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{"created":"2022-01-31T14:52:40.573530+00:00","id":"lit15816","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Meckel, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 1-20","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"D eutfches Archiv\nf\u00fcr die\nPHYSIOLOGIE.\nAcht er Bandit Erft et Heft.\nI.\nJeber den in dem Skelet ausgefprochnen Uebergang von den Wiederk\u00e4uern durch die Kameele zu den Einhufern. Von J. F. Meckel.\nDie Verwandtfchaften der verfchiedenen Thiere, fo wie die der Naturk\u00f6rper \u00fcberhaupt, geh\u00f6ren unftreitig zu den intereffanteften Punkten ihrer Betrachtung. Wenn auch gleich die Neigung, diefe Verwandtfchaften nachzuweifen, zumal wenn blcfs auf die \u00fcufsere Geftalt gefeiten wird, zu Mi\u00dfgriffen verleiten kann, fo find doch felbft diefe verzeihlicher, als das g\u00e4nziiche Verkennen einer folchen Verwandtfchaft. Am leichteften find nat\u00fcrlich Verwandtfchaften zwifchen Thieren der-fclben Klaffe aufzufinden, und ihre Ausmittelung ift befonders hier, Behufs einer naturgem\u00e4fsen Anordnung der Tliiere derfelben h\u00f6heren und niederen Abtheilungen, Bediirfnifs.\nIn diefer Hinficht wurde mir vor einiger Zeit das Kaineelgefchlecht befonders merkw\u00fcrdig. Die Stellung an die Spitze der Wiederk\u00e4uer, welche ihm wohl ziemlich allgemein die Naturforfcher geben, beweift allerdings, dafs die Verwandtfchaft zwifchen ihm Und M. d. Archiv. VIII. X.\tA","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"den Einhufern keine neue Entdeckung iff, indeifen wird es fich doch aus dem Folgenden ergeben, dafs zu dem Bekannten noch manches hierher Geh\u00f6rige nachzutragen war, um es als eine Zwifchenbiidung zwifchen den Einhufern und Wiederk\u00e4uern darzu-i\u2019tellen.\nIch unterfuche, ungeachtet das Nervenfyflem, namentlich das Armnervengeflecht und das Auge, feiir deutliche Uebereinkunftspunkte zeigen, in dieier il inficht das Knochen;\\!iem, und betrachte hier zugleich die Z\u00e4hne, nicht als zum Knocheiifvltem geh\u00f6rig, fon-dern fofern fie in den Kiefern wurzeln.\nHier ergiebt fich Folgendes.\n/. K o p f.\nBekannt ift aus fr\u00fchem Angaben vom Kopfe, dafs der Oberkiefer Eckz\u00e4hne, der Zwifchenkiefer we-nigftens zwei Schneidez\u00e4hne, der Unterkiefer nur fechs Schneidez\u00e4hne enthalte, und lieh nur achtzehn bis zwanzig Backenz\u00e4hne finden.\nDiefen Thatfachen Jaffen fich, nach meinen Unter-fuchungen, vorz\u00fcglich folgende zufetzen.\nEine der wichtigften, die auch, weil fie einen der eben genannten Knochen betrifft, hier zuerft l'tehen kann, ift die Anordnung des Unterkiefers.\nSehr allgemein bleiben bei den Wiederk\u00e4uen die beiden H\u00e4lften deffelben getrennt, und Cuvier z\u00e4hlt fie daher \u00fcberhaupt zu den Thieren, deren Unterkiefer-r:ath nicht verw\u00e4chft. Dagegen verfchmelzen bei den Einhufern die beiden Seitenh\u00e4lften fehr fr\u00fch.\nGerade nun wie hei diefen verh\u00e4lt es fich hei den Kameelen, und gewifs ift dies ein merkw\u00fcrdiges Zu-fam men treffen mit der Ueberciukuiift der Z\u00e4hne beider Thiere.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"3\nUngeachtet Cuvier meines Willens nirgends (liefe Ausnahme von den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern erw\u00e4hnt, auch Dauben ton bei feiner Befchreihung des Kumpels und Dromedars *) nichts davon fugt, noch neuerlichft Carus1 2 ) ausdr\u00fccklich bemerkt: \u201edafsbei den reifsenden 1 liieren, Wiederk\u00e4uern, ISka&ern u.f. w. die Vereinigung der beiden Unter kieferh\u00e4lften nie zu Stande komme,\u201c fo ift fie doch wohl mit Gewifsheit befl\u00e4n-dig und gilt f\u00fcr das ganze IvarneelgefehJecht.\nIch finde diefe Anordnung nicht nur in zwei Dromedarfkeleten meiner Sammlung, wovon das eine zwar alt, das andere dagegen, wenn gleich faft ausge-wachfen, doch jung ift, fondera fa he lie auch an allen Dromedar- und KameelfchaMn, fo wie den Lama-\u2022feiladeln der Pariler Sammlung im verfloffenen Jahre, und zweilie nicht, dais die Unierfurhungen anderer Gelehrten, die fich im Belitz folclrer Sch\u00e4del befinden, und die ich um ihre gef\u00e4llige Belehrung hierdurch h\u00f6f-lichft crfuche, daffelbe Refuitat geben werden.\nDagegen weichen die Zwifchenkieferbeine der Iva-rneele vorn, wie beiden \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern, ziemlich ftark von einander.\nDie lotallorm des Kopfes entfernt das Kameel bedeutend von den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern, und wirklich Iteht das Pierd dielen zum Theil n\u00e4her als jenes.\nSo ift der Sch\u00e4del des Kanieels noch mehr feit-lich zufammengedr\u00fcckt als bei den Pferden. Die bei den Wiederk\u00e4uern fehlende mittlere Hinterhaupts leihe, fo wie die ScheiteJleifte, die bei den Pferden \u25a0wenig angedeutet find, finden fich bei den Kameelen, fowohl der L\u00e4nge, als H\u00f6he nach lehr ftark entwickelt. Uebereinftimmend mit der Ariwefenheit von\n1)\tHirt, natur. de Buffon. T. XI.\n2)\tZootomie i8ig. S. 179.\nA 3","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"Eck-und obern Schneidez\u00e4hneu ift ferner das Antlitz im Verh\u00e4ltnifs zu feiner L\u00e4nge h\u00f6her als bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern. Der Zwifchenkiefer ift kleiner als beim Pferde, grufser als bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern und der zwifchen ihm und den Backenz\u00e4hnen befindliche vordere Theil des Oberkiefers, unftreitig wegen der Anwefenheit der Eckz\u00e4hne, immer lehr ftark nach oben eingebogen, eine Bildung, die lieh bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern kaum oder gar nicht, bei den Pferden wenig angedeutet findet.\nDer Unterkiefer hat, aufser den fchon vorher erw\u00e4hnten Merkmalen, auch durch die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig geringere H\u00f6he des Kronenfortfatzes mit dem der Einhufer mehr Aehn\u00fcchkeit. Auch hier ift die Bildung der Pferde wieder noch ft\u00e4rker entwickelt, indem fich hinter den Gelenkfortf\u00e4tzen ein anfehnlicher, nach oben gerichteter, ihm an H\u00f6he faft gleicher findet.\nIn Hinficht auf die Verbindungen der Kopfknochen untericheiden fich die Kameele von den Pferden durch den Umftand, dafs das Zwilchenkieferbein nicht das Nafenbein erreicht. Durch die entgegengefetzte Bedingung kommen die Pferde mit mehreren andern Wiederk\u00e4uern. namentlich den Hirfchen, mehreren Antilopen , z. B. A. picea, den Ockfen, \u00fcberein. Indeffcn fchliefsejj fich an die Kameele durch die Trennung beider Knochen noch andere Wiederk\u00e4uer, namentlich die Schafe, eben fo die Gemfe, an, in denen fogar das Nafenbein nicht mit dem Oberkieferbein verbunden ift, indem fich zwilchen beiden eine anfehnJiche L\u00fccke findet , welche bei der Gemfe von glatten, bei den Schafen von ungleichen, gezahnten Handeln begr\u00e4nzt ift.\nDiele l\u00e4ndliche L\u00fccke entfpricht der gr\u00f6fsern auffallenden! und ungef\u00e4hr viereckigen, welche fich bei den Hirfchen zwifchen dem Stirnbeine, Thr\u00e4nen\u00ab beine, Nafen- und Oberkieferbeine findet, und unter-","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"5\nfcbeidet fich von ihr nnr durch Gr\u00f6fse, Geftalt und den Umftand, da Cs fie bei den Hirfchen nicht bis zum Zwilchenkieferbein reicht.\nBei den Kamee len jft zwar das Oberkieferbein vom Nafenbein durch keine L\u00fccke getrennt, allein au-fser der fchon bemerkten Trennung des Zwifchenkie-ferbeins vom Nafenbein findet fich die L\u00fccke der Ulriche, nur, befonders im Alter, viel kleiner, von l\u00e4nglicher Geftalt, und nur zwifchen dem Stirn-und Oberkieferbeine. Das Thr\u00e4nenbein der Kameele ift nicht vertieft, aber an feinem hintern Bande ftark gezahnt und eine eben folche Anordnung zeigt der benachbarte Theil des Stirnbeins.\nIL S t a m m.\nAm Stamm finden fich in der That theils weit mehr Verfchiedenheiten als Aehnlichkeiten zwifchen den Kameelen und Einhufern, die eben fo viele Ueberein-kunftspunkte zwifchen den Kameelen und den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern find, theils mehr Aehnlichkeiten zwilchen diefen und den \u00fcbrigen als mit den Kameelen.\nBedingungen der erften Art find i) die Zahl der R\u00fcckenwirbel und Rippen.\nDas Kamecl hat zw\u00f6lf R\u00fcckenwirbel, wie die mei\u00ab ften \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uer zw\u00f6lf bis dreizehn haben; die Pferde dagegen achtzehn.\n2)\tGeh\u00f6rt hierher die Geftalt der Rippen. Diefe find bei den Kameelen fehr breit, wie wenigftens bei mehreren Wiederk\u00e4uern, namentlich den Ochfen.\n3)\tDie Geftalt mehrerer Wirbel, namentlich der Lendenwirbel. Die Querfortf\u00e4tze von dielen find bei den Kameelen, wie bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern, i)viel l\u00e4nger und mehr nach vorn gekr\u00fcmmt als bei den Einhufern; 2) nicht mit einander verbunden.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nAnders verh\u00e4lt es (ich dagegen hei dielen. So finde ich an dem Skelete einer alten Stute, fias ich vor mir habe, die Querfortf\u00e4tze der drei letzten Lendenwirbel verwachien. Zwilchen den beiden erl\u2019len unter ihnen findet die Verwachfung nur an der Wurzel, zwi-frhen den beiden letzten fait in ihrer ganzen L\u00e4nge Statt. Bei allen aber findet fich zwilchen der Ver-wacbfungsftelle und dern K\u00f6rper eine rundliche L\u00fccke, unftredig wohl wegen des Verlaufes fier Lendennerven.\nDiefe Anordnung ift der h\u00f6chfte Grad dieler Bildung, und wahrfrhcinlich Folge des Alters. Der anf\u00e4ngliche Zuftand fcheint che Anwefer.heit zweier iiberknorpelten Fl\u00e4chen an der Wurzel des Ouerfort-fatzes des letzten Lendenwirbels zu feyn, von denen der vordem eine \u00e4hnliche am vorletzten, der hintern eine andere am Heiligbein entfpncht, durch welche die Knochen hier anfangs beweglich eingelenkt werden.\nSo finde ich es beim Pferde, Efel und Zebra, beim Pferde diefelbe Anordnung noch zwilchen dein f\u00fcnften und vierten Lendenwirbel.\nB i verfehiedenen Skeleten fand ich verfchiedene Stufen zwilchen den hier hefchriehenen Extremen, indem bald mehrere Wirbel verwachfen waren, bald die Verwachfung verfchiedene Grade von Volllt\u00e4ndigkeit zeigte.\nBeim a\u00dfatlfchen Tn fr tragen die beiden letzten Lendenwirbel zwei, der dritte nur eine hintere Gelenkfl\u00e4che diefer Art, heim amerikanilclien nur der letzte an feiner hintern Fl\u00e4che eine.\nBeim afrikani.feiten zwei geh\u00f6r nt en Nashorn find die drei, beim afiatij'cheri ein gek\u00f6rnten die zwei letzten Lendenwirbel unter fich und mit dem Heiligbein auf diefe Weife verbunden.\nBeim A ilpferde fand ich eine \u00e4hnliche Bildung, indem der Querfortfatz des erften Lendenwirbels aufsen","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"und vorn eine Gelenkfl\u00e4che f\u00fcr die letzte Rippe, der vierte, wenigftens rechterfeits, am Anf\u00e4nge des mitt-]ern Drittheils eine \u00e4hnliche f\u00fcr den Ouerfortfatz des dritten hat, und lieh auch der letzte Lendenwirbel mit dem Heiligbein auf diele Weife verbindet.\nOffenbar find diefe Bildungen als Ann\u00e4herungen an die Anordnung des Heiligbeins fehr intereffant.\nBedingungen der zweiten Art find:\n1)\tDie Geftalt mehrerer Wirbel, befonders des zweiten Halswirbels. Bei den Kameelen ift lein Bogen-theil kaum h\u00f6her als der der \u00fcbrigen Halswirbel, bei den Einhufern und den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern immer anfehnlich gr\u00f6fser.\n2)\tDie Geltalt der Rippen, die hei den Einhufern, wie bei den meiften \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern fchmal und rundlich find.\nDie Anordnung des Bruftbeins der Kameele zeigt eine Verfchmelzung der Charaktere der Einhufer und der Wiederk\u00e4uer. Bei jenen ift es, mit Ausnahme des letzten St\u00fcckes, von einer Seite zur andern ftark zufammengedr\u00fcckt unddadurch unten in eineLeifte ausgegangen. Bei dielen find alle St\u00fccke von oben nacn unten zufammengedr\u00fcckt und von diefer Leifte fehlt jede Spur.\nBeim Kameel fehlt diefe zwar im Allgemeinen, aber die vordem St\u00fccke find fchmaler als bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern. Dann ift das dritte St\u00fcck wirklich pferde\u00e4hnlich zufammengedr\u00fcckt.\nBefonders pferdartiger ift das hintere Ende, indem dies weit breiter als bei ander\u00ab Wiederk\u00e4uern ift, und nicht in einen mehr oder weniger langen fchmalen Fortfatz verl\u00e4uft.\nDie Anordnung diefes Theiles ift \u00fcbrigens h\u00f6chft eigenth\u00fcmlich, kommt aber nicht dem ganzen Karneel-gel'chlechte zu. Bei C. bactrianus und dromedarius","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nfindet fie fich, bei C. Lama ift fchon das Bruftbein felima* 1er, bei C, Vicunna ganz fchmal,\nIII. Gliedmaaf.se n.\nDie Gliedmaafsen zeigen, wie fie \u00fcberhaupt bekanntlich \u00fcberall mit der Anordnung der Kauwerkzeuge iibereinzuftimmen pflegen, viele febr bedeutende Ueber-einkunftspunkte zwifchen den Kameelen und Einhufern.\nSchon Dciubenton 1 ) und nach ihm Cuvier * ) haben bemerkt, dafs bei den Kameelen das Kahn - und W\u00fcrfel-bei/1 in der Fufswurzel von einander getrennt find, und der letztere ihnen dies ausnahmsweife vor allen \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern zugefchrieben.\nAufser diefer Thatfache findet fich indeffen kaum eine von Erheblichkeit angegeben, ungeachtet in der That mehrere nicht unmerkw\u00fcrdige analoge vorhanden find.\nI. Vordere Gliedmaafsen.\nSchon das Schulterblatt der Kameels fteht offenbar zwifchen dem der \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uer und dem der Einhufer. Bei diefen ift es von vorn nach hinten weit l\u00e4nglicher, die Leihe niedriger als bei jenen. Beiden Kameelen nun ift die Leihe weit niedriger, zugleich gerader als beiden \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern, wenn gleich li\u00f6her als bei den Einhufern und vorn mit einem, die Gr\u00e4tenecke darltellenden Fortfatze verfehen. Zugleich ift es weit l\u00e4nglicher als bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern, wenn gleich nicht lo l\u00e4nglich als bei den Einhufern.\nDie Spur des Hakens ift bei den Einhufern und den Kameelen viel ft\u00e4rker als bei deu \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern.\n1)\tA, a. o. S. 272.\n2)\tVergl. Anat. Ed. I. S. 161;","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"9\nAm Oberarmbein des Kamee!? ift hefonders eine folche Mittalbildung am obere Ende auffallend.\nBei den Wiederk\u00e4uern und Einhufern ift ihre Ge*\nftalt folgende.\nVor dem Oberarmbeinknochen liegen neben einander zwei von oben nach unten abfteigende Rinnen, die durch eine mittlere L\u00e4ngenerhabenheit von einander abgegr\u00e4nzt werden. Nach aufsen von der aiifserrt Rin ne findet fich eine zweite Erhabenheit, die fich nach hinten bis zum Gelenkkopfe erftreckt.\nBei den Einhufern mm ift diefe Erhabenheit klein, fehr niedrig, niedriger als die mittlere, und die, die innere Furche nach innen begr\u00e4nzeride innere ; die beiden Furchen find fehr breit und nehmen den ganzen vordem Rand des obern Endes des Oberarmbeins ein. Boi den Wiederk\u00e4uern dagegen ift jene Erhabenheit fehr hoch, liegt weiter nach vorn, und zugleich ift lie in einen ftarken , nach innen gewandten Haken ausgezogen. In demfelben Verh\u00e4ltnis find die Rinnen und die mittlere und innere Erhabenheit kleiner, jene be-fonders fchmaler.\nBei den Karneelen find die Rinnen faft fo breit, die mittlere und innere Erhabenheit faft fo ftark entwickelt als bei den Pferden, die \u00e4ufsere nur wenic h\u00f6-her als bei ihnen, gerade, nicht in einen Haken ausgezogen und von vorn nach hinten loger noch k\u00fcrzer.\nDie ganze Bildung ift vielmehr Pferde - als Wiederk\u00e4uer \u00e4hnlich.\nDurch den kn\u00f6chernen Vorderarm erfcheinen die Kameele gleichfalls vor allen Wiederk\u00e4uern den Einhufern verwandt, ja in der That fcheint er felbft unvoll-kommner als bei diefen gebildet. Cuvier behauptet dies auch offenbar indem er bemerkt, dafs bei den Kamee-len und Dromedaren fich nirgends eine, die Scheidung der EJlenbogenr\u00f6hre von der Speiche andeutende","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nSpalte oder Furche zeige '), wahrend fie an einer oder beiden Stellen bei nfthreren Wiederk\u00e4uern, oben bei den Einhufern vorkomme.\nIch weifs nicht, ob dies f\u00fcr die Kampele ganz richtig ift, und halie dagegen zuv\u00f6rderft einen t\u00fcchtigen Gew\u00e4hrsmann, Daubenton, der hier\u00fcber fagt:\n\u201eII n\u2019y a qu\u2019un os \u00e0 l\u2019avantbras, on n\u2019y reconna\u00eet que. la partie iup\u00e9rieure de l'os du coude, principalement l\u2019olccrane, on voit auffi fur le c\u00f4t\u00e9 externe de la partie inf\u00e9rieure de l\u2019os de l\u2019avantbras un joint, qui femble indiquer la partie inf\u00e9rieure de l\u2019os du coude. \u201c\nDies finde ich ferner auch wirklich in der Erfahrung begr\u00fcndet.\nAn den zwei Skeleten, welche ich befitze, fand ich n\u00e4mlich an denlelben Stellen zwei Oeffnungen, die fich nur durch ihre Gr\u00f6fse, die bei dem jungen betr\u00e4chtlich anfehnlicher ift, von einander unterfcheiden.\nDie innere, obere, kleinere liegt gegen einen Zoll unter dem Innern Theile des Umfangs der obern Gelenk-flache und hat bei dem altern gegen zwei, bei dem jungem vier Linien Durchmeffer, die untere, gr\u00f6fsere lie^t peeen drei Zoll unter denselben Rande, auch an vier hintern Fl\u00e4che, aber viel weiter nach hinten, an der Wurzel der, den hintern Rand des Ellenbogenkammes bezeichnenden Leihe. Sie ift beim alten Dromedar fechs, beim jungen acht Linien hoch, dort zwei, hier drei breit.\nBeide h\u00e4ngen zwar nicht zufammen, indeffen beweift dies nat\u00fcrlich nicht geradezu gegen ihre Bedeutung.\nUnten ift in beiden, vorz\u00fcglich aber dem jungen Dromedar die Trennung noch weit deutlicher. Es\ni) A. a. O, S. 2?8.","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"11\nfindet fich nicht nur fowohl an der vordem als hintern Fl\u00e4che, einen Zoll \u00fcber dem untern Ende des Knochens, eine nach oben allm\u00e4hlich verfchwindende Furche von drei Zollen L\u00e4nge, fundern in ihr auch eine obere und eine untere L\u00fccke, deren jede \u00fcber ebnen halben Zoll lang und gegen zwei Linien weit ift. Beim alten Skelet ilt die Grube weit k\u00fcrzer und niedriger, und nur von der untern Oeffnung findet lieh eine fchwache Spur an ihrem untern Ende.\nlJiefe kleine L\u00fccke fand ich auch an den zu Paris von mir unterfuchten Kamee! - und Dromedarlke-leten.\nBei den Pferden ift allerdings die Trennung beider Knochen oben viel deutlicher ausgefprochen , denn cs findet fich hier in der L\u00e4nge von ungef\u00e4hr zwei Zollen eine anlehnliche L\u00fccke zwilchen Speiche und Eilenbogenr\u00f6hre, die nur bisweilen in der Mitte durch eine kn\u00f6cherne Br\u00fccke unterbrechen iit, und l\u00e4ngs der ganzen hintern Fl\u00e4che unterfcheidet man die Eilenbogenr\u00f6hre als einen nach unten allm\u00e4hlich zugefpitzt fich endenden Vorfprung, unten aber findet fich von der bei den Kameelen erw\u00e4hnten Anordnung wenigftens gew\u00f6hnlich keine Spur : ich l\u00e4ge, gew\u00f6hnlich, denn bei einem alten Pferde finde ich wirklich etwas \u00e4hnliches in einer auf beiden Seiten v\u00f6llig gleichen, d\u00fcnnen und kurzen, nur vier Linien dicken, anderthalb Zoll langen Knochenbr\u00fccke, die, vom \u00e4ufsern Theile des Umfangs der Speiche kaum eine Linie entfernt, zwei Zoll \u00fcber ihrem untern Ende anf\u00e4ngt.\nAuch wenn diefe letztere Anordnung h\u00e4ufiger vork\u00e4me, felblt Vielleicht Regel w\u00e4re, w\u00fcrde man indeflen doch wohl mit blecht lagen k\u00f6nnen, dafs die bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern weit ft\u00e4rker entwickelte Ellenbogenr\u00f6hre, in Vergleichung mit den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern, bei den Kameelen vorz\u00fcglich ihrem obern,","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nbei den Einhufern ihrem untern Ende nach verfebwun-den ley.\nCuvier hat im Allgemeinen die Stnfenreihe der Trennung von der Speiche, welche die E\u00dcenbogen-r\u00fchre bei den verfchiedenen Wiederk\u00e4uern, von dielen beiden an darbietet, angegeben, indem er lagt, rial's fielt bei den Giraffen, den Hirfchen und einigen Gazellen oben und unten, bei den K\u00fchen und Schufen nur oben eine L\u00fccke zwilchen beiden finde.\nDiele DaiTtellung Jiifst lieh indeffen, wenn man vorz\u00fcglich den Grad des Zufammenhanges ber\u00fcckfich-tigt, vielleicht folgendermafsen vervollft\u00e4ndigen und berichtigen.\nBei den Wiederk\u00e4uern ift die Ellenbogenr\u00f6hre weit vollkommner ein eigner Knochen als bei den Ein-hufern, indem fie zwar d\u00fcnner als die Speiche, aber weit gr\u00f6fser als das Ellenbogenrudiment bei den Pferden ift, fait fo weit nach unten als die Speiche reicht, fich nicht griffelf\u00f6rmig zugefpitzt endigt, und durch eine tiefere Furche und gew\u00f6hnlich anfehnlichere L\u00fccke, die fich bei einigen oben, bei andern unten findet, von diefer abgefondert ift.\nDoch finden fich auch hier merkw\u00fcrdige Verfchie-denheiten.\nDie Kamcele machen auch durch die Anordnung diefer Knochen den Uebergang von den Einhufern zu den Wiederk\u00e4uern. Oben findet fich auf den erften Anblick gar keine L\u00fccke und unten nur eine \u00e4ufserft kleine, die Trennungsfurche ift fahr flach, der K\u00f6rper der Eiienbogenr\u00f6hre kaum hinten durch den etwas vorfprin-genden, hintern, \u00e4ufsern Rand der Speiche angedeutet.\nHierauf folgt die Giraffe, wo fich vom K\u00f6rper gr\u00f6fstentheils gar keine Spur, aber das obere und untere Ende finden, welche durch l\u00e4ngliche Oeffnungen von der Speiche getrennt lind.","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"13\nAn fie fchliefsen fich Bos, Antilope, Capra, Otis.\nDas obere und untere St\u00fcck h\u00e4ngen hier durch einen fchmalen, von innen nach aul'sen platten K\u00f6rper zufstn-nien, der gr\u00f6fstentheils verwachten ift. Die obere und untere L\u00fccke find weit gr\u00f6lser.\nBei den Hirfchen ift die Trennung\u2018unter den Gattungen, wo noch Verwacbfung Statt findet, am voll-kommenften, fofern die L\u00fccke am grofsten ift und die Ellenbogenr\u00f6hre am ft\u00e4rkften vorfpringt.\nBei Mofclms, vorz\u00fcglich M. javanims, ift endlich die Ellenbogenr\u00f6hre ein v\u00f6llig eigner, zufammen,bedr\u00fcckter , zum untern Speichenende reichender Knochen, der feibft an der Bildung des Gelenkes Antheil hat.\nDie Iva meele und Einhufer kommen auch durch die Zahl und Anordnung der Handwurzelknochen n\u00e4her unter einander als mit den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern \u00fcberein. Alle haben in der erften Reihe vier, diele aber in der zweiten nur zwei, die beiden elftem drei Knochen, indem (ich aufser dem Kopf- und Hakenbein, die allen zukommen, noch ein kleiner innerer Knochen, unftreitig wohl der kleine vieleckige, findet.\nFerner ift das Ferfenbein verh\u00e4ltnifsrn\u00e4fsig bei den Kameelen, wie bei den Einhufern, weit gr\u00f6fser als bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern.\nIntereffant ift es, dafs bei den Einhufern der vieleckige Knochen neben, bei den Kameelen mehr hinter dem Kopfbeine liegt, was offenbar einen Uebergang zu den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern bezeichnet.\nDie Mittelhand der Kameele und Einhufer bietet gleichfalls \u00fcberrafehende Uebereinkunftspunkte dar, wodurch lieh beide von den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern un-terfcheiden.\nDer Mittelhandknochen der Kameele ift breiter als bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern, und an feinen \u00e4ufsern und innern Rand itark nach hinten gebogen, fo dafs","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"die hintere Fl\u00e4che eine Harke Rinne bildet. Diefe Bildung erinnert offenbar an die beiden Nebenmittelhandknochen der Pferde, die hier nur mit dem Hauptknochen verwacbfen zu feyn fcheinen. Die Richtigkeit diefer Anficht fcheint lieh mir befonclers durch die Ver--wachfung der Nebenknochen mit dem Hauptknochen bei alten Pferden zu ergeben.\nDiefe Bedingung ift defto intereffanter, weil fie, wo ich nicht fehr irre, in Verbindung mit Erfcheinun-gen , welche die Mittelhand anderer Wiederk\u00e4uer in diefer Beziehung darbietet , noch mehr als Uebergangs-ftufe erfcheint.\nIch habe n\u00e4mlich zuerft im Fr\u00fchjahr des vorigen Jahres in der Parifer Sammlung an den Skeleten mehrerer Wiederk\u00e4uer, namentlich beim Hirfch, dem Elen thier, dem B\u00fcffel-, dem Ockfen-, Aue roch f\u00e9n, bisweilen auch bei den Schafen, namentlich bei einem Merinowidder, an der \u00e4ufsern Seite der Grundfl\u00e4che des Mittelhandknochens einen den Griffel der Pferde fehr \u00e4hnlichen, l\u00e4nglichen, nur weit kurzem, bei jenen gr\u00f6fsern Thieren nur etwa einen Zoll langen Knochen gefunden. In den von mir zu Paris unterluchten Skeleten fand ich diele Knochen nur an der \u00e4ufsern Seite; dies ift aber h\u00f6chft wahrfeneiniieh i;ur zuf\u00e4llig, da ich, beim Hirfch vveuigftens, ihn , an mehreren, von mir fp\u00e4ter bearbeiteten Exemplaren auch an der innern wahrnahm. Der \u00e4ufsere ift liier etwas k\u00fcrzer, aber breiter und dicker als der innere und liegt zugleich um die H\u00e4lfte der L\u00e4nge hoher. Zugleich findet lieh, ungef\u00e4hr um einen Zoll \u00fcber dem innern, ein kleiner, mehr rundlicher Knochen, der mit ihm durch eine Sehne verbunden ift. Anfangs fchien es mir auffallend, dafs diefer Knochen immer bei den pferde\u00e4hnlichen Kameelen fehlte, in hoffen bei der gegebenen Anficht ift der Mangel deffelben hier durch die befc\u00fcriebenc Bildung des","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"15\nKameelmittelhanclknochens erfetzt. Intereffant w\u00e4re liier die Unterfucbung, ob er nicht vieileicht bei den Kameelen in fr\u00fchen Perioden vorhanden lit, und nur l'chneller als bei den Pferden verw\u00e4chit? Wenigftens fcheint er im Alter bei den B\u00fcffeln und Geifert, der Geltalt des Mittelhandknochens in diefer Gegend nach \u2022za fchliefsen, mit die fern zu verwachten.\nZu meinem grofsea Vergn\u00fcgen trad ich \u00fcbrigens diefe That fachen bei meiner R\u00fcckkehr von der Reife, auf welcher ich lie machte, in einem mir w\u00e4hrend meiner Abwefenheit von feinem w\u00fcrdigen Verl, zu* gekommenen Werke *) beft\u00e4tigt. Herr t\u00fcrken bemerkt n\u00e4mlich, dais fich bei Cervns axis, C. elaphi/s, C. clama zwei kurze Griffelknochen finden, die bei C. dama bedeutend l\u00e4nger find. Nach ihm find lie vorz\u00fcglich ltark bei C. alces und C. capreolus entwickelt, fitzen hier am untern Theile der Mittelhand und find mit den Aft\u00e8rhufen verbunden.\nBei einigen der mit Nebenzehen verfehenen Wiederk\u00e4uer finden fich daher die Mdtelhandrudimente oben, von den Nebenhufen getrennt, bei andern dagegen unten, und hier mit ihnen vereinigt.\nNie habe ich die obern griffelf\u00f6rmigen Knochen am Mittelfufs gefunden, ungeachtet ich iowohl fertige Skelete als frifche Gliedmaafsen mit der gr\u00f6bsten Sorgfalt unterfuchte. Daffeibe giebt auch L\u00fccken an a).\nCuvier erw\u00e4hnt der bisweilen am Mittelfufs vorkommenden Griffeiknochen 3 allein dies kann hoch itens f\u00fcr die untern gelten, und L\u00fccken wundert fich mit Recht, dafs er ihrer nur am Hinterful\u2019se, nicht am vordern gedenkt.\nI) C. Linken Adnotat. ad motrnn arlntrarium cum organis ad motum pertineSutibus comparatum etc. Hatniae igsi. p. 17V. a) A. a. O. S. 204-\n3) Unterf. \u00fcber vergl. Anat. Bd. I. S. 375.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nBalbnclers merkw\u00fcrdig ift f\u00fcr die sreeenw\u00e4rtigo Un-\nO\to\t\u00d6\nterfuchung das untere Ende des Mittelhandknochens.\nDies lit bei den Karneolen zwar eben fo tief als toi den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern gefpalten, allein diele Spalte ift einfach; dagegen findet lieh bei den \u00fcbrigen \u00fcber dem \u00fcbern Ende der Hauptfpalte ein von vorn nach hinten dringender Kanal.\nVorzii glich machen die Gelenkfl\u00e4chen einen Ueber-gang. Bei den Einhufern bilden fie eine, durch eine mittlere Langeaerhabenheit in zwei gleiche H\u00e4lften, eine \u00e4ufsere und eine innere, geiheilte Rolle. Diefe beiden Haliten find bei den Kameelen von einander gerilfen, und fiait des Vorfprungs findet fich jene Furche am untern Ende des Mittelhandknochens. Jede H\u00e4lfte felblt ift v\u00f6llig einfach. Bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern dagegen ilt jede diefer H\u00e4lften wieder durch einen L\u00e4n-genvorfprung, wie die grofse, einfache Rolle der Einhufer, in zwei feitliche getheilt. Gewifs eine h\u00f6chft merkw\u00fcrdige Stufenfolge.\nDie Zehenglieder der Kameele n\u00e4hern fich denen der Pferde durch mehr platte Geftalt und geringere Compreffion von einer Seite zur andern als bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern Statt findet.\n2. Hintere Gliedmaafsen.\nAuch an den hinter?! Gliedmaafsen finden fich merkw\u00fcrdige, die Kameele von den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern abfonderude, den Einhufern dagegen n\u00e4hernde Bildungen.\nAm Becken kommen die H\u00fcftbeine beider Thier-abtheilungen durch an lehn liehe Breite ihres obern Thci-les mit einander \u00fcberein, indem fie bei den meiften \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern liier weit fchmaler find. Zugleich ift dieler Theil des H\u00fcftbeins bei diefen mehr oder weniger ftark von innen und hinten nach aufsen\nund","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"17\nunr! vorn , bei den Ivameelen und Pferden dagegen quer gerichtet.\nFreilich kommt indeffen das Ochfengefohiecht mit den Pferden durch die Bildung dieies Knochens fait noch mehr \u00fcberein.\nBei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern i/t das Sitzbein mehr feukrecht gerichtet als bei den ivameelen, bei den Pferden noch horizontaler als bei dielen.\nSitz - und Schambein find hei den Pferden lind Kameelen verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu ihrer H\u00f6he, d.h von vorn nach hinten, breiier als bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern, daher das kleine Becken bei jenen Thieren aus allen dielen Gr\u00fcnden ger\u00e4umiger als hier. Indeffen find die'Pferde den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern infofern n\u00e4her, als die Schambeinfuge bei ihnen weit h\u00f6her als bei den Karneelen ift, deren Becken \u00fcberhaupt k\u00fcrzer als bei den Pferden und \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern erfcheint.\nDas Oberjchenkelbein der Kan eeie ift weit mehr Wiederk\u00e4uer-\u25a0 als Pferde\u00e4hnlich, indem die Rollh\u00fcgel fchwach, felhft fchw\u00e4cher als bei den meiften \u00fcbrigen find, und, wie bei ihnen, fier l'tarke quere Vorlprung ganz fehlt, der fich am \u00e4ufsern Umfange des Ober-fchenkelbeins der Pferde, etwas \u00fcber feiner Mitte, findet.\nDas Schienbein der Pferde un^Kameele dagegen ift verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig breiter und weniger rundlich als bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern.\nAm Unterfchenkel befitzen bekanntlich nach der gew\u00f6hnlichen Angabe die Wiederk\u00e4uer lehr allgemein nur unten ein uuvollkommnes, blols den \u00e4ufsern Kn\u00f6chel bildendes Wadenbeinrudiment, die Einhufer dagegen in der ober\u00ab H\u00e4lfte des Schienbeins einen, aber gleichfalls von ihm getrennten, griffelf\u00f6rmi-gen Fortl\u00e4tz, fo dafs alfo hiernach das Wa.,ei bein zwifchen diefe beiflen Ordnungen in feine beiden M. d. Archiv. VIII. i.\tB","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nH\u00e4lften fo gethcilt zu feyn fchiene, dafs diefe die obere, jene die untere erhalten h\u00e4tte.\nDas Kameelgefchlccht fcheint mir, wenigftens allgemein, kaum zwilchen beiden ein Verbindungsglied darzufteilen.\nZwar fand ich bei einigen Dromedarfkeleten eine Anordnung welche man daf\u00fcr ani'ehen k\u00f6nnte, glaube aber kaum, dafs fie diefe Bedeutung hat.\nUnter vier Skeleten der Parifer Sammlung n\u00e4mlich findet fielt bei einem alten Dromedar, v\u00f6llig von dem gew\u00f6hnlichen untern Wadenbein der Wiederk\u00e4uer getrennt, an der iiufsern Seite des Schienbeins O l\u00e4ngs dem untern Viertel ein d\u00fcnner Vorfprung, der in feiner Mitte durch eine fchmale L\u00fccke v\u00f6llig vom Schienbein getrennt ift; 2) in der Mitte des letzlern ein zweiter, um die H\u00e4lfte k\u00fcrzerer, der theils gleichfalls durch eine L\u00fccke vom Schienbein getrennt, theils frei nach oben geendigt ift; 3) an der Stelle des \u00e4ufsern Schienbeinkammes, an der bei den Einhufern der Griffel auffitzt, ein kurzer, fpitzer, nach oben gerichteter Fortfatz.\nAehnlich verhalten lieh die Schienbeine des altern Dromedarfkeleies aus meiner Sammlung, vorz\u00fcglich das linke. Hier findet lieh am obern Theile der untern H\u00e4lfte am \u00e4ufsern Rande, vorn ein drei Zoll langer, eine Linie dicker, nach oben etwas getrennt geendigter Vorfprung, der auf der rechten Seite nur durch eine Rauhigkeit angedeutet ift.\nKaum aber wage ich diefe Vorfpr\u00fcnge f\u00fcr Rudimente des Schienbeins zu halten, fondern iehe lie mehr f\u00fcr zuf\u00e4llige, vermuthlich wohl durch das h\u00f6here Alter bewirkte Foitf\u00e4tze und Rauhigkeiten an, da fie i) nicht allgemein, 2) nicht einmal auf beiden Seiten meines Skeletes v\u00f6llig gleich, 3) bei jungen Thieren gar nicht vorhanden lind.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"19\nAuch hier\u00fcber bitte ich die Naturforfcher, welchen Karoeelfkelete zu Gebote i'tehen, um freund-fchaftliche Belehrung.\nDagegen findet fich bei dem Lamafkelet der Pa-rifer Sammlung wirklich an derfelben Stelle als bei den Einhufern ein oberes Wadenbeinrudiment, und hierdurch alfo in der That eine auffallende Aehnlich-keit mit diefen.\nIndeffea mufs man bemerken, dafs dies nicht, wie es hiernach fcheinen k\u00f6nnte, ein Beweis f\u00fcr den Uebergang der Wiederk\u00e4uer durch die Kameele zu den Einhufern ift, indem wirklich mehrere andere Wiederk\u00e4uer eine \u00e4hnliche Anordnung zeigen.\nSchon fr\u00fcher habe ich dies auch f\u00fcr die bra\u00dfli-fche Hirfchkuh bemerkt und felblt angef\u00fchrt, dafs dies Rudiment bei diefer l\u00e4nger und deutlicher als beim Lama ift 1 ). Sp\u00e4ter habe ich zwar nicht in der Pa-rifer Sammlung, wohl aber in der meinigen mehrere Beifpiele diefer Anordnung gefunden, namentlich beim Hbj\u2019ch, dem Reh, der 6emfe, befonders ftark beim Muflon, und es fcheint alfo, als k\u00e4me mehreren Wiederk\u00e4uern das obere und untere Scbienbeinrudi-ment zu, eine, infofern intereffante Bedingung, als dadurch der Widerfpruch zwifclien der vollkommneren Entwicklung der Zehen bei den Wiederk\u00e4uern und der unvollkommneren ihres Schienbeins als bei den Einhufern gel\u00f6ft zu werden fcheint.\nDie auffallende UeEereinkunft der Fufswurzel der Kameele und Pferde durch Trennung des, bei den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern vereinigten Kahn- und W\u00fcrfelbeins ift fchon oben angef\u00fchrt.\nDer Mittelfufsknochen kommt mit der Mittelhand in Plinficht auf feine allgemeine Geftalt und die\nl) Cuvier vergl. Anat, \u00fcberfeut Bd. I, S. 246.\nB a","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a30\nAnordnung der untern Celenkfl\u00e4clien insbefondere \u00fcberein ; merkw\u00fcrdig aber ift es, dafs er oben eine kleine Mittelfpalte bat, die den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern fehlt. Die Zehen verhalten lieh wie die vordem.\nir.\nUeber den Werth der vergleichenden Anatomie und \u00fcber ihre Beziehung zu den verwandten Doctrinen. Von Hayn, d. Med. Beil.\nDer Umftand, dafs nicht in jeder Difciplin die einzelnen durch lie uns \u00fcberlieferten ivenntnii'fe einen gleichen innern Zufammenhang haben, und dals deshalb nicht jede Difciplin in gleichem Maafse eine fyfte-matifche Behandlung zul\u00e4fst, hat fchon fr\u00fch den Streit veranlafst, welche Difciplirien den Namen einer Wille nie ha ft mit Recht f\u00fchren, und welchen anderen er dagegen nur durch Mifsbrauch beigelegt wird. Die Mathematiker namentlich haben l\u00fcufig behauptet, dafs nur lie eine Wiffcni\u2019chaft befitzen ; und es ift in der That nicht zu l\u00e4ugnen, dafs in keiner andern Difciplin eine jede Kenntnifs fo genau aus der vorhergegebeuen lljefst, als eben in der Mathematik. Eben fo wenig aber lafst fich auch l\u00e4ugnen, dafs die einzelnen die Naturvvilien-ichaften ausmachenden Kenntniffe in dem innigiten Zu-farnmenhange unter einander flehen, und dafs deshalb auch die Naturwiffeiifchafteu den Namen der Wiffenfchaft in vollem Maafse verdienen. Es ift dienothwendjoeFolpe unferes Mangels einer unmittelbaren Naturanfchauuiw, dem ge in als wir nur von den einzelnen uns bekannt werdenden Thatlachen auf die jene Thalfachen bedin-","page":20}],"identifier":"lit15816","issued":"1823","language":"de","pages":"1-20","startpages":"1","title":"Ueber den in dem Skelet ausgesprochnen Uebergang von den Wiederk\u00e4uern durch die Kameele zu den Einhufern","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:52:40.573536+00:00"}