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{"created":"2022-01-31T16:07:14.980084+00:00","id":"lit15760","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Plagge, M. W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 64-67","fulltext":[{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nNach der vollendeten Ausbildung der Knochen und N\u00e4the, fo wie dem nicht bei der Geburt Statt gefundenen Eintritt der Symptome zu iehliefsen, hatte i!er Wafierkopf erft nach der Geburt feinen Anfang genommen.\nXV.\nlieber die Bildung des Eies im Eierftocke vor der Befruchtung. Von M. W. Plagge, Med. Dr. und Brunnenarzt zu Bentheim in Weftphalen.\nUngeachtet die fch\u00f6nen Unterfuchungen von Everctrd Home und Bauer \u00fcber die Bildung des Kichens irrt Eierftocke vor der Befruchtung und \u00fcber die fogenann-ien gelben K\u00f6rper in demielben grofse Auffchl\u00fcfls gegeben haben, fo k\u00f6nnen wir doch wohl kein\u00easweges diefen fehwierigen Punkt als v\u00f6llig klar und keiner weiteren Unterfuchungen ben\u00fcthigt anfehen. Seit mehreren Jahren mit der Unterfuchung deffelben Gegenltan-des belch\u00e4ftigt, glaube ich einige Mittheilungen machen zu k\u00f6nnen, weiche die Bildungsgefchichte des Eies im Eierftocke in ein noch helleres Licht letzen, und die Beobachtungen Home\u2019s zu berichtigen im Stande find.\nIch bemerke zuv\u00f6rderft, dafs auch ich, wie Home und Bauer bereits vor der Befruchtung in dem Eierftocke der Saugthiere wirkliche Eier gefunden zu haben \u00fcberzeugt bin. Nur \u00fcber den Sitz und die Ge-burtsft\u00e4tte diefer Eier im Eierftocke weichen meine Beobachtungen von denen Home's und Bauers ab, indem diele die fogenannten gelben K\u00f6rper als die Ge-","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"65\nburtsft\u00e4tte der F.ier anfehen, dahingegen ich beobachtet habe, daj's \u00dfch das Ei in den fogen'annten Gruaf'-Jciien Eierftockbl\u00e4sclien bilde, und zwar ift es mir gegluckt, bei K\u00fchen tien Bil.lungsprocefs des Richens von feinem Beginne an bis zu feiner Beife auf das deut-iichfte zu beobachten. Das Kefultat meiner Furfchun-gen \u00fcber diele Bildung ift k\u00fcrzlich Folgendes.\nAuf der hellen, durchfichtigen aus der Subf'anz des Eierfteeks hervorragenden Wand des Granf\u2019fchen Eies zeigen lieh zuerft feine zarte gabelf\u00f6rmig getheilie anaflotnolirende BJutgefafsfe, die aus der Subftanz des Eierftocks zu kommen fcheinen und fich auf der Wand des GrnaJ \u2019fchen Richens ausbreiten. Sie kommen von drei Seiten her, von oben, unten und von einer Seite des GV\u00ab\u00ab/\u2019\u2019fchen Eierftockbl\u00e4schens, und laufen aufeinander zu, um durch Anaftomofe ihrer Gabelal'te die Area f\u00fcr die Bildung des k\u00fcnftigen Eichens zu bilden. Der obere Kingfte Alt funkt fich n\u00e4mlich herunter und beugt fich dann zum Stilenaffe hin; der untere fteigt anf\u00e4nglich etwas herauf und l\u00e4uft dann fait horizontal dem Seiteriafte entgegen; der Seitenaft ift etwas dicker aber ganz kurz, und theilt fich fogleich, wie er aus der Subfranz des Eierftocks auf der durchfichtigen Wand des Graa/Ychen Eichens zum Vorfchein kommt, gabelf\u00f6rmig; diele Gabel, verbunden mit den Gabel\u00e4ft; n der beiden andern Adle bildet dann an der untern H\u00e4lfte der einen Seite des G/auJ'\u2019fchen Eierftockbl\u00e4schens dicht am Rande deflelben eine kleine mehr oder weniger runde Area. Innerhalb dialer Area zeigt li. h der Keimpunkt des k\u00fcnftigen Eies als ein alchgrauer Punkt, bei der Kuh von der Gr\u00f6fse eines dicken Stecknadelknojifs, Er gleicht fait ganz dem fogenunnten Hahnentritte im Eie der V\u00f6gel. Diefer Keimpunkt nimmt nun abm\u00e4hlich an Gr\u00f6fse zu, und wenn derfeloe ungef\u00e4hr drei Af. d. Archiv. Vil. I.\tE","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nLinien \u00eetn Durchmeffer hat, unterfcheidet man in ihm drei weifsliche Kreife, welche die drei nachherjgen H\u00e4ute, das Chorion, die Allantois und das Amnion zu feyn fcheinen.\nGleichzeitig mit der fortfehreitenden Entwicklung des Eichens entwickelt fich nun auch das fogenannte corpus luteum in dem Zwifchenraume zwifchen dem neugebildeten Eichen und dem n\u00e4chftliegenden Gracif-fchen Eierftockbl\u00e4schen, oder mit andern Worten an dem Stielende des Eichens. Das obere und untere Blut-gef\u00e4fs n\u00e4mlich, welches anf\u00e4nglich zur Bildung der Area auf der Oberfl\u00e4che des Graaf'ichen Eierftockbl\u00e4s-chens erfchienen war, verfchwindet wieder, dahingegen entwickelt fich mit einer grofsen Energie das dritte von der Seite kommende Blutgef\u00e4fs und der ganze Zwifchenraum zwifchen dem Eichen und dem Graaf\u2019\u00eeeben Eierftockbl\u00e4schen, welches in derfelben Reihe diefem am n\u00e4chften liegt, wird ftrotzend von Blutgef\u00e4fsen, die zur Entwicklung des Eichens be-ftimmt find. Zugleich lockert fich das Zellgewebe zwifchen den Blutgef\u00e4fsen auf, und der ganze Raum wird dadurch gleichfam hohl. Faft in der Mitte die-fes Zwifchenraumes heben fich zuletzt die Blutgef\u00e4fse kegelf\u00f6rmig in die H\u00f6he, und dehnen dadurch die Umkleidungsh\u00e4ute des Eierftocks allm\u00e4hlich fo fehr aus, dafs es nur eines kleinen Drucks bedarf, um zu zerreifsen. Diefe kegel- oder zitzenf\u00f6rmige Erhabenheit lieht wegen der durch die verd\u00fcnnte Haut durchfchirmnernden Blutgef\u00e4fse zinnoberroth aus, und bildet nachher das fogenannte corpus luteum.\nWenn nun bei der Empf\u00e4ngnifs die Fimbrien der Fallopifchen R\u00f6hren die Kierfl\u00f6eke umfaffen, und durch ihren aufgeregten Turgor comprimiren, fo fprin-gen an der ebenerw\u00e4hnten Stelle die Beklejdungs-","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"67\nL\u00e4ute des Eierftocks auf, und das reife Ei fch'npft aus diefer Oeffnung heraus und verfolgt feine weitere Beftimmung.\nDadurch, dafs Home bei feinen Uriterfuchun-gen die Eierftockbl\u00e4schen ganz iiberfa\u00eej, und das Ei nur in feiner Pieife beobachtete, il't er verleitet geworden, anzunehmen, dafs lieh das Ej im gelben K\u00f6rper bilde, da wir dieles meinen Beobachtungen zu Folg\u00ab\u201d doch eben fo wenig annehmen d\u00fcrfen, als dafs lieh der Embryo in der Placenta bille; denn der gelbe K\u00f6rper ift ganz gleich mit dem Mutterkuchen des Eies in der Geb\u00e4rmutter, und das GruaFfche Eierftocksbl\u00e4schen entfpriclit v\u00f6llig dem Ei, in welchem fich innerhalb der Geb\u00e4rmutter der Embryo bildet. Somit w\u00e4re die Bildung des Eies im Eier-ftocke vor der Befruchtung in Einklang gefetzt mit der Fortbildung deffelben innerhalb der Geb\u00e4rmutter, und diefer dunkle Hergang der Natur zu einer Klarheit erhoben, die wenig mehr zu wiinichen \u00fcbrig l\u00e4fst. Zwar wird es nicht jedem gelingen, fogleich alles das wieder zu finden, was ich durch jahrelanges genaues und wiederholtes Beobachten gefunden, allein die Zeit wird ohne Zweifel die Sache, die jetzt Manchem noch zweifelhaft fcheinen mag, \u00fcber allen Zweifel erheben.\nE 2","page":67}],"identifier":"lit15760","issued":"1822","language":"de","pages":"64-67","startpages":"64","title":"Ueber die Bildung des Eies im Eierstocke vor der Befruchtung","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:07:14.980091+00:00"}