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{"created":"2022-01-31T16:09:19.342057+00:00","id":"lit15763","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Carson, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 91-99","fulltext":[{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"91\nXVIII.\nJ, Carson \u00fcber die Elafticitat der Lungen. (Phil. Transact. 1820. p. 29.)\n(Hierzu Tafel I. Fig. g.)\nIn einer, vor einigen Jahren von mir bekannt gemach-, ten Abhandlung \u00fcber die Bewegung des Blutes und den Mechanismus des Athmens behauptete ich, dafs eine wefentliche Uriache diefer Fiction, die Elafticii\u00e4t oder das Zuriickfpringen der Lungen, den Phyfiologen entgangen fey. Allgemein giebt man zwar dies Verm\u00f6gen in der Subftanz der Lungen zu und beweift es dadurch, dafs ein St\u00fcck der Lunge, wenn es ausge-fchnitten und ausgedehnt wird , auf feinen fr\u00fchem Umfang zur\u00fcckkehrt, fobald die Ausdehnung aufgehoben wird. Indellen hatte doch, fo viel ich weifs, niemand zu erkl\u00e4ren verfucht, wie diele Kraft behufs der Lebenserfcheinungen angewandt werde. Zwar bewies ich, dafs die Elafticitat der Lunge fehr viel zur Hervorbringung der Lebensbewegungen beitr\u00e4gt, bekannte aber zugleich, dafs noch keine Thatfachen vorhanden feyen, aus welchen man diefe Kraft in Bezug auf das Leben in ihrer vollen Ausdehnung fch\u00e4tzen k\u00f6nne.\nRa mir aber die Erforfchung diefer Aufgabe h\u00f6cbft \u25a0wichtig fchien, ftellte ich eine Anzahl von Verfuchen an, die hoffentlich bei einer betr\u00e4chtlichen Anzahl von Thieren den Grad von Elafticitat beftimmen werden, welchen die ausgedehnten Lungen im lebenden und gefunden Zuftande befitzen. Mit andern Worten ergiebt Fcli hieraus der Umfang einer Kraft, wodurch Herz und Zwerchfell, vielleicht mehrere andere Organe, fo nothwendig als der Schwengel der Dampfmafchine durch die ausdehnende Kraft des Dampfes in Th\u00e4Ligkeit gefetzt werden.\nBekanntlich f\u00fcllen die Lungen im Ziehen faft die ganze Bruflh\u00f6hle an, finken aber, fobald diefe ge\u00f6ffnet","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"93\nwird, auf einen weit geringem Raum als der ihrige zu* fammen. Die Gr\u00fcnde von diefer Ver\u00e4nderung find diele. Die W\u00e4nde der Brulth\u00f6ble find lehr feit und voll-it\u00e4ndig. Zwar find fie an mehreren Stellen durch G\u00e4nge durchbohrt, diele aber \u00fcberall an ihrer Ein-und Austritteftelle durch Membranen ; mit ihnen left verbunden. Durch den Druck der Luft wird daher die innere \u2018Fl\u00e4che der Brufth\u00f6hle mit der \u00e4ufsern der Lunge in unmittelbare'Ber\u00fchrung gebracht; da aber die .Bruftw\u00e4nde feit und nicht zufammendr\u00fcckbar, die Lungefn dagegen nachgiebig \u00fcnd ausdehnbar find, fo werden fie nothwendig nach den Dirnenfionen der Bruft-h\u00f6hle ausgedehnt, welche ungef\u00e4hr diefelben bleiben. Da fie aber auch lehr elaftifoh find , fo ftrecken fie fich unter diefen Umft\u00e4nden bedeutend \u00fcber den Umfang, welchen fie, fich felbft \u00fcberlaffen , haben. Sobald nun die Luft frei in die- Brufth\u00f6hle zur \u00e4ufsern Oberfl\u00e4che der Lungen tritt, und ihre \u00e4ufsere und innere Oberfl\u00e4che einen gleichen Druck erleidet, fo finken fie auf diefen Umfang zur\u00fcck.\nDer Gegenftand der nachftehenden Verfuche ift nun die Ausmittlung des Umfanges der Kraft, welche erfordert wird, um die Lungen in dem Grade, als es im Leben der Fall ift, auszudehnen, oder mit andern Worten, der Kraft, wodurch die W\u00e4nde der Brufth\u00f6hle in Folge des elaftifchen Zur\u00fcckfpringens der Lungen nach innen gedr\u00fcckt werden.\nZu diefem Behuf wurde ein l\u00e4nglich rundes Glas, das ungef\u00e4hr zwei Maafs Inhalt und an beiden Enden eine r\u00f6hrenf\u00f6rmige Oeffnung a und b hatte, angewandt. Eine etwa drei Fufs lange, an einem Ende gebogene Glasr\u00f6hre bc wurde an eine diefer Oeffnungen gei\u00f6thet, mit der entgegengefetzten eine k\u00fcrzere cd verbunden. Beide waren an beiden Enden offen, und von dem Ende der einen zu dem der andern daher ein freier Weg. An","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"93\nHas \u00e2u\u00eesere Ende Her kurzen wurde ein St\u00fcck getrockneten Darms eines kleinen Thieres von einigen Z\u00f6llen L\u00e4ng\u00bb, gebunden, das andere Ende diefes Darms an einem, gleichfalls einige Zoll langen, Cylinder von harter Subftanz befeftigt, deffen Durchmeffer dem der Luftr\u00f6hre des zum Verfuche dienenden Thieres entfprach, hierauf die Luftr\u00f6hre eines frifchget\u00f6dteten Thieres in der N\u00e4he des Kehlkopfes quer durchschnitten, und bis zum obern Ende des Bruftkaftens von dem \u00fcbrigen Theile des Halles getrennt.\nDer erfte Verfuch wurde an einer, den Tag vorher erh\u00e4ngten Katze angeftellt.\nEin hohler Knochencylinder wurde in die Luftr\u00f6hre gebracht und luftdicht befeftigt, hierauf durch das obere Ende der langen R\u00f6hre bei C Waffer einge-goffen, bis es ungef\u00e4hr elf Zoll \u00fcber dem Wafferfpie-gel in der Glaskugel ftand. Hierauf liefs ich die Luft durch eine Oeffnung in jeder Seite der Bruftw\u00e4nde in ihre H\u00f6hle treten. Sogleich l'ank das Waffer in der R\u00f6hre etwa um 2\", und die Lungen drangen etwas durch die Oeffnungen hervor. Hieraus ergab fich, dafs der,' der Luft durch eine 9\" hohe Wafferf\u00e4ule gegebene Stofs die Elafticit\u00e4t der, \u00fchereinftimmend mit den Bruftw\u00e4nden ausgedehnten Lunge \u00fcbertraf. Zu meinem Erftaunen fank das Waffer bis auf 1\" \u00fcber dem Spiegel in der Glaskugel, zugleich aber fielen die Lungen allm\u00e4hlich zufammen. Hierauf wurde neues Waller zugegoffen, bis es einige Augenblicke 9\" \u00fcber dem Spiegel in der Kugel ftand : die Lungen f\u00fcllten abermals die Brufth\u00f6hle an. Die Urfache des Zufartunen-fallens der Lungen war Verletzung derfelben bei Verwundung der Brufth\u00f6hlen w\u00e4nde. Dies ergab fich daraus, dafs, als das Ohr an diele Oeffnungen gelegt wurde; deutlich ein Ger\u00e4ul\u2019ch von heraustretender Luft geh\u00f6rt ward.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nBei einem zweiten Verlache, mit einem eben, ge* fchlachteten Ochfen, wurde nun eine weite Rohre in die Luftr\u00f6hre gebracht, und das Waller bis einen Fufs \u00fcber dem Spiegel in der Kugel eingef\u00fcllt. Als hierauf Oeffnungen in die Brufth\u00f6hienw\u00e4nde gemacht wurden, ftieg das Waffer logleich um 2\" und blieb auf diefem Punkte. Dem Anfchein nach waren die Lungen ungef\u00e4hr wie gew\u00f6hnlich zulammengefallen, und offenbar wog der Stofs, welchen die, durch eine l' hohe Wafferf\u00e4ule zufammen\u00e7edr\u00fcckte Luft er-hielt, die Elafticit\u00e4t der v\u00f6llig ausgedehnten Lungen diefes Thieres nicht auf. Hierauf wurde fo viel Waller eingegoffen, bis die fechzehn Zoll hohe R\u00f6hre voll war; dennoch blieben die Lungen bedeutend zufammen-gefallen.\nDa die R\u00f6hre hiernach nicht hoch genug war, wurde bei einem dritten Verl\u2019uche mit einem Ochfen eine l\u00e4ngere gerade R\u00f6hre genommen, und diefe bis zw\u00f6lf Zoll \u00fcber dem Wafferfpiegel in der Kugel angef\u00fcllt. Bei Oeffnung der Bruft ftieg es um 1und blieb fo. Hierauf wurde noch Waffer zugegoffen, nun aber war die Kugel voll. Eine neue Ab\u00e4nderung war daher nothwenc\u00fcg, da auch fo die Lungen bedeutend zulammengefallen blieben.\nAn demfelben Tage wurde ein anderer Ochfe mit etwas kleinerer Bruft zum Gegenftande des Verfuches mit demfelben Apparat gemacht. Die R\u00f6hre wurde bis 16\" hoch \u00fcber dem Wafferfpiegel angef\u00fcllt, dann eine Oeffnung in die Rauchw\u00e4nde gemacht, auf jeder Seite das Zwerchfell, ohne die Lungen zu verletzen, ge\u00f6ffnet. Sogleich h\u00f6rte man Luft in die Erufth\u00f6hle treten, und fahe das Waffer fich um zwei Zoll erheben. Das vor der Verletzung gefpannte, und gegen die Bauchh\u00f6hle etwas ausgeh\u00f6hlte Zwerchfell wurde nachher fchlaff, runzlich und platt. Ich gofs noch","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"95\netwas Waffer zu, konnte aber, wie im vorigen Falle, wegen Kleinheit der Glaskugel, die Kraft nicht aus-initteln, welche erfordert wird, um die Lungen zu dem im Leben Statt findenden Umfange auszudehnen.\nBei allen diefen Verfuchen lagen die Ociifen auf dem R\u00fccken, die Schultern etwas hoher als der \u00fcbrige K\u00f6rper, und das Zufammenfallen k\u00f6nnte daher von ihrem Gewicht herr\u00fchren; indeffen glaube ich dies kaum, theils ihrer geringen fpecififchen Schwere wegen, theils, weil fie nicht mehr von der JBruTt zur Wirbelf\u00e4ule, als vom Zwerchfell gegen den Hals fanken, theils weil durch keine Ver\u00e4nderung ihrer Lage ihre Dimenfionen vergr\u00f6fsert, oder ihre Geftalt ver\u00e4ndert wurden.\nBei einem f\u00fcnften Verfuche, mit einem Kalbe, fchie-nen die Lungen bei einem Stande von 14\" den voll-kommnen Inhalt der Brufth\u00f6hle erreicht zu haben. Bei Aufhebung der Verbindung zwifchen dem Apparate und dem Thiere fiel das Waffer fogleich bis ziyn Spiegel des in der Kugel enthaltnen, und die Lungen fanken betr\u00e4chtlich zufammen. Das Thier ftand hier mit dem Bruftkaften fenkrecht, und dennoch fank die Lunge von dem Zwerchfelle gegen den Hals eben fo ftark als in alien \u00fcbrigen Richtungen zufammen.\nFalt immer fand man die Lungen verletzt, wenn die Brufth\u00f6hle mit einem fcharfen Inftrumente ge\u00f6ffnet wurde, und dadurch ward der Zweck zum Theil verfehlt. Beim folgenden Verfuche wurde dies m\u00f6giichft vermieden.\nIn die Luftr\u00f6hre eine?, am vorigen Tage erh\u00e4ngten Hundes wurde durch den Apparat fo lange Waffer gegoflen, bis es in der geraden R\u00f6hre 6\" \u00fcber dem Spiegel in der Kugel ftand, durch eine \u00d6effnung iu der Bauchh\u00f6hle das Zwerchfell auf beiden Seiten herabgezogen und verwundet. Sogleich Lieg das Waffer.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\netwa um und die Lungen wichen von den Oeff-nungen zur\u00fcck. Hierauf wurde noch Waffer, bis auf io\" \u00fcber dem Spiegel in tier Kugel, in die M\u00f6hre ge-goflen, die Oeffnung im Zwerchfell erweitert und die Lungen dargelegt. Sie waren offenbar l\u00f6 weit als die Brufth\u00f6hle ausgedehnt. Das Waffer blieb auf dem leihen Punkte und die Lungen erhielten lieh v\u00f6llig ausgedehnt.\nInden Verfuche, wo das Waffer fank und die Lungen zufammenfielen, mufsten fie offenbar verwundet und daher etwas Luft ausgetreten feyn.\nUnftreitig hatten die Lungen hier daffelbe Anfehen als im lebenden K\u00f6rper. Ihre Oberfl\u00e4che war glatt, die R\u00e4nder rund, ohne Runzeln und Winkel, die Farbe roth, die Subftanz feit. Das Herz wurde faft ganz bedeckt.\nDas Zwerchfell war vor feiner Verletzung etwas, doch weniger, concav als fonft, indem man leicht eine Falte bilden konnte. Sogleich nachher runzelte es lieh.\nUngeachtet der Mangelhaftigkeit diefer Verfuche wurde doch ihr Hauptzweck erreicht.\nIch behauptete in meiner vorerw\u00e4hnten Abhandlung, dafs die elaltifche Subftanz der Lungen in Folge ihrer Ausdehnung im Leben dauernd eine bedeutende Kraft erzeugte, welche die Blutbewegung und das Ath-men bewirkte. Die Exiftenz diefer Kraft wurde aus der Elafticit\u00e4t der Lungenfubftanz, dem Raume, welchen lie im lebenden K\u00f6rper einnehmen muffen, den Er-lcheinungen, welche fieri beim Oeffnen der Brufth\u00f6hle und dem Zutritte der \u00e4ufsern Luft ereignen, und der Entwicklung von Luft an der Oberfl\u00e4che von Waffer hergeleitet, in welches man die Luftr\u00f6hre eines Thieres fenkte, fobald die Lungen zufammenfanken. Man hat diefe Kraft, und mir die Entdeckung und Anwendung derfelben zugeftanden, aber behauptet, dafs in manchen F\u00e4llen ihr Umfang unbedeutend, mithin die\nihr","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"97\nihr zugefcliriebenen Wirkungen zu hoch angefclilagen feven. Durch diefe Verfuche nun erfcheint fie lelbft gr\u00f6fser, als ich annahm und v\u00f6llig hinreichend, die ihr zugefcliriebenen Wirkungen hervorzubringen. Eines Mangels der Vorrichtung halber konnte zwar ihre Gr\u00f6fse nicht bei Ochfen und \u00e4hnlichen Thieren ausgemittelt werden, es ergab lieh aber, dafs fie bedeutend anfehnlicher als die zum Tragen einer Wafferf\u00e4ule von if' erforderliche war. Bei K\u00e4lbern, Schafen und grofsen Hunden hielt ihr eine Wafferf\u00e4ule von 1 \u20141~ Fufs, bei Kaninchen und Katzen eine von fechs bis zehn Zollen das Gleichgewicht.\nDie Art, wie die Natur diefe kraftvolle Mafchine an Herz und Zwerchfell anbrachte, habe ich in der erw\u00e4hnten Abhandlung erkl\u00e4rt.\nW\u00e4hrend des Lebens und auch im Tode, fo lange die Brufth\u00f6hle unverletzt ift, erfcheint das Zwerchfell kegelf\u00f6rmig, nachher nicht mehr. Die Gr\u00fcnde find folgende. So lange die Brufth\u00f6hle gel'und ift, dr\u00fcckt die atmofph\u00e4rifche Luft gegen ihre W\u00e4nde, oder diefe werden mehr nach innen als durch ein gegebenes Gewicht nach aufsen gedr\u00fcckt. Die W\u00e4nde find hinl\u00e4nglich feft, um dadurch wenig oder gar nicht in ihrer Geftalt oder ihrem Umfange ver\u00e4ndert zu werden , die untere, eben das Zwerchfell, ausgenommen, das fowohl wegen feiner Weichheit, weil es gr\u00f6fser als ein Ouer-fchnitt des Bruftkaftens ift, und in Folge des gr\u00f6fsern Gewichtes, welches an feiner \u00e4ufsern oder untern Fl\u00e4che liegt, nothvyendig in Geftalt eines Kegels nach oben gedr\u00fcckt wird. Nothwendig wird ferner die Ausdehnung diefes Kegels durch den Umfang der Fl\u00e4che des Zwerchfells, verglichen mit der Fl\u00e4che des Ouer-durchfchnittes des Bruftkaftens, beftimmt. ln ieffen vermindert die Zufamnienziebung der Muskelfafern des Zwerchfells feine Fl\u00e4che und dadurch die Gi\u00f6fse ties M. d, Archiv, Vil, i\u00bb\tG","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nKegels, vergr\u00f6fsert aber in demfelben Verh\u00e4ltnifs die Gr\u00e4nzen des Bruftkaftens. Dagegen dehnt lieh das Zwerchfell bei der darauf folgenden Erfchlaffung auf feinen fr\u00fchem Umfangaus, wird dadurch f\u00e4hig, enien gr\u00f6fsern Kegel zu bilden, und verkleinert dadui'ch die Brufth\u00f6hle wieder.\nZwei Kr\u00e4fte ordnen daher die Bewegungen und \u00e4ndern den Umfang und die Geftait des Zwerchfelles ab, die Elafticit\u00e4t der Lungen und die Contractilit\u00e4t der Muskelfafern des Zwerchfelles. Jene ift dauernd und gleichm\u00e4fsig, diefe variirt und tritt periodifch in Th\u00e4tigkeit. Die Contractilit\u00e4t des Zwerchfelles ift, wenn fie v\u00f6llig th\u00e4tig ift, offenbar weit ft\u00e4rker als die ihr antagonifirende Elafticit\u00e4t der Lunge; da aber diefe keiner Erfch\u00f6pfung unterworfen ift, fo kommen ihr die nothwendigen Erfch\u00f6pfungen der erften zu Gute, und die Lunge dehnt fich, verm\u00f6ge ihrer Aeufse-rung, w\u00e4hrend der Erfchlaffung des Zwerchfelles wieder aus.\nDas Atbemholen ift fo gr\u00f6fstentbeils die Folge diefes nicht zu endenden Kampfes zwifchen der Elafticit\u00e4t der Lunge und der Irritabilit\u00e4t des Zwerchfelles. \u2022\nDie Urfache wenigftens der nicht willk\u00fchrlichen Zufammenziehungen des Zwerchfelles fcheint folgende. Seine untere Fl\u00e4che tr\u00e4gt beft\u00e4ndig eine bleibende Laft. Durch diefe werden feine erfchlafften Muskelfafern in einem folchen Grade geftreckt, dafs Schmerz und Reiz ent-fteht. Sich hiervon zu befreien, ziehen fie fich zufamtnen; da aber die Irritabilit\u00e4t durch die Zufammenziehung bald erfch\u00f6pft wird, fo verfallen die Fafern wieder in einem Ruheftand, in dem die fchmerzhafte und reizende Ausdehnung von Neuem eintritt, wovon fie fich wieder durch eine Zufammenziehung befreien. Durch das wechfelnde Uebergewicht zweier Kr\u00e4fte, von deren Kampf das Leben fel\u00f6ft abh\u00e4ngt, wird auf diele Weife","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"die Bruft abwechfelnc\u00ee erweitert und verengt, Luft eingezogen und ausgeftofsen.\nAuf \u00e4hnliche und gleich wirkfame Weife wirkt die Lungenelafticit\u00e4t auf die zufammengefetzte Bewegung des Herzens und des Blutes, \u00fcber die ich l\u2019choa anderw\u00e4rts geredet habe.\nXIX.\nBefchreibung zweier, durch fehr \u00e4hnliche Bildungsabweichungen entftellter Gefchwifter. Von Fr. Meckel.\nVor kurzem erhielt ich durch einen, meine Bem\u00fchungen um die Vervollkommnung der Anatomie undPhyfio-logie freundfchaftlich unterfttitzenden w\u00fcrdigen Arzt zwei Mifsgeburten , welche theils durch ihre Bildungs-Fehler an und f\u00fcr lieh, theils durch den Umftand, dafs fie Gefchwifter find, Intereffe erwecken, und deshalb hier befchrieben werden.\nSie wurden, gerade ein Jahr auseinander, von einer Mutter geboren, die, wie der Vater, gefund und wohlgebildet war, und fchon zwei v\u00f6llig wohlgebildete Kinder zur Welt gebracht hatte, von denen das eine, \u00e8in Knabe, noch lebt. W\u00e4hrend der Schwangerfchaft mit diefen beiden Kindern hatte fich, fo viel die Mutter wufste, nichts ereignet, was als Veranlaffung zu den Statt findenden Verunftaltungen h\u00e4tte angefehen werden k\u00f6nnen.\nI. Aeufsere Anordnung.\nBeide Kinder find reif und \u00e4ufserft wohlgen\u00e4hrt. Die \u00e4ufsern Abweichungen beider finden fich am Kopfs und den Gliedmaafsen,\nG 3","page":99}],"identifier":"lit15763","issued":"1822","language":"de","pages":"91-99","startpages":"91","title":"Ueber die Elasticit\u00e4t der Lungen: Phil. Transact., 1820, p. 29","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:09:19.342062+00:00"}