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{"created":"2022-01-31T16:07:30.190516+00:00","id":"lit15761","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Nitzsch, Christian L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 68-85","fulltext":[{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nXVI.\nlieber die Bewegung des Oberkiefers der eidechfenartigen Amphibien 1 ). Von Christian LudwigNitzsch, Pro-feffor der Naturgefchichte zu Halle,\n(Hierzu Tafel I. Fig. 3 \u2014 7.)\nDie Bewegung des Oberkiefers, welche bei den S\u00e4ug-thieren niemals, bei den V\u00f6geln immer, bei den Amphibien zum Theil, und bei denFifchen fait durchg\u00e4ngig Statt findet, bietet nach Verfchiedenheit der Familien .und felbft wohl der Gattungen der Riickgraththiere, bei denen fie angeordnet ift, fo mannichfaltige befon-rlere Verh\u00e4ltniffe dar, dafs fernere Unterfuchungen der-felben (bei der geringen Aufmerkfamkeit, welche die Beobachter diefem Gegenftande bisher gewidmet zu haben fcheinen) wahrfcheinlich noch auf manche neue und intereffante Thatfache f\u00fchren werden. Ich habe vor einiger Zeit durch Bekanntmachung einiger Wahrnehmungen, welche die Oberkieferbewegung der V\u00f6gel a) betrafen, einen Beitrag zur Kenntnifs diefer be-fondern Anordnungen gegeben ; einen neuen werden die folgenden Bemerkungen enthalten, indem ich hier den Mechanismus der Oberkieferbewegung in einer Amphibienreihe darzuftellen verfuchen werde, wo nicht einmal das Dafeyn einer Beweglichkeit des Oberkiefers\nl) Ueber dielen Gegenftand Labe ich bereits am f\u00fcnfzehnten November des Jahres 1817 in der hiefigen naturforfehenden Gefellfchaft einen Vortrag gehalten. (S. Allg, Anzeiger der Deutfehen 1818. April. No. 109. S. IIS4.)\tN.\n\u00ee) S. die Abhandlung im zweiten Bande diefes Archivs. S. 361. nebft Nachtr\u00e4gen ebend. S.470, und inj dritten Bande. S. 384.\nN.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"69\nbekannt war. Wiewohl n\u00e4mlich Cuvier lind andere Sch riftfteller den Saw ten oder eidechfenartigen Amphibien ausdr\u00fccklich die Beweglichkeit des Oberkiefers abfprechen, und meines Wiffens kein anatomifcher oder zoologifcher Schriftfteller fias Gfegentheil fagt, fo fand ich dennoch in der genannten Familie eine folche Bewegung, und zwar diele von fehr ausgezeichneter und feltlamer _4trt. \u2014 Das Kopfgeriift eines Geckos (Asca-la bot, es mauritaniens.?) gab mir vor vielen Jahren die erfte Gelegenheit zu diefer Beobachtung. Sodann fand ich die da wahrgenommene Einrichtung nicht nur an dort freilich wenigen Saurienfch\u00e4dein, welche aufser dem des Geckos in meinen H\u00e4nden find, und welche ich der folgenden Schilderung unmittelbar zum Grunde legen kann, als namentlich an denen von Lacerta agilis, Scincus officinalis, Cordyhis vents, Agama orbicularis, Iguana tuberculata und An guis fragilis, fondern auch an allen Sch\u00e4deln anderer Sauriengattungen, die ich in fremden .Sammlungen fah, vollkommen beft\u00e4tigt. Ich glaube daher kein Bedenken tragen zu d\u00fcrfen, dielen in vielen F\u00e4llen wahlgenommenen und in keinem, wo er von mir vermuthet ward, vermifsten Mechanismus als ein Familienverh\u00e4ltnifs anzufehen, und denfel-ben auf die Amphibia Sauria \u00fcberhaupt zu beziehen ; in iofern ich n\u00e4mlich die Krokodile, bei welchen jener Mechanismus allerdings nicht Statt findet und die Cha-m\u00fcleonen, welche fielt vermuthlich in dentfelben Falle befinden, von diefer Gruppe (wie auch bereits Merrern gethan) ausfchliefse. Die n\u00e4here Beftimmung des Vorkommens diefer Einrichtung, fo wie die genauere Bezeichnung des nat\u00fcrlichen Umfangs der Eidechfenfamilie wird weiter unten gegeben werden.\nBei den mehreften Riickgraththieren, welche der Bewegung des Oberkiefers f\u00e4hig find, wird diefelbe durch einen in der Hauptfache \u00e4hnlichen oder gleichen","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nMechanismus bewirkt. Bei V\u00f6geln, Schlangen und Fi \u2022 lien fondera fich Knochenparthieen, die in den S\u00e4ugthieren als feite Theile des Sehl\u00e4fbeins und iveii-beins erfebeinen, zum Dienft der Oberkieferbewegung los, gelenken fich, werden zu fogenannten Gelen koei-nen (Uuadratknochen) und P\u2019erbindungsbeinen (Fl\u00fcgelbeinen) und bilden mit H\u00e4lfe der Gaumenbeine und zum Theil einiger anderer Knochenftticke, unten am Sch\u00e4del, von der Ohrgegend an, einen Hebelapparat, durch deflen von den Gelenkbeinen aus dirigirte Schiebung der Oberkiefer ganz oder zum Theil, in einem oder mehreren Punkten bewegt, und durch den zugleich auf eine merkw\u00fcrdige Weife die Harmonie und Gleichzeitigkeit der Bewegung beider Kiefer m\u00f6glich gemacht wird. \u2014 Eben (liefe Einrichtung hellt fich bei den Saurien dar, als welche n\u00e4mlich ebenfalls zur Bewegung des Oberkiefers einen Plebelapparat haben, def-fen vorz\u00fcglichfte Theile die Gelenkbeine und Verbindungsbeine find ; und zwar zeigen diefe Amphibien in den bel'ondern Verh\u00e4ltniffen cliefes Apparats mehr Aehn-lichkeit mit den V\u00f6geln als mit den Schlangen und Filchen; indem cliegrofse Eigenth\u00fcmlichkeit der Oberkieferbewegung der Saunen weniger in der Einrichtung des Hebelapparals, als vielmehr in der Summe der Theile und dem Umfang der Laft behebt, welche durch dielen Apparat in Bewegung gefetzt wird. Jener n\u00e4heren Aehnhclikeit wegen und weil der Mechanismus der Kieferbewegung der V\u00f6gel klarer, insgemein bekannter und leichter zu beobachten ift, als der der Schlangen und Fifche, werde ich hier, wo es mir keineswegs um eine allgemeine vergleichende Darftellung zu thun feyn kann, vorz\u00fcglich auf die bei V\u00f6geln Statt findende Bildung R\u00fcckficht nehmen, und durch Vergleichung derfelben den Mechanismus der Oberkiefer-bevvegung der eidechfenartigen Amphibien zu erl\u00e4utern","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"fuchen, indem ich mit Befchreibung der Theile des Hebelapparats den Anfang mache.\nWas zuv\u00f6rderl't die Gelenkt)eine ') betrifft, fo find diefe bei den Eidechfen wie bei den V\u00f6geln oben an der Hirnfchale, insbefondere auch am Schuppenbeine eingelenkt; auch ber\u00fchren fie den hintern Theil des Jochbogens, wenn diefer vorhanden ift. Ihr unteres Ende gtticulirt, wie dort, durch einen queeren, fait verdoppelten Gelenkkopf mit dem Unterkiefer und von der innern Seite mit dem Verbindungsbeine. Ihre Richtung von oben etwas febief vorw\u00e4rts, nach unten ift diefclbe wie bei den V\u00f6geln. Wie dort liegen fie dicht am Geh\u00f6rorgan und tragen zur Bildung der Pauke bei. Allein fie weichen von den Gelenkbeinen der V\u00f6gel darin ab, dafs fie meift einen gr\u00f6fsern Theil des Paukenringes bilden, und dazu gew\u00f6hnlich mehr gelandet und von hinten geh\u00f6hlt find; dafs ihr oberes Ende mit einem abftehenden, fo zu fagen luftigen Forlfatz des Scheitelbeins und einem eben folchen des Hinterhauptbeins articulirt; welche Fortf\u00e4tze in oder bei der Gelenkpfanne zufammenkommen, und diefe mit H\u00fclfe des Schuppenbeins und Jochbogens bilden, indem das ebenfalls fchmale, nichts zur Bildung der Hirnfchale beitragende Schuppenbein nur der Richtung des erw\u00e4hnten Fortfatzes des Scheitelbeins folgt. Ferner weichen fie ab: durch die Stelle ihrer Verbindung mit dem hintern Theile des Jochbogens, welcher, wie eben angedeutet ift, nicht, wie bei den V\u00f6geln, mit ihrem untern, fondera mit ihrem obern Ende in Be-\n1) Von Spix (Cephalogenejis) in den Figuren der Eideclifen-fch\u00e4del auf Tab. IX. mit 8; aufunferer Tafel mit i bezeichnet.\tiY,\n3) Ug. 3. g.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"rnhrung k\u00f6mmt. Uebrigens mangelt dem Gelenktem c'er ejileciileuai ligen Amphibien der freie \u00dcrbitalfort-latz , der aber auch hei einigen V\u00f6geln (bei Caprimul-gits und ( \u2022 ./eins') fehlt oder ichwindet. \u2014 Alle \u00abliefe Abweichungen vom Typus der V\u00f6gel haben jedoch keinen \\ve 'entliehen Einflufs auf die Bewecune und\nO O\n\\v jrkung iler Gelenkbeine der Saurien und hindern nicht, dafs fie in diefer Hinficht mit denen jener Klaffe iihereinll unmen.\n\u2018\u00fc\\& Ver bin dun gab eine 1 ) der Saurien find wenig-ftens hinterw\u00e4rts eben fo l\u00e4nglich und d\u00fcnn als die der V\u00f6gel; (ie lind eben lo von hinten nach vorn gerichtet und wenigftens zum T heil einw\u00e4rts geneigt; ihr hinteres Ende gelenkt wie dort mit der innern Seite des untern Endes der Gelenkbeine (nicht wie bei den \u00e4chten Schlangen mit dem Unterkiefer) und ihr vorderes verbindet fielt wie dort mit den Gaumenbeinen, \u25a0Aulserdem kommen lie noch an einem Punkte mit dem Keilbeine in Ber\u00fchrung, indem lie an denselben eine gelenkartige Reibung machen und zwar, wie doch auch bei manchen V\u00f6gelgattungen (Eulen, Schnepfen-v\u00f6geln, Enten) nicht neben ihrem Vorderende, in der N\u00e4he ihrer Verbindung mit den Gaumenbeinen, fondent, wenigftens beim Gpcko, ungef\u00e4hr in der Mitte ihrer L\u00e4nge, oder doch vor ihrem vordem Ende. Andere Verh\u00e4ltniffe aber als hei dm) V\u00f6geln find da-clurcli geletzt: i) dafs die Veibindungsbeine der Sau-rien fich mit ihrem vordem Ende einander nicht fo n\u00e4hern wie dort; fie neigen fielt zwar anfangs, um die Reihung am Keilbeine zu machen, gegen einander, hierauf aber weichen fie wieder nach aufsen, und ihre vo-\nj) Von Spix Tait. TX. in den Figuren I \u2014VI. und IX. mit 19. in unfern Abbildungen mit k bezeichnet.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"73\nrige Neigung nach innen wird noch dadurch vermindert, dafs ihnen vom Keiii\u2019t\u00fcck aus, Behufs der erw\u00e4hnten Gelenkreibung ein, meift lehr bedeutend vor-fpringender Forlfatz entgegenkommt. 2) Verwandelt lieh ihre hinterw\u00e4rts fchmale Form gleich vor jener Reibung in eine lehr platte, horizontale, welche in die der Gaumenbeine unmerklich \u00fcbergeht; daher denn auch ihre Verbindung mit den letztem durch eine Art beweglicher Harmonie, nicht durch fo vollkommene Articulation wie bei den V\u00f6geln, bewirkt wird. 3) Gehen jffr noch mit zweierlei Knochen bewegliche Verbindungen ein, n\u00e4mlich a) vorn nach aul'sen mit einem Fortl\u00e4tz des Oberkieferbeins, der aber zu einem befunden! Knochen 1 ) geworden ift. Wenn diele hei den V\u00f6geln nicht vorkommende Verbindung ziemlich nn-wefentlicb ift und fehlen k\u00f6nnte, ohne dafs in der Bewegung des Oberkiefers und der Function der Verbindungsbeine etwas welentliohes ge\u00e4ndert w\u00fcrde, fo fcheint die zweite Verbindung derfelben defto wefent-licher und wichtiger zu feyn, n\u00e4mlich b) die mit dem Knochenpaare, welches von Spix mit Hecht f\u00fcr das Analogon der grolsen Keilbeinfl\u00fcgel angelelien wird, und weiches eine n\u00e4here Betrachtung verdient.\n. Diefer Knochen 3) ftellt jederleits eine d\u00fcnne, durchaus gerade, ftabf\u00f6rmige Grate dar. Er ift von\n0 Es ift daffelbe l\u00e4ngliche Kpochenft\u00fcck, welches bei den \u00e4chten Schlangen, z. B. bei Coluber beweglich geworden, und an beiden i 11 den articulirend von dem \\ erbindmigsbeine \u00e4ufserlich Zimt Oberkieferbein geht, um auf diefes die Wirkung der bewegten Verbindungsbeine fortznpflanzen. Cuvier nennt es Os pterygoidien externe; mir fcliemt der Name Hintcrkiejei bein, Os poj\u2019maxiilare palfei.der; es ilt bei Spix tab. IX. mit 14, auf unftrer Tafel mit o bezeichnet.\nN.\n*j) Bei Spix anE Tab. IX. in den Fig. I \u2014 VII. und IX. mit Ik, auf unterer Tafel in llg. 3. und 6\u2022 mit * bezeichnet.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\noben nach unten und zwar zugleich mehr oder weniger fchief nach vorn gerichtet. Sein oberes Ende h\u00e4ngt an der Hirnfchale im vordem Theiie der Schl\u00e4fgrube, gleich unter dem Seitenrande des Parietalbeins feiner Seite, und ift da, wenn es n\u00e4mlich an diefer bisweilen nur knorpeligen Stelle Knochenfubftanz findet, wie bei Lacer ta, Cordylus und A\u00dfcilabotes wirklich eingelenkt. Sein unteres Ende hingegen articulirt immer mit dem Verbindungsbeine feiner Seite, verm\u00f6ge eines vollkommenen rundlichen Gelenkkopfs, welcher in eine Gfube des Verbindungsbeins aufgenommen wird, die fich auf der obern Seite deffelben in der Gegend, wo die Gelenkreibung mit dem Keilbeine gefchieht, befindet. Diefes Freiwerden der grofsen Keilbeinfliigel oder ihre Ausbildung zu eigenen articulirenden Knochen ift den \u00e4chten Saurien ganz eigent\u00fcmlich ; denn weder bei V\u00f6geln noch bei den \u00fcbrigen Amphibien, noch bei den Fifchen findet eine gleiche Vorrichtung Statt. Wohl aber erinnert diefelbe an ein bei vielen V\u00f6geln, z. B. Sternen, M\u00f6ven und Schnepfenv\u00f6geln vorkommendes Verh\u00e4ltnis, wo n\u00e4mlich der jederfeits von der Stirn fchief nach unten und vorn herabfteigende mit dem Oberkieferknochen verbundene Alt der Nafenbeine ebenfalls d\u00fcnn, ftabf\u00f6rmig und an beiden Enden biegfam und beweglich ift, und fonach f\u00fcr den vordem Theil der Oberkiefermafchine, welcher in mechanifcher Hinficht als blofse Fortfetzung der Verbindungsheine angefehen werden kann, ganz diefelbe Wirkung als -jener ftabf\u00f6rmige Knochen bei den Saunen f\u00fcr die Verbindungsbeine hat. Allein eben der Umftand, dafs bei den Eidechfen durch die Ausbildung jenes Knochenpaares, welches ich der K\u00fcrze wegen Auf h\u00fcngebeine (Offa fufperforier) nennen will, eine Vorrichtung, die bei den V\u00f6geln vor den Augen angebracht ift, und da eine Art beweglichen Hypomoclilions f\u00fcr den Hebelapparat","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"75\nbildet, viel weiter r\u00fcckw\u00e4rts hinter den Augen fo vollkommen nachgeahmt wird, begr\u00fcndet die Merkw\u00fcrdigkeit jener Anordnung und deutet auf eine Eigenheit in der Oberkieferbewegung dieler Amphibien hin, weiche die \u00fcbrigen bisher er\u00f6rterten Verh\u00e4ltniffe der Verbindungs- und Geienkbeine nicht vermulhen liefsen, n\u00e4mlich auf eine ganz ungew\u00f6hnliche Abk\u00fcrzung der den Oberlliefer hebenden M.tfchine \u2014 Diele Abk\u00fcrzung des Hebalapparats findet bei den Saurien wirklich Statt, indem derfelbe mit dem vordem Ende der Verbindungsbeine, gerade unter den Augen aufli\u00f6rt, und die Gaumenbeine nicht wie bei den V\u00f6geln vorn wieder einen ihegungspunkt haben und den Hebelapparat fortfetzen, fondent unbeweglich miteinander und mit den \u00fcbrigen von ihnen ber\u00fchrten Theilen des Oberkiefers verbunden find, alfo nicht zu den bewegenden St\u00fccken, fondern zu der halt, weiche der Hebeiapparat bewegen foil, geh\u00f6ren.\nDafs durch das Z}goma, welches bei den V\u00f6geln den Hebelapparat merklich unterft\u00fctzt und die Wirkung der bewegten Gelenkbeine eben fo an der Aulsenfei te des -Kopfs fortpflanzt, als es die Verbindungsbeine und Gaumenbeine von innen thun, bei den S\u00e4urten keine Verl\u00e4ngerung der Hebelmafchine bewirkt werden kann, und dafs es l'ogar nicht einmal zu felbi-ger geh\u00f6rt, ergiebt fieh theils fchon aus dem Vorigen, theils gellt es aus der ganzen Einrichtung diefer Kno-chenparthie liervor. Das Zygoma der Saurien befteht, wenn es volllt\u00e4ndig ift, aus drei St\u00fccken, n\u00e4mlich i) aus einem vordem, welches dem Jochfortfatz des Oberkieferbeins der S\u00e4ugthiere und V\u00f6gel entfpricht, hier aber einen diftineten Knochen daritellt, 2) aus einem hintern St\u00fcck, welches dem Jochfortfatz des Schlafbeins der S\u00e4ugthiere und noch mehr dem Gelenkjoch-beine der V\u00f6gel (da es auch hier ein befonderer Kno-","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"6\nchenift) analog ift; und dann 3) aus einem ab ein St\u00fcck, welches ich f\u00fcr das eigentliche Os zvgotnaticum halte. Das vordere St\u00fcck \u2019) bildet zum Theil den untern Rand der Orbita, ft\u00f6fst vorn an das, z.B. beim Leguan in zwei St\u00fccke zerfallene Thranenbein, und verbindet fich feft und Unbeweglich, fowohl mit diefem als mit dem Oberkieferknochen. Das hintere St\u00fcck 1 2 3) vereinigt fich gew\u00f6hnlich durch fchiefe Anlage von unten, mit dem vordem, fetzt daffelbe fo zu lagen nach hinten fort und verbindet fich an feinem hintern Ende mit der Spitze des oben erw\u00e4hnten luftigen Fortfatzes des Parietalbeins, um da die Gelenkgrube f\u00fcr den obern Gelenkkopf des Os articulate f. quadratum bilden zu helfen. Das obere St\u00fcck.3) des Jochbogens endlich fetzt fich von oben an das vordere, oder wie beim Leguan auch an das hintere St\u00fcck, erhebt fich zugleich bis zu dem feitlich hinter dem Auge hervorfte-lienden gemeinfchaftlichen Vorfprung des Parietal-Tmd Stirnbeins feiner Seite, indem fich bei diefer Verbindung ein befonderes kleines Kn\u00f6chelchen (Orbitaleck-beinchen, Os orbitale N. Os frontal pofterieur Cuvier, bei Spix mit 17 bezeichnet) anlegt, und vervollft\u00e4n-digt fo den Rand der Orbita von hinten. Selten und vielleicht nur beim Gecko fehlt der Jochbogen. Der Mangel des hintern St\u00fccks ift oft nur fcheinbar, da es bei manchen lehr hoch nach oben, neben dem Parietalknochen verl\u00e4uft, und zuweilen mit deinfelben wie bei Ophiojaurus 4) verwachfen feyn mag. Beim Gecko ift\n1)\tGei Spix mit auf unterer Tafel mit p bezeiehnet.\n2)\tBei Spix mit $\u2022 > auf unferer Tafel Fig. 3. 6. 7. mit g .be-\nzeichnet.\n3)\tMit i<p bei Spix-, mit r in der Fig. 6, 7. auf unterer Tafel\nbezeichnet.\n4)\tNach dev Abbildung bei Spix und in Cuvier R\u00e8gne animal.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"77\nwirklich nur das vordere St\u00fcck vorhanden, welches hier lehr fchwach und klein ift, und nicht weiter nach hinten reicht als das Oberkieferbein. Der beim Gecko oben an der Orbitalecke h\u00e4ngende, und diefe winkelig umfaffende Knochen 1 ) verbindet fich gar nicht mit dem erw\u00e4hnten vordem Jochft\u00fcck, und fcheint blofs ein vergr\u00f6\u00dfertes und ausgedehnteres Orbitaleckenbein (oder hinteres Stirnbein Cuviers') zu feyn.\nDa der Jochbogen, wie wir gefeiten haben, nicht mit dem untern Theile des Gelenkbeins articulirt, im Gegentheil hinten feft mit einem Theil des Sch\u00e4dels vereinigt ift, und folglich gar nicht durch die Bewegung des Gelenkbeins gefchoben werden kann, fo ift klar, dafs derfeibe, weit entfernt die Wirkung des Hebelapparats des Oberkiefers zu unterftiitzen, vielmehr diefelbe erfchweien oder fie durchaus unm\u00f6glich machen w\u00fcrde, wenn nicht entweder der obere Biegungspunkt des Oberkiefers aufser dem Bereich des Zygomas l\u00e4ge, oder, im entgegengefetzten Falle, wenn nicht in dem Punkte, wo die St\u00fccke des Jochbogens zufammenkommen, einige Biegung oder Verfchiebung und Bewegung der St\u00fccke gegeneinander Statt f\u00e4nde. Diefes letztere ift wirklich der Fall, da es das erftere nicht, oder nur in einer Hinlicht ift. Bei Sciucus, Cordytus, Lacerta und Atiguis findet eine deutliche Schiebung oder Biegung im Vereinigungspunkte des hintern Und vordem Jochft\u00fcckes Statt; allein immer fcheint durch den Jochbogeu die Beweglichkeit des Oberkiefers in der einen der beiden, gleich zu erw\u00e4hnender\u00bb Biegungsftelien einigermafsen gefchw\u00e4cht zu werden, und fie ift wohl immer bei denen Saurien, welche wie die Gecko\u2019s keinen wirklichen Jochbogen haben, am ft\u00e4rkften.\n0 %\u2022 3 \u2014 \u00cf-","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nWir kommen nun zu dem merkwiirdigften Ge-genftand nuferer Betrachtung, n\u00e4mlich zur Stellung der ober n Biegungs punkte des Kopf gar iiftes , wodurch die Summe der Kriochenft\u00fccke oder der Umfang der Laft, welche der Hebelapparat bewegt, beftimmt wird. Wir haben bei den V\u00f6geln in diefer Hinficht merkw\u00fcrdige Verfchiedenheiten kennen gelernt ; die Betrachtung der Fil'che bietet \u00e4hnliche, und fo wie die tier Schlangen, noch andere, zum Theil fehr verwickelte dar. Alle diefe R\u00fcckgraththiere aber kommen darin mit einander \u00fcberein, dafs bei tier Bewegung des Oberkiefers nur Facial -, nicht Hirnfchalenknochen bewegt werden. In dieler Flinficht find die Sciurieu allen \u00fcbrigen R\u00fcckgraththieren entgegengefetzt. Wie n\u00e4mlich die Ausbildung der Offa Jufpenforia und die Abk\u00fcrzung des Hebelapparates fchon vermuthen liefs, fo ift bei der Eidechfenfamilie nur hinter den Augen die M\u00f6glichkeit zur Bewegung des Oberkiefers gegeben, und zwar k\u00f6mmt hier eine zweimalige Gelenkung und Biegung des Kopfger\u00fcfies vor.\nDie er fie und vorderfte Biegungslinie ift da, wo lieh die Stirnbeine mit den Scheitelbeinen vereinigen; fle f\u00e4llt alfo mit der Sutura coronaria zu lammen, welche fich wenigftens bei Afcalabates, Lacerta, Cordylus und Anguis zu einer wirklichen Gelenkung ausgebildet hat. Eine zweite, bei allen vor mir liegenden Eklechfen-fch\u00e4deln fehr deutliche Biegungslinie aber wird durch die gelenkartige Verbindung der Scheitelbeine und des Hinterhauptbeines, alfo in der Lambdanath gebildet. Zum Behuf diefer Gelenkung mufste nothwendig die Verbindung des luftigen Fortfatzes des Scheitelbeins mit dem des Hinterhauptbeins einige Verfchiebung und Bewegung zulaffen, w\u00e4hrend das d\u00fcnne Os fquamofum eben fo wenig als das hintere JochftCick, wenn es vorhanden ift, feine Anlage an dem betagten Fortfiitz des","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Scheitelbeins bei der Bewegung deffelben zu \u00e4ndern braucht, und nur mit ihm bewegt wird.\nBeide Gelenkungen aber, fowohl die vordere in der Kranznath pis die hintere in der Lambdanath be-Bildliche, zumal die letzte, w\u00fcrden durchaus ohne Wirkung feyl, wenn nicht der untere vordere Theil der Hirnfchale im hintern Grunde der Augenh\u00f6hlen und vordem Tneiie der Schl\u00e4fgruben meift blols h\u00e4utig oder knorpelig und der Biegung f\u00e4hig w\u00e4re. Durch diefen Uml'tand fowohl als dadurch, dafs das Stirnbein faft nichts zur Bildung der fehr kleinen Hirnfchale beitr\u00e4gt, und dafs \u00fcberdern das Gehirn noch betr\u00e4chtlich kleiner als das Hirnfehalengew\u00f6lbe ift, alfo auch bei einiger Biegung der Hirnfchalenw\u00e4nde keinen Druck erf\u00e4hrt, wird die fcheinbare Unbegreiflichkeit jener Sch\u00e4-delgelenkungen gehoben.\nDafs durch diefe Gelenkungen in der Hirnfchale die bereits anerkannte, hier ohnehin durch die ganz wirbel\u00e4hnliche Form des Hinterhauptbeins fo fichtlich ausgefprochene Analogie der Sch\u00e4del - und Wirbelbildung auf eine intereffante Weife noch vermehrt werde, bedarf keines Beweifes. Indeffen w\u00fcrde diefe Analogie\ni_>\nnoch vollkommener feyn, wenn nicht das Keilbein mit dem Hinterhauptbeine als elftem Kopfwirbel zu einem St\u00fcck verfchmolzen w\u00e4re, da es vielmehr als Theil des zweiten Kopfwirbels zu den Scheitelbeinen geh\u00f6rt, welche hier aber nur eine einfache, lofe, obere bewegliche Platte, gleichfam einen Deckel f\u00fcr das eigentliche Hirnfehalengew\u00f6lbe bilden.\nWas nun die Bewegungen in den angegebenen Biegungslinien betrifft, fo wird die Bewegung in der vordem augenfcheinlich, und h\u00f6chft wahrfcheinlich auch die in der hintern durch Vermittelung der Articular-und Verbindungsbeine bewerkftelligt. Der bewegte Hebelapparat der Saurien, fait nur durch feine Abkiir-","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"so\nzung von dem der V\u00f6gel verfobieden, wirkt ganz auf cliefehie Weife wie letzterer, indem feine Bewegung in einei Schiebung nach vorn oder hinten, nicht zugleich wie bei Schlangen und Fifchen in einer Drehung von innen nach aufsen, o !er umgekehrt, befteht. Auch ift das \u00f6elenkbein eben fo am Unterkiefer eingelenkt, und bewegt Geh eben fo in Folge der Bewegung des Unterkiefers, fo dafs beim Abziehen des Unterkiefers zugleich das untere Ende der Gelenkbeine vorw\u00e4rts gedr\u00fcckt, die Verbindungsbeine folglich vorgefchohen, beim Hinaufziehen des Unterkielers aber diefelben Theile wieder nach hinten gezogen werden. Da nun die vor-derfte obere Biegungslinie des Kopfgertiftes hinter den Augen in der Kranznath ift, und alle vor derfelben liegenden Knochen unbeweglich miteinander verbunden find, fo mjiflen bei der Bewegung in der Kranznath auch alle Theile, welche vor derfelben liegen, n\u00e4mlich der ganze Oberkiefer nebft Stirn und Augen, zu* fammen in Folge der Bewegung der Hebelmafchine bewegt, bei ihrer Schiebung nach vorn aufw\u00e4rts, beim Zur\u00fcckgleiten derfelben aber niederw\u00e4rts gezogen werden. Bei der Bewegung in der hintern Linie oder der Lambdauath treten nun noch die, meift in eins verwach-i'enen, Scheitelbeine und das ganze Zygoma zur Summe der bewegten Theile hinzu, Wahrfcheinlich wird die Bewegung bald nur in der vordem, bald nur in der hintern Linie vollzogen, aifo mit dem Oberkiefer bald nur das Stirnbein, bald zugleich das Scheitelbein bewegt, erhoben oder gefenkt, indem im letzten Falle das Scheitelbein zugleich von den Muskeln, die vom H\u00e4lfe zu der Kante gehen, welche durch die abftehen-den Fortf\u00e4lze diefer Knochen gebildet werden, angezogen werden mag. Es find aber diefe Vei h\u00e4ltiiiffe zu verwickelt, als dafs ich ohne genaue Unterfuchung\nder","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"der Muskelt\u00bb, die ich nicht anftellen konnte, etwas ficheres dar\u00fcber zu beftimmen verm\u00f6chte.\nUebrigens find nicht bei allen Saurien beide obere Biegungslinien in gleichem Grade ausgebildet, vielmehr ift bei einigen, welche wie vorz\u00fcglich Afcalabotcs die Stirn feh\u00c4 platt haben, die vordere beweglicher als die hintere; bei andern aber findet das Gegentheil Statt, und zwar, wie es fcheint, um fo mehr, je gew\u00f6lbter und abfchiiffiger die Stirn ift. Vielleicht fehlt die Bewegung in der Kranznath bei einigen, (was mir z. B. beim Leguan der Fall zu feyn fcheint) v\u00f6llig, w\u00e4h. rend wohl keine wahre Eidechfe der Beweglichkeit der Lambdanath ermangelt.\nDafs diele fonderbaren Bewegungen, ob fie gleich gewiffermafsen in Wirbelbewegungen \u00fcbergehen, oder als Wiederholung der Wirbelbewegung im Sch\u00e4del an-gefehen werden k\u00f6nnen, doch auch zugleich Bewegungen des Kiefers find, und als folche bezeichnet werden d\u00fcrfen, habe ich nicht n\u00f6thig zu beweiien, indem dadurch, dafs mit dem Oberkiefer zugleich noch Theiie der Hirnfchale bewegt werden, die Oberkieferbewegung felbft nicht aufgehoben wird, auch folche hier noch nicht mit der Bewegung des ganzen Kopfs zufammen-f\u00e4llt, wie dies von den Krokodilen gilt. Diefen letztem kann freilich nur in gewil'fer Hinficht eine Beweglichkeit des Oberkiefers zugefchrieben werden, n\u00e4mlich infofern hier die Oeffuung des Rachens mehr durch Erhebung des Oberkiefers mittelft R\u00fcckbiegung des ganzen Oberfch\u00e4dels als durch Abziehen des vielmehr fixirten Unterkiefers bewirkt wird; eine Bewegungsart, zu welcher die befchriebene, bei den \u00e4chten Saurien vorkommende, vorz\u00fcglich die durch alleinige Gelenkung der Lambdanath gefetzte, wobei ich on faft die ganze Hirnfchale mit dem Oberkiefer bewegt wird, allerdings eine merkw\u00fcrdige Ann\u00e4herung darftellt.\nM. d. Archiv. VIJ., I.\tF","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nWir finden alfo bei den Saurifn hinter den Augen eine \u00e4hnliche Verfchiedenheit in der Stellung der obein, zum Behuf der Kieferbewegung angeordneten Biegungslinien, als bei V\u00f6geln und Fifchen vor den Augen Statt findet. Bei de\u00ab V\u00f6geln und Fifchen kommt das Extrem der Stellung der Biegungslinien nach vorn, bei den Saurim das Extrem ihrer Verlegung nach hinten vor; und wenn man alle jene Riick-grathtliiere mit beweglichem Oberkiefer vergleicht, fo fleht man, dafs es auf der obern Fl\u00fcche des Kopfs keine transverfale Vereinigungslinie der Hanptkno-chenftiicke giebt, in ivelcher nicht bei irgend einem Riickgratluhiere eine Gelenkung oder regelm\u00e4\u00dfige Biegung zum Behuf der Bewegung des Oberkiefers angeordnet w\u00e4re.\nUnftreitig ift durch den befchriebenen Mechanismus eine mehrfeitig fo ausgezeichnete Bildung geletzt, dafs derfelben der Werth eines Familienmerkmais zu-gefprochen werden mufs. Meines Erachtens mtiffen alle Amphibia fquamata, welche jene Anordnung haben, und nur folche, zu den \u25a0 Sau rien gerechnet werden. H\u00f6chft wahrfcheinlich aber findet fich jener Hebelapparat mit den Aufh\u00e4ngebeinen und wenigftens die Gelenkung in derLambdanath, die wesentlicher und allgemeiner als die in der Kranznath ift, bei allen Sau-rien Cuviers, mit Ausnahme der Krokodile, der Cha-m\u00e4leonen, und vermutlich auch der GattuDg Chirotes. Zu diefer Annahme glaube ich dadurch berechtigt zu feyn, dafs ich bei allen Gruppen, in welche die Ei-dechfenfamilie (im obigem Sinne genommen) fubdividirt werden kann, jene Vorrichtung im Beifpiele einer oder einiger Gattungen theils direct beobachtet, theils aus Abbildungen erfehen habe, in welchen, wie in denen von Spix und Cuvier gelieferten, die Verbaltniffe des Hebelapparats deutlich ausgedr\u00fcckt find. Es findet fich","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"83\nober ' ganz diafelbe Einrichtung auch bei Angins Op-pels und Ophiofaurus, Gattungen, die tchon von Oppel zur Eidechfenfamilie gezogen wurden, und welche nicht Von felbiger getrennt-werden d\u00fcrfen. Bei Anguis fra-gilis habe ich jene Einrichtung des Hebelapparats und die Bewegung in der Kranz- und Lambdanath deutlich gefehen; vom Ophiofaurus aber (teilen Cuvier\u2019s Abbildungen *) wenigftens alle wefentlichen Verh\u00e4ltnii'fe des Kopfe-und Kiefergeriiftes dar, welche die \u00e4chten Saurien charakterifiren.\nDie \u00fcbrigen fchuppigen Amphibien find den Saurien, nach meiner \u00dfeftimmung, auf verfchiedene Weife von Seiten der Kopfbildung und Kieferbewegung entgegengefetzt, was ich hier nur einigermafsen andeuten will.\nDie Krokodile haben, wie bekannt, kein bewegliches Gelenk- oder Quadratbein, \u00fcberhaupt keinen Hebelapparat und keine Bewegung des Oberkiefers gegen Sch\u00e4deltheile.\nDie Chamuleonen kenne ich in Hinficht ihres Kopfgeriiftes nur aus Spix\u2019s Abbildung; allein nach diei\u2019er fcheinen fie keine Offa fufpenforici und ein Gelenkbein zu haben, was vielleicht nur der Unterkieferbewegung dienftbar feyn d\u00fcrfte.\nDie up\u00e4chten Schlangen (man k\u00f6nnte fie Schlei-'ehen, Serpentia, nennen), z. B. Amphisbaena, Tortrix, Typhlops 1 * 3) haben den Hebelapparat wenig beweglich, keine Offa fufpenforici und keine Bewegungslinien in der Hirnfchale; fie fcheinen nur die Ober-\n*F 2\n1) PAgne animal. T, VI, FTg, 7\u20149.\ns) Ich erw\u00e4hne der Caecilia nicht, deren Oberkiefer ganz feit\nift, da lie gar nicht au den \u00c7quamaten, fondera zu den NacKthautigen geh\u00f6rt,\tN.","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nKieferknochen ein wenig nach aufsen zu bewegen, lind find durch die ganze Sch\u00e4delform eben fo fehr von Angitis und 0phiojaiirus als von den acuten Schlangen verfchieden. Chirotes Cuvier's d\u00fcrfte ungeachtet der F\u00fcfse hieher (zu den Schleichen) geh\u00f6ren.\nBei den \u00e4chten Schlangen, die ich Schlangen fchlechthin (Ophidia in neuerem, engerem Sinne) nennen m\u00f6chte, finden wir ein Gelenkbein., welches oben blofs an einem ebenfalls beweglichen Schuppenbeine \u2019) h\u00e4ngt. Die Verbindungsbeine find ohne Offa fufpen-foria; fie verbinden lieh hinten, ftatt mit dem Gelenkbeine, mit dem Unterkiefer, reiben fielt nicht mit dem Keilbeine, und fchieben durch den Hinterkieferknochen (os pterygoiclien externe. Cuvier), der hier beweglich und an beiden Enden eingelenkt ift, das Oberkieferbein; es werden nur Facialknochen , und namentlich die Oberkieferbeine faft mehr nach aufsen und innen als nach oben und unten bewegt.\nDurch Krokodile, Cham\u00fclennen, Saurieri, Schleichen und Schlangen habe ich hier einftweilen die f\u00fcnf Abtheilungen gleiches Ranges bezeichnen wollen, in welche nach meinem Daf\u00fcrhalten die fchuppigen Amphibien fubdividirt werden m\u00fcfsten, wenn man nicht, wie Merrem getnan, die Krokodile g\u00e4nzlich von den Sqmmaten abi'ondern will, wof\u00fcr Vieles zu fprechen fcheint.\nEs werden freilich noch manche Unterfuchungen noting feyn, um die nat\u00fcrliche Stelle einiger, befon-ders fufsloien, Schuppenamphibien mit v\u00f6lliger Sicherheit beftimmen zu k\u00f6nnen; aber es ift angenfcheinlich, dafs eine limple Dichotomie der Amphibia. J\u2019quamatq.\nl) Cuvier nennt \u00abs wolil nieht richtig Os majioidleri. N,","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"in mit F\u00fc\u00dfen verfehene uM fu\u00df lofe oder in Sauria und Gphidia nach der gew\u00f6hnlichen Brongnianifchen Be-ftimmung den Principien der nat\u00fcrlichen Gruppirung g\u00e4nzlich entgegen ift, und nur als ein fchlechter Noth-hehelf gelten kann.\nXVII.\nlieber das Harnen des F\u00f6tus. Nachtrag zu No. i. diefes Heftes. Von J. F. M e c k e l.\n(Hierzu Tafel IT.)\nSeit dem Abdrucke des erften Auffatzes, worin ich es wahrfcheinlich zu machen fuchte, dafs der F\u00f6tus wirklich harne, wurde meine Aufmerkfamkeit zuf\u00e4llig auf einige Pr\u00e4parate meiner Sammlung gerichtet, welche diefe Meinung zu beft\u00e4tigen fcheinen.\nDas erfte ift eine fehrgrofse getrocknete Harnblafe \u2022eines achtmonatlichen F\u00f6tus, der mit, durch fie, fehr ftark ausgedehntem Unterleibe geboren wurde.\nSie befteht aus zwei Abfchnitten, von denen der hintere breiter, aber etwas niedriger als der vordere ift. Ihre gr\u00f6fste Breite betr\u00e4gt hinten f\u00fcnf, vorn drei Tarifer Zoll, die H\u00f6he dort drei, hier vier und einen halben, ihre ganze L\u00e4nge von vorn nach hinten fechs Zoll drei Linien, wovon drei Zoll auf den hintern, drei Zoll drei Linien auf den vordem Abfchnitt kommen, ihr gr\u00f6fster Umfang um ihre Mitte 17 Zoll.\nDer vordere Theil erfcheint nicht blofs \u00e4ufserlich auf den hintern aufgefetzt, fondern zwilchen beiden findet fich an jeder Seite ein fenkrechter, vier Linien hoher Vorfprung, der oben in einen queren, fie verbindenden, \u00fcbergeht, fo dafs alfo an diefer Stelle der vordere von dem hintern Theile etwas abgefchn\u00fcrt ift,","page":85}],"identifier":"lit15761","issued":"1822","language":"de","pages":"68-85","startpages":"68","title":"Ueber die Bewegung des Oberkiefers der eidechsenartigen Amphibien","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:07:30.190521+00:00"}