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{"created":"2022-01-31T16:07:13.067977+00:00","id":"lit15752","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Lizars","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 40-47","fulltext":[{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nVIL\nBeobachtung eines chronifchen Wafferkopfes, wobei der Einftich angewandt wurde. Von Li z ARS. (Edinb. med. and furg. Journal. 1821. Vol. 17* p. 243 und 471.)\nIN ach Monro II. ift der Einftich beim chronifchen Waf-ferkupf nur dann zu wagen, wenn lieh die Fliiffigkeit zwifchen der harten Haut lind der Suhftanz fies Gehirns findet. Er f\u00fchrt F\u00e4lle von Fabriz, Panaroli, Wf\u2019pj'pr, Mitraho, le Cat an, wo die Hirnfubftanz felbft verletzt wurde, bemerkt, dafs immer die Kranken in wenig Stunden ftarben, und erkl\u00e4rt lieh deshalb und wegen der Gefahren, womit der Einftich in die Hirnfubftanz begleitet ift, des ungleichen Druckes, der leichten Zerreifsung der Theile, welche beim Zu-fammenfallen ties Gehirns Statt finden m\u00fcffe, des Zutrittes der Luft, der Unm\u00f6glichkeit, den Sch\u00e4del Behufs der Unterlt\u00fctzung des Gehirns durch irgend eine Binde genau diefem Organ anzupaffen, durchaus gegen cliefe Operation. Indeffen fchienen mir diefe Gr\u00fcnde nie v\u00f6llig erwiefen, und Monro felbft \u00e4ufserte (ich im Jahr 1805 in feinen Vorlefungen anders als in feinem Werke 1797, indem er die in den Hirnh\u00f6hlen enthaltene Fl\u00fcffigkeit durch das Hinterhaupt auszuleeren rieth. Auch John Bell war der entgegengefetzten Meinung, vorz\u00fcglich, weil \u00f6rtliche Verletzungen des Gehirns nicht nachtheilig find. Ueberdies kannten die von Monro \u00e7itirten Schrjftfteller ihre F\u00e4lle entweder nur vom H\u00f6renfagen, oder das Waller war, wenn fie Augenzeugen waren, zu fchnell ausgeleert worden.\nDa nun \u00fcberdies k\u00fcrzlich Herr Vofe 1 ) einen gl\u00fccklichen Fall diefer Art bekannt machte , fo wandte\nl) Med. Chirurg. Transact. Vol. IX. Ueberf. in diefem Archiv.\n\u00cbd. 5. S. 260.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"41\nHerr Campbell und ich die Operation in einem Fall an. wo , 1er letztere die Krankheit anfangs ohne fie, dr /.\t,ke Oueckfiibergaben , innerlich i\u2019owohf als\nvcvi ; ci ; t (ies Einreibens, und Blafenpflafter im Nacken U; kings der Wirbelf\u00e4ule heilen zu k\u00f6nnen, gehofft hatte.\nDas Kind, ein M\u00e4dchen, war bei,der Geburt ge-fund, bekam aber fechs Wochen nachher epileptifrhe Anf\u00e4lle, Schielen mit bl\u00f6dfiunigem Anteilen und bruhl-verhaitung. Zugleich fchwoll der Kopf bald an.\nAm zehnten December 1820, wo die Operation gemacht wurde, wares vier Monate und elf Tage alt.\nDer Sch\u00e4del war doppelt io grofs als gew\u00f6hnlich, Scheitel - und Stirnbeine, fo wie die beiden Stirnbein-h\u00e4lflen fianden zwei Finger weit auseinander. Auch die Sclilafbeine und das Hinterhauptsbein waren weit entfernt.\nIch brachte eine N\u00e4hnadel durch die grofse Fontanelle im Winkel, rechts von dem obern L\u00e4ngenblutleiter, ein, wobei, wegen der Kegelform der Nadel, nur etwa ein Theel\u00f6ffel ausflols. Hierauf ward ein Purgier'mittel gegeben.\nBis zum fiebzehnten keine Ver\u00e4nderung. Jetzt brachte ich an derfelben Steile einen feinen Troisquart nebft einem R\u00f6hrchen ein, und leerte vier bis f\u00fcnf Unzen einer hellen Fliiffigkeit fo aus, dafs ich um die Mitte der Zeit einige Secunden einhielt.\nDiele enthielt nach Herrn Fyf/'s Unterfuchungen Eiweil's, Schleim, falzfnure, fchwefelfaure und phos-phorl\u00e4ure Salze.\nA) Durch Zufatz von falpeterfaurem Silber ent-ftand ein reichlicher weifser Niederfchlag, der am Lichte ichwarz wurde.\nII) Salpeterl\u00e4urer Baryt erzeugte einen weifsen, in Salpeterf\u00e4ure unaufl\u00f6slichen Niederfchlag,","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"C)\tKleefaures Ammonium trfibte die Fliiffigkeit, Ammonium felbft aber erzeugte keinen Niederfchiag.\nD)\tKalkwaffer erzeugte einen weifsen Nieclerfchlag.\nE)\tSalpeterfaures Queckfilber bewirkte gleichfalls einen reichlichen Niederlchlag.\nF)\tZu der filtrirten Fliiffigkeit von E. wurde Gall\u00e4pfeltinctur geletzt, ohne dafs ein Niederfchlag entftand.\nG)\tEffigfaures Blei erzeugte einen ftarken Niederfchlag.\nH)\tDurch W\u00e4rme bildete fich gleichfalls ein Niederlchlag.\nVon cticfen Verfuchen zeigt:\nA) Die Anwefenheit von Salzf\u00e4ure; B) Schwefel-f\u00e4ure ; C) Kalk und die Abwefenheit von Magnefia ; D) die Verbindung von Kalk mit Phosphorf\u00e4ure; E und J\u00dc) Eiweifs; F) die Abwefenheit von Gallert; G) Schleim an.\nW\u00e4hrend des Ausfluffes wurden die W\u00e4nde des Kopfes durch einen Geh\u00fclfen unterft\u00fctzt, dann der Kopf gebunden. Sogleich zogen fich die vorher fehr weiten Pupillen zufainmen, und das Schielen h\u00f6rte auf. Das Kind fog fogleich begierig und fchlief am Abend ruhig.\nVom fiebzehnten bis achtzehnten, vom achtzehnten bis neunzehnten fchlief es beffer als je. Am neunzehnten fchien der Kopf fo grofs als vorher, auch \u25a0war die Pupille erweitert und das Schielen zur\u00fcckgekehrt.\nAm ein undzwanzigften ftarkes Fieber und Erbrechen, vermuthlich in Folge der Wiederanh\u00e4ufung des Waffers. Zwei Biutigel an jede Schl\u00e4fe, ein Purgiermittel und ein Fulsbad wurden angewandt, die Operation vergeblich vorgefchiagen.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"43\nAm f\u00fcnf und zwanzigften wurde, nachdem Geh das Kind zwei Tage beffer befunden hatte, der Troisquart linkerleits durch die Fontanelle, aber nicht tief genug eingebracht, fo dafs nicht fo viel als beim erften Mal ausflofs.\nSogleich nach der Operation brach das Kind.\nBis zum acht und zwanzigften fammelte Geh kein Waffer an. Es wurden f\u00fcnf bis fechs Unzen entleert, worauf die Haut und Knochen ftark zufammenGelen und Erbrechen Statt fand.\nVon jetzt an fand auffallende Befferung Statt, indem das Kind gut fog, der Stuhlgang und Schlaf regel-m\u00e4fsiger, das Sehen deutlich, das Gefleht nat\u00fcrlicher und die Stimme kr\u00e4ftiger wurde.\nAm ein und dreifsigften wurden vier Unzen aus-geleert.\nAm vierten Januar 1821 kehrten die epilepti-fchen Anf\u00e4lle zur\u00fcck, und wurden durch ein Fufsbad und ein Purgiermittel befeitigt.\nAm f\u00fcnften wurden auf der rechten Seite vier Unzen ausgeleert, ohne dafs Erbrechen erfolgte.\nAm fiebenten brachen die untern innern Schneidez\u00e4hne aus.\nAm achten fanden drei kleine epileptifche Anf\u00e4lle\nStatt.\nAm neunten fand ich den Kopf und die vordere Fontanelle viel kleiner, den vordem Theil der Scheitel-nath verkn\u00f6chert, an der Stelle des erften Einftiches jetzt Knochen, theils weil Geh neue Knochenfubftanz gebildet hatte, theils, weil Stirn-und Scheitelbein aneinanderger\u00fcckt waren. Durch einen Einftich auf der rechten Seite wurden Geben Unzen Waffer ausge-leert. Es erfolgte kein Erbrechen.\nAm elften zwei kleine epileptifche Anf\u00e4lle, wogegen i Gran Kalomel angewandt wurde.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"Am vierzehnten \u00bbwurden durch einen Einflich auf der rechten Seite Unzen einer weit dunklem und dickem Fj\u00fcffigkeit ausgeieert. Weil die Knochen jetzt feit verbunden waren, konnte kein Druck angewandt werden, und es drang Luft durch das R\u00f6hrchen ein.\nAm achtzehnten einige f'chwache epileptifche Anf\u00e4lle.\nAm neunzehnten wurden heben Unzen dunkler Fliiffigkeit weggenommen. Beim Einitechen luhr Luft heraus. Ich wandte Druck auf die Fontanelle an.\nAm ein und zwanzigsten epileptifche Anf\u00e4iie.\nAm drei und zwanzigsten konnten nur fechs Unzen ab ge za pit werden, w\u00e4hrend deren Auslluls Luft eindrang.\nAm acht und zwanzigften wurden zehn Unzen weggenommen.\nAm dreifsigflen und ein uncldreifsigften epileptifche Anfalle, wogegen ein warmes Bad und Purgiermittel angewandt wurden.\nAm vierten Februar wurde rechts eingeftochen, und 3v Unzen Fliiffigkeit ausgeleert.\nAm achten wurde in derfelben Richtung und auf diefelbe Art: als gew\u00f6hnlich linkerfeits eingeftochen, ohne dafs Fliiffigkeit erfolgt w\u00e4re. Ich bewegte die R\u00f6hre nach allen S iten und brachte eine Sonde ein, die einen leifen Widerftand fand, und an deren Spitze fich etwas Serum zeigte, ln der R\u00f6hre fand lieh nachher weder Hirnfubftanz, noch irgend etwas. Es trat kein iibles Symptom ein.\nAm achtzehnten wurde, da das Gef\u00fchl von Schwappen auf Wiederanh\u00e4ufung deutete, ein anderer frucht-lofer Verfuch gemacht, und jetzt ein ftarkerer Wider-ftand gefunden. Die Wunde und das R\u00f6hrchen enthielten etwhs Hirnfubftanz.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Am drei und zwanzigften und vier und zvvanzigften weinte das Kind beft\u00e4ndig.\nAm f\u00fcnf und zwanzigften war das Schwappen deutlicher als am achtzehnten, auf den Einftich aber, den ich rechterfeits machte, Hoffen nur vier Unzen aus, worauf fich das Kind fogleich beffer befand.\nAm acht und zwanzigften wurden wieder f\u00fcnf Unzen weggenommen.\nAm dritten M\u00e4rz wurde vergeblich auf der linken Seite eingeftocheri : auf einen Stich auf der rechten f\u00fcgten drei Unzen. Wahrfcheinlich war hiernach die linke H\u00e4lfte der H\u00f6hle verwachfen.\nAm fechsten wurden rechts vier Unzen abgezapft.\nAm zehnten fr\u00fch hatte das Kind mehrere Anf\u00e4lle. Die aufgetriebenen Fontanellen deuteten auf Wiederan-h\u00e4ufu-ng. Das Zahnfleifch \u00fcber den ohern Schneidez\u00e4hnen wurde wegen Entz\u00fcndung fcarificirt, darauf rechts vier Unzen Fi\u00fcffigkeit weggenommen.\nD er Reizung durch das Zahnen wegen, waren in den n\u00e4chften Tagen keine befondern Fortfchritte be-merklich; doch ergab fich aus den bisher Statt gefundenen Erfcheinungen die M\u00f6glichkeit, den chrotiifcben Wafferkopf zu operiren, die Unempfindlichkeit des Gehirns, die Reizung im Anf\u00e4nge des Abfatzes von Fl\u00fcffigkeiten, die Richtigkeit der Anficht, dafs, wenn auch viel Fi\u00fcffigkeit, aber nur nach und nach abgefon-dert wird, keine drohenden Symptome, fondern nur folche, die jeden Druck begleiten, wie z. B, allm\u00e4hliche L\u00e4hmung, eintreten.\nAm vierzehnten wurden, wegen deutlichen Schwap-pens, durch einen, auf der rechten Seite gemachten Einftich 3 J Unze dunkles Serum weggenornmen. Dies verfchaftte f\u00fcr einige Stunden Linderung; dann aber kehlten die Anf\u00e4lle zur\u00fcck. Am Abend wurde das Zahnfleifch lcarilicirt und ein warmes Rad gegeben.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nDie Nacht war fehr unruhig. Am Tage darauf vermehrten lieh die Anf\u00e4lle. Das Zahnfleil'eh war weniger entz\u00fcndet, aber eben fo gefchwollen, der Stuhlgang hinl\u00e4nglich. Um drei Uhr Nachmittags ltarb das Kind.\nBei der Leichen\u00f6ffnung fand ich die Knochen lofe, Scheitel - und Stirnbein, fo wie des letztem H\u00e4lften, voneinander getrennt; die vordere Fontanelle fehr grofs, die hintere fait gar nicht vorhanden.\nDie harte Hirnhaut war von den Knochen unzertrennlich, r\u00f6ther und viel gef\u00e4fsreicher als gew\u00f6hnlich. Linkerfeits fand fich vorn keine Hirnfubftanz, i\u2019ondern die Spinnwebehaut bildete' einen d\u00fcnnen Beutel , der gewifs an zwei Unzen Serum ergofs. Rechts fand lieh Hirnfubftanz, allein die Windungen waren fehr flach. In beiden Hirnh\u00f6hlen, die frei zufammen-hingen, fanden fich gegen drei Pfund Serum.\nVom Gehirn fand fich nur die \u00e4ufsere Wand der H\u00f6hle mit der Scheidewand und einer Querwand in der linken Hemifph\u00e4re. Das Hirnzelt war ganz, das kleine Gehirn v\u00f6llig normal. Die Monro1 fche Oeffnung liefs den kleinen Finger zu. Auch die vordere und hintere gemeinfchaftliche Oeffnung waren weit. Die weiche CommilTur fand fich.\nDie W\u00e4nde der grolsen H\u00f6hle variirten von einer bis vier Linien. An den dickften Steilen beftand fie aus drei parallelen Schichten, einer \u00e4ufsern, grauen, einer mittlern, markigen, einer innern, hellgelben, halbdurchfichtigen, fehr z\u00e4her, geronnener Lymphe \u00e4hnlich. Von der Gef\u00e4fshaut und dem Adergeflecht keine Spur. Am Boden diefer H\u00f6hle fanden fich viele rothe Bluttheile. Die W\u00e4nde waren links neben der Kranznath und am Hinterhauptsbein am d\u00fcnnften. Die Scheidewand war fehr ftark, dick und feit, weil fich auf jeder Seite gerinnbare Lymphe abgefetzt hatte. Die","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"47\nf\u00fcnfte Houle fehlte. Die linke, anfehnliche Quer-fclieiclewand lag hinter der Kranznath, ihr parallel, und war gleichfalls mit geronnener Lymphe bekleidet. In ihr befand fich ein Eindruck, und unftreitig waren hier die vergeblichen Einftiche gemacht worden.\nDie Stelle, wo mit Erfolg eingeftochen worden war, hatte ungef\u00e4hr 3\"' Dicke.\nHieraus fcheint fich zu ergeben, dafs nur bei fehr fr\u00fcher Anwendung der Operation auf Erfolg zu rechnen ift, weil Ablatz von gerinnbarer Lymphe die Zunahme der Markfubftanz durchaus verhindern mufs.\nVIII.\nBeobachtung eines Wafferkopfes. Von R. Hood. (Edinb. Journal. Vol. 17. p. 510 ff.)\nItn September 1820 Wurde ich zu einem dreiw\u00f6chentlichen Kinde gerufen, das heftig fchrie, fieberte und fchielte. Nach acht bis zehn Tagen war der Kopf gr\u00f6-fser als gew\u00f6hnlich. Fieber und Schielen verfchwand, aber der Kopf vergr\u00f6fserte fich. Harntreibende Mittel halfen. Ein Verfuch, den Kopf zu binden, brachte Zuckungen hervor, die nach Aufhebung des Drucks verfchwanden. Das Kind nahm zu.\nIm M\u00e4rz 1821 reichte die grofse Fontanelle auf der Seite bis zu den Schlafbeinen, unten bis zu den Oberaugenh\u00f6hlenr\u00e4ndern.\nAm neunten April wurden durch einen Einftich in die linke Seite der Fontanelle fechs Unzen einer hellen Findigkeit ausgeleert. Das Kind fchrie w\u00e4hrend der Operation, hatte aber keine Kr\u00e4mpfe. Der Kopf wurde hierauf gebunden und der Mutter gerathen , das Kind bisweilen horizontal zu legen. Die Fl\u00fcffigkeit","page":47}],"identifier":"lit15752","issued":"1822","language":"de","pages":"40-47","startpages":"40","title":"Beobachtung eines chronischen Wasserkopfes, wobei der Einstich angewandt wurde: Edinb. med. and surg. Journal, 1821, Vol. 17, p. 243 u. 471","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:07:13.067982+00:00"}