Open Access
{"created":"2022-01-31T16:18:42.989855+00:00","id":"lit15817","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Hayn","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 20-37","fulltext":[{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"Anordnung der untern Gelenkfl\u00e4chen insbefondere \u00fcberein ; merkw\u00fcrdig aber ift es, dafs er oben eine kleine Mittelfpalte hat, die den \u00fcbrigen Wiederk\u00e4uern fehlt. Die Zehen verhalten \u00fcch wie die vordem.\nIL\nUeber den Werth der vergleichenden Anatomie und \u00fcber ihre Beziehung zu den verwandten Doctrinen. Von Hayn, d. Med. Befl.\nJDer Umftand, dafs nicht in jeder Difciplin die einzelnen durch tie uns \u00fcberlieferten lvenntniffe einen gleichen innern Zufammenhang haben, und dafs deshalb nicht jede Difciplin in gleichem Maafse eine fyfte-matifche Behandlung zul\u00e4fst, hat fchon fr\u00fch den Streit veranlafst, welche Difciplinen den Namen einer Wif-fenichaft mit Recht f\u00fchren, und welchen anderen er dagegen nur durch Mifsbrauch beigelegt wird. Die .Mathematiker namentlich haben h\u00e4ufig behauptet, dafs nur iie eine Wiflenfchaft befitzen; und es ift in der That nicht zu l\u00e4ugnen, dafs in keiner andern Difciplin eine jede Kenntnifs fo genau aus der vorbergegebenea Riefst, als eben in der Mathematik. Eben fo wenig aber l\u00e4fst fich auch l\u00e4ugnen, dafs die einzelnen die Natarwiffen-Ichafteo ausmachenden lvenntniffe in dem innigften Za-fammenhange unter einander italien, und dals deshalb auch die Naturwiffenfchaften den Namen der Wiffenfohaft in vollem Maafse verdienen. Esiit die nothvvendige Folge unferes Mangels einer unmittelbaren Natnranl'chauung, dem gem\u00e4ls wir nur von den einzelnen uns bekannt werdenden Thatfachen auf dje jene Thaifachen bedin*","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"21\ngenden Naturgefetzefchliefsen k\u00f6nnen*: dafs der innere Zufammenhang der durch die Nfiturwiffenfchafteu uns \u00fcberlieferten Kenntniffe nicht \u00fcberall gleich evident ift. Wer aber dielen Zuf\u00e4mmenhang da, wo wir ihn nicht deutlich erkennen, bezweifeln wollte, der w\u00fcrde an der Einheit der Natur zweifeln, welche durch inein-amlergreifende Gefetze alles Werdende bedingt hat. So wie nun die Naturwnfenfcbaften \u00fcberhaupt, fo ift ganz befonders die vergleichende Anatomie itn ftrengften Sil ine des Worts eine Wiffenfchaft, denn in keiner andern Doctrin fchreitet fo folgerecht eine Grundidee\u00bb welcher alle Nebenideen untergeordnet find, belebend durch das Ganze fort\u00bb Sie ift diejenige Wiffenfchaft, welche vielleicht am w\u00fcrdigften ift, den menfehlichen. Geift zu befch\u00e4ftigen und auszuf\u00fcllen, und zugleich ift fie von dem wichtigiten und h\u00f6chften Einflufie auf die Zoologie, auf die Pbyliologie und felbft auf die Ph\u00e4lof\u00f6phie. Es ift dies eine fchon l\u00e4ngft von denkenden , mit den Natu r wi ffenfcb a ft en vertrauten M\u00e4nnern ausgefprochene Wahrheit. Denn fchon Herder macht darauf aufmerkfam, dafs die vergleichende Anatomie, welche den Bau des Thiares von innen und aufsen un-tei fucht , eine m\u00e4nnliche und philofophifche Naturge-fchichle ift, w\u00e4hrend die Naturgefchichte f\u00fcr Kinder und J\u00fcnglinge fich an den einzelnen Unterfcheidungen der \u00e4ufsern Geftalt begn\u00fcgt. Er macht darauf aufmerkfam, dafs fie in der Kenntnifs der Thiere zu der Methode f\u00fchrt, die man bei den Pflanzen die nat\u00fcrliche nennt, und bei weicher der menfchliche Geift es wagt, dem durchdenkenden, Viel umfaffenden Verftande Gottes nachzudenken. Wenn aber gleich der Werth iiinfer Wiffenfchaft fchon l\u00e4ngft von Einzelnen anerkannt wurde, fo ift diele Anerkennung doch bei weisem fo allgemein nicht, als fie es feyn f\u00fcllte; und es wird daher vielleicht kein unn\u00fctzes Unternehme\u00ab feyn, mit","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\neinigen Worten auf den Werth der vergleichenden Anatomie als felbit.ft\u00e4ndjge Wiffenfchaft, fo wie auf ihren wichtigen Einflul's auf die verwandten Doctrinen auf\u00bb merkiam zu machen.\nAls- felb\u00dfft\u00fcndige Wiffenfchaft wird die vergleichende Anatomie, jedoch offenbar nur aus g\u00e4nzlicher Unbekanutfchaft mit derfelben, h\u00e4ufig gar nicht anerkannt ; und es ift ein eben fo gew\u00f6hnlicher als grofser Irrthum, fie nur f\u00fcr eine Dienerin der Zoologie und Pbyfiologie zu halten. Dafs fie aber in der That eine felbftit\u00e4ndige Wiiienfchaft fey, ergiebt fich deutlich aus der blofsen Angabe des Gegenitandes den fie behandelt. Denn fchon aus diefem geht hervor, dafs fie eine fyftematifche Behandlung fordere, weil bei der Betrachtung der allm\u00e4hlich fich entwickelnden Thierreihe jede vorher gegebene Kenntnifs zum Verlt\u00e4ndnifs der nachfolgenden notbwendig ift. Aber nicht nur eine lelbft\u00bb ft\u00e4ndige, eine erhabene, eine heilige Wiffenfchaft ift fie. Denn giebt es etwas Herrlicheres, etwas Erhebenderes als die Betrachtung der Natur, der wir durch die vergleichende Anatomie bis in ihre Werkft\u00e4tte nachfolgen, wo wir fie f\u00fcr die immer gr\u00f6fsere Vervollkommnung und Ausbildung ihrer Gefch\u00f6pfe for-gen leben ?\nWenn es \u00fcberhaupt unw\u00fcrdig ift, irgend eine Wiffenlohaft als die Dienerin einer andern zu betrachten , fo ift es doppelt unw\u00fcrdig bei einer fo wahrhaft heiligen Wilfenfchaft als die vergleichende Anatomie ift. Eine Dienerin nicht, die Mutter der Zoologie ift fie. Denn, dafs eine wiffenfehaftliche Behandlung der Zoologie ohne die vergleichende Anatomie rein unm\u00f6glich ift, ergiebt fich aus der Betrachtung einer jeden Thierklaffe. Wenn die Zootomie nicht Auffehlufs \u00fcber die innere Befchaffenheit der Thiere p\u00e4be, fo w\u00fcrde die fefar nat\u00fcrliche Folge davon feyn, dafs man","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"die Cetaceen zu den fo tief unter ihnen ftehenden Fi-fchen rechnete, wie dies nicht nur fr\u00fcher allgemein oefchehen ift, fondera wie auch noch ganz neuerdings von einem fehr w\u00fcrdigen, aber der vergleichenden Anatomie freilich nicht ganz kundigen, und mit dem jetzigen Standpunkt der Zoologie nicht vertrauten Gelehrten gefchehen ift, der fogar die Pinnipeden zu jener Klaffe rechnet, indem er den Seehund f\u00fcr einen Fifch h\u00e4lt. Eben fo w\u00fcrde man die Kruft ent liiere, welche fich durch die Anordnung des Darmkanals, der Athmungswerkzeuge, des Gef\u00e4fsfyftems und der Zeugungstheile, fo wie durch das bei ihnen zuerft auftretende Geh\u00f6rorgan fo bedeutend von den Infekten nnterfcheiden, mit dielen letzteren in eine Klaffe vereinigen. Indeffen bedarf es kaum eines folchen Bewei-fes a priori, da fchon die Gefchicbte der Zoologie uns lehrt, dafs nur in dem Maafse die Zoologie als eine Wiffenfchaft fich ausbildete, wie die durch die vergleichende Anatomie uns \u00fcberlieferten Kenntniffe fich erweiterten. Einen fiebern Beleg hierzu liefert uns das Linn\u00e9ifche Syftem, deffen grofser Urheber die Cephalo-poden, welche fo viele Aehnlichkeiten mit den Wirbel-thieren darbieten, ficher nicht mit den von ihnen fo lehr verfchiedenen Anneliden und fel-bft mit den Infu-forien, denen noch jedeSpur von innern und \u00e4ufsern Organen fehlt, w\u00fcrde in eine Klaffe gefetzt haben, Wenn zu feiner Zeit die vergleichende Anatomie auf einen fo hohen Standpunkt, als jetzt der Fall ift, erhoben gewefen w\u00e4re. Es verfteht fich von felbft, dafs ich nicht meinen kann, es fey die Verfchiedenheit des innern Baues jener Thiefe dem Linn\u00e9 noch g\u00e4nzlich fremd gewefen, aber fie war ihm nicht genau genug bekannt, um darauf eine wiffenfchaftliche Eintheilung zu gr\u00fcnden; er kannte nicht genau genug die zwifeben Gephalopodenj Mollusken, Cirripeden\u00bb Annulate\u00ab,","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"Erhimrioclermerr und Protozoen Statt findenden Unter-fchiede, um die genannten Thiere in diefe Klaffen zu Zerf\u00e4llen, und er vereinigte fie deshalb alle in einer einzigen; fo. wie er aus dem n\u00e4mlichen Grunde Infekten, Arachniden und Kruftenthiere in eine Klaffe fetzte. Man wird mir nicht einwend\u00e8n, dais ein fo ausgezeichneter, mit der vergleichenden Anatomie fo vertrauter Saturforfcher, als Blumenbach, auch jetzt noch das Linn\u00e9fche Svltem beibeh\u00e4lt, denn ein Anderes ift es, dich eines vorhandenen Syltems zum Vortrag zu bedienen , ein Anderes ein neues Syftem zu ichaffen, durch welches man eine Difeipiin als Wiffenlchaft zu begr\u00fcnden funht.\nSo wie die vergleichende Anatomie eine Mutter der Zoologie, fo ift fie auch eine Mutter der Physiologie za nennen. Dafs eine gefammte Phyfiologie aller Thiere ohne vergleichende Anatomie nicht denkbar ift * bedarf keines Beweifes, denn es verficht fich von felbft, dafs man die Organe kennen mufs\u00bb deren Function man erkl\u00e4ren will. Was nun aber die Phy-fiologie des Menfchen betrifft, fo erfordert diefe nat\u00fcrlicher Weife vor allen Dingen die genauefte ffennt-nifs der menfchlichen Anatomie, welche ein weiter ausgef\u00fchrtes Kapitel der vergleichenden Anatomie ift. Der Einflufs der menfchlichen Anatomie auf die Phyfio-log\u00ab' ift ja gr\u00f6\u00dft es ift zum Verft\u00e4ndnifs der Phyfiologie eine Jo g\u00e9ka\u00fce Kenntnifs -der menfchlichen Anatomie n\u00f6lhig, dafs inan diefer Wiffinfchaft zuweilen fo-gar nur infofern Werth beilegt, als fie zum Verft\u00e4ndnifs der Phyfiologie und etwa zur Aus\u00fcbung der Chirurgie n\u00f6thig ift. Es ift gber ficher \u00fcberfliiffig, diefe feltfame Meinung zu widerlegen, und den Werth der menfebbchen Anatomie als eigne Wiffenlchaft, welche .mit den \u00fcbrigen Naturwiffenfchaften auf das genauefte vcrk/iiipft, aber darum nicht minder felbjifi\u00fcndig ift,","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"25\ndarzatbuH'V da die menfcbliche Anatomie wohl nur von foichen Leuten f\u00fcr eine Dienerin der Phyfiologie und der Chirurgie gehalten wird, welche durchaus .keine Stimme in der Wiifen fch a ft haben, N\u00e4chft der me ni eh-Jichen Anatomie aber, ift auch die vergleichende Anatomie f\u00fcr die Phyfiologie lies Menfchen unentbehrlich, weil fie die allm\u00e4hliche Entwicklung der Organe nach-: weift, welche . bei dem Menfchen, der zuletzt in der Thiefreihe auftritt, in dem h\u00f6chften Grade der Entwicklung vorhanden find; und weif eine Erkl\u00e4rung von den Functionen der zufamrnengefetzter\u00ebn Organe nur durch di\u00e9 Kenntnifs von der Befchaffenheit diefer Organe auch in ihrem einfachften Zuftande m\u00f6glich wird, wo die Art ihrer. Verrichtungen noch ungleich deutlicher ausgefprochen ift. Aber auch ahgefehsn davon, clafs die vergleichende Anatomie uns die ver-fcliiedeuen Entwicklungsftufen der Organe nachweift, fo tr\u00e4gt fie auch noch auf andere Weife fehr. viel zu einer Begr\u00fcndung der Phyfiologie bei, indem es h\u00e4ufig ohne die Kenntnifs irgend einer Anordnung, die fich bei einer'einzelnen Thierkiaffe oder lelbft bei einer einzelnen Gattung findet, unm\u00f6glich ift, irgend eine wichtige Frage zu beantworten. Wie k\u00f6nnte man z. B. die Function heftimmen, welche die Thymusdf\u00fcie in den Embryonen der V\u00f6gel und S\u00e4ugthiere hat, wenn nicht die vergleichende Anatomie von ihrer das ganze Leben hindurch fortdauernden Anwefenheit bei den Amphibien;, bei denen die Refpirationsorgane fo >n voll kommen find, fo wie bei den unter der Erde lebenden und bei den tauchenden Thieren, bei denen der Rei\u2019pjra-tionsproeefs in den Lungen fo h\u00e4ufig unterbrochen Wird, uns unterrichtete? und wenn fie nicht endlich .die ftarke Entwicklung derfelben w\u00e4hrend des Win-terfchlafs bei den Winterfchl\u00e4fern uns nachwiefe? Wie k\u00f6nnte man ferner dar\u00fcber entfcheiden, ob bei den","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\ndurch fexuell verfchiedene Organe fich foripflanzenden Thieren die Vermifchung des m\u00e4nnlichen Saamens mit dem weiblichen Beitrage n\u00f6thig ley, wenn uns die vergleichende Anatomie nicht lehrte, dafs bei den V\u00f6geln der Eiergang lehr gewunden und die Ruthe, wo lieh \u00fcberhaupt eine folche Endet, fehr kurz ift, wodurch bei ihnen jene Vermifchung unm\u00f6glich wird?\nWenn nun auf diefe Weife der grofse und wichtige Einflufs, den die vergleichende Anatomie auf die Zoologie und a\\jf die Phyfiologie hat, erwiefen ift, fo kann jetzt noch bemerkt werden, dafs ihr Nutzen auch f\u00fcr, die Philolophie nicht gering ift. Es w\u00e4re th\u00f6richt dies erft beweifen zu wollen, da es wohl eine anerkannte Wahrheit ift, dafs die Philofophie nicht ohne die genauefte Kenntnifs der Natur beltehen kann, und da es eben fo gewifs ift, dafs die vergleichende Anatomie zu einer gr\u00fcndlichen Kenntnifs der Natur ganz unentbehrlich ift.\nGanz vorz\u00fcglich durch die geiftvolle und zweck-m\u00e4fsige Art, wie fie von deutfehen und franz\u00f6fifchen Naturforfchern bearbeitet worden ift, hat die vergleichende Anatomie tfaeils fich als felbftft\u00e4ndige Wii'fen-fehaft. auf einen fehr hohen Standpunkt erhoben, theils die Ausbildung der verwandten Difciplinen in einem fehr hohen Grade gef\u00f6rdert. Denn man hat bei Bearbeitung derfelben f\u00f6wohl auf die allm\u00e4hlich fich entwickelnde Thierreihe beft\u00e4ndig die gr\u00f6fste R\u00fccklicht genommen, als auch \u00fcberall, wo in irgend einer Klaffe, Ordnung oder Gattung eine Abweichung von dem den verwandten Thieren eigenen Typus fich zeigte, die phyfiologuehe Bedeutung diefer Abweichung auf das forglamfte beachtet, wodurch man die intereffan-teften und wichtigften Auffchl\u00fcffe dar\u00fcber erhalten bat, wie der Bau diefes Tbieres nach der Lebensart deffel-hen, nach dem Klima, nach dem Element in welchem","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"27\nes lebt und nach den Nahrungsmitteln die es geniefst bedeutende Ver\u00e4nderungen erleidet. Es ift durch diefe zweckin\u00e4fsige und geiftvolle Art der Bearbeitung die vergleichende Anatomie zu einem fo hohen Grade der Vollkommenheit gelangt, es ift dis Ausbildung aller verwandten Difciplinen fo fehr dadurch gef\u00f6rdert worden, dafs jeder f\u00fcr die Natur wiffen fchaften fich Interef-firende es; f\u00fcr ein grofses Gl\u00fcck halten roufs, in einem Zeitalter zu,leben, in welchem diefe Wiffenfchaften eine folche H\u00f6he erreicht haben. Hier kann es fich der Verf. diei\u2019es Auffatzes nicht verfagen, \u00f6ffentlich apszufprechen , wie er es f\u00fcr ein doppeltes Gl\u00fcck h\u00e4lt, dafs ihm die Gelegenheit zu Theil wurde, die vergleichende Anatomie, unter der Leitung eines Mannes zu treiben, der ein fo gi'ofser Meifter in feiner Wiffen\u00ab fchaft, ein fo w\u00fcrdiger Gelehrter, ein fo ausgezeichneter ,und geiftvoller Naturforfcher ift, als Meckel, der von dem Verf. innig verehrte Lehrer deffelben. Es hatte der Verf. nicht nur das Gl\u00fcck, den Unterricht diefes anerkannt grofsen Naturferfchers in den geiftv\u00f6l* len Vorlefungen deffelben zu geniefsen, in denen er Von dem Eifer f\u00fcr die vergleichende Anatomie und von der Bewunderung diefer Wiffenfchaft ganz erf\u00fcllt und durchdrungen wurde, fondera auch bei eigenen Unter-fuchungen Jeitete und unterft\u00fctzte ihn die G\u00fcte feines verehrten Lehrers, der ihn mit den zu unterfuchenden Gegenft\u00e4nden verfab , und ihm zugleich die Benutzung feines herrlichen Kabinettes geftattete. Von der innig-ften Dankbarkeit und tiefften Verehrung gegen feinen gefch\u00e4tzten Lehrer durchdrungen, wagt es der Verf., hier \u00f6ffentlich denselben fiir die ausgezeichnet grofsen Verdienste, welche fich diefer um ihn erworben, feinen heifsen und innigen Dank zu Tagen.\nDer in ihm vorz\u00fcglich durch die herrliche Anlei-tung, die ihm zu Theil wurde, um fo reger gewor-","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\ndenc Elfer deS y eff. f\u00fcr die vergleichende Anatomie mufste nat\u00fcrlich bewirken, dafs ihn die in No. 99. der jena\u00eefchen allgemeinen Literaturzeitung enthaltene Re-cenfio\u00df \u00fcber Meckel\u2019s Syftem der vergleichenden Anatomie mit dem h\u00f6chfteri Abfcheu erf\u00fcllte,' um fo mehr da derRec. (ich das Anfehn giebt, als meine er, die vergleichende Anatomie habe nur in fo weit einigen Werth-, als fie zu dern Verft\u00e4ndcifs der Phyfiologie beitr\u00e4gt. Um nun dem hierdurch deutlich ausgefproefaenen Zwecke des Rec., Unwiffende irre zu leiten, den wiffenfehaft-lichen Geift der jungen Leute zu unterdr\u00fccken, und ein handwerksm\u00e4fsiges Studium zu bef\u00f6rdern entgegen zu arbeiten, hat der Verf. diefes Auffatzes die von dem Rec. aufgeftellten Behauptungen zu widerlegen ge-fucht; und es m\u00f6ge alfo hier noch die Beantwortung der genannten Ileeenfion eine Stelle finden.\nBeantwortung', der in No. 99. der Jenaif\u00e7hen allgemeinen Literaturzeitung 1822. .enthaltenen Recenfiou \u00fcber den erfi.en. Band von \u201eMeckel\u2019s Syftem der vergleichenden Anatomie. \u201c\nSo wie ficb unfere Zeit durch die herrlichften und bl\u00fcfoendften Fo'rtfchritte in allen \u00fcbrigen F\u00e4chern des .ndnfchlichen W. fions auszeichnet, fo ward auch die Kritik in derfelben auf einen Standpunkt erhoben, von dem fie fr\u00fcher weit entfernt war. Zwar k\u00f6nnen vielleicht viele auch jetzt noch fich von der irrigen*Meinung, nicht trennen, es fey der Zweck der Kritik kein ande-r\u00e7y, als die Bef\u00f6rderung des Wahren und Sch\u00f6nen, noch jetzt vielleicht giebt es Leute, welche fich einbilden i \u00bb.tan muffe, fobald man die von einem Schriftftel-ler aufgeftellten Thatfachen f\u00fcr unrichtig h\u00e4lt, diefel-b\u00e8n auf eine gr\u00fcndliche und ivifjenfchafcliche, Weife","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"29\nza widerlegen fachen, ja vielleicht geht die Verblendung bei einzelnen auch jetzt noch fo weit, dafs lie fogar w\u00e4hnen, man muffe dies um io viel mehr auf eine befcheiderse und auflandige Weife thun, jemehr der Schriftfteller den man zu widerlegen flicht , ein allgemein geachteter Gelehrter ift, der feinen ausgezeichneten Ruf durch viele vorz\u00fcgliche Schriften begr\u00fcndet hat, und deffen grofse Verdi\u00e9nfte tun die Wiffenfcbaft von keinem gebildeten Menfchen bezweifelt werden, weit erhaben aber \u00fcber diefe Meinungen, welche nur auf das Vorurtheil fick gr\u00fcnden, dafs die Bef\u00f6rderung des Wahren, Guten und Sch\u00f6nen die h\u00f6chfte J\u00dfeftim\u00bb m.ung des Menfchen fey, find die Anfichten, welche k\u00fcrzlich ein Gelehrter in einer (No. 99, der Jenaifchen allgemeinen Literaturzeitung zu findenden) Recenfion \u00fcber den erften Band von \u201eMecjkms Syrern der vergleichenden Anatomie\u201c entwickelt hat. Er zeigt uns wie die Kritik ein viel lebhafteres Intereffe gew\u00e4hrt, wenn der Kritiker nur feine Subjeetiyit\u00e4t uns darlegt, und die Kritik dazu gebraucht, um Aeufserungen eines kleinlichen Haffes gegen einen allgemein gefch\u00e4tzten und verehrten Schriftlteiler auszui'tofsen. Hatte Rec\u00bb nicht dadurch, dafs er zu keiner feiner Behauptungen einen Grund angiebt, gezeigt, wie fehr er aller Gr\u00fcndlichkeit und Wiffenfchaftlichkeit Feind ift, und wie wenig es alfo fein Zweck feyn kann, diefe zu f\u00f6rdern, fo w\u00fcrde er Geh als einen Feind der Wahrheit, welche Licht verlangt, fchon dadurch zeigen, dafs er die Deutlichkeit und Klarheit, mit welcher Meckel die Zufam-menfetzung des Organismus befchreibt, als einen Fehr 1er r\u00fcgt, wodurch Rec. die Vermuthung veranlafst, er wurde ftatt einer beftimmten und klaren Schilderung nur ein nichts fageudes Gew\u00e4fch gegeben haben, in welchem er feine Ignoranz hinter ein myftifches Dunkel .zu verbergen gefucht h\u00e4tte.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nDie Anfichten und Meinungen , welche Rec. \u00fcber manche andere Gegenft\u00e4nde zu haben fcheint, w\u00fcrden vielleicht ein noch gr\u00f6fseres Gewicht f\u00fcr den Einfender gehabt haben, als in der That der Fall ift, wenn Rec. nicht an einigen Stellen feine g\u00e4nzliche Unbekanntfchaft mit der Physiologie bewiefan h\u00e4tte. So k\u00f6nnte es dem Rec., wenn er nur einige phyfiologifehe Kenntnifie be-f\u00e4fse, unm\u00f6glich entgehen, dafs die ft\u00e4rkere Entwicklung der weiblichen Gefchlechtstheile aufser durch den gr\u00f6fsern Umfang auch durch die h\u00f6her gefteigerte Th\u00e4-tigkeit und das gr\u00f6fsere \u00dfildungsverm\u00f6gen derfeiben bewiefeit werde. Eben i\u2019o wenig k\u00f6nnte es ihm entgehen, dafs es lieh mit gefunden Begriffen von der Phyfio-logie nicht nur fehr wohl vertr\u00e4gt, fondern, dafs (liefe es fogar nothwendig machen, die kopflofen Mollusken f\u00fcr blofs weibliche Thiere zu halten, da wir zufolg\u00ae des Gefetzes, dafs die organifche Kraft in dem Maafse mehr auf k\u00f6rperliche Bildung wirkt, als die geiftige Kraft weniger gefteigert ift, die weiblichen Thiere in Hinficht auf Hervorbringung neuer Organismen um fo unabh\u00e4ngiger von den m\u00e4nnlichen Thieren fehen, je tiefer fie in der Thierreihe ftehen. So wird bei den S\u00e4ugthieren zu einer folchen Umftimmung des weibli-lichen Thieres, dafs es einen neuen Organismus hervorbringt, nicht nur eine gr\u00f6fsere Quantit\u00e4t Saamens erfordert als bei den V\u00f6geln, fondern es bilden lieh auch bei den S\u00e4ugthieren die corpora lutea in den Ovarien erft nach dem Eintritte des m\u00e4nnlichen Saamens in den weiblichen K\u00f6rper, dagegen fich bei den V\u00f6geln -auch ohne die Einwirkung des m\u00e4nnlichen Saamens der weibliche Beitrag auf das Vollkommenfte entwickelt, indem das unbefruchtete Ei dem Anfehen nach keine Verfchiedenheiten von dem befruchteten darbietet. Noch gr\u00f6fser ift die Selbftft\u00e4ndigkeit des weiblichen Thieres bei den Batrachiern und Gr\u00e4tenfifchen, bei de-","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"31\nxien die Befruchtung der Eier erft aufserbalb des weiblichen K\u00f6rpers gefchieht. Nach demfelben Gefetz finden wir die Zeugungsf\u00e4higkeit bei noch niedriger flehenden Thieren, und namentlich bei den kopflofen Mollusken fo fehl' gefteigert, dafs die weiblichen Thiere zur Hervorbringung neuer Organismen fich felblt gen\u00fcgen. Ueber eine fo grofse Selbftft\u00e4ndjgkeit bei Hervorbringung neuer Organismen w\u00fcrde fich Rec. um fo weniger wundern, wenn ihm die pathologische Anata-tomie nicht g\u00e4nzlich fremd w\u00e4re, und wenn es ihm alfo nicht unbekannt w\u00e4re, da\u00a3s einzelne Organej namentlich Fett, Haare, Z\u00e4hne und andere Knochen auch in menfchlichen Ovarien ohne Mitwirkung eines Mannes zuweilen hervorgebracht werden.\nNebenher kann bemerkt werden, dafs eben der Verf., welchem Rec. alle gefunden Begriffe von Phyfio-logie abfprechen zu wollen fich erk\u00fchnt, weil er die kopflofen Mollusken f\u00fcr blofs weibliche Thiere h\u00e4lt, fchon vor l\u00e4ngerer Zeit, wovon Einf. fich aus fr\u00fcheren Heften zu \u00fcberzeugen Gelegenheit hatte, die Vermu-thung \u00e4ulserte; \u201ees m\u00f6ge bei den blofs weiblichen Thieren zur Zeit der Befruchtung allerdings Dupiicit\u00e4t der Functionen in dem einzigen der Zeugung beltimm-ten Organe eintreten. \u201c Wenn indefs auch diele blofs der Analogie mit Perea marina und Perca gabrilla nach anzunehmende Vermuthung richtig ift, fo werden darum Thiere, bei welchen cliefe Dupiicit\u00e4t eintritt, gleichwohl weibliche Thiere genannt werden m\u00fcffen, weil die Dupiicit\u00e4t der Functionen immer nur eine vor\u00fcbergehende Erfcheinung feyn wird.\nWenn Rec. fich irgend mit Anatomie befch\u00e4ftigt h\u00e4tte, fo w\u00fcrde er fich, fobald ihm die Auetorit\u00e4t aller grofsen Anatomen nicht gen\u00fcgte, von der Anwefenheit der organifchen K\u00fcgelchen, welche zu den entfernteren Beftandtheilen des Gewebes thierifcher K\u00f6rper ge-","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nh\u00f6ren, febr leicht durch rnikrofkopifche Unterfuchun-gen \u00fcberzeugen k\u00f6nnen. Auch w\u00fcrde er, wenn er gleich an der Richtigkeit der von Meckel und Qken.lz.ii-gleich ginfgeftellten, und von M\u00e4nnern wie, urn von allen nur einen zu nennen, Autenrieth anerkannten Gleichungen, welche zwilchen den verfchiedenen, in die Znfararaenfetzung des Organismus eingehenden $y-ftemen fich darbieten, noch zweifelte, diefe. Zweifel doch-nicht anders als mit h\u00f6chfter Befcheidenhe.it zu \u00e4ufsern wagen, da er vy\u00e7nig\u00eetens das Geiftvolle diefer Gleichungen unm\u00f6glich \u00fcberleben k\u00f6nnte.\nHier kann Eint, einen Wunfch nicht unterdr\u00fccken, welcher durch die wiederholte Aeufserung des Ree. \u201edas Syftem der vergleichenden Anatomie werde wohl zu einem lehr b\u00e4ndereichen Werke anwachfep\u201c ver-anlafst wurde. So wie es n\u00e4mlich dem Einf. immer fehr w\u00fcnfehenswerth fchien, dafs dies Werk recht ausf\u00fchrlich werde, weil es offenbar f\u00fcr die gelehrte Welt ein Gl\u00fcck ift, wenn fie recht viel von einem fo geift-vollen Schriftfteller, als der Verf. deffelben, befitzt, fo mufs er jetzt wiinfehen, dafs der Verf. daffelbe auch ohne etwas Wefentliehes hinzuzuf\u00fcgen, um einen Band ft\u00e4rker mache, als es feiner fr\u00fcheren Anlage nach h\u00e4tte feyn f\u00fcllen, damit es umft\u00e4ndlich genug abgefafst werden k\u00f6nne, um auch von Leuten, deren Faffungsgabe fo gering ift als die des Herrn Piec. verbanden werden zu k\u00f6nnen. H\u00e4tte Ree. eine auch nur mittelm\u00e4fsige Faffungsgabe, fo w\u00fcrde er gevyifs nicht iiberfehen haben, dafs, fobald man .von einem Gefetz 'des Reichthums der Natur und einem Gefetz der Natur \u2014 Ar-muth, von einem Gefetz der Vielfeitigkeit und der Ein-feitigke.it fpricht, man nur andre und unzweckm\u00e4fsigere Namen angiebt als die von dem Verf. gew\u00e4hlten, der fie das Gefetz der Mannichfaltigkeit und das Gefetz der Reduction nennt; nicht entgehen w\u00fcrde ihm, dafs die\nGe-","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"\u00d6efetze des\u25a0Wechfels und des Beftebens diejenigen find, weiche die perioc\u00fcfchen Verfcbiedenheiten bedingen, dais fie alfo fehr wohl in der Natur begr\u00fcndet, und auch von dem geehrten Verf. abgehandelt worden find.\nEs w\u00fcrden manche andere Stehen noch mehr be-weifen, wie es dem Rec. an aller Urteilskraft fehlt, wenn in denfelben nicht zu deutlich ausgefproehen w\u00e4re, dafs er Dinge, die fogar ein Menf\u2019ch von feinen Geifies-kr\u00e4ften faffen kann, abfichtlich mifsverfteht, weil er hofft, es werde ihm mit H\u00fclfe diefer Verdrehungen um fo eher gelingen, Unwiffende irre zu leiten. Wenn Rec. z, B. nicht l\u00e4ngft gewufst h\u00e4tte, dafs man, indem man die Thiere in Wirbelthiere und in wirbellofe Ehiere abtheilt, die in diei\u2019en Abtheilungen enthaltenen Thiere keinesweges neben einander ftellt, fo h\u00e4tte er doch fe-hen muffen, dafs in Meckels Sy Item der vergleichenden Anatomie die wirbellofen Thiere immer als unter den Wirbeltieren flehend betrachtet werden. Er h\u00e4tte aher, wenn er das Buch, welches er recenllrt hat, durch* gelefen h\u00e4tte, auch fehen muffen, dafs der Verf. die Thiere keinesweges, wie Rec. angiebt, in Wirbelthiere und in wirbellofe Thiere eint heilt, fondera dafs derfelbe die Gephalopoden noch zwifchen diefe beiden Abtheilungen ftellt.\nBei diefer Gelegenheit mufs Einf. es als eine Unwahrheit r\u00fcgen, wenn Rec. die Keckheit hat, zu behaupten, der Verf. fpreche bald von diefer, bald von jener Eintheilung des Thierreichs, da derfelbe vielmehr, nachdem er alle wichtigem auf die oberften Abtheilun-gen des Thierreichs fich beziehenden Eintheilungn (lurchgegangen hat, diejenigen Eintheilungen, welche die Klaffenverfchiedenheiten ber\u00fcckfichtigen, hinter einander abhandelt.\nUnm\u00f6glicji kann doch auch Rec. \u201e Wefen \u201c und \u201e Sub\u00dfanzf\u00fcr gleichbedeutend haken, und es wird ihm M, d, Archiv. VIII. I\u00bb\tG","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34-\nalfo nicht entgehen, dafs che Nerven und Gef\u00e4fse auch ohne in dicSubftanz eines Organs verwebt zu feyn, durch eine dynamilche Wirkung, welche fie hervorbringen, lehr wohl in das Wefen des Organs eingreifen k\u00f6nnen.\nEine andere hierher geh\u00f6rige Stelle, die n\u00e4mlich in welcher Ree. nicht verliehen will oder kann, was es heifst, wenn die tiefe Lage des Stimmorgans bei den V\u00f6geln dadurch erkl\u00e4rt wird, dafs bei dielen Thieren der Hals pl\u00f6tzlich um fo vieles l\u00e4nger wird als bei den unter ihnen hebenden Thieren, w\u00fcrde Einf. nicht erw\u00e4hnen, wenn er den Herrn Rec. nicht darauf aufmerk-fam machen wollte, dafs er den Namen Lamarck nicht zu fchreiben weifs, wie er fowohl an diefer als einer andern Stelle gezeigt hat.\nDie zweite Steile, deren fo eben Erw\u00e4hnung ge-icha'n, ift die, in welcher Rec. von dem Athmen der Fifche redet, und bei welcher Einf. lieh nicht enthalten kann, fein Bedauern dar\u00fcber zu \u00e4ufsern, dafs man auch jetzt noch zuweilen die Naturwiffenfchaften auf Gvm-iiafien und Schulen vortr\u00e4gt, wo ihr Vortrag fchon deshalb immer mangelhaft feyn wird, weil der Lehrer h\u00f6chft feiten felbft ein Naturforfcher ift, fondera gew\u00f6hnlich nur, fo Viel es aus Compendien m\u00f6glich ift, fich unterrichtet hat. Bei einem fo mangelhaften Vortrage ift es nicht zu verwundern, dafs dem Rec., welcher nur durch leinen Lehrer in Tertia etwas von den Priejilpy'[che.n Verbuchen geh\u00f6rt hat, die Verbuche des Herrn Sylve\u00dfre, welche fchon in Cuviers vergleichender Anatomie angef\u00fchrt wurden, ganz fremd geblieben find.\nWenn Rec. erw\u00e4hnt, dafs man niemals mit Be-ftimmtheit fagen k\u00f6nne, ob die durch Zerlegung einer thierifchen Subftanz erhaltenen Stoffe \u201eEducte\u201c oder ob lie blofse \u201eProducte\u201c feyn, fo kann Einf. nur erwiedern, dafs es ver\u00e4chtlich, und deshalb des Rec.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"35\nw\u00fcrdig ift, einem Gelehrten den, in der Natur der Sache begr\u00fcndeten, niedrigen Standpunkt der VVii'fenfchaft zutn Vorwurf zu machen.\nNoch niufs Einf. bemerken, dafs die Cephalopo-den , weiches \u00fcberhaupt fehr r\u00e4uberifehe Thiere find, auch dem Herrn Rec. feine Ehre geraubt haben. Denn offenbar ift es ehrlos, ein Buch zu recenfiren, welches man nicht gelefen hat, und dafs dies der Fall fies Rec. fey, beweift er da, wo er von den Cephalopoden fpricht, von neuem fehr deutlich. Denn in dem vorliegenden Werke w\u00fcrde Rec. die deutlichlten \u00dfeweife gefunden haben, dafs die Cephalopoden allerdings von den Mollusken getrennt, und zwifchen die Wirbelthiere und die wirbellofen Thiere gefteilt werden m\u00fcffen. Hier kann Einf. nur an das innere, knorplige Skelet, die den Typus der Wirbelthieraugen nachahmenden Gehwerkzeuge und die von dem K\u00f6rperherzen v\u00f6llig getrennten Lungenherzen der Cephalopoden erinnern, von deren Anwefenheit lieh Rec. durch eigne Unterfu-chungen \u00fcberzeugen mag.\nWas die Ruthe der Ophidier und Saurier anlangt, fo w\u00fcrde Rec., wenn er je eine folche unterfucht h\u00e4tte, nicht zweifeln, dafsfie, wiewohl Ho len und Ausf\u00fchrungsg\u00e4nge einfach find, in der That nicht nur eine getheilte fondern eine doppelte ift. Denn jede einzelne fier beiden Ruthen wird aus zwei gleichen, durch eine Scheidewand getrennten Seitenh\u00e4lften, welche den Zellk\u00f6rpern der Ruthe bei den h\u00f6heren Thieren entsprechen, zufammengefetzt. Wenn fich Rec. von der Richtigkeit des Gef\u00fcgten \u00fcberzeugen will, fo wird er es vorz\u00fcglich deutlich bei Tupinambis ausgedr\u00fcckt finden.\nNachdem aber Einf. feinen gerechten Abfcheu \u00fcber vieles von dem Rsc. Gef\u00fcgte ausgedr\u00fcckt hat, kann er demfelben feinen Dank daf\u00fcr nicht verf\u00fcgen, dafs er ei-\nC 2","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nnige cler, zvvifchen den verfcbiedenen Organismen fich findenden Aehnlichkeiten, welche Meckel in feinem Svftem der vergleichenden Anatomie aufrreftellt hat, in feiner Recenfion anf\u00fchrt. Denn er wird dadurch, indem mancher fchon durch die Richtigkeit und Scharffin-nigkeit diefer Gleichungen veranlafst werden wird, das ganze Buch durchzulefen, der Wiflenfchaft ganz gegen feinen Willen einen Nutzen bringen.\nDa nun aber Einf. glaubt hinl\u00e4nglich dargethan zu haben, dafs es dem Rec. eben fo fehr an Kenntniffen und Geifteskr\u00e4ften als an gutem Willen fehlt, und da es diefem alfo wohl nicht mehr gelingen wird, irgend Jemand in feiner Meinung irre zu leiten, fo glaubt Einf. um fo weniger noting zu haben, die noch \u00fcbrigen l\u00e4cherlichen Behauptungen zu widerlegen, als fie ihre Widerlegung alle fchon in lieh felbft tragen. Wenn es die Abficht des Einf. feyn k\u00f6nnte, den Verf. (der es ficher feiner unw\u00fcrdig finden wird, eine l\u2019olche gegen ihn gerichtete Recenfion zu beantworten) gegen die Behauptungen des Rec. zu vertheidigen, fo w\u00fcrde er nicht unterlaffen haben, jede tadelnde Aeufserung zu widerlegen. Da aber Einf. bef\u00fcrchten mufste, den geehrten Verf. zu beleidigen, wenn er glauben k\u00f6nnte, es bed\u00fcrfe eine folche Recenfion um feinetwillen einer Beantwortung, fo hat er fogar die Behauptung, \u201ees fey des Verf. Art zu fchliefsen diejenige, welche man durch:\tcum hoc, ergo propter hoc zu bezeichnen\npflege\u201c welche Behauptung in dem recenfirten Werke felbft die beite Widerlegung finden wird, auf fielt beruhen laffen. Indefs veranlafst ihn diefe Behauptung zu der Frage, welche Eigenfchaft Rec. in einem h\u00f6heren Grade zu befitzen glaube, ob die Unwiffenheit oder die Frechheit? Und zugleich bittet Einf. den Rec., er m\u00f6ge, wenn er nicht zu feigift, um anders als unter dem Schutze der Anonymit\u00e4t feine frechen Behauptun-","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"gen auszuftofsen, fieb nennen, damit der fchimpfliche Verdacht, eine folche Recenfion gefchrieben zu haben, nicht auf Jemanden falle, der ihn vielleicht nicht verdient.\nIII.\nNoch einige Beitr\u00e4ge zur Lehre von der Abfonderung der Pigmente im thieri-fchen K\u00f6rper, mitgethellt vonC. F. H e u-\nSINGER.\nEhe ich meine Bemerkungen \u00fcber die krankhafte Pig-inentabfonderung mittheile (was n\u00e4cliftens gefchehen foil), halte ich es nicht fiir unpaffend, einige Beobachtungen mitzutheilen, die mir erft k\u00fcrzlich bekannt geworden find, und die mehrere fr\u00fcher von mir auf-geftellte S\u00e4tze erl\u00e4utern.\nI. Ueber die Befchaffenheit des fchwarzen Pigments der Neger verbreitet folgende Beobachtung mehr Licht.\n\u201eAls man (in New York) hinter dem Gef\u00e4ngniffe einen Grund an einer \u00bbStelle grub, wo ionft Neger begraben wurden, wurde in dem fandigen Boden, wenige Fufs tief, der ganze, grofse Leichnam eines Weibes gefunden. Als man denfelben bewegte und aufhob, zerfiel er in mehrere St\u00fccke. Bei n\u00e4herer Unterfu-chung fand man, dafs derfel'oe ganz in hartes Fett oder Adipocire verwandelt war, eine fefte, aber fettige und fpr\u00f6de Subftanz, von graugelber Farbe, die nicht \u00fcbel roch; zwifchen den Fingern erweicht, hatte fie einen fcbalen Geruch. Einige dielte Theile wurden mit dem Meffer zeifchnitten, wo dann die Sehnen und Aponeurofen keine andere Ver\u00e4nderung, als Aus-","page":37}],"identifier":"lit15817","issued":"1823","language":"de","pages":"20-37","startpages":"20","title":"Ueber den Werth der vergleichenden Anatomie und \u00fcber ihre Beziehung zu den verwandten Doctrinen","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:42.989861+00:00"}