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Ein paar Bemerkungen über Pigmentabsonderung und Haarbildung

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{"created":"2022-01-31T13:02:35.494951+00:00","id":"lit15792","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Heusinger, C. F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 403-423","fulltext":[{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"403\nfo grofser Anthoile von Faferltoff in dem zweiten zmn Verfuch genommenen Antheile von Blindes n\u00e4mlichen Thieres, (vergleiche No. 3. mit No. 5. und No. 4. mit No. 6.) wohl nur auf einem bedeutenden Irrthum in der Ausf\u00fchrung oder Methode des AnaJvfirenS beru* hen; es ergiebt fleh felbft bei Vergleichung des arteri\u00f6-fen Bluts in No. 3. mit dem venofen von .No. 6. ganz gegen des Verfaffers Behauptung ein grofser Faierftoff-\u00fcberfchufs des letztem. Da die Procmte in No. 5 und 6. gerade das Doppelte von No. 3 und 4. find, w\u00fcrde ich einen Recbnungsfehier vermuthen, wenn diefe Angaben unmitteibarer Fund des Abvv\u00e4gens feyn m\u00fcfsten.\nM\u00f6ge denn der Herr Verf., wenn er uns dar\u00fcber noch einigen Auffchlufs geben k\u00f6nnte, zugleich feine hingeworfene Aeufserung \u00fcber die Bildung der Crufta inflammatoria durch einen Ueberfchufs an Faferftoff gegen Hewfons und anderer bekannte Verfluche begr\u00fcnden wollen. Die aus ihnen lieh ergebende Anficht giebt wenigftens dem praktifeben Arzt, der die Crufta in-fiammatoria nicht blofs von den verfchiedenften Krank-heitszuft\u00e4nden, fondern auch von vielerlei Umft\u00e4nden bei und nach der Ven\u00e4fection abh\u00e4ngig fleht, weit befriedigendere Auffchl\u00fcffe, als die hier vorgetragene.\nVI.\nEin paar Bemerkungen \u00fcber Pigmentabfon-derung und Haarbildung. Von C. F. Heusinger,\nIn einem fch\u00f6nen Auffatze G. J\u00e4ger''s im vierten Hefte des lechsten Bandes diefes Archivs findet fleh (S. 492.) die Bemerkung, dafs fleh das fch warze Pi gment fchon\nCe 3","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nin dem Auge fehr kleiner Embryonen finde, gegen welche Aeufserung ich nichts einzuwenden habe; wenn ich aber in einem folgenden Auffalze (S. 550.) \u00e4ufsere, das fchwarze Pigment fehle noch im Auge des F\u00f6tus, fo fcheint dies der Behauptung J\u00e4gers zu widerfprechen, in der That foil es heifsen ; in der Choroidea des Auges des jungen Embryo, welche Worte ich dort hinzuzuf\u00fcgen bitten mufs. Indelfen benutze ich nie dargebotene Gelegenheit, vorl\u00e4ufig ein paar Worte \u00fcber Pig-mentabfonderung und Haarbildung, Gegenftande, \u00fcber welche ich im. zweiten Theiie meiner demn\u00e4chft erlchei-nenden Hiftologie weitl\u00e4ufiger zu l'prechen, Veran-laffung finden werde, hier mitzutheilen.\nDie Abforiderting des fchwarzen Pigments im Auge beginnt zuerft in dem Strahlenk\u00f6rper, um weiche Zeit und auf welche Art, kann ich indelfen nach meinen bisherigen Beobachtungen nicht angeben, denn ich erinnere mich kaum, das Auge im bebr\u00fcteten H\u00fchnchen und in S\u00e4ugthierf\u00f6tus ohne diefen fchwarzen Kreis gefehenzu haben, doch werden wohl fortgefeizia Beobachtungen auch hier\u00fcber Auffchlufs geben. Die Aderhaut dagegen bleibt, wenigftens beftimmt in Hunde , Schafs- und Rinds - Embryonen lauge ohne Pigment, und befteht mir aus einer Schicht von weifsiichom Schleim (Bildungsgewebe), der von vielen Gefiosea durchzogen und dadurch etwas ger\u00f6thet w,r 1, d\u00fcrfen r\u00f6thlichen Schein findet man in der Aderhaut, aber auch nacherfolgter PigmentsWonderung und bis zur Geburt hin. Die erfte Abfonderung des Pigments in der Aderhaut des Kuhf\u00f6tus fcheint gew\u00f6hnlich im Anf\u00e4nge des vierten Monats zu erfolgen, zuerft wird es in der N\u00e4he des Strahlenk\u00f6rpers abgeforidert, und verbreitet fich fodann immer mehr nach hinten, doch findet fich immer im Kuh-, wie im Schafsf\u00f6tus, nach oben unj innan ein runder Fleck, der ir\u00fcher und ftarker fiekwui x","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"wird *)> als die \u00fcbrige Aderhaut. Die Art, wie das Pigment abgefondert wird, ift \u00fcbrigens folgende: Es entheben einzelne, kleine fchwarze K\u00fcgelchen, die anfangs \u00a3ehr entfernt von einander ftehen, allm\u00e4hlich lieh vergrofsern, zahlreicher werden, gedr\u00e4ngter heben , und nun der Aderhaut eine graue Farbe erthei-kn *). N\u00e4hern fie \u00dfch einander noch mehr, fo wird dann die Farbe endlich fchwarz, im fechsten Monat\u00ab ift aber die Aderhaut des Kuhf\u00f6tus immer noch mehr grau, als fchwarz, und im ausgetragenen Schafsf\u00f6tus finde ich die Farbe der Aderhaut immer noch viel heller, als im erwachfenen Thiere, Bis zur Geburt find immer die einzelnen Pigmentk\u00fcgelchen, viel leich-\n3) Diefe* fchwarze Fleck entbricht, vielleicht nicht ganz, aber doch gr\u00f6fstentheils, gewifs dem k\u00fcnftigen Tapetum, die Farben des Tapetums fcheinen aber nicht, wie Blumenbach zu glauben fchsiut, auf das fchwarze Pigment aufgetragen za feyn, fondern fia find das modificirte Pigment felbft. Ich mache vorz\u00fcglich die Chemiker hierauf aufmerkfam. H\u00e4ngen die verfchtedenen Farben von verfchiedenen Stoffen ab, was mir nicht wahrfeheinlicli ift, fo w\u00fcrden fie fich wohl hier, am leichteften nachweifen laffen.\n: 1 Die oben (\u00dfd. VI. Heft 4. diefes Archivs) von mir angef\u00fchrte Beobachtung von dem Dunklerwerden der Farbe der Ader-fiaut in Alkohol, erkl\u00e4re ich mir fo : die einzeln flehenden Pigmentkiigelchen geben der Aderhaut eine graue Farbe, wie nach Bajcer s und AItzfch's Beobachtung auf \u00e4hnliche Art in Haaren und Federn. Wird das Auge nun in Alkohol gebracht, fo gerinnen die Fl\u00fcffigkeiten, die Aderhaut nimmt einen kleinern Raum ein , die Pigmentk\u00fcgelchen werden dadurch einander mehr gen\u00e4hert und die Farbe wird dunkler. Auf eine \u00e4hnliche Art erkl\u00e4rt Bichat, warum die Haut de\u00bb Negers fchw\u00e4rzer werde, wenn man fie in kochendes Waffe* taucht. Bichat Allg. Anal, Tn. II. Abth. z. S. 256. Ueberf. von Vf aff. (Nach einem Cit\u00e2t von Voigt, in de* Maingaultlchen Ausgabe der Anal, g\u00e9n\u00e9rale, die sch zu* Hand habe, kann ich die Steile nicht finden).","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"ter-zu anterfch\u00e9iclen und leichter aus'derrt umh\u00fcllen\u00ab den Bildungsgewebe zu trennen, als im Auge des erwachienen Thiers, in dein fie mehr miteinander verkleben. und eine zufammenh\u00e4ngende Schicht bilden. Daher geben auch fchon Duverney l * 3) und andere \u00e4ltere Anatomen an, das Pigment im Auge des F\u00f6tus und jungen Menfchen fey br\u00f6ck\u00fccher und confiftenter, als in: dein Auge des Enyachfenen. Noch niuls ich bemerken, dals die erften Pigmentk\u00fcgelchen auf der inuern Fl\u00e4che der Aderhaut abgefondert werden, fchr viel fp\u00e4ter erfolgt diefe Abfonderung auf der \u00e4ufsern Flache,: Ich habe meine Beobachtungen, wie erw\u00e4hnt, an Kuh- und Schafsf\u00f6tus, gemacht, an Hundef\u00f6tus bet\u00e4tigt gefunden. Nach einigen menfcbJicben F\u00f6tus, die ich frifch zu unterfuclion Gelegenheit batte, fcheint es,fait, als wenn im menfchlichen F\u00f6tus die Pigmentab-fonderung verh\u00e4ltnilsm\u00e4isig fr\u00fcher beg\u00f6nne. So hat auch Bluinenhach das Pigment fchon in der Aderhaut des f\u00fcnfmonatlichen menfchlichen Embryo beobachtet *), im dreimonatlichen fand aber 1 Irisberg 1 ) die Aderhaut S#> (?)\nNur des Folgenden wegen fey es mir verg\u00f6nnt, an die altbekannte Erfcheinung der Uebereinftimmung der Farbe der Haare und des Pigments der Aderhaut und Traubenhaut das Auges, fo wie an das Blafswer-den des Pigments im Auge, bei dem Ergrauen der Haare, zu erinnern. Eben fo bekannt ift die Erfcbei-ining, dafs Aderhaut und Traubenhaut in gefleckten Thieren ebenfalls oft gefleckt find, und dafs die Fle-\nl) Opa. poj'ch. 1 p. T45.\n5) Cornm. foc. reg. feient. G\u00fcttingen/. Vot. VII. p. 3;,\n3) Defer, anal. Embryon, Ob/, 1. p, n.","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"407\ncken der Iris ihre Farbe mit der der Haut \u00e4ndern, wovon ich noch in diefem Winter in der N\u00e4he von Jena ein auffallendes Beifpiel fahe. Ein junger weifs- und grau gefleckter Hund hatte mehrere faft weilse Flecke auf der Iris, die weifsen Haare des Hundes wurden allm\u00e4hlich gelbgrau, die grauen aber fchwarz, gleichzeitig wurden die Flecken der Iris dunkler und jetzt find fie verfchwunden. Die gleichzeitige Farblofigkeit von Haaren und Augen in den Kakerlaken ift bekannt genug *).\nNun noch ein paar Worte \u00fcber die Haare, \u00fcber deren Enthebung man nichts, \u00fcber ihren Bau aber gar manches Unrichtige aufgezeichnet findet. Hier nur ein paar Worte hauptf\u00e4chlich \u00fcber ihre Entftehung\u00bb, was ihren Bau betrifft, fo mufs man das N\u00e4here \u00fcber die Verfchjedenheit deffelben in verfchiedenen Thieren in dem zweiten Hefte des erften Theils meiner Hifto-logie, nachfehen, wo man Alles durch Zeichnungen erl\u00e4utert finden wird.\nDie gew\u00f6hnlichen K\u00f6rperhaare entheben imPferde-und Kuhf\u00f6tus ziemlich gleich.\nln diefem Winter z. B. unterfuchte ich drei Kuh-f\u00f6tus.\nl) Befonders intereffant ift es aber, dafs die Entf\u00e4rbung der Aderhaut parallel gellt der Entf\u00e4rbung der Iris, dafs bei Flecken auf jener auch Flecken auf diefer entftehen, daf* aber die F\u00e4rbung des Strahlenk\u00f6rpers, derjenigen der foge-nannten Trauben im Pferdeayge entfpricht, fo dafs bei ganz entf\u00e4rbter Aderhaut und Iris doch Strahlenk\u00f6rper und Trauben noch gef\u00e4rbt find, eine Beobachtung, welche durch Pr\u00e4parate von fogenannten Glasaugen, die mein verehrter College, der Herr Profeffor Renner, aufbewahrt, vollkommen beft\u00e4tigt wird. Es fcheint diefes auf die Bedeutung jener Trauben hinzuweifen. S. Kemper d, i, de Irieide fyphill-tiea, Gouingae igsi. p. *3.","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\n1)\tDer jilng\u00eete, der aus dem vierten Monate feyn f\u00fcllte, aber wohl nicht \u00fcber drei feyn m\u00f6chte, zeigt am ganzen K\u00f6rper noch keine Spur von Haaren.\n2)\tEin zweiter (37 Centimeter langer Kalbsf\u00f6tus, der wohl aus dem vierten Monat feyn m\u00f6chte, war mit kurzen Barthaaren (Tafthaaren) Augenbrauen und zwei Haaren unter dem Auge verfehen, der ganze \u00fcbrige K\u00f6rper war noch ganz nackt, nur die Stellen an denen fich fp\u00e4ter die H\u00f6rner finden, enthalten einen runden Fleck von Pigmentftreifen von der Gr\u00fcfse eines Sechspfennigft\u00fccks *). Unter den Klauenkr\u00e4nzen etwas Pigment.\n3)\tln einem dritten Kuhf\u00f6tus, der mir f\u00fcnf und zwanzig Wochen alt angegeben wurde, und von der Schnauze bis zur Schwanzfpitze fiebzig Centimeter maafs, verhielt fich das Iiaargebilde folgender-mafsen: Barihaare, Augenbrauen und Augenwimpern waren lang und vollkommen ausgebildet; an den Spitzen der Ohrmufeheln, an der Spitze der Schnauze, oberhalb der Klauenkr\u00e4nze, an der Schwanzfpitze und in der Mitte der H\u00fcrnerftellen finden fich ausgebrochene kleine Ha'\u00abre, auch \u00fcber den Kniegelenken fangen fie an durchznbrecuein Oberhalb der durchgebrochenen\nl) In der Mitte diefer Fliehe zeigt fich die erfte Spur de\u00bb Horns, die ich bemerkt, n\u00e4mlich eine kleine Erh\u00f6hung, die ans einer Verdickung der Oberhaut zu beftehen fcheint, in der Mitte der Erh\u00f6hung ein kleines P\u00fcnktchen, mehr konnte ich hier noch nicht unterfcheiden, das \u00e4ufsere Anfehen ift aber ganz vollkommen das einer eben enthebenden Warze an den Fingern, leider weif# ich auch noch nicht recht, wie diefe entftehen, ob icii gleichwohl alles zu kennen glaube, was Andere hier\u00fcber gefchr\u2019eben. Unter der Haut konnte ich noch keine Spur des Horn* bemerken, die lieh dagegen im Ko, 3. fchon als ein kleines knorpiigtes Kiigel-ehen zeigte.","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"Haare finden ficli Stellen der Haut, wo man fie unter der Oberhaut liegen fieht, noch weiter nach dem K\u00f6rper hin hat die Haut das Anteilen , als w\u00e4re lie von Rauch gefehw\u00e4rzt, am K\u00f6rper und an den obern Th eilen der Extremit\u00e4ten, dem Sch\u00e4del, ift die Haut noch ganz glatt und ungef\u00e4rbt.\nUnterfueht man nun die Entftehung der Haare genauer, fo findet man Folgendes:\nZuerft werden unter der Oberhaut auf der Lederhaut 1 ), die um diefe Zeit bekanntlich ohne jVlafchen-gewebe, einer Lage von, mit vielen Gef\u00e4lsen durchzogenem, Biklungsgewebe gleicht (alfo die gr\u00fcfste Aehn\u00ab lichkeit mit der fr\u00fchem Befchaffenheit der Aderhaut-hat) einzelne, ganz kleine, fchwarze oder braune K\u00fcgelchen. abgefondert, die ganz dicht zu feyn fcheinen, und die ich in der That nicht von denen des Pigments der Aderhaut zu unterfclieiden wufsle.\nDann werden diefe K\u00fcgelchen, welche ziemlich regelm\u00e4lsig rund find, zahlreicher und geben fo der Haut das Anfehen, als w\u00e4re fie auf ihrer untern Fl\u00e4che von Lampendampf gefehw\u00e4rzt.\nDie einzelnen K\u00fcgelchen nehmen nun an Gr\u00f6fse zu und platten ficli zugleich etwas ab, dann erhebt\nl) Alfo im. fogenannten rste Ma\u00eepighi\u00ee. Auf den H\u00f6rnerHe-cken des F\u00f6tus jVo. 2. z. B., die ich noch aufbewahre, bleibt das ganze Pigment an der untern Fl\u00e4che der Oberhaut h\u00e4ngen, wenn ich diefe von der Lederhaut abziehe. ln de\u00bb beigefugten Abbildung liegen zwar alle Pigmcntk\u00fcgelebea in der L\u00dfderhant, aber diefe find auch f\u00fcr die feinfeen noch viel zu grofs, daher w\u00e4re es vielleicht m\u00f6glich, dafs mir dort dis feinften beim Beobachten und Zeichnen entgangen w\u00e4ren, dagegen liegen die K\u00fcgelchen, aus welchen die Haare hervorbrechen in der Lederhaut, und ziemlich allgemein liegt die Zwiebel ganz unten in der unterften Schicht der Liderhaut, wenn die Spitze des Haars die Oberhaut durchbrochen hat.","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"41.0\n\u00dfcb auf der nach aufsen gewandten platten Fl\u00e4che ein H\u00f6ckcrchen, welches lieh fchnell zu einem hohlen Kegel verl\u00e4ngert, welcher den Schaft des Haars dar-ftelit, w\u00e4hrend das ebenfalls jetzt hohle K\u00fcgelchen, welches jetzt vorz\u00fcglich, abgeplattet erfcheint, die Zwiebel deffelben darftellt. Um die Zeit des erften Ausbruchs des Haars aus dem Pigmentkiigelchen (oder nun Bl\u00e4schen) \u00eeft diefes (als nunmehrige Zwiebel des Haars) nicht allein im Verh\u00e4ltnifs zum Haar, fondern auch abfolut fehr viel gr\u00f6fser, als nach der v\u00f6lligen Ausbildung des Haars.\nNachdem Geh die Haare auf diefe Art aus dem Pigmentk\u00fcgelcheti entwickelt haben, liegen fie nun in der Lederhaut unter der Oberhaut, die ganz glatt \u00fcber ihnen liegt, und durch welche man fie deutlich erblickt.\nEndlich treten fie dann in fehr fchiefer Richtung \u00fcber die Oberhaut hervor.\nErh\u00e4lt nun das Haar, wenn esfich \u00fcber die Oberhaut erhebt, einen Ueberzug von der Oberhaut, wie Haller und einige \u00e4ltere Anatomen behaupten? In nie-dern Thieren (Raupen) jit mir cliefes in der That nicht ganz uowabrfcheinlich, aber an meinen F\u00f6tus wird mir daffelhe durch keine Beobachtung wahrfcheinlich gemacht.\nOder gelangt das Haar durch beftimmte Poren \u00fcber die Oberhaut, wie Bichat angiebt? Mir ift die Oberhaut immer glatt, oder doch ohne Oeffnungen er-fchienen , auch unter darken Vergr\u00f6fserungen.\nIft es erlaubt, hier eine Vermuthung an die Stelle der mangelnden Beobachtung zu fetzen, fo glaube ich, die Oberhaut wird \u00fcber dem durchbrechenden Haare reforbirt und l\u00e4fst ib das Haar durch.","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"411\nWahre B\u00e4lge, wie fie Geh an den Barthaaren und. Augenbrauen <ier Thiere finden, habe ich auch an den, ausgebildeten Haaren der Pferde, K\u00fche u.f. w. nicht erkennen k\u00f6nnen.\nWie und wann entfteh\u00e7n aber jene B\u00e4lge- der B\u00e7ut-haare oder Augenbrauen u, f. w. ? Fr\u00fcher war ich aus theoretifchen Gr\u00fcnden geneigt zu glauben, die B\u00e4lge entft\u00ffnden erft, und die Haare entwickelten Geh innerhalb derfelben. In diefer Meinung beft\u00e4rkte mich die \u00dcnterfuchung des oben unter No. 3. befchrieberien F\u00f6tus, in welchem ich jene B\u00e4lge verh\u00e4ltnilsmsi.sig fehr grofs und entwickelt fand, ln dem unter No. 2. be-fchriebenen F\u00f6tus dagegen, in welchem die Barthaare noch kleiner und weniger entwickelt waren, die Entwicklung der Augenbrauen noch mehr zur\u00fcck war, fand ich die B\u00e4lge der Barthaare zwar auch fehr grofs und durch fehr weifse Farbe von dem umgebenden Bil-dungsgewebe gefchieden, aber fie waren lehr weich iind hingen mit dem Bildungsgewebe feit zufammen, auch konnte ich die beiden H\u00e4ute derfelben noch nicht unterfcheiden, an den Augenbrauen aber fand ich noch keine Spur eines Balgs, fie glichen ganz den \u00fcbrigen K\u00f6rperhanrep, fo dal's wenigltens die Akten \u00fcber die\u00bb fen Gegenftand noch nicht als gefchloifen betrachtet werden k\u00f6nnen,\nBemerkens wer th ift noch die fehr fr\u00fche Pigment\u00bb abfanderung unter dem Klauenkranze, An diefer Stelle beginnt die Pigmentahfonderung an den Extremit\u00e4ten, dann erfolgt fie oberhalb des Klauenkranzes u, f. w. Oberhalb bilden fich die Pigmentk\u00fcgelchen in Haare um, indem die eigentlich f\u00e4rbende Subftanz (Kohle?) von einer hornartigen Rinde um fehl offen wird, w\u00e4hrend unter dem Klauenkranze nur die f\u00e4rbende Sub-ftanz liegen zu bleiben fcheint, die hornartige aber","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"zur Ausbildung der Fafern des Klauenkranzes verwand wird r).\nMan k\u00f6nnte fragen, find denn jene feinften Pig* meritk\u00fcgelchen auch wirklich homogen, oder beftehen de nicht Schon, wie di\u00e7 k\u00fcnftige Haarzwiebel, aus Binde und Mark? Ich antworte darauf, ift dies der Fall, fo iit es eben fo wahrscheinlich, dafs fich die Pigmentkiigeichen der Aderhaut eben fo verhalten.\nAngenommen aber, die K\u00fcgelchen w\u00e4ren anfangs homogen, fo k\u00f6nnte man die lehr nat\u00fcrliche Frage aufwerfen : bildet fich denn die Pvinde aus dem K\u00fcgelchen, oder legt fie fich von aufseu um daffelbe herum ? Keine Beobachtung liefert mir Thatfechen zur Beantwortung diefer Frage, analoge Erscheinungen in der Natur Sprachen aber Sowohl Sur die eine, als f\u00fcr die andere Bildungsart. Hic obfervandum, non exeogitandum, quid natura facial.\nIch habe die reinen Piefultate meiner Beobachtungen gegeben, die auch meine Zuh\u00f6rer in der Hifto-logie beft\u00e4tigen k\u00f6nnen: aber es entgeht mir nicht, dafs es Erfcheinungen giebt, die denfelben zu widersprechen, und es wabrfchein\u00fcch zu machen Scheinen, dafs die Rinde der Haare fr\u00fcher gebildet werde, aU das Mark. Namentlich geh\u00f6ren hieher drei Erscheinungen: i) Die Beobachtung Bichat's, dafs die Haupthaare im F\u00f6tus zuerft weifs find, und fich erft\nD Nur den Klaitenkrans und tiufkram kann man dem Nagel des Menfchen paralleliliren, die Sohle geh\u00f6rt einem andern Gebilde an, welches auch fchon in den Handtellern und Fafsfohlen des Menfchen angedeutet ift, welches Gautier au einer falfehen Darftellung des eigentlichen Oberhautge-bildes verf\u00fchrte, und welches ich unter dem Namen des Schwieiengebildes befehreiben werde.","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"nacli und nach f\u00e4rben *); wo inan alfo gen\u00f6thigt ift anzunehmen, dafs das Pigment ;n dem Haare abgetan-dert werde. 2) Die Verfchiedenheit des Sommer-und Winterhaars vieler Thiere, weiche im Herbfte nach dem H\u00e4fen weifse Haare bekommen, die fieh er it irn Fr\u00fchjahr f\u00e4rben. 3) Die Erfcheinung, dafs manche Haare ihr Pigment beftimmt fortw\u00e4hrend abfondern; fo kenne ich einen fonft reiniichen Israeiiten, defleri gl\u00e4nzend fchwarzes Wollenhaar deutlich abfarbt, und Aerzte haben gewiis, befonciers in f\u00fcdlichen Gegenden, von Damen, die fchwarzes Haar haben, die Klage, dafs fie allen Kopfputz f\u00e4rben, oft genug geh\u00f6rt * 2). Der erften, von Biohat beobachteten, Erfcheinung fetze ich eine eigene Beobachtung entgegen, n\u00e4mlich in dem Kuhf\u00f6tus IVo. 3. fah ich die ausgebrochenen Haare \u00fcber dem Klauenkranze ganz wenig, ihre Zwiebeln aber mit ganz fchwarzem Pigment gef\u00fcllt. Was die zweite Erfcheinung betrifft, fo werden wohl mikrofkopifche Beobachtungen, die noch nicht angeftellt worden find, die n\u00f6tbige Aufkl\u00e4rung geben, bleibt etwa auch w\u00e4hrend des Winters das Pigment in der Zwiebel liegen? Die dritte Erfcheinung l'cheint aber offenbar f\u00fcr eine fortw\u00e4hrende Abfonderung zufprechen, diefe ift mir um fo wahrfcheinlicher, da ich febr geneigt bin, anzunehmen, dafs die Haare an der Spitze mit Oeffnun-gen verfehen find. Diefe find \u00e4n gewiffen Stacheln des Stachelfchweins l\u00e4ngft bekannt, aber eben fo deutlich mit blofsen Augen zu erkennen lind fie an den weii'sen\nj) Anal, gener. ed. Maingauh. Vai. II. p. 794.\n2) Ich rathe dann mit vielem Erfojg, alle Fette ( Pomaden u. dergl.) zu vermeiden, weil diefe das Pigment auszieheu ( daher auch das Ergrauen der Haare bef\u00f6rdern ), dagegen die Haare von Zeit au Zeit mit Weizenkleis zu fcSuinn\u00ab.","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"Haaren auf dem Mofcliusbeulel und unter der Blume der Hirfchkuh, eben fo \u00dfnd die mickenborften des Schweins ganz deutlich offen, und an gar vielen Haaren macht es die mikrofkopifche Beobachtung wenig-ftens li\u00f6chft wahrfcheinlich.\nNun doch noch ein paar Blicke auf Refultate, die \u00ef\u00eech aus den beigebrachten Beobachtungen zu ergeben fcheinen.\nl) Ift es erwiefen, dafs das fchwarze Pigment des Auges vorz\u00fcglich aus Kohlenftoff befteht, wie auch dasjenige der Haut des Negers I *), iit es dann nicht h\u00f6chft wahrfcheinlich, dafs auch die Pigmentk\u00fcgelchen, aus denen Geh die Haare entwickeln, aus demfelben Stoffe befteilen? Ift es dann nicht wahrfcheinlich, dafs auch das Pigment der Haare, der Federn, dasjenige unter der Wachshaut des Schnabels und unter den Schuppen der F\u00fcfse der V\u00f6gel3) u.f. w. ebenfalls vorz\u00fcglich aus Kohlenftoff beftehen? wie auch bereits Folgt angenommen hat 5), Ob aber die Verichiedenheit jener Farben immer befondern cheinifchen Verbindungen des Kohlenftoffs zu \u2022ufchreiben fey, wie Voigt annimmt, m\u00f6chte freilich fchwer zu entfeheiden feyn ; der Aggre-gatzuftand \u00e4ufsert gewifs, wie befonders auch bekannte neuere Verfuche Bretvfter\u2019s zu beweifen fcheinen, einen fehr m\u00e4chtigen Einflufs! Freilich haben uns untere\nl) L. Cm ei in d. i. fiftens indagat. ehern, pigmenti nigri neu-lorum taurinorum etc. Cottingae i8l2. 8. Coli in Mondial Jub nero pistuento delt' occhio. Opufcol. feientif di Bologna fafe. VII. 1818.\n\u25a02j Denn diefes letztere verh\u00e4lt fich offenbar zu dem der Federn, wie das unter dem Klauenkranze zu dem der Haare.\nJJie Farben der organifchen K\u00f6rper, mijjcnfchaftUch bearbeitet v. I. S. Voigt. Jena 1816.","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"415\nMineralogen und Chemiker neuerlichst auch bewiefen, dafs in der auorganifchen Natur verschiedenen Aggre-gatzuft\u00e4nden auch verschiedene chemifche Verbindungen, wenigftens in der Regel, zu entsprechen Scheinen, und daSs \u00e4hnliche ErScheinungen wenigftens auch in der organiSchen Natur Statt finden, hoffe ich im dritten Theile meiner Hiftologie zu zeigen. L\u00e4fstfich \u00fcbrigens in'Beziehung auf die verschiedene Farbe der Pigmente etwas nach weifen durch Verfuche, fo d\u00fcrften die Pigmente unter den Schuppen der Fiifse der V\u00f6gel ganz, befonders zu empfehlen feyn, da fie in der gr\u00f6fs-ten Menge rein zu erhalten find, und ihre Farben lb Sehr Verschieden find. So habe ich mich mehrmals \u00fcber die Dauerhaftigkeit dicfer Pigmente gewundert. Man macerire 2. B\u201e eine Taube; nachdem alle weichen Theile weggefault find, wird das Pigment der F\u00fcfse noch das fch\u00f6nfte Roth zeigen.\n\u00e4) Werden die Haare urfpr\u00fcnglich als Pigmente abgefondert, So ift dann die Deutung der Pigmente in niedern Tbieren Sehr leicht, was find dann die brennenden Farbenftoffe vieler Pflanzenthiere, die Farben-fchuppen des Schmetterlingsfl\u00fcgels u. f. w. anders, als in der Ausbildung gehemmte Haare und Federn? Be-ftehen fie aber wieder vorz\u00fcglich aus Kohlenftoff, fo f\u00e4llt hiermit auch wieder das Leuchten des Hautorgans vieler jener niedern Thiere, die Annahme der electri-fchen Spannung der Haare und Federn u. f. \\v. auf eine merkw\u00fcrdige Weife zulammen,\n\u00bbJ\t*\n3) Die fchon von G\u00f6che fo fcb\u00f6n entwickelte Idee, dafs die weifse Farbe im Menfchen die edelfte Race bezeichne, wird auch hier beft\u00e4ligt. Der Menfch kau-kafifcher Race wirft das Pigment im Mutterleibe (als lanugo) ab und erzeugt kein neues, der Neger dagegen belitzt fchon nach Blumeiibaeh's merkw\u00fcrdiger","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"Beobachtung *) eine viel ft\u00e4rkere lanugo, und dann erzeugt er wenigftens Pigment, wenn lieh auch das Ha ar nicht daraus ausbildet, es ift eine Durchgangs-bi klung, eine Thier\u00e4hnlichkeil'. Ich ftimme daher auch C\u00f6ihe gern bei, wenn er meint, die behaarten Helden (Helden) w\u00e4ren Ausgeburten einer verzogenen Dichter-phantafie, und der glatte Maun ley der fchonfte, ft\u00e4rkfte, voUkommenjle I) 2 ').\n4)\tDas wahre Wefen vieler Mutterm\u00e4ler, fo wie auch fp\u00e4terer Alifsbildungen der Haut wird aus den Er-fcheinungen der Pigment- und Haarabfonderung viel klarer, wie ich im zweiten Theiie meiner Hiftologie zu zeigen hoffe.\nIft Pigmentabfonderung gehemmte Haarbildung, wie wahrfcheinlich ift es dann, dafs die Race der nackten t\u00fcrkifchen Hunde nichts anderes ift, als eine Hemmungsbildung? Um fo mehr, da in ihnen die Haare gerade auch an den Stellen wirklich vorhanden find, wo fie auch im F\u00f6tus zuerft ausbrechen, n\u00e4mlich gerade an den Stellen, wo lie auch der oben unter No. 3. befchriebene F\u00f6tus zeigte.\n5)\tAber auch andere Durcbgnngsbildungen der Haare (aufser der blofsen Pigmentabfonderung) fchei-nen in der Thierreihs vorhanden. Man erinnere lieh\nan\nI) Voigts Magazin f\u00fcr den neue\u00dfesi Zuftand der Natur\u2022 k\u00fcnde. E. 4.. S. 6tj.\n;) Crofs (Thy\u00dfognomy p. p2.) leitet das Hervorgelien des glatten, weichen, weifsen Hautorg.ms des Kaukai\u00eeers ab aus der Entwicklung dellelben zum Gef\u00fchlsorgan, und dies nicht ohne Grund; bei Thieren betrieben Haare und Pigmente vor, die Nervenw\u00e4rzchen find nicht entwickelt, beim Neger wird auch das Gef\u00fchL noch gefehwacht durch Pigment und dicke Oberhaut, im Kaukafier find das Pigment verdr\u00e4ngt, die Oberhaut verfeinert,, die Papillen entwickelter.","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"417\nan den oben befchriehenen Zuftand, wo die fclion gebildeten Haare noch unter der Oberhaut hegen, und vergleiche damit die Befchreibung, welche Steller von der Hautbildung des Borkenthiers (FLytina Cuv. Alarm lus St.) giebt *), findet fich nicht eine auffallende Aehnlichkeit? ln den Amphibien und Fifchen endlich ift auch das ganze Haargebilde lammt den Pigmenten unter der Oberhaut liegen geblieben,\n6)\tAuf eine \u00e4hnliche Art, wie dasPigment unter dem Klauenkranze abgefondert ift, findet fich auch in den Fifchen das Pigment aufserhalb der Hornfub* ftanz (der Schuppen) und zwar verfchieden gef\u00e4rbtes auf und unter denfelben a). So wird uns durch diefe Erfcheinung die Deutung der Schuppen, und durch diefe dann die der Mollusken-und Schneckenfchaleu fehr erleichtert.\nUnd auf eine recht merkw\u00fcrdige Art entfpricht wieder in den Fifchen das verfchieden gef\u00e4rbte Pimnent derinnern und \u00e4ufsern Fl\u00e4che der Aderhaut des Au^es den verfchiedenen Pigmenten fier innern und \u00e4ufseru Fl\u00e4che der Schuppen, und die h\u00f6here Bedeutung der einzelnen Theile des Auges \u00fcberhaupt wird fo Um\u00b0 vieles klarer.\n7)\tDie Bemerkung \u00fcbrigens, dafs die krankhafte Abfonderung der Pigmente im ganzen K\u00f6rper (des Menfchen, wie der Thiere) nirgends lo h\u00e4ufig als in den Lungen beobachtet wird, weiche jJh in meiner Hiftologie mit alten und neuen und eigenen Beobachtungen zur Gen\u00fcge belegen werde, ift^loch\n1)\tDe beftiis mariais. In Nov, Comment. Petropolit. Tom, 11,\np. 296.\n2)\tPetit. In M\u00e9m, de l'Acad, des fcienc. A. 1733,\nM. d, Archiv. VII. 3.\ti)d","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nauch wieder h\u00f6clift. intereffant in Hinficht auf die Gleichheit der Verrichtung von Lungen und Haut. Doch wird diefe Abfonderung auch in vielen andern Organen gefunden, aber immer auf h\u00f6chft intereffante W eile.\n8) Ift Pigmentabfonderung gleich Kohlenfioffab-fonderung, was Wunder, dafs bei geh\u00f6rter Abfonderung des, an Kohlenftoff fo reichen, an Stickftoff aber armen l) Menftruationsblutes die Weiber eine fo auffallend gelbe Farbe.der Haut zeigen, ja befonders j\u00fcngere M\u00e4dchen haben faft immer ein paar Tage vor Eintritt der Menftruation einen gelben Teint, der mit dem Eintritt derfeiben wieder verfchwindet. Entftehen aber die Haare aus Pigment, was Wunder, dafs bei geh\u00f6rter oder ceffirender Menftruation Weiber fo oft b\u00e4rtig und behaart werden? Die Haarbildung kann aber hier meiner Meinung nach nur als indirecte Folge der ceffiren-den Menftruation betrachtet werden, directe Folge derfeiben ift gew\u00f6hnlich Fett - und Pigmentabfonderung, als dem Menftruationsblute gleichnamige Stoffe, nur indem lieh ein polarer Stoff (Eiweifsftoff) um das koh-lenftoffreiche Pigmentk\u00fcgelchen legt, entftehen Haare\nl) S. J. F. Of land er de fliixu menftrvo etc. Gottingae J\u00ce08. \u2014 Lavagna in \u00cb rugnatgl/i Giornale di Fifica 1817. p. 397. Daraus in M ecke Vs Archiv f. d. Phjfiol. B. IV. p. 131. \u2014 Aus demfelben Grunde erkl\u00e4rt fick leicht da\u00ab Fettwerdeu der Weiher bei ceffirender Menftruation. Nimmt man meine An liebten von der Verrichtung der Milz an (S. meine Schrift \u00fcber den Bau und die Verrichtung der Milz. Eifenaeh 1817.), fo wird man \u00bbeh dann lehr leicht erkl\u00e4ren, warum bei Menftruationsbefchwerden die Milz fo oft leide (die F\u00e4lle gefammelt in meiner Schrift \u00fcber \u00abHe Entz\u00fcndung und Vergr\u00f6\u00dferung der Milz). So wie lieh dann auch die h\u00e4ufig beobachtete Umwandlung von Mil* *nd Leber in Fett leicht erkl\u00e4rt.","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"(wenn man die Bildung der Hanrrincfe von anfsen annimmt). Eine ganz \u00e4hnliche Erfcbeinung ilt das gleichzeitige Vorkommen von Haaren und Fett in Balgge-fchw\u00fclften, die auch h\u00e4ufig mit Meni\u2019n uationsfehlern im Zufammenhange fteht; \u00e4ulserl\u2019t h\u00e4ufig findet man in B\u00e4lgen Fett und Eiweifsftoff als polare Stolle abgefon-dert, wie ich durch eine Reihe \u00e4lterer und neuerer Beobachtungen beweifen werde (und wovon ich felbft erlt ganz vor Kurzem einen lehr intereffanten Fall in dieler Zeitfchrift mittheilte), entftehen nun gleichzeitig Haare, fo mufs man fielt das in ihnen enthaltene Pigment als dem Fette gleichnamig, vielleicht aus ihm ent-ftanden denken, was u:n lo vvahrfcheinlieher ift, da ja bei einigen Analyfen gerade diefes Fett ganz atifser-ordentlicn kohlenftoffreich gefunden wurde *), der Ei-weifsftoff aber bildete dann als polarer Stoff die Halle des Haars.\nDie Entfteliung der Haare auf diele Art ift \u00fcbrigens ganz dem gew\u00f6hnlichen Gange organifcher Bildungen angemeffen. Sie entftehen als Kugeln, Pig-mentkugelii, und bleiben als folche ftehen in den rtLedern Thieren, und als Hemrnungsbildungen in den hohem u. f. w. , fie wandeln lieh dagegen in \u00dflafen um, wenn iie zu Maaren werden, wie die Bluttropfen im bebr\u00fcteten Ei zu Bl\u00e4schen werden, wenn Gcf\u00e4fse aus ihnen entftehen f\u00fcllen. Noch mehr, ich werde zeigen, dafs die niedern Haargebilde, wie 2. B. die Wolle, gegliedert zu feyn fcheinen, alfo Reihen folcher Bl\u00e4schen darfteilen, eine Bildung, welche fielt, wie ich ebenfalls zeigen werde, in kranken menfchlichen Haaren wiederholt, gerade eben fo find ja auch die zull) d 2\nl) Bofcock Ancslyfls of a ftearoid tumor in Ed\u00een&ur&h mt-die ai and J'urgical Journal, Vol, 11. p, 14.","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nerft entftandenen, die niederften Gef\u00e4fse (Lymphge-f\u00e4fse), gegliedert (Reihen von Bl\u00e4schen, die lieh in einander \u00f6ffnen); dagegen find ausgebildetere, h\u00f6here Uaargebilde, wie das Menfchenhaar, die Stacheln u. f.w, ungegliedert, wie auch die am h\u00f6chften ausgebildeten Gef\u00e4fse die Arterien \u2019).\nDas Pigmentk\u00fcgelchen ift gleichfam ein Flechtenk\u00fcgelchen, jenes wandelt fieh in Bl\u00e4schen, Gliederhaare u. f. w. um, wie diefes lieh in Bl\u00e4schen J) (lnfu-forien) verwandelt, die fich zu Conferven bilden l) * 3 4 5), denn was find denn Confervenf\u00e4den anders, als Reihen von erftarrten Infuforien *) (Pflanzenzellen, die im Thierk\u00f6rper nirgends Vorkommen)? Wie ja auch auf gleiche Art in den Pflanzen w\u00fcrzelchen nach Bauer\u2019s fch\u00fcner Beobachtung *) K\u00fcgelchen in Bl\u00e4schen \u00fcbergehen, die fich als Zellen an einander reihen, die Confervenf\u00e4den darftellen, woraus die ganze Pflanze zu be-ftehen fcheint, wie der geniale Agar\u00f6th \u00e4) neuerlich\nl) Noch deutlicher fpricht (ich diefe Metamorphofe oft in krankhaften Pioducten aus. S. einige Andeutungen in Fuhrmann, d.i. de tumoribus cyjiicis humorem fynoviae Jimi-lernet corpuscula cartilaginea continentibus. Jenac 1832. 4.\na) Eine Metamorphofe, wie fie ja fchon in den Apothecien der hohem Flechtengattungen angedeutet ift.\n5) A'eci a h Efenbeck j. de radice plant arum mycetoidea* rum. Bonn lg 19,\n4)\tL. Chr. Treviranus \u00fcber die Bewegung der gr\u00fcnen Ma-\nterie. ln beider Treviranus vertu. Schriften. B. 11.\nH. 1. S'. 7? ff\n5)\tIn Home. Vebcr die Ver\u00e4nderungen des Bluts beim Gerin-\nnen. Phil. Transact. 1&18. und daraus in M eckel' s Archiv f. d. Phyf. B. V. H. 3. p. 373-\n<) De metamorpho\u00df algarum. Lund. 1829.","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"42!\nzeigte ; fo kann man denn mit Recht fagen, dafs der K\u00f6rper aller Organismen nur eine Anh\u00e4ufung von wertlenden und vergehenden und wieder werdenden Infu-forien fey, wie aufser den angef\u00fchrten Naturforfchern Buffon , Malier, Oken, das \u00fcberall treffliche \u00dfriider-paar der Treviranus u. f. w. annehmen.\nDaher werden auch die Haare mit Recht von mehreren Naturforfchern *) als die vorzugsweis vegetabili-fchen Theile des K\u00f6rpers gleichfam als Cryptogamen deffelben betrachtet.\nDaher kann man (ich auch nicht wundern, dafs das Haar fchon in den Pflanzen fehr ausgebildet vorkommt, wie uns vor Kurzem L, Chr. Treviranus gezeigt hat 1 2 ).\n1)\tZ. B. noch neuerlich von dem, den Wiffenfchaften nur allzu-\nfr\u00fch entriffenen Schweigger. In der Naturgefchichtc der Jkeletlofen ungegliederten Thierc, S. 59.\n2)\t(Jeher die Oberhaut der Gewachfc in verni. Sehr. B. JK M\u00f6chte es doch dem genialen und gr\u00fcndlich forlchende\u00bb Treviranus gefallen, uns ein vollft\u00e4ndiges Handbuch der Phytotomie und Thytonomie zu geben, da das Sprengelicht Werk doch fchon altert, alle \u00fcbrigen aber unvollft\u00e4ndig oder h\u00f6chft einfeitig und unzuverl\u00e4ffig find.\nMit welchem Eifer fehen wir jetzt in Dentfchland alle Zweige der Naturwiffcnfchaften bearbeitet ! Man f\u00fchlt die-fes gerade am lebhafteften, wenn man im Laufe der Unter-fuchung an die Gr\u00e4nzpunkte der einzelnen Zweige gef\u00fchrt wird, wie j\u00e4mmerlich lieht man dann das dickk\u00f6pfige Volk der Gnomen mit feiner fogenannten JMaturphilofophie, feinem Magnetismus, feinem Tellurismus und all dem Terrorismus im Reiche der WilTenfchaften verfchwinden ! Zwar habe ich vor einiger Zeit auch das Gl\u00fcck gehabt, von einem Becenfenten mit dem Titel eines Natnrphilofophcn begriifst zu werden, aber der gute Mann hatte wahrfcheinlieh, als er es fehrieb, feine Gedanken an den, boll\u00e4ndifchen S\u00fcmpfen, die er, wenn ich nicht irre, l\u00e4ngere Zeit bewohnte^ gelaffen.","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"Sollte es t\u00eeenn nun nach die Ten Betrachtungen in ! der That fo widerfinnig feyn, wie einige Naturfor-fcher glauben, die Erzeugung von wahren Cryptoga-rr.en (Schw\u00e4mmen, \u00dfyfi'us, Schimmel) im lebenden th'ierifchen Organismus anzunehmen? Um fo mehr, da dieie Cryptogamen gerade nur auf der Haut und in den Lungen beobachtet wurden? Ich war geneigt, mich f\u00fcr die Annahme zu entfcheiden 1 ) und auch der treffliche Schweigger Icheint derlelben Meinung nicht abgeneigt 2),\nIch gebe nichts auf oberfl\u00e4chliche Vergleichungen und Deuteleien, aber zu lehr dringen lieh manche Analogien auf. So heben fieh die Gongyli der Flechte kaum hervor aus dem Geltem, die hochgef\u00e4rbten K\u00fcgelchen von Staubfiechten find das erfte Zeichen ties Lebens am todten Uriels des Granits, fo il't es doch merkw\u00fcrdig, dafs nicht allein mit den Pigmenten zugleich Metalle und Erden (Eilen und Kalk) in reichlicher Menge an der Oberfl\u00e4che des thierifchen Kur per s auftreten, fondent dafs auch zugleich mit den Pigmenten und Haaren nur der anorganifchen Natur eigene, krvftailinilciie Gehalten auftreten, wie fchon z. B. in der Haut des Eleplianten, des Rhinoceros, noch mehr aber in den Schuppen an den F\u00fcfsen der V\u00f6gel u.f. w. Dieie Gcftalten find denn freilich die regelm\u00e4fsigften, welche fielt aus den fph\u00e4rifchen bilden k\u00f6nnen, vorz\u00fcglich n\u00e4mlich das Sechseck ; und merkw\u00fcrdig ift es wieder, dafs jene Schuppen im netigebornen H\u00fchnchen\ni) C. F. Heufinger Frogr. de metamorphe\u00df roftri piei et de generationc mucoris in organisnto animali vive rite. Jeuae tg2i.\n*) Handhuch der Nalurgefchichte der fkeletla\u00dfen, ungegliederten Thiere. S, 269-","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"noch rund find, und erft nach der Geburt in eckke\nto\nFormen \u00fcbergehen. Ich bin aber deswegen doch noch weit entfernt, einen Uebergang aus den Anorganismen in organifche K\u00f6rper anzunehmen, wie aufser vieJen andern, z. \u00df. auch der geniaJe Crofs *) thut, vielmehr \u00fcberwiegt noch bei mir das Gewicht der Gr\u00fcnde, mit denen mein trefflicher Lehrer Hausmann l) 2) die entgegengefetzte Meinung vertheidigt.\nDoch ich vergehe fait, dal's ich nur vorl\u00e4ufige Andeutungen hier geben wollte.\nvir.\nNachtrag zu der Beobachtung des Herrn Medicinalraths Dr. Ulrich und Medicinal- Afleffors Dr. Heymann zu Koblenz betitelt:\t\u201eHochft merkw\u00fcrdige ange-\nborne Gehirnwafferfncht \u201c in Band VI. S. 5 2 3 \u2022 diefes Archivs. Von Prof. Mayer in Bonn.\nDa der Herr Medicinalrath Dr. Ulrich bei der Mittheilung der Beobachtung einer angebornen Gehirnwaffer-fucht meiner in einer Anmerkung erw\u00e4hnt, fo wird es nicht unzweckm\u00e4\u00dfig feyn, als Nachtrag zu diefer Beobachtung dem Publicum dasjenige bekannt zu ma-\nl) J. Crofs an attempt to eftablifh Thyfiagnomy upon feien* tific principles. Glasgow 1817. S. Eine zu wenig bekannt gewordene Schrift. -\nt} ln feinem neueften Meifterwerke : Unterfuchungen \u00fcber die Formen der anorganifeken Natur. G\u00fcttingen 1821. 4.","page":423}],"identifier":"lit15792","issued":"1822","language":"de","pages":"403-423","startpages":"403","title":"Ein paar Bemerkungen \u00fcber Pigmentabsonderung und Haarbildung","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:02:35.494956+00:00"}

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