Open Access
{"created":"2022-01-31T16:13:42.493808+00:00","id":"lit15617","links":{},"metadata":{"alternative":"Handbuch der physiologischen Methodik, Erster Band: Allgemeine Methodik. Protisten, wirbellose Tiere, physikalische Chemie. Stoff- und Energiewechsel, Zweite Abteilung: Protisten - wirbellose Tiere - physikalische Chemie","contributors":[{"name":"Asher, Leon","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"In: Handbuch der physiologischen Methodik, Erster Band: Allgemeine Methodik. Protisten, wirbellose Tiere, physikalische Chemie. Stoff- und Energiewechsel, Zweite Abteilung: Protisten - wirbellose Tiere - physikalische Chemie, edited by Robert Tigerstedt, 113-232. Leipzig: Hirzel","fulltext":[{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"III.\nDie Anwendung der physikalisch-chemischen Methoden in der Physiologie\nvon\nLeon Asher in Bern.\n(Mit 42 Figuren.)\nTeil I. Das Aufsammeln der K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten.\nX. Allgemeines.\nDie Mehrzahl der in der Physiologie angewandten Methoden der physikalischen Chemie sind solche, welche zu Untersuchungen an Fl\u00fcssigkeiten dienen. Die erste Aufgabe besteht daher in dem geeigneten Aufsammeln der einzelnen K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten. Dieselbe soll so geschehen, da\u00df m\u00f6glichst eine Ver\u00e4nderung ihres nat\u00fcrlichen Zustandes vermieden wird. Am einfachsten liegen die Verh\u00e4ltnisse bei den verschiedenen Sekreten. Die operativen Methoden zu deren Gewinnung geh\u00f6ren meist in das Gebiet der \u201ephysiologischen Chirurgie\u201c und werden daher in einem anderen Abschnitte dieses Werkes besprochen. Die nicht operativen Methoden bed\u00fcrfen an dieser Stelle auch keiner Beschreibung. Das Aufsammeln der operativ oder nicht operativ gewonnenen Sekrete, Exkrete und Transsudate des K\u00f6rpers geschieht entweder in graduierten Zylindern und Me\u00dfk\u00f6lbchen oder in abgewogenen Gef\u00e4\u00dfen. F\u00fcr sehr viele Zwecke reicht man mit der gew\u00f6hnlich zu chemischen und physikalischen Untersuchungen erforderlichen Reinigung und Trocknung der Gef\u00e4\u00dfe aus. Es kann aber der Fall eintreten, da\u00df von vornherein die f\u00fcr besondere physikalische chemische Untersuchungen n\u00f6tige Vorbereitung der Gef\u00e4\u00dfe ratsam ist, z. B. wenn Bestimmungen der elektrischen Leitf\u00e4higkeit oder der Reaktionsgeschwindigkeit beabsichtigt werden.\nReinigung der Gef\u00e4\u00dfe: Zuerst werden die Gef\u00e4\u00dfe mit einer warmen oder auch hei\u00dfen (je nach der Glasdicke) L\u00f6sung von Kaliumbichromat in konzentrierter Schwefels\u00e4ure ausgesp\u00fclt, sodann mit fettfreiem destillierten Wasser. Hierauf werden die Gef\u00e4\u00dfe nach dem Verfahren von Ab egg ausged\u00e4mpft (Fig. 1).\nEin mit Wasser gef\u00fcllter Kochkolben wird mit einem durchbohrten Stopfen verschlossen, durch welchen ein gr\u00f6\u00dferer Trichter durchgesteckt wird. In den Stiel des Trichters wird ein St\u00fcck Kautschukrohr eingesetzt, welches dazu dient, ein l\u00e4ngeres Glasrohr festzuhalten. Das Glasrohr rage\nTigerstedt, Handb. d. pliys. Methodik 1,2.\t8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\n\u00fcber den Trichter hinaus und m\u00fcnde in dem Hals des Kochkolbens. Auf das obere Ende des Glasrohres wird der auszud\u00e4mpfende Kolben aufgest\u00fclpt. Das Wasser im Kochkolben wird stark gekocht, der Dampfstrahl entweicht durch die Glasr\u00f6hre und entfernt das l\u00f6sliche Alkali des K\u00f6lbchens. Bei Messungen, welche gr\u00f6\u00dfte Genauigkeit erfordern, verschlie\u00dft man die Gef\u00e4\u00dfe nicht mit Kork oder Kautschuk, sondern mit Glasst\u00f6psel oder mit einem umgest\u00fclpten Glas.\nBei dem Aufsammeln von Sekreten aus operativ angelegten Fisteln ist darauf zu achten, da\u00df nicht eine Verunreinigung durch Blut hinzukommt. Bei gewissen Fisteln kann im Verlaufe der Entnahme der ausflie\u00dfenden Fl\u00fcssigkeit spontan Blut der letzteren sich beimengen. Beispielsweise geschieht dies h\u00e4ufig beim Auffangen von Harn aus dem Ureter des Kaninchens und bei Lymphfisteln am Hunde. Ist man in der Wahl des Versuchstieres daher nicht durch, \u00e4u\u00dfere oder innere R\u00fccksichten auf ein bestimmtes Tier angewiesen, so wird f\u00fcr gewisse physikalisch-chemische Messungen des Harns aus Ureterenfisteln der Hund als Versuchstier vorzuziehen sein. Im \u00fcbrigen gelte als Regel bei Blutbeimengung zu physiologischen Sekreten und anderen K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten, die sonst blutfrei sind, lieber auf Untersuchungen wie diejenige der Gefrierpunktserniedrigung, der Leitf\u00e4higkeit und der Refraktion zu verzichten.\nBei Untersuchungen, die den Magen und den Darm betreffen, mu\u00df, genau wie bei anderen physiologischen Untersuchungen, scharf unterschieden werden zwischen Magen und Darminhalt einerseits und den einzelnen reinen Verdauungss\u00e4ften andrerseits. Es mu\u00df in dieser Hinsicht auf die Methoden der physiologischen Chirurgie verwiesen werden.\nBehufs Untersuchung des Schwei\u00dfes zu physikalisch-chemischen Zwecken wird f\u00fcr gew\u00f6hnlich nur die Katze oder der Mensch in Betracht kommen, eventuell das Pferd. Bei der Katze erh\u00e4lt man aus dem vorher gut gereinigten Fu\u00dfballen entweder durch Reizung des Nervus ischiadicus oder durch Pilokarpin Tropfen von Schwei\u00df, die in einem Glassch\u00e4lchen aufgefangen werden k\u00f6nnen. Das Aufsammeln menschlichen Schwei\u00dfes geh\u00f6rt den Methoden des Stoffwechsels an.\nDas Sammeln der Milch zu physikalisch-chemischen Untersuchungen erfordert einige Vorsicht. F\u00fcr die physikalisch-chemische Beschaffenheit der Milch ist die Art und die Zeit des Melkens nicht gleichg\u00fcltig. Daher mu\u00df die etwa von K\u00fchen oder Ziegen stammende Milch entweder von sehr zuverl\u00e4ssiger Seite bezogen werden, oder der Untersucher mu\u00df selbst beim Melken zugegen sein. Ferner bestehen Unterschiede zwischen Vollmilch und Magermilch.\nDie in der Norm nur in geringen Mengen vorkommenden Fl\u00fcssigkeiten der verschiedenen ser\u00f6sen H\u00f6hlen werden durch Punktion mit zweckentsprechenden Spritzen in Art der Pravazschen Spritze gewonnen. Der in der Physiologie h\u00e4ufigere Fall ist der, da\u00df Fl\u00fcssigkeiten, welche experimentell in ser\u00f6se H\u00f6hlen eingebracht wurden, wieder aus denselben entfernt werden sollen; es kommen hierbei wesentlich die Pleural-, die Peritoneal-und die Perikardialh\u00f6hle in Betracht.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Entfernung experimentell eingebrachter Fl\u00fcssigkeiten aus ser\u00f6sen H\u00f6hlen. H5\n2. Entfernung experimentell eingebrachter Fl\u00fcssigkeiten aus ser\u00f6sen H\u00f6hlen.\nHandelt es sich nur um die Ermittlung von Konzentrationsver\u00e4nderungen injizierter Fl\u00fcssigkeiten, so bedarf es nur der Entleerung durch einen Troi-kar oder einen anderen kan\u00fcleartigen Instrument. Um Blutungen und Verletzungen von Eingeweiden, Lunge und Herz zu vermeiden, wird die vorsichtig eingef\u00fchrte Spitze, nachdem man in die betreffende ser\u00f6se H\u00f6hle gelangt ist, sofort zur\u00fcckgezogen und nur das vorn gut abgerundete Troikarrohr in der H\u00f6hle belassen. Man kann sich auch der in der Chirurgie gebrauchten Aspiratoren von Dieulafoy oder Potain bedienen; doch bieten diese kostspieligen Apparate keine besonderen Vorteile gegen\u00fcber dem, was sich durch geeignete Lagerung des Tieres erzielen l\u00e4\u00dft.\nF\u00fcr Ermittlung der absoluten Mengen, etwa der Menge resorbierter Fl\u00fcssigkeiten, ist jede Art Entleerungsmethode durch Ablassen vermittelst Kan\u00fclen ungen\u00fcgend. Es stehen hierzu zwei andere Methoden zu Gebote. Bei der ersten wird das Tier get\u00f6tet und die betreffende ser\u00f6se H\u00f6hle breit er\u00f6ffnet. Man st\u00fclpt dann das Tier \u00fcber einen sehr breiten Trichter, durch den die Fl\u00fcssigkeit in ein Me\u00dfgef\u00e4\u00df ablaufen kann. Bei der Entleerung der Bauchh\u00f6hle m\u00fcssen sorgsam die einzelnen Schlingen der Eingeweide voneinander abgehoben, auch die Leber und der Magen verschoben werden, damit nirgends etwas Fl\u00fcssigkeit abgesackt bleibt, was sonst leicht vorkommt. Handelt es sich um die absolute Menge einer aufgel\u00f6sten Substanz, so l\u00e4\u00dft sich dieselbe ziemlich genau durch Abspritzen der im Trichter h\u00e4ngenden Eingeweide mit Wasser oder einer indifferenten Fl\u00fcssigkeit gewinnen. Diese Methode gestattet nur einen Versuch an je einem Versuchstier, ist aber zu empfehlen, wenn m\u00f6glichst normale Verh\u00e4ltnisse der ser\u00f6sen H\u00f6hlen gew\u00fcnscht werden. Eine andere Methode ist von Roth angegeben worden. Zun\u00e4chst wird aus der Bauchh\u00f6hle die unmittelbar erreichbare Fl\u00fcssigkeit (I) abgelassen. Dann wird eine als Waschwasser dienende isotonische Kochsalz-, Traubenzucker- oder Natriumsulfatl\u00f6sung in bekannter Menge k\u00f6rperwarm in die Bauchh\u00f6hle infundiert. Der Unterleib des Tieres wird, um vollst\u00e4ndige Durchmischung zu erreichen, kr\u00e4ftig gesch\u00fcttelt und die Fl\u00fcssigkeit darauf sofort abgelassen (II). Wenn die Menge der zur Auswaschung dienenden L\u00f6sung = M ist, die Konzentration von Portion I am urspr\u00fcnglichen L\u00f6sungsbestandteil = IT[ Proz., die Konzentration von Portion II an demselben = Ua Proz. ist, so ist der nach der ersten Ablassung in der Bauchh\u00f6hle gebliebene R\u00fcckstand:\np M x U2 Proz.\nLY - U2 Proz.\nDieses Ergebnis kann man auf zweierlei Art kontrollieren, erstens durch eine \u00e4hnliche Berechnung auf Grund des Kochsalzgehaltes von Portion I und II, zweitens dadurch, da\u00df auf das Experiment sofort die T\u00f6tung des Tieres folgt und das noch in der Bauchh\u00f6hle vorhandene Fl\u00fcssigkeitsvolumen m\u00f6glichst genau bestimmt wird (III). Es mu\u00df dann sein\nn + in=M + R,\nDie Methode gibt bis auf 2 cmm genaue Resultate. Bei beiden Methoden ist es ratsam, nach einem von Hamburger gemachten Vorschlag, vor Be\u00bb\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nginn des Versuches eine kleine Quantit\u00e4t isotonisclier Kochsalzl\u00f6sung in die ser\u00f6se H\u00f6hle zu injizieren. Da diese f\u00fcr gew\u00f6hnlich leer sind, w\u00fcrde, ohne vorherige Befeuchtung der betreffenden ser\u00f6sen H\u00f6hle, bei der Entleerung eine gewisse Menge haften bleiben und, als resorbiert, falsch.in Rechnung gebracht werden.\n3. Aufsammeln von Blut zu physikalisch-chemischen Untersuchungen.\nD as Gewinnen von Blut aus den Gef\u00e4\u00dfen der gebr\u00e4uchlichen physiologischen Versuchstiere geschieht vermittelst in die Gef\u00e4\u00dfe eingebundener Kan\u00fclen. Auf die-mehr chirurgische Seite der Methodik, sowie auf die Ge-\u201cwinnungsart von Blut von Fischen und Wirbellosen wird hier nicht eingegangen. Da das Blut einzelner Gef\u00e4\u00dfprovinzen eine verschiedene physikalisch-chemische Zusammensetzung besitzt, und da ferner aus Gr\u00fcnden des Versuchsproblemes Blut aus verschiedenen Gef\u00e4\u00dfen ben\u00f6tigt wird, ist der Ort der Blutentnahme zu ber\u00fccksichtigen. Bei gr\u00f6\u00dferen S\u00e4ugetieren kann f\u00fcr arterielles Blut eine beliebige Arterie, auch eine Eingeweidearterie, eingebunden werden; das gleiche gilt f\u00fcr die Venen des Halses, der Extremit\u00e4ten und die Vena mesenterica oder lienalis.\nZur Gewinnung von Blut aus dem rechten Vorhof, der Vena hepatica und der Vena cava inferior dient ein zuerst von v. Lesser angegebenes Verfahren. Es wird von der Vena jugularis aus entweder ein Metall- oder ein elastischer Katheter bis zu der gew\u00fcnschten Stelle vorgeschoben. Blut der Vena cava inferior kann man auch leicht dadurch gewinnen, da\u00df man von -der Vena femoralis aus einen elastischen Katheter in die Vena cava inferior vorschiebt.\nBei mehrfacher Blutentnahme aus einer Arterie hat man nur darauf bedacht zu sein, sorgf\u00e4ltig jedes Mal die Kan\u00fcle zu reinigen und ein etwaiges Gerinnsel im Anfang des Gef\u00e4\u00dfes zu beseitigen. Hingegen wirkt, wie v. Lesser nach wies, das Einbinden einer Kan\u00fcle in die Arterie nicht im Sinne einer Stauung. Anders bei den Venen. Daher darf aus Venen eine mehrfache Blutentnahme nur dann stattfinden, wenn ein etwas st\u00e4rkeres Ausbluten behufs Beseitigung der Stauung die Versuchsbedingungen nicht st\u00f6rt.\nEs gibt F\u00e4lle, bei denen Blut v\u00f6llig steril aufgefangen werden soll. Eine einfache Methode hierzu bietet die Anwendung eines Reagensglases-Am unteren Ende desselben wird eine feine Spitze ausgezogen und\u2019 zun\u00e4chst verschlossen. Das Reagensglas wird sterilisiert und mit einem Wattepropf verschlossen. Unter aseptischen Kautelen wird ein Gef\u00e4\u00df freigelegt, die Spitze mit einem sterilen Instrument abgebrochen und in ein Gef\u00e4\u00df eingestochen; hierdurch f\u00fcllt sich das Reagensglas mit Blut.\nDie beim Menschen gebr\u00e4uchlichen Methoden, zur Gewinnung von Blut werden an einer anderen Stelle dieses Werkes beschrieben. Dieselben sind nur . zur Entnahme sehr kleiner Mengen bestimmt. Wie hei der Blutk\u00f6rperchenz\u00e4hlung ist auch in Hinblick auf physikalisch-chemische Untersuchungen Stauung und Beimengung von Gewebsfl\u00fcssigkeit m\u00f6glichst zu vermeiden. Gr\u00f6\u00dfere Mengen ven\u00f6sen Blutes kann man aus einer Armvene entnehmen. Man umwickelt den Oberarm fest mit einer Esmarchschen Binde und sticht in eine hervorgew\u00f6lbte Vene eine mit einem Schlauch armierte sterile 'Platiniridiumspitze ein, worauf man sofort die Binde wieder l\u00f6st.","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022Vorbereitende Operationen an K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten.\n117\nTeil H. Vorbereitende Operationen an K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten.\n1. Aufhebung der Gerinnung. Gewinnung von Plasma und Serum.\nDie Art und Weise, wie das Blut zur weiteren Untersuchung vorbereitet wird, ist auf dessen physikalisch-chemische Zusammensetzung von Einflu\u00df. Zun\u00e4chst die Art des Defibrinierens, wenn es sich um das Gesamtblut handelt. Hamburger hat gefunden, da\u00df eine Defibrinierung unter Luftzutritt die Verteilung der Blutbestandteile auf K\u00f6rperchen und Blutfl\u00fcssigkeit, gegen\u00fcber der im lebenden K\u00f6rper bestehenden, ver\u00e4ndert. Man mu\u00df daher ohne Luftzutritt defibrinieren. Hierzu kann man nach Freund, bei Verwendung von Pferdeblut, das Blut in einer Flasche unter \u00d6l auffangen; nach Hamburger gen\u00fcgt sogar eine sorgf\u00e4ltig gereinigte und getrocknete Flasche, wenn man zur vollkommenen Vermeidung von Schaum das Blut vermittelst eines dem Boden der Flasche sich n\u00e4hernden Gummir\u00f6hrchens einflie\u00dfen l\u00e4\u00dft. F\u00fcr alle anderen Blutarten, deren Blutk\u00f6rperchen sich nicht so rasch setzen, benutzt man eine dickwandige Flasche, auf deren Boden Glasscherben oder besser Glasperlen liegen, und sch\u00fcttelt dieselbe nach Auffangen von Blut in verschlossenem Zustande.\nAnstatt zu defibrinieren kann man auch anderweitig die Gerinnung des Blutes aufheben. Doch kommt f\u00fcr genaue physikalisch-chemische Untersuchungen nur ein einziges allgemein verwendbares Mittel in Betracht, n\u00e4mlich das von Franz isolierte Hirudin, den wirksamen Bestandteil des medizinischen Blutegels. [Hirudin wird von der herstellenden Firma E. Sach\u00dfe&Co., Leipzig, in verschlossenen Glasr\u00f6hren \u00e0 1 g, 0,1 g und 0,01 g geliefert.] 1 Milligramm Hirudin h\u00e4lt 7,5 cm3 Kaninchenblut fl\u00fcssig; f\u00fcr Menschenblut ist die Wertigkeit der Hirudins sogar noch gr\u00f6\u00dfer. Der gro\u00dfe Vorzug dieses Mittels besteht darin, da\u00df es in minimalen Mengen und in Substanz angewandt werden kann, sowie vor allem darin, da\u00df die physikalisch-chemischen Eigenschaften des Blutes, mit den zur Verf\u00fcgung stehenden Methoden gepr\u00fcft, nicht nachweislich ge\u00e4ndert werden. Dies gilt z. B. von der Gefrierpunktserniedrigung, der Leitf\u00e4higkeit und insbesondere auch von der Viskosit\u00e4t.\nGegen\u00fcber Hirudin haben andere gerinnungshemmende Mittel nur eine sehr beschr\u00e4nkte Anwendungsf\u00e4higkeit bei physikalisch-chemischen Untersuchungen. In Betracht k\u00e4men noch die von Ar thus eingef\u00fchrten Substanzen Ammoniumoxalat und Fluornatrium, deren gerinnungswidrige Wirkung auf der Kalkf\u00e4llung beruhen. Vom Ammoniumoxalat dosiert man 1 Teil auf 1000 Teile Blut, vom Fluornatrium 3 Teile auf 1000 Teile Blut.\nDie beiden genannten Substanzgruppen, Hirudin einerseits, Ammoniumoxalat und Fluornatrium andererseits, dienen auch dazu, Plasma zu gewinnen. Man zentrifugiert zu diesem Zwecke die mit den betreffenden Substanzen versetzten Blutsorten. Hirudin ist hierbei wiederum von gro\u00dfer Anwendbarkeit.\nNur f\u00fcr Pferdeblut gibt es eine Methode der Plasmagewinnung, frei von Zus\u00e4tzen. Man f\u00e4ngt Pferdeblut in einem in K\u00e4ltemischung stehenden Zylinder auf. H\u00e4lt man den Zylinder einige Stunden auf 0 Grad, so setzt sich ein klares Plasma oben ah. Dasselbe kann zu physikalisch-chemischen Untersuchungen verwandt werden, in deren Verlauf das Plasma nicht erw\u00e4rmt wird.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118 Leon Asher, Die Anwendung' der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nSerum wird am besten gewonnen durch ruhiges Stehenlassen von spontan gerinnendem Blute in einem verschlossenen Zylinder. Pferde, Kaninchen und Menschenblut geben das klarste Serum. Unter Luftabschlu\u00df definibrier-tes Blut (siehe oben) mu\u00df zentrifugiert werden. Eine m\u00f6glichst rasch laufende Zentrifuge, z. B. die durch Elektromotoren betriebenen Zentrifuge von Fr. Bunne (Heidelberg) ist zur Gewinnung eines in jeder Beziehung brauchbaren Serums Erfordernis. Behufs Gewinnung kleiner Mengen von Serum, welches m\u00f6glichst vor \u00c4nderung gesch\u00fctzt und aseptisch sein soll, kann man sich mit Vorteil eines \u00e4hnlichen Verfahrens, wie schon oben beschrieben wurde, bedienen. Man zieht ein kleines sterilisiertes Bohr zu zwei spitzen Enden aus und schmilzt sie zu. Beim Gebrauch bricht man die beiden Enden auf und sticht das eine Ende in das zur Blutentnahme vorbereitete Gef\u00e4\u00df. Nach der F\u00fcllung schmilzt man beide Enden wieder und\nFig. 2 b.\nhebt das B\u00f6hrchen in senkrechter Lage aut. Nachdem sich das Serum und der konsolidierte Blutkuchen getrennt haben, l\u00e4\u00dft man das klare Serum ablaufen.\nMorochowetz empfiehlt die beiden folgenden Methoden zur Gewinnung von Blutserum. Das Blut wird in breite, niedrige Gef\u00e4\u00dfe gesammelt, und das Coagulum nach der Gerinnung mit einem Messer in kleine St\u00fccke zerschnitten, diese werden in ein Metallsieb gebracht, welches \u00fcber einem entsprechenden Gef\u00e4\u00dfe oder \u00fcber einem Trichter angebracht ist. Die von den Coagulumst\u00fccken abflie\u00dfende Fl\u00fcssigkeit rinnt entweder in ein rundes (nach Dollfu\u00df) oder in ein trichterf\u00f6rmiges (nach Bollett) Gef\u00e4\u00df, durch welches bis zu der unteren Siebfl\u00e4che ein Bohr geht, das am Boden des Gef\u00e4\u00dfes oder mittels eines Pfropfens in den verengerten Teil des Trichters angebracht ist, wobei das Bohr jedoch lose genug befestigt ist, um heraufgezogen oder heruntergeschoben werden zu k\u00f6nnen, damit diese oder jene abgestandene Schicht des Serums, nachdem die Fl\u00fcssigkeit von dem im Siebe befindlichen Koagulum abgeflossen ist, abgegossen werden k\u00f6nne. Um das aus dem Siebe flie\u00dfende defibrinierte Blut aufzufangen, benutzt man einen gro\u00dfen Glastrichter, der auf einem Dreifu\u00df stellt, in welchem eine f\u00fcr den Trichter bestimmte runde \u00d6ffnung ist. Damit in das Ableitungsrohr kein Blut gelangen k\u00f6nne (Fig. 2a.), ist es w\u00e4hrend des Abflie\u00dfens der Fl\u00fcssigkeit aus dem Siebe die ganze Zeit verkorkt, obgleich dessen oberes Ende \u00fcber","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Trennung der kolloiden und nichtkolloiden Bestandteile ser\u00f6ser Fl\u00fcssigkeiten. U9\ndem mutma\u00dflichen Niveau der Fl\u00fcssigkeit, welche durch dasselbe abflie\u00dfen soll, steht. Zum Abheben des Serums und der Fl\u00fcssigkeiten \u00fcberhaupt von den Niederschl\u00e4gen bedient sich Morochowetz eines aus einem Glasrohr gefertigten Siphons, dessen eines Ende, dasjenige, welches in die Fl\u00fcssigkeit taucht, nach oben gebogen ist, das andere, l\u00e4ngere, dagegen fest in einem Pfropfen steckt, der einen Kolben verschlie\u00dft, in welchem mittels eines anderen Kohres leicht ein negativer Druck hervorgebracht und der Siphon dadurch in T\u00e4tigkeit gesetzt werden kann (Fig. 2b). Damit der Siphon in die L\u00f6sung vorsichtig eingetaucht werden k\u00f6nne, ist eine Schraube an dem Apparate angebracht, welche sogar an den W\u00e4nden eines Glasgef\u00e4\u00dfes befestigt wird (Fig. 2 c).\nDie zweite Methode (1891), welche besonders dann empfohlen wird,, wenn m\u00f6glichst schnell und gut Blutserum erhalten werden soll, ist folgende: Man l\u00e4\u00dft das Blut in breite, flache, auf einem Wasserbade bei 40\u201445\u2014500i stehende Gef\u00e4\u00dfe einflie\u00dfen. Bei ruhigem Stehen und 2\u20144 und mehrst\u00fcndigem Erw\u00e4rmen bei besagter Temperatur scheidet das Blut in 12\u201424 Stunden um den kompakten Blutkuchen herum ein von Blutk\u00f6rperchen ganz freies und mittels Pipetten oder Siphone leicht abzutrennendes Serum aus. Auf diese Weise erhaltenes Serum braucht nicht mehr abzustehen und kann nach dem Filtrieren sogleich benutzt werden. Auf solche Art erh\u00e4lt man ein bei weitem reineres Serum als nach allen anderen Methoden, die Zentrifugalmethode nicht ausgenommen.\n2. Trennung der kolloiden und nichtkolloiden Bestandteile ser\u00f6ser\nFl\u00fcssigkeiten.\nA. Abscheidemethoden.\n1. Methode von Kossi: Bei dem gro\u00dfen Unterschiede in den physikalisch-chemischen Eigenschaften der kolloiden und nichtkolloiden Bestandteile einer L\u00f6sung w\u00e4re es erw\u00fcnscht, Methoden zu besitzen, welche eine (juantitative Trennung der beiden Bestandteile herbeif\u00fchren, ohne eine andere \u00c4nderung in der Zusammensetzung der Fl\u00fcssigkeit zu bewirken. Eine solche Methode wurde von Rossi ausgearbeitet. Zentrifugenr\u00f6hren werden mit Serum gef\u00fcllt und in eine Gefriermischung gesetzt. Wenn das Serum festgefroren ist, werden die R\u00f6hren in die Zentrifuge gesetzt und eine Zeitlang energisch zentrifugiert. W\u00e4hrend des Zentrifugierens taut das gefrorene Serum auf und es tritt eine Schichtung in eine obere kolloidarme und eine untere kolloidreiche Schicht ein. Die R\u00f6hren werden vorsichtig unter Vermeiden von Sch\u00fctteln von neuem gefroren und wieder zentrifugiert. Der Proze\u00df des Frierens und des Zentrifugierens wird so lange fortgesetzt bis das ganze in der L\u00f6sung vorhandene Eiwei\u00df oder Kolloid eine schmale untere Bodenschicht bildet, welche sich schon durch ihre Farbe von der wasserklaren oberen Schicht absetzt. Das in 80 cm2 3 Serum enthaltene Eiwei\u00df l\u00e4\u00dft sich bis auf 3 cm3 Volumen am Boden zentrifugieren. Bei dem Auftauen scheidet sich beim Zentrifugieren nicht allein Kolloid und Nichtkolloid, sondern auch die spezifisch schweren Kristalloide senken sich von der Oberfl\u00e4che in tiefere Lagen. Um nun in der kolloidfreien Fl\u00fcssigkeit in allen Schichten die urspr\u00fcngliche Zusammensetzung an kristalloiden Be-","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-cliem. Methoden in der Physiologie.\nstandteilen wieder herzustellen, l\u00e4\u00dft man in den hermetisch, geschlossenen R\u00f6hren die Hydroditfussion den Ausgleich bewerkstelligen; der Proze\u00df l\u00e4\u00dft sich in der W\u00e4rme des konstanten Wasserbades beschleunigen. So erh\u00e4lt man schlie\u00dflich, ohne irgend welchen Zusatz oder Anwendung hoher Temperatur, den Bodensatz des konzentrierten Kolloids und die dar\u00fcberstehende Salzl\u00f6sung von urspr\u00fcnglichem osmotischem Druck. Bei Anwendung dieser Methode auf Serum benutzt man am besten Blut von Tieren, die gehungert haben oder mit fettfreier Nahrung gef\u00fcttert worden sind. Die Methode l\u00e4\u00dft sich auch auf andere kolloide L\u00f6sungen anwenden.\nMan kann sich dieser Methode auch bedienen, um die Kolloide .salzfrei zu machen. Zu diesem Zwecke gie\u00dft man nach vollendeter Trennung die obere kolloidfreie L\u00f6sung ab und ersetzt sie durch destilliertes Wasser. Dann mischt man die Kolloide mit dem Wasser, friert von neuem und zentrifugiert. Der ganze Proze\u00df des Mischens, Frierens und Zentrifugierens wird so lange wiederholt, bis die obere Fl\u00fcssigkeit salzfrei ist.\n2. Methode von Michaelis und Rona: Eine Methode zur Entfernung von Kolloiden aus ihren L\u00f6sungen, insbesondere zur Enteiwei\u00dfung von Blutserum haben Michaelis und Rona auf das Prinzip gegr\u00fcndet, da\u00df bei einer Mischung von relativ wenig Eiwei\u00df mit sehr viel Mastix beide durch Zusatz einer kleinen Menge eines mehrwertigen Metallsalzes ganz ausgef\u00fcllt werden. (Durch die Vermischung von wenig Eiwei\u00df mit viel Mastix hat das Gemisch die physikalischen Eigenschaften des letzteren angenommen.) Es mu\u00df ein gro\u00dfer Uberschu\u00df von Mastix zugesetzt werden, damit dasselbe die total umh\u00fcllende Menge f\u00fcr das Eiwei\u00df sei. Bei eiwei\u00dfarmen Fl\u00fcssigkeiten bis zu %% Eiwei\u00df wird mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert und so viel einer 20% alkoholischen Mastixl\u00f6sung zugef\u00fcgt, da\u00df der Alkoholgehalt der ganzen Fl\u00fcssigkeitsmenge 30% nicht \u00fcbersteigt. Dann setzt man pro Liter Fl\u00fcssigkeit 10\u201415 cm3 ges\u00e4ttigter Kupferazetatl\u00f6sung zu, worauf das Mastix mit dem Eiwei\u00df in Flocken sich zu Boden setzt. Die \u00fcberstehende eiwei\u00dffreie Fl\u00fcssigkeit wird ganz klar und ist leicht filtrierbar. Das Kupfer l\u00e4\u00dft sich nachtr\u00e4glich durch H2S v\u00f6llig entfernen. Bei eiwei\u00dfreichen Fl\u00fcssigkeiten, z. B. bei Blutserum, verf\u00e4hrt man folgenderma\u00dfen: Ein Volumen unverd\u00fcnntes Blutserum wird mit dem dreifachen Volumen absolutem Alkohol versetzt, dazu nach* einigen Stunden (oder, wenn man den Niederschlag durch Filtrieren entfernt, sofort) 1 Volumen 50%iger L\u00f6sung von Mastix in absolutem Alkohol gegeben, dann mit Wasser verd\u00fcnnt, bis der Alkoholgehalt der Gesamtfl\u00fcssigkeit h\u00f6chstens noch 30% betr\u00e4gt. Hierauf folgt die eben beschriebene Behandlung mit Kupferazetat. Man filtriert die eiwei\u00dffreie Fl\u00fcssigkeit nach einiger Zeit. Die Fl\u00fcssigkeit enth\u00e4lt als Folge der Enteiwei\u00dfungsmanipulation, die v\u00f6llig bei Zimmertemperatur vor sich geht, au\u00dfer Alkohol nur die geringe Menge des zugef\u00fcgten Elektrolyten. Die Methode ist, wegen dieser Zus\u00e4tze, nicht in der gleichen Weise anwendbar wie diejenige von Rossi. Sie ist aber sehr wertvoll bei der Untersuchung einer Reihe von physiologischen Prozessen, zu deren vollst\u00e4ndiger Aufkl\u00e4rung nach der physikalisch-chemischen Seite hin auch die genaue Kenntnis der Zusammensetzung des wirklich eiwei\u00dffreien, sonst aber m\u00f6glichst wenig ver\u00e4nderten Serums geh\u00f6rt.\nAn Stelle von Mastix kann nach Michaelis und Rona auch Kaolin verwandt werden. Blutserum wird mit 12\u201415 Teilen Wasser verd\u00fcnnt und","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Trennung der Kolloide und Kristalloide durch Filtration.\t121\nmit so viel Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, da\u00df die anf\u00e4nglich entstehende Tr\u00fcbung sich wieder aufhellt. Dann f\u00fcgt man auf je 100 ccm Fl\u00fcssigkeit 20 bis h\u00f6chstens 25 g Kaolinpulver hinzu, und zwar in etwa 4\u20145 Portionen, jedesmal unter kr\u00e4ftigem Durchsch\u00fctteln. Damit ist die ganze Enteiwei\u00dfungs-methode beendet. Der Niederschlag wird am besten abgenutscht. Auch f\u00fcr Blut l\u00e4\u00dft sich die Kaolinmethode verwenden, indem man die F\u00fcllung fraktioniert bei mehrfacher Verd\u00fcnnung vornimmt. Da der Vorgang irreversibel ist, hat dieses Verfahren kein Bedenken.\nB. Trennung der Kolloide und Kristalloide durch Filtration.\nMethode von Martin: Die Methode besteht darin, da\u00df die L\u00f6sungen unter einem Druck von 40\u201450 Atm. durch eine Membran von Gelatine oder gelatin\u00f6ser Kiesels\u00e4ure filtriert wird. Die Membran wird einer Pasteur-Chamberlandkerze eingelagert.\nDer ganze Apparat bestellt 1. aus einem Stahlgaszylinder, welcher komprimierte Luft enth\u00e4lt, 2. aus einem T-Verbindungsst\u00fcck, Kupferrohrverbindung und Druckmesser, 3. einem Filterbeh\u00e4lter aus innen verzinntem Kanonenmetall, 4. dem Pasteurfilter. Die ganze Anordnung ist aus der Figur 3 a ersichtlich. Die Figur 3b gibt das Mer nicht n\u00e4her zu beschreibende Detail der Dichtung des Filterhalters. Fig. 3 c zeigt die Einrichtung um auch abgebrochene Filterkerzen noch zu benutzen. Die Gelatinemembran wird aus 10 \u00b0/oiger Gelatinel\u00f6sung bereitet. Der Filterbeh\u00e4lter wird mit der hei\u00dfen Gelatinel\u00f6sung gef\u00fcllt und mit dem Zylinder mit komprimierter Luft (verbunden. Die Gelatine wird unter einem Druck von 10 Atm. filtriert. Im Verlaufe des Abk\u00fchlens sistiert die anf\u00e4nglich rasche Filtration. Nach dem vollst\u00e4ndigen Erkalten wird die herausgenommene Kerze von der au\u00dfen anhaftenden Gelatine gereinigt. Die Kiesels\u00e4uremembran wird aus einer L\u00f6sung von Natriumsilicat von solcher St\u00e4rke bereitet, da\u00df Zusatz von Salzs\u00e4ure eine ziemlich steife Gallerte erzeugt. Diese L\u00f6sung wird unter einem Druck von 5 Atm. durch die Kerze filtriert und zwar einige Minuten lang. Darauf wird die Kerze herausgenommen, innen und au\u00dfen gereinigt und mit 3% HCl gef\u00fcllt zwei Tage lang in ebensolche S\u00e4ure eingetaucht erhalten. Die HCl diffundiert in die Poren und erzeugt dort einen gelatin\u00f6sen Niederschlag von Kiesels\u00e4ure.\nMartin bat die Durchl\u00e4ssigkeit f\u00fcr eine Reihe von Stoffen gepr\u00fcft. Es gingen absolut nicht durch von den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern: Eiereiwei\u00df, Serumalbu-min, Eiglobulin, Serumglobulin, Fibrinogen, Kaseinogen, Nucleoalbumin, H\u00e4moglobin, von den Kohlehydraten: Glykogen, l\u00f6sliche St\u00e4rke, von den F\u00e4rb-","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nstoffen: saures H\u00e4matin, alkalisches H\u00e4matin, Serumpigment, Eiwei\u00dfpigment. In geringem Umfange gehen Azid- und Alkalialbuminat, Karamel, Biliverdin und Dextrin durch das Filter. Durchl\u00e4ssig ist dasselbe f\u00fcr Protoalbumose, Heteroal-bumose, Deuteroalbumose, Urochrom und Kristalloide. Die Methode liefert aber, wie Waymouth Reid durch eine sorgf\u00e4ltige Kritik zeigte, hinsichtlich der Kristalloide keine quantitativ brauchbaren Resultate. Bei Filtration v\"on Serum \u2014 dem wichtigsten Fall \u2014 ist das Filtrat durchaus nieht die urspr\u00fcngliche Fl\u00fcssigkeit minus Eiwei\u00df, sondern der R\u00fcckstand enth\u00e4lt noch eine Reihe von Substanzen, wie folgende Tabelle zeigt.\nBeispiel: Filtration von Serum.\n!gr. per Liter\nUrspr\u00fcngl. Serum\t\tFl\u00fcssigkeit im Filterbeh\u00e4lter\tFiltrat\nA\u00b0\t\u2014 0.570\u00b0\u00f6\tA\u00b0 \u2014 0.595\tA\u00b0 \u2014 0.525\nOrganische feste Bestandteile \u2022.\t87.60\t112.18\t1.48\nEiwei\u00df\t\t82.54\t103.99\t0.00\nNicht Eiwei\u00df org. Bestandteile .\t5.06\t8.19\t0.78\nAsche \t\t9.42\t10.20\t8.85\nDie Nichtber\u00fccksichtigung dieser Tatsachen hat zu Irrt\u00fcmern in einigen f\u00fcr die Physiologie wichtigen physikalisch-clemischen Messungen gef\u00fchrt. Es ist ferner zu beachten, da\u00df nicht allein jede einzelne in tierischen Fl\u00fcssigkeiten vorkommende Substanz auf ihre quantitative Filtrierbarkeit gepr\u00fcft werden mu\u00df, sondern auch, da\u00df die Konzentration der Kolloidmembran und die allm\u00e4hliche Imbibition derselben mit Substanz aus der zu filtrierenden L\u00f6sung von Einflu\u00df ist. Bei Verwendung von nicht vollst\u00e4ndig getrockneten Membranen wird das Filtrat auch durch Quellungswasser aus der Membran verd\u00fcnnt.\nDie Ultrafiltration von Bechhold.\nDie Ultrafiltration von Bechhold dient dazu, kolloidal gel\u00f6ste Stoffe von ihrem L\u00f6sungsmittel zu trennen und Mischungen von Kolloiden verschiedener Teilchengr\u00f6\u00dfen voneinander gewisserma\u00dfen zu sieben. Als Filtermaterial benutzt man Gallerten (Kollodium, Eisessigkollodium, geh\u00e4rtete Gelatine), bei denen durch Ab\u00e4nderung der Konzentration jede gew\u00fcnschte Filterdichte und damit recht feine.Abstufungen zu erreichen sind. Je nach der Filterdichte bedarf es eines \u00dcberdruckes von 0,2 bis 5 oder 6 Atmosph\u00e4ren. Fehlerquellen, die durch eine Voruntersuchung sich leicht ausschlie\u00dfen lassen, sind die Adsorption der zu filtrierenden Substanz selbst vom Filtermaterial und die Adsorption oder Entfernung durch Filtration eines Bestandteiles der L\u00f6sung, welcher f\u00fcr den Hydrosolzustand wesentlich ist.\nUm der Gallerte einen Halt zu geben, empfiehlt es sich in den meisten F\u00e4llen, Gewebe, Filterpapier oder dgl. zu impr\u00e4gnieren. Am praktischsten erweist sich starkes rauhes Filterpapier.\nDie Filter werden im Vakuum mit Gallerte impr\u00e4gniert. Man benutzt dazu den folgenden Apparat (Fig. 4 a). Auf dem rechteckigen Glastrog T ist der Deckel D luftdicht aufgeschliffen. An der Querstange S sind eine Anzahl runder Filterscheiben F (ca. 12) aufgeh\u00e4ngt. Der Deckel D hat zwei Tuben. Durch Tubus I gehen zwei R\u00f6hren ; die eine f\u00fchrt nach der Luftpumpe L, die andere zum Vakuummeter V. Ist die Luft aus dem Trog entfernt, so l\u00e4\u00dft man durch den mit Hahn versehenen Trichter Tr, dessen","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Trennung der Kolloide und Kristalloide durch Filtration.\n123\nRohr bis auf den Boden f\u00fchrt, die Gallertfl\u00fcssigkeiten eintreten, bis sie die Filter bedeckt, schlie\u00dft den Hahn zum Trichter und \u00f6ffnet den Hahn, durch welchen urspr\u00fcnglich die Luf-t ausgepumpt wurde; so wird die Gallertfl\u00fcssigkeit unter Atmosph\u00e4rendruck in die Filter gepre\u00dft. Nach einiger Zeit nimmt man den Deckel ab, hebt die Stange mit den Filtern aus der Fl\u00fcssigkeit und l\u00e4\u00dft abtropfen. Schlie\u00dflich gelatiniert man, indem man rasch das ganze Filter in eine geeignete Fl\u00fcssigkeit taucht; bei Eisessigkollodium gen\u00fcgt Wasser. Arbeitet man mit Gelatine, so mu\u00df der ganze Impr\u00e4gniertrog in einem Bad mit lauem Wasser stehen.\nDie H\u00e4rtung der G elatinefilter erfolgt derart, da\u00df man die an der Luft gelatinierten, noch feuchten Filter in eine mit Eis gek\u00fchlte, 2\u20144prozentige Formaldehydl\u00f6sung taucht und einige Tage im Eisschranke stehen l\u00e4\u00dft.\nDie Filter, auf welche Art sie immer gewonnen sein m\u00f6gen, werden dann mehrere Tage in flie\u00dfendem Wasser gewaschen und in Wasser aufgehoben, dem man etwas Chloroform zusetzt, um Schimmelbildung zu unterdr\u00fccken.\nDas Wasser l\u00e4\u00dft sich in den Filtern sukzessive durch organische Fl\u00fcssigkeiten (Alkohol, Aceton usw.) ersetzen, so da\u00df die Filter auch zur Trennung von organischen L\u00f6sungsmitteln dienen k\u00f6nnen. Sie sind gegen Verletzungen empfindlicher als Wasserfilter. Die Filter werden in einen Apparat gespannt, den Fig 4 b im Schnitt darstellt. Er ist aus Rotgu\u00df, stark vernickelt und besteht aus einem zylindrischen Gef\u00e4\u00df H, in dem der eigentliche Trichter Tr aufsitzt.\nZwischen die unteren Ausbuchtungen von Tr und H werden die runden flachen Filterseheiben Fi gepre\u00dft. Die Dichtung erfolgt durch zwei Gummiringe GG. Zum Schutze gegen das Rei\u00dfen des Filters liegt dasselbe auf einem ebenfalls flachen, runden Nickeldrahtnetz N auf und ist gegen zu starke Ausbuchtung bei Druck durch die mit mehreren gro\u00dfen L\u00f6chern durchsetzte Platte P gesch\u00fctzt. Der Trichter Tr ist oben konisch abgedreht und wird durch den Deckel D mit Konusverschlu\u00df und Gummidichtung abgeschlossen. Durch Andrehen des Schraubenverschlusses Sehr wird sowohl der Deckel oben als auch der Filter unten mit einer Handbewegung dicht verschlossen. Durch den Deckel f\u00fchrt ein kleiner Ansatz mit Schraubenwindung, an dem das Rohr zur Druckpumpe (Schraubenverschlu\u00df mit","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nKonus) befestigt wird. Dieser Apparat gen\u00fcgt f\u00fcr Drucke von 0,1\u201410 Atmosph\u00e4ren \u00dcberdruck.\nDie hier wiedergegebene Abbildung zeigt eine besondere Modifikation des gew\u00f6hnlich benutzten Apparates. W\u00e4hrend sonst der Deckel D glatt abschlie\u00dft, befindet sich hier noch ein R\u00fchrer, der durch einen Elektromotor bet\u00e4tigt wird. Manche Kolloide scheiden sich leicht als Gallerte auf dem Filter ab (z. B. kolloidales Eisenoxyd; Kiesels\u00e4ure, Albumin u. a.) und bilden selbst ein neues Filter, das oft dichter ist als das urspr\u00fcngliche, was, abgesehen von T\u00e4uschungen, eine gro\u00dfe Erschwerung der Filtration zur Folge haben kann. In diesen F\u00e4llen hat sich der R\u00fchrer als sehr zweckm\u00e4\u00dfig erwiesen.\nAls Standardl\u00f6sung, um die Durchl\u00e4ssigkeit der Filter zu messen, dient eine 1 prozentige H\u00e4moglobinl\u00f6sung. Der Durchmesser der gr\u00f6\u00dften Poren von Filtern, die H\u00e4moglobinl\u00f6sungen zur\u00fcckbehalten, ist <\u00c720 [ifi. Verschiedene in derselben L\u00f6sung (z. B. Serum, Milch, Verdauungsgemischen) befindliche Kolloide lassen sich durch fraktionierte Filtration voneinander trennen. Bei geeigneter Filterdichte gibt die Filtration ein kolloidfreies Filtrat, das man sofort in einer konzentrierten Form erh\u00e4lt.\nC. Anwendung der Dialyse.\nDie Dialyse beruht auf dem Prinzipe, da\u00df gewisse Stoffe durch kolloide Membrane, wie tierische Haut, vegetabilisches Pergament u. a. hindurchgehen, andere nicht. Graham unterschied nach dieser EigenschaftKristalloide und Kolloide. Seit dieser von Graham gemachten Unterscheidung dienen Pergament-Membranen, in verschiedener Form angewandt, zur Trennung von Kolloiden und Kristalloiden. Die Dialyse geschieht entweder gegen Leitungswasser oder gegen destilliertes Wasser, in besonderen F\u00e4llen gegen andere Fl\u00fcssigkeiten. Die Geschwindigkeit der Dialyse h\u00e4ngt ab von der Gr\u00f6\u00dfe der Membranoberfl\u00e4che, von der Erneuerung der \u00e4u\u00dferen Fl\u00fcssigkeit, von der Temperatur und davon, ob die zu dialysierende Fl\u00fcssigkeit bewegt wird oder nicht.\nDas in den zun\u00e4chst zu beschreibenden Dialysatoren allgemein verwandte Pergament mu\u00df vor dem Gebrauch gepr\u00fcft werden, besonders die Pergamentschl\u00e4uche bed\u00fcrfen einer sorgf\u00e4ltigen Revision. Gr\u00f6bere Fehler werden entdeckt, indem man dieselben bei durchfallendem hellen Licht (Fenster oder k\u00fcnstliches Licht) eventuell mit der Lupe durchmustert. Genauer wird die Pr\u00fcfung durch F\u00fcllung mit Wasser, oder noch besser mit Blut; man sieht dann die durchperlenden Tr\u00f6pfchen. Schlauchf\u00f6rmige Dialysatoren kann man unter Wasser stark aufblasen. Steigen dabei keine Luftblasen auf, so ist der Schlauch dicht.\nDialysator von Graham.\nDie \u00e4lteste, auch heute noch brauchbare Form des Dialysators stammt von Graham. Derselbe besteht aus einem Reifen aus Guttapercha, welcher mit Pergamentpapier \u00fcberzogen wird. Das Pergamentpapier wird im angefeuchteten Zustand nicht allzu straff um den \u00e4u\u00dferen Rand des Ringes mit gewachstem Bindfaden befestigt; es kann auch durch einen zweiten, etwas h\u00f6heren eng anschlie\u00dfenden Reifen an den inneren Reifen angepre\u00dft werden. Der mit der zu dialysierenden Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllte Reifen.wird in eine m\u00f6glichst gro\u00dfe Schale, welche Wasser enth\u00e4lt, versenkt. Das Niveau im Au\u00dfen- und Innengef\u00e4\u00df soll gleich hoch sein. Die Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit mu\u00df h\u00e4ufig gewechselt werden.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Anwendung der Dialyse.\n125\nDialysator von Kronecker.\nEin Dialysator, in dem die dialysierende Fl\u00fcssigkeit fortw\u00e4hrend mit sich erneuernder \u00e4u\u00dferer Fl\u00fcssigkeit umsp\u00fclt wird und die Dialyse in der W\u00e4rme gestattet, ist von Kronecker konstruiert worden.\nEin zylindrischer Blechbeh\u00e4lter i von 18 cm H\u00f6he, 20 em Durchmesser, ist mit Wasser gef\u00fcllt, dessen Temperatur durch einen W\u00e4rmeregulator h konstant erhalten werden kann. Ein Messinghahn g erleichtert die Entleerung des Topfes. Der Deckel hat zwei \u00d6ffnungen. In der zentralen, von etwa 9,5 cm Durchmesser, h\u00e4ngt ein tubu-liertes Glas e (Fig. 5b) von 10 cm H\u00f6he und 9 cm Lumen, mittelst des auf 10 cm Weite ausgebogenen Bandes festgehalten. Durch das andere enge Loch reicht das Quecksilbergef\u00e4\u00df des Kegulators in das Wasserbad.\nFig. 5 b.\nFig. 5 a.\nDas Ausflu\u00dfrohr mit dem Glashahne f ist im Tubulus des Glases befestigt, und durchsetzt, mit Hilfe eines Korkes wasserdicht die H\u00fclle des Verdauungsofens bei f. (Fig. 5 a.) In dem Glase h\u00e4ngt ein spitzwinkliger Trichter, dessen Ausflu\u00dfrohre abgeschnitten und dessen Wand 2 cm unter dem oberen Bande von einer Anzahl pfenniggro\u00dfer L\u00f6cher (d, d) durchbohrt ist. In dem Trichter liegt lose ein Faltenfilter von Pergamentpapier, welches bis zum Bande reicht; die Falten sollen nicht bis zur Spitze laufen, um Br\u00fcche zu vermeiden; das Papier ist zuvor anzufeuchten, der obere Filterrand aber trocken zu lassen, damit die innere Fl\u00fcssigkeit nicht nach au\u00dfen \u00fcbersteigt. Auf das Glas ist eine Mariottesche Flasche gepa\u00dft, deren Boden drei L\u00f6cher enth\u00e4lt, eins im Mittelpunkte und zwei nahe der Peripherie. Durch das eine der Bandl\u00f6cher ist ein 0,5 cm weites Glasr\u00f6hrchen a wasserdicht gesteckt, so da\u00df es 2 cm lang in den Trichter zwischen Glaswand und Pergamentfilter hineinragt. Im B\u00f6hrehen ist ein ausgezogenes Glasst\u00e4bchen als konisches Ventil beweglich. Das spitze Ende desselben ragt unten etwas \u00fcber das B\u00f6hrchen hinaus, so da\u00df es von der Wand des Trichters gehoben wird, sobald man die Flasche auf das Diffusionsglas stellt. Ein Steigrohr b stopft das zweite Bandloch und endigt mit schr\u00e4g abgeschnittener M\u00fcndung etwa 2 cm","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nunter dem Flaschenboden. Ist also die Flasche mit Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt und auf den Diffusionstrichter gesetzt, in der Art, da\u00df Steigrohr wie Ventilr\u00f6hrchen au\u00dferhalb des Filters bleibt, so rinnt der Inhalt so lange in Trichter und Glas, bis die Steigrohrm\u00fcndung durch das Fl\u00fcssigkeitsniveau gesperrt wird. Dann wird durch den Druck der \u00e4u\u00dferen Luft, welche sich mit der im Flaschenraume enthaltenen nicht ausgleichen kann, die Fl\u00fcssigkeit verhindert durch das Ventilr\u00f6hrchen auszutreten, bis das Niveau, durch irgendeinen Umstand zum Sinken gebracht, Luftblasen durch das Steigrohr dringen l\u00e4\u00dft. So wird der Fltissigkeitsspiegelj unter dem Trichterrande an der L\u00f6cherreihe konstant erhalten. Durch diese L\u00f6cher wird der Austausch der Fl\u00fcssigkeit innerhalb und au\u00dferhalb des Trichters im'Glase beg\u00fcnstigt. W\u00e4hrend der Diffusion findet eine lebhafte Zirkulation statt, indem die Fl\u00fcssigkeit innerhalb des Trichters wegen der aufgenommenen Peptone schwerer als die au\u00dferhalb befindliche durch die untere Trichterm\u00fcndung herabf\u00e4llt und d\u00fcnnere L\u00f6sung durch die L\u00f6cherreihe eintreten l\u00e4\u00dft.\nEine \u00e4hnliche, etwas einfachere Vorrichtung wurde sp\u00e4ter von Wolff-h\u00fcgel konstruiert.\nDer Dialysator Huizingas hat nur noch historisches Interesse.\nDialysator von K\u00fchne.\nDer am h\u00e4ufigsten angewandte Dialysator ist derjenige von K\u00fchne.\nEr besteht aus einem Glaszylinder (Gr\u00f6\u00dfe nach Bed\u00fcrfnis), in welchem ein Pergamentschlauch angeh\u00e4ngt wird (Fig. 6). Die Pergamentschl\u00e4uche bezieht man am besten von\nder Firma Desaga & Co., Heidelberg. Leitungswasser l\u00e4uft durch ein bis an den Boden reichendes Bohr in den Zylinder ein und oben durch ein seitliches Kohr wieder ab. Die Dialyse wird bef\u00f6rdert, wenn man die Schl\u00e4uche an einem Halter aufh\u00e4ngt, welcher dauernd durch einen Motor in Bewegung erhalten wird. Die leisen Abw\u00e4rts- und Aufw\u00e4rts-\nbewegungen bringen immer neue Teile der Innenfl\u00fcssigkeit an die Wand heran. Man beendigt die Dialyse, welche 24 und 2 bis 3x24 Stunden dauern kann, damit, da\u00df man mehrfach gegen destilliertes Wasser dialysiert.\nDiffusionsapparat von Waymouth Beid.\nEin kupferner Kessel, 20 Liter Wasser enthaltend, (Fig. 7) wird durch einen gro\u00dfen Bunsenbrenner gew\u00e4rmt und durch einen kleinen von einem Motor getriebenen Schraubenr\u00fchrer ger\u00fchrt. Der Bunsenbrenner befindet sich dicht unter der Schraube, wodurch die Konstanterhaltung der Temperatur erleichtert wird. Eine Bolle von engem Kupferrohr liegt","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Anwendung der Dialyse.\n127\nim Bad und erh\u00e4lt am einen Ende (A) Wasser von der Wasserleitung, w\u00e4hrend das andere Ende zwei Dialysierzylinder speist. Der Wasserstrom wird in den Kupferrohrwindungen erw\u00e4rmt, durch ein T Bohr (B) .von oben bis auf den Boden der beiden Zylinder (C C) geleitet und flie\u00dft oben ab. Durch das Bohr (D), welches verstellbar angebracht ist, flie\u00dft das Wasser nach au\u00dfen. Die .K\u00fchneschen Schlauchdialysatoren h\u00e4ngen wasserdicht mit Kautschukstopfen verschlossen in den Zylindern. Diese selbst sind gleichfalls mit dreifach durchbohrten Stopfen verschlossen. Durch je zwei gehen die schon genannten B\u00f6hren, in je einem dritten steckt ein Thermometer auf der einen Seite, auf der anderen ein Manometer. Dieser Apparat gestattet, Temperatur, Druck und Fl\u00fcssigkeitswechsel zu variieren, insbesondere auch Bedingungen \u00e4hnlich wie im K\u00f6rper, z. B. bei der Darmresorption, herzustellen; ferner kann man gleichzeitig die Diffusionsgeschwindigkeit zweier Substanzen vergleichen. Bei solchen Vergleichen kann vorher die Dicke des Pergamentpapieres mit Hilfe eines Zeissschen Messers f\u00fcr Deckgl\u00e4schendicke bestimmt werden. Koch zuverl\u00e4ssiger ist die vorherige Pr\u00fcfung der gleichen Permeabilit\u00e4t zweier Membranen durch Anstellung von Diffusionsexperimenten mit Traubenzucker.\nDialysierapparat von Siegfried.\nDer Dialysierapparat besitzt drei Glasgef\u00e4\u00dfe, von denen die beiden (Fig. 8, folg. Seite) \u00e4u\u00dferen die Form eines gr\u00f6\u00dferen Handexsikkators, das mittelste die eines Binges haben. Zwischen diesen mit angeschmolzenen und abgeschliffenen Krampen versehenen Gef\u00e4\u00dfen werden zwei Scheiben von Pergamentpapier, durch Gummiringe gedichtet, mittels federnder, an den Krampen anliegender, durch vier Schrauben zusammengepre\u00dfter Messingringe wasserdicht befestigt. Durch diese Pergamentpapierscheiben wird der Inhalt des Glasringes, welcher zur Aufnahme der zu dialysierenden Fl\u00fcssigkeit dient, abgegrenzt. Die beiden \u00e4u\u00dferen Gef\u00e4\u00dfe tragen je einen seitlichen und einen oberen Tubus. Die seitlichen Tuben kommunizieren durch rechtwinklig gebogene, mittels eines kurzen St\u00fcckes Gummischlauches verbundene Glasr\u00f6hren. Das mittlere Gef\u00e4\u00df besitzt oben einen ger\u00e4umigen Tubus, durch den ein B\u00fchrer eingef\u00fchrt ist. Dieser B\u00fchrer wird durch eine Wasserturbine, die an demselben Gestell, auf dem der Apparat montiert ist, bewegt. Mit Hilfe eines auf den joberen Tubus des in der Figur 8 rechts gelegenen Gef\u00e4\u00dfen aufgesetzten T-Bohres wird das aus der Turbine ausflie\u00dfende Wasser in den Apparat geleitet, w\u00e4hrend der \u00dcberflu\u00df durch das nach unten gebogene Ende des T-Bohres nach au\u00dfen tritt. Das durch das rechte Gef\u00e4\u00df einflie\u00dfende Wasser dr\u00e4ngt das Wasser aus diesem Gef\u00e4\u00df durch die Verbindungsr\u00f6hren in das linke seitliche Gef\u00e4\u00df, aus dem es durch den oberen Tubus mittels einer kurz abgeschnittenen Glasr\u00f6hre nach au\u00dfen flie\u00dft. Bei diesem Apparate werden die Undichtigkeiten, wie sie beim Knicken von Pergamentschl\u00e4uchen Vorkommen, vermieden. Die zu dialysierende Fl\u00fcssigkeit l\u00e4\u00dft sich w\u00e4hrend der Dialyse unausgesetzt beobachten und wird durch den B\u00fchrer fortw\u00e4hrend gemischt, so da\u00df die Diffusion innerhalb der Fl\u00fcssigkeit eliminiert wird.\nDialysierapparat von G\u00fcrber.\nDer Apparat von G\u00fcrber setzt sich zusammen aus einem gro\u00dfen Kochkolben, in dem destilliertes Wasser verdampft wird, einem K\u00fchler, in welchem der Wasserdampf kondensiert wird und dem Dialysierzylinder mit Pergamentschlauch. Das aus dem K\u00fchler kommende Wasser gelangt in den Dialysierzylinder und flie\u00dft von diesem wieder in die Kochflasche, welche mit einem doppelt durchbohrten Kautschukstopfen verschlossen ist, wieder ab. Der Dialysierschlauch wird durch ein K\u00fchrwerk auf und ab bewegt. Der das R\u00fchrwerk bewegende kleine Wassermotor wird von Leitungswasser gespeist, welches durch den Mantelraum des K\u00fchlers abl\u00e4uft. Man kann also mit diesem Apparate einen kontinuierlichen Wechsel mit stets ;dem gleichen destillierten Wasser vornehmen. Die Vorrichtung arbeitet schnell und ist besonders auch geeignet zur Untersuchung der Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit.\nAnderweitige Dialysiervorrichtungen. Neuerdings liefert die Firma Schleicher & Sch\u00fcll Diffusionsh\u00fclsen in zwei Formaten, 100 X 16 mm und 100 x 70 mm, welche sich vor den Schl\u00e4uchen durch Fehlen der Naht und. gr\u00f6\u00dfere Dauerhaftigkeit auszeichnen. Der allgemeinen Anwendung dieser vorz\u00fcglich arbeitenden H\u00fclsen stehen bis jetzt ihre noch kleinen Dimensionen und der relativ hohe Preis entgegen.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128 Leon Asher, Die Anwendung der pliys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nEin. wichtiger Ersatz der Pergamentschl\u00e4uche sind in gewissen F\u00e4llen Schilfschl\u00e4uche, die von Metschnikoff zun\u00e4chst in die bakteriologische Methodik eingef\u00fchrt wurden. Sie werden nach Podbelsky und Conradi auf folgende Weise hergestellt: M\u00f6glichst dicke Schilfrohre werden in ihre Segmente geteilt und diese eine Stunde in kochendes Wasser gelegt. An einem Segmentende wird hierauf durch sorgf\u00e4ltiges Abschneiden eine Strecke der innersten Membran freigelegt und der kleine Membranzylinder mit einem Seidenfaden zugebunden. Dieses zugebundene Ende wird auf einem abgerundeten Glasstab durch das ganze Segment hindurchgeschoben. Die Membran l\u00f6\u00dft sich dabei von der Schilfwand und befindet sich schlie\u00dflich in ganzer Ausdehnung auf dem Glasstab. Man kann so Schl\u00e4uche von 15 cm L\u00e4nge und 8 bis 10 cm3 Fassungsraum erhalten. Beim Diffusionsversuch werden die Schl\u00e4uche \u00fcber das mit einer Rolle versehene Ende eines Glasr\u00f6hrchens gezogen und fest an dasselbe gebunden. \u00dcber die Glasr\u00f6hre wird ein Kork geschoben und der mit der zu untersuchenden L\u00f6sung gef\u00fcllte Schlauch wird\nFig. 8.\nin ein Reagensglas getaucht. Philipp son hat die Permeabilit\u00e4t dieser Schl\u00e4uche f\u00fcr eine gro\u00dfe Reihe von Stoffen untersucht. Yon anorganischen Stoffen gehen durch: WaCl, KBr, KJ, KF1, KN03, KC103, KMn04, C02, K2C03, KI12P04, K4P207, K2S, K2S03, KHS04, K2Cr207, \u00dcaCI2.\" BaCl2, Sr (W03)2, MgCl2, Alaun, Chromalaun, ZnCl2, NiS04, CuCl2. HgCl2, HgN03, CaCl2, AglSf03, PtCl4, Na3As04, 1IP03, NaP03, Wolframs\u00e4ure, Phosphorwolframs\u00e4ure, molybd\u00e4nsaures Ammon, 1I202, Bromwasser; nicht durchl\u00e4ssig waren nur kolloidales Eisenoxyd und ein Teil der Silicate. Yon organischen'Stoffen gehen durch: Chloroform, Alkohol, Azetaldehyd, \u00c4ther, Chloral, Glyzerin, Glukose, Laktose, Galaktose, Fur-furol, Ferrozyankalium, Ferrizyankalium, Rhodankalium, Mtroprussidkalium, Benzol, Phenol, Brenzkatechin, Salizyls\u00e4ure, a-Naphtol, Phloridzin, Piperidin, Atropin, Kokain, Morphin, Strychnin, Chinin, Gallens\u00e4ure, Bilirubinnatrium, Erythrodextrin und Protalbu-mose. Wicht durchl\u00e4ssig sind die Schilfschl\u00e4uche u. a. f\u00fcr Glykogen, f\u00fcr koagulable Eiwei\u00dfk\u00f6rper, f\u00fcr Heteroalbumose, Trypsin, hingegen nicht absolut undurchl\u00e4ssig f\u00fcr Pepsin.\nGanz allgemein gilt f\u00fcr alle Dialyseversuche, da\u00df nicht generell alle sogenannten Kolloide durch Membranen nicht diffundieren. Eine ersch\u00f6p-","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Das Zentrifugieren. \u2014 Aufbewahrung.\t129\nfende Untersuchung hier\u00fcber steht noch aus. Bekannt ist aber z. B., da\u00df kristallisiertes Eieralbumin und H\u00e4moglobin durch Leim diffundiert (Spiro), und Pepsin in koaguliertes Eiwei\u00df (Dauwe) eindringt.\nDie Dialyse -findet in erster Linie Anwendung, um kolloide Substanzen, welche durch die betreffende Membran nicht diffundieren, frei von allen kristalloiden Bestandteilen zu machen. Ferner wird sie dazu benutzt, um zu entscheiden, ob bestimmte im Blute und anderen Fl\u00fcssigkeiten vorhandene Substanzen kolloid gebunden sind oder nicht, ein f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis des im Organismus vorkommenden Stoffaustausches wichtiger Fall. Mit Hilfe der Dialyse haben G\u00fcrber und Zuntz und Loewy gezeigt, da\u00df nur ein Teil des Alkalis im Serum diffusibel, also frei gel\u00f6st sei, Schenck, Arthus, Asher und Kosenfeld, da\u00df Zucker im Blute frei gel\u00f6st, Asher und Bosenfeld, da\u00df NaCl auch im Hungerblute frei gel\u00f6st sei. Schlie\u00dflich dienen die Dialysier-apparate, vornehmlich derjenige von Waymouth Beid dazu, um die Diffusionsgeschwindigkeit einzelner Substanzen, z. B. Zucker, Pepton u. a. zu vergleichen mit der Desorptionsgeschwindigkeit dieser Substanzen. Auf diese Art von Versuchen wird im Abschnitt, der \u00fcber Diffusion handelt, eingegangen werden.\n3. Das Zentrifugieren.\nEine schon mehrfach erw\u00e4hnte allgemeine Methode ist das Zentrifugieren. Dasselbe dient zum Sedimentieren von korpuskularen Bestandteilen in Fl\u00fcssigkeiten und von Niederschl\u00e4gen, sowie zur Trennung in Schichten von Substanzen von verschiedenem spezifischen Gewicht. Die Zentrifugen werden entweder durch einen Wassermotor oder einen Elektromotor betrieben. Letztere sind vorzuziehen, weil sie gr\u00f6\u00dfere Geschwindigkeiten erzielen. Vorz\u00fcgliche Zentrifugen liefert Fr. Bunne, Heidelberg. Der Sicherheit und des ruhigen Ganges wegen sollen die Zentrifugen auf festem, eventuell einzementiertem Steinsockel montiert werden. Am besten findet die Zentrifuge im Keller Aufstellung, welcher auch als Ort niedrigster Temperatur n\u00fctzlich ist.\n4. Aufbewahrung.\nDie sofortige Untersuchung der gesammelten K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten ist das ratsamste, da eine Beihe von physikalisch-chemischen Eigenschaften, welche die K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten im Augenblick der Aufsammlung, beziehentlich im tierischen Organismus besa\u00dfen, mit der Zeit sich \u00e4ndern. Die Ursachen hierf\u00fcr sind das Entweichen von Gas, Ver\u00e4nderungen der Beaktion, Ausfall von Stoffen, infolge von Abk\u00fchlung oder Beaktionsver\u00e4nderung, stoffliche Umsetzungen infolge spontaner, fermentativer oder bakterieller Prozesse usw. Die Vorsichtsma\u00dfregeln, die man treffen mu\u00df, da man meist nicht in der Lage ist, sofort alle Untersuchungen zu erledigen, ergeben sich von selbst. Die Aufbewahrung im Eisschrank h\u00e4lt \u00fcbrigens die K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten f\u00fcr viele physikalisch-chemische Untersuchungen im brauchbaren Zustand.\nTi g er st s\u00e4t, Handh. d. pkys. Methodik 1,2.\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden ia der Physiologie.\nTeil III. Bestimmung des spezifischen Gewichts von Fl\u00fcssigkeiten.\nAllgemeines.\nDas spezifische Gewicht einer Fl\u00fcssigkeit ist das Verh\u00e4ltnis seines Gereichtes zum Gewicht eines gleichen Volum Wasser von 4\u00b0. Im Zentimeter-Gramm- System, mit Wasser von 4\u00b0 als Einheit, ist das spezifische Gewicht das Gewicht der mit der Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllten Volumeinheit. Da das Volumen einer Substanz mit der Temperatur sich ver\u00e4ndert, mu\u00df bei jeder Bestimmung des spezifischen Gewichtes die Temperatur angegeben werden.\n1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes mit dem Pyknometer. Pyknometer sind Fl\u00e4schchen von einem konstanten Rauminhalt. Je nach der zu Gebote stehenden Fl\u00fcssigkeitsmenge wird man gr\u00f6\u00dfere oder kleinere Pyknometer anwenden. Man w\u00e4gt' das Pyknometer zuerst 'leer,\ndann mit destilliertem Wasser gef\u00fcllt. Die Differenz der beiden Gewichte Pw\u2014Pl gibt das Volum des Pyknometers. Nach sorgf\u00e4ltiger Reinigung des Pyknometers wird es mit der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt und gewogen. Die Differenz Pf\u2014Pl gibt das Gewicht der Fl\u00fcssigkeit. Das spezifische Gewicht der Fl\u00fcssigkeit ist dann:\nPf\u2014Pl S _ Pw Pl\nEntweder m\u00fcssen das Wasser und die Fl\u00fcssigkeit auf bekannte, gleiche Temperatur gebracht werden, oder im Pyknometer w\u00e4hrend der F\u00fcllung. Hierzu eignet sich am besten die OstwaldscheForm des sogenannten Sprengel-schen Pyknometers.\nDasselbe wird mit Hilfe der abgebildeten Vorrichtung bis zur Marke vollgesaugt. Ist die Fl\u00fcssigkeit \u00fcber die Marke hinausgegangen, so wird an der kapillar ausgezogenen Spitze mit Flie\u00dfpapier zur\u00fcckgesaugt. Das gef\u00fcllte Pyknometer kommt dann in ein Bad von konstanter Temperatur und verbleibt dort 10\u201420 Minuten. Vor der W\u00e4gung wird das Pyknometer sorgf\u00e4ltig abgetrocknet.\nDie anderen gebr\u00e4uchlichen Formen der Pyknometer mit geschlossenem oder kapillar durchbohrtem Stopfen (letztere sind weniger genau) lassen sich f\u00fcr sehr kleine Substanzmengen hersteilen. Mit zunehmender Kleinheit wachsen die Fehler infolge des Einflusses der Temperatur; W\u00e4gefehler sind bei Anwendung einer guten Wage weniger zu f\u00fcrchten. Besondere Sorgfalt ist darauf zu verwenden, die Fl\u00fcssigkeitsschicht, welche sich zwischen dem Stopfen und dem Rande des Halses vom Pyknometer leicht ansammelt, mit nicht faserndem Flie\u00dfpapier zu entfernen. Bei kleinen Pyknometer ohne Thermometer bringt man alle Fl\u00fcssigkeiten am besten auf Zimmertemperatur.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung des spezifischen Gewichts von Fl\u00fcssigkeiten,\n131\n2.\tBestimmung des spezifischen Gewichtes mit der Westphal-schen Wage. F\u00fcr gr\u00f6\u00dfere Fl\u00fcssigkeitsmengen erh\u00e4lt man sehr gute Resultate mit der Westphalschen Wage, von welcher sehr genaue Formen geliefert werden. Man kann mit derselben noch die dritte Dezimale genau bestimmen. Zun\u00e4chst wird die Wage mit angeh\u00e4ngtem Glask\u00f6rper in Luft genau \u00e4quilibriert, unter Zuhilfenahme der am Apparat angebrachten Stellschraube. Dann taucht man den Glask\u00f6rper in Wasser von 15\u00b0. Der Gewichtsverlust durch Auftrieb mu\u00df dann durch Anh\u00e4ngen des Reitergewichtes A, (es sind gew\u00f6hnlich 4 Reiter At, A2, BundC beigegeben, B = i/10 A. C = Vioo A) an dem Ende des Wagebalkens, entsprechend dem Teilstrich 10, ausgeglichen werden. Inzwischen ist die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit auf 15\u00b0 gebracht worden. Der Glask\u00f6rper wird in die Fl\u00fcssigkeit getaucht. Um Gleichgewicht bei Fl\u00fcssigkeiten schwerer wie Wasser zu erzielen, werden die drei Reitergewichte A2, B, C in die passenden Einkerbungen des in 10 geteilten Wagebalkens geh\u00e4ngt. Nennen wir die Teilstriche, in denen die Reiter A2, B, C bei erreichter Kompensation h\u00e4ngen a, b, c, so ist, nach dem Hebelprinzip\ns = 1, a b c.\nBei Fl\u00fcssigkeiten leichter wie Wasser, mu\u00df der Reiter At vorerst entfernt werden, sonst wird wie vorher verfahren.\nEs ist\ns = 0, a b c.\nEs mu\u00df darauf geachtet werden, da\u00df jedesmal der Eintauchk\u00f6rper mit dem Platindraht, an welchem er aufgeh\u00e4ngt ist, so weit in die Fl\u00fcssigkeit eintaucht wie beim destillierten Wasser.\n3.\tDas Ar\u00e4ometer. Die Ar\u00e4ometer beruhen auf dem Prinzip, da\u00df ein K\u00f6rper beim Schwimmen so tief in die Fl\u00fcssigkeit eintaucht, da\u00df die von ihm verdr\u00e4ngte Fl\u00fcssigkeit ebensoviel wiegt als er selbst. Der Teilstrich, bis zu welchem der Stiel des Ar\u00e4ometers einsinkt, zeigt auf einer empirischen Skala das spezifische Gewicht; einige Ar\u00e4ometer sind so eingerichtet, da\u00df sie den Prozentgehalt gewisser L\u00f6sungen angeben, z. B. Alkohol, Zucker, u. a. m. Das in die Fl\u00fcssigkeit getauchte Ar\u00e4ometer wird durch die Fl\u00fcssigkeit hindurch an der Oberfl\u00e4che abgelesen; die Temperatur ist festzustellen. Die gew\u00f6hnlichen Ar\u00e4ometer sind nicht sehr genau; Ablesefehler und Kapillarit\u00e4t bedingen Fehler. Es werden aber S\u00e4tze von Pr\u00e4zisionsar\u00e4ometern geliefert, welche fast so genaue Werte geben, wie die Pyknometer.\nSpezielles.\nF\u00fcr die Bestimmung des spezifischen Gewichtes zu physiologischen Zwecken kommen in Betracht die zur Verf\u00fcgung stehenden Mengen der Fl\u00fcssigkeit und die Natur derselben, schlie\u00dflich der Genauigkeitsgrad, der angestrebt wird. Hat man gr\u00f6\u00dfere Mengen einer klaren Fl\u00fcssigkeit zur Verf\u00fcgung, z. B. Harn, so wird man gleich gut mit der Westphalschen Wage und dem Pyknometer fahren. Die Westphalsche Wage hat den Vorzug, da\u00df man geschwinder damit arbeiten kann. Bei undurchsichtigen Fl\u00fcssigkeiten wie Blut, Milch, Galle kann es Schwierigkeiten machen, die Grenze des Eintauchens scharf zu markieren, beziehentlich abzulesen, worauf bei\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nAnwendung von der Westphal sehen Wage und von Ar\u00e4ometern zu achten ist. Ferner spielt die Z\u00e4higkeit dieser Fl\u00fcssigkeiten, deren Oberfl\u00e4chenspannung und ihre Neigung zu kriechen eine Rolle. Immerhin ergaben vergleichende Bestimmungen desselben Blutes z. B. mit dem Pyknometer, einer sehr genauen Westphalschen Wage und einem Satz von Pr\u00e4zisionsar\u00e4ometern den n\u00e4mlichen Wert f\u00fcr das spezifische Gewicht f\u00fcr 4 Dezimalstellen.\nBei kleinen Mengen kommen von den genannten Methoden nur die Pyknometer in Betracht. Klare Fl\u00fcssigkeiten werden in einer kleinen Form des Ostwald-SprengelschenPyknometers untersucht. Blut, Milch, Galle usw. werden aber besser in einem verschlossenem Pyknometer untersucht. Hat man beim F\u00fcllen des Ostwald-SprengelschenPyknometers die Marke \u00fcberschritten, so bleibt eine Schicht der klebrigen Fl\u00fcssigkeiten an der Wand haften, die nicht unerhebliche Fehler bedingen kann. Besondere Sorgfalt ist darauf zu verwenden, da\u00df beim F\u00fcllen keine Luftblasen in der Fl\u00fcssigkeit eingeschlossen bleiben. Es ist daher jede Manipulation zu vermeiden, welche Schaumbildung hervorruft. Einzelne Schaumbl\u00e4schen m\u00fcssen mit einem d\u00fcnnen Platindr\u00e4htchen zerst\u00f6rt werden.\nBesondere Methoden.\n1. Methoden zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes des Blutes.\nBei sehr vielen physiologischen Untersuchungen, namentlich auch bei Untersuchungen am Menschen, darf nur eine geringe Menge Blutes entnommen werden. Au\u00dfer dieser Schwierigkeit kommt noch beim Blute die hinzu, da\u00df es au\u00dferhalb der Blutbahn gerinnt. Daher bedarf man behufs Bestimmung des spezifischen. Gewichtes eigener Methoden.\nAr\u00e4ometrische Methode von Roy und Hammersehlag.\nEs werden eine Reihe von Salzl\u00f6sungen verschiedenen spezifischen Gewichtes zwischen 1040 und 1067,5, etwa zw\u00f6lf, bereit gehalten. Der durch Anstechen gewonnene Blutstropfen oder Teil eines Bluttropfens wird mit einer besonders konstruierten Spritze, deren Nadel unten bis in das Innere der R\u00f6hre reicht und deren Spitze vorn abgegl\u00e4ttet ist, eingesaugt, unter peinlicher Vermeidung von Luftblasen. Die Spritze wird vorher zur H\u00e4lfte oder drei Viertel mit Salzl\u00f6sung gef\u00fcllt. Ist das spezifische Gewicht des Blutes gr\u00f6\u00dfer als das der L\u00f6sung, so sinkt der Tropfen sofort unter, ist es kleiner, so steigt der Blutstropfen in die obere Partie der Spritze. Man wiederholt die Prozedur, bis man die richtige L\u00f6sung gefunden hat. Fehlerquellen dieser Methode sind die Gerinnung des Blutes und die Diffusion desselben in die Fl\u00fcssigkeit.\nHammerschlag benutzt als Fl\u00fcssigkeit Mischungen von Benzol und Chloroform. Dieselbe und ein Tropfen Blut kommt in ein Reagensglas, es wird so lange vorsichtig entweder Benzol oder Chloroform zugemischt bis der Blutstropfen gerade schwimmt. Der Blutstropfen wird dann durch Leinwand abfiltriert und das spezifische Gewicht der Fl\u00fcssigkeit bestimmt.\nEykmann modifizierte die Hammerschlagsche Methode dahin, da\u00df er eine Reihe von Salzl\u00f6sungen anfertigt, die eine bestimmte ganz kleine Diffe-","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Methoden zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes des Blutes.\t133\nrenz im spezifischen Gewicht aufweisen (z. B. 0,0002). Dieselben werden zur besseren Unterscheidung mit kleinen Mengen Anilinfarbstoff gef\u00e4rbt. Nachdem nun der zu untersuchende Blutstropfen in der Chloroformbenzolmischung zum Schweben gebracht worden ist, sucht man diejenige L\u00f6sung auf, von welcher ein Tropfen gerade in derselben Schicht wie der Blutstropfen schwebt. Diese Methode ist viel genauer als die Hamm erschlagsche, weil trotz Umr\u00fchrens die verschiedenen Schichten der Chloroformbenzolmischung ein verschiedenes spezifisches Gewicht haben. Die Eykmannsche Modifikation gestattet aber gerade das spezifische Gewicht derjenigen Schicht, in welcher der Blutstropfen schwebt, zu ermitteln.\nl\u2019yknometrische Methode nach Schmalz.\nEine Glaskapillare von 1 % mm innerem Durchmesser und 12 cm L\u00e4nge, die an beiden Enden leicht verengt ist, wird trocken, mit destilliertem Wasser und mit Blut gef\u00fcllt gewogen; Berechnung wie oben.\nBestimmung des spezifischen Gewichts der Serums nach Hammerschlag.\nBlut wird in einer Kapillare von 1\u20142 mm Lumen aufgefangen, gerinnt dort und sedimentiert. Beide Enden der Kapillare werden mit Wachs verschlossen. Nachdem die Trennung von Serum und Blutkuchen eingetreten ist, wird an der Grenze beider die Kapillare mit der Feile getrennt. Das spezifische Gewicht des Serum wird dann nach der Benzolchloroformmethode von Hammerschlag bestimmt. Zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes des Plasmas d\u00fcrfte sich ein K\u00f6rnchen Hirudin empfehlen.\nMethode von Bleibtreu zur Ermittelung des Serumvolums mit Hilfe des spezifischen Gewichts.\nDie Methode ist eine Mischungsmethode, indem aus den Ver\u00e4nderungen des spezifischen Gewichtes je nach dem. Mischungsverh\u00e4ltnis auf das Volum des Serum geschlossen wird.\nDie Berechnung geschieht auf Grund folgender \u00dcberlegung: Es m\u00f6gen s ccm Kochsalzl\u00f6sung mit b ecm defibrinierten Blutes gemischt werden. Das spezifische Gewicht der aus dieser Mischung nach Absetzen der Blutk\u00f6rperchen gewonnenen Koch-salzl\u00f6sung-Serum-Mischung werde gleich S ermittelt. Wenn dann ferner mit So das spezifische Gewicht des Serums, mit K das spezifische Gewicht der benutzten Kochsalzl\u00f6sung bezeichnet wird und a den echten Bruch bedeutet, mit welchem man das Blut-voium f multiplizieren mu\u00df, um das darin enthaltene Fl\u00fcssigkeitsvolumen zu erhalten, so gilt :\nox\nIn 1 Volum Salzl\u00f6sung-Serum-Mischung sind enthalten g ^ Volum Serum und\ns\nVolum Salzl\u00f6sung.\nEin Volum Salzl\u00f6sung Serum-Mischung wiegt Der erste Bestandteil wiegt - _^x x So.\nS.\ns\n\u201d s \u2014 bx\nDer zweite\nX K.","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nEs folgt darauf die Gleichung:\nbx\nSo\nDaraus findet man:\ns + bx\ts + bx\ns S-K X b So\u2014S\nK.\nMan kann also aus dem spezifischen Gewicht des Serums und einer Mischung immer das relative Serumvolum bestimmen, vorausgesetzt, da\u00df man das spezifische Gewicht der benutzten Kochsalzl\u00f6sung kennt. Macht man zur Kontrolle mehrere Mischungen, so f\u00fcgt man in dieser Gleichung s, b und S den entsprechenden Index zu. Die zugesetzte Kochsalzl\u00f6sung mu\u00df eine mit den Blutk\u00f6rperchen des betreffenden Tieres streng isoto-irische sein, weil sich sonst das Yolum der Blutk\u00f6rperchen \u00e4ndert. Bei S\u00e4ugetieren ist demnach eine etwa 0.9% NaCl L\u00f6sung anzuwenden. Bleibtreu selbst hatte 0.65% NaCl vorgeschlagen, was durch die Kritik von Hamburger und Hedin als unrichtig dargetan wurde. Bleibtreu hat noch zwei andere Mischungsmethoden zur Bestimmung des Volums von Blutk\u00f6rperchen und Serum angegeben, welche aber nicht physikalisch-chemischer Natur sind.\n2. Bestimmung des spezifischen Gewichtes des Kammerwassers und anderer kleinster Fl\u00fcssigkeitsmengen.\nPyknometrische Methode von Golovino: Golovino hat zun\u00e4chst zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes des Kammerwassers ein Pyknometer konstruiert, welches aber auch f\u00fcr andere kleinste Fl\u00fcssigkeitsmengen brauchbar ist.\nEs stellt ein Kugelf\u00f6rmiges Fl\u00e4schchen aus festem klaren Glase dar; die Kugel geht in einen langen Hals \u00fcber, welcher mit einer konischen Erweiterung endet, deren \u00d6ffnung durch einen sorgf\u00e4ltig eingepa\u00dften gl\u00e4sernen St\u00f6psel geschlossen wird. Am Hals befindet sich ein feiner, genau ansgef\u00fcbrter Strich. Das Volumen bis zum Strich und folglich auch die \u00e4u\u00dfere Gr\u00f6\u00dfe der Kugel ist bei verschiedenen Pyknometern verschieden, in dem kleinsten war das Volumen ungef\u00e4hr 0,15 ccm. Die obere Erweiterung des Halses ist so lang, da\u00df man das Pyknometer w\u00e4hrend der Arbeit daran fassen kann. Die innere Fl\u00e4che der Erweiterung geht allm\u00e4hlich in den Hals \u00fcber, damit die Fl\u00fcssigkeit ohne Hindernis herabflie\u00dfen kann. Die Weite des Kanals des Halses betr\u00e4gt ungef\u00e4hr 1%\u2014IV2 mm. Dieser Kanal wird von regelm\u00e4\u00dfigen gradlinigen W\u00e4nden gebildet.\nDie Technik der Anwendung dieses Pyknometers zerf\u00e4llt in folgende Teile:\n1.\tDie Vorbereitung und Reinigung des Pyknometers. Die innere Fl\u00e4che mu\u00df sorgf\u00e4ltig ausgewaschen und dann getrocknet werden. Da die Fl\u00fcssigkeit nicht von selbst durch den engen Kanal des Halses dringen kann, so ist das einfachste zum Auswaschen sich einer gl\u00e4sernen Pipette mit einer langgestreckten, fast kapillaren Spitze zu bedienen; die Spitze mu\u00df so fein sein, da\u00df sie bis auf den Grund des Pyknometers dringen kann. Mit Hilfe solcher Pipetten w\u00e4scht man den Apparat nacheinander mit destilliertem Wasser, absolutem Alkohol und \u00c4ther. Um diesen letzteren zu entfernen, kann man das Pyknometer einer Hitze von 100\u00b0 aussetzen, oder \u2014 was einfacher ist \u2014 man wendet eine Wasserpumpe an. Das konstante Gewicht, als Resultat zweier W\u00e4gungen, mu\u00df zeigen, da\u00df der Apparat vollkommen befriedigend getrocknet ist.\n2.\tDie F\u00fcllung des Pyknometers mit der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit. Das Kammerwasser, welches man in die Spritze gesammelt hat, mu\u00df man sogleich und durch dieselbe Nadel in das Pyknometer entleeren. Am besten ist es Spritzen solchen Systems zu benutzen, bei dem der aufsaugende Teil des Apparates (z. B. der Pumpenstengel) von dem Zylinder abgesondert ist, wodurch die M\u00f6glichkeit einer Verunreinigung der Fl\u00fcssigkeit durch den Pumpenkolben ausgeschlossen ist. Dieser Zylinder mu\u00df ebenso wie das Pyknometer jedesmal ausgesp\u00fclt und getrocknet werden. Das Pyknometer wird mit der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit so weit gef\u00fcllt, da\u00df dieselbe 2\u20148 mm \u00fcber dem Strich steht, dann wird die Innenseite des Halses rasch ausgewischt und das Pyknometer mit dem St\u00f6psel geschlossen. Zum Auswischen dienen St\u00fcckchen von Blumen-","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Spezifisches Gewicht von Organst\u00fccken.\n135\npapier, die man zu d\u00fcnnen St\u00e4bchen zusammengedreht hat. Dann untersucht man den Apparat durch die Lupe und entfernt etwaige in der Fl\u00fcssigkeit vorhandene Luftbl\u00e4schen durch vorsichtiges Klopfen an die Kugel. Dann schreitet man zur Bestimmung des Volumens der Fl\u00fcssigkeit bei best\u00e4ndiger Temperatur, am besten hei 0\u00b0, man fa\u00dft das Pyknometer am Hals und versenkt es bis zum Strich in ein Gef\u00e4\u00df mit schmelzendem Schnee oder Eis, wo es V4 Stunde bleiben mu\u00df. Dann \u00f6ffnet man vorsichtig den St\u00f6psel, entfernt die iiberstehencle Fl\u00fcssigkeit, \u2014- wozu man sich einer feinen Pipette bedient, \u2014 und stellt unter Kontrolle der Lupe den Hand des Meniskus auf den Strich ein; dann wischt man nochmals die Innenfl\u00e4che des Halses mit dem Papierst\u00e4bchen aus. Nachdem man den St\u00f6psel fest geschlossen hat, nimmt man das Pyknometer aus dem Schnee, sp\u00fclt es von au\u00dfen mit destilliertem Wasser ab und trocknet es mit gutem (nicht faserndem) Filtrierpapier und legt es auf die Wage, wobei man es nicht mit den Fingern, sondern mit einer Pinzette fa\u00dft.\n3. Die W\u00e4gung mu\u00df sehr sorgf\u00e4ltig ausgef\u00fchrt werden, mit allen Vorsichtsma\u00dfregeln, die f\u00fcr solche Arbeiten gebr\u00e4uchlich sind: man l\u00e4\u00dft das Pyknometer einige Minuten unter der Glasglocke der Wage zur Regulierung der Temperatur; vor jeder W\u00e4gung mu\u00df man die Schwingungen des Wagebalkens regulieren, immer ein und dieselben Gewichte benutzen usw. Die Wage mu\u00df so genau sein, da\u00df man 0,1 mgr. feststellen kann.\n3. Spezifisches Gewicht von Organst\u00fccken.\nUm das spezifische Gewicht von Organst\u00fccken zu bestimmen, bedient man sich der Royschen beziehentlich Hammerschlag-Eykmannschen Methode. Die Fehlerquellen der Methode sind hierbei nicht unerheblich. Das betreffende Organst\u00fcck mu\u00df sehr sorgf\u00e4ltig behandelt und die Untersuchung mu\u00df mit gro\u00dfer Geschwindigkeit ausgef\u00fchrt werden, um Ver\u00e4nderungen auszuschlie\u00dfen. Besonders gilt das letztere bei der Anwendung von Glyzerin in der urspr\u00fcnglichen Royschen Methode, da dasselbe sehr rasch in gewisse Gewebe ein dringt. Es mu\u00df peinlich darauf geachtet werden, da\u00df dem Ge-websst\u00fcck keine Luftblasen adb\u00e4rieren. Durch Anwendung gekochter L\u00f6sungen kann man sich das Fernhalten von Luftblasen einigerma\u00dfen erleichtern. Schlie\u00dflich ist dem Umstande Rechnung zu tragen, da\u00df das zu untersuchende Gewebsst\u00fcck m\u00f6glichst frei von anderen Gewebsbestandteilen untersucht wird. Die oben beschriebene Eykmannsche Modifikation der Hammerschlagschen Methode ist f\u00fcr kleine Gewebspartikel in bezug auf Raschheit und Genauigkeit des Verfahrens gut brauchbar.\nTeil IV. Physikalisch-chemische Methoden zur Bestimmung der Konzeutrationsverh\u00e4ltnisse und des osmotischen Druckes.\nAllgemeines.\nMit Hilfe physikalisch-chemischer Methoden werden die molekulare Konzentration, die Ionenkonzentration sowie die sogenannte osmotische Konzentration bestimmt. Die molekulare Konzentration wird ausgedr\u00fcckt durch eine Zahl, welche angibt, wie viele Gramm des Molekulargewichtes der gel\u00f6sten Substanz in einem Liter vorhanden sind. Einheit der Konzentration ist ein Mol im Liter. Nach der elektrolytischen Dissoziationstheorie von Arrhenius sind die Elektrolyte (S\u00e4uren, Basen und Salze) mehr oder weniger in Ionen gespalten, deren im Liter vorhandene Menge als Ionenkonzentration bezeichnet wird. Alle Bestimmungsmethoden beruhen in letzter Linie darauf,","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-cliem. Methoden in der Physiologie.\nda\u00df die in L\u00f6sung vorhandenen Molek\u00fcle und Ionen gewisse Wirkungen der L\u00f6sungen verursachen, n\u00e4mlich Lieferung von Potentialunterschieden und Leistung von chemischer Arbeit. Aus der Gr\u00f6\u00dfe dieser Wirkungen wird auf die zugrunde liegende Konzentration geschlossen. [Die Lehren, welche diesen physikalisch-chemischen Messungen zugrunde liegen, sind in allen den bekannten Lehrb\u00fcchern der physikalischen Chemie eingehend dargelegt. Dort findet sich auch die notwendige Ber\u00fccksichtigung des hypothetischen Elementes, welches in die hier zu beschreibenden Konzentrationsmessungen mit eingeht, n\u00e4mlich der Hypothese von Avogadro].\nAbteilung 1. Bestimmungen des osmotischen Druckes.\n1. Direkte Methode.\nDer osmotische Druck wird meist mit indirekten Methoden bestimmt. Es ist aber von Wichtigkeit, denselben auch direkt zu bestimmen; erstens deshalb, weil die direkte Bestimmung an und f\u00fcr sich vorzuziehen ist, zweitens deshalb, weil die direkte Bestimmung da, wo sie anwendbar, genauer als die indirekte ist.\nMethode von Pfeffer: Die Methode von Pfeffer ist die klassische, da durch sie zum ersten Male der osmotische Druck me\u00dfbar dargelegt wurde und die mit dieser Methode erhaltenen Werte die experimentelle Grundlage geworden sind f\u00fcr die Entwicklung der Lehre vom osmotischen Druck. Sie besteht darin, da\u00df eine Traubesche halbdurchl\u00e4ssige Membran in eine Tonzelle eingelagert wird, die Tonzelle mit der zu untersuchenden L\u00f6sung gef\u00fcllt verschlossen und mit einem Hg-Manometer verbunden wird; darauf wird die Zelle in ein Gef\u00e4\u00df mit destilliertem Wasser gesetzt. Die genauere Herstellungsweise ist folgende:\nEin kleiner Tonzylinder, etwa das untere Ende einer Chamberlandkerze, wird mit einem Kautschukpfropfen verschlossen, durch dessen Bohrung ein Blasrohr geht. Der in verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure getauchte Zylinder wird mit der Wasserluftpumpe verbunden und die Salzs\u00e4ure zur Eeinigung der Poren von Kaolinst\u00e4ubchen durchgesaugt. Auf dieselbe Weise wird mit Wasser gereinigt, schlie\u00dflich wird die Zelle durch l\u00e4ngeres Kochen in Wasser von Luft befreit. Dann wird die Zelle ,in eine 13.9% L\u00f6sung von Kaliumferrozyanid eingetaucht und die L\u00f6sung durchgesaugt; nach oberfl\u00e4chlicher Absp\u00fclung wird die Zelle mit 24.1% L\u00f6sung Kupfersulfat innen und au\u00dfen umgeben. Innerhalb 15\u201440 Stunden bildet sich in der Wand des Tonzylinders eine haltbare Membran von Ferrozyankupfer.\nGute Membranen zu erhalten, ist ziemlich schwierig, und dieser Umstand hat mit dazu beigetragen, da\u00df die Pfeffersche Methode seitdem wenig-angewandt wurde.\nMorse und Horn haben ein Verfahren angegeben, um sehr vollkommene Membranen in Tonzellen einzulagern. Zun\u00e4chst wird die Luft aus den Poren durch einen endosmotischen Strom entfernt. Die Zelle wird [mit einer verd\u00fcnnten L\u00f6sung K2SG4 gef\u00fcllt und in ein Gef\u00e4\u00df mit derselben L\u00f6sung nahe bis zum oberen Kande getaucht. Dann wird ein Strom von einer Dynamomaschine durchgeschickt vermittelst einer Kupferelektrode, welche au\u00dfen die Zelle umgibt, und einer innen befindlichen Platinelektrode. Die in der Zelle emporsteigende Fl\u00fcssigkeit wird entfernt und in kurzer Zeit ist alle Luft aus den Poren entfernt. Darauf wird die Zelle wiederum mit K4 Fe (CN)g gef\u00fcllt und in ein Gef\u00e4\u00df mit C\u00f9 S04 getaucht. Ein Strom wird wieder durchgeleitet und dadurch werden von einer Seite die Fe (CN)e Ionen, von der anderen Seite die Cu Ionen in","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Methoden zur direkten Bestimmung des osmotischen Druckes kolloider L\u00f6sungen. 137\nden Ton gepre\u00dft. Die Zelle mit der Membran wird nach F\u00fcllung mit der zu untersuchenden L\u00f6sung mit guter Dichtung verschlossen ; die Figur 10 zeigt diePf eff ersehe Anordnung hierzu nebst dem R\u00f6hrchen, welches nach Entfernung der letzten Spur Luft zugeschlossen wird, und dem Hg-Manometer. Die Zelle wird in destilliertes Wasser getaucht, so da\u00df das Innen- und Au\u00dfenniveau gleich ist. Die gesamte Einrichtung kommt in ein Wasserbad von konstanter Temperatur. Das Manometer beginnt zu steigen und erreicht nach zwei oder 'mehr Tagen ein konstantes maximales Niveau. Die Voraussetzung daf\u00fcr, da\u00df mit Hilfe dieser Vorrichtung der osmotische Druck richtig bestimmt wird, ist die, da\u00df die betreffende Membran nur durchl\u00e4ssig f\u00fcr Wasser, und absolut undurchl\u00e4ssig f\u00fcr die in L\u00f6sung befindliche Substanz ist. F\u00fcr die Membranbildner trifft das zu, praktisch vollst\u00e4ndig auch f\u00fcr den von Pfeffer vornehmlich zum Studium des osmotischen Drucks benutzten Rohrzucker.\nDie Permeabilit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse der einzelnen Membrane sind von Tamann und Waiden eingehend untersucht worden. F\u00fcr die in den tierischen Fl\u00fcssigkeiten vorkommenden Substanzen mu\u00df in jedem Einzelfall die Permeabilit\u00e4t untersucht werden; leider ist wegen Mangels geeigneter Membranen die Anwendungsf\u00e4higkeit der Methode Pfeffers eine beschr\u00e4nkte.\n2. Methoden zur direkten Bestimmung des osmotischen Druckes kolloider L\u00f6sungen.\nVon besonderem Interesse in der Physiologie ist die Frage nach dem osmotischen Druck kolloider L\u00f6sungen. Die Ansichten \u00fcber das eventuelle Vorkommen und die etwaige H\u00f6he des osmotischen Druckes kolloider Substanzen, hierunter vornehmlich auch des Eiwei\u00dfes, sind noch geteilt. Das r\u00fchrt besonders daher, da\u00df die zumeist angewandten indirekten Methoden nicht denjenigen Grad hoher Genauigkeit besitzen, den sie gerade f\u00fcr die exakte Bestimmung des hier zu erwartenden niedrigen Druckwertes haben m\u00fc\u00dften. Hier m\u00fc\u00dften die direkten Methoden einspringen.\nMethode von Starling: Die Methode von Starling zur Messung des osmotischen Druckes des Eiwei\u00dfes im Serum beruht auf dem Prinzip, zwei Serumarten in einem Osmometer als Au\u00dfen- und in Innenfl\u00fcssigkeit zu benutzen, welche sich nur in ihrem Eiwei\u00dfgehalt voneinander unterscheiden. Es werden 150 ccm von klarem, filtrierten Serum unter einem Druck von 30\u201440 Atmosph\u00e4ren nach der MartinschenMethode (siehe oben Seite 121) filtriert. Das erhaltene Filtrat, von dem man die ersten durchgehenden Tropfen nicht benutzen darf, kommt in das Innenrohr, das kondensierte Serum in das Au\u00dfenrohr des nachfolgenden Osmometers (Fig. 11).\nDer Tubus B B des Osmometers (des Innenrohres) besteht aus Silbergaze und ist an beiden Enden mit einem Bohr ans Silber verbunden. Um den Gazeteil wird Peritonealmembran gewickelt, dieselbe mit 10 \u00b0/0 Gelatinel\u00f6sung \u00fcberstrichen und dann eine zweite Peritonealmembran dar\u00fcber gelegt.","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nDas Kohr wird mit d\u00fcnnem Faden ringsum umwickelt und */2 Stunde in warme Gelatinel\u00f6sung getr\u00e4nkt. Das fertige Rohr wird in das Au\u00dfenrohr A A gebracht. Letzteres hat eine \u00d6ffnung zum F\u00fcllen und eine f\u00fcr das Hg-Manometer. Das Innenrohr ragt \u00fcber die gedichteten Enden des Au\u00dfenrohres heraus und ist vermittelst zweier Schl\u00e4uche mit zwei kleinen Reservoiren verbunden. Uni Verdunstung zn verh\u00fcten, werden die letzteren zugest\u00f6pselt. Das ganze ist auf einer Einrichtung zum kontinuierlichen Hin-und Herbewegen montiert.\nNach 1\u20143 Tagen stellt sich ein konstanter Druckwert ein, es hat sich durch Diffusion der etwaige Unterschied in der Konzentration der diffu-siblen Bestandteile ausgeglichen und es bleibt nur noch der Unterschied des Kolloids (Eiwei\u00df) auf beiden Seiten der Membran. Man kann auch von vorneherein in das mit dem Manometer verbundene Au\u00dfenrohr unver\u00e4ndertes Serum oder eine andere Eiwei\u00dfl\u00f6sung bringen, in das Innenrohr das eiwei\u00dffreie Filtrat. Starling hat f\u00fcr die Serumeiwei\u00dfk\u00f6rper, da, wie oben aus-einandergesetzt wurde, das Filtrat nach der Martinschen Methode sich vom\nurspr\u00fcnglichen Serum nicht blo\u00df durch das Fehlen von Eiwei\u00df unterscheidet, einen zu hohen Wert gefunden. Starling selbst hat gefunden, da\u00df gewisse Eiwei\u00dfk\u00f6rper (z. B. Kasein) selbst nach 2\u20143 Wochen nach seiner Methode keine konstante Werte geben, weil schwer diffusible anhaftende Substanzen nicht durch das Filter passieren, im Anf\u00e4nge im Osmometer zu hohe Werte liefern und nur ganz allm\u00e4hlich hinausdiffundieren.\nMethode von Moore und Parker. Das Osmometer von Moore und Parker ist eine Modifikation des bekannten Osmometers von Dutrochet.\nDie Form ist aus der Figur 12a ersichtlich. Um absolut dichten zu k\u00f6nnen, ist das Instrument aus Messing konstruiert; um jede chemische Wirkung auszuschlie\u00dfen, ist das Messing versilbert und innen vergoldet. Als Membran dient eine sehr d\u00fcnne Pergamentmembran. Dieselbe wird zwischen zwei Flanschen vermittelst vier Schrauben festgeschraubt, unter Zwischenlegung von einem Gummiring. Selbst bei mehrw\u00f6chentlicher Dialyse zeigt die Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit keine Spur von Eiwei\u00df oder anderem Kolloid, wenn die Anlegung der befeuchteten Membran richtig geschah. Oben wird vermittelst eines dickwandigen Barometerrohrst\u00fcckes von enger Bohrung mit dem Manometer verbunden; \u00fcber das Rohr wird an einem Ende ein dickwandiger Gummischlauch gezogen. Die Dimensionen sind so gew\u00e4hlt,","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Methoden zur direkten Bestimmung des osmotischen Druckes kolloider L\u00f6sungen. 139\nda\u00df mit einigem Druck das mit Schlauch \u00fcberzogene Rohrende in den oberen Tubus des 'Osmometers dicht eingepa\u00dft werden kann. Behufs Druckmessung wird ein Hg-Manometer angeschaltet. Die Anwendung von Perga-mentpapier hat gegen\u00fcber von Gelatine den Vorzug, da\u00df der osmotische Druck auch bei hohen Temperaturen bestimmt werden kann. Um mit diesem Osmometer richtige Werte des etwaigen osmotischen Druckes kolloider L\u00f6sungen erhalten zu k\u00f6nnen, w\u00fcrde Voraussetzung sein, da\u00df die angewandte Membran f\u00fcr Wasser und alle etwaigen dem Kolloid anhaftenden Kristal -loide absolut permeabel und nur f\u00fcr das Kolloid absolut impermeabel w\u00e4re. Das ist aber, was die Kristalloide anbetrifft, nicht der Fall. Die leicht dif-fusihlen diffundieren allerdings rasch und die Konzentration der Innen- und Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit wird in bezug auf dieselben gleich; aber die schwer diffu-siblen, nicht Kolloid Bestandteile, dieselben, welche bei der F\u00e4llung des Eiwei\u00dfes mit gef\u00e4llt werden (aus diesem Grunde geben Bestimmungen des osmotischen Druckes vor und nach F\u00e4llung des Eiwei\u00dfes unrichtige Werte) bleiben auch nach langer Diffusionszeit im Osmometer. Um nun zu entscheiden, ob die geringen, aber immerhin merklichen Druckwerte, welche auch nach langer Diffusionszeit im Osmometer an Eiwei\u00dfl\u00f6sungen erhalten werden, herr\u00fchren vom Eiwei\u00df selbst, wobei die nicht diffusiblen Aschebestandteile zum Eiwei\u00dfmolek\u00fcl selbst geh\u00f6ren w\u00fcrden, oder von den als Verunreinigungen zu denkenden Aschebestandteilen, haben Moore und Parker ein neues methodisches Verfahren angewandt. Sie versetzten die Innenfl\u00fcssigkeit, n\u00e4mlich Blutserum, mit so viel einer 10\u00b0/0 Natriumhydratl\u00f6sung, da\u00df gerade eine 1 % L\u00f6sung hiervon entsteht und kochen sie. Hierdurch werden die Eiwei\u00dfe des Blutserums in Alkalialbuminat umgewandelt, bleiben also noch Kolloide, aber die Gr\u00f6\u00dfe ihres Molekularaggregats wird ge\u00e4ndert. Die Aschebestandteile des Eiwei\u00dfes erleiden hierbei h\u00f6chstens die Ver\u00e4nderung, da\u00df sie leichter diffusibel werden; die Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit wird auf gleichen Natriumgehalt gebracht, kleine Ungleichheiten gleichen sich durch Diffusion rasch aus. Die jetzt erhaltenen Werte (sie sind viel h\u00f6her als vorher, z. B. Steigerung von 23 mm Hg Druck auf 100 mm) sind daher auf die jetzt kleiner gewordenen Kofloidmolek\u00fcle selbst zu beziehen, dementsprechend auch die fr\u00fcheren niedrigen Werte. Bei der praktischen Ausf\u00fchrung dieser Methode ist stets die Au\u00dfenfl\u00fcssigeit am Ende des Versuchs auf Fehlen von Eiwei\u00df zu untersuchen.\nEine neuere Form des Osmometers stammt von Moore und Roaf (Figur 12b). Das wesentliche ist aus der Figur verst\u00e4ndlich. Jede Kammer fa\u00dft etwa 20 cm 3, der Durchmesser betr\u00e4gt 5 cm 3, die Tiefe 1 cm 3. In die obere Kammer kommt die zu untersuchende Kolloidl\u00f6sung, welche mit einem Manometer kommuniziert. Zwischen Manometer und Osmometer ist ein T-Rohr eingeschaltet zur luftfreien F\u00fcllung. Die andere Kammer wird mit der Kristalloidl\u00f6sung gef\u00fcllt. Ein etwaiger Unterschied gleicht sich rasch durch die gro\u00dfe Oberfl\u00e4che der trennenden f\u00fcr Kolloid undurchl\u00e4ssigen Membran aus. Die Verbindungen zeigt Fig. 12c.\nMethode von Oker-Blom. Diese Methode zur Bestimmung des osmotischen Druckes der Eiwei\u00dfk\u00f6rper des Serums ist eine qualitative. In einige gleich weite Petrischalen werden 10 cm 3 einer 5\u201410% warmen Gelatinel\u00f6sung gegeben und gleichm\u00e4\u00dfig auf den ganzen Boden des Gef\u00e4\u00dfes","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nverteilt. Sobald die Gelatine festgeworden ist, werden dar\u00fcber je 10 cm 3 der zu pr\u00fcfenden Fl\u00fcssigkeit gegossen. In die eine Schale kommt normales Serum, in die andere enteiwei\u00dftes. Die Schalen werden mit ihren Deckeln verschlossen 20\u201424 Stunden stehen gelassen. Nachher wird die auf der Gelatine liegende Fl\u00fcssigkeit abgegossen, die Oberfl\u00e4che derselben mit reinem Wasser abgesp\u00fclt und dieses durch Schiefstellung der Schale zum m\u00f6glichst\niSt\nFig. 12 b.\nFig. 12 e.\ngleichm\u00e4\u00dfigen Abflie\u00dfen gebracht, sowie die R\u00e4nder des Gef\u00e4\u00dfes sorgf\u00e4ltig abgetrocknet. Die Schale samt ihren 10 cm3 Gelatine wird vor wie nach dem Versuch gewogen, wobei die Gewichtsdifferenz anzeigt, inwieweit die Gelatine von der dar\u00fcber geschichteten Fl\u00fcssigkeit etwas aufgenommen hat. Die Versuche ergeben, da\u00df die Gelatine unter der eiwei\u00dffreien L\u00f6sung mehr an Gewicht zunimmt als unter der eiwei\u00dfhaltigen, woraus auf einen osmotischen Druck des Eiwei\u00dfes zu schlie\u00dfen ist. Allerdings gelten in bezug auf diese Methode,einige der oben besprochenen Einw\u00e4nde.\nAbteilung 2. Bestimmung des Gefrierpunkts von L\u00f6sungen und von K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten.\nTheorie und Prinzip.\nGefrierpunkt einer Fl\u00fcssigkeit ist diejenige Temperatur, bei welcher Fl\u00fcssigkeit und Eis nebeneinander bestehen k\u00f6nnen. Der Gefrierpunkt des reinen Wassers ist 0\u00b0. Bei L\u00f6sungen findet eine Erniedrigung des Gefrierpunktes statt. Diese Erniedrigung ist proportional der molekularen Konzentration der L\u00f6sung, bei allen Elektrolyten (Salzen, Alkalien und S\u00e4uren) in w\u00e4sseriger L\u00f6sung proportional der Konzentration an Molek\u00fclen + Ionen. Letztere Konzentration, welche bei allen physiologischen Verh\u00e4ltnissen ausschlie\u00dflich in Betracht kommt, bezeichnet Hamburger als osmotische","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Gefrierpunkt. Theorie und Prinzip.\n141\nKonzentration. Da der osmotische Druck einer L\u00f6sung gleichfalls proportional der molekularen Konzentration, beziehentlich der osmotischen Konzentration, ist, gibt die Gefrierpunktserniedrigung auch Aufschlu\u00df \u00fcber die Gr\u00f6\u00dfe des osmotischen Druckes. Die Erniedrigung des Gefrierpunktes von L\u00f6sungen ist ein Ausdrack f\u00fcr die Tatsache, da\u00df es einer Arbeit bedarf, um L\u00f6sungsmittel aus einer L\u00f6sung abzuscheiden. Die Abscheidung von L\u00f6sungsmittel bedeutet eine Volumsverminderung; gegen eben diese Volums-verminderung leistet der osmotische Druck Widerstand, der durch eine Arbeit \u00fcberwunden werden mu\u00df.\nBei Nichtelektrolyten erniedrigt jedes in 1000 gr Wasser aufgel\u00f6stes Grammolek\u00fcl den Gefrierpunkt um 1.85\u00b0, bei dieser ist also, wenn A\u00b0 den beobachteten Gefrierpunkt bedeutet\nA\u00b0\n\u00ee-\u00f4e = molekulare Konzentration.\n1.85\nBei in Wasser aufgel\u00f6sten Elektrolyten beteiligen sich die nicht dissoziierten Molek\u00fcle und die dissoziierten Ionen an der Gefrierpunktserniedrigung, wie auch an dem osmotischen Drucke. F\u00fcr diese ist\nA\u00b0\nq-np = osmotische Konzentration 1.85\nKonzentration Molek\u00fcle -f- Ionen.\nDie Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung an den K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten gibt somit die osmotische, nicht die molekulare Konzentration. Es sind beteiligt die Nichtelektrolyte, die ungespaltenen Elektrolyte und deren Ionen. Wenn, wie es gew\u00f6hnlich der Fall ist, die osmotische Konzentration in 1 Liter L\u00f6sung gesucht wird, so bedarf der obige f\u00fcr 1000 gr geltende Ausdruck einer Korrektur. Es sei S das spezifische Gewicht der L\u00f6sung, p das Gewicht der aufgel\u00f6sten Substanzen, so sind in 1000 S gr L\u00f6sung\n1000 S-\ngr Wasser. Da in 1000 gr Wasser die osmotische Konzentra-\nosmotische Kon-\ntion = ist, ist im Liter L\u00f6sung\n1.8o\t\u2019\t\u00f6 1.85\t1000\nzentration.\nDiese Korrektur kann vernachl\u00e4ssigt werden, wenn die L\u00f6sung verd\u00fcnnt ist und die gel\u00f6ste Substanz kein gro\u00dfes Molekularvolumen besitzt.\nBeispiel: Die osmotische Konzentration eines Serums mit A\u00b0 = 0,620, einem spezifischen Gewicht von 1.0234, einem Eiwei\u00dfgehalt von 62.7 und einem Aschegehalt von 9.05 pro Liter, hat ohne Korrektur den Wert 0.335, mit Korrektur 0.319 Mol pro Liter.\nDie quantitativen Beziehungen zwischen Gefrierpunktserniedrigung und osmotischem Druck ergeben sich aus folgendem: Die direkte Messung des osmotischen Druckes mit dem Quecksilbermanometer ergab bei einer l\u00b0/0 Zuckerl\u00f6sung 0.649 Atmosph\u00e4ren (Pfeffer), die entsprechende Gefrierpunktserniedrigung \u2014 0.0546\u00b0. Es entspricht demnach \u2014 0.0010 Gefrierpunktserniedrigung einem Druck von 0.012 Atmosph\u00e4ren oder etwa =9.1 mmHg.\nDer Theorie des osmotischen Druckes nach besteht zwischen der Gefrierpunktserniedrigung und dem osmotischen Drucke folgende Beziehung\n1000 Sw t\nA +VY1","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nwo S das spezifische Gewicht, w die in Kalorien ansgedr\u00fcckte Schmelzw\u00e4rme von 1 gr. L\u00f6sungsmittel, 24,25 den Faktor der Kalorien in Literatmosph\u00e4ren reduziert, To die Schmelztemperatur des L\u00f6sungsmittels und t = To\u2014T die Gefrierpunktserniedrigung bedeuten. F\u00fcr Wasser ist\n1000 Sw\t1000 x 79.6\n24,25 To\t24.25 x 273\nP = 12.03 t Atm.\nalso\nDie Theorie ergibt fast denselben Wert des osmotischen Druckes\npro Iqqq Grad Gefrierpunktserniedrigung wie das Experiment.\nPrinzip der Methode: Die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit kommt in ein Gef\u00e4\u00df, welches von einem Luftmantel umgeben ist; Gefriergef\u00e4\u00df mit Luftmantel werden in ein K\u00e4ltebad versenkt. In das Gefriergef\u00e4\u00df taucht\nein in Grade geteiltes Thermometer und ein R\u00fchrer aus Platin. Durch\neine im K\u00e4ltebad befindliche K\u00e4ltemischung wird die Fl\u00fcssigkeit unter R\u00fchren abgek\u00fchlt bis zur Unterk\u00fchlung. Bei Ausscheidung von Eis steigt das Thermometer und der Stand des Quecksilbers bleibt eine Zeitlang auf einem bestimmten Grade, dem Gefrierpunkt der L\u00f6sung, konstant.\nJe nach den Zwecken, die man bei der Bestimmung des Gefrierpunktes einer L\u00f6sung verfolgt, wendet man eine einfachere oder genauere Methode an.\nA. Bestimmung des Gefrierpunktes mit dem Beckmannschen Apparate.\nDer am h\u00e4ufigsten in der Physiologie angewandte Apparat zur Bestimmung des Gefrierpunktes, ist der von Beckmann, mit dem von Heidenhain angegebenen lOOteiligen Thermometer. Da es sich in der Physiologie nur um w\u00e4sserige L\u00f6sungen handelt, hat Heidenhain das Beckmannsche Thermometer dahin abge\u00e4ndert, da\u00df es einen festen 0-Punkt hat und ein Me\u00dfbereich von etwa + 1 bis \u2014 5\u00b0. Das hat den Vorzug,, da\u00df die m\u00fchsame Einstellung des Quecksilberfadens aus einem oberen Reservoir wegf\u00e4llt. Aber die Richtigkeit, beziehentlich die Abweichung des 0-Punkts der Skala von dem Gefrierpunkt des reinen Wassers mu\u00df fortw\u00e4hrend kontrolliert werden.\nVon den gebr\u00e4uchlichen Formen des Beckmannschen Apparates ist hier diejenige von Asher abgebildet (Fig. 13) und beschrieben. Die Gr\u00f6\u00dfe des Thermometers T und des K\u00fchlgef\u00e4\u00dfes K, welches in einem Luftmantel mit Platinr\u00fchrer sitzt, ist so gew\u00e4hlt, da\u00df im K\u00fchlgef\u00e4\u00df 6.5\u20147 cm3 Versuchsfl\u00fcssigkeit Platz findet. Das Thermometer wird bei Nichtgebrauch durch den Halter h zur Seite in die H\u00fclse h gestellt, ih in der Figur nicht sichtbar.) Der untere Hals des Thermometers ist so lang, da\u00df die ganze Skala \u00fcber dem K\u00fchler zu stehen kommt. (Es werden manchmal Thermometer geliefert, wo dies nicht der Fall ist und daher die Ablesung erschwert wird.) Das K\u00e4ltebad von etwas gr\u00f6\u00dferer Dimension besitzt zum leichten Herstellen der K\u00e4ltemischung und raschem Wechseln der erforderlichen Temperatur des Au\u00dfenbades seitlich zwei gr\u00f6\u00dfere, durch Klappen verschlie\u00dfbare \u00d6ffnungen O, um bequem mit der Hand Eisst\u00fcckchen, beziehentlich Salzl\u00f6sungen bestimmter Konzentration und Eisst\u00fcckchen einzubringen oder entfernen zu k\u00f6nnen. K ist ein mit Alkohol zu f\u00fcllendes Vork\u00fchlgef\u00e4\u00df zum raschen Abk\u00fchlen des Gefriergef\u00e4\u00dfes in die N\u00e4he des Gefrierpunkts. Der Nickelr\u00fchrer R dient f\u00fcr die K\u00e4ltemischung, der Heber H zum bequemen Entfernen der Bodenfl\u00fcssigkeit. Der Untersatz D sch\u00fctzt den Tisch. Zum bequemen Transport des ganzen Apparates dienen die Handheber H.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung des Gefrierpunktes mit dem Beckmannschen Apparate. 143\nZuerst wird das K\u00fchlgef\u00e4\u00df mit der K\u00e4ltemiscliung versehen. Als K\u00e4ltemischung k\u00f6nnen dienen: 1. 3 Teile fein gesto\u00dfenes Eis, 1 Teil Kochsalz und so viel Wasser, da\u00df die Temperatur \u20145\u00b0 bis \u20143\u00b0 betr\u00e4gt. Je niedriger die Temperatur, desto rascher kann die einzelne Bestimmung ausgef\u00fchrt werden, aber desto mehr weicht der beobachtete Gefrierpunkt von dem wahren Gefrierpunkt der Fl\u00fcssigkeit ab. 2. 18 % Kochsalzl\u00f6sung, in welche Eisst\u00fcckchen eingetragen werden. Durch abwechselndes Zutun von L\u00f6sung, Eis und Wasser kann die Temperatur bis auf \\ Grade ziemlich konstant gehalten werden. Die K\u00e4ltemischung wird dauernd ger\u00fchrt. Das Gefrierrohr wird mit reinem, destillierten Wasser bis zur Marke gef\u00fcllt1); der Stopfen mit dem Thermometer und dem Platinr\u00fchrer werden eingesetzt. Das Thermometer darf den Boden des Gefrierrohres nicht ber\u00fchren, sondern es mu\u00df der Quecksilbervorratsraum allseitig von Fl\u00fcssigkeit umgeben sein. Der R\u00fchrer mu\u00df so stehen, da\u00df er beim R\u00fchren an das Thermometer nicht reibt. Man k\u00fchlt nun das Gefrierrohr mit dem Wasser durch direktes Einsetzen in die K\u00e4ltemischung oder (beim obigen Apparat) in den mit Alkohol gef\u00fcllten Vork\u00fchleraum bis auf 0\u00b0 ab, trocknet das Rohr dann rasch von der anhaftenden Fl\u00fcssigkeit ab, und setzt dann das Rohr in den Luftmantel ein. Die \u00e4u\u00dferliche Fl\u00fcssigkeitsschicht mu\u00df ganz entfernt werden, weil eine sich au\u00dfen bildende Eiskruste Fehler bedingt. Man r\u00fchrt mit dem R\u00fchrer in einem m\u00f6glichst konstanten Tempo, etwa unter Zuhilfenahme eines Metronoms einen bis zwei Hub pro Sekunde.\nSt\u00fctzt man den Arm auf und h\u00e4lt den R\u00fchrer zwischen Zeigefinger und gro\u00dfen Finger und f\u00fchrt die Bewegung nur im ersten Fingergelenk aus, so kann das R\u00fchren mit derselben Konstanz bewerkstelligt werden, wie durch ein automatisches R\u00fchrwerk. Sehr bequeme R\u00fchrwerke liefert Fr. K\u00f6hler (Universit\u00e4tsmechaniker, Leipzig). Das 'Wasser unterk\u00fchlt sich langsam. Man leitet das Gefrieren ein durch Impfen mit einem Eiskrist\u00e4llchen bei etwa 0.5 bis 10 Grad Unterk\u00fchlung. Zu diesem Zwecke ber\u00fchrt man mit dem Impfstift den emporgezogenen R\u00fchrer durch den seitlichen Stutzen des K\u00fchlrohres in der Weise, da\u00df der Eiskristall an ihm haften bleibt. Der mit einem Wassertropfen beschickte\n1) Nach Raoult gibt mit Luft ges\u00e4ttigtes Wasser richtigere Werte als ausgekochtes.\nFig. 13.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chera. Methoden in der Physiologie.\nImpfstift wird innerhalb des K\u00e4ltebades in seinem Gefrierrohre bereit gehalten. Dann wird langsam und gleichm\u00e4\u00dfig mit dem R\u00fchrer ger\u00fchrt. Der Quecksilberfaden steigt im Thermometer pl\u00f6tzlich rasch in die H\u00f6he, dann langsamer und erreicht allm\u00e4hlich einen h\u00f6chsten Stand, auf dem er verharrt. Dieser Stand entspricht dem Gefrierpunkt des Wassers. Sp\u00e4ter nach vollst\u00e4ndigem Ausfrieren f\u00e4llt die Quecksilbers\u00e4ule wieder. W\u00e4hrend der Ablesung empfiehlt es sich, das Thermometer ein paarmal schnell anzuklopfen. Man kann die ganze Prozedur nach Bedarf ein oder mehrere Male wiederholen, nachdem vorher im herausgenommenen Gefrierrohr das Eis durch Anw\u00e4rmen mit der Hand geschmolzen worden ist.\nDiese Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung von reinem Wasser dient bei dem Hei denhainschen Thermometer vor allem auch zur Kontrolle der Richtigkeit des O-Punktes und sollte bei allen Versuchen, bei welchen es sich nicht um Vergleichungen, sondern um Ermittelung absoluter Werte handelt, stets wiederholt werden.\nDie im Vork\u00fchlgef\u00e4\u00df K' vorgek\u00fchlte in einer zweiten K\u00fchlr\u00f6hre befindliche und gleich hoch wie vorher reichende L\u00f6sung oder K\u00f6rperfl\u00fcssigkeit wird in der gleichen Weise untersucht. Die Temperatur des Au\u00dfenbades mu\u00df die n\u00e4mliche sein wie vorher; bei einer gr\u00f6\u00dferen Reihe von vergleichenden Bestimmungen ist auf diesen Punkt genau zu achten. Die Unterk\u00fchlung l\u00e4\u00dft man 0.50 bis 1 0 unter dem zu erwartenden Gefrierpunkt gehen und impft dann mit dem Eiskristalle. Durch eine vorl\u00e4ufige Bestimmung kann der Gefrierpunkt angen\u00e4hert vorher ermittelt werden. Das Wiederansteigern des' durch Unterk\u00fchlung gesunkenen Quecksilberfadens erfolgt nur bis zu einem unter 0 Grad gelegenen Skalenteil. Mit Hilfe der Lupe (oder einer von Fr. K\u00f6hler konstruierten Ablesevorrichtung. Katalog Ko. 1401, bestehend aus Lupe und Beleuchtungsgl\u00fchlampe, verschiebbar an dem Thermometer angebracht), kann die Ablesung bis auf 0.001\u20140.002\u00b0 genau gemacht werden. Hat man das Gefrieren durch Impfung mit einem Eiskrist\u00e4llcken eingeleitet, so mu\u00df bei der Wiederholung der Bestimmung mit einiger Vorsicht vorgegangen werden. Das Wiederauftauen der Fl\u00fcssigkeit im K\u00fchlrohre darf nicht bis zum vollst\u00e4ndigen Verschwinden des Eises getrieben werden, da sonst wegen des Zusatzes von Eis eine Verd\u00fcnnung der urspr\u00fcnglichen Fl\u00fcssigkeit eintreten w\u00fcrde. Es ist ratsam, jedesmal zwei oder drei Bestimmungen auszufiihren.\nHamburger schl\u00e4gt vor, am Ende der Versuchsreihe noch einmal den Gefrierpunkt des reinen Wassers zu bestimmen, da sich selbst w\u00e4hrend einer Versuchsdauer der Nullpunkt verschieben kann. Ferner hat derselbe Forscher zur Erh\u00f6hung der Genauigkeit vorgeschlagen, am Anfang und Ende einer Versuchsreihe den Gefrierpunkt einer reinen l\u00b0/0 NaCl L\u00f6sung zu ermitteln. Dieselbe betr\u00e4gt\u20140.589\u00b0. Dieser Wert ist durch Interpolation aus Werten erhalten, welche durch die Pr\u00e4zisionskryoskopie gefunden wurden.\nHamburger bereitet seine Kochsalzl\u00f6sung folgenderma\u00dfen: Chemisch reines Kochsalz wird zur Austreibung von Salzs\u00e4ure und Wasser im Porzellantiegel stark erhitzt, 10 grm davon in der Luft abgewogen und in einem Kilogramm reinem destillierten Wasser aufgel\u00f6st. Diese L\u00f6sung hat bei 0\u00b0 das spezifische Gewicht 1.007634 und enth\u00e4lt im Liter 9.9702 gr NaCl.\nDie etwa erhaltene Abweichung vom Werte\u20140.589\u00b0 dient zur Korrektur.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung des Gefrierpunktes mit dem Beckmannschen Apparate.\n145\nP r \u00e4zi si o n skryo skopie.\nTheorie.\nDie soeben beschriebene Methode ist mit gewissen Ungenauigkeiten verkn\u00fcpft, wodurch Abweichungen vom wahren G-efrierpunkt der L\u00f6sung erhalten werden, welche in das . Gewicht fallen k\u00f6nnen, wenn es sich um genaue Molekulargewichtbestimmungen oder osmotische Konzentrationsbestimmungen in sehr verd\u00fcnnten L\u00f6sungen, oder um die Ermittelung des osmotischen Druckes einer solchen L\u00f6sung handelt. Die Fehler werden bedingt 1. durch die Temperatur des K\u00e4ltebades, 2. durch die W\u00e4rmebildung beim R\u00fchren, 3. durch etwaige zu geringe Mengen angewandter Fl\u00fcssigkeit, 4. durch die Tiefe der Unterk\u00fchlungstemperatur, ehe Gefrieren eintritt.\nNach der von Nernst und Abegg entwickelten Theorie \u00fcber die Einstellung des Gleichgewichtes beim Gefrieren liegt die feste Einstellung des Thermometers nicht bei der wahren Gefriertemperatur T0, sondern bei einer mehr oder weniger davon verschieden scheinbaren Gefriertemperatur = t1. Die Gr\u00f6\u00dfe der Abweichung wird durch die Formel ausgedr\u00fcckt\nt1 = T0 g (t1 \u2014 t0) ;\nt0 ist diejenige Temperatur, der die L\u00f6sung zustreben w\u00fcrde, wenn kein Gefrieren stattfinden w\u00fcrde und wird als \u201eKonvergenztemperatur\u201c bezeichnet. K ist eine Konstante, welche der Gesamtoberfi\u00e4che des festen L\u00f6sungsmittels und seiner Schmelzw\u00e4rme direkt proportional ist. k ist eine Konstante, die um so kleiner ist, je gr\u00f6\u00dfer das Verh\u00e4ltnis von W\u00e4rmekapazit\u00e4t der L\u00f6sungsmasse zur Oberfl\u00e4che ist. Die scheinbare f\u00e4llt nur dann mit der wahren Gefriertemperatur zusammen, wenn\noder r^\u00b0 ist.\nK = <p\nNach Raoult entspricht scheinbarer Gefrierpunkt t1 dem Zeitmoment, wo die Abk\u00fchlungsgeschwindigkeit V, welche durch die Ausstrahlung nach dem K\u00e4ltebad bewirkt wird, gleich ist der Erw\u00e4rmungsgeschwindigkeit R, welche in der Eisbildung ihre Ursache hat.\nEs sei K die Erw\u00e4rmungsgeschwindigkeit durch Eisbildung, wenn die \u00dcberkaltung 1 0 betr\u00e4gt, wenn nun V = R, so ist\nV=K (To \u2014 D)\nY\nTo=tl +i-\nDas Korrektionsglied ^ kann sehr klein gemacht werden, d. h. der\nscheinbare und der wirkliche Gefrierpunkt gleich werden, wenn entweder K\nY\nsehr gro\u00df oder Y sehr klein wird. V wird Null, somit auch wenn die\noben definierte Konvergenztemperatur des Gefriergef\u00e4\u00dfes mit der Temperatur, bei der das Gefrieren stattfinden soll, zusammenf\u00e4llt. \u25a0\nDie hierzu n\u00f6tige Bestimmung der Konvergenztemperatur wird folgenderma\u00dfen ausgef\u00fchrt (Raoult): Man bringt das Gefriergef\u00e4\u00df in das Tigerstedt, Handb. d. phys. Methodik I, 2.\t10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\ninnere Kohr des K\u00e4ltehades, bringt es auf die gew\u00fcnschte Temperatur und erteilt dem R\u00fchrer eine gleichm\u00e4\u00dfige und bestimmte Geschwindigkeit. Man bringt das K\u00e4ltebad auf fast dieselbe Temperatur, darauf wartet man, da\u00df sowohl das Thermometer im Gefriergef\u00e4\u00df, wie das im K\u00e4ltebade einen regelm\u00e4\u00dfigen Gang annimmt. Steigt das Thermometer des Gefriergef\u00e4\u00dfes, so k\u00fchlt man das K\u00e4ltebad langsam ab. Das Thermometer des Gefriergef\u00e4\u00dfes verlangsamt sein Ansteigen, steht darauf still und sinkt sp\u00e4ter. Der Moment, wo es station\u00e4r ist, zeigt einen ersten, ein wenig zu gro\u00dfen Wert f\u00fcr den \u00dcberschu\u00df der Konvergenztemperatur \u00fcber die Temperatur der K\u00e4ltemischung. Um einen zweiten Wert dieser Gr\u00f6\u00dfe zu haben, erw\u00e4rmt man die K\u00e4ltemischung sehr langsam. Das im Sinken begriffene' Thermometer im Gefriergef\u00e4\u00df verlangsamt sein Sinken, bleibt darauf einige Zeit station\u00e4r und steigt dann wieder. Das Mittel zwischen diesem etwas zu kleinen station\u00e4ren Wert und dem fr\u00fcheren gibt die gesuchte Gr\u00f6\u00dfe. Der Unterschied zwischen der Konvergenztemperatur und der Temperatur des K\u00e4ltebades h\u00e4ngt vor allem von der Geschwindigkeit des R\u00fchrens ab.\nDadurch, da\u00df die Konvergenztemperatur des Gefriergef\u00e4\u00dfes mit der Temperatur, bei der das Gefrieren stattfinden soll, zusammenf\u00e4llt, eliminiert man nicht allein den Einflu\u00df der K\u00e4ltemischung, sondern auch den Einflu\u00df der direkten Strahlung der Umh\u00fcllung auf das Thermometer. Es ist dann auch der Einflu\u00df der Temperatur der K\u00e4ltemischung vollst\u00e4ndig eliminiert.\nW\u00e4hrend des Versuchs vergewissert man sich dar\u00fcber, ob wirklich die Konvergenztemperatur mit der Gefriertemperatur zusammenf\u00e4llt, indem man nach Eintreten des Gefrierens das Thermometer eine Viertelstunde lang alle 3 4 Minuten beobachtet. Die Temperatur mu\u00df konstant bleiben, was beweist, da\u00df die Konzentration der L\u00f6sung sich nicht \u00e4ndert, da\u00df die Menge des entstandenen Eises unver\u00e4ndert bleibt, da\u00df die Fl\u00fcssigkeit weder W\u00e4rme verliert noch gewinnt.\nDie \u00dcberkaltung der L\u00f6sung im Momente des Impfens ist von Einflu\u00df auf die Menge von Eis, welche sich ausscheidet. Durch die Ausscheidung von Eis wird aber die L\u00f6sung konzentrierter als vorher, man erf\u00e4hrt also die Gefriertemperatur einer konzentrierten L\u00f6sung als die urspr\u00fcngliche. Die Menge (r), welche ausfriert, ist durch die Formel gegeben\n= c\u00f6'\nr ~ 1 \u2019 *\nwo c = spezifische W\u00e4rme der Fl\u00fcssigkeit (f\u00fcr Wasser = 1\u00b0), ff die \u00dcberkaltung in Celsiusgraden, 2 die Schmelzw\u00e4rme des Eises = 80\u00b0 ist. F\u00fcr jeden Grad \u00dcberkaltung konzentriert sich bei w\u00e4\u00dfrigen Fl\u00fcssigkeiten daher die L\u00f6sung um *j8o = 0.0125.\nB. Pr\u00e4zisionskryoskopie nach Raouit.\nDer aus der Abbildung (Fig. 14) im wesentlichen verst\u00e4ndliche Apparat von Raoult, welcher wohl der handlichste der f\u00fcr die Pr\u00e4zisionskryoskopie empfohlenen sein d\u00fcrfte, besteht aus einem K\u00e4ltebad (B), welches mit \u00c4ther gef\u00fcllt ist, dem Gefriergef\u00e4\u00df (C) und enth\u00e4lt Vorrichtungen zum Durchsaugen von Luft durch den \u00c4ther behufs Abk\u00fchlung und R\u00fchrwerk. Die Luft tritt durch das Chlorkalziumrohr und die R\u00f6hren o und r aus ein feinen L\u00f6chern in das K\u00e4ltebad B ein und geht durch A zur Pumpe. Durch Regulieren der Geschwindigkeit des Luftstroms kann der \u00c4ther mehr oder weniger stark abgek\u00fchlt werden; hingegen kann durch Hineinpressen von zimmerwarmem \u00c4ther aus D die Tem-","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Pr\u00e4zisionskryoskopie nach Raoult.\t147\nperatur in B wieder erh\u00f6ht werden. Das K\u00e4ltebad ist behufs Isolierung in ein mit dickem Filz bekleidetes gro\u00dfes Glasgef\u00e4\u00df eingesetzt. Das K\u00e4ltebad B wird durch ein Gemenge von Gelatine und Glyzerin gedichtet. Das Gefriergef\u00e4\u00df tr\u00e4gt eine Marke,\nwelche das Volum 125 cm3 angibt, womit die Bestimmungen stets gemacht werden sollen. Das Gefriergef\u00e4\u00df wird zur Isolierung nach dem Verstopfen mit 6 durchlochten gro\u00dfen Scheiben aus Tuch bedeckt. Der R\u00fchrer, ein Rotationsr\u00fchrer, besteht aus einer\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nSchnecke aus Platinblech, welche das Gef\u00e4\u00df des Thermometers umgibt und mit ihm zusammen rotiert. (Siehe Abbildung.) Der Rotationsr\u00fchrer hat vor dem R\u00fchrer mit vertikaler Bewegung voraus, da\u00df er die Eiskristallchen in der ganzen Fl\u00fcssigkeit verteilt und deren Ansammlung an der Oberfl\u00e4che verhindert und nicht mit der anders temperierten Luft au\u00dferhalb der Fl\u00fcssigkeit in Ber\u00fchrung kommt.\t3\nDie Ausf\u00fchrung der Versuche ist nach Raoult folgende:\nGefrierpunktdesWassers. Es ist n\u00f6tig, anfangs den Gefrierpunkt von reinem Wasser zu bestimmen. Zu diesem Zwecke nimmt man ein Gefriergef\u00e4\u00df und gie\u00dft 125 ccm gew\u00f6hnlichen reinen Wassers hinein. Man verschlie\u00dft das Gef\u00e4\u00df mit einem gro\u00dfen, reinen und trockenen Gummistopfen und bringt es in ein Gef\u00e4\u00df mit einem Gemenge von Eis und Wasser, wo es sich auf 0\u00b0 abk\u00fchlt.\nW\u00e4hrenddessen l\u00e4\u00dft man durch den \u00c4ther des K\u00fchlmantels zwecks Abk\u00fchlung einen Strom trockener Luft durchstreichen. Sobald die Temperatur auf 5 oder 6\u00b0 unter Null gesunken ist, nimmt man das Gefriergef\u00e4\u00df mit dem auf 0\u00b0 abgekiihlten Wasser aus dem schmelzenden Eis, trocknet es mit Flie\u00dfpapier und bringt es in das innere Rohr des K\u00e4ltebades.\nDarauf f\u00fchrt man von oben das Thermometerreservoir durch die \u00d6ffnung des horizontalen Zahnrades und befestigt daran den Platinr\u00fchrer, nachdem derselbe zuvor ausgewaschen und ausgegliiht worden ist. Das System wird in das Gefriergef\u00e4\u00df gesenkt und der konische Pfropfen, mit welchem das obere Ende des Thermometerstieles versehen ist, in die \u00d6ffnung des Zahnrades ohne besonderen Druck hineingesetzt. Das Gefriergef\u00e4\u00df wird jetzt mit dem geteilten Stopfen, den man vorher gut gereinigt hat, verschlossen. Man bringt jetzt die sechs Tuchscheiben auf den Stopfen und vergewissert sich, da\u00df der Thermometerstiel gut senkrecht steht. Endlich versetzt man das Thermometer in Rotation um seine Axe, indem man das System der Zahnr\u00e4der mit Hilfe einer Turbine in Bewegung bringt. Anfangs l\u00e4\u00dft man das Thermometer nur mit einer m\u00e4\u00dfigen Geschwindigkeit rotieren, damit die \u00dcberkaltung nicht von selbst aufgehoben wird.\nWenn die \u00dcberkaltung .des Wassers 0,5\u00b0 erreicht hat, wird das K\u00e4ltebad rasch erw\u00e4rmt, indem man einen \u00c4therstrom von mehr als + 10\u00b0 durchtreibt. Von Zeit zu Zeit wird ein starker Luftstrom durchgejagt, um die einzelnen Schichten gut durchzumischen. Dem mit R\u00fchrer versehenen Thermometer wird eine Geschwindigkeit von f\u00fcnf Umdrehungen pro Sekunde erteilt und diese Geschwindigkeit w\u00e4hrend der Dauer des Versuchs genau eingehalten. Die Geschwindigkeit des Luftstroms wird jetzt verringert und so einreguliert, da\u00df der \u00c4ther eine Temperatur annimmt, die um 0,1\u00b0 niedriger als der Gefrierpunkt des Wassers ist. Diese Temperatur wird auf ca. 0,02\u20140,03\u00b0 genau bis zum Ende des Versuchs konstant gehalten. Der Versuch zeigt, da\u00df unter diesen Umst\u00e4nden im Moment des Gefrierens ein Temperaturgleichgewicht zwischen dem K\u00e4ltebad und dem Inhalte des Ge\u00a3riergef\u00e4\u00dfes vorhanden ist.\nIn diesem Moment notiert man genau- den Stand des Gefrierthermometers und bringt in das zu untersuchende Wasser ein Eispartikelchen hinein. Das Thermometer steigt anfangs sehr rasch, darauf langsamer und stellt sich nach einigen Minuten station\u00e4r ein. Nach f\u00fcnf Minuten wird die Temperatur notiert und alle 2\u20143 Minuten, w\u00e4hrend mindestens einer Viertelstunde, abgelesen.\nIm allgemeinen sind diese Ablesungen bis auf 0,0002\u20140,0003\u00b0 identisch; sind sie nicht vollst\u00e4ndig identisch, so nimmt man das Mittel. Man erh\u00e4lt auf diese AYeise den Gefrierpunkt des reinen Wassers.\nZum Schl\u00fcsse notiert man den Atmosph\u00e4rendruck und die Temperatur der Luft in der N\u00e4he der, Mitte des aus der Fl\u00fcssigkeit herausragenden Teiles des Thermometerstieles.\nWenn der Versuch beendet ist, so arretiert man den R\u00fchrer, nimmt das Thermometer aus dem Gefriergef\u00e4\u00df heraus und hakt den Platinr\u00fchrer vom Thermometer ab. Man vergewissert sich, da\u00df der R\u00fchrer auf seiner ganzen Oberfl\u00e4che mit Eiskristallen bedeckt ist; man nimmt das Thermometer fort, w\u00e4scht es mit kaltem AVasser und.h\u00e4ngt es unmittelbar darauf in einen Eisschrank von 0\u00b0. Darauf entfernt man das Gefriergef\u00e4\u00df, untersucht seinen Inhalt, w\u00e4scht es und trocknet es.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Pr\u00e4zisionskryoskopie nach Raoult.\n149\nGefrierpunkt der L\u00f6sung. Wenn der Gefrierpunkt des reinen Wassers, wie soeben beschrieben, gefunden ist, so bestimmt man auf die gleiche Weise den Gefrierpunkt der zu untersuchenden L\u00f6sung. Wie beim Wasser, so betr\u00e4gt auch hier die \u00dcberkaltung 0.5\u00b0; die Umdrehungsgeschwindigkeit des Thermometers ist ebenfalls f\u00fcnf Umdrehungen pro Sekunde. Der ganze Unterschied besteht darin, da\u00df die Temperatur des K\u00e4ltebades im Moment des Gefrierens nicht 0,1\u00b0 unter Null, wie beim Wasser, sondern 0,1\u00b0 unter der Gefriertemperatur der L\u00f6sung ist. Diese letztere wird sehr angen\u00e4hert durch einen Vorversuch festgestellt.\nWie beim Wasser beginnt man mit den Temperaturablesungen f\u00fcnf Minuten, nachdem das Gefrieren hervorgerufen worden ist, und macht w\u00e4hrend mindestens einer Viertelstunde alle 2\u20143 Minuten eine Ablesung. Die einzelnen Ablesungen sollen Zahlen, die bis auf 0,0002 oder 0,0003\u00b0 identisch sind, geben. Diese Konstanz beweist, da\u00df unter den erw\u00e4hnten Umst\u00e4nden die Menge des entstandenen Eises sich mit der Zeit nicht \u00e4ndert, und da\u00df folglich das Gefriergef\u00e4\u00df weder W\u00e4rme aufnimmt, noch abgibt. Wenn es sich um sehr kleine Abweichungen handelt, so nimmt man das Mittel aus den gefundenen Zahlen. Man erh\u00e4lt auf diese Weise den Gefrierpunkt des fl\u00fcssig gebliebenen Anteils der L\u00f6sung.\nUm \u2014 bei sehr genauen Versuchen \u2014 den Einflu\u00df der Luftdruck und Lufttemperaturver\u00e4nderungen auf den Nullpunkt zu eliminieren, l\u00e4\u00dft man dem Versuch mit der L\u00f6sung eine zweite Bestimmung des Gefrierpunktes des Wassers folgen.\nSehr h\u00e4ufig gibt diese, zweite Gefrierpunktsbestimmung von reinem Wasser eine Zahl, welche um 0,0002\u20140,0003\u00b0 mit der Temperatur der ersten Bestimmung differiert. Man nimmt als Gefrierpunkt des Wassers das Mittel aus diesen beiden Werten an.\nMit Hilfe dieser Raoult sehen Methode der Pr\u00e4zisionskryoskopie l\u00e4\u00dft sich die Gefrierpunktserniedrigung verd\u00fcnnter w\u00e4ssriger L\u00f6sungen mit einer Genauigkeit von 0,0010 bestimmen. Mit dem hier nicht beschriebenen Apparate von Nernst und Abegg erh\u00e4lt man ein gleich genaues Resultat. [Eine Modifikation des Raoult sehen Apparates stammt von Ponsot.].\nC. Pr\u00e4zisionskryoskopisches Verfahren mit dem Beckmannschen Apparat, mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der physiologischen Bed\u00fcrfnisse.\nMit dem Beekmannschien Apparate lassen sich auch die Anforderungen der Pr\u00e4zisionskryoskopie erf\u00fcllen. Beckmann hat seinen urspr\u00fcnglichen Apparat den Bed\u00fcrfnissen entsprechend modifiziert und unabh\u00e4ngig von ihm hat Th. Cohn das vereinfachte pr\u00e4zisionskryoskopische Verfahren zu biologischen Zwecken eingerichtet. Zun\u00e4chst einmal wird das B\u00fchren von einem elektromagnetischen oder mechanischen R\u00fchrer besorgt; ersterer ist vorzuziehen. Die hierzu n\u00f6tigen Stromquellen und Unterbrecher sind sowieso in jedem physiologischen Laboratorium vorhanden. Die Konvergenztemperatur wird bestimmt, indem man das K\u00fchlbad etwa 1\u20142\u00b0 unter den voraussichtlichen Gefrierpunkt h\u00e4lt und die Temperatur ermittelt, bei der sich das Thermometer unter best\u00e4ndigem R\u00fchren ohne Impfen einstellt. Die Fl\u00fcssigkeit wird dann durch Einimpfen zum Gefrieren gebracht und der Gefrierpunkt auf diese Weise angen\u00e4hert gefunden. Die Temperatur des K\u00e4ltehades wird nun um die zwischen Konvergenztemperatur und Gefriertemperatur gefundene Differenz erh\u00f6ht. An Stelle der \u00e4u\u00dferen K\u00fchlfl\u00fcssigkeit mit ver\u00e4nderlicher Temperatur k\u00f6nnen Kryohydrate mit konstanter Temperatur verwendet werden.\nTabelle von Kryohydraten.\nEis und Alaun\t\u2014\t0.47\n,.\t,,\tNatriumsulfat \u2014\u2022 0.7\n\u201e\t\u201e\tKaliumdichromat \u2014 1.0","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150 Leon Ash er, Die Anwendung der phys.-ckem. Methoden in der Physiologie.\nEis\tund Kaliumsulfat\na\t\u201e\tKupfersulfat\n,,\t\u201e\tEisensulfat\n\u201e\t\u201e\tKaliumnitrat\n\u201e\t\u201e\tZinksulfat\nDas die Kryohydratmischung enthaltende Gef\u00e4\u00df wird in ein gr\u00f6\u00dferes Gef\u00e4\u00df gesetzt, in welchem sich die K\u00e4ltemischung von etwas niedrigerer\nTemperatur befindet. Zur Vork\u00fchlung wird das Gefrierrohr in ein anderes K\u00e4ltebad gebracht, dessen Temperatur 3\u00b0\u20143,5\u00b0 unter der Gefrierpunkttemperatur liegt. Die Unterk\u00fchlung soll 1\u20141,5\u00b0 betragen, worauf das Gefrierrohr in das auf die koi'rigierte Konvergenztemperatur gebrachte Bad gebracht wird; nach 2 Minuten impft man. Zur Impfung werden kleine Stickperlen von 2.5\u20143 mm Durchmesser benutzt; diese kommen in ein im K\u00e4ltebad stehendes Probierr\u00f6hrchen, welches mit destilliertem Wasser gef\u00fcllt ist. Die kleine in der Stick\u00f6ffnung befindliche Eismenge dient zum Impfen; sie ist wegen ihrer Lage vor raschem Schmelzen gesch\u00fctzt. Der elektromagnetische R\u00fchrer soll dann im selben Tempo r\u00fchren, wie bei der Bestimmung der Konvergenztemperatur. Nach Cohn darf auch die Feststellung des h\u00f6chsten Hg-Standes nicht dem subjektiven Daf\u00fcrhalten des Beobachters \u00fcberlassen bleiben, vielmehr mu\u00df von einer neben dem Apparat h\u00e4ngenden Sekundenuhr der Zeitpunkt der Impfung und alle 1\u20142 Minuten danach der jedesmalige Thermometerstand nach vorherigem Beklopfen des oberen Thermometerendes in der Richtung der L\u00e4ngsachse abgelesen und notiert werden, bis der h\u00f6chste Punkt mit einer Konstanz von 3\u20144 Minuten erreicht ist; dazu braucht man durchschnittlich 7\u201410 Minuten, bei Wasser und w\u00e4\u00dfrigen L\u00f6sungen weniger, bei eiwei\u00dfhaltigen, ser\u00f6sen Fl\u00fcssigkeiten mehr. Der Konzentrations\u00e4nderung der L\u00f6sung durch Ausscheidung von Eis tr\u00e4gt man durch Benutzung der oben (S. 146) angegebenen Formel Rechnung. Cohn schl\u00e4gt auch bei Anwendung dieser Methode vor, die Gefrierpunktserniedrigung einer l\u00b0/0 Kochsalzl\u00f6sung zu bestimmen als Kontrolle der Genauigkeit; er erhielt hierf\u00fcr den Wert \u20140.590\u00b0 (Raoult und Abegg 0.589\u00b0).\nDiese Methode vereinigt in sich praktisch die Anforderungen der Pr\u00e4-zisionskryoskopie und die M\u00f6glichkeit, mit den in den meisten physiologischen Untersuchungen zur Verf\u00fcgung stehenden Mengen (5\u201410cm3) auszukommen.\n\u2014\t1.5\nJ \u2014 2.0\n\u2014\t3.0\n\u2014\t5.0","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Methode von Prytz zur Bestimmung des Gefrierpunktes bei konstanter Temperatur.\nNicht zu umgehen ist die Zeit, welche die Untersuchung beansprucht, n\u00e4mlich 1\u20141*4 Stunden f\u00fcr 3 Bestimmungen des Eispunktes und drei bis vier Bestimmungen der L\u00f6sung.\nD. Apparat von Claude und Balthazard.\nEin einfacher Apparat, der sich gleichfalls der Atherk\u00fchlung bedient, haben Claude und Balthazard angegeben. Derselbe ist aus beifolgender Figur verst\u00e4ndlich (Eig. 15).\nDerselbe eignet sich zwar nicht f\u00fcr die Pr\u00e4zisionskryoskopie, gestattet aber durch Regulation des Luftstromes durch den \u00c4ther die Temperatur des K\u00e4ltebades konstant auf einem gew\u00fcnschten Grad zu erhalten und liefert sehr brauchbare Resultate.\nE. Methode von Prytz zur Bestimmung des Gefrierpunktes bei konstanter Temperatur.\nDie Methode von Prytz geht von der Erw\u00e4gung aus, da\u00df der Gefrierpunkt einer L\u00f6sung definiert ist als die f\u00fcr L\u00f6sung und Eis gemeinsame Temperatur, bei welcher weder Gefrieren noch Schmelzen stattfindet, wenn Eis und L\u00f6sung zusammengebracht werden, vorausgesetzt da\u00df kein W\u00e4rmeaustausch mit der Umgebung stattfindet. Ist die gemeinsame Temperatur zu hoch, so tritt Fall, ist sie zu tief, tritt Steigerung der Temperatur ein, w\u00e4hrend der Gefrierpunkt die f\u00fcr Eis und L\u00f6sung gemeinsame Temperatur ist, welche nicht durch das Zusammenbringen beider ge\u00e4ndert wird.\nEine Messingr\u00f6hre (Fig. 16) von 2,7 mm \u00e4u\u00dferem Diameter wird nach einer Schraubenlinie gebogen. In der obersten Windung der R\u00f6hrenspirale, welche 30 Windungen hat und ungef\u00e4hr 18 cm lang ist, w\u00e4hrend der innere Diameter 1,6 cm gro\u00df ist, wird einBeck-mannsches in V100 Grad eingeteiltes Thermometer so befestigt, da\u00df sein Gef\u00e4\u00df 1,5 cm \u00fcber dem unteren Ende der Spirale steht. Das mit der R\u00f6hrenspirale versehene Thermometer wird in einem Dewarschen Gef\u00e4\u00df mit versilberten Doppelw\u00e4nden, D, so angebracht, da\u00df die nach unten gekehrte M\u00fcndung der Spirale wenige Millimeter \u00fcber dem Boden des Gef\u00e4\u00dfes steht. Das obere Ende der Messingr\u00f6hre, welches sich ungef\u00e4hr 2 cm unter dem Rande des Gef\u00e4\u00dfes befindet, wird mit einer Kautschukr\u00f6hre nach oben fortgesetzt. Fein geschabtes, ziemlich trockenes Eis wird in das ca. 6 cm weite Gef\u00e4\u00df hineingebracht und rings um die Spirale mittels eines Holzst\u00e4bchens m\u00e4\u00dfig fest gestampft; der kleine Abstand zwischen den Windungen hindert, da\u00df das Eis in den Zwischenraum zwischen Thermometer und Spirale hineindringt. Nun wird die L\u00f6sung in die R\u00f6hrenspirale hineingesandt; sie tritt zuerst\ndas Eis am Boden hinein und steigt durch die\nFig. 16.\noberen Eisschichten und durch den eisfreien Raum\ninnerhalb der Spirale empor. Zuletzt erscheint die L\u00f6sung am Rande des Gef\u00e4\u00dfes. Die Str\u00f6mungsgeschwindigkeit der L\u00f6sung ist so abzumessen, da\u00df das Gef\u00e4\u00df in 20\u201430 Minuten","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-ehem. Methoden in der Physiologie.\ngef\u00fcllt wird. Nach der F\u00fcllung wird die Gteselrwindigkeit bis ea. 2 ccm pro Minute und nach weiteren 20 Minuten bis ca. 0,6 ccm hinabgesetzt. Die \u00fcbersch\u00fcssige Fl\u00fcssigkeit geht \u00fcber dem Rande des Gef\u00e4\u00dfes ab. Die L\u00f6sung str\u00f6mt vom Beh\u00e4lter K aus ; durch die Tropfenbildung in der R\u00f6hre r sch\u00e4tzt man die Geschwindigkeit, welche durch den Quetschhahn h reguliert wird. Im Bade B wird die L\u00f6sung ungef\u00e4hr bis zu ihrem Gefrierpunkte vorge-kiihlt. Wenn das Eis mit der L\u00f6sung getr\u00e4nkt worden ist, wird schon die ganze Masse eine Temperatur haben, welche dem Gefrierpunkt sehr nahe liegt; diese Temperatur nimmt die ferner zustr\u00f6mende L\u00f6sung in der R\u00f6hrenspirale an; indem sie in das Eis am Boden hineintritt, findet eine weitere Abk\u00fchlung statt, so da\u00df die Temperatur dem Gefrierpunkt asymptotisch sich ann\u00e4liert. Beobachtet man das Thermometer w\u00e4hrend der Einstr\u00f6mung der L\u00f6sung, so findet man, da\u00df die Temperatur anfangs schnell sinkt, so da\u00df das Thermometer nach 12\u201415 Minuten bis auf wenige Tausendstel Grad seinen endlichen Stand angenommen hat; danach folgt ein \u00e4u\u00dferst langsamer Temperaturfall; 25\u201430 Minuten nach der Einf\u00fcllung der (L\u00f6sung ist die Temperatur konstant geworden und h\u00e4lt sich so beliebig lange Zeit hindurch.\nDer Apparat von Prytz gibt sehr genaue Resultate. Einer allgemeinen Anwendung zu physiologischen Zwecken steht der Umstand im Wege, da\u00df man mindestens 80 cm3 Fl\u00fcssigkeit braucht. Da, wo diese Mengen zur Verf\u00fcgung stehen, w\u00e4re diese Methode sehr zu empfehlen.\nAnwendung der Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung.\nDie Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung dient, wie oben auseinandergesetzt wurde, zur Ermittelung der Konzentration und zur Ermittlung des osmotischen Druckes. Die Methode wird in zweierlei verschiedener Weise benutzt, ein Mal als eine relative, das andere Mal als eine absolute. Bei der Anwendung zur Erlangung von relativen Werten geht man von einer Ausgangsl\u00f6sung aus, entweder einer K\u00f6rperfl\u00fcssigkeit oder einer dem K\u00f6rper k\u00fcnstlich zuzuf\u00fchrenden Fl\u00fcssigkeit, ermittelt deren Gefrierpunktserniedrigung und darauf die im Verlaufe eines Experimentes eintretenden Ver\u00e4nderungen der Gefrierpunktserniedrigung. Man wird sich hierzu des Beckmannschen Apparates in der oben beschriebenen zu physiologischen Zwecken eingerichteten Form bedienen, erstens, weil er rascher und einfacher arbeitet, zweitens weil er nur geringer Mengen Fl\u00fcssigkeit bedarf und drittens, weil die damit erhaltenen Werte, wenn man alle oben beschriebenen Vorsichtsma\u00dfregeln inneh\u00e4lt, hinreichend genau f\u00fcr vergleichende Zwecke sind. Bei jeder einzelnen Bestimmung kann der Fehler der einfachen Methode gegen\u00fcber der Pr\u00e4zisionskryoskopie ann\u00e4hernd gleich sein, so da\u00df der Unterschied in den Gefrierpunktserniedrigungen, auf welche es hierbei ankommt, richtig ermittelt wird. Nicht hinreichend genau ist die Methode, wenn es sich nicht um Vergleiche, sondern um eine einzige absolute Bestimmung handelt. Hier w\u00e4re die Pr\u00e4zisionskryoskopie erforderlich unter Benutzung aller Kautelen.\nOben in der theoretischen Einleitung wmrde gezeigt, in welcher Weise durch die Gefrierpunktserniedrigung die molekulare Konzentration gefunden wird. Handelt es sich also darum, in einer L\u00f6sung von Nichtelektrolyten die molekulare Konzentration zu kennen, beziehentlich eine bekannte Konzentration herzustellen, so ist die Ermittelung der Gefrierpunktserniedrigung das einfachste und sicherste Verfahren. Bei den im Organismus vorkommenden Fl\u00fcssigkeiten erf\u00e4hrt man, weil ausnahmslos Elektrolyte vorhanden sind, nur die osmotische Konzentration (siehe oben). Die Genauigkeit","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Anwendung der Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung.\n153\ndieser Bestimmung ist folgende: A\u00b0 einer Kochsalzl\u00f6sung von 1 \u00b0/0, d. li. von 1I58 osmotischer Konzentration, ist 0,59. ' W\u00e4re der Fehler der Bestim-\nmung 0.01 Grad, so k\u00e4me auf diesen Wert\n\u2014p-p\u2014 osmotische Konzentra-08x59\ntion als Fehler oder in Prozenten (unter Nichtber\u00fccksichtigung der Dissoziation) 0.017 Proz. Kochsalzl\u00f6sung. Der Fehler ist etwa der bei der chemischen Analyse von nicht sehr gro\u00dfer Genauigkeit vorkommender. Der auf Prozentgehalt berechnete Fehler ist bei einer Fehlergrenze von 0.01 bei einer Gefrierpunktsbestimmung bei K\u00f6rpern von gr\u00f6\u00dferem Molekulargewicht z. B. bei Rohrzucker noch gr\u00f6\u00dfer = 0.18 %. Insofern die in den tierischen Fl\u00fcssigkeiten vorkommenden Mengen von Stoffen hohen Molekulargewichts der Art sind, da\u00df sie selbst einen verschwindend kleinen Einflu\u00df auf die Gefrierpunktserniedrigung aus\u00fcben (z. B. beim Serum), ist die Ermittlung der osmotischen Konzentration mit' Hilfe der Gefrierpunktserniedrigung eine zuverl\u00e4ssige, umsomehr als verschiedene Untersucher (z. B. Plamburger und Th. Cohn) unter Ber\u00fccksichtigung der Ergebnisse der Pr\u00e4zisionskryoskopie, eine Genauigkeitsgrenze von 0.0025 erhielten. Die Genauigkeit l\u00e4\u00dft sich namentlich auch erreichen bei Anwendung des Beckmanhschen Apparates in seiner neuen Form (siehe oben) mit Fl\u00fcssigkeitsmengen von 10\u20145 cm3. Nicht sehr gro\u00df ist die Genauigkeit, mit welcher, wie oben gezeigt \u201cwurde, der osmotische Druck aus der Gefrierpunktserniedrigung ermittelt werden kann. Denn selbst die besten in der Physiologie m\u00f6glichen Methoden k\u00f6nnen nicht \u00fcber 0.0010 Genauigkeit geben, das ist aber = 9.1 mm Hg Druck, ein Wert, der mit einem Manometer sehr leicht me\u00dfbar ist. Diese geringe Genauigkeit ist ein Grund (neben den fr\u00fcher auseinandergesetzten), weshalb der osmotische Druck von Substanzen mit sehr hohem Molekulargewicht, insbesondere also der Kolloide, mit Hilfe der Gefrierpunktserniedrigung sich nicht genau ermitteln l\u00e4\u00dft. Aus demselben Grunde ist ein aus der Gefrierpunktserniedrigung gefundener Wert des osmotischen Druckes zu R\u00fcckschl\u00fcssen bei den im Organismus sich abspielenden Prozessen nur in beschr\u00e4nktem Ma\u00dfe zul\u00e4ssig. Hierzu kommt noch, da\u00df die Gefrierpunktserniedrigung nur Aufschlu\u00df gibt \u00fcber den osmotischen Druck der L\u00f6sung bei ihrem Gefrierpunkte; der osmotische Druck bei K\u00f6rpertemperatur ist ein h\u00f6herer und der Temperaturzuwachs l\u00e4\u00dft sich wegen der Zusammensetzung der K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten aus Elektrolyten und Nichtelektrolyten nicht aus den Daten der Kryoskopie berechnen.\nWertvoll ist die Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung bei allen physiologischen Untersuchungen, bei denen es sich um die Beziehungen zwischen zwei durch eine Membran getrennte Fl\u00fcssigkeiten handelt, z. B. einerseits das Blut, andrerseits die Lymphe, oder ein Sekret oder ein Ex-kret oder ein Transsudat, oder eine k\u00fcnstlich, eingef\u00fchrte Fl\u00fcssigkeit. Es kommt hierbei darauf an, erstens den kryoskopischen Unterschied zwischen dem Blut und einer der genannten Fl\u00fcssigkeiten, und zweitens die Gr\u00f6\u00dfe und Richtung der Ver\u00e4nderung des Gefrierpunktes bei experimentellen Eingriffen in beiden festzustellen.\nDie Daten \u00fcber die osmotische Konzentration, welche hierbei erhalten werden, geben dar\u00fcber Aufschlu\u00df, ob und in welchem Umfange osmotische","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nVorg\u00e4nge bei den untersuchten physiologischen Prozessen im Spiele sind oder ob entgegen den osmotischen Kr\u00e4ften Arbeit geleistet wurde.\nBerechnung der geleisteten osmotischen Arbeit aus der G-efrierpunktserniedrigung.\nDreser erkannte zuerst, da\u00df auf Grund der van\u2019t Hoffschen L\u00f6sungstheorie aus den Gefrierpunktserniedrigungen des Blutes und eines aus dem Blute entstehenden Sekretes (Harn) die osmotische Arbeit berechnet werden k\u00f6nnte, welche bei der Herstellung des betreffenden Sekretes geleistet wird. Darauf folgten Galeotti und v. Rhorer. Unterschied im Gefrierpunkt bedeutet Unterschied in der osmotischen Konzentration; diesem Unterschied entspricht wiederum ein Unterschied im osmotischen Druck. Im Palle von Konzentrationsdifferenz ist der osmotische Druckunterschied bestrebt, diesen auszugleichen; die Existenz des Unterschiedes ist ein Beweis daf\u00fcr, da\u00df gegen die Kraft des Druckunterschiedes eine Arbeit geleistet worden ist. Der Ansatz, welcher auf Grund der L\u00f6sungstheorie (G\u00fcltigkeit der Gasge-gesetze f\u00fcr L\u00f6sungen) f\u00fcr die Berechnung der Arbeit zu machen ist, ist folgender: Um aus einer weniger konzentrierten L\u00f6sung eine mehr konzentrierte zu machen oder, anders ausgedr\u00fcckt, um das Volumen einer gegebenen L\u00f6sung auf einen niedrigeren Betrag zu komprimieren, ist Arbeit notwendig; ebenso ist Arbeit notwendig, um aus einer konzentrierten eine weniger konzentrierte zu liefern, indem gegen die Wirkung des osmotischen Druckes Wasser aus der konzentrierten in die verd\u00fcnntere L\u00f6sung gepre\u00dft werden mu\u00df; dieses Verhalten l\u00e4\u00dft sich demnach wie das vorige zur\u00fcckf\u00fchren auf den Fall der Kompression einer L\u00f6sung von einem gr\u00f6\u00dferen zu einem kleineren Volum. Die Formel f\u00fcr diese Arbeit ist:\nA = RT lognat 4 = 2.303 RT log Ai = 2.303 RT log 4l v2\ty2\tAx 0\n(es ist\nvi\n_ p2 _ Ei__________\nv2\t''I Pl\t4 \u00b0\u2019\nR \u2014 0.0821 Literatmosph\u00e4ren = 1.991 Kal = 0,848 Meterkilogr % F\u00fcr T = 370\nA 0\nist A = 58,61 log Literatmosph\u00e4ren = 1427,4 log Grammkalorien =\n/]0\n605,5 log -M Meterkilogramm.\nA\nDiese Formel gilt f\u00fcr den Fall, da\u00df in der hergestellten L\u00f6sung im Volumen 1 Mol. osmotische Konzentration vorhanden ist; das wird im allgemeinen nicht der Fall sein; die osmotische Molkonzentration wird aus der\nGefrierpunktserniedrigung gefunden und ergibt sich zu n = ^-4? wo v2\ndas Volumen des gebildeten Sekretes ist. Demnach lautet die Formel\nJO y\nA = y-gjA 58,61 log ' ti LiteratmoSph\u00e4re u. s. w.\n4\u00b0\nDie Werte, welche man mit Hilfe dieses Ansatzes erh\u00e4lt, sind aber nicht genau. Erstens m\u00fc\u00dfte man, wie v. Rhorer gezeigt hat, die partiellen Konzentrationen der Sekretbestandteile kennen und f\u00fcr diese einzeln die","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Berechnung der geleisteten osmotischen Arbeit aus der Gefrierpunktserniedrigung. 155\nRechnung durchf\u00fchren. Berechnet man z. B. die osmotische Arbeit hei der Harnbereitung auf Grund der Kochsalz- und Harnstoffgehalte eines bestimmten Harnes, so bekommt man viel gr\u00f6\u00dfere Werte. Die partiellen Konzentrationen der Sekrete sind nur zum Teil bekannt. Zweitens bleibt bei der Bildung eines konzentrierten Harnes aus dem weniger konzentrierten Blute Wasser im Blute zur Verd\u00fcnnung des Blutes \u00fcbrig. Diese Tatsache kann man auch so ausdr\u00fccken, da\u00df man sagt, die im Blute gel\u00f6sten Molek\u00fcle dehnen sich bei einem konstanten Druck (0.560 A \u00b0) auf ein gr\u00f6\u00dferes Volumen aus, was einen entsprechenden Arbeitsgewinn ausmacht. Dieser Arbeitsgewinn mu\u00df von der oben berechneten Arbeit abgezogen werden. Drittens, bei der Bildung eines Sekretes geringerer Konzentration als das Blut geben feste Bestandteile vom Blut in das Sekret, also vom Ort hoher zu niederer Konzentration \u00fcber, wodurch Arbeit verrichtet wird, die von der osmotischen Arbeit der Dr\u00fcse abzuziehen ist. (Das n\u00e4here siehe hei V. Rhorer.) \u25a0 Viertens gelten die zugrunde gelegten Formeln f\u00fcr den Spezialfall, da\u00df die Arbeit isotherm verrichtet wird. Dieser Spezialfall ist nicht im Organismus streng verwirklicht, da in vielen Dr\u00fcsen W\u00e4rme gebildet. wird. Schlie\u00dflich mu\u00df betont werden, da\u00df auf dem geschilderten Wege nur die osmotische Arbeit einer Dr\u00fcse, nicht aber die Gesamtarbeit gefunden wird.\nDie Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung irgend einer dem tierischen Organismus entstammenden Fl\u00fcssigkeit ohne Vergleich mit einer anderen kann ferner angewendet werden, wenn die normale osmotische Konzentration mit hinreichender Sicherheit bekannt ist F\u00fcr einige ist das der Fall, z. B. f\u00fcr das Blut. Sollen diese Bestimmungen einen Wert haben, so m\u00fcssen sie mit einer Methode gemacht werden, welche den Anforderungen derPr\u00e4zisionslcryoskopie gen\u00fcgen.\nAbgesehen von den hier genannten F\u00e4llen gewinnt die Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung erst Wert in Verbindung mit anderen, sp\u00e4ter folgenden Methoden. Vor \u00dcbersch\u00e4tzung einer blo\u00dfen Gefrierpunktsbestimmung mu\u00df gewarnt werden; sie leistet oft nicht mehr, manchmal weniger als die chemische Bestimmung gewisser Bestandteile der K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten.\nAnwendung der Gefrierpunktsbestimmung im einzelnen.\n1. Blut. Zur Gefrierpunktsbestimmung des Blutes kann man Serum, defibriniertes oder Gesamthlut benutzen. Die bisher mit genauesten Methoden gewonnenen Werte ergeben Unterschiede des Gefrierpunktes, welche als innerhalb der Fehlergrenzen der Methode liegende kaum zu ber\u00fccksichtigen w\u00e4ren; zudem haben Hamburger und Hedin nachgewiesen, da\u00df defibriniertes Blut und entsprechendes Serum \u00e4quimolekular sind. Die Benutzung von Serum, wo ang\u00e4ngig, ist vorzuziehen, weil der Ausgleich zwischen Eis und Fl\u00fcssigkeit sich leichter herstellt und man die Eisbildung im durchsichtigen Serum besser verfolgen kann. Hingegen ist die Art der Gewinnung des Blutes auf den Gefrierpunkt von Einflu\u00df; die Pr\u00e4zisionskryoskopie zeigt Unterschiede zwischen dem spontan abgesetzten und dem durch Zentrifugieren gewonnenen. Fenier ergeben sich Unterschiede zwischen arteriellem und ven\u00f6sem Blute; letzteres ist konzentrierter. Da in einer Fl\u00fcssigkeit gel\u00f6ste Gase wie andere gel\u00f6ste Bestandteile Einflu\u00df auf die Gefrierpunktserniedrigung haben, hat auch jeder Eingriff, der den Gehalt des Blutes an","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\ngel\u00f6stem Gas ver\u00e4ndert, Folgen f\u00fcr die Gefrierpunktserniedrigung des betreffenden Blutes. Narkose und Vergiftungen sind in dieser Beziehung zu ber\u00fccksichtigen. Die Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung am menschlichen Blute ist vor allem aus praktischen Gr\u00fcnden eingehend diskutiert worden. Die praktische Seite mu\u00df hier \u00fcbergangen werden. Wo diese Bestimmung in der Physiologie angewandt wird, gelten dieselben Vorschriften wie f\u00fcr die ldinische Verwertung. Meist wird es sich darum handeln, ob eine Abweichung vom normalen Gefrierpunkt vorkommt oder nicht. Deshalb mu\u00df die Bestimmung mit Hilfe der Pr\u00e4zisionskryoskopie gemacht werden. Dann mu\u00df vor Gewinnung des Normalwertes, wie Cohn gezeigt hat, auf die gleichm\u00e4\u00dfige Einrichtung der Lebensweise der Individuen geachtet werden. (Beobachtete Schwankungen zwischen \u2014 0.5170 und \u2014 0.562 \u00b0.)\n2. Harn. Der zu Gefrierpunktsuntersuchungen dienende Harn ist entweder ein unter gewissen Experimentalbedingungen aus Fisteln gewonnener oder eine Portion eines Tagesharnes. F\u00fcr den letzteren gilt, wie bei Stoff-wmchselversuchen, da\u00df der gesamte, einer 24 st\u00fcndigen Versuchsperiode entstammende Harn gut gemischt werde. Die voraufgegangene Ern\u00e4hrung und Fl\u00fcssigkeitsaufnahme ist in R\u00fccksicht zu ziehen. Der Harn soll, wegen seiner leichten Zersetzungsf\u00e4higkeit, m\u00f6glichst rasch in Arbeit gezogen werden. Wird die Bestimmung des A\u00b0 des Harns nach einer der einfacheren Methoden gemacht, so beobachtet man \u00f6fters, da\u00df mehrere hintereinander gewonnenen Werte nicht so gut \u00fcbereinstimmen, wie z. B. beim Blute. Dies r\u00fchrt daher, da\u00df \u00f6fters der Harn nicht mehr eine sehr verd\u00fcnnte L\u00f6sung ist,, deren Konzentrations\u00e4nderung durch die Eisausscheidung eine nicht zu vernachl\u00e4ssigende Ver\u00e4nderung erleidet. Es ist daher nach M\u00f6glichkeit bei konzentrierten Harnen daf\u00fcr zu sorgen, die Eisausscheidung bei jeder Einzelbestimmung gleich gro\u00df zu machen.\nDie Gefrierpunktserniedrigung des Harnes wird in Beziehung gesetzt\nzu einer Reihe von auf\nanderen Wegen\nn -,\t1 A x Urinmenge, ,.\nfolgende: 1.\t--------p, die sogenannte\nK\u00f6rpergewicht\nb 5*-\ngewonnenen Werten. Es sind diur\u00e8se mol\u00e9culaire totale\u201c\n(Claude u. Balthazard), 2. A xUrinmenge, Moleculardiurese oder \u201eValenzwert\u201c (St rau\u00df), 3. das Verh\u00e4ltnis (Koranyi),4. ^ ^1\u2122en^e\u2019 der\nvon v. Kor any i als Kochsalz\u00e4quivalent bezeichnete Wert, worin 61,3 die mit 100 multiplizierte Gefrierpunktserniedrigung einer 1 \u00b0/0 NaCl L\u00f6sung ist,\n5. das Verh\u00e4ltnis gpez Qew > 6- das Verh\u00e4ltnis wobei der Stickstoffgehalt\nprozentisch ausgedr\u00fcckt wird. Die Gewinnung dieser Werte bedarf nach der methodischen Seite hin keiner Beschreibung. Die Diskussion der Bedeutung dieser Werte ist nicht Sache der Methodik und findet sich in der einschl\u00e4gigen Literatur.\n3. Milch. Nach der methodischen Seite hin ist bei der Gefrierpunktsbestimmung der Milch zu bemerken, da\u00df darauf zu achten ist, da\u00df beim R\u00fchren keine Schaumbildung eintritt. Bei der Kryoskopie der Milch ist \u00f6fters eine spontane Eisbildung schon bei sehr geringer Unterk\u00fchlung zu beobachten. Die Gewinnungsart und Zeit, sowie die sonstige Beschaffenheit","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Anwendung der Gefrierpunktsbestimmung im einzelnen.\n157\n(Vollmilch oder Magermilch) sind zu ber\u00fccksichtigen. Da eine ziemliche \u00dcbereinstimmung \u00fcber den konstanten Wert der Gefrierpunktserniedrigung der normalen Milch herrscht (Isotonie mit dem zugeh\u00f6rigen Blutsei*um) ist die Kryoskopie ein gutes Mittel, um einerseits Zus\u00e4tze von Wasser oder fester Bestandteile zu erkennen, andererseits, um Ver\u00e4nderungen der Sekretionsverh\u00e4ltnisse zu untersuchen.\n4.\tIn betreff der \u00fcbrigen Fl\u00fcssigkeiten des tierischen Organismus bedarf es au\u00dfer des Hinweises auf das im Teil I \u00fcber die Gewinnung gesagten keiner besonderen Angaben.\n5.\tKryoskopie von Organen. An Organst\u00fccken ist die Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung von Sabbatini und von Fredericq ausgebildet worden. Ein St\u00fcckchen frisches Gewebe wird in kleine St\u00fcckchen zerschnitten oder zu Brei zerrieben. Der Brei wird in das Gefrierrohr des Beckmannschen Apparates gebracht. Das Gefrierrohr wird zun\u00e4chst in einem K\u00e4ltebad von\u20143\u00b0 bis \u20145\u00b0 aufO0 abgek\u00fchlt und dann in den Luftmantel des Beckmannschen Apparates eingesetzt. Wenn die Temperatur etwa l/2 Grad unterhalb des erwarteten Gefrierpunktes gesunken ist, impft man mit einem Eiskristallchen. Man r\u00fchrt mit einem R\u00fchrer und liest den h\u00f6chsten Stand des Thermometers ab. Einer gro\u00dfen Genauigkeit ist nat\u00fcrlich diese Methode nicht f\u00e4hig, gibt aber immerhin verwertbare Aufschl\u00fcsse.\nEine andere Methode besteht darin, da\u00df aus den Geweben ein w\u00e4\u00dfriger Extrakt hergestellt wird, welches dem Gewebesaft entsprechen soll. Zu diesem Zwecke werden 30 bis 50gr. frischer Gewebe in kleine St\u00fcckchen zerschnitten und in 4 bis 8 Reagensgl\u00e4ser verteilt; dort sollen sie vom Boden eine S\u00e4ule von 4 bis 5 Zentimeter H\u00f6he bilden. Die Reagensgl\u00e4ser werden fest mit einem Kautschukstopfen verschlossen und einige Minuten lang in kochendes Wasser gehalten. Hach dem Erkalten pre\u00dft man die St\u00fcckchen mit einem abgerundeten Glasstab noch aus, mischt die Fl\u00fcssigkeit durch Hin- und Herflie\u00dfenlassen an den Glasw\u00e4nden und filtriert schlie\u00dflich. Der klare Saft wird kryoskopiert. Man erh\u00e4lt dieselben Werte wie mit den Organst\u00fcckchen selbst. Nicht alle Gewebe eignen sich zum Auspressen, z. B. nicht das Gehirn, die Leber und die Milz vom Hund.\nAbteilung 3. Bestimmung des osmotischen Druckes und der osmotischen Konzentration mit Hilfe des Tensimeters.\nPrinzip: Der Dampfdruck eines L\u00f6sungsmittels wird durch darin gel\u00f6ste Stoffe vermindert und zwar ist diese Verminderung proportioneil der Menge gel\u00f6sten Stoffes. Da die relative Dampfdrucksverminderung jeder L\u00f6sung gleich dem Verh\u00e4ltnis zwischefi der Zahl der Mole des gel\u00f6sten Stoffes und der Gesamtzahl der in der Fl\u00fcssigkeit enthaltenen Mole ist, l\u00e4\u00dft sich aus jener das Molekulargewicht der gel\u00f6sten Substanz sowie die molekulare, beziehentlich bei Elektrolyten, die osmotische Konzentration ermitteln. F\u00fcr\nverd\u00fcnnte L\u00f6sungen gilt:\nm\ng_M p P P\n^wom das Molekulargewicht der gel\u00f6sten Substanz, M das-\njenige des L\u00f6sungsmittels,\nP\nP\u2014 P1\ndie relative Dampfdruckerniedrigung, g das\nGewicht des gel\u00f6sten Stoffes, G das Gewicht des L\u00f6sungsmittels ist.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nKennt man die Dampfdruckerniedrigung einer L\u00f6sung von bekannter Molenzahl, so kann man, wie aus der Gefrierpunktserniedrigung, in jeder L\u00f6sung mit dem gleichen L\u00f6sungsmittel durch Division der jeweilig gefundenen Dampfdruckerniedrigung in die molekulare D\u00e4mpfdruckerniedrigung die Mol beziehentlich die osmotische Konzentration finden. Die Dampfdruckerniedrigung einer L\u00f6sung steht im Zusammenhang mit ihrem osmotischen Drucke; sie ist ein Anzeichen daf\u00fcr, da\u00df zur Trennung von L\u00f6sungsmittel und gel\u00f6ster Substanz Arbeit gegen den osmotischen Druck geleistet werden mu\u00df. Aus der Dampfdrucksverminderung einer L\u00f6sung l\u00e4\u00dft sich ihr osmotischer Druck nach folgender Formel berechnen\nP = PziP1 Ojggl TlOOOg\np\tMo\nworin p der Dampfdruck des reinen L\u00f6sungsmittels, p1 derjenige der L\u00f6sung, T die absolute Temperatur, S das spezifische Gewicht und Mo das Molekulargewicht der gel\u00f6sten Substanz, 0.0821 die Gaskonstante sind.\nPhysiologische Anwendung: Die tensimetrische Bestimmung der Konzentration und des osmotischen Druckes haben da, wo sie bisher angewandt wurden, gute Kesultate gegeben, sie ist aber in der physikalischen Chemie keine sehr h\u00e4ufig ge\u00fcbte. Die Gr\u00fcnde hierf\u00fcr sind, da\u00df der Dampfdruck sehr von der Temperatur abh\u00e4ngig ist, der Apparat aber bei absoluten Messungen in einem sehr gut regulierbaren Thermostaten gehalten werden mu\u00df, ferner da\u00df sehr geringe Mengen fl\u00fcchtiger Bestandteile in einer L\u00f6sung den Dampfdruck stark beeinflussen und schlie\u00dflich, da\u00df die physikalische Chemie in der Methode der Siedepunktsbestimmung ein vorz\u00fcgliches Mittel besitzt auf dynamischem Wege die Dampfdruckerniedrigung festzustellen. F\u00fcr die Physiologie hat aber die tensimetrische Methode eine Reihe von Vorz\u00fcgen, die ihre weitere Ausbildung erw\u00fcnscht machen. Es kann der osmotische Druck einer L\u00f6sung bei den im Organismus vorkommenden Temperaturen untersucht werden, und nicht blo\u00df, wie bei der Kryoskopie, bei der Gefriertemperatur der L\u00f6sung; es sind zur Bestimmung nur geringe Fl\u00fcssigkeitsmengen erforderlich, beispielsweise imFriedenthalschenDifferen-tialtensimeter eventuell nur 0,2 cm3; schlie\u00dflich hat Friedenthal darauf aufmerksam, gemacht, da\u00df ein besonderer Vorzug der Tensionsmessung gegen\u00fcber der Kryoskopie darin liegt, da\u00df bei Ver\u00e4nderungen des osmotischen Druckes ohne Unterbrechung der Gang der \u00c4nderung am Manometer abgelesen werden kann. Diesem Vorteil steht allerdings der Nachteil gegen\u00fcber, da\u00df zur Bestimmung der Dampfdruckerniedrigung sorgf\u00e4ltig die letzten Spuren gel\u00f6ster Gase aus der Fl\u00fcssigkeit entfernt werden m\u00fcssen. Bei denjenigen Fl\u00fcssigkeiten des tierischen Organismus, welche Gase enthalten, mu\u00df bei genauen Messungen eine noch nicht hinl\u00e4nglich gesicherte Korrektur angebracht werden.\nDifferentialtensimeter von Friedenthal.\nFriedenthal hat f\u00fcr physiologischeZwecke ein Differentialtensimeter konstruiert, welches durch Neigen des Manometerrohres jede gew\u00fcnschte Empfindlichkeit einzustellen gestattet. Der Winkel a, welchen das Manometerrohr mit dem Horizont bildet, ist an einer Skala mit Nonius ablesbar. Wenn h der an der Skala des Manometerrohres abgelesene Skalenteil ist,","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Differentialtensimeter von Friedenthal.\n159\nd das spezifische Gewicht der Manometerfl\u00fcssigkeit (Quecksilber oder R\u00fcb\u00f6l), a der Neigungswinkel, so ist der Druck p = pd sin a. Die Handhabung des Differentialtensimeters ist folgende: Das Tensimeter wird von seinem Metalllager abgeschraubt und in den Glasschliff einer Toeplerschen Luftpumpe eingeh\u00e4ngt. Durch F\u00fcllen des Glasgef\u00e4\u00dfes, welches den Schliff umgibt, mit Quecksilber wird die Dichtung zu einer absoluten gestaltet. Vor dem Gebrauch wird das Manometerrohr mit der Sperrfl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt, eine geringe Quantit\u00e4t der auf ihren osmotischen Druck zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit mit einer d\u00fcnnen Pipette in die Glaskugel F eingef\u00fchrt, w\u00e4hrend eine gleiche Quantit\u00e4t konzentrierte Schwefels\u00e4ure mit Phosphors\u00e4ureanhydrid in die benachbarte Glaskugel ebenfalls mit einer Pipette gebracht wird. Die zur Einf\u00fchrung der Fl\u00fcssigkeit ge\u00f6ffneten Glasschliffe werden eingedreht mit geschmolzenen Paraffin luftdicht verkittet. Die aus dem Tensimeter ausgepumpten Gase m\u00fcssen, ehe sie in die Luftpumpe gelangen, zum Trocknen durch eine Vorlage mit P2 05 gehen; Feuchtigkeit w\u00fcrde das Vakuum verschlechtern. Nachdem ein Vakuum erzielt worden ist, wird das Tensimeter nach Schlu\u00df der H\u00e4hne bei e abgenommen und auf seinem Stativ befestigt. Diese H\u00e4hne sind durch Quecksilberringe gegen das Eindringen von Luft gesichert. Durch Zuschmelzen der kleinen Glasstutzen mit Paraffin wird das Hinauslaufen des Quecksilbers aus den Ringen der H\u00e4hne verhindert. Das Tensimeter wird auf das Stativ so befestigt, da\u00df das Manometerrohr auf eine in 1j2 Millimeter geteilte Glasskala zu liegen kommt. Das Grundbrett des Tensimeters ist durch zwei Stellschrauben K mittelst einer Wasserwage genau in die Horinzontale einzustellen. Das Tensimeter kommt in einen Thermostaten. Als Ver-\tpjg, 17,\ngleichsl\u00f6sung dient destilliertes Wasser. Um den\nApparat zu eichen und gleichzeitig die Genauigkeit desselben zu pr\u00fcfen, kann man die anderweitig bekannte Konzentration der L\u00f6sung einer. Substanz von bekanntem Molekulargewicht ermitteln. Die anzuwendende Formel hierf\u00fcr ist:\nX:\nMxzJ pxN p.s\nwo N=\nGramm L\u00f6sungsmittel\nf\u00fcr Wasser\n100\n18 :\n5.55,\nMolekulargewicht des L\u00f6sungsmittels zip die Tensionsdifferenz, p die Tension des Wasserdampfes bei der Versuchstemperatur, M das Molekulargewicht der gel\u00f6sten Substanz und s das spezifische Gewicht des Quecksilbers ist. Die L\u00e4ngen sind in cm anzugeben. Der G\u00fcte von Herrn Dr. Friedenthal verdankt der Verfasser folgendes Beispiel: Angewendet wurde eine 5% NaCl L\u00f6sung, deren Prozentgehalt tensimetrisch bestimmt werden sollte. Die Versuchstemperatur betrug 40.1\u00b0, die Tension des Wasserdampfes hierbei ist 55,46 mm Hg. Der Dissoziationsgrad des Kochsalzes in dieser L\u00f6sung betr\u00e4gt 0.8; das mittlere Molekular-","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\ngewicht des Kochsalzes in dieser L\u00f6sung M = 32,2; das spezifische Gewicht der Manometerfl\u00fcssigkeit Kiib\u00f6l = 0.915, der Neigungswinkel des Tensimeters bei der Ablesung betrag 45\u00b0, als Vergleichsl\u00f6sung diente destilliertes Wasser. Die abgelesene Tensionsdiflerenz am Manometer betrug 32,0 mm Itiib\u00f6l.\nX\n= 4,93% (statt 5,00%).\n32.2x2.08x5.55 5,516x13,6\nDie ben\u00f6tigte Menge L\u00f6sung betrug 0.5\u20140.2 cm3.\nDas Friedenthalsche Tensimeter hat sich besonders n\u00fctzlich erwiesen zur Untersuchung' der Ver\u00e4nderungen in der molaren, beziehentlich osmotischen Konzentration, welche in einer L\u00f6sung spaltungsf\u00e4higer Substanzen durch Fermente im Verlaufe von deren Einwirkung auf die letzteren entstehen.\nDifferentialtensimeter von Moore und Roaf zur Bestimmung der Dampfspannung von Chloroform usw.\nDas Prinzip des Differentialtensimeters von Moore und Koaf ist im allgemeinen aus der Figur 18 ersichtlich. Die beiden R\u00f6hren sind in ccm geteilt und im oberen Teile, dem Messbereich, in i/io cm3. Der ganze Apparat ist an einem festen Stativ befestigt\nund jeder Teil f\u00fcr sich verschiebbar, um das Quecksilberniveau zu justieren. Die R\u00f6hren sind beim Versuch mit Warmwasserr\u00f6hren umgeben. Die oberen eingeschliffenen Glasstopfen sind zur Dichtung mit Ringen, die mit Quecksilber gef\u00fcllt werden, umgeben. In das Innere der R\u00f6hre kann eine Vorrichtung zum R\u00fchren und Mischen der Fl\u00fcssigkeit eingef\u00fchrt werden (in der Figur durch die auf dem Quecksilber ruhenden Kn\u00f6pfen dargestellt). Durch das R\u00fchren wird auch die Herstellung des Gleichgewichts zwischen Fl\u00fcssigkeit und Dampfraum beschleunigt. Das niedrigere Seitenrohr neben jedem gr\u00f6\u00dferen Rohr dient zur Beseitigung der eventuellen kleinen Luftbl\u00e4schen, welche langsam durch die Gummiverbindungen hindurchdringen, wenn das Quecksilberreservoir nach Herstellung des Vakuum gesenkt wird. Durch Heben des Quecksilberreservoirs bei ge\u00f6ffnetem Kautschukverschlu\u00df und Auslaufen von etwas Quecksilber kann die eingedrungene Luft entfernt werden. Das Quecksilberreservoir ist an einem Halter befestigt, der gr\u00f6bere Verstellung und feinere vermittelst einer Schraube gestattet. Beim Gebrauch des Apparates werden die beiden Rohre zun\u00e4chst in gleicher H\u00f6he eingestellt, das Quecksilberreservoir wird mit Quecksilber gef\u00fcllt und der ganze Apparat bei ge\u00f6ffnetem Stopfen mit Quecksilber angef\u00fcllt. Hierauf werden die Stopfen geschlossen und mit Quecksilber gedichtet und das Quecksilberreservoir gesenkt gestellt, bis ein Vacuum hergestellt ist. Das Reservoir wird dann bis zur H\u00f6he gehoben, um die letzten Luftbl\u00e4schen zu entfernen.\nMoore und Roaf haben das Tensimeter angewandt zur Ermittelung der Dampfspannung von Chloroform in Wasser, Salzl\u00f6sungen und Serum. Das Tensimeter w\u00fcrde sich auch zu anderen Dampfdruckbestimmungen eignen; es sei aber das von Moore und Roaf benutzte Verfahren hier beschrieben. Im gebrauchfertigen Apparat werden bei","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit der Elektrolyte.\n161\nge\u00f6ffnetem Stopfen die Quecksilberniveaus so justiert, da\u00df auf beiden Seiten ein gleiches Niveau \u00fcber dem Quecksilber ist. Hierauf wird ein bestimmtes Volumen (z. B. 5 cm3) des L\u00f6sungsmittels auf der einen Seite und dasselbe Volumen einer Chloroforml\u00f6sung im gleichen L\u00f6sungsmittel auf der anderen Seite eingef\u00fchrt. Die eingef\u00fchrte L\u00f6sung, z. B. Blut oder Serum mu\u00df gasfrei sein (vorher entgasen). Sowie die L\u00f6sung eingef\u00fchrt worden ist, werden die Stopfen geschlossen, wobei Sorge zu tragen ist, da\u00df keine Luft mit eingeschlossen wird. Um dies zu verhindern, werden 2\u20143 cm3 mehr als erforderlich \u00fcber das Quecksilber eingebracht, derart, da\u00df die Fl\u00fcssigkeit im oberen Hals der R\u00f6hre \u00fcbersteht. Durch L\u00fcften des Stopfens und Regulieren mit dem Quecksilberniveau wird das gew\u00fcnschte Volumen eingebracht. Nachdem sich auf beiden Seiten das gleiche Volumen Fl\u00fcssigkeit ohne Luft befindet, wird das Quecksilber gesenkt, bis ein Dampfraum entsteht. Auf derjenigen Seite, auf welcher sich die Chloroforml\u00f6sung befindet, wird das Quecksilber tiefer stehen. Die Differenz wird direkt den Dampfdruck der Chloroforml\u00f6sung f\u00fcr diej betreffende Konzentration und Temperatur geben. Der Dampfdruck des Wassers wird allerdings einen kleinen Fehler bedingen, insofern auf der Seite der Chloroforml\u00f6sung eine konzentriertere L\u00f6sung sich befindet, wodurch der Dampfdruck des Wassers vermindert wird. Doch kann der Fehler im Vergleich zur Gr\u00f6\u00dfe des Dampfdruckes des Chloroforms vernachl\u00e4ssigt werden. Es sind einige Vorsichtsma\u00dfregeln zu beachten. 1. Vor der Ablesung mu\u00df der Dampfraum \u00fcber den w\u00e4\u00dfrigen L\u00f6sungen auf gleiches Volumen eingestellt werden, damit keine Ungleichheit des Druckes der auf beiden Seiten ausgepumpten Gase eintritt. 2. Es mu\u00df kr\u00e4ftig ger\u00fchrt werden, bis man dauernd konstante Ablesungen erh\u00e4lt. 3. Die Temperatur mu\u00df auf beiden Seiten gleich sein. 4. Eine Korrektur ist anzubringen an der Konzentration der eingef\u00fchrten L\u00f6sung f\u00fcr die Menge des an den Dampfraum abgegebenen Chloroforms. Die im Dampfraum vorhandene Chloroformmenge wird gefunden aus dem Produkt aus beobachtetem Dampfdruck und Volum des Dampfraums. Zieht man diesen Wert von der anderweitig bekannten Konzentration der eingef\u00fchrten L\u00f6sung ab, so erh\u00e4lt man die Konzentration der Chloroforml\u00f6sung, welche dem beobachteten Dampfdruck entspricht. Das Verh\u00e4ltnis des Dampfdruckes der L\u00f6sung zur Konzentration im Dampfraum gibt den Teilungskoeffizienten.\nMoore undRoaf bringen zwei Methoden zur Anwendung. Die eine Methode besteht in der Herstellung von Dampfr\u00e4umen variablen Volumens und einer stets gleich konzentrierten L\u00f6sung, die andere in der Benutzung eines stets konstanten Volums und verschieden konzentrierter L\u00f6sungen. Die letztere Methode gibt die genaueren Resultate.\nAbteilung 4. Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit der Elektrolyte.\nTheorie.\nIn w\u00e4\u00dfrigen L\u00f6sungen, somit in den Fl\u00fcssigkeiten des tierischen Organismus, sind die gel\u00f6sten Elektrolyten teilweise als Ionen vorhanden. Die fr\u00fcher besprochene osmotische Konzentration ist die Konzentration an nicht dissoziierten Molek\u00fclen -j- Ionen, der osmotische Druck ist eine von der Summe beider abh\u00e4ngige Gr\u00f6\u00dfe. In L\u00f6sungen von Elektrolyten geben daher die Methoden, welche direkt oder indireekt den osmotischen Druck bestimmen, keinen Aufschlu\u00df \u00fcber die molekulare Konzentration. Der Anteil, welchen die Ionen an den besprochenen Gr\u00f6\u00dfen, sowie an einer Reihe von Erscheinungen, die von ihnen abh\u00e4ngen, haben, wird ermittelt mit Hilfe der Leitf\u00e4higkeitsbestimmung. Die Leitf\u00e4higkeit einer L\u00f6sung h\u00e4ngt ab, bei bestimmter Temperatur, von ihrem Gehalt an freien Ionen und von der Reibung der Ionen an ihren Nachbarn und am L\u00f6sungsmittel oder von der Wanderungsgeschwindigkeit. Die Leitf\u00e4higkeit wird gefunden durch Bestimmung der mit ihr reziproken Gr\u00f6\u00dfe, dem elektrischen Widerstand, ausgedr\u00fcckt in Ohm.\nTigerstedt, Handb. d. pbys. Methodik 1,2.\n11","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162 Leon Asher, Die Anwendung der pkys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nAls spezifische Leitf\u00e4higkeit (K) bezeichnet man die in reziproken Ohm ausgedr\u00fcckte Leitf\u00e4higkeit, die ein Fl\u00fcssigkeitszylinder von lqem Grundfl\u00e4che und lern H\u00f6he hat und als Einheit das Leitverm\u00f6gen einer Fl\u00fcssigkeit, die in der Form eines Zylinders von 1 qcm Grundfl\u00e4che und 1 cm H\u00f6he den\nWiderstand 1 Ohm besitzt. Es ist dann w \u2014 Tr Ohm; K = -r \u2014> wo\nKt\tt w\n1 die L\u00e4nge in cm, f der Querschnitt in cm3 des Gef\u00e4\u00dfes ist, in dem die L\u00f6sung sich befindet. Unter \u00e4quivalenter Leitf\u00e4higkeit (.A) versteht man die Leitf\u00e4higkeit einer L\u00f6sung, die 1 Gramm\u00e4quivalent in lern3 L\u00f6sung\nenth\u00e4lt. A = \u2014 : sei <p \u2014 -- die Verd\u00fcnnung im cm3/gr \u00c4quivalenten,\nso ist A = K (p. Die Leitf\u00e4higkeit von L\u00f6sungen wird in Gef\u00e4\u00dfen verschiedenen Kalibers bestimmt. Es ist meist unbequem den zwischen den Elektroden befindlichen Raum auszumessen. Anstatt dessen f\u00fchrt man die Widerstandskapazit\u00e4t ein, d. h. den Widerstand, welchen das Gef\u00e4\u00df hat, wenn es mit einer L\u00f6sung von der spezifischen Leitf\u00e4higkeit 1 gef\u00fcllt wird. Dann wird\njr C ,\t. CPC\nK = \u2014 oder A=- \u25a0 w\tw -\nDie Ermittlung der Leitf\u00e4higkeit gibt einen Wert, der im allgemeinen von zwei Faktoren abh\u00e4ngt. In sehr verd\u00fcnnten L\u00f6sungen ist die Dissoziation eine vollst\u00e4ndige und die \u00e4quivalente Leitf\u00e4higkeit A\u0153 ist nur abh\u00e4ngig von der Wanderungsgeschwindigkeit der Ionen, in nicht verd\u00fcnnten L\u00f6sungen ist die \u00e4quivalente Leitf\u00e4higkeit au\u00dferdem abh\u00e4ngig von dein Bruchteil a eines im Volum t] aufgel\u00f6sten Gramm\u00e4quivalentes, der in Ionen gespalten ist. Es ist nach Kohlrausch\nA\u0153 \u2014 1k + 1a; A\u201e = a (1k + 1a) also a =\nDissoziationsgrad\nwo 1k und 1a die Wanderungsgeschwindigkeiten der Kationen und Anionen sind. Es kann also der Dissoziationsfaktor a ermittelt werden durch die Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit zweier L\u00f6sungen verschiedener Konzentration. Voraussetzung hierf\u00fcr ist, da\u00df durch Verd\u00fcnnung der konzentrierten L\u00f6sung sich ein Grenzwert erreichen l\u00e4\u00dft, in dem die auf ein Gramm\u00e4quivalent berechnete Leitf\u00e4higkeit nicht mehr zunimmt. In vielen F\u00e4llen, wo sich dieser Grenzwert, die molekulare Leitf\u00e4higkeit, nicht experimentell finden l\u00e4\u00dft, kann man dieselbe berechnen. (N\u00e4heres hier\u00fcber siehe Ostwald-Luther, Phys. ehern. Messungen p. 434.)\nDie dargelegten theoretischen Grundlagen der Leitf\u00e4higkeitsbestimmungen gelten zun\u00e4chst nur streng f\u00fcr L\u00f6sungen eines einzigen Elektrolyten. Sehr viel verwickelter werden die Erscheinungen in L\u00f6sungen von mehreren Elektrolyten nebst Nichtelektrolyten, insbesondere dann, wenn deren Menge und Natur nicht anderweitig bekannt sind. Dieser Fall liegt bei den rein physiologischen Untersuchungen vor. Bei den Anwendungen der Leitf\u00e4higkeitsbestimmung in der Physiologie wird hierauf eingegangen werden.\nAnmerkung: Fr\u00fcher wurde das elektrische Leitverm\u00f6gen auf Quecksilber von 0\u00b0 als Einheit bezogen. Diese Einheit ist 10630 mal gr\u00f6\u00dfer und wird als K bezeichnet. Es ist demnach K = 10630 K.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit der Elektrolyte.\n163\nDas Leitverm\u00f6gen ist abh\u00e4ngig von der Temperatur, indem von dieser sowohl der Grad der Dissoziation sowie die Wanderungsgeschwindigkeit beeinflu\u00dft wird; im allgemeinen w\u00e4chst das Leitverm\u00f6gen auf 10 um mehrere Prozente. Ist K18 das Leitverm\u00f6gen bei 18, Kt und K2 das Leitverm\u00f6gen bei den Temperaturen und t2, so ist der Temperaturkoeffizient\n\u201e = J_ Ka-Ka\n^\u25a018\t*2 U\nPraktische Ausf\u00fchrung der Bestimmung.\nDas Leitverm\u00f6gen wird ermittelt durch Bestimmung des Widerstandes der betreffenden L\u00f6sung. Der Widerstand der L\u00f6sung wird gefunden mit Hilfe der Wheats toneschen Br\u00fcckenanordnung. Die Br\u00fcckenanordnung wird. gebildet aus dem zu messenden Widerstand w, einem Rheostatem R mit bekannten Widerst\u00e4nden, einem Me\u00dfdraht und einem Zweige, der einen variablen Punkt des Me\u00dfdrahtes mit dem Knotenpunkt der beiden ersten Zweige verbindet. In diesem Verbindungszweige flie\u00dft kein Strom, wenn sich\n~ = verh\u00e4lt, wo a und b die L\u00e4ngen der durch Kontaktverschiebung zu R D\nsuchenden Teilstrecken des Me\u00dfdrahtes sind. Daraus ergibt sich der gesuchte Widerstand u = Rp Die Versuchsanordnung ist aus der beifolgenden\nFigur 19 ersichtlich.\nDa es sich um polarisierbare Leiter zweiter Klasse handelt, mu\u00df zur Vermeidung der Polarisation der Br\u00fcckenanordnung ein Wechselstrom zugef\u00fchrt werden. Die Benutzung eines Wechselstromes hat zur Folge, da\u00df man zum Erkennen, ob im Br\u00fcckendraht Strom vorhanden ist oder nicht, sich eines Telephons bedienen mu\u00df.\nWie aus der Figur ersichtlich, legt man, einem Vorschlag von Kohlrausch folgend, den Wechselstrom liefernden Apparat in\nden mit dem Gleit-\tFig.\t19.\n1\tg e\t,U ,\t,\t.\t.\t\t\t\n11\t\u00a9 \u00a9\t100\t200\t300\t900\t600 \u00dfOO\t700\t800 S00\nkontakt verbundenen\nZweig, das Telephon aber an die unverr\u00fcckbaren Zuleitungsdr\u00e4hte zum Me\u00dfdraht. An dem Prinzip wird durch diese Vertauschung der .sonst \u00fcblichen Anordnung nichts ge\u00e4ndert. Hingegen werden die Unreinheit und Ungenauigkeit des Telephontones, die durch ungen\u00fcgende Anlagerung des gleitenden Kontaktes resultieren, vermieden. Ganz allgemein wird die Messung so ausgef\u00fchrt, da\u00df ein passender Vergleichswiderstand eingeschaltet, der Wechselstrom in Gang gesetzt und durch Verschiebung des Gleitkontaktes am Me\u00dfdrahte","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"104 Leon Aslier, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\ndiejenige Einstellung aufgesucht wird, welche den Ton im Telephon verschwinden oder zu einem Minimum macht.\nSpezielles Versuchsverfahren: 1. Der Me\u00dfdraht. Als Me\u00dfdraht bedient man sich entweder einer Kohlrauschschen Br\u00fcckenwalze oder, was einfacher ist, des Ostwaldschen gestreckten Me\u00dfdrahtes, wie er von F. K\u00f6hler geliefert wird. Der Me\u00dfdraht ist in 1000 Skalenteile abgeteilt. Der Draht, der entweder aus iridiumhaltigen Platin oder aus Konstantan ist, soll \u00fcber der Teilung liegen. Alle Me\u00dfdr\u00e4hte bed\u00fcrfen der Kalibrierung. Unter den mannigfachen Methoden hierzu empfiehlt sich durch ihre Einfachheit und Genauigkeit diejenige von Strouhal und Barus. Die Kalibriervorrichtung (Katalog Er. K\u00f6hler, Leipzig p. 97) besteht aus 10 nahezu gleichen Widerst\u00e4nden aus Manganin, welche in Quecksilbern\u00e4pfe tauchen. Die Summe dieser Widerst\u00e4nde soll ann\u00e4hernd von derselben Gr\u00f6\u00dfenordnung wie der Widerstand des Me\u00dfdrahtes sein. Die einzelnen Manganindr\u00e4hte kommen in Glasr\u00f6hren; an ihre Enden sind kurze dicke Kupferb\u00fcgel angel\u00f6tet, welche\nFig. 20.\ngut amalgamiert werden. Die zehn Widerst\u00e4nde kommen in eine Holzlatte; in diese sind je in der Distanz der umgebogenen Kupferb\u00fcgel elf N\u00e4pfe eingebohrt, welche mit Quecksilber gef\u00fcllt werden. Es ist zweckm\u00e4\u00dfig, da\u00df die L\u00e4nge der Latte und dementsprechend der zehn Widerst\u00e4nde dieselbe sei, wie diejenige des Me\u00dfdrahtes. Einer der zehn Widerst\u00e4nde sei durch ein besonderes Zeichen gekennzeichnet. Die Schaltung und das Verfahren ist nach Ostwald-Luther folgendes: \u201eDie Leitungsdr\u00e4hte des Elementes werden mit den Enden a und b (Fig. 20) verbunden; man bringt die Leitungen des Galvanometers in den Quecksilbernapf 2 und an den Schlitten des Me\u00dfdrahtes und sucht mittelst desselben den Ort auf, wo der Ausschlag verschwindet. Nun wird der erste mit irgend einem Abzeichen versehene Widerstand r mit seinem Nachbar zur rechten vertauscht; man bestimmt die Stellung des Schlittens, indem die Galvanometerleitung einmal mit 2, sodann mit 3 verbunden ist, und notiert beide Ablesungen. Deren Unterschied entspricht einem St\u00fcck des Me\u00dfdrahtes, dessen Widerstand denselben Bruchteil des gesamten Me\u00dfdrahtwiderstandes ausmacht, wie der markierte Draht von der Summe aller zehn Widerst\u00e4nde. Der markierte Widerstand r wird nun zwischen 3 und 4 gebracht und wie fr\u00fcher verfahren, bis man schlie\u00dflich (r zwischen 10 und 11 hat, wo statt der beiden Ablesungen wieder nur eine, mit der Galvanometerleitung in 10, n\u00f6tig ist. Durch diese Messungen hat man auf dem Me\u00dfdraht zehn gleichwertige St\u00fccke bestimmt, von denen jedes nahezu ein Zehntel des Ganzen ist. Man addiert alle zehn Werte, teilt die Differenz gegen 1000 mm in zehn Teile und korrigiert jeden Einzelwert um diesen Betrag, so da\u00df nunmehr die Summe genau 1000 mm ausmacht. Addiert man nun noch folgeweise die einzelnen korrigierten Strecken","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung- der Leitf\u00e4higkeit der Elektrolyte.\t165\nin der Weise 1, 1+2, 1+2+3 . . . ., so hat man in den erhaltenen Zahlen die Punkte, welche den aufeinander folgenden Zehnteln des Me\u00dfdrahtes\nentsprechen, und die Unterschiede dieser Werte gegen 100, 200, 300 mm---------\nsind die an den entsprechenden Stellen anzubringenden Korrekturen\u201c.\nBeispiel (ein dem physiolog. Institut in Bern \u00fcberlieferter Me\u00dfdraht).\nStellung des Kontaktes, die dem linken | rechten Ende des wandernden Drahtst\u00fcckes entspricht.\t\tUnter- schied\tKorrek- tion\tDraht-\t| Endl\u00e4ngen\t1\tpunkte der einzelnen Zehntel des Me\u00dfdrahtwiderstandes.\t\tKorrektion an den Endpunkten der Zehntel.\nKlemm- schraube\t103.0\t103\t\u2014 2.89\t100.11\t100.11\t\u2014 0.1\n107.5\t210.3\t103.2\t\u2014 2.89\t100.31\t200.42\t\u2014 0.4\n205.0\t308.0\t103\t\u2014 2.89\t100.11\t300.53\t\u2014 0.5\n304.9\t408.0\t103.1\t\u2014 2.89\t100.21\t400.74\t-0.7\n407.8\t510.7\t102.9\t\u2014 2.89\t100.01\t500.75\t\u2014 0.8\n504.0\t607.0\t103.0\t\u2014 2.89\t100.11\t600.86\t\u2014 0.9\n606.0\t708.9\t102.9\t\u2014 2.89\t100.01\t700.87\t\u2014 0.9\n702.5\t805.3\t102.8\t\u2014 2.89\t99.91\t800.78\t\u2014 0.8\n799.0\t902.0\t103.0\t\u2014 2.89\t100.11\t900.89\t\u2014 0.9\n898.0\tKlemmdraht.\t102.0\t\u2014 2.89\t99.11\t1000.00\t\n\t\t1028.9\t\t\t\t\nWiderst\u00e4nde: Genaue Widerstands\u00e4tze werden jetzt von mehreren Firmen geliefert, Beglaubigung von der Beichsanstalt eventuell mit. Die Wicklung sei entweder bifilar oder unifilar nach Chaperon. F\u00fcr die in der Physiologie vorkommenden Messungen des Leitverm\u00f6gens reicht man keinesfalls mit einem kleinen Widerstandsatz von 1, 10, 100 und 1000 Ohm. Man bedarf eines Widerstandssatzes, welcher mindestens gestattet, die Hunderte und Zehner Ohm zu variieren.\nLeitf\u00e4higkeitsgef\u00e4\u00dfe: F\u00fcr manche Zwecke reichen die in der Physik gebr\u00e4uchlichen Leitf\u00e4higkeitsgef\u00e4\u00dfe von Kohlrausch oder Arrhenius aus. F\u00fcr die speziellen Bed\u00fcrfnisse der Biologie sind die Gef\u00e4\u00dfe von Henry, Hamburger, Asher, Borgers und Galeotti eingerichtet.\nDas Gef\u00e4\u00df von Henry (Fig. 21a) hat vertikal stehende Elektroden, um die Leitf\u00e4higkeit von solchen L\u00f6sungen bestimmen zu k\u00f6nnen, welche nach oben oder unten gehende kleine K\u00f6rperchen enthalten (Blut, Milch usw.). Die Elektroden sind unverr\u00fcckbar eingeschmolzen. Das Gef\u00e4\u00df ist mit St\u00f6psel verschlossen, so da\u00df man sowohl mit fl\u00fcchtigen oder hygroskopischen Substanzen arbeiten, wie auch das Gef\u00e4\u00df sterilisieren kann. In dem Gef\u00e4\u00df von Asher (Fig. 21b) sind die Elektroden auch vertikal gestellt, aber im Deckel aus Hartgummi unverr\u00fcckbar befestigt, anstatt in der Wandung eingeschmolzen. Es erfordert nur 1,7 cm3 Fl\u00fcssigkeit, um bis \u00fcber' die Elektroden gef\u00fcllt zu sein. Im Gegensatz zu Henrys Gef\u00e4\u00df l\u00e4\u00dft es sich leicht reinigen. Hamburgers Gef\u00e4\u00df ist in Fig. 21c dargestellt. Das Leitf\u00e4higkeitsgef\u00e4\u00df von B o r g e r s (Fig. 21 d) bedarf 3\u20144 Tropfen V ersuchsfl\u00fcssigkeit.\nZur Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit, beziehentlich des Widerstandes von Gewebs-st\u00fccken, hat Galeotti einen Apparat konstruiert, dessen Bau leicht aus der Figur 22 zu ersehen ist. Die Gewebsst\u00fccke kommen zwischen die beiden Elektroden a und b (letztere ist durch das Ebonitst\u00fcck D von dem Metallrahmen isoliert). Zur Kapazit\u00e4tsbestimmung werden die beiden Elektroden von einem passenden Glasring umgeben, so","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nda\u00df die Form eines gew\u00f6hnlichen Gef\u00e4\u00dfes zur Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit entsteht, und mit Hilfe von K CI L\u00f6sung wird die Kapazit\u00e4t ermittelt. Bei der Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit von Gewebsstiicken seihst ist peinlich darauf zu achten, da\u00df die obere Elektrode unverr\u00fcckbar fest befestigt sei. Hierzu dienen die Schrauben h und g.\nFig. 21b.\nFig. 21 d.\nFig. 22,\nZum Gebrauche m\u00fcssen die Elektroden platiniert werden. Die Platinelektroden werden mit Salpeters\u00e4ure und Alkohol oder Natronlauge und Wasser gereinigt. Als Platinierungsfl\u00fcssigkeit dient eine 3\u00b0/0 L\u00f6sung von Platinchlorid mit Zusatz von\tBleiazetat. Man setzt, wo das m\u00f6glich ist, die\nbeiden Elektroden in ein mit der L\u00f6sung gef\u00fclltes Bechergl\u00e4schen und leitet den Strom von 2 Akkumulatoren oder drei bis vier Daniell hindurch, indem man die Stromst\u00e4rke so reguliert, da\u00df eine m\u00e4\u00dfige Gasentwicklung eintritt. Der Strom wird 5 Minuten in der einen und 5 Minuten in der anderen Richtung durchgeleitet. Hierauf w\u00e4ssert man die sch\u00f6n samtschwarz platinierten Elektroden l\u00e4ngere Zeit in warmem Wasser. Bei Nichtgebrauch","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit der Elektrolyte.\n167\nkann man die Elektroden in reinem Wasser auf bewahr en. Um die Elektroden zu trocknen, kann man sie in reinen absoluten Alkohol eintaueben.\nInduktorium und Telephon: Von den mannigfachen Erregern f\u00fcr Wechselstrom wird man bei allen physiologischen Versuchen stets mit dem kleinen Induktorium nach Ostwald f\u00fcr M\u00fcckenton auskommen (Fr. K\u00f6hler, Leipzig). Man speist das Induktorium mit einem einzigen Elemente, reguliert die U-f\u00f6rmige Unterbrechungsfeder mit der Stellschraube, bis man einen feinen, surrenden \u201eM\u00fcckenton\u201c h\u00f6rt. Die neueren Ostwaldschen Induktorien werden mit einem Vorschaltwiderstand nach Art der Koklrauschschen Br\u00fcckenwalze geliefert, welcher die Einstellung des M\u00fcckentons erleichtert. Das Induktorium wird auf Filz oder Gummischlauch gestellt und kann mit einem Kasten bedeckt werden, um den Ton fast unh\u00f6rbar zu machen. In das eine Ohr kommt, ein Antiphon oder ein mit Gummi bezogenes Glasst\u00e4bchen. Der Strom zur prim\u00e4ren Rolle soll nur w\u00e4hrend der Messung durchgehen, sonst aber durch einen Schl\u00fcssel ge\u00f6ffnet sein. Ostwald schaltet zum Schutze des Kontaktes vor dem \u00d6ffnungsfunken einen elektrolytischen Kondensator vor, welcher aus zwei Aluminiumblechen, die in Sulfatl\u00f6sung oder Seifenwasser tauchen, besteht. Jedes Telephon, welches keinen zu gro\u00dfen Widerstand hat (10\u201430 Ohm) und symmetrisch ist, kann verwandt werden. Das Telephon wird bei der Messung fest an das Ohr gedr\u00fcckt.\nDrahtverbindungen: Die Leitungsdr\u00e4hte, welche die einzelnen Teile der Anordnung verbinden, sollen einen m\u00f6glichst kleinen Widerstand haben, der bei der Berechnung dann vernachl\u00e4ssigt werden darf.\nSpezielle Ausf\u00fchrung der Messung: Alle Glasgef\u00e4sse, mit welchen die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit in Ber\u00fchrung kommt, sind nach der oben beschriebenen Methode von Abegg (siehe S. 113) vor dem Gebrauch auszud\u00e4mpfen, ebenso das Widerstandsgef\u00e4\u00df. Zuerst mu\u00df die Widerstandskapazit\u00e4t des Leitf\u00e4higkeitsgef\u00e4\u00dfes bestimmt werden. Nach der Gleichung. C=wk l\u00e4\u00dft sich die Widerstandskapazit\u00e4t aus dem Widerstand W finden, den die F\u00fcllung mit einer Fl\u00fcssigkeit von bekannten Leitverm\u00f6gen K gibt. Das Widerstandsgef\u00e4\u00df wird mit der betreffenden Fl\u00fcssigkeit (z. B. 0.1 normale KCl L\u00f6sung, K1S \u2014 0.01119) bis zur Marke gef\u00fcllt und in den Thermostaten gebracht, der auf 18\u00b0 einreguliert wird. Bei allen Bestimmungen ist ein auf eine Genauigkeit von 0.2\u00b0 regulierbarer Thermostat n\u00f6tig. Ein Widerstand des Vergleichsrheostaten wird eingeschaltet und zwar ein solcher, der, falls das nicht schon vorher der Fall sein sollte, das Minimum etwa in der Mitte des Me\u00dfdrahtes auftreten l\u00e4\u00dft. In der Mitte des Me\u00dfdrahtes ist die Genauigkeit am gr\u00f6\u00dften. Es werden noch einige Kontrollbestimmungen mit benachbarten Rheostatwiderst\u00e4nden ausgef\u00fchrt. Nach guter Reinigung und Trocknung des Leitf\u00e4higkeitsgef\u00e4\u00dfes wird es wiederum genau bis zur Marke mit der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt und die Bestimmung, wie eben beschrieben, wiederholt. Der gefundene Widerstand W = R Das jeweilige Verh\u00e4ltnis ~ ist auch den hier folgenden Obachschen Tafeln zur Wheat-\u00f6\tb\nstone-Kirehhoffschen Br\u00fccke ablesbar.\nDas, worauf man einzustellen hat, wird in den seltensten F\u00e4llen, ein absolutes Schweigen des Tones im Telephon sein, sondern ist meist ein Mini-","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nmiim Bei korrektem Arbeiten wird man im Intervall von 1\u20142 Skalenteilen des in 1000 geteilten Me\u00dfdrahtes eine Stelle finden, neben welcher zu beiden Seiten der Ton deutlich ansteigt.\nFehlerquellen: ' Das Tonminimum kann verwaschen sein. Dies r\u00fchrt nach Kohlrausch entweder von Polarisation oder. Selbstinduktion oder Kapazit\u00e4t her. Bei den meisten der in der Physiologie vorkommenden Messungen spielt, vorausgesetzt da\u00df man mit von guten Finnen gelieferten Apparaten arbeitet, fast nur die Polarisation eine Rolle. Um die Polarisation m\u00f6glichst zu verringern, m\u00fcssen die Elektroden gen\u00fcgend gro\u00df und platiniert sein und mu\u00df das Widerstandsgef\u00e4\u00df eine gen\u00fcgend gro\u00dfe Kapazit\u00e4t besitzen. Die Widerstandskapazit\u00e4t von zwei 'Gef\u00e4\u00dfen, welche sich bew\u00e4hrt haben, n\u00e4mlich die Formen von Hamburger und Asher, betr\u00e4gt 1,208 beziehentlich 1,271. H\u00e4ufiges Platinieren ist nicht zu umgehen. Bei gro\u00dfen Widerst\u00e4nden kann durch Kapazit\u00e4t (Aufnahme von Ladungen) ein schlechtes Tonminimum entstehen. Hiergegen kann man sich dadurch helfen, da\u00df man die in einem Zweige auftretende Kapazit\u00e4t durch Hinzuf\u00fcgen eines abstuf baren Kondensators im anderen Zweige kompensiert. Eine wesentliche Fehlerquelle ist die Erw\u00e4rmung durch den Induktionsstrom. Man sch\u00fctzt sich vor diesem Fehler, da\u00df man m\u00f6glichst schwache Str\u00f6me benutzt und den Strom nur kurze Zeit schlie\u00dft. Die kurze Dauer des Stromschlusses hat noch den Vorzug, da\u00df man bei k\u00fcrzerem Horchen in das Telephon das Minimum besser wahrnimmt als bei l\u00e4ngerem Hinh\u00f6ren, wobei das Ohr abstumpft.\nObachsche Tafeln aus Kohlrausch & Holborn, Leitverm\u00f6gen der Elektrolyte. (Leipzig, Teubner.)\n\na\t0\t100\t200\t300\t400\t500\t600\t700\t800\t900\n0\t0,0000\t0,1111\t0,2500\t0,4286\t0,6667\t1,0000\t1,500\t2,333\t4,000\t9,00\n1\t0,0010\t0,1123\t0,2516\t0,4306\t0,6694\t1,0040\t1,506\t2,344\t4,025\t9,10\n2\t0,0020\t0,1136\t0,2531\t0,4327\t0,6722\t1,0080\t1,513\t2,356\t4,051\t9,20\n3\t0,0030\t0,1148\t0,2547\t0,4347\t0,6750\t1,0121\t1,519\t2,367\t4,076\t9,31\n4\t0,0040\t0,1161\t0,2563\t0,4368\t0,6779\t1,0161\t1,525\t2,378\t4,102\t9,42\n5\t0,0050\t0,1173\t0,2579\t0,4388\t0,6807\t1,0202\t1,532\t2,390\t4,128\t9,53\n6\t0,0060\t0,1186\t0,2594\t0,4409\t0,6835\t1,0243\t1,538\t2,401\t4,155\t9,64\n7\t0,0070\t0,1198\t0,2610\t0,4430\t0,6863\t1,0284\t1,545\t2,413\t4,181\t9,75\n8\t0,0081\t0,1211\t0,2626\t0,4451\t0,6892\t1,0325\t1,551\t2,425\t4,208\t9,87\n9\t0,0091\t0,1223\t0,2642\t0,4472\t0,6921\t1,0367\t1,558\t2,436\t4,236\t9,99\n10\t0,0101\t. 0,1236\t0,2658\t0,4493\t0,6949\t1,0408\t1,564\t2,448\t4,263\t10,11\n11\t0,0111\t0,1249\t0,2674\t0,4514\t0,6978\t1,0450\t1,571\t2,460\t4,291\t10,24\n12\t0,0121\t\u2022 0,1261\t0,2690\t0,4535\t0,7007\t1,0492\t1,577\t2,472\t4,319\t10,36\n13\t0,0132\t0,1274\t0,2706\t0,4556\t0,7036\t1,0534\t1,584\t2,484\t4,348\t10,49\n14\t0,0142\t0,1287\t0,2723\t0,4577\t0,7065\t1,0576\t1,591\t2,497\t4,376\t10,63\n15\t0,0152\t0,1299\t0,2739\t0,4599\t0,7094\t1,0619\t1,597\t2,509\t4,405\t10,76\n16\t0,0163\t0,1312\t0,2755\t0,4620\t0,7123\t1,0661\t1,604\t2,521\t4,435\t10,90\n17\t0,0173\t0,1325\t0,2771\t0,4641\t0,7153\t1,0704\t1,611\t2,534\t4,464\t11,05\n18\t0,0183\t0,1337\t0,2788\t0,4663\t0,7182\t1,0747\t1,618\t2,546\t4,495\t11,20\n19\t0,0194\t0,1351\t0,2804\t0,4684\t0,7212\t1,0790\t1,625\t2,559\t4,525\t11,35","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung- der Leitf\u00e4higkeit der Elektrolyte.\n169\na\t0\t100\t200\t300\t400\t500\t600\t700\t800\t900\n2\u00d4\t0,0204\t0,1364\t0,2820\t0,4706\t0,7241\t1,0833\t1,632\t2,571\t4,556\t11,50\n21\t0,0215\t0,1377\t0,2837\t0,4728\t0,7271\t1,0877\t1,639\t2,584\t4,587\t11,66\n22\t0,0225\t0,1390\t0,2853\t0,4749\t0,7301\t1,0921\t1,646\t2,597\t4,618\t11,82\n23\t0,0235\t0,1403\t0,2870\t0,4771\t0,7331\t1,0964\t1,653\t2,610\t4,650\t11,99\n24\t0,0246\t0,1416\t0,2887\t0,4793\t0,7361\t1,1008\t1,660\t2,623\t4,682\t12,16\n25\t0,0256\t0,1429\t0,2903\t0,4815\t0,7391\t1,1053\t1,667\t2,636\t4,714\t12,33\n26\t0,0267\t0,1442\t0,2920\t0,4837\t0,7422\t1,1097\t1,674\t2,650\t4,747\t12,51\n27\t0,0277\t0,1455\t0,2937\t0,4859\t0,7452\t1,1142\t1,681\t2,663\t4,780\t12,70\n28\t0,0288\t0,1468\t0,2953\t0,4871\t0,7483\t1,1186\t1,688\t2,676\t4,814\t12,89\n29\t0,0299\t0,1481\t0,2970\t0,4903\t0,7513\t1,1231-\t1,695\t2,690\t4,848\t13,08\n30\t0,0309\t0,1494\t0,2907\t0,4925\t0,7544\t1,1277\t1,703\t2,704\t4,882\t13,29\n31\t0,0320\t0,1507\t0,3004\t0,4948\t0,7575\t1,1322\t1,710\t2,717\t4,917\t13,49\n32\t0,0331\t0,1521\t0,3021\t0,4970\t0,7606\t1,1368\t1,717\t2,731\t4,952\t13,71\n33\t0,0341\t0,1534\t0,3038\t0,4993\t0,7637\t1,1413\t1,725\t2,745\t4,988\t13,93\n34\t0,0352\t0,1547\t0,3055\t0,5015\t0,7668\t1,1459\t1,732\t2,759\t5,024\t14,15\n35\t0,0363\t0,1561\t0,3072\t0,5038\t0,7699\t1,1505\t1,740\t2,774\t5,061\t14,38\n36\t0,0378\t0,1574\t0,3089\t0,5060\t0,7731\t1,1552\t1,747\t2,788\t5,098\t14,63\n37\t0,0384\t0,1587\t0,3106\t0,5083\t0,7762\t1,1598\t1,755\t2,802\t5,135\t14,87\n38\t0,0395\t0,1601\t0,3123\t0,5106\t0,7794\t1,1645\t1,762\t2,817\t5,173\t15,13\n39\t0,0406\t0,1614\t0,3141\t0,5129\t0,7825\t1,1692\t1,770\t2,831\t5,211\t1539\n40\t0,0417\t0,1628\t0,3158\t0,5152\t0,7857\t1,1739\t1,778\t2,846\t5,250\t15,67\n41\t0,0428\t0,1641\t0,3175\t0,5175\t0,7889\t1,1786\t1,786\t2,861\t5,289\t15,95\n42\t0,0438\t0,1655\t0,3193\t0,5198\t0,7921\t1,1834\t1,793\t2,876\t5;329\t16,24\n43\t0\u20190449\t0,1669\t0,3210\t0,5221\t0,7953\t1,1882\t1,801\t2,891\t5,369\t16,54\n44\t0,0460\t0,1682\t0,3228\t0,5244\t0,7986\t1,1930\t1,809\t2,906\t5,410\t16,86\n45\t0,0471\t0,1696\t0,3245\t0,5267\t0,8018\t1,1978\t1,817\t2,922\t5,452\t17,18\n46\t0,0482\t0,1710\t0,3263\t0,5291\t0,8051\t1,2026\t1,825\t2,937\t5,494\t17,52\n47\t0,0493\t0,1723\t0,3280\t0,5314\t0,8083\t1,2075\t1,833\t2,953\t5,536\t17,87\n48\t0,0504\t0,1737\t0,3298\t0,5337\t0,8116\t1,2124\t1,841\t2,968\t5,579\t18,23\n49\t0,0515\t0,1751\t0,3316\t0,5361\t0,8149\t1,2173\t1,849\t2,984\t5,623\t18,61\n50\t0,0526\t0,1765\t0,3333\t0,5385\t0,8182\t1,2222\t1,857\t3,000\t5,667\t19,00\n51\t0,0537\t0,1779\t0,3351\t0,5408\t0,8215\t1,2272\t1,865\t3,016\t5,711\t19,41\n52\t0,0549\t0,1792\t0,3369\t0,5432\t0,8248\t1,2321\t1,874\t3,022\t5,757\t19,83\n53\t0,0560\t0,1806\t0,3387\t0,5456\t0,8282\t1,2371\t1,882\t3,049\t5,803\t20,28\n54\t0,0571\t0,1820\t0,3405\t0,5480\t0,8315\t1,2422\t1,890\t3,065\t5,849\t20,74\n55\t0,0582\t0,1834\t0,3423\t0,5504\t0,8349\t1,2472\t1,899\t3,082\t5,897\t21,22\n56\t0,0593\t0,1848\t0,3441\t0,5528\t0,8382\t1,2523\t1,907\t3,098\t5,944\t21,73\n57\t0,0604\t0,1862\t0,3459\t0,5552\t0,8416\t1,2573\t1,915\t3,115\t5,993\t22,26\n58\t0,0616\t0,1876\t0,3477\t0,5576\t0,8450\t1,2624\t1,924\t3,132\t6,042\t22,81\n59\t0,0627\t0,1891\t0,3495\t0,5601\t0,8484\t1,2676\t1,933\t3,149\t6,092\t23,39\n60\t0.0638\t0,1905\t0,3514\t0,5625\t0,8519\t1,2727\t1,941\t3,167\t6,143\t24,00\n61\t0,0650\t0,1919\t0,3532\t0,5649\t0,3553\t1,2779\t1,950\t3,184\t6,194\t24,64\n62\t0,0661\t0,1933\t0,3550\t0,5674\t0,8587\t1,2831\t1,959\t3,202\t6,246\t25,32\n63\t0,0672\t0,1947\t0,3569\t0,5699\t0,8622\t1,2883\t1,967\t3,219\t6,299\t26,03\n64\t0,0684\t0,1962\t0,3587\t0,5723\t0,8657\t.1,2936\t1,976\t3,237\t6,353\t26,78\n65\t0,0695\t0,1976\t0,3605\t0,5748\t0,8692\t1,2989\t1,985\t3,255\t6,407\t27,57\n66\t0,0707\t0,1990\t0,3624\t0,5773\t0,8727\t1,3041\t1,994\t3,274\t6,463\t28,41\n67\t0,0718\t0,2005\t0,3643\t0,5798\t0,8762\t1,3095\t2,003\t3,292\t6,519\t29,30\n68\t0,0730\t0,2019\t0,3661\t0,5823\t0,8797\t1,3148\t2,012\t3,310\t6,576\t30,25\n69\t0,0741\t0,2034\t0,3680\t0,5848\t0,8832\t1,3202\t2,021\t3,329\t6,634\t31,26","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\na\t0\t100\t200\t300\t400\t500\t600\t700\t800\t900\n70\t0,0753\t0,2048\t0,3699\t0,5873\t0,8866\t1,3256\t2,030\t3,348\t6,692\t32,33\n71\t0,0764\t0,2063\t0J3717\t0,5898\t0,8904\t1,3310\t2,040\t3,367.\t6,752\t33,48\n72\t0,0776\t0,2077\t0,3736\t0,5924\t0,8939\t1,3364\t2,049\t3,386\t6,813\t34,71\n73\t0,0787\t0,2092\t0,3755\t0,5949\t0,8975\t1,3419\t2,058\t3,405\t6,874\t36,04\n74\t0,0799\t0,2107\t0,3774\t0,5974\t0,9011\t1,3474\t2,067\t3,425\t6,937\t37,46\n75\t0,0811\t0,2121\t0,3793\t0,6000\t0,9048\t1,3529\t2,077\t3,444\t7,000\t39,00\n76\t0,0823\t0,2136\t0,3812\t0,6026\t0,9084\t1,3585\t2,086\t3,464\t7,065\t40,67\n77\t0,0834\t0,2151\t0,3831\t0,6051\t0,9120\t1,3641\t2,096\t3,484\t7,130\t42,48\n78\t0,0846\t0,2165\t0,3850\t0,6077\t0,9157\t1,3697\t2,106\t3,505\t7,197\t44,45\n79\t0,0858\t0,2180\t0,3870\t0,6103\t0,9194\t1,3753\t2,115 .\t3,525\t7,264\t46,62\n80\t0,0870\t0,2195\t0,3889\t0,6129\t0,9231\t1,3810\t2,125\t3,545\t7,333\t49,00\n81\t0,0881\t0,2210\t0,3908\t0,6155\t0,9268\t1,3866\t2,135\t3,566\t7,403\t51,63\n82\t0,0893\t0,2225\t0,3928\t0,6181\t0,9305\t1,3923\t2,145\t3,587\t7,475\t54,56\n83\t0,0905\t0,2240\t0,3947\t0,6207\t0,9342\t1,3981\t2,155\t3,608\t7,547\t57,82\n84\t0,0917\t0,2255\t0,3966\t0,6234\t0,9380\t1,4083\t2,165\t3,630\t7,621\t61,50\n85\t0,0929\t0,2270\t0,8986\t0,6260\t0,9417\t1,4096\t2,175\t3,651\t7,696\t65,67\n86\t0,0941\t0,2285\t0,4006\t0,6287\t0,9455\t1,4155\t2,185\t3,673\t7,772\t70,43\n87\t0,0953\t0,2300\t0,4025\t0,6313\t0,9493\t1,4213\t2,195\t3,695\t7,850\t75,92\n88\t0,0965\t0,2315\t0,4045\t0,6340\t0,9531\t1,4272\t2,205\t3,717\t7,929\t82,33\n89\t0,0977\t0,2330\t0,4065\t0,6367\t0,9569\t1,4331\t2,215\t3,739\t8,009\t89,91\n90\t0,0989\t0,2346\t0,4085\t0,6398\t0,9608\t1,4390\t2,226\t3,762\t8,091\t99,00\n91\t0,1001\t0,2361\t0,4104\t0,6420\t0,9646\t1,4450\t2,236\t3,785\t8,174\t110,1\n92\t0,1013\t0,2376\t0,4124\t0,6447\t0,9685\t1,4510\t2,247\t3,808\t8,259\t124,0\n93\t0,1025\t0,2392\t0,4144\t0,6474\t0,9724\t1,4570\t2,257\t' 3,831\t8,346\t141,9\n94\t0,1038\t0,2407\t0,4164\t0,6502\t0,9763\t1,4631\t2,268\t3,854\t8,434\t165,7\n95\t0,1050\t0,2422\t0,4184\t0,6529\t0,9802\t1,4691\t2,279\t3,878\t8,524\t199,0\n96\t0,1062\t0,2438\t0,4205\t0,6556\t0,9841\t1,4752\t2,289\t3,902\t8,615\t249,0\n97\t0,1074\t0,2453\t0,4225\t0,6584\t0,9881\t1,4814\t2,300\t3,926\t8,709\t332,3\n98\t0,1086\t0,2469\t0,4245\t0,6611\t0,9920\t1,4876\t2,311\t3,950\t' 8,804\t499,0\n99\t0,1099\t0,2484\t0,4265\t0,6639\t0,9966\t1,4938\t2,322\t3,975\t8,901\t999,0\n100\t0,1111\t0,2500\t0,4286\t0,6667\t1,0000\t1,5000\t2,333\t4,000\t9,000\to\nSpezifisches Leitverm\u00f6gen von Normalfl\u00fcssigkeiten zur Bestimmung der Widerstands-Kapazit\u00e4t von Gef\u00e4\u00dfen.\nHach Kohlrauseh, Holborn und Diesselhorst. Wiedem. Ann. 64, S. 440 u. 451,1898.\n\tKCl normal\tKCl1/\u00ab normal\tKCl '/so normal\tKCD/ioo normal\n\tX\tX\tX\tX\n0\u00bb\t0,06541\t0,00715\t0,001521\t0,000776\n1\"\t0,06713 172\t0.00736 21\t0,001566 4o\t0,000800 24\n2\u00ab\t\u25a0 0,06886 178\t0,00757 21\t0,001612 f\t0,000824 24\n3o\t0,07061175\t0,00779 22\t0,001659 47\t0.000848 24\n40\t0,07237 176\t0,00800 21\t0,001705 46\t0,000872 24\n5\u00b0\t0,07414 1(7\t0,00822 22\t0,001752 47\t0,000896 24\n6\u00bb\t0,07,593 i<\u00d6\t0,00844 22\t0,001800*\t0,000921 f\n70\t0,07773180\t\u20220,00866 22\t0,001848 48\t0,000945 1Z\n8o\t0,07954 181\t0,00888 22\t5\t48 0,001896 ^\t0,000970","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit der Eiektrolyte.\n171\n90\n10\u00bb\n11\u00bb\n12\u00bb\n13\u00bb\n14\u00bb\n15\u00bb\n16\u00bb\n17\u00bb\n18\u00bb\n19\u00bb\n20\u00bb\n21\u00bb\n22\u00bb\n23\u00bb\n24\u00bb\n25\u00bb\n26\u00bb\n27\u00bb\nKCl normal\n0,08136\n0,08319\n0,08504\n0,08689\n0,08876\n182\n183\n185\n185\n187\nKCl'/io normal KCD/so normal KCL/ioo normal\n0,09063 0,09252 0J\n0,09441\n0,09631\n0,09822\n0,10014\n0,10207\n0,10400\n0,10594\n0,10789\n0,10984\n0,11180\n0,11377\n0,11574\n189\n190\n191\n192\n193\n193\n194\n195 195 196. 197 197\n0,00911 0,00933 0,00956 0,00979 0,01002 0,01025 0,01048 0,01072 0,01095 0,01119 ) 0,01143 0,01167\n23\n22\n23\n23\n23\n23\n23\n24\n23\n24\n24\n24\n0,011911 0,01215 0,01239 0,01264\n24\n24\n0,01288\n0,01313\n0,01337\n0,01362\n0,01387\n0,01412\n24\n25\n24\n25\n24\n25 25 25\n0,001945 49 0,001994 49 0,002043 49 0,002093 b0 0,002142 49 0,002193 94 0,002243 99 0,002294 0,002345 T, 0,002397 9f 0,002449 9f 0,002501 jfj 0,002553 0,002606 99 0,002659 r; 0,002712 94 0,002765 0,002819 _4 0,002873 j)4 0,002927 94 0,00298194 0,003036 55\n0,000995 f _ 0,001020 0,001045 f? 0,001070 f 0,001095 f 0,001121 0,001147 f\u00b0 0,00117377 0,001199 f 0,001225 fb 0,001251 f9 0,001278 f' 0,001305 ZL 0,001332 :i 0,001359 ff 0,001386 Z1 0,001413 f 0,001441 Z_ 0,001468 f' 0,001496 f 0,0015247\u00b0 0,001552 \u201c\u00b0\nIonengeschwindigkeit: Die Kenntnis der Wanderungsgeschwindigkeit hat zwar f\u00fcr die Physiologie eine gro\u00dfe Wichtigkeit, doch ist deren Bestimmung da, wo sie m\u00f6glich ist, eine rein physikalische Angelegenheit.\nTabelle der elektrolytischen Beweglichkeit der Ionen nach Kohlrausch (Ber. d. Berlin. Akademie 26,586, 1902).\nKationen\tAnionen\nf\u00fcr H =\t318,0\tv f\u00fcr OH =\t174\nLi =\t33,44\tF\t46,64\nNa =\t43,55\tCI =\t65,44\nKu =\t64,67\tBr =\t67,63\nRb =\t67,6\tJ =\t66,40\nCo =\t68,2\tNO, =\t61,78\nnh4 =\t64,4\tCNJ =\t56,63\nAg =\t54,02\tC103 =\t55,03\nHi Bo =\t57,3\tHi SO, =\t70,0\nHi Sr =\t54,0\t\t\nHi Ca =\t53,0\t\t\nlk Mg =\t49,0\t\t\nMit den in obiger Tabelle gegebenen Werten wird man in allen F\u00e4llen auskommen, wo man f\u00fcr gewisse sp\u00e4ter folgende Berechnungen die Kenntnis der Wanderungsgeschwindigkeit haben mu\u00df. Sehr eingehende Tabellen finden sich in Hamburger, Osmot. Druck und Ionenlehre, Bd. I","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nPhysiologische Anwendung der Leitf\u00e4higkeitsbestimmungen.\nDie eine Art der Anwendung der Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit in der Physiologie besteht in der Ermittlung des Leitverm\u00f6gens ' einer im Experiment gebrauchten L\u00f6sung, um aus dem Dissoziationsgrad derselben den Anteil der dissoziierten Ionen am osmotischen Druck der L\u00f6sung kennen zu lernen oder um die L\u00f6slichkeit schwer l\u00f6slicher Substanzen zu bestimmen oder um die Beziehung zwischen Dissoziierung und irgend einer vom Ionengehalt der L\u00f6sung abh\u00e4ngigen physiologischen Wirkung n\u00e4her zu untersuchen. Bei solchen Untersuchungen spielt die Beinheit des Wassers, in welchem die betreffende Substanz gel\u00f6st wird, eine Bolle, die um so gr\u00f6\u00dfer ist, je geringer die Konzentration der L\u00f6sung ist. Das im Laboratorium vorhandene destillierte Wasser kann durch partielles Ausfrieren zu einem ganz brauchbaren gemacht werden. Eine andere Methode besteht darin, da\u00df man das Wasser einmal nach Zusatz von Schwefels\u00e4ure und Permanganat und ein zweites Mal nach Zusatz von Barythydrat destilliert. Die K\u00fchler m\u00fcssen aus Silber oder Zinn sein. Aus den Gef\u00e4\u00dfen, in welchen das Wasser aufgefangen und aufbewahrt wird, vertreibt man die C02 (welche am meisten zur Verunreinigung des Wassers, d. h. zur Erh\u00f6hung der Leitf\u00e4higkeit beitr\u00e4gt) durch C02 -freie und auch im \u00fcbrigen reine Luft. Leitf\u00e4higkeitswasser, K = 1\u20142 x 10-6 liefert in Ballons von 50 Litern Kahlbaum, Berlin. Alle Glasgef\u00e4\u00dfe, die bei Leitf\u00e4higkeitsbestimmungen gebraucht werden, d\u00e4mpft man in der oben beschriebenen Weise aus.\n(Berechnung des wahren osmotischen Druckes einer Elektrolytenl\u00f6sung. Der von einem Elektrolyten in w\u00e4\u00dfriger L\u00f6sung ausge\u00fcbte osmotische Druck ist gleich dem osmotischen Drucke, den er aus\u00fcben w\u00fcrde, wenn er aus lauter nicht dissoziierten Molek\u00fclen best\u00e4nde mal einem Faktor i. Dieser Faktor i = l + (K\u20141) a, wo K die Anzahl der Molek\u00fcle ist, in welches sich jedes Molek\u00fcl spalten kann, a der Dissoziationsfaktor. Sind in 22.34 Liter 1 g Molek\u00fcl undissoziiert enthalten, so betr\u00e4gt der osmotische Druck 1 Atm.\n.09\nIn einer 0.9 % KaCl L\u00f6sung sind gg-g Gramm Molek\u00fcle enthalten; in 22,34\n0,9\nLiter w\u00fcrden also ggg x 223,4 = 3,437 Gramm Molek\u00fcle vorhanden sein. Bei \u2019\t1S \\\n18\u00b0 w\u00fcrde deren Druck = 3,437 (1 + gfgi 3,663 Atm. sein, \u00abeiner 0,9 \u00b0/0\nNaCl L\u00f6sung ist = 0,818, folglich i = 1 + 0,818. Der wahre osmotische Druck einer 0,9 \u00b0/0 KaCl L\u00f6sung bei 180 ist 3,663 x 1,818 = 6,67 Atm.)\nBei weitem die h\u00e4ufigere Anwendung findet die Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit bei Untersuchungen von Fl\u00fcssigkeiten aus dem tierischen Organismus. Hierbei treten eine Beihe von wichtigen Unterschieden gegen\u00fcber den Messungen in der physikalischen Chemie auf. Meist ist sowohl die genaue qualitative Zusammensetzung, sowie die molekulare Konzentration an nicht dissoziierten Molek\u00fclen unbekannt; ferner liegen gro\u00dfe Komplikationen in der Ionendissoziation vor, indem bei einem Gemisch von mehreren Elektrolyten eine gegenseitige, teilweise nicht hinreichend bekannte Beeinflussung der Dissoziation vorhanden ist; schlie\u00dflich sind in den L\u00f6sungen neben den Elektrolyten noch gel\u00f6ste Mchtelektrolyte und eventuell korpuskulare Eie-","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung- der Leitf\u00e4higkeit der Elektrolyte.\n173\nmente vorhanden. Es h\u00e4ngt die im Experimente an tierischen Fl\u00fcssigkeiten gefundene Leitf\u00e4higkeit also von folgenden Faktoren ah: 1. Von der Konzentration an dissoziierten Elektrolyten, welche ihrerseits wiederum von den gleichzeitig vorhandenenen anderen Elektrolyten abh\u00e4ngt; 2. von der Konzentration der Nichtelektrolyten; 3. von dem Gehalt an korpuslcul\u00e4ren Elementen; 4. von {1er Temperatur. Hat man aus anderweitigen Erfahrungen die Berechtigung, eine \u00c4nderung von den unter 2\u20144 aufgez\u00e4hlten Faktoren auszuschlie\u00dfen, so liefert die Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit Aufschlu\u00df \u00fcber den Gehalt der betreffenden Fl\u00fcssigkeit an Elektrolyten. Da unter diesen Elektrolyten die anorganischen meist allein die f\u00fcr die Stromleitung in Betracht kommenden sind, die organischen aber vernachl\u00e4ssigt werden d\u00fcrfen, gibt die Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit, namentlich bei vergleichenden Untersuchungen, Auskunft \u00fcber die Ver\u00e4nderungen des Gehalts an anorganischen Elektrolyten. Die R\u00fccksichtnahme auf die soeben auseinandergesetzte Einschr\u00e4nkung ist nicht au\u00dfer acht zu lassen.\nKorrektionen f\u00fcr die Leitf\u00e4higkeit: Der wahre Wert, den die Leitf\u00e4higkeit haben w\u00fcrde, wenn keine Nichtelektrolyten vorhanden w\u00e4ren, l\u00e4\u00dft sich in einigen F\u00e4llen ermitteln. F\u00fcr das Eiwei\u00df des Blutserums haben Bugarszky und Tangl gefunden, da\u00df je 1 g Eiwei\u00df in 100 cm3 des Blutserums die elektrische Leitf\u00e4higkeit um 2,5 \u00b0/0 vermindern. Es ist demnach f\u00fcr Serum die korrigierte Leitf\u00e4higkeit\n. _\t100\u20142,5 p\nwo 2 die beobachtete Leitf\u00e4higkeit des Serums, p der Eiwei\u00dfgehalt in 100 cm in Grammen ist.\nF\u00fcr L\u00f6sungen, welche korpuskulare, suspendierte Elemente enthalten, hat Oker-Blom Formeln angegeben, um die Leitf\u00e4higkeit der L\u00f6sung zu ermitteln. Wenn 2 die Leitf\u00e4higkeit der L\u00f6sung und X die des Pr\u00e4parates bei gleichm\u00e4\u00dfiger Verteilung des suspendierten K\u00f6rpers darstellen, sowie 1 die Volumenprozente der L\u00f6sung und u die des nicht leitenden K\u00f6rpers bedeutet, so ist\nX\n3\n/I\n\n-f- K ) oder einfacher X \u2014 X\n1\nY1 -I- 2 u\nK\n73 T \u201c 13\nwo K und K' Konstanten sind, die sowohl positive, als auch negative Werte haben k\u00f6nnen und von der Form des suspendierten K\u00f6rpers abh\u00e4ngen. Es ist\nK\n2\u201421 u 1 2\nK'\nL\nix\nBestimmung der Blutk\u00f6rperchenvolumina, beziehentlich des Serumvolum im Blute.\nDer Einflu\u00df von suspendierten Partikeln kommt zur Geltung beim Blute. Es l\u00e4\u00dft sich unter Ber\u00fccksichtigung des Einflusses der Blutk\u00f6rperchen auf die Leitf\u00e4higkeit des Blutes eine rechnerische Beziehung zwischen den Leitf\u00e4higkeiten von Blut und Serum und den Volumina des Serums oder der Blutk\u00f6rperchen ableiten. Die Formel von Stewart hierf\u00fcr lautet:","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nP =\n>*\u2022(1))\n2(s)\n174 2(b)-\nP = 2(\u2014 (180\u2014-2b\u2014y2(b)) oder einfacher -(2(b))2\n2(s)\np = Anzahl cm3 Serum in 100 cm3 Blut, 2b die elektrische Leitf\u00e4higkeit des Blutes, 2S die des Serums bei 5\u00b0.\nDie Formeln von Stewart sind empirisch gefundene und gelten zun\u00e4chst nur f\u00fcr das Hundeserum. Eine andere Methode zur Bestimmung des Blutk\u00f6rperchenvolums aus der Leitf\u00e4higkeit hat Oker-Blom angegeben. Man bestimmt die Leitf\u00e4higkeit l\u2019 des Blutes und 2 des Serums, rechnet 2\ndas Verh\u00e4ltnis -T aus und bedient sich sodann einer graphischen Tabelle,\nA\nx\nin der die Werte \u2014-f als Abscisse und die zugeh\u00f6rigen Volumenprozente der\nX\nBlutk\u00f6rperchen als Ordinaten eingetragen sind(Fig. 23). Das Verh\u00e4ltnis -y ist\nbei einem und demselben Blutk\u00f6rpergehalte konstant und sowohl vom absoluten Wert der Leitf\u00e4higkeit des Serums, als auch von der absoluten Gr\u00f6\u00dfe der einzelnen Blutk\u00f6rperchen unabh\u00e4ngig.\nTabelle von Oker-Hlom zur Bestimmung des prozentischen Volums der\nBlutk\u00f6rp erchen.\nVolProcBlutk\u00f6rper:\n2\t2,5\t3\t3,5\nFig. 23.\nAnmerkung: Die Beziehungen der Blutk\u00f6rperchen zur Leitf\u00e4higkeit haben die Grundlage abgegeben, um mit Hilfe von Leitf\u00e4higkeitsbestimmungen des Blutes zu untersuchen, ob Stoffe in die Blutk\u00f6rperchen eingedrungen sind oder nicht (Oker-Blom). Die Methode ist aber Einw\u00e4nden ausgesetzt. (Siehe hier\u00fcber Oker-Blom und Hamburger.)\nEinflu\u00df korpuslcul\u00e4rer Substanzen auf die Leitf\u00e4higkeit der\nMilch.\nBei der Milch sind suspendierte Stoffe wie das Fett, Eiwei\u00dfstoff und und Kalziumphosphat nicht leitende Partikelchen, welche die Leitf\u00e4higkeit der Milch herabdr\u00fccken. Dieser Einflu\u00df mu\u00df bei den einzelnen Milchsorten, welche sich in dieser Beziehung voneinander unterscheiden, in Rechnung gesetzt werden.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"Osmotische Analyse der tierischen Fl\u00fcssigkeiten mit Hilfe von Gefrierpunkt etc. 175\nAbteilung 5. Osmotische Analyse der tierischen Fl\u00fcssigkeiten mit Hilfe von Gefrierpunkt und Leitf\u00e4higkeit.\nErst die Verbindung der Bestimmung des Gefrierpunktes mit derjenigen der Leitf\u00e4higkeit erm\u00f6glicht bei den aus Leitern und Nichtleitern zusammengesetzten tierischen Fl\u00fcssigkeiten eine genauere physikalisch-chemische Analyse, welche unter gewissen Bedingungen die spezielle Bestimmung einzelner chemischer Bestandteile erspart. Man erf\u00e4hrt durch die Verbindung beider Methoden die osmotische Konzentration und den Anteil der Leiter, also auch der Nichtleiter an derselben; hierdurch ist f\u00fcr die Kenntnis der physiologischen Vorg\u00e4nge viel gewonnen. Wo der Natur der Sache nach nur geringe Fl\u00fcssigkeitsmengen zur Verf\u00fcgung stehen, ist die aus Kryoskopie und Leitf\u00e4higkeitsbestimmung kombinierte Methode wertvoll. Aber viel bestimmtere Angaben k\u00f6nnen gemacht werden, wenn noch hinzukommt die chemische Analyse einzelner Bestandteile der tierischen Fl\u00fcssigkeiten. Hier\u00fcber im folgenden n\u00e4heres.\nOsmotische Analyse des Blutserums. (Bugarszky und Tangl.) \u00dcber Gefrierpunktsbestimmung des Serums siehe oben. Die Leitf\u00e4higkeit wird nach der beschriebenen Methode ausgef\u00fchrt. Es ist auf die Leitf\u00e4higkeit von Einflu\u00df, auf welche Methode das Serum gewonnen wurde; die Leitf\u00e4higkeit des spontan abgesetzten Serums ist gr\u00f6\u00dfer als diejenige des Serums von defibriniertem Blute. Ferner ist die Leitf\u00e4higkeit von frischem und altem Serum verschieden. Bei der gro\u00dfen Feinheit der Leitf\u00e4higkeitsbestimmung ist die Erhaltung des unver\u00e4nderten Zustandes des Serums anzustreben. Die gefundene Leitf\u00e4higkeit wird nach der oben angegebenen Formel von Bugfi-szky und Tangl korrigiert, wozu die Ermittlung des Eiwei\u00dfgehaltes ben\u00f6tigt wird. Aus der korrigierten Leitf\u00e4higkeit wird die Konzentration der Elektrolytmolekel unter der Annahme berechnet, da\u00df das elektrische Leitverm\u00f6gen des Blutserums haupts\u00e4chlich durch NaCl und Na2C03 bedingt wird. (Die \u00fcbrigen im Blut vorkommenden anorganischen Leiter sowie die nur spurweise vorkommenden organischen Leiter, milchsaure, fettsaure und harnsaure Salze k\u00f6nnen vernachl\u00e4ssigt werden. N\u00e4heres siehe dar\u00fcber bei Bugarszky und Tangl.) Die Berechnung gestaltet sich folgenderma\u00dfen. Im Serum wird titrimetrisch der Chlorgehalt bestimmt und auf diese Weise der Chlornatriumgehalt des Serums gefunden. Aus den Messungen Kohlrauschs (Leitfaden der prakt. Physik 10. Aufl. p. 639) berechnet man durch Interpolation die elektrische Leitf\u00e4higkeit einer L\u00f6sung von gleichem Chlornatriumgehalt wie das Blutserum. So wird die dem NaCl-Elektrolyt des Serums entsprechende Leitf\u00e4higkeit gefunden. Zieht man diesen Wert von der korrigierten Leitf\u00e4higkeit des Serums ab, so ergibt sich die Leitf\u00e4higkeit der Nicht-NaCl-Elektrolyte des Blutserums. Unter der Annahme, da\u00df alle \u201eAchlorid-Elek-trolyte\u201c aus Na2C03 bestehen, berechnet man aus Kohlrauschs Tabellen die Konzentration jener Na2C03-L\u00f6sung, die dieselbe Leitf\u00e4higkeit besitzt, wie die f\u00fcr die Acklorid-Elektrolyte des Serums Testierende.\n(Der Fehler, welcher begangen wird, da\u00df die Konzentration der Achlo-rid-Elektrolyte als Na2C03 ausgedr\u00fcckt wird, betr\u00e4gt nicht mehr als 1\u20142 Hundertstel der Gesamtelektrolytkonzentration.) Es ist nun noch der Dissoziationsgrad zu berechnen, welcher 1. dem gefunden NaCl, 2. dem berech-","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-ehern. Methoden in der Physiologie.\nneten Na2C03-Gehalt entspricht. Wenn m die Zahl der Grammolekel ohne Dissoziation ist, so wird infolge der Dissoziation die Zahl der Molekeln\nn = im=m[l + (K\u20141)\u00ab].\nF\u00fcr ISTaCl ist K = 2, f\u00fcr Na2C03 K = 3.\nIst auf diese Weise die Konzentration der Elektrolytmolekel Ce im Molen ausgedr\u00fcckt, wobei die Ionen als Molek\u00fcle gerechnet werden, so ermittelt man die osmotische Gesamtkonzentration C0 durch die Gefrierpunktsbestimmung. Es ist dann C0\u2014Ce = Gne die Konzentration der Nichtei ektrolyte. Im wesentlichen kommen hierbei nur die organischen Molek\u00fcle in Betracht.\nBeispiel. (Bugarszky und Tangl.)\nPferdeserum.\nI.\t1. Na Ol Gehalt\n2.\tDissoziationsgrad einer Na CI L\u00f6sung dieser Konzentration\n3.\tIm Blutserum NaCl -f- Na + CI Molen\nII.\t1. K\u00f6rrig, spez. elektr. Leitf\u00e4higkeit des Serums (bei 180 C).\n2.\tSpez. elektr. Leitf\u00e4higkeit (bei 18\u00b0C)einerNaOL\u00f6sungvonder \u00c4.quiv. Konzentration 0,086 G. pro Liter nach Kohlrausch\n3.\tVon der Leitf\u00e4higkeit des Serums entfallen auf die Achlorid Elektrolyte\n4.\tNach Kohlrausch entspricht der Leitf\u00e4higkeit 43,1 x 10~8 eine Na2 C03 L\u00f6sung vom Gehalt\nDissoziationsgrad dieser\nNa2C03 L\u00f6sung\nDie osmotische Konzentration\n= 0,086 G. \u00c4quiv. im Liter \u00ab = 0,841\n= 0,158 Mol pro Liter (C Naci).\n118,0 xlO-8 (reziprok Siemens Einheit mit 1,063 multipliziert gleich der neuen Einheit in Ohm).\n74,9xl0-8\n43,1x10-8\n0,0298 g Molekel im Liter (\u00ab) 0,692\ndieser L\u00f6sung (Na2 C03 -f- Na -f-\n+ Na + C03) (1 + [3-1] 0,692) 0,298\nIII.\t1. Konzentration der gesamten Elektrolyte des Serums Gefrierpunktserniedrigung\nosmotische Konzentration\n1,85\nCo - Ce\n0,071 Mol Ionen pro Liter.\n0,229 Mol pro Liter. (Ce.)\nA = 0,527\u00b0 C\nC0 = 0,285 Mol pro Liter\n0,056 Mol pro Liter. (Cn\n,)\nDie geschilderte Methode liefert f\u00fcr die im Serum gesuchten Konzentrationen zwar nicht genau richtige Werte. Die osmotische Gesamtkonzen-","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Osmotische Analyse der tierischen Fl\u00fcssigkeiten mit Hilfe von Gefrierpunkt etc. 177\ntration ist g\u00fcltig f\u00fcr die Temperatur des Gefrierpunktes, die Leitf\u00e4higkeiten sind mit R\u00fccksicht auf die unentbehrlichen Kohlrauschschen Zahlen bei 18\u00b0 bestimmt; bei K\u00f6rpertemperatur ist aber osmotische Konzentration und die Dissoziation eine andere. Die Berechnung des Dissoziationsgrades ist, wie Bugarszky und Tangl selbst angeben, insofern nicht streng richtig, als das gleichzeitige Vorhandensein derselben Ionen im Na CI und Na2 C03 sowie die Nichtleiter den Dissoziationsgrad beeinflussen. Trotz dieser Abweichungen, sowie der besprochenen vereinfachenden Annahmen sind f\u00fcr das Blutserum die mit dieser Methode gefundenen Konzentrationswerte unbedenklich als richtige zu verwerten.\nOsmotische Analyse des Harns. Die zur Ausf\u00fchrung der osmotischen Analyse des Harns neben der fr\u00fcher beschriebenen Kryoskopie notwendige Leitf\u00e4higkeitsbestimmung wird technisch nach den obigen Vorschriften gemacht. Bei der gro\u00dfen Zersetzlichkeit des Harnes ist derselbe zu diesem Zwecke entweder m\u00f6glichst bald zu benutzen, oder er mu\u00df durch ein Antiseptikum vor der Zersetzung bewahrt werden. Einen unbedingten Schutz gibt aber die Anwendung eines Antiseptikums nicht; abgesehen von etwaigen Einfl\u00fcssen eines nicht gut entfernbaren antiseptischen Stoffes sind noch Ver\u00e4nderungen in der Harnzusammensetzung nicht bakterieller Natur m\u00f6glich. Schon eine Temperatur, die niedriger als die K\u00f6rpertemperatur ist, kann bekanntlich Ausfallen von Stoffen veranlassen. Nicht gleichg\u00fcltig f\u00fcr die Genauigkeit der Leitf\u00e4higkeitsbestimmung ist das Vorhandensein von schleimigen Tr\u00fcbungen; sie \u00fcben einen Einflu\u00df aus. Da dieselben erst im Ureter oder ans der Blase hinzukommen, wird der wahre Wert der Leitf\u00e4higkeit des in der Niere abgesonderten Harnes herabgedr\u00fcckt. Ein etwaiger Eiwei\u00dfgehalt des Urins ist in der oben angegebenen Weise nach der Formel von Bugarszky und Tangl in Rechnung zu setzen. Man begeht hierbei einen kleinen Fehler, indem diese Korrektion streng genommen nur f\u00fcr die Eiwei\u00dfk\u00f6rper des Blutserums gilt. Die Leitf\u00e4higkeitsbestimmung des Harns f\u00fchrt man entweder bei 18\u00b0 (wegen der Benutzung der vorhandenen Tabellen) oder bei K\u00f6rpertemperatur aus*). Zur Verwendung kommt, wie bei Stoffwechselversuchen, der ganze Tagesharn oder, bei vergleichenden Untersuchungen nach experimentellen Eingriffen, einzelne Harnportionen.\nEine osmotische Analyse von der Genauigkeit wie diejenige des Blutes ist beim Harn zurzeit nicht m\u00f6glich. Wenn der Harn Kochsalz enth\u00e4lt, (er kann Kochsalzfrei sein) kann man wie beim Serum die auf Kochsalz kommende Leitf\u00e4higkeit berechnen. Doch wird der Ansatz f\u00fcr die Dissoziation des Na CI deshalb noch weniger richtig wie beim Serum, weil im Harn noch mehr andere die Dissoziation beeinflussenden Ionen vorhanden sind. Eine wirklich genaue Auswertung der Achloridelektrolyte des Harnes ist nicht m\u00f6glich, weil im Harn sehr zahlreiche Stoffe an der Leitf\u00e4higkeit beteiligt sind. Steyrer hat folgenden Weg eingeschlagen um die Elektrolytkonzen-\n*) Anmerkung: Steyrer setzt als Temperaturkoeffizient des Harns 0,02 und reduziert die gefundene Leitf\u00e4higkeit auf 18'1 nach der Formel von Ostwaid\nK\tK~\n18\t1 +\u00fc,0_0(t\u201418).\nTigerstedt, Handb. d. phys. Methodik I, 2.\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178 Leon Asher, Die Anwendung- der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\ntration des Harns zahlenm\u00e4\u00dfig auszudr\u00fccken. Nach Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit des Harns wurde die Konzentration der leitenden Molek\u00fcle ausgedr\u00fcckt durch den Normalgehalt einer Na Gl L\u00f6sung von gleicher Leitf\u00e4higkeit //. der Dissoziationsgrad a, welcher dieser Konzentration entspricht, wird ermittelt und somit die Konzentration der gesamten leitenden Molek\u00fcle Ce gefunden; schlie\u00dflich wurde, nach Ermittlung des wirkenden CI Gehaltes, die Konzentration der nicht aus Na CI herr\u00fchrenden Molek\u00fcle e berechnet. Dr es er hat, unter Verzicht auf genauere Konzentrationsbestiinmungen, mit Hilfe der Gefrierpunktserniedrigung und Leitf\u00e4higkeit die Ausfuhr von Stoffen durch\nden Harn analysiert. Ist ^ das Minutenvolum des Harns,. A die Gefrierpunkts erniedrigung, so ist A x ^ die Gesamtzahl der Molek\u00fcle der ausge-\nschiedenen osmotisch wirksamen Bestandteile; \u2014 x X oder \u2014-V ,\t(A \u2014\n5 t\tt x A\tv\nelektr. Leitungswiderstand des Harns) ist ein Ma\u00df f\u00fcr die ausgeschiedenen Salzmengen. Bei gleichbleibendem Gefrierpunkt A0 l\u00e4\u00dft sich das Verh\u00e4ltnis der Nichtelektrolyte (vornehmlich Harnstoff) zu den Elektrolyten durch das\nProdukt A x i2 feststellen. Da das Leitverm\u00f6gen X = w\u00e4chst mit der\nAnzahl der dissoziierten Molek\u00fcle bez. mit dem Salzgehalt, mu\u00df A x Q, abnehmen bei steigendem Salzgehalt, steigen bei h\u00f6herem Nichtelektrolytgehalt.\nDie rechnerischen Werte\nA \u00bb A\u00b0 NaC\u00ce, X\nX x 106 Leitf\u00e4higkeit\nbed\u00fcrfen\nh Aschengehalt methodisch keiner Besprechung; \u00fcber ihre Bedeutung und Verwendbarkeit vergl. die Spezialschriften.\nOsmotische Analyse anderer Fl\u00fcssigkeiten. In der Technik und Berechnungsart ist die Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit anderer tierischer Fl\u00fcssigkeiten analog derjenigen bei Blut und Harn. Bei der Milch kommt m Betracht die Leitf\u00e4higkeitsherabsetzung, den die suspendierten Partikel und der Eiwei\u00dfgehalt der Milch haben; sodann da\u00df die Art der Gewinnung der Milch und der Zustand derselben einen sehr gro\u00dfen Einflu\u00df auf die jeweilige Leitf\u00e4higkeit haben. Verbunden mit der Gefrierpunktsbestimmung wird die Ermittlung der Leitf\u00e4higkeit sowohl bei der Milch wie bei den anderen tierischen Fl\u00fcssigkeiten einen angen\u00e4herten Ausdruck f\u00fcr die Gesamtkonzentration einerseits und die Konzentration an Elektrolyten andrerseits geben; der Grad der Ann\u00e4herung wird wachsen mit der Zahl der einzelnen Stoffe, welche man in den betreffenden Fl\u00fcssigkeiten einzeln chemisch bestimmen kann.\nPhysiologische Leitf\u00e4higkeit. (Oker-Blom). Verd\u00fcnnt man irgend eine tierische Fl\u00fcssigkeit und berechnet man die so erhaltene Leitf\u00e4higkeit auf diejenige der unverd\u00fcnnten Fl\u00fcssigkeit, so erh\u00e4lt man die der betreffenden Verd\u00fcnnung entsprechende \u201ephysiologische Leitf\u00e4higkeit\u201c. Dieselbe w\u00e4chst mit der Verd\u00fcnnung. Man kann den Einflu\u00df der Verd\u00fcnnung auf die Leitf\u00e4higkeit benutzen, um den \u201eDissoziationsgrad\u201c der betreffenden Fl\u00fcssigkeit zu bestimmen. Wenn bei wachsender Verd\u00fcnnung der Wert","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Biologische Methoden zur Bestimmung des osmotischen Druckes.\n179\nf\u00fcr die physiologische Leitf\u00e4higkeit nicht mehr zunimmt, kann die Fl\u00fcssigkeit als vollst\u00e4ndig dissoziiert angesehen werden und diese Leitf\u00e4higkeit dividiert in die unverd\u00fcnnte Leitf\u00e4higkeit gibt den Dissoziationsgrad a der Fl\u00fcssigkeit unverd\u00fcnnt. Der richtige Wert, wie bei einer- einfachen L\u00f6sung, wird hierbei nicht erhalten, weil bei der Verd\u00fcnnung einer tierischen Fl\u00fcssigkeit nicht allein der von der Verd\u00fcnnung abh\u00e4ngige Dissoziationsgrad ge\u00e4ndert wird, sondern auch mehrere andere Faktoren, Welche auf die Leitf\u00e4higkeit von Einflu\u00df sind, z. B. bei eiwei\u00dfhaltigen Fl\u00fcssigkeiten der Eiwei\u00dfgehalt, oder der Einflu\u00df anderer Nichtleiter.\nAbteilung 6. Biologische Methoden zur Bestimmung des osmotischen Druckes.\n1. Plasmolytische Methode.\nDie plasmolytische Methode (H. deVries) stellt die Konzentration derjenigen L\u00f6sung fest, welche denselben osmotischen Druck besitzt, beziehentlich isosmotisch oder isotonisch ist, mit dem Zellsaft gewisser Pflanzen. Werden bestimmte Pflanzenzellen in L\u00f6sungen gebracht, welche konzentrierter sind als ihr Inhalt, so zieht sich der Protoplast von der Zellmembran zur\u00fcck: ist die Konzentration Meiner als diejenige des Zellinhaltes, so tritt die Abl\u00f6sung nicht ein. Man sucht diejenige Konzentration auf, bei welcher gerade noch Plasmolyse eintritt und eine ganz benachbarte Konzentration, bei welcher sie nicht mehr eintritt; zwischen diesen beiden Grenzen liegt diejenige Konzentration der L\u00f6sung, welche mit dem Zellinhalt isotonisch ist. Werden mit verschiedenen L\u00f6sungen an denselben Pflanzenzellen die Konzentrationen aufgesucht, welche isotonisch mit dem Zellinhalt sind, so sind diese L\u00f6sungen auch unter sich isotonisch. Man benutzt entweder Tradescantia discolor oder Curcuma rubricaulis oder die Blattschuppen von Begonia manicata; letztere ist f\u00fcr nicht zu sauere Fl\u00fcssigkeiten brauchbar; die erstgenannte Pflanzenzelle ist am leichtesten jeder Zeit zu haben. Man schneidet mit einem Basiermesser d\u00fcnne Scheibchen Pflanzengewebe, bringt sie in die betreffenden L\u00f6sungen und beobachtet im Mikroskop bei 60\u2014100 f\u00e2cher Vergr\u00f6\u00dferung, um die beiden Grenzen festzustellen. Bedingung f\u00fcr die Anwendbarkeit der Methode ist, da\u00df 1. die Pflanzenzelle undurchl\u00e4ssig ist f\u00fcr die gel\u00f6ste Substanz und da\u00df 2. die letztere keine sch\u00e4digende Wirkung auf das Protoplasma besitzt.\nMan wendet diese Methode in der Physiologie wesentlich dazu an, um mit Hilfe der Plasmolyse zu untersuchen, mit welcher Kochsalzl\u00f6sung eine tierische Fl\u00fcssigkeit, z. B. Serum oder Harn isotonisch ist. Hamburger z. B. gibt an, da\u00df die ser\u00f6se Fl\u00fcssigkeit, welche in der H\u00e4lfte der Zellen im Gesichtsfeld Plasmolyse hervorgerufen hat, isotonisch ist mit der Kochsalzl\u00f6sung, welche dasselbe herbeigef\u00fchrt hat. Zuerst wird diejenige Koch-salzl\u00f6sung' aufgesucht, welche mit dem Pflanzenzellsaft isotonisch ist. Hinsichtlich der tierischen Fl\u00fcssigkeit kann der Fall eintreten, da\u00df sie konzentrierter oder weniger konzentriert als die mit dem Zellsaft isotonische Kochsalzl\u00f6sung ist- im ersteren Fall wird sie so lange mit Wasser verd\u00fcnnt, im zweiten Fall durch Zusatz von z. B. 5 \u00b0/0 Kochsalzl\u00f6sung konzentriert, bis der gew\u00fcnschte plasmolytische Effekt eintritt, worauf man aus der Verd\u00fcnnung bez. Konzentrierung die Konzentration der Kochsalzl\u00f6sung, mit welcher die urspr\u00fcngliche","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"]go Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nL\u00f6sung isotonisch ist, berechnet. Die Methode ist von einer gro\u00dfen Genauigkeit und gibt Werte, die innerhalb 0,1 % genau sind. Sie kann auch gebraucht werden, um zu experimentellen Zwecken L\u00f6sungen herzustellen, die mit einer Standardl\u00f6sung isotonisch sind.\nDie isotonischen Koeffizienten: L\u00f6sungen, welche auf Grund der plasmolytischen Methoden als isotonisch befunden werden, verhalten sich in ihren Konzentrationen teils wie ihre Molekulargewichte, teils aber wie ihre Molekulargewichte multipliziert mit einer bestimmten Zahl, von de Vries isotonische Koeffizienten genannt. Dies r\u00fchrt von dem Einflu\u00df der elektrolytischen Dissoziation her. Die isotonischen Koeffizienten, welche bei der Vergleichung von zwei nicht zur gleichen Gruppe von Substanzen geh\u00f6renden Stoffe angewendet werden, sind\nF\u00fcr organische metallfreie Verbindungen\t(z. B. Rohrzucker)\t2\nf\u00fcr d.\tAlkalisalze der einbasischen S\u00e4uren\t(z.\tB.\tNa CI)\t3\nf\u00fcr d.\tneutralen Alkalisalze d. zweibasischen\tS\u00e4uren\t(z. B.\tK2S04)\t4\nf\u00fcr d.\tneutralen Alkalisalze d. dreibasischen\tS\u00e4uren\t(z. B.\tNasBO:\u00ee)\t5\nf\u00fcr d.\tErdalkalisalze d. einbasischen S\u00e4uren\t(z.\tB.\tMgCl2)\t4\nDiese isotonischen Koeffizienten sind wiederum die Summe von folgenden partiellen Koeffizienten\njeder S\u00e4urerest\t2\njedes Atom eines Alkalimetalls\t1\njedes Atom eines Erdalkalimetalls 0\nBerechnungsbeispiel: Eine L\u00f6sung von 2x58,5grNaCl pro Liter ist isotonisch mit einer L\u00f6sung von 3 x 342 gr Rohrzucker pro Liter. Folglich eine Na CI L\u00f6sung von 0,9 \u00b0/0 isotonisch mit einer Rohrzuckerl\u00f6sung von\nx 3 x 342 = 7,89 %.\n2xo8,5\t5 ,\u00fc\nDie isotonischen Koeffizienten sind f\u00fcr den praktischen Gebrauch abgerundete Zahlen und entsprechen deshalb nicht genau dem Grade der Dissoziation.\nOsmotometrische Methode von Overton. Overton benutzt die Plasmolyse um festzustellen, ob bestimmte gel\u00f6ste Substanzen auf diosmo-tischem Wege in das Protoplasma eindringen oder nicht. Zun\u00e4chst wird mit der L\u00f6sung eines unsch\u00e4dlichen Stoffes von bekannten Molekulargewicht (eventuell auch bekannter Dissoziation) die plasmolytische Grenzkonzentration aufgesucht. Sodann wird der zu untersuchende Stoff zu einer Konzentration aufgel\u00f6st, da\u00df dieselbe zur plasmolytischen Grenzkonzentration des ersten sich verh\u00e4lt, wie die beiderseitigen Molekulargewichte (bei Elektrolyten ist die Dissoziation in Rechnung zu ziehen). Da beide L\u00f6sungen dann isotonisch sind, wird auch die zweite gerade beginnende, dauernde Plasmolyse hervorrufen, wenn deren gel\u00f6ste Substanz ' nicht in das Protoplasma dringt. Ist die zu untersuchende Verbindung wenig l\u00f6slich oder schon bei niedriger Konzentration f\u00fcr die Zelle sch\u00e4dlich, so l\u00f6st man eine kleine Menge dieses K\u00f6rpers in der ersten L\u00f6sung auf und beobachtet, ob die Plasmolyse eine dauernde Zunahme erf\u00e4hrt oder nicht. Im ersteren Falle dringt der untersuchte K\u00f6rper nicht merklich in das Protoplasma ein.\nMethode der gerbstoffhaltigen Zellen. (Overton). Zum Studium des Eindringens von Alkaloiden, sowie auch anderer Stoffe, die mit Gerb-","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Biologische Methoden zur Bestimmung des osmotischen Druckes.\n181\nStoff einen Mederschlag geben, in die Zelle verwandte Overton gerbstoffhaltige Zellen, insbesondere die F\u00e4den von Spirogyae. Das Eindringen der Stoffe wird kenntlich durch das Auftreten eines Mederschlags in Form von Tropfen. (Die theoretische Diskussion dieser Erscheinungen siehe Overton).\nGenauigkeit der plasmolytischen Methode. Zum Zwecke der Vergleichung zweier L\u00f6sungen auf ihre Isotonie, somit auch zur Messung des osmotischen Druckes einer L\u00f6sung verglichen mit einer anderen, ist die plasmolytische Methode von einer gro\u00dfen Genauigkeit, jedenfalls von derselben wie die Gefrierpunktsbestimmung. Zum Studium der Permeabilit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse von Zellen ist dieselbe nach Hamburger weniger genau. Das Eintreten von Plasmolyse, welche von einer bestimmten Konzentration an nicht mehr zur\u00fcckgeht, ist zwar beweisend f\u00fcr Mchtpermeabilit\u00e4t der Zelle f\u00fcr den betreffenden Stoff. Hingegen kann ein isosmotischer Austausch zwischen der umgebenden Fl\u00fcssigkeit und den Stoffen des Zellinhaltes nicht hinreichend scharf mit der plasmolytischen Methode erkannt werden.\n2. Blutk\u00f6rperchenmethode von Hamburger.\nPrinzip: Unterhalb einer bestimmten Konzentration verursachen Salzl\u00f6sungen Farbstoffaustritt aus roten Blutk\u00f6rperchen. Salzl\u00f6sungen, welche einen beginnenden Farbstoffaustritt aus demselben Blut veranlassen, erweisen sich untereinander als isotonisch, besitzen denselben osmotischen Druck. Beim Vergleich von L\u00f6sungen verschiedener Stoffe, die eben Farbstoffaustritt veranlassen, gelten die oben genannten isotonischen Koeffizienten. Ihre rechnerische Verwertung ist die gleiche wie oben.\nBestimmung des osmotischen Druckes von L\u00f6sungen. Voraussetzung der Anwendung der Blutk\u00f6rperchenmethode zu diesem Zwecke ist, da\u00df die zu untersuchende L\u00f6sung mit einer L\u00f6sung verglichen werden kann, deren bekannter osmotischer Druck oder deren bekannte Konzentration als Ausgangspunkt dient. Man bringt etwa 20 cm3 der Vergleichsl\u00f6sung und der zu untersuchenden L\u00f6sungen in Reagensgl\u00e4ser, versetzt dieselben mit 0,5 cm3 defibriniertem Blut, z. B. Rinderblut, vermischt und l\u00e4\u00dft stehen, bis die Blutk\u00f6rperchen sich zu Boden gesetzt haben. Hat die Vergleichsl\u00f6sung gerade die Grenzkonzentration, bei welcher sich die Blutk\u00f6rperchen in einer farblosen Fl\u00fcssigkeit absetzen, so sind bei den zu untersuchenden L\u00f6sungen die beiden Konzentrationen zu ermitteln, bei welcher einerseits gerade eine farblose Schicht und andrerseits gerade eine schwachrot gef\u00e4rbte Schicht stehen bleibt; hiermit ist die Grenzkonzentration der mit der Vergleichsl\u00f6sung isotonischen Fl\u00fcssigkeit gefunden. Bei Salzl\u00f6sungen l\u00e4\u00dft sieh hierbei eine Genauigkeit von 0,1% und weniger erreichen. Von Druck und Temperatur ist der H\u00e4moglobinaustritt unabh\u00e4ngig; hingegen erfordert defibriniertes Blut eine etwas h\u00f6here Konzentration zum Unterbleiben des Farbstoffaustrittes als nicht defibriniertes. Ausgeschlossen bei dieser Methode sind L\u00f6sungen von S\u00e4uren, von Laugen, von Chlorammonium, von Harnstoff und Glyzerin.\nEine besondere Anwendung dieser Methode zur Herstellung isotonischer L\u00f6sungen von etwas gr\u00f6\u00dferer Konzentration, welche zur intraven\u00f6sen Injektion dienen sollen, r\u00fchrt von Magnus her. Nach einer konzentrierten Ausgangsl\u00f6sung von bekanntem Gehalt wurde mit Hilfe der Blutk\u00f6rperchen-","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie-\nmethode die ihr isotonische zweite L\u00f6sung hergestellt. Die Isotonie wird also hei gr\u00f6\u00dferer Verd\u00fcnnung hergestellt; dies hat den Vorzug gegen\u00fcber der Bestimmung mit Hilfe der Gefrierpunktserniedrigung, da\u00df die gleiche osmotische Spannung f\u00fcr Verd\u00fcnnungen ermittelt wird, welche denen sehr viel n\u00e4her kommen, die die betreffenden Infusionsfl\u00fcssigkeiten im K\u00f6rper erleiden, wobei also auch der Dissoziation Rechnung getragen wird, und zweitens dienen als Reagens tierische Zellen.\nAnwendung der Blutk\u00f6rperchenmethode zur Untersuchung des \u00dcbertrittes von Substanzen in die roten Blutk\u00f6rperchen. (O. Loewi). In Zentrifugierr\u00f6hrchen werden 1 cm8 Blut und 20 cm8 0,8\u00b0/0 Na CI L\u00f6sung, bez. 20 cm3 derselben, worin der auf sein Verm\u00f6gen in rote Blutk\u00f6rperchen einzudringen zu untersuchende Stoff gel\u00f6st ist, gebracht. Nach kurzem Zentrifugieren haben sich die Blutk\u00f6rperchen v\u00f6llig abgesetzt und die dar\u00fcber stehende Fl\u00fcssigkeit ist ganz ungef\u00e4rbt. (Der zu untersuchende Stoff mu\u00df f\u00fcr die Blutk\u00f6rperchen im \u00fcbrigen indifferent sein). Sie wird abgegossen und die Blutk\u00f6rperchen werden mit 0,8 proz. Na CI L\u00f6sung versetzt zentrifugiert. Danach ist die \u00fcberstehende Fl\u00fcssigkeit in 1 v\u00f6llig farblos, w\u00e4hrend in 2 H\u00e4moglobinaustritt stattgefunden hat, falls von der untersuchten Substanz etwas in die roten Blutk\u00f6rperchen eingetreten ist.\nBestimmung des osmotisehenDruckes vonSerum. (Hamburger). Die Blutk\u00f6rperchen sind mit ihrem eignen Serum isotonisch. Nun ist diejenige Salzl\u00f6sung, bei welcher gerade Blutfarbstoff austritt, durchaus nicht isotonisch mit dem Blutk\u00f6rpercheninhalt. (Die Konzentration, bei welcher das eintritt, h\u00e4ngt bei den einzelnen Blutk\u00f6rperchen von verschiedenen Faktoren ab). Dem entspricht auch, da\u00df bei einer bestimmten Verd\u00fcnnung das Serum ebenfalls Farbstoffaustritt bewirkt. Die so gefundene Serumverd\u00fcnnung ist nun isotonisch mit derjenigen Salzl\u00f6sung, bei welcher Farbstoffaustritt stattfindet. Hieraus berechnet sich, mit welcher Salzl\u00f6sung das unverd\u00fcnnte Serum isotonisch ist. Beispiel: Mu\u00df man z. B. 2,5 cm3 Serum mit 1,5 cm3 Wasser verd\u00fcnnen, um beginnenden Farbstoffaustritt herbeizuf\u00fchren und bewirkt eine 0,6 \u00b0/0 Na CI L\u00f6sung dasselbe in gleichem Grade, . . ,\t.. \u2022\t2,5 +1,5x0,6 \u00b0/n = 0,96 \u00b0/0 Na CI\n2,5\nL\u00f6sung isotonisch.\n(In aller Strenge ist dieser Ansatz nicht richtig; doch heben sich die kleinen Fehler entgegengesetzter Richtung hierbei auf). Die Gefrierpunktsbestimmung ergibt denselben Wert wie diese Methode der Blutk\u00f6rperchen.\nEine genaue, nur wenig Blut erfordernde Methode, hat Hamburger ausgearbeitet, die auch nur kurze Zeit erfordert. Er benutzt trichterf\u00f6rmige R\u00f6hren, die unten in einen kapillaren, graduierten zugeschmolzenen Hals \u00fcbergehen, der 0,04 cm3 fa\u00dft. Das Absitzen in diesen R\u00f6hren erfolgt beschleunigt mit Hilfe der Zentrifuge. Da nach des Urhebers Meinung seiner Methode jedoch die Gefrierpunktsbestimmung vorzuziehen ist, wenn man im Besitz einer f\u00fcr kleine Mengen eingerichteten Gefrierapparates ist, so sei wegen der Details auf Hamburgers Beschreibung im Osmot. Druck Bd. I, p. 440 verwiesen.\nBei jeder Art Anwendung der Blutk\u00f6rperchenmethode wird man mit Vorteil sich der Zentrifuge und R\u00f6hrchen von stets gleichen Dimensionen","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Biologische Methoden zur Bestimmung des osmotischen Druckes.\n183\nbedienen. In gewissen F\u00e4llen kann die Konstatierung der Absorptionsstreifen des Oxyh\u00e4moglobins durch ein Spektroskop die Bestimmung versch\u00e4rfen.\nYerbindung der Blutk\u00f6rp erchenmethode mit der Gefrierpunktsbestimmung. (Hamburger). Sind in einer Fl\u00fcssigkeit (z. B. Harn) Stoffe gel\u00f6st, welche sich gleichm\u00e4\u00dfig auf Blutk\u00f6rperchen und Umgebung verteilen, so lassen sie die Grenzkonzentration, bei welcher eben Blutfarbstoff austritt, unver\u00e4ndert. Man ermittelt nun durch Verd\u00fcnnung der Fl\u00fcssigkeit, den Farbstoffaustritt und berechnet mit welcher Kochsalzl\u00f6sung die unverd\u00fcnnte Fl\u00fcssigkeit isotonisch ist. Der Gefrierpunkt einer Kochsalzl\u00f6sung von solcher Konzentration wird bestimmt oder berechnet. Der Wert wird abgezogen von dem Werte des Gefrierpunktes der urspr\u00fcnglichen Fl\u00fcssigkeit und man erh\u00e4lt in dieser Differenz den Anteil der sich gleichm\u00e4\u00dfig auf Blutk\u00f6rperchen und Umgebung verteilenden Substanzen. Beim Harn w\u00fcrde das vor allem der Harnstoff sein. (Der Grundgedanke dieser Methode kehrt in der oben beschriebenen, von 0. Loewi sp\u00e4ter ver\u00f6ffentlichten Methode wieder).\n3. Bestimmung des osmotischen Druckes mit dem H\u00e4matokrit.\nPrinzip: Das von Grijns und Hedin stammende Verfahren beruht auf der Tatsache, da\u00df das Volum der roten Blutk\u00f6rperchen sich \u00e4ndert, wenn sie in L\u00f6sungen gebracht werden, deren osmotischer Druck von demjenigen ihres Inhalts verschieden ist. In L\u00f6sungen, deren osmotischer Druck gr\u00f6\u00dfer ist, wird das Volum der Blutk\u00f6rperchen kleiner, in solchen, deren osmotischer Druck kleiner ist, umgekehrt gr\u00f6\u00dfer, beides infolge von Wasser Ein- oder Austritt. Alle L\u00f6sungen, welche gerade das Blutk\u00f6rperchenvolum unver\u00e4ndert lassen, sind untereinander und mit dem zugeh\u00f6rigen Blutserum isotonisch. Hierauf gr\u00fcndet sich ein Verfahren zurBestimmung des osmotischenDruckes von Serum. Andrerseits, da die Volum\u00e4nderung durch den Unterschied des osmotischen Druckes von Fl\u00fcssigkeit und Blutk\u00f6rpercheninhalt hervorgerufen wird, sind L\u00f6sungen, welche die gleiche Volum\u00e4nderung bewirken, untereinander isotonisch. Die zur Messung des Blutk\u00f6rperchenvolum dienende Vorrichtung ist der H\u00e4matokrit, ein graduiertes R\u00f6hrchen, in dem durch Zentrifugieren eine Scheidung von Blutk\u00f6rperchen und dar\u00fcber stehende Fl\u00fcssigkeit bewirkt wird. Nicht anwendbar ist die Methode f\u00fcr alle Stoffe, welche H\u00e4molyse bewirken, und f\u00fcr solche gel\u00f6ste Substanzen, welche zwar am osmotischen Druck der Fl\u00fcssigkeit einen Anteil haben, aber weil sie in die Blutk\u00f6rperchen eintreten, das Volum der Blutk\u00f6rperchen nicht beeinflussen. Mit R\u00fccksicht auf letzteren Punkt dient die Methode auch dazu, die Permeabilit\u00e4t der Blutk\u00f6rperchen f\u00fcr Stoffe zu untersuchen.\nDer H\u00e4matokrit: Es sind eine Reihe von H\u00e4matokriten beschrieben worden, von w.elchen die von Kottmann und von Hamburger konstruierten Formen bisher die genauesten Resultate liefern.\nDer Kottmannsche Pr\u00e4zisionsh\u00e4matokrit (verfertigt von Optiker B\u00fcchi in Bern) besteht ans B\u00f6hrchen, deren Lichtweite 0,5 mm, deren L\u00e4nge 12V2cm, der Kubikinhalt 0,092 cm3 betr\u00e4gt. Die Graduierung erfolgt in Abst\u00e4nden von 0,5 mm; es bedeuten die Zwischenr\u00e4ume Volumina von nur 0.2 Proz. des Gesamtr\u00f6hrcheninhalts; mit Hilfe der Lupe kann bis auf 0,05 Proz. gesch\u00e4tzt werden. Die feine Einteilung beschr\u00e4nkt sich auf die Grenzzahlen 8\u201452 Proz., die Volumina vor und nachher sind durch ampullenartiges Aufblasen der Enden der R\u00f6hrchen auf ein Minimum reduziert. Die R\u00f6hrchen","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nkommen behufs absolut sicheren Verschlu\u00df in einen eigenen Zentrifugenaufsatz. Siehe Fig. 24a-c.\nDurch die Schraube, welche durch a geht, kann das R\u00f6hrchen zwischen den mit Kautschukplatten belegten Widerlagern (b) wie in einem Schraubstock so zusainmen-\nFig. 24 a.\nFig. 24b.\nFig. 24 c.\ngepre\u00dft werden, da\u00df jeder Substanzverlust beim Zentrifugieren absolut unm\u00f6glich wird. Damit die R\u00f6hrchen zur Vermeidung jeden Blutverlustes beim Einspannen horizontal in den Verschlu\u00df gebracht werden k\u00f6nnen, zeigen die zentralen und peripheren Aufnahmeh\u00e4lse an ihrer nach oben gekehrten Fl\u00e4che l\u00e4ngsgestellte Aus-schnitte. Die Ausbuchtung (c) ist n\u00f6tig, damit die Finger ^ ohne jeg-^\tliehe Schwierigkeit die R\u00f6hrchen plazieren k\u00f6nnen. Die St\u00e4rke der\ni P R\u00f6hrchen widersteht selbst ziemlich starkem Druck im Schraubstock.\nDas Trichterr\u00f6hrchen von Hamburger (siehe Figur 25) besteht aus einem Trichter, dessen Inhalt etwa 2^2 cm3 betr\u00e4gt und in einem unten zugeschmolzenen Kapillarrohr endet. Dasselbe ist in 100 Teile genau kalibriert. Der kalibrierte Teil hat bei einer L\u00e4nge von 57 mm einen Inhalt von 0,01 cm,\u00bb der Raum zwischen 2 Teilstrichen entspricht also einem Volumen von 0,0001cm3. Die R\u00f6hre mu\u00df sehr genau mit Quecksilber kalibriert werden. Die Trichterr\u00f6hrchen sind mit einem Ebonitk\u00e4ppchen verschlossen, deren genaues Passen in dem Trichter durch einen umgelegten Kautschukring gesichert wird. (Bequemer zum Arbeiten sind Trichterr\u00f6hren, deren kapillarer Teil 0,02 cm3 fa\u00dft.)\nDie F\u00fcllung des Trichterr\u00f6hrehens von Hamburger mit Blut (0,02 beziekentlick 0,04 cm3) erfordert einige Sorgfalt. Das Trickterr\u00f6krcken wird im oberen Teil vorerst mit der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt. Die Kapillarpipette, in welcher sick das unter den n\u00f6tigen Kautelen aufgesaugte Blut befindet, wird in die Fl\u00fcssigkeit des trichterf\u00f6rmigen R\u00f6hrchens getaucht und die Fl\u00fcssigkeit bis zum Teilstrich 0,02 angesogen, dann ausgeblasen und die Prozedur mehrfach wiederholt. Vor der ersten Abmessung mu\u00df die Pipette mit einer NaCl L\u00f6sung von 0,9\u00b0/o benetzt werden, um unter stets gleichen Bedingungen zu arbeiten. Nach Verschlu\u00df mit dem Ebonitk\u00e4ppchen bewegt man die Mischung von Blut und Fl\u00fcssigkeit einige Mal hin und her, da ein Umr\u00fchren mit einem St\u00e4bchen die Mischung nicht hin-\nFig. 25.\nreichend homogen macht.","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Biologische Methoden zur Bestimmung des osmotischen Druckes.\n185\nDie Zentrifuge: Die Untersuchung mit dem H\u00e4mokrit erfordert eine sehr rasch und gleichm\u00e4\u00dfig gehende Zentrifuge. Hamburger arbeitet mit einer solchen von 3000 Umdrehungen in der Minute, Kottmann ist mit einer von Klingelfu\u00df in Basel gebauten Zentrifuge zu noch h\u00f6heren Tourenzahlen gelangt. Das Auslaufen soll ganz allm\u00e4hlich geschehen, damit kein Aufwirbeln des Sedimentes eintritt. Bei sehr hoher Tourenzahl wirkt auf die Blutk\u00f6rperchen am Ende der R\u00f6hrchen ein recht hoher Atmosph\u00e4rendruck, z. B. bei 5000 Touren pro Minute ist am Ende eines R\u00f6hrchens von 7cm L\u00e4nge ein Druck von 8,517Atm. (Grijns), in der Mitte ein solcher von 2,602 Atm. Bei so gro\u00dfen Differenzen d\u00fcrfte Fl\u00fcssigkeitsverdr\u00e4ngung kaum ausgeschlossen sein, ein Faktum, das zu ber\u00fccksichtigen ist.\nOsmotische Druckmessung geringer Fl\u00fcssigkeitsmengen. (Hamburger). Man nimmt 6 Trichterr\u00f6hrchen (siehe oben) und bringt in das erste 0,25cm3 oder mehr der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit und in die 5 anderen dasselbe Volumen an Kochsalzl\u00f6sungen steigender Konzentration. Die genannten Fl\u00fcssigkeiten werden versetzt mit derselben Menge defibri-nierten und durch Filtrierpapier filtrierten Bluts, n\u00e4mlich 0,02 beziehentlich 0,04cm3. Nachdem die Trichterr\u00f6hrchen verschlossen und gesch\u00fcttelt worden sind, werden sie 1/2\u20143/4 Stunden sich selbst \u00fcberlassen und dann bis zum Eintritt von konstantem Volum zentrifugiert. Der osmotische Druck der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit entspricht dann derjenigen Kochsalzl\u00f6sung, welche den Blutk\u00f6rperchen dasselbe Volumen erteilte, wie die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit selbst. Das Resultat l\u00e4\u00dft sich kontrollieren, indem man die Fl\u00fcssigkeiten, welche in der vorigen Versuchsreihe im trichterf\u00f6rmigen Teil der R\u00f6hrchen sich befinden, abhebt und in neue R\u00f6hrchen \u00fcberbringt, aufs neue mit gleichem Quantit\u00e4ten Blut versetzt, sch\u00fcttelt, wartet und zentrifugiert, bis zum konstanten Volum. Die nunmehrigen Sedimentvolumina sollen genau dieselbe Kochsalzl\u00f6sung als diejenige anzeigen, welche mit der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit isotonisch ist und auch in der ersten Versuchsreihe gefunden wurde. Hat man 1cm3 Fl\u00fcssigkeit zur Verf\u00fcgung, so empfiehlt es sich, R\u00f6hrchen von 0,04cm3 Kapillarinhalt zu verwenden: hierzu gebraucht man 0,08 cm3 Bluts. Die Kontrolle dieser Methode mit gr\u00f6\u00dferen Mengen vermittelst der Gefrierpunktsbestimmung hat deren Genauigkeit erwiesen. Dieselbe kleine Fl\u00fcssigkeitsmenge, die man zur Bestimmung des osmotischen Druckes zur Verf\u00fcgung hat, kann man zwei oder mehrmal benutzen.\nSpezielle Anwendung. Zur Bestimmung des osmotischen Drucks des Serums beziehentlich Plasmas ist die Methode des Pl\u00e4matokriten in der Hamburgerschen oder Kottmannschen Form sehr geeignet, insbesondere seitdem im Hirudin ein Mittel vorliegt, welches die Gerinnung des Blutes aufhebt ohne eine Ver\u00e4nderung des osmotischen Drucks des Blutes zu setzen. Diejenige Kochsalzl\u00f6sung, welche dasselbe Volumen Blutk\u00f6rperchen liefert wie das mit Hirudin versetzte Blut ist mit dem letzteren isotonisch. Sehr kleine Schwankungen des osmotischen Druckes sind hierdurch nachweisbar. Dieselbe Methode dient, wie leicht ersichtlich, auch dazu, um das Volumen der k\u00f6rperlichen Elemente im Blute zu bestimmen, worauf hier nur hingewiesen sein m\u00f6ge. Obwohl die Methode bis jetzt nicht f\u00fcr andere tierische Fl\u00fcssigkeiten angewandt worden ist, steht deren Benutzung, unter Ber\u00fcck-","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nsichtigung der eingangs erw\u00e4hnten Ausnahmen, prinzipiell nichts im Wege. Sie ist z. B. sehr brauchbar f\u00fcr die Untersuchung des Kammerwassers, der Glask\u00f6rperfl\u00fcssigkeit, der Endo- und Perilymphe, der Zerebrospinalfl\u00fcssigkeit, hingegen ungeeignet f\u00fcr Harn und Galle.\n4. Bestimmung des osmotischen Druckes mit der plethysmographischen\nMetho de. (Demoor).\nDie Methode von Demoor beruht auf einem \u00e4hnlichen Prinzip wie diejenige des H\u00e4matokrit. Die zu untersuchenden Zellenkomplexe beziehentlich Organe werden von Salzl\u00f6sungen verschiedener Konzentration durchsp\u00fclt; ihr Volum bleibt konstant in ann\u00e4hernd isotonischen L\u00f6sungen, es schwillt in hypotonischen und verringert sich in hypertonischen Salzl\u00f6sungen. Das zuuntersuchende Organ (Leber, Niere, Lunge); wird unter Vermeidung jeder Verletzung und bei sorgf\u00e4ltiger Abbindung aller Blutgef\u00e4\u00dfe, au\u00dfer dem ab und zuf\u00fchrenden Gef\u00e4\u00dfe f\u00fcr die Zu- und- Abflu\u00dfkan\u00fcle aus dem K\u00f6rper entfernt. Es wird in ein Gef\u00e4\u00df versenkt, welches mit fl\u00fcssiger Vaseline gef\u00fcllt ist und mit Ausschlu\u00df .von Luft verschlossen wird. Der Verschlu\u00dfdeckel wird durchbohrt von \u00d6ffnungen f\u00fcr die beiden Kan\u00fclen und einem Rohre, welches mit einem Mareyschen Tambour verbunden ist. Letzterer dient zur Registrierung der Volumenschwankungen. Die zu durchstr\u00f6menden Fl\u00fcssigkeiten stehen in einer Reihe leicht auswechselbarer Mariotte\u2019scher Flaschen. Ehe die Fl\u00fcssig-keit in das Organ tritt, wird sie in einer im Wasserbade liegenden Spirale vorgew\u00e4rmt. Die ganze Apparatur mu\u00df luftdicht verschlossen sein. Der Ausflu\u00df wird so reguliert, da\u00df er konstant bleibt; eine \u00c4nderung der Durchstr\u00f6mungsgeschwindigkeit \u00e4ndert auch das Volum des Organs. Die durch Konzentrations\u00e4nderung herbeigef\u00fchrten Volumschwankungen treten innerhalb 1V2 Minuten auf. Die Genauigkeitsgrenzen der Methode sind derart, da\u00df z. B. eine i.% Na CI L\u00f6sung keine, eine O,8\u00b0/0 Na CI L\u00f6sung aber eine sehr deutliche Volum\u00e4nderung gibt. Eine Quelle von Versuchsfehlem liegt darin, da\u00df in manchen Versuchen ohne erkennbare Ursache ein \u00d6dem des durchstr\u00f6menden Organs eintreten kann.\nTeil V. Bestimmung der Konzentration der H und OH Ionen und die Methoden zur Messung der Reaktionsgeschwindigkeit.\nDie Konzentration der H und OH Ionen ist physikalisch-chemisch der Ausdruck f\u00fcr die Azidit\u00e4t beziehentlich Alkalinit\u00e4t einer Fl\u00fcssigkeit, im Gegensatz zu dem durch die Titration gefundenen Werte f\u00fcr Azidit\u00e4t und Alkalinit\u00e4t. Die Konzentration der H und OH Ionen ist weiter von Interesse zur Beurteilung einer Reihe von Wirkungen, welche von der Ionenkonzentration abh\u00e4ngig sind. Die Methoden zur Messung der Ionenkonzentration beruhen meist auf der Benutzung irgend einer Wirkung der Ionenkonzentration auf einen physikalischen oder chemischen Vorgang.\n1. Methode der Konzentrationsketten.\nPrinzip: Die Methode beruht auf einer Messung der elektromotorischen Kraft, welche entsteht durch die Konzentrationsdifferenz der zu untersuchenden Ionen an den Elektroden eines Elementes, welches als Konzen-","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Methode der Konzentrationsketten.\n187\ntrationskette bezeichnet wird. Taucht eine Metallelektrode in eine Fl\u00fcssigkeit, an welche sie Ionen abgibt, so ist nach der Theorie von Nernst die entstehende Potentialdifferenz\n0,000198\nT log. \u2014 Volt abgerundet f\u00fcr 0,000198 : 0.0002\nwo T die absolute Temperatur, n die Wertigkeit des Metalls, P der elektrolytische L\u00f6sungsdruck (eine Konstante) und p der osmotische Druck der zur Elektrode geh\u00f6rigen Ionen ist.\nWird eine Kette zusammengestellt, welche aus zwei gleichen Metallelektroden besteht, von welchen die eine in eine konzentrierte L\u00f6sung desselben Ions taucht, die andere in eine verd\u00fcnntere, so ist\n0,0002 _ , P 0.0002 T, P\n=\tT. log\nwo\ndie\njt\nn\t\u201c Pi\nbeiden Ionenkonzentrationen sind.\nlog\nP\nDie Konstante P f\u00e4llt\npt und p aus; es ist\n0.0002\tp\t0.0002\tc\nji =-------T log - : Jt = \u2014 \u2014 1 log \u2014\nn\tPi\tn\tCj\nF\u00fcr verd\u00fcnntere L\u00f6sungen \u2014 solche kommen fast ausschlie\u00dflich in Betracht im Organismus \u2014 kann man statt des Verh\u00e4ltnisses der osmotischen\nQ\nDrucke der Ionen das der Konzentrationen \u2014 der L\u00f6sungen einf\u00fchren.\nci\nAu\u00dfer dem Elektrodenpotential tritt in einer Konzentrationskette an der Ber\u00fchrungsstelle zweier verschieden konzentrierter L\u00f6sungen eine Potentialdifferenz, das Kontaktpotential, auf, wenn die in der Fl\u00fcssigkeit vorhandenen Ionen eine ungleiche Wanderungsgeschwindigkeit haben. In gewissen F\u00e4llen, die man praktisch zu realisieren bestrebt ist, kann man das Kontaktpotential vernachl\u00e4ssigen. Die Potentialdifferenz an der Ber\u00fchrungsstelle von zwei verschieden konzentrierten L\u00f6sungen eines und desselben bin\u00e4ren\nElektrolyten ist jt \u2014\t\u2022 ^^log\u00b0 wo 1k und 1a die Wanderungs-\ngeschwindigkeit von Kation bez. Anion ist.\nKomplizierter ist die theoretische Behandlung in allen anderen F\u00e4llen, worauf hier nicht eingegangen wird, weil in praxi das Kontaktpotential zu beseitigen versucht wird. Die zur Messung der H und OH Ionen dienenden Konzentrationsketten sind sogenannte Gasketten. Platinierte Platinelektroden oder mit Palladiumschwarz bedeckte Palladiumelektroden oder Goldelektroden werden mit Wasserstoff ges\u00e4ttigt; diese Gaselektroden, welche H Ionen liefern oder aufnehmen, werden in die durch ihren H Gehalt sich unterscheidenden L\u00f6sungen getaucht; ist die Konzentration der H Ionen in der einen L\u00f6sung bekannt und die elektromotorische Kraft der Gaskette bestimmt, so berechnet sich daraus die Konzentration der H Ionen in der anderen L\u00f6sung. Zur Bestimmung der OH Ionen werden gleich konstruierte Gasketten benutzt, deren Elektroden aber mit Sauerstoff beladen werden. Die Natur des Elektrolyten kommt bei Messungen dieser Art Ketten nicht in Betracht. Da die entstehende elektromotorische Kraft nur abh\u00e4ngt von dem Konzentrationsunterschied der freien Ionen (abgesehen vom Kontaktpotential), so wird mit dieser Methode der augenblicklich wirksame Azidi-","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188 Leon Asher, Die Anwendung der pkys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nt\u00e4ts- oder Alkalinit\u00e4tsgrad einer L\u00f6sung und nicht, wie bei der Titration, die ganze Menge abspaltbaren S\u00e4ure oder Basenradikals bestimmt.\nDie OPI Konzentration einer w\u00e4ssrigen L\u00f6sung kann auch gefunden werden durch Bestimmung der H Konzentration. Es ist das Dissoziationsprodukt Hx OPI gleich einer Konstante, n\u00e4mlich \u00ab\u25a0\u00bb 0.64x 10 ~u. Demnach gibt dieses Produkt, dividiert durch die experimentell gefundene H Konzentration, die gesuchte OH Konzentration. Andererseits kann man die Richtigkeit der durch Messung gefundenen Werte der H und OPI Konzentration dadurch kontrollieren, da\u00df ihr Produkt eben diese Konstante ergeben mu\u00df.\nDie Berechnung der Ionenkonzentration aus der gefundenen Elektromotorischen Kraft jz ergibt sich folgenderma\u00dfen:\n3t =\tn f\u00fcr Wasserstoff ist 1; T \u2014 273 + der Temperatur,\nbei welcher die Messung angestellt wurde; log C = Konzentration der angewandten HCl L\u00f6sung, beziehentlich NaOH L\u00f6sung; bei nicht ganz verd\u00fcnnten HCl L\u00f6sungen mu\u00df der Wert C noch multipliziert werden mit \u00ab, dem Dissoziationsgrad. Kann das Kontaktpotential an der Grenze der beiden Fl\u00fcssigkeiten berechnet werden, so ist der Wert dieses Kontaktpotentials auf der rechten Seite obiger Formel noch abzuziehen. Die elektromotorische Kraft an der Grenze zweier verschieden konzentrierter L\u00f6sungen desselben Elektrolyten\n=\t-0.0575 log f\u00fcr T \u201417,\u00b0 wo u und v die Wanderungsgeschwin-\ndigkeiten des Kations und Anions bedeuten.\nWenn zwei verschiedene bin\u00e4re Elektrolyte von gleicher Ionenkonzentration nebeneinander geschaltet sind, berechnet sich nach Planck\n= 0.0575 log\t, wo u, und u2 die Wanderungschwindigkeit der\nu2 ~r vi\nbeiden Kationen, v, und v2 diejenige der Anionen bedeutet.\n(Tabelle der Wanderungsgeschwindigkeiten siehe S. 171).\nAusf\u00fchrung.\n1. Die Messung der elektromotorischen Kraft: Die Messung der elektromotorischen Kraft der fertigen Gaskette geschieht zumeist mit Hilfe der Kompensationsmethode (H\u00f6her hat sich der Fe chn er sehen Methode bedient). Da die letztere eingehend in einer anderen Abteilung dieses Werkes beschrieben wird, sind hier nur die f\u00fcr die vorliegende Messung hervorhebenswerten Punkte er\u00f6rtert. Als Me\u00dfdraht dient der OstwaldscheMe\u00dfdraht, welcher oben bei der Bestimmung der Leitf\u00e4higkeit beschrieben wurde. Der Me\u00dfdraht schlie\u00dft ein Element, von dessen elektromotorischer Kraft ein durch Abzweigung gewonnener Teil dazu dient, die zu messende elektromotorische Kraft zu kompensieren; die elektromotorische Kraft des ersteren Elementes mu\u00df also gr\u00f6\u00dfer sein als diejenige der zu messenden. Bei den in der Physiologie vorkommenden F\u00e4llen reichen hierzu ein Akkumulator oder zwei Daniell-elemente aus. In dem vom Me\u00dfdraht abgehenden Zweig befindet sich das zu messende Element mit der elektromotorischen Kraft e, das Nullinstrument,","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Methode der Konzentrationsketten.\n189\nwelches die erreichte Kompensation anzeigt, und einige Hilfsapparate. Durch Verschieben am Me\u00dfdraht wird ein Widerstand w eingeschaltet (gemessen in Skalenteilen), der im Zweig Stromlosigkeit macht. Sodann wird das Gaselement vertauscht mit einem Normalelement von der elektromotorischen Kraft E und wiederum durch Verschieben am Me\u00dfdraht eine L\u00e4nge W gesucht, bei der Stromlosigkeit im Zweig besteht, w\nDann ist e = E .. .\u2022\nW\nAls Nullinstrument dient entweder ein Kapillarelektrometer oder ein Galvanometer nach dem d\u2019Arsonvalprinzip, oder ein Saitengalvanometer nach Einthoven. Letzteres d\u00fcrfte in der neueren Form von Edelmann wegen seiner Handlichkeit, Empfindlichkeit und Aperiodizit\u00e4t das empfehlenswerteste Instrument sein.\nGrade in physiologischen Laboratorien ist dieser wohl sonst vielfach eingef\u00fchrte Apparat dadurch, da\u00df er die Vorz\u00fcge des Kapillarelektrometers mit denen des Galvanometers vereinigt, aber frei von mehreren Nachteilen beziehentlich Unbequemlichkeiten derselben ist, besonders zu physikalischchemischen Messungen geeignet. Die eine der Hilfsvorrichtungen, welche in den vom Me\u00dfdraht ausgehenden Zweig eingeschaltet wird, ist ein Kommutator, welcher gestattet entweder den die Konzentrationsketten enthaltenden Zweig oder einen parallel geschalteten anderen Zweig einzuschalten, welcher das Normalelement enth\u00e4lt. Ferner kommt in den Zweig entweder ein Ostwaldscher Stromtaster oder ein Elliot-scher Schl\u00fcssel, beides Vorrichtungen, welche gleichzeitig einen kurz dauernden Kontaktschlu\u00df des Elementes und \u00d6ffnung der Nebenschlie\u00dfung nach dem Nullinstrument bewerkstelligen, die Kompensation noch nicht erreicht ist, um m\u00f6glichst wenig Strom dem Element zu entnehmen, was besonders bei Einschaltung des Normalelementes gilt. Nebenfolgende Figur 26 (nach Hamburger) gibt schematisch die Anwendung der Me\u00dfmethode.\n2. Das Normalelement. Das zu diesem Zwecke dienende Kadmium-Weston Normalelement erh\u00e4lt man k\u00e4uflich mit Pr\u00fcfungsschein der Physik. Technischen Reichsanstalt z. B. von Fr. K\u00f6hler Leipzig. Da es einen \u00e4u\u00dferst geringen Temperaturkoeffizienten besitzt, kann es bei Zimmertemperatur benutzt werden. F\u00fcr den steten Gebrauch bedient man sich aber nicht dieses kostbaren Normalelementes, sondern eines selbst hergestellten, welches\n+ Jkkumalatoj\u2019.\nJfuMnstr\nFig. 26.\nMan schlie\u00dft immer nur kurze Zeit, solange","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nnur von Zeit zu Zeit mit dem beglaubigten Normalelement verglichen wird. Nach Ostwald ist die Herstellung des Kadmiumnormalelementes (hier ist die Hamburgersche Form abgebildet, Fig. 27) folgende:\nMan f\u00fcllt in den einen Schenkel des Gef\u00e4\u00dfes reines trockenes Quecksilber, in den anderen Kadmiumamalgam. Das Kadmiumamalgam wird durch zusammenschmelzen in\nFig. 28 a.\nFig. 27.\nI! fi\nFig. 28 c.\nFig. 28 b.\nFig. 28 d.\neinem reinen Reagensglas von 1 Gewichtsteil k\u00e4uflichem, reinem Kadmium und 7 8 Ge wichtsteilen reinem Quecksilber hergestellt. Das Amalgam ist bei 100\u00b0 fl\u00fcssig, erstarrt aber bei Zimmertemperatur zu einem Brei. Hierauf bereitet man sich eine ges\u00e4ttigte Kadmiumsulfatl\u00f6sung durch [etwa halbst\u00fcndiges Verreiben von k\u00e4uflichem reinen Kad-miu msulfat mit Wasser in einer Reibschale. Zur Herstellung der ges\u00e4ttigten L\u00f6sung ist etwa 1 Teil Wasser auf 1 Gewichtsteil kristallisierten Salz erforderlich. Man l\u00e4\u00dft das ungel\u00f6ste Kadmiumsulfat einigerma\u00dfen absitzen und gie\u00dft die ges\u00e4ttigte L\u00f6sung zu weiterem Gebrauch ab. Von dem Kadmiumsulfatbrei wird eine Portion etwa 5 mm hoch auf das Kadmiumamalgam geschichtet. Eine andere Portion wird mit Merkuro-sulfat, etwas Quecksilber und der ges\u00e4ttigten Kadmiumsulfatl\u00f6sung verrieben, worauf man absitzen l\u00e4\u00dft, die ges\u00e4ttigte Kadmiumsulfatl\u00f6sung abgie\u00dft, durch neue ersetzt, wieder verreibt und auf diese Weise das Merkurosulfat von allen leichter l\u00f6slichen Verunrei-","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Methode der Konzentrationsketten.\n191\nnigungen, sowie Merkurosulfat nach M\u00f6glichkeit befreit. Mit dem Brei von Merkurosulfat, Quecksilber und Kadmiumsulfat (der sog. Paste) wird das Quecksilber etwa 5 mm hoch bedeckt. Die beiden Schenkel werden hierauf mit etwa erbsengro\u00dfen Kadmium sulfatkristallen und der ges\u00e4ttigten Kadmiumsulfatl\u00f6sung angef\u00fcllt. Luftbl\u00e4schen entfernt man mit einem Platindrahte. Ehe man das Gef\u00e4\u00df mit einem Gummistopfen verschlie\u00dft, sorgt man daf\u00fcr, da\u00df oben ein kleines Luftbl\u00e4schen erhalten bleibt, da andererseits in der W\u00e4rme das Gef\u00e4\u00df gesprengt werden kann. Der Stopfen ward mit Siegellack vollst\u00e4ndig umgossen. F\u00fcr den Fall, da\u00df man nicht ein derartiges selbst gefertigtes Kadmiumelement besitzt, kann man sich mit einem Normaldaniell aushilfsweise behelfen. (Zusammensetzung: Keines, amalgamiertes Zink, ZnS04 480 gr. Aqu. dest. 1520 gr., reines Kupfer, CuS04 440 gr., Aqu. dest. 1560 g; elektromotorische Kraft 1.15 Volt.)\n3. Die Konzentrationsketten: Yon den existierenden Formen der in der Physiologie angewandten Konzentrationsketten sind oben diejenigen von H\u00f6her, Hamburger, Fo\u00e0, Asher und Farkas abgebildet.\nSie bestehen aus je zwei Schenkeln, in welche die beiden Platin oder Palladium oder Goldelektroden eintauchen, einem Verbindungsst\u00fcck und den Zuleitungsklemmen. Sehr einfach und leicht zu handhaben ist das Gaselement von Hamburger (Fig.28b); es gestattet aber nicht die kontinuierliche Durchleitung von Gas w\u00e4hrend der ganzen Zeit der Messung, was zumal manches Mal deshalb erforderlich w\u00e4re, weil der Verschlu\u00df des Gasraumes mit Gummistopfen keine gen\u00fcgende Sicherheit gew\u00e4hrt; immerhin hat Hamburger selbst mit seinem Apparat gute Resultate erzielt. Der Apparat von H\u00f6her (Fig. 28a) besteht vollkommen aus Glas ohne Gummistopfenverschlu\u00df und besitzt Zu- und Ableitungs\u00f6ffnung zur kontinuierlichen Gasdurch-str\u00f6mung. Die Platinplatten sind durch ihre Zuf\u00fchrung in herausnehmbare, eingeschliffene Glasstopfen eingeschmolzen. W\u00e4hrend dieser Teil leicht zug\u00e4nglich ist, ist das verbindende Mittelst\u00fcck weniger leicht zug\u00e4nglich und daher die Reinhaltung des Apparates, sowie auch die F\u00fcllung etwas umst\u00e4ndlich. Bei den Gasketten von Hamburger und H\u00f6her wird zur Verlangsamung der Diffusion das Verbindungsst\u00fcck mit Baumwolle gef\u00fcllt. Diese Baumwolle ist vorher einer sorgf\u00e4ltigen Reinigung zu unterziehen. Der Apparat von Asher (Fig. 28d) ist f\u00fcr die kontinuierliche Durchleitung von Gas eingerichtet. Das Verbindungsgef\u00e4\u00df ist nach dem Prinzip der Spritzflasche konstruiert; durch Druck tritt die Verbindungsfl\u00fcssigkeit zu den beiden Spitzen aus, welche die Verbindung mit den beiden Gaselektroden hersteilen; an das Druckrohr wird ein Schlauch angebracht, der im Moment des Austretens der Fl\u00fcssigkeit durch eine Schlauchklemme geschlossen wird. An der Kontaktstelle der Spitze des Verbindungsgef\u00e4\u00dfes mit der Gaselektrode befindet sich eine besondere Einrichtung zur Erschwerung der Diffusion. Das Endst\u00fcck der Gaselektrode ist mit einem durchbohrten Kautschukstopfen verschlossen; in diesem Kautschukstopfen steckt unten ein Meerschaumkonus, der ausgeh\u00f6hlt ist. Die\nFig. 28e","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192 Leon Asber, Die Anwendung der phys.-ehern, Methoden in der Physiologie.\nAush\u00f6hlung wird mit derselben Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt, wie in die Gaselektrode selbst kommt. Das zugespitzte Endrohr des Verbindungsgef\u00e4\u00dfes wird in den oberen Teil der Bohrung des Stopfens gesteckt; auf diese Weise ist eine kontinuierliche Verbindung hergestellt, das ganze System aber geschlossen, so da\u00df es in den Thermostaten versenkt werden kann. Die einzelnen Teile sind leicht auseinander zu nehmen und zu reinigen. Die Elektrode von Farkas (Fig. 28e) (mit Modifikation von Szili) hat einen Fassungsraum von 1\u20143 cm3. Die obere \u00d6ffnung des kleinenZylinders (g) wird durch einen gut eingeschliffenen St\u00f6psel (e) luftdicht verschlossen; die Dichtung sichert die.kreisf\u00f6rmige Rinne (d), welche mit Quecksilber (H2) gef\u00fcllt wird. In den Glasst\u00f6psel (e) ist der Platindraht (f) eingeschmolzen, der die platinierte Platinplatte (c) tr\u00e4gt und mit seinem oberen Ende in die r\u00f6hrenf\u00f6rmige Fortsetzung (b) des Glasst\u00f6psels reicht, wo Quecksilber (HQ die Verbindung mit den Leitungsdr\u00e4hten (a) vermittelt. Der Seitenteil J stellt mit Plilfe eines Kapillarhebers die Verbindung mit der anderen Elektrode her. Zur Ladung wird das Gef\u00e4\u00df mit Fl\u00fcssigkeit \u00fcberf\u00fcllt, ohne Luftblase geschlossen und dann von i aus Gas eingeleitet. Der Seitenast i ist m\u00f6glichst tief angesetzt, damit nicht zu viel Fl\u00fcssigkeit von dem Wasserstoff verdr\u00e4ngt wird und Luft nachdringt. Die Gaskette von Fo\u00e0 (Fig. 28c) wird gesondert besprochen.\nDie Elektrode der Konzentrationskette und deren Behandlung. Au\u00dfer zu besonderen Zwecken sind die Elektroden aus Platin. Dieselben werden gut platiniert nach den Vorschriften wie oben bei der Messung der Leitf\u00e4higkeit angegeben wurde. Sodann werden dieselben mit Gas beladen. Der bei Messungen von H Konzentrationen ben\u00f6tigte Wasserstoff wird im Kippschen Apparat entwickelt oder aus einer Bombe entnommen und zur Reinigung durch 20 \u00b0/0 KMn04 L\u00f6sung und ges\u00e4ttigte w\u00e4sserige Sublimatl\u00f6sung geleitet. Den zur Messung der OH Konzentration ben\u00f6tigten Sauerstoff entnimmt man einer Bombe, wie z. B. die Firma Elkan in Berlin liefert. Je nach der Form der angewandten Gaselektrode ist die Zuleitungsart des Gases einzurichten. W\u00e4hrend der S\u00e4ttigung mit Gas ist die Gaselektrode mit destilliertem Wasser gef\u00fcllt. Bei denjenigen Elektroden, welche nicht einen kontinuierlichen Gasstrom w\u00e4hrend des ganzen Versuchs einzuleiten gestatten, tut man gut, etwa drei Stunden lang mit Gas zu laden. Es kommt nun darauf an, da\u00df beide Elektroden nach ihrer Ladung und bei Eintauchen in 0.01 NaCl oder HCl L\u00f6sung keine Potentialdifferenz zeigen. Dieser Zustand ist, wenn er mit sehr empfindlichen Me\u00dfinstrumenten gepr\u00fcft wird, durchaus nicht leicht zu erzielen; doch d\u00fcrfen Potentialunterschiede von 2\u20143 Millivolt deshalb \u00fcbersehen werden, weil diese innerhalb der Fehlergrenze der Methode bleiben. Die Ungleichheit kann herr\u00fchren von einer ungleichen Platinierung oder einer ungleichen Ladung mit Gas. Der letztere Fehler kann dadurch beseitigt werden, da\u00df die st\u00e4rker geladene Elektrode mit der Flamme gelinde erhitzt wird. Gelingt es auf diese Weise bei mehrfacher Wiederholung nicht den Potentialunterschied weg zu bringen, so ist es geraten, die Platinelektrode sorgf\u00e4ltig zu reinigen, von frischem zu platinieren und mit Gas zu beladen. F\u00fcr das Laden mit PI und 02 sind durchaus verschiedene Elektroden zu benutzen; eine mit 02 beladene Elektrode ist unbrauchbar, um mit H geladen zu werden. Au\u00dfer Platin sind noch andere Elektrodemateriale im Gebrauch, n\u00e4mlich Palladium, Gold und neuerdings","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"Methode der Konzentrationsketten.\n193\nauch Iridium. Palladium hat vor Platin den Vorzug, da\u00df die mit Palladium schwarz bedeckten Elektroden mehr H absorbieren und die Ladung l\u00e4nger reti-nieren. Palladiumelektroden bed\u00fcrfen, wenn sie einmal fertiggestellt sind, keiner Aufladung mit H w\u00e4hrend des Versuchs, sie sind daher bei solchen Messungen vorzuziehen, wo l\u00e4ngere Durchleitung von H die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit in ihrer Zusammensetzung \u00e4ndert oder wo etwa lebende Zellen (z. B. Protisten) in der Untersuchungsfl\u00fcssigkeit sich befinden, welche durch H gesch\u00e4digt werden. Man palladiniert die Elektroden durch Elektrolyse in einer 3\u00b0/0 L\u00f6sung von Palladiumnitrat, der ein Tropfen verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure zugesetzt wird. Nach dem Palladinieren sind die Elektroden gr\u00fcndlich in reinem Wasser auszukochen. Goldelektroden werden angewandt, weil die Diffusion von H in das Metall, wodurch die elektromotorische Kraft der betreffenden Elektrode sich \u00e4ndert, bei Gold am geringsten ist. Die Elektrode von Fo\u00e0 ist eine aus Gold. Die Goldelektrode wird mit Palladium schwarz bedeckt. Die Ladung der Elektroden kann zun\u00e4chst in besonderen R\u00f6hren geschehen; sie kommen aber dann bei der \u00dcberf\u00fchrung in das Gaselement mit Luft in Ber\u00fchrung. Deshalb mu\u00df nach F\u00fcllung des Gaselementes mit der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit von neuem jede Elektrode mit Gas beladen werden. Der Zutritt von Luft um die Elektrode herum mu\u00df w\u00e4hrend der ganzen Messung verh\u00fctet werden. Nach des Verfassers Erfahrung gibt die kontinuierliche Durchleitung von PI die konstanteren Resultate. Die F\u00fcllung des Gaselementes w\u00e4hrend des Versuches soll derart sein, da\u00df nur die halbe Elektrode von Fl\u00fcssigkeit bedeckt ist, die andere H\u00e4lfte aber von dem Gasraum umgeben sei.\nGaskette von Fo\u00e0 (Fig. 28e): Da die Gaskette von Fo\u00e0 in einigen wesentlichen Punkten von den anderen abweicht, sei sie besonders beschrieben. Das Element wird zusammengesetzt aus einer Wasserstoffelektrode, welche in die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit taucht, und einer Kalomelnormalelektrode. Dasselbe liefert eine experimentell bestimmbare elektromotorische Kraft E, welche sich zusammensetzt aus dem Potential n der Wasserstoffelektrode gegen die zu untersuchende L\u00f6sung, dem Kontaktpotential zwischen der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit und der Fl\u00fcssigkeit der Normalelektrode jtl und dem Potential der Fl\u00fcssigkeit der Normalelektrode gegen\u00fcber der Kalomelnormalelektrode jt2j wenn bekannt ist und einen zu vernachl\u00e4ssigenden Wert enth\u00e4lt, kann jc berechnet werden. Z. B. ergibt sich bei der Kombination\nWasserstoff-\nelektrode\nBlut\tNC1 n\n\t\nHg\n+\n\u00fct-\t\u00ab7Tj|\tJl%\nwo Jt2 = 0,606 Volt, zu vernachl\u00e4ssigen ist, x = E\u20140,606. Nun ist\np\nnach der Formel von Nernst x = 0,0575 log , wo Ch die H Ionenkon-\nzentration und P die L\u00f6sungstension des Gases an der Elektrode ist. Der Wert dieser Konstante, der ermittelt wird durch Anwendung einer bekannten\nHCl Konzentration z. B. ^ HCl, betr\u00e4gt log P = \u2014- 4.7385. Mit Hilfe\nTigerstedt, Handk. d. phys. Methodik I, 2.\n13","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"J94 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\ndieser Zahl und dem experimentell gefundenen Wert von ji l\u00e4\u00dft sich aus obiger Formel die Konzentration der H Ionen ermitteln. Die in der Formel vorkommende L\u00f6sungstension P ist abh\u00e4ngig u. a. vom Druck des die Elektrode umgebenden Gases; derselbe mu\u00df also konstant erhalten werden. Diesem Umstande tr\u00e4gt die besondere Form von Fo\u00e0s Gaskette Rechnung.\nIn das IJ f\u00f6rmige Gef\u00e4\u00df b, g, a, dessen Kapazit\u00e4t bis auf einen ccm gemindert werden kann, taucht bei a die Kalomelnormalelektrode, bei b taucht in die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit eine mit Palladium schwarz bedeckte Goldelektrode. Der Hahn C dient zur Einleitung des Wasserstoffs, welcher durch h in das im Wasser eingetauchte Reagensglas K gelangt und von da durch i in dem gleichfalls mit Wasser gef\u00fcllten Gef\u00e4\u00df m entweicht. Wenn das System ganz mit Wasser gef\u00fcllt ist, wird der Hahn C geschlossen und das Reagensglas K so eingestellt, da\u00df der Wasserstoff im Apparat unter Atmosph\u00e4ren druck steht. Der Hahn g dient zur Reinigung des Apparates.\n4. Die bei den verschiedenen K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten anzuwendenden Zwischenfl\u00fcssigkeiten. Bei der praktischen Anwendung der Konzentrationsketten in der Physiologie ist die richtige Wahl der Zwischenfl\u00fcssigkeit eine der wesentlichsten Schwierigkeiten. Handelt es sich um verd\u00fcnnte w\u00e4\u00dfrige L\u00f6sungen einfacher Substanzen, so ist nach den Untersuchungen vonBjerrum die Einschaltung einer konzentrierten Chlorkaliuml\u00f6sung ein zuverl\u00e4ssiges Mittel, um das Diffusionspotential auszuschalten. Ein anderes Mittel besteht darin, da\u00df man zu beiden L\u00f6sungen ein indifferentes Salz im Uberschu\u00df zusetzt, so da\u00df dessen Konzentration in beiden L\u00f6sungen gleich ist. Bei physiologischen Messungen ist NaCl der anzuwendende indifferente Elektrolyt. Wenn die zu untersuchende K\u00f6rperfl\u00fcssigkeit selbst NaCl enth\u00e4lt, wird nur der S\u00e4ure von bekannter H Konzentration soviel NaCl zugesetzt, wie in der betreffenden K\u00f6rperfl\u00fcssigkeit vorkommt. Eine andere \u2014 speziell f\u00fcr den Harn bestimmte Methode \u2014 hat H\u00f6her eingef\u00fchrt, indem er zwischen die Harn und Salzs\u00e4ure bekannte Konzentration eine Kochsalzl\u00f6sung einschiebt, welche die gleiche elektrische Leitf\u00e4higkeit wie der zu untersuchende Harn hat. Es ist demnach vorher die Leitf\u00e4higkeit des Harns zu ermitteln. Die Salzs\u00e4urel\u00f6sung wird in bezug auf die CI Ionen mit der NaCl L\u00f6sung gleich konzentriert gemacht, (\u201eisohydrisch\u201c). Das Kontaktpotential zwischen dieser HCl L\u00f6sung und der damit isohydrischen NaCl L\u00f6sung wird berechnet.\n02\nH2\nh9\nH,\nh2\nH,\nBeispiele von Konzentrationsketten.\n1.0 Na OH 1.4 NaCl 1.0 HCl 1.4 NaCl n\n0.125 NaCl 0.125 NaCl\n4H0\"I hci\nNaCl\nHCl UU ^ NaCl \u00a3 NaCl * 100\t5 o\n1(!|() HCl in | NaCl\nSerum\nHarn\nBlut\nBlut\nh2\nH,\nH.\n\\\ng- NaCl\tMageninhalt\n| Harn |\tH2 } H\u00f6her\nvon 0.4 NaCl bei t == 25\u00b0: 2\nH\u00f6her\nFraenkel\nRhorer\nH21 Tangl\n== 38,73\u201410-3 42.86 . IO-\u00bb","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"Methode der Konzentrationsketten.\n195\nFo\u00e0 wendet f\u00fcr Blut\nn\n8\nNaCl L\u00f6sung an, f\u00fcr Harn\nn\n5\nNaCl\nL\u00f6sung,\nf\u00fcr Magensaft\nn\nI\u00d6\nNaCl L\u00f6sung; bei der Galle l\u00e4\u00dft sich das Kontaktpotential\nnicht ganz vermeiden; Fo\u00e0 interpoliert die Werte, welche erhalten werden bei und ~ NaCl L\u00f6sung als Zwischenll\u00fcssigkeit.\n5.\tZeitdauer der Messung. Die elektromotorische Kraft der Konzentrationskette besitzt nicht sofort einen konstanten Wert, sondern erreicht ihn erst allm\u00e4hlich. Meistens ist derselbe in zirka 2 Stunden erreicht und beh\u00e4lt den konstanten Wert einige Stunden lang bei. Wenn die 'Werte nicht eine l\u00e4ngere Zeitlang konstant bleiben, so liegt das entweder daran, da\u00df die Ladung der Elektroden mit Gas nicht konstant bleibt, oder da\u00df infolge fehlerhafter Anordnung an den Ber\u00fchrungsfl\u00e4chen eine zu rasche Diffusion stattfindet.\n6.\tFehlerquellen derMethode. Nach B\u00f6ttiger lassen sich Messungen an Wasserstoffgaselektroden mit einer Genauigkeit von 0,003 Volt machen. Hieraus resultiert, wie D r e s er berechnet hat, bei der Methode, die Konzentration der Wasserstoffionen durch Messung der elektromotorischen Kraft zu bestimmen, eine eventuelle Differenz von rund 20 Prozent des zu ermittelnden Wertes, weshalb die Methode nur zu ann\u00e4hernden Bestimmungen geeignet ist. Eine spezielle Fehlerquelle ist die Ver\u00e4nderung, welche die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit dadurch erf\u00e4hrt, da\u00df der durchgeleitete Wasserstoff die in der Fl\u00fcssigkeit enthaltenen Gase entfernt. Beispielsweise ist die Reaktion des Blutes zum Teil von seinem C02-Gehalt abh\u00e4ngig; die C02 wird aber durch die Wasserstoffdurchleitung entfernt. H\u00f6her vermindert diesen Fehler dadurch, da\u00df er die Gaselektroden mit Gemischen von Wasserstoff und C02 umsp\u00fclt. Anwendung von Elektroden, welche keine kontinuierliche Durchleitung von H verlangen (solche sind oben beschrieben), sind ein weiteres, bei Untersuchungen des Blutes empfehlenswertes Mittel.\n7.\tAnwendung der Konzentrationsketten zur Untersuchung der Bindung von S\u00e4ure oder Alkali: Um festzustellen, ob z. B. durch Eiwei\u00df S\u00e4ure oder Alkali gebunden wird, kann man nach Bugarszky und Liebermann Konzentrationsketten anwenden, in denen zwei S\u00e4uren oder Laugen von bekanntem Konzentrationsunterschied eine me\u00dfbare elektromotorische Kraft erzeugen. Aus der Abnahme der elektromotorischen Kraft nach Zusatz von Eiwei\u00df auf der einen Seite, kann man die Verminderung der H, beziehentlich OH Konzentration durch Eiwei\u00df ermitteln. Dieselbe Methode l\u00e4\u00dft sich auch benutzen, um bei anderen Stoffen, sowie auch bei lebenden Zellen und Geweben den Verbrauch oder die Abgabe von H und OH Ionen zu bestimmen. (F\u00fcr diese Art der Anwendung siehe auch Methoden der Elektrophysiologie). Bei der Benutzung von Konzentrationsketten bei den Lebens\u00e4u\u00dferungen von Organismen z. B. Protisten ist darauf zu achten, da\u00df die lange Durchleitung von H dieselben nicht sch\u00e4dige. Hier eignen sich besonders Palladiumelektroden.\n2. Methode der Indikatoren.\nEin einfaches Verfahren zur quantitativen Messung des Wasserstoffionengehaltes einer L\u00f6sung auf kolorimetrischem Wege ist von Friedenthal\n13*","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nangegeben worden. Es beruht auf den Farben\u00e4nderungen, welche die als Indikatoren in der Acidim\u00e9trie und Alkalimetrie Verwendung findenden Farbstoffe in L\u00f6sungen verschiedener HIonenkonzentrationen aufweisen. Friedenthal (nach ihm Salessky und Salm) hat eine l\u00fcckenlose Serie von genau bekannten \u00dfeaktionsstufen hergestellt und die F\u00e4rbung solcher L\u00f6sungen von bekannten H Ionengehalt nach Zusatz genau definierter Indikatormengen kolorimetrisch verglichen mit der F\u00e4rbung der zu pr\u00fcfenden Fl\u00fcssigkeit. Eine hier folgende von Salm aufgestellte Tabelle enth\u00e4lt eine f\u00fcr Reaktionsmessungen ausreichende Stufenleiter von Indikatoren mit 15 Reaktionsstufen. Die betreffende Wasserstoffionenkonzentration wird durch einen deutlichen Farbenumschlag angezeigt.\nDie Indikatorl\u00f6sungen m\u00fcssen aus besonders reinen von Dr. Gr\u00fcbler & Co., Leipzig, zu beziehenden Pr\u00e4paraten hergestellt werden (n\u00e4here Angaben \u00fcber die Bereitung bei Glaser, Indikatoren der Acidim\u00e9trie und Alkalimetrie. Wiesbaden 1901) und werden in braunen Tropfflaschen aufbewahrt. Die Indikatorl\u00f6sung soll m\u00f6glichst j ^ Mol Indikator im Liter\nenthalten. Die F\u00e4rbungen werden vorgenommen in Gl\u00e4schen mit planem Boden von gleichem Inhalt (10 cm3) und das Licht von einer wei\u00dfen Unterlage (Milchglasplatte) durch die L\u00f6sungen geworfen. Von den .Indikatorl\u00f6sungen werden genau 0.1 cm3 zu den 10 cm3 hinzugef\u00fcgt.\nBeispiel (Salm): Bei einer beliebigen Fl\u00fcssigkeit, deren Wasserstoffionengehalt festgestellt werden soll, wird gefunden, da\u00df der Zusatz eines Tropfens Alkanninl\u00f6sung in 10 cm3 der Fl\u00fcssigkeit Rosaf\u00e4rbung hervorruft. Hierdurch wei\u00df man, da\u00df die Konzentration an Wasserstoffionen nur liegen kann zwischen 2\u2014norm H' und 1.10-9 norm H\u2018. Man versetzt jetzt eine zweite Probe der L\u00f6sung mit einem Indikator, der bei 1.10~8 norm. H' einen deutlichen Farbenumschlag zeigt, also etwa Neutralrot oder Cyanin; sodann pr\u00fcft man auf Ch=1.10-7 norm. H- z. B. mit Rosols\u00e4ure; ergibt sich Gelbf\u00e4rbung, so ist das Reaktionsgebiet wieder enger eingegrenzt, n\u00e4mlich zwischen 2\u2014 norm. H' und 1.10\u20146 norm. H'. In der geschilderten Weise wird mit dem Zusatz von Indikatoren systematisch fortgefahren, bis die H' Konzentration der L\u00f6sung ermittelt ist.\nNach Friedenthal ist es einfacher \u00fcberall, auch bei alkalischen Medien, nur die H' Konzentration zu ber\u00fccksichtigen, wie man in der absoluten Temperaturskala nur von W\u00e4rme spricht. Die st\u00e4rkste H' L\u00f6sung, die bekannt ist, ist eine 5,873 n Salpeters\u00e4irre vom spezifischen Gewicht 1,1946. Der schw\u00e4chste H' Gehalt einer w\u00e4ssrigen L\u00f6sung findet sich in einer Kalilauge, die 6,744 n ist, vom spezifischen Gewicht 1.286.\n3. Methode der Messung der Reaktionsgeschwindigkeit.\nEine Methode, um die Konzentration von H und O H Ionen zu messen, gr\u00fcndet sich darauf, da\u00df die Geschwindigkeit, mit welcher gewisse Reaktionen ablaufen von der Konzentration dieser Ionen abh\u00e4ngt. Es ist dies eine spezielle Anwendung einer viel allgemeineren Methode, indem jeder Reaktionsverlauf, nach dem Gesetz von Guldberg und Waage, abh\u00e4ngt von der r\u00e4umlichen Konzentration, d. h. von der Anzahl g Molekeln mit denen die Stoffe im Liter Vorkommen. Es werden unterschieden monomolekulare","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle von Salm zu Reaktionsmessungen.\nTabelle von Salm zu Reaktionsmessungen.\t197\n\u00f6\nCO o\n^ o\nco O\noa O","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198 Leon Aslier, Die Anwendung- der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nReaktionen, wo die Reaktion an einem einfachen Molek\u00fcl stattfindet, und die bimolekularen Reaktionen, an zwei sich umsetzenden Molek\u00fclen. (Reaktionen an mehr als zwei Molek\u00fclen kommen f\u00fcr die praktische Anwendung vorl\u00e4ufig nicht in Betracht). Die Gleichungen der monomolekularen Reaktion lauten\ndD\t1 P\nkC (1) woraus durch Integration folgt k = ------- lg (2)\n-tj l2\ndt\nfolgt\n1-2\ndieselbe\nwo\nzur Zeit ist,\nCt die Konzentration des Stoffes zur Zeit dO\ndie Reaktionsgeschwindigkeit d. h. die Abnahme, welche die Konzentration in dem Zeitmoment erf\u00e4hrt, und k die Reaktionskonstante bedeutet, digkeit bezeichnet werden f\u00fcr den Fall, da\u00df der reagierende Stoff die Konzentration eins besitzt.\ndC\nDie Gleichungen f\u00fcr bimolekulare Reaktion lauten-= kj Ct C2 (3)\ndC\n----kj_ (Jj C2 (4); wenn die beiden reagierenden Stoffe in \u00e4quivalenten\nGeschwindigkeit oder Letztere kann auch als die Reaktionsgeschwin-\nMengen vorhanden sind, also Cj = C2 ist, gilt------=kG2 (5) woraus\ndurch Integration folgt k =\u2014\u2014\u2014\t\u2014..y- ') = \u2014-\u2014 \u2022 \u2014k , p-2- (6).\nt2 tj \\L2 Lj/ t2 tj Lj L2\nExperimentell wird jeweilig die Geschwindigkeitskonstante dadurch gefunden, da\u00df zu bestimmten Zeiten tt, t2 usw. die entsprechende Konzentration der in Reaktion befindlichen Stoffe ermittelt wird. Diese Konzentrationen werden entweder vermittelst geeigneter physikalischer oder analytischer Methoden festgestellt. Die Reaktionsgeschwindigkeit ist nun nicht allein abh\u00e4ngig von den in obigen Gleichungen genannten Variablen, sondern im besonderen von der Temperatur, welche im Sinne der Beschleunigung wirkt. Daher gilt das experimentell gefundene k nur f\u00fcr eine bestimmte, w\u00e4hrend der Versuchsdauer streng konstant zu haltende Temperatur. Die obigen Gleichungen werden aus praktischen Gr\u00fcnden folgenderma\u00dfen umgestaltet. Es sei A die Konzentration der Zersetzung erleidenden Substanz in Anfang des Versuchs t = 0, sei die zur Zeit tj umgewandelte Menge, x2 diejenige zur Zeit t2, dann wird Gleichung 5 und 6 zu\n1\nlg\nA \u2014:\nA \u2014 2\n(7) k =\n1\n1\nA\n-x2\nA\n(8)\nAllgemeine Methodik: Die Gef\u00e4\u00dfe, in denen die Reaktionsversuche angestellt werden, m\u00fcssen vor dem Versuche nach der oben beschriebenen Methode (Seite 113) ausged\u00e4mpft werden. Dieselben kommen in, einen Thermostaten, welcher durch Regulator und R\u00fchrwerk auf konstanter Temperatur erhalten wird. Die Flaschen m\u00fcssen bis nahe an ihre M\u00fcndung in den Thermostaten versenkt werden und bed\u00fcrfen daher der Beschwerung durch Bleiplatten oder \u00e4hnlicher Vorrichtungen. Geeignete Formen (nach Ostwald) zeigen nachstehende Figuren 29a und b. (Siehe n\u00e4chste Seite.)\nDie Substanzen, deren Aufeinanderwirken gepr\u00fcft werden sollen, werden im Thermostaten auf die Versuchstemperatur vorgew\u00e4rmt und- dann im Versuchsgef\u00e4\u00df vereinigt. Eine genau bestimmte Zeit nach der Vermengung","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"Methode der Messung der Reaktionsgeschwindigkeit.\n199\nentnimmt man eine erste Probe, welche zur Bestimmung des Wertes x dient. Die analytischen Prozeduren (z. B. Titrationen oder Bestimmung der Polarisation) dauern eine gewisse Zeit, die in Rechnung zu setzen ist; man nimmt den Mittelwert zwischen dem Anfang und der Beendigung der Analyse als Zeit t4. Sowie die Messung beginnt, mu\u00df die zu messende Reaktion unterbrochen werden. Bei langsam verlaufenden Reaktionen gen\u00fcgt die Herabsetzung der Temperatur. Bei rasch verlaufenden Reaktionen m\u00fcssen dieselben durch andere Verfahren unterbrochen werden, wobei es auf den speziellen Fall ankommt. Beispielsweise wird man die Wirkung einer S\u00e4ure durch Zusatz einer abgemessenen Quantit\u00e4t \u00fcbersch\u00fcssiger Lauge, welche zur\u00fccktitriert wird, aufheben k\u00f6nnen. Die den Zeiten t2 entsprechenden Mengen x2 werden auf analoge Weise bestimmt. Au\u00dfer den Werten xt und x2 wird man meist noch eine weitere Reihe von Werten x3, x4, x5, usw. zu den Zeiten t3, t4, t5, bestimmen. Die Formel (7) kann in gewissen F\u00e4llen praktisch folgenderma\u00dfen umgestaltet werden: Es sei t4 der Nullpunkt des\n1 A\nVersuchs, die umgewandelte Menge x4 also = 0, so wird K = \u2014 1. .\u2014\u2014-\nX>2\tA\u2014X2\n(9) sein. Hierbei wird man die Reaktion bis zu Ende gehen lassen (vorausgesetzt, da\u00df die Reaktion in einer nicht zu\nlangen Zeit bis zu Ende verl\u00e4uft), und aus der\tA\nvollst\u00e4ndig umgesetzten Menge erf\u00e4hrt man die am Anfang des Versuchs vorhandene. In jedem Einzelfalle mu\u00df bekannt sein, ob die Reaktion eine monomolekulare oder bimolekulare ist; z. B. ist die Inversion von Glykogen durch S\u00e4uren eine monomolekulare Reaktion, weil die S\u00e4ure selbst sich nicht an der Reaktion beteiligt.\nPhysiologische Anwendung: Bestimmung der H und OH Konzentrationen. Bei weitem die wichtigste Anwendung der Messung der Reaktionsgeschwindigkeit in der Physiologie ist diejenige, wo sie dazu dient die Konzentration Hg- 29 a. von wirksamen Substanzen, insbesondere von H\nund OH Ionen Konzentrationen kennen zu lernen.1) Der Konzentration der Wasserstoffionen proportional sind z. B. die Inversion von Rohrzucker durch S\u00e4uren zu Dextrose und Fruktose, die Geschwindigkeit der Esterkatalyse,_ z. B. die Spaltung von Methylazetat in Essigs\u00e4ure und Methylalkohol, die \u00dcberf\u00fchrung von Azetamid in Ammoniumacetat, der Zerfall des Diazoessigesters in Glykols\u00e4ureester und Stickstoff; der Konzentration der Hydroxylionen einer L\u00f6sung sind proportional die Verseifungsgeschwindigkeit von Ester, die Beschleunigung der Umwandlung von Diazetonalkohol in Azeton, die Umwandlung von Hyoszyamin in Atropin. Bei der physiologischen Anwendung handelt es sich meist darum, nebeneinander die Geschwindigkeitskonstante einer L\u00f6sung bekannter H bez. OH Konzentration mit derjenigen der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit zu bestimmen, um aus dem Verh\u00e4ltnis der Geschwindigkeitskonstanten den Wirkungswert der untersuchten Fl\u00fcssigkeit zu finden.\nFig. 29 b.\n1) Die Anwendung der Methode auf die Fermente ist prinzipiell die gleiche; sie wird an dieser Stelle des Handbuchs nicht er\u00f6rtert.","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nBestimmung der H Ionen mit Hilfe der Zuckerinversion. Durch S\u00e4uren, beziehentlich freie H Ionen zerf\u00e4llt rechtsdrehender Rohrzucker in rechtsdrehende Glukose und linksdrehende Fruktose. Aus der \u00c4nderung des optischen Drehungsverm\u00f6gens kann die Menge des in irgend einer Zeit umgewandelten Zuckers bestimmt werden. Ben\u00f6tigt wird ein Polarisations-apparat, der mit einem temperierbaren Wassermantel umgeben sein mu\u00df, da die Drehung von der Temperatur abh\u00e4ngig ist. Voraussetzung f\u00fcr die Anwendbarkeit dieser Methode ist, da\u00df die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit ganz klar ist. Die Gleichung, welche der Berechnung zugrunde gelegt wird, ist Gleichung (9), da die Inversion des Rohrzuckers C12 H22 0U -f- H20 = C6 H12 06 + C6 I-I12 06 als monomolekulare Reaktion angesehen werden kann, insofern die Wassermenge als eine sehr gro\u00dfe als konstant angesehen werden kann. Die urspr\u00fcngliche Rohrzuckermenge A wird gefunden aus der Drehung zu Anfang des Versuchs zur Zeit t0 und aus der Drehung, wenn die Inversion bis zu Ende abgelaufen ist. Rohrzucker ist stark rechtsdrehend., im Gemisch des entstandenen Invertzuckers \u00fcberwiegt die linksdrehende Fruktose. Der Wert, der bei der ersten Ablesung gefunden wurde, vermehrt um den Wert der bei vollendeter Inversion gefunden wird, ist der ganze Winkel, welcher bei der Zuckerinversion durchlaufen wird und somit der Konzentration A des Zuckers proportional. Die Werte x2, x3, usw. werden gefunden durch Subtraktion der bei t2, t3, usw., gefundenen Winkelwerte von dem bei t0 gefundenen Drehungswinkel. Wenn die Beendigung der Inversion sehr lange Zeit dauert, wie z. B. bei organischen S\u00e4uren, wird die schlie\u00dflich zu erwartende Linksdrehung nach \u00e8iner Formel von Herzfeld berechnet. Dieser zur Folge f\u00fchrt jeder Grad Rechtsdrehung der urspr\u00fcnglichen Zuckerl\u00f6sung bei t\u00b0 nach v\u00f6lliger Inversion (0,4266\u20140.005t) Grad Linksdrehung herbei.\nIn den Thermostaten kommt 1. eine Rohrzuckerl\u00f6sung -f- eine bestimmte Menge S\u00e4ure, z. B. Salzs\u00e4ure genau bekannter Konzentration, 2. die gleiche Rohrzuckerl\u00f6sung + einer gleichen Menge der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit, in beiden F\u00e4llen sei das Fl\u00fcssigkeitsvolum gleich gro\u00df. Diese Methode ist in der Physiologie bis jetzt angewendet worden zur Bestimmung der freien S\u00e4ure des Magensaftes (F. A. Hoffmann) und zur Bestimmung der Bindung von Salzs\u00e4ure an Albumosen und Peptone (Cohnheim). Bei der Bestimmung der freien S\u00e4ure des Magensaftes werden nach Hoffmann noch je ein Gef\u00e4\u00df mit reinem Magensaft und eines mit Zuckerl\u00f6sung, Magensaft und 10% L\u00f6sung von Natriumazetat gef\u00fcllt. Ersteres dient dazu, um etwaige rechtsdrehende K\u00f6rper, die im Magensaft vorhanden sind, zu erkennen, das letztere dazu, um das Vorhandensein eines wie Salzs\u00e4ure, die durch Natriumazetat-zusatz neutralisiert wird, auf Rohrzucker wirkenden Fermentes auszuschlie\u00dfen. Zur Erkennung des H Gehaltes der \u00fcbrigen tierischen S\u00e4fte ist die Inversionsmethode nicht anwendbar, weil der H Gehalt zu gering ist. Dies gilt z. B. auch vom Harn. Hingegen ist die Methode anwendbar, wo man die Abh\u00e4ngigkeit eines physiologisch vorkommenden Vorganges vor der H Konzentration ermitteln will, z. B. die Abh\u00e4ngigkeit der fermentativen Eiwei\u00dfspaltung von S\u00e4uregrad.\nBestimmung der freien S\u00e4ure mit der Methylazetatmethode. (F.A.Hoffmann). W\u00e4\u00dfrige L\u00f6sungen von Methylazetat zerfallen, sich selbst","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Methode der Messung der Reaktionsgeschwindigkeit.\n201\n\u00fcberlassen, sehr langsam in Methylalkohol uncl Essigs\u00e4ure. Setzt man aber eine andere S\u00e4ure hinzu, so wird dieser Vorgang beschleunigt. Die Berechnung erfolgt nach Formel (9). Das Verfahren zur Bestimmung der Geschwindigkeitskonstante ist in der allgemeinen Methodik oben beschrieben worden. Zur Titrierung der entstehenden Essigs\u00e4ure gebraucht man Vio normale L\u00f6sung von Barythydrat. Dieselbe stellt man nach O stwald folgenderma\u00dfen dar: \u201eMan l\u00f6st in der Siedhitze 20 bis 30 g Barytkristalle in etwa 250 cm3 Wasser und l\u00e4\u00dft die tr\u00fcbe Fl\u00fcssigkeit erkalten, wobei man w\u00e4hrend des Erkaltens die Kochflache mit einem Stopfen schlie\u00dft, der mit einem Natronkalkrohr versehen ist. Beim Erkalten kristallisiert das \u00fcbersch\u00fcssige Hydrat aus und rei\u00dft das Karbonat mit, so da\u00df man eine klare, ges\u00e4ttigte L\u00f6sung erh\u00e4lt, die bei Zimmertemperatur 2.4 bis 2.5 \u00e4quivalent normal ist. Man sp\u00fclt dann die Vorratsflasche und B\u00fcrette mit kohlens\u00e4urefreier Luft aus, f\u00fcllt etwa 3/4 Liter kohlens\u00e4urefreies Wasser hinein, saugt nochmals kohlens\u00e4urefreie Luft durch und hebert oder saugt etwa 200 bis 250 cm3 der ges\u00e4ttigten L\u00f6sung in die Flasche. Durch kr\u00e4ftiges wiederholtes Sch\u00fctteln, mehrfaches F\u00fcllen und Entleeren der B\u00fcrette wird der Inhalt vermischt. Darauf macht man eine genaue Gehaltsbestimmung des Barytwassers.\u201c Der Titer der zugesetzten S\u00e4ure mu\u00df bekannt sein. In ein Fl\u00e4schchen kommt eine bestimmte Menge Methylazetat und Salzs\u00e4ure von bekanntem Titer, in ein zweites Fl\u00e4schchen auf gleiches Volumen wie im ersten dieselbe Menge Methylazetat und die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit. Die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit mu\u00df vorher auch titriert werden. Man entnimmt nach einer bestimmten Zeit aus jedem Gef\u00e4\u00df die gleiche Menge und titriert die aus Methylazetat entstandene Essigs\u00e4ure. Hierdurch erf\u00e4hrt man die Geschwindigkeitskonstanten K, der bekannten S\u00e4ure von der Konzentration Ct und die Geschwindigkeitskonstante K, der freien\nS\u00e4ure unbekannter Konzentration C2. Hieraus ergibt sich C> = Ct gA\nDer Wert A in Gleichung (9), die Menge Essigs\u00e4ure, welche \u00fcberhaupt aus der verwandten Menge Methylazetat entstehen kann, wird gefunden, indem ein Rest der Fl\u00fcssigkeit mindestens 2 Tage im Thermostat stehen bleibt; A ist dann der konstante Schlu\u00dftiter nach Erreichung des Endzustandes. Der Vorzug der Methylazetatmethode ist, da\u00df sie in einfachen Titrierungen besteht und selbst bei tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeiten anwendbar ist. Sowohl bei der Zuckerinversion wie auch bei der Methylazetatmethode mu\u00df darauf R\u00fccksicht genommen werden, ob nicht Stoffe in der Fl\u00fcssigkeit vorhanden sind, welche die Reaktionsgeschwindigkeit beeinflussen.\nMethoden zur Bestimmung des chemischen Gleichgewichts. Das chemische Gleichgewicht ist der spezielle Fall, da\u00df die beiden Reaktionsgeschwindigkeiten eines chemischen Umsatzes gleich werden. Die chemischen' Gleichgewichte spielen in der Physiologie eine gro\u00dfe Rolle. Da die Methodik aber eine rein chemische ist, gelangt sie, dem Plane dieses Werkes entsprechend, nicht zur Darstellung. (Beispiele physiologischer Art z. B. die Untersuchung des Gleichgewichtes zwischen Oxyh\u00e4moglobin <\t11\nH\u00e4moglobin\u2014 Sauerstoff(H\u00fcfner) und zwischen Metallalbuminaten ^ wei\u00dfk\u00f6rpern und Metallen (Galeotti).","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nc\nso gilt\nUntersuchung des Salzs\u00e4ure-Bindungsverm\u00f6gen der Albumosen und Peptone nach dem Inversionsverfahren (Cohnheim).\nCohnhe im hat die oben beschriebene Hoffmannsche Methode zur Erkennung der Magensalzs\u00e4ure mit Hilfe der Zuckerinversion ausgearbeitet zur Ermittlung des Salzs\u00e4urebindungsverm\u00f6gens von Albumosen und Peptonen. Folgende Berechnung liegt dieser Methode zugrunde. Stellt man zwei Versuche mit gleicher Zuckermenge und gleicher Zeitdauer an, den einen mit bekannter Salzs\u00e4uremenge d, den anderen mit unbekannter z, log A \u2014 log (A \u2014 x)\t. t ,\t.\nlog A lo\"' A\u2014x')\u2019\tun<* X aa\u201cen \u201cie \u00b0^en angegebene\nBedeutung, C ist eine von der Natur und Menge der S\u00e4ure abh\u00e4ngige Konstante.)\nDa die wirkende S\u00e4ure in beiden F\u00e4llen Salzs\u00e4ure ist, so. h\u00e4ngt die in C ausgedr\u00fcckte Wirkung nur von der Menge Salzs\u00e4ure ab und es berechnet sich z = * ( y\nEs ist nun zu einer Albumosel\u00f6sung von bekanntem Gehalt (N) Salzs\u00e4ure von bekanntem Gehalt (M) im \u00dcbersch\u00fcsse zuzusetzen und dann vermittels der oben beschriebenen Hoffmannschen Methode, mit Hilfe eines Polarisationsapparates, die freie, nicht gebundene Salzs\u00e4ure (z) zu bestimmen. Dann ist die Differenz zwischen der urspr\u00fcnglich vorhandenen und der als frei gefundenen Salzs\u00e4ure diejenige Salzs\u00e4uremenge, die von der\nAlbumose gebunden wurde. Aus der (iloichung\t~ berechnet\nM \u2014 z x\nsich x als die Menge Salzs\u00e4ure, die von der Albumose gebunden werden kann, ausgedr\u00fcckt in Prozenten ihres Gewichtes.\nTeil VI. Anwendung der Diffusion, Osmose und Quellung.\n1. Hydrodifi'usion. Bestimmung des Diffusionskoeffizienten.\nZwischen w\u00e4\u00dfrigen L\u00f6sungen von ungleicher Konzentration findet ein Ausgleich statt infolge des osmotischen Druckes, bis dieser in der gesamten Fl\u00fcssigkeit gleich geworden ist. Die Geschwindigkeit, mit welcher dieser Austausch stattfindet, h\u00e4ngt ab von dem Unterschiede des osmotischen Druckes und von dem Diffusionskoeffizienten, einer Konstanten. Der Diffusionskoeffizient ist diejenige Menge Substanz in grm, welche bei station\u00e4rem Zustande und bei der Temperatur t in einem Tage durch 1 qcm flie\u00dfen w\u00fcrde, wenn in derselben Richtung die Konzentration sich auf 1 cm um eins \u00e4ndert. Bei manchen physiologischen Problemen spielt die Diffusionsgeschwindigkeit eine Rolle. Um bei Substanzen, deren Diffusionskoeffizient noch nicht bekannt ist (sehr zahlreiche Angaben in Landolt-B\u00f6rnstein, Physikalisch-chemische Tabellen), denselben zu bestimmen, bedient man sich der Methode von Scheffer.\nEine Flasche E (Fig. 30) von etwa 90 cm3 Inhalt ist am unteren Ende zylindrisch (4 cm breit, 6,5 cm hoch) und wird mittels eines eingeschliffenen St\u00f6psels B geschlossen. Der Hals der Flasche hat etwa ein Lumen von 1,5 cm. Durch den Stopfen geht ein enges Rohr (11 cm L\u00e4nge, 0,5 mm Lumen), welches einen Hahn F und die Kugel D tr\u00e4gt. Letztere fa\u00dft zwischen den Marken Si und S2 etwa 16 cm3. Das Rohr endet dicht am Boden der Flasche. An dem Stopfen B ist ein schwach umgebogenes Rohr C ange-","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Hydrodiffusion. Bestimmung des Diffusionskoeffizienten.\n203\n\u00df\nschmolzen. Soll der Diffusionskoeffizient eines Stoffes bestimmt werden, so gibt man Wasser in die Flasche (das dreifache Volum der Pipette D) und bringt die Pipette mit der L\u00f6sung des betreffenden Stoffes gef\u00fcllt an ihre Stelle. Der ganze Apparat wird nun in einen Kaum gebracht, dessen Temperatur m\u00f6glichst konstant bleibt. Die Temperatur mu\u00df m\u00f6glichst konstant sein, weil erstens der Diffusionskoeffizient pro Grad Temperatursteigerung sich um 2 % erh\u00f6ht und weil zweitens durch \u00f6rtliche Temperaturunterschiede Konvektionsstr\u00f6me entstehen, welche den Diffusionsvorgang beschleunigen. Im gleichen Sinne wirken etwaige Ersch\u00fctterungen des Apparates. Ist die Temperatur konstant geworden, so \u00f6ffnet man den Hahn F und l\u00e4\u00dft sehr langsam zwecks Vermeidung einer Vermischung der L\u00f6sung mit dem Wasser, welches sich in E befindet, die L\u00f6sung in die Flasche ausflie\u00dfen.\nIst die L\u00f6sung bis zur Marke S2 ausgeflossen, so schlie\u00dft man den Hahn.\nSoll nun der Versuch unterbrochen werden, zwecks Bestimmung der diffundierten Menge der Substanz, so f\u00fcllt man die Pipette wiederum mit der untersuchten L\u00f6sung und l\u00e4\u00dft diese durch \u00d6ffnen des Hahnes so lange in die Flasche ausstr\u00f6men bis die Fl\u00fcssigkeit, welche sich in E befindet, das Rohr C erreicht hat. Die Pipette wird aufs neue gef\u00fcllt und in E entleert, w\u00e4hrend man die bei C auslaufende Fl\u00fcssigkeit in einem K\u00f6lbchen auff\u00e4ngt und zur Analyse beiseite stellt. Man f\u00e4ngt auf diese Weise vier gesonderte Teile auf, durch deren Analyse man die Mengen der gel\u00f6sten Substanz, welche in die verschiedenen Schichten nach bestimmter Zeit diffundiert waren, erf\u00e4hrt.\tE\nUm de n Diffusionskoeffizienten zu bestimmen, wird die Formel . zugrunde gelegt, da\u00df der Stoffgehalt einer jeden Schicht gleich ist\n0\tin welcher h die H\u00f6he einer Schicht, K den Diffusions-\n2 /Kt\nkoeffizienten der zum Versuch verwendeten L\u00f6sung, t die Zeit vom Beginn des Versuches an gerechnet bedeutet. Aus dem gefundenen Stoffgehalt jeder Schicht, aus h und t l\u00e4\u00dft sich demnach K berechnen. Die genauere Ermittlung des Diffusionskoeffizienten ist ziemlich umst\u00e4ndlich; es wird f\u00fcr die Theorie der Berechnung auf die Arbeit von Stefan verwiesen. [J. Stefan, \u00dcber die Diffusion der Fl\u00fcssigkeiten, Sitzungsberichte d. kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Bd. 79, II. 1879, p. 161]. Die H\u00f6he h wird bestimmt, indem man mittelst eines Kathetometers die Mveauver\u00e4nderung von Quecksilber in der Flasche bestimmt, welches aus der Pipette entsprechend dem zwischen den Teilstrichen der Pipette enthaltenen Volum in die Flasche eingef\u00fchrt wird.\nFig. 30.\n2. Osmose.\nHamburgers Apparat zur Untersuchung der Osmose.\nDie Anwendung der Osmose, d. h. der Diffusion durch Membranen, welche zwei Fl\u00fcssigkeiten voneinander trennen, ist schon zur Sprache gekommen bei den vorbereitenden Operationen und bei den Methoden zur Bestimmung des osmotischen Druckes. Die Osmose selbst wird wegen ihrer Bedeutung in der Physiologie Gegenstand der Untersuchung, indem man ihre Abh\u00e4ngigkeit von verschiedenen Faktoren untersucht. Ein Apparat der die Abh\u00e4ngigkeit der Osmose von der Natur und der Zusammensetzung der Membran, vom hydrostatischen Druck und von der Fl\u00fcssigkeitsstr\u00f6mung zu untersuchen gestattet, ist von Hamburger konstruiert worden, der nach den Angaben des Autors hier beschrieben wird.\nDas wesentliche des Apparates ist (Fig. 31) die Membran. Diese kann angefertigtwerden aus L\u00f6sungen von Gelatine, von Gelatine und Agar-Agar und von Kollodium, und wird in","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204 Leon Asher, Die Anwendung' der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nein Rohr von Metallgase eingelagert, indem man das Rohr in der betreffenden Fl\u00fcssigkeit dreht. Nach Entfernung aus der Fl\u00fcssigkeit wird das Rohr noch eine Zeitlang gedreht. Etwaige L\u00fccken in den Metallmaschen f\u00fcllt man nachtr\u00e4glich vermittelst einer Pipette\n\nFig. 31a.\naus. Das Rohr besteht aus gewalzter Niekelgaze, deren Maschen eine L\u00e4nge und eine Breite von 0,8 mm besitzen. Das Rohr besitzt an beiden Enden Kupferstucke zur Verbindung mit anderen Teilen des Apparates. Am Ende b (siehe Fig 31b) wird da.s Rohr","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Osmose.\n205\nmit einem Gummipfropfen d verseilen, in welchen ein Glasrohr e pa\u00dft. Das Ende c wird an ein hohles Metallst\u00fcck geschraubt, das mit einem Gummipfropfen verschlossen ist. Unten und oben treten aus dem Metallst\u00fcck zwei R\u00f6hren g und h, welche mit dem Innern des Gazerohres. kommunizieren. Die R\u00f6hre g ist durch einen Gummischlauch mit einem Glasrohr mit Hahn verbunden. Das so armierte Rohr wird in ein weiteres\nGlasrohr eingesetzt, wie Figur 31b zeigt. Am linken Ende desselben befindet sich ein Kupferst\u00fcck mit zwei Metallr\u00f6hrchen k und e, am rechten Ende ragt, gleichfalls in einem Metallst\u00fcck, ein Metallr\u00f6hrchen p hervor. Das Gazerohr wird in der Weise, wie die Figur es zeigt, in das weitere Rohr eingesetzt und mit Hilfe von Schraubenmutter und Schrauben befestigt. Das rechte Ende der Au\u00dfenr\u00f6hre ist durch einen durchbohrten","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nGummistopfen verschlossen. Durch die Bohrung geht eine in das Innenrohr f\u00fchrende Glasr\u00f6hre, welche durch einen Schlauch mit einem gro\u00dfen Trichter in Verbindung steht. Durch diese Vorrichtung wird die Innenr\u00f6hre gef\u00fcllt. Der Trichter kann durch einen Hahn abgeschlossen werden. Der Trichter t empf\u00e4ngt Fl\u00fcssigkeit aus dem R\u00f6hrchen u und dieses wieder aus v; v ist ein Glashahn, welcher durch eine auf der Fl\u00fcssigkeit im Trichter schwimmende gl\u00e4serne Hohlkugel w reguliert wird. Auf diese Weise wird der Fl\u00fcssigkeitsstrom aus einem mit u verbundenen Reservoir geregelt und die Fl\u00fcssigkeit im Trichter auf konstantem Niveau gehalten. Die Druckh\u00f6he der in das homogene Rohr str\u00f6menden Fl\u00fcssigkeit kann nach Willk\u00fcr variiert werden. Es kann sowohl der Ring, in welchem der Trichter t ruht und auch der Hahn mit Hohlkugel am Kupferstab entlang bewegt werden, und man kann auch den Kupferstab selbst verstellen. Wenn nach der F\u00fcllung eine Str\u00f6mung gew\u00fcnscht wird, so \u00f6ffnet man den Hahn z. Je nach der Stellung dieses in der H\u00f6he verstellbaren Hahnes ist der hydrostatische Druck auf der Membran ein verschiedener. Die F\u00fcllungsart des \u00e4u\u00dferen Mantelrohres ist aus der Figur leicht ersichtlich. Aus dem Rohr K kann man die Luft aus dem Mantelrohr entweichen lassen. Die mit dem Innen- und Au\u00dfenrohr kommunizierenden R\u00f6hren k und K sind an einer Skala angebracht, an welcher man den Druck in beiden R\u00f6hren ablesen kann. Bei der F\u00fcllung ist darauf zu achten, da\u00df die Membran keinen Ri\u00df bekommt, was man daran erkennt, da\u00df die Fl\u00fcssigkeit rasch im Rohre h sinkt. Eine anf\u00e4ngliche geringe Senkung ist auf Imbibition der Membran zur\u00fcckzuf\u00fchren. Das Au\u00dfenrohr kann auch kontinuierlich durchstr\u00f6mt werden.\nBestimmung der Anfangsgr\u00f6\u00dfe der Osmose. (Lazarus Barlow).\nAlle Bestimmungen des osmotischen Druckes, welche oben beschrieben wurden, sind Bestimmungen eines Endzustandes. Nach Lazarus Barlow spielt aber unter physiologischen Bedingungen weniger der Endzustand als vielmehr die Anfangsgr\u00f6\u00dfe der Osmose eine Rolle. Um diese Anfangsgeschwindigkeit zu bestimmen, hat Lazarus Barlow einen Apparat konstruiert, der im wesentlichen aus einer durch eine Membran (anwendbar sind verschiedene Arten von Membranen, und je nach der Membran variiert auch die Anfangsgr\u00f6\u00dfe der Osmose bei den einzelnen Substanzen) verschlossenen R\u00f6hre besteht. Die Geschwindigkeit, mit welcher in diese R\u00f6hre durch Osmose Wasser eindringt, l\u00e4\u00dft sich an einer daran angebrachten Skala ablesen. Nach Lazarus Barlow sind die Details seines Apparates und Verfahren der Benutzung desselben folgende:\nDer Osmometer (Fig. 32) besteht aus zwei Teilen, dem Reservoir und dem Trichter, welche beide aus Glas gemacht sind. Das Reservoir kann 100 ccm enthalten, und geht an einem Ende in eine mit einem Glaszapfen versehene R\u00f6hre aus. Das andere Ende\nist offen und mit einem starken Kupferseitenst\u00fcck verkittet. Ein kleines Loch (a) befindet sich an dem h\u00f6chsten Punkt der oberen Oberfl\u00e4che. Ungef\u00e4hr in der Mitte des Reservoirs ist ein durchl\u00f6chertes d\u00fcnnes Kupferdiaphragma angebracht, dessen L\u00f6cher 4 mm im Durchmesser sind, und wovon soviel als m\u00f6glich in die Platte gebohrt werden; ein Seitenst\u00fcck wird auf die Platte selbst zur\u00fcckgeschlagen, um sie zu verst\u00e4rken und es zu erm\u00f6glichen sie mit dem Reservoir zu verkitten. Sie liegt genau vertikal in dem Reservoir und ihre Oberfl\u00e4che ist genau eben. Der Trichter ist auch aus Glas und ist mit einem Seitenst\u00fcck versehen, in welches ein Glaszapfen gesteckt wird. Er kann 11,75 ccm enthalten, wenn er bis zu dem Nullpunkt auf der Skala gef\u00fcllt ist. Die M\u00fcn-","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Osmose.\n207\ndung ist eben geschliffen und dar\u00fcber ist eine gleichzeitig durchbohrte Kupferplatte angepa\u00dft wie die Scheibe im Reservoir. Diese Platte ist vorn leicht konvex und die R\u00e4nder sind nach unten gebogen \u00fcber die hervorragenden R\u00e4nder der M\u00fcndung des Trichters und mit dem Glas verkittet. Der 10 cm lange Stiel des Trichters besteht aus Glasr\u00f6hre mit einem inneren Bohrloch von ungef\u00e4hr 8 mm, in welche seitlich die vorher erw\u00e4hnte R\u00f6hre mit dem Glaszapfen sich \u00f6ffnet und um welche, n\u00e4her an der M\u00fcndung des Trichters als das Seitenst\u00fcck eine starke kupferne 'Flansche entsprechend der Flansche auf dem Reservoir zementiert ist. Ungef\u00e4hr 8 cm von der M\u00fcndung des Trichters ist dieser Stiel zwei Mal gebogen, so da\u00df er ein Knie (b) bildet, und von diesem Punkt aus geht er aufw\u00e4rts in einer weiteren Entfernung von 45 cm wie eine Thermometerr\u00f6hre, mit einem Bohrloch von 1 mm im Durchmesser. Das Knie im Stiel des Trichters ist so hoch, da\u00df, wenn beide Teile des Osmometers in Stellung sind und der Apparat nivelliert wird, die obere Oberfl\u00e4che des Loches des thermometrischen Teiles des Stieles in derselben horizontalen geraden .Linie (ab) wie die obere innere Oberfl\u00e4che des Reservoirs ist. Die Kupferflanschen sind an ihren entgegengesetzten Seiten ausgeh\u00f6hlt um einen Kautschukring aufzunehmen, und sind mit drei L\u00f6chern versehen, durch welche Schraubenmuttern gehen, um die beiden Flanschen dicht zusammen zu verbinden. Die durchl\u00f6cherte Scheibe im Reservoir steht so, da\u00df wenn auf den Gummiring durch Drehen der Schrauben in den Flanschen ein gelinder Druck ausge\u00fcbt wird, die leicht konvexe Platte an die M\u00fcndung des Trichters gepre\u00dft wird, und die Konvexit\u00e4t zu einer flachen Oberfl\u00e4che reduziert wird. Wenn daher die Teile des Instruments zusammengeschraubt sind, sind die zwei durchl\u00f6cherten Scheiben in vollkommenem Kontakt, sind eben und haben entsprechende Durchlochungen, die einander gegen\u00fcber liegen. Der Apparat ruht auf einem St\u00e4nder, welcher mit Nivellierschrauben versehen ist, und unter den thermometrischen Teil des Stieles wird eine Millimeterskala in das Holz eingelassen. Das Holz, aus welchem das. Gestell und besonders der Teil welcher den Stiel tr\u00e4gt gemacht ist, ist von Wichtigkeit, da es der Feuchtigkeit und daher dem Werfen unterworfen ist. Es ist aus gut abgelagerter Fichte gemacht. Der Apparat ist auch mit einer Nivellierwage versehen, welche auf dem Reservoir und dem mit enger Bohrung versehenen Teil des Stiel des Trichters ruht.\nDie Membran wird feucht auf den Trichter aufgebunden-, f\u00fcr ihre Dichtung ist besonders bei dem Aufbinden zu sorgen. Zum Reinigen mu\u00df das Instrument vollst\u00e4ndig auseinander genommen und mehrfach mit 10 % Kalilauge gewaschen werden.\nNachdem die Membran befestigt und der Apparat zusammengestellt worden ist, wird destilliertes Wasser langsam in den Trichter durch das Seitenst\u00fcck vermittelst einer Spritze gebracht bis es einen bestimmten Punkt in dem Thermometerrohr erreicht, welcher notiert wird. Den Apparat l\u00e4\u00dft man dann eine Zeitlang in der vertikalen Stellung, und wenn kein sichtbares Durchsickern durch oder um die Membran vorkommt, wird das Reservoir gef\u00fcllt und man l\u00e4\u00dft die Membran sich w\u00e4hrend 12 Stunden vollsaugen. Der Trichter wird dann geleert und mit einer L\u00f6sung deren Anfangsgeschwindigkeit der Osmose man bestimmen will, ausgewaschen, wieder geleert und endg\u00fcltig mit der L\u00f6sung gef\u00fcllt bis Trichter und Stiel vollkommen voll sind. .Man mu\u00df nat\u00fcrlich den Apparat zu diesem Zwecke vertikal halten. Das Osmometer wird dann auf das Gestell gestellt und das Reservoir mit der als L\u00f6sungsmittel f\u00fcr das zu untersuchende Kristalloid benutzten Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt bis nur ein kleiner Raum an der \u00d6ffnung dei Spitze bleibt. Die Fl\u00fcssigkeit in dem Stiel des Trichters wird wieder auf den Nullpunkt, zur\u00fcckgebracht und der Versuch beginnt. Die Beobachtungen werden alle f\u00fcnf Minuten gemacht und der Apparat bleibt unber\u00fchrt w\u00e4hrend der ganzen Dauer eines Versuchs. Nach Verlauf von 3 Stunden werden Reservoir und Trichterfl\u00fcssigkeiten in zugestopite Flaschen ausgeleert und einzeln auf Gefrierpunkt und Prozentzusammensetzung untersuch . Auf diese Weise ist es m\u00f6glich die Menge der Substanz, welche dialysiert ist und auch die osmotische Partialspannung des Systems zu bestimmen. Absolute Werte kann man mit dieser Methode nicht erhalten, sondern mu\u00df die Geschwindigkeit der Osmose ei einzelnen untersuchten Substanzen vergleichen mit einer willk\u00fcrlich ausgew\u00e4hlten us gangsfl\u00fcssigkeit.\nMethode von Bechhold (und Ziegler) zur Untersuchung dei Diffusion in Gallerte. Die Methode von Bechhold bezweckt, den","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208 Leon Asher, Die Anwendung der pliys.-cliein. Methoden in der Physiologie.\nDiffusionsweg in Gallerten unter verschiedenen experimentellen Bedingungen zu untersuchen. Die Diffusion findet in besonders pr\u00e4parierten Reagensr\u00f6hren statt.\nDie benutzte reine Speisegelatine wird unter Zusatz von einigen K\u00f6rnchen Kampfer zwei Tage in flie\u00dfendem Wasser dialvsiert. Darauf wird die Gelatine geschmolzen, eineSpur Natronlauge bis zu neutraler Reaktion zugesetzt. Hierauf wird mit Wasser aufgef\u00fcllt, beziehentlich im Wasserbade eingedampft, bis eine 20% Gelatinel\u00f6sung hergestellt ist. Dann wird diese eine Stunde auf dem Wasserbade gekocht und der mit der Masse gef\u00fcllte Kolben mit steriler Watte verschlossen. Die 20%. Gelatine dient als Ausgangs-material. In gleicher Weise wird mit Agar verfahren, nur besteht hier das Ausgangsmaterial aus 8%0 Agargallerte. Die auf 5 cm H\u00f6he mit solcher Gallerte gef\u00fcllten Reagensgl\u00e4ser werden je in ein Glas mit 40 cm3 Diffusionsfl\u00fcssigkeit gestellt. Das im Einzelfalle einzuschlagende Verfahren werde an einem Beispiel veranschaulicht, wobei die Diffusion von NaCl in mit Traubenzucker versetzter Gelatine untersucht werden soll und zwar 20% Gelatine mit einem Gehalt von 1 Mol Traubenzucker, in welche eine L\u00f6sung von 1 Mol NaCl diffundieren soll. Es werden in 5 cm3 Wasser 1,98 gr Traubenzucker aufgel\u00f6st und vier Tropfen einer L\u00f6sung von 1 Mol AgN03 zugesetzt. Darauf werden 5 cm3 40% Gelatinel\u00f6sung angesetzt, im Wassex--bade wird bei 45\u00b0 gemischt, nachdem im ganzen noch zwei Tropfen von 1 Mol NaCl L\u00f6sung beigef\u00fcgt worden sind. Diese Impr\u00e4gnierung geschieht, um die nachherige Ausscheidung von Ag2 Cl2 durch Erzeugung einer kleinen Menge im Voraus zu erleichtern. Nach der Mischung wird gewartet bis alle Luftblasen in die H\u00f6he gestiegen sind. Hierauf entnimmt man aus der homogenen, ganz leicht durch die Impr\u00e4gniei'ung getr\u00fcbten Gallerte mittels Pipette ein Quantum heraus und f\u00fcllt damit ein gew\u00f6hnliches Reagensglas auf 5 cm H\u00f6he auf. Nach dem Erstarren stellt man es in ein Glas mit 40 cm3 Fl\u00fcssigkeit, die einem Gehalt von 1 Mol NaCl uixd 1 Mol Traubenzucker entspricht. Nach einiger Zeit erkennt man an der verst\u00e4rkten Tr\u00fcbung sehr scharf den Diffusionsweg des NaCl. In gleicher Weise verf\u00e4hrt man bei der Diffusion von Na2 S04, nur benutzt man hier zur Impr\u00e4gnierung 2 Mol BaCl2 vier bis f\u00fcnf Tropfen, 2 Mol Na2 S04 zwei Tropfen.\nBei der Agargallerte ist ein kleiner Kunstgriff n\u00f6tig, damit die Gallerte an der Glaswmnd haftet und nicht durch Eindringen von Diffusionsfl\u00fcssigkeit zwischen Glaswand und Agar die Resultate beeintr\u00e4chtigt werden. Man stellt sich eine 10% Gelatine mit einem Gehalt von 3% Kaliumbichromat her, f\u00fcllt die zur Aufnahme der Agargallerte bestimmten Reagensr\u00f6hren damit an, l\u00e4\u00dft sofort wieder auslaufen und setzt diese R\u00f6hren mehrere Stunden dem Tageslichte aus. Dadurch wird die Chromgelatine wasserunl\u00f6slich. Um die Reaktion, beziehentlich die Reaktionsver\u00e4nderung, in solchen Gelatinediffusionsr\u00f6hren zu erkennen, wird R\u00fcbensaft benutzt. Derselbe wird durch S\u00e4uren rot, durch Alkalien gelb gef\u00e4rbt. Zu seiner Hei-stellung werden mehrei-e mittelgro\u00dfe R\u00fcben gesch\u00e4lt, in Scheiben geschnitten, mit % Liter Wasser Ubergossen, gekocht und dabei das Wasser bis auf % Liter eingedunstet und filtriert.\nDie Methode von Bechhold kann nach Asher (nicht ver\u00f6ffentlichte Versuche) benutzt werden, um den Einflu\u00df von Organpre\u00dfs\u00e4ften auf die","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Methoden zur Untersuchung der Quellung.\n209\nDiffusion zu untersuchen. Zu diesem Zwecke werden die Gelatiner\u00f6hrchen, au\u00dfer der oben beschriebenen F\u00fcllung, noch mit einigen _Tropfen von Or-ganpre\u00dfs\u00e4ften versehen. Auch mit den aus Organen durch \u00c4ther extrahierten Lipoidstoffen lassen sich diese Gelatiner\u00f6hren impr\u00e4gnieren.\n3. Methoden zur Untersuchung der Quellung.\nMan unterscheidet die kapill\u00e4re Imbibition, die Imbibition durch Endosmose und die molekulare Imbibition. Die letztere, welche zu den Adsorptionserscheinungen geh\u00f6rt, ist die echte Quellung. Dieselbe wird nach dem Vorg\u00e4nge von Hofmeister wegen ihrer hohen biologischen Bedeutung \u00f6fters Gegenstand der Untersuchung, da sie Aufschlu\u00df \u00fcber wichtige physikalischchemische Eigenschaften der Kolloide gew\u00e4hrt.\nMethode von Hofmeister.\nMan ben\u00fctzt d\u00fcnne Platten aus Agar-Agar oder Leim. Dieses Material schlie\u00dft den Einflu\u00df der kapill\u00e4ren und endosmotischen Imbibition aus. Die Gelatine sowie auch das Agar-Agar werden zun\u00e4chst mit destilliertem Wasser anhaltend gewaschen, wobei sie einen erheblichen Teil der in ihnen stets enthaltenen l\u00f6slichen Verunreinigungen abgeben. Die in der K\u00e4lte gequollenen Massen werden dann in der W\u00e4rme gel\u00f6st, filtriert, die klare Fl\u00fcssigkeit zur Herstellung von Platten auf eine horizontal stehende Spiegelglasplatte gegossen, wobei die gew\u00fcnschte Dicke der Platten durch Ausbreiten mit einem warmen Platindraht oder durch \u00dcberschichten einer bereits halberstarrten aber zu d\u00fcnn geratenen Platte mit einer neuen Schicht der Gallertl\u00f6sung erzielt wird. W\u00e4hrend die Herstellung der Gelatineplatten keine Schwierigkeiten macht, ist doch solches manchmal bei den wegen ihrer Resistenz gegen F\u00e4ulnis sehr brauchbaren Agarplatten der Fall. Die gegossenen Platten werden von der Glasplatte vorsichtig abgel\u00f6st, erst bei Zimmertemperatur, dann bei 100 getrocknet. Nach dem Trocknen soll ihre Dicke nicht \u00fcber 0,2 mm betragen. Es werden daraus mit einer scharfen Schere unter Vermeidung der oft etwas verdickten und geschrumpften R\u00e4nder ovale oder stumpf rechteckige, ganz glattrandige St\u00fccke geschnitten, deren Gewicht etwa 0,01 bis 0,05 g betr\u00e4gt. Die Plattenst\u00fccke werden im Exsiccator \u00fcber Schwefels\u00e4ure aufbewahrt. Die Plattenst\u00fccke werden genau gewogen und dann f\u00fcr eine bestimmte Zeit in Wasser gebracht. Nach Ablauf dieser Zeit werden sie zwischen nicht fasernden L\u00f6schbl\u00e4ttern abgetrocknet. Das Abtrocknen mu\u00df mit einiger Sorgfalt ausgef\u00fchrt werden; es wird damit beabsichtigt, nur das anh\u00e4ngende, aber nicht das Quellungswasser zu entfernen. Wenn aus der Au\u00dfenschicht auch Quellungswasser entzogen wird, was bei zu d\u00fcnnen Platten vorkommt, schleicht sich ein konstanter Fehler ein, der bestimmt werden mu\u00df. Das Einlegen der Platten in Wasser und Wiederw\u00e4gen wird so lange wiederholt, bis keine deutliche Gewichtszunahme mehr erkennbar ist; d. h. bis das Quellungsmaximum erreicht worden ist. Platten von mehreren Millimeter Dicke erreichen dasselbe erst nach Wochen. Zwischen dem Gewicht W Wasser, welches von einem Gewichtsteil trockner Substanz in t Minuten aufgenommen wird, und dem Quellungsmaximum P besteht nach Hofmeister die Beziehung\nTigerstedt, Handb. d. phys. Methodik 1,2.\t14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nW 1*\n1\n1 ! c , dt\nwo c eine aus der Versuchsreihe zu berechnende Konstante, d den Dickendurchmesser der Platte in maximal gequollenem Zustande und zwar in Millimetern gemessen bedeutet. Wenn es sich darum handelt die Beteiligung gel\u00f6ster Stoffe an Quellungsvorg\u00e4ngen zu untersuchen, werden dickere Leimscheiben verwendet. Sie werden derart hergestellt, da\u00df eine konzentrierte salzarme Leiml\u00f6sung auf eine genau horizontal gestellte Spiegelglasplatte in eine aus gebogenen Glasst\u00e4ben gebildete Umrahmung gegossen wird, worauf aus der erstarrten und abgel\u00f6sten Leimplatte mittelst Locheisens genau gleich gro\u00dfe Scheiben herausgeschlagen werden. Dieselben kommen zun\u00e4chst in eine gro\u00dfe feuchte Kammer, woraus sie ohne Zeitverlust nacheinander behufs W\u00e4gung und Einbringen in die bereitstehende L\u00f6sung entnommen werden. Die in die L\u00f6sungen eingebrachten Scheiben werden am n\u00e4chsten, dritten, auch an sp\u00e4teren Tagen zur gleichen Stunde herausgenommen und nach sorgf\u00e4ltigem, aber sehr vorsichtigem Abtrocknen mit Filterpapier gewogen. Das Quellungsmaximum l\u00e4\u00dft sich, da wegen der Dicke der Scheiben dasselbe auch in Tagen nicht erreicht wird, nicht bestimmen. Hingegen wird au\u00dfer der Gewichtszunahme noch die aufgenommene Stoffmenge bestimmt. Die Leimplatten lassen sich auch benutzen um quantitative Versuche Uber die Aufnahme von Farbstoffen in quellbare K\u00f6rper zu untersuchen (Hofmeister, Spiro).\nUntersuchung der Quellung durch Ermittlung der Schmelz- und Erstarrtemperatur von Salzgelatinen. (Pauli).\nPauli hat zur Untersuchung des Einflusses von Salzen auf quellbare K\u00f6rper die Methode der Bestimmung des Schmelz- und Erstarrungspunktes angewandt. Hierzu dient eine dem Beckmannschen Apparate \u00e4hnliche Vorrichtung. Eine gr\u00f6\u00dfere Eprouvette, die mit einem in Zehntel Celsiusgrade geteilten Thermometer und einem R\u00fchrer versehen ist, taucht in ein Literbecherglas, welches das entsprechend temperierte Wasser samt 'R\u00fchrer und Thermometer enth\u00e4lt. In die Eprouvette werden stets 15 cm3 der meist 10\u00b0/0 Gelatine eingebracht und nun wird die Temperatur, bei welcher das Thermometer eben festgehalten wird, als Erstarrpunkt und der, bei welcher dasselbe leicht aus der Gelatine gezogen werden konnte, als Schmelzpunkt angesehen. Bei einiger \u00dcbung gibt diese Methode Resultate, die nur um wenige Zehntel differieren.\nTeil VII. Anwendung des Verteilungsprinzip es.\nWenn sich ein Stoff zwischen zwei fl\u00fcssigen L\u00f6sungsmitteln verteilt und er dabei in beiden L\u00f6sungsmitteln das gleiche Molekulargewicht besitzt, so besteht ein bestimmtes Verh\u00e4ltnis der r\u00e4umlichen Konzentrationen des Stoffes in den beiden L\u00f6sungsmitteln, welches als Teilungskoeffizient bezeichnet wird. Ist ct die Konzentration in einem L\u00f6sungsmittel, c2 diejenige im zweiten,\nc ^\nso ist unter der genannten Bedingung der Teilungskoeffizient---eine Kon-","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Anwendung des Verteilungsprinzipes.\n211\nstaute. Besitzt aber der Stoff in den beiden L\u00f6sungsmitteln verschiedenen Molekularzustand, so bat der Teilungskoeffizient einen anderen Wert, z. B. wenn der betreffende Stoff in einem L\u00f6sungsmittel aus Doppelmolek\u00fclen be-\nc\nsteht, so ist der Teilungskoeffizient \u2014 (Nernst). Das Verteilungsprin-\nV c2\nzip besitzt in der Biologie eine gro\u00dfe Bedeutung, weil im Organismus sehr oft einem Stoff Gelegenheit geboten ist, zwischen zwei L\u00f6sungsmitteln sich zu verteilen (siehe dar\u00fcber besonders Spiro, \u00dcber physikalische und physiologische Selektion. Habilitationsschrift. Stra\u00dfburg 1897); auch andere den Biologen interessierende Vorg\u00e4nge k\u00f6nnen hinsichtlich ihrer Beziehung zum Verteilungsprinzip untersucht werden, z. B. die Narkose, die histologische F\u00e4rbung u. a. Eine Methode der Bestimmung besteht darin, da\u00df man den zu untersuchenden Stoff so lange in Ber\u00fchrung mit den beiden Fl\u00fcssigkeiten l\u00e4\u00dft, bis Gleichgewicht eingetreten ist. Handelt es sich um zwei nicht mischbare L\u00f6sungsmittel, so sch\u00fcttelt man ein Gemenge der beiden L\u00f6sungsmittel im Scheidetrichter mit dem betreffenden Stoff, l\u00e4\u00dft absitzen und analysiert die getrennten L\u00f6sungsmittel auf ihren Gehalt an dem Stoff. Zweckm\u00e4\u00dfigerweise wird man die Teilungskoeffizienten Cl mit verschiedenen Mengen zu-\nc2\ngesetzten Stoffes bestimmen. Diese Methode ist aber nur dann anwendbar, wenn hinreichend gro\u00dfe Mengen der L\u00f6sungsmittel zur Verf\u00fcgung stehen und die quantitative Analyse des zu untersuchenden gel\u00f6sten Stoffes eine zuverl\u00e4ssige ist. Von den im tierischen K\u00f6rper vorkommenden Fl\u00fcssigkeiten und Zellfl\u00fcssigkeiten stehen oft nur geringe Mengen zur Verf\u00fcgung. Dann behilft man sich mit einer Substanz, welche mehr oder weniger \u00e4hnliche Eigenschaften mit der betreffenden K\u00f6rpersubstanz zu haben scheint, z. B. wendet man anstatt der Zelllipo\u00efde Oliven\u00f6l an, anstatt Lymphe Wasser.\n1. Anwendung des Teilungskoeffizienten bei der Milchs\u00e4urebestimmung im Magensaft. (F. A. Hoffmann).\nHoffmann und Vollhardt bestimmten den Teilungskoeffizienten der Milchs\u00e4ure im Mittel zu 10,4. Sch\u00fcttelt man also mit \u00c4ther aus, titriert den \u00c4ther mit Lauge und multipliziert den gefundenen S\u00e4urewert mit 10,4, so erh\u00e4lt man die im Wasser vorher vorhandene \u00c4thermenge. Ob es vorteilhafter ist, mit .wenig \u00c4ther oft hintereinander oder auf einmal mit einer gro\u00dfen Menge \u00c4ther zu sch\u00fctteln, ergibt sich aus folgender Betrachtung:\nSind gleiche Mengen Wasser und \u00c4ther vor und nach der Sch\u00fcttlung vorhanden, was nur ann\u00e4hernd richtig ist, enth\u00e4lt die gesamte w\u00e4\u00dfrige L\u00f6sung im Anf\u00e4nge A Milchs\u00e4ure, nennt man den Teilungskoeffizienten K, ist die Menge Milchs\u00e4ure, welche durch einmaliges Sch\u00fctteln in die einfache Menge \u00c4ther \u00fcbergeht x, so ist A\u2014x = K, woraus sich die in Wasser und\nx\nm\n\u00c4ther vorhandene Milchs\u00e4ure berechnen l\u00e4\u00dft.\nNach Sch\u00fctteln: in Wasser\tin \u00c4ther\nAK\tAm\n14 *\n1 mal\nK + m\nK -f- m","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212 Leon Asher, Die Anwendung der phys,-ehem. Methoden in der Physiologie.\n. AK2\tAmK\n(K + m)2\t(K + m)2\n,\tAKn\tAmK11-1\nnmal\t,\u2014\u2014\t-=------\u2014\n(K + m)n\t(K + m)n\nAn der Hand der obigen Formeln wird man je nach der Menge der zu bearbeitenden Fl\u00fcssigkeit und der erstrebten Genauigkeit die Zahl der Sch\u00fcttelungen berechnen. Am einfachsten wird man immer das 10,4 fache Volumen der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit nehmen, am besten gleich wasserhaltigen \u00c4ther, um das Volumen beim Sch\u00fctteln so wenig wie m\u00f6glich zu \u00e4ndern. Es geht dann in den \u00c4ther genau die H\u00e4lfte der Milchs\u00e4ure \u00fcber, welche in der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit steckt. Die Methode is+aber nur dann richtig, wenn beim Sch\u00fctteln einzig als wesentlich in den \u00c4ther \u00fcbergehend G\u00e4hrungsmilchs\u00e4ure in Betracht kommt. Die Methode der Milchs\u00e4urebestimmung durch Berechnung mit Hilfe des Teilungskoeffizienten hat den Vorzug, da\u00df die im Magensaft vorhandene Salzs\u00e4ure keinen in Betracht kommenden Fehler verursacht.\n2. Overtons physiologische Methode zur Bestimmung des Teilungskoeffizienten der Narkotika.\nZuerst bestimmt man die Konzentration des zu untersuchenden Narkotikums in Wasser, welche lebende Zellen, z. B. junge Kaulquappen von 9\u201414 mm L\u00e4nge, Entomostioken, Infusorien usw., grade vollst\u00e4ndig nar-kotisiert. Aus einer Reihe von Versuchen gewinnt man Mittelwerte. Hierauf werden Oliven\u00f6l und WTasser in einem bekannten Verh\u00e4ltnis mit einer bestimmten Menge des zu untersuchenden indifferenten Narkotikums gesch\u00fcttelt. Nach \u00c4bsetzung wird gepr\u00fcft, ob die w\u00e4\u00dfrige L\u00f6sung das Objekt narkotisiert. Ist das der Fall, so f\u00fcgt man zum Gemisch eine abgemessene Quantit\u00e4t Wasser, pr\u00fcft wieder und wiederholt,. bis in der w\u00e4\u00dfrigen L\u00f6sung eine bestehende Narkose etwas zur\u00fcckgeht. Diese w\u00e4\u00dfrige L\u00f6sung besitzt dann den vorhin gefundenen Mittelwert der Konzentration. Aus dem Verh\u00e4ltnis der Konzentrationen in der w\u00e4\u00dfrigen L\u00f6sung und im Oliven\u00f6l berechnet sich der Teilungskoeffizient. Man braucht bei dieser Methode nur sehr geringe Mengen des Narkotikums.\nTeil VIII. Bestimmung der inneren Reibung (Viskosit\u00e4t).\nPrinzip. Nach dem Gesetz von Poiseuille gilt f\u00fcr das aus einer engen R\u00f6hre ausflie\u00dfende Fl\u00fcssigkeitsvolumen\n-... * (Pi-P2)r4t n(1rr r _ X (p!-p2)r4t\n8rt\\\t0Clei ''\tBel\n(1)\nIn diesem Ausdruck ist 1 die L\u00e4nge der R\u00f6hre, r der Radius des Querschnittes, rj der Reibungskoeffizient. Der letztere wird dahin definiert, da\u00df er die Kraft in Dynen und pro Quadratzentimeter bedeutet, welche zwei Fl\u00fcssigkeitsschichten aufeinander aus\u00fcben, die 1 cm voneinander liegen und eine Differenz der Geschwindigkeit von 1 cm pro Sekunde besitzen, pj\u2014p, ist der Druckunterschied am Anfang und Ende der R\u00f6hre. Wenn die","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung der inneren Reibung (Viskosit\u00e4t).\n213\nFl\u00fcssigkeit unter dem Einflu\u00df ihres eigenen Gewichtes ausflie\u00dft, ist der Druckunterschied p,\u2014p2 zu ersetzen durch gdh, wo g die Erdbeschleunigung, d die Dichte und h die mittlere Niveaudifferenz ist. In der Praxis, speziell in der physiologischen Praxis, verzichtet man meist auf die Bestimmung des absoluten Reibungskoeffizienten und begn\u00fcgt sich mit der Ermittlung des relativen, wobei man die Reibung des Wassers bei der Versuchstemperatur rj0 \u2014 1 setzt; anstatt Wasser kann man auch eine andere Fl\u00fcssigkeit, z. B. Anilin, als Normalfl\u00fcssigkeit nehmen. Dann ist\nVoat,\nSD,\n(2)\nwobei den relativen Reibungskoeffizienten der untersuchten Fl\u00fcssigkeit, % denjenigen der Normalfl\u00fcssigkeit, s das spezifische Gewicht der untersuchten, s, das spezifische Gewicht der Normalfl\u00fcssigkeit und t beziehentlich tj die Ausflu\u00dfzeiten der beiden Fl\u00fcssigkeiten sind.\nAnmerkung. Die G\u00fcltigkeit des Pois eu ille sehen Gesetzes ist angezweifelt worden, doch zeigen eine Reihe neuerer Untersuchungen (es sei auf die w\u00e4hrend der Korrektur erschienene Arbeit von Brodie, du Bois Reymond und Franz M\u00fcller an dieser Stelle ausdr\u00fccklich hingewiesen; Engelmanns Arch. 1907, S. 37), da\u00df innerhalb des Bereichs der im tierischen Organismus vorkommenden Bedingungen dasselbe jedenfalls zutreffend ist.\nDie Kenntnis der inneren Reibung ist erforderlich zur Beurteilung der Arbeit, welche bei der Verschiebung einer Fl\u00fcssigkeit geleistet wird; sie kommt also in Betracht in der Lehre vom Kreisl\u00e4ufe und bei den Fl\u00fcssigkeitaustauschen, welche, normal oder experimentell hervorgerufen, innerhalb der Gewebe sich abspielen.\n1. Bestimmung des relativen Reibungkoeffizienten mit dem Viskosimeter\nvon Ostwald.\nDie hier abgebildete Reibungsr\u00f6hre wird in einen durchsichtigen Thermostaten (siehe Katalog der Firma Fr. K\u00f6hler, Leipzig) genau vertikal eingesetzt (Fig. 33). Genaue Temperaturregulierung durch Regulator und R\u00fchrwerk ist erforderlich. Die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit wird in einem Gef\u00e4\u00dfe innerhalb des Thermostaten aufbewahrt. Man f\u00fcllt bei f eine genau gemessene Menge ein, saugt bei a bis die Fl\u00fcssigkeit bis \u00fcber die Marke c gestiegen ist und l\u00e4\u00dft die Fl\u00fcssigkeit unter ihrem eigenen Druck ausflie\u00dfen, bis sie durch die Marke d tritt. In gleicher Weise verf\u00e4hrt man mit der zum Vergleich angewandten Normalfl\u00fcssigkeit. Das spezifische Gewicht beider Fl\u00fcssigkeiten bestimmt man am besten mit dem Ostwald-Spreng el sehen Pyknometer. Zur Zeitbestimmung bedient man sich eines Chronometers in Taschenuhrform mit langem Sekundenzeiger; am bequemsten sind die von einigen Schweizer Firmen gelieferten Chronometer mit sogenanntem springenden Sekundenzeiger (auch % Sekundenzeiger). Durch Dr\u00fccken auf den Aufzugsknopf wird der Sekundenzeiger ausgel\u00f6st, auf das zweite Dr\u00fccken festgehalten, der dritte Druck bringt den Zeiger wieder auf Null zur\u00fcck. Die Berechnung erfolgt nach Formel (2).","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214 Leon Asher, Die Anwendung der pliys.-cheiu. Methoden in der Physiologie.\n2. Bestimmurig des relativen Reibungskoeffizienten des Blutes nach Beek\nund Hirsch.\nDie Methode von Beck und Hirsch ist prinzipiell die gleiche wie diejenige von Ostwald, sie unterscheidet sich von derselben nur durch die Anwendung eines anderen Viskosimeters und eines besonderen Druckapparates. Der letztere (siehe Figur 34 a) besteht aus einem Handgebl\u00e4se g, einem Chlorkalziumrohr C, einer Mariotte-schen Flasche F mit Strahlungsschutzmantel und einem mit gef\u00e4rbtem Benzol gef\u00fcllten Manometer M. Zun\u00e4chst wird die Druck-Vorrichtung von dem Viskosimeter getrennt und an der Trennungsstelle durch eine starke Schraubenklemme geschlossen. Hierauf wird vermittelst des Handgebl\u00e4ses ein Druck von 452 mm Benzol hergestellt, worauf der Glashahn zwischen Chlorkalziumrohr und Mariottesche Flasche abgeschlossen wird.\nInzwischen befindet sich das Viskosimeter (Figur 34 b) in einem Luftbad von 38\u00b0.\nNach Abnahme des Verschlu\u00dfst\u00fcckes V kommt das zu untersuchende Blut in die Ampulle N. Hierauf wird das Verschlu\u00dfst\u00fcck V aufgesetzt und das Viskosimeter in dem Gestell innerhalb des Thermostaten\nFig, 34 a.\n452 mm Benzol wird das- Blut dann nach abw\u00e4rts\nwo die Marke X passiert wird, setzt man den Chronometer in Gang\nFig-. 34b.\nsenkrecht aufgeh\u00e4ngt. Man saugt nun das Blut von Z her bis etwas oberhalb der Marke X des Viskosimeters, verbindet rasch mit dem Druckapparat und \u00f6ffnet die S ehr aub enkl emm e. Unter dem Druck von epre\u00dft. Im Moment,","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Bestimmung des relativen Reibungskoeffizienten des Blutes nach Beck u. Hirsch. 215\nund arretiert ihn beim Passieren der Marke X,. Hierauf wird die Verbindung nach dem Druckapparat wieder abgeklemmt und die Messung-wiederholt. Fr\u00fcher war das Arbeiten mit dem Apparat von Beck und Hirsch wegen der Blutgerinnung schwieriger; seitdem im Hirudin ein Mittel vorliegt, ohne Ver\u00e4nderung der Viskosit\u00e4t die Gerinnung des Blutes aufzuheben, ist die Bestimmung wesentlich erleichtert. Zur Ermittlung der relativen rj~Werfe bestimmt man an einem Ostwaldschen Viskosimeter (siehe oben) die Durchflu\u00dfzeit von destilliertem Wasser bei 38\u00b0. Das Beck-H.irschsche Viskosimeter eignet sich hierzu nicht, weil es f\u00fcr Wasser zu kurze Ausflu\u00dfzeit besitzt. In dem gleichen Ostwaldschen Viskosimeter bestimmt man die Ausflu\u00dfzeit f\u00fcr Anilin nun bei 38\u00b0. Auf diese Weise findet man den relativen rj-Wert des Anilins bei 38\u00b0. Anilin wurde von Beck und Hirsch gew\u00e4hlt, weil es eine \u00e4hnliche Viskosit\u00e4t wie Blut hat, so da\u00df man mit dem Beck-Hirschschen Apparat stets die Durchflu\u00dfzeit des Blutes mit derjenigen von Anilin vergleichen kann, dessen relativer >;-Wert ein f\u00fcr allemal bestimmt wird. Der relative //-Wert von Anilin betr\u00e4gt nach Beck und Hirsch 3,75, nach Bence 3,84, nach Kottmann 3,73, bei einem spezifischen Gewicht von 1021. Das spezifische Gewicht des Hirudinbluts wird man mit einem der fr\u00fcher beschriebenen Pyknometer bestimmen. Die Viskosimeterr\u00f6hren werden durch Aussp\u00fclen mit verd\u00fcnnter Natronlauge oder Sodal\u00f6sung und Nachsp\u00fclen mit destilliertem Wasser gereinigt und hierauf in einem Trockenschrank getrocknet. Blut mit Hirudinzusatz kann zentrifugiert werden, wodurch man ein zu Viskosit\u00e4tsbestimmungen sehr geeignetes, praktisch unver\u00e4ndertes Blutplasma gewinnt (Heubner, Kottmann). Die Methoden zur Entnahme von Blut sind fr\u00fcher beschrieben worden.\n3. Apparat von Heubner zur Bestimmung der Viskosit\u00e4t des Blutes.\nDas Wesentliche am Apparat von Heubner ist aus der Figur 35 ersichtlich. Die Benutzung von Hirudin gestattet f\u00fcr Blut oder von Plasma, welches bei 0\u00b0 gewonnen wird, von der Beck-Hirschsehen Druckmethode abzusehen und ein dem Ostwaldschen Viskosimeter \u00e4hnliches Kohr anzuwenden. Insbesondere dient der Apparat von Heubner dazu, die Viskosit\u00e4t des unver\u00e4nderten Blutplasmas bei 0\u00b0 zu bestimmen, wodurch etwaige Schl\u00fcsse \"an Sicherheit gewinnen.\nAnmerkung. Auf Heubners wichtige Einw\u00e4nde gegen die Allgemeing\u00fcltigkeit des Poiseuilleschen Gesetzes sei ausdr\u00fccklich hingewiesen. (Heubner, Archiv f. exp. Pathol, u. Pharmakol. Bd. 53. 1905 S. 280).\n4. Apparat von du Pr\u00e9 Denning und John H. Watson zur Bestimmung\nder Viskosit\u00e4t des Blutes.\nPrinzipiell ist die Apparatur von Pr\u00e9 Denning und Watson die gleiche wie diejenige der anderen hier beschriebenen Methoden. Das besondere daran sind die Ab\u00e4nderungen, \"welche bezwecken, eine Gefahr, welche den\n\nV\n\u2022Tlasma.\nQuetsch-halin. Elufh\u00f6r-\u201cperchen Hammr-schhmch\n_ Jtetbungs-r\u00f6hre.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nbeschriebenen Viskosit\u00e4tsbestimmungen anhaftet, zu beseitigen. Es besteht n\u00e4mlich die Gefahr der raschen Sedimentierung der Blutk\u00f6rperchen.1 *) Um diese zu vermeiden ist das Lumen der Kapillare des Viskosimeters (Fig. 36 a) an der U-f\u00f6rmigen Biegung erweitert, sodann ist das Rohr' oberhalb der kleinen Glaskugel nflhn111 mit Schlangenwindungen versehen, schlie\u00dflich wird kurz vor dem Beginn der Messung zur geh\u00f6rigen Vermischung des Blutes ein schwacher Luftstrom durchgesaugt. Hierzu dient die in Figur 36 b ab-\nFig. 36 b.\nm__,\nFig. 36 a\ngebildete Vorrichtung (Rohr D), die gleichzeitig als Druckapparat benutzt werden kann, indem in der gro\u00dfen Flasche vermittelst einer Druckpumpe Druck erzeugt wird, der nach Abschlu\u00df von Hahn C und D auf das Viskosimeter und das Manometer wirkt. Das Blut wird mit einer kalibrierten Pipette in die weitere Glaskugel des Viskosimeters aufgef\u00fcllt, Luft durchgesaugt, dann das Blut bis zur Marke m1 aufgesogen, sodann das Passieren der Bluts\u00e4ule zwischen denMarken mnund m111 mitHilfe des Chronometers bestimmt.\n5. H\u00fcrthles Methode zur Bestimmung der Viskosit\u00e4t des lebenden Blutes.\nDie H\u00fcrthlesche Methode bezweckt die Viskosit\u00e4t des lebenden Blutes ohne jeden Zusatz zu bestimmen. Die einzelne Messung mu\u00df daher innerhalb einer halben Minute ausgef\u00fchrt werden. Deshalb l\u00e4\u00dft man das Blut unmittelbar aus der Arterie des lebenden Tieres durch eine Kapillarr\u00f6hre str\u00f6men und ben\u00fctzt als treibende Kraft den aktuellen Blutdruck. Nach H\u00fcrthl e (auf dessen Arbeit verwiesen wird) sind die Details der Methode folgende.\nDie Ausflu\u00dfzeit, d. h. diejenige Zeit, w\u00e4hrend welcher das zur Volumbestimmung gelangende Blut durch die Glaskapillare flie\u00dft, wird mit Hilfe des Kymographions bestimmt, auf welchem einerseits die Zeit in \u00a3 oder Sekunde, andererseits Beginn und Ende des Sammelns von Blut selbstt\u00e4tig registriert wird.\n1) Auch bei allen anderen Fl\u00fcssigkeiten, welche korpuskulare Elemente enthalten,\nist Vorkehrung gegen die Sedimentierung zu treffen.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"H\u00fcrthles Methode zur Bestimmung der Viskosit\u00e4t des lebenden Blutes.\n217\nZum Auffangen des Blutes, sowie zur selbstt\u00e4tigen Registrierung von Beginn und Ende des Sammelns dient die in Figur 37 b und c abgebildete Wippe. Unter dem Ende der Kapillare stehen zwei Gl\u00e4schen von 5\u20146 cm3 H\u00f6he nebeneinander, ein W\u00e4gegl\u00e4schen","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie,\n\n\tl^pci jd\t\tEg!\n\t\tPf : ' \u2022 V\t.... Jf\t\nFig. 37 b.\nFig. 37 c.\nVV mit abgenonnnenem Verschlu\u00dfdeckel und ein gew\u00f6hnliches Beehergl\u00e4schen B. Aus der Kapillare tropft nun das Blut nicht unmittelbar in eines der Gl\u00e4schen ab, sondern","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"H\u00fcrthles Methode zur Bestimmung der Viskosit\u00e4t des lebenden Blutes. 219\nHie\u00dft an einem der Glasstreifen G oder G entlang, welche senkrecht zur M\u00fcndung der Kapillare und y2 bis 1 mm von ihr entfernt angebracht sind, und zwar in solcher H\u00f6he, da\u00df die Verl\u00e4ngerung der Kapillare die Glasstreifen im oberen Drittel trifft. Um nun das Blut nach Belieben in das Gl\u00e4schen B oder W zu leiten, sind die Glasstreifen in eine zur K\u00f6hrenachse senkrechten Ebene verschieblich; sie werden durch kleine Klammern K und K an dem Tr\u00e4ger T festgehalten, der selbst wieder in dem Hebel H festgeschraubt wird. Der letztere kann durch Fingerdruck um die der Glaskapillare parallele Achse A A umgelegt werden. (SC in Fig. 37b ist eine Hemmung). Je nach der Stellung des Hebels hie\u00dft das Blut entweder in das Bechergl\u00e4schen B oder in das Gl\u00e4schen W. Um zu verhindern, da\u00df bei der Umlegung des Hebels eine Fl\u00fcssigkeitsbr\u00fccke zwischen den beiden Streifen entsteht, sind diese 'an der einander zugewandten Kante mit einer Paraffinhaut \u00fcberzogen. Um die Aushu\u00dfzeit, d. h. Zeit, w\u00e4hrend wJfcher Blut in das W\u00e4gegl\u00e4schen W hie\u00dft zu messen, wird das Umlegen der Wippe d\u00abch Lufttransport vermittelst der in Figur 37 b abgebildeten Luftkapsel auf ein sehr rasch gehendes Kymographion \u00fcbertragen, gleichzeitig vermittelst eines T Kohres auf das langsamer gehende Kymographion, welches den Blutdruck registriert. Bei Aushu\u00dfzeit kann bis auf Vioo Sekunde genau vermittelst der Wippe gemessen werden. Die Ausflu\u00dfmenge wird, wegen ihrer Kleinheit, durch W\u00e4gung bestimmt und das Volumen mit Hilfe des spezifischen Gewichtes berechnet. Das hierzu benutzte kleine Pyknometer wird vor dem Auffangen des Blutes auf 37 # erw\u00e4rmt und mit Blut aus der Arterie gef\u00fcllt und verschlossen, w\u00e4hrend es in Wasser von genannnter Temperatur versenkt wird. Der Druck, unter welchem das Blut durch die Kapillare str\u00f6mt, wird mit Hilfe eines stark ged\u00e4mpften Quecksilbermanometers registriert. Der zur Bestimmung des Mitteldrucks dienende Teil der Kurve, welcher im Zeitraum des Auffangens von Blut aus der Kapillare registriert wird, wird wie oben beschrieben, mit Hilfe Lufttransportes markiert. Der Nullpunkt des Quecksilbermanometers und das Lumen der Kapillare m\u00fcssen hierbei auf gleicher H\u00f6he liegen. Die zur Durchstr\u00f6mung dienende Kapillare wird mit der Karotis durch eine rechtwinklig gebogene Glaskan\u00fcle verbunden; Kapillare und Kan\u00fcle m\u00fcssen m\u00f6glichst aneinander stossen. Die Kan\u00fcle mu\u00df so geformt sein, da\u00df sie an keiner Stelle ihres Lumens eine pl\u00f6tzliche und starke Erweiterung oder Verengerung hat, damit keine Luftbl\u00e4schen sitzen bleiben. Die Kan\u00fcle mu\u00df bei Beginn des Versuchs ganz frei von Gerinnseln sein. Die Kapillare wird von einem Glasmantel umgeben, der durch Wasserdurchstr\u00f6mung auf V20 \u00fcber der K\u00f6rpertemperatur des Tieres erhalten wird. Die Kapillare wird wasserdicht, aber leicht entfernbar in den Wassermantel eingesetzt, da unmittelbar nach Beendigung eines Versuches die Kapillare entfernt und gereinigt werden mu\u00df.\nWenn alles zum Versuch fertig vorbereitet ist, wird die Verbindung der Arterie mit dem Blutdruck K aufschreibenden Manometer hergestellt. Hat sich das Manometer eingestellt, so wird das Kymographion K in Gang, gesetzt und die Klemme von demjenigen Gef\u00e4\u00df entfernt, das sein Blut durch die Kapillare schickt und in das Gl\u00e4schen B (Fig. 37 c) abtropfen l\u00e4\u00dft. W\u00e4hrend das Blut in die Kan\u00fcle einschie\u00dft, klopft man einige Male mit dem Finger auf diese oder auf den Glaszylinder, um das Anhaften von kleinen Luftbl\u00e4schen an der R\u00f6hrenwand zu verhindern; sobald die ersten Tropfen Blut aus der Kapillare flie\u00dfen, wird das Kymographion Kn in Gang gesetzt, und eine oder einige Secunden darauf legt der Experimentator den Hebel der Wippe W um, wodurch das W\u00e4gegl\u00e4schen W eingeschaltet und Marken an den beiden Kymographien erzeugt werden. Wenn die Papierschleife des Kymographion Kii ihrem Ende nahe ist, wird die Wippe zum zweiten Male umgelegt uud die beiden Kymographien werden von Gehilfen arretiert. Rasch hintereinander sind noch folgende Manipulationen auszuf\u00fchren. Der Glasstreifen G, (Fig. 37 c) wird durch L\u00fcften der Klammer K, in das W\u00e4gegl\u00e4schen gelegt, dieses mit Deckel verschlossen und in Sicherheit gebracht. Die beiden Arterien werden durch Klemmen geschlossen und der die Kapillare umgebende Glaszylinder wird entleert. Die mit der Kapillare verbundene Kan\u00fcle wird aus der betreffenden Arterie entfernt, die Kapillare aus dem Zylinder gezogen und mit einer in einer Pipette bereit gehaltenen 1% Sodal\u00f6sung und darauf mit destilliertem Wasser, Alkohol und \u00c4ther durchsp\u00fclt und durch einen warmen Luftstrom getrocknet.\nAus dem Gewicht des gesammelten Blutes und des mit Hilfe des spezifischen Gewichtes berechneten Volums, dem mittleren Blutdruck, der Ausflu\u00dfzeit und den Dirnen-","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220 Leon Asher, Die Anwendung- der pliys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nsionen der heim Versuch verwendeten Kapillare l\u00e4\u00dft sich der Koeffizient K, welcher der Viskosit\u00e4t der Fl\u00fcssigkeit umgekehrt proportional ist, berechnen.\nEs ist Q = K ^\nwo Q die in der Zeiteinheit ausflie\u00dfende Menge, d der Durchmesser, 1 die L\u00e4nge der Bohre und h die Druckh\u00f6he bedeutet.\nH\u00fcrthle hat die Methode einer eingehenden Experimentalkritik in ihren einzelnen in Betracht kommenden Punkten unterworfen und ihre Brauchbarkeit erwiesen.\nTeil IX. Bestimmung der Oberfl\u00e4chenspannung und\nKapillarit\u00e4t.\nPrinzip und Allgemeines. Die freie Oberfl\u00e4che von Fl\u00fcssigkeiten ist Sitz einer Energie. Die Zunahme, welche diese Energie bei einer Vergr\u00f6\u00dferung der Oberfl\u00e4che um die Einheit erf\u00e4hrt oder die Energie der Fl\u00e4cheneinheit wird als Oberfl\u00e4chenspannung H bezeichnet. Die Gr\u00f6\u00dfe H ist f\u00fcr jede Fl\u00fcssigkeit bei bestimmter Temperatur eine Konstante. Sie steht in naher Beziehung zu dem Steigen von Fl\u00fcssigkeiten in Kapillarr\u00f6hren und wird mit R\u00fccksicht hierauf Kapillarit\u00e4tskonstante a genannt. Die Kapillarkonstante wird auch definiert als das Fl\u00fcssigkeitsgewicht, welches von der L\u00e4ngeneinheit der Ber\u00fchrungslinie der Oberfl\u00e4che mit einer vollkommen benetzten Wand getragen wird. Die Oberfl\u00e4chenspannung beeinflu\u00dft die Form, welche Fl\u00fcssigkeiten annehmen, und bei der Ber\u00fchrung von verschiedenen Fl\u00fcssigkeiten ist die Gr\u00f6\u00dfe der resultierenden Oberfl\u00e4chenspannung bestimmend f\u00fcr die Erscheinungen der Ausbreitung. Diese Beziehungen verleihen der Oberfl\u00e4chenspannung und der Kapillarit\u00e4t Bedeutung in der Physiologie.\nZur Bestimmung der Oberfl\u00e4chenspannung sind in der Physik eine Reihe von Methoden gebr\u00e4uchlich. Die einfachste ist die Bestimmung durch die Steigh\u00f6he in Kapillaren. Wenn ein Kapillarrohr vom Radius r in eine das Glas vollkommen benetzende Fl\u00fcssigkeit von dem spezif. Gewicht s taucht, so steigt die Fl\u00fcssigkeit darin \u00fcber den Spiegel der umgebenden Fl\u00fcssigkeit empor. Ist h diese Steigh\u00f6he, so wird auf diese Weise von den Kapillarkr\u00e4ften ein Fl\u00fcssigkeitsgewicht h n r2 s \u00fcber dem Fl\u00fcssigkeitsniveau gehalten. Die L\u00e4nge des R\u00f6hrenumfanges ist 2 n r, also ist das von der L\u00e4ngeneinheit der Glasfl\u00e4che getragene Gewicht.\nh'rrr'2 s\t1 .\n\u00ab \u2014\t----- \u2014 hrs\n2 jt r\t2\nUm die Messung auszuf\u00fchren, bedarf man einer kreiszylindrischen Kapillare, welche sehr sorgf\u00e4ltig gereinigt sein mu\u00df, insbesondere d\u00fcrfen keine Spuren von Fett die R\u00f6hren verunreinigen, weil sonst keine vollkommene Benetzung eintritt. Eine Hauptschwierigkeit besteht gerade darin, da\u00df Wasser sehr leicht Spuren von Verunreinigung, namentlich Fett, erh\u00e4lt. Die Kapillare wird genau lotrecht in ein gr\u00f6\u00dferes Gef\u00e4\u00df eingetaucht, welches durch Stellschrauben horizontal nivelliert werden kann. Die H\u00f6he des Aufstiegs \u00fcber dem Fl\u00fcssigkeitsniveau im gr\u00f6\u00dferen Gef\u00e4\u00df wird mit einem Ka-thetometer abgelesen. Ehe die Messung geschieht, wird, um die Benetzung zu sichern, entweder die Kapillare tiefer als der Steigh\u00f6he entspricht in die Fl\u00fcssigkeit versenkt oder die letztere aufgesogen. Die Temperatur wird","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Oberfl\u00e4chenspannung. Methode von Fano und Mayer.\n221\nnotiert. Die Kapillarr\u00f6hre wird nach dem Versuch gereinigt und getrocknet und der Durchmesser entweder durch Calibrieren mit Quecksilber oder Messung eines glatt und kurz abgeschnittenen St\u00fcckes unter dem Mikroskop bestimmt. Schlie\u00dflich ist noch das spezifische Gewicht zu ermitteln.\nWegen der anderen in der Physik gebr\u00e4uchlichen Methoden wird auf die praktische Physik von Kohlrausch verwiesen. Zu Zwecken physiologischer Probleme sind die folgenden Methoden verwandt worden.\n1. Methode von Fano und Mayer.\nDiese Methode, welche f\u00fcr alle m\u00f6glichen tierischen Fl\u00fcssigkeiten anwendbar ist, beruht nach einem von Whatmough stammenden Prinzip darauf, da\u00df nicht die Steigh\u00f6he in kapillarer R\u00f6hre, sondern der Druck bestimmt wird, der erforderlich ist, um die infolge der Kapillarit\u00e4t aufgestiegene Fl\u00fcssigkeit wieder in Niveauh\u00f6he zur\u00fcckzudr\u00e4ngen.\nDer Apparat (Fig. 38) ist konstruiert aus einem Wasserbad A von 1\u201411/2 Liter Rauminhalt, in welches eintauchen: 1. ein ungef\u00e4hr 5 cm langes Reagensrohr B, welches die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit enth\u00e4lt; 2. ein Baudinthermometer in Zehntel Grad geteilt C; 3. ein W\u00e4rmeregulator Reichert D, und 4. einen Schaumr\u00fchrer E. Der Hauptteil wird durch einen Druckapparat dargestellt, welcher aus einem kleinen Glasrezipienten F gebildet ist, welcher Wasser enth\u00e4lt und an welchen ein langer Gummischlauch befestigt ist, um in G an eine Einrichtung von Glasr\u00f6hren anzuschlie\u00dfen, welche einen Hahn H, ein Petroleummanometer K mit in Tausendstel geteilter Skala und ein kurzes Rohr M enth\u00e4lt, an welches, vermittelst eines kleinen Gummischlauches, sich die zylindrischen Kapillaren N, welche in die in B enthaltene Fl\u00fcssigkeit tauchen, mitsamt einem kleinen Glasr\u00fchrer O anschlie\u00dfen; hierzu kommt ein in der Luft befindliches Thermometer L.\nWill man eine Bestimmung ausf\u00fchren, so senkt man eine Kapillare ein, welche einige Millimeter in die Fl\u00fcssigkeit taucht; man schlie\u00dft den Hahn H und hebt die Kugel F auf, bis der ausge\u00fcbte Druck, den man in jedem Augenblick am Manometer ablesen kann, derartig ist, um die Fl\u00fcssigkeits\u00e4ule, welche in der R\u00f6hre aufgestiegen ist, auf das Niveau der in dem Reagensrohr enthaltenen Fl\u00fcssigkeit zur\u00fcckzuf\u00fchren. Man l\u00e4\u00dft nat\u00fcrlich die beiden unteren Menisken \u00fcbereinstimmen, und nachdem man eine bestimmte Zeit gewai-tet hat, bis der Meniskus der Kapillare station\u00e4r bleibt, liest man die Angabe des Manometers ab. Dieses ist mit bis auf 200\u00b0 gekochtem Petroleum angef\u00fcllt, um die nachfolgende Verdampfung auszuschlie\u00dfen; die Entfernung des Bades vom Manometer ist derart, da\u00df dieses nicht von den starken Ungleichheiten zwischen der Temperatur, bei welcher man arbeitet, und derjenigen des Raumes affiziert wird.\nFig. 38.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nAlle Rezipienten, welche Versuchsfl\u00fcssigkeiten enthalten, die R\u00fchrer, die Pipetten usw. bringt man in einer Chrommischung zum kochen^ dann bringt man sie unter einen kontinuierlichen Strahl gew\u00f6hnlichen Wassers; dann w\u00e4scht man sie mit flie\u00dfendem, destillierten Wasser; bisweilen entfernt man aus den R\u00f6hren, den Pipetten usw. die \u00fcbriggebliebene Chrommischung direkt mit einem starken Dampfstrahl. Alles wird in einem Luftofen bis zu 150\" getrocknet. Es wird nie Alkohol noch \u00c4ther angewandt.\nDie sehr feinen Kapillaren werden sofort nach der Herstellung in die Chrommischung eingetaucht, welche zum Kochen gebracht wird. Sofort danach l\u00e4\u00dft man zweimal einen Dampfstrahl hindurchgehen, wobei man die beiden Enden der Dampfquelle n\u00e4hert. Um die au\u00dfen gebliebenen Chromsalzspuren zu entfernen, w\u00e4scht man sie im flie\u00dfenden, destillierten Wasser; hierauf l\u00e4\u00dft man wieder den Dampf durchgehen, und vermittels besonderer Vorrichtungen werden sie an einen Aspirator angeschlossen,, durch welchen sie mit einem hei\u00dfen L\u00fcftstrom ausgetrocknet werden. Den \u00e4u\u00dferen Rand einer der Enden schmilzt man an der Flamme, um die Eintauchoberfl\u00e4che regelm\u00e4\u00dfiger zu gestalten; die Kapillare verschlie\u00dft man einzeln in Filtrierpapier. W\u00e4hrend der Manipulation mu\u00df man achtgeben, sie nicht direkt mit der Hand zu ber\u00fchren, um sie dann an dem richtigen Ende im Augenblick, wo man sich ihrer bedienen will, fassen zu k\u00f6nnen.\nIst die Kapillare eingetaucht, so saugt man mehrere Male die Fl\u00fcssigkeit auf und l\u00e4\u00dft sie sukzessiv wieder sinken. Wenn alles die gewollte Temperatur erreicht hat, geht man zu der Bestimmung \u00fcber. Es werden immer drei gemacht, wenn auch die Ablesungen unter sich immer identisch sind.\nDie Kapillaren werden genau kalibriert, beziehentlich ihr Durchmesser genau bestimmt, wie oben angegeben wurde.\nDie Berechnung ergibt sich folgenderma\u00dfen. Es ist\njrr2hDg = 2jrr\u00ab (1) also a4 --- ^~tgDh,\nwo h die Verschiebung im Manometer, D das spezifische Gewicht des Petroleums und g die Gravitationskonstante bedeutet.\nDie genauere Formel, welche f\u00fcr den Fall gilt, da\u00df die Fl\u00fcssigkeit das Glas nicht v\u00f6llig benetzt, sondern einen Randwinkel bildet, lautet\njrr2I) ^k -f- ^ g = Jtvu. (2)\nFano und Mayer haben diese Methode mit derjenigen von Guy Lussac verglichen und die gleichen Resultate erhalten.\nAnmerkung'. F\u00fcr durchsichtige Fl\u00fcssigkeiten d\u00fcrfte sich zur Bestimmung- der Kapillarit\u00e4tskonstante noch mehr die Methode von Cantor eignen, hei welcher die Konstante aus dem Maximaldruck hei der Bildung kleiner Luftblasen bestimmt wird (Cantor, Annalen der Physik. 7. 698. 1902).\n2. Die Tropfmethode von Traube (Stalagmometer).\nDer Tropfen, welcher von dem kreisf\u00f6rmigen Querschnitt einer Kapillare mit dem Durchmesser r getragen wird, wiegt 2 vjta mg. Man wiegt eine gez\u00e4hlte Menge von Tropfen und ermittelt daraus das Gewicht eines Tropfens, m\n2r jt\nDann ist \u00ab =","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Die Tropfmetkode von Traube (Stalagmometer).\n223\nTraube hat f\u00fcr die Anwendung der Tropfmethode sein Stalagmometer konstruiert, welches gleichzeitig auch zu Viskosit\u00e4tsmessungen brauchbar ist (Fig. 39). Mit dem Stalagmometer sind eine gro\u00dfe Reihe von tierischen Fl\u00fcssigkeiten untersucht worden.\nD as Stalagmometer A besteht aus einem zweimal knief\u00f6rmig gebogenem Rohre, dessen oberer Schenkel sich zu einer Kugel erweitert, durch welche ein bestimmtes, durch zwei Marken b und c abgegrenztes Volumen v von 6\u20148 cm Inhalt abgeteilt wird. Der mittlere und untere Schenkel des Rohres wird durch eine Kapillarr\u00f6hre gebildet, deren \u00e4u\u00dferer Durchmesser 0\u20148 mm\nFig. 39.\nbetr\u00e4gt, w\u00e4hrend der innere Durchmesser so gew\u00e4hlt wird, da\u00df die Bildungszeit eines Tropfens wenigstens vier bis f\u00fcnf Sekunden betr\u00e4gt. Die Ab-tropffl\u00e4cke a mu\u00df gut abgeschliffen sein. Zum Schutz gegen ein Heraufziehen der Fl\u00fcssigkeit sind die Seitenfl\u00e4chen entweder konisch abgeschliffen oder werden vorsichtig gefettet. Der Teil B stellt den Druckapparat dar. In der umgekehrt aufgestellten dreifach tubulierten Wulf sehen Flasche wird Druck durch das Steigrohr erzeugt, welches von der Flasche f her auf konstanter Niveauh\u00f6he erhalten wird. Von e her kann die Fl\u00fcssigkeit in das Stalagmometer aufgesaugt werden.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nBei dem Traubeschen Apparat werden nicht die Tropfen gewogen, sondern die Zahl der Tropfen gez\u00e4hlt, welche in dem Volum v zwischen den Marken b und c enthalten sind. Man saugt die Fl\u00fcssigkeit staubfrei bis \u00fcber die Marke b, stellt die Verbindung mit dem Druckapparat her und z\u00e4hlt, w\u00e4hrend der untere Meniskusrand der Fl\u00fcssigkeit von b nach v passiert. Der Ausflu\u00df soll im Tempo von etwa ein Tropfen in 5 Sekunden erfolgen; dementsprechend ist der Druck zu regulieren; doch kann auch bei gleicher Druckh\u00f6he mit einem Fehler von 1\u20142 Proz. gearbeitet werden.\nF\u00fcr die Berechnung gilt die Formel et r cos#*\u2014 7.45 Z--w ; w0 Zw un<J zr\nZrsr\ndie im Volumen v enthaltenen Tropfenzahlen von Wasser und einer anderen untersuchten Fl\u00fcssigkeit und sw und sr die beiden betreffenden spezifischen Gewichte sind. Es wird nicht a, sondern der mit dem Kosinus des Randwinkels multiplizierte Gesamtausdruck gefunden (wegen der unvollkommene\u00bb Benetzung)\nEine genauere Kritik des Stalagmometers steht noch aus. Traube selbst gibt an, da\u00df z. B. die Oberfl\u00e4chenspannung des Speichels mit dem Apparate nicht genau zu bestimmen sei.\nTeil X. Bestimmung des Brechungskoeffizienten von Fl\u00fcssigkeiten (Refraktometrie).\nPrinzip und Allgemeines. Der Brechungskoeffizient einer Fl\u00fcssigkeit h\u00e4ngt ab 1. von der Natur der enthaltenen Elemente, 2. von der Menge der enthaltenen Elemente, 3. von der Art der Verkettung der Atome, 4. vom Licht, 5. von der Temperatur. Der dritte Punkt kann hier au\u00dfer Betracht bleiben, der vierte und f\u00fcnfte kann konstant erhalten werden. Die Bestimmung des Brechungskoeffizienten wird dann von Wert sein, wenn es sich um eine in der Fl\u00fcssigkeit vorhandenen Substanz von gro\u00dfer spezifischer Brechkraft handelt, die entweder allein vorhanden ist oder neben welcher andere in der gleichen Fl\u00fcssigkeit befindliche Substanzen nur einen geringen Einflu\u00df auf die Brechkraft besitzen. Praktisch wird der Brechungskoeffizient im Verh\u00e4ltnis zu atmosph\u00e4rischer Luft bestimmt. Die gebr\u00e4uchlichste Methode zur Ermittlung des Brechungskoeffizienten von Fl\u00fcssigkeiten bedient sich der totalen Reflektion oder des streifenden Eintritts von Licht, was auf dasselbe hinausl\u00e4uft. Erstere kommt in dem Refraktometer von Abb\u00e9, letztere in demjenigen von Pulfrich zur Anwendung.\nWenn J der Grenzwinkel der totalen Reflektion ist, so gilt sin J =\no\tn\nworaus n gefunden wird.\n1. Abb\u00e9s Refraktometer.\nZwei rechtwinklige Prismen aus Glas von hohem Brechungsexponent, beide ganz gleich geschliffen, sind mit ihren Hypotenusenfl\u00e4chen aneinander gelegt. Zwischen beiden Prismen ist ein Raum gelassen, der mit der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit angef\u00fcllt wird. Licht, welches auf die untere Fl\u00e4che der Prismenkombination f\u00e4llt, wird so gebrochen, da\u00df es das ganze","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Abb\u00e9s Refraktometer.\n225\nSystem wieder ans der oberen Fl\u00e4che parallel seiner fr\u00fcheren Richtung verl\u00e4\u00dft. Das Licht wird bei seinem Austritt aus dieser oberen Fl\u00e4che durch ein feststehendes Fernrohr beobachtet. Die Prismenkombination kann um die senkrecht zur Fernrohrachse stehende Achse gedreht werden. Der durch einen Spiegel in die Richtung der Fernrohrachse gelenkte Strahl wird bei der Drehung der Prismen unter verschiedener Neigung auf die Fl\u00fcssigkeitsschicht treffen. Kommt das Prismensystem bei der Drehung in die Stellung, bei welcher der in der Achsenrichtung verlaufende Strahl grade den Grenzwinkel der Totalreflexion mit der Fl\u00fcssigkeitsschicht bildet, so wird das Ge-\nsichtsfeld des Fernrohrs in eine obere und untere H\u00e4lfte geteilt, von denen die eine alle Strahlen erh\u00e4lt, welche unter kleinerem, die andere alle diejenigen aufnimmt, welche unter gr\u00f6\u00dferem Winkel auf die Fl\u00fcssigkeitsschicht auffallen. Die letzteren werden s\u00e4mtlich total reflektiert. Die Grenze zwischen Hell und Dunkel bildet eine Linie, welche bei richtig justiertem Instrument durch den Schnittpunkt des Fadenkreuzes im Fernrohrokular geht. Da man mit Tageslicht arbeitet, ist wegen der verschiedenen Brechbarkeit der einzelnen Strahlen die Grenzlinie ein farbiger Saum. Um diesen Saum zu beseitigen, ist zwischen Prismenkombination und Fernrohr ein aus Prismen zusammengesetzter Kompensator eingeschaltet. Durch Drehung desselben hebt man die Farbenzerstreuung auf. An dem Kompensator ist eine Teilung an-Tigerstedt, Handb. d. pbys. Methodik I, 2.\t15","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226 Leon Asher, Die Anwendung- der phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\ngebracht; die Zahlen desselben geben mit Hilfe einer dem Instrument beigegebenen Tabelle die Dispersion A zwischen den Linien D und F. Die untere drehbare Prismenkombination is\u2019t an einer Alhidade, die oben einen Index tr\u00e4gt, befestigt; der Index geht an einer Teilung vorbei, welcher den Brechungsindex f\u00fcr das mittlere Gelb direkt ablesen l\u00e4\u00dft.\n2. Das Eintauchrefraktometer von Pulfrieh..\nBei weitem das zu physikalisch-chemischen Messungen am meisten verwandte Instrument ist das Refraktometer von Pulfrieh. Es existieren mehrere Formen. Zu physiologischen Zwecken ist das als Eintauchrefraktometer be-\nzeichnete Instrument das geeignetste, namentlich mit der von Rei\u00df angegebenen Modifikation.\nDas wesentliche an dem Apparat (Fig. 41a) ist ein Prisma, welches direkt in die Fl\u00fcssigkeit einfaucht, welche sich in einem auf 17,5\u00b0 temperierten Bechergl\u00e4schen befindet oder, nach Rei\u00df\u2019 Angaben, wenn man nur Tropfen von Fl\u00fcssigkeit zur Verf\u00fcgung hat, dem ein zweites Hilfsprisma aufgesetzt ist. Zwischen den beiden Prismen wird der Fl\u00fcssigkeitstropfen angebracht. Das Hilfsprisma hat eine Fassung, die genau in das Becherglas hineinpa\u00dft (Rei\u00df). Das Becherglas ist wasserdicht abschlie\u00dfbar. Das Becherglasbefindet sich in einem Temperierbad. Die Firma Zeih liefert u. a. eine sehr praktische Einrichtung von L\u00f6we (Fig. 41b). In dem mit dem Prisma unverr\u00fcckbar fest verbundenen Fernrohr befindet sich in dem Okular eine Skala. Der Grenzwinkel der schiefen Inzidenz markiert sich auf der Skala in Gestalt einer Schattengrenzlinie. Entsprechend der Gr\u00f6\u00dfe dieses Winkels, also entsprechend der Ablenkung, welche die Lichtstrahlen durch verschiedenartige Fl\u00fcssigkeiten erfahren, erscheint die Schattengrenzlinie an verschiedenen Stellen des durch die Skala in 100 Teile eingeteilten Gesichtsfelds. Diese Grenzlinie zwischen hell und dunkel mu\u00df noch durch Drehung- eines Kompensators, welcher oberhalb des Prismas in das Fernrohr eingesetzt ist, zu einer","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Das Eintauchrefraktometer von Pulfrich.\n227\nfarblosen scharfen Trennungslinie gemacht werden. Die ganzen Skalenteile werden abgelesen und notiert. Zur Ermittlung der Zehntelskalenteile dient eine Mikrometerschraube. Durch Drehen an dieser verschiebt man die Skala gegen die Grenzlinie, bis der vorher notierte Skalenteil sich mit der Grenze deckt. Der Index der Mikrometertrommel zeigt alsdann die Zehntelskalenteile an, die zu den Ganzen noch hinzuzuf\u00fcgen sind. Die Skala des Refraktometers ist so eingerichtet, da\u00df bei einer Temperatur von 17,50 C. die Schattengrenzlinie des destillierten Wassers genau auf dem Teilstrich 15 steht. Die Grade der Skala werden nach einer dem Apparat beigegebenen Tabelle direkt in den Brechungskoeffizienten eingerechnet. Justiert wird der Apparat mit Hilfe von destilliertem Wasser.\nDas Arbeiten mit dem Eintauchrefraktometer ist ein sehr bequemes und der Apparat ist von gro\u00dfer Empfindlichkeit. Darin liegt sowohl ein Vorzug, wie auch ein Nachteil; denn sehr geringe Abweich-\tFig. 41b.\nungen der Temperatur,\nsowie geringf\u00fcgige Substanzbeimengungen, welche nicht Gegenstand der Untersuchung sind, k\u00f6nnen eventuell schon merkliche Ausschl\u00e4ge bedingen.\n3. Physiologische Anwendungen.\nBestimmung des Eiwei\u00dfgehaltes von Blutserum und anderen ser\u00f6sen Fl\u00fcssigkeiten (Rei\u00df).\nRei\u00df hat die Refraktometrie zu einer sehr genauen Methode der Eiwei\u00dfbestimmung im Blutserum und in Exsudaten ausgearbeitet. Das Blutserum enth\u00e4lt durchschnittlich \u00fcber 8 Proz. Eiwei\u00df und etwas \u00fcber 1 Proz. andere Bestandteile. Nur das Kochsalz bricht die Lichtstrahlen ebenso stark wie Eiwei\u00df, alle anderen Serumbestandteile haben eine geringere Lichtbrechung. Unter der Voraussetzung, da\u00df der Gehalt an Kochsalz und den anderen Bestandteilen nur geringe Schwankungen erleidet \u2014 aber nur unter dieser Voraussetzung, welche am besten experimentell zu verificieren ist \u2014 ist es m\u00f6glich aus der Gr\u00f6\u00dfe der Lichtbrechung des Blutserums auf seinen Eiwei\u00dfgehalt zu schlie\u00dfen. Nach Rei\u00df betr\u00e4gt der Brechungskoeffizient f\u00fcr 1 Proz. Serumeiwei\u00df 0,00172\n15*","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228 Leon Asher, Die Anwendung der'phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nf\u00fcr die Richteiwei\u00dfk\u00f6rper des Serums 0,00277. Man wird daher vom Brechungskoeffizienten des Serums den Anteil der Richteiwei\u00dfk\u00f6rper = 0,00277 und den Brechungsindex des destillierten Wassers = 1,33320 abziehen und den Best durch 0,00172 dividieren, um den Prozentgehalt an Eiwei\u00df zu erfahren. Bei\u00df hat zur Erleichterung die folgende Tabelle angegeben.\nUm die Tabelle auch f\u00fcr andere Befraktometer brauchbar zu machen, sind die entsprechenden Werte des Brechungskoeffizienten beigegeben.\nTabelle von Bei\u00df zur direkten Umrechnung der Skalenteile des Eintauchrefraktometers bei 17,5\u00b0 C in Eiwei\u00dfprozenten.\nBerechnungsindizes zu nebenstehenden Skalenteilen\tBlutserum\t\t\tEx- und Transsudate\t\t\n\tnpf. destilliertes Wasser 1,33320 npf. dieNichteiwei\u00dfk\u00f6rp. 0,00277 npf. 1 Proz. Eiwei\u00df\t0,00172\t\t\tnpf. destilliertes Wasser 1,33320 npf.dieNichteiwei\u00dfk\u00f6rp. 0,00244 npf. 1 Proz. Eiwei\u00df\t0,00184\t\t\n\tSkalen- teil\tEiwei\u00df in Proz.\tDiff.v Eiwei\u00df f. 1 Skalenteil\tSkalen- teil\tEiwei\u00df in Proz.\tDiff.v. Eiwei\u00df f. 1 Skalenteil\n1,33590\t- 22\t\t\t22\t0,14\tO 91A\n1,33628\t|\t23\t\t\t23\t0,35\t0 910\n1,33667\t24\t\t\t24\t0,56\t\n1,33705\t25\t0,63\t0,220\t25\t0,77\t0,206\n1,33896\t30\t1,74\t0,220\t30\t1.80\t0^206\n1,34086\t35\t2,84\t0,220\t35\t2,83\t01206\n1,34275\t40\t3,94\t0*218\t40\t3,86\t0,206\n1,34463\t45\t5,03\t0,218\t45\t4,89\t0,202\n1,34650\t50\t6,12\t0*216\t50\t5,90\t0*202\n1,34836\t55\t7,20\t0,216\t55\t6,91\t0*202\n1,35021\t60\t8,28\t0,214\t60\t. 7,92\t0*200\n1,35205\t65\t9,35\t0*212\t65\t8,92\t0*198\n1,35388\t70\t10,41\t\t70\t9,91\t\nIn gewissen F\u00e4llen kann man den mit Hilfe des Befraktometers gefundenen Eiwei\u00df wert einer Fl\u00fcssigkeit dadurch klarzustellen suchen-, da\u00df man den Brechungskoeffizienten nach Entfernung des Eiwei\u00df wiederholt bestimmt. Bedingung aber ist 1. da\u00df man quantitativ die letzten Spuren von Eiwei\u00df entfernt, 2. da\u00df man bei der zweiten Bestimmung nichts in die Fl\u00fcssigkeit vom F\u00e4llungsproze\u00df hineinbekommt.\nInsofern man mit Tropfen von Fl\u00fcssigkeit auskommt, ist die refrakto-metrische Methode allen anderen \u00fcberlegen, aber ihre Empfindlichkeit fordert zur Vorsicht auf. Rach eigenen Bestimmungen ist der Einflu\u00df geringer Verd\u00fcnnungen oder geringen Salzzusatzes durch folgende Zahlen gekennzeichnet: 3cm3 Serum + 0,2cm3 0,9% RaCl gefunden 7,1784% Eiwei\u00df, berechnet (aus quantitativer Bestimmung gr\u00f6\u00dfere Mengen) 7,2125%, 3cm3 Serum fl- 0,2aqu. dest. gefunden 7,0056% Eiwei\u00df, berechnet 7,2125%","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Refraktometrie. \u2014 Physiologische Anwendungen.\n229\nMethode von Bence zur refraktometrischen Bestimmung des Blutk\u00f6rperchenvolums.\nBence hat sich der refraktometrischen Methode zur Bestimmung des Blutk\u00f6rperchenvolums in geringen Blutmengen bedient. Das Prinzip ist folgendes:\nEs sei \u201eS\u201c die Menge eines beliebigen Serums, \u201eR\u201c dessen Refraktionsindex, \u201eK\u201c die Menge einer O,9\u00b0/0igen Kochsalzl\u00f6sung, deren Refraktionsindex bei 18\u00b0C 1.3342 betr\u00e4gt, wenn der des Wassers 1.3328 ist. Wird nun \u201eS\u201c mit \u201eK\u201c vermengt, so liegt der Refraktionsindex des Gemisches zwischen 1.3342 und \u201eR\u201c. Derselbe betrage \u201eRx\u201c. Es ist S (R \u2014 1.3328) + K (1.3342 \u2014 1.3328) = S + K (Rx \u2014 1.3328).\nSind Rt Kj. Rx bekannt, kann S folglich berechnet werden:\n0 K (Rx \u2014 1,3342) b \u2014 R \u2014 Rx\nWird also 100 Teilen Blut eine bekannte Menge, 0,9\u00b0/0iger Kochsalzl\u00f6sung zugesetzt, so kann die in 100 Teilen Blut enthaltene Serummenge berechnet werden, sobald R und Rx ebenfalls bekannt sind.\nMan kann mit dieser Methode mit ganz kleinen Mengen arbeiten, wenn das Blut in kleinen kalibrierten Kapillaren, in denen auch die Zumischung von Kochsalz stattfindet, aufgefangen wird.\nDie Kontrolle dieser Methode an gr\u00f6\u00dferen Mengen mit anderen gleichfalls das Blutk\u00f6rperchenvolum bestimmende Methoden ergab \u00fcbereinstimmende Werte.\nAnwendbarkeit der refraktometrischen Methode f\u00fcr andere Fl\u00fcssigkeiten. Die Methode ist auch f\u00fcr Harn angewandt worden, im ganzen mit wenig Erfolg. Bis jetzt beschr\u00e4nkt sich die Brauchbarkeit der refraktometrischen Methode nur auf L\u00f6sungen, die nur eine einzige gel\u00f6ste Substanz enthalten und auf solche K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten, bei denen der verschiedene Eiwei\u00dfgehalt oder eventuell eine einzelne andere Substanz die einzige in Betracht kommende Variable darstellt. Ob das letztere zutrifft, mu\u00df aus den Bedingungen des betreffenden Versuches gesondert erkannt werden.\nLiteratur.\nLiteratur zu allen Teilen.\nKolilrauschj, Lehrbuch der praktischen Physik. 10. Aufl. 1905. Ostwald-Luther, Physiko-chemische Messungen. 2. Aufl. 1902. Hamburger, Osmotischer Druck und Ionenlehre. Bd. 1\u20143. 1902\u20141904. Bottazzi, Principii di Fisiologia. Yol. I. Elementi di chimica fisica. 1906. H\u00f6her, Physikalische Chemie der Zelle und der Gewebe. 2. Aufl. 1906.\nTeil I.\nRoth, Arch, f\u00fcr Anat. u. Physiol. 1899. S. 416.\nHamburger, Osmot. Druck und Ionenlehre. Bd. II. S. 92. v. Lesser, Arch. f. Physiol. 1878.\nTeil II.\nHamburger, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1893. S. 151.\nHamburger, Osmot. Druck und Ionenlehre. Bd. I. S. 515.\nFreund, Wiener med. Jahrb\u00fccher. 1886. S. 46.\nFranz, Arch. f. experiment. Pathol, u. Pharmakol. Bd. 49.\nAr thus u. Pag\u00e8s, Archives de Physiol. (5.) 2.; Compt. rend. 112.\nArthus, Journal de Physiol, et Pathol. 3 u. 4.","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230 Leon Asher, Die Anwendung der phys.-chem. Methoden in der Physiologie,\nMorokhowetz, Le Physiologiste Kusse. Yol. III. 1903/1904.\nKossi, Arch, di Fisiologia II. 1905. S. 638.\nMichaelis und Kona, Biochemische Zeitschrift. Bd. II. 1907. S. 219.\nMartin, Journal of Physiol. Vol. XX. S. 364.\nBe ch h old, Biochem. Zeitschrift 1907, S. 379.\nGraham, Phil. Transactions 1861; Liebigs Annalen 121. 1862.\nKronecker, Pestschrift f\u00fcr Ludwig 1873.\nHuizinga, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. XL 1875.\nAV ay m outh Keid, Journal of Physiol. XXL 1897.\nSiegfried, Ber. d. deutschen chem. Gesellschaft. XXXI. 1898. S. 1825.\nPhilippson, Hofmeisters Beitr\u00e4ge. Bd. 1. 1902.\nSpiro, Hofmeisters Beitr\u00e4ge. Y. 1904.\nG\u00fcrber, Sitzungsber. d. med. physik. Gesellschaft zu Wiirzburg. 1875.'\nLoewy und Zuntz, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 58. 1894.\nArthus, Zeitschr. f. Biologie. N. F 16. 1896.\nAsher und Rosenfeld, Biochem. Zeitschrift. Bd. III. 1907.\nSehende, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 47. 1890.\nTeil III.\nBoy, Proc. Physiol. Society 1884. Journ. of Physiology. 1884.\nHammerschlag, Zeitschr. f. klin. Medizin. XX. 1892, Ibid. XXL 1892.\nEykmann, Virchows Arch. CXLIII 1896.\nSchmalz, Arch. f. klin. Medizin'47. 1890.\nBleibtreu, Pfl\u00fcgers Arch. 51, 1892.\nBleibtreu, Pfl\u00fcgers Arch. 55, 1893.\nEykmann, Pfl\u00fcgers Arch. 60, 1895.\nHamburger, Zeitschr. f. Biol. 1897.\nGolowin, Gr\u00e4fes Archiv f. Ophtlialm. Bd. XLIX, 1900.\nLazarus Barlow, Philos. Transact, of the Royal Soc. Vol 185. B. 1894.\n\u00bb\tTeil IV. Abteilung 1.\nPfeffer, Osmotische Untersuchungen. Leipzig 1877.\nMorse u. Horn, Am. (Jhem. Journ. Vol. XXVI. 1901.\nTammann, Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. X. 1892.\nWaiden, Zeitschr. f. physik. Chemie Bd. X. 1892.\nStarling, Journ. of Physiol. Vol. XXIV. 1899.\nMoore u. Parker, Amer. Journ. of Physiol. Vol. VII. 1902.\nMoore u. Koaf, Biochemical Journ. Vol. II. 1906.\nOker-Blom, Skand. Arch. f. Physiol. Bd. 15. 1903.\nAbteilung 2.\nHamburger, Osmot. Druck- u. Ionenlehre. Bd. I. S. 63.\nBeckmann, Zeitschr. f. physik. Chemie 2, 1888.\nBeckmann, Zeitschr. f. physik. Chemie Bd. 44. 1903.\nKaoult, Zeitschr. f. physik. Chemie 9. 1892.\nRaoult, Zeitschr. f. physik. Chemie 27. 1898.\nNernst u. Abegg, Zeitschr. f. physik. Chemie Bd. 15. 1894.\nD astre, Osmose, Tonometrie, Cryoscopie. Tome I des Trait\u00e9 de Physique Biologique Paris. 1901.\nPonsot, Bull. Soc. chim. 17. 1897.\nSchoenborn, Gefrierpunkts- und Leitf\u00e4higkeitsbestimmungen, Wiesbaden. 1904. Cohn, Grenzgebiete der Chirurgie u. inn. Med. 1905.\nv.Koranyi, Die wissensch. Grundlagen d.Kryoskopie. KarewskisBibl., Heft 1. Berlin 1904. Claude u. Balthazard, La Cryoscopie des urines 1901.\nPrytz, Annal, d. Physik, Bd. 7. 1902.\nPrytz, Zeitschr. f. phys. Chemie Bd. 47. 1903.\nDreser, Arch. f. exp. Pathol, u. Pharmak. Bd. 29. 1902.\nGaleotti, Arch. f. Anat. und Phys. 1902. v. Khorer, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 109. 1905.","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Literatur.\n231\nHamburger, Zentralblatt f. Physiol. 1897.\nHedin, Skand. Arch. f. Physiol. Bd. 5. 1895.\nStrauss, Zeitschr. f. klin. Medizin. Bd. 47. 1902.\nStrauss, Bedeutung d. Kryoskopie f. Nervenerkrankungen. Moderne \u00e4rztliche Bibliothek 1904.\nv. Koranyi, Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 33 u. 34. 1897.\nSabbatani, Arch, di Fisiologia, IV. 1906.\nSabbatani, Journal de Physiol, et Pathol, generale III.\nFredericq, Bulletin de l\u2019Acad. Royale de Med. de Belgique, Bruxelles 1902.\nAbteilung 3.\nFriedenthal, Zentralblatt f\u00fcr Physiol. 1903.\nMoore u. Roaf, Thompson Yates u. Johnston Laboratories Report. Vol. VI. 1905.\nAbteilung. 4.\nKohlrausch u. Holborn, Das Leitverm\u00f6gen der Elektrolyte. Leipzig, 1898. Kohlrausch, Holborn u. Diesselhorst, Wiedemanns Annalen, 64. 1898. Bugarszky u. Tangl, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 72. 1898.\nOstwald, Zeitschr. f. physik. Chemie Bd. 2. 1888.\nStewart, Journ. of Physiol. Vol. 24. 1899.\nOker-Bloin, Pfl\u00fcgers Archiv Bd. 79. 1900.\nAbteilung 5.\nBugarszky u. Tangl, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 72. 1898.\nKohlrausch, Lehrbuch d. prakt. Physik. 10. Aufl. 1905.\nSteyrer, Hofmeisters Beitr\u00e4ge. Bd. II. 1902.\nBugarszky, Pfl\u00fcgers Arch. 68. 1897.\nRoth, Virchows Arch. Bd. 154. 1890.\nOker-Blom, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 79. 1900.\nAbteilung 6.\nde Vries, Zeitschr. f. physik. Chemie Bd. 2. 1888.\nOverton, Zeitschr. f. physik. Chemie Bd. 12. 1897.\nHamburger, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1887.\nHamburger, Zeitschr. f. Biologie Bd.'26. 1889, Bd. 24. 1890.\nLoewi, Arch. f. exp. Pathol, u. Therap. Bd. 53. 1903.\nHedin, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 60. 1895.\nHedin, Skand. Arch. f. Physiol. 1895.\nGryns, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 63. 1896.\nKottmann, Arch. f. exp. Pathol, u. Pharm. Bd. 54. 1906.\nHamburger, Biochemische Zeitschrift. Bd. 1. 1906.\nDemoor, Travaux de Laborat. de Physiol, de l\u2019Institut Solvay. T. VII. 1905.\nTeil V. Abteilung 1.\nLe Blanc, Lehrbuch d. Elektrochemie. 3. Aufl. Leipzig 1903.\nNernst, Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. 2. 1888, Bd. 4. 1889.\nEinthoven, Ann. d. Phys. 12. 1903. S. 1059.\nBugarszky u. Liebermann, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 72. 1898. S. 51.\nH\u00f6her, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 81. 1900. S. 522.\nH\u00f6her, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 99. 1903. S. 512.\nH\u00f6ber, Hofmeisters Beitr\u00e4ge z. chem. Physiol, u. Pathol. Bd. 3. 1903. S. 525. v. Rhorer, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 86. 1901, S. 586.\nFarkas, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 98. 1903. S. 551.\nFraenkel, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 96. 1903. S. 601.\nBugarszky u. Liebermann, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 72. 1898. S. 51.\nSzili, Pfl\u00fcgers Arch. Bd, 115. 1906. S. 82.\nFo\u00e0, Arch, di Fisiologia Vol. III. 1906. S. 369.\nBjerrum, Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. 53. 1905. S. 428.\nB\u00f6ttger, Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. 24. 1897. S. 260.\nDreser, Hofmeisters Beitr\u00e4ge z. chem. Physiol, u. Pathol. Bd. 8. 1906. S. 285.","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232 Leon Asher, Die Anwendung d\u00ebr phys.-chem. Methoden in der Physiologie.\nAbteilung 2.\nFriedenthal, Zeitschr. f. Elektrochemie.. 1904. S. 114.\nSale\u00dfky, Zeitschr. f. Elektrochemie. 1904. S. 204.\nFels, Zeitschr. f. Elektrochemie. 1904. S. 208.\nSalm, Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. 57. 1906.\nAbteilung 3.\nOstwald, Journal f. prakt. Chemie Bd. 29. 1884. S. 385.\nOstwald, Zeitschr. f. physik. Chemie Bd. 3. 1889. S. 170, 241 u. 369.\nF. A. Hoffmann, Zentralblatt f. klin. Med. 1889. S. 793.\nF. A. Hoffmann, Schmidts Jahrb\u00fccher 233. 1892. S. 268.\nCohnheim, Zeitschr. f. Biol. Bd. 33. 1896. S. 489.\nTeil VI.\nJungfleisch u. Berthelot, Ann. \u00a9Mm. et Phys. Vol. 26. 1872. S. 396.\nF. A. Hoffmann u. M. Vollhardt, Arch. f. exp. Pathol, u. Pharmakol. Bd. 28. 1891. S. 423. Spiro, \u00dcber physik. u. physiolog. Selektion. Stra\u00dfburg 1897 (Habilitationsschrift).\nH. Meyer, Arch. f. exp. Pathol, u. Pharmakol. Bd. 42. 1899. S. 109.\nBaum, Arch. f. exp. Pathol, u. Pharmakol. Bd. 42. 1899. S. 123.\nOverton, Studien \u00fcber die Narkose. Jena 1901.\nTeil VII.\nGraham, Philos. Transact. London. 1861.\nGraham, Liebigs Annalen. Bd. 121. 1862.\nFick, Poggendorffs Annalen. Bd. 94, 1855. S. 59.\nStefan, Ber. d. Wiener Akademie. Bd. 78 u. 79.\nScheffer, Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. 2. 1888. S. 390.\nHamburger, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1896. S. 302.\nHofmeister, Arch. f. exper. Pathol, u. Pharmakol. Bd. 27. 1890. S. 394.\nHofmeister, Arch f. exper. Pathol, u. Pharmakol. Bd. 28. 1891. S. 210.\nPauli, Pfl\u00fcgers Archiv. Bd. 71. 1898. S. 333.\nK. Meyer, Hofmeisters Beitr\u00e4ge zur chem. Physiol, u. Pathol. Bd. 7. 1905. S. 393. Bechhold u. Ziegler, Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. 56. 1906. S. 108.\nTeil VIII.\nPoiseuille, Ann. d. Chimie et de Physique. 7. 1843. S. 50. 21; 1847. S. 76.\nBeck u. Hirsch, M\u00fcnch, med. Wochenschrift. 1900. Nr. 49.\nBeck u. Hirsch, Deutsch. Arch. f. klin. Mecliz. Bd. 69. 1901. S. 503.\nBeck u. Hirsch, Arch. f. exper. Path. u. Pharmakol. Bd. 54. 1905.\nHeubner, Arch. f. exper. Path. u. Pharmakol. Bd. 53. 1905. S. 283.\nH\u00fcrthle, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 82. 1900 S. 415.\nDu Pr\u00e9 Denning u. John A. Watson, Proc, of Hoy. Soc. Vol. 78. 1906. p. 328.\nTeil IX.\nWhatmough, Zeitschr. f. physik. Chemie Bd. 39. S. 39.\nCantor, Annalen de Physik. 7. 1902. S. 698.\nFano u. Mayer, Arch, di Fisiologia. Vol. IV. 1907. S. 165.\nTraube, Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 105. 1904. S. 559.\nTeil X.\nAbb\u00e9, Apparate zur Bestimmung des Brechungsverm\u00f6gens. Jena 1874 u. Sitzungsber.\nd. Jen. Gesellsch. f. Med. u. Nat. 1879..\nPulfrich, Zeitschr. f. angewandte Chemie. Heft 48. 1899.\nBei\u00df, Der Brechungskoeffizient des Blutserums als Indikator f. d. Eiwei\u00dfgehalt. Dissertation. Stra\u00dfburg. 1902.\nBei\u00df, Hofmeisters Beitr\u00e4ge z. chem. Physiol, u. Path. Bd. IV. 1904. S. 150.\nBei\u00df, Arch. f. exper. Path. u. Pharmakol. Bd. 51. 1904. S. 18.\nL\u00f6we, Chemiker-Zeitung. Nr. 55. 1906.\nBenee, Zentralblatt f. Physiol. Bd. 19. 1906. S. 199.","page":232}],"identifier":"lit15617","issued":"1911","language":"de","pages":"113-232","startpages":"113","title":"Die Anwendung der physikalisch-chemischen Methoden in der Physiologie","type":"Book Section","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:13:42.493813+00:00"}