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{"created":"2022-01-31T16:09:41.544134+00:00","id":"lit15594","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 424-425","fulltext":[{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nLitteraturbericht.\nSchl\u00fcssen an die Hand geben, die sich allerdings mit der Seihsteinsch\u00e4tzung Benedikts nicht ganz decken werden.\nDafs neben der gigantischen Figur Benedikts sein Gegner Hrafft-Ebing recht schlecht weg kommt, versteht sich von selbst.\nBenedikt entwirft eine \u201eAnalyse\u201c seines Widersachers, er will ihn \u201epsychisch in seine Elemente aufl\u00f6sen und sie zur Stichprobe der Analyse wieder zusammensetzen\u201c.\nUm die Art und Weise dieses \u201ewissenschaftlichen Sports\u201c wird ihn niemand beneiden, der sich eine Spur anst\u00e4ndigen Denkens und das Gef\u00fchl f\u00fcr eine anst\u00e4ndige Polemik erhalten hat, und dabei d\u00fcrfte man heim besten Willen kaum im st\u00e4nde sein, Benedikt die Rechtswohlthat der Wahrung berechtigter Interessen zu gute kommen zu lassen.\nKrafft-Ebing hat sich n\u00e4mlich seinen Zorn dadurch zugezogen, dafs er die \u201enotorische, international bekannte Thatsache\u201c ignoriert, dafs Benedikt ein Neurologe sei, dafs er, wie er an einer anderen Stelle von sich behauptet, \u201eeine autoritative Stellung in der internationalen Welt der Psychopathologen einnehme\u201c.\nWenn er sich demgem\u00e4fs selber f\u00fcr einen grofsen Psychiater h\u00e4lt, was man ihm am Ende nicht verwehren kann, so folgt daraus doch keines-wegs, dafs diese Meinung auch von anderen geteilt werden mufs, und da dies in Deutschland wenigstens nicht der Fall ist, so werden wir deutschen Irren\u00e4rzte uns auf \u00e4hnliche \u201eAnalysen\u201c gefafst machen m\u00fcssen. Eine Probe dessen, was das bei Benedikt besagen will, hat er uns schon in seinem Nachruf auf Billroth zum Besten gegeben, wo er von dem Pharis\u00e4ertum des deutschen Professors und von einer spezifischen akademischen Moral insanity redet, w\u00e4hrend er \u201esich auf der H\u00f6he einer gekl\u00e4rten Produktion befindet\u201c.\nDen \u201eEpilog zum Prager Prozefs Waldheim\u201c (Wiener mediz. Wochenschrift 1893. 4 und 6), dem die letzten Worte entlehnt sind, m\u00f6chte ich \u00fcberhaupt allen denen zur Einsicht empfehlen, die noch an der Bef\u00e4higung Benedikts zur Psychiatrie Zweifel hegen. Er wird sie gr\u00fcndlich beseitigen.\tPelman.\n1.\tJ. Grossmann. Suggestion, speziell hypnotische Suggestion, ihr Wesen und Heilwert. Zeitschr. f. Hypnotismus, Suggestionstherapie u. s. w. 1893.\n2.\t\u2014 Herr Str\u00fcmpell und der therapeutische Hypnotismus, ein Wort der Abwehr. Ebda.\n3.\tJ. Delboeuf. Zwei F\u00e4lle, in denen die chirurgische Diagnose mit Hilfe der Hypnose gestellt wurde. Ebda.\nGrossmann wie Delboeuf bekennen sich zu dem BERNHEiMSchen Ausspruch : Il n\u2019y a pas d\u2019hypnotisme, il n\u2019y a que de la suggestion. Die Suggestion ist ein Vorgang, bei dem sich eine Vorstellung einem Gehirn aufzuzwingen versucht; dasselbe gilt von der Auto suggestion. Spielt er sich im wachen Zustande bei vollkommen normalem Bewufstsein ab, so ist das eine Wachsuggestion, w\u00e4hrend der Hypnose, eine hypnotische Suggestion. Vermittelt wird die Suggestion durch Worte oder Geberden (Personal- und Objektsuggestion) und des Bekannten mehr. Die nat\u00fcrliche, jedem Menschen innewohnende Gl\u00e4ubigkeit, die physio-","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n425\nlogische Suggestibilit\u00e4t, kann durch geschicktes Verhalten enorm gesteigert werden. Es kommt nur darauf an, die Suggestion so annehmbar zu machen, dafs sie sich dem Gehirn unwiderstehlich aufdr\u00e4ngt, dafs sie sich zur Autosuggestion umgestaltet. Dabei, wie auf den Einflnfa des Geistes auf den K\u00f6rper \u00fcberhaupt, spielen die Erwartung und das ideoplastische Verm\u00f6gen des Einzelnen eine Hauptrolle. \u2014 Was uns hier interessiert, ist zun\u00e4chst die Vorfrage \u00fcber die Entstehung und das weitere Schicksal einer (konkreten) Vorstellung. Der Sinnesreiz wird von dem Sammelorgan (Auge, Ohr etc.) auf \u201eniedergeordnete\u201c Centren geleitet, daselbst verarbeitet und auf die h\u00f6heren Centren der Hirnrinde \u00fcbertragen, wo er durch Urteil und angeborenen Instinkt erst zu Empfindung, Wahrnehmung, Vorstellung wird, indem die h\u00f6heren Centren das Sinnenbild aufnehmen oder hemmend eingreifen und es ausschalten. Die \u00f6fter wiederholte Arbeit der niedergeordneten Centren, auf denen das Prinzip der Arbeitsteilung bis ins Kleinste sich geltend macht, bewirkt, dafs dieselben unabh\u00e4ngig von den h\u00f6heren automatisch Vorgehen, wohin auch die (Reflexe seitens der motorischen Centren geh\u00f6ren; eines (Dessoirs) Unterbewufstseins bed\u00fcrfe es dabei nicht. Ganz wie der \u00e4ufsere, inklusive der von inneren Organen ausgehende Sinnenreiz, verh\u00e4lt sich auch die Suggestion, die als \u201eabstrakte Vorstellung in unser Gehirn von aufsen eindringt und an Stelle des Urteils und der Willk\u00fcr als Korrektiv f\u00fcr die Funktionen der niederen Nerven-centren dient\u201c. \u2014 Um die im Gehirn deponierten Erinnerungsbilder zu beleben, ist ein erneuter Sinnenreiz nicht erforderlich. Auch das abstrakte Bild erweckt sie und verschmilzt mit den bestehenden verwandten sensoriellen, sowie den damit associierten, centrifugalen, motorischen und sekretorischen Impulsen, beeinflufst somit die s\u00e4mtlichen Funktionen ung\u00fcnstig \u2014 krankmachend \u2014 oder g\u00fcnstig \u2014 heilend. Die Autosuggestion kommt durch den leichten Schlafzustand der Hypnose, die eigentlich Schlafillusion sei, leichter als im wachen Zustande, da die h\u00f6heren Centren zum Teil ausgeschaltet sind und die niederen freieres Spiel f\u00fcr ihr automatisches Gebahren erlangen. \u2014\nDer polemische und der praktische Teil der Abhandlung, die in ihrer Verst\u00e4ndlichkeit selbst wie eine \u201eannehmbare Suggestion\u201c auf den Leser wirkt, mufs hier f\u00fcglich \u00fcbergangen werden. Es ist keine Frage, dafs die Therapie aus den verschiedenen Formen der Suggestion bewufster-weise wesentlichere Vorteile zu ziehen vermag, wie sie deren unbewufst schon von jeher gezogen hat. Nur will es nicht recht einleuchten, wie durch das Regiment der Psyche nach des Verfassers Ansicht der g\u00e4nzliche Umsturz der mechanischen Anschauung in der Therapie erfolgen d\u00fcrfte, da er die Psyche selbst doch an den Mechanismus f\u00fcr gebunden erkl\u00e4rt.\nFraenkel (Dessau).\nJ. Delboe\u00fcf. Une Suggestion originale. Ree. de Vhypnot. 1893. No. 10.\nDie oft wundersame Wirkung hypnotischer Suggestion beth\u00e4tigte sich in verbl\u00fcffender Weise bei einem Manne, welcher trotz gl\u00fccklichster Lebenslage von tr\u00fcben Gedanken gefoltert wurde. Besonders qu\u00e4lend war die Cholerafurcht, welche nach Art einer Zwangsidee ihn \u00fcberall","page":425}],"identifier":"lit15594","issued":"1894","language":"de","pages":"424-425","startpages":"424","title":"1. J. Grossmann: Suggestion, speziell hypnotische Suggestion, ihr Wesen und Heilwert. 2. Herr Sr\u00fcmpell und der therapeutische Hypnotismus, ein Wort der Abwehr. 3. J. Delboeuf: Zwei F\u00e4lle, in denen die chirurgische Diagnose mit Hilfe der Hypnose gestellt wurde. Zeitschr. f. Hypnotismus, Suggestionstherapie, u.s.w., 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:09:41.544140+00:00"}