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{"created":"2022-01-31T16:22:27.958406+00:00","id":"lit15613","links":{},"metadata":{"alternative":"Handbuch der physiologischen Methodik, Erster Band: Allgemeine Methodik. Protisten, wirbellose Tiere, physikalische Chemie. Stoff- und Energiewechsel, Erste Abteilung: Allgemeine Methodik I","contributors":[{"name":"Pawlow, I.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Handbuch der physiologischen Methodik, Erster Band: Allgemeine Methodik. Protisten, wirbellose Tiere, physikalische Chemie. Stoff- und Energiewechsel, Erste Abteilung: Allgemeine Methodik I, edited by Robert Tigerstedt, 1-64. Leipzig","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"I.\nAllgemeine Technik der physiologischen Versuche\nund Vivisektionen\nvon\nJ. Fawlow in St. Petersburg.\n(Mit 25 Figuren.)\nI. Allgemeines \u00fcber die physiologischen Operationen.\nUm die Funktion und die Bedeutung dieses oder jenen Teils f\u00fcr den ganzen Organismus zu bestimmen, ist man nicht selten gezwungen, den betreffenden Teil zu zerst\u00f6ren oder aus dem Tier zu entfernen.. Aus den danach erscheinenden Abweichungen, vom normalen Verhalten lassen sich Schl\u00fcsse ziehen \u00fcber die Rolle und \u00fcber die Bedeutung des beseitigten Organs. Das Zerst\u00f6ren oder Entfernen von Organen, welches das Klarwerden \u00fcber ihre Funktion im Auge hat, ist ein ganz gew\u00f6hnliches physiologisches Verfahren. Dank ihm hat sich die Physiologie in der Vergangenheit um viele wertvolle Tatsachen bereichert und sie hat allen Grund, es auch in der Zukunft mit gro\u00dfem Vorteil anzuwenden.\nAber um zu gewissen Schl\u00fcssen zu berechtigen, mu\u00df diese Operation durch die sogenannten Kontrollversuche erg\u00e4nzt werden. In den physiologischen Versuchen hat es der Forscher mit einer solchen Verkettung von verschiedenartigen unbestimmten Momenten zu tun, da\u00df das Resultat des Versuchs nicht als ganz und unmittelbar auf die Sache bez\u00fcglich betrachtet werden kann. Wenn ein Organ vernichtet oder ausgeschnitten wird, so werden dabei viele andere Organe gesch\u00e4digt, es bilden sich f\u00fcr diese letzteren neue Umst\u00e4nde (die Ausschaltung des gegebenen Organs nicht mit eingerechnet), so da\u00df die Abweichungen, welche nach der Exstirpation beobachtet werden, die Folge der genannten Umst\u00e4nde sein k\u00f6nnen und nicht der Entfernung des Organs. Daher m\u00fcssen die m\u00f6glichen Nebenwirkungen, welche beim Entfernen eines Organs stattfinden, vorher bedacht werden und jede von ihnen mu\u00df in einem speziellen Versuche erprobt werden. Wie furchtbar schwer es aber oft ist, sich \u00fcber diese Einfl\u00fcsse bewu\u00dft klar zu werden, zeigen uns die nicht selten vorkommenden F\u00e4lle, wo zwei genaue Forscher, wenn sie ein und denselben Versuch wiederholen, selbst wenn sie sich gegenseitig durch Briefwechsel zu helfen suchen, doch zu verschiedenen Resultaten gelangen. Und nur wenn der Versuch in Gegenwart des anderen wieder Tigerstedt, Handb. d. pliys. Methodik I, 1.\t1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2 J. Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nvorgenommen wird, l\u00e4\u00dft sich endlich irgendeine Einzelheit entdecken, welche die Ursache des Widerspruchs war. Angesichts dessen wird zuweilen die Form des, so zu sagen, en gros-Ausschlie\u00dfens aller Nebenwirkungen vorgezogen. Dieses wird dadurch erreicht, da\u00df man an einem anderen Tier nach M\u00f6glichkeit bis zu den kleinsten Einzelheiten dasselbe vornimmt mit Ausnahme der Entfernung des Organs. So ein Kontrollversuch ist eine charakteristische Sondereigenschaft des physiologischen \"Forschens. Wenn der Physiker alle Momente, welche sich an der gegebenen Erscheinung beteiligen, aufz\u00e4hlen und auch quantitativ den Grad ihrer Beteiligung in der hervorgerufenen Gesamterscheinung bestimmen kann, so 'ist der Physiologe kaum jemals in einer so g\u00fcnstigen Lage und greift, oh 'er will oder nicht, zur Hilfe des Kontrollversuchs.\nDer Umstand, da\u00df das physiologische Experimentieren so h\u00f6chst kompliziert ist, verpflichtet den Forscher, nicht auf dem nach der ersten Methode erhaltenen Resultate stehen zu bleiben, sondern weiter zu gehen und wenn m\u00f6glich, die umgekehrte Sachlage durch verst\u00e4rkte Reizung des gegebenen Organs, des gegebenen Teils, zu erhalten. Wenn diejenigen Funktionen, welche mit der Entfernung eines Organs verschwunden sind, sich an einem anderen Tier bei Reizung dieses Organs mit gr\u00f6\u00dferer Intensit\u00e4t und in gr\u00f6\u00dferen Dimensionen \u00e4u\u00dferin so bekommt die Folgerung \u00fcber die Rolle dieses Organs desto gr\u00f6\u00dfere \u00dcberzeugungskraft.\nNat\u00fcrlich beschr\u00e4nkt sich die Untersuchung in denjenigen F\u00e4llen, in welchen sich Hindernisse anatomischen oder physiologischen Charakters bieten, entweder aufs eine oder aufs andere Verfahren.\nDie weitere beinahe unendliche physiologische Aufgabe ist es, die physiologische Erscheinung zu erforschen, ihren Zusammenhang, ihren Verlauf und ihre Abh\u00e4ngigkeit von irgendwelchen \u00e4u\u00dferen oder inneren, im K\u00f6rper entstehenden Bedingungen festzustellen und schlie\u00dflich als Ideal alles auf physikalisch-chemische Kr\u00e4fte zur\u00fcckzuf\u00fchren. Zum L\u00f6sen dieser Aufgabe ist beinahe immer das Operieren am lebendigen Tier erforderlich und das haupts\u00e4chlich aus zwei Gr\u00fcnden. Erstens um diejenige Erscheinung, welche beobachtet wird, der Beobachtung, der Messung und dem Versuch zug\u00e4nglich zu machen, sei es mit Hilfe verschiedenartiger Instrumente oder ohne diese. Zweitens mit der Absicht, das gegebene Organ vor der Einwirkung anderer Organe zu beh\u00fcten, anders k\u00f6nnten sich in der Erscheinung, welche erforscht wird, noch andere Einfl\u00fcsse erweisen, au\u00dfer denjenigen, welche wir im gegebenen Moment wissentlich zulassen.\nDie Verfahren beim Operieren sind sehr vielgestaltig und k\u00f6nnen nur zum Teil systematisiert werden. Dieses ist vorzugsweise der Kampfplatz der Beobachtungs- und Erfindungsgabe der einzelnen Autoren. Auf diesem Gebiet wurde stets und wird noch jetzt die gr\u00f6\u00dfte Zahl der Fehler begangen, aber auf diesem Punkt wurden auch ganz besonders gl\u00e4nzende Siege davon-getragen.\nIn erster Reihe kommen nat\u00fcrlich die Vorsichtsma\u00dfregeln gegen die Einmischung psychischer Prozesse. Diese Einmischung wird durch die Exstirpation der Gro\u00dfhirnhemisph\u00e4ren und auch durch das Durchschneiden des zentralen Nervensystems \u00fcber oder unter dem verl\u00e4ngerten Mark beseitigt. Im letzteren Falle wird aber die Wirkung psychischer Prozesse auf die","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Allgemeines \u00fcber die physiologischen Operationen.\n3\nphysiologischen Erscheinungen des Kopfes nicht ausgeschlossen. Alle diese Operationen garantieren den Forscher vor der noch nicht analysierbaren Einmischung der T\u00e4tigkeit des Bewu\u00dftseins und des Willens vom Tiere, und bringen Bequemlichkeiten f\u00fcr das weitere Operieren mit sich (Abwesenheit von Geschrei, Protestbewegungen von seiten des Tiers usw.).\nDasselbe erreicht man durch die Anwendung verschiedentlicher Narkotika, wenn ihre physiologische Allgemeinwirkung dem speziellen Ziel des Versuchs nicht widerspricht.\nIm einzelnen garantiert man sich vor den Bewegungen des Tiers als vor einer T\u00e4tigkeit, welche einen vielseitigen Einflu\u00df auf verschiedene Funktionen haben kann (bald auf mechanischem, unmittelbarem Wege, bald auf reflektorischem Wege l\u00e4ngs den sensiblen Fasern des Bewegungsapparates) durch die Anwendung des Gifts Kurare, welches die peripheren Enden der motorischen Nerven paralysiert.\nIn beiden F\u00e4llen, sowohl beim Durchschneiden des B\u00fcckenmarks unter dem verl\u00e4ngerten Mark als auch beim Kurarisieren, erh\u00e4lt man den besonderen Vorteil, da\u00df der selbst\u00e4ndige Atemproze\u00df ausgeschlossen wird; die Ver\u00e4nderungen desselben k\u00f6nnen n\u00e4mlich wichtige Erscheinungen im Gesamtorganismus hervorrufen; der nat\u00fcrliche Proze\u00df des Atmens wird dabei durch das einf\u00f6rmige k\u00fcnstliche Atmen ersetzt.\nDa das Nerven- und das Gef\u00e4\u00dfsystem allgemeine Systeme des ganzen K\u00f6rpers sind, so ist es verst\u00e4ndlich, da\u00df oft die Notwendigkeit entsteht, die Verbindung des zu untersuchenden Organs mit diesen oder jenen Organen oder mit dem ganzen Organismus im Bereich eines oder des anderen Systems oder beider zugleich zu unterbrechen. Was das Nervensystem anbetrifft, so sind die verschiedenartigsten Durchschneidungen sowohl verschiedener Abteilungen des zentralen Nervensystems als auch der peripheren Nerven gebr\u00e4uchlich. Aus anatomischen Gr\u00fcnden erweist sich die Aufgabe oft als sehr schwierig. So z. B. verlaufen die Nerven oft nicht in gesonderten, leicht erreichbaren St\u00e4mmchen, sondern in den W\u00e4nden von Blutgef\u00e4\u00dfen oder in der Masse von Organen, und zwar solchen Organen, in denen sie nicht pr\u00e4pariert werden k\u00f6nnen, und nur durch das Durchschneiden der Gef\u00e4\u00dfe oder der Organe kann das Ziel, welches man sich gesetzt hat, die Nervenisolierung, erreicht werden.\nDas Isolieren von seiten der Blutzirkulation wird dadurch bewerkstelligt, da\u00df man entweder bald zeitweise, bald f\u00fcr immer die nat\u00fcrliche Blutzirkulation aufhebt oder sie durch eine k\u00fcnstliche ersetzt, und auch dadurch, da\u00df man einen bestimmten Blutstrom in ein anderes Bett ableitet.\nDer h\u00f6chste Ausdruck der analytischen Tendenz, ein jedes Organ au\u00dferhalb des Einflusses anderer Organe zu untersuchen, ist die Methode des v\u00f6lligen Entfernens des Organs aus dem Organismus und das Schaffen von Bedingungen, welche dessen Leben f\u00f6rdern. Angesichts der besonderen Wichtigkeit dieser Versuchsform und der gro\u00dfen Ausbreitung, welche sie in der letzten Zeit erhalten hat, wird ihr in diesem Buch ein besonderer Artikel von einem anderen Verfasser gewidmet.\nAlle oben angef\u00fchrten Vivisektionsformen, mit Ausnahme einiger F\u00e4lle von Exstirpation von Organen und vom Anlegen einiger Fisteln, bilden den sog. akuten Versuch, d. h. sie betreffen das eben operierte Tier. Aber der\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4 J. Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nakute Versuch, welcher uns eine Menge physiologischer Kenntnisse ergeben hat und, man kann sagen, t\u00e4glich ergibt, ist mit vielen bedeutenden Schwierigkeiten verbunden und birgt sogar oft ernste Gefahren in sich. Jegliches Operieren, jedes Vergiften, welche zu Anfang mit dem Tier vorgenommen werden, ist der Grund einer mehr oder weniger starken Verunstaltung oder Abschw\u00e4chung dieser oder jener Funktionen des K\u00f6rpers. Nat\u00fcrlich hat man das meistenteils im Auge und im einzelnen wird das vorbereitende Verfahren (Narkose, Kurare oder verschieden^ Durchschneidungen des zentralen Nervensystems) je nach der speziellen Aufgabe des Versuchs variiert. Aber oft wird der sch\u00e4dliche Einflu\u00df des Operierens zu einem ernsten, schwer zu beseitigenden \u00dcbel, und was besonders wichtig ist, zu einem \u00dcbel, dessen man sich trotz aller Aufmerksamkeit nicht bewu\u00dft wird.\nAls altes Beispiel des sch\u00e4dlichen Einflusses vom Operieren dient die schwache Erregbarkeit des unteren Abschnittes vom R\u00fcckenmark direkt nach dessen Durchschneidung auf verschiedenen H\u00f6hen, sogar beim Frosch. Man mu\u00df einige Zeit abwarten: beim Frosch Minuten, bei S\u00e4ugetieren Stunden, Tage, ja sogar, wie Goltz es zul\u00e4\u00dft, ganze Wochen, damit sich diejenigen Funktionen, als deren Sitz aber zweifellos das R\u00fcckenmark angesehen werden mu\u00df, \u00e4u\u00dfern.\nAls neuerer Beweis f\u00fcr die \u00e4u\u00dferst sch\u00e4dliche Wirkung des anf\u00e4nglichen Operierens auf den Verlauf des Versuchs kann die Frage \u00fcber die Innervation der Magendr\u00fcsen dienen. Zahlreiche Versuche an eben operierten Tieren brachten viele und kompetente Forscher zu einem negativen Resultat; es wurde mit Bestimmtheit behauptet, da\u00df die von au\u00dfen an den Magen herankommenden Nerven nicht den geringsten Einflu\u00df auf die Sekretion der Magendr\u00fcsen besitzen. Aber unter anderen Umst\u00e4nden zeigte sich die Sache in einem ganz anderen Lichte. Wenn ein Tier zum endg\u00fcltigen Versuch teils einige Wochen, teils einige Tage vorher vorbereitet wird, so da\u00df am Versuchstage keine neue .Operation vorgenommen wird, so ruft die Reizung des peripheren Endes des Vagus Magensaftsekretion hervor, ebenso wie die Reizung der Chorda tympani Speichelsekretion hervorruft.\nWas den Mechanismus dessen anbetrifft, wie die Organe in ihrer T\u00e4tigkeit gesch\u00e4digt werden, so ist er, abgesehen vom Vergiften, noch lange nicht klar gelegt, und deshalb gewinnt diese Seite des akuten Versuchs desto gr\u00f6\u00dfere Wichtigkeit. Vor allem erweist es sich, da\u00df zweifellos der sch\u00e4dliche Einflu\u00df der Operation in vielen F\u00e4llen nicht mit dem unmittelbaren Traumatisieren des gegebenen Organs verbunden ist, so da\u00df der Einflu\u00df der Operation ein fernwirkender Einflu\u00df ist. In diesen F\u00e4llen griff man, besonders in fr\u00fcheren Zeiten, oft zum unbestimmten Worte Shock. Zur gegenw\u00e4rtigen Zeit entwickelt sich eine mehr konkrete Vorstellung \u00fcber diese Erscheinung. Die Erscheinung, welche uns besch\u00e4ftigt, wird als Hemmungserscheinung betrachtet und somit in eine Reihe mit bestimmten physiologischen Erscheinungen gestellt. Und man kann nicht daran zweifeln, da\u00df in vielen F\u00e4llen guter Grund zu so einer Ansicht vorhanden ist. In der jetzigen Physiologie gibt es so viele Beispiele daf\u00fcr, da\u00df die T\u00e4tigkeit der Organe von zweien, ihrer Funktion nach entgegengesetzten Nerven, einem erregenden und einem hemmenden, aufhaltenden 'Nerven geregelt wird. Hieraus ist es ersichtlich, da\u00df nichts Merkw\u00fcrdiges darin ist, wenn man","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Allgemeines \u00fcber die physiologischen Operationen.\n5\nvoraussetzt, da\u00df verschiedene hemmende Nerven aufs Operieren als auf einen komplizierten mechanischen und chemischen Reiz, bald direkt, bald reflektorisch reagieren.\nEs gibt direkte Tatsachen, welche beweisen, da\u00df die hemmenden Nerven f\u00fcr mechanische Reize besonders empfindlich sind. So k\u00f6nnen mit Hilfe des mechanischen Reizes vasodilatorische Fasern in Nerven, wo sie mit ihren Antagonisten den Vasokonstriktoren vermischt sind, leicht nachgewiesen werden. Es ist nicht unm\u00f6glich, da\u00df bei gro\u00dfen L\u00e4sionen, d. h. wenn die Verh\u00e4ltnisse lebensgef\u00e4hrlich werden, der Organismus gleichsam mit Vorbedacht die T\u00e4tigkeit vieler anderer Organe bremst, sei es mit der Absicht, sich auf der Verteidigung des bedrohten Punktes zu konzentrieren, sei es, um im Ruhestande dem Verderben der Organe unter unnormalen und schwierigen Verh\u00e4ltnissen vorzubeugen.\nEin anderer Umstand, von dem man mit Recht sagen kann, da\u00df er bei der sch\u00e4dlichen Wirkung des Operierens mitwirkt, ist die St\u00f6rung der Blutzirkulation der Organe. Diese kann am Totalorganismus mit Leichtigkeit par distance auf reflektorische Weise vor sich gehen; da\u00df bei sensiblem Reize eine An\u00e4mie gewisser Organe eintritt, ist ein allbekanntes Faktum. Andererseits gibt es Versuche, die da zeigen, was f\u00fcr ein starkes pathologisches Moment f\u00fcr einige Organe sogar eine kurzdauernde An\u00e4mie ist.\nEs ist verst\u00e4ndlich, da\u00df die Wirkung der Operation beim Isolieren lebendiger Organe um so mehr hervortritt, da hier grobes Traumatisieren stattfinden kann und die Blutzirkulation, wenn auch f\u00fcr kurze Zeit, ganz aufh\u00f6rt.\nSchlie\u00dflich mu\u00df die Kritik des akuten Versuchs folgenden sehr wichtigen Umstand im Auge haben. Der akute Versuch kann mit diesen oder jenen Vorsichtsma\u00dfregeln meist bequem den Zielen der physiologischen Analyse, d. h. der allgemeinen Aufkl\u00e4rung \u00fcber die Funktionen des gegebenen Teils des Organismus und \u00fcber deren Bedingungen dienen. Aber wann, wie und in welchem Ma\u00dfe sich die T\u00e4tigkeit der einzelnen Teile im normalen Gange der lebenden Maschine verketten \u2014 und dieses bildet den Inhalt der physiologischen Synthese \u2014\u2022 das ist schon oft schwer oder geradezu unm\u00f6glich aus den Angaben des akuten Versuchs abzuleiten, denn die Versuchsanordnung (die Narkose, das Kurarisieren und verschiedenartiges Operieren) ist unumg\u00e4nglich mit einer gewissen Verletzung des normalen Verlaufs der Vorg\u00e4nge im Organismus verbunden.\nAuf diese Art ist es, um tadellose analytische Angaben zu erhalten, in vielen F\u00e4llen, f\u00fcr synthetische beinahe immer, n\u00f6tig von einem im gegebenen Augenblick m\u00f6glichst normalen Organismus auszugehen. Und dieses ist nur in dem Falle zu erreichen, wenn das Tier durch vorhergegangene Operationen gewissen Beobachtungen und Versuchen zug\u00e4nglich gemacht wird. Hier \u00f6ffnet sich dem chirurgischen Scharfsinn ein weites Feld \u2014 durch eine Reihe von Operationen, welche durch Tage und Wochen voneinander getrennt sind, soll ein Tier pr\u00e4pariert werden, an welchem zum Schlu\u00df eine gewisse Frage bei minimalem frischem L\u00e4dieren oder ganz ohne dieses entschieden werden kann.\nHierher geh\u00f6ren verschiedenartige Zerst\u00f6rungen verschiedener Teile des zentralen Nervensystems, Durchschneidungen peripherer N erven, Exstirpationen","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6 J. I'aw low. Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nvon Organen, verschiedene Verfahren, um Sekrete nach au\u00dfen zu.leiten, usw. Die Beobachtungen und Versuche werden in allen diesen F\u00e4llen erst dann vorgenommen, wenn sich die zuf\u00e4lligen und indirekten Folgen des Operierens schon ausgeglichen haben. Die chronischen Versuche werden nicht nur milder Absicht vorgenommen, um sich des sch\u00e4dlichen Einflusses des frischen Operierens zu entledigen, sondern haben in vielen F\u00e4llen zur Aufgabe, diejenigen Folgen aufzukl\u00e4ren, welche sich im Laub der Zeit, nach irgendeinem operativen Einflu\u00df entwickeln, oder die Wirkung irgendeines oft wiederholt oder andauernd wirkenden Agens zu untersuchen. Solche Versuche gehen sowohl von Physiologen, Pathologen und Pharmakologen als auch von professionellen Chirurgen aus. Letztere untersuchen, was hinsichtlich des Operierens \u00fcberhaupt erf\u00fcllbar ist, was f\u00fcr Gefahren und Komplikationen sie zu f\u00fcrchten haben.\nNat\u00fcrlich k\u00f6nnen viele chronische Versuche an Tieren ohne die geringste L\u00e4sion von statten gehen, so z. B. die Versuche \u00fcber den Gas- und StickstofFwechsel, viele pharmakologische und verschiedene andere Versuche.\nMan verwendet zum Operieren sehr verschiedenartige Tiere. Nur in einem Teil der Versuche bestimmt es der Zufall: was da ist, was bequem bekommen wird, was billig ist, das wird auch vorgezogen. Der Gebrauch verschiedenartiger Tiere und die Wahl zwischen ihnen haben meistenteils ihre ernsten Gr\u00fcnde. Erstens wird nat\u00fcrlich vieles durch die anatomische Seite der Sache bestimmt. Es wird das gew\u00e4hlt, was seinem Umfang nach passend ist; so z. B. werden zu Versuchen mit dem Einstellen von Kan\u00fclen in verschiedene Gef\u00e4\u00dfe und Ausf\u00fchrungsg\u00e4nge der Dr\u00fcsen gr\u00f6\u00dfere Tiere genommen \u2014 Kaninchen, Hunde.\nAu\u00dfer den Dimensionen haben Eigenheiten der anatomischen Einrichtung, welche bei einer Tierart eine gewisse Operation zulassen und sie bei einer anderen Tierart ungemein erschweren oder sogar ganz ausschlie\u00dfen, einen wesentlichen Einflu\u00df auf die Wahl. Oft erweisen sich diese anatomischen Variationen als ein gl\u00fccklicher Fund, der zu wichtigen Entdeckungen f\u00fchrt. Der Nervus depressor der Kaninchen, eines der wichtigsten Elemente der Innervation des Blutzirkulationssystems, kann hierf\u00fcr als gutes Beispiel dienen.\nVerschiedene Fragen \u00fcber die Selbst\u00e4ndigkeit einer oder der anderen Funktion, besonders im Bereiche des Nervensystems, welche mit Hilfe andersartigen Verfahrens nur mit einer gr\u00f6\u00dferen oder geringeren Wahrscheinlichkeit gel\u00f6st werden k\u00f6nnen, h\u00f6ren erst dann auf Fragen zu sein, wenn komplizierte Funktion bei irgendeiner Art sich als, so zu sagen anatomisch zerst\u00fcckelt, isoliert erweist.\nAber die Auswahl der Tiere f\u00fcrs gegebene Experiment wird nicht weniger, wenn nicht noch mehr, durch die physiologischen Eigenheiten der gegebenen Tierart bestimmt. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die kaltbl\u00fctigen Tiere besonders stark von den warmbl\u00fctigen. Genaue und systematische Untersuchungen der allgemeinen Eigenschaften der Nerven, der quergestreiften Muskeln und des Herzens konnten haupts\u00e4chlich an Fr\u00f6schen, deren Gewebe_ sich durch h\u00f6chste Lebensf\u00e4higkeit auszeichnen, vorgenommen werden. \u00dcberhaupt wird im Tierreiche eine \u00e4u\u00dferste Verschiedenartigkeit im Verhalten des Oi\u2019ganismus zu verschiedenen Operations-","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Allgemeines \u00fcber die physiologischen Operationen.\n7\nverfahren (verschiedenartige L\u00e4sionen, Exstirpationen von Organen) zu verschiedenen physikalischen und chemischen Agentien und schlie\u00dflich zu den Mikroorganismen bemerkt. Es kommt vor, da\u00df sich sogar Arten derselben Gattung im gesagten Sinne unterscheiden, so z. B. die Rana esculenta und die Rana temporaria. Bei solch einer Sachlage ist es verst\u00e4ndlich, da\u00df die Untersuchung am h\u00e4ufigsten an solchen Tieren vorgenommen wird, an denen ein positives Resultat erhalten werden kann.\nAber auch das Untersuchen der Tiere, die sich negativ verhalten, ist oft von h\u00f6chstem Nutzen, da es die Bedingungen der gegebenen physiologischen Erscheinung vollst\u00e4ndiger aufkl\u00e4rt und folglich zum gr\u00fcndlicheren Verst\u00e4ndnis dieser Erscheinung beitr\u00e4gt.\nNach allem Gesagten wird es verst\u00e4ndlich, da\u00df die Pharmakologie als der Teil der Physiologie, welcher das Verhalten des tierischen Organismus zu verschiedenen chemischen Agentien erforscht, sich nicht mit einer irgendwelcher Tierart begn\u00fcgt, sondern sich gew\u00f6hnlich zur Regel macht, ein und denselben Stoff an einer ganzen Reihe von Tieren zu untersuchen.\nEs ist unm\u00f6glich, der psychischen Eigenschaften der Tiere nicht zu erw\u00e4hnen. Es mu\u00df mit Schmerz anerkannt werden, da\u00df das beste Haustier des Menschen, der Hund, gerade dank seiner hohen geistigen Entwicklung am \u00f6ftesten das Opfer des physiologischen Experiments ist. Nur durch die Not wird man dazu bewogen, an Katzen \u2014 an ungeduldigen, schreienden, b\u00f6sen Tieren, Versuche zu machen. Bei chronischen Versuchen, wenn das operierte Tier, nachdem es sich von der Operation erholt hat, zu langdauernden Beobachtungen dient, ist der Hund unersetzlich \u2014 sogar mehr, er ist im h\u00f6chsten Grade r\u00fchrend. Er ist gleichsam ein Teilnehmer der Versuche, die an ihm vollzogen werden, und tr\u00e4gt durch seine Verst\u00e4ndigkeit und Bereitwilligkeit ungemein viel zum Erfolg der Untersuchung bei. Nur ein grausamer Mensch k\u00f6nnte so ein Tier sp\u00e4ter zu einem anderen Versuch, der mit Schmerzen und mit dem Tode verbunden ist, verwenden.\nDas h\u00e4ufigste Versuchstier nach dem Hunde ist das Kaninchen \u2014- ein sanftes passives Tier, welches nur selten schreit und protestiert.\nAus diesen Gr\u00fcnden mu\u00df man es als einen sehr gro\u00dfen Fortschritt betrachten, da\u00df die Zahl verschiedener Arten Tiere, welche zu physiologischen Experimenten benutzt werden, in der letzten Zeit best\u00e4ndig und in gro\u00dfem Ma\u00dfe zunimmt, insbesondere Dank den Arbeiten in den wissenschaftlichen maritimen Stationen.\nBeim Benutzen der Tiere ist es notwendig, au\u00dfer auf die Art des Tieres noch auf verschiedene Momente im Leben der einzelnen Exemplare acht zu geben: aufs Alter, auf die Jahreszeit, auf satten oder hungrigen Zustand, auf die Schwangerschaft usw. So ist es festgestellt, da\u00df bei Neugeborenen in dqp ersten Tagen des extrauterinen Lebens viele zentrifugale Hemmungsnerven ganz unentwickelt sind. Hunde \u00fcberstehen schlecht schwere Operationen, wenn sie in strengen Wintern, wie die russischen Winter es sind, bis kurz vor der Operation auf dem Hof bleiben usw.\nAngesichts alles oben Gesagten werden folgende Regeln, welche jeder, der Versuche an Tieren macht, beobachten mu\u00df, leicht verst\u00e4ndlich sein.\nEs ist n\u00f6tig, stets aufs sorgf\u00e4ltigste in jedem Versuch die geringsten Versuchsbedingungen zu bemerken. Es kann Vorkommen, da\u00df sogar irgend-","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8 J. Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\neine beil\u00e4ufige, rein \u00e4u\u00dferliche Bedingung sich f\u00fcr das Grundresultat des gegebenen Versuchs als ausschlaggebend erweist.\nBeim physiologischen Forschen kann man sich, allgemein gesagt, nicht mit einer geringen Anzahl von Versuchen begn\u00fcgen. Wie oft \u00e4ndert sich das Resultat des Versuchs schroff von einem Versuch zum andern, bis der Untersucher des Gegenstands, d. h. aller Bedingungen der gegebenen Erscheinung habhaft wird. Gro\u00dfe Entt\u00e4uschungen erwarten den unerfahrenen Experimentator, wenn er irgendwas kategorisch auf Grund einer oder zweier Versuche behaupten wird. Andererseits werden sogar alte Experimentatoren durchs Nichtgelingen eines augenscheinlich unumg\u00e4nglichen Resultats nicht selten zur Verzweiflung gebracht \u2014 und dieses kommt von der Einmischung der geringsten Bedingungen. Und die \u00dcberzeugung von der Macht dieser geringsten Versuchsbedingungen macht es, da\u00df viele Autoren nicht mit einem Worte derjenigen ihrer Arbeiten erw\u00e4hnen, in denen sie zu negativen Resultaten gekommen sind. Die Summe derjenigen Bedingungen, welche das physiologische Resultat bestimmen, ist oft unbestimmt und so gro\u00df, da\u00df nur lange Reihen von Versuchen eine gen\u00fcgende Garantie f\u00fcr den steten Zusammenhang zwischen den untersuchten Erscheinungen bieten.\nAber noch mehr als das Wiederholen ein und desselben Versuchs dient das Variieren des Versuchs, die Ver\u00e4nderung der Versuchsform zur Feststellung des wahren Zusammenhangs zwischen den Erscheinungen. Nur wenn man zwei Erscheinungen unter \u25a0 verschiedenen Umst\u00e4nden produziert hat, kann man schlie\u00dflich die \u00dcberzeugung gewinnen, da\u00df diese Erscheinungen wirklich in kausalem Zusammenhang stehen und nicht von beil\u00e4ufigen, zuf\u00e4llig eine Versuchsanordnung begleitenden Umst\u00e4nden, abh\u00e4ngen.\nDie drei angef\u00fchrten Regeln bilden eine charakteristische Eigenschaft des physiologischen Forschens und unterscheiden es wesentlich vom physikalischen Forschen. Da\u00df das rein physikalische Experimentieren nach rein physikalischen Methoden in der Physiologie nicht selten mi\u00dflingt, ist in der Geschichte der Physiologie kein seltener Fall.\nWas die genauere Technik des Operierens an lebenden Tieren anbetrifft, so teilen sich nat\u00fcrlich alle Operationen in dieser Hinsicht in zwei Gruppen: die Operationen ex tempore, wo das Tier sofort nach der Operation zum Versuche und zu den Beobachtungen dient, und Operationen, in denen sich das Tier vor allem von den verschiedenen Folgen der Verwundung vollkommen erholen mu\u00df und erst Tage, Wochen oder sogar Monate danach das Objekt einer Untersuchung sein kann. F\u00fcr die ersten behalte ich den Namen \u201eVivisektionen\u201c bei und die zweite werde ich \u201echirurgische Operationen\u201c nennen. Diese Einteilung der Operationen wird durch den wesentlichen Unterschied in den Einrichtungen und in den Vorbereitungen, welche jede von diesen Operationsgruppen verlangt, vollkommen gerechtfertigt.\nII. Vivisektionen.\nDie Vivisektion, als \u00e4ltere Operationsmethode mu\u00df, wenn man aus ihr die Methode der v\u00f6lligen Isolation von Organen ausschlie\u00dft, als eine mehr oder weniger' fertig ausgearbeitete, vollkommene Methode betrachtet werden.","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n9\nDie wichtigsten allgemeinen Methoden und die feinsten Details sind in den klassischen Werken von Claude-Bernard, Le\u00e7ons de physiologie op\u00e9ratoire 1879, und E. < 'you. Methodik der physiologischen Experimente und Vivisektionen 1876, gegeben. Letzterer besa\u00df eine pers\u00f6nliche reiche Erfahrung, war Meister der Vivisektionstechnik und war au\u00dferdem gr\u00fcndlich damit vertraut, wie das Vivisezieren im weltber\u00fchmten Laboratorium von Ludwig bestellt war. Deswegen mu\u00df eine gegenw\u00e4rtige Beschreibung der Vivisektionsmethoden durchaus zum gr\u00f6\u00dferen Teil eine Wiederholung der genannten Werke sein und daher ist es vielleicht praktischer, dieselben detalliert dadurch zu erg\u00e4nzen, was die seit dem Erscheinen dieser B\u00fccher durchlebte Zeit mit sich gebracht hat.\nDie wichtigsten Punkte der Vivisektionsmethode sind folgende:\n1.\tDas Greifen und das Fixieren des Tiers f\u00fcr die Vivisektion.\n2.\tDas Narkotisieren und das Immobilisieren des Tiers.\n3.\tDie Regeln f\u00fcrs Sezieren und die Vivisektionsinstrumente.\n4.\tDas k\u00fcnstliche Atmen.\nF\u00fcr die Mehrzahl der physiologischen Experimente mu\u00df das Tier in einer gewissen Lage festgehalten werden und dem Experimentator mu\u00df die M\u00f6glichkeit gegeben werden, bequem und ohne irgendwelche Gefahr f\u00fcr sich beliebige Vivisektionsakte am Tier zu vollziehen und das Tier gen\u00fcgend lange Zeit zu beobachten. Der Vorgang, durch welchen man ein nicht narkotisiertes Tier in eine f\u00fcrs Experimentieren bequeme Lage bringt, zerf\u00e4llt in einige Prozeduren:\n1.\tDas Greifen des Tiers.\n2.\tDie Immobilisierung der Kiefer und das Befestigen des Kopfes des Tiers.\n3.\tDas Festhalten des Tiers in der gew\u00fcnschten Lage.\nDementsprechend k\u00f6nnen die speziellen Apparate, welche in manchen\nF\u00e4llen f\u00fcr jede von diesen Prozeduren gebraucht werden, ebenfalls in einige Gruppen eingeteilt werden:\n1.\tApparate zum Greifen des Tiers.\n2.\tKopf halter und Maulsperren.\n3.\tVivisektionstische, Tr\u00f6ge und Gestelle.\na) Das Greifen des Tiers.\nDie Frage hinsichtlich des gefahrlosen Ergreifens des Tiers entsteht nur bei solchen Tieren, welche einen gewissen Widerstand leisten und gen\u00fcgende Kraft oder spitze Z\u00e4hne oder Krallen u. dergl. besitzen. Die Schwierigkeit, sich eines Tiers zu bem\u00e4chtigen, ist nicht immer mit dessen Gr\u00f6\u00dfe oder Kraft verbunden. So ist das Anbinden einer Katze oder einer Ratte an den Vivisektionstisch oft gef\u00e4hrlicher als das Anbinden eines Hundes oder eines Pferdes. Als eine allgemeine Regel f\u00fcr alle Tiere, die auf einer hohen Stufe der Verstandesentwicklung stehen, mit welchen der Physiologe es zu tun hat (Hund, Katze, Pferd, Kuh u. a. m.), kann ein freundlicher Umgang mit denselben und ein m\u00f6glichst delikates Verfahren beim Festhalten und Anbinden anempfohlen werden. Schon durch freundlichen Um-","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10 J. Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\ngang mit dem geschreckten, in ganz fremde Umst\u00e4nde gelangten Tier gelingt es, sich ihm zu n\u00e4hern, ihm das Maul zuzubinden und den Kopfhalter anzulegen, d. h. sich vor den gef\u00e4hrlichsten Verwundungen zu sichern. Und nur in den F\u00e4llen, wenn man des Tiers nicht habhaft werden kann, sieht man sich gezwungen, zu besonderen Handgriffen \u00fcberzugehen. Diese Handgriffe laufen z. B. bei Hunden darauf hinaus, sich des Nackens zu bem\u00e4chtigen, sei es dadurch, da\u00df man das Tier mit der Hand an der Nackenhaut anpackt, oder sei es, da\u00df man ihm ein besonderes Halsband oder schlie\u00dflich eine Schlinge umwirft, mit deren Hilfe das Tier eine Zeitlang gew\u00fcrgt wird (Cl. Bernard, S. 107).\nEs existieren besondere Zangen f\u00fcr den Nackengriff (pince \u00e0 collier) (Cl. Bernard, S. 108). Es sind lange eiserne Zangen, deren Zweige sich unmittelbar am Halse des Tiers kreuzen, und so einen Ring bilden, in welchen, der Hals des Tiers hineingestellt wird.\nDemselben Ziel k\u00f6nnen zwei St\u00f6cke dienen, an deren Enden je eine Schlinge zum Zuziehen angebracht ist. Diese Schlingen werden dem Hunde um den Hals geworfen und bis zu einem gewissen Grade zugezogen; die St\u00f6cke dienen dazu, um in m\u00f6glichster Entfernung vom gereizten Tier zu bleiben (Cl. Bernard, S. 106). Roussy1) hat dieses einfache Ger\u00e4t vervollkommnet und hat es schlie\u00dflich dazu gebracht, da\u00df man eine Riemenschlinge auf dem Halse des Tiers nach Wunsch fester zuziehen und loser lassen kann, indem man an dem vom Hunde entfernten Ende des Stocks eine mit dem Riemen verbundene H\u00fclse hin und her bewegt. Roussy empfiehlt sein Halsband au\u00dfer f\u00fcr Hunde ebenfalls f\u00fcr Schlangen, Katzen, Ratten u. m. a.\nUm so gro\u00dfe Tiere wie Pferde und K\u00fche in seine Gewalt zu bekommen, bedient man sich verschiedenartiger sog. Nasenklemmen. Das Verfahren besteht darin, da\u00df irgendeine sehr sensible Stelle des K\u00f6rpers (am \u00f6ftesten das Ende der Nase und die Oberlippe) so stark zusammengequetscht wird, da\u00df das Tier vor lauter Schmerzen und um eine Verst\u00e4rkung derselben zu verh\u00fcten, bem\u00fcht ist, sich nicht zu bewegen. Das Einklemmen kann mittels einer an einem Stock befestigten Strickschlinge oder mit Hilfe einer besonderen Klemme (morailles, Cl. Bernard, S. 43), deren Aste beliebig nahe aneinander geschoben werden k\u00f6nnen u. dergl., erreicht werden.\nDer Gebrauch dieser Apparate gibt nicht nur die M\u00f6glichkeit, sich eines unb\u00e4ndigen Tiers zu bem\u00e4chtigen, sondern er erm\u00f6glicht es auch, am Tier (z. B. am Pferde) manche einfachere physiologische Operationen (wie z. B. die Tracheotomie, das Pr\u00e4parieren der V. jugularis, der Art. carotis, des N. vagus, die Fistel des Ductus stenonianus u. a. m.) zu vollziehen (Richet, \u201eCheval\u201c).\nb) Das Fixieren der Kiefer und das Befestigen des Kopfes des Tiers.\nWenn der Experimentator sich des Tiers bem\u00e4chtigt hat, mu\u00df er ihm vor allen Dingen das Maul zubinden oder einen entsprechenden Kopfhalter anlegen.","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n11\nDer Hund.*)\nDas Zubinden des Mauls des Hundes vollzieht man auf die Weise, da\u00df man den Strick einigemal um das Maul schlingt und ihn, um ein Abrutschen des Stricks nach vorne zu verh\u00fcten, am Hacken zubindet. Dasselbe kann man dadurch erreichen, da\u00df man hinter den Eckz\u00e4hnen ein h\u00f6lzernes oder besser ein metallenes St\u00e4bchen ins Maul des Tiers hineinschiebt. Der Strick, der dabei ums Maul des Tiers herumgebunden wird, kann dann nicht nach vorne abgleiten. Wenn das Ende des St\u00e4bchens mit einer Ose versehen ist, so kann hier der Strick durchgezogen werden und der Kopf des Tiers kann an einen vertikalen Stab, welcher an einem Ende des Vivisektionstisches emporragt, fest angezogen werden (Cl. Bernard, S. 108; Cyon, S. 34). Damit der K\u00f6rper des Hundes m\u00f6glichst gut befestigt und unbeweglich fixiert wird, ist es unbedingt n\u00f6tig, den K\u00f6rper des Tiers auf die entgegengesetzte Seite wegzuziehen und ihn in so einer ausgespannten Lage zu fixieren.\nDas Festhalten des Kopfes kann beim Hunde auch mit Hilfe eines einfachen St\u00e4bchens ohne \u00d6ffnungen an seinen Enden erreicht werden, wenn man den Strick einigemal 8f\u00f6rmig ums Maul laufen l\u00e4\u00dft, ihn am Unterkiefer festbindet und die Enden am oben erw\u00e4hnten vertikalen Stab des Vivisektionstisches festbindet. Das ist die allereinfachste Art, die Hundekiefer unbeweglich zu machen und den Kopf festzuhalten.\nAu\u00dfer diesen einfachen Ger\u00e4tschaften gibt es eine ganze Reihe Hundekopfhalter, welche von verschiedenen Autoren vorgeschlagen werden.\nDie Aufgabe eines jeden Vivisektionskopfhalters besteht darin, die Kiefer des Hundes unbeweglich zu machen und die M\u00f6glichkeit zu schaffen, den Kopf des Tiers in einer beliebigen Lage festzuhalten. Au\u00dferdem verfolgen manche Kopfhalter den Zweck, auch die M\u00f6glichkeit zu geben, das Maul des Tiers zu \u00f6ffnen (Maulsperre).\nKopfhalter.\nF\u00fcr die Wahl des Kopfhalters ist der Umstand, da\u00df diese oder jene Teile des Kopfes f\u00fcrs Operieren unzug\u00e4nglich werden, von nicht geringer Bedeutung. Diese Frage entsteht jedesmal, wenn am Kopf manipuliert werden soll.\nDie f\u00fcr Hunde und andere Tiere vorhandenen Kopfhalter gr\u00fcnden sich gew\u00f6hnlich auf eins von folgenden zwei Prinzipien: als St\u00fctzpunkte des ganzen Systems dienen entweder die Eckz\u00e4hne des Tiers oder dessen Hinterkopf; es gibt auch Kopfhalter, bei denen diese beiden St\u00fctzpunkte benutzt werden.\n*) Die Beschreibung- der Handgriffe und der Apparate, welche zum Fixieren des Kopfes bei verschiedenen Tieren gebraucht werden, haben wir f\u00fcr die verschiedenen Tierarten apart dargestellt. Da aber \u00f6fter dieselben Handgriffe und dieselben Apparate auch bei verschiedenen Tieren gebraucht werden, war es unm\u00f6glich, eine strenge Trennung durchzuf\u00fchren. Bei der Verteilung des Materials lie\u00dfen wir uns dadurch leiten, f\u00fcr welches Tier der gegebene Handgriff oder der gegebene Apparat am gebr\u00e4uchlichsten ist, wobei wir stets auf die M\u00f6glichkeit seines Gebrauchs auch bei anderen Tieren hinwiesen. \u2014 Bei den Nachforschungen \u00fcber die Apparate war mir Dr. B.P. Babkin behilflich, welchem ich daf\u00fcr hier meinen Dank ausspreche.","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nIm ersten Falle besteht das Verfahren darin, da\u00df hinter die Eckz\u00e4hne des Hundes ein Metallst\u00e4bchen hineingeschoben wird, welches auf irgendwelche Art an den Vivisektionstisch, -trog usw. befestigt wird. Dabei werden die Kiefer mit Hilfe gewisser Vorrichtungen so fest aneinander gedr\u00fcckt, da\u00df die zusammengepre\u00dften Z\u00e4hne dem Metallstab das Entgleiten nach vorw\u00e4rts nicht gestatten. Wenn nun der Rumpf des Tiers in die entgegengesetzte Seite gezogen wird, so ist der Kopf vollst\u00e4ndig fixiert: nach r\u00fcckw\u00e4rts kann er nicht entweichen, denn das verhindert der Metallstab, welcher sich gegen die Eckz\u00e4hne st\u00fctzt; nach vorw\u00e4rts kann er nicht r\u00fccken, denn es findet ein Zug am Halse des Tiers statt und der K\u00f6rper ist in einer gewissen Lage fixiert.\nIn dem Falle, wenn der Hinterkopf den St\u00fctzpunkt bildet, wird auf den vorderen Teil der Schnauze ein Ring, eine Kette u. dergl. fest angezogen.\nDieser Ring ist auf irgendwelche Art (mit Hilfe eines Stabes, des Tischbrettes) mit derjenigen Vorrichtung (Riemen, Metallgabel, Kette), welche den Nacken des Tiers umfa\u00dft, verbunden.\nDer ganze Apparat wird mit dem Vivisektionstisch, auf dem das Tier liegt, verbunden. Der Rumpf wird hierbei auch etwas auf die entgegengesetzte Seite gezogen. Dank diesen Vorrichtungen \u00fcbt der Drude auf den Hinterkopf folgende Wirkungen aus: 1. er gestattet es dem Tier nicht, den Kopf nach r\u00fcckw\u00e4rts zu bewegen; 2. dr\u00fcckt er den vorderen Teil der Schnauze an den auf diese fest aufgesetzten Ring an und tr\u00e4gt dadurch zur vollst\u00e4ndigen Immobilisierung des Kopfes bei.\nDas Folgende hat nicht zum Ziel, alle existierenden Kopfhalter und Maulsperren zu beschreiben. Die Aufgabe des Vorliegenden besteht vielmehr darin, die gebr\u00e4uchlichsten Grundtypen der hierher geh\u00f6renden Apparate darzustellen.\nEinen typischen Kopfhalter, mit dem St\u00fctzpunkt an den Eckz\u00e4hnen, bietet uns der CI. Bernardscbe Kopfhalter, welcher mit dem Trog vereinigt ist; er besteht aus einem Metallstab, welcher im Maul des Tiers hinter den Eckz\u00e4hnen placiert wird (Fig. 1). Das Maul des Tiers mu\u00df hinter diesem St\u00e4bchen mit einem Strick fest zugebunden werden. Dieses St\u00e4bchen ist an zwei vertikalen Kolonnen beweglich angebracht, welche selbst auf einer dicken Metallplatte hin und her bewegt werden k\u00f6nnen. Diese Metallplatte wird, ebenfalls beweglich mit einem Metallstab, welch letzterer wiederum an dem Trog befestigt ist, verbunden und diese Platte kann in der beliebigen Lage fixiert werden. Dank dieser Einrichtung kann der Kopf des Tiers nach vorne und nach hinten, nach unten und nach oben verschoben und nach rechts und nach links gedreht werden.\nDasselbe Prinzip liegt dem Kopfhalter, welcher in der Harwardschen medizinischen Schule gebraucht wird, zugrunde. Ein Stab wird ins Maul der Tiers hinter die Eckz\u00e4hne hineingelegt und von einer Gabel festgehalten, welch letztere mittels eines Scharniers mit dem Vivisektionstisch verbunden ist. Die Schnauze des Tiers wird mit einem Strick zugebunden.\nFig. 1.","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n1 O\nlo\nDie \u201eKynolithkopfhalter\u201c, welche Cl. Bernard gebrauchte und Cyon (S. 35) vervollkommnet hat, sind nach einem anderen Prinzip konstruiert. Nicht der Eckzahn, sondern der Hinterkopf bildet hier den St\u00fctzpunkt, auf welchem der ganze Apparat sich h\u00e4lt. In allgemeinen Z\u00fcgen ist die Konstruktion des Apparats folgende: Das Maul des Hundes wird in einen gro\u00dfen eif\u00f6rmigen Ring eingestellt, und zwar derart, da\u00df der Unterkiefer auf dem unteren Ende des Ringes ruht (Fig. 2). Von oben wird das Maul des Tiers durch eine Platte, welche den Konturen nach der Hundeschnauze\nFig. 3.\nentspricht, eingeklemmt. Diese Platte wird mittels einer Schraube im eif\u00f6rmigen Ring hin und her bewegt. Dank dieser Einrichtung kann der Kopfhalter Hunden von verschiedener Gr\u00f6\u00dfe angelegt werden. Am unteren Ende des eif\u00f6rmigen Ringes sind zwei Riemen befestigt, welche auf dem Nacken zugezogen werden. Der ganze Apparat wird mit Hilfe eines horizontalen Metallstabes mit dem vertikalen Stab des Vivisektionstisches vereinigt.\nUm diesen Apparat noch zuverl\u00e4ssiger zu machen, hat Cyon ihm ein Metallst\u00e4bchen, welches, wenn der Kopfhalter schon angelegt ist, hinter den Eckz\u00e4hnen ins Maul hineingeschoben wird, hinzugef\u00fcgt. Dieses St\u00e4bchen wird mittels einer Schraube im Durchmesser des eif\u00f6rmigen Ringes befestigt. In dem so ver\u00e4nderten Kynolith sind also zwei St\u00fctzpunkte vorhanden, der Nacken und die Z\u00e4hne.","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14 J. Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nNach dem Typus des ver\u00e4nderten Kynoliths ist der \u201emors immobili-siteur\u201c von Roussy8) konstruiert. Er hat die Eigent\u00fcmlichkeit, da\u00df der Stab, welcher ins Maul des Tiers hineingestellt wird, mit zwei Riemen an den Ober- und Unterkiefer des Tiers festgebunden wird. Au\u00dferdem beginnen von diesem Stab zwei Riemen, welche sich unter dem Unterkiefer kreuzen und auf dem Nacken zugezogen werden.\nDer Tatinsche Kopfhalter, der in unserem Laboratorium in Gebrauch ist, beruht auf dem Prinzip des unver\u00e4nderten Kynoliths, d. h. als St\u00fctzpunkt dient der Nacken. Der Apparat ist h\u00f6chst bequem und einfach (Fig. 3). Er besteht aus einem langen Metallstab, welcher nach der Form der Sch\u00e4deldecke und der Schnauze gebogen ist und \u00fcber ihnen verl\u00e4uft. Am einen Ende l\u00e4uft dieser Stab gewisserma\u00dfen in eine eigenartige hufeisenf\u00f6rmige\nFig. 5.\nFig. 4.\nFigur aus, in die der Hinterkopf des Tiers eingestellt und von ihr fest umschlungen wird. Auf den Stab ist ein Ring angezogen, welcher mittels einer Schraube an der beliebigen Stelle des Stabs festgemacht werden kann. Dieser Ring wird, soweit es m\u00f6glich ist, aufs Maul des Tiers angezogen und dann in dieser Lage befestigt. Das vordere Ende des Stabes wird durch ein besonderes Zwischenglied mit dem vertikalen Stab des Yivisektionstisches vereinigt. Dieses Zwischenglied stellt ein kurzes Metallst\u00fcck dar, bei dem rechtwinklig zu einander zwei tiefe Furchen ausgeh\u00f6hlt sind. In die eine Furche \u2014 in die vertikale \u2014 wird der vertikale Stab des Yivisektionstisches hineingestellt und mittels einer sich hier befindlichen Schraube fixiert. In die horizontale Furche wird der Stab des Kopfhalters hineingestellt und ebenfalls mit einer Schraube befestigt. Dank diesem Zwischengliede kann das ganze System nach vorne oder nach hinten verschoben werden, gehoben oder gesenkt oder um seine Achse gedreht werden. Im Laboratorium m\u00fcssen verschiedene Kopf halter f\u00fcr Hunde von verschiedener Gr\u00f6\u00dfe vorhanden sein. Angesichts des billigen Preises dieser Apparate, welcher durch die Einfachheit der Konstruktion bedingt wird, bietet das keine Schwierigkeiten.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n15\nNach demselben Prinzip, wie der eben beschriebene Kopfhalter, ist der Kopfhalter von Livon4) konstruiert. Er unterscheidet sich aber vom ersten in folgendem: 1. die Zweige der Hinterhauptgabel sind durch eine Kette, welche den Hals von unten umfa\u00dft, verbunden, und 2. ist der Schnauzring zum Auseinanderschieben gemacht, um f\u00fcr Tiere verschiedener Gr\u00f6\u00dfe brauchbar zu sein.\nDer Co wische Kopfhalter, der nach dem Prinzip des Tatin sehen Kopfhalters konstruiert ist, unterscheidet sich von ihm in zwei Punkten: 1. ist die Hinterhauptgabel bei einer jeden Lage des Tiers nach oben hin ge\u00f6ffnet; 2. ist der Schnauzring mit der Hinterhauptsgabel nicht verbunden, sondern wird, wie auch diese letztere, am Tisch des Autors (siehe unten) befestigt und zwar so, da\u00df beide unabh\u00e4ngig voneinander sind (Fig. 4). Dadurch, da\u00df man die Gabel und den Ring n\u00e4her zu einander schiebt oder voneinander entfernt, ist die M\u00f6glichkeit gegeben, ein und denselben Kopfhalter f\u00fcr Tiere von verschiedener Gr\u00f6\u00dfe anzuwenden.\nIn der von Roussy6) vorgeschlagenen \u201emuseli\u00e8re immobilisatrice m\u00e9tallique universelle\u201c sind sowohl der Schnauzring als auch die Hinterhauptsgabel durch zwei Vaucausonsche Ketten ersetzt. Diese werden \u00fcber einem dreieckigen Brett, an welcher der Unterkiefer des Hundes stark angezogen wird und auf dem der ganze Kopf des Tiers ruht, zugezogen. Dieses Brett wird mit Hilfe eines Metallstabes mit dem Vivisektionstisch vereinigt.\nMaulsp erren.\nJeder Kopfhalter kann mit einer Maulsperre vereinigt werden, und daher k\u00f6nnen bei letzterer ebenfalls entweder die Eckz\u00e4hne oder der Nacken oder diese beiden Teile des Kopfes zugleich als St\u00fctzpunkte dienen. Au\u00dferdem gibt es aber auch selbst\u00e4ndige Maulsperren, die mit keinem Kopfhalter verbunden sind.\nDer Kopfhalter mit Maulsperre von Cl. Bernard (S. 138) stellt einen viereckigen Rahmen vor; die zwei horizontalen Seiten desselben, welche aus Metallst\u00e4ben bestehen, k\u00f6nnen an den vertikalen Seiten auf und ab bewegt werden (Fig. 5). Indem man die horizontalen Zweige, einen an den Oberkiefer, den anderen an den Unterkiefer (einfach mit Stricken) anbindet und sie auseinander schiebt, kann man die gew\u00fcnschte Weite der Mund\u00f6ffnung beim Tier erhalten. Die Lage der horizontalen Zweige wird mit Schrauben, mittels denen sie an die vertikalen angedreht werden, fixiert. Diese letzteren sind an einer Metallplatte befestigt, welche mit Hilfe eines Stabs mit dem Trog verbunden ist. Die vertikalen Zweige k\u00f6nnen, wie auch im einfachen CI. Bernardschen Kopfhalter, aufs gew\u00fcnschte Niveau gehoben oder gesenkt werden.\nDie Co wische Maulsperre5) gibt die M\u00f6glichkeit, bei Hunden und Katzen die Stimmb\u00e4nder zu besehen, auf der Sch\u00e4delbasis zu operieren usw. Die Eigenheit und die Bequemlichkeit dieser, nach dem CI. Bernardschen Typus ^gebauten Maulsperre besteht darin, da\u00df man durch das Drehen nur einer Schraube die im Maul des Hundes liegenden St\u00e4be gegeneinander oder voneinander weg verschieben kann. Die Cowlsche Maulsperre kann mit dem CI. Bernard-Cyonschen Kynolith vereinigt werden.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16 J. Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nSp\u00e4ter hat Cowl7) seinen Apparat etwas ver\u00e4ndert und Maulsperre und Kopfhalter an einem Apparat vereinigt (Fig. 6). Als Konstruktionsprinzip gilt das Festhalten des Ober- und Unterkiefers zwischen je zwei Metallst\u00e4ben, von denen der eine durch das Maul gef\u00fchrt wird, der andere aber auf den Oberkiefer von oben, auf den Unterkiefer von unten dr\u00fcckt. Die ganze Vorrichtung kann mit Hilfe von Schrauben in die Seiten, nach oben und nach unten verschoben werden.\nNach demselben Typus ist die von Grossmann beschriebene Maulsperre konstruiert; sie unterscheidet sich von der oben beschriebenen nur in einigen\nFig. 6.\nFig. 7.\nDetails8).- Der Apparat wird am Kopf des Tiers und am Vivisektionstisch mit Hilfe solcher Vorrichtungen, wie sie beim Czermakschen Kopfhalter f\u00fcr Kaninchen (siehe unten) zu haben sind, befestigt.\nDer \u201emors ouvre-gueule\u201c f\u00fcr Hunde von Roussy9) ist nach dem Typus des \u201emors immobilisateur\u201c (siehe oben) konstruiert, nur mit dem Unterschiede, da\u00df, anstatt einem, zwei dicht \u00fcbereinander liegende St\u00e4be im Maul des Tiers zu liegen kommen (Fig. 7). An der linken Seite des Kopfhalters sind an den St\u00e4ben zwei miteinander verbundene Metallst\u00e4bchen angebracht. Mit Hilfe einer Schraube, die durch das obere St\u00e4bchen durchgeht und sich ins untere stemmt, k\u00f6nnen sie auseinander oder zusammengeschoben werden; dieses bewirkt eine entsprechende Bewegung der im Maul des Tiers liegen-","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n17\nden St\u00e4be und somit auch der Kiefer des Tiers. Der Kopf des Tiers wird fixiert, indem man die achtkantigen Griffe, welche vom oberen Stab entspringen, in die entsprechenden Vorrichtungen des von demselben Autor konstruierten Tisches (siehe unten) hineinstellt.\nNach demselben Typus, nur schwerf\u00e4lliger, ist der \u201emors ouvre-gueule\" f\u00fcr Hunde von Roussy10); er ist einige Jahre fr\u00fcher (1894) von ihm vorgeschlagen worden. Die Riemen, welche um die Schnauze herum gezogen werden, sind hier durch Metallb\u00f6gen ersetzt, und der Riemen, welcher sich ums Hinterhaupt schlingt, durch eine Vaucausonsche Kette.\nDer Kopfhalter und die Maulsperre f\u00fcr Hunde von Malassez11) besteht aus einem Metallstab, der dem Rande des Unterkiefers entlang gelegt wird. Der Stab endigt mit einem Haken, welcher hinter der Unterkieferecke verl\u00e4uft und den Hinterkopf umfa\u00dft. Der Haken kann f\u00fcr verschieden gro\u00dfe Hunde nach Wunsch gr\u00f6\u00dfer oder kleiner gemacht werden (Fig. 8).\nAm Stabe l\u00e4\u00dft sich ein Ring hin und her bewegen, welcher dem Hunde aufs Maul angezogen wird. Dieser Ring besteht aus zwei H\u00e4lften, einer unteren unbeweglichen und einer oberen beweglichen. Wenn der Ring aufs Maul des Hundes angezogen ist, werden zwischen den Kiefern des Tiers zwei Metallst\u00e4be durchgef\u00fchrt, von denen der eine mit dem oberen, der andere mit dem unteren Halbringe fest verbunden wird. Sowohl der Unterais auch der Oberkiefer erweisen sich auf diese Art in einen Metallring eingeschlossen. Indem man nun den oberen Ring hebt oder senkt, \u00f6ffnet man, soweit man will, das Maul des Tiers.\nDer vordere Teil des Stabes wird mittels eines Zwischenst\u00fccks mit dem vertikalen Stabe des Vivisektionstisches vereinigt.\nDer Apparat von Malassez gibt die M\u00f6glichkeit, auf der vorderen und auf der oberen Kopfoberfl\u00e4che zu arbeiten, was z. B. mit dem Tatin-schen Kopfhalter ganz unm\u00f6glich ist.\nKaninchen, Meerschweinchen und andere kleine Vierf\u00fc\u00dfler.\nF\u00fcr nicht gro\u00dfe Operationen k\u00f6nnen die Kaninchen immer von einem Gehilfen gehalten werden, wie es Cl. Bernard (S. 139) r\u00e4t: das Tier wird auf den R\u00fccken gelegt, mit der linken Hand werden alle vier Extremit\u00e4ten Tigerstedt, Handb. d. phys. Methodik I, 1.\t2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nfestgehalten und mit der rechten fa\u00dft man den Kopf an und zwar derart, da\u00df der Daumen auf dem Unterkiefer zu liegen kommt und die \u00fcbrigen vier Finger auf der Sch\u00e4deloberfl\u00e4che des Kopfes.\nDer am meisten gebr\u00e4uchliche Kopf halter zum Festhalten der Kaninchen ist der von Czermak (Cyon, S. 36) (Fig. 9). Er besteht aus einem Metallst\u00e4bchen, welches hinter den Schneidez\u00e4hnen in den Mund hineingeschoben wird. Es wird dadurch festgehalten, da\u00df zwei Zweige des Apparates, welche die Form von folgender Figur fl haben, einer auf die Sch\u00e4deldecke, der andere an den Unterkiefer angelegt werden und den Mund des Tieres fest zudr\u00fccken. Als St\u00fctzpunkt dienen die Z\u00e4hne des Tiers. Der Kopfhalter ist mittels eines horizontalen Stabes mit dem vertikalen Stab des Vivisektionsbretts oder -tisches verbunden. Da das Metallst\u00e4bchen zuweilen aus dem Munde herausspringt und so der Kopf aus dem Kopfhalter befreit wird, so\nFig. 9.\nhat Cyon vorgeschlagen, mit Hilfe von Riemen, die am Hinterhaupt zugezogen werden, noch einen St\u00fctzpunkt zu schaffen, wie er beim Bernard-Cyonschen Kynolith sich vorfindet.\nEine Ver\u00e4nderung des Czermakschen Kopfhalters stellt der Johans-sonsche Kopfhalter f\u00fcr Kaninchen, Katzen und kleine Hunde dar12). Er umfa\u00dft den Kopf wie die Zange des Geburtshelfers. Seine Zweige liegen zu beiden Seiten des Kopfes. \u201eVorn st\u00fctzen sich die Zangenbl\u00e4tter teils mittels je eines leicht S-f\u00f6rmig gekr\u00fcmmten Vorsprunges gegen die Nasenbeine, teils gegen das Dach der Mundh\u00f6hle mittels eines Zapfens, welcher hinter den Schneidez\u00e4hnen bei Kaninchen oder Eckz\u00e4hnen bei Hunden und Katzen angebracht wird. Der Unterkiefer wird durch einen zweiten Vorsprung gegen den Oberkiefer gedr\u00fcckt.\u201c\nWie wir es bei den Hunden gesehen haben, gibt es auch hier Ab\u00e4nderungen desselben Kopfhaltertypus, die den Kopf zwischen Hinterhaupt (hufeisenf\u00f6rmige Erweiterung) und dem vorderen Teil der Schnauze (Ring) fixieren. Solche Kopfhalter gibt es auch f\u00fcr Kaninchen, Meerschweinchen u. dergl. Der Unterschied besteht haupts\u00e4chlich in der Lage des Stabes, welcher das Hufeisen mit dem Ring verbindet: bald geht er oberhalb des Kopfes (Tatin), bald von der Seite (Malassez), bald fehlt er g\u00e4nzlich (Cowl) und Ring und Hinterhauptgabel werden einzeln am Vivisektionstisch befestigt.\nDer Tatinsche Kopfkalter besteht aus einem Stab, der in eine Gabel f\u00fcrs Hinterhaupt ausl\u00e4uft und auf dem sich ein Ring f\u00fcr die Schnauze hin","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n19\nund her bewegt (siehe den oben beschriebenen Kopfhalter, der in unserem Laboratorium f\u00fcr Hunde gebraucht wird). Die Eigent\u00fcmlichkeit des Kopfhalters besteht in der Art und Weise, wie er mit dem Vivisektionstisch vereinigt wird. Der Stab des Kopfhalters endigt mit einer Metallkugel, welche einen vertikal stehenden, ziemlich breiten massiven Metallbogen umfa\u00dft, letzterer ist mit dem Vivisektionstisch verbunden. Durch das vertikale Ende dieses Bogens geht eine Schraube durch; wenn man diese festschraubt und folglich auf die Kugel dr\u00fcckt, kann man den Kopfhalter in der gew\u00fcnschten Lage fixieren. Centani13) hat vorgeschlagen, diese Schraube nicht oben, sondern vorne anzulegen, wodurch das Manipulieren auf dem vorderen Teil der Schnauze des Tiers erleichtert wird.\nDer Mechaniker Hoffmeister in Marburgu) hat f\u00fcr Kaninchen einen Kopfhalter vorgeschlagen, der nach dem Typus des Tatinschen Kopfhalters\nFig. 10.\nkonstruiert ist. Er wird aber mit dem Vivisektionstisch mittels eines Zwischenst\u00fccks, nicht mittels einer Kugel vereinigt. Er mu\u00df in 3 verschiedenen Gr\u00f6\u00dfen, f\u00fcr Kaninchen von verschiedener Gr\u00f6\u00dfe zu haben sein. Analoge Apparate f\u00fcr Meerschweinchen und Ratten werden in Paris vom Mechaniker Verdin angefertigt15).\nMach demselben Prinzip, mit einem von der Seite verlaufenden Stab, ist der M\u00e4lassezsche Kopfhalter konstruiert16). Der Ring wird ohne Maulsperre fest auf die Schnauze aufgesetzt (vergl. oben die entsprechenden Malassezschen Apparate f\u00fcr Hunde). Der Kopfhalter ist in 3 Gr\u00f6\u00dfen vorhanden: f\u00fcr Kaninchen und Katzen, etwas kleiner f\u00fcr kleine Kaninchen und Meerschweinchen und schlie\u00dflich der allerkleinste f\u00fcr Ratten, H\u00fchner und Tauben. Dieser letztere hat einige Besonderheiten. Um n\u00e4mlich das Ann\u00e4hern mit den H\u00e4nden an das Maul der stark bei\u00dfenden Ratten zu vermeiden, wird der Ring, den man aufs Maul des Tiers anzieht, nicht direkt mit der Hand eingestellt, sondern er setzt sich in eine R\u00f6hre fort, welche den Stab des Kopfhalters umfa\u00dft; am Ende der R\u00f6hre befindet sich eine Schraube.\nSp\u00e4ter hat Mal assez17) seinen Apparat vervollkommnet, indem er Haken f\u00fcr den Hinterkopf machte und den Schnauzring abnehmbar einrichtete, so da\u00df derselbe Kopfhalter nun f\u00fcr verschiedene Tiere tauglich war.\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nDer Steinachsche Kopfhalter f\u00fcr Kaninchen, Meerschweinchen und sogar f\u00fcr kleine Hunde ist dem Malassezschen Kopfhalter ganz analog18).\nDem Debrandschen19) Apparat f\u00fcr V\u00f6gel und kleine Vierf\u00fc\u00dfler (von der Maus bis zum kleinen Hunde) liegt auch die Fixierung des Kopfes des Tiers zwischen Maul und Hinterkopf zugrunde. Der Kopf des Tiers wird durch einen gewellten Ring (serre-t\u00eate), welcher in einem Stativ befestigt ist, durchgezogen. Das Hinterhaupt wird im hinteren Teil dieses Ringes eingeklemmt und aufs Maul wird fest ein anderer Ring angezogen, welcher auch mit dem Stativ verbunden ist.\nF\u00fcr kleine Vierf\u00fc\u00dfler gibt es auch Kopfhalter und Maulsperren, welche nach dem gew\u00f6hnlichen Typus derselben Apparate f\u00fcr Hunde gebaut sind und sich nur dadurch auszeichnen, da\u00df sie kleiner sind, wie z. B. die Apparate von Roussy10) (mors ouvre-gueule) und Covtl5). Letzterer ist nach dem Typus des CI. Bernardschen Kopfhalters mit Maulsperre f\u00fcr Hunde konstruiert und ist haupts\u00e4chlich f\u00fcr Kaninchen berechnet.\nDemselben Ziel, um die tiefgelegenen Rachenteile beim Kaninchen zu untersuchen, dient der vom Mechaniker L. Castagna in Wien nach den Anweisungen von Prof. Dr. S. Exner angefertigte Kopfhalter. Dieser Kopfhalter umfa\u00dft den Oberkiefer, der Unterkiefer aber bleibt frei.\nDie Katze.\nDa die Katze beim Anbinden heftigen Widerstand leistet, ist ihr Befestigen am Vivisektionstisch gef\u00e4hrlich.\nDas Zubinden des Mauls ist bei der Katze schwerer als beim Hunde, denn dieser Teil ihres Kopfes ist sehr kurz. Dieses kann, ebenso wie auch beim Hunde, einfach mit Hilfe eines Stricks oder noch besser durch das Kombinieren des Stricks mit einem Stab, den man durch das Maul durchf\u00fchrt, erreicht werden. F\u00fcr Katzen k\u00f6nnen dieselben Kopfhalter wie f\u00fcr Hunde und Kaninchen gebraucht werden (Cl. Bernard, Czermak, Ma-lassez, Johansson u. a.)\nDer Mechaniker Ch. Verdin in Paris konstruiert spezielle Kopfhalter f\u00fcr Katzen (Richet, Chat).\nBei denselben Tieren kann der Kopfhalter nach Prof. S. Exner, welcher vom Mechaniker L. Castagna in Wien angefertigt wird, gebraucht werden. Dieser Kopfhalter ist nach dem Typus des Czermakschen Kopfhalters f\u00fcr Kaninchen konstruiert und dem Kopf der Katze angepa\u00dft.\nV\u00f6gel.\nDas Fixieren des Vogelkopfes erreicht man mit Hilfe der oben beschriebenen Kopfhalter von Malassez, Debrand usw. Ein Apparat speziell f\u00fcr V\u00f6gel ist von Roussy vorgeschlagen worden20) (Fig. 11).\nDer Apparat von Roussy besteht aus einer Metall r\u00f6hre, die nach einem Ende hin kleiner wird. Im mittleren Teil hat diese R\u00f6hre eine Spalte. Inwendig verlaufen vier Stricke, welche am platten Ende der R\u00f6hre zwei Schlingen bilden, am entgegengesetzten Ende aber alle in einen Knoten zugebunden werden. Auf der R\u00f6hre befindet sich eine Schraubenmutter; wenn nun diese festgedreht wird, so wird die R\u00f6hre zusammengequetscht und der Strick in der gegebenen Lage festgehalten. Der Kopf des auf dem R\u00fccken","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n21\nliegenden Vogels wird unter den flachen Teil der R\u00f6hre untergeschoben und die eine Schlinge wird um den Hinterkopf herum, die andere um den Schnabel vor den Augen herumgelegt; danach wird diese Schlinge festgemacht.\nGro\u00dfe Vierf\u00fc\u00dfler.\nDas Fixieren des Kopfes gro\u00dfer Vierf\u00fc\u00dfler wird mit Hilfe spezieller Handgriffe und Apparate erreicht, deren Beschreibung hier keinen Platz finden kann.\nc) Die Befestigungsweisen der Tiere.\nWenn der Kopfhalter dem Tier angelegt ist und der Kopf mittels irgendeiner Vorrichtung, welche mit dem Vivisektionstisch vereinigt ist, festgehalten wird, so ist es n\u00f6tig, noch den \u00fcbrigen Teil des K\u00f6rpers zu fixieren. Diesem Zweck dienen verschiedentliche Vivisektionstische, -tr\u00f6ge, -bretter und -Stative, welche zu verschiedener Zeit vorgeschlagen worden sind. Der Gebrauch eines jeden von ihnen wird im einzelnen Falle haupts\u00e4chlich durch\nFig. 11.\ndie Gr\u00f6\u00dfe des Tiers bestimmt. So werden kleinere Tiere (Kaninchen, Meerschweinchen, V\u00f6gel u. dergl.) auf Brettern oder an Tischen mit kleinen F\u00fc\u00dfen befestigt. Mittelgro\u00dfe Tiere (Hunde, Katzen) werden an Tischen, Tr\u00f6gen und Stativen angebunden; gro\u00dfe Tiere (Pferde, K\u00fche u. dergl.) werden in Gestellen festgehalten oder auf spezielle Tische gelegt. Irgendwelche strenge Regeln k\u00f6nnen hierf\u00fcr nicht gegeben werden und dieses um so mehr, da jeder Erfinder, der einen neuen Kontentativapparat vorschl\u00e4gt, bestrebt ist, denselben nach M\u00f6glichkeit universal zu machen, und stets betont, da\u00df sein Apparat f\u00fcr Tiere von verschiedenster Gr\u00f6\u00dfe tauglich ist.\nDie Wahl des Kontentativapparats mu\u00df, au\u00dfer der Gr\u00f6\u00dfe des Tiers, noch dem Ziel des Versuchs angepa\u00dft werden. Wenn der Versuch ohne Narkose verl\u00e4uft, die Operation nicht an tief liegenden Teilen oder Organen vollzogen wird, und wenn die Anwendung von komplizierten, registrierenden Hilfsapparaten nicht n\u00f6tig ist, so ist es vorteilhaft, das Tier in einem Trog zu befestigen. Im entgegengesetzten Falle sind Tische oder Bretter vorzuziehen (Cyon). Wenn man zu verschiedenen Teilen des gut fixierten Tiers Zugang haben will, mu\u00df die Wahl auf ein Stativ fallen.\nDas Befestigen des Tiers an einem oder dem anderen Apparat wird durch das Anbinden seiner Extremit\u00e4ten mit Hilfe von Riemen, Stricken oder bei gro\u00dfen Tieren (Pferden) sogar mit Hilfe von Ketten erreicht. Der","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nStrick wird als Galgenknote\u00fc (noeud coulant) um das untere Ende der Extremit\u00e4t herumgezogen; die freien Enden der Stricke werden entweder durch die \u00d6ffnungen, welche in dem Vivisektionstisch, -trog oder dergl. gemacht sind, durchgezogen, oder sie werden an die St\u00e4be, welche am Rande des Tisches angebracht sind, festgemacht, oder in eigens daf\u00fcr gemachte bequeme Klemmen eingeklemmt. So eine Klemme stellt nichts anderes dar, als eine leicht gebogene Metallplatte, welche mit ihrer Mitte an dem \u00e4u\u00dferen Rande des Tisches befestigt ist. Zu beiden Seiten dieser Platte bildet sich zwischen ihr und dem Tisch je eine keilf\u00f6rmige Spalte, in welcher die Schnur rasch und fest eingeklemmt werden kann.\nDas Fixieren der vorderen Extremit\u00e4ten wird z. B. bei Hunden auf folgende Weise erzielt. Die freien Enden der Schn\u00fcre, welche mit dem entgegengesetzten Ende schlingenartig um die Extremit\u00e4t herum zugezogen sind, kreuzen sich unter dem K\u00f6rper des Tiers, unter die Schnur wird die Extremit\u00e4t der entgegengesetzten Seite untergeschoben und die Schnur zugebunden oder in einer Klemme eingeklemmt. Dank dem werden die vorderen Extremit\u00e4ten fest an den K\u00f6rper und an den Tisch angedr\u00fcckt.\nAnstatt Stricken empfiehlt Morochowez21) breite Lampendochte und Voinitsch-Sianogensky22) Zwirnb\u00e4nder anzuwenden, um einen delikateren Druck auf die Extremit\u00e4t auszu\u00fcben.\nCentani23) gebraucht anstatt Schn\u00fcren Metallklemmen, welche man nach Wunsch weiter aufmachen oder zusammenmengen kann. Die Klemmen k\u00f6nnen l\u00e4ngs dem abgeschr\u00e4gten Rande des Tisches an einem hier befindlichen Metallstab hin und her bewegt werden.\nZu demselben Zweck hat Roussy24) vorgeschlagen, an die Extremit\u00e4ten der Tiere die von ihm erfundenen \u201eSerre-pattes\u201c anzulegen. Dieses Ger\u00e4t stellt nichts anderes als eine Schlinge aus Leder oder aus Metall (Kette) dar, unter letztere ist es besser ein St\u00fcck Gummi oder Tuch unterzulegen. Die Schlinge wird um die Extremit\u00e4t herum zugezogen und ihr freies Ende am Vivisektionstisch, -brett oder dergl. festgemacht Es gibt \u201eSerre-pattes\u201c f\u00fcr verschiedene Tiere in den entsprechenden Gr\u00f6\u00dfen (vom Frosch und von der Maus bis zum Hunde). Die \u201eSerre-pattes\u201c k\u00f6nnen sterilisiert werden.\nDer Umstand, da\u00df in den Extremit\u00e4ten, wenn sie mit einer Schlinge, welcher Art sie auch sei, zugezogen und ausgestreckt werden, Blutstauung stattfindet, hat Janowsky25) veranla\u00dft, eine Art zum Immobilisieren der Tiere zu finden, bei welcher die Blutzirkulation in den Extremit\u00e4ten nicht gesch\u00e4digt wird. Zu diesem Zweck macht er auf dem Tier (Kaninchen) ein Korsett aus Gazebinden, Watte und Gips, welches, wenn es eingetrocknet ist, l\u00e4ngs der Ventrallinie aufgeschnitten wird. Diese Form wird an ein Brett angeklebt und es kann ein jedes Tier derselben Art und von ungef\u00e4hr derselben Gr\u00f6\u00dfe in diese Form hineingelegt werden; hier wird es mit. Hilfe \u25a0von Binden festgemacht und auf den R\u00fccken gelegt. Die Extremit\u00e4ten sind frei und die Blutzirkulation in ihnen ist nicht gesch\u00e4digt, wie dieses beim gew\u00f6hnlichen Anbinden vorkommt. Camus26) hat eine analoge Vorrichtung zum Festhalten der Tiere nach der Operation vorgeschlagen.\nWenn man die Vorrichtungen zum Festhalten der gro\u00dfen Vierf\u00fc\u00dfler au\u00dfer acht l\u00e4\u00dft, so ist der Vivisektionstisch vornehmlich zum Fixieren der Hunde bestimmt, obgleich einige Vivisektionstische auch zum Anbinden","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n23\nkleinerer Tiere benutzt werden k\u00f6nnen. Was die tragbaren Vivisektionsbretter oder die Tiscbe auf niedrigen F\u00fc\u00dfen anbetrifft, so werden sie gerade zum Festhalten kleiner Tiere: Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen u. dergl. gebraucht. Es gibt aber auch derartige Ger\u00e4te f\u00fcr Hunde (Cowl27)). In Tr\u00f6gen k\u00f6nnen Tiere verschiedener Gr\u00f6\u00dfe festgehalten werden (Cl. Bernard, S. 123), Stative dagegen (Johansson28), Roussy29)) werden Tieren von einer bestimmten' Gr\u00f6\u00dfe angepa\u00dft.\nIm folgenden wird nur auf die charakteristischen Grundz\u00fcge der Konstruktion dieser oder jener Ger\u00e4te oder Kontentativapparate hingewiesen, ohne dabei auf die Details n\u00e4her einzugehen.\nTische.\nDie Vivisektionstische k\u00f6nnen aus verschiedenem Material gebaut werden. So sind z. B. die Tische von Cl. Bernard (S. 121), Livon30) Jolyet (Richet, Chien), Voinitsch-Sianogensky22), der Vivisektionstisch unseres Laboratoriums u. a. m. aus Holz gemacht. Der Tisch auf einem Kugelscharnier von Morochowez21) ist ganz aus Metall. Bei den Tischen von Malassez (Richet, Chien), Roussy31) u. a. ist zwecks gr\u00f6\u00dferer Reinlichkeit und Dauerhaftigkeit das obere Tischbrett mit Metall bedeckt. Die Holz- und Metalltische werden oft mit \u00d6lfarbe, gew\u00f6hnlich mit wei\u00dfer, gedeckt, was ebenfalls das Reinhalten der Tische erleichtert.\nGew\u00f6hnlich ist das Brett des Tisches mit dessen F\u00fc\u00dfen unbeweglich vereinigt. Beim Tische von Livon30) wird das Brett, um den Tisch recht portativ zu machen, auf zwei hohe und kurze B\u00e4nke aufgelegt und an ihnen festgemacht. Die Eigenheiten des CI. Bernardschen Tisches bestehen darin, da\u00df die R\u00e4nder der engeren Seiten dieses eigentlich recht breiten Tisches etwas gehoben sind und auf ihnen ein vierfach zusammengelegtes, an vielen Stellen durchl\u00f6chertes Brett liegt. Dieses Brett kann entweder als Vivisektionstisch oder als Vivisektionstrog dienen. Entsprechend den Operationen, die gemacht werden sollen, unterscheidet Cl. Bernard vier Lagen dieses Brettes (Fig. 12).\nWichtiger ist, f\u00fcr die Bequemlichkeit des Operierens, die H\u00f6he und die Breite des Tisches. Hier m\u00fcssen zwei Arten von Tischen unterschieden werden: solche, an denen man stehend und solche, an denen man sitzend (Morochowez21)) arbeitet. Der Vivisektionstisch unseres Laboratoriums, der zum Stehendarbeiten gemacht ist, hat folgende Dimensionen: H\u00f6he 97 cm, Breite 51 cm, L\u00e4nge 160 cm.\nAn den R\u00e4ndern des Tisches gibt es spezielle L\u00f6cher zum Durchziehen der Stricke (Jolyet, Debrand32)) oder St\u00e4be oder Haken (Malassez, Roussy31)) oder spezielle Klemmen (Tisch von Morochowez und der in unserem Laboratorium gebr\u00e4uchliche Tisch). An einigen Tischen gibt es \u00fcber dem Fu\u00dfende des Tisches einen Metallbogen zum Festhalten der hinteren Extremit\u00e4ten. Dieser Bogen kann l\u00e4ngs dem Tisch hin und her geschoben und nach Wunsch geneigt werden; von diesem Bogen gehen Schlingen aus, welche die hintere Extremit\u00e4t umfassen (Morochowez21), Voinitsch-Sianogensky). Bei dem Debrandschen Tisch spielt ein l\u00e4ngs dem Tisch hin und her beweglicher Stab dieselbe Rolle.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24 J. Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nDas Brett des CI. Bernardschen (S. 121) und ebenso auch des Livon-schen Tisches ist von einer gro\u00dfen Anzahl von L\u00f6chern durchsetzt; dank dem k\u00f6nnen verschiedene Tiere mit Stricken in den verschiedensten Lagen fixiert werden. Hunde werden auf dem Tisch, der L\u00e4nge des Tisches nach, angebunden; Katzen, Kaninchen, V\u00f6gel u. dergl. werden auf ihm der Quere nach angebunden.\nAm vorderen Ende des Tisches befindet sich gew\u00f6hnlich ein vertikal emporragender Stab, an welchem der Kopfhalter mittels des oben beschrie-\nbenen Zwischenst\u00fccks befestigt wird. Bei einigen Tischen wird dieser Stab beweglich angebracht und dadurch ist es m\u00f6glich, ihm verschiedene Neigungswinkel zu geben\nDie R\u00e4nder des Tisches, wie es z. B. beim Roussyschen Tisch der Fall ist, k\u00f6nnen aus hartem Metall gemacht werden und Einschnitte tragen; in diesen werden mit Hilfe von Schrauben verschiedene Hilfsapparate befestigt, wie z. B. die St\u00e4be, mit denen ein oder der andere Kopfhalter desselben Autors (siehe oben) verbunden ist, Haken zum Fixieren, \u201eSerre-pattes\u201c u. a. m.\nWenn das Tischbrett nicht durch Einschnitte unterbrochen ist, so ist jeder Vivisektionstisch absch\u00fcssig, nach einer Seite hin geneigt eingerichtet,","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n25\ndamit die Fl\u00fcssigkeiten abflie\u00dfen, oder er bat rinnenartige G\u00e4nge, welche zu einem Loch im Tisch f\u00fchren. Zu demselben Zweck k\u00f6nnen die R\u00e4nder des Tisches etwas gehoben sein. Unten wird an den Tisch oft ein Apparat f\u00fcr k\u00fcnstliche Respiration angebracht. So ist z. B. zu diesem Zweck bei dem Tisch, welcher in unserem Laboratoiium gebraucht wird, ganz niedrig \u00fcber der Diele ein Brett angebracht, welches durch vier Sprungfedern festgehalten wird. Der Apparat f\u00fcr k\u00fcnstliche Atmung (vom Mechaniker Ch. Verdin in Paris) und der Elektromotor, welche an diesem Brett angebracht sind, \u00fcbertragen dank diesen Sprungfedern keine St\u00f6\u00dfe auf den Tisch.\nFig. 13 A.\nUnter dem Tisch kann sich auch ebenfalls ein Kasten f\u00fcr Instrumente befinden (Roussy).\nUm eine Verunreinigung der Tiers durch das bei der Operation flie\u00dfende Blut und durch andere Fl\u00fcssigkeiten zu verh\u00fcten, hat Malassez33) vorgeschlagen, auf den Operationstisch oder das Operationsbrett einen siebai'tigen Metallrahmen, \u201elit grillag\u00e9 d\u2019op\u00e9ration\u201c aufzulegen. Die Schn\u00fcre oder Stricke, mit denen das Tier angebunden wird, werden durch die L\u00f6cher, welche im Metallrahmen des Siebs sind, oder bei kleineren Tieren irgendwo in der Mitte des Siebs, durchgezogen.\nUm das Demonstrieren zu erleichtern, und auch zu anderen Zwecken, wird das Tischbrett bei einigen Tischen beweglich gemacht. Es wird entweder 1. das Fu\u00dfende des Tischbrettes mit Angeln befestigt und das Kopfende kann dann gehoben werden (Moro-chowez, Roussy34)), oder 2. die Querachse verl\u00e4uft in der Mitte des Tisches und gibt so die M\u00f6glichkeit, nach Belieben das eine oder andere Ende des Tisches zu heben (der Tisch unseres Laboratoriums), oder 3. das Tischbrett h\u00e4lt sich auf einem Kugelscharnier und kann durch Festschrauben in der beliebigen Lage fixiei\u2019t werden (Morochowez).\nSchlie\u00dflich kann der Tisch aus zwei selbst\u00e4ndigen H\u00e4lften bestehen, einer vorderen kleinen und einer hinteren gx-\u00f6\u00dferen; diese k\u00f6nnen je nach der Gr\u00f6\u00dfe des Tiers jede einzeln oder auch beide zugleich gebraucht werden (Voinitsch-Sianogensky). Im letzteren Falle ist es, wenn man beide H\u00e4lften\nFig. 13B.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26 J. Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\ndes Tisches auseinander schiebt, sehr bequem, auf den K\u00f6rper des Tiers Verb\u00e4nde anzulegen.\nWenn die Notwendigkeit besteht, das Tier warm zu erhalten, so kann man den Tisch von Rost35) anwenden. Unter dem Brett dieses Tisches verlaufen Bleir\u00f6hren, durch welche Wasser durchgeleitet werden kann. Das Tier wird auf ein d\u00fcnnes Kissen hingelegt. Der Tisch ist f\u00fcr verschiedene Tiere tauglich.\nTr\u00f6ge (Goutti\u00e8res).\nDie F\u00e4lle, in denen Tr\u00f6ge zur Anwendung kommen, sind oben erw\u00e4hnt. Cl. Bernard hat den Trog vervollkommnet und die klassische Beschreibung\n\u00abVlUi '\nR '\t. I \u00e4lf\nA'f'V'VV,\nill fl\n\t\ndes Trogs befindet sich in den \u201eLe\u00e7ons de physiologie op\u00e9ratoire (S. 132) dieses Autors (Fig. 13).\nStative.\nUm zu jedem K\u00f6rperteil eines gut fixierten Tiers Zugang zu haben, haben Roussy und Johansson Stative vorgeschlagen.\nDas Gestell f\u00fcr Hunde von Roussv besteht aus einem ganzen System von Querst\u00e4ben, an welche das Tier mit Vaucansonschen Ketten angebunden wird. Der Kopf des Hundes wird auf folgende Weise fixiert: Am Kopfende des Gestells befinden sich zwei Metallst\u00e4be, die in der Mitte hufeisenf\u00f6rmig gekr\u00fcmmt sind, und zwar so, da\u00df der obere mit der \u00d6ffnung nach oben, der untere mit der \u00d6ffnung nach unten zu liegen kommt; beide sind verschlie\u00dfbar und k\u00f6nnen auch an einer Stelle festgemacht werden.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"27\nVivisektionen.\nDiese beiden Hufeisen bilden, wenn sie einander gen\u00e4hert werden, einen Ring, welcher den Hals des Tieres fest umschlie\u00dft. Au\u00dferdem wird dem Hunde einer von den Kopfhaltern desselben Autors angelegt.\nDas Johanssonsche Stativ besteht aus einem Rahmen f\u00fcr den Rumpf und einem Kopfhalter f\u00fcr den Kopf. Das Tier wird mit Stricken an diesen Rahmen angebunden. Der Rahmen wird mit Hilfe von St\u00e4ben, welche an \u25a0seinen k\u00fcrzeren Seiten entspringen, ins Stativ hineingestellt. Der Apparat ist so eingerichtet, da\u00df der Rahmen gedreht und in einer beliebigen Lage eingestellt werden kann. Diese Stative m\u00fcssen in zwei Gr\u00f6\u00dfen vorhanden sein: einer f\u00fcr gro\u00dfe Hunde und einer f\u00fcr kleine Hunde, Kaninchen u. dergl. (Fig. 14).\nVivisektionsbretter oder -tische mit kurzen F\u00fc\u00dfen.\nDer Urtypus der Vivisektionsbretter f\u00fcr Kaninchen ist das Vivisektionsbrett von Czermak ((.\u2019yon, S. 37). Die Einrichtung dieses Ger\u00e4ts und\nseiner zahlreichen Ver\u00e4nderungen besteht in folgendem: Ein nicht zu gro\u00dfes Brett ruht auf vier kurzen F\u00fc\u00dfen; im vorderen Ende des Brettes befindet sich eine \u00d6ffnung von einer gewissen Form; diese \u00d6ffnung kann durch eine Metallplatte verschlossen werden. Man bedient sich dieser \u00d6ffnung zur Arbeit am Hinterhaupt des Tiers u. \u00e4. Ebenfalls am vorderen Ende des Bretts ist ein vertikal stehender Stab angebracht, mit welchem der Kopfhalter auf eine bestimmte Weise verbunden wird. Die Extremit\u00e4ten des Tiers werden mit Stricken festgebunden, welche durch die L\u00f6cher, die sich am Rande des Tisches befinden, durchgezogen werden oder an die St\u00e4be angebunden werden.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nDietrich36) hat den nach dem Czermakschen Typus gebauten Tisch folgenderma\u00dfen modifiziert: Unter dem Brett befinden sich zwei Rollen, auf welche der Strick, der von den Extremit\u00e4ten kommt, aufgewickelt wird. Durch eine Klemme wird die Stellung der Rollen fixiert. -\nDer Tisch von Cowl stellt ein paraffiniertes Eichenbrett vor, welches auf kurzen F\u00fc\u00dfen ruht, und kann f\u00fcr Hunde, sowie auch f\u00fcr kleinere Tiere und sogar f\u00fcr Fische und Schlangen gebraucht werden. Das vordere Ende des Tisches ist etwas enger und ist mit Metall bedeckt. Im Brett befinden sich 200 L\u00f6cher f\u00fcr Stricke, Haken, f\u00fcr den K\u00f6pfhalter (vergl. oben) usw. Die Extremit\u00e4ten des Ti'e^s werden mit Stricken an den Tisch angebunden. Cowl schl\u00e4gt vor, zum Fixieren des Kopfes, des Rumpfes und der Extremit\u00e4ten von V\u00f6geln und auch von Kaltbl\u00fctern Klemmgabeln bzw. stumpfe Haken zu gebrauchen, deren zwei Enden unter dem Vivisektionstisch mit Schrauben befestigt werden (Eig. 15).\nFolgende Ger\u00e4te sind speziell zum Fixieren von kleineren Tieren vorgeschlagen worden.\nDas Tischchen oder das Brett von Roussy37) f\u00fcr kleinere Vierf\u00fc\u00dfler ist seiner Einrichtung nach dem Tisch desselben Autors f\u00fcr Hunde analog, hat aber nur kleinere Dimensionen.\nDas Tischchen f\u00fcr Kaninchen, Meerschweinchen, H\u00fcbner und Tauben von Latapie38) gibt die M\u00f6glichkeit, das Tier vom R\u00fccken auf den Bauch und umgekehrt umzuwenden, ohne dabei die Extremit\u00e4ten loszubinden. Dieses wird dadurch erreicht, da\u00df man zum Fixieren der unteren Extremit\u00e4ten einen auf dem Tisch der Quere liegenden Metallreifen anwendet, welcher mit Fu\u00dfklemmen versehen ist. Mit diesem Reifen k\u00f6nnen einige vertikale Bewegungen ausgef\u00fchrt werden.\nF\u00fcr Meerschweinchen hat Queyrat39) einen Tisch konstruiert, welcher auf niedrigen F\u00fc\u00dfchen steht. Die R\u00e4nder dieses Tisches sind in Form eines ausgespannten Tiers ausgeschnitten und etwas gehoben, an der Stelle, wo das Maul zu liegen kommt, sind die R\u00e4nder st\u00e4rker gehoben. Uber dem Maul des auf dem R\u00fccken liegenden Tiers befindet sich ein Griff, welcher die M\u00f6glichkeit gibt, einen Stab, der mit einer dreieckigen Platte endigt, auf den oberen Halsteil gerade zwischen den Zweigen des Unterkiefers hinabzusenken. Die Platte dr\u00fcckt den Kopf des Tiers an den Tisch an. Dank einer gewissen Vorrichtung kann der Stab auf einer gewissen H\u00f6he fixiert werden. Die Pfoten des Meerschweinchens werden mit Stricken an den Tisch angebunden. Die Tiere k\u00f6nnen auch in der Bauchlage befestigt werden. F\u00fcr gr\u00f6\u00dfere Exemplare kann der Tisch auseinander geschoben werden.\nFr\u00f6sche.\nZum Festhalten von Fr\u00f6schen dienen gew\u00f6hnlich Brettchen aus Kork, auf welchen das Tier durch Nadeln befestigt wird; diese werden in die vier Pf\u00f6tchen zwischen den Fingern und vorne am Munde des Tiers hineingestochen (Cyon). Au\u00dferdem gibt es noch spezielle Bretter oder Tische f\u00fcr Fr\u00f6sche, wie z. B. das Brett von Roussy oder das Froschbrett nach Kahn mit einem Kugelscharnier, welches die Einstellung des Bretts in einer","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\nbeliebigen Lage gestattet; letzteres Ger\u00e4t wird vom Mechaniker Krusich in Prag angefertigt.\nV\u00f6gel.\nV\u00f6gel werden entweder \u00fcberhaupt nicht angebunden, sondern in Handt\u00fccher eingewickelt (Cyon), oder sie werden an einer der oben beschriebenen Vivisektionstische angebunden. Im letzteren Palle wird der Kopf durch irgendeinen Kopfhalter festgehalten. Solche Kopfhalter sind von Malassez und Roussy (siehe oben) vorgeschlagen worden.\nGro\u00dfe Vierf\u00fc\u00dfler.\nDas Pesthalten von Pferden, K\u00fchen u. dergl. wird gew\u00f6hnlich mit Hilfe von Stahlgestellen erreicht, in welchen die Tiere durch ein System von Querst\u00e4ben oder von Schlingen stehend festgehalten werden. Um die Tiere hinzulegen, gibt es besondere Handgriffe und spezielle Tische (Richet, Cheval).\nd) Das Immobilisieren des Tiers.\nWenn das Tier an den Tisch angebunden ist, mu\u00df es f\u00fcr das Operieren und f\u00fcrs weitere Experimentieren tauglich und bequem zug\u00e4nglich gemacht werden, und daf\u00fcr ist es unumg\u00e4nglich n\u00f6tig, ihm die M\u00f6glichkeit der Bewegungsreaktion (im Bereiche der Skelettmuskulatur) zu nehmen; diese \u00e4u\u00dfert sich teils in Bewegungen, teils im Geschrei und schlie\u00dflich auch in jenem komplizierten Komplex von Erscheinungen in verschiedenen Organen (Blutzirkulation, Atembewegungen u. a.), welche die auf einen Gef\u00fchlsreiz beim Tier eintretenden Bewegungen begleiten. Ersteres und zweites beeintr\u00e4chtigen sehr die Genauigkeit und Ungest\u00f6rtheit der Sezierarbeit und letzteres macht den vorhandenen physiologischen Zustand des Tiers sehr kompliziert und mu\u00df unbedingt jede spezielle Analyse, die das Ziel des gegebenen Versuchs bildet, verdunkeln. Au\u00dfer allem diesem kann man das nat\u00fcrliche Mitleidsgef\u00fchl des Menschen zu den h\u00f6heren Tieren, wie z. B. zum Hunde \u2014 zum jeherigen historischen Freunde des Menschen \u2014 und zu anderen Tieren nicht au\u00dfer acht lassen, denn bei vielen Vivisektionen und Experimenten haben diese viel zu leiden. Angesichts alles dessen wird ein vorhergehendes Herabsetzen der Funktion des (Nervensystems n\u00f6tig. Aber da auch das Nervensystem selbst in seinen verschiedenen Teilen Gegenstand der Forschung sein kann, so werden drei Hauptmodifikationen der Methode, welche eine partielle Paralyse des Nervensystems zum Ziel hat, angewandt: mechanische Beeintr\u00e4chtigung der Funktion oder Zerst\u00f6rung des zentralen Nervensystems, zeitweilige funktionelle Paralyse desselben Systems, welche auf chemischem Wege erreicht wird \u2014 Narkose \u2014, und Paralyse der motorischen Nerven mittels Kurare.\nDie mechanische Beeintr\u00e4chtigung des zentralen Nervensystems.\nAls erster Handgriff wird Druck aufs Gehirn durch eine Trepanations\u00f6ffnung im Sch\u00e4del und das Durchschneiden des R\u00fcckenmarks auf der Grenze mit dem verl\u00e4ngerten Mark angewandt. Die Trepanations\u00f6ffnung wird auf der Sch\u00e4delw\u00f6lbung gemacht, und es wird ein elastischer K\u00f6rper","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\n(Schwamm oder Gummipfropf) hineingelegt; der entsprechende Dru,ck kann durch eine Bandage unterhalten werden. Um das Erbrechen zu vermeiden, mu\u00df man hungrige Tiere nehmen. Das Tier ist vollkommen unbeweglich und zu den verschiedensten Versuchen tauglich (Claude Bernard). Diese Methode ist \u00fcberhaupt selten angewandt worden und wird in letzter Zeit gar nicht angewandt, so da\u00df kein Material vorhanden ist, wonach man \u00fcber ihre Anwendungssph\u00e4re und \u00fcber ihre praktische Brauchbarkeit urteilen k\u00f6nnte.\nDas zweite Verfahren wurde vom Verfasser des vorliegenden Teils bei den Forschungen \u00fcber die zentrifugalen Nerven des Herzens und Uber die sekretorischen Nerven der Verdauungsdr\u00fcsen angewandt und kann f\u00fcr die entsprechenden Versuche aufs w\u00e4rmste empfohlen werden. Sein haupts\u00e4chlichster Vorteil, wie auch beim ersten Verfahren, ist der, da\u00df in beiden F\u00e4llen kein Vergiften des Organismus, oder beim zweiten Falle nur eine fl\u00fcchtig vor\u00fcbergehende Vergiftung des Organismus statt hat. Unbrauchbar ist diese Methode haupts\u00e4chlich bei Versuchen mit verschiedenen Reflexen. Sie kann auf zwei verschiedene Arten angewandt werden. Entweder wird sie in reiner Form angewandt oder sie wird mit gleichzeitiger Narkose kombiniert. Im ersten Falle bindet man das Tier wie gew\u00f6hnlich auf dem R\u00fccken liegend an den Tisch an. Darauf befreit man den Kopf aus dem Kopfhalter, umbindet den engen Teil der Schnauze mit einer Schnur und beugt den Kopf zur Brust hin, wobei man ihn zugleich nach M\u00f6glichkeit emporhebt, damit der Hals einen Kreisbogen mit einem m\u00f6glichst gro\u00dfen Radius beschreibt. Der Kopf des Tiers mu\u00df in kr\u00e4ftigen H\u00e4nden unbeweglich in der richtigen Lage, d. h. l\u00e4ngs der Mittellinie des K\u00f6rpers, ohne nach rechts oder links abzuweichen, gehalten werden. Nachdem der Operierende das Tuberculum occipitale durchgef\u00fchlt hat, beginnt er zuerst, von ihm aus nach unten hin, mit einem 5\u20146 cm langen Hautschnitt. Ein zweiter st\u00e4rkerer Schnitt, von demselben Tuberculum aus, f\u00fchrt direkt bis zum Ligamentum atlanto-occipitale und zu den Wirbeln; dabei richtet man sich nach dem mittleren Aponeurosenstrang zwischen den Nackenmuskeln. Jetzt wird durch eine dritte und vierte Querbewegung des Messers, welche unter der Kontrolle des Zeigefingers der anderen Hand vollzogen __werden, das Ligamentum breit durchschnitten und durch die so gemachte \u00d6ffnung sofort der Finger zum Durchquetschen des Markes hineingef\u00fchrt. Da hierbei eine recht betr\u00e4chtliche Blutung eintreten kann, m\u00fcssen Wattetampons und Klemmpinzetten oder Peansche Pinzetten zum raschen Schlie\u00dfen der Hautwunde bei der Hand sein. Die Operation kann bei einiger Fertigkeit in einigen Sekunden gemacht werden. Gleich darauf macht man ebenso rasch die Tracheotomie, um sofort k\u00fcnstliche Atmung einzuleiten. Diese ganze Prozedur kann vollkommen glatt verlaufen.\nEs ist einfacher, mit einer raschen Chloroformnarkose zu beginnen, um alles oben Beschriebene mit weniger Eile und mehr Ruhe zu vollziehen. Eine rasche und kurze Narkose vergeht bald, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Bei der Narkose ist es besser, mit der Tracheotomie zu beginnen. Hinsichtlich des Kopfs des so operierten Tieres ist folgendes zu bemerken. Erstens macht der Kopf fortw\u00e4hrend Schluckbewegungen, wahrscheinlich infolge des andauernden Reizes des oberen Endes der Markwunde.","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n31\nDurch dieses Schlucken werden gro\u00dfe Massen Luft in den Magen bef\u00f6rdert, welche ihn bis zu enormen Dimensionen aufblasen. Um dem zu entgehen, ist es n\u00f6tig, sofort nach der Tracheotomie den \u00d6sophagus am Halse zu unterbinden. Zweitens ist Grund vorhanden zur Voraussetzung, da\u00df der Kopf, ungeachtet der groben traumatischen Sch\u00e4digung des Markes, noch h\u00f6herer Gehirnt\u00e4tigkeit f\u00e4hig sei. Daher mu\u00df man, um unn\u00fctze Qualen des Tiers zu vermeiden, durch das Foramen occipitale eine mehr oder weniger betr\u00e4chtliche Zerst\u00f6rung des Gro\u00dfhirns vornehmen. An einem so operierten Tiere kann der Versuch mehrere Stunden \u2014 5 und 10 Stunden lang \u2014 fortgesetzt werden. Bei solchen Tieren f\u00e4llt der Blutdruck nicht so niedrig wie bei vergifteten Tieren, und au\u00dferdem f\u00e4llt er langsam im Verlaufe des ganzen Experiments.\nDie Narkose.\nDas Verfahren, welches seiner Verbreitung nach an erster Stelle steht, ist die zeitweilige funktionelle Paralyse des zentralen Nervensystems \u2014 die Narkose. Da diese gleichwertig, sowohl bei chirurgischen Operationen als auch bei Vivisektionen, angewandt wird, so soll sie hier im ganzen Umfang ihrer physiologischen Anwendung besprochen werden. Indem ich hinsichtlich der Literatur und der Analyse dieses Gegenstands, wie sie sich uns zur gegenw\u00e4rtigen Zeit darbieten, auf die Handb\u00fccher der Pharmakologie verweise, werde ich mich hier auf ein wesentliches praktisches Resume hinsichtlich der Versuchstiere beschr\u00e4nken.\nBei keinem einzigen von den Narkosemitteln ist der Physiologe gegen die Gefahr, dem Tier den Tod zu bereiten, v\u00f6llig sicher; dieses gilt sowohl f\u00fcr vollkommen frische Tiere, welche zum erstenmal operiert werden, als auch in viel h\u00f6herem Grade f\u00fcr solche Tiere, die infolge fr\u00fcherer Operationen oder irgendwelcher anderer experimenteller Eingriffe Abweichungen von der Norm erlitten haben. Der Tod eines Versuchstiers, besonders bei chirurgischen Operationen, kann dem Experimentator oft sehr teuer zu stehen kommen, wenn das Tier zur Operation durch wochen-- und monatelange Voruntersuchungen und Beobachtungen bereitet worden ist. Der Tod unter der Narkose kommt bei Tieren viel \u00f6fter vor als bei Menschen. Neben der gr\u00f6\u00dferen Empfindlichkeit der Tiere zu diesen Mitteln spielt hier wohl auch das gew\u00f6hnliche Fehlen einer Voruntersuchung des Tiers auf den Zustand seiner wichtigsten Organe vor der Anwendung der narkotischen Mittel und zweitens des Fehlens einer foi-tw\u00e4hrenden Kontrolle des Zustandes des vergifteten Tiers, d. h. einer fortw\u00e4hrenden speziellen Beobachtung des Atmens und des Pulses des Tiers w\u00e4hrend der ganzen Dauer der Narkose, eine gewisse Bolle. Deswegen m\u00fcssen, wenn das Tier einen ganz besonderen Wert hat, diese beiden Verfahren vorgenommen werden. Wenn ein und dasselbe Tier zum wiederholten Male operiert wird, ist es zweckm\u00e4\u00dfig, den ganzen Gang und die Details der ersten Narkose anzuschreiben, denn Tiere dei\u2019selben Art verhalten sich zur Narkose sehr verschieden und die fr\u00fchere Erfahrung an demselben Tier gibt sehr wichtige Anhaltspunkte. In einigen F\u00e4llen, wo es sich um kleine Nachoperationen an Tieren von sehr hohem Wert handelt und ii\u2019gendein Zweifel hinsichtlich der absoluten Ungef\u00e4hrlichkeit der Narkose besteht, ist es vern\u00fcnftiger, das","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32 J. Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nTier dem Schmerze zu unterziehen und sich selbst die Unannehmlichkeit zu bereiten, ohne Narkose zu operieren. Schlie\u00dflich mag die M\u00f6glichkeit einer zuf\u00e4lligen Untauglichkeit der angewandten Pr\u00e4parate nicht unerw\u00e4hnt bleiben. Daher ist es im Falle eines unerwarteten Todes des Tiers von Nutzen, auch die Kontrolle der Reinheit der Pr\u00e4parate vorzunehmen, um einer Wiederholung derartiger F\u00e4lle vorzubeugen.\nAn der Spitze der narkotischen Mittel, besonders f\u00fcr chirurgische Operationen, stand und wird wohl auch noch lange in der Physiologie das Chloroform stehen. Indem es hinsichtlich der Bequemlichkeit des Ope-rierens bei v\u00f6lliger Reaktionslosigkeit des Tiers, hinsichtlich des raschen Eintretens dieses Zustandes und hinsichtlich einer raschen und vollkommenen Wiederherstellung des Tiers nach dem Aufh\u00f6ren der Narkose nichts zu w\u00fcnschen \u00fcbrig l\u00e4\u00dft, verlangt es aber viel M\u00fche und Aufmerksamkeit, um einem zuf\u00e4lligen Tode vorzube\u00fcgen. Die Ursachen des Todes liegen bald irn Atmungs-, bald im Herzstillstand, wobei sie bald durch reflektorischen Heiz, bald durch eine Paralyse hervorgerufen werden k\u00f6nnen. Der durch reflektorischen Reiz hervorgerufene Atmungsstillstand findet sich am \u00f6ftesten im Anfang des Chloroformierens und fr\u00fchzeitiges Aufh\u00f6ren oder schw\u00e4cheres Chloroformieren beseitigen ihn mit Leichtigkeit. Paralysen treten im weiteren Verlauf des Chloroformierens ein und entwickeln sich gew\u00f6hnlich allm\u00e4hlich nach einer Reihe vorhergegangener Zeichen: Atmungsstillstand \u2014 Schw\u00e4cherwerden und Verlangsamung des Atmens, oder Atmungsunregelm\u00e4\u00dfigkeiten in dieser oder jener Hinsicht; Herzstillstand \u2014 allm\u00e4hliches Sinken der Arterienspannung, Schw\u00e4cherwerden und Verlangsamung des Pulses. Fr\u00fchzeitig bemerkt, m\u00fcssen diese Zeichen sofort zum Abschw\u00e4chen oder auch zu sofortigem, v\u00f6lligem Aufh\u00f6ren des Chloroformierens f\u00fchren. Uer schon eingetretene Atmungsstillstand bei fortdauernder Herzt\u00e4tigkeit kann beinahe immer durch mehr oder weniger lange fortgesetzte k\u00fcnstliche Atmung mittels rhythmischen Zusammenpressens des Brustkorbes zugleich mit rhythmischem Hervorziehen der Zunge beseitigt werden. Es w\u00e4re als gro\u00dfe Seltenheit zu betrachten, wenn diese Ma\u00dfregeln einen im Stiche lie\u00dfen. Ganz anders verh\u00e4lt es sich beim Herzstillstand. Im Gegensatz zum eben Gesagten f\u00fchren hierbei nur in seltenen F\u00e4llen lange fortgesetztes k\u00fcnstliches Atmen und absichtliches Zusammenpressen, Auspressen des Herzens, soweit es von au\u00dfen zu bewerkstelligen ist, zur Wiederbelebung der Herzt\u00e4tigkeit. Und dieses ist auch nur in den F\u00e4llen m\u00f6glich, wenn der Herzstillstand. infolge allm\u00e4hlicher Abnahme der Herzt\u00e4tigkeit eintritt. Wenn hingegen das Herz pl\u00f6tzlich und ziemlich unerwartet still steht, so ist die Sachlage beinahe immer eine hoffnungslose.\nVon den gew\u00f6hnlichen Versuchstieren wird Chloroform vom Kaninchen ganz besonders schlecht vertragen.\nWas die Prozedur des Chloroformierens anbetrifft, so wird sie bei gro\u00dfen Tieren und bei den chirurgischen Operationen gew\u00f6hnlich mittels eines Maulkorbes oder einer Maske, welche auf den vorderen engeren Teil des Kopfes vom Tier angezogen oder an ihn gehalten wird, vollzogen. F\u00fcr Hunde wird der Maulkorb von Claude Bernard gebraucht (Fig. 16), er hat die Form eines. Kegelstumpfes, welcher mittels kleiner Riemen am Kopfe des Tiers befestigt wird und an seinem vorderen Ende einen abnehmbaren","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n33\nTeil besitzt, in welchen ein mit Chloroform getr\u00e4nkter Schwamm hineingelegt wird. Der Schwamm liegt zwischen zwei durchl\u00f6cherten Lamellen, welche einerseits der Luft freien Zutritt gew\u00e4hren, andererseits die Ber\u00fchrung des Chloroformschwammes mit der Nase des Tiers verhindern.\nF\u00fcr alle Tiere wird \u00f6fter eine Maske, welche nach dem Vorbilde der v. Esmarchschen Maske zum Chloroformieren von Menschen gemacht ist, angewandt. Die Maske kann aus einem Drahtger\u00fcst bestehen, welches mit Flanell bedeckt wird; die Gr\u00f6\u00dfe und die Form der Maske wird der gegebenen Tierart angepa\u00dft. Das Chloroform wird auf die Maske in kurzen Strahlen oder tropfenweise aus einem gew\u00f6hnlichen zum Chloroformieren von Menschen gebr\u00e4uchlichen, kalibrierten Fl\u00e4schchen gegossen; dieses ist durch einen Pfropf verschlossen, welcher mit zwei engen R\u00f6hrchen versehen ist, f\u00fcrs Eintreten der Luft ins Fl\u00e4schchen und f\u00fcrs Ausflie\u00dfen des Chloroforms. Beim angegebenen Verfahren dringt das Chloroform zusammen mit der Luft in die Lungen ein. Was die Proportion des Chloroforms anbetrifft, so ist\nein gewisses mittleres Verh\u00e4ltnis am zweckm\u00e4\u00dfigsten, denn bei starker Konzentration des Chloroforms tritt die Vergiftung zu rasch ein und wird deshalb ganz besonders gef\u00e4hrlich. Andererseits tritt bei zu langsamer Zufuhr von Chloroform die Narkose sehr langsam ein, das Erregungsstadium wird sehr verl\u00e4ngert und die Chancen eines gef\u00e4hrlichen Zufalls werden gr\u00f6\u00dfer. Am vorteilhaftesten ist es, das Chloroformieren energischer anzufangen, und wenn die Narkose begonnen hat, sie mit kleineren Dosen aufrecht zu erhalten.\nDa die Tiere sich zum Chloroform verschieden verhalten, so wird die verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfige Dosierung am besten durch Beobachten des Zustandes des gegebenen Tiers w\u00e4hrend der Narkose bestimmt. Nat\u00fcrlich w\u00e4re es am richtigsten, titriertes Chloroform- und Luftgemenge anzuwenden, um so der Gefahr zu gro\u00dfer Konzentrationen sicher zu entgehen. Aber erstens k\u00f6nnen auch sehr schwache Konzentrationen, die sogar keine volle An\u00e4sthesie geben, bei lange dauernder Anwendung das Tier t\u00f6ten und zweitens haben dementsprechende Apparate nicht so einen Grad von Einfachheit und Billigkeit erreicht, um bei Menschen eine stete und allgemeine Anwendung zu finden, und dieses gilt nat\u00fcrlich erst recht bei Hunden. Einige solche Apparate Tigerstedt, Handb. d. phys. Methodik 1,1.\t3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nwerden im Kapitel \u00fcber k\u00fcnstliche Atmung angef\u00fchrt werden. Eine wesentliche, zum raschen Eintritt einer tiefen Narkose n\u00f6tige Bedingung ist das Fernhalten jeglicher Reizwirkungen vom Tier w\u00e4hrend der Entwicklung der Narkose.\nAls Zeichen des Eintritts einer vollen Narkose dienen das Verschwinden des Reflexes beim Ber\u00fchren des' Auges und die vollkommene Passivit\u00e4t der Gliedma\u00dfen des Tiers.\nNicht zu gro\u00dfe Tiere, die sich besonders stark dem Anbinden an den Operationstisch widersetzen, werden in verschlossenen R\u00e4umen chloroformiert, z. B. unter einer Glasglocke, unter welche ein Schwamm oder Watte mit Chloroform gelegt ist.\nFr\u00f6sche und Wassertiere k\u00f6nnen in Wasser, in welchem eine gewisse Menge Chloroform gel\u00f6st ist, chloroformiert werden.^\nDas zweite gew\u00f6hnliche narkotische Mittel ist \u00c4ther. Die alte Frage der Menschenchirurgie, ob Chloroform oder \u00c4ther, bleibt auch bis zur Gegenwart ohne allgemein anerkannte Antwort. Dasselbe findet man auch im Laboratorium. Wenn auch \u00c4ther etwas weniger gef\u00e4hrlich ist als Chloroform, so ist es gerade den Physiologen nicht leicht, dieses an ihrem allt\u00e4glichen Material zu konstatieren wegen__des Fehlens jeglicher Statistik. Es ist aber kaum anzunehmen, da\u00df der \u00c4ther Chancen habe,_das Chloroform aus der physiologischen Praktik zu verdr\u00e4ngen. Beim \u00c4ther entwickelt sich die Narkose langsam, ihr Eintritt wird von einer sehr langen Erregungsperiode begleitet und es ist viel schwerer, die Narkose auf ein und derselben gen\u00fcgenden Tiefe zu erhalten. In Anbetracht dessen findet er haupts\u00e4chlich bei den Tieren Anwendung, welche das Chloroform sehr schlecht vertragen. Andere fl\u00fcchtige narkotische Mittel haben in der Physiologie keine irgendwie bedeutendere Anwendung.\nNicht fl\u00fcchtige narkotische Mittel wie Chloralhydrat, Alkohol, Paraldehyd, Urethan u. a. sind in ihrer Anwendung schon mehr begrenzt. Wenn man mit ihrer Hilfe eine volle An\u00e4sthesie und v\u00f6llige Reaktionslosigkeit des Tiers erzielen will, so mu\u00df man bis zu sehr gro\u00dfen toxischen Dosen gehen. Infolgedessen wird ihre Anwendung bei chirurgischen Operationen in der Physiologie immer nicht so oft sein. Das Hauptgebiet ihrer Anwendung ist \u2014 die Vivisektion.\nAn der Spitze der nicht fl\u00fcchtigen narkotischen Mittel der Fettreihe steht seiner Verbreitung nach das Chloralhydrat. Dessen L\u00f6sungen werden in den Magen und ins Rektum eingef\u00fchrt oder direkt ins Blut (5 \u00b0/0 starke L\u00f6sung und sehr langsam um die Reizung des Endokardiums und Aufh\u00f6ren der Herzt\u00e4tigkeit zu vermeiden) oder in die Bauchh\u00f6hle eingespritzt. Die st\u00e4rkste Wirkung \u00fcbt das Chloralhydrat aufs Atemzentrum aus und bei der Vivisektion kann diese Wirkung durch eingeleitetes k\u00fcnstliches Atmen leicht kompensiert werden. Die allm\u00e4hlich sich entwickelnde Paralyse des vasomotorischen Zenti\u2019ums, welche sich in immer niedrigerem Sinken des Blutdrucks bis zu minimalen Gr\u00f6\u00dfen \u00e4u\u00dfert, ist jedoch kein bedrohendes Zeichen. Nach den Erfahrungen der Tier\u00e4rzte erweist sich das Chloralhydrat als sehr befriedigendes narkotisches Mittel bei chirurgischen Operationen an Pferden. Dosierung: f\u00fcr Hunde in den Magen oder ins Peritoneum 0,25\u20140,30 g pr. K. und ins Blut 0,1\u20140,15 g pr. K., f\u00fcr Katzen und Kaninchen entsprechend 1 Vs\u2014-2 mal weniger.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n35\nEin altes narkotisches Mittel, welches auch noch jetzt, besonders f\u00fcr Vivisektionen gebraucht wird, ist das Morphium. Von allen vorhergehenden narkotischen Mitteln unterscheidet es sich scharf dadurch, da\u00df es die Reflext\u00e4tigkeit nicht nur nicht vollkommen paralysiert, sondern sie in gro\u00dfen Dosen sogar erh\u00f6ht, und besonders bei einigen Tierarten sogar Kr\u00e4mpfe hervorruft. Indessen findet seine narkotische Wirkung mit speziell stark ausgedr\u00fcckter -Analgesie, besonders bei gewissen Tierarten bis jetzt weite Anwendung in der Physiologie sowohl bei Vivisektionen als auch bei chirurgischen Operationen. Es wird in Form von 1\u20143\u00b0/0igen L\u00f6sungen gew\u00f6hnlich seiner salzsauren Salze angewandt, die L\u00f6sungen werden subkutan oder in eine kleine Vene eingespritzt. Im ersten Falle tritt einige Minuten nach der Einspritzung gew\u00f6hnlich Erbrechen ein und nach 10\u201420 Minuten, je nach der Dose, schl\u00e4ft das Tier ein. Im zweiten Falle tritt nach einigen Sekunden ein starkes Erregungsstadium ein, welches ebenfalls einige Sekunden anh\u00e4lt, und darauf tritt rasch die Narkose ein. Wenn hierbei das Exzitationsstadium auch noch so stark sein mag, so f\u00fcgt es seiner kurzen Dauer wegen dem Tier keinen bemerkbaren Schaden zu. Nachdem man einige Minuten (5\u201410) abgewartet hat, bis die Narkose tiefer wird, und bis die Inspirations- und Zirkulationsst\u00f6rungen, die w\u00e4hrend der Erregung und bei der Maximalwirkung des pl\u00f6tzlich eingef\u00fchrten Mittels eingetreten sind, sich ausgeglichen haben, kann man zu Werke gehen. Bei einiger Gewohnheit k\u00f6nnen eine Masse von Vivisektionen und auch chirurgische Operationen in diesem Zustand des Tiers vorgenommen werden. Man mu\u00df nur starke Ger\u00e4usch-und Ber\u00fchrungsreize (an der Haut des Tiers) vermeiden. Ein Tier, welches sich besonders gut zur Morphiumnarkose eignet, ist der Hund, viel weniger eignet sich dazu die Katze und gar nicht das Meerschweinchen. Dosierung des Morphiumchlorhydrats f\u00fcr Hunde ins Blut 0,005\u20140,01 g pr. K., f\u00fcr Kaninchen entsprechend 2\u20143 mal mehr.\nIn neuerer Zeit wird das Einf\u00fchren von Chloralose ins Blut sehr empfohlen (Ch. Eichet49). Sie hebt die Schmerzempfindung auf und beeinflu\u00dft dabei nicht die Atmungs-, Herz- und Gef\u00e4\u00dfreflexe und findet daher ihre Anwendung bei Vivisektionen. Ein Ubelstand ist die geringe L\u00f6slichkeit in Wasser. Dosierung f\u00fcr Hunde 0,1 g pr. K., f\u00fcr Katzen entsprechend\n0,001 g.\nAls bester Beweis daf\u00fcr, da\u00df ein zeitgem\u00e4\u00dfer Physiologe bei den Aufgaben, die er sich stellt, durch keines von allen angef\u00fchrten Mitteln vollkommen zufrieden gestellt wird, kann der Umstand betrachtet werden, da\u00df gegenw\u00e4rtig meistenteils gemischte Narkosen angewandt werden, welche durch die Wirkung von einigen narkotischen Mitteln, von zwei, drei ja sogar von vier Mitteln hervorgerufen werden. Man kann sich wohl Rechenschaft geben vom Sinne einer oder der andern Kombination, vom Ziel, welches ihr Autor dabei verfolgt, aber es ist ganz unm\u00f6glich eine ganz sachliche, vollkommen unparteiische und ganz allgemein anerkannte Schlu\u00dffolgerung \u00fcber die vergleichende Tauglichkeit dieser oder jener Kombination auszusprechen. Es existiert kein exaktes Material f\u00fcr so eine Aussage. Es bel\u00e4uft sich die Sache meistens auf die Gewohnheit oder auf die Traditionen einzelner physiologischer Arbeiter oder ganzer Schulen.\nDie \u00e4lteste Kombination, welche auch bis jetzt noch sowohl in den\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nphysiologischen Laboratorien als auch in der Menschen-Chirurgie angewandt wird und sich folglich gen\u00fcgend bewertet hat, ist die Kombination von Morphium und Chloroform \u2014 eine Kombination, auf welche zuerst von X u s s b a u m hingewiesen worden ist und welche sp\u00e4ter von Claude Bernard sehr empfohlen worden ist. Gew\u00f6hnlich wird das Morphium im voraus entweder subkutan oder direkt ins Blut eingespritzt. Xachdem der Schlaf eingetreten ist und sich die St\u00f6rungen der Atmung und Res Blutkreislaufs ausgeglichen haben, die besonders nach dem Einspritzen von Morphium direkt ins Blut sehr stark sind, schreitet man ans Chloroformieren. Die Vorteile einer solchen Narkose sind: das Ausbleiben eines Erregungsstadiums beim Chloroformieren, eine Verminderung der Chloroformmenge zum Erreichen einer v\u00f6lligen An\u00e4sthesie und eine gleichm\u00e4\u00dfigere, l\u00e4nger dauernde Narkose.\nDastre41) hat die Kombination von Atropin, Morphium und Chloroform eingef\u00fchrt (10 Minuten vor dem Chloroformieren 0,01 g Morphiumchlorhydrat und 0,001 g Atropinsulfat pr. K. unter die Haut). Das Atropin wird mit der Berechnung angewandt, um die Erregbarkeit der die Herzt\u00e4tigkeit verlangsamenden Fasern hei\u2019abzusetzen, und so die M\u00f6glichkeit eines pl\u00f6tzlichen Herzstillstandes wegen der Erregung im Anfang des Chlo-roformierens auszuschlie\u00dfen. Das Morphium soll in dieser Kombination als Gegenmittel des Atropins dessen physiologische Wirkung m\u00e4\u00dfigen. Diese Methode hat die meisten Anh\u00e4nger in Frankreich gefunden.\nSchon l\u00e4ngst ist von Billroth eine Mischung von 3 Teilen Chloroform, einem Teil \u00c4ther und einem Teil Alkohol absolutus vorgeschlagen worden. Ohne besondere Anwendung in der Menschenchirurgie gefunden zu haben, wird diese Mischung in letzter Zeit f\u00fcr physiologische Untersuchungen viel angewandt. Dabei geht der Anwendung dieser Mischung f\u00fcr die Narkose oft ein Einfuhren nicht fl\u00fcchtiger narkotischer Mittel \u2014 Morphium, Paraldehyd u. a. \u2014 voraus. Bei dieser Narkose wird das Bestehen eines vollkommen unbehelligten Blutdrucks besonders hervorgehoben. Einige Autoren empfehlen auch sehr die Mischung von Chloral mit Morphium.\nIn der allerletzten Zeit wird von Krawkow42) eine Kombination von Hedonal mit Chloroform ganz besonders empfohlen. In \u00dcbereinstimmung mit dem Vorhandensein einer Amidogruppe im Hedonal ist laut diesem Autor die Wirkung der Kombination auf die Atmung, auf die Herzt\u00e4tigkeit und auf den Blutdruck eine viel g\u00fcnstigere als die vom Chloroform allein. Das Hedonal wird in Wasserl\u00f6sung in einer Menge von 0,2\u20140,25 pr. K., 2\u20143 Stunden vor dem Chloroformieren mittels einer Sonde in den. Magen eingef\u00fchrt.\nIch werde keine weiteren Kombinationen anf\u00fchren, weil sie nur seltener oder geradezu vereinzelt bei gewissen physiologischen Versuchen angewandt werden.\nDas Kurare.\nSowohl das Durchtrennen des R\u00fcckenmarks als auch die Narkose machen es unm\u00f6glich, die Reflexerscheinungen zu untersuchen, oder schr\u00e4nken mehr oder weniger die Untersuchung dieses so gro\u00dfen Gebiets der physio-","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n37\nlogischen Forschung ein und erschweren sie. In dieser Hinsicht hat das Kurare gro\u00dfe Dienste geleistet, dieses \u00fcbt paralytische Wirkung auf die Endigungen der motorischen Nerven aus und beseitigt auf diese Weise bei den physiologischen Versuchen die kolossale und vielseitige Rolle der Skelettmuskulatur im Organismus.\nLeider haben die Kurarepr\u00e4parate als Gemisch des Rindenextrakts verschiedener Pflanzen der Strychnosarten, welches von den Indianerst\u00e4mmen S\u00fcdamerikas bereitet wird, keine bestimmte Zusammensetzung und sind in ihrer Wirkung nicht sehr best\u00e4ndig. Und in den letzten 10\u201420 Jahren sind besonders oft unwirksame Pr\u00e4parate vorgekommen. Die Kurarepr\u00e4parate werden in 3 verschiedenen Formen hergebracht, in Bambusr\u00f6hrchen, in K\u00fcrbisschalen und in Tont\u00f6pfchen. Nach Bo\u00e9hm43) soll das letzte Pr\u00e4parat sich ganz besonders durch die Unbest\u00e4ndigkeit seiner Wirkung auszeichnen, augenscheinlich wird es falsifiziert. Als zuverl\u00e4ssigstes gilt das K\u00fcrbis-Kurare, eine Zeitlang war es aus dem Handel ganz geschwunden und ist danach wieder erschienen. Was die Pr\u00e4parate anbetrifft, welche in kleinen Portionen von verschiedenen europ\u00e4ischen Fabriken geliefert werden, so mu\u00df gesagt werden, da\u00df die Aufschrift, welche von der Wirkungspr\u00fcfung dieser Pr\u00e4parate zeugt, durchaus keine Garantie vor einer vollkommenen Untauglichkeit dieser Pr\u00e4parate bietet. Das Alkaloid des Kurare, welches Boehm44) aus den Kurarepr\u00e4paraten ausgeschieden hat, ist entweder zu teuer oder es ist in den Preisverzeichnissen der besten chemischen Fabriken \u00fcberhaupt nicht verzeichnet.\nBei Dosen, welche f\u00fcr die L\u00e4hmung der Skelettmuskulatur gen\u00fcgen, kann man beim Kurare die anderen T\u00e4tigkeiten des Organismus beinahe ganz ungesch\u00e4digt haben, denn die L\u00e4hmung der hemmenden Herznerven, der Vasomotoren und der Sekretionsnerven tritt erst bei bedeutenderen Dosen ein, bei kleinen Dosen hingegen fehlt sie vollkommen oder tr\u00e4gt nur einen fl\u00fcchtigen rasch vor\u00fcbergehenden Charakter. Dazu besteht in dem Verhalten zu diesen Nebenwirkungen ein Unterschied zwischen den verschiedenen Versuchstieren (J. Tillie46)). Die herzhemmenden Fasern sind zum Kurare am empfindlichsten bei der Katze und am wenigsten wirkt es auf sie beim Kaninchen. Beim Kaninchen ist auch die Senkung Res Blutdrucks als Zeichen einer zeitweisen L\u00e4hmung der Gef\u00e4\u00dfnerven beim intraven\u00f6sen Einspritzen des Kurare am wenigsten ausgedr\u00fcckt. Beim Kaninchen Uberwiegen im Gegenteil die Erregungserscheinungen des R\u00fcckenmarks , so da\u00df man bei einem kurarisierten Kaninchen oft spontane Steigerungen des Blutdrucks beobachtet, welche die Blutdruckkurve zu einer sehr unregelm\u00e4\u00dfigen machen und sogar die M\u00f6glichkeit in dieser Periode, Versuche mit dem Blutdruck anzustellen, vollkommen ausschlie\u00dfen. Daher wendet man beim Kaninchen sehr gro\u00dfe Dosen Kurare an, die den Blutdruck erheblich herabsetzen, aber daf\u00fcr eine regelm\u00e4\u00dfige Blutdruckkurvo geben.\nObgleich alle Autoren einstimmig das Faktum best\u00e4tigen, da\u00df nach dem Kurare die verschiedenen Teile der Skelettmuskulatur nach und nach paralysiert werden, wobei als letzte die Atemmuskulatur und speziell das Diaphragma gel\u00e4hmt wird, so macht man in der Praxis dennoch selten von diesem Umstande Gebrauch und zieht es vor, die. Muskulatur des Tiers","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nvollst\u00e4ndig zu vergiften und die nat\u00fcrliche Atmung durch k\u00fcnstliche zu ersetzen. Die Kurarelosung wird meistens direkt ins Blut eingespritzt, aber demn\u00e4chst wird auch das Einspritzen ins subkutane Gewebe .angewandt. In dem Falle, wenn man in eine Pfote eingespritzt hat, kann man durch festes Umschn\u00fcren der Pfote mit einem Kautschukr\u00f6hrchen das Eintreten des auf einmal in gro\u00dfer Menge eingespritzten Giftes in den Organismus graduieren (Claude Bernard).\ne) Die Vivisektion.\nWenn das Tier am Tisch befestigt ist und seines Bewegungsverm\u00f6gens beraubt ist, schreitet man zum Operieren; dabei mu\u00df man zum vollen Erfolge des vorgenommenen Versuchs sich durch folgende drei Regeln bestimmen lassen: erstens ist eine sorgf\u00e4ltige anatomische Kenntnis der Stelle, welche pr\u00e4pariert werden soll, erforderlich; diese mu\u00df vorher an Leichen der entsprechenden Tiere erworben sein. Zweitens mu\u00df man Blutungen aufs sorgf\u00e4ltigste vermeiden und mit allen Mitteln stillen, um die ganze Zeit das Arbeitsfeld rein und klar vor sich zu haben, und drittens mu\u00df man den Schnitt und die Zertrennung der Teile in solchen Ma\u00dfen vollziehen, damit es m\u00f6glich sei, bequem und weit das Operationsfeld und das Feld des weiteren Experimentierens zu \u00fcbersehen und auf diese Weise von vorn herein in jedem Augenblick richtig und zielbewu\u00dft zu arbeiten. Was die Frage anbetrifft, ob man rasch vorgehen soll und sofort bis zum gesuchten Teil durchschneiden soll oder ob man sich langsam vorw\u00e4rts bewegen, schichtenweise und vorsichtig schneiden soll, so wird dieses durch die Erfahrung des Operierenden, durch die Sicherheit des Auges und der Hand und durch sein Temperament bestimmt und es l\u00e4\u00dft sich hierf\u00fcr keine allgemeine Regel aufstellen.\nWas den Gang des Operierens des l\u00ebbendigen Organismus selbst an-betrifft, s\u00f6 mag er in folgenden allgemeinen fl\u00fcchtigen Z\u00fcgen dargestellt sein. In der weitaus \u00fcberwiegenden Mehrzahl der F\u00e4lle wird der Anfang der Operation, der Hautschnitt mit Messern von der verschiedensten Form und Gr\u00f6\u00dfe je nach dem Schnitt, nach der Lage des Messers in der Hand, nach pers\u00f6nlichem Behagen und den Gewohnheiten des Experimentators vorgenommen. Gew\u00f6hnlich wird das Messer in der Hand durch drei verschiedene Griffe festgehalten. Erstens so, wie man das Messer im allt\u00e4glichen Leben gebraucht, d. h. indem man mit dem Zeigefinger aufs stumpfe Ende des Messers daraufdr\u00fcckt. So tut man es bei starken und langgezogenen Schnitten. Zweitens, kann man das Messer wie einen Federstock halten. So tut man es haupts\u00e4chlich, wenn man mit der Spitze des Messers schneidet, wo man kurze Schnitte auszuf\u00fchren hat. Schlie\u00dflich h\u00e4lt man noch das Messer wie einen Geigenbogen, wenn man besonders oberfl\u00e4chlich auf geringe Tiefen schneiden mu\u00df. Die weitere Trennung der Teile besorgt man mit Messern, Scheren, Pinzetten und verschiedenen beim Pr\u00e4parieren gebr\u00e4imhlichen geraden oder verschiedenartig gekr\u00fcmmten, mehr oder weniger spitz oder stumpf endigenden Nadeln. Die Wahl des zur Zertrennung benutzten Instruments wird durch die Eigenschaften des zu zertrennenden Gewebes bestimmt.. Die lockeren Gewebe werden mittels","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n39\nPinzetten oder Nadeln zerrissen, die festeren mit Messern oder Scheren durchschnitten; streifenf\u00f6rmiges und geschichtetes wird mit Scheren oder mit dem Messer l\u00e4ngs der Rinnensonde, kontinuierliche Massen mit Messern durchschnitten. Pinzetten und Nadeln sind immer dort am Platz, wo man vorsichtig Vorgehen mu\u00df und sich vor dem Zerst\u00f6ren von Blutgef\u00e4\u00dfen und Nerven zu h\u00fcten hat, wenn man auch mit Messer und Schere schneller zum gesetzten Ziel kommen k\u00f6nnte. Wenn man mit dem Zertrennen der Gewebe weiter in die Tiefe geht, ist es n\u00f6tig, die R\u00e4nder der. Wunde auseinander zu schieben und sie so festzuhalten. Nat\u00fcrlich kann das ein Gehilfe tun, aber es ist vorteilhafter auch hier, wenn es nur m\u00f6glich ist, nur Instrumente zu benutzen. Die R\u00e4nder der Hautwunde werden immer am einfachsten mit Haken auseinander gehalten, diese werden durch Schn\u00fcre mit Gewichtchen an den Enden und welche vom Operationstische hinunterh\u00e4ngen, auseinander gezogen. In anderen F\u00e4llen werden spezielle Auseinanderschieber in der Art, wie sie in der Augenpraxis zum Auseinander-schieben der Augenlider gebraucht werden, angewandt.\nUm die Lippen gro\u00dfer Wunden und die R\u00e4nder der K\u00f6rperh\u00f6hlen auseinander zu halten und gro\u00dfe Organe zur Seite zu schieben, werden Instrumente von sehr verschiedener Form benutzt; sie sind meistens unter einem rechten Winkel gebogen und bestehen aus einem Teil, welcher als Handgriff dient, und einem andern Teil, der in die Wunde eingef\u00fchrt wird, letzterer kann massiv sein oder aus einzelnen Streifen, gleichsam Fingern bestehen. Das Hervorholen aus der Tiefe und das Emporheben verschiedener Organe und zu pr\u00e4parierender Teile wird entweder mit Hilfe von Pinzetten oder verschiedenen Haken oder mit gekr\u00fcmmten Nadeln bewirkt. Wenn irgend ein Teil lange Zeit festgehalten werden soll, so werden Pinzetten angewandt, die mit Verschl\u00fcssen versehen sind: Torsionspinzetten, Peansche Pinzetten. Letztere m\u00fcssen, weil sie hinsichtlich ihrer Konstruktion, wenn es gilt, irgend was zu ergreifen und festzuhalten, nichts zu w\u00fcnschen \u00fcbrig lassen, ganz besonders warm empfohlen werden. Zum Durchziehen der Ligaturen unter den pr\u00e4parierten Teilen (Nerven, Blutgef\u00e4\u00dfe usw.) benutzt man gerade oder besser entsprechend gebogene Pinzetten oder gebogene Nadeln mit einem L\u00f6chchen am Ende oder eine etwas gebogene Nadel mit einer stecknadelkopfgro\u00dfen Verdickung am Ende (Verfasser hat letztere bei Prof. Brodie in London gesehen; sie ist besonders bequem, um Ligaturen durch \u00d6ffnungen in d\u00fcnnen Membranen hindurchzuziehen). Zum Einfuhren von Kan\u00fclen in angeschnittene R\u00f6hrchen (Ausf\u00fchrungsg\u00e4nge von Dr\u00fcsen, Blutgef\u00e4\u00dfe u. dgl.) bedient man sich eines unter einem rechten Winkel gebogenen Hakens, welcher auf seiner R\u00fcckenseite eine kleine Rinne tr\u00e4gt. Um Fl\u00fcssigkeiten in der Tiefe der Wunde oder in den H\u00f6hlen aufzusaugen, benutzt man Stiele, welche am anderen Ende mit Klemmen versehen sind, mit denen das Tupfmaterial (Watte, Schw\u00e4mme u. dgl.) festgehalten wird.\nSpeziell zum Entfernen der Gehirnmasse werden L\u00f6ffel mit scharfen R\u00e4ndern gebraucht.\nZum Zerst\u00f6ren der Knochen nimmt man verschiedenartig geformte und verschieden gro\u00dfe Zangen, S\u00e4gen, sowohl gerade als auch ringf\u00f6rmige (Trepane), und Mei\u00dfel.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40 J. Pawlow, 'Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nEine Menge verschiedener, besonderer H\u00e4kchen, Nadeln, Beile an langen Griffen zum Zerschneiden verschiedener Teile in der Tiefe und ohne Kontrolle des Auges, von denen besonders viele von Claude Bernard stammen, finden heutzutage wenig Anwendung, denn die zu gro\u00dfe Ungewi\u00dfheit der Arbeit \u00fcberwiegt \u00fcber der Leichtigkeit ihres Gebrauches.\nZum Einfuhren verschiedener Fl\u00fcssigkeiten in verschiedene Punkte des Organismus (unter die Haut, ins Blut usw.) gebraucht man Spritzen. Wegen der besonderen Forderungen, welche man an sie zur Gegenwart stellt, haben diese Instrumente besonders viel Ver\u00e4nderungen und Vervollkommnungen erfahren und ihrer Beschreibung wird daher unten ein besonderer Platz gewidmet.\nGegenw\u00e4rtig m\u00fcssen alle Instrumente, da die peinlichste Reinheit gefordert wird, nur aus Metall gearbeitet sein.\nDas Stillen von Blutungen.\nBeim Sezieren und Zertrennen der Teile des Organismus ist es eine wichtige Aufgabe, keine Blutungen zuzulassen oder die schon eingetretenen Blutungen rasch zu stillen. Als Grundregel gilt hierf\u00fcr die Vorsicht beim Pr\u00e4parieren und das vorhergehende Unterbinden eines jeglichen bedeutenden Blutgef\u00e4\u00dfes. Wenn die Blutung infolge des Durchschneidens oder Durchrei\u00dfens eines Blutgef\u00e4\u00dfes eingetreten ist, so ergreift man die blutende Stelle mit verschiedenen Pinzetten, mit einfachen oder mit schlie\u00dfenden Pinzetten (Klemmpinzetten, Torsionspinzetten oder Peanen). Darauf legt man eine Ligatur, entweder um das abpr\u00e4parierte gesch\u00e4digte Gef\u00e4\u00df oder en massej wenn aber weder das eine, noch das andere Verfahren wegen eines massiven nicht nachgebenden Gewebes unm\u00f6glich ist, so umsticht man die blutende Stelle und zieht somit eine Ligatur fest. Wenn man es mit weichen Geweben und kleinen Blutgef\u00e4\u00dfen zu tun hat, so benutzt man statt des Durchschneidens das Abdrehen, aber auch hier ist eine Ligatur ihrer gr\u00f6\u00dferen Sicherheit wegen vorzuziehen. Alle \u00fcbrigen Verfahren zum Blutstillen: das einfache Tamponieren, das Tamponieren mit Benutzung von blutstillenden Stoffen, gef\u00e4\u00dfverengernde Stoffe (Adrenalin), das Kauterisieren mit dem Paquelinschen Thermokauter haben entweder eine untergeordnete oder sogar eine negative Bedeutung. Erstens sind diese Blutstillungen meistens keine sicheren, denn es treten nachfolgende Blutungen ein, und zweitens verschmieren einige von diesen Verfahren sehr die Wunde und erschweren das weitere genaue Operieren sehr. In vielen F\u00e4llen erleichtert indessen das Operieren mit dem i Thermokauter den Versuch in hohem Grade, da man fast ohne Blutung selbst sehr gro\u00dfe Eingriffe machen kann. Nur ganz einfaches Tamponieren hat gesetzm\u00e4\u00dfige Anwendung, wenn man sich w\u00e4hrend der vor\u00fcbergehenden Blutstillung dar\u00fcber klar werden will, von wo das Blut kommt, und eine ruhige Unterbindung der blutenden Stelle oder des Gef\u00e4\u00dfes vornehmen will. Zum Stillen der Blutung aus Knochen ist das Verschmieren mit gelbem geschmolzenen Wachs ein ganz zweckm\u00e4\u00dfiges Mittel.\nNachdem man geendigt hat zu pr\u00e4parieren, wird die Wunde mit N\u00e4hten oder verschiedenartigen schlie\u00dfenden Pinzetten festgemacht.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n41\nDie Beleuchtung.\nEine wesentliche Bedingung zum Pr\u00e4parieren ist die gen\u00fcgende Beleuchtung. Dieses kann man entweder dadurch erreichen, da\u00df man den Vivisektions- oder Operationstisch nahe bei gew\u00f6hnlichen Fenstern hinstellt, oder dadurch, da\u00df man in den Vivisektions- oder Operationszimmern verst\u00e4rkte nat\u00fcrliche Beleuchtung, sowohl seitlich als auch (besonders) von oben (extragro\u00dfe Fenster mit gro\u00dfen Scheiben) einf\u00fchrt. Bei ungen\u00fcgender nat\u00fcrlicher Beleuchtung ist es am bequemsten, au\u00dfer der allgemeinen Beleuchtung des Operationszimmers zur speziellen Beleuchtung der Operationsstelle elektrisches Licht zu benutzen: entweder in Form einer einfachen Edisonschen Gl\u00fchlichtlampe, bei der eine Seite amalgamiert ist und die mit einem Griff versehen ist, oder was noch besser ist in Form einer elektrischen Lampe mit Reflektor, die an einem Reifen befestigt ist, welcher um den Kopf des Pr\u00e4parierenden gelegt wird, in letzterem Falle braucht man keinen Extragehilfen zum Halten der Lampe (O. Ott).\nDie Spritzen.\nDie Fortschritte der Bakteriologie am Ende des 19. Jahrhunderts haben die Rolle der Mikroorganismen als Infektionstr\u00e4ger aufgekl\u00e4rt und an die chirurgischen Instrumente neue Forderungen gestellt, unter denen die M\u00f6glichkeit dieser Instrumente leicht und ohne Schaden f\u00fcr sie zu sterilisieren die erste Bedingung ist. Die in dieser Zeit f\u00fcr subkutane Einspritzungen vorgeschlagenen Spritzen sind meistenteils nach dem Typus der Pravazschen Spritze konstruiert. Dabei wurde die Aufmerksamkeit der Autoren haupts\u00e4chlich darauf gelenkt, es m\u00f6glich zu machen, alle Teile der Spritze durch die Einwirkung von hohen Temperaturen der Sterilisation zu unterziehen.\nEinige von den wichtigsten Neuerungen auf diesem Gebiet seien in folgendem zusammengefa\u00dft.\nGew\u00f6hnlich besteht der Kolben der Spritzen aus zwei Metallscheibchen, welche ein oder mehrere Lederringe zusammenpressen. Da das Leder schwer zu sterilisieren ist und vom Sterilisieren verdirbt, so ist der Vorschlag gemacht worden, es durch Asbest (Malassez46)), durch stark gepre\u00dftes Holundermark (Strauss und Collin47)), Malassez48) oder durch einen besonderen Stoff, in welchem Kautschuk als Bestandteil enthalten ist und welcher zum Vereinigen der einzelnen Teile bei Dampfmaschinen gebraucht wird, zu ersetzen. Da der Kolben bei der Sterilisation die Hauptschwierigkeiten macht, so sind Spritzen ohne Kolben vorgeschlagen worden, in denen der Kolben durch einen Gummiballon ersetzt ist (Mareschal 49)' Rochon 50)). Da die Glaszylinder, welche f\u00fcr die Spritzen gebraucht werden ihrer ganzen L\u00e4nge nach nicht mathematisch genau dasselbe Kaliber haben' so kann eine gleichm\u00e4\u00dfige Fortbewegung des Kolbens ein ungleichm\u00e4\u00dfiges Ausflie\u00dfen der Fl\u00fcssigkeit zur Folge haben. Um diesen Nachteil zu beseitigen, hat d\u2019Arsonval61) zuerst eine Spritze mit vollkommen genau versinkendem, genau eingepa\u00dftem Kolben vorgeschlagen und sie sp\u00e4ter verbessert (seringue \u00e0 piston plongeant).\nEin dichtes Zusammenf\u00fcgen der Teile wird in der Pravazschen Spritze ebenfalls mit Hilfe von Lederringen erreicht, welche zwischen den","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nEnden des Glaszylinders und des Metallger\u00fcstes eingelegt werden. Zum Ersatz des Leders haben Strauss und Collin52) Ringe aus stark gepre\u00dftem Holundermark vorgeschlagen.\nIn der Spritze von Gudendag63) sind die Ringe vollkommen beseitigt und dank der sorgf\u00e4ltigen Anpassung des Metallger\u00fcstes zu dem Glaszylinder wird eine vollkommen hermetische Schlie\u00dfung des Apparates erreicht.\nZwecks m\u00f6glichst vollkommener Sterilisation waren die Erfinder bem\u00fcht, die Konstruktion der Spritze nach M\u00f6glichkeit zu vereinfachen, indem sie zu allererst die Anzahl der einzelnen Teile verringerten. So hatLuer54), dem Vorschlag von Malassez folgend, eine Spritze vollkommen aus Glas angefertigt: diese besteht nur aus zwei Teilen, einem Glaszylinder, welcher nach der einen Seite hin zum Draufsetzen der Nadel enger wird und aus einem Kolben, ebenfalls aus Glas, welcher nichts anderes vorstellt, als eine von beiden Seiten zugel\u00f6tete Glasr\u00f6hre (die etwas l\u00e4nger sein mu\u00df als der Glaszylinder), welche dem Zylinder gut angepa\u00dft ist und in ihn unter leichter Reibung hineingeht.\nIn der Rekordspritze besteht der Piston aus Metall.\nMermet und Majar66) haben nach dem Luersehen Typus Spritzen aber nur vollkommen aus Nickel angefertigt.\nBei einigen Spritzen ist das Metallger\u00fcst abgeschafft (Fournier56) und der Zylinder wird wie in der Spritze von Malassez und Luer nach der einen Seite hin zum Draufsetzen der Nadel enger.\nUm beim Manipulieren eine Hand vollkommen frei zu haben, hat Spiegel57) eine automatische Spritze vorgeschlagen, zu deren Handhabung nur eine Hand n\u00f6tig ist.\nViele Spritzen werden in Metallk\u00e4stchen verkauft, in denen sie sterilisiert werden k\u00f6nnen, wobei der Deckel des K\u00e4stchens gew\u00f6hnlich als Spiritusbrenner benutzt werden kann (die Spritze von Aubry 68) f\u00fcr 20 cm3, die Spritze von Duflocq59}).\nZum langsamen subkutanen Einspritzen gro\u00dfer Fl\u00fcssigkeitsmengen kann der spezielle Apparat von Burlureaux und Gerder60) dienen.\nf) K\u00fcnstliche Respiration.\nWenn man einige spezielle F\u00e4lle, in denen k\u00fcnstliche Respiration angewandt wird (genaue Untersuchung der ausgeatmeten Luft, Untersuchung der Wirkung ver\u00e4nderter Luftzusammensetzung usw.), au\u00dfer acht l\u00e4\u00dft, besteht der Zweck der k\u00fcnstlichen Respiration gew\u00f6hnlich darin, Luft in die Lungen ein- und auszupumpen, um das Tier, welches durch einen oder den anderen experimentellen Eingriff, der F\u00e4higkeit, zu atmen, beraubt ist, lebend zu erhalten. So ist die k\u00fcnstliche Respiration unumg\u00e4nglich n\u00f6tig, wenn das R\u00fcckenmark unter dem verl\u00e4ngerten Mark durchschnitten wird, oder wenn die Pleurah\u00f6hle ge\u00f6ffnet wird, oder wenn das Versuchstier mit Kurare vei^iftet wird; nicht ohne Nutzen ist sie, wenn das Tier mit solchen Giften immobilisiert wird, welche die Atemt\u00e4tigkeit vor der Herzt\u00e4tigkeit l\u00e4hmen (z. B. Chloralhydrat) und in \u00e4hnlichen F\u00e4llen.\nDa die k\u00fcnstliche Respiration den nat\u00fcrlichen Proze\u00df ersetzt, mu\u00df sie demselben m\u00f6glichst \u00e4hnlich sein, d. h. das Ein- und Ausf\u00fchren der Luft in","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n43\nden- Lungen m\u00fcssen sich in einer gewissen Reihenfolge abwechseln, der Rhythmus der k\u00fcnstlichen Respirationsbewegungen und die in die Lungen gelangende Luftmenge m\u00fcssen dem gegebenen Versuchstier einen m\u00f6glichst regelm\u00e4\u00dfigen Gasaustausch sichern, und das Aufblasen der Lungen darf, um den Blutkreislauf nicht zu beeintr\u00e4chtigen, eine gewisse Grenze nicht \u00fcbersteigen.\nDie k\u00fcnstliche Respiration wird durch das Ein- und Auspumpen der Luft in die Lungen des Tiers mittels eines Maskenmaulkorbes61), mittels einer Laryngealsonde (Cl. Bernard) oder (wenn die Gr\u00f6\u00dfe des Tiers es gestattet) mittels einer in der Trachea festgemachten Kan\u00fcle erreicht. Im letzten Falle wird am Tier die Operation der Tracheotomie vollzogen. Der Blasebalg oder die Luftpumpe, welche die Luft in die Lunge bef\u00f6rdern, werden durch eine gew\u00f6hnliche Gummir\u00f6hre mit der Kan\u00fcle vereinigt.\nGew\u00f6hnlich wird das Einpumpen der Luft in die Lungen (bei Hunden, Katzen, Kaninchen) durch eine Kan\u00fcle, die in die Trachea hineingebunden wird, vollzogen.\nAls Kan\u00fcle kann jedes harte R\u00f6hrchen (aus Glas oder Metall), es sei gerade oder gebogen, dienen, wenn es nur mit seinem Durchmesser zur Gr\u00f6\u00dfe der Trachea des zu operierenden Tieres pa\u00dft. Dasjenige Ende der Kan\u00fcle, welches zu den Lungen hin gewandt ist, mu\u00df schr\u00e4g abgeschnitten sein, das Ende aber, welches mit der die Luft zustellenden R\u00f6hre verbunden ist, mu\u00df rings herum eine Vertiefung haben, um die Befestigung der letztgenannten R\u00f6hre mittels Schnur oder Draht zu erm\u00f6glichen. Um einem \u00fcberm\u00e4\u00dfigen Auf blasen der Lungen durch die aus dem Blasebalg oder aus der Pumpe eingepumpte Luft vorzubeugen und andererseits, um der Exspirationsluft einen Ausgang zu verschaffen, ist es n\u00f6tig, auf dem Kautschukr\u00f6hrchen, welches die Kan\u00fcle mit der Luftpumpe verbindet, einen y-f\u00f6rmigen Einschnitt (Cl. Bernard) oder ganz nahe vor der Kan\u00fcle eine ovale \u00d6ffnung zu machen62). Letztere kann nach Belieben ganz oder nur teilweise durch einen Teil einer anderen breiteren Kautschukr\u00f6hre, welche das die \u00d6ffnung tragende R\u00f6hrchen umgibt, verdeckt werden. Wenn man zwischen der Trachealkan\u00fcle und dem Blasebalg bzw.__ der Luftpumpe ein Metallr\u00f6hrchen mit einer ziemlich langen ovalen \u00d6ffnung einschaltet, so stellt dieses zum oben erw\u00e4hnten Zweck eine noch gr\u00f6\u00dfere Bequemlichkeit dar. Dieses R\u00f6hrchen ist mit einer auf ihm frei beweglichen H\u00fclse versehen, welche mittels einer Schraube in einer jeden Lage befestigt werden kann.\nDasselbe kann man mit Hilfe eines V-f\u00f6rmigen R\u00f6hrchens erreichen; ein Ende dieses R\u00f6hrchens wird in der Trachea festgebunden, das andere Ende wird mit dem die Luft zuf\u00fchrenden R\u00f6hrchen verbunden, auf das dritte freie Ende werden durch Vermittlung eines Kautschukr\u00f6hrchens verschieden enge Glaskan\u00fclen aufgesetzt. Wenn die Luft mit Hilfe eines Blasebalgs eingepumpt wird, kann sie durch eine eigens daf\u00fcr gemachte Klappe entfernt werden; diese Marcetsche Klappe (Cl. Bernard) befindet sich im Blasebalg selbst und \u00f6ffnet sich jedesmal bei einer bestimmten Lage seiner Deckel.\nAls Beispiel einfacher Metallkan\u00fclen k\u00f6nnen die Kan\u00fclen von Ludwig und Fran\u00e7ois-Frank dienen.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nDie Ludwigsche Kan\u00fcle f\u00fcr Hunde (Fig. 17) bestellt aus zwei R\u00f6hrchen, welche unter einem rechten Winkel zu einander zusammengel\u00f6tet sind. Dasjenige Ende, welches in die Trachea hineingebunden wird, ist abgeschr\u00e4gt und mit zwei walzenf\u00f6rmigen Verdickungen versehen; eine gleiche walzenf\u00f6rmige Verdickung befindet sich auch auf dem anderen Ende der Kan\u00fcle, welches mit die Luft zuf\u00fchrenden R\u00f6hren verbunden wird. An diesem selben Teil befindet sich eine Vorrichtung zum Regulieren der eintretenden L\u00fcftmenge: im R\u00f6hrchen ist eine Spalte gemacht und das R\u00f6hrchen selbst wird von einer H\u00fclse umgeben, die eine gleiche Spalte tr\u00e4gt; die H\u00fclse kann auf dem R\u00f6hrchen nach Belieben hin und her geschoben werden.\nDie Kan\u00fcle von Fran\u00e7ois-Frank63) f\u00fcr Hunde (Fig. 18) bietet die gro\u00dfe Bequemlichkeit, da\u00df sie ohne mit Ligaturen festgebunden zu sein, in der Trachea sehr fest h\u00e4lt. Dieses wird dadurch erreicht, da\u00df die Kan\u00fcle eigentlich ein T-f\u00f6rmiges R\u00f6hrchen darstellt, dessen horizontaler Ast von der einen Seite festgel\u00f6tet ist und in die Trachea mit der \u00d6ffnung nach den Lungen hin hineingestellt wird; der vertikale Teil (er besteht zuweilen selbst aus zwei rechtwinklig zu einander zusammengel\u00f6teten R\u00f6hrchen, zuweilen aus einer stark gebogenen R\u00f6hre) wird mit dem R\u00f6hrchen, durch welches die Luft zustr\u00f6mt, verbunden. Um die Luftzufuhr zu den Lungen zu regulieren, wird die oben beschriebene Vorrichtung angewandt.\nEine bequeme Modifikation der einfachen Kan\u00fcle stellt die kleine Kan\u00fcle aus Neusilber f\u00fcr Kaninchen von Ludwig (Fig. 19) dar. Die Eigenheit dieser Kan\u00fcle ist die, da\u00df derjenige Teil des Astes, welcher mit der die Luft zustellenden R\u00f6hre in Verbindung steht, sich um seine Achse drehen l\u00e4\u00dft und folglich die M\u00f6glichkeit gegeben ist, auf beiden Seiten des Halses in aller Bequemlichkeit zu arbeiten.\nSchlie\u00dflich kann man mittels der Kan\u00fcle von Gad64) durch das Umdrehen des Hahns die Lungen nach Belieben bald mit dem die Luft zustellenden R\u00f6hrchen, bald mit der Mund- und Nasenh\u00f6hle vereinigen.\nAu\u00dfer diesen einfachen gibt es noch kompliziertere Kan\u00fclen, welche den Zweck haben, die Inspirationsluft von der Exspirationsluft zu trennen. So eingerichtet sind die Kan\u00fclen von Wintrich65), Czermak66), Fran\u00e7ois-Frank63), Guthrie57), das von Cyon beschriebene Ventil (Cyon), die Kan\u00fcle f\u00fcr kleine Tiere von Ranvier68) u. dergl. Das Konstruktionsprinzip $er dieser Kan\u00fclen ist immer dasselbe und besteht darin, da\u00df mittels irgendeiner Vorrichtung, gew\u00f6hnlich eines Ventils, welches durch den Strom der eingepumpten oder ausgeatmeten Luft in Gang gebracht wird, w\u00e4hrend der Inspiration die \u00d6ffnung, welche das ganze System mit der Atmosph\u00e4re verbindet, sich schlie\u00dft und die Luft in die Lungen str\u00f6men mu\u00df, wogegen\nFig. 18.\nFig. 17.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n45\nwiederum w\u00e4hrend der Exspiration sich die \u00d6ffnung des die Luft zuf\u00fchrenden R\u00f6hrchens schlie\u00dft und erstere sich \u00f6ffnet, so da\u00df der Luft die M\u00f6glichkeit gegeben ist, nach au\u00dfen hinauszutreten.\nBei Tieren, welche die F\u00e4higkeit selbst\u00e4ndig zu atmen eingeb\u00fc\u00dft haben, werden die Atembewegungen mit Hilfe spezieller Apparate zustande gebracht, von Pumpen oder Blaseb\u00e4lgen. Diese Apparate k\u00f6nnen nach einem der folgenden Typen eingerichtet werden: entweder sie jagen periodisch Luft in die Lungen hinein, \"oder sie vermindern periodisch den Luftdruck in den Lungen; es k\u00f6nnen auch beide Typen in einem Apparat vereinigt werden, d. h. der Apparat pumpt die Luft ein, und dann pumpt er sie wieder aus.\nIn den Apparaten der ersten Kategorie wird die Inspiration dadurch bedingt, da\u00df der eingepumpte Luftstrom sich nach der Seite des geringsten Widerstandes hin, d. h. nach den zusammengefallenen Lungen hm, verbreitet; die Expiration kommt dank einer Pause im Einpumpen zustande, w\u00e4hrend welcher der Brustkasten seiner Schwere wegen zusammenf\u00e4llt. Dabei ist es eine unvermeidliche Bedingung, da\u00df der eingepumpten Luft die M\u00f6glichkeit gegeben sein mu\u00df, aus den Lungen herauszustr\u00f6men; dieses wird mittels besonderer Vorrichtungen, welche schon oben beschrieben worden sind, erreicht. So eine k\u00fcnstliche Respiration hat im Vergleich zum nat\u00fcrlichen Atmen den Nachteil, da\u00df die Lungen und der Brustkasten wegen des \u00fcberm\u00e4\u00dfigen Aufblasens bis zu einem gewissen Grade an Elastizit\u00e4t einb\u00fc\u00dfen. Deswegen scheiden die Lungen weniger Luft aus, als sie Zeit haben aufzunehmen, der Druck innerhalb des Brustkorbes wird gr\u00f6\u00dfei und der Blutdruck f\u00e4llt.\nEin anderes Prinzip zum Einrichten von Respirationsapparaten besteht darin, da\u00df man mit Hilfe einer Pumpe die Luft aus den Lungen auspumpt; das entspricht dem Ausatmen. Die Inspiration geschieht auf Kosten der Erweiterung der Lungen und des Brustkorbes infolge ihrer Elastizit\u00e4t. Dabei str\u00f6mt entweder die Atmosph\u00e4renluft, welche in einem bestimmten Augenblick die M\u00f6glichkeit bekommt, ins System einzudringen, von selbst in die Lungen hinein, oder sie wird k\u00fcnstlich unter nicht zu sehr vergr\u00f6\u00dfertem Druck hineingejagt. Solche Apparate verfolgen das Ziel, den Blutdruck nach M\u00f6glichkeit nicht zu ver\u00e4ndern und dem \u00fcberm\u00e4\u00dfigen Aufblasen, ja sogar dem Zerrei\u00dfen der Lungen vorzubeugen, was passieren kann, wenn man Apparate der ersten Kategorie anwendet.\t.\nSchlie\u00dflich werden in Apparaten der dritten Kategorie sowohl die Inspiration als auch die Exspiration mit Hilfe von Pumpen zustande gebracht, von denen die eine die Luft in die Lungen einpumpt und die andere sie. auspumpt. Auch hierbei leidet der Blutdruck weniger, als bei der k\u00fcnstlichen Respiration, wenn die Luft nur eingepumpt wird.\nDie Apparate f\u00fcr k\u00fcnstliche Respiration k\u00f6nnen von den verschiedensten Konstruktionen sein, aber an die Arbeit eines jeden Apparates k\u00f6nnen folgende Hauptforderungen gestellt werden: 1. es mu\u00df die M\u00f6glichkeit vorhanden sein, die eintretende Luftmenge zu regulieren; 2. m\u00fcssen jedesmal gleiche Portionen in die Lungen geraten; 3. mu\u00df der Apparat rhythmisch arbeiten; 4. mu\u00df der Rhythmus, der Arbeit nach Belieben verstellbar sein;\nFig. 19.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\n5.\tmu\u00df der Einflu\u00df auf die. Blutzirkulation nach M\u00f6glichkeit beseitigt werden;\n6.\tmu\u00df die Arbeit des Apparats automatisch vor sich gehen.\nIn den Apparaten der ersten Kategorie wird die Luft entweder mittels eines Blasebalgs oder dank dem erh\u00f6hten Luftdruck, den eine Luftpumpe erzeugt, in die Lungen hineingejagt. \u00ab\nEin Blasebalg kann von den oben gestellten Bedingungen, denen die Arbeit der Apparate f\u00fcr k\u00fcnstliche Respiration gen\u00fcgen mu\u00df, folgende erf\u00fcllen.\nDie Menge der vom Blasebalg eingepumpten Luft wird f\u00fcr denselben Balg durch die Gr\u00f6\u00dfe der Exkursionen der beiden Deckel bestimmt. Im einfachen Blasebalg, den man mit der Hand aufbl\u00e4st, wird dieses einfach dadurch erreicht, da\u00df man die Exkursionen der beiden Deckel auf diese\nFig, 20.\noder jene Art beschr\u00e4nkt. In den komplizierteren Apparaten, wie z. B. die Apparate von Schwann (Cl. Bernard), G-r\u00e9hant69), Stricker (Gscherd-len, S. 530), Liebreich70), bei denen der eine Deckel des Blasebalgs unbeweglich befestigt ist und der andere durch eine an ihn befestigte Stange, die ihrerseits mit einem Schwungrade verbunden ist, in Gang gebracht wird, ist folgende Einrichtung vorhanden. Die Stange (Fig. 20) wird nicht direkt am Rade unbeweglich befestigt, -sondern sie wird mit einer Gabel, welche an das Rad oder an dessen Achse angemacht ist, verbunden; im Schlitz dieser Gabel kann die Stange hin und her bewegt und in der beliebigen Lage befestigt werden. Dadurch kann der Radius des vom oberen Ende der Stange beschriebenen Kreises, und somit auch die Exkursionen, welche das freie Ende des Blasebalgs beschreibt, innerhalb gewisser Grenzen nach dieser oder jener Seite hin ver\u00e4ndert werden.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n47\nEine analoge Einrichtung hat der Apparat von Langard (Fig. 21) (Gscheidlen, S. 529).\nIm Apparate von Ludwig (Cyon) wird dasselbe durch verschiedene Einstellungen des Exz enters erreicht (Fig. 22).\nWenn aber der Blasebalg durch einen Kautschukbeutel ersetzt wird, welch letzterer immer zwei Ventile hat \u2014 ein Inspirations- und ein Exspirationsventil \u2014, so wird die Menge der mit jedem Male ausgeblasenen Luft dadurch bestimmt, wie stark er (mit der Hand oder mit dem Fu\u00df) zusammengequetscht wird.\nAu\u00dferdem wird bei allen Apparaten dieser Gruppe die Menge der in die Lungen gelangenden Luft noch durch die sich auf der Kan\u00fcle befindenden Vorrichtungen reguliert (vergl. oben). So ein Ableiten eines Teils der einstr\u00f6menden Luft in die Atmosph\u00e4re dient aber haupts\u00e4chlich dazu,\nFig. 21.\num das \u00fcberm\u00e4\u00dfige Aufblasen der Lungen zu verhindern, und kann nicht allein im gew\u00fcnschten Grade die Menge der einstr\u00f6menden Luft regulieren (z. B. bei verschiedenen Tierarten und ein und demselben Blasebalg).\nWas die Gleichm\u00e4\u00dfigkeit der jedesmal ausgeblasenen Luftportionen und den Rhythmus der Arbeit des Blasebalgs betrifft, so sind diese beiden Bedingungen (wenn man von der feineren Ausarbeitung des Blasebalgs absieht) von der Vollkommenheit und der Regelm\u00e4\u00dfigkeit abh\u00e4ngig, mit welcher der Motor, der den Blasebalg in Bewegung versetzt, arbeitet. So z. B. sind die Hand oder der Fu\u00df des Gehilfen (z. B. beim Ludwigschen Apparat), wenn sie auch bei einiger Fertigkeit ziemlich lange Zeit recht gleichm\u00e4\u00dfig arbeiten k\u00f6nnen, dennoch ein wenig vollkommener und teurer Motor. Wesentliche Unbequemlichkeiten bieten auch die \u00e4lteren Apparate f\u00fcr k\u00fcnstliche Respiration, die mit einem Uhrmechanismus versehen sind (Schwann, Stricker). Sie verlangen oft von neuem aufgezogen zu werden (der Apparat von Schwann mu\u00df alle 15 Minuten, der von Stricker alle 8 Minuten wieder aufgezogen werden), und wenn es noch dazu ein Sprungfedermechanismus ist (Stricker), so wird die Wirkung der Sprungfeder","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nmit dem Auseinanderrollen derselben immer schw\u00e4cher und es wird somit auch die Arbeit des Blasebalgs keine regelm\u00e4\u00dfige sein.\nDie Wahl eines jeden anderen Motors, es sei ein Wasser-, ein Dampf-, ein Gas- oder ein Elektromotor, h\u00e4ngt von der Vollkommenheit seiner Konstruktion, welche eine regelm\u00e4\u00dfige Arbeit sichert, ebenso wie auch von der Tragbarkeit, Ger\u00e4uschlosigkeit, Billigkeit und sogar von der Gewohnheit, mit diesem oder jenem Apparat zu arbeiten, ab.\nNoch eine Bedingung, welcher die Arbeit der Apparate f\u00fcr k\u00fcnstliche Respiration gen\u00fcgen mu\u00df, ist die M\u00f6glichkeit, den Rhythmus der Arbeit zu \u00e4ndern; dieser ist unumg\u00e4nglich n\u00f6tig, wenn man ein und denselben Blasebalg f\u00fcr\nFig. 22.\nverschieden gro\u00dfe Tiere gebraucht und auch an ein und demselben Tier in manchen speziellen Aufgaben. So eine Ver\u00e4nderung des Rhythmus wird durch das Beschleunigen der Umdrehungen des Schwungrades erreicht; auf der Achse desselben befindet sich die oben bebeschriebene - Gabel mit dem Schlitz, welche die Stange und folglich auch den beweglichen Deckel des Blasebalgs mit sich in Bewegung versetzt. Die Beschleunigung der Drehungen des Schwungrades, durch welche die Frequenz der Bewegungen des Blasebalgdeckels erh\u00f6ht wird, wird in den jetzt gebr\u00e4uchlichen Apparaten vor allem dadurch erreicht, da\u00df man die Arbeit des Motors (Hand, Kraftmaschine) verst\u00e4rkt. Aber au\u00dferdem kann bei maximaler Arbeit des Motors die Beschleunigung des Rhythmus noch auf folgende Weise erreicht werden: An das Schwungrad (zuweilen auch an das Rad des Motors) werden einige R\u00e4der (gew\u00f6hnlich sind sie von Holz) mit verschiedenem Durchmesser an-","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n49\ngebracht; diese R\u00e4der haben am Rande eine Schnurrolle. Der Riemen oder die Schnur, welche das Motorrad mit dem Rade des Blasebalgs verbinden, k\u00f6nnen nach Wunsch an eins von den Holzr\u00e4dern herumgelegt werden und dadurch wird die gew\u00fcnschte Ver\u00e4nderung in der Arbeit des Blasebalgs erreicht. Einen sehr bequemen Blasebalg, der sich auch in unserem Laboratorium bew\u00e4hrt hat, stellt das vom Mechaniker Ch. Verdin in Paris herr\u00fchrende Modell dar (Eig. 23).\t,\nEine andere Methode, um Luft in die Lungen hineinzupressen, bildet der Gebrauch einer Luftpumpe, einer Wasser- oder einer Kolbenpumpe. In allen diesen Apparaten mu\u00df eine besondere Einrichtung vorhanden sein,\nFig. 23.\nwelche die M\u00f6glichkeit gibt, den Luftstrom periodisch zu unterbrechen, damit es dem Respirationsapparat des Tiers dadurch m\u00f6glich gemacht wird, die Exspiration zustande zu bringen. Die einfachste Vorrichtung besteht darin, da\u00df das R\u00f6hrchen, welches die Trachealkan\u00fcle mit der Pumpe vereinigt, an irgendeiner Stelle periodisch zusammengedr\u00fcckt und wieder losgelassen wird. Dieses wird dadurch erreicht, da\u00df der eine Arm eines zweiarmigen Hebels durch einen Elektromagnet periodisch tief hinuntergezogen wird. Der Elektromagnet kann durch einen Uhrmechanismus reguliert werden (Apparat von Lukjanoff71) oder kann seine Wirkung dadurch unterbrochen werden, da\u00df die elektrische Kette sich \u00f6ffnet; letzteres wird durch eine kompliziertere Einrichtung erreicht (Apparat von Dutto72)). Im noch komplizierteren Apparat von Miescher73) wird die .Unterbrechung des Luftstroms durch einen besonderen Atemschieber erreicht, welcher durch Tigerstedt, Handb. d. phys. Methodik 1,1.\t4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\neinen, Motor in Gang gebracht wird. Dank einer speziellen Vorrichtung k\u00f6nnen nicht nur die Bewegungen des Atemschiebers beschleunigt oder verlangsamt werden, d. h. mit anderen Worten, es kann nicht nur die Anzahl der Luftst\u00f6\u00dfe, welche in einer gewissen Zeiteinheit in die Lungen gelangen, vergr\u00f6\u00dfert werden, sondern es kann bei gleicher Frequenz der Luftst\u00f6\u00dfe die \u00d6ffnungszeit innerhalb weiter Grenzen verk\u00fcrzt oder verl\u00e4ngert werden.\nIm Apparat von Bowditch74) wird die Unterbrechung des Luftstroms durch das Umdrehen eines Hahns erreicht; der Hahn wird von einem Motor gedreht.\nSchlie\u00dflich wird im Apparat von Kronecker75) die \u00d6ffnung und Schlie\u00dfung des Luftstroms dadurch erreicht, da\u00df ein speziell eingerichteter Regulator durch einen Wasserstrom in Gang gebracht wird.\nEinen anderen Typus von Apparaten zur Unterbrechung des Luftstroms bildet eine Art von H\u00e4hnen (der Apparat von Hoyt76) und der von Straub77).) So-ein Hahn stellt nichts anderes dar, als einen massiven Zylinder, welcher sich in einem anderen ihm genau angepa\u00dften, hohlen, von oben und unten geschlossenen Zylinder herumdreht. Am letzteren Zylinder sind folgende Abzugsr\u00f6hrchen angebracht: eine zur, Trachea des Tiers (zuweilen zwei zu den Tracheen von zwei Tieren, Hoyt), eine zur Luftpumpe und eine dritte in die Atmosph\u00e4re. Im inneren massiven Zylinder ist entweder ein exzentrisch verlaufender Kanal gemacht (Straub) oder es sind zwei unter , einem Winkel zu einander verlaufender Kan\u00e4le (Hoyt); diese vereinigen abwechselnd bei ihrer Drehung bald die Trachea mit der Pumpe, bald die Trachea mit der Atmosph\u00e4re. Solche H\u00e4hne k\u00f6nnen, wie auch komplizierte Kan\u00fclen zur Trennung der ein- und der ausgeatmeten Luft, zum Zweck ihrer Untersuchung dienen. Der Hahn wird durch einen speziellen Motor in Gang gebracht.\nDie Menge der in die Lungen eingeblasenen Luft wird bei allen diesen Apparaten durch die Arbeit der Pumpe bedingt, der Rhythmus der Atembewegungen aber dadurch, wie oft der Luftstrom unterbrochen wird.\nGanz abgesondert von allen beschriebenen Apparaten f\u00fcr k\u00fcnstliche Respiration, welche Luft in die Lungen einpumpen, steht der recht komplizierte und heutzutage wohl kaum irgendwo gebr\u00e4uchliche Apparat von Thiry78). Die Eigent\u00fcmlichkeit \u25a0 dieses Apparats besteht darin, da\u00df die Luft durch die Schwankungen des Quecksilbers in einer umgebogenen R\u00f6hre in Bewegung Versetzt wird und nicht durch einen Blasebalg oder eine Luftpumpe/\t\u25a0\nLs versteht sich von selbst, da\u00df man bei allen Apparaten f\u00fcr k\u00fcnstliche Respiration, welche die Luft in die Lungen hineinjagen, auch mit ge\u00f6ffnetem Brustkorb arbeiten kann.\nDa beim Einpumpen der Luft in die Lungen, wie schon oben erw\u00e4hnt ist, der Blutdruck stark gesch\u00e4digt wird, und die Exspiration dank dem Verlust der Lungen an Elastizit\u00e4t erschwert wird, bediente sich Zuntz79) eines Apparats, welcher die Luft aus den Lungen periodisch heraussog, was der Exspiration entspricht. Das Eintreten von frischer Luft in die Lungen wurde auf Kosten der Elastizit\u00e4t der Lungen und des Brustkorbes oder dank einem geringen positiven Druck erreicht. Wenn der Brustkorb ge\u00f6ffnet wird, ist nat\u00fcrlich so ein Apparat unwirksam.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\n51\nEine gleiche Idee liegt auch der Einrichtung des Apparats f\u00fcr k\u00fcnstliche Respiration von Rosenthal80) zugrunde. Da Rosenthal seinen Apparat einigemal modifiziert hat und ihn zuletzt endg\u00fcltig als ein- und auspumpenden Apparat konstruiert hat (diese beiden Eigenschaften des Apparats k\u00f6nnen auch jede einzeln verwandt werden), so wird es bequemer sein, ihn in der n\u00e4chsten Gruppe der Apparate f\u00fcr k\u00fcnstliche Atmung zu besprechen81). Hier mu\u00df nur vennerkt werden, da\u00df es Rosenthal gelungen ist, durch k\u00fcnstliche Respiration, welche mit Hilfe des Aussaugens der Luft erzielt wurde, bei einem Kaninchen Apnoe zu erreichen.\nDasselbe Prinzip kann auch in einigen oben beschriebenen Apparaten mit ununterbrochenem Luftstrom durchgef\u00fchrt werden, wenn man die Pumpe,\nFig. 24.\nwelche die Luft einpumpt, durch eine S\u00e4ugpumpe ersetzt, was von Luk-janoff71) und Miescher73) auch vorgeschlagen worden ist. Hach Miescher ist es indessen viel schwerer, unter solchen Umst\u00e4nden Apnoe beim Kaninchen zu erzeugen als durch gew\u00f6hnliche k\u00fcnstliche Respiration.\nDas Einrichtungsprinzip der Apparate f\u00fcr k\u00fcnstliche Atmung, welche das Ziel haben, sowohl f\u00fcr die Inspiration als auch f\u00fcr die Exspiration zu arbeiten, ist in den Hauptz\u00fcgen folgendes: Die Lungen m\u00fcssen abwechselnd, bald mit der Druck- und bald mit der S\u00e4ugpumpe vereinigt werden; es k\u00f6nnen auch zwei Luftbeh\u00e4lter sein, von denen der eine komprimierte, der andere verd\u00fcnnte Luft enth\u00e4lt, in denen aber der Luftdruck auf der gew\u00fcnschten H\u00f6he unterhalten werden kann. Dabei darf sich die aus den Lungen ausgesogene Luft nicht mit derjenigen, welche zum Einpumpen bestimmt ist, vermengen, sondern den Lungen m\u00fcssen stets neue und neue Portionen frischer Luft zugef\u00fchrt werden.\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nAls Pumpen k\u00f6nnen Kolbenluftpumpen (Apparat von Hering, Fig. 24, und der Apparat von Mayer82)), Wasserstrahlpumpen (Apparat von Rosenthal81)) oder Wassertrommelgehl\u00e4se (Apparate von Lehmann83) und Ewald84)) dienen.\nZur Y-f\u00f6rmigen Trachealkan\u00fcle gehen gew\u00f6hnlich zwei Kautschukr\u00f6hrchen, durch das eine wird die Luft eingepumpt und durch das andere ausgesogen. Um die Lungen des Tiers bald mit der einen, bald mit der anderen funktionierenden Pumpe zu vereinigen, gibt es verschiedene Vorrichtungen. Es k\u00f6nnen Schieber sein, welche bald die eine, bald die andere \u00d6ffnung \u00f6ffnen (Hering, Mayer), oder Ventile (Rosenthal) oder H\u00e4hne, wie sie oben f\u00fcr die Apparate von Hoyt und Schraub beschrieben sind (Ewalds L\u00fcftkommutator). Schlie\u00dflich kann die k\u00fcnstliche Respiration einfach dadurch erreicht werden, da\u00df man abwechselnd bald das Inspirations-, bald das Exspirationsr\u00f6hrchen, welche zur Trachealkan\u00fcle f\u00fchren, zudr\u00fcckt; dieses Zudr\u00fccken geschieht mit Hilfe eines Elektromagnets (Lehmann). Um alle diese Hilfsapparate in Gang zu bringen, benutzt man entweder dieselbe Kraft, welche die Pumpe in Gang bringt, oder es mu\u00df noch ein spezieller Motor vorhanden sein.\nVon der Cambridge Scientific Instrument company wird folgender Apparat zur k\u00fcnstlichen Atmung dargestellt (Fig. 25).\nDer Apparat besteht aus zwei weiten Luftzylindern mit je zwei Klappen; unter diesen findet sich ein Wasserzylinder mit Klappe und H\u00e4hnen; rechts ein Windkessel mit einem Einstr\u00f6mungsrohr und zwei H\u00e4hnen; links eine Spiralfeder und die Vorrichtung, um die Zufuhr von Wasser zu regulieren. Die Einstr\u00f6mungsr\u00f6hre am Boden des Windkessels ist mittels eines Schlauches mit dem Wasserzylinder verbunden. Nachdem das Wasser bis zu einer gewissen H\u00f6he in den Windkessel gestiegen ist, treibt es den Kolben im Wasserzylinder nach oben; gleichzeitig werden auch die Kolben in den beiden Luftzylindern nach oben bewegt, und also die Luft aus ihn\u00ean getrieben. Nachdem die Bewegung nach oben vollendet ist, stellt sich die Wasserklappe automatisch ein, die Spiralfeder zieht die Kolben nach unten und Luft wird in den beiden Luftzylindern hineingezogen. Der untere Zylinder treibt Luft in die Lungen, der obere saugt Luft von ihnen aus. Zur Narkose kann ein Teil der in den unteren Luftzylinder eintretendon Luft durch eine Woulffsche Flasche mit Chloroform geleitet werden.\nDurch Drehen der H\u00e4hne am Wasserzylinder kann die Geschwindigkeit des Kolbens sowohl beim Aufsteigen als beim Absteigen unabh\u00e4ngig reguliert werden. Auch kann die bei jedem Kolbenschlag gelieferte Luftmenge durch Verstellen der Schraube nahe an die Spiralfeder variiert werden.\nMit Hilfe der hier beschriebenen Apparate ist es leicht m\u00f6glich, die Menge der eingepumpten bzw. der ausgesogenen Luft (st\u00e4rkere Arbeit der Pumpen) oder die Frequenz der Atembewegungen (Beschleunigung oder Verlangsamung der Schieber-, Ventilarbeit usw.) zu ver\u00e4ndern. Au\u00dferdem ist es bei einigen von diesen Apparaten m\u00f6glich, nach Belieben das Verh\u00e4ltnis zwischen Inspirations- und Exspirationszeit zu ver\u00e4ndern, unabh\u00e4ngig von der Zahl der Atembewegungen verschiedenen Inspirations- und Exspirationsdruck einzustellen oder nach der beliebigen Phase Pausen einzuschalten (Ewald). Man kann auch das Luftvolum, welches zum Ein- oder","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Vivisektionen.\nAuspumpen bestimmt ist, momentan ver\u00e4ndern und das Einpumpen. Aussaugen der Luft mit der gew\u00fcnschten Geschwindigkeit vollziehen,\nFig. 25.\nman kann auch die Inspirations- und die Exspirationszeit unabh\u00e4ngig voneinander verl\u00e4ngern oder verk\u00fcrzen. ,\nIn allen derartigen Apparaten kann die aus den Lungen ausgepumpte Luft apart gesammelt und einer chemischen Analyse unterworfen werden. Brauer(61) hat, im Anschlu\u00df an eine von Sauerbruch beschriebeiie\n53\noder\noder","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nMethode der k\u00fcnstlichen Atmung bei interthorakalen Operationen am Menschen, folgendes Verfahren zur k\u00fcnstlichen Atmung bei Tieren ausgebildet.\nNach stattgefundener Tracheotomie wird die Trachealkan\u00fcle mit einer Sauerstoff bombe in Verbindung gesetzt. Der aus der Bombe ausstr\u00f6mende Sauerstoffstrom wird, bevor er die Trachealkan\u00fcle erreicht, durch ein Y-Rohr in zwei Bahnen geleitet. Eine Bahn geht direkt zu einem zweiten Y-Rohr, die andere hingegen passiert zum Zwecke der Narkose eine \u00c4therflasche und tritt nun mit Athergasen geschw\u00e4ngert zu jenem zweiten, die beiden Bahnen wieder vereinigenden Y-Rohr. Durch Klemmschrauben kann man nach Belieben den einen oder anderen Weg dem Sauerstoff vorschreiben, welcher alsdann zur Kan\u00fcle gelangt.\nDie Trachealkan\u00fcle ist fest einzubinden; sie stellt ein dickes T-Rohr dar. In derselben str\u00f6mt der Sauerstoff an der sich rechtwinklig abzweigenden Trachealkan\u00fcle vorbei. Bei jedem auch noch so leichten Atemzuge wird dem Tiere daher reichlich Sauerstoff verf\u00fcgbar sein. Von dem T-Rohr aus gelangt dann der Luftstrom in einen gro\u00dfen Windkessel, der etwa 20 bis 501 zu fassen imstande ist. Der Windkessel ist notwendig, damit durch die Atembewegungen in dem R\u00f6hrensystem und auf der Innenfl\u00e4che der Lungen keine unnat\u00fcrlichen Druckschwankungen erzeugt werden. Aus diesem Kessel f\u00fchrt ein Hahn mit weitem Lumen; dieser steht in Verbindung mit dem Druckventil, d. h. einem weiten Glasrohre, welches nach Wunsch wechselnd tief unter Wasser getaucht wird. Dieses Rohr stellt das Manometer dar, regelt Ferner den Druck in dem R\u00f6hrensystem und l\u00e4\u00dft, dem Zustrome und den Atembewegungen des Tieres entsprechend, Gasblasen austreten.\nDie Brauersche Methode ist von Auer und Meitzer86) in folgender Weise modifiziert worden.\nNach stattgefundener Tracheotomie wird ein Glasrohr in die Trachea eingef\u00fchrt und bis zur Bifurkation oder bis in den rechten Bronchus geschoben. Der Durchmesser des Rohres ist etwa 2/3.von dem der Trachea. Die Luft tritt durch das Rohr hinein und durch die \u00d6ffnung in der Trachea heraus.\nIn anderen F\u00e4llen wurde eine kurze Trachealkan\u00fcle in den oberen Teil der Trachea festgebunden und eine d\u00fcnne Glasr\u00f6hre durch eine kleine \u00d6ffnung in der Trachea bis zu dem rechten Bronchus geschoben. Die Luft trat durch die Trachealkan\u00fcle hinein und mu\u00dfte das untere Ende der Glasr\u00f6hre passieren, bevor sie heraustreten konnte.\nEine dritte Methode bestand darin, da\u00df ein Intubationsrohr nach O\u2019Dwyer in Larynx hineingef\u00fchrt wurde; Pharynx und Mundh\u00f6hle wurden mit Verbandsgaze gestopft und ein langer weicher Kautschukkatheter durch das Intubationsrohr tief in die Trachea bis zu der Bifurkation hineingef\u00fchrt. Mittels einer T-R\u00f6hre trat die Luft durch das Intubationsrohr in die Trachea und konnte nur durch die seitliche \u00d6ffnung am tieferen Ende des Katheters entweichen.\nIn einer folgenden Mitteilung86) haben die Autoren ihre Methode noch weiter vereinfacht. Eine Sonde wird durch Mund und Larynx bis in den rechten Bronchus geschoben. Das \u00e4u\u00dfere Ende dieser Sonde ist mittels","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Die chirurgischen Operationen.\n55\neines T-Rohres mit einem Manometer und einer \u00c4therflasche verbunden. Ihrerseits ist diese Flasche mit einem Blasebalg verbunden und durch diesem wird der Druck in der Flasche auf eine H\u00f6he von etwa 15 mm Hg getrieben.\nZum Schlu\u00df mu\u00df noch erw\u00e4hnt werden, da\u00df bei vielen Apparaten f\u00fcr k\u00fcnstliche Respiration besondere Yorrichtungen zum gleichzeitigen Narkotisieren der Tiere-vorhanden sind. Diese Vorrichtungen bestehen darin, da\u00df auf dem Wege des in die Lungen ziehenden Luftstroms, oder auf einer Abzweigung desselben, ein Gef\u00e4\u00df mit dem betreffenden Narkotikum hingestellt wird; mit dessen Verdunstung wird die Inspirationsluft ges\u00e4ttigt. (Vergl. die oben beschriebene Respirationskan\u00fcle von Guthrie7), welche zu demselben Zweck angewandt werden kann.) Brodie87) hat den Versuch gemacht, die Mengen des in die Lungen gelangenden an\u00e4sthesierenden Stoffes zu graduieren.\nUnl\u00e4ngst hat C. Tigerstedt88) folgenden einfachen, mit der Luftr\u00f6hre zu verbindenden Narkoseapparat empfohlen. Die von dem Blasebalg gehende Luftr\u00f6hre wird durch ein \"[\u201c-Rohr gezweigt. Der eine Zweig wird mit der Trachealkan\u00fcle verbunden _und f\u00fchrt den Lungen die Luft zu. _ der andere mit einem geschlossenen, \u00c4ther enthaltenden Gef\u00e4\u00df. Dieser \u00c4therbeh\u00e4lter ist seinerseits vermittels eines mit einer Mikrometerschraube versehenen Hahns, und weiter einer Glaskan\u00fcle und Gummischlauch mit der ersten Abzweigung der obigen \"[\u201c-R\u00f6hre verbunden, die die , Luft den Lungen zuf\u00fchrt. Auf diese Weise flie\u00dft der \u00c4ther durch eigenen Druck, je nachdem wie der Hahn mit der Mikro meters ehr aube eingestellt ist, und es wird dadurch erm\u00f6glicht, w\u00e4hrend der k\u00fcnstlichen Atmung beliebige Quantit\u00e4ten der Narkosemittel der in die Lungen eintretenden Luft beizumengen\nIII. Die chirurgischen Operationen.\nWenn es sich um Operationen handelt, nach denen die Tiere lange Zeit leben und zu verschiedentlichen Beobachtungen und Versuchen dienen sollen, ist es, um Zeit, M\u00fche und Tiere zu sparen, unbedingt n\u00f6tig alle m\u00f6glichen Mittel anzuwenden, um eine Erkrankung und desto mehr .den Tod des Tieres als zuf\u00e4llige Operationsfolgen zu verh\u00fcten. Wenn jemand finden sollte, da\u00df das Erreichen des so formulierten Ziels dem Laboratorium zu teuer zu stehen k\u00e4me und da\u00df es zuweilen billiger sei, im Falle einer mi\u00dflungenen Operation seine M\u00fche, seine. Zeit und das Tier zu opfern, so mu\u00df in Aussicht genommen werden, da\u00df die Untersuchungen des Tiers vor der Operation oft Wochen, Monate ja sogar Jahre kosten und da\u00df es unter solchen Umst\u00e4nden gar nicht berechnend w\u00e4re, das Tier durch die Unvollkommenheit des Operierens zu verlieren.\nBei unserer Ansicht \u00fcber diese Sache ist nat\u00fcrlich die chirurgische Reinheit, die Sicherung vor dem gef\u00e4hrlichen Eindringen der eitererregenden Mikroorganismen, w\u00e4hrend der Operation und in der n\u00e4chsten Zeit nach ihr, derjenige wichtigste Umstand, auf welchen sich alle , unsere Bem\u00fchungen konzentrieren m\u00fcssen. Augenscheinlich kann aber die n\u00f6tige chirurgische Reinheit von den Physiologen nur dann erreicht werden, wenn","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nsie sich nach M\u00f6glichkeit derjenigen Einrichtung, und denjenigen Handgriffen beim Operieren und bei der Pflege nach der Operation n\u00e4hern werden, welche von den Chirurgen f\u00fcr die Operationen an Menschen ausgearbeitet sind und von ihnen verlangt werden. Au\u00dfer der chirurgischen Reinheit sind die anderen Bedingungen des erfolgreichen Operierens, leichter und mit geringeren Ausgaben zu erf\u00fcllen. \u00dcbrigens bleibt uns von diesen Bedingungen, wie schon oben erw\u00e4hnt, eine absolut f\u00fcr die Tiere ungef\u00e4hrliche Narkose \u2014 ein pium desiderium.\nDer vorliegende Teil ist haupts\u00e4chlich auf Grund pers\u00f6nlicher Erfahrung zusamm\u00e8ngestelllt. Die jahrelange operative Erfahrung \u00fcberzeugt den Verfasser davon, da\u00df man bei den physiologischen Operationen ein vollkommenes Ausschlie\u00dfen des zuf\u00e4lligen Todes erreichen kann. In den mi\u00dfgl\u00fcckten F\u00e4llen konnte immer ein Fehler entdeckt werden; oft war es ein grober Fehler, aber durchaus kein solcher, der nicht bei strenger Aufmerksamkeit h\u00e4tte beseitigt werden k\u00f6nnen. Die Sachlage beim Menschenchirurgen (ein gewisser Prozent Todesf\u00e4lle) kann beim physiologischen Chirurgen nicht zur Entschuldigung der mi\u00dflungenen F\u00e4lle dienen. Der Menschenchirurg steht bei seiner Arbeit in viel schwereren Verh\u00e4ltnissen, da er es immer mit einem kranken Organismus zu tun hat, d. h. mit einem Organismus, der mehr oder weniger, oft sogar sehr stark, sowohl von der anatomischen wie auch von der physiologischen Norm abgewichen ist. Der physiologische Chirurg geht dagegen beinahe immer vom normalen Tier aus.\nEs darf \u00fcberhaupt nicht bestritten werden, da\u00df in einem vollst\u00e4ndigen physiologischen Laboratorium eine aparte Abteilung sowohl f\u00fcr das Vollziehen von chirurgischen Operationen als auch f\u00fcr das Halten der operierten Tiere angewiesen sein mu\u00df. Im Laboratorium, welches unter der Leitung des Verfassers steht, besteht die Operationsabteilung aus ganzen vier Zimmern, welche in einer Reihe nacheinander gelegen sind: ein Zimmer mit einer Wanne, ein Zimmer zum Vorbereiten des Tiers zur Operation, ein Zimmer, wo sich die Teilnehmer der Operation die H\u00e4nde waschen, zugleich Ankleidezimmer f\u00fcr sterile W\u00e4sche und schlie\u00dflich das Operationszimmer. So eine gro\u00dfe Zahl von Zimmern, und so eine Lage der, wenn auch ihrer Dimension nach nicht gro\u00dfen Zimmer tragen sehr dazu bei, das letzte wichtigste Zimmer in m\u00f6glichster Reinheit zu erhalten, denn in dieses gelangen sowohl das Tier als auch der Operateur, wenn sie vom chirurgischen Standpunkte nach M\u00f6glichkeit rein sind.\nNat\u00fcrlich ist so eine Anzahl von Zimmern f\u00fcr die Operationsabteilung nicht obligatorisch, aber mir m\u00f6chte es scheinen, da\u00df man nicht mit weniger als zwei Zimmern auskommen sollte: ein Vorbereitungszimmer, in welchem alles Vorbereitende mit dem Tier und mit den bei der Operation Beteiligten vorgenommen wird und das Operationszimmer selbst. Die Operationsabteilung mu\u00df mit \u00d6lfarbe gestrichen sein, seine Dielen m\u00fcssen aus wasserdichtem Material gemacht sein und Abfl\u00fcsse haben. Die Desinfektion der Abteilung mu\u00df periodisch, je nach der Arbeit bald \u00f6fter, bald seltener und ebenfalls nach besonderen Verunreinigungsf\u00e4llen vorgenommen werden. Am richtigsten ist es, die W\u00e4nde, die Lage und die Diele der Abteilung mit Sublimatl\u00f6sung (0,1 \u00b0/0) mit pulverisiertem Strahl aus einem speziellen Apparat und dann mit Wasser zu waschen.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Die chirurgischen Operationen.\n57\nEs sind viele Gr\u00fcnde vorhanden, um die Tiere nach der Operation, besonders nat\u00fcrlich nach ernsten und neuerdachten Operationen, in einem speziellen chirurgischen Raum in der chirurgischen Klinik, die auch einen untrennbaren Teil des Laboratoriums bildet, zu halten. Kur so ein Raum kann stets in der erforderlichen Reinheit gehalten werden, welche unm\u00f6glich w\u00e4re, in der allgemeinen Tierabteilung durchzuf\u00fchren. Au\u00dferdem k\u00f6nnen nur bei steter Kontrolle, wie sie nur im Laboratorium m\u00f6glich ist, alle Zuf\u00e4lligkeiten und alle Stadien der Kachbehandlungspei\u2019iode bemerkt und zeitig die entsprechenden Ma\u00dfregeln ergriffen werden. Die klinische chirurgische Abteilung mu\u00df von den anderen allgemeinen R\u00e4umlichkeiten des Laboratoriums mehr oder weniger isoliert sein. In dem von mir geleiteten Laboratorium besteht die Abteilung aus einer Anzahl kleiner Zimmer, die in einer Reihe einem gemeinsamen Korridor gegen\u00fcber gelegen sind und mit dicken, festschlie\u00dfenden T\u00fcren versehen sind. Jedes Zimmer hat ein gro\u00dfes Fenster, gute Ventilation und kann gut erw\u00e4rmt werden. K\u00e4fige befinden sich in den Zimmern nicht. Die Hunde f\u00fchlen sich in diesen Zimmern viel besser als in K\u00e4figen. Die Hauptsache besteht aber darin, da\u00df es viel leichter ist, Zimmer rein zu halten, als K\u00e4fige. Diese ganze Abteilung ist ebenfalls mit \u00d6lfarbe gestrichen und hat wasserdichte Dielen mit Abfl\u00fcssen. Auf der Diele_ oder noch besser an der Lage ist um jedes Zimmer eine Bleir\u00f6hre mit \u00d6ffnungen herumgef\u00fchrt, aus welcher diese Zimmer, jedesmal wenn sie von den Tieren verunreinigt sind, mit Wasser gewaschen werden. Auf der einen Seite des Zimmers ist die Diele etwas gehoben, dabei ist sie zur Mitte hin geneigt. Diese Erh\u00f6hung wird mit einem St\u00fcck dicken Segeltuchs bedeckt, welches stets durch ein reines ersetzt wird. Auch diese Abteilung mu\u00df ebenfalls periodisch und mit denselben Mitteln, wie es oben f\u00fcr die Operationsabteilung beschrieben ist, desinfiziert werden.\nIn diesen Zimmern k\u00f6nnen leicht wegnekmbare Rahmen, an denen viereckige S\u00e4cke aus dickem Tuch ausgespannt werden, aufgestellt werden; in diesen werden f\u00fcr eine Zeitlang die Tiere mit verschiedenen Operationen am Gehirn placiert, denn solche Tiere sto\u00dfen sich \u00f6fters mit dem Kopf stark an die Diele und an die W\u00e4nde und k\u00f6nnen nat\u00fcrlich dadurch den Zustand des operierten Gehirns, welches jetzt seiner normalen St\u00fctzen und Decken beraubt ist, wesentlich verschlimmern.\nWenn f\u00fcr die operierten Hunde spezielle klinische Abteilungen zur guten und ungest\u00f6rten Heilung der beigebrachten Verwundungen n\u00f6tig sind, so entspringt aus demselben Bed\u00fcrfnis guter chronischer Beobachtungen und Versuche an den operierten Tieren die Kotwendigkeit, stets einen guten Raum f\u00fcr die Tiere zu haben, wenn sie aus den klinischen Abteilungen herauskommen. Diese R\u00e4umlichkeiten sind- gegenw\u00e4rtig an allen physiologischen Labox-atorien vorhanden. Ohne sich mit dem Planieren dieser R\u00e4umlichkeiten, welches sehr verschiedenartig sein kann, zu befassen, mu\u00df man als unumg\u00e4ngliche Eigenschaften dieser besonderen Geb\u00e4ude f\u00fcr die Tiere folgende anerkennen: eine gewisse Ger\u00e4umigkeit, gen\u00fcgende Beleuchtung, eine nicht niedrige Temperatur, Trockenheit und m\u00f6glichste Reinheit. Im entgegengesetzten Falle werden die einen oder die anderen Erkrankungen, welche in Verbindung mit den ung\u00fcnstigen Lebens-","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\nbedingungen auftretcn (parasit\u00e4re Hautaffektionen, rheumatische Erkrankungen usw.), die an den Tieren projektierten Untersuchungen entweder ganz unm\u00f6glich machen oder sie im h\u00f6chsten Grade erschweren.\nDie Vorbereitung des Tiers zur Operation wird schon am Vorabend begonnen, im Falle einer Operation am Verdauungskanal, wird dann dem Tier am Abend eine Portion Kalomel eingef\u00fchrt.\nKurz vor der Operation w\u00e4scht man das Tier in einer Wanne und gibt ihm danach etwas Zeit zum Trocknen, dann wird es im Vorbereitungszimmer auf dem Tisch angebunden, dann narkotisiert man es, dann rasiert und w\u00e4scht man das Operationsfeld. W\u00e4hrend dem Waschen wird es mehrere Male mit Karbolseife eingeseift, darauf l\u00e4\u00dft man einen starken Strahl Sublimatl\u00f6sung dar\u00fcber laufen; man endigt mit \u00c4ther und Alkohol. Darauf wird das Tier ins Operationszimmer gebracht. Es ist zweckm\u00e4\u00dfig, den Operationstisch (dieser ist aus Metall, wie auch alle Ger\u00e4tschaften des Operationszimmers, und mit Emailfarbe gestrichen) mit einem sterilisierten \u00dcberzug zu bedecken. Das Tier wird auf dem Operationstisch auch teils mit sterilisierten Handt\u00fcchern, welche mit Hilfe von Nadeln zusammengeheftet werden, teils mit St\u00fccken sterilisierter Gaze bedeckt, damit der Operierende, wenn er sich mit den H\u00e4nden aufs Tier st\u00fctzt, nicht ans Fell anzukommen braucht. Es ist am besten ums Operationsgebiet selbst mehrfach zusammengelegte Gazest\u00fccke herumzulegen, diese Gaze kann rund herum mit einzelnen Stichen an die Haut angen\u00e4ht werden. Auf diese Weise wird eine vollst\u00e4ndige Fixation der Gaze f\u00fcr die ganze Dauer der Operation erreicht, anders w\u00fcrde die Gaze immer vom Operationsgebiet hinuntergleiten. Schlie\u00dflich wird, gerade vor dem Schnitt, das auf diese Weise begrenzte Feld noch einmal mit Alkohol und mit \u00c4ther abgewaschen.\nWie es uns die Erfahrung lehrt, gen\u00fcgt vollkommen zur Reinigung der H\u00e4nde folgendes Verfahren. Die H\u00e4nde werden zuerst mit einfachem Wasser, mit Seife und B\u00fcrsten gewaschen. Darauf werden sie der Wirkung eines ziemlich starken Strahls aus einer hochstehenden Flasche mit (0,1 \u00b0/0) Sublimatl\u00f6sung ausgesetzt. Darauf werden der Reihe nach Alkohol, \u00c4ther und wieder Alkohol auf die H\u00e4nde gegossen, wobei die H\u00e4nde jedesmal mit sterilisiertem Material stark abgewischt werden. Schlie\u00dflich werden die H\u00e4nde noch einmal f\u00fcr ein, zwei Minuten in eine Schale mit Sublimatl\u00f6sung gelegt, in welcher man die ganze Zeit energisch herumpl\u00e4tschert. Darauf ziehen die Operierenden sterilisierte. Leinewandm\u00e4ntel an, welche sie gut umfassen und gut zugebunden sind, so da\u00df die Kleidung von ihnen \u00fcberall bedeckt ist. Es ist zweckentsprechend, auf den Kopf ein sterilisiertes K\u00e4ppchen anzuziehen. \u2014 \u00dcberhaupt ist es klar, wenn ein Kampf mit den Mikroorganismen gef\u00fchrt werden soll, so mu\u00df er folgerichtig und unabweichlich gef\u00fchrt werden und der Operateur mu\u00df sich dazu erziehen, um niemals durch irgendeine unbewu\u00dfte Bewegung seine H\u00e4nde mit anderen Gegenst\u00e4nden oder mit seinen K\u00f6rperteilen, welche nicht der chirurgischen Reinigung unterzogen worden sind, in Ber\u00fchrung zu bringen.\nDie ganze Operationsw\u00e4sche (die M\u00e4ntel, die Handt\u00fccher, die Tisch\u00fcberz\u00fcge und das ganze chirurgische Material, Watte, Gaze) wird im Verlauf von 30\u201440 Minuten der Sterilisation durch \u00fcberhitzten Dampf bei","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Die chirurgischen Operationen.\t59\neiner Temperatur von 125\u00b0 (ein Druck von ungef\u00e4hr 11/2 Atmosph\u00e4ren) unterzogen. Da es bequem ist, die ganze W\u00e4sche und das chirurgische Material in einem gro\u00dfen Sack in den Sterilisator zu legen, so ist es n\u00fctzlich, in speziellen Versuchen die Zeit der gleichm\u00e4\u00dfigen Durchw\u00e4rmung dieser ganzen Masse zu bestimmen, um die Zeit, welche die Sachen im gegebenen Sterilisator verweilen, zu verl\u00e4ngern oder zu verk\u00fcrzen. Steri-lisatore k\u00f6nnen von verschiedensten Konstruktionen und verschiedensten Gr\u00f6\u00dfen erhalten werden. In dem Laboratorium, welches unter der Leitung des Verfassers steht, erwies sich ein Wiesneggscher Apparat als sehr geeignet (Autoklav).\nDie Instrumente werden in dem bekannten Kochschen Apparat sterilisiert, indem man sie 15 Minuten lang in kochender (1 \u00b0/0-iger) Sodal\u00f6sung liegen l\u00e4\u00dft. W\u00e4hrend dar Operation werden die Instrumente in einer Schicht in einem flachen, breiten, viereckigen Porzellangef\u00e4\u00df, welches mit absolutem Alkohol oder 2\u00b0/0-iger Boraxl\u00f6sung gef\u00fcllt ist, placiert. Gerade vor der Anwendung werden sie mit einem sterilisierten 'Handtuch abgewischt.\nEs ist nat\u00fcrlich keine M\u00f6glichkeit vorhanden, hier das chirurgische Instrumentarium zu beschreiben oder irgendwie auf seine Besprechung einzugehen. In bezug auf alle chirurgischen Operationen ist es h\u00f6chst mannigfaltig, sehr gro\u00df und beruht auf der der gegebenen Aufgabe entsprechenden Auswahl aus der unendlichen Sammlung der vorhandenen chirurgischen Instrumente der \u00e4rztlichen Chirurgen, so da\u00df ein physiologischer Chirurg wohl kaum in die Lage kommen kann, selbst f\u00fcr sich die n\u00f6tigen Instrumente erdenken zu m\u00fcssen.\nWas das Operieren selbst betrifft, so m\u00fcssen hier im Vergleich zur Vivisektion nur wenige besondere Punkte erw\u00e4hnt werden. Nat\u00fcrlich ist hier, noch mehr als bei den Vivisektionen, die vollkommene Vertrautheit mit der Anatomie der zu operierenden Region erforderlich, sowohl wie auch das vorl\u00e4ufige Erlernen der Technik der Operationen, sei es an Leichen oder an lebendigen Tieren, aber nicht an solchen, welche durch langdauernde physiologische Beobachtungen und Versuche zur Operation vorbereitet wurden, um nicht die angewandte M\u00fche einer Zuf\u00e4lligkeit auszusetzen.\nDie H\u00e4nde, was f\u00fcr Ma\u00dfregeln man auch zu ihrer Reinigung ergreift, k\u00f6nnen doch keine Anspr\u00fcche auf absolute Reinheit erheben. Daher mu\u00df man, wo es nur m\u00f6glich ist, die Ber\u00fchrung der Wundfl\u00e4chen mit den H\u00e4nden vermeiden und es immer vorziehen, wenn es auch weniger bequem ist, mit den Instrumenten zu arbeiten, so z. B. mu\u00df man in der Tiefe einer Wunde die Ligaturen nicht mit den Fingern, sondern mit Pinzetten zuziehen. W\u00e4hrend dem Operieren ist es n\u00fctzlich, wenn die H\u00e4nde mit Blut oder anderen Fl\u00fcssigkeiten beschmiert werden, sie in einer Sublimatl\u00f6sung abzusp\u00fclen, wobei man sie nat\u00fcrlich sp\u00e4ter mit einem Handtuch abwischt. Ebenso m\u00fcssen auch die Instrumente w\u00e4hrend der Zeit, wo sie durch andere ersetzt werden, in die oben .genannten desinfizierenden Fl\u00fcssigkeiten gelegt werden. Schlie\u00dflich ist es zweckentsprechend, wenn das Operieren in der Wunde oder in einem ihrem Teile unterbrochen wird, dieselbe mit sterilem Material zu bedecken.\nBei den chirurgischen Operationen ist es augenscheinlich wichtiger als flei den Vivisektionen, sich von der Dauerhaftigkeit der Blutstillung zu","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\n\u00fcberzeugen, indem man einem vollst\u00e4ndigen Ausschlie\u00dfen sp\u00e4terer Blutungen nachstrebt,. denn deren Auftreten w\u00fcrde der ganzen Sache \u00e8inen gr\u00f6\u00dferen Schaden antun als bei einer Vivisektion. Deswegen mu\u00df hier, viel beharrlicher als bei den Vivisektionen, das Unterbinden von Blutgef\u00e4\u00dfen oder blutenden Stellen angewandt werden.. Die Erfahrung der j\u00fcngsten Jahre meiner operativen Praxis hat gezeigt, da\u00df auch hinsichtlich der Blutungen bei Operationen am Gehirn die Ligatur das richtigste Mittel ist; diese wird auch hier, einige \u00dcbung nat\u00fcrlich vorausgesetzt, ohne besondere M\u00fche angewandt. Im Falle einer Blutung aus einem Knochen (des Sch\u00e4dels oder anderer) ist das Anwenden von gew\u00f6hnlichem, gelbem Wachs h\u00f6chst zweckentsprechend. Dazu l\u00e4\u00dft man das Wachs zuerst im Verlauf von 15 bis 20 Minuten in einer Karbols\u00e4urel\u00f6sung (2 \u00b0/0) kochen. W\u00e4hrend der Operation nimmt man mit einer Metallplatte aus der noch warmen L\u00f6sung ein wenig von oben schwimmendes fl\u00fcssiges Wachs, welches auf der Platte zu einer weichen Masse sich abk\u00fchlt und mit voller Bequemlichkeit zum Verschmieren des blutenden Knochens angewandt werden kann.\n\u00dcberhaupt, da man die M\u00f6glichkeit einer sp\u00e4teren Blutung bek\u00e4mpft, mu\u00df man mit dem Schlie\u00dfen der Wunde nicht eilen und sie immer, besonders aber in verd\u00e4chtigen F\u00e4llen, eine Zeitlang offen lassen, uni die Blutungen, welche aus dem einen oder anderen Grunde zeitweise gestillt sein k\u00f6nnen, zu entdecken.\nBei den chirurgischen Operationen mu\u00df man, wiederum mehr als bei den Vivisektionen, ohne sich durch die Dimensionen der Verwundung genieren zu lassen, die Operation m\u00f6glichst genau ausf\u00fchren, indem man, ohne zu schwanken, das gew\u00e4hlte Ziel verwirklicht, denn jetzt kann nach der Verheilung der Wunde eine Verbesserung nicht so leicht wie bei der Vivisektion gemacht werden. Im letzteren Falle bietet sich die leichte M\u00f6glichkeit, wenn durch den Versuchsverlauf die regelrechte Vollziehung der Operation in Frage gestellt wird, die Operation sofort noch einmal zu kontrollieren und, wenn es n\u00f6tig ist, sie gleich in entsprechender Weise zu erg\u00e4nzen. Bei den chirurgischen Operationen dagegen kostet die Verbesserung eines Fehlers, wenn sie \u00fcberhaupt m\u00f6glich ist, einen gro\u00dfen Aufwand an Zeit, M\u00fche und Mitteln. In den F\u00e4llen, wenn eine spezielle Reinigung der Wunde verlangt wird, wie z. B. beim Offnen des Verdauungskanals, wird die Wunde reichlich mit sterilisierter physiologischer Kochsalzl\u00f6sung, welche bis zur K\u00f6rpertemperatur erw\u00e4rmt ist, ausgesp\u00fclt und dann mit sterilisiertem Material abgetrocknet.\nDas Zun\u00e4hen der Wunde wird gew\u00f6hnlich schichtenweise vorgenommen. Das Zun\u00e4hen der Hautwunde mu\u00df besonderer Sorgfalt gew\u00fcrdigt werden. Erstens darf hierbei nicht die geringste Blutung stattfinden, d. h. durch die zusammengen\u00e4hten R\u00e4nder darf kein Blut durchsickern. Wenn eine Blutung vorhanden ist, so mu\u00df sie gestillt werden. Zweitens m\u00fcssen die R\u00e4nder der Wunde nach M\u00f6glichkeit genau aneinander gelegt sein und zu einander in vollkommen nat\u00fcrlichen Verh\u00e4ltnissen stehen, d. h. nicht im geringsten eingest\u00fclpt sein und sich auf gleicher H\u00f6he befinden. Beides wird dadurch erreicht, da\u00df der Gehilfe die R\u00e4nder in der richtigen Lage h\u00e4lt, w\u00e4hrend der Operateur die Ligaturen zubindet, als auch dadurch, da\u00df der Operateur auf die Ligaturen den entsprechenden Zug aus\u00fcbt. Das Zun\u00e4hen selbst kann","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Literatur.\n61\nentweder auf die gew\u00f6hnliche Art vollzogen werden, indem man die ganze Hautschicht in einem Abstand von einigen Millimetern vom Schnittrande durchsticht oder auf eine etwas andere Weise. Nach dieser anderen Art werden die Nadeln am Rande, welcher von der Hautoberfl\u00e4che und der zu ihr senkrechten Schnittfl\u00e4che gebildet wird, hineingestochen und herausgezogen, und zwar von der Seite der Schnittfl\u00e4che.\nIn diesem Falle ist die Ligatur von au\u00dfen beinahe gar nicht zu sehen. Uber die verschiedenen Arten der Naht ist in den entsprechenden chirurgischen B\u00fcchern nachzulesen.\nNat\u00fcrlich mu\u00df die zugen\u00e4hte Wunde verschlossen werden, es fragt sich nur wie? Leider ist ein Verband aus sterilisiertem Material bei Tieren nicht ohne Schwierigkeiten anwendbar. Ein einfach gemachter Verband gleitet entweder von seinem Platz oder wird vom Tier abgerissen. Nat\u00fcrlich kann der Verband durch verschiedenartiges Festbinden und Ankleben (z. B. mit Hilfe von Heftpflaster) befestigt werden, aber alles das l\u00e4\u00dft viel zu w\u00fcnschen \u00fcbrig. Sicherer ist es, gro\u00dfe Teile des K\u00f6rpers, z. B. den ganzen Rumpf, die ganze hintere Partie des Tiers usw., in vollst\u00e4ndige S\u00e4cke, oder sogar in unbewegliche, festwandige Verb\u00e4nde, Gips-, St\u00e4rkeverband usw., zu verschlie\u00dfen. Am einfachsten aber ist das sorgf\u00e4ltige Zugie\u00dfen der zugen\u00e4hten Wunde mit Kollodium und dadurch wird auch meistens gl\u00fccklich das Ziel erreicht. Man mu\u00df nur die Oberfl\u00e4che, welche zugegossen werden soll, zuerst mit Alkohol und \u00c4ther gut reinigen und trocknen lassen und eine m\u00f6glichst d\u00fcnne Kollodiumschicht anwenden, damit sie nach dem Antrocknen nicht zerbrechlich werde, sondern vollst\u00e4ndig-elastisch bleibe. Bei weitem die gr\u00f6\u00dfere Mehrzahl der Wunden heilt dabei, ohne weitere Sorgen zu verursachen, per primam intentionem. In dem Falle, wenn sich in der Kollodiumschicht Risse erweisen, ist es n\u00fctzlich, sie mit Jod zu verschmieren.\nLiteratur.\nE. Cyon, Methodik der physiologischen Experimente und Vivisektionen. 1876. Gscheidlen, Physiologische Methodik. 1876.\nClaude Bernard, Le\u00e7ons de physiologie op\u00e9ratoire. Paris 1879.\nCh. Eichet, Dictionnaire de physiologie. Chien, Chat et autr. experiment, animaux.\n1)\tRoussy, Collier-pr\u00e9henseur pour chien etc. C. E. de la Soc. de Biol. 1899, S. 520. \u2014 Derselbe, Collier-pr\u00e9henseur perfectionn\u00e9, r\u00e9tr\u00e9cissable et limitable \u00e0 distance, pour chien etc. Ebenda 1899, S. 558.\n2)\tBowditch, Physiological apparatus in use at the Harvard Medical School. Journ. of. Physiol. II, S. 202.\n3)\tEoussy, Mors immobilisateur. R. C. de la Soc. de Biol. 1899, S. 288.\n4)\tLi von, Manuel de vivisection. Paris 1882, S. 22 u. folg.\n5)\tCowl, Ein allgemeiner Tierhalter und Operationsbrett. Archiv f. (Anat. u.) Physiol. 1896, S. 185.\n6)\tRoussy, Nouveau material d\u2019attache et d\u2019immobilisation \u00e0 l\u2019usage de physiologiste et des v\u00e9t\u00e9rinaires etc. C. R. de la Soc. de Biol. 1894, S. 264.\n7)\tCowl, \u00dcber eine neue Maulsperre f\u00fcr Tiere. Archiv f. (Anat. u.) Physiol. 1898,","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\n8)\tGrossmann, Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von der \u201ePosticusl\u00e4hmung\u201c. Archiv f. Laryngologie, Bd. IV, S. 315.\n9)\tRoussy, Mors ouvre-gueule pour chien etc. 0. R. de la Soc. de Biol. 1899, S. 286.\n10)\tRoussy, Nouveau mat\u00e9rial d\u2019attache et d\u2019immobilisation \u00e0 l\u2019usage des physiologistes, v\u00e9t\u00e9rinaires etc. C. R. de la Soc. de Biol. 1894, S. 408.\n11)\tMalassez, Nouvel appareil \u00e0 contention pour chiens. C. R. de la Soc. de Biol. 1890, S. 319.\n12)\tJohansson, Ein neues Stativ f\u00fcr operative Tierversuche. Skand. Archiv f. Physiol. VIII, S. 143.\n13)\tCentanni, Notiz \u00fcber experimentelle Technik. Zentralbl. f. Bakteriologie. Bd. XVIII, S. 281.\n14)\tSteinach, Ein Kopfhalter f\u00fcr Versuchstiere verschiedener Gr\u00f6\u00dfe. Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 53, S. 171.\n15)\tFredericq, Manipulations de physiologie. Paris 1892.\n16)\tMalassez, Nouveau syst\u00e8me d\u2019appareils \u00e0 contention pour lapins, cobayes et rats. C. R. de la Soc. de Biol. 1890, S. 77.\n17)\tMalassez, Sur les appareils \u00e0 contention. C. R. de la Soc. de Biol. 1892, S. 947.\n18)\tSteinach, 1. c. (Nr. 14). Vergl. Malassez, Kontentivapparat f\u00fcr Vivisektion. Pfl\u00fcgers Archiv LUI, S. 585 und Steinach, Bemerkung betreffend den Kontentivapparat f\u00fcr Vivisektion nach Dr. Malassez. Ebenda LIV, S. 552.\n19)\tDebrand, Note sur un nouvel appareil \u00e0 contention. Annales de l\u2019Institut Pasteur XIV, S. 249.\n20)\tRoussy, Museli\u00e8re immobilisatrice universelle pour oiseaux etc. C. R. de la Soc. de Biol. 1899, S. 556.\n21)\tL. Morochowecz, Apparate und Instrumente der physiologisch-praktischen Arbeiten des physiologischen Laboratoriums bei der Universit\u00e4t zu Moskau. Bd. IV, S. 472, 1893 (russisch).\n22)\tVoinitch-Sianogensky, Table d\u2019op\u00e9ration pour les animaux. Arch, des sciences biol. Bd. IV, S. 465.\n23)\tCentanni, Notiz \u00fcber experimentelle Technik. Zentralbl. f. Bakteriologie, Bd. XVIII, S. 281.\n24)\tRoussy, Serre-pattes pour immobiliser les animaux sans les blesser. C. R. de la Soc. de Biol. 1899, S. 308.\n25)\tJanowski, Eine einfache und bequeme Modifikation der Tierfixierung bei physiologischen Experimenten. Zentralbl. f. Physiol., Bd. XV, S. 226.\n26)\tCamus, Proc\u00e9d\u00e9 de contention des animaux op\u00e9r\u00e9s. C. R. de la Soc. de Biol. LIV, S. 1512.\n27)\tCowl, Ein allgemeiner Tierhalter und Operationsbrett. Archiv f. (Anat. u.) Physiol. 1896, S. 185.\n28)\tJohansson, Ein neues Stativ f\u00fcr operative Tierversuche. Skand. Archiv f. Physiol. VIII, S. 143.\n29)\tRoussy, Nouveau mat\u00e9rial d\u2019attache et d\u2019immobilisation etc. C. R. de la Soc. de Biol. 1894, S. 522.\n30)\tLivon, Manuel de vivisections. Paris 1882, S. 22 u. folg.\n31)\tRoussy, Table d\u2019immobilisation pour chien etc. C. R. de la Soc. de Biol. 1899, S. 306.\n32)\tDebrand, Note sur un nouvel appar\u00e0il \u00e0 contention. Annales de l\u2019Institut Pasteur XIV, S. 249.\n33)\tMalassez, Perfectionnement apport\u00e9 \u00e0 mes appareils \u00e0 contention: lit grillag\u00e9 d\u2019op\u00e9ration. \u201eCentenaire de la Soc. de Biol.\u201c Paris 1899, S. 570.\n34)\tRoussy, Table de dissection et de d\u00e9monstration. C. R. de la Soc. de Biol.\n1899,\tS. 412.\n35)\tRost, Ein heizbarer Op\u00e9rationstisch f\u00fcr Tiere. Archiv f. (Anat. u.) Physiol.\n1900,\tS. 363.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Literatur.\n63\n36)\tDietrich, Ein neuer Operationstisch f\u00fcr Kaninchen. Zentralhl. f. Bakteriologie, Bd. XXX, S. 256.\n37)\tBo ussy, Tablettes d'immobilisation pour petits quadrup\u00e8des: lapins, cobayes, grenouilles etc. C. B. de la Soc. de Biol. 1899, S. 411.\n38)\tLatapie, Nouvel appareil \u00e0 contention. Annales de l\u2019Institut Pasteur VIII,\nS. 668.\n39)\tQueyrat, Appareil \u00e0 contention pour les cobayes. C. K. de la Soc. de Biol. 1893, S. 262.\n40)\tCh. Eichet, Dictionnaire de physiologie. Chorolose. 1898.\n41)\tA. Dastre, Les anesth\u00e9siques. 1890.\n42)\tN. P. Krawkow, \u00dcber die Hedonal-Chloroform-Narkose. Archiv f. experiment. Pathol, u. Pharmakol., Suppl.-Bd. 1908.\n43)\tB. Boehm, Das s\u00fcdamerikanische Pfeilgift Kurare. Abhandl. d. k\u00f6nigl. s\u00e4chs. Gesellseh. d. Wissenseh., Bd. XXII und XXIV; auch Archiv, d. Pharm. Bd. 235, 1897.\n44)\tB. Boehm, Chemische Studien \u00fcber das Kurare. Beitr\u00e4ge zur Physiologie. Carl Ludwig-Festschrift. Leipzig 1887.\n45)\tJ. Tillie, \u00dcber die Wirkung des Kurare und seiner Alkaloide. Archiv f. experiment. Pathol, u. Pharmakol., Bd. 27, 1890.\n46)\tMalassez, Pr\u00e9sentation d\u2019instrument. C. S. de la Soc. de Biol. 1886, S. 355.\n47)\tStraus et Collin. C. B. de la Soc. de Biol. 1886, S. 30.\n48)\tMalassez, Perfectionnements apport\u00e9s aux seringues tout en verre et steri-lisable. C. K. de la Soc. de Biol. 1891, S. 71.\n49)\tMareschal, Injektion hypodermique sans piston n\u2019exigeant aucun entretien et facilement st\u00e9rilisable. C. K. de la Soc. de Biol. 1895, S. 298.\n50)\tBochon, Seringue hypodermique sans piston. C. B. de la Soc. de Biol. 1897, S. 222.\n51)\td\u2019Arsonval, Sur un proc\u00e9d\u00e9 pour obtenir des seringues st\u00e9rilisables de grande capacit\u00e9. C. B. de la Soc. de Biol. 1891, S. 92.\n52)\tStraus et Collin, Sur une seringue \u00e0 injection hypodermiques st\u00e9rilisable, \u00e0 piston en moelle de sureau. \u00c7. B. de la Soc. de Biol. 1891, S. 69.\n53)\td\u2019Arsonval, Pr\u00e9sentation d\u2019une seringue \u00e0 injections hypodermiques de M. Gudendag. C. B. de la Soc. de Biol. 1894, S. 194.\n54)\tMalassez, Seringue toute en verre de M. Woulfmg-Lu\u00ebr. C. B. de la Soc. de Biol. 1894, S. 689.\n55)\tMermet et Major, Seringue st\u00e9rilisable m\u00e9tallique. C. B. de la Soc. de Biol. 1897, S. 870.\n56)\tFournier, Nouvelle seringue st\u00e9rilisable. C. B. de la Soc. de Biol. 1897, S. 270.\n57)\tSpiegel, Eine selbstwirkende Injektionsspritze. Wien. klin. Wochenschrift XV, S. 340.\n58)\tMalassez, Seringue pour injection de s\u00e9rums. C. B. de la Soc. de Biol. 1894, S. 754.\n59)\tDuflocq, Seringue \u00e0 injection hypodermique aseptique. C. B. de la Soc. de Biol. 1893, S. 885. Vergl. ebenda S. 925.\n60)\tBurlmeaux et Guerder, Note sur l\u2019injection sous-cutan\u00e9es copieuses et lentes, faites au moyen d\u2019appareils sp\u00e9ciaux. Arch, de physiologie 1894, Bd. VI, S. 135.\n61)\tBrauer und Petersen, \u00dcber eine wesentliche Vereinfachung der k\u00fcnstlichen Atmung nach Sauerbruch. Zeitschr. f. physiol. Chemie XLI, S. 299.\n62)\tBosenthal, Atembewegungen und Innervation derselben. Hermanns Handbuch d. Physiol. 1882, Bd. VI, Teil 2, S. 239.\n63)\tLivon, Manuel de vivisections. Paris 1882, S. 55.\n64)\tG ad. Archiv f. (Anat. u.) Physiol. 1878, S. 559 u. folg.\n65)\tWintrich, Krankheiten der Bespirationsorgane. Virchows Handbuch d. spez. Pathol, und Ther. 1854, Bd. V, Abt. 1, S. 211.\n66)\tCzermak, Eine neue Kan\u00fcle zur k\u00fcnstlichen Atmung. Mitteil, aus d. physiol. Privatlaboratorium in Prag 1864, Heft 1, S. 65.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64 J- Pawlow, Allgemeine Technik der physiologischen Versuche u. Vivisektionen.\n67)\tGuthier, Respiration valves. The Journal of the American Medical Association, April 6, 1907.\n68)\tRanvier, Trait\u00e9 technique d\u2019histologie. S. 463.\n69)\tGr\u00e9hant, Note sur un appareil pour la respiration artificielle. Arch, de physiol, norm, et gathol. 1870, Bd. 3,\" S. 304.\n70)\tLewin, \u00dcber einen Apparat f\u00fcr die k\u00fcnstliche Respiration. Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1879, S. 36.\n71)\tLukjanow, \u00dcber eine einfache automatische Vorrichtung zur Herstellung der k\u00fcnstlichen Atmung bei Tieren. Zentralbl. f. Physiol., Bd. II, S. 235.\n72)\tDut to, Apparat f\u00fcr k\u00fcnstliche Atmung der Tiere. Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXIII, S. 575.\n73)\tMiescher, Der \u201eAtemschieber\u201c. Zentralbl. f. Physiol., Bd. Il, S. 341.\n74)\tBowditch, Physiological apparatus in use at the Harvard Medical School. Journ. of Physiol , Bd. II, S. 202.\n75)\tGad, \u00dcber Kroneckers Vorrichtung zur k\u00fcnstlichen Lungenl\u00fcftung bei Tieren. Zentralbl. f. Physiol., Bd. II, S. 240.\n76)\tHoyt, An apparatus for artificial respiration and for other purposes. Journ. of Physiol., Bd. XXVII, S. 48.\n77)\tStraub, Ein einfacher Apparat zur Unterhaltung der k\u00fcnstlichen Atmung an Versuchstieren. Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. CXIX, S. 549.\n78)\tThiry, Des causes des mouvements respiratoires et de la dyspn\u00e9e. Recueil des travaux de laSoc. m\u00e9d. Ail. de Paris 1865, S. 57.\n79)\tZuntz, \u00dcber die Bewertung kuraresierter Tiere zu Stoi\u00efwechseluntersuchungen. Du Bois-Reymonds Archiv 1884.\n80)\tRosenthal, Apparat zur k\u00fcnstlichen Atmung. Archiv f. (Anat. u.) Physiol. 1885, S. 400.\n81)\tRosenthal, \u00dcber k\u00fcnstliche Atmung. Archiv f. (Anat. u.) Physiol 1889, S. 64. \u2014 Derselbe, Kalorimetrische Untersuchungen. Ebenda 1894, S. 248 u. folg.\n82)\tMayer, Zwei neue Laboratoriumsapparate. Archiv f. experiment. Pathol, und Pharmakol., Bd. 47, S. 426.\n83)\tLehmann, \u00dcber zwei Apparate zur k\u00fcnstlichen Respiration der Tiere. Archiv f. (Anat. u.) Physiol. 1883, S. 459.\n84)\tEwald, Apparate zur k\u00fcnstlichen Atmung und Verwendung eines kleinen neuen Wassermotors. Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. XXXI, S. 154.\n85)\tJ. Meitzer und J. Auer, Respiration by continuous intra-tracheal insufflation of air. Proceedings of the Society for Exp. Biol, and Medicine. 7, S. 26, 1910.\n86)\tS. J. Melzer und J. AuerJ*Respiration by continous interpulmonary pressure without the aid of muscular action. Proceedings of the society for experim. Biol, and Med. VI, S. 106. 1909.\n87)\tBrodie, A tap for graduating the amount of anaesthetic in experiments in which respiration in being employed. Journ. of Physiol., Bd. XXVII, S. XXXII.\n88)\tCarl Tigerstedt, Ein Apparat zur Narkose bei k\u00fcnstlicher Atmung. Zeitschr. f. biolog. Technik und Methodik, Bd. 1, S. 175.","page":64}],"identifier":"lit15613","issued":"1911","language":"de","pages":"1-64","startpages":"1","title":"Allgemeine Technik der physiologischen Versuche und Vivisektionen","type":"Book Section","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:27.958411+00:00"}