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{"created":"2022-01-31T16:12:04.932395+00:00","id":"lit15799","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Mondini","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 459-465","fulltext":[{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"459\nxriL\nMondini \u00fcber den Eintritt der Galle in den Darmkanal. (Opufc. fcientif. di Bologna. T. V. Fafc. V. p. 293 ff'.)\nWenn man gleich jetzt dar\u00fcber einig ift, dafs 1) die Galle nur in der Leber abgefondert wird, und 2) beim Menfchen der Biaferigang der einzige Weg ift, auf dem lie von hier au;; in die Gallenblafe gelangt, fo verh\u00e4lt es fich ganz anders in Hinficht auf die Zeit, in welcher fie vielmehr in dielen Beh\u00e4lter oder in den Zw\u00f6lffingerdarm tritt.\nEinige1) nehmen in der That an, dafs zur Zeit der Ausdehnung des Darms von Chymns, oder bei Parker Z ul a rumen Ziehung defielben der zwifchen feinen Hauten befindliche Theil des Gallenganges verenrt wird und dann die Galle, die fortw\u00e4hrend ubgefon-dert wird, aber weder in den Darm treten, noch zur Leber zuriickfliefsen kann, durch den Biafengang in die Gallenblafe tritt.\nGanz im Gegentheil nehmen andere an, dafs die Erfchlaffung des Darms vielmehr den Eintritt der Galle verhindere, und diefe daher nur w\u00e4hrend diefes Zu-itanues in die Biafe trete. Sie ftiitzen fich darauf, dafs man fie, namentlich Sabatier 2) und Boyer 3), bei Menfchen und 1 liieren, die vor dem Tode lange hungerten, besonders voll Galle fand; ferner, nach Bel-combe, auf die geringere Weite, welche der Gallengang zwifchen den Darmh\u00e4uten im zufammengefallenen Zu-\n1)\tHaller Elem. phyfiol. t\u25a0. M. A, C aid uni phyfiol. Sil/nrner*\nring de hum. corp. fahr. u. m, a.\n2)\tTrait\u00e9 d\u2019aimt, T. II.\n3)\tTwite d\u2019anat. T. IV.","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\nfrauds des Darmkanals haben mufs, weil feine H\u00e4ute dann weniger gereizt und zuiamrnengezogen find *), auf einige Verfuche von Bichat 2) oder darauf, dafs nach Fattori, daffelbe der Betrachtung gem\u00e4fs bei \u00e4hnlich gebauten Theilen Statt findet 3).'\nUm diefe Meinungen zu pr\u00fcfen, ift es nothwen-riig, Einiges \u00fcber den Bau des Zw\u00f6lffingerdarms und den Lauf des Gailenganges zwifchen feinen H\u00e4uten vor-auszufchicken.\nBekanntlich fehlt dem Zw\u00f6lffingerdarm die \u00e4u-i'sere, vom Bauchfell ftammende Haut und er ift daher weiter, weicher und ausdehnbarer als der \u00fcbrige d\u00fcnne Darm. Jener Mangel wird zurnTheil durch die gr\u00fcfsere\nt) Diff. inaug. animadv. circa rnotum bilis cont, Gott. 1787.\n;) An. gyn. Paris 1812. T. II. p. T. p. 459.\n4) Guida alio ftudio della anatomia umana. Pavia 1807. T. 1. p. 2g7. Der Verf. Tagt, nachdem er bemerkt hat, dafs nicht nur ftarke Ausdehnung, fondera auch ftarke Znfammenzie-Lung des Zw\u00f6lffingerdarms den Eintritt der Galle hindert, in. einet Kote Folgendes..\nIch bezweifle diefe am allgemeinften angenommene Lehre etwas, da lieh die Harnleiter auf diefelbe Weife einfenken, und doch der Harn bei der ft\u00e4rkften Ausdehnung einfliefst. Tieberdies w\u00fcrde die Schlaffheit deffelbsn wohl eher ein Hindernd* abgeben. Aufserdem kann ja auch die Muskelhaut nicht ununterbrochen, fondera nur abwechfelnd auf die Speifon ein wirken, diefe tr\u00e4gt gerade zu der Zeit, wo die Speifen am meiften im Zw\u00f6lffingerdarm bewegt werden, zur Erleichterung und Befchleuoigung des Gallenlaufes bei, indem fielt bei der Erfchlaffung der untere Theil des Gallen-gangs anfnllt, bei der Zufammenziehung entleert wird, und tue 1er Wechfel in kurzen Zwifchenraumen eintritt. Wenn dagegen, nach Einigen, die Galle bei vollem Magen in den leeren Darm tritt, warum treibt denn der gereizte Darm felbft lie nicht weiter fort?","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"461\nSt\u00e4rke der Muskelhaut erfelzt. Pie aus der Zell - und Schleimhaut gebildeten Querfalten vermindern lieh im geraden Verh\u00e4ltnifs mit feiner Ausdehnung. Die L\u00e4rs-genfalte, welche warzenf\u00f6rmig hervorragt und in ihrer Mitte die Oeffnung des Gallenganges enth\u00e4lt, befiehl, wie jene Falten, aus den beiden innern H\u00e4uten, von denen die Zellbaut fich eng mit der Zellhaut des Gallen-ganges verbindet, die Schleimhaut durch die Oeffnung in die Schleimhaut des Gallengangs fortfetzt, wie Wolff fchon ganz richtig bemerkte *).\nDies beft\u00e4tigt fich auch noch mehr durch diet Identit\u00e4t des Baues, indem die Schleimhaut des Zw\u00f6lffingerdarms und des Gallenganges eine Menge Zotten zeigt, welche von Gef\u00e4fsen [trotzen.\nDer Gallengang tritt in den Zw\u00f6lffingerdarm, indem er folgendermafsen zwifchen feinen H\u00e4uten verl\u00e4uft. Sobald er dep untern und hintern Theil der zweiten Kr\u00fcmmung erreicht hat, tritt er von der linken zur rechten Seite unter die Muskelhaut, l\u00e4uft hier ungef\u00e4hr einen Zoll weit durch die darunter liegende Zellhaut, indem er fie allm\u00e4hlich von ihrer \u00e4ufsern bis zur innern Fl\u00e4che fehief durchbohrt, bis er fich durch die erw\u00e4hnte Warze \u00f6ffnet.\nHierauf kann man nun unterfuchen, ob der ausgedehnte oder zufammengezogene Zuftand des Zw\u00f6lffingerdarms den Eintritt der Galle erleichtert ?\nWird der Zw\u00f6lffingerdarm durch den von Zeit: zu Zeit in ihn tretenden \u00fchymus ausgedehnt, fo vermindern fich in demfclbe.n Verh\u00e4ltnifs alle feine Falten. Daher wird dann nothwendig die Oeffnung des Galien-ganges nach allen Seilen hin ausgedehnt und dadurch f\u00e4higer, die Galle durchzulaffen. Dies fieht man feiw\ni) Act. ae. Fee, 1773. p. s p. 2;$","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\ndeutlich, wenn man den Darm der L\u00e4nge nach \u00f6ffnet uncl die Falten auseinander zieht, und noch deutlicher, wenn man, wie ich mehrmals that, den ausgedehnten Darm etwas trocknen l\u00e4l\u2019st und dann \u00f6ffnet.\nNicht daffelbe gilt aber unter diefer Bedingung f\u00fcr den zwilchen den H\u00e4uten des Darms enthaltenen Theil des Gallenganges, indem diefer, wenn der Darin durch Luft oder Fl\u00fclfigkeit ausgedehnt wird, in demselben Verh\u00e4ltnifs zufammengedr\u00fcckt erfcheint. Deshalb haben auch Viele geglaubt, dafs Ausdehnung des Darms den Eintritt der Galle hindere. Allein kann diele Zufammendr\u00fcckung, die man in der Leiche findet, im Leben den Ergufs der Galle hindern? Muffen lieh die im Leben contractilen W\u00e4nde des Gallenganges nicht dem durch die Ausdehnung des Zw\u00f6lffingerdarms bewirkten Druck widerfetzen 1 ) ? Die Unterfu-chung der Blutgef\u00e4fse des Magens und des Darmkanals kann vielleicht hier\u00fcber aufklaren,\nDiefe geben erft einige Zweige an die Bauchfellund Muskelhaut, und durchbohren dann auf einem langen Wege die Zellhaut, bis lie lieh in den Zotten der Schleimhaut endigen, auf dielelbe Weife als der Gallengang eben diefe H\u00e4ute bis zur Warze durchbohrt. Sie muffen daher, wie er, bei Ausdehnung der Theile gedr\u00fcckt werden, dennoch nimmt man allgemein an, dafs aus mechanifchen und vitalen Gr\u00fcnden das Blut in ihnen leichter im ausgedehnten Zuftande derfeiben kreift, weil fie fich dabei ausdehnen und ftre-\u00ab;ken, und die Theile durch die fie ausdehnenden Substanzen zugleich gereizt werden.\nWohl fchwerlich verm\u00f6ge ihre Contractilit\u00e4t, die nur die Wirkung des Druckes beg\u00fcnftigen konnte ; bochftens durch ihr* Elafticit\u00e4c, die aber auch lehr gering ift.\tM.","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"463\nAuf diefelbe Weife mr.fs nun der Gallengang, indem ficli bei der Ausdehnung des Darms alle Falten vermindern , verl\u00e4ngert und erweitert werden.\nZugleich wird die Darmfchleimhaut durch den Chymus gereizt, diefe Reizung pfianzt lieh in dis Schleimhaut des Gallenganges in allen feinen Verzweigungen, fo wie des Bauchipeichelganges fort, und es wird daher jetzt fowohl mehr Galle und Bauchfpeichel bereitet, als mit grufserer Leichtigkeit ausgef\u00fchrt. Wenn \u00fcberdies die Ausdehnung des Magens und Darmkanals den Lauf des Blutes in den Gef\u00e4fsen nicht be-i'chr\u00e4nkt, ungeachtet fie fortw\u00e4hrend durch die Mus-k\u00eblhaut und die Bauchfellhaut von aufsen zufammen-gedr\u00fcckt werden , fo kann noch weit weniger die Ausdehnung des Zw\u00f6lffingerdarms auf den Gallengang einen folchen Einflul's haben, da diefem die Bauchfell-haut fehlt, und die Muskelhaut nicht fortw\u00e4hrend wirken ka\u00e0n. Dies bemerkt auch Fattori l) und Bel-combe fagt mit Recht, dafs die H\u00e4ute des Zw\u00f6lffingerdarms, wenn er durch feine Zufarnmenziehung den Chymus fortfehaffen kann, ficli nicht fo aneinander legen k\u00f6nnen, dafs dadurch die Oeffnung des Gatien-ganges verfchloffen w\u00fcrde *).\nDie von Fattori angef\u00fchrten Gr\u00fcnde der Analogie zeigen noch mehr, dafs der erw\u00e4hnte Druck den Ergufs der Galle nicht verhindern kann. Die Harnleiter fen-ken ficli auf diefelbe Weife in die Gailenblafe, und doch ftr\u00f6mt der Harn fortw\u00e4hrend auch bei der ft\u00e4rk-fteu Ausdehnung ein. Die Anwefenheit des Liei/tanct-fchen Dreiecks in der Harnblafe, wodurch nach einigen die Harnleiterm\u00fcndungen in den Staad gefetzt wer-\nT) A. a. O. 2) A. a. O,","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nden, auch beim ft\u00e4rkften Grade der Ausdehnung den Harn frei einfliefsen zu Jaffen , vermindert die Beweiskraft diefer Analogie nicht, da er oft, nach Morgagni und Haller 1 ), befonders bei den Weibern und den S\u00e4ugthieren, wie in der Klaffe der V\u00f6gel fehlt.\nBianchi\u2019s Beobachtungen, der bei Hunden, die nach langen Faften unterlucht wurden, den Magen zufammengefallen, die Gallenblafe immer ungeheuer von Galle ausgedehnt fand 2), fo wie Bichat\u2019s Verbuche an Hunden, woraus fich ergiebt, dafs bei leerem Zw\u00f6lffingerdarm ein Theil Gallo in ihn, eine anderer in die Blafe, bei vollem alle Blal'en - und Lebergalle blofs in den Darm fliehst 3), bet\u00e4tigen meine Anlicht durchaus.\nNoch ficherer zu feyn, wiederhole ich die-fen Verfuch mit Herrn Prof. Aleffandrini.\nEin Hund wurde fechs Stunden nach dem Ge-nuffe von zwei Pfund Fleifch get\u00f6dtet. Der Magen enthielt etwa ein Drittheil der genoffenen Speife als einen weichen grauen Brei. Der Zw\u00f6lffingerdarm war durch eine S\u00fcffigere, weniger graue, mit der Galle vermochte Subftanz ausgedehnt. Die Gallenblafe fand fich zufainmengefallen, indem fie nur etwa ein Viertheil der Galle enthielt, die fie aufnehmen konnte, die Zweige des Gallengangs waren lehr fchwach angefallt, die Galle des Gallengangs dunkler als die im Lebergange enthaltne.\nBei zwei Kaninchen verhielt es fich eben fo.\nAuf entgegengefetzte Weife ftrotzte bei einem Kaninchen und einer Katze, die nach achtt\u00e4gigem F\u00e4hen\nget\u00f6d-\n1)\tEl, phil. T. VII. p. 529.\n2)\tHift. liepat. T. I. p. io>. t) A. a. 0. p. 459 ff.","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"465\nget\u00f6dtct wurden, da1; ganze GaUenfyftetn von Galle, der Zw\u00f6lffingerdarm enthielt lehr wenig, die auch mehr mit Lebergalle \u00fcbereinkatn.\nBei zwei verhungerten Seefchildkr\u00f6ten, die Herr\nAleffandrini unterfuchte, waren gleichfalls die Blafa und das ganze Gallenfyftem fehr von Galle ausgedehnt.\nDiele Beobachtungen fcheinen mir die Anficht zu beft\u00e4twen, dafs der ausgedehnte Zw\u00f6lffingerdarm mehr Galle aufnimmt als der zufammengefallene.\nAus allem folgt wohl, dafs die Galle in jedem Zuftande des Zw\u00f6lffingerdarms in diefen treten kann, dals aber im ausgedehnten Zuftande mehr Galle ein-fliefst, weil die Oeffnung des Gallenganges fich erweitert, der Gallengang fei bi t fich mehr ftreckt, und die Lebenserregung der Theile erh\u00f6ht wird, und dafs auf entgegengesetzte Weife ;bei zufammengefallenem Zu-ftancle des Zw\u00f6lffingerdarms , weil der Gallengang gefaltet, feine Oeffnung verengt, und die Lebensth\u00e4tig-Leit der Theile geringer ift, weniger in den Darm, ein Tiieil in die Biafe fliefst.\nXIV.\nHodgkin \u00fcber die Verrichtungen der Milz. Aus den Edinb. med. and furg. Journal. Vol.XVlII. p. 83 ff.\nEhe ich zur Darftellung der Verrichtung, welche meiner Meinung nach, die Milz hat, \u00fcbergehe, glaube ich einen Blick auf die fchon fr\u00fcher aufgeftellten Tlieo-rieen werfen zu d\u00fcrfen. Einige davon verdienen zwar kaum erw\u00e4hnt zu werden. Bald hielt man lie liir den Sitz der Melancholie, bald l\u00fcr den der Fr\u00f6hlichkeit. Andere nahmen einen Zufammenhang zwifchen ii;r und der Zeugung an. Nach Ariftoteles nahm fie E) unite M. d. Archiv. VII. 3.\t^3","page":465}],"identifier":"lit15799","issued":"1822","language":"de","pages":"459-465","startpages":"459","title":"\u00dcber den Eintritt der Galle in den Darmkanal: Opusc. scientif. di Bologna, T. V, Fasc. V, p. 293 ff.","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:12:04.932401+00:00"}