftliche, beweisende Thatsachen verwendet werden.\n2.\tNur Versuche an unbefangenen, mit den Mysterien der Hypnose unbekannten Individuen haben einen Wahrscheinlichkeitswert. Versuche an \u201eMedien\u201c sind wertlos.\n3.\tF\u00fcr diese Therapie eignen sich im allgemeinen nur sehr wenige Personen und sehr wenige Zust\u00e4nde. Wer die therapeutische Wirkung der Hypnose leugnet, begeht daher ein kleines Unrecht, wer t\u00e4glich und an der Mehrzahl seiner Nervenkranken Versuche macht, ist inkorrekt.\n4.\tDer Umstand, dafs die Hypnose einen minderwertigen geistigen Zustand darstellt und sich bei fortgesetzten Versuchen Hypnotisabilit\u00e4t und das Bed\u00fcrfnis nach Hypnose steigern, erweisen, dafs die Hypnoti-","page":422}],"identifier":"lit15592","issued":"1894","language":"de","pages":"421-422","startpages":"421","title":"Knies: Die einseitigen centralen Sehst\u00f6rungen und deren Beziehungen zur Hysterie. Neurolog. Centralbl., No. 17., 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:08:24.952232+00:00"}