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{"created":"2022-01-31T16:08:14.910217+00:00","id":"lit15598","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Peretti","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 427-428","fulltext":[{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n427\nVerfassers \u2014 bringt die sogenannte negative Suggestion, d. b. die Ausschaltung einer Sinnesth\u00e4tigkeit aus dem Bewufstsein w\u00e4hrend der Hypnose, keine Kontraktur zuwege, trotz des angewandten peripheren Reizes. Wohl aber geschieht es, sobald eine positive Hallucination suggeriert wird. Wenn z. B. gesagt wird, es schwinge vor dem rechten Ohre eine Stimmgabel, so entsteht rechtsseitige Hemi-kontraktur u. s. w. Hallucinatorische Sinneseinstellung ist also mit reellem peripheren Reize von gleicher Wirkung.\nFerner fand Verfasser, dafs bei suggestivem Ausschlufs eines Sinnesorganes der von einem anderen Sinnesorgane erh\u00e4ltliche Reflex be-einflufst, verlangsamt oder gar nicht erscheint; die Suggestion bleibt mithin nicht auf das centralkortikale Feld des entsprechenden Sinnesorganes beschr\u00e4nkt, sondern geht auf das Nachbarfeld \u00fcber. Suggestive Anosmie, Ageusie verz\u00f6gern z. B. die optischen Reflexe, suggestive Taubheit aber schliefst die Netzhautreflexe nach bestimmten Gesetzen aus. Die ausf\u00fchrliche Er\u00f6rterung der letzteren wolle der Leser in dem sehr interessanten Original nachsehen.\tFraenkel (Dessau).\nPick. Beitrag zur Lehre von den Hallucinationen. Neurol. Centralbl 1892. No. 11.\nDa die letzten Jahrzehnte wenig Thats\u00e4chliches zur Lehre von den Hallucinationen gebracht haben, so kommen Beobachtungen, wie sie Verfasser mitteilt, h\u00f6chst willkommen. Pick hatte schon fr\u00fcher einmal {Prag. med. Wochenschr. 1883. No. 44) die seltsame Erscheinung, dafs ein Greis, der im Anschlufs an einen Fall eine einen Tag lang bestehende ataktische Aphasie und Worttaubheit acquiriert hatte, sp\u00e4ter anl\u00e4fslich einer Ausfahrt von Geh\u00f6rshallucinationen befallen wurde, in folgender Weise gedeutet: Die Ersch\u00fctterung des Fahrens wirkt auf die noch nicht g\u00e4nzlich zur Norm zur\u00fcckgekehrten Abschnitte der H\u00f6rsph\u00e4re derartig, dafs in denselben abnorme Erregungsvorg\u00e4nge platzgreifen, welche nach aufsen als Hallucinationen projiciert werden. Verfasser bringt nunmehr eine eigene gleichartige Beobachtung, nur dafs hier ein dem Kranken unverst\u00e4ndliches Wort, in dem andern Falle unverst\u00e4ndliche Phrasen halluciniert werden.\tPlaczek (Berlin.)\nRoetteken. Kleists Penthesilea. Zeitschrift f\u00fcr vergl. Litteraturgeschichte N. F. VH. S. 28\u201448.\nDieser Aufsatz ist gegen die von Krafft-Ebing in seiner Psychopathia sexualis ge\u00e4ufserte Auffassung der KLEisTSchen Penthesilea als eines Beispieles von vollkommenem weiblichen Sadismus gerichtet; R. w\u00e4gt das f\u00fcr und wider diese Auffassung Sprechende in dem Charakter der Heldin ab und gelangt zu dem Schl\u00fcsse, \u201edafs in der ganzen Penthesilea nirgends Spuren sadistischer Gel\u00fcste hervortreten und dafs im Besonderen ihr Entschlufs, den Achilles zu t\u00f6ten, und seine Ausf\u00fchrung nicht das Geringste mit derartigen Gel\u00fcsten zu thun hat, sondern lediglich und V\u00f6llig ausreichend motiviert ist durch jene widrigen Gef\u00fchle, welche die Herausforderung des Achilles in ihr erweckt.\u201c Das urspr\u00fcngliche Gef\u00fchl Penthesileas war Liebe, und erst als sie glaubt, sie habe \u201eihre Gef\u00fchle","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nLi ttemturbericht.\nin eine Pf\u00fctze geworfen\u201c, erwacht bei ihr wie bei anderen KmiSTSchen Helden, f\u00fcr die \u201edas Gef\u00fchl das schlechthin Heiligste ist\u201c, Emp\u00f6rung und Hafs gegen den vermeintlich Schuldigen, und dafs sie ihre Z\u00e4hne in die Brust des unterlegenen Achilles schl\u00e4gt, ist nichts anderes als eine Ausschreitung des Hasses, wie wir sie ebenfalls, wenn auch in anderer Porm, bei Kleists Gestalten zu sehen gewohnt sind.\nPeretti (Grafenberg).\nF. Paulhan. La Classification des types moraux. Bev. philos. Bd. 36,11.\nS. 498\u2014505. (1893.)\nPaulhan hebt vier Arten von moralischen Typen hervor: erstens die Unzusammenh\u00e4ngenden, Launenhaften, zweitens die Lebhaften und Verweichlichten, drittens die Leckerhaften, viertens die Empf\u00e4nglichen. Bei der ersten Klasse sieht man jeden Augenblick \u201eein unvorhergesehenes Begehren auftauchen, welches pl\u00f6tzlich unter dem Einfl\u00fcsse einer verborgenen Tendenz oder irgend eines unbedeutenden Umstandes entsteht, ohne dafs es logisch an das Gef\u00fchl angeschlossen werden kann, welches den Geist einige Minuten fr\u00fcher beherrschte\u201c. F\u00fcr die zweite Klasse gilt folgendes: \u201eObgleich in Wirklichkeit die Lebhaftigkeit bisweilen von einem bestimmten Mangel an Logik begleitet wird, kann es Vorkommen, dafs man lebhaft ist und doch in den Ideen eine regel-m\u00e4fsige Reihenfolge hat. Man kann auch zusammenh\u00e4ngend sein mit Langsamkeit. Wenn der Grund des Charakters derselbe bleibt und die Elemente des Geistes sich nicht ver\u00e4ndern, k\u00f6nnen diese Elemente mehr oder weniger lebhaft agieren, sich gegenseitig mit mehr oder weniger Langsamkeit oder \u00dcberst\u00fcrzung hervorbringen. Sie k\u00f6nnen sich sogar mehr oder weniger zusammengesetzt, mehr oder weniger kr\u00e4ftig, mehr oder weniger widerstandsf\u00e4hig zeigen. Die Enge oder Weite der Ideen und Wunsche, die Geschwindigkeit des Geistes und Herzens, die Konstanz, der Starrsinn sind ebensoviel Z\u00fcge des Charakters, welche in dieselbe Klasse geh\u00f6ren.\u201c Bei der dritten Klasse \u201ehandelt es sich nicht um eine Form der Assoziation der Elemente, sondern um das relative Vorherrschen von bestimmten W\u00fcnschen und Ideen, das Vorherrschen von gustativen Empfindungen, von Bildern, welche die Empfindungen wieder hervor-rufen, von W\u00fcnschen, welche sie von neuem erregen, und von Bewufst-seinszust\u00e4nden, welche sich mit jenen mehr oder weniger eng verbinden.\u201c Die Eigenschaften der vierten Klasse sind \u201eKombinationen von mehreren Z\u00fcgen, welche den vorhergehenden Klassen entlehnt sind. Die Empf\u00e4nglichkeit schliefst eine gewifse Eigenliebe in sich, den Wunsch, von sich selbst oder von anderen geachtet zu werden. Sie setzt auch eine ziemlich lebhafte Empfindlichkeit der Elemente voraus.\u201c\nIm zweiten Teile der Abhandlung werden einige n\u00fctzliche Anweisungen f\u00fcr das Studium der Formen des Charakters gegeben.\nMax Giessler (Erfurt).","page":428}],"identifier":"lit15598","issued":"1894","language":"de","pages":"427-428","startpages":"427","title":"Roetteken: Kleists Penthesilea. Zeitschr. f. vergleichende Literaturgeschichte, N. F. VII, S. 28\u201348","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:08:14.910222+00:00"}