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{"created":"2022-01-31T16:11:50.103249+00:00","id":"lit15809","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Desmoulins","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 566-571","fulltext":[{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"566\nVI.\nDesmoulins\u2019s anatomifche und phyfiologi-fehe Unterfuchungen \u00fcber das INerven-fyftem der Filche. (Aus Magen die\u2019s Journ. de phyfiol. T. 2. p. 1271'}'.)\nFolgendes find die Hauptrefultate diefer, dem Inftitut Vorgelegten Unterfuchungen.\n1)\tDie weiche breiartige Befchaffenlieit ift keine wefentli. he Eigenfchaft der Riech \u25a0 und Sehnerven.\nBeim St\u00f6r, dein Lump und dem Meeraal ift der Riech nerv ein B\u00fcndel von Str\u00e4ngen, die in den beiden erften parallel, in dem letzten verzweigt find.\nBeim Peterm\u00e4nnchen bildet eine nervige, der L\u00e4nge nach, wie ein gefchloffener F\u00e4cher gefaltete flaut den Sehnerven, der lieh fo aus einem Cylinder vom Durchmell'er einer Linie zu einer achtzehn bis zwanzig Linien breiten Haut entfalten l\u00e4fst.\nReim Lump ilt der Sehnerv, wie beim Peterm\u00e4nn-ehen, frei in einer Scheide enthalten, und ein, aus parallelen K\u00e4fern gebildetes B\u00fcndel.\n2)\tBei denKnorpelfifchen entlieht der vierte Hirnnerv von der obern Flache des Markes, hinter den Vier-hiigeln, bei den Knocht-nfifchen von der entgegengesetzten.\n3)\tDas f\u00fcnfte Paar hat zwei Aefle, die den V\u00f6geln und S\u00e4ugthieren fehlen. Aufser dielen haben die Gaden einen dritten, zu den beiden Flolfenpaaren und l\u00e4ngs dem R icken herabtretenden.\nImmer lieht das f\u00fcnfte Paar im geraden Verh\u00e4lt-nifs zum mittler\u00ab Lappen des kleinen Gehirns.\n4)\tUeberall, die Rochen ausgenommen, ift der H\u00f6rnerv vom f\u00fcnften getrennt und anaftomofirt der erfte Aft des Lungenmagennerven mit dem hintern Faden des H\u00f6rnerven.","page":566},{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"Scarpa hatte mit Unrecht die beiden entgegengefetzten S\u00e4tze allgemein aufgeitellt.\n5)\tDer Antlitznerv fehlt.\n6)\tDie Aefte des achten Paares variiren nach den Arten.\nBei den Gyprinen, zumal dem Karpfen erh\u00e4lt der fleifchige Gaumen Aefte, die den \u00fcbrigen Filcben fehlen.\nBei G. barbus kommt der erfte Kiemenaft vom f\u00fcnften Paare, beim Karpfen, dem St\u00f6r u. f. w. vom Stamm des achten Paares.\nBei weitem in den meiften Arten entfpringt diefer erfte Kiemennerv vor dem pneumogaftrifchen vom Marke.\nDer Nerv der Seitenlinie fehlt beim Lump und St\u00f6r. Bei den andern Arten find feine Verh\u00e4ltniffe nicht beft\u00e4ndig. Beim Hecht, dem Meeraal, den Hai-fifchen u f. w. ift er einfach und liegt zwilchen den Muskeln. Bei den Gaden ift er in zwei Haut\u00e4fte ge-theilt. Der eine von (liefen ift bei Trachinus, Trigla Zwifchenmuskelnerv, der andere Plautnerv. Bei Cy-prinus ift er einfach und Hautnerv.\nBei den Fifchen ift das achte Paar beft\u00e4ndig ver-h\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zum Thiere fehr grofs. Diefe anfebnli-che Gr\u00f6fse f\u00e4llt mit der Entwicklung der vierten Hirnh\u00f6hle und der Anfchwellung der W\u00e4nde des Markes hinter und unter dem kleinen Gehirn zufammen. Da bei dem Karpfen die Gaumennerven ungeheuer find, fo entwickeln lieh die W\u00e4nde der vierten H\u00f6hle zu zwei gefurchten H\u00f6ckern.\n7)\tNur bei den Triglen fchickt der erfte Halsnerv einen Aft an die Schwimmblafenmuskeln,\n8)\tBeim Lump verh\u00e4lt fielt der Gangliennerv zu den Zwifchenrippennerven wie bei den S\u00e4ugthieren. Es finden fich nur zwei grofse Eingeweidenerven, einer f\u00fcr den Magen, der andere f\u00fcr die Eierft\u00f6cke. Diefe Knotenreihen anaftomofiren nur an den Geflechten, von","page":567},{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"568\ndenen diefe beiden Str\u00e4nge abgehn, miteinander. Der grofse Gangliennerv endigt: \u00dfch vorn auf dein hinlern Alte des f\u00fcnften Paares, nachdem er lieh durch einen Faden mit dem achten Paare vereinigt hat.\nHinten fetzen lieh beide Knotenreihen \u00fcber der Aorte in tien Unterr\u00fcckgrathskanal fort.\nBeim Meeraal verhalt es fielt faft eben fo.\n9)\tDer Antlitz-, Znngenfleifch - und Zungen-fchluudkopfnerv fehlen hei allen Fifchen, Die Gypnuen haben einen eigenth\u00fcmlichen Alt des achten Paares. Der Fliigelr\u00fcckenaft ift den Gaden eigen.\n10)\tBei den Knochen- und Knorpeififchen ent-fpringt das vierte Paar von dem entgegengeletzten Ende delfelben Durchfebnittes des Markes.\nBei der Barbe kommt der erfte Kiemennerv vom f\u00fcnften, beim Karpfen und St\u00f6r vom Stamm des f\u00fcnften Paares. Bei den Cyprinen ansfiomolirt der untere Alt des achten Paares mit dem der andern Seile durch eine untere, nicht mit dem Marke znfammenh\u00e4ngende Commiffur und mit dem erften HaJsnerven durch einen, tinter dem achten Paare weggehenden Alt, Diele doppelte Verbindung fehlt den \u00fcbrigen Fifchen.\nBei den Rochen il't der H\u00f6rnerv ein Aft des f\u00fcnften Paares. Sein hinterer Karlen verbindet lieh mit dem erften Kiemennerven. Diefe Verbindung fehlt bei den \u00fcbrigen Filchen.\nDie Sehnerven kreuzen fielt weder bei den Knorpeififchen noch dem Lump.\nDie Anivefenheit und Vertheilung des Seitennerven variirt nach den Arten.\nWeder die Zahl noch die Anordnung der Theile des Nervenfyftems ift daher \u00fcberall diefelbe.\n11)\tAlle Nerven, nur die Riech- und Sehnerven bei einigen Fifchen ausgenommen, ermangeln der Commiffur.","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"is) Die Zwilchen wirbelknot en fehlen; nur bei den l riglen finden lie lieh an den Fingernerven.\n13)\tDie Verbindung der Nerven mit dem R\u00fcckenmarks und Hirnftrange gefchieht im Allgemeinen durch Anlage des Neurilems an die Markh\u00e4ute.\nBeim Riechnerv und Sehnerv findet Subftanzzu-fanunenhang Statt, doch macht hiervon der Lump eine Ausnahme, wo das blofse Anliegen des Sehnerven deutlicher als bei irgend einem andern Nerven ift.\nHiernach find wenigftens nicht alle Nerven Aus-fl\u00fcffe des R\u00fcckenmarks und Gehirns.\n14)\tDie Zahl der Verbind ungen eines Nervenpaars mit dem Gehirn und R\u00fcckenmark fteht nicht mit der Zahl der Aefte diefes Paares im Verh\u00e4ltnifs, und daf-Jelbe Paar hat nicht in allen Arten diefelbe Zahl von Verbindungen.\n1 5) Immer fehwellen Gehirn und R\u00fcckenmark an der Verbindungsftelle mit Nerven an, die vorzugsweife oder ganz Sinnesnerven find, nie an der mit Muskelnerven. Die Gr\u00f6fse diefer Anfchvvellun? fteht immer\nO\nmit der Gr\u00f6fse der Nerven, nie der des Thieres ini Verh\u00e4ltnifs.\n1 6) Bei allen Sinnorganen , vielleicht das des Geh\u00f6rs ausgenommen, kommt das Blut mit der nackten Nervenfubftanz durch ein Gef\u00e4fsgewebe in Ber\u00fchrung, das defto reichlicher ift, jemehr Nervenfubfanz vorhanden ift, und jemehr diefe lieh der Oberfl\u00e4che nach ausbreitet.\n17) Die zu der geringften Sinnesverrichtung erforderliche Nervenfubftanz ift immer verh\u00e4ltnifs-m\u00e4fsig zu der welche Muskelverrichtimgen erfor\u00bb dern, fo anfehnlich, dafs, wenn man die Verfchie-denheiten der Mengen von Nervenfubftanz durch die Verfchiedenheit der Endigungsfl\u00e4chen ausdr\u00fcckt, eine Sinnesoberfl\u00e4che 7 bis 800 Mal mehr Nervenfub-","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"570\nftanz erh\u00e4lt, als die am reichlichften verfehene Muskel-oberfi\u00e4che.\nDie Solidit\u00e4t der Nerven und ihre Fl\u00e4chenausbrei-tung fcbeinen immer mit der Sinnesth\u00e4tigkeit im geraden Verh\u00e4lt nil's zu liehen,\nlg) Aus 15. 16 17. ergiebt (ich, dafs die me* chanifche Bedingung jeder Sinnesth\u00e4tigkeit von der gr\u00f6-fsern Entwicklung 1; des Nerven; 2) des mit (einer Ausbreitung in Ber\u00fchrung flehenden Gef\u00e4fsgewebes; 3) der Anfchwellung der mit ihm verbundenen Hirn- und R\u00fcckenmarksftelle, abh\u00e4ngt.\n19) In den verfchiedenen Arten bewirken diefel-ben, auf diefelbe Weife gebauten Nerven verfchiedene Functionen und andere, dem'Anfchein nach verfchie-den gebaute Nerven immer diefelbe Verrichtung. Mithin h\u00e4ngt die Verfchiedenheit der Verrichtungen nicht von entsprechenden Verfchiedenheiten des Nervenbaues ab. Andrerfeits ergiebt ficli aus der Erfahrung, dafs verfchiedene im h\u00f6chften Grade ausgebildete Nerven denfelben Bau haben: mithin h\u00e4ngt die Verfchiedenheit der Verrichtungen von dem mechanifchen Baue der Organe, an denen fie (ich verbreiten, ab.\nWelches daher auch der Mechanismus der Nerven-th\u00e4tigkeit fey, ob er in einem Fortftofsen oder einer Zer-fetzung von Subftanz beftehe, fo ift die hier wirkende Kraft in allen Nerven zwifchen ihrem Urfprunge und ihrem Ende durchaus diefelbe.\n20) Die allgemein vorhandene ft\u00e4rkere Entwicklung der Sinnorgane bei den Fifchen als bei den Luft-wirbeltbieren f\u00e4llt mit der Nothwendigkeit einer ft\u00e4rkern mechanifchen und chemifchen Th\u00e4tigkeit die-fer Apparate auf ihre Reize zufammen, welche von der gr\u00f6fsern Verwandtschaft des Waffers, dem Aufenthaltsmedium der Fifche, herr\u00fchrt.","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"571\n2i) Auf der andern Seite h\u00e4ngt die beft\u00e4ndig weit geringere Entwicklung der Muskelnerven der Fifche mit der geringen Verfchiedenheit zwifchen ihrer fpecififchen Schwere und der des Wallers zufammen, worin der Umftand begr\u00fcndet ift, dafs bei ihnen die-felbe Gr\u00f6fse der Bewegung eine geringere erregende Kraft als bei den Luftthieren erfordert.\nVII.\nBemerkungen \u00fcber die fexuelle Verfchieclen-heit der Schale der kopftragenden Mollusken. Von Blainville. (Journal de phyfique. T. 94. p. 92.)\n\"Wenn man mit einiger Aufmerkfamkeit den zahlreichen Arbeiten der neuern Geologen \u00fcber die Unter-fcheidung der foffilen organifchen K\u00f6rper, vorz\u00fcglich der Arten der einfachen Schalen folgt, welche kopftragenden Mollusken angeh\u00f6ren, fo rnufs man lieh als Zoolog in der That \u00fcber die Leichtigkeit wundern, womit manche Naturforfcher die Zahl der Arten, noch mehr der Gattungen , vermehren zu muffen glauben, ohne dafs fie lieh vielleicht jemals gefragt haben, was eine Schalengattung oder Art fey und auf welche Merkmale man den Unterfchied zwifchen ihnen gr\u00fcnden k\u00f6nne. Die meiften fcheinen fich durch eine Art von Inftinct leiten zu laffen und ftudiren faft nur den Habitus, dennoch aber find die von ihnen aus diefen, in der That nur vorbereitenden Arbeiten gezogenen Schl\u00fcffe oft lehr wichtig f\u00fcr die Geologie, indem aus der mehr oder weniger vollkommnen Identit\u00e4t der in zwei, oft fehr weit von einander entfernten Schichten ent-","page":571}],"identifier":"lit15809","issued":"1822","language":"de","pages":"566-571","startpages":"566","title":"Anatomische und physiologische Untersuchungen \u00fcber das Nervensystem der Fische: Aus Magendie's Journ. de Physiol., T. 2, p. 127 ff","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:11:50.103255+00:00"}