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{"created":"2022-01-31T16:20:14.625304+00:00","id":"lit15822","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Rosenthal, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 74-78","fulltext":[{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"weniger desgleichen. An einzelnen Ringen, wo die Verkn\u00f6cherung noch nicht ganz vollendet war, was befonders von den untern galt, zeigte es lieh deutlich,-dafs die Verkn\u00f6cherung von der Seite angefangen hatte, weil fie da am ft\u00e4rkften, am vollkommenften war und lieh nach vorn und r\u00fcckw\u00e4rts ausbreitete, indem iie vorn an der Mittellinie der Ringe, und hinten an den Enden derfelben am fchw\u00e4chften war.\nVII.\nUeber den Bau der Spindel im menfchli-chen Ohr. Von Dr. F. Rosenthal.\nVon allen Anatomen, die den innern Bau des Ohrs - unterfuchten, zeichnet lieh unftreitig Scarpa durch die gr\u00f6fste Genauigkeit aus. Nicht ahnend, hier etwas zu entdecken, was diefem Meilter entgangen feyn konnte, haben mir feine Darftellungen ftets als Mufter der Vergleichung bei meinen Unterfuchungen diefes Organs im krankhaften Zuftande gedient. Indeffen konnte es mir bei diefen fo h\u00e4ufig und forgf\u00e4ltig angeftellten Zergliederungen der Schnecke nicht entgehen, dafs Scarpa's Darftellung der Spindel nicht vollkommen mit tier Natur \u00fcbereinftimmt. Da nun diefer Theil als Apparat der Nervenleitung f\u00fcr die Function diefes Organs von gr\u00f6fster Bedeutung ift, fo glaube ich durch Berichtigung der Befchreibung von Scarpa, einen nicht unwichtigen Beitrag zur genaueren Kennlnifs diefes Or-gans \u00fcberhaupt zu liefern.\nScarpa's Befchreibung ') diefes Theils, die ich hier w\u00f6rtlich mittheile, ift folgende: \u201edie Spindel,\nl) Anatomifehe Unterfuchungen desGeh\u00fcrs und Geruchs. N\u00fcrn-erg 1*00. 4- S- 75.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"75\nwenn man fie genau vertikal durchfchneidet, erfcheint aus einer doppelten Subftanz zufammengefetzt, einer r\u00fchrigen , die ganz m\u00fcrbe, und einer harten, die dicht ift und zwar fo, dais beide mit einander abwechfeln. Denn die Schaaie der Spindel, die das erfte Gewinde der Paukentreppe ft\u00fctzt, ift zerreiblich und r\u00fchrig ; tliefe verliert Geh inwendig in die andere dichte; dann k\u00f6mmt wieder eine m\u00fcrbe und r\u00fchrige, welche die Schaaie der Spindel in dem zweiten Gewinde der Paukentreppe bildet; endlich erfcheint ein kn\u00f6cherner fefter Cylinder, der als Kern durch die Achfe der Spindel l\u00e4uft und den innerften Theil der Spindel lelbft ausmacht. \u201c\nFreilich unterscheidet man an der Spindel eine innere feilere Subftanz und eine \u00e4ufsere m\u00fcrbere; doch hat Scarpa etwas wefentliches hier \u00fcberfehen, dafs n\u00e4mlich diefe \u00e4ufsere r\u00fchrige Schaaie mehr der lamina fpiralis, als der Spindel angeh\u00f6rt, und durch einen bedeutenden Kanal von der dichtem Maffe getrennt ift. Diefe r\u00fchrige Schaaie fteigt in jeder Windung der Paukentreppe, durch einen Zwifchenraum von der dichteren Spindelfubftanz gefchieden, zur Lamina fpiralis herauf, in deren unteres Blatt fie fich verliert. Dieifer Zwilchen raum bildet einen Kanal, der mit der Paukentreppe tscli um die Spindel bis zum Becherchen herumwindet, und lo folgt diefer Kanal (Canalis fpiralis modioli) in feinem Verlauf ganz der durchl\u00f6cherten Spirallurche, (Fractus fpiralis foraminuJentus) die fich auf dem Grunde des gemeinfchaftlichen Nervenkanals befindet. Es gelangen daher alle durch die L\u00f6cher diefer furche eindringenden Nervenf\u00e4dchen zu jenem Kanal, und vertheilen fich dann mit d\u00fcnnen F\u00e4dchen auf dem Spiralblatt. Die f\u00fcr die erfte Windung be-ftimmten Fadchen fteigen dicht an der innern r\u00fchrigen Lamelle herauf, die f\u00fcr die zweite Windung werden","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\ndurch diefen Kanal zur r\u00f6hrigen Subftanz der ihr angeh\u00f6renden Spirallamelle geleitet und fo fort. Dafs diefer Kanal nicht f\u00fcr den von mehreren Schriftltel-Jern angegebenen Zwifchenraume der Platten der Lamina fpiralis zu halten fey, zeigt die Lage und die bedeutende Weite delfelben.\nAuch darf ich nicht unbemerkt 1 affen, dafs er bei verfchiedenen Subjecten, in Hinlicht der Weite lehr verfchieden angetroffen wurde, und es ift nicht unwahrfcheinlich, dafs dies von bedeutendem Einflufs auf die Nervenwirkfamkeit feyn kann, da ich bei meinen \u00f6fteren Unterfuchungen des innern Ohrs mich zu \u00fcberzeugen Gelegenheit hatte, dafs nur fehr geringe Nuancen im Bau diefes Organs St\u00f6rungen der Function defieiben hervor zu bringen im Stande find.\nFerner verdient hier noch die von dem Herrn Dr. Hg * ) neulich gemachte vermeintliche Entdeckung \u00fcber den Bau diefes Theils erw\u00e4hnt und berichtiget zu werden.\nWenn gleich fchon CaJJebohm J) den Zufammen-hang der Spindel mit dem obern Theil der Schnecke kannte, und eine ziemlich gute Abbildung *) von dein Obern Theil der.Spindel gab, fo haben doch mehrere Anatomen nach ihm behauptet, dafs die Spindel in tier zweiten Windung der Schnecke endigt, und mit der fogenannten Kuppel derfelben lieh nicht verbindet. Herr llg hat fich daher ein beh\u00e4nderes Verdienft dadurch erworben , dafs er auf die genauere Beachtung diefes Theils der Ohrfchnecke wieder aufmerkfam ge-\nl) Einige anatomilche Beobachtungen, Prag igsi, mit 3 lidio. graph. Tafeln.\n;) De aure humana. 1754.\n3) A. a, O. Tab. 5. Fig, 6.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"77\nmacht hat, fo wenig auch feine Betreibungen und Abbildungen vollkommen gen\u00fcgen k\u00f6nnen , denn jeder, der die Natur kennt, wird zugeftehen miiffen, dafs die \u00e4ltere Zeichnung von Catjebohm weit befriedigender ausgefallen ift. Freilich m\u00f6gen Verfchiedenheiten in tier Bildung diefes Theils angetroffen werden, wo-durch (ich die Abweichung in der neueften i/glchen Darftellung \u2019) rechtfertigen laffen konnte; indelfen darf doch der conftante Bau nie iiberfehen werden, ja es ift die forgf\u00e4ltige Erforfchung deffelben um fo n\u00fcthiger, je weniger die Schriftfteller darin mit einander \u00fcber-einftimrnen. Ich halte mich daher auch bei diefer Ge* legenheit verpflichtet, dasjenige, was meine \u00f6ftern an-geltellten Unterfuchungen mich hier\u00fcber lehrten, hier mitzutheilen, und hoffe, dafs es die Anatomen ihrer Beachtung nicht unwerth finden werden.\nSo wie in der erften und zweiten Schneckenwindung zur Bildung der untern Wand derfelben ein d\u00fcnnes Blatt von der Spindel lieh fortfetzt, eben fo geht auch in der letzten halben Windung ein d\u00fcnnes Blatt von der Spitze der Walze (modiolus) in einem halben Kreis an der \u00e4ufsern Wand herum, endet aber mit einem freien halbmondf\u00f6rmigen Rand, der bis zur fo-genannten Kuppel herauffteigt. An dielem frei liegenden Rande, womit das gewundene Blatt der Spindel endet, wird diefe letzte Windung; leitiieh ge\u00f6ffnet, und indem das hakenf\u00f6rmige Ende des Spiralblatts, das fich um diefen Rand herumfehl\u00e4gt, in dieler Windung frei hervorragt, enden hier die beiden Schneckentreppen, oder fliefsen vielmehr in diefer kleinen rundlichen H\u00f6hle 7ufammen. Da der Haken fich'um den Rand des Spindelblatts da umbeugt, wo diefes von der Achte der Spindel abgeht, fo liegt er, wie das Ende diefer\n) Taf, I. Fig. I und 2.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nAchfe, von der Schneckenkuppel entfernt. Die auf cliefe Weife an einander liegenden R\u00e4nder des Spindelund Spiralblatts kreuzen fich fo, dafs die Fl\u00e4chen die-fer Bl\u00e4tter der Schneckendecke zugekehrt lind, und, indem lieh diefe gegen die Achfe der Spindel etwas lenken, bilden fie srleichfam einen becherf\u00f6rmigen brei-ten Rand fur den Ausgang des in der Achfe der Walze befindlichen Kanals. Wie fchon Scarpa und andere Anatomen richtig bemerkten , ift alle der weitere Umfang oder die Ba\u00e4s diefer trichterf\u00f6rmigen Vertiefung gegen den Gipfel der Schnecke, die Spitze aber gegen die Spitze der Spindel gerichtet, jedoch erftreckt lieh diefe Vertiefung nicht lo tief herab, als angegeben wird, fondern endet am Grunde der letzten halben Windung. Der fogenannte Trichter liegt frei unter dem Dach der Schnecke und nur das verl\u00e4ngerte Spindelblatt verbindet fich mit der Decke derfelben. Es ift alfo falfch, wenn Herr Hg behauptet '), dafs die Spindel mit ihrer Spitze mitten in der Achfe der Schnecke bis zur Decke derfelben fich erftrecke, und dafs fie ohne einen trichterf\u00f6rmigen Rand mit einer rundlichen, am Ende verfchloffenen Spitze fich am Gipfel der Schnecke befefdgt.\nl) A. a. O. S. 9.","page":78}],"identifier":"lit15822","issued":"1823","language":"de","pages":"74-78","startpages":"74","title":"Ueber den Bau der Spindel im menschlichen Ohr","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:20:14.625310+00:00"}