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{"created":"2022-01-31T16:12:24.821664+00:00","id":"lit15807","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Heusinger, Carl Fr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 555-561","fulltext":[{"file":"p0555.txt","language":"de","ocr_de":"555\nSchabei 1 ), Schnell *) und Andern angeftellten Unter-fuchungen \u00fcber die Wirkfamkeit der Gifte, aus denen klar hervorgeht, dafs die verletzende oder t\u00f6dtende Kraft der Gifte lediglich von einem directen Ueber-gange in das Blutl'yi'tem abh\u00e4ngt, w\u00e4hrend dem lia durch das lymphatifche Syftem gar keine Wirkung \u00e4ufsern und die Nerven nur topifch afficiren.\nSollten wir demnach wohl noch an der Abforb-tionskraft der Venen zweifeln k\u00f6nnen? Ich glaube nein. \u2014\nIV.\nUeber das H\u00e4ren oder die Regeneration der Haare. Von Carl Fr. Heusinger. Nachdem ich die fr\u00fcher mitgetheilten Beobachtungen \u00fcber die erfte Entftehung der Haare in dem F\u00f6tus gemacht hatte, richtete ich meine Aufmerkfamkeit auf die Regeneration der Haare. ln der That durfte ich nicht lange fuchen, nach Verlauf einiger Wochen lagfaft die ganze Regenerationsgefchichte der Haare vor mir.\nRegeneration der Tafthaare.\nDie Tafthaare oder Barthaare der Thiere liegen in B\u00e4lgen, die man fogleich erblickt, wenn man die Haut neben einem folchen Haare einfehneidet; lie haben in den verfchiedenen Thieren eine verfchiedene Geftalt, doch find fie in der Regel oval. Man findet, die Haut des Balges nach oben und hefonders in der Mitte viel dicker als unten an dem Boden, welcher auf dem Unterhautzellgewebe ruht, wo fie fehr\nl) De effect, etc.\ns\u2019) Hiftoiia veneni \u00ab, f, w.","page":555},{"file":"p0556.txt","language":"de","ocr_de":"556\nd\u00fcnn wird, und wo fich ein Strang vom Bildungsga-wehe, Gef\u00e4fsen und Nerven feft an fie anheftet. Die-ier Unterfchied in der Dicke der Balghaut ift befonders deutlich in dem H\u00e4nde, fo dals ich oft geneigt gewe-fen bin anzunehmen, eine urfprfinglich ferofe Haut wei le nur nach aufsen, in der Mitte von einer fibr\u00f6-fen Schicht umgeben.\n* Schneidet man nun einen folehen Balg feiner ganzen L\u00e4nge nach auf, io findet man die innere Fl\u00e4che der Balghaut ganz glatt, nur hin und wieder fteht fie durch F\u00e4den mit der gleich zu befchreibenden fleifchi-gen Subfranz in Verbindung, auf dem Buden ift fie feft mit der Zwiebel ties Haars verbunden. Nach oben geht fie in die Oberhaut \u00fcber, welche dem Haare keine'u Ueberzug giefat.\nZwilchen diefer innern Fl\u00e4che der Haut und der gleich zu erw\u00e4hnenden fleiichigen Subftanz findet fielt eine d\u00fcnne Findigkeit von r\u00fcthiieher oder ganz hellro-ther Farbe, welche w\u00e4hrend des Lebens und nach dem T ode immer fliitfig ift \u2019).\nAuf diele Fl\u00fcffigkeit folgt weiter nach der Mitte des Balgs zu eine z\u00e4he, r\u00f6thliche, fleifchige Subftanz, welche feft mit dein Haare, mit dem Boden des Balgs, aber nur hin und wieder mit den Seiten deffelben verwachten ift.\nln dei Mitte diefer Subftanz fieht man das Haar, welches mit feiner Zwiebel feft mit dem Boden des Balgs, \u00fcber der Zwiebel etwas lofer mit der fleifchi-gen Subftanz verbunden ift, dann ganz frei durch die\nj) Vorz\u00fcglich fchon lieht man dies in der Hufeifennafe, bei der die Haut der Schnauze fowohl als die der B\u00e4lge durch-fichtig ift. fo dafs man diefe B\u00e4lge ganz roth gef\u00e4rbt lieht. Durch das Mikrofkop iieiit man die Bewegung diefer Huf. ligkeit.","page":556},{"file":"p0557.txt","language":"de","ocr_de":"557\nOeffnung des Balgs auf die Oberfl\u00e4che des K\u00f6rpers gelangt; doch fchliefst fich die obere Oeffnung des Balgs eng um das Haar an, ohne mit ihm vervvachfen zu feyn.\nOft wird der Raum zwifchen der Oeffnung des Balgs und dem Haar durch eine beh\u00e4ndere Subftanz verfcbloffen, in der Ratte z. B. durch ein fermarzes Pi gment, in dem Rind durch gelbes Fett, von derfel-ben Befchaffenheit wie die gelben Fettk\u00fcgelchen, welche man zwifchen den Wurzeln der K\u00f6rperhaare findet 1}.\nVon dem Bau der Haare fei bit ift das zum Verlte* hen des Folgenden Erforderliche hinreichend bekannt.\nUm zu der Kenntnifs der Entvvicklungsgefchichte diefer Haare zu gelangen, nahm ich einen Hund, rupfte diefem t\u00e4glich einige Tafthaare aus, und t\u00f6dtete ihn nach dem Ansrupfen der letzten.\nFolgendes ift das Refultat meiner Beobachtungen:\nGleich nach dem Ausrupfen des Haars zeigt lieh ein Bluttropfen in der ob\u00e9ra Oeffnung des Balgs; \u00f6ffnet man den Balg zehn bis zwanzig Stunden nach dem Ausrupfen, fo findet man die fleilchige Subftanz an-gefchwollen und fehr blutreich (entz\u00fcndet?).\nDrei Tage nach dem Ausrupfen 2 3) fand ich diefe Subftanz wieder ziemlich in ihrem gew\u00f6hnlichen Zuftande. In der Mitte derfelben findet fich eins fchw\u00e4rzliche, br\u00f6ckliche Maffe, die von dem Boden des Balgs bis zur Mitte der fieifchigen Subftanz in die H\u00f6he reicht. (S. Fig, 2)\nI) Die oberfl\u00e4chliche Beobachter wohl gar f\u00fcr B\u00e4lge gehaltsa\nhaben,\n3) Aber die Zeit kifst \u00dfch nicht befrimmt angeben, es zeigen lieh viele Verfehl sdenheiten, di* Haare entwickeln lieh bald fr\u00fcher, bald fp\u00e4ter.","page":557},{"file":"p0558.txt","language":"de","ocr_de":"558\nF\u00fcnf Toge nach dem Ausrupfen fand ich bereits ein etwas mehr als zwei Miilinieter langes Haar in dem Balge, deifen Zwiebel dicht auf dem Boden des Balges liegt. (S. Fig. 3.)\nEs dauerte dann ziemlich lange ehe das Haar durch die Oeffoung des Balgs auf die Oberfl\u00e4che des K\u00f6rpers gelangte, war es aber einmal ausgebrochen , fo wuchs es lehr fchneil, in drei Wochen hatte es feint; natur-cetn\u00e4fse Gr\u00f6fse erreicht.\nIch erinnerte mich jetzt, dafs ich fchon mehrmals z.wei Haare in einem Balge gefunden hatte und ver-inuthete nun, dafs die Thiere, in welchem ich dies gefunden, gerade im H\u00e4ren begriffen gewefen feyn m\u00f6chten. Meine Vermuthung wurde zur Gevvjfsheit, nachdem ich mehrere h\u00e4rende Ratten und Reutrn\u00e4ufe u. f. w. unterfucht hatte.\nWenn die Tafthaare ihre volle Ausbildung erhalten haben, lo kann man die fr\u00fcher runde oder ovale Zwiebel fait gar nicht mehr unterfcbeiden. Kommt die Zeit heran, wo ein Haar durch ein anderes Haar erfetzt werden foil, fo wird die Zwiebel ganz bhifs; bald darauf bildet lieh dicht neben ihr ein fchwarzes K\u00fcgelchen, welches kurze Zeit darauf nach oben eine kleine Hervorragung zeigt (f. Fig. 5.), die lieh dann fchneil in den flaarcylinder verwandelt ; diefes neue Haar w\u00e4chft, dicht auf dem alten liegend, kommt ganz dicht neben dem alten nach aulsen zum Vorfchein, an dem es auch immer dicht liegen bleibt, aber man\n1} Als eine nicht h\u00e4ufige Mifsbildung brechen zuweilen auch in Rindern zwei Haare aus Einer Wurzel oder vielmehr aus Einem Schaft. Diefe Bildung erinnert an die Rfirkeii-borften der Sehweine, die lieh nur erlt an der Spitz\u00ab thcilen.","page":558},{"file":"p0559.txt","language":"de","ocr_de":"unferfcheiclet es leicht durch feine viel gr\u00f6\u00dfere D\u00fcnne und dunklere Farbe. (S. Fig. 6. 7. 8-)\nW\u00e4hrend dem erleidet aber das alte Haar eine Ver\u00e4nderung, feine Zwiebel verfchwindet ganz, und bald darauf verfchwindet auch der untere Theil des Haars felbft immer mehr; ift es bis an die \u00e4ufsere Oeffnung des Balgs gefchwunden, fo f\u00e4llt dann der \u00e4ufsere Reit des Haars ab. Diefes erfolgt, wenn das neue Haar feine geh\u00f6rige L\u00e4nge und St\u00e4rke erhalten hat.\nRegeneration tier K\u00f6rperhaare.\nDie Regeneration der K\u00f6rperhaare erfolgt ganz auf diefelbe Art, wie ihre elfte Bildung im F\u00f6tus, die ich bereits fr\u00fcher befchrieben habe; man kann den Vorgang im Fr\u00fchjahr an jedem h\u00e4renden Thiere beobachten.\nSollten an einer Stelle die Haare gewechfelt werden *)., fo werden neben den ganz blaffen, fait ganz\n1) Aber gerade die Stellen, an denen lieh die Haare im F\u00f6tus zuerft bilden, feheinen in der Regel auch die zu feyn, an denen ficb die Haare zu regeneriren anfarjgen, n\u00e4mlich der Schwanz, das Kreuz, die Gegend um den Mund, und befonders die Stellen oberhalb der N\u00e4gel. Gerade diele Stellen aber pflegen fehr oft auch bei M\u00e4nnern der kauki\u00dffehen Race dunkler gef\u00e4rbt zu feyn; die Beobachter, welche behaupten , dafs die farbigen Menfchen weifs geboren werden, laffen auch die F\u00e4rbung nach der Geburt an diefen Theilen anfangen: Vh. Vermin z. B. (Befcbreiburig der Kolonie Surinam. Berlin 1775. Th. I. S. los.) behauptet, die Negerkinder w\u00e4ren bei der Geburt nur um die Gefchlechts-theile fr.hwarz, und erft nach einigen Tagen zeige lieh die Schw\u00e4rze auch auf dem \u00fcbrigen K\u00f6rper. Sabye (Tagebuch gehalten in Gr\u00f6nland u. f. w. S. 179) ein Miffion\u00e4r, der viele Kinder bald nach der Geburt taufte, fagt, dafs die Gr\u00f6nl\u00e4ndifchen Kinder bei der Geburt faft eben fo weifs find, als die unfngen, aber einen dreiviertel Zoll grofsen blaue\u00bb Fleck in der Haut auf dem Kreuze mit zur Welt","page":559},{"file":"p0560.txt","language":"de","ocr_de":"560\nverfchwundenen Zwiebeln der alten Haare kleine Pig-rnentkiigelchen in der Lederhaut abgeletzt (Fig. I. 6.), bald darauf lieht man diefe aus einer \u00e4ufsern und Innern Subftanz gebildet, Ce werden gr\u00f6fser, und es verl\u00e4ngert fich die \u00e4ufsere Subftanz in den Haarcyihi-c!er, der, unter die Oberhaut gelangt, hier eine Zeit lang liegen bleibt, die Oberhaut endlich durchbricht, und nach aufsen erfcheint, w\u00e4hrend die alten Haare nun ausfallen.\nEine merkw\u00fcrdige Erfcheinung war mir folgende:\nLJ\tO\tU\nIch hatte das abgezogene, von Bildungrgewebe gereinigte Fell einer Reitmaus, an dem viele Stellen irn H\u00e4ren waren, zum Trocknen hingelegt. Bei dem Trockenen fchwitzten aus allen den Stellen, wo gerade die Haarkeime gebildet wurden, Fetttr\u00f6pfchen uns, w\u00e4hrend alie andern Stellen, an denen fich nur alte abfterbende Haare befanden, ganz vollkommen trocken blieben. Es weift diefe Erfcheimmg wieder auf den genauen Zufammenhang von Fettbildung und\nHaar-\nbringen , der lieh nach und nach \u00fcber den ganzen K\u00f6rper ausbreitet. Am weitl\u00e4ufigften befebreibt aber Chauffier diefes allm\u00e4hliche Schwarzwerden der Haut des Negers (Diet, des Sc. med. Vol. \u00fc, p. y.i.), er lagt: \u201ele foetus n\u00e8gre na\u00eet, comme le foetus blanc avec une couleur rof\u00e9e, feulement un peu plus jaune, d\u00e9s qu\u2019 il a refpir\u00e8 un demi - cercle brun s\u2019 \u00e9tablit \u00e0 l\u2019origine des ongles, aux ar\u00e9oles des feins, autour des yeux, aux parties g\u00e9nitales. Trois jours apr\u00e8s la naiffance, les premi\u00e8res parties, qui etoient brunes, font devenues tout \u00e0 fait noires, et celles qui \u00e9toient blanches encore font d\u00e9j\u00e0 ha fan\u00e9es ; au fepti\u00e8me jour tout le corps eft noir, except\u00e9 la paume des mains et la plante des pieds qui font encore brunes etc.\u201c Auch hat man ein paar Mal krankhaft bei Menfchen Haarftreifen auf dem Kiickgraihe beobachtet. Ift vielleicht der Icterus neonatorum noch ein Streben das fchwarze Pigment des Neger\u00bb 4U bilden?","page":560},{"file":"p0561.txt","language":"de","ocr_de":"Haarbildung hin, der fich aufser vielen andern Er-fcheinungen 1 ), auch (ebon darin zeigt, dafs die Zwiebeln der Korperhaare vieler Thiere mit Fettk\u00fcgelchen umgeben find, dafi fich in den B\u00e4lgen der Tafthaare mancher Thiere Fett findet (I. oben), dafs die Fettab-fonderung nur kurze Zeit vor der Haarbildung in dem F\u00f6tus beginnt u. f. w., Erfeheinungen , die mich fchon manchmal auf die Idee gebracht haben, dafs die Haarbildung vielleicht aus einer Dehydrogenifation des Fettes hervorgehe 7), doch habe ich keine directe\u00ab Beweife.\nIch behalte mir vor, demnach ft: in einein eigenen Auffatze einige Bemerkungen \u00fcber abnorme Figment -und Haarbildung mitzutherlen.\n\u00ef) Ganz vor Kurzem las ich noch eine hierher geh\u00f6rige Beobachtung, man fand n\u00e4mlich in Frankreich, wo man fiel* bekanntlich in den neueften Zeiten viel mit der Beobachtung des Flaums der Ziegen befch\u00e4ftigtc, dafs caftrirte Bock\u00ab mehr Fett, aber viel weniger Flaum (duvet) bildeten, nicht caftrirte dagegen mehr Flaum und weniger Fett. \u201eAnnales de l\u2019agriculture franeaife. Janvier 1823. p. 29.\u201c\n\u00ab) Wie die Bildung der Kohle aus der Cholefterine in den Gal-lenlteinen. Thenard in Mein, de la foc. d'Arc. Vol. 1. p. 59, OrfilcL Ann. de Chimie. Vol. g;. p. 34. S. Juger iu Aicckc\u00efs Archiv f\u00fcr die Phyfiol. \u00df. VI. IX. 4. p. 4S6 u.f.vv.\nN n\nM. d. Archiv. VIL 4.","page":561}],"identifier":"lit15807","issued":"1822","language":"de","pages":"555-561","startpages":"555","title":"Ueber das H\u00e4ren oder die Regeneration der Haare","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:12:24.821669+00:00"}