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{"created":"2022-01-31T14:17:41.131931+00:00","id":"lit15804","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Rathke","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 481-497","fulltext":[{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"Deutfclies Archiv\nf\u00fcr die\nPHYSIOLOGIE.\nSiebenter Band. Viertes Heft.\nI.\nBefchreibtmg einiger Mifsbildungen des Men* fchen-und Thierk\u00f6rpers. Mitgetheilt von Dr. Rathke.\ni) Am acht und zwanzigften Februar 1820 erhielt ich eine h\u00f6chft merkw\u00fcrdige, angeblich lieben Monat alte, weibliche Mifsgeburt, welche von einem gefunden Vater gezeugt und von einer gefunden Mutier, als das erfte Kind, Nachts zuvor geboren worden war. Der Herr Dr. J.welcher bei der Entbindung zugegen gewe-fen , hatte den Nabelftrang \u00e4ufserft d\u00fcnn, und die Placenta faft breiig gefunden, weshalb er lie nur ftiick-weife der Frau entnehmen konnte.\nDie Mifsgeburt felbft hatte einen fogenannten Kr\u00f6tenkopf, der hinten mit einer platten und Ich ragen Fl\u00e4che von oben nach unten und vorn ging. An diele Fl\u00e4che des Hinterkopfes fetzte fich ein Sack an, der faft gr\u00f6fser als der ganze Kopf war, und die Geftalt einer grofsen Birne zeigte. Wo er am Kopf anfafs, war er am fchmaJften, und dafelbft der L\u00e4nge nach mit vielen und ftarken Falten verfehen, desgleichen mit einem fingerbreiten Kranze von Haaren. Als ich ihn \u00f6ffnete, fand ich in ihm aufser einer Menge M. d, Archiv, VII, 4.\tH h","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"482\nvon Waffer das kleine, liier h\u00f6clift bedeutend ausgedehnte Gehirn, Im Sch\u00e4del aber lag das grofse Gehirn f\u00fcr fich allein. Beide hingen miteinander zufam-nien, wie aber, konnte ich nicht uulerfuchen, indem ich, trotz aller angewandten Bem\u00fchungen, das Moii-ftruni dem Kirchhofe anheim fallen laffen mufste.\nDas linke Schulterblatt war, foviel ich durch die Bedeckungen durchf\u00fchlen konnte, fait viereckig, und der Arm ganz an der obern und vordem Ecke de\u00fcel-ben eingelenkt. Der linke Oberarm war etwas k\u00fcrzer als der normal gebaute rechte. Der Unterarm fehlte ganz, und eine Art von langem Carpus fetzte fich unmittelbar an den Oberarm, war jedoch faft gar nicht beweglich ; fondera die innere Fl\u00e4che der zweifingri-gen Hand der Innern Fl\u00e4che des Oberarms dicht und ganz feft 1) angedr\u00fcckt, fo dafs die Spitzen der beiden Finger gerade in die Achfeih\u00f6hle trafen. Die Hand \u00fcbrigens war fahr fchmai, die Finger aber ganz normal gebaut.\nDer rechte Arm war naturgem\u00e4\u00df?, Nur hing der dicke, faft ovale, mit einem, wie es fchien, einzelnen Knochen, und mit einem gew\u00f6hnlichen Nagel verfehene Daumen an einem drittehaib Linien langen und \u00e8ine halbe Linie dicken, fait platten Bande von der Hand herab.\nDie Beine waren normal, aber der rechte Fufs ein Klumpfufs.\nDie Bruft war platt, und an der linken Seite er-fchienen die untern Rippen weit weniger gew\u00f6lbt, als an der rechten. Daher fprangen die vordem Enden derfelben vor, und die Ivnorpelft\u00fccke fetzten fich in\ni) In der Abbildung ift die linke Hand, gezeichnet, nachdem Ke um felbige deutlicher darl'tellen zu k\u00f6nnen, abiiehtlich au\u00ab ihrer Lage gebracht worden war.","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"4 S3\neinem faft rechten Winkel an fie an, weshalb hier eine fcharfe Kante die Gr\u00e4nze zwilchen Bruit und Seite be-zeichnete.\nDie Unterleibseingeweide lagen in einem grofsen, die Nabelgegend einnehmenden Sacke vor. Der Umfang, mit dem diefer entfprang, war von tier Grobe eines Zwejgrofchenfliickes, und den Anfang deffelben machte, wie gew\u00f6hnlich in folchen Fallen, ein Bau der Bauchdecken aus, welcher auf der rechten Seite etwas mehr vorfprang, als auf der linken, liier aber dritteh\u00e4ib Linien breit war. Daran fetzte Pich eine Haut, wie man fie am Nabelftrange zu finden pflegt, n\u00e4mlich wenig erh\u00e4rtet, faft gallertartig und halb durchlichtig \u2014 das ver\u00e4nderte Bauchfell. \u2014 An der rechten Seite war diefe Haut \u00fcber eine halbe Linie, an der linken aber im obern Theil des Sackes nicht einmal fo dick. Nach unten, jedoch mehr nach au-fsen befand fich eine d\u00fcnne, halbfl\u00fcffige Galiertmaffe an der innern Wand des Sackes, und bildete hier eine H\u00f6hle von der Gr\u00f6fse eines kleinen H\u00fchnereies. Der eigentliche Nabel lief an der vordem Fl\u00e4che diefes Sackes, jedoch mehr an der linken Seite deffelben , allm\u00e4hlich aus, und enthielt nur eine Blut und eine Pulsader. Vom Nabel ging nach der rechten Seite hin eine kleine, kaum einen halben Zoll lange Spalte im Sacke; wahrfcheinlich ein nur zuf\u00e4llig entftande-ner Rifs.\nDie ganze rechte Seite des Sackes nahm die Leber ein, deren convexe Fl\u00e4che nach aufsen lag. Der fdn-ftige linke Rand fall nach oben, (die Mifsgeburt in aufrechter Stellung gedacht) der rechte nach unten, und der die Gallenblafe enthaltende Rand nach vorn. Rechts von der L^ber, und die Gallenblafe ber\u00fchrend, lag das Pack der d\u00fcnnen D\u00e4rme. Der obere Magenrnund lag im Anf\u00e4nge des Sackes, und die Speifer\u00f6hre war in\nHh 2","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"484\nder zwifchen diefem Sacke und der Ruchh\u00f6hle befindlichen Oeffnung feft eingefehn\u00fcrt. Der Magen feiber ftieg gerade von oben nach unten herab, und lein con-caver Rand ber\u00fchrte die linke (fonft untere) Flache der Leber. Vom untern Magenrande ging der D\u00fcnndarm gerade nach unten, ich lug fich dann nach oben und hinten um, und ber\u00fchrte in dielen beiden Windungen die Leber. Ara convexen Rande des Magens lag die Milz, welche durch den Sack durchfchimmernd, ungef\u00e4hr in der Mitte der ob\u00e9ra Fl\u00e4che des Sackes lag. Das fettlofe grofse Nets fetzte fich an die vordere Seite des Sackes, und war hier mit ihm verwachten. Der Wurmanhang lag unter der Milz, und i'tiefs an den Pylorus *). Von da ging nun der Dickdarm gerade nach oben und hinten bis an die Einfchn\u00fcrung des Sackes, bog fich dafelbit von rechts nach links uni, machte an der linken Seite eine Biegung, ftieg dann herab, fchlug fich wieder nach der rechten Seite um, und trat endlich durch die Oeffnung der Bauchh\u00f6hle hinter der Speher\u00f6hre in den Leib hinein. Diefer letzte auffteigenda Tkeii des Dickdanns ber\u00fchrte wiederum die Leber.\na) Durch eine Berliner Inaugural- Difibrtation dos Herrn Dr. Romberg *) wurde ich auf ein h\u00f6chft verkr\u00fcppeltes Kinderfkelet aufmerkfarn gemacht, welches fich in dem mir zur Inlpeetion \u00fcbergebenen zooiogi-\ni) Dafe lei vorliegenden Eingeweide\u00bb der Blinddarm und Wurm-hang auf der linken Seite liege, f\u00fchrt der Herr Herausgeber sis den gew\u00f6hnlichen Fall an. S. deffen pathol. Anatomie, Bd. i. s. 131.\tUebsig\u00e4ns fpricht diefe Mifsgeburt\nf\u00fcr Meckel\u2019s Meinung \u00fcber das Vorliegen der Eauchein^e-weide, wie wohl wenige wieder.\nSJ Dijfert. inaug. de rhachitide congenita, aucl. Rombergs Bezoh ibi?- g. a. tab. aeu\u201e","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"485\nfchen Mufeum der naturforfclienden Gefellfchaft 211 Danzig befindet. Es ift diefes Skelett, deffen Ge-fchichte mir abgeht s), vom Plaltfufse bis zum Scheitel gerechnet, nur elf Zoll acht Linien rheinl\u00e4ndifch hoch, von welcher H\u00f6he aber die Wirbelf\u00e4ule allein fechs und einen halben Zoll einnimmt. Der Kopf ift monftr\u00f6s erweitert, fo dafs fein gr\u00f6fster Queertlurch-meffer vier Zoll eine Linie betr\u00e4gt, der Umfang deffel-ben aber fich bis auf zw\u00f6lf und einen halben Zoll bel\u00e4uft. Die L\u00e4nge der Arme iiberfteigt, gerechnet vom obern Gelenkkopf des Humerus bis zur Spitze des Mittelfingers, nicht zwei Zoll fieben Linien, Das Lein ift vom Kopfe des Oberfchenkels bis zur Ferfe zwei Zoll f\u00fcnf Linien, bis zur Spitze der grofsea Zehe aber drei Zoll zwei Linien lang,\nDie Fontanellen fand ich fehr greis, defenders die vordem, den Sch\u00e4del \u00fcberhaupt fehr aafgetrieten und :nach allen Seiten ausgedehnt. Das linke Scheitelbein war um ein Bedeutendes gr\u00f6fser, als das rechte. Beide aber erftreckten fich viel weiter nach hinten, als es im Normalzuftande bemerkt wird, i'o dafs die untere und hintere Ecke eines jeden derfelben fehr tief zu iie-\nj} Die n\u00e4hern Umft\u00e4nde \u00fcber diefes Skelet hin ich au\u00dfer Stande, angeben zu k\u00f6nnen, da im Katalog des Mufeuma weder \u00fcber die Eltern des Kindes\u201c, noch \u00fcber deffen Alter crier deffen \u00e4u\u00dfere Form das Mindefte verzeichnet worden ift. Gliiek-licherweife eher lind die Arterien ausgefpritzt worden, und zeigen lieh noch ertr\u00e4glich erhalten, fo dafs ich daraus wohl ahnehmen kann, dafs die Einfpritzung vom Nabel-ftrange aus gemacht, und durch die neben der mit Luft an-gef\u00fcllten Harnbbfe befindlichen weiten Nabelarterien jetrieben ift. Das Kind mu\u00dfte alfo entweder irn Motterleibe fchon abgeftorhen feyn, oder doch feine Geburtsftiude nicht lange \u00fcberlebt, demnach fchon im Mntterleibe ferne krank-batte Organifation der Knochen erhalten haben\u00ab","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"486\nge\u00ab gekommen, und c!as Hinterhauptbein faft horizontal gefteilt war. Beide Scheitelbeine \u00fcbrigens waren, (beionJers nach ihrem innern, fo wie auch nach ihrem hintern Rande) fehr faferig, wie es bei einem weit gediehenen VVafferkopfe gew\u00f6hnlich der Fall ilt. Nicht weniger zeigte hell auch das Hinterhauptbein ftark faferig. Die Stirn fprang \u00fcber die Gefichtsrlache gar fehr hervor, und das Dach der Augen, die Pars orbi-taiis e nes jeden Stirnbeines, neigte lieh fehr ftark gegen die Verticalcbene hin. Die Schl\u00e4fenbeine waren fehr tief herabgedr\u00fcckt, fo dafs der Jochfortfatz eines jeden, um an das Jochbein felbft zu gelangen, nicht Sowohl horizontal, als vielmehr fchr\u00e4g von hinten und unten nach vorn und oben verlief. Die Oeffnun-gen der Ohrh\u00f6hlen lagen v\u00f6llig horizontal und waren ftark gegen die Wirbelf\u00e4ule hingedr\u00e4ngt.\nDie Bogen der Wirbelbeine hatten fich allefammt hinten nocli nicht gefchloffen, und daher fehlten felbft noch d e Anf\u00e4tze zu den Dornfortf\u00e4tzen.\nDie Rippen erschienen wenig gew\u00f6lbt, fo dafs fie nur einen kleinen Kreisabfchnitt darftellten, ganz fo wie es aei dem Kinde war, welches Romberg befchrie-ben ha:. Auch war ihre wirkliche L\u00e4nge nicht fo bedeutend, wie es bei andern Kinderfkeleten von gleichem Alter der Fall ift, Daher waren dann die Rippenknorpel \u00fcbergew\u00f6hnlich lang. So betrug z. B. die L\u00e4nge der fechsten Rippe einen Zoll drei Linien, die ihres Knorpels aber einen Zoll f\u00fcnf Linien. Unver-h\u00e4ltnifsm\u00e4fsig war dagegen die Dicke der Rippen, welche befonders an ihren vordem Enden ftark (kolbenf\u00f6rmig) aufgetrieben encbienen, zumal die falfchen. \u2014 Auf die Weite des Bruftkaftens hatte \u00fcbrigens die angegebene Mifshildung derfelben keinen erheblich widrigen Einflufs ge\u00e4ufsert, denn was er an Tiefe verloren, hatte er an Breite gewonnen.","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"487\nDie Schl\u00fcff\u00e7lbeine fand ich geh\u00f6rig geformt.\nDie Schulterbl\u00e4tter dagegen waren lehr fchmal und nicht hoch genug, ihre innern R\u00e4nder fehr gebogen, und die-hintern Fl\u00e4chen fehr rauh und uneben. Die Spina erfchien kurz, dick und uneben, der ganze Knochen endlich im Verh\u00e4ltnifs zu feinem Umfange zu dick.\nDer ganze Arm war nur fo lang, da Ts die Finger-fpitzen nicht weiter als bis zu den unterften Rippen hinreichten ; dagegen aber waren alle R\u00f6hrenknochen def-felben, zumal an ihren Gelenkenden, unf\u00f6rmlich dick. Ueberdies waren die beiden Unterarmknochen lehr hark von hinten nach vorn gebogen, fo dafs diele Biegung fait den f\u00fcnften Theil eines Krcifes befchrieb. Im \u00fcbrigen ftanden fich letztere einander fo nahe, dafs das In-terftitiuminteroffeum faftganz verfchwunden war. Auch die Knochen der Mittelhand und die Phalangen hatten an der allgemeinen Verk\u00fcrzung und Verdickung der R\u00f6hrenknochen Antheil genommen, denn ich bemerkte fie viel k\u00fcrzer, aber dagegen breiter, als im gefunden Zustande. \u2014 L\u00e4nge des Oberarms cif Linien, des Unterarms neun Linien,\nDas Becken zeigte einen normalen Bau. Aber die Beine batten eins gleiche Verkr\u00fcppelung erlitten, als die Arme, Fs waren n\u00e4mlich die Ober- wie die Unter-fchenkelknoehen gleichfalls fehr ftark verk\u00fcrzt worden, daf\u00fcr aber wiederum plump in die Dicke gewachfen. Uebrio-ens fand ich fie ails noch auf ihrer hintern Fl\u00e4che fehr ftark gekr\u00fcmmt, io dafs der Schenkel und Un-terfchenkcl beinahe einen halben Ivreis befchrieben. Dabei waren endlich beide Beine auch etwas nach innen gekehrt, und ber\u00fchrten fich gegenfeitig mit den Ferien. L\u00e4nge des Oberfchenkels einen Zoll und eine halbe Linie, des Unterfchenkels, ebenfalls in der Kr\u00fcmmung gemeifen, cif Linien.","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"488\nDie Form c!er Rumpf- und Extremit\u00e4tenknocliea war demnach ungef\u00e4hr fo, wie wir feibige bei im hohen Grade rhachitifchen Kindern zu linden pflegen ; die Form der Sch\u00e4delknochen aber, wie lie beim innern Waffer-kopfe lieh darftellen.\nOhne mich hier weiter in die Urfachen einzulaffen, welche bei Kindern fchori im Mutterleibe die Rachitis zu Wege bringen k\u00f6nnten, f\u00fchre ich nur fchliefslich an: dafs in allen bis jetzt \u00fcber angeborne Rhachitis bekannt gewordenen, freilich nicht gar h\u00e4ufigen F\u00e4llen r) zugleich auch Gehirmvafferfucht bemerkt worden ift. Es liefse fa ll daher die Frage thun: ob nicht hei diefer Waffer-fuclit auf Koften derfelbcn die Knochen, vorz\u00fcglich die der Extremit\u00e4ten, in ihrer formellen Ausbildung, zur\u00fcckgeblieben waren? Da aber, wie bekannt, nicht gar feiten wafferk\u00fcpfige Kinder geboren werden, bei denen die Extremit\u00e4ten nicht verk\u00fcmmert gefunden werden, fo w\u00fcrde es (ich wohl verlohnen, in Zukunft mehr auf folche Kinder zu achten und zu unterfuchen, ob jene Kncchenkrankheit abh\u00e4ngig fey nur von gewiffen Formen des innern YVafferkopfes, oder ob beide Krankheiten gemeinfchaftlich zu einem und demfelben Caufalmo* mente Bezug haben.\n3) Bei einem angeblich f\u00fcnf Monat alten, und von einer gefunden Mutter gebornen, m\u00e4nnlichen Embrvo, der im Aeufsern ein vollkommen normales Ausfehen hatte, erfchienen beide Nieren zu einer gelappten Maile\n1} CliJJon (Tract, de Rhaehitide, Lond. 1A50.) fuhrt einen fol-chen Falt \u00abn, Heijier (DUT. de Rhach.) einen, Klein (Diff. Jifteuscafum Rhacbitidis congenitae obfervatae. Argent. 1765.) einen, Romberg (1 c.) 3. Auch im Lode7-\u2019fclien Mufeum foil ein folche\u00ab Kind aufbewahrt werden, Hierher geh\u00f6rt auch ein von Sommerring beobachteter Fall, den ich aus Meckel\u2019s pathol. Auat. citire. (Ud, r, S, 754..)","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"489\nverfchmolzen , die eine halbmondf\u00f6rmige Geftalt hatte, allenthalben fait gleich breit und gleich dick war, zum gr\u00fcfsten Theile in der linken Seitenh\u00e4lfte lag und lieh nur mit ihrem untern Ende \u00fcber die Wirbelf\u00e4ule hinaus an die rechte Seitenh\u00e4lfte erftreckte, Ihr Ausfchnitt lag nach innen und oben, ihre W\u00f6lbung nach aufsen und unten. Die beiden Harnleiter gingen an der untern H\u00e4lfte, und zwar vom concaven Rande diefer Maffe einfach, und nur in einer geringen Entfernung, von einander ab, fchlugen fich \u00fcber die vordere Fl\u00e4che der Niere, und lenkten fich an der geh\u00f6rigen Stelle, in die naturgem\u00e4fs gebaute Harnblafe. An der \u00e4ufsern Seite der Harnleiter traten die beiden Nierenarterien in das verbildete Harnorgan. Wie jedoch der Verlauf der Nierenvenen war, kann ich nicht angeben, da ich, um etlichen meiner Sch\u00fcler die innere Bildung eines Embryo\u2019s zu zeigen, keine Verbildung ahndend den Abortus zergliederte, andere Gefch\u00e4fte aber mich unerwartet abriefen , und ich nun bei der Eile und geringeren Auf-jmerkfamkeit Einiges zerfchnitt.\nGanz in der rechten Seitenh\u00e4lfte erlchienen die Nebennieren, beide aber auch zu einer einzigen Maffe verfchmolzen, welche ungef\u00e4hr die halbe Gr\u00f6fse der Niererimaffe hatte. Diefe einfache Nebenniere unter-' fcheidet fich fehon auf den erften Anblick durch ihre Farbe von der Niere, ift unregelm\u00e4fsig eif\u00f6rmig geftal-tet, liegt mit ihrem innern Rande dem Riickgrathe angedr\u00fcckt, und erfcheint entgegengefetzt der Concavit\u00e4t der Nierenmai'fe, fo dafs zwifchen beiden die Hohlvene und die Aorte in der Mitte liegen. Die Gef\u00e4fsverbin-tlung der Nebenniere kann ich nicht genau angeben.\nDie Hoden find regelm\u00e4fsig geftaltet und gelegen.\nDa beim Menfchen Verfchmelzung mehrerer R'-ppen zu einem St\u00fccke eine der feitneren Bildungsab-\"Weichlingen ift, fo theile ich hier einen folchen Fall von","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\neinem zur rechten Zeit geborncn weiblichen Kinde mit, das neben diefer Mifsbilduqg noch einen Mangel der Sch\u00e4deldecken und eine bis zu den Steifsbemen herabgehende Riickenl'palte zeigte. Der Hals war fchwach entwickelt, etwas nach hinten gebogen, fehr kurz und beftand, wovon man lieh fehr deutlich \u00fcberzeugen \u25a0konnte, nur aus fechs Wirbnlbeinen. Die Knochen-ftiieke, welche die Bogen bilden, waren am H\u00e4lfe alle nach aufsen gegangen, und hie und da unter einander zu dicken Knocbenpiatten , die nur an ihrer Bafis f\u00fcr den Durchgang der Halsnerven durchbohrt erfchienen, zufammengefloffen. So namentlich an der rechten Seite die Bogenlt\u00fccke des eilten und zweiten Wirbels zu einer, die des dritten, vierten und f\u00fcnften zu einer andern und noch grofsern Platte. An der linken Seite dagegen waren nur die Bogenft\u00fccke des f\u00fcnften und fechsten Wirbels zu einer Maffe zufammengefchmolzen. Uebrigens fehlten faft allen Wirbeln die Locher f\u00fcr den Durchgang der Wirbelpulsadern, und am fechsten fogar beinahe fchondieSpur des K\u00f6rpers, obfehon bei den f\u00fcnf h\u00f6her gelegenen Wirbeln die K\u00f6rper fich ziemlich grofs ausgebildet hatten.\nAm Ende des Haifas bog lieh die Wirbelf\u00e4ule faft unter einem rechten Winkel nach hinten um, und die-fes horizontalliegende St\u00fcck fafsts dis heben oberften R\u00fcckenwirbel in fich, welche aber alle, indem fie ausserordentlich verk\u00fcmmert waren, ein um nichts l\u00e4ngeres St\u00fcck als der Hals bildeten. Darauf bog fich das Rtick-grath abermals um, verlief nun ifi fenkrechter Linie von oben nach unten herab, und zeigte, gefehen auf dieGr\u00f6fse, eine naturgem\u00e4\u00dfe Bildung ; weshalb dann auch die f\u00fcnf letzten R\u00fcckenwirbel die lieben obern lehr bedeutend an Gr\u00fcfse \u00fcbertrafen. Aufser diefer nach hinten gegangenen Kyphofe des R\u00fcckgrathes zeigte daf-felbe noch eine Ausbiegung nach der linken Seite hin,","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"491\nweshalb denn alle an der linken Seite gelegenen kn\u00f6chernen Theile fich weit freier und vollft\u00e4ndiger hatten aus-bilclen k\u00f6nnen, als die an der rechten Seite, welche gr\u00f6fstentheils in einander gefloffen waren.\nDie Knochenkerne, welche die K\u00f6rper der lieber\u00bb obern R\u00fcckenwirbel h\u00e4tten bilden follen, waren fehr fchwach entwickelt, und auf eine h\u00f6chft unregelm\u00e4fsige Weife aneinander verfchoben. Die Bogenh\u00e4lften der linken Seite lagen neben einander in einer Reihe, die zur rechten Seite geh\u00f6rigen aber keilten lieh \u00e4ufserft verk\u00fcmmert dar, und bildeten eine einzige, d\u00fcnne, fchmale, faft dreieckige Platte, die an ihrer Grundfl\u00e4che, wo fle an den Wirbelk\u00f6rpern fafs, nur drei Spalten f\u00fcr den Durchgang der Intercoftalnerven zeigte.\nWas endlich die Rippen anbelangt , fo waren fie an der rechten Seite, mit Ausnahme der unterften, alle zufammengefloffen, und das hier an ihrem Anf\u00e4nge, dort an ihrem Ende, und an noch andern Stellen in ihrer Mitte. So erfchien dann ftatt ihrer eine fonderbar geformte, auf ihrer innern Fl\u00e4che etwas concave Knochenplatte, die verfchiedentlich an ihrem hintern und vordem Rande eingefchnitten, hie und da auch in ihrer Mitte durchbohrt oder gefchlitzt war.\nLeider unterfuchte ich damals, als ich die Mifsge-burt erhielt, nicht die Organe der Brufth\u00f6ble, was ich jetzt um fo mehr beclaure, da ich eine betr\u00e4chtliche Verbildung derfelben zu vermuthen hatte.\nWas dagegen die Baucheingeweide anbetrifft, fo fand ich dinen Theil des Darms vorliegend, und die rechte Niere von einer iolctien Ausdehnung, dafs fie ungef\u00e4hr noch einmal fo grofs, als die nicht vom Normil abgewichene linke erfchien. Gefehen auf die Form, fo war fie platt, nicht breiter als die linke, daf\u00fcr aber defto mehr in die L\u00e4nge gezogen, weshalb lie auch halbmondf\u00f6rmig fich hatte umbiegen muffen. Aus dem innern","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\nconcavcn Rande entsprangen in nur geringer Entfernung von einander zwei Harnleiter mit fehr grofsen Becken, liefen anf\u00e4nglich verengert ans, dehnten fich dann aber pl\u00f6tzlich zu weiten Schl\u00e4uchen aus, verengerten fich wieder in etwas, und flohen endlich in einiger Entfernung von der Harnblafe zu einem einzigen Gange zusammen , der fich nunmehr Schnell verengte und ganz diinn fich in die rechte Seite der Harnblafe einm\u00fcndete. Alle \u00fcbrigen Gebilde des Unterleibes befanden fich in ihrem gew\u00f6hnlichen Zuftande.\nAuf eine wunderfame Weife zeigt fich, dem Angegebenen zu Folge, bei diefern Kinde neben einer bedeutenden Ilcmmungsbildung im Knochenfyfteme eine Solche iibarm\u00e4fsige Productivit\u00e4t im Harnfyfteme, dafs es feheint, als w\u00e4re die eine Niere aus zweien zufammen-gefioffen, deren eine jede noch ihre befondere Papillen, Kelch und Harnleiter h\u00e4tte.\nSchliefslich bemerke ich, dafs die befchriebene Mifsgeburt in den meiften Theilen mit einer \u00fcberein. Stimmt, die Herr Prof. Meckel im erften Bande der pa-thol. Anat. (S. soo.) gefchildcrt hat.\n5) Im Danziger Mufeum fand ich eine Anzahl missgebildeten-Schweinklauen, die noch von dem ber\u00fchmten Klein hier aiedergelegt worden lind, und alle von aus-cewaohfenen, oder doch faft ausgewachsenen Thie-ren herftammen. Die eine unter ihnen erfcheint verbildet durch \u00fcberm\u00e4fsige Vegetation, die \u00fcbrigen acht lurch Verk\u00fcmmerung.\nlene zeigt fich darin vom naturgem\u00e4fsen Zuftande abweichend, dafs fie unten in zwei von einander v\u00f6llig gstrennte Klauen ausgeht, deren eine, wahrfcheinlich die \u00e4ufsere, faft um die H\u00e4lfte kleiner und k\u00fcrzer, als die andere ift. Leider hatte man diefen Fufs (der ein Vorderfufs zu feyn fcheint) zu tief nach unten abge-hauea, fo dafs nur noch drei Fragmente von den Hand-","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"493\nwurzelknoehen \u00fcbrig geblieben waren, ans denen fich unm\u00f6glich beftimmen l\u00e4lst, in wie weit auch diele an der Verbildung Theil genommen hatten. Jedoch l\u00e4fst lieh aus den Gelenkfl\u00e4chen an den ehern Enden der Me\u00ab tacarpen erfehen, dafs nicht vier, fondera f\u00f6nt Handwurzelknochen in der zweiten Reihe zugegen gewefea feyn muffen. \u2014 Wenn man nun dielen wahncheinlich linken Vorderfufs fo ftellt, dafs uns feine vordere Fl\u00e4che zugekehrt ift, fo bemerkt man, dafs die drei nach der linken Seite dicht aneinander gelegenen Metacarpen und dazu geh\u00f6rigen Phalangen auch nicht im mindefteii vom Normal abweichen, anftatt der rechten kleinen Mittelhand und Fingerknochen aber zwei Knochenreihen entftanden lind, die, was ihre Verbindung und Gr\u00f6fse betrifft, vollkommen mit den mildern beiden Mittelhand - und Fingerknochen einer regelm\u00e4fsig gebildeten Schweinsklaue Aehnlichkeit haben. Beide Metacarpi jener zwei Knochenreihen liegen n\u00e4mlich dicht an einander an, und die Phalangen entfernen fleh immer mehr und mehr von einander. Die L\u00e4nge und Dicke derfelben aber ift, obfehon nicht gleich, doch auch nicht um ein fehr Bedeutendes geringer als die der mittlern beiden Finger nebft ihren Mittelhandknochen. Diefe zweite Klaue nun war an ihrem o'bern Ende, fo weit n\u00e4mlich die Metacarpen reichten, an die andere durch das beide gemeinfchaftlich umziehende Fell gebunden, mit dem Anf\u00e4nge der erften Phalangen aber trennte fie fleh von derfelben, Uebri-gens war fie fo geheilt, wie der ihr gegen\u00fcber liegende kleine Finger, fo aifo, dafs ihre vordere Fl\u00e4che die eine Seite des Ganzen ausmachte, und die Sohle nicht fowohl nach hinten, als nach innen gewendet war. Merkw\u00fcrdig ift noch, dafs diefe, doch nur ans dem kleinen Finger durch zu gvoi'se Vegetation hervorgegangene Nebenklaue lieh fogar einen eignen kleinen Fia\u00bb","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"ger fchaffen wollte, aber damit nicht gerade fehr zu Stande kam. Es befand fich n\u00e4mlich an der innern Seite derfelben noch ein langer, dreieckiger, an den Seiten ganz plattgedr\u00fcckter, faft mefferf\u00f6rmiger Huf, der eine eben fo geltaltete Phalange bekleidete, die mit ihrer innern Fl\u00e4che blofs durch ein leimiges Band an das obere Ende der erften Phalange in der Klaue befeftigt war.\nWas die \u00fcbrigen acht Pr\u00e4parate anbeiangt, fo be-fteht ein jedes aus den beiden mit einander zu einem St\u00fccke verfchmolzenen letzten Phalangen, welches St\u00fcck nun wiederum von einem einfachen Hufe \u00fcberzogen ift. Ob \u00fcbrigens aber diefe acht Klauen nur von zwei oder von mehreren Individuen herftammen, finde ich im Kataloge nicht angegeben.\n6) Bei der Unterfuchung eines im Sp\u00e4therbfle gefangenen und get\u00f6dteten m\u00e4nnlichen Maulwurfes fand ich ftatt der linken Niere nichts weiter, als einen hohlen Sack, der nur noch die ungef\u00e4hre Form einer Niere hatte, und in feinem Umfange in etwas gr\u00f6fser erfchien, als die rechte gefunde Niere. Die W\u00e4nde des Sackes zeigten (Ich ziemlich dick, hart, faft knorpelartig, zu-fammengefalien und etwas gerunzelt. Von der Nieren-fubftanz oder einem Nierenfteine, oder aber von einer beftimmten tropfbaren Fl\u00fcffigkeit war auch nicht eine Spur in ihm. Der Hilus renalis war \u00fcbrigens gefchwun-den, indem jener Sack pl\u00f6tzlich fich verengernd, aber dennoch trichterf\u00f6rmig in den Harnleiter auslief, welcher in feinem ganzen Verlaufe den Umfang eines fehr dicken Bindfadens hatte, und etwa zehnmal dicker als der rechte Harnleiter erfchien. Seine Wand war membranartig und halbdurchfichtig. \u2014 Auch in die L\u00e4nge zeigte fich der linke Ureter ft\u00e4rker ausgedehnt, als der rechte. Denn anftatt, dafs diefer faft fchnurgerade bis zur Blafe auslief, fchl\u00e4ngelte jener fich etwa ib wie der Eierleiter der V\u00f6gel undFr\u00fcfche, und bereitete fich \u00fcber-","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"dies noch eine breite Falte, die ihm als Haltungsbancl dienen mukte.\nDie linke Nebenniere ftellte fleh noch einmal fo grofs, als die rechte dar, blieb ihr jedoch in der Form ganz gleich.\nAn der Harnblafe konnte ich nichts krankhaftes bemerken. Gleichfalls fchienen die Gefchlechtstheile von nat\u00fcrlicher Befchaffenheit zu feyn.\nAnlangend die Urfache, welche die angegebene krankhafte Bildung der Niere bewirkte, fo war iie wohl ohne Zweifel eine Vereiterung derfelben 1).\n7) Ein m\u00e4nnlicher Kanarienvogel, der nur mit einem Fl\u00fcgel verleben war, aber demungeachlet Geh zwei Jahre hindurch ganz wohl befunden, und oft und angenehm gelungen hatie, zeigte mir bei der anatomifchen Unterfuchung Folgendes. Die rechte Seite des Bruft-beins war ganz normal gebaut, desgleichen die Crifta fternalis, welche letztere nur etwas nach der rechten Seite her\u00fcber gezogen fchien. An der linken Seite dagegen zeigte lieh das Schild des Bruftbeines um den vierten Theil fchmaler, als an der rechten, und von einer bei weitem gr\u00fcfsern Abdachung ; die Gelenkfiache f\u00fcr das Schl\u00fcffelbein, wie auch der Proceffus lateralis anticus fehlten hier g\u00e4nzlich, und der vordere Pvand er\u00ab fchien fehr d\u00fcnn und nicht, wie auf der andern Seite, halbmondf\u00f6rmig ausgefchnitten, fondern fiel von vorn nach hinten ftark mit einer nur geringen Einbiegung ab. Die Infertionslinie f\u00fcr die Rippen war etwas weiter nach hinten ger\u00fcckt, k\u00fcrzer, und daher der Proceffus lateralis pofticus weiter nach vorn ger\u00fcckt, als\nI) Ein \u00e4hnlicher, bei einem Schafe wahrgenommener Fall wird, Io viel ich mich erinnern kann, in Ruyfuh's Thefinrus be-fchrieben. Die Stelle kann ich jedoch nicht angeben, da ieli jenes Werk jetzt nicht zur An\u00dfelit bekommen k.um.","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"496\nan der normalen Seite. Uebrigens war diefer Fortfatz d\u00fcnner, um mehr als die H\u00e4lfte k\u00fcrzer als der rechte, hakenf\u00f6rmig nach innen gekr\u00fcmmt, und der Auslchnitt zwifchen ihm und dem \u00dfruftbeiu ganz ungew\u00f6hnlich klein. Im Ganzen alfo war die linke Seite des Bruft-beins um ein Betr\u00e4chtliches k\u00fcrzer, als die rechte.\nDas Schl\u00fcffelbein und Schulterblatt fehlten an der linken Seite g\u00e4nzlich; vom Gabelknochen aber warder linke Schenkel zugegen, jedoch \u00e4ufserft verk\u00fcmmert und verbildet. Anftatt n\u00e4mlich, dafs derfelbe lieh nach vorn h\u00e4tte hin erftrecken f\u00fcllen, bog er lieh in einem geringen Bogen nach hinten um, und legte fielt mit feinem Ende da an das Bruftbein, wo ungef\u00e4hr die Gelenkfl\u00e4che f\u00fcrs Schl\u00fcffelbein halte liegen muffen. An diefetn Ende befand fich \u00fcbrigens, und zwar an deffen hinterm Rande, ein nach unten gekehrter kleiner und fpitzer Fortfatz, gleich dem Widerhaken an einer Fifch-angel. Ganz oben aber ftand auf dem Endediefes Schenkels ein kleines ungemein zartes Kn\u00f6chelchen , das gegen lein oberes Ende immer breiter und platter wurde und endlich in zwei Ecken auslief, deren eine nach hinten, die andere nach vorn gerichtet war. Vermuthlich war das Kn\u00f6chelchen die Andeutung des Schulterblattes, jener oben genannte Widerhaken aber die des Scliliiffelbeins. Von Fl\u00fcgelknochen fand fleh auch nicht eine Spur.\nDie Bruftmuskeln waren an der linken Seite ungemein klein, und verloren fielt, immer d\u00fcnner und fchmaler werdend, auf den Rippen und deren Muskeln.\nLeider war der Vogel fchon drei Tage zuvor geftorben, ehe er mir zugefchickt wurde, und bei tier Sonnenhitze fchon zu fehr verdorben, als dafs ich h\u00e4tte das Herz und die \u00dflutgef\u00e4fse der linken Seite genau genug imterfuchen k\u00f6nnen.\n8) Das","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"497\nS') Das letzte hier zu brfchreibende Pr\u00e4parat betrifft eine Lerche, die lange Zeit als Singvogel gehalten worden Avar. Durch Caries ift bei ihr der Oberkiefer fammt feinem hornigeu Ueberzuge allm\u00e4hlich auf-gel\u00f6ft und bis zu den Nafenl\u00f6chern hin, abgeftofsen, der Unterkiefer aber, jemehl- der obere abnahm, ob-fchon er an der Spitze \u00fcfiers befchnitten wurde, io weit verl\u00e4ngert worden, dafs er jetzt noch um f\u00fcnf und eine halbe Linie vor dem Oberkiefer vorfpringt, und im Ganzen eine L\u00e4nge von einen Zoll Aderzehn Linien be-fitzt. Was leine Breite anbelangt, fo ift dieleJbe von der Stelle an, wo er \u00fcber den Oberkiefer hinaustritt, allenthalben gleich grofs.\nGleichfalls lind die Fiifse krankhaft verunftaltet, der Confens allo zwifchen ihnen und dem Schnabel hier recht deutlich ausgefproehen. Und zAvar ift die innere, und noch mehr die mittlere Zehe an ihrem Nagelende durch eine Malle kolbenartig aufgetrieben, Avelche weife gef\u00e4rbt und von kalkartiger Beleb affen heil ift *). Uebri-gens verdient bemerkt zu Averden, dafs w\u00e4hrend der Krankheit, deren Dauer mir unbekannt blieb, auch der Nagel von der mittlern Zehe des linken Ful'ses ganz abgefetzt Avurde.\nl) Dafs bei V\u00f6geln, befonders bei Hausb\u00fchnern, folche gicht-artige Tophen nicht feiten an den Beinen und fuis en Vorkommen, ift eine bekannte Sache. Eine nicht geringe Anzahl folcher St\u00fccke, deren Auftreibungen mitunter eine betr\u00e4chtliche Gr\u00f6fse erlangt haben, befindet lieh auch im Daa-ziger Mufeum.\nli\nM, d. Archiv. VII. 4.","page":497}],"identifier":"lit15804","issued":"1822","language":"de","pages":"481-497","startpages":"481","title":"Beschreibung einiger Mi\u00dfbildungen des Menschen- und Thierk\u00f6rpers","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:17:41.131937+00:00"}