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{"created":"2022-01-31T16:18:00.191006+00:00","id":"lit15601","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Tschisch","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 429-430","fulltext":[{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n429\nKoch. Die Frage nach dem geborenen Verbrecher. Ravensburg, Otto Maier. 1894. 53 S.\nKoch wendet sich gegen die Lehre Lombrosos, dafs es den Ge-wohnheits-, Gelegenheit^- und Leidenschaftsverbrechern gegen\u00fcber einen geborenen Verbrecher (delinquente nato) giebt, der als Homo delinquens (uomo delinquente) eine Variet\u00e4t des Homo sapiens darstellt, einen besonderen Menschentypus bildet, der erzeugt ist durch Atavismus, gekennzeichnet durch bestimmte k\u00f6rperliche und geistige Merkmale. Koch w\u00e4hlte aus seiner grofsen Sammlung 40 Sch\u00e4del, ohne ihre Provenienz zu wissen, einfach nach der Gr\u00f6fse und Zahl der Degenerationszeichen aus und kommt danach zahlenm\u00e4fsig zum Schlufs, dafs die angeblich charakteristischen Merkmale des Verbrechersch\u00e4dels f\u00fcr diesen gar nicht charakteristisch sind. Bisher ist kein einzelnes Degenerationszeichen und keine Versammlung von solchen gefunden, das oder die spezifisch w\u00e4ren f\u00fcr den Verbrecher. \u2014 Koch teilt dann die Verbrecher ein in GelegenheitsVerbrecher und habituelle Verbrecher. Die letzteren, um die es sich ja nur handelt, sind teils geistig gesund, teils psychopathisch. Die psychopathischen habituellen Verbrecher sind entweder geisteskrank oder psychopathisch minderwertig. Beide Formen sind entweder angeboren oder erworben. Koch kennt demnach keine Varietas delinquens im Sinne Lombrosos, er glaubt nicht, dafs der \u201egeborene Verbrecher\u201c r\u00fcckf\u00e4llig und unverbesserlich ist durch eine ihm eigene besondere, aber normale Hirnorganisation, ein gesundes Gehirn, das nur eben physiologischerweise variiert ist. Koch erkennt an andererseits einen geborenen, wie einen gewordenen Verbrecher spezifischer Art, einen solchen Verbrecher aber nur als krank, und auch dann als einen kranken und in einer spezifischen Weise gesch\u00e4digten Menschen, wenn er nicht geisteskrank, sondern blofs psychopathisch minderwertig ist.\nUmpfenbach (Bonn).\nW. v. Dehn. Vergleichende Pr\u00fcfungen \u00fcber den Haut- und Geschmackssinn bei M\u00e4nnern und Frauen verschiedener St\u00e4nde. Dissert. Dorpat. 1894.\nEs wurden diese Pr\u00fcfungen angestellt bei 4 Damen aus der Gesellschaft, 9 Studenten und Doctores der Medicin, 10 W\u00e4rtern der hiesigen psychiatrischen Klinik und 9 W\u00e4rterinnen, die auch hier angestellt waren.\nGepr\u00fcft wurden:\n1.\tDer Orts- oder Raumsinn und zwar mit dem WEBERSchen Zirkel an 18 K\u00f6rperstellen mit Ausnahme der gebildeten Damen, wo nur 10 Stellen untersucht werden konnten. Die Gr\u00f6fse des Zirkelabstandes f\u00fcr die Empfindungskreise war diejenige, wie sie Weber angegeben hat.\n2.\tDer Temperatursinn wurde gepr\u00fcft mittelst Thermometern, die in Metallcylindern staken. In diese Cylinder wurde Glycerin (als schlechter W\u00e4rmeleiter) hineingethan und hierauf dieselben in warmem Wasser erw\u00e4rmt. 3 Sekunden lang wurde jedes Instrument auf der zu untersuchenden Stelle gehalten und zwar zuerst das eine und gleich darauf das andere. Die Temperaturen, mit denen gearbeitet wurde, schwankten","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nIdtteraturbericht.\nzwischen 26\u2014300 C. Die Differenz zwischen beiden Thermometern betrug heim Untersuchen\ndes R\u00fcckens 1\u00b0 C der Fingerkuppe | der Lippe\tJ \u00ae\ndes Unterarmes 0,5\u00b0 C.\n3.\tDer Drucksinn wurde mit dem EuLKNKURGSchen Bar\u00e4sthesiometer gepr\u00fcft. Das Gewicht, von dem man ausging, betrug 200 gr. Der Druck wurde um des urspr\u00fcnglichen Gewichtes vermehrt. Es wurden im ganzen 4 K\u00f6rperstellen untersucht:\n1.\tDorsalseite der II. Phalanx des Mittelfingers,\n2.\tDorsalseite des Unterarmes,\n3.\tLippe,\n4.\tR\u00fccken (Interskapularraum).\n4.\tDie elektrische Hautpr\u00fcfung geschah mittelst Induktionsstromes eines Hirschmann sehen Tisches. Die Entfernung beider Spiralen eines DuBOisschen Schlittenapparates diente als Mafs. Armiert waren die Pole mit einer Plattenelektrode und einer Erb sehen Elektrode, an der sich eine Vorrichtung befand, mittelst welcher man einen immer gleich-m\u00e4fsigen Druck aus\u00fcben konnte.\n5.\t\u00dcber die zur Pr\u00fcfung des Geschmackssinnes angewandten L\u00f6sungen cf. Vierordt (Physiol. Tab.) und Ziehen (Physiol. Psych.).\nBei allen Untersuchungen wurde gearbeitet nach der Methode der falschen und richtigen F\u00e4lle.\nDiese Untersuchungen ergaben folgende Resultate:\nA. Unterschied der Geschlechter.\n1.\tSowohl hei Gebildeten wie bei Ungebildeten besitzt die Frau einen besser entwickelten Temperatursinn und eine feinere Empfindung f\u00fcr den elektrischen Reiz, sie wird durch denselben leichter schmerzhaft ber\u00fchrt als der Mann; auch der Geschmackssinn ist bei ihr feiner. Alle diese Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern sind bei den Ungebildeten gr\u00f6fser als hei den Gebildeten.\n2.\tDer Raumsinn ist unter den Ungebildeten hei den Frauen besser entwickelt; bei den Gebildeten l\u00e4fst sich hier kein Unterschied der Geschlechter nachweisen.\n3.\tDer Drucksinn ist hei beiden Geschlechtern gleich gut entwickelt.\nB. Unterschied der Bildung.\n4.\tDer gebildete Mann steht auf allen hier untersuchten Gebieten der sensiblen Sph\u00e4re \u00fcber dem ungebildeten Manne.\n5.\tUnter den Frauen stehen sich die gebildeten und die ungebildeten gleich; der einzige deutliche Unterschied scheint der zu sein, dafs die ungebildete Frau den faradischen Strom fr\u00fcher empfindet als die gebildete.\nv. Tschisch (Dorpat).","page":430}],"identifier":"lit15601","issued":"1894","language":"de","pages":"429-430","startpages":"429","title":"W. v. Dehn: Vergleichende Pr\u00fcfungen \u00fcber den Haut- und Geschmackssinn bei M\u00e4nnern und Frauen verschiedener St\u00e4nde. Dissertation, Dorpat 1894","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:00.191011+00:00"}