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Bemerkungen über den Bau des Cyclopterus Lumpus (Lumpfisches, Seehasen)

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{"created":"2022-01-31T16:11:20.503422+00:00","id":"lit15805","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Rathke","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 498-524","fulltext":[{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"493\nII.\nBemerkungen \u00fcber den Ban des Cyclopte-rus Lnmpus (Lump\u00fcfches, Seehafen). Von Dr. Rathke in Danzig.\nDie Abtheilung der wunderfamen Knorpelfifche und deren n\u00e4here Verwandten, die Branchioftagen, bieten io viele und fo bedeutende Abweichungen von dem gew\u00f6hnlichen Bau der Fifche dar, dais wohl zu erwarten fteht, es werde dem Phyfiologen felbft der kleinfte Beitrag \u00fcber die Haushaltung jener Wefen, falls er nur nach forgfamer Unlerfuchung treu aus einander gefetzt und dargebracht worden ift, erw\u00fcnfcht feyn. Als folch einen Beitrag m\u00f6ge man dann nachftehende Bemerkungen \u00fcber einige Gebilde des Seehafen anfehen, welcher freilich nicht fehr h\u00e4ufig an der hiefigen K\u00fcfte vorkommt, von den Fifchern aber, da man gar keinen Gebrauch von ihm macht, niemals f\u00fcr den Markt aufgehoben wird *).\nDie Epidermis diefes Filches ift an der ganzen Lichtfeite des von Schuppen entbl\u00f6fsten K\u00f6rpers, zumal am Kopfe und am R\u00fccken, fo feft, dafs man beim Durchfchneiden derfeiben einen bedeutenden Wider-ftand findet. Eine weit geringere Fettigkeit dagegen zeigt fie an der untern K\u00fcrperfl\u00e4che. Hier ift fie glatt anzuf\u00fchlen, indefs fie an der Lichtfeite allenthalben von einer unendlichen Menge kleiner, rundlicher, und mit einer fcharfen Spitze ausgehender Erh\u00f6hungen verfehen ift, weiche nichts weiter als vorfprin-\n%) Nicht eine vcllit\u00e4ndige Eefebreibung des Seehafen wird auf dielen Bl\u00e4ttern geliefert werden, fondera nur eine Belehret-i>ung der vorz\u00fcglichften Abweichungen im Baue deffelben vou dem anderer Fifche. Darnach m\u00f6ge daun auch der Lefer nacbTteheudeu Auffau beurteilen.","page":498},{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"499\ngende Erh\u00e4rtungen von ihr find. Aufser dielen Vor-fpr\u00fcngen oder H\u00f6ckern bemerkt man noch eine Menge andere, die zu einer weit bedeutendem Gr\u00f6ise gelangt find, bald mehr eine runde, bald mehr elliptifche G rundfl\u00e4che haben, und fich an den verfchiedenften Stellen der Hautfl\u00e4che, wie in Bloch\u2019s Naturgefchichte der preu-fsifchen Fifche (Bd. 3. S. 104.) um H\u00e4ndlicher angegeben ift, vorfinden. Auch fie find weiter nichts, als die hier ftark erh\u00e4rtete Oberhaut, wovon man fich beim Durchfchneiden derfelben, oder wenn man die Plaut etwas kocht, \u00fcberzeugen kann, in welchem letztem Falle n\u00e4mlich das Gorium fchwindet, und blofs die Epidermis mit dem Mal/nghi\u2019khen Netze \u00fcberbleibt. Bei einer n\u00e4hern Betrachtung der durchs Kochen behandelten H\u00f6cker wird man \u00fcbrigens gewahr werden, dafs fel-bige inwendig hohl find, mit einem fehr d\u00fcnnen uni fein gez\u00e4hntem Rande, der fich manchmal auch ganz losl\u00f6fet, anfangen, und fich gegen ihre Spitze allm\u00e4hlich verdicken: ferner, dafs fich an der Binnenfl\u00e4che \u00abHafer H\u00f6cker eine Menge von Leihen erhebt, welche von der Mitte derfelben gegen den Rand verlaufen, in die-fem Verlaufe fich immer mehr verzweigen und unter einander durch Querleiften unregelm\u00e4fsig verbinden. ln-zwifchen zwei diefer Keilten, in dem Winkel, den fis mit einander bilden, befindet fich eine Vertiefung, der eine ft\u00e4rkere und fch\u00fcrfer ausgedr\u00fcckte Erh\u00f6hung auf der Aufsenfl\u00e4che des H\u00f6ckers entfpricht, wodurch dann diefer fich hier ganz rauh darfteilt. \u2014 Das Malpighi-fche Gewebent ziemlich dick, zieht fich auch in die H\u00f6cker hinein, (an deren inneren Fl\u00e4che es feft anliegt) ift auf der Lichtfeite des Thieres gr\u00e4ulich, auf der Schattenfeite dagegen entweder ungef\u00e4rbt, oder blafs rofenrotb. Das Corium zeigt nichts weniger, alsein Zellgewebe; fondern ift ganz dicht, h\u00e4rtlich, fchl\u00fcpfrig anzuf\u00fchlen, und befteht aus einer Colla, welche fich im kochenden\nIi 2","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"500\nWaffer vollkommen aufl\u00f6fet. Die Dicke deffelben ift fehr verfchieden nach den verfchiedenen K\u00f6rperftellen, jedoch nimmt cs im Allgemeinen gegen die Bauchfl\u00e4che allm\u00e4hlich ah, fo dafs hier die Lederhaut nur als eia ganz d\u00fcnnes Blatt erfcheint. Dagegen ift (.liefe am Hinterkopfe bei einem 6\" langen Individuum faft 2'\", und an der fogenannten Fettfloffe, welche auch nur aus Colla befteht, fogar 8\"' dick. Man k\u00f6nnte daher wohl annehmen, es vertrete diefe Made zugleich auch die Fetthaut h\u00f6herer Thiere. Nur m\u00f6chte ich dagegen bemerken, dafs fielt zwifchen ihr und den Muskein des K\u00f6rpers als Verbindungsglied noch eine weiche, d\u00fcnne, und fchwarzgrauliche Ilautlage befindet, welche beim Anziehen einen gallertartigen Bau annimmt, und wohl mehr noch der Fetthaut entfprechen d\u00fcrfte.\nVon den beiden \u00e4ufsern Nafen\u00f6ffnungen, welche fielt in nicht bedeutender Entfernung von den Augen zwifchen diefen befinden\u2019, alfo weit auseinander liegen, bildet eine jede eine becSierf\u00f6rmige, bald mehr, bald weniger vorfprlngende Hervorragung, welche ans einer mittelm\u00e4fsig dicken Haut befteht, die nach oben und hinten allm\u00e4hlich in einen Vorfprung ausgeht, welcher fich jedoch, fovielich bemerkt habe, niemals nach vorn klappenartig umlegt und die Nafen\u00f6ffnung verfchliefst. Der Rand des ganzen Nafenfl\u00fccks, welches \u00fcbrigens immer etwas nach oben gekehrt ift, zeigt fich ganz glatt. Gleichfalls ift auch das Innere deffelben immer glatt und ohne die mindefte leiftenartige Hervorragung. Aber diefes Innere il\u2019t auch nicht das Vermittelnde des Geruchs, die eigentliche Nervenwand. Denn jene Her vorragung bildet nur ein H\u00fclfsorgan f\u00fcr die Na lie, welche felber viel tiefer liegt. Es f\u00fchrt n\u00e4mlich die innere ziemlich weite Oeffnung jenes Trichters in eine linfen-f\u00f6rmige H\u00f6hle, deren Achfe in die des Trichters \u00fcbergeht, und deren Durchrneffer etwa vier bis fechsmal","page":500},{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"501\ngr\u00f6fser fich zeigt, als der gr\u00f6fsle Durchmefler von die* fem. Hinten lept fie fich vor eine Vertiefung der Ge-iichtsknochen, vorn wird fie von den allgemeinen Bedeckungen umfchloffen. Schneidet inan dieie durch, io wird man im Hintergr\u00fcnde der \u00fcbrigens mit einer zarten graulichen Haut ausgekleideten H\u00f6hle ein vreifses, rundes, grofses und m\u00e4fsig convexes Hautpolfter bemerken, welches bei einer genauen Betrachtung eine Menge ftarker Leihen zeigt, die ftrahlenf\u00f6rmig vom Mittelpunkte jener Scheibe (dem Hautpolfter) gegen den Rand derfelben ausgehen. Hinten aber tritt der Nafennerv in diele Scheibe, indem er allm\u00e4hlich dicker wird, endlich felbige ganz umfafst ; oder richtiger wohl, indem das Neurilema, mehr und mehr verft\u00e4rkt, io in diefelbe \u00fcbergeht, dafs fie als das letzte Ende von ihm erfcheint. Dafs alfo nur diefe Scheibe das eigentliche Geruchsorgan fey, wird einem Jeden in die Augen fallen. Angef\u00fchrt darf \u00fcbrigens noch werden, dafs die Nafenh\u00f6hle des Cyclopterus Lumpus immer von einer jtn Weingeift gerinnenden, alfo wohl eiweifsftoffarti-gen, Materie l'o ftarlc angef\u00fcllt ift, dafs, wenn man auf diefe H\u00f6hle einen mir m\u00e4fsigen Druck anwendet, jene Materie in grofser Quantit\u00e4t aus derfelben hervortritt. Der Anf\u00fchrung werth d\u00fcrfte auch die Bemerkung feyil, dafs ich bei einem Exemplare des Seehafen die rechte Nafc ganz vermifste, und bei n\u00e4herer Unier-fuchung fand, dafs felbft der rechte Nafennerv felilte, indem zwar am Geliirn das rechte Nafenganglion normal gebaut feinen, von ihm aber ab, fta't des Nerven, ein kleiner Vorfprung ausging, der nur etwas ange-fchwollen fich bald endigte.\nSonderbarer wohl noch ift vielleicht das Geruchsorgan des von Pallas befchriebenen Gycl. Dentex. (Spied. Zool. Fafc. Vil. p. g.) Bei diefem n\u00e4mlich folien fich auf jeder Seite zwei Nafen\u00f6ffnungeii vorfinden,","page":501},{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"deren untere der beim Lumpfifch befcbriebencn \u00e4hnlich ift, deren obere aber eine konifche und durchbohrte Warze bilden foil. Jedoch ift es m\u00f6glich, und mir wenipftens li\u00f6chft wahrfeheinhch, dafs diele Warze nicht zu dern Geruchsorgan geh\u00f6re, fcndern den gr\u00f6fs-ten Ausgang der unter der Haut verbreiteten Schleimg\u00e4nge darftellt. Denn auch beim Lumpfifch erfcheint folch ein ftarker Ausgang unter der Nafen\u00f6ffnung und an der n\u00e4mlichen Stelle, welche M\u00fcndung aber hier nicht kegelf\u00f6rmig, fondent nur mit* einem d\u00fcnnen und nur in\u00e4fsig erhabenen Rande umgeben ift. Aehnliche M\u00fcndungen der Hautfchleimg\u00e4nge find mit blofsen Augen an den Kiemendeckeln und, jedoch nicht immer deutlich, auch am Rumpfe zu feiten. An diefent n\u00e4mlich fand ich bei gr\u00f6fsern Exemplaren in der Mitte zwilchen den beiden l'eitlichen H\u00f6ckerreihen fechs bis acht von einander in bedeutender Entfernung, und fo ziemlich in einer geraden Linie gekeilte Gr\u00fcbchen, welche zufammen der Seitenlinie anderer Fifche entlprechen. Ob jedoch aufser diefen noch am Rumpfe andere M\u00fcndungen der Schleimg\u00e4nge irgendwo Vorkommen, kann ich nicht mit Gewilsheit angeben.\nVom Auge, das keine Abweichungen von dem gew\u00f6hnlichen Baue zeigte, habe ich nur diefes anzuf\u00fchren, dafs die Epidermis mit bedeutender Dicke als Conjunctiva \u00fcber daffelbe weggeht, und nur, nachdem der Fifch einige Zeit im Weingeifte geftanden hat, als eine dicke, undurchfichtig gewordene weifse Haut von der Cornea auf gleiche Weife, wie beim Aal und der Schlange, abgezogen werden kann. Die dann zum Vorfchein gekommene durchfichtige, der Conjunctiva durch weiches Zellgewebe angeheftete Cornea ift auf der Schnitt Hache kaum halb fo dick, als jene Bindehaut.\nVom Skelet will ich zuv\u00fcrderft die Wirbelf\u00e4ule befchrciben, und hierdurch einen Beitrag geben, zu der","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"vom Dr. Schulze im vierten Bande diefes Archivs gelieferten JBefc\u2019nreibung der Wirbelf\u00e4ule, in welchem Auf-i\u2019atze den Filchen insbefondere viel Aufmerksamkeit ge\u00ab fchenkt worden ift, der Cvcl. Lurapus aber wegen rines ungl\u00fccklichen Zufalles ganz \u00fcbergangen werden mufste.\nDurch die Mifchung fowohl der Gebilde, welche den Sch\u00e4del, als diejenigen, welche die Wirbelf\u00e4ule und deren Fortf\u00e4tze ausmachen, n\u00e4hert fich der Sea-bafe allerdings in etwas den Knorpelfifchen. Wras namentlich die Wirbelf\u00e4ule anbelangt, fo zeigen fich die einzelnen St\u00fccke derfelben fehr \u00e4hnlich den fich entwickelnden Knochen in den Embryonen h\u00f6herer Thiere, infofern fie, und zwar mehr in kleinern, obfehon ausgewachsenen, weniger aber in gr\u00f6lsern Individuen, zum Theil aus einer, hier \u00fcbrigens ziemlich weichen, Knorpelmaffe beftehen, in deren Innerm, gleichfam als h\u00e4tte fich die Knochenfubftanz erft zu bilden angefangen, als Grundlage eins nicht fowohl zellige, als vielmehr faferige Knochenmaffe liegt. Daher fchmilzt dann auch, wenn man das Irifch pr\u00e4parirte Skelet t.rocknet, daffelbe um ein Betr\u00e4chtliches auf einem kleinen Raum zufammen. Jetzt auch erfcheint dann die bl\u00e4ttrige, eckige Bildung aller \u00a3 heile, von welcher Dr. Schulze in der angef\u00fchrten Abhandlung fpricht, und welche ich nachher noch ausf\u00fchrlicher befchreiben werde, ftatt dafs an dem nicht getrockneten Skelete die Theile mehr glatt und abgerundet fich darftellen\n%) Je gr\u00f6ber die Exemplare waren, deren Skelet ich nnter-l'uchte, delco weniger eckig und bl\u00e4ttrig waren die Wirbelbeine , defto fefter aber das Gef\u00fcge derfelben. Die gelieferte Befchreibung alfo von der \u00e4nfsern Geftak der Wirbelbeine pafst keinesweges f\u00fcr das Skelet eines jeden Seehafen s ween aun n\u00e4mlich bis inj Isleinfte Detail gehe\u00bb","page":503},{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"Als Uebergang aus einer liefern Bildung darf man auch den Umftand anl'ehen, dafs alle Dornfortf\u00e4tze, i'owohl die obern als untern, gleichwie auch feiner die Floifen-tr\u00e4ger, welche zwilchen iene Fortf\u00e4tze hineintreten, in einer der L\u00e4nge nach in der Mittellinie des K\u00f6rpers \u25a0zwifchen den Muskeln verlaufenden halbdurchfichtjgen Knorpelplatte, \u00e4hnlich der im vordem und obern Theile des R\u00fcckgrathes vom Petromyzon fluviatilis, g\u00e4nzlich eingefenkt find, welche Knorpelplatte im Innern ziemlich fett fit, gegen ihre Oberfl\u00e4che aber immer weicher wird, fo dafs man diefe oberfl\u00e4chlichen Lagen als eine Gal lertmaffe gar leicht vom lverne abicliaben kann.\nDer Wirbelbeine fand ich neun und zwanzig an der Zahl bei drei darauf unterfuchtcn Exemplaren , anftatt dafs Cuvier nur lieben und zwanzig angiebt *). Ihre K\u00f6rper find nur kurz, zumal die der vordem, dabei faft vollkommen cylindrilch, und nehmen an H\u00f6he, die zwei oder drei vorderften abgerechnet, von vorn nach hinten allm\u00e4hlich ab ; obgleich zwar, wenn man das Skelet von aufsen anfieht, diefs nicht der Fall zu feyn fcheint, indem n\u00e4mlich an den mittlcrn und hintern Wirbeln, ungef\u00e4hr wie Herrn Schulze\u2019s Angabe nach bei den Kofferfifchen, die Schenkel der Dornfortf\u00e4tze fich ganz an die \u00e4ulsere Seite der K\u00f6rper herabziehen. Die beiden Gelenkgruben, welche konifch ge-ftaltet find, gehen tief in den K\u00f6rper hinein, lo dafs, wenigftens im v\u00f6llig ausgetrocknetem Zuftande, befon-\nvrill. Sie diene demnach nur, um eine ungef\u00e4hre Aniicht \u00abtes Knochenbaues zu erhalten.\nI) Siehe die in der Abhandlung des Herrn Schulze abgedruckte Tabelle, in welcher neun R\u00fcckenwirbel und achtzehn Schwanzwirbel angegeben find, in allem aber vier Wirbel, welche letztere Zahl nur durch ein Verteilen hinzugekommen feyn kann.","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"505\nders an den rnitt\u00eeern Wirbeln, derjenige Tbeil des K\u00f6rpers, welcher die beiden H\u00f6hlen von einander trennt, nur io d\u00fcnn wie ein zartes Blatt ift. Gleichfalls nur fehr d\u00fcnn ift der Rand diefer H\u00f6hlen, durch welchen fie, verrnittelft eines faferigen und ringf\u00f6rmigen Bandes, mit dein benachbarten Wirbelbeinen fielt verbinden. im Innern dorfeiben erfeheinen \u00fcbrigens lauter concentrifche Ringe, welche ge;;m die Tiefe an Umfang immer mehr und mehr abnelmjen.\nDie vordem Wirbel find, indem das zwifchen den Gelenkh\u00f6hlen befindliche Band nur fehr fclimal ift, enge an einander gezogen, und daher nur wenig an einander beweglich; in der Mitte des R\u00fcckgrathes aber find jene B\u00e4nder fo breit, dafs lie die halbe Breite der einzelnen Wirbel haben, und daher hier das Rtickgrath fehr beweglich lafien. Nach hinten endlich werden die B\u00e4nder wiederum aufs Neue immer fchmaler.\nBeim frifch pr\u00e4parirten Skelete fieht man an den acht erften Wirbeln, auf der Oberfl\u00e4che der K\u00f6rper, jederfeits eine der L\u00e4nge nach verlaufende Reifte, und \u00fcber jeder Reifte eine flache Grube, im \u00fcbrigen aber ift Alles glatt. Ganz anders dagegen erfeheinen diefe Wirbel, wenn man fie hat austrocknen laffen. Dann n\u00e4mlich erfcheint auf jeder Seite cferfelben eine grofse, ziemlich tiefe, und meiftens unregelm\u00e4fsig viereckige Grube, welche von d\u00fcnnen , blattartigen, halb dure fl\u00fcchtigen, fchr\u00e4ge nach aufs en verlaufenden W\u00e4nden umgeben ift, welche W\u00e4nde, je nach den verfchiecte-nen Wirbeln, verfcfaiedent\u00fcch gekr\u00fcmmt und gegen einander geheilt find. (Fig. g und 9 B.) Eigentlich i'chie-nen jene Gruben nicht tief in die Subftanz der K\u00f6rper felbft zu gehen, fondent nur mehr durch ftark vor-fpringende, und den Geh an den K\u00f6rpern herabziehenden Schenkeln der Dornfortf\u00e4tze angeh\u00f6rige, blattartige Fortf\u00e4tze gebildet worden zu feyn, Am erften","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\nWirbelbeine (Fig. g.), das \u00fcbrigens nicht kleiner als das zweite ift, lpringt diefes ichr\u00e4ge geiteilte Blatt ft\u00e4rker nach hinten als nach vorn (gegen den Kopf hin) vor, und daher icheint dann auch die Gr\u00fcne mehr nach hinten gewandt. Bei den \u00fcbrigen fieoen Wirbelbeinen aber tritt das die Grube bildende Blatt allenthalben gleich-rn\u00e4fsig ftark hervor. Dicht \u00fcber den Bl\u00e4ttern, und zwar mehr aus ihrer, als aus des Wirbelbeink\u00f6rpers Subftanz erheben fich die Schenkel f\u00fcr die obern Dorn-fortf\u00e4tze. An den f\u00fcnf erften Wirbeln werden die Urspr\u00fcnge diefer Schenkel durch den obern, ftark nach oben gekehrten Rand der feitlichen Gruben verdeckt, bei allen \u00fcbrigen aber liegen fie ganz frei da, indem liier die obere Wand der Grube als eine unter rechten Winkeln auf den Wirbelbeink\u00f6rper aufgefetzte und mit einem glatten Rande verlehene blattartige Reifte er-fcheint. Ueberdies aber ift hier diefe Leihe vom fechs-ten Wirbel an immer mehr nach unten ger\u00fcckt, und dadurch dann die feitliche Grube immer fchmaler geworden.\nAn den erften Wirbeln find die Schenkel f\u00fcr den Dornfortfatz an ihrem Urfprunge nur fchmal, vom zweiten aber an werden diefe Urspr\u00fcnge bis gegen die mittlern Wirbel immer breiter, von weichen ab fie fich wiederum, je nach der allm\u00e4hlichen Verkleinerung der Wirbel, gegen das Ende des Schwanzes aufs Neue ver-fchm\u00e4lern. Dabei find fie faft blattartig d\u00fcnn. Ja feib.ft auch gegen ihre gegenfeiige Verbindung werden fie, um den Dornfortfatz zu bilden, obfehon lie fich bedeutend vcrfchm\u00e4lern, dennoch mir wenig dicker, ln jedem Schenkel befindet fich ein Loch z\u00fcrn Durchg\u00e4nge eines Nervenfadens. U\u00fcbrigens erfcheint vom fechsten Wirbelbeine au \u00fcber der fr\u00fcher angegebenen feitlichen Grube in jedem Schenkel des Dornfortfatzes eine neue, und zwar dreieckige, mit der Spitze nach","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"507\noben gekehrte, tiefe und grofse Grube, fo dafs alfo an den mittiern und hintern Wirbelbeinen zwei \u00fcber einander liegende Gruben lieh bemerklich machen. (Fig. io.)\nDernerften Wirbel fehlt, wie bei Cottus Scorpius, der Dornfortlatz, daher an demfelben die blattartigen Schenkel oben nicht zufammenftofsen und verfchmel-zen, fondern nur mit ihrem freien Ende fich kaum ge-genfeitig ber\u00fchren. (Fig. B ) An den \u00fcbrigen Wirbelbeinen find ferner die Proceffus fpinofi nicht rund und dick, fondern gleichfalls platt und d\u00fcnn, wie ihre Schenkel, kehren aber ihre Seiten nach vorn und hinten, und find io faferig,- dafs man fie leicht in lauter L\u00e4ngsftreifen zertheilen kann. Vom dritten Wirbel find fie bis zum achtzehnten ziemlich gleich hoch, von diefem aber an nehmen fie fehr bedeutend an H\u00f6he ab.\nAn den vordem Wirbeln zeigt fich in einiger Entfernung von der untern Wand der feitlichen Grube, die dem Wirbelbeink\u00f6rper angeh\u00f6rt, eine nach der L\u00e4nge derfelben verlaufende Lebte (Fig. 8 und 9 B.) gegen die aber hin jene Wand, gefeiten auf die verfchiednen Wirbel, nach hinten fich immer mehr herabfenkt, io dafs fchon am achten beide mit einander verfchmolzen find, und auch dann jedem die untern W\u00e4nde der beiden , dem Wirbelbeink\u00f6rper felbft angeh\u00f6rigen feitlichen und fenkrecht flehenden Gruben (der rechten und der linken) fich ganz nach unten gekehrt haben, noch eine horizontal liegende Grube hinzugekommen ift, welche die untere Fl\u00e4che des Wirbels einnimmt. Am neunten Wirbel fpringt die vordere und untere Ecke der untern feitlichen Grube ftark hervor, und bildet einen nach hinten gewandten Haken, (Fig. 10.) den wir als Hinneigung zur Bildung eines untern Dornfort-fatzes annehmen muffen. Am elften Wirbel find diele Fortf\u00e4tze fchon bedeutend gr\u00f6fser geworden, legen fich fchon an einander und an die des folgenden Wir-","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\nbels, find aber mit ilirem Ende noch nicht zufammonge-floffen. Bei den folgenden Wirbeln, die nun fchon wahre untere Dornfortf\u00e4tze haben, breitet fich ein jeder derl'elben, wo feine beiden nach unten immer d\u00fcnner werdenden, \u00fcbrigens wiederum biattartigen Schenkel znfamrnentreten, pl\u00f6tzlich etwas aus, wird aber gegen fein freies Ende wieder allm\u00e4hlich felima-ler. Seine breitem Fl\u00e4chen find nach aufsen gekehrt, feine llichtung aber fehr l\u2019tark nach hinten. Aufser-dem fpringen an dielen mit untern Dornforti\u00e4tzen verfehenen Wirbeln, mit Ausnahme der letzten, noch die hintere untere Ecke der untern feitlicben Gruben etwas hervor, und bilden auf jeder Seite kleine nach vorn gekehrte Haken. (Fig. io.)\nDer dritte untere Dornfortfatz (der des dreizehnten Wirbels) ift der k\u00fcrzefte; der zweite vordere nur wenig k\u00fcrzer, die \u00fcbrigen hintern aber nehmen bis gegen das Ende des E\u00fcekgrathes bedeutend an L\u00e4nge ab. Sie alle find eben lo faferjg, als die obern Dornfortf\u00e4tze.\nDer obere und untere Dornfortfatz des letzten Wirbels, welche die Schwanzfioffe tragen, find, wie bei den meiften Fifchen , beilartjg geftaltet. (Fig. 12.) dem Gewebe nach find fie halbknorplig.\nDer Rippen find dreizehn Paare, von denen das erfte am achten Wirbel, an dein die untern Leihen ver-fchwunden waren, eingelenkt ift. Sie alle find ungemein zart, rundlich und nur kurz, indem felbft die l\u00e4rigfte Rippe, w'eiche dem vierten Paare angeh\u00f6rt, nur 5'\" lang ift (bei einem Exemplare von 6\" L\u00e4nge) die letzte aber kaum 1L\u00e4nge hat. Eingelenkt find fie am vordem Rande der Wirbelk\u00f6rper, da wo lieh diefe an ihre Nachbarn anfetzen, und zwar fo weit nach unten als m\u00f6glich. Eine Gelenkgrube f\u00fcr fie konnte ich nicht bemerken, vielmehr leinenen fie nur","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"509\ndurch ein faferiges Band den Wit'belbeinen anzuh\u00e4ngen. Da fchon am elften Wirbel ein fait vollft\u00e4ndi-ger Dornfortfatz lieh ausgebildet hat, fo k\u00f6nnen nur die vier erften Rippenpaare zur Urnfchliefsung der Bauchh\u00f6hle etwas beitragen. Aber theils find fie, vorz\u00fcglich die beiden vorderften, daf\u00fcr zu kurz, theils auch, wie alle \u00fcbrigen Rippen des Seehafen, gar nicht unten, fondera ganz nach hinten, ja felbft etwas weniges nach oben gewandt, nehmen alfo an der Bauchh\u00f6hlenbildung fo gut wie \u00a3iar keinen Antheil, fondera dienen als Anheftunus-punkte der feitlichen Langenmuskeln des Rumpfes und Schwanzes, reichen jedoch nicht, wie etwa bei den Baliften, fo weit, dais lie lieh an der Haut anheften k\u00f6nnten. Sie find Analoga der Nebenrippen, wie fie namentlich bei den Mur\u00e4nen oder beim Hornhechte fich finden.\nWahre Muskelgr\u00e4ten habe ich nirgends bemerkt.\nUeber die F/oJj'engriUen, die nichts Ungew\u00f6hnliches in ihrem Baue darbieten, will ich nur in Bezug auf deren Lage anf\u00fchren, dafs der erfte Tr\u00e4ger der Riickenfloffe fich an die vordere Fl\u00e4che des.elften, der letzte aber an die des ein und zwanzigften obern Dorn-fortliatzes anlegt.\nF\u00fcr die Fettfloffe findenjfich lieben Floffenftrahlea vor, die lieh in den mittlern Tbeil derfelben begeben, von vorn nach hinten an Hohe allm\u00e4hlich ahnehmen, alle fehr fchr\u00e4g von vorn nach hinten geftellt und an feclis Floffentr\u00e4gern befeftigt find; denn die zwei erlten Strahlen, von denen der vordere ungemein zart ift, der hintere aber, fo wie der folgende, eine breite Balis be-fitzt, legen fich an den erften Floffentr\u00e4ger an. Diefer erfte Floffentr\u00e4ger \u00fcbrigens ruht zwilchen den obern Dornfort L\u00e4tzen des zweiten und dritten Wirbels. Auffallend ift es noch, dafs auch zwifchen den Dornfort-l\u2019\u00e4tzen des achten bis zehnten Wirbels fich Floffentr\u00e4ger zeigen, obl\u2019thon f\u00fcr fie die Strahlen fehlen.","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"510\nVon den zehn Strahlen der Afterfloffe fetzen fich der erfte Tr\u00e4ger an die vordere Fl\u00e4che des zweiten untern Dornfortl\u00e4tzes (des zw\u00f6lften Wirbelbeins) der letzte aber an diefelbe Fl\u00e4che des dem ein und zwanzigften Wirbel zukommenden, alfo des elften Dornfortfatzes an. Alle diefe Tr\u00e4ger lind rundlich und nur kurz.\nWas den Bruftg\u00fcrtel des Seehafen anbelangt, fo befteht jede H\u00e4lfte deffelhen (Fig. 5.) aus zwei Haupt-ftiicken, 1) dem Schulterblatte, (Fig. 5. d.) von dem als Kontinuit\u00e4t das Gabelbein (e) ausgeht, und 2) dem Schl\u00fcffelbeine (a. a.), an welches fich eine aus dem Armknochen zul\u00e4mmengeflofl'ene d\u00fcnne Knochenplatte (c) anfetzt. Beide St\u00fccke, das Schl\u00fclfelbein und Schulterblatt, fitzen dicht an einander, und find durch ein feh-nises Band verbunden.\nu\nDas Gabelbein, welches bei dem Branchioftegen in der Regel bedeutend von dem der \u00fcbrigen Fifche abweicht, ift nur m\u00e4fsig lang, und reicht bei weitem noch nicht bis zur Bauchfl\u00e4che, wie es bei vielen Gattungen der Branchioftegen der Fall ift \u2019), herab. Worin es aber eine Ausnahme von dem gew\u00f6hnlichen Bau macht, ift der Umltand, dafs es, foviei Exemplare ich auch unterfucht habe, nicht aus einem St\u00fccke, fondera aus drei auf einander folgenden befteht, welche durch fehnige B\u00e4nder an einander gehalten, und auf einander beweglich find. Das erfte, gr\u00f6fsere St\u00fcck bildet einen breiten, zufammengedr\u00fcckten, aber noch ziemlich dicken Kopf, und ift, wie auch das Schulterblatt, aus dem es hervorgeht, mehr knorpel-als beinartig. Die beiden andern fchmalen, langen und mehr rundlichen St\u00fccke beftehen dagegen blofs aus Gr\u00e4ten-fubftanz.\ni) S. Geoffroy in den Annales du Muf. d\u2019liift, cat. Vol. IS. p. 413. und IJi-s. von 181$. Bd. 1. p. 1052.","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"511\nDas Schl\u00fcffelbein erfcheint als eine m\u00e4fsig dicke Platte, deren eine und zwar ausgeh\u00f6hlte Fl\u00e4che in nat\u00fcrlicher Lage diefes Knochenft\u00fccltes nach vorn und innen gekehrt ii't, (Fig. 5. a. a.) die andere aber nach hinten und aufsen. An letztere fetzt ficli vermittelft eines fehr fchmaien Bandes unter Vaft rechten Winkeln die aus fechs einzelnen, fehr d\u00fcnnen, verfchiedentlich grofsen, in einer Ebene dicht neben einander gelegenen und durch fchmale fehnige B\u00e4nder zufammengehaitenen Knochen-bl\u00e4ttern zufammengefetzte Armplatte an (Fig. 5. c.) Was nun aber ft eilt ein jedes diefer Knochenbl\u00e4tter vor? Meiner Meinung nach ift das Streben der neuern Natur\u00ab forfcher, die Analogieen in der animalifchen Welt her-vorzufuchen, um fo die verfchieuenen Entwicklungs-zuft\u00e4nde eines und deffelben Gebildes in den verfchiede-nen Thierklaffen, und die Grundtypen aller diefer Gebilde zu erhalten, als h\u00f6chft r\u00fchmlich zu erachten, und als ein Unternehmen anzufehen, das uns fchon bedeutend in unferer Wiffenfchaft hat vorfchreiten laffen. Nur aber d\u00fcrfte hierbei zu erinnern feyn, dafs, wie fchon 'Ulrich anf\u00fchrt '), es namentlich beim Skelete gef\u00e4hrlich fey, Knochenftiicke h\u00f6herer Thiere auch in den niedern aufzufuchen. Denn als die Vorbildungen und erften Anlagen der verfchiedenen Knochenabtheilungen in den li\u00f6hern Thieren zeigen diefelben bei den niedern fo viel Schwankendes, dals es wohl zu weit gegangen heifsen, und als ein fruchtloses Unternehmen angefe-lien werden d\u00fcrfte, an jedes einzelne Knochenftiick den von den h\u00f6hern Gefch\u00f6pfen hergenommeuen Maafsftab anzulegen Aus diefem Gefichtspunkte die Armknochen des Seehafen betrachtet, m\u00f6chte ich nichts weniger, als mich darauf einlaffen, zu unterfuchen und an\u00bb\nt) Ifis vom\tBd. 2, p, 135t,","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"513\nzugeben, welches von jenen eben angef\u00fchrten fechs Knochenbl\u00e4ttern als Oberarm, und welches als Unterarm- oder Handwurzelftiick ausgelegt werden d\u00fcrfte. Bemerken inufs ich hierbei, uafs lieh an diefe fechs Bi\u00e4tter die Floffenftrahlen ohne Zwifchenkn\u00f6chelchen (Randwurzelknochen) anfetzen.\nAn den hintern Rand des Schl\u00fcffe]beins fetzt fich aufserclem unten, da wo es mit dem der andern Seite zufammenft\u00f6l'st, eine dicke Knochenplatte an (Fig. 5. b.), welche faft parallel mit der Armplatte fich nach hinten wendet. Jedoch ift diefe Knochenplatte nicht durch ein fehniges Baud mit dem Schl\u00fcffelbeine verbunden, fondern eigentlich nur Fortfetzung eines Theiles des hintern Randes von ihm. Der Figur nach bildet fie ein Oblong, und ihr Nutzen befteht darin, dafs lie dem nachher zu befchreibenden fl\u00fcgelf\u00f6rmigen Fortfatze des Bruftfchiides, welcher fich mit feinem vordem Ende platt an fie anlegt, und durch fehnige B\u00e4nder an ihr befeftigt ift, zur St\u00fctze dient.\nDie beiden Zungenbelnafre (Fig. 7.) find von oben nach unten ftark zufammengedr\u00fcckt, ein jeder vorz\u00fcglich an feinem obern Theile, der fich mit dem Sch\u00e4del verbindet. An feiner innern Fl\u00e4che ift jeder Alt, und zwar an feinem obern und untern Theile etwas ausgeh\u00f6hlt, an feiner \u00e4ufsern Fl\u00e4che dagegen etwas convex:. Der mittlere Theil ift am dickften und fefteften. An ihm zeigt fich hinten und auf der innern Flache eine Vertiefung, (Fig. 7. d.) in welche fich ein St\u00fcck des Kiemenapparates (e) einlegt. Ihr entgegengefetzt er-fcheint im vordem Rande des Zungenbeinuftes eine L\u00e4ngsfurche, in welcher zwei dicht neben einander liegende Kiemenftrahlen befeftigt find, (b.) Nach oben geht der fchmale langgeftreckte Zungenbeinaft in eine faft quadratf\u00f6rmige Platte \u00fcber, anderen \u00e4ufserm Rande, jedoch nicht genau an ihm, fondern etwas nach der\n\u00e4ufsern","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"513\n\u00e2ufseru Fl\u00e4che jener Platte vier Kiemenftrahlen (Fig. 7, c.) angeheftet find 1 ), an dem hintern Rande aber ein Langer oberer und ein k\u00fcrzerer unterer Fortfalz fich befinden, Beide Fortf\u00e4tze find durchaus knorplig.\nJedes Zungenbein befteht aus drei einzelnen St\u00fccken, welche durch fehnige B\u00e4nder enge an einander gehalten werden.\nZwilchen beiden Zungenbein\u00e4ften befindet fich, enge mit ihnen verbunden, ein kleines Knochenft\u00fcok-chen, welches nach innen in die Kiemenhohle etwas vorfpringt, und zum Anheftungspunkte der Sterno-liyoidalmuskeln dient (Fig. 7. h. und Fig. 7\nEine Zunge vermilst man beim Seehafen durchaus, und mit ihr auch jede Spur von einem eigentlichen Zun-genbeinknochen, falls man nicht jenes Ivnocheuft\u00fcck-chen als ein folches anfehen will.\nAls untere Anheftungsftiicke der Kiemenb\u00f6gen bemerkt man auf jeder Seite und dicht hinter dem Zungenbein drei an ihrer obern Fl\u00e4che ausgeh\u00f6hlte, an ihrer untern aber convexe Knochenftiickchen, (Fig. ~r. e. f. g.), welche dicht bei einander liegen, und theiis durch die Mundhaut, theiis durch eine dichte Gallert-maffe zufammengehalten werden. Das vorderfte der-felben (e) legt fich \u00fcberdies noch in eine Vertiefung des: Zungenbeinaftes, und ift mit ihm durch ein fehniges Band verbunden. An diefe drei Knochenftiickchen fetzen fich die drei vorderften Kiemenb\u00f6gen (i. k. I.) an. Der letzte Kiemenbogen aber (in) l\u00e4uft nach innen und unten mit einem knorpligen Faden aus, wel-\ni) Bloch giebt (1. c. p. 104.) nur vier Kiemenftrahlen auf jeder Seite an, indem er die beiden vordem iiberfah, da fie ganz in der Haut verborgen liegen, und nur erft bei einer aua\u00ab tomiiehen Zerlegung, welche nicht der Zweck bei Bloch'? Unternehmung war, zum Vorfchein kommen.\nM. d. Archiv. VU. 4.\tK k","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"eher lieh zwifehen die letzte Kiemenbogenftiitze und ein\u00ab dicht hinter ihr befindliche, an ihrer untern Flache glatte, an ihrer obern aber mit Z\u00e4hnen bel'etzte Knochenplatte (Fig. 7. h.) legt.\nDer merkwiirdigfte Theil des Skeletes, und \u00fcberhaupt wohl das Merkwiirdigfte am Seehafen ift das hinter der Bruftlloffe und an der untern K\u00fcrperil\u00e4che gelegene Schild., welches ihm und den \u00fcbrigen Familiengliedern auch den fyftematifchen Namen Cyclopterns zugezogen hat. Diefes Schild nun wird gebildet von den Baucblloffen, welche hier auf eine fo wunderfame Weife gebildet lind, dafs es wohl f\u00fcr die Morphologie lehrreich genug feyn d\u00fcrfte, den Eau deffelben ausf\u00fchrlicher aus einander zu fetzen. Dabei fpreche ich die Bitte aus, dafs Anatomen, welche Gelegenheit haben, andere Cyclopterusarten zu unterhielten, gef\u00e4l-ligft \u00f6ffentlich mittheilen m\u00f6chten, in wiefern das Schild derfelben von dem des Seehafen abweiche, oder ihm gleich komme. Noch lehrreicher aber d\u00fcrfte wohl die Angabe feyn, wie der allm\u00e4hliche Uebergang von der gew\u00f6hnlichen, jedoch fchon weit nach vorn ger\u00fcckten Bauch\u00dfoffen anderer Fifche zu dem Schilde des Seehafen lieh darftelle, eine Angabe, die freilich nur Le-fitzer oder Verwalter von recht bedeutenden Mufeen zu liefern im Stande w\u00e4ren.\nBei mehrern Fifchen find die Eauchflc\u00fc\u2019en fchon fo weit nach vorn ger\u00fcckt, dafs fie den kn\u00f6chernen \u00dfruit-g\u00fcrtei ber\u00fchren und lieh an ihm befeftigen. Aber noch erfcheinen fie beide, und die ihnen als Balis dienenden Beckenknochen, getrennt neben einander. Bei einigen andern Fifchen dagegen, z. B. bei den Stermehern, Gotten, B\u00e4rfchen, find die innern R\u00e4nder der Beckenknochen fchon miteinander verwachfen, die Floffen aber find noch getrennt und haben die gew\u00f6hnliche Form. Verwachfen endlich findet man feibi't auch die Flohen","page":514},{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"5\u00ce5\nbei den meiften Grundeln (Gobius), fo dafs Ce fchon bei einigen derfelben, z. B. bei G. lagocephalus *) ein vollkonimnes Schild darftellen. W ie jedoch bei diefen letztem die Floffenftrahlen am Schilde anfitzen, dar\u00fcber entbehren wir eine n\u00e4here Angabe. So viel lieh aber aus Befchreibungcn und Abbildungen fchliefsen l\u00e4fst, fitzen diefelben mit dem einem Ende am Rande, der zu einem tellerf\u00f6rmigen St\u00fccke zul\u00e4mmengefioffe-nen Beckenknochen feft. Noch weniger wiffek wir, wie fich diefes Schild am Bruftg\u00fcrtel einlenkt, und wie die Muskeln geformt und gebogen find, welche daffelbe und die ihm anh\u00e4ngenden Floffenftrahlen bewegen.\nDie kn\u00f6cherne Grundlage des Bauchfchildes ftellt fich beim Seehafen als ein ovaler, und an der untera Fl\u00e4che etwas ausgeh\u00fchlter Teller dar, deffen gr\u00f6fster Durchmeffer nach des Fifches L\u00e4nge gebogen ift, und den wir fortan als das Hauptft\u00fcck anfehen wollen. In der Concavit\u00e4t diefes St\u00fccks verl\u00e4uft von vorn nach hinten ein leiftenartiger Vorfprung, welcher das Ganze in zwei feitiiehe gleiche H\u00e4lften theilt, fo dafs alfo die untere Fl\u00e4che des Hauptft\u00fcckes zwei neben einander gelegene und gleichgeftaltete Aush\u00f6hlungen zeigt. (Fig. i.) Was den Rand des Ganzen anhelangt, fo ift er an den Seiten deffelben ziemlich breit und fpringt ftark hervor, nach hinten wird er fchm\u00e4ler und fl\u00e4cht fich mehr und mehr ab, nach vorn dagegen wird er immer breiter, in feiner Textur fefter , fpringt endlich, indem er fich gleichfam vom Teller losl\u00f6fet, \u00fcber denfelben hinaus, und bildet fo nun zwei horizontalliegende ftabf\u00f6rmige Fortf\u00e4tze, welche etwa noch einmal fo breit, als dick find, convergirend gegen ihre freien Enden auslaufen,\ni) Pallas fpicil, Zool. Fafe. VIII. Tab. II, Fig. 7.\nK k s","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"tim! vorn, wo fie fich ber\u00fchren, durch ein Faferbnnd zufammengehalten werden, (Fig. \u00ee-a. Fig. j. b. Fig. 6.a.) Ueber und dicht hinter jedem diefer Fortf\u00e4tze geht von der obern Fl\u00e4che des Hauptft\u00fcckes, entgegengefetzt dem feitiichen Rande, ein zweiter und zwar fkigelf\u00f6rmiger, bedeutend gr\u00f6fserer Fortfatz ab, der gleichfalls nach vorn ausl\u00e4uft und viel weiter, als der erft belchriebene vorfpringt (Fig. 2. a. a. Fig. 6- b. b.) Er ift ganz platt, und wird von feiner Grundfl\u00e4che nach vorn allm\u00e4hlich breiter. Beide Fltigelfortf\u00e4tze aber divergiren etwas, un ! ihre Fl\u00e4chen ftehen, zumal nach vorn hin, halb horizontal, halb vertikal, fo dafs ihre untern R\u00e4nder einander viel n\u00e4her liegen, als ihre obern. Vorn find fie fait gerade abgefchnitten und etwas ausgefchweift: die vordem untern Ecken laufen etwas l'pitz aus und ber\u00fchren lieh in nat\u00fcrlicher Lage, die obern dagegen erfcheinen abgerundet. Nach vorn \u00fcbrigens werden diefe beiden Fortf\u00e4tze etwas knorpelartig, ja die fpitze Ecke ift ganz reiner Knorpel, hinter einem joden diefer zuletzt befchriebenen Fortf\u00e4tze liegt endlich noch ein dritter, der wieder etwas kleiner ift, mit einer breiten Grundfl\u00e4che entfpringt, allm\u00e4hlich ficli verichm\u00e4lert und zufpitzt, und ebenfalls nach vorn und aufsen fich wendet. (Fig. 3. d. d. Fig. 6. dd.) Die \u00e4ufsere Fl\u00e4che diefes Fortfatzes geht in den hinterften Theil des feitiichen Randes, fo wie diefelbe Fl\u00e4che des fl\u00fcgelf\u00f6rmigen Fortfatzes in den vordem Theil jenes Randes vorn Mittelft\u00fcck \u00fcber. Zwilchen diefen vier Vorfpr\u00fcngen \u00fcbrigens, n\u00e4mlich den beiden fl\u00fcgelf\u00f6rmigen und den beiden faft pyramidenf\u00f6rmigen Fortf\u00e4tzen, bildet die obere Fl\u00e4che des Schildes eine nach der L\u00e4nge deffelben gehende Vertiefung, in welcher das Herz gelegen ift. (Fig. 6. c.)\nAn jeder Seite liegen horizontal auf dem Rande des tellerf\u00f6rmigen Hauptft\u00fcckes fechs verlchieden ge-","page":516},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00eea\u00eeiete Kn\u00f6chelchen von bedeutend fefterm Gef\u00fcge, welche durch mehrere nachher zu befchreibencie Muskeln in Bewegung gefetzt werden k\u00f6nnen, und nichts anderes bedeuten, als die h\u00f6chlt wunderbar umgewandelten Fioffenftrahlen. Das erfte der-felben (Fig. 2. t.) ift etwas platt gedr\u00fcckt, am \u00e4u-fsern Ende zugel\u2019pitzt, nimmt aber gegen das innere Ende an Breite etwas zu, und fpaltet lieh hier in zwei kurze, d\u00fcnne und divergirende Schenkel, welche den Band des Hauptft\u00fcckes fo umfaffen, dafs der eine oben, der andere unten liegt. Durch fehnige Fa fern find fie auf dem Rande beweglich verbunden. Uebrigens ift das freie Ende etwas nach hinten gekehrt. Das zweite Kn\u00f6chelchen, (Fig. 2. 2.) ganz anders gestaltet, zeigt zwei Schenkel, die beinahe wie ein Winkelmaafs fait unter rechten Winkeln in einander \u00fcbergehen. Da nun, wo beide Schenkel zufammenftofsen, liegt die obere Fl\u00e4che diefes \u00fcbrigens platten'Kn\u00f6chelchens an dem Rande des Mittelft\u00e4cks, und ift hierdurch fehnige Fafern enge an ihm befei'tigt, fo dafs es nur hebelartig nach oben und unten fich bewegen latst. Die \u00fcbrigen vier Kn\u00f6chelchen jeder Seite find \u00e4hnlich dem zuletzt be-fchriebenen, und eben fo wie diefes eingelenkt und be-weglich. Unter ihnen ift \u00fcbrigens das hinterfte am breitften und d\u00fcnnften. Ihre Lage und das L\u00e4ngen-verh\u00e4ltnifs derfelben zu einander giebt die zweite Ab-bildung an.\nZu bemerken d\u00fcrfte noch feyn, dafs im Rande des Hnuptftiiclces jedesmal da, wo eines der f\u00fcnf hintern Fiofienkn\u00f6chelchen anliegt, fich ein kleiner Aus-fchnitt befindet, in dem das Kn\u00f6chelchen ruht. (Fig. 1. No. X bis 6.)\nWie oben fchon angegeben, fo werden die feitli-chen Knochenftiicke durch Muskeln hebelartig nach oben und unten bewegt, die f\u00fcnf hintern alfo derma-","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"fsen, dafs wenn der eine Schenkel nach oben gezogen wird, der andere fich nach unten begiebt, und umgekehrt. Die Muskeln nun , welche diefe Bewegung bewirken, find fo angebracht, dafs der eine, der fich an der obern Fl\u00e4che des Innern Schenkels anfetzt, wenn er fich zufammenzieht, den \u00e4ufseren Schenkel herabdr\u00fcckt, der andere aber, welcher an der obern Fl\u00e4che des \u00e4ufsern Schenkels angeheftet ift, hei feiner Zufammen-ziehung und bei gleichzeitiger Erfchlaffung des Anta-goniften, den innern Schenkel herabdr\u00fcckt. Wir muffen alfo zwei fich entgegenwirkende Muskulaturen be-r\u00fcckfichtjgen und n\u00e4her befchreiben, um nachher \u00fcber die Verrichtung des ganzen Schildes einige Aufkl\u00e4rung geben zu k\u00f6nnen.\nBetrachten wir zuv\u00f6rderft diejenigen Muskeln, welche an den \u00e4ufsern Schenkel der Floffenkn\u00f6chelchen gehen.\nGanz vorn und von dem \u00e4ufsern Rande des vordem oder ftabf\u00f6rmigen Fortfatzes jenes fr\u00fcher befchrie-benen Schildes geht ein Muskelftreifen ab, welcher fich, nachdem er in zwei neben einander liegende Theile fich zerfpalten hat, an der vordem Wand des erften Kn\u00f6chelchens anfetzt. (Fig. 3. No. 11.) Er kann daffelbe, wenn er allein fich zufammenzieht, nach vorn bewegen. Ein anderer Muskel, der ihm entgegenwirkt, alfo das Kn\u00f6chelchen nach hinten zieht, kommt ganz von hinten her, und zwar von der obern Seite des Schildes, n\u00e4mlich von der Mittellinie deffelben. Hier ift er ziemlich breit, (Fig. 4. i. i.) von da aber verfchm\u00e4lert er fich ganz allm\u00e4hlich, geht nun \u00fcber den Ausfchnitt zwilchen dem kugelf\u00f6rmigen und dem pyramidenartigen Fortfatze weg, darauf, fo wie er aus ihm herausgetreten ift, nach unten und vorn, und letzt fich endlich an den hintern Rand des erften Kn\u00f6chelchens feft (Fig. 3. No. a. Fig. 4- d.) Diefer fo eben befchriebene","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"Muskel ift der ft\u00e4rkfte von allen, die fich zu den Flof-fenknochen begeben, und mufs daher bei feiner Zu-fammenziehung eine bedeutende Wirkung auf den erftcn jener Knochen \u00e4ufsern. Was aber dabei f\u00fcr eine Ver\u00e4nderung mit der ganzen Schildfl\u00e4che vorgeht, wird nachher angegeben werden.\nDie Muskelftreifen f\u00fcr die \u00fcbrigen Kn\u00f6chelchen (Fig. 3. No. 3-\u20147.) entfpringen alle an der Spitze des hinterften Schikifortl\u2019atzes, bilden eigentlich -nur einen Muskel, der fich aber in f\u00fcnf Parthieen fpaltet, weiche dann divergirend ausgehen, um fich an alle f\u00fcnf hintern Kn\u00f6chelchen anzufetzen. Der erfte Streifen geht nach vorn, der zweite nach aufsen, jedoch fchon etwas nach hinten, die drei \u00fcbrigen aber ganz nach hinten. Sie alle fetzen fich gerade an die \u00e4ufserften Enden der Kn\u00f6chelchen an. An alle diefe Schildmuskeln gehen \u00fcbrigens lehr zarte Vereitelungen von den Nerven der Bruftfioffe.\nDie Antagoniften f\u00fcr die befchriebsne Muskulatur der f\u00fcnf hintern Floffenkn\u00f6chelchen liegen gr\u00f6fsten-theils ganz in der untern Aush\u00f6hlung des Schildes, zwifchen der untern Fl\u00e4che deffelben und den innern Schenkeln jener Kn\u00f6chelchen. Sie bilden einen einzigen Muskel, weicher an der ganzen untern Mittellinie des Schildes, theils auch an der untern Fl\u00e4che deffelben anfitzt, und fich fodann, indem er fich in einzelne Parthieen fpaltet, an der obernFl\u00e4che der den f\u00fcnf hintern Kn\u00f6chelchen zugeh\u00f6rigen innern Schenkel befeftigt. (Fig. 4. h ) Aufser diefem Muskel kommt hier noch ein zweiter in Betracht, der platt ift und von dem innern Rande des fl\u00fcgelf\u00f6rmigen Fortfatzes, dem fein einer Rand angewachfen ift, herkommt, darauf nach hinten verl\u00e4uft und fich unter das Haupth\u00f6ck des Schildes be-giebt, wo er fich an die obere Fl\u00e4che der dem erften und zweiten Floffenkniiehelchen ungeh\u00f6rigen innern","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"Schenkel anheftet. Bei feiner Contraction bewegt er die iiufsern Schenkel derfelben etwas nach hinten und vielleicht auch nach unten, (big- 4- f- f.)\nln der obern Vertiefung des Schildes liegt das Herz mit feinem Beutel g\u00e4nzlich eingefchloffen. Letzterer \u00fcberzieht mit feinem untern Theile, der aber \u00e4ufserft zart ift, die ganze Vertiefung des Schildes und die darin liegenden Muskeln, indem er durch kurzes Zellgewebe diefen eng angeheftet ii't. Hier verbindet fleh der Herzbeutel mit dem Bauchfell, und bringt mit t\u00fcefem ein ziemlich dickes Hautblatt zu Wege, das zwilchen den beiden pyramidenf\u00f6rmigen Schild-fortf\u00e4tzen, an deren obern Rande es feft angewachfen ift, wie ein Segel ausgefpannt ift. Unter diefer Scheidewand der Bruit - und Bauchh\u00f6hle fetzt fich an die hintere Fl\u00e4che der Pyramidenfortf\u00e4tze ein Theil der Bauchmuskeln an.\nUeber die ganze untere Fl\u00e4che des Mittelft\u00fccks und die ganze Fl\u00e4che der Floffenkn\u00f6chelchen und vordem ftabf\u00f6rmigen Fortf\u00e4tze zieht fich die allgemeine Bedeckung hin, fpringt \u00fcberdies bedeutend \u00fcber die \u00e4ufsern Enden jener Kn\u00f6chelchen vor, fchl\u00e4gt fich um, und geht min, ohne die zwei hintern Paare der Fort-f\u00e4tze (der H\u00fcgel- und pyramidenf\u00f6rmigen) erreicht zu haben, in die Haut des Rumpfes \u00fcber. So entfteht denn durch die Knochen des Schildes und diefe Bekleidung deffelben eine mufchelf\u00f6rmige, an der untern Fl\u00e4che ausgeh\u00f6hlte Hervorragung von ovaler Form, (Fig. 2. c.) deren fchmalerer Theil nach vorn fleht, und deren Rand, nur allein aus einer Hautverdoppelung behebend, bedeutend ftark, zumal nach hinten, vorfpringt. (Fig. 2. dd.) Hier ift auch der Rand am allerdiinnften und am bewegliehften, vorn aber, wo er zwifchen beide Bruftfl offen tritt, l\u00e4uft er nicht fo d\u00fcnn aus, fondent erfcheiut dick, und als w\u00e4re er gleichfam abgefchnit\u00bb","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"fen. Wo \u00fcbrigens eines der oben befehriebenen Flof-fenkn\u00f6chelchen in diefen Hautrand tritt, fleht man unter demfelben ein durch Anfammlung von Colla zu Wege gebrachtes weiches Hautpolfter, das nach innen fcharf abgefclmitten erfcheint, nach aufsen aber allm\u00e4hlich fich im Hautrande verliert. (Tig* 2.) Die untere Fl\u00e4che eines jeden ift platt und mit einer kleinen Vertiefung in der Mitte verleben. Indem diefe den Kn\u00f6chelchen entfprechenden Hantpolfter, feehs auf jeder Seite, dicht zufammentreten, vorn und hinten aber die Haut, des Schildes zwilchen diefen beiden Reihen gleichfalls nach unten vorfpringt, entfteht in der Mitte diefes Schildes eine rundliche Vertiefung, in der nun die Hautbedeckung der innern Schenkel der fr\u00fcher befchrieba-men Kn\u00f6chelchen ganz feft aufliegt.\nSchon aus der nunmehr gegebenen Befchreibung des Schildes, in welcher nichts von Saugwarzen vorgekommen ift, wird man abnehmen k\u00f6nnen, dafs die merkw\u00fcrdige Erfcheinung am Seehafen , ich meine das innige Feft halten an (dem Aggregatzuftande nach) feften Gegenft\u00e4nden mittelft jenes Schildes, nicht, wie man es wohl gethan hat, als ein Saugen, das von der Will-k\u00fchr des Fifches abh\u00e4ngt, betrachtet werden kann. Dagegen fpricht auch ohnehin die Bemerkung, dafs fich, wie 1C hon Hanow angiebt1 ), diefelbe Erfcheinung in eben demfelben Grade felbft an todten Fifchen offenhart, wenn man ihn zuvor mit der Bauchll\u00e4che an einem feften und glatten K\u00f6rper angedr\u00fcckt hatte. Die Verrichtung aber diefes Anheftens und fich Freimachens von dem Gcgenftar.de, an welchem der Fifch lieh angefetzt hatte, beruht auf folgenden Umft\u00e4nden, Indem der Seehaie fein Brufti'cliild an eine ebne Fl\u00e4che an-\nl) Settenbeiten der Natur, herausgegeben von Titius. Leipzig 175;. Th. 1. p. 585.","page":521},{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"KM\nbringt, legt fich der bewegliche Rand des Schildes fett an, durch die eigne Schwere des Fifches drucken fich die Politer jenes Gebildes zufammen, und das Waller, welches fiel) noch etwa in der Vertiefung defi'elben vorfand, tritt an dem vordem und hintern Ende aus ihm heraus. Jetzt liizt der Filch mittelft bloiser Adh\u00e4fion zwilchen der Verkleidung des Schildesund der Fl\u00e4che des Gegenftatides feit, ohne dals er durch eigne, von der Willk\u00fchr abh\u00e4ngende Kr\u00e4fte etwas dazu beigetragen h\u00e4tte. Einigerrnafsen d\u00fcrfte hier nur in Anfcblag gebracht werden, dals durch die Muskeln in der obern Vertiefung des Hauptft\u00fcckes die innern Schenkel der Floffenkn\u00f6chelchen angezogen w\u00fcrden, um die \u00e4ufsern Schenkel derfelben etwas herabzudr\u00fccken, damit der Rand des Schildes inniger dem feiten Gegenftande fich anfehmiegte. Wenn nun der Seehafe feftfitzt, und man ihn dann loszureilscn lucht, lo heftet derbreite, platte, bewegliche, allenthalben fich anfehmiegende, und alfo viele Ber\u00fchrungspunkte darbietende Schild-rund, vorz\u00fcglich aber der \u00e4ufserfte Theil deflelben, durch blofse Fl\u00e4chenanziehung lehr fiark an dem unter-lieeenden K\u00f6rper an, Das Innere des Schildes dagegen, welches ftark h\u00f6ckerig ift, und in welchem die Haut feit vorliegt, alfo nicht mit gleicher St\u00e4rke, als der Rand, an dem unterliegenden K\u00f6rper anheften kann, \u25a0begiebt fich w\u00e4hrend deffen los, und fo entfteht dann hierlelblt ein ringsum gefcbloffener luftleerer Raum. Demnach geht das Fefthaiten des Fifches vor fich, ohne dafs der Wille deflelben befonders ins Spiel kommt. Dagegen kann das Loslaffen des Seehafen, falls es nicht durch eine \u00e4ufsere bedeutende Gewalt erzwungen wird, nicht vor fich gehen, ohne dafs der Wille deflelben hierbei th\u00e4tig ift, und zwar, indem er, ver-mi\u00fcelft der an der obern Fl\u00e4che des Schildes gelegenen Muskeln, einer oder einige der fr\u00fcher befchriebe-","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"523\nnen Kn\u00f6chelchen nach oben bewegt* Dadurch wird dann an irgend einer Stelle der Rand etwas abgezogen, in die H\u00fclle gehoben, und dem Waller ein Zugang in die Vertiefung des Schildes geftattet, wodurch nun der fr\u00fchere luftleere Raum vom Waller g\u00e4nzlich erf\u00fcllt werden rnufs. Am gew\u00f6hnlichften wird wohl eines der beiden vorderften Kn\u00f6chelchen, und wenn auch vielleicht nicht ganz allein, fo doch am lt\u00e4rkften in die H\u00f6he gezogen werden, weil, wie ich fr\u00fcher angab, zu ihm der l't\u00e4rklte abziehende Muskel geht. Am todten Fifehe kann man lieh einigermafsen von dem angef\u00fchrten Vorg\u00e4nge der Loslofung \u00fcberzeugen, wenn man nur, nachdem man das Brulffchijd auf eine Glastafel angedrtickt hat, und den Fifch dann von derfel-ben loszureifsen fucht, einen feinen Drath zwilchen Glas und Schildrand bis zur inuern Vertiefung des Schildes hineinfehiebt, wo dann, indem zur Seite des Drathes Luft in jene Vertiefung hineintritt, das Thier gleich von der Tafel abf\u00e4llt.\nWenn das erite Floffenkn\u00f6chelchen durch die Zu-fammenziehung feines hintern abziehenden Muskels aus feiner nat\u00fcrlichen Lage gebracht worden ift, fo zieht der vordere Muskel deffelben, wie ich glaube, es wieder in felbige zur\u00fcck. Eine andere Wirkung kann ich mir von diefem kleinen Muskel nicht denken.\nHanois, ehemals Profeffor am Danziger Athen\u00e4um, hat nach jjliylil'chen Gei'etzen berechnet, wie viel am Gewicht dazu erforderlich feyn w\u00fcrde, einen Seehafen von acht Zoll L\u00e4nge, deffen Schild einen Danziger Zoll im DurchmeiTer h\u00e4tte, abzureifsen, wenn er irgendwo fich angeheftet h\u00e4tte, und der Stand des Barometers 27\" 6'\" Variier Maafses betr\u00fcge\tin\n1) Hanoi\u00bb't Seltenheiten der Natur. Th. I. p. \u00e7gs.","page":523},{"file":"p0524.txt","language":"de","ocr_de":"524\ndem Werke fleht 74 J Pfuncl f\u00fcr jenes gefuchte Gewicht in Pfunden ausgedriickt, und daf\u00fcr ift in Blochs klaffi-fcher Schrift (Th. 3. p 104 ) 74| phind hineinge-kommen. Zur \u00dferichtigung aber diene, dais jene Zahl durch einen Druckfehler ftatt der Zahl 14* Pfund zu flehen gekommen ift, wie es auch die Berechnung von Ilanow a usweifet.\nZum Schluffe der Abhandlung m\u00f6gen noch ein paar Worte \u00fcber die Beteiligung des Schildes hier Platz finden. Die \u00e4ufsere Fl\u00e4che des Fl\u00f6gelfortfatzes legt fch mit ihrer vordem H\u00e4lfte an die Platte, welche vom Schl\u00fcfielbein parallel mit diefem ausgeht, und ift von ihr the;!s durch fehnigte L\u00f6cher, theils auch durch einen Muskel befeftigt. Diefer Muskel aber ift breit, kurz, fait quadrat f\u00f6rmig und mit dem einen Ende am freien Fiande jener Platte, mit dem andern dagegen an der \u00e4ufsern Fl\u00e4che des Fl\u00fcgelfortlatzes, nahe an deffen Urfprunge angeheftet. Eine zweite Befeftigung giebt ein barker l'ehnieter Faden, der vor dem Ende der Stab-, fortfatze an die Vereinigung der beiden Schliiffelheine seht. Endlich laufen von den Enden der beiden Pyra-midenfortf\u00e4tze zwei lange und fchmaie Muskeln aus, welche die Aortenzwiebel zwifchen fich nehmen, nach vorn convergiren und fic\u2019n endlich nahe bei einander an den beiden mit Z\u00e4hnen befetzten Knochenplatten, welche gewiffermafsen die hinterften Kiemenft\u00fctzen bilden, anfetzen.","page":524}],"identifier":"lit15805","issued":"1822","language":"de","pages":"498-524","startpages":"498","title":"Bemerkungen \u00fcber den Bau des Cyclopterus Lumpus (Lumpfisches, Seehasen)","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:11:20.503428+00:00"}

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