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{"created":"2022-01-31T16:13:45.169191+00:00","id":"lit15769","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Jaeger, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 200-213","fulltext":[{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nlieh fehr wichtige Refultate ziehen laden, wie ich dem-n\u00e4chft in einer Schrift zu zeigen hoffe.\n4) War offenbar nur ein grofser Theil der fremden Subi'tanz (des Nagels) verfchwunden, und das Anfehen des Heftes war von der Art, dafs snan wohl nicht zweifeln kann, in kurzer Zeit w\u00e4re derfelbe ganz in den Organismus aufgenommen worden 1 ). Meines Wiffens ift diefe Eint\u2019augung eines me-taliifchen K\u00f6rpers ganz ohne Beiipiel. Diefe Beobachtung foil mich indelTen zur Anftellung einiger Verfuche \u00fcber das Einfaugungsverm\u00f6gen im K\u00f6rper der V\u00f6gel veranlaffen.\nDer Balg war alfo zu gleicher Zeit abfonclernd und einfaugend. Wie lebhaft wird man hierdurch an die Erfcheinungen im Ge\u2019nirn Apoplektifcher u.,f. w. erinnert.\nIch bewahre \u00fcbrigens das Pr\u00e4parat auf.\nUL\nBemerkungen \u00fcber den Zufammenhang des Nahrungs-und Gefchlechtstriebes, mit einigen k\u00f6rperlichen und pfychifchen Er-fcheinungen bei Tliieren und dem Men-fchen. Von Dr. Jaegek.\n.Oer Magen eines in der Gefangenfchaft gehaltenen weiblichen Storchs, den icli in der Mitte Januar jgig\nl) Die fettige Subftanz fehlen fich in einer fehr innigen Verbindung mit dem Eifenoxydul zu befinden , und wahrfcliein-lich wurde nur durch diefe die Aufnahme deffelben in \u00ablen Organismus m\u00f6glich gemacht.","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"201\nunterluchte, enthielt biefs vegetabi\u00eeifches Futter und mehrere Kiefelfteinchen, die innere Haut deffelhen war lehr hart, fchwielig, beinahe wie die des Muskeimagens h\u00fchnerartigen Vogel, und in harte, auf beiden Seiten fymmetrifche-Falten und Runzeln erhoben. Der Ma gen eines ebenfalls in Gefangenichaft gehaltenen, den erften December 1817 get\u00f6dteten m\u00e4nnlichen Storchs enthielt zwar auch zum Theil vegetabi\u00eeifches Futter, aber keine Steinchen, die innere Haut deffelben war, wenngleich h\u00e4rter als gew\u00f6hnlich, doch noch merklich weicher als die des erften Storchs, fie ging leichter ab, und die Falten der unter ihr gelegenen Haut waren entz\u00fcndet. Dies mochte nun allerdings zum Theil eine Folge der langfarneren Wirkung einer Gabe von f\u00fcnf Gran Arfenikf\u00e4ure, die diefer Storch, mit f\u00fcnfzehn Granen Opium im Waffer verbunden, bekommen, und die ihn erft nach acht Stunden get\u00f6dtet hatte, ge-wefen feyn, indem diefe Entz\u00fcndung und das leichtere Abgehn der innern Haut des Magens bei dem erften Storche nicht bemerkt wurde, der von einer Aufl\u00f6-fung von f\u00fcnfzehn Gran weifen Arfeniks in Verbindung mit acht Gran Opium fchon nach einer halben Stunde geftorben war. Auf jedem Fall erfcheint die Ver\u00e4nderung der innern Haut des Magens, die bei dem erften Storche in h\u00f6herem Grade beobachtet wurde, als Folge des l\u00e4nger fortgefetzten und mehr ausfchliefs-liehen Genui'fes vegetabilifchcr Nahrung und vielleicht des Druckes der Steinchen auf die Wandung des Magens, durch die diefer Storch, vom Inftincte geleitet, der Verdauung des blofs vegetabil\u00fcchen Futters zu H\u00fclfe kam. Das Vorhandenfeyn diefes Inftincts bei einem Thiere, das im freien Natnrzuftande vorzugsweile von Fleifch lebt, fo wie die durch die ver\u00e4nderte Na lu un g felbft zum Theil bedingte organ ifche Ver\u00e4nderung des Magens fcheint mir in mehreren Be-","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"Ziehungen merkw\u00fcrdig, die ich hier nur kurz ber\u00fchren werde, da ich manche derfelben von Treviranus im lecksten Bande feiner Biologie angef\u00fchrt fand.\nUnter den in der Gattung Ardea bisher begriffenen V\u00f6geln haben einige, z. B. der wildere und ge-fr\u00e4fsigere Fifchreiher einen ganz weichen, dem der Kaubv\u00f6gel \u00e4hnlichen Magen; andere, wie der Kronenkranich, kommen dagegen in ihrer Lebensweife, fo wie in der \u00dfefchaffenheit des Magens v\u00f6llig mit den k\u00f6rner-[reffenden V\u00f6geln \u00fcberein. Der Magen des Storchs bezeichnet feiner \u00e4ufsern Form nach eine Uebergangs-ftufe zwifchen beiden, und er fcheint fowohl blofs thie-rifcher als blofs vegetabilil'cher Nahrung lieh bequemen zu k\u00f6nnen, nur fcheint in letzterem Falle, wie bei Vielen andern auf blofs vegetahilifches Futter befchr\u00e4nk-ten V\u00f6geln das Bed\u00fcrfnifs einzutreten, durch das freiwillige Verfchlucken von Steinchen die Verdauung zu erleichtern. Wenn gleich aus Spallanzani's Verl\u2019uchen hervorgeht, dafs diele Steinchen auch den h\u00fchnerartigen V\u00f6geln bei blofs vegetabilil'cher Nahrung nicht durchaus nothwendig zur Verdauung lind, fo erweift doch die obige Erfahrung, fo wie die Beobachtung Hunter's 1 ), dafs V\u00f6gel mit Muskelmagen, wenn fie an Fleifch gew\u00f6hnt werden , keine Steinchen mehr ver-fchlucken, hinl\u00e4nglich, dafs die F\u00e4higkeit diefer Thiere fielt an diele oder jene Nahrung ausfchliefsljch ohne merklichen Nachtheil zu gew\u00f6hnen, abh\u00e4ngig ift von der Organifation derfelben und dem ihr zu H\u00fclfe kom-inenden Inftincte. In R\u00fccklicht auf jene ift bekannt, dafs die L\u00e4nge des Darmkanals bei vielen Pfianzenfref-fenden Thieren verh\u00e4ltriifsm\u00e4fsig bedeutender ift, und dafs die verfchiedene Weite des Darmkanals, die Zulam-\nt) Uebev die tbierifche Oekonomie, iibeif. von Scheller, p. 536, Note.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"me il fetz un g des Magens, die Conforma\u00eeion der Rrirs.-chen des Magens * ) und des Darrokanafe, die Befchaf-fenhext der auf die Verdauung ein wirkenden A\u00fciVi\u00f6de-rungen als weitere Bedingungen der \u00a3riiahrnng aezu-felieu leyn, die durch Ab\u00e4nderung der gew\u00f6hnlichen Nahrung mannichfaltige, zum Theil noch wenig unter-luchte Ver\u00e4nderungen erleiden m\u00f6gen. \\ iele l'hiere gehen in ihren verichiedeuen Entwicklungsi'tuien von blofs thienlchen zu gemilchter oder zu ausichliefs]scher Wanzennahrung, keines, id viel mir hotveust ift, freiwillig von blofs vegetabilischer Nahrung ipater zu blo-fscr Fleichnahrung \u00fcber. Es iit dies nameoUfeb auiser denjenigen S\u00e4ugthieren, die ip\u00e4ter biois voit Pl:fe\u00abzen leben, bei vielen Infekten der Fall, die als Larven mehr oder weniger ver\u00e4nderte thierifche Nahrung zu fich nehmen, die ihnen als vollkommenen Infekten g\u00e4nzlich fremd zu feyn fcheint, und viele derfelhen leben wenigftens als Larven von roheren vegeiabiliicheu Stoffen als im vollkommenen Zuliancle. Diefer Ver\u00e4nderung in der Lebensweife der Infekten in ihren veriohie-denen Entwicklungszuft\u00e4nden entfpricht eine Ver\u00e4nderung in der Entwicklung des Nerven'')'Items, indem alle Larven ein weit einfacheres Gehirn haben als die vollkommenem Infekten ; eben io ift das Verhiitnifs des Gehirns wenigftens bei Affen und Nagcthieren am be-deutendften, bei den Singv\u00f6geln gr\u00f6fser als bei mehreren Raub-und Schwimmv\u00f6geln, und es fcheint alfo\n0 Bis Magendr\u00fcschen z. R. fcheinen nach Hone (Lecture* on comparative anatomy Tab. LVI.) mit Ausnahme der Tau-ben bei mehreren von vegetabilifrhem Fatter lebenden V<\\\u00abeln t-uLmmengeretzter /,u feyn, als bei den von thierifeher oder gemilchter Nahrung lebenden, miter we!the. letztere der Schwan wenigftens auch geh\u00f6rt, den Home (L r. Vol, I. F- ~^9-) Unter, den blofs von vegetabilifchem .Futter lebenden \u00e4h f\u00fchrt',","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"auch in diefen Klaffen die gr&fsere Entwicklung des Gehirns vorzugsweife hei den von K\u00f6rnern und Fr\u00fcchten lebenden Gattungen Statt zu finden. Ob in gleichem Verh\u00e4ltmfle bei denfelben die Entwicklung des G\u00e4! gjienfyftetns im Unterleibe Vorzugs weife befchr\u00e4nkt und dieiss dagegen bei den fleifchfreffenden Thierea tu ehr entwickelt fey, ift vielleicht noch nicht mit Be-ft\u00b1mrntiieit ausgemacht.\nFindet fomit im Allgemeinen ein Zufammenhang der Art der Nahrung mit der Entwicklung des Ner-venfyftems Statt, fo liehe Geh auch erwarten, dafs diefes oder die dvnauiifchen Aeufserungen del\u00efelben, fomit die yl'-chifchea Erfcheinungen bei Menfchen und Thieren dtirch die Art der Nahrung, die Ge freiwillig oder gezwungen geniefsen, zum TheiJ abge\u00e4ndert werden k\u00f6nnten, Daf\u00fcr fprirht einmal die, fo viel ich weifs, al. >e..iejn g\u00fcltige Erfahrung, dafs blofs Thiere, die an gemilchte oder an vegetabilifche Nahrung gew\u00f6hnbar lind, auch in h\u00f6herem Grade gez\u00e4hmt werden k\u00f6nnen, zweitens dafs der Menfch felblt aus dem roheften Naturzustand? nur allm\u00e4hlich zu den h\u00f6heren Stufen der Kultur gehoben werden kann , durch Viehzucht und Ackerbau,\nDankt man Geh den Menfchen in diefem roheften Sr . 3\u2018Uif, fo find feine Triebe und Leidenschaften denen dev reifsenden Thieres v\u00f6llig vergleichbar, und er linkt Dibit unter diefes herab, fefern das Fleifch der eigenen Gattung ihm zum Leckerbiffen wird, das viele Kaubihiere verfchm\u00e4hen. Durch mannichfaltige Stufen tritt der Menfch zum Nomadenleben \u00fcber, deffen Grundz\u00fcge in dem Leben der Heerden enthalten lind, mit denen er in weiten Steppen umherzieht. Wie bei der Heerde felbft ift die Gefellfchaft auf die Vereinigung zu gewiffen Zwecken, z. B. Vertheidigung gegen einen gemeinfehaftiiehen Feind , Anerkennung des St\u00e4rkeren","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"als Anf\u00fchrers u. f. w. gegr\u00fcndet; indeis fuhrtichon die Beobachtung des Ini'tincts der Thiere in der Wahl ihrer Nahrungsmittel die Beobachtung ihrer Kunftfertigkeiten zu Erfahrungen und Verfuchen, deren Kefuitale Eigen* thum der Gelellichaft werden. Die Beobachtung des Laufes der Gehirne leitet den Nomaden bei feinen Wanderungen in entferntere Gegenden j zu welchen hn das IVlifsverb\u00e4ltnifs in der Abnahme der Weiden und der Zunahme der Gefell Schaft und der Heeruea zwingt. Der Menfch wird endlich gen\u00f6thjgt, fich verfchiede-nen Kiimaten anzupaffen, das Bed\u00f6rfnifs regt in ihn\u00bb manniehfaltige Kunftfertigkeiten auf, zur Anpflanzung verfchiedener Gew\u00e4chfe, z. B. der Futterkr\u00e4c.ter und Gem\u00fcfe, und endlich zum Anbau der Saatfr\u00fcchte.\nF\u00fcr den Zcltand, in welchen damit die Geft\u00fcfcbaft tritt, finden wir wieder die erften Z\u00fcge bei den Infekten, die die ausgearbeiteten S\u00e4fte der Pflanzen gerne\u00bb fsen, lind bei den V\u00f6geln und S\u00e4ugtliiere.n ? die Laupt-f\u00e4chlich von Fr\u00fcchten und K\u00f6rnern leben. /\u25a0. :\tver-\nfchiedenen Kunftfertigkeiten zeichnet diele l\u00ab.&re ela geordneteres Verbaltniis beider Gefchkch\u00efers iernef das gefellfchaftliche Zufamresnh.alten und Zr \u2022: \u2019men\u00bb wirken zu gemeinfcbaftliehe\u00df Zwecke:\u00ab arc! ,ig. V\"or-forge f\u00fcr die Erhaltung der GefelJfehaft und du Nach\u00bb kommenfchaft durcli verfchiedene, mein f\u00fcr Zukunft berechnete Anhalten aus. Dadurch win es m\u00f6glich, dais viele diefer Thiere ohnerachtet ihrer Kkkiheit eine ge\u00bb wiffe Unabh\u00e4ngigkeit gegen andere T im-i ::, und fei bit gegen den Menfchen behaupten, der keim - dieft-r T. Hiera zu eigentlichen Dienften zu benutzen gekvid her Dazu fcheinen die kr\u00e4uteri reffenden !) in Heerdeo lebenden,\ni) Zu diefer geh\u00f6ren unter den V\u00f6geln unlers Klima\u00ab blofs die Ganfe, f\u00fcr die man bekanntlich au viele\u00ab Orten eigen\u00bb Wel<lpl\u00abtze hat.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"205\nzumal die wiederk\u00e4uendro Thier\u00a9 beftimmt. Der Meirich hat: aber fein* Herrfchaft \u00fcber urfpv\u00fcoglich fleilcbhATende Tin ate \u2022/.um Then! dadurcli erweitert, dass er die Ph.nj \u25a0'ndiofie, namentlich die Saatir\u00f6chle fo zu ver\u00e4ndern verlieht, dafs fie auch fleifchfreffe.nden Thiezeu Isbarer werden, von denen manche zwar Wohl m.a Verzehren von \u00dfrod, aber nie zum Verzehren :\u2022 er K\u00f6rner, aus denen es bereitet ift, gebracht werden k\u00f6nnen. Bei Hunden, die blots mit nicht ftickitofflr\u00f9tigen Nahrungsmitteln gef\u00fcttert wurden, bemerkte H m fin ger (\u00fcber die Entz\u00fcndung und Vergr\u00f6\u00dferung der Milz p. 35. Note), dafs Milz und (lalle denen der Wiederk\u00e4uer \u00e4hnlich wurden, und es treten fer.ai die Bunde durch vegetabilifche Nahrung mehr in die .Reihe der \u00fcbrigen Hausthieie, denen lie lieh felbft im Naturzuftande dadurch n\u00e4hern, dafs lie ebenfalls io Beerden leben. Andere Raubthiere, z. B. Katzen, manche .Raubv\u00f6gel, hat der Menfch zwar in liebem Grade gez\u00e4hmt, aber nur durch die Benutzung ihres nat\u00fcrlichen Triebes f\u00fcr die Jagd brauchbar gemacht, fie werden li\u00f6chftens dazu gebracht, das Eigen-thrun ihres Herrn zu Jehotten, aber nie dazu, es zu bejeh\u00fctztm.\nDurch den Anbau von Saatfr\u00fcchten wird erft die Erhaltung einer greiseren Malte von Menfchen auf einem kleineren Raume, und der Verkehr zwilchen entfernten V\u00f6lkern m\u00f6glich , der f\u00fcr die Dauer nur durch vegetabilifche Producta unterhalten werden kann. Der Europ\u00e4er hat die Bezwingung roher ,V\u00f6Iker-ft\u00e4mrne in fremden Welttheilen, und die M\u00fcihei-lung feiner Kultur nur auf die Einf\u00fchrung von Viehzucht und Ackerbau gr\u00fcnden k\u00f6nnen. Nur dadurch kann feine eigene Kxiftew. in einem fremden Klima, lind lbniit die Erhaltung und Erh\u00f6hung feiner obige-brachten Kultur Seher geheilt trerden, Immer wird","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"der Menfch gen\u00f6thigt feyn, c!en Saamen feiner eigene\u00bb Kultur allj\u00e4hrlich felbft wieder auszuftrcuen, fofern die Saatfriichte, wenn gleich feit Jahrtaulenden angebaut, doch nirgends fich felbi't auf ganze Strecken hin ausbreiten und felbft in ihrem Valeriande nur durch Anbau zum eigentlichen fSahrungszweige werden. So fand z. B. Ziennanu (\u00fcber die vorhergehenden Krankheiten Siciliens, Hannover 1 S I y \u25a0) den wilden Koggen nur einzeln auf einem mit Erde bedeckten platten Thurme zu Calaro Giovanni, dem alten Enna, und dis bei uns auf Mauren wachlende Gerfte (Hordeum muri cum) hat fich noch nicht von ielbft zu einer Saatfrucht umgeltaitet, was lie vielleicht durch Anbau werden konnte, wenn fie nicht wirklich der Stammvater der gew\u00f6hnlichen Gerl'te dt. Mit zunehmender Bev\u00f6lkerung wird felbft die Erhaltung der Heerde\u00bb mehr auf den k\u00fcnitlichen Anbau von Saatfruchten und Futterkr\u00e4utern gegr\u00fcndet; es wird eine Abwechslung in dem Anbau derieiben noting, um den Ertrag ergiebiger zu machen, und eben damit wird zugleich der Wohnfitz der Gefellfchaft daurend gemacht. Der Vortheil ,, der dadurch auf der einen Seite f\u00fcr die Ausdehnung des Wiffens, und f\u00fcr ein regfameres geiltiges Lehen erreicht wird, wird freilich oft durch den Verh\u00fct an inten fiver Kraft aui\u2019gevvogeu, wenn das Leben der Gefellfchaft zu einer Art von Selbftf\u00fctterung herabgedruckt wird. Dielen Erfahrungen zu Folge w\u00e4re eg nicht unerwartet, wenn die Art der \u00bbNahrung auf di\u00ab; phyfifche und plychiiche Entwicklung der einzelnen Munfchen von Bedeutung w\u00e4re, und in den verfchiede-nen' Stadien der Entwicklung abgeandert werden m\u00fcfste. Ich habe in einem fr\u00fcheren Aufl\u00e4tze (Arch. f. PhyfioL Bd. 11t. p. 546.) auf die dynamil'che Entwicklung des Danmkanals aufmerkl\u00e4m gemacht, die nicht gerade durch eine Achtbare Entwicklung feiner Form bedingt","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nzu feyn fclieint, und f\u00fcr (liefe m\u00f6chte beim Menfchen insbefondere der Oenufs thierifcher Nahrung und der Milch namentlich wefen flieh ieyn ').\nOhne Zweifel h\u00e4ngen die in fp\u00e4teren Perioden der Entwicklung, namentlich hei M\u00e4dchen in der Zeit des Uebergangs zum mannbaren Alter nicht feiten bemerkten Gei\u00fcfte mit \u00e4hnlichen dynamilchcn Entwicklungen der\nUnter-\ni) Es ift vielleicht von einigem Sntere\u00dfe hier zu wiederholen, dais Vauqitelin eine Mifchung ans Kuhmilch und Fleifch-briihe der Menfehenmiieh am \u00e4hnlicliften fand, und dafj die Anwendung diefer Mifchung zur gew\u00f6hnlichen Nah-rung die eigene (unter dem Namen Muguet bekannte') Art von Atrophie mit Anfchwellung der Uiiifen im Umerleibe und SeW\u00e4mmcbeiibildung viel feltener unter den Findel-Kindern zu Paris gemacht hat, von denen bisher fehr viele ein Opfer diefer Krankheit wurden. Diefe Beobachtung veran\u00ab labte mich daher feit etwa zwei Jahren, f\u00fcr Kinder die keine oder r\u00e4cht hinl\u00e4nglich Meuichenmilcli bekommen, folgende .Di\u00e4t befolgen zu Ldfci In der, erften acht bis zehn Tagen nach der Geburt wird blols Kuhmilch mit dem vierten Th ei le Waffer verd\u00fcnnt gegeben, fodaun diefe mit dem dritten Theile anfangs d\u00fcnner und allm\u00e4hlich ft\u00e4rkerer ungefaj.-zencr Fleifchfcr\u00fche vermacht, tritt das Eed\u00fcrfnifs foliderer .Nahrung ein, fo wird t\u00e4glich zwei bis drei Mal Fleifch-br\u00fchfuppe, und zum Getr\u00e4nk reine oder mit Fleifchbr\u00fche gemilchte Kuhmilch, gegeben , und eift allm\u00e4hlich zu andern Nahrungsmitteln der Uebergang gemacht. Von mehreren F\u00e4llert, in denen es mir gelang, die Eltern zur Befolgung diefer Di\u00e4t zu \u00fcberreden, wurde diefe am firengften bei einem Kinde befolgt, das vielleicht um vierzehn Tage zu fr\u00fche von einer kleinen, etwas lehr fchw\u00e4cblicheu Mutter geboren war. Das M\u00e4dchen wog nur \\\\ Pfund, und war Dec. Maaf\u00bb lang; nach fechs Monaten betrug das Gewicht ;>f Pfund, die L\u00e4nge 18\"; nach acht Monaten dr\u00abizc)m Pfund und 1.9\", nach zehn Monaten 14* Pfund, und St\"; jetzt im Alter von zw\u00f6lf Monaten 16J Pfund und 23\". Das Ki.nd lieht fehr gut aus, f\u00e4ngt an zu gehen, und hat bereit# \u00f6tliiitidczanne ohne btf,;hwerden bekommen,","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Unterleibs- und der innern Gei'obleohlsorgane zufam-men, und die Befriedigung dieler Gelwlfe kann daher, fo wie der von felbft entltandene oder k\u00f6nft\u00fcch hervor-gebruchle magnetilehe Zuftand in vielen Fallen noth wendig und fordernd i' ir die Vollendung der Entwicklung f\u00eavn. V ieileiciit findet aber in dicier Periode auch wirklich oft eine ungew\u00f6hnliche materielle Entwicklung des Ganglienlvflenis Statt, die \u00fcber die des Cerebralfyliems ein Uebergewicht bekommt, und durch die vielleicht die in einzelnen F\u00e4llen fait unglaubliche Gefr\u00e4fsigkeit folcher Kranken *), anderericits che verlchiedenen Grade von Narrheit erkl\u00e4rbar w\u00fcrden, welche die Nichtbe-friedigung dieler Gel\u00fcite bisweilen zur Folge hat. Vielleicht zeigen auch mancheThiere aus demlelben Grunde \u00e4hnliche Gelabte l) 2), wenn gleich bei dem gez\u00e4hmten, und in Gefangenfchnft gehaltenen Thiere der Inftinct f\u00fcr eine naturgiimaf.se Nahrung \u00fcberhaupt auch mehr verwifcht werden mag. Dafs wenigftens die Art der Nahrung nicht blots auf Erregung des Gelchlechts-triebes, londcrn auf die wirkliche Bildung der Ge-fchlechtsorgane von Einilufs fey, erhellt, ahgefehen von vielen Erfahrungen an Pflanzen, aus der bei Bienen gemachten Erfahrung, die durch ausgew\u00e4hltere Nahrung die he einzelnen Larven von Arbeitsbie-\nl) Eine folche von meinem Bruder behandelte Kranke Verfehlung t\u00e4glich oft zwei bis drei Pfund Eleifch und zehrte doch dabei ab.\n2) Ich fall fo ein kaum halbj\u00e4hriges Huhn eine kleine Hausmaus in dem Hofe erhaleheo, iie todt picken, und nachdem iie die Knochen mit dem Schnabel zerbrochen hatte, ganz hin-terfchlnigen ; doch ift zu bemerken, dafs den H\u00fchnern auch im Naturzuftande thierifohe Nahrung nicht fu ganz fremd zu feyu fcheint.\nM. d. Ardd;:\nVIT. 2,\no","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"\u00aben reichen, die Umwandlung cliefer in K\u00f6niginnen bewirken.\nDie von Cayte (Arch, f\u00fcr Phy\u00dfol. VI. Bef. p. 464.) mitgetheilLe Beobachtung von gr\u00f6fserer Entwicklung des Ganglienfyi'tems bei mehreren Bl\u00f6dfmnigen giebt wenigftens eine materielle Urittche der bei dielen ee-wohnlich bemerkten Gefr\u00e4fsigkeit zu erkennen; es w\u00e4re daraus, wenn lieh beim Kinde eine \u00e4hnliche Be-fchaffenheit des Gang\u00fcenfyftems findet, (auch ohne gleichzeitige Atrophie der Gehirn - und B\u00fcckenmarksnerven, die mir in einem der von Cayre angef\u00fchrten F\u00e4lle befdmmter nachgowieien ill), und das wirkliche Verharren dem K\u00f6rper und Geilt nach in dem Zuftande des Kindes, die mangelnde Entwicklung der Gehirnth\u00e4-tigkeit auf eine Hanmuingsbiidung zuriickiiihrbar, und auf der andern Seite w\u00fcrde der oft unb\u00e4ndige Ge-fchlechtstrieb folchcr Ungl\u00fccklichen nicht minder erkl\u00e4rbar ieyn. Endlich bedarf es wohl keiner Ausf\u00fchrung, wie fehr der Zuftand der Verdauungskr\u00e4fte lind der Genufs verfchiedener Speifen und Getr\u00e4nke vor\u00fcbergehend oder anhaltend auf die pfychifchen Kr\u00e4fte wirkt, die dadurch in allen Abftufungen der Mannichfaltigkeit und St\u00e4rke erregt oder abgeftumpft werden k\u00f6nnen. Ein anhaltender Hunger und D\u00fcrft f\u00fchrt auch bei dem Gebildeteren einen Zuftand von Geiftesverwirrung, F\u00fchllo\u00fcgkeit und Wuth herbei, in dem jedes s.ienfchliche Gef\u00fchl erlofchen zu feyn Ccheint *).\nWie wichtig diefen Erfahrungen zu Folge die \u00dfe-ftimmung der Nahrungsweife des Meirichen in feinen verichiedenen Entwicklungszult\u00e4nden und bei einzei-\nl) Obfervations fur les effets de la Faim et de la Soif epron\u00ab v\u00e9es apr\u00e8s le naufrage de la Fregatte du Roi, la Medule eu Ig 16. par Savigay. Paris 1818-","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"ncn Krankheiten, namentlich auch manchen Gemtiths-krankheiten feyn d\u00fcrfte, erhellt von felbft, und es w\u00fcrde weniger an lieifpielen von gl\u00fccklicher Anwendung dielbr, freilich nicht gerade gl\u00e4nzenden Behandlung fehlen, wenn fie weniger die Geduld des Arztes und die Kranken erm\u00fcdete.\nNjtchft dem Nahrungstriebe und den verfcbiede-nen Arien feiner Befriedigung fcheint der GefchJechts-trieb mit feinen Folgen am meil'ten mit den phv\u00dffchen und pfyciiilchen Erfchei.nungeri bei Merifchen und Tliie-ren im Zufatnmenhang zu l\u2019tehen. Sehr viele kaltbl\u00fctige Thiere bringen ihre Brut ohne Paarung hervor und fait bei keinem findet lieh eine Spur einer mit Empfindung verbundenen Sorge f\u00fcr ihre Brut, die faft bloise Wirkung eines blinden [nftincts zu fevn fcheint. Es fcheinen davon lelbl't die in Gefellfchaft lebenden Infekten keine Ausnahme zu machen, fofern fie ihre Sorge f\u00fcr die Eier und Larven gleichf\u00f6rmig allen widmen, und diefe gerade bei den Bienen z. B. nicht den erzeugenden, fonuern den Arbeitsbienen zukommt. Die meiden kaltbl\u00fctigen Thiere fehen nicht einmal ihre Brut in ihrem vollkommenen Zuftande, fofern fie die Bebr\u00fctung der Eier der Natur iiberiaffen. Erft der Vogel \u00fcbernimmt diefes Gefch\u00e4ft felbft f\u00fcr eigene oder fremde Eier, und feine Sorge und Zuneigung f\u00fcr die aus dielen hervorgegangenen Jungen fcheint mehr durch die Bebr\u00fctung als durch die Erzeugung veraulafst zu feyn. Erft bei den Saugethieren wird es m\u00f6glich, dafs die Mutter wenigftens das von ihr erzeugte Junge erkennt und ihre Sorge und Zuneigung ifj daher in der Regel auf diefes befchr\u00e4nkt, doch erbfebt diefe, fo wie'fie f\u00fcr die Erhaltung der Jungen nicht mehr n\u00f6thig ift. Ein paarweifes Zufammenleben kommt nur in dielen beiden Klaffen vor; doch ift es h\u00e4ufig nur f\u00fcr eine einzelne Zeugung befchr\u00e4nkt, und das M\u00e4nnchen\nO 3.","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"nimmt an der Sorge f\u00fcr die Jungen oft nur vor\u00fcbergehend Anlheil. Bei den in Gefeliicliaft lebenden S\u00e4uge-thieren ift jedoch auch die Eihaltung der Gefellfchaft ielbl't zum Theii auf das Verh\u00e4ltnifs beider Gefchlech-ter gegr\u00fcndet, intern z. B. die m\u00e4nnlichen Thiere meift die Anf\u00fchrer oder Beichiitzer der Heerden find. Endlich kommt noch die Fortpflanzungsf\u00e4higkeit in der Gefangenfchaft als eine Folge des Gefchlechtstriebes in Betracht, welcher die Z\u00e4hmung der Thiere und ihre Angew\u00f6hnung an den Menichen erleichtert. Das Ver-h\u00e4itnifs des Mannes zum Weibe und ieibft zu den Kindein zeigt mit dem bei verichiedonen S\u00e4ugethieren beobachteten manche Aehuliclikeiten, je nach dem Grade der Kultur der verichiedonen V\u00f6lker und der Individualit\u00e4t des einzelnen Menichen, die ich hier nicht weiter ausf\u00fchreu will. Die Gefchlechisentwicklimg und der Gefchlechtstrieb wirkt zwar beim Menichen wie bei dem Thiere oft fl\u00f6rencl auf leine pfvchifche Entwicklung *); inzwilchen wird diefe dadurch auch oft in hohem Grade aufgeregt, und auf jeden Fall ift auf ihn die Zuneigung f\u00fcr die Kinder gegr\u00fcndet, deren Beh\u00e4ndigkeit den nur etwas kulLivirten Menichen vor allen Thier en ausgezeichnet. Die n\u00e4heren oder entfernteren Folgen des Gefchlechtstriebes lind demnach mehr bei den einzelnen Klaffen von'Filieren verichleden, und der Menlch vermag lie weniger f\u00fcr die plychilche Behandlung der Thiere zu benutzen. Dagegen gebattet die Benutzung des Nahrungstriebes eine viel ausgebreitefere Einwirkung lelbft auf niedere Thiere, und den Verfchieden-\nl) Bereits gez\u00e4hmte Thiere zeigen w\u00e4hrend der JRrunftzeit ihre vorige Wildheit; ein grofser Theii der Leiden ich alten des Menichen hangt mit dem Gefehl? chtstrieb zuiammen; vor der Entwicklung der Mannbarkeit kommt der Wahniiun feiten vor\u00bb","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"heilen und Ab\u00e4nderungen der Nahrungswcife fclieincn wenigftens viele Verlcbiedenheiten plychilcher Erlchei-nungen zu entfprechen, und jene fcheinen feibft neben der Beh\u00e4ndigkeit der Zuneigung fiir die Kinder die Bedingung f\u00fcr die allm\u00e4hliche Steigerung und Verbreitung der Kultur unter den Menfchen zu feyn. Mag es auch f\u00fcr den Herrn der Sch\u00f6pfung herabw\u00fcrdigend fcheinen, dafs feine geiftige Kultur als eine entfernte Folge k\u00f6rperlicher Becl\u00fcrfniffe lieh erhoben hat, fo jft es doch nicht weniger wahr, aber gerade auch ein Beweis f\u00fcr die Freiheit feines Geiftes, der durch Beobachtung und Nachdenken nicht blofs denTnftinct der Thiere erfetzen, fondern auch feine k\u00f6rperlichen Bed\u00fcrfniffe beherr-fohen und die Einfachheit der Mittel begreifen kann, wodurch die Natur die Erreichung ihrer h\u00f6chften Zwecke einleitet.\nIV.\nNetter Beitrag zur Lehre vom Sehen. Von M- W. Plagge, Med. Dr. und Brunnenarzt zu Benntheim.\nDie Urfache, warum meine Entdeckung, dafs nicht das ins \u00c4uge einfcdlende, londern das aus demfelben her aus geworfene Bild das Object des Sehens fey 1 ), fo wenig Aufmerkfamkeit unter den Phyfiologen und Phy-likern erregt hat, da lie doch mit einem Schlage alle jene Probleme l\u00f6ft, welche bis jetzt mit der gew\u00f6hnlichen Erkl\u00e4rung des Sehens verbunden waren, mufs wohl darin gefucln werden, dafs man fowohl in der Phyfik als in\nO S. diisfes Archiv, $. Bd, T. Heft,","page":213}],"identifier":"lit15769","issued":"1822","language":"de","pages":"200-213","startpages":"200","title":"Bemerkungen \u00fcber den Zusammenhang des Nahrungs- und Geschlechtstriebes, mit einigen k\u00f6rperlichen und psychischen Erscheinungen bei Thieren und dem Menschen","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:13:45.169197+00:00"}