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{"created":"2022-01-31T16:23:32.743321+00:00","id":"lit15813","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Chabrier","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 7: 588-610","fulltext":[{"file":"p0588.txt","language":"de","ocr_de":"Subftanzen, die, im Gegenfatz mit den vorigen, immer an der Oberfl\u00e4che liegen. Sie find durchaus todt und verladen die Oberfl\u00e4che entweder fogleich, oder verweilen l\u00e4ngere oder k\u00fcrzere Zeit auf ihr. Feite. K\u00f6rper diefer Art find die F\u00e4rbefubftanz der Haut, die Kryitaliliufe, die Ohrknochen der Fifche, die vorliegenden Theile der Z\u00e4hne, Haare, Federn, Schuppen, N\u00e4gel, H\u00f6rner. Zu den Fl\u00fcffigkeiten diefer Art geh\u00f6ren alle ab - oder ausgefonderten Safte, gleichviel welche Beftimmung fie haben.\nX.\nChaer\u00eeer \u00fcber den Flug der Infekten. (Journ. de phyfique. T. yi. p. 199 ff.)\nDer Stamm oder Thorax der Infekten lenkt fich vorn mit dem Kopfe, hinten mit dem Hinterleibe ein und befteht aus drei Abfchnitten, Latrsille's Pro thorax, Me\u00dfthorax und Metathorax. Den erben nennen Cuvier und B\u00fcm\u00e9ril den erften Abfchnitt des Stammes, den zweiten Bruit. Geoffroy fieht fie und alle Abfchnitte als Wirbel an, worin das Thier wohnt. Blainville fchlug vor, die ganze Abtheilung Thorax zu nennen, und die drei Abfchnitte nach Zahlen zu beftimmen, Audouin. bediente fich LatreUlcs Benennungen.\nMan unterfcheidet den obern oder R\u00fcckentheil und den untern, die Fiifse tragenden Brufuheil. Diefer heilst in den drei hintern Abfchnitten auch Brujhnufdiel (Concha pectoralis.)\nBei den Koleoptemi, Orthopteren, Hemiptercn, den meilten Hymenoptsren nimmt der Prothorax in feine hintere Oeffnung den vorder\u00ab Tiieil des mittlern Ah-","page":588},{"file":"p0589.txt","language":"de","ocr_de":"589\nfchniltes, diefer, wohl aber nur bei den Koleopteren, den obern und vordem Theil des Metathorax auf. Zu diefem Behuf zielien fich der Mefolhorax, oben auch der Metathorax vorn zufammen. Lockere B\u00e4nder halten diefe. Theile zufammen.\nDie Bedeckungen des Thorax find \u00fcberall durch ein inneres Ger\u00fcft verbunden , an dem lie h\u00e4ngen , und an welches fich die Muskeln fetzen. Die l'efteften St\u00fccke deffelben ft\u00fctzen die Fl\u00fcgel.\nBei vielen Infekten beheben die Bedecknngerf aus mehrern fehr elaftifchen St\u00fccken, die durch lockere B\u00e4nder verbunden find, bei andern find diefe verichmol-zen, dann aber find die Bedeckungen gew\u00f6hnlich bieg-famer und werden da, wo Bewegung Statt finden foil, noch d\u00fcnner.\nBei den Koleopteren, Orthopteren und Hemipteren ift der Prothorax anfelinlich, und befteht bei den meiften Koleopteren aus einem oder h\u00f6chitens zwei, unter fich verbundenen St\u00fccken. Auch bei einigen Hemipteren ift er fehr feft. Bei dicfen drei Ordnungen fcheint er zum Theil zur Erhaltung des Gleichgewichts mit dem Hinterleibe und dem hintern, oder Fl\u00fcgeltragenden Theile des Thorax beim Fliegen beftimmt, indem diefes am beften Statt findet, jemehr der K\u00f6rper horizontal liegt. Doch reicht er, wie z. B. bei Lucanus, felbft in Verbindung mit dem Kopfe, hiezu nicht hin und der Flug ift daher hier faft fenkrecht und l'chwer.\nBei manchen K\u00e4fern fteht feine Gr\u00f6fse und Feftig-keit mit der Gr\u00f6fse der in ihm enthaltenen Muskeln, der ftarken Vorderf\u00fcfse und der an ihn gehefteten Muskeln, welche den Prothorax auf dem mittlern Ab-fclmitte bewegen, und mehrerer Kopfmuskeln in Beziehung.","page":589},{"file":"p0590.txt","language":"de","ocr_de":"590\nBei den Libellen, wo er aus zwei getrennten St\u00fccken befteht, \u00eenufs er beim Fliegen, woran er wenig Theil nimmt, frei feyn, indem fie ihre Beute im Fluge mit den Vordert'\u00fcfsen ergreifen, fefthalten und frefferi.\nBei den Hymenopteren, Lepidoptercn und Dipteren, ift der Prothorax in zwei, faft unabh\u00e4ngige Theile getrennt. Der R\u00fcckentheil ift meiftens wenig deutlich, und bisweilen mit dem Mefothorax verbunden; der Brufibeintheil enth\u00e4lt die Muskeln der vordem Fufs-paare und ilt meiftens in einen vordem und einen hintern Theil zerf\u00e4llt.\nBei den Hummeln, Wefpen, Bienen, bildet der obere Theil oder das Halsband (Collare) einen voll-kommnen, beweglichen, einfachen Ring, der f\u00fcr den Flug fehr wichtig ift. Bei Teruhredo, Chryfis, Sphenx ii.f. w. ift diefer Ring unvollkommen, hat aber \u00e4hnliche Functionen.\nIm Prothorax finden fich als St\u00fctzen und Muskel-befeftigungspunkte fefte, an die Bedeckungen geheftete und mehrere cjuere, von einem Mittelpunkte ausgehende, an die untere Wand geheftete, bisweilen durchl\u00f6cherte Theile. Die letzten nenne ich Gabel\u00fc\u00dfe (Rami furculares).\nIm Allgemeinen nimmt er anl Fluge nur durch feine Schwincunaen Theil.\no O\nDie Fl\u00fcgel fitzen immer an den beiden hintern Ringen, die man daher Fl\u00fcgelfi\u00e4mme (Trunci aliferi) oder Fl\u00fcgelabfchniite nennen kann. Immer ift diefer Theil rundlicher und h\u00f6her als die \u00fcbrigen.\nEr enth\u00e4lt, faft nur die Flugmuskeln und einige Trach\u00e4en, indem bei den gut fliegenden Infekten das in ihm enthaltene St\u00fcck des Darmkanals fehr zart ift, mithin beim Fliegen nicht hinderlich wird.","page":590},{"file":"p0591.txt","language":"de","ocr_de":"591\nKar bei den Libellen find die Fliigelabfchnitte, wie ihre Muskeln, ungef\u00e4hr gleich, treten nicht in einen, der und find in dem Brufttheile verfchmolzen. Die-felbe Verfchmelzung findet bei den Koleopteren, mehreren Orthopteren, Hymenopteren und Dipteren Statt.\nOft, fo bei den Hernipteren, den Hymenopteren, Lepidopteren, Dipteren, ii't der mittlere Abfchnitt fehl' grofs. Er tr\u00e4gt die obern Fl\u00fcgel und die lt\u00e4rkl'ten, beiden Fl\u00fcgel gemeinfchaftlicheu Muskeln, und nimmt einen grofsen Theil des hintern Abfchnittes ein, der deshalb oft nur an feinen Seiten, inwendig kleine H\u00fclfsflug-xnuskein enth\u00e4lt.\nKur bei den Koleopteren und Orthopteren ift der zweite Fi\u00f6gelabfclinitt, der die wahren Fl\u00fcgel tr\u00e4gt, der anfehnlichfte.\nKar bei den Koleopteren enth\u00e4lt er aufserdem die beiden Fl\u00fcgelpaaren gemeinfohaftlichen Muskeln, und das vordere, faft ganz durch das hintere eingenommene Segment nimmt nur wenig Theil am Fluge, indem cs nur fahr kleine, den Vorderliiigeln beltinuute Flugmuskeln enthalten kann.\nDa lieh der Fl\u00e4geifiamm nat\u00fcrlich ab wech feind aus-dehnt und verengt, fo find die feinen K\u00fccken bildenden St\u00fccke nur durch B\u00e4nder vereinigt, und mit dem' Brufttheile und den Fl\u00fcgeln fahr frei oingelenkt.\nDie Bru\u00dfmufcksl ectfprieht dem Brufthein, den Puppen und Schl\u00fcffelbelaen der Vogel und hat ihre Punction, it\u00fctzt daher die Fl\u00fcgel. Da aber die Muskeln im Innern liegen, fo liegen auch die Befefligungspuukte der Muskeln, w.e der Bruttbeinkampi, im Innen),\nlnnenbryftheiu (Entofteruum) nenne ich ein oft gefpaltnes, feftes, immer vorhandnes St\u00fcck in der Milte des Bruftheintheiles, an das fich mehrere Muskeln heften, und das befonders hei einigen Koleopteren fuhr","page":591},{"file":"p0592.txt","language":"de","ocr_de":"593\nftark ift, wo fein hinteres Yf\u00f6rmigeS St\u00fcck das Gabel-fi\u00fcck genannt worden ift.\nImmer finden fich kleine Muskeln oder vielleicht B\u00e4nder (wenigltens Iahe ich keine Fafern), welche zur Ann\u00e4herung der Seitenw\u00e4nde der Bruft dienen , deshalb find die Aefte des Gabelft\u00fccks nicht mit den Sei-ientheilen der Bruft verwachten. Gew\u00f6hnlich heften fich an lie die erw\u00e4hnten elaftifchen B\u00e4nder, die fich an die \u00dfruftw\u00e4nde oder die Fl\u00fcgelftLitzen fetzen.\nUeberall find die durch fefte Streifen oder andere Mittel beledigten Fl\u00fcgelft\u00fctzen oder Bruftfchl\u00fcffelbeine die ft\u00e4rkften Theile des Stammes und immer biegt fich das obere Ende nach innen um. Sie lenken fich bald unmittelbar mit der Grundfl\u00e4che des quer liegenden, und durch fie in einen \u00e4ufsern und einen innern Theil abgetheilten Fl\u00fcgels, bald mit ihm und dem R\u00fccken durch Kn\u00f6chelchen ein.\nBei den K\u00e4fern nenne ich vordere oder Schild-fehlilffelbeine (Claviculae anteriores f. fcutcllariae) die St\u00fctzen der Fl\u00fcgeldecke, und Stiitzplaften (Laminae ful-crales) die Schuppen, an welche die Fl\u00fcgelft\u00fctzen geheftet find.\nDer E Hohen (Dorfum) die beir\u00e4chtlichfte Schuppe des obern Tlieils des F'liigeiftammes, ift nach oben gew\u00f6lbt, nach unten ausgeh\u00f6hlt. Er lenkt fich mit den Fl\u00fcgeln ein, und an ihn fetzen fich die haupt-f\u00e4chlichlten Flugmuskeln, die fich nur bei den Libellen unmittelbar an die Fl\u00fcgel heften. F\u00fcr jedes Fl\u00fcgelpaar findet fich ein Rucken, deffen Grufse mit der Wichtigkeit feiner Fl\u00fcgel und ihrer Muskeln im Ver-h alt nils fteht. Ort iit er durch eine Mittellinie in zwei Seitenh\u00e4lften getheiit, an denen fich bei den Ko-leopteren und FlemipLeren gleichfalls fymmelrifche L\u00e4n-genftreifen finden.\nImmer","page":592},{"file":"p0593.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a393\nImmer kr\u00fcmmen fich feine R\u00e4nder nach unten. Die festlichen tragen die Schiiherfortf\u00fcize (Apophyfes humerales), durch welche fie fich unmittelbar oder durch Kn\u00f6chelchen mit der innern Seite der FJ\u00fcgel-grundfl\u00e4che verbinden. Die \u00fcbrigen eckigen Theil\u00ae der R\u00e4nder dienen zur Einlenkung des R\u00fcckens rnit den benachbarten Theilen.\nEei den Koleoptern wird der K\u00f6rper des R\u00fcckens in der Ruhe durch die Fl\u00fcgel und Fl\u00fcgeldecken bedeckt', und fein vorderer, zufammengezogener, aber durch eine Membran bedeckter Theil unter dem mit ihm eingelenkten Schildchen verborgen. Vorn endigt er fich durch eine quere, fait fenkrechte halbe Scheidewand, das Prasdorfitm oder die Ilalsfih\u00e7idcwahd, an die lieh das vordere Ende der R\u00fcckennmskeln fetzt, indem diele nicht an das Gew\u00f6lbe des R\u00fcckens reichen.\nIn den meiften \u00fcbrigen Ordnungen fetzen fich diefa an den vordem Theil des mittlern Drittels des R\u00fcckens.\nBei den Gryiien verengt er fich vorn nicht um ja den Prothorax zu treten, wohl aber bei den Cigalen. Dagegen ift bei den Pentatomen der breitefte Theil des Dorfurn vom Prothorax bedeckt. Bei mehrern Hyme-nopteren endigt fich der R\u00fccken vorn durch ein, in das Halsband, den obern Theil des Pro thorax, tretendes Vifier und lenkt fich damit frei ein.\nBei den \u00fcbrigen Ordnungen dringt diefes St\u00fcck nicht in den Prothornx.\nBei den Hemiptaren, Uymenoptercn , Lepidopte-ren, Dipteren und einigen Neuropteren ift der R\u00fccken der obern Fl\u00fcgel weit gr\u00f6fser als der der untern, der bei den Dipteren, wie die hintern Fl\u00fcgel, fait null ift. Dagegen ift er bei den Koleopteren und Orthopteren am gr\u00f6fsten. Bei den Libellen find beide gleich.\nFaft immer werden die beiden Fi\u00fcgelpaare durch die eignen betr\u00e4chtlichen Bewegungen des R\u00fcckens zu-M. d. Archiv. VII. 4.\tPp","page":593},{"file":"p0594.txt","language":"de","ocr_de":"r>9 \u2022\ngleich und gleichm\u00e4fsig bewegt. Hebt er fiel), fo zieht er die innere Seite der Wurzel des eingelenkten Fl\u00fcgels nach, was das Sinken der \u00e4ui'sern Seite und des Fl\u00fcgels bewirkt. N\u00e4hert er lieh dagegen den\u00bb \u00fcruft-beinl\u2019t\u00fccke, fo erheben fielt die Fl\u00fcgel.\nBeim Sinken der Fl\u00fcgel wird der R\u00fccken von vorn nach hinten, oder fo gekr\u00fcmmt, dafs fein vorderes Ende fielt dem hintern n\u00e4hert, der mittlere Theil fich liebt, und die Seitentheile fich entfernen. Beim Heben der Fl\u00fcgel findet ganz das Gegentheil Statt. Das vordere Ende entfernt fich vom hintern, die Mitte fenkt und die Seiten n\u00e4hern lieh. Beugung nach einer Richtung bewirkt alfo Streckung in der entgegengefetzten.\nDer R\u00fccken fitzt hinten am K\u00f6rper und den beiden Aeften eines halbmondf\u00f6rmigen elaftifchen St\u00fcckes, das einen Hebel bildet. Mit Ausnahme einiger Hymenopte-ren , den Hummeln, Bienen u.f. w. ift er unzertrennlich damit verbunden. Diefes St\u00fcck ift faft ganz frei, indem fich nur ein kleiner Muskel an das vordere und innere Ende jedes Altes fetzt. Dies ift das Schildchen mehrerer Schriftfteller : ich nenne es Poftdorfum oder Schwengel, fehlten gelf\u00f6rmiger Anhang.\nMit Ausnahme der Libellen fetzen fich \u00fcberall die R\u00fcckenniuskeln oder Senker der Fl\u00fcgel hinten an die hohle Fl\u00e4che einer queren Scheidewand, die nach hinten ftark gew\u00f6lbt, im hintern Theile ihres obern und untern Randes frei und nur von der Seite mit der Bruft-mufchel eingelenkt, oft mit ihr, wie bei den Gryllen, Cigalen, Schmetterlingen und Dipteren, genau verfchmol-zen ift. Ich nenne fie die RippenfcheideWand oder den Rippentheil, weil fie den Rippen der V\u00f6gel analog beim Fluge wirkt, indem fich die Niederzieher der Fl\u00fcgel und Erweiterer des Stammes mit ihrem hintern Ende an fie fetzen. Mit Ausnahme einiger Hymeno-pteren trennt fie den Thorax vom Hinterleibe, und kann","page":594},{"file":"p0595.txt","language":"de","ocr_de":"595\ndaher als Zwerchfell angefehen werden. Unten ift fie meiftens nach hinten gerichtet, wozu fich bei einigen Koleopteren, namentlich Bupreftis, Cnpricormis; bei einigen Hemipteren dagegen nach vorn und durch B\u00e4nder mit Bruftbeinforti\u00e4tzen vereinigt. Bei den Hyme-nopteren mit geftieltem Hinterleibe liegt er ganz im Metathorax und lenkt fich nur durch feine Aefte mit dem Schwengel und dem Fitigelwurzelknochen ein.\nFaft immer liegt bei auffitzendem Hinterleibe der hintere Theil dos obern Bandes diefes Stiels, falls er fich findet, frei, mit dem Schwengel blofs durch eine ftarke, fehr lange Haut verbunden , welche das Innere des Stammes fchiitzt und beim Fluge abwechselnd ge-fpannt und erfchlafft wird. Sie fehlt bei geftieltem Hinterleibe, weil das Rippenft\u00fcck im Innern des Metathorax liegt.\nOffenbar mufs hiernach die W\u00f6lbung des Rippen\u00ab ft\u00fccks bei Zufammenziehung der Riickenmuskeln vermindert werden, um den Stamm zu erweitern, was ohne die Freiheit des hintern Theils vom obern und untern Rande nicht m\u00f6glich gewefen w\u00e4re. Nur die Gryllen machen eine Ausnahme, indem fich das zweigelappte Rippenft\u00fcck ganz im Stamme befindet, und feinem obern Rande nach vorn eng und unmittelbar mit dem Schwengel, hinten durch denfelben Rand mit den obern Bedeckungen des Hinterleibes verbunden ift.\nBei den Libellen fetzen fich die Heber und die Niederzieher der Fl\u00fcgel unten an den Bruftbeintheil, nicht an innere Querfcheidew\u00e4ude\u00ab Indeffen fehlen diefe nicht, nur ift ihre Beftimmung zum Theil ver\u00e4ndert, indem fie nach aufsen liegen und die obere Bedeckung des Fl\u00fcgeltragenden Stammes bilden helfen, wenn fie gleich auch fo zur Erweiterung deffelben beitragen.\nDer unten oft wenig bieglame Hinterleib wird bisweilen, wie beidenCigalen, hier durch die hintere Ver-\nPP a","page":595},{"file":"p0596.txt","language":"de","ocr_de":"59 6\nl\u00e4ngerung dar Brufibciafl\u00e4che des Metathorax unter-itiitzt. Bei den meifteh Koieopteren und einigen Hemi-pteren tr\u00e4gt feine untere Fl\u00e4che vorn in der Mitte einen f Ditzen Vorfpruag, wodurch erlich auf die Mitte des Bruftbeics fi\u00fctzt, fo riafs er die Bewegung der hintern H\u00e4lften nicht hindert. Aufeerdem ift er, wo er auffitzt, oben durch ftarke Bandes: an das Rippenftiick, oder die ob\u00e9ra Anh\u00e4nge des Metathorax geheftet: fo bei den Koieopteren, mehreren Hymenopteren, denLepi-dopteren, Dipteren u. f. w. Bei den Libellen wird er oben auch durch ftarke Muskeln angeheftet. Bei den Hummeln liegt er an dem Bruftbeinthsile der Bedeckungen, wird durch B\u00e4nder in die H\u00f6he gehalten und durch Muskeln befeftigt, deren Sehnen durch eins behendere, \u00fcber der Einlenkung mit dem Metathorax liegende Oeff\u00bb nung austreten.\nDer Hinterleib ift wohl das Hauptwerkzeug des Athmens, befonders des Einathmens, wenn gleich dies in einigen F\u00e4llen auch durch die Bruftftigmen Statt finden kann. Kr ift der verfchiedenften Geftaltsver\u00e4nde-rungen und Bewegungen f\u00e4hig und eine Art Blalebalg, wodurch der Fliigelftamm mit Luft verfehen wird , def-fen Bedeckungen im Ruhezuftande der Fl\u00fcgel unbeweglich bleiben, indem er, zugleich mit den Fl\u00fcgeln, fein freies Ende emporhebt. Zieht er lieh zulammen, fo treibt er Luft in den Thorax und vermindert das fpecifilche Gewicht des K\u00f6rpers. Hierauf nimmt er an der allgemeinen Ausdehnung beim Senken der Fl\u00fcgel Theil und fteigt mit dem Stamm in die H\u00f6he, indem er feinen vordem fchwerften Theil zuerft darbietet. Nothwendig ift, dafs er licit zugleich mit den Fl\u00fcgeln mehr oder weniger hebe, indem er fonft das Thier durch fein Gewicht herabziehen w\u00fcrde, da feine Ari-heftungspunkte an den Thorax hierbei zur\u00fccktreten.","page":596},{"file":"p0597.txt","language":"de","ocr_de":"Da die am heften fliegenden Infekten den Hinier-Iei!j bewegen k\u00f6nnen, fo feheint die Flugfertigkeit mit feiner Beweglichkeit in Beziehung zu ftehen.\nSein freies Ende ift'beim Fluge, zu Verminderung des Widerftandes der Luft, meiftens nach unten gerichtet, wie das leichtefte Ende der Fl\u00fcgel zu dem* leihen Behuf gleichfalls immer diefelbe Stellung hat.\nFl\u00fcgel irrt All gemeinen.\nIch fchr\u00e4nke mich hier vorz\u00fcglich auf meine eignen Unterfuchungen ein, und verweile wegen ausf\u00fchrlicherer Angaben auf die Memoiren cier Akademie, Cuviers vergleichende Anatomie und Latreille's Auflatze.\nDie Fl\u00fcgel lind entweder trockne Membranen wie bei den Koleopteren, einigen Orthopteren oder mehr oder weniger fchuppenartig, wie bei den Hymenopte-ren und Neuropteren.\nBei den meiften der letztem behalten fie immer diefelbe Form.\nFait alle Adern oder Streifender Fl\u00fcgel find ovale, unten bisweilen blofs h\u00e4utige K\u00f6hren, die eine Fi\u00fcffig-keit und Tracb\u00e4en aufnehmen k\u00f6nnen.\nAlle Fl\u00fcgel find im Allgemeinea, zumal hinten und an ihrem freien Enden, fehr laicht und werden daher gegen diefe Stelle hin d\u00fcnner, fchwacher und fchmaleft.\nDie, welche Leichtigkeit mit St\u00e4rke verbinden, find, wie die der Libellen, Hummeln, Cigalen, arti meiften zum Fluge geeignet. Immer fitzen fie auf den Seiten des Fl\u00fcgeltragenden Stammes, nach vorn vorz\u00fcglich mit ihrem fefteften Theile, der Wurzel ihres vordem Randes, fo dafs ihr innerer Rand und ihr hinterer Theil faft frei find, die K\u00e4fer und einige Dipteren ausgenommen, wo der aus einer d\u00fcnnen, biegfa-men Membran gebildete Rand am Stamme liegt, So","page":597},{"file":"p0598.txt","language":"de","ocr_de":"598\nbilden die \u2019Fl\u00fcgel hinten , wenn fie fich fenken, Hebelarme, auf welche die Luft frei wirken kann, un; den K\u00f6rper in einer horizontalen Lage zu erhalten, die Fl\u00e4chen der Fl\u00fcgel fo zu drehen, dals die untere fchief nach hinten gerichtet wird, und fo das Infekt nach vorn zu ftofsen.\nBei den am heften fliegenden V\u00f6geln find dieNeben-federn ftark und grofs, vorz\u00fcglich nahe am Stamme.\nBei einigen K\u00e4fern find die Fl\u00fcgeldecken und Fl\u00fcgel zu weit vor dem Schwerpunkt befeftigt, und der innere und hintere Theil der letztem kann, weil er fchwach ift lind nicht weit genug nach hinten reicht, dem Flinterleibe und dem hintern Theile des Stammes nicht hinl\u00e4nglich das Gleichgewicht halten, fo tlafs deshalb diefe Infekten faft ganz gerade fliegen. Bei den Dipteren mit fchwach entwickelten L\u00f6fieln, wie Aldus, Tipula, fcheinen mir die Fl\u00fcgel weiter nach hinten als nach vorn zu fitzen, weshalb der vordere Theil des Fl\u00fcgelflamm es und der Kopf dem Flinterleibe beim Fluge das Gleichgewicht halten k\u00f6nnen.\nIm Allgemeinen find die Fl\u00fcgel mit elaftifchen B\u00e4ndern oder zur\u00fcckziehbaren Adern verfehen, deren H\u00fclle quer gerunzelt und deren H\u00f6hle mit einem elaftifchen Bande ansef\u00fcllt ift. Diefe find vorz\u00fcglich zur Erleichterung der Bewegung des Schliefsens, wobei die Fl\u00fcgelh\u00e4ute gefaltet werden und zum Anfpannen derfelbeu beim Vorw\u00e4rtsbewegen der Fl\u00fcgel geeignet.\nZwar fehlen diefe Adern den K\u00e4fern, fie find aber hier durch die, dem ganzen hintern Theile der Fl\u00fcgel zukommende F\u00e4higkeit in der Ruhe fich von felbft in eine Menge kleiner fchiefer Falten zu legen, erfetzt. Diefe F\u00e4higkeit fcheint \u00fcbrigens die Anwefenheit elalti-fcher B\u00e4nder in ihnen und die hohle Befchaft\u2019enheit der Kn\u00f6chelchen an ihrer Grundfl\u00e4che zu beweifen.","page":598},{"file":"p0599.txt","language":"de","ocr_de":"599\nNach Herrn BlainviUe's Bemerkung haben die Federn der V\u00f6gel an ihrer Wurzel elaftifche B\u00e4nder, die fie einander in der Ruhe n\u00e4hern. Eben fo fah er in allen Theilen der Fl\u00fcgel der Flederm\u00e4ufe elaftifch- .Sehnen und nach ihm werden die Fl\u00fcgel mehrerer Infekten durch \u00e4hnliche B\u00e4nder gefaltet.\nDie Fl\u00fcgel find nur, wenn fie niedergefenkt find, v\u00f6llig ausgedehnt, indem ihr Knorpelende fich immer etwas nach hinten beugt, wenn fie fich erheben und vorw\u00e4rts wenden, wozu unter beiden Bedingungen der Widerftand der Luft beitr\u00e4gt. Ihre Hauptbefrimmung ift, in diefem Widerftande der Luft einen Unterft\u00fctzungs-punkt zu finden, von wo aus der Stamm fich in die H\u00f6he wirft, und fich dafelbft fchnell genug aufzurichten, um in Verbindung mit dem Hinterleib eine ihrer Maffe angemeffene Centrifugalkraft zu erzeugen, wodurch der Stamm verhindert wird, wieder berabzufin-ken. Zu diefem Behuf find lie, entfaltet, immer nach unten fchwach concav, nach oben fchwach convex, an ihrem vordem Rande nach vorn convex, hier wie ein fchneidendes Blatt nach hinten gekr\u00fcmmt, wodurch diefer Rand, in Verbindung mit feiner Feitigkeit und Dicke, wenn der Fl\u00fcgel aufgehoben ift, in den Stand oefetzt wird, die Luft zu durchfchneiden, ihren Widerftand leicht zu \u00fcberwinden, und dadurch eine, feiner Oberfl\u00e4che und der Maffe des Fl\u00fcgels proportio-nirte, fehr wichtige Centrifugalkraft hervorzubringen. Die leichten Enden der Hauptfedern der V\u00f6gel geben hiergegen kein Hindernifs ab, indem fie unter diefer Bedingung immer nach hinten gewandt find, fo dafs der fchwerfte Theil jeder Feder und des eigentlichen Fl\u00fcgels zu er ft vorw\u00e4rts geht, der leichtefte folgt.\nDa bei. den V\u00f6geln die Enden der Federn leicht und biegfarn find, fo geben fie, wenn fie ihre gr\u00f6fste Oberfl\u00e4che darbieten, der Luft einen defto bedeutendem","page":599},{"file":"p0600.txt","language":"de","ocr_de":"600\nSpielraum und fie werden dadurch mehr als der \u00fcbrige Theil der Federn in die H\u00f6he gehoben. Da hiernach die Fl\u00fcgel lieh weder frei lenken, noch in queren Richtungen ausftrecken k\u00f6nnen, fo wird ihre Bewegung auf ihre Wurzeln \u00fcbergetragen. Wegen der D\u00fcnne ihrer \u00e4ufsern Enden dnrchlchneiden he beim Vorw\u00e4rtsr\u00fccken, wobei fie, wie bemerkt, immer etwas nach hinten gefaltet find, fehr leicht die Luft. Eben fo verh\u00e4lt; es lieh bei den Infekten, deren Fi\u00fcgelenden lehr d\u00fcnn', hinten gefaltet und biegfam find.\nBemerkenswerth ift, dals hei den Infekten, wo fie in der Ruhe in querer Richtung gefaltet find, die Knrpalbeugung immer, wie bei den V\u00f6geln, nach hinten gerichtet, ift.\nDie Vogelfl\u00fcgel find vollkommner gebaut als die Inlektenfl\u00fcgel, weil i) die Luft durch die Zeilen, welche durch die B\u00e4rte der Federn gebildet werden, beffer als durch die biofsen Fallen in den lniektenB\u00fcgeln zu-r\u00fcckgehalten wird ; 2) weil jene in mehrere Abichniite abgetheilt find, die in abwechfeluder Richtung eingelenkt find, und die lieh vollft\u00e4ndig und zugleich auf tier freien Seite in die H\u00f6he richten. Hierbei jbringt jeder Abfchnitt, der durch eigne Muskeln bewegt wird, eine ihm eigne Gentrifugalkraft hervor. Diele ver-fchiedenen Kr\u00e4fte vereinigen fich und bilden eine Leigende Progrelficn \"on eien Spitzen der Fl\u00fcgel zum Stamme, fo wie von die fern in eutgegengefetzter Richtung zu den Spitzen der Federn, woraus dann folgt, tlafs fich die vom Mittelpunkte der Bewegung am mei-ften entfernten Theile fowohl mit ihren eignen Kr\u00e4ften als denen aller Theile bewegen, welche dem Centrum der Bewegung n\u00e4her liegen. Dies findet bei den Infektenfl\u00fcgelu nicht Statt, indem diefe fich beim Fluge nur fo bewegen, als w\u00e4ren fie aus einem einzigen St\u00fccke gebildet.","page":600},{"file":"p0601.txt","language":"de","ocr_de":"COI\n\u00c2ffl vorc\u00eeern Rande des Fl\u00fcgels finden fich bei den V\u00f6geln die fleilchigen und kn\u00f6chernen Theile und die feitelten Federn. Bei den meiften Infekten befteht der \u00e4ufsere Rand aus zwei \u00fcbereinander liegenden, dicken, bis zu ihren Wurzeln genau verbundenen Streifen, den Annfireifeh, von denen die \u00e4ufsere der Speiche, die innere, fttirkere der Ellenbogenr\u00f6hre en tipricht.\nAlle Arten von Fl\u00fcgeln haben am Ende des Vorderarms einen Theil, der bei den V\u00f6geln, Flederm\u00e4u-fen und den meiften Infekten der Karpus, bei den Libellen das Stigma ift. Er ift ft\u00e4rkar als die \u00fcbrigen benachbarten Theile des Vorderarms und deshalb, fo wie durch feine Lage, gefchickt die Intenfit\u00e4t der Cen-trifugalkraft zu vermehren, welche durch das Auf- und Vorw\u00e4rtsheben des Fl\u00fcgels erzeugt wird. Im Allgemeinen f\u00e4ngt von dielem Punkte bei allen Flugthie-ren der vordere Rand des Fl\u00fcgels an lieh nach hinten zu wenden.\nBei den K\u00e4fern werden das Gewicht diefes \u00e4ufsern Randes und feine Widerftandsmittel durch eine eigne li\u00fclfigkeit vermehrt, die beim Fluge den Schwerpunkt zu ver\u00e4ndern f\u00e4hig ift, und die fie willk\u00fchrlich in einen langen, dicht unter den beiden Arroftreifen liegenden Beutel treten laffen k\u00f6nnen, von dem 11c wenig-, i\u2019tens das erfte Drittel cianimnit, Diefer Beutel wh cl. aber von innen durch den kornartigen Theil der Streifen gebildet, unten behebt er aus einer zarten bieg* fcmen Haut. In der Ruhe ift er gew\u00f6hnlich fchlaff, feine Membran auf der Concavit\u00e4t des kornartigen T Heils zur\u00fcckgefchlagen.\nBei den Libellen ichicn mir die zweite H\u00e4lfte des \u00e4ufsern Randes in ihrem Anf\u00e4nge dicker als die erfte, und aufserdem n\u00e4hern fich ihr mehrere andere L\u00e4ngen-ftreifen. Die Spitze des Fl\u00fcgels, oder das Stigma, das man richtig, feinem Gebrauch nach, Balancier-","page":601},{"file":"p0602.txt","language":"de","ocr_de":"603\nfange nennen konnte, weiches eine klebrige Fliiffig-Iteit enth\u00e4lt, befindet fich fait am Ende diefer zweiten H\u00e4lfte.\nDiefer dickere Theil des vordem Fl\u00fcgelrandes Und diele Stigmen, weiche eine Fl\u00fcffigkeit enthalten, vermehren das Gewicht diefer Gegend des Fl\u00fcgels und fprechen f\u00fcr tie N\u00fctzlichkeit der auffteigenden Centri-fugalkraft, welche bei der Winkelbewegung des Fl\u00fcgels \u00bbach oben und vorn entlieht, und auf die ich zuerft im Jahr \\ g i o int Inf\u00fctut aufmerkfam gemacht zu haben glaube.\nAuch bei Tenthredo, Gimbex, Sirex, Ichneumon, Vespa, Sphexu.f. w. findet lieh oben am Karpus ein dunkler Fleck. Bei andern Hymenopteren und mehreren Orthopteren, Lepidopteren und Dipteren ift diefer Ich were und fettere Theil des Fl\u00fcgels durch dis Ann\u00e4herung der erlten L\u00e4ngenftreifen und durch quere Streifen gebildet.\nBei den Pentatomen finden fich der vordere Fl\u00fcgelrand und alle erforderlichen Bedingungen deffeiben, die Fettigkeit und die Gewichtsvermehrung in dem am meiften nach vorn vorfpringenden Theile, im ganzen hornartigen Theile. dar Fl\u00fcgeldecken, der fich beim Fluge an den Fl\u00fcgel hakt; mithin ift der \u00e4ufsere Rand des Fl\u00fcgels feibl\u2019t verh\u00e4ltnilsm\u00e4fsig lehr Ich wach. Deshalb ift hier das Ende der Fl\u00fcgeldecken h\u00e4utig. Da ihr vorderer Rand beim Fluge den vordem Rand des wahren Fl\u00fcgels bildet, fo hatte der zum Durchfchnei-den der Luft beftimmte Theil deffeiben Fettigkeit noting, das Ende aber mufste leicht und biegfam feyn, ura beim Nieder Fenken des Fl\u00fcgels dem Widerftande der Luft deito mehr Oberfl\u00e4che darzubieten.\nDie obere, gew\u00f6lbte Fl\u00e4che des Vogelfl\u00fcgels ift der Luft undurchdringlich und die untere ift, ungeachtet ihrer Concavit\u00e4t, gr\u00f6fser als jene. Ohne das","page":602},{"file":"p0603.txt","language":"de","ocr_de":"Gewicht bedeutend zu vermehren, wurde diefe untere Fl\u00e4che und der Ein Rufs der Luft auf fie dadurch ver-gr\u00f6fsert, dafs hier durch die B\u00e4rte der Federn eine Menge Zellen gebildet werden, deren W\u00e4nde, die nach hinten geneigt find, und deren unterer Hand in derfel-ben Richtung gewandt ht, beim fchnelien Senken des Fl\u00fcgels die Luft io zur\u00fcckhalten, dafs dadurch ihr Widerltand die m\u00f6glichft grolse Wirkung hervorbringt.\nich glaube, dafs bei der grellsten Ausdehnung des Fl\u00fcgels der Daumen fich durch leine Muskeln, vielleicht auch durch die Zerrung des elaftifchen Bandes, entfernt und dadurch die an ihn gehefteten Federn nach unten gerichtet werden, wobei fie die Luft zur\u00fcck-haiten und dadurch den Widerftand derfelben vermehren.\nDie flaut der Fledennausfl\u00fcgel ift durch eina Menge kleiner, zwifchen ihren beiden Blatten befindlichen Sehnen f\u00e4hig, viele F\u00e4ltelten zu bilden, welche vom vordem Rande und der Mittellinie des Stammes aus fich von einander entfernen und fo fchief an dein hintern Rande des Fl\u00fcgels endigen. Die Anwendung diefer F\u00e4ltelten begiinftigt, davon abgefehen, dafs dadurch die Oberfl\u00e4che vermehrt wird, das Aufhalten der Luft beim Senken des Fl\u00fcgels und das Austreten derfelben bei der entgegengefetzten Bewegung. Aufser-dem faltet fich die Zwifchenarmhaut mehr oder weniger nach unten, vorz\u00fcglich an der Handwurzel, wo fie anfehnlich tief herablteigt und fielt felblt mit den Daumen nach hinten kr\u00fcmmt. FJierdurch wird die Luft in diefer Membran zur\u00fcckgehalten, h\u00e4uft lieh im Fl\u00fcgel beim Senken deffeiben an, wirkt fo mit mehr hralt zur\u00fcck und bringt einen Erfolg hervor, welcher der Ausbreitung der untern Fl\u00e4che des Fl\u00fcgels, fo wie der Gr\u00f6fse und St\u00e4rke feines vordem Randes und der L\u00e4nge des Hebelarms, auf welchen fie wirkt, angemeffen ift.","page":603},{"file":"p0604.txt","language":"de","ocr_de":"Die Gr\u00f6fse der holden Fl\u00e4che des Fl\u00fcgels der Infekten und die Mittel, die Luft hier zu fixiren, werden durcii die Nebenfl\u00fcgel, Falten und andere Anh\u00e4nge vermehrt. Aus dielem Grunde ift der vordere Hand des Libellen!]Opels nach unten und hinten ge-kr\u00fcmmt. Viele Fl\u00fcgel, zumal die hintern, haben, weil ihre innere Seite lehr weit nach hinten liegt, ftark nach unten gebogen ift, und felbft bis unter den Hinterleib reicht, mehr Mittel, die Luft an ihrer Wurzel zur\u00fcck zu halten, und den hintern Theil des K\u00f6rpers zu tragen. So verh\u00e4lt es fielt bei mehreren Libellen und Lepidopteren. Hier alfo vergr\u00f6fsert fich die Oberfl\u00e4che im Verh\u00e4ltnifs zur Verk\u00fcrzung des Hebelarms, worauf die Luft wirkt. Vorz\u00fcglich wird die Oberfl\u00e4che durch grofse L\u00e4ngenfalten vergr\u00f6fsert, die alle an ihrem Ende mehr oder weniger nach hin-ten gekr\u00fcmmt find, wovon einige fich von der Wurzel des Fl\u00fcgels gegen die Spitze erftrecken , andere in greiserer Menge, indem fie fich immer ft\u00e4rker kr\u00fcmmen, lieh am hintern Rande endigen. Diefe Falten find fo angeordnet, dais fie die Ruderbewegung der Fl\u00fcgel am meiften beg\u00fcnfligen, indem diefe die Luft bei ihrer Bewegung nach unten und hinten fel'thalten. Vorz\u00fcglich g.dchieht dies auch dadurch, dafs die Seiten der L\u00e4ngenfalten oft eingekerbt und ihre Enden in kleine Ouerfalten sbgetheilt und unterabgetheilt find, welche durch L\u00e4ngen - und Querflreifen befeftigt werden.\nBei den Libellen und Heufchrecken, wo diefe Falten am deutlichften find , finden fich die ft\u00e4rkften Streifen arn Gipfel der L\u00e4neenfalten, die am untern Ab-fchnitte befindlichen find d\u00fcnner und fehlen .oft ganz. Nur bei den Libellen, deren Fl\u00fcgel beft\u00e4ndig ausgebreitet find, erhalten kleine Querw\u00e4nde beft\u00e4ndig dieCieftalt diefer Falten und am Gipfel der Streifen finden fich kleine, mit der Spitze nach auisen und hinten gerich-","page":604},{"file":"p0605.txt","language":"de","ocr_de":"605\ntete krumme Stacheln, Diefe Anordnungen aber find in beiden Familien der allen Fl\u00fcgeln zukornmenden F\u00e4higkeit untergeordnet, ohne Befehwerde beim Auf-und Vorw\u00e4rtsftreben die Luft zu durchfchneiden und dabei nur fo wenig von ihr als m\u00f6glich zur\u00fcck zu behalten.\nBei andern Infekten, z. B. Xylocopa violacea, den Hummeln, Tenthredo, Gimbex, haben die mehr oder weniger regelm\u00e4fsigen fchiefen Falten der Fl\u00fcgell'pitzea oben kleine Stacheln oder fteife und gekr\u00fcmmte Haare, deren Enden feinet nach aufsen und hinten gerichtet find, und deren Grundfl\u00e4che unten eine kleine Vertiefung enth\u00e4lt, welche die ausgeh\u00f6hlte Fl\u00e4che des Fl\u00fcgels vorz\u00fcglich an feinem Ende vergr\u00f6fsert, wo der Wideritand der Luft beforiders nothwendiu ift.\nDiefe Stacheln find defto zahlreicher, je feltner und unregelm\u00e4fsiger die fchiefen Falten find, fo dafs fie einander vermuthlich gegenfeitig erfetzen. So li\u00e2t Xylocopa, wo diefe Falten ziemlich zahlreich find, weniger fteife Flaare als die Hummeln, und zumal als Tenthredo und Cimbex, wo die Falten wen \u00ee\u00c7r\u00c7JF ftark find. Bei Sire K, Scolia, Sphex finden fich mit regel* m\u00e4fsigen und in Menge vorhandenen fchiefen Falten keine Stacheln.\nDiefe fteifen Haare find mit ihren Spitzen fchief nach hinten und aufsen gerichtet, wodurch lie unf\u00e4hig werden, beim Senken der Fl\u00fcgel die Luft zur\u00fcckzuhalten, die dagegen dar\u00fcber weggleitet, wenn der Fl\u00fcgel auf - und vorw\u00e4rts gerichtet wird.\nDie fchiefen Falten der Fl\u00fcgelenden finden fich auch felir regelm\u00e4fsig bei einigen Arten von Pentaio-men und andern Hemipteren, und find hier \u00fcberdies an den Seiten quergefurcht.\nIm Allgemeinen find alle Fl\u00fcgelhaare, gleichviel, ob hart oder weich, eben fo die Schuppen der Schmetter-","page":605},{"file":"p0606.txt","language":"de","ocr_de":"605\nlinge, unabh\u00e4ngig von ihren \u00fcbrigen Befiimmungen, Mittel, die Luft beim Fluge zur\u00fcck zu halten, indem lie die Oberfl\u00e4che und die Anhaltspunkte vermehren.\nDas hier \u00fcber den Nutzen der durch die Fl\u00fcgel-bar!\" der V\u00f6gel gebildeten Zellen ; die untern Vorlpriinge des Stammes eben diefer Fl\u00fcgel ; die Falten der Fieder-mausfl\u00fcgel ; den m n gebogen en Rand, der fich w\u00e4hrend des Fluges au der vordem Seite diefer Fl\u00fcgel bildet ; die Falten an den Infektenfliigeln, ihre nach unten vorfpringeriden und bisweilen nach hinten gewandten R\u00e4nder; die kleinen untern Vertiefungen an den Fl\u00fc-gelfpitzen mehrerer Hymenopteren, die \u00fcberall die Luft beim Niederfenken der Fl\u00fcgel zur\u00fcckhalten, und dadurch den Widerftand derfelben vermehren, Gefagte wird durch die von Mo ro\u00df. (Biblioth. univerleiie T. 12.) \u00fcber den Stofs des Waffers gemachten Verfuche beft\u00e4tigt.\nMan kann aus diefen Verhieben fchliefsen:\n1)\tdafs die Lufttheilchen nicht von einander unabh\u00e4ngig, fondern, wie die Flieilchen des Waffers, mit einer ftarken gegenfeiligen Zufaramenliangskraft verfehen find ;\n2)\tdafs die Luft, welche lieh gegen die Fl\u00fcgelfl\u00e4che dr\u00e4ngt, wenn diefer lieh fenkt, fie veranlafst fich ge-genfeitig zu unterft\u00fctzen und zufammen gewiffermafsen einen feilen K\u00f6rper zu bilden, vorz\u00fcglich, wenn fie durch die Zellen der Federn oder die umgefehlagenen R\u00e4nder und Vertiefungen an den Infektenfliigeln zu-r\u00fcckgehalten werden;\n3)\tdafs der Widerftand der Luft gegen das Senken der Fl\u00fcgel aus allen diefen Gr\u00fcnden mehr als doppelt fo grofs ift, als wenn fie unten ganz einfach w\u00e4ren.\nIm erlten Falle wirkt die Luft gegen die Fl\u00fcgelfl\u00e4che und ihre Vorfpriinge mit einer Kraft, die man der der Schwere ungef\u00e4hr gleich fetzen kann. In-dem alfo (liefe Kr\u00e4fte fich in die fern Falle das Gleich-","page":606},{"file":"p0607.txt","language":"de","ocr_de":"607\ngewicht halten, und der Fl\u00fcgel ungef\u00e4hr on derfelbei\u00bb Stelle bleibt, fteigt der K\u00f6rper des Thieres verrnitteli't der vollen Muskelkraft empor, uncl die Fl\u00fcgel erhalten dadurch das Anfehen, als ftiegen fie herab,\nAlle fliegende Infekten, nur die Dipteren nicht, haben vier Fl\u00fcgel, und felbft diele machen vielleicht keine Ausnahme, indem ihre L\u00fcffelchen durch Vergru-fserung der Grundfl\u00e4che der obern Fliigei die untern Fl\u00fcgel erfetzen.\nIhre Balancierftangen find nicht f\u00fcr unvollkommen ausgebildete Fl\u00fcgel zu halten, indem man auf diele Weife nicht die bleibenden Merkmale bezeichnet.\nNach Latreille k\u00f6nnen fie zum Athmen dienen, eine defto vvahrfcheinlichere Vermuthung, da bei der Ruhe der Fl\u00fcgel der Fl\u00fcgeltragende Stamm ganz unbeweglich zu feyn fcheint, und die Bewegungen der Balancierftangen mit denen des Hinterleibes zum Forttreiben der Luft im Innern dienen k\u00f6nnen, indem die Bruft, wenn gleich nicht ftark, abv/echfelnd dadurch zufammengedr\u00fcckt wird.\nDie Fl\u00fcgel mehrerer Koleopteren, Orthopteren und Dipteren find oft vollft\u00e4ndiger als jeder Fl\u00fcgel anderer Ordnungen allein genommen. In der That find die obern Fl\u00fcgel der Hemipteren, Hymenopteren und Lepidopteren, an den vorderlten Theil des Thorax geheftet, l\u00e4nger als die hintern, fefter und fchmal an ihre Grundfl\u00e4che, nicht fo angeorclnet, clafs fie den Widerftand der Luft beg\u00fcnftigen k\u00f6nnen, und nur ein Complement der hintern. Diefe breiten lieh weit nach hinten aus, find mit einem vordem, fchwachen und nach oben gerichteten Rande verfehen, bieten durch ihre Breite und Leichtigkeit der Luft eine bedeutende Ber\u00fchrung dar und erfetzen fo, was den obern fehlt. Bei dielen Infekten, zumal den Hymenopteren, Ciga-len, Pentatomen, haken fich die Fl\u00fcgel derselben Seite","page":607},{"file":"p0608.txt","language":"de","ocr_de":"beim Fliesen feft znfammen und bilden fo in der That\n\u00f6\nnur einen.\nDie Oberfl\u00fcgel einiger Hymenopteren kommen noch infofern mit denen der Hemipleren \u00fcberein, als fie an der Wurzel dick und in ihrem d\u00fcnnem T'heile oben mit keifen Haaren befefczt find, in der Ruhe die Unterfl\u00f6ge! bedecken, fie vor der Reibung, wenn die Tliiere in enge L\u00f6cher kriechen, neuern und fo die Stelle von Fl\u00fcgeldecken f\u00fcr lie vertreten.\nDie Libellen haben f\u00fcr jedes Fl\u00fcgelpaar einen voll-ft\u00e4ndigen Muskelapparat, die Fl\u00fcgel liegen in derfelben Ebne und find immer ausgedehnt, k\u00f6nnen fielt daher weder auf einander falten, noch in einander eingreifen, und bewegen lieh einzeln f\u00fcr fiel). Doch erg\u00e4nzen fielt hier die verichiedenen Fl\u00fcgel derfelben Seite'einander. Der vordere il't gew\u00f6hnlich fetter, langer und fcltmaler, dies wenigstens an der Wurzel, der hintere an der Wurzel lehr breit, an feinem Innern Rande nach unten gekr\u00fcmmt und ftark nach hinten ausgebreitet, was viel zur horizontalen Haltung des K\u00f6rpers beim Fluge beitr\u00e4gt.\nAnders ift die Bildung bei einigen Familien der-felben Ordnung, wo die Fl\u00fcgel lieh falten. Hier verh\u00e4lt lieh alles wie gew\u00f6hnlich.\nIm Allgemeinen fliegen die vierfliigligen Infekten fehr gut. Da ihr K\u00f6rper beim Fluge eine horizontale Stellung hat, und die unten) Fl\u00fcgel weit nach hinten reichen, fo bed\u00fcrfen fie keines ichweren Prothorax, um dem Hinterleibe das Gleichgewicht zu halten. Doch inufs man hiervon einige Koleopteren ausnehmen, denen beide Fl\u00fcgelpaare zu weit vor dem Schwerpunkte liegen.\nAufser den Koleopteren verbinden lieh die Fl\u00fcgel derfelben Seite bei allen den Infekten, die nur einen Muskelapparat f\u00fcr beide haben, behufs des Fluges\nmehr","page":608},{"file":"p0609.txt","language":"de","ocr_de":"609\nmehr oder weniger ftark. Vorz\u00fcglich gilt dies f\u00fcr die Hemipteren uncl Hymenopteren. Diefe Verbindung fcheint del'to fefter, jemehr der Muskelapparat einfach ift. So z. B. ift fie bei den Lepidopteren fchw\u00e4cher, hier aber hat jedes Fl\u00fcgelchen eigne Aufheber. Da indefs die Wurzel des elften Fl\u00fcgels fchmai ift, und nur durch die des hintern vervollft\u00e4ndigt wird, der hintere Rand deffelben nach unten gekr\u00fcmmt ilt, der vordere des hintern fich nach oben wendet und weit nach vorn unter den vordem fchiebt, zugleich fchwach und wenig zum Theilen und Zur\u00fcckhalten der Luft geeignet ift, fo ift es klar, dafs fich die beiden Fl\u00fcgel we-nigftens gew\u00f6hnlich nicht abgefondert bewegen k\u00f6nnen. Vorz\u00fcglich deutlich ift dies bei den Abend-und Nachtfaltern, wo fich ein eignes Verbindungsmittel findet.\nKein Fliigelftreifen geht unmittelbar vom Fl\u00f6geltra* genden Stamm ab, fondern alle find aufsen an Kn\u00f6chelchen eingelenkt, welche an der Wurzel des Fl\u00fcgels und dem Stamme fitzen und von denen mehrere, bei den Hymenopteren wenigftens, mit andern innern zufurnmen-h\u00e4ngen.\nDie meiften fieht man nur bei den Infekten, deren Fl\u00fcgel im Ruhezuftande der L\u00e4nge nach liegen. Sie dienen nur zum Ausflrecken und Fallen derfelben, denn beim Fluge bewegen fich die Fl\u00fcgel, als w\u00e4ren lie aus einem St\u00fccke gebildet.\nBei den Libellen, deren Fl\u00fcgel immer ausgeftreckt find, findet fich etwas \u00e4hnliches, und der ganze Apparat der kleinen Muskeln wird dadurch betr\u00e4chtlich vermindert.\nBei den Koleopteren und felbft einigen Hymenopteren, fitzen alle diefe St\u00fccke auf der innern Seite an einem febr ftarken Bande, dem Wur\u00fcelbande (Lig. ba(ilare) und find, wie die Fl\u00fc^elwurzel, von nachgiebigen und dicken Membranen (Membr. circumballlaxes) M. d. Archiv. VII. 4\u25a0\tQq","page":609},{"file":"p0610.txt","language":"de","ocr_de":"610\n\u25a0umgeben, welche den harten Fheilen die eigenth\u00fcmli-chen Bewegungen geftatten und zugleich die weichen bedecken.\nEinige Membranen das hintern Theiles der Fltigel-wurzel fcheinen bei mehrern Infekten deutlich retractile oder elaftifche Sehnen zu enthalten, was man an den Querfurchen erkennt, womit fie lieh bedecken, wenn der Fl\u00fcgel gefaltet ift. Sie ftrecken fich aus, wenn fich der Fl\u00fcgel \u00f6ffnet und kehren auf ihren vorigen Zuftand zur\u00fcck, wenn er fich fchliefst, indem fie fich zum Theil von felbft runzeln, ich l'age zumTheil, indem fie oft kleine Muskeln oder elaftifche B\u00e4nder bedecken , die befonders bei den Cigalen und einigen Lepidopteren fehr deutlich find.\nDer retractile Streifen, der fich gleichfalls am hintern Theile der Fl\u00fcgelwurzel findet, neben dem letzten Knochen verl\u00e4uft und fich mit dem hintern Rande des Fl\u00fcgels verbindet, vertritt bei den Infekten die Stelle des elaftifchen Bandes der Zwifchenhaut der V\u00f6gel.\nIm Allgemeinen haben die Infektenfliigel unten an den Wurzeln oft betr\u00e4chtliche H\u00f6cker, die fie in der Ruhefixiren und weiche aufserdem noch andere Zwecke erf\u00fcllen.\nDie Wurzelklappe findet fich nur bei den Hyme-nopteren, wo die B\u00e4nder, welche die Wurzel des Fl\u00fcgels mit dem Stamm verbinden, ohne fie frei liegen w\u00fcrden, denn in diefer Ordnung verbindet fich der Fl\u00fcgel mit dem Stamme auf eine ganz eigenth\u00fcmliche und mit der Anwefenheit diefer St\u00fccke \u00fcbereinftimmende Weife.\nDer Schulterdeckel der Lepklopteren hat nicht die felbe GeftaJt und unterfcheidet fich auch durch einig\u00ae feiner Verrichtungen.","page":610}],"identifier":"lit15813","issued":"1822","language":"de","pages":"588-610","startpages":"588","title":"\u00dcber den Flug der Insekten: Journ. de physique, T. 91, p. 199 ff.","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:32.743326+00:00"}