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Nachtrag zu der Beobachtung des Herrn Medicinalraths Dr. Ulrich und Medicinal-Assessors Dr. Heymann zu Koblenz betitelt: "Höchst merkwürdige Gehirnwassersucht" in Band VI, S. 523 dieses Archivs

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{"created":"2022-01-31T16:09:37.722472+00:00","id":"lit15793","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Mayer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 423-429","fulltext":[{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"nocli rund find, und erft nach der Geburt in eckige Formen \u00fcbergehen. Ich bin aber deswegen doch nocli weit entfernt, einen Uebergang aus den Anorganismen jn organifche K\u00f6rper anzunehmen, wie aufser vielen andern, z. \u00df. auch der geniale Crofs *) thut, vielmehr iiberwiegt noch bei mir das Gewicht der Gr\u00fcnde, mit denen mein trefflicher Lehrer Hausmann l) 2) die entgegengefetzte Meinung vertheidigt.\nDoch ich vergeffe fait, dafs ich nur vorl\u00e4ufige Andeutungen hier geben wollte.\nVII.\nNachtrag zu der Beobachtung des Herrn Medicinalraths Dr. Ulrich und Medicinal- Affeffors Dr. Heymann zu Koblenz betitelt:\t\u201eHochft merkw\u00fcrdige ange-\nborne Gehirnwafferfucht \u201c in Band VI. S. 5 23. chefes Archivs. Von Prof. Mayer in Bonn.\nDa der Herr Medicinalrath Dr. Ulrich bei der Mittheilung der Beobachtung einer angebornen Gehirnwaffer-fucht meiner in einer Anmerkung erw\u00e4hnt, fo wird es nicht unzweckm\u00e4\u00dfig feyn, als Nachtrag zu diefer Beobachtung dem Publicum dasjenige bekannt zu ma-\nl) J. C r ofs an attempt to eftablifh Thy\u00dfo-gnomy upon feien-tific principles. Glasgow I\u00dc17. 8. Ein* zu wenig bekannt gewordene Schrift. -\nt) In feinem neueften Meisterwerke : Vnterfuchungen \u00fcber die Formen der anorganifcken Netter. G\u00fcttingen i|2I. 4-","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"chen, was ich bei einer fp\u00e4tern, mit aller m\u00f6glichen Sorgfalt und Geduld, welche anatomifche Gegenlt\u00e4nde, an denen fchon im Voraus Pr\u00e4parationen vorgenom-men wurden, erfordern, angeltellten Unterfuchung des unferer Univerlit\u00e4t von den Herin Mitgliedern des Medicinal - Collegiums in Koblenz gefalliglt iiberlchick-ten Kopfes noch beobachten und bemerken konnte. Ich entfchiiefse mich zwar h\u00f6chlt ungern iiner ein anaromi-fches Object, an weichem fchon Andere vor mir nach ihrer Weile pr\u00e4parirt haben, etwas pofitives auszufa-gen; jedoch finde ich mich in (liefern Falle hierzu bewogen, theils unreine wirklich fehr intereffante Beobachtung mit einigen neuen, in dem Auffatze des Herrn Medicinalrath Dr. Ulrich nicht erw\u00e4hnten Tuatluchen und Bemerkungen zu vermehren : theiis uni meine in der genannten Anmerkung angef\u00fchrte Auslage, dafs ich f\u00e4inmtiiche Nervenanf\u00e4nge in der Sch\u00e4deih\u00f6hle auf-gefurulen h\u00e4tte, nocli einmal zn wiederholen und zu bekr\u00e4ftigen. Der gef\u00e4llige Lefer m\u00f6ge dann fei bit meine Mittheilungen mit dem in dem Auffatze des Herrn IVSe-dicinairath Dr. Ulrich Ausgefallen vergleichen, das Abweichende bemerken, und lieh die Beobachtung io erg\u00e4nzen.\nDer uns mitgetheilte Kopf erfchien allerdings \u00e4u-fserlich geh\u00f6rig entwickelt. Die Dicke und Starke der Sch\u00e4delknochen war bei ihrer fonftigen regelm\u00e4fsi-gen Bildung auffallend. Diele \u00fcberwiegende Knochenentwicklung, fo wie die daraus folgende Kleinheit der Fontanellen, liefsen allerdings keinen hydrocephaliichen Zuftand vermuthen.\nIn der Sch\u00e4delh\u00f6hle, welche bekanntlich ge\u00f6ffnet worden war, bemerkte man zuerft die fehr fefte und dichte dura mater, welche auf gew\u00f6hnliche Weile das Innere der Sch\u00e4delknochen \u00fcberkleidete, in der Mitte der Sch\u00e4delh\u00f6hle flieg diefe Haut wie fonft nach ein-","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"425\nwarts und bildete eine ebenfalls felir feftefalx cerebri, dir. ihre gew\u00f6hnlichen Anheftungen zeigle. Auch das tentorium cerebelli uncl die faix cerebelli waren barker und dichter als man cs in diefer Periode des Kindes, erwarten durfte.\nInnerhalb der dura mater befanden fich nun die Ueberrefte der fchon erw\u00e4hnten Blafe, welche mit einer hellen Findigkeit gefiiiit gewefen feyn loll, lind dem Herrn Medicinakath Dr. Ulrich bereits er\u00f6ffnet zu-kam. Die H\u00e4ute diefer Blafe beftanden, wie man noch deutlich wahrnehrnen konnte, aus der arachnoidea und, pia mater. Sie enthielten die Ausbreitungen der Blut-gef\u00e4fse, n\u00e4mlich, fo viel noch bemerkt werden konnte, aufser den Venen, auch die Verzweigungen der carotis cerebralis, welche betr\u00e4chtlich enger und d\u00fcnner als gew\u00f6hnlich fchien, und die der arteriae vertebrales, welche eine normal dicke arteria bafilaris bildeten. Uebi i-gens fand man noch zerftreut in der Sch\u00e4delh\u00f6hle mehrere St\u00fccke von Gehirnfubftanz liegen, die ihre geh\u00f6rige Confiftenz hatten, doch im Ganzen kaum eina Unze zufammengenommen betragen mochten. Vom grofsen und kleinen Gehirn war keine Spur vorhanden, ja ielbft die medulla oblongata , die mit einem ftumpfen Ende aufgeh\u00f6rt haben foil, war nicht mehr zu bemerken. Dagegen fand man noch deutlich erkennbar die Hypophylis cerebri, das Infundibulum und die glandula pinealis, welche mittelit des plexus choroideus mit den H\u00e4uten der ehemaligen Blaie zufammenhing. Es wurde nun zur Unterfuchung der Gehirnnerven gefchritten, und hierbei zeigte lieh folgendes. Vom erltsn Gehirnnerven fah man in der Schadelh\u00f6hle nur noch die Ner-venfafern, welche aus dem fogenannten bulbus diefes IServen entfpringen, und durch die foramina cribrofa des Siebbeins hindurchtreten. Das zweite Gehirn-nervenpaar war fo dick, wie gew\u00f6hnlich, hing mit","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"den H\u00e4uten der Hirnblafe feft zufamtnen, encligte fich aber l'chon vor dem Chiasma nervorum opticorum, Von welchem keine Spur vorhanden war. Sein Ende war aber nicht ftumpf, fondern ungleich, rauh und die Markmafte deffeiben aufgel\u00f6ft und zerft\u00fcrt. Das dritte Paar, der Nervus ocuiomotorius , war vorhanden, aber von den H\u00e4uten der Hirnblafe abgel\u00f6ft. Daifelbe fand bei dem vierten Gehirnnerven, dem Nervus pathr'ticus, Statt. Das f\u00fcnfte Gehirnnervenpaar der Nervus trigeminus, war regeim\u00e4fsig entwickelt, hing feit mit den genannten H\u00e4uten der Hirnblafe zu-fatmnen und zeigte, gegen die H\u00f6hle diefer Blafe hin, ebenfalls ein aufgel\u00f6ftes zerft\u00f6rtes Ende. Es bildete die-.fer Nerv wie fonft das ganglion Gafferi, und fpaltete fich lofort in feine drei Aefte. Das fechste Paar, der Nervus abducens, hing feit mit der Hirnblafe zusammen. Ebenfo das fiebente und achte Paar, der Nervus facialis und mollis. Ihr Verlauf und Austritt aus der Sch\u00e4delh\u00f6hle bot nichts ungew\u00f6hnliches dar, Ihr Cerebralende war ebenfalls aufgel\u00f6ft. Aus der nun etwas fetter gewordenen Haut der Hirnblafe fah man fofort deutlich das neunte, zehnte und elfte Paar, den Nervus gloffopharyngeus, vagus und accefforius VVillifii, zum Vorschein kommen und gemeinfchaftlich durch das foramen lacerum hindurchtreten. Der letztere iiefs lieh bis \u00fcber das foramen occipitale magnum hinaus verfolgen. Die St\u00e4rke diefer fo eben genannten drei Nerven war ganz normal. Endlich ragten die Wurzeln des zw\u00f6lften Gehirnnerven, des Nervus bypogloifus aus den H\u00e4uten an der Bafis tier Hirnblafe hervor und vereinigten fich, um durch das foramen condyloideum an-ticum hinaus zu treten. Wenn daher von den f\u00e4mmt-lichen Gehirrmerven an der innern Fl\u00e4che der H\u00e4ute der Hirnblafe nichts mehr als etwas halbzerft\u00fcrte Markfub-ftanz wahrzunehmen war, fo erfchienen diefelben doch","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"an clef Gr\u00e4nze derselben, mit Ausnahme des wahr-fcheiniich abgerifi\u2019enen Nervus olfactorius, ocuio-moto-rius und patheticus, innerhalb der Sch\u00e4delh\u00f6hle in ihrer regelm\u00e4\u00dfigen Gr\u00f6\u00dfe, St\u00e4rke und Verbreitung.\nEs wurde von Herrn Dr, Ulrich bereits zum Theil bemerkt, dafs die Nerven aufserhalb der Sch\u00e4-delh\u00f6hle fielt regelm\u00e4fsig verhielten, io dafs ich dar\u00fcber nichts weiter erw\u00e4hne, und diefes nur ebenfalls beft\u00e4tige. Eine n\u00e4here Betrachtung verdienen aber die Carotiden, und es ift deshalb, fo wie \u00fcberhaupt in anderer Hinficht zu beklagen, dafs der Herr Medici-nalrath Dr. Ulrich nicht den ganzen Leichnam des Kindes zur Unterfuchung erhielt. Die carotis communis finiftra war krankhaft befchaffen, ihre H\u00e4ute waren verdickt, entz\u00fcndet, und ihre innere Oberfl\u00e4che er-ichien ger\u00f6thet. Ihr Kanal war verengert und mit zum Theil an der Wandung der Arterie feft anh\u00e4ngendem Coagnlum angefiillt. Die carotis cerebralis finiftra war, wie man diele Erfcheinung bei Aen\u00e7ephalis bemerkt, zur H\u00e4lfte d\u00fcnner als gew\u00f6hnlich, jedoch durch-g\u00e4nglich. Auch die carotis cerebralis dextra war nur halb fo dick und weit als im normalen Zuftande. Dia carotis comunis war auf diefer Seite durch entz\u00fcndliche Verdickung ihrer H\u00e4ute fo verengert, dafs man nur mit einer feinen Sonde, welche die Dicke einer gew\u00f6hnlichen N\u00e4hnadel hatte, hindurchkommen konnte. Auch hier fanden fich Coagula in der H\u00f6hle der Arterie. Die arteriae vertebrales konnten, weil der Kopf zu nahe am Hinterhaupt abgefchnitten war, aufserhalb der Sch\u00e4delh\u00f6hle nicht mehr aufgefunden werden. Von der \u00dfe-fchaffenheit diefer Gef\u00e4fss und der Carotiden innerhalb der Sch\u00e4delh\u00f6hle war oben fchon die Rede.\nWie bei diefer Verengerung und Obftruction der carotides communes, dennoch eine regelm\u00e4fsige ungehinderte. Entwicklung und eine gefunde reichliche Vege<*","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\ntation derjenigen Theile des Kopfes, in welchen fich die carotis externa verzweigt, Statt haben konnte, ift mir ein. R\u00e4thfel und nur die vo\u00fcft\u00e4ndige Section des Leichnams h\u00e4tte vielleicht hier\u00fcber einiges Licht verbreiten k\u00f6nnen. Das Zur\u00fcckbleiben des Gehirns in feiner Entwicklung erkl\u00e4rt fich zum Theil daraus, zum Theil aus der bedeutenden Verk\u00fcmmerung der carotides cerebrales.\nEs hingen in dem befchriebenen Falle alfo alle Gehirnnerven mit den H\u00e4uten der Hirnblafe zulammen, und ihre Verbindung untereinander war durch die in der pia mater eingefchloflenen balbfl\u00fcffigen Markmaffe vermittelt. W\u00e4re aber auch diefe Markmaffe hier nicht als ein Centralorgan f\u00fcr die Gehirnnerven anzufeben, io fehlte ein i\u2019olehes Centralorgan h\u00f6chftens f\u00fcr die erften drei Gehirjmerven, da die \u00fcbrigen bekanntlich mit der medulla oblongata in Verbindung flehen, welche ja vorhanden gewelen feyn foil. Es fcheint mir aber allerdings, aus dem Vorhandenfeyn der falx cerebri; des Trichters, der Zirbeldriife zu fchliefsen, dafs die Markmaffe, wenn gleich in balbfl\u00fcffigen Zuftande, doch im Allgemeinen die Form des Gehirns noch, einigermafsen befeffen habe. Es l\u00e4fst fich auch eine folche der Form blofs aber nicht der Maffe nach vollft\u00e4ncSge Entfaltung des Gehirns auch bei der genannten Verk\u00fcmmerung der carotis cerebralis wohl denken. Das Gehirn entwickelte fich bei dem geringem Zuflufs von BJyt feiner Form nach, aber blieb, was feinen materiellen Gehalt betrifft, zur\u00fcck, fo dafs gr\u00f6fstentheils ftatt Markmaffe blofse fer\u00f6i'e Fl\u00fcffigkeit abgefetzt wurde. Ein v\u00f6lliges Zur\u00fcckbleiben der Entwicklung des Gehirns feiner einzelnen organifchen Theile nach, wie folches bei der Hemicephalia und Acephalia Statt findet, l\u00e4fst lieh nicht blofs aus einer blofsen Verengerung der Gehirnfchlag-adern erkl\u00e4ren, londern hierbei mufs zugleich eine Ver-","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"k\u00fcming und Verk\u00fcmmerung der Aefte und Zweite der carotis cerebralis vorhanden feyn. Da in diefen F\u00e4llen h\u00e4ufig zugleich auch die Sch\u00e4delknochen in ihrer Entwicklung zur\u00fcck find, fo tnufs diele Erlcheinung ebenfalls in einer Verk\u00fcrzung der Verzweigung der Arterien namentlich der carotis externa und der arteriae menin-geae insbeforidere gefucht werden. Ich habe bei dielen Bemerkungen mich zwar immer des Ausdrucks bedient, dafs die Urfache der unvoilkommnen Gehirnentwicklung in einer Verk\u00fcmmerung der carotis cerebralis zu. fliehen fey, aber nur um mich verft\u00e4ndlich und kurz auszudr\u00fccken, indem ich nicht der Meinung bin, dafs ein fol-ches Caufalverh\u00e4ltnifs Statt finde, fon lern vielmehr \u00fcberzeugt bin, dafs die Verk\u00fcmmerung des Gehirns und der Gehirnfchlagader ein gleichzeit ig Stattfindendes Ereignifs fey, die eine die andere nicht bedinge, fondera dafs durch eine harmonia praefrabilita bei dem erften Entw\u00fcrfe des Organismus beide M\u00e4ngel zugleich gefetzt feyen.\nvin.\nUeber die Urinfecretion der Hamblafe. Von M. W. Plagge.\nSchon feit den \u00e4lteften Zeiten war man dar\u00fcber in Zweifel, ob der Urin blofs das Product der Secretions-th\u00e4tigkeit der Nieren fey oder nicht. Diejenigen, welche dies l\u00e4ugneten, nahmen geheime Wege an, wodurch das Getr\u00e4nk unmittelbar aus dem Magen und Darmkanal zur Harnblafe gelange und fo den Urin bilde. Man hatte eine Ahndung der Wahrheit, allein die Wahrheit feibft blieb dem Geilte noch verh\u00fcllt.","page":429}],"identifier":"lit15793","issued":"1822","language":"de","pages":"423-429","startpages":"423","title":"Nachtrag zu der Beobachtung des Herrn Medicinalraths Dr. Ulrich und Medicinal-Assessors Dr. Heymann zu Koblenz betitelt: \"H\u00f6chst merkw\u00fcrdige Gehirnwassersucht\" in Band VI, S. 523 dieses Archivs","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:09:37.722477+00:00"}

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