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{"created":"2022-01-31T14:27:51.401121+00:00","id":"lit15823","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Friedrich, D.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 79-113","fulltext":[{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"79\nVIII.\nSkizzen \u00fcber die pnenmatifch- chemifchen Vorg\u00e4nge im thierifchen Organismus. Mitgetheilt durch D. Friedrich.\nThe more Jimple, the Letter. *\u25a0\u2014\nAtlimen, Verdauen, Entz\u00fcndung, Fieber und dergleichen find Gegenft\u00e4nde, die in \u00e4lterer und neuerer Zeit vielf\u00e4ltig bel'prochen wurden, aber auch immer Wider-fpruch zuliefsen. Aus Letzterem geht einigermafsen hervor, dafs die Begriffe \u00fcber diefe Vorg\u00e4nge im thie-rifchen Organismus bei weitem noch nicht berichtiget find, dafs Etwas mtiffe aufgefunden werden, wodurch iie der Gr\u00e4nze der Wahrheit n\u00e4her gebracht werden k\u00f6nnten. Was dies immer fey, doch fcheint es, als liege die Unkunde in den einfachen pneumatifch - che-mifchen Vorg\u00e4ngen im Organismus, die lieh fo fehr der Beobachtung entziehen, unfern Unterfuchungen ein ungemein grofses Hindernifs in den Weg legen. Deshalb d\u00fcrfte jeder Beitrag zu deren Erforfchung \u2014 infofern ihn nicht der Vorwurf tr\u00e4fe, zu weit, wie man fagt, aus der Luft gegriffen zu feyn, was bei dem Handhaben luftf\u00fcrmiger Stoffe fo leicht feyn kann \u2014 zul\u00e4ffig feyn. A good building requires many a ft one and there are bat few of them quite ulelels for a good rnafter. \u2014\nPolarit\u00e4t bezeichnet fehon die pneumatifch-ehe-mifehen Vorg\u00e4nge im Organismus als die Bedingungen und erften Gr\u00fcnde aller Bewegung und des behindern Lehens; doch fcheint es, als bed\u00fcrften die ihr dienenden Acte des animalifchen Chemismus f\u00fcr fich noch einer befondern \u00dfer\u00fcckfichtigung. Liefse in ihnen etwas allen Gemeinfchaftliches fich auffinden, welches in der Erfcheinung, vermittelft der befondern Confor-","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nmation der Gebilde f\u00fcr einen befondern Zweck nur anderweitig gegeben ift, fo d\u00fcrfte aus einem folchen Urtypus das \u00fcbrige, nur anders Modificirte, vielleicht hervorgellen.\nVor Andern verdienen in cliefer Hinficht, die Ver fuche und Beobachtungen der neuern Zeit befondere W\u00fcrdigung und grofser Beachtung. Sie liefern einen wichtigen Beitrag zu der Einficht in die Vorg\u00e4nge des animalifchen Chemismus im Allgemeinen, vorz\u00fcglich aber der gasf\u00f6rmigen Proceffe. Aus ihnen geht hervor, dafs bei allen obengedachten Acten ein Grundcharakter fich k\u00f6nne nachweifen lallen, cleffen mannich-faltige Geftaltung im Wefentliclien Nichts ab\u00e4ndert, fondern, wie getagt, von dein Formellen der TheiJe und Gebilde, in welchen er vorkommt, feine eigen-thiimiiehe Form in der Erfcheinung entnimmt.\nEis ein allgemeinerer aufgefunden wird, m\u00f6ge der Act des Athmens zu folchem Urtypus dienen. Ich betrachte ihn f\u00fcr meinen Zweck nur als einen folchen, durch welchen ein Austaufch gasf\u00f6rmiger Stoffe, eine chemifche Zerfetzung derfelben, ein Zufammentreffen von einander enrgegengefetzten, zerft\u00f6rend auf einander einwirkenden luftf\u00f6rmigen Fluffigkeiten angedeutet wird. Dann will ich verlachen, demfeiben eine weitere Ausdehnung zu geben, dielen Act nicht blofs auf die Refpirationsorgane za beichr\u00fcuken, fondern auch auf anderweitige animalilch-chemifche Proceffe auszudehnen.\nZuv\u00f6rderft aber f\u00fcllte in Frage geftellt werden, ob denn der Act des Athmens vermitleift der Lungen auch fo einfach fey, als man ihn gew\u00f6hnlich darftellt : ob die Bedingungen des Athmens einzig und allein in dem Inhalte der atmofph\u00e4rifehen Luft und dem der Lungen enthalten, in der blofsen Aufnahme eines Stoffes","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"fes aus der Atmofph\u00e4re und in dem Uebergange eines Andern an jenen begr\u00fcndet feyen?\nEs fcheint in der That bei n\u00e4herer Unterfuchung diefer Act ein mehr zufammengefetzter, durch den Einflufs und die Mitwirkung mehrerer Organe bedingter und ficher geheilter zu feyn. Man legte vielleicht der Einwirkung der atmofph\u00e4rjfchen Luft auf die betr\u00e4chtliche Maffe von zuftr\u00f6menden Blute, ihrem ver-h\u00e4ltnifsin\u00e4fsig geringen Antheil an Sauerftoff, eine za grofse Dignit\u00e4t bei und leitete fr\u00fcher wohl gar die Entwicklung des ganzen Vorrath es von Warmeftoff aus diefer Quelle her. Dagegen \u00fcberfah man einen, in der Eri'cheinung an fich unbedeutenden, zum Athmen aber nothvvendigen, mechanifchen, durch das Eindringen der atmofph\u00e4rifchen Luft felbft bedingten, einen das Athmen gleichfam vorbereitenden Act g\u00e4nzlich. Man follte auch faft meinen, die Natur k\u00f6nne diefen, f\u00fcr das Gefammtleben fo wichtigen Vorgang nicht der zuf\u00e4lligen, wenig wechfelnden Mifchung der atmofph\u00e4rifchen Luft allein \u00fcberlaffen haben, ohne Beforgnifs, dafs bei diefem Wechfel des Gehaltes und der Temperatur der Luft das Athmen geh\u00f6rt, die doch immer gleichf\u00f6rmige Temperatur des K\u00f6rpers abge\u00e4ndert w\u00fcrde. Diefem Uebelftande luchte fie dadurch zu begegnen, dafs fie einen immer gleichf\u00f6rmig fliefsenden, unverfiegbaren Ouell in die N\u00e4he der Lungen letzte, aus welchem das mit Carbon \u00fcberladene Blut hei jedem Athemauge fich feinen Bedarf f\u00fcr den erften Zerft\u00f6-rungsgrad und zugleich den Erfatz f\u00fcr den etwanigen Mangel an Sauerftoff in der eingeathmeten Luft hernehmen k\u00f6nnte. Ein Organ, welches durch feine Be-deutfamkeit und N\u00e4he nicht allein unausgei'etzt mitwirkt, fondern deffen Einflufs, vielleicht als ein Analogon des Sauerftoffes in h\u00f6herer Potenz, eine der Hauptbedingungen zum Athmen hergiebt, Denn, auch in M. d. Archiv. FUI, {.\tF","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nfolchen Zuft\u00e4nden, in denen nicht athembare oder ganz reine Luft in die Lungen dringen kann, wird durch deffen Fortwirkung das Leben f\u00fcr einige und mitunter betr\u00e4chtlich lange Zeit nicht gef\u00e4hrdet, fon !ern der Act des Athmens, wenn gleich auf eine unvollkomm-oere Weife, fortgefetzt.\nDiefes, f\u00fcr das Athrnen durch die Lungen fowohl, als auch f\u00fcr anderweitige, diei'em analoge Athmungs-acte unentbehrliche Organ ift das Hirn.\nin der von aufsen her in die Lungen eindringenden gemilchten Gasart erh\u00e4lt vielleicht das hinzultr\u00f6-mende Blut nur ein vorbereitendes, den heftigem Ein* Hufs des Hirngafes, Hirnftoffes, oder, wie man dies fonft nennen m\u00f6chte, milderndes Mittel. Aber ein Hauptzweck, der durch das Eindringen der atmofph\u00e4-rifchen Luft in die Lungen erreicht wird, fcheint die biofs mechanifche Ausdehnung der letztem zu feyn, welche noth\u2019,vendig ift, um die Einwirkung des Hirns auf die Lungen felbft zu fixiren, zu befchr\u00e4nken, gleich-fam zu concentriren.\nDurch den Druck n\u00e4mlich, den, w\u00e4hrend des Einathmens und Ausfallens des Bruftkaftens, die Lungen auf die grofsen, vom Hirn durch die Bruit herablau-fenden Nerven aus\u00fcben, wird die Leitungsf\u00e4higkeit diefer Nerven unterhalb der Lungen, oder \u00fcber die G ranze der Lungen hinaus, f\u00fcr etliche Momente gehemmt. Aber eben dadurch wird deren Leitung auf die Lungen felbft befchr\u00e4nkt und folglich die Einwirkung des, in feinem Fortftr\u00f6men aufgehaltenen Ner-venftoffes auf das, in die Lungen fo eben in gr\u00f6fserer Menge herzuftr\u00f6mende Blut, f\u00fcr die Zeit des Einathmens , betr\u00e4chtlich verft\u00e4rkt. Es ergiefst fich, in dem Augenblick des Einathmens n\u00e4mlich, eine bei weitem gr\u00f6lsere Maffe von Nervenftoff durch diefe Nerven felbft entweder, oder durch einen anderweitigen, dielen an-","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"85\ngeh\u00f6rigen Apparat, wie vor Kurzem irgendwo angedeutet ward \u2014 in die Lungen. Das Zufannnenfinken der letztem befreiet die Nerven wieder f\u00fcr einen Moment von ihrem Druck, von ihrer Unterbindung gJeich-fam und geftattet ihnen eine fortgeletzte Leitung. Es deutet auch fchon das rythinifche Steigen und Sinken des Hirns, die Entleerung defi\u2019elben bei den; Einathmen lind Zuitr\u00fcmen des Blutes zu den Lungen, fo wie umgekehrt das Anf\u00fcllen des Elfter\u00ab bei der Entleerung der Letztem auf das gegenteilige, fo wichtige Weehfei-wirkung des Hirns mit den Lungen und auf den betr\u00e4chtlichen Verbrauch des Nervenl'toffes zum Behuf des Ath-mens. Im A Ugemeinen liefse fich daher vorl\u00e4ufig folgendes Axiom aufftellen, auf welches fp\u00e4terhin fich zu berufen, Gelegenheit fevn wird, dafs die Einwirkung des Nervenftoffes auf das Organ oder auf den Tbeil vorz\u00fcglich befchr\u00e4nkt, abgeleitet und durch Anh\u00e4ufung deffelben verft\u00e4rkt werden muffe, welcher durch Ausdehnung, Druck oder Lebensunf\u00e4higkeit die Fortleitung jenes Stoffes hemmt, folglich auf fich teJbft con-centrirr, indem nunmehr diefer Theil felbft Endpunkt und Ableiter jener Einwirkung in geiteigertem Grade wird.\nUeherall im Organismus, zumal \u00fcber die Gr\u00e4nze der Blutbereitung hinaus, lieht man gasf\u00f6rmige Stoffe fielt feindlich begegnen und zerft\u00f6rend auf einander ein-wit ken: allenthalben ft\u00f6fst man auf das Analogon des Athmens. Schon im Kleinen fcheint die Schilddr\u00fcfe dem Nachtheil von dem unausgefetzten Durchftr\u00f6men der atmofph\u00e4rifchen Luft durch den Larynx auf \u00e4hnliche Weife vorzubeugen, Trockenheit, Heiterkeit, Gefahr f\u00fcr die Unterbrechung der Ausdehnung der Lungen abzuwenden. Aas ihrem Bau und ihrer Lage geht ihre Beftimmung hervor. Nicht ohne befondern Zweck l\u00e4uft, gleichwie in andern Organen der Art,\nE 3","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"in der Milz z. B., viel Blut durch die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig kleine Schilddriife und zwar daffelbe z\u00f6gernd aufgehalten durch gekr\u00fcmmten, bogenf\u00f6rmigen Lauf ihrer Gef\u00e4fse. Diele zertheilen fich in unendliche Verzweigungen, deren Enden als Gashauchende fich in den Kehlkopf \u00f6ffnen, zur ununterbrochenen Zufuhr einer Gasart, zum Niederfchlagen der hier fo nothwendigen \u25a0Feuchtigkeit und Ausgleichen des Nachtheils von dem unaufh\u00f6rlichen Durchftr\u00f6men fo mannichfaltiger luftf\u00f6rmigen Stoffe. Mit diefer Function fteht auch die Beweglichkeit eines Theiles vom Larynx in Beziehung, deffen Steigen und Sinken, der auf diefe fogenannte Dr\u00fcfe ausge\u00fcbte Druck bei dem Ausathrnen, fo wie den Nachiafs deffelben, w\u00e4hrend dem Einathmen, zum Behuf des freieren Zuftr\u00f6mens der aus ihr entwickelten Gasart. Je deutlicher die Noth wendigkeit diefer Function der Schilddriife in trockner, an athembaren Stoffen reichhaltigerer Luft hervortritt, defto h\u00f6her fieln man, mit vergr\u00f6fsertern Volum ihrer Gef\u00e4lse, die Function derfelben gefteigert, vorz\u00fcglich bei denen, in welchen die Natur und der Zufall auf fchnelleres und mitunter angeftrengteres Athemholen antrugen. Von Abweichungen in dieiem Fall, von fo leicht m\u00f6glichen Ausartungen kann hier nicht die Ilede feyn.\nUm die Folgen von der pl\u00f6tzlich gehemmten Leitung des Hirnftoffes durch deffen Hauptconductoren deutlicher darftellen zu k\u00f6nnen, w\u00e4hle ich, obl'chon wider die Ordnung, das Bild eines pathologifchen Zu-l\u2019tandes. Aus folchem geht, da er vor andern hierher geh\u00f6rt, vielleicht das deutlicher hervor, was oben \u00fcber die Verrichtung der Schilddriife und \u00fcber die be-fondere Function des Hirns bei dem Athmen angedeutet ward. Im Croup ift meiftentheils nur vom Larynx, von dem Ausfehwitzen gerinnbarer Lymphe in den-felben, als vom Caufalmoment, die Rede. Doch fcheint","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"85\ndies Letztere, wenn es \u00fcberhaupt angetroffen wird, nur Neben\u00e8rfcheinung, Coeffect von dem gr\u00f6fsern, allgemeinen Leiden einiger Gebilde zu feyn, welche dem Atbmen dienen, mithin zugleich von der St\u00f6rung der befondern Function der Schilddr\u00fcfe. Bevor noch irgend ein Merkmal vom dem Ausfehwitzen plaftifcher Lymphe fich \u00e4ufserte, in dem erften und l\u00e4ngften, gleichfam intermittirenden Zeitraum diefes Uebels, in welchem noch tief und frei genug geathmet ward, exi-ftirte fchon der Croup als folcher. Die ihm eigen-thiimlichen Zuf\u00e4lle, welche f\u00e4mmtlich auf der Unzul\u00e4nglichkeit der atmofph\u00e4rifchen Luft allein zum Athmen auf das gewaltfame Streben der Natur, diefe Nerven-parthie wieder gangbar zu machen, die g\u00e4nzlich gehemmte Leitung, durch Anftrengungen mancherlei Art, fehr tiefes Athemholen, H\u00fcften, Niefen, Vomituritionen u. dgl. f\u00fcr einige Zeit wieder herzuftellen, hindeuten ; alle diefe Zuf\u00e4lle erfchienen und verfchwanden eben fo pl\u00f6tzlich , ohne dafs die Gegenwart von einem materiellen Stoff im Kehlkopf auf irgend eine Weife fich kund that, oder etwas dergleichen ausgeleert worden w\u00e4re. Auch fand man bei dem \u00e4chten unvermifchten und unverwechfelten Croup, bei welchem nicht von Tagen, fondern nur von Stunden des Ablaufes, nicht von Palliativcur, wie irgendwo, fondern von fchnel-]em , tiefem, zerft\u00f6rendem Eingreifen in das Gefammt-leben die Rede feyn darf, bei diefem genuinen Croup fand man w\u00e4hrend dem Leben fowohl, als nach dem Tode, nicht die geringfte Spur von Entz\u00fcndung und Ausfehwitzung. Dies beft\u00e4tigen dieneueften, zuver-l\u00e4ffigften Erfahrungen, denen man leicht mehrere \u00e4ltere hinzuf\u00fcgen k\u00f6nnte. Es erfehien die innere Haut des Larynx nicht nur nicht ger\u00f6thet, vielmehr mitunter bleich und blutleer, nur ein wenig Schaum auf derfel-ben. Dagegen beide, Hirn und Lungen, \u00fcberf\u00fcllt,","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nZeichen von ungew\u00f6hnlich und pl\u00f6tzlich gehemmter Leitung des Hirnltoffes zu den Lungen und daher mangelnder Entkohlung des Blutes in den letztem: Sym-pt me, die wahrend dem Verlaufe diefes Uebels am Kopfe und an der Bruit (ich fo hervorftechend \u00e4ufsern, dais man kaum zweifeln m\u00f6chte, ein paraiytifcher Zu-ftand der vom Hirn zur Bruft leitenden Nerven, ge-theiltes Intereffe beider fo innig verbundener Organe, des Hirns und der Lungen, ein hoher Grad von L\u00e4hmung ihrer Zwifchennerven und Leiter ley diefes Leidens einziger Grund, Schlag\u00dfufs und allm\u00e4hliche Er-ftiekung zugleich deffen kl\u00e4gliches Ende.\nEiner, nirgend fo viel ich weifs, erw\u00e4hnten, eignen Erfcheinung bei dem Croup, befonders w\u00e4hrend dem mittleren Zeitr\u00e4ume deffelben, mufs ich bei diefer Gelegenheit zu eigner Berichtigung beil\u00e4ufig gedenken, des auffallenden Widerwillens, des iiufserft heftigen Zurtickfahrens der Kinder mit dein Ausdruck von Ab-fclieu gegen das dargebotene Waffer. Ilt dies blofs Folge von dem, an lieh fchon erlchwerte Athnten, oder ftcht es in irgend einer n\u00e4hern Caufalbeziehung zu dem Uebel fei oft?\nWer je eine \u00dfrnfterfch\u00fctterung, oder die Folgen von dem pl\u00f6tzlichen Eindringen lehr kalter Luft in die \u00fcberf\u00fcllten warmen Lungen zu beobachten Gelegenheit fand, dem k\u00f6nnen die momentanen, dem Group in jeder Hinficht \u00e4hnlichen, von pl\u00f6tzlich gehemmter Leitung entftarulenen Erfcheinungen kaum entgangen feyu.\nVorbereitende und gelegentliche Urfachen * fpre-chen f\u00fcr die oben ge\u00e4ufserte Meinung: rauher, kalter, pl\u00f6tzlich eiritretender Nordoft nach un - und au\u00dfergew\u00f6hnlich warmen, feuchten Tagen. Der gleichf\u00f6rmig kalte Winter bringt keinen Croup, auch nicht der Uebergang des Winters in\u2019s Fr\u00fchjahr, zu welchem fich doch entz\u00fcndliche Formen gern gefellen. In n\u00f6rd-","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"87\nJichen, fehr bewegten Regionen, erfcheint er am h\u00e4u-figften zu Anfang der Bl\u00fcthenzeit, in weicher gew\u00f6hnlich das Thermometer von zw\u00f6lf bis f\u00fcnfzehn Graden pl\u00f6tzlich auf beinahe o zur\u00fcckfinkt. Es werden in der Kegel liarke, volliaftige Kinder ergriffen, bei denen gerade die Gebilde, welche mit dem Athmen in n\u00e4herer Beziehung ftehen, in der Ausbildung begriffen find, wo die Leitung des Nervenftotfes ausfchljefslich auf diefe Werkzeuge hin gerichtet ift, diele einem Zu-ftande von Entz\u00fcndung lieh n\u00e4hern.\nIn allen diefen F\u00e4llen kann, wegen Mangel des Finflulfes von Nervenftoff durch Leiter, welche jetzt felbft in einem hohen Grade von Zerft\u00f6rung begriffen find, keine Entz\u00fcndung in denen , ihnen untergeordneten Gebilden fit h entwickeln. Ohne ungew\u00f6hnlichen, fiberfch\u00fcffigen Hirnzuflufs von Nervenitofl kann keine Zerft\u00f6rung, keine \u00e4chte Entz\u00fcndung entftehen. Alle Eilcheinungen bei dein Leben, wie nach dem Tode, deuten nur auf Anh\u00e4ufung, Ueberf\u00fcllung der, diefer Nervenparthie zugeh\u00f6rigen Gebilde, Die neuere Zeit erkannte deren Zeichen, rothe Flecke, z, B. Sugillation f\u00fcr das, was lie wirklich find, f\u00fcr die Folgen von der pl\u00f6tzlichen Hemmung ihrer Lebensth\u00e4tigkeit, wie fie auch in andern F\u00e4llen der Art bei Erhenkten u.f. w. Vorkommen.\nBei fo dringenden TJmft\u00e4nden, wo die Kunft f\u00fcr die fchnelle Wiederherftellung der \u00f6rtlich gehemmten Leitung wenig vermag, denn \u00f6rtliche Mittel in die N\u00e4he tfiefer Nerven angebracht, k\u00f6nnen nur f\u00fcr hiilf-reiche Palliativmittel angefehen werden, bleibt ihr nur die Zuflucht, durch einen rafchen allgemeinen Zerft\u00f6-rungeact anderweitiger Art der Ueberf\u00fcllung des Flirns, der Lungen, Leber u, f. w. zuvorzukommen. (Starke Blutentz\u00fcndung \u2014 ob gerade in der N\u00e4he jener Ner-","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nVen felbft? kalte Umfchl\u00e4ge um den Kopf) dann einen unvollkommenen , allgemeinen Athmungs- und E'itkohlungsprocefs, fo fchnell als m\u00f6glich einzuleiten (Quechfilber) die Maffe von Carbon folglich allgemein zu verringern, die allgemeine Leitung um ein Betr\u00e4chtliches herabzufetzen und fo, durch Vermiede\u00ab rung des Nervenftoffs felbft, deffen nachtheilige Einwirkung auf jene Nerven, der Zerft\u00f6rung ihres eignen Geweb s, der fchnell \u00fcberhandnehmenden Entz\u00fcndung mit ihren Folgen zu begegnen. Wem folJte lieh hierbei nicht die Vergleichung diefes Zuftandes mit einem \u00e4hnlichen aufdringen, den man k\u00fcnftlich durch Unterbrechung der Leitung des Nervenftoffs, mittellt der Unterbindung der bekannten Nerven hervorgebracht hat, deffen Refultate mit den Erfcheinungen bei dem Croup fo felir \u00dcbereinkommen. Ein Unter-fchied in dem Grade und Ablauf der Zufalle ma? in\nO\nder kiinftlicheo Behandlung der Nerven, in der Unm\u00f6glichkeit, die Leitung durch Nebennerven jzu hemmen und in den Verhielten an Thieren liegen, bei denen dem R\u00fcckenmarke ein grofser Theil von den Functionen des Hirns zugewieferi zu feyn fcheint.\nDes clironifchen Croups, eines in feinen Entfte-hungsgriinden und Erfcheinungen jenem fo \u00e4hnlichen Zuftandes \u2014 des Keichhuftens -\u2014 darf hier mit ein paar Worten erw\u00e4hnt werden ; nur dafs in diefeih der l\u00e4hmungsartige Zuftand jener Nerven \u00fcberhaupt picht einen fo hohen Grad erreicht, die Ableitung des Ner-venftoffes durch fie nur erfchwert ift und, wie es fcheint, auch tiefer gelegene Nervenparthieen zugleich beeintr\u00e4chtigt find. Daher der ausgebreitetere \u2018Umfang diefes Uebels, deffen Merkmal bei dem Alhmen, bei der Verdauung, die n\u00e4mlichen Erfcheinungen in dem Streben des Organismus, die gel\u00e4hmten Nerven f\u00fcr einige Zeit wenigftens, gangbarzu machen; die","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"89\nn\u00e4mliche Art von Abh\u00fclfe der unter \u00fcbrigens gleichen Um Randen fich felbft \u00fcberlaffenen Naturth\u00e4tigkeit durch mangelhafte Reproduction, freiwillige Blutungen, heftige Schweifse u. dgl. Man kann den Verlauf diefes, der ruhigen Beobachtung l\u00e4nger \u00fcberlaffenen Uebels bis zu dem Punkt verfolgen, wo diefe nunmehr eintretende gleichf\u00f6rmige Leitung im Allgemeinen fich durch allgemeine Kennzeichen von regelm\u00e4fsiger Entkohlung, vermittelt einer Erfch\u00fctterung des gelammten Nerven-fyftems mehr oder minder zu erkennen giebt.\nEs lind aber, um auf das, was oben angedeutet ward, zur\u00fcckzukommen, mehrere Zuft\u00e4nde im or-ganifchen Leben, in denen der Act des Athmens auf eine anderweitige Weife fich wiederholt, und die Behauptung, dafs das Hirn ein vorz\u00fcglich dienendes Organ l'ey, fich wieder beft\u00e4tigt, fo wie die hier und da neuerdings ge\u00e4ufserte Meinung, dafs die H\u00e4ute bei der Gasentbindung eine vorz\u00fcgliche Rolle fpielen d\u00fcrften.\nAus dem Procefs der Dauung, der Chymusbe-reitung geht jede Theilnahme des Hirns an dergleichen Vorg\u00e4ngen und die unbegreiflich fchnell zerft\u00f6-rende Eigenfchaft feines Fluidums vor andern deutlich hervor.\nZermalmt, gemifcht mit einem, die Zerfetzung des Genoffenen vorbereitendem, die Entwicklung einer Gasform beg\u00fcnftigendem Stoffe, dehnen die Spei-fen den Magenfack nach und nach aus, der fich nun erhebt und den Zutritt der athmofph\u00e4rifchen Luft, je l\u00e4nger, je mehr ausfchliefst. Hierdurch geht die Hauptbedingung zu einem G\u00e4hrungsprocefs verloren. Vielmehr fcheint es Naturzweck, jedem Grade def-felben vorzubeugen. Und entwickelte fich auch eine Gasart aus dem Genoffenen, fo d\u00fcrfte doch diefe zu der Beg\u00fcnftigung einer G\u00e4hrung fchweriich geeignet,","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\n\u00fcberhaupt aber die Zeit der Darning f\u00fcr einen folchen Procelswohl zu kurz fevn. Ueberdem gebt aus neuern Beobachtungen deutlich hervor, dafs die Zerft\u00f6rung des Mageninhaltes nicht in dem ohern, fondent gerade in dem untern Theil des h\u00e4utigen Sackes zuerft und vollkommen angetroffen wird; dafs fie von hier ausgeht: dafs ferner in dem Centrum des Mageninhaltes gleichfam ein Kern von noch unzerfetzten Speifen fich vorlindet, welcher der Zerft\u00f6rung mehr oder minder lieh n\u00e4hert und von einem Chymusartigen Stoffe in mancherlei CJcberg\u00e4ngen zum eigentlichen Speilenbrei umflofl'en ift. Dies zugleich zur Beg\u00fcnftigung des unmittelbaren Ueberganges in tien Darrn, wo ein anderweitiges Mittel zu der Hemmung einer G\u00e4hrung fich vorfindet. Ueberhaupt icheint die Idee von einem G\u00e4h-rungsprocefs in diefer Ginnebt aufgegeben zu feyn.\nDer fogenannte Magenfaft, welchen, nach From, die Magendr\u00fcfen bereiten folien, welche Eigenfchaft k\u00f6nnte der haben? etwa eine kauftifche? Und wer hat jemals einen folchen dargeftellt, dafs er behaupten k\u00f6nnte, dies fey das kr\u00e4ftige, fo fchnell und tief eingreifende Aufiofungsmittel? Milde Fl\u00fcffigkeit war es, was fich vorfand und alle deshalb angeftellten Verluche von Spallanzani an, gaben wenig mehr Auffchiufs hier\u00fcber. Ueberhaupt m\u00f6gen die Magendr\u00fcfen nur eine unbedeutende Menge von Fl\u00fcffigkeit, fo viel als zu ih-5-em eignen Schutz nethig ift, liefern und l\u2019eibft aus dem Conflict der f\u00fcr die Dauung gegenw\u00e4rtigen pas-f\u00f6rmigen Stpffe mag nur fo viel Feuchtigkeit niedergeschlagen werden, als. zu dem Anfeuchten des Mageninhaltes und zu der Verhinderung der Zerft\u00f6rung def-felben \u00fcber die Geb\u00fchr gerade erforderlich ift.\nIn dem Schlauche feibft liefsen fich wohl \u00fcberhaupt wenig Momente f\u00fcr deifen befondere und eigenth\u00fcmliehe Th\u00e4tigkeit und Einwirkung auf die Zerft\u00f6rung der Spei-","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"91\nfen auffinden, es kommt ihm in diefer Hinficht nicht mehr zu, aJs den H\u00e4uten des F\u00f6tus. Vielleicht Jaffen lieh bedeutendere aus defl'en befonderer Lage uncl Nach-barfchaft einigermafsen entwickeln.\nEingezw\u00e4ngt zwifchen Lungen, Leber, Milz, D\u00e4rmen von allen Seiten gefchiitzt und gew\u00e4rmt, ,ift in dem Magen die erfte Bedingung zu dieler Th\u00e4tig-keits\u00e4ufserung, die von ungew\u00f6hnlicher Anh\u00e4ufung von YVarmeftoif bereits erreicht. Die mehrel\u2019ten Organe miiffen neben ihren, ihnen eigent\u00fcmlichen Functionen noch befonders ihren N\u00e4chbarorganen dienft-bar leyn. I\\ur der Ern\u00e4hrer Aller fcheint lieh vor Andern leidend zu verhalten, der Th\u00e4tigkeit feiner Nachbaren lieh zu iiberlaffen. Nun f\u00fcllt diefer lieh an, und mit ieiner Ausdehnung wird, gleichwie bei der momentanen Ausdehnung und Erweiterung der Lungen w\u00e4hrend dem Einatbrnen, die Leitungsf\u00e4hig-keit der vorn Hirn herabfteigenden Nerven befchr\u00e4nkt, fie werden gedr\u00fcckt und in den mehreften Punkten gleichfam leicht unterbunden. Unterhalb diefen geht nun dje Leitung fcbw\u00e4cher von Statten. Daf\u00fcr aber wird der Magen felbft der Endpunkt derfelben, der gr\u00f6fsefte Iheil der Th\u00e4tigkeits\u00e4ufserung wird auf ihn bin gerichtet. Der Nervenftoff h\u00e4uft lieh in ihm an, ergiefst fich \u00fcber feinen Inhalt, und hiermit ift der zweite Moment f\u00fcr die Zerft\u00f6rung des Inhaltes gegeben. Mit diefer Ausdehnung des Magens werden aber auch die Gefaise deffelben, die, wie h\u00e4utige 1 heile \u00fcberhaupt, mehr der Gasform anzugeh\u00f6ren fchei-nen, aus dem collabirten Zustande in vermehrte Th\u00e4tigkeit verfetzt, feine einfangenden Gef\u00e4lse gerathen in engere Ber\u00fchrung mit den, aus ihren h\u00e4utigen Oberfl\u00e4chen allenthalben Dunft und Gas hauchenden Organen , vorz\u00fcglicli mit der hohlen Fl\u00e4che der Leber uncl, wie man nicht mit Unrecht l\u00e4gen mag, des von","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"93\nihr getrennten Theilganzen, der Milz. Durch die ver\u00e4nderte Stellung der letztem, durch die verminderte Concavit\u00e4t bieten fie dem Magen eine gr\u00fcfsere Oberfl\u00e4che dar. Bsfonders wird diefer an feinem untern und den Seitentheilen von jenen umfchloffen, umfafst, und durch Ber\u00fchrung und Druck die Gef\u00e4fsth\u00e4tigkeit aller diefer h\u00e4utigen Oberfl\u00e4chen von ieder Seite her er-regt und befchleunigt. Durch eben diefen Druck wird aber auch der folidere Theil ihrer Fl\u00fcffigkeit von der Oberfl\u00e4che nach dem Centrum zur\u00fcckgedr\u00e4ngt; bei betr\u00e4chtlicherer Anh\u00e4ufung, nach dem hier allenthalben weislich angebrachten Apparate hin. Es dringt nun, bei fehr erh\u00f6hetem W\u00e4rmegrade, nur der feinere Theil des Blutes in diefe Gef\u00e4fse, der am Ende derfel-ben in Gasform \u00fcbergeht, als folcher von den erweiterten Gef\u00e4fsen des Magens aufgenommen, und wie bei dem Uterus auf dcffen Inhalt hingeleitet wird. Nebenher ift auch hier die verminderte Ausdehnung der Lungen, ihre Richtung, ihr Druck auf den Magen w\u00e4hrend dem Ejnathmen, der gegenfeitige Druck des Magens auf die Lungen, der geringere Bedarf von Nervengas f\u00fcr die kleinere Blutwelle u. dgl. zu ber\u00fcckfich-tigen.\nEine Gasart, welche fich aus Gebilden entwickelt, innerhalb denen die grofse Werkft\u00e4tte des Kohlenftof-fes enthalten ift, kann keine andere, als eine von Carbon h\u00f6chft \u00fcberladene feyn. Die Milz mag diefes in vorz\u00fcglicher Menge liefern, und ebendeshalb, neuern Beobachtungen zufolge, wegen ft\u00e4rkerer Verdunftung und Verfl\u00fcchtigung des fl\u00fcffigern Theils aus dem Blute von ihrer Oberfl\u00e4che w\u00e4hrend der Verdauung, nur wenig Fl\u00fcffigkeit, dagegen mehr gerinnbaren cruorarti-pen Stoff in dem, in ihren Gef\u00e4fsen enthaltenen Blute zeigen, zumal nach ihrer Oberfl\u00e4che hin. Da, wo diefe Gasart die Contenta des Magens zun\u00e4chft ber\u00fchrt,","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"\n95\nim blinden Sacke n\u00e4mlich und in der untern H\u00e4lfte des Magens trifft man eben deshalb den Mageninhalt deutlicher in Chymus verwandelt an, weniger gegen die Mitte hin, wo der Kern mehr oder minder unver\u00e4ndert lieh erh\u00e4lt und am fp\u00e4tften zerft\u00f6rt wird.\nMit der Gegenwart beider Stoffe, des nunmehr auf die Contenta des Magens ausfchliefslich zuftr\u00f6menden Nervenftoffes und des von allen Seiten herzugeleiteten \u00fcberfchiif\u00fcgen Carbons, in Verbindung mit dem angeh\u00e4uften YV\u00e4rmeftoff ift bereits der Act der Zerft\u00f6rung eiugeleitet. Wo Nervenftoff durch gehemmte Fortlei-tung fielt anh\u00e4uft, da ift vermehrte Entwicklung von Kohlenftoff fogleich bedingt, vollends da, wo Alles, von Carbon \u00fcberladen ift. In diefem Fall wird der Mageninhalt felbft ein nicht unbetr\u00e4chtliches Quantum von Carbon entwickeln und unmittelbar an den Nervenftoff abgeben, fobald als die Veranlaffung hierzu durch das Hinzuftr\u00f6men und Anh\u00e4ufen von Nervenftoff gegeben und eingeieitet ift.\nSo zerft\u00f6ren (ich wechfelfeitig mittelft eines ungemein heftigen Proceffes, wie in anderweitigen Acten der Art, Nerven - und Kohlenftoff innerhalb dem Magen und mit ihnen der Inhalt des Magens lelbft. Der W\u00e4rmeftoff macht das Mittelglied, die niedergefchla-gene Feuchtigkeit das Nebenproduct. Hier aber wie \u00fcberall, treten Nervengas und Carbon im Gegenfatz, als zwei einander zerft\u00f6rende Principe, zugleich aber in ihren Refultaten als Bildung vorbereitende und bedingende wieder hervor, und das Ganze erfcheint als ein, auf animalifche Weife modificirter Verkohlungs-und Verbrennungsact, im Wefentiichen wenig verichie-den von dem des Athrnens.\nBei getrennten Verbindungsnerven des Hirns und des Magens, bei der Unterbindung verdirbt daher der Inhalt des letztem nicht leicht, indem der \u00fcberich\u00fclfige","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nKohlende Ff ihn unver\u00e4ndert erh\u00e4lt: er wird aber auch nicht in Chymus verwandelt. Das zerfl\u00f6rende Princip mangelt, der chemilche Act geht nicht vor lieh, und endlich-\u00fcberladet fich, wie neuere Beobachtungen lehren, diefe ganze Parthie mit Kohlenhoff, fie wird ungeheuer dick, breit, emphyfematifch ausgedehnt. Aber durch einen anderweitigen, kiinftlich hervorgebrachten, dem nerv\u00f6fen analogen Procefs, durch den gaivani-fchen, kann unter dielen Umi't\u00e4nden der Dauungsact nachgeahmt, beichleunigt, z\u00fcrn Theil wiederhergeitellt werden.\nDafs auch bei entfernter Milz die Dauung dennoch vor fich geht, zeugt f\u00fcr den Antheil, welchen die \u00fcbrigen obengenannten Organe an diefem Vorg\u00e4nge nehmen. Die Function der Milz bezieht fich, wie es fcheint, vorz\u00fcglich auf den blinden Magenlack.\nDie Milz bedurfte auch, neben jener, der Sehild-dr\u00fcfe l\u2019o \u00e4hnlichen Conformation des bekannten kr\u00e4ftigen Saugapparates, um das, w\u00e4hrend der Dauung fehr verdichtete, feiner Fliiffigkeit beraubte Blut auf-faugen zu k\u00f6nnen. Aber eben dies mehr Cruorartige Blut giebt, indem es fich in den Milchbruftgang er-giefst, auch wieder ein Moment zu der Umwandlung des Chylus in Blut ab. Diefes reifst das iiber-fch\u00fcffige Fl\u00dfffige von jenem wieder an fich, verdichtet den Chylus, macht ihn gerinnbarer, dem Blute \u00e4hnlicher.\nDer F\u00f6tus ferner aihmet nicht durch die Lungen, doch geht in ihm der Entkohlungsact, und zwar un-gemein rafcn vor fich. Anfangs reicht ein einzelnes, bei der Empf\u00e4ngnifs gegebenes Markkn\u00f6tchen dazu hin. Mit zunehmender Entwicklung hat fich das R\u00fcckenmark f\u00fcr den gr\u00f6fsern Bedarf von Nervenftoff ausgebildet, und mit vollendeter Form ftebt auch das Dirn da, um bei dem Mangel an atmofph\u00e4rilcher Luft den","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Stoff zum Entkohlen reichlicher hergeben zu k\u00f6nnen, ein, f\u00fcr den momentanen Zweck verbaltnifsm\u00e4i'sip gro-fses Hirn. Da, wo kein Hirn fielt ausbilden konnte, entwickeln fielt auch unvolikommne Lungen und das Herz gar nicht; eben der nahen Beziehung halber, in welcher beide Organe zu einander ftehen. Grofsten-theiis \u00fcbernimmt die Oberfl\u00e4che des K\u00f6rpers die fehlende function der Lungen und aus dem unaufh\u00f6rlichen Ausd\u00fcnften von Koidengas aus der innern Fl\u00e4che der an Venenblut to reichen, in ihrem Laue der Scbild-driife und der Milz fo \u00e4hnlichen Geb\u00e4rmutter wird dies Gas, aufgenommen von den Luftgefafsen der H\u00e4ute, nieilt an der Oberfl\u00e4che des F\u00f6tuck\u00f6rpers als Schaf-waller niedergefchlagen, wo deffen. loliderer, eiweifsartiger Theii die noch zi:m Theil blofsiiegeuden , Ner-venitoff hauchenden Markkn\u00f6tchen und Nerven W\u00e4rzchen zugleich durch einen leichten Ueberzyg fehiUzt. Gelangt diefer feine, verrnittelft: der H\u00e4ute vielfach gel\u00e4uterte Nahrungsltoff etwa durch die glatte Fl\u00e4che des Mutterkuchens, die bekanntlich aus biofsen Sau<r-adern beftebt, (6. Matmgni von Aninmarchi) nachdem er hier wiederum eine Menge von Kohienftoff an lieh gezogen hat, in den F\u00f6tusk\u00f6rper? bedurfte der F\u00f6tus unter Idiotien Umlt\u00e4nderi einer hefcndern nerv\u00f6fen Verbindung mit dem Mutterk\u00f6rper, und fiedelt er fielt nicht allenthalben an, wo er Kohienftoff genu? f\u00fcr feine Exiftenz v srlindet?\nErreicht auch die Natur, beil\u00e4ufig gefaxt durch die langfam fortichreitende Bewegung des Kindeskopfes durch den nach un-.! nach verftifkten Druck auf denfel-ben bei der Geburt, abgefehen von anderweitigen Folgen davon f\u00fcr die Geb\u00fchrende, den behindern Zweck, dafs die Verrichtung des Hirns allm\u00e4hlich befchr\u00e4nkt, und je weiter jener vorfchreitet, deito mehr unterbrochen werde ? Auf iolche Weife w\u00fcrde das Athnien ver-","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nmittelft der Lungen, welches fo pl\u00f6tzlich eintritt, bis auf den letzten Moment, der gerade der befchr\u00e4nkendfte ift, geh\u00f6rig vorbereitet, und die Ausdehnung der Lungen, deren Wechfelwirkung mit dem Hirn, erfolgte um fo gewiffer, da durch den ungewohnnten Eindruck auch der \u00e4ufsern Luft auf die Haut die bis hierher ge-fteigerte Function derfelben gehemmt, f\u00fcr etliche Momente aufgehoben wird?\nBei dem Scheintode wiederholt lieh abermals das eben gedachte F\u00f6tusleben mit diefem unvollkommenen Athmungsacte, und fetzt lieh bisweilen f\u00fcr eine betr\u00e4chtliche Zeit fort. In einigen Fallen der Art ift auch die fortw\u00e4hrende Th\u00e4tigkeit des Hirns und ein fchwacher Grad feiner Bewegung in befondern Erfchei-nungen bemerkbar. Bei fehr allgemeiner Leitung des Nervenftoffs geht, ohne Beih\u00fclfe des Athmens durch die Lungen, der Entkohlungsact, wenn gleich fchwach, dennoch ununterbrochen vor lieh.\nSelbft im Abfcefs fcheint jener Athmungs- uncl Verbrennungsact wie in obigen F\u00e4llen, nur unter einer andern Form, fielt auszudr\u00fccken. Im Wefentli-chen find die Hauptmomente die n\u00e4mlichen als bei der Dauung, aber mit ver\u00e4nderter Form und Bedeutung der ihn conftituirenden Gebilde ift auch das Formelle deffelben abge\u00e4ndert. In einem organifchen Gebilde, von dem irgend ein Tneil in feiner Lebensf\u00e4higkeit, gleichviel, ob durch \u00e4ufsere oder innere Bedingungen geft\u00f6rt, gehemmt, wo diefer dem Ganzen mehr oder i minder entfremdet ward, i'trebt der Organismus des Fremdartigen, wie man fagt, fielt zu entledigen. Mit der verletzten Integrit\u00e4t ift bereits die gew\u00f6hnliche normale Fortleitung des Nervenftoffs in einem foichen Theil unterbrochen, und der Ergufs deffelben auf diefe,\nin","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"97\nin ihrer Lebensth\u00e4tigkeit ver\u00e4nderte Stelle felhft be-fchr\u00e4nkt. Hier angehfjiift, ergreift er allen vorr\u00e4thi-gen Kohlenftoff und reifst dielen felbft aus tien benachbarten Gebilden h\u00e4ufig an fich. Hierdurch wird ein \u2022grofser Theil von vVarmeltoff, der fich zugleich entbindet, frei, und giebt den f\u00fchlbar erh\u00f6hten W\u00e4rmegrad in diefem Theile. Diefer, des Lebens unf\u00e4hige, oder nur auf einem ungleich tiefem Grad von Lebensth\u00e4tigkeit oder AthmungsF\u00e4higkeit begriffene Theil felbft und die, in Helfen N\u00e4he gelegenen Gebilde lockern lieh auf, der Widerftand wird geringer und das Blut ftr\u00f6mt unaufgehalten nicht allein durch die Gef\u00e4fse, fondern auch durch die offnen aufgelockerten Zwiichen-r\u00e4ume, die nun felbft gleichfatn Pulsadern werden, wie es in fr\u00fcheren Perioden auch wohl bei dem Embryo der Fall war,\u2014 hier R\u00fcckbildung, Zerft\u00f6rung organifirt gewefener Gebilde. \u2014 Erh\u00f6heter W\u00e4rmegrad, Rothe, Gefchwulft, Puliation fallen in die Erfcheinung. Auf folche Weife werden felbft mehr oder weniger die lebendigen, die todte Stelle zun\u00e4chft umgebenden Theile in den Zerft\u00f6rungsact hineingezogen; der ven\u00f6fe Cliarak-ter und mit ihm die Einfaugung gehen unter, und die einfeitige Th\u00e4tigkeits\u00e4ufserung deutet auf das Darniederliegen, auf die kraftlofe Renitenz eines entge^enue-fetzten Proceffes gegen den in diefer Stelle waltenden Zerft\u00f6rungsact. Endlich erzeugt fich auf der Gr\u00e4nze des Lebendigen und des Todten , wo ein Zwifchenzu-ftand von volikomniner und unvollkomrnner Bildung Statt haben mul's, ein Aftergebilde, ein Sackf\u00f6rmiges Gewebe, innerhalb welchem das Product der Zerft\u00f6rung fich anh\u00e4uft, mittlerweile fich aufscrhalb denselben Alles wieder zur regelm\u00e4fsjgen Bildung anlegt, ein Stoff, erzeugt aus zerft\u00f6rten orgaiiilchen Gebilden, wie im Magen, welcher auch der allm\u00e4hlich beginnenden Bildung vielleicht einigermafsen dienen rnufs, folg-M. d. Archiv. VIII. l.\tG","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nlieh Nahrungsftoff enth\u00e4lt, \u00e4hnlich dem Chymus, der aber durch Mangel an Abflufs in kurzer Zeit eine vorn Chymus mehr und mehr abweichende Befchaffenheit annimmt.\nEs entwickelt lieh demnach in einem Gebilde, welches in feiner Lebensth\u00e4tigkeit auf diefe oder jene Weife fo verletzt ward, dafs dadurch feine Leiter unbrauchbar wurden, fo wie aus den benachbarten Thei-len auf Veranlagung des in denfelben fich anh\u00e4ufenden Nervenftoffs, befonders in der Tiefe eines folchen Thei-les eine Menge von Carbon. Beide Gasarten zerft\u00f6-ren einander, zugleich die mit Carbon \u00fcberladenen Theile felbft, und es erfolgt ein Niederfchlag von w\u00e4fsriger Feuchtigkeit. Das Erzeugnifs der Zerft\u00f6rung ift eine milde Fliiffigkeit, welche der fortgefetzten Leitung auf mehrfache Weife ein Ziel fetzt, unterdeffen dafs auf der Gr\u00e4nze der Zerft\u00f6rung aus den fichtbar erweiterten Gef\u00e4fsen eine ungew\u00f6hnliche Menge von gerinnbarem Stoff an die freiliegenden Markkn\u00f6tchen abgefetzt, und hiermit der Bildungsprocefs nach und nach wieder eingeleitet wird. Die Erfcheinungen im weitern Verlaufe diefes Vorganges, im regelm\u00e4fsigen fowohi, als in dem von diefem abweichenden Zuftande, die fortgefetzte Eitererzeugung, die St\u00f6rungen und Ab\u00e4nderungen derfelben erkl\u00e4ren fich aus dem Ueberflufs des gerinnbaren Stoffes, aus der Befchaffenheit deffelben, aus den durch das Gem\u00fcth erregten fehlerhaften, ps-racle auf diefen Theil vor andern wirkenden, in ihren Folgen Zerft\u00f6rung unausbleiblich herbeifiihrenden Leitungen, wie aus \u00e4ufsern, auf die n\u00e4mliche Weife ihren Einflufs \u00e4ufsernden Bedingungen, was aber nicht hierher geh\u00f6rt.\nSichtbarlich waltet in diefen Gebilden, und zwar nicht blofs in folchen, in denen durch irgend eine, von aufsen oder innen her gegebene Bedingung, die","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"99\nZerftorung eingeleiiet, die ihr angeh\u00f6rige Th\u00e4tigkeit aufgeregt, zur vorherrfchenden Wirkung angereizt ward, fondern aucii felbft in den \u00ababgelegenen, noch vollkommen lebenden Theilen ein Zerftorungsact, der folche Deutungen des Entziindungsvorganges kaum zu-l\u00e4ffig macht, welche das Wefen derfelben in einem ge-fteigerten Acte der Vegetation finden, der auf fchnel\u00ab lerem Stoffwechfel beruhet, als zu der Unterhaltung des Lebens im ruhigem Zui'tande n\u00f6thig fey; oder in einem \u00f6rtlich abnorm hervortretenden Gef\u00e4fs - oder \u00dfil-dungslebens, oder auch in einer, durch einen Heiz hervorgerufenen regelwidrigen Th\u00e4tigkeit des piaftil ;-hen Syftems, welche neue regelwidrige Producte hervorzubringen, und dadurch den Reiz zu entfernen ftrebt. Ein gel\u2019teigerter, zugleich aber zerft\u00f6render BiI lungs-act enth\u00e4lt einen VViderfpruch in ficli felbft. Einfeitig erh\u00f6hete Th\u00e4tigkeit, ausgehend von einem zerft\u00f6ran-clen Princip, fcheint in diefem Act unverkennbar zu feyn, diele deutet aber auf das Erlofchenfeyn einer andern entgegengefetzten Seite und Alles ordnet lieh, tritt wieder unter die Regel, fobald als beide Seiten lieh mit einander ausgeglichen haben. Nur fo viel hier \u00fcber die befondere Bewegung und das, hei dem Ent-zimdungsVorg\u00e4nge fcheinbar erh\u00f6hete Leben : von der erh\u00f6heten Senfation wie von der Reproduction, infofern letztere wiederum unter die Analogie des Ath-inens f\u00e4llt, weiterhin ein Mehreres.\nEs g\u00e4be dem zufolge einen anderweitigen, dem vegetativen gegen\u00fcber hebenden felbftl't\u00e4ndigen, im Organismus felbft begr\u00fcndeten , der Zerftorung angeh\u00f6ri-gen Act, infofern n\u00e4mlich von Trennung und vor-lierrfchender Th\u00e4tigkeit von einem der Lebensfacto-ren die Rede ift, deffen Princip nicht in der \u00e4ufsem Natur, fondern im Organismus felbft, und zwar in einem Gebilde enthalten w\u00e4re, von welchem gerade\nG 2","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"lOO\nh\u00f6here Lebensf\u00e4higkeit und animalifche Th\u00e4tigkeit aus* gehen iolien. Der Organismus fchiitzte lieh demnach nicht gegen die \u00e4ufsere Natur, fondern gegen fich felbft, gegen die Bedingungen von Zerft\u00f6rung, welche innerhalb feiner eignen Sph\u00e4re enthalten find?\nAber das organifche Leben felbft ift ja nur das Refultat der Ver\u00e4nderlichkeit, des Umtaufches, des Stoffwechfels ; es befteht in dem ewigen Wechfel der Subftanz, der Zerfetzung und Wiedererfetzung ! ift nicht fchon in diefem Begriff die Nothwendigkeit von der Gegenwart pofitiver Gegenf\u00e4tze ausgesprochen ? Wird nun das Nervengebilde dem vegetativen gegen, \u00fcber geftellt, fo darf von blofser Hemmung, Befchr\u00e4n-kung, als von unbeftimmten Begriffen, kaum die Rede feyn. Es mufs, wie auch fchon die W\u00f6rter \u201eZerfetzen u. dgl.\u201c befagen, ein pofitiver, eine befondere Th\u00e4tigkeit hervorrufender, dem vegetativen geradezu entgegengefetzter Act im Organismus gegeben fe- n, ein zerfetzender, zerft\u00f6render, deftructiver, com-fumptiv\u00e9r Act.\nBei einem fo in fich abgefchioffenen Ganzen, als es der thierifche Organismus ift, l\u00e4fst fich auch disfes zerft\u00f6rende Princip nicht fowohl aufser demfelben, in den Verh\u00e4ltniffen der \u00e4ufsern Natur, als vielmehr innerhalb feinem eignen Gebiete fuchen. Es werden vielmehr die Gegenf\u00e4tze als die Gr\u00fcnde aller Bewegung und Ver\u00e4nderung in ihrem gemeinfamen Wirken, in ihm felbft enthalten feyn. Was die \u00e4ufsere Natur dazu thut, kann nur dazu dienen, dielen zerft\u00f6renden Act im Organismus auf diele oder jene Weife, von diefer oder einer andern Seite her einzuleiten, ihn rege zu machen, fie bietet nur die Gelegenheitsurfachen zu der Aufreizung feiner behindern Th\u00e4tigkeit dar.\nUeber die Bedcutfnmkeit der vegetativen Sph\u00e4re im Organismus und deren Vorhand, den Kohlenfioff,","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"401\n\u00fcber die Wichtigkeit feiner Werkft\u00e4tte, aus welcher nach jenem Vorg\u00e4nge im Magen das zerft\u00f6rende Princip je weiter, jo mehr ausgefchloffen zu fevn fcheint und dergleichen mehr, hat man lieh neuerdings beftimuit und zureichend ausgefprochen, diefer Lebens-fph\u00e4re die Wiwdigung wieder zugeeignet, welche ihr eine Zeitlang en^0gen War. Weniger Beftimmtheit enthalten die AusIpriiUja \u00fcber den ihr enigegengefetz-ten Lebensfactor, weicmr \u00dfch deutiieh genug in der Reaction gegen jenen aulsu-t, Befchr\u00e4nkung und diefer \u00e4hnliche Begnhe dr\u00fccken wenjg aus; die Idee von Paifivit\u00e4t ..t hier, wie in\tVorr\u00e4nge im Or-\nganismus, welcher er fey, gar nicht \u2014\nWahrfchein\u00fcch ift es, dafs lieh der t!orwn. w:8 der W\u00e4rmeftoff unausgefelzl aus den fortw\u00e4hrt.-\u00bb,jaa hiochenrifchen Proceffen im Organismus entwickelt. Schon bei gew\u00f6hnlichen chemjfchen Acten find Gasentwicklungen feinerer Art bemerkbar, wie vielmehr in der hohem Natur des thierifchen Organismus, wo diefe Gasart durch befondere Organe ver\u00e4ndert, h\u00f6her potenzirt, ungew\u00f6hnliche, dem Carbon entgegengefetzte Erfcheiuungen, \u00e4ulserfte Schnelligkeit in ihrer Th\u00e4tigkeits\u00e4ufserung veraniafien und als in\u2019ter ft es materielles Glied dem Subftrate der geiftigen, als ober-ftes dem der organitchen Bewegung, dem Licht und dem Carbon dienen mag. An mancherlei auffallenden Erfcheinungen verr\u00e4th \u00fcbrigens vor andern gew\u00f6hnlichen der Nervenftoff leine Natur, ? bei gegebenem Ueberfchufs delielben, und zu rafchem, unaulgehaltenem Str\u00f6men durch Leiter, welche lange Zeu hindurch in ihrer Th\u00e4tigkeit \u00fcberfetzt, durch ein UebermaaG \u00fcber die Geb\u00fchr angeftrengt, jetzt erfch\u00f6pft, gel\u00e4hmt, ihn unaufgehalten, ungeregelt \u00fcber allen vorrathigen Koh-lenftoff ergiefsen. Aber, erft entbunden, ift er noch nicht Nervenftoff. Ins Hirn bei dem Menfchen, zum","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"1013\nTheil vielleicht durch H\u00fclfe der aufrechten Stellung, bei Thiereii leichter ins R\u00fcckenmark geleitet, wird er auf einem langen Wege von Markknoten zu Markkno-ten bearbeitet, und wahrfcheinlich auf eine h\u00f6here Stufe als der electrifche und galvanifche Sto\u00df1 ftehen, gefteigert. liier dient er als unterftes materielles Sub-ftrat der mentalen Function fowold a^s deren Beziehungen zum Organismus, aber-,JS folcher r\u00fcckw\u00e4rts aufs vegetative Syftem, auf da\u00bb Carbon getragen, giebt er den pofitiven Gegenfatz z* diefem, wovon bis hie-her die Rede war.\nJeder Markkno\u00ab-1 dt Repr\u00e4fentant des Hirns, ja, im gegebenen F\u00bb-\u2019 treten bei aufgedrungenem fremdartige\u00ab St^'r mehrere derfelben zu einem Hirn feiner y\\rt \u00abmJammen, von denen Wirkungen ausgehen k\u00f6n-vOii, durch welche die natureem\u00e4fse Tb\u00e4tigkeit des Hirns und feiner Leiter felbft beeintr\u00e4chtigt, oder nach und nach g\u00e4nzlich aufgehoben wird, wovon weiter unten. Wo aber in einem lebenden Gebilde nur ein freies Markkn\u00f6tchen erfebeint, da beginnt auch unter gegebenen Bedingungen und bei dem Hinzutritt eines gerinnbaren Stoffs der Athmungsact und mit ihm Ge-itaJtung. Deshalb darf der F\u00f6tus nicht durch die Lungen athmen, diefe find vielmehr zufammengefun-ken, damit der freien Leitung kein Hindernifs begegne. Aus diefem Grunde bed\u00fcrfen io viele Thiere kaum der atmofph\u00e4rifeben Luft zum Athmen, befonders folche, bei denen das Medi\u201d\u201c\u00ab \u00bb in welchem fie leben, den Ent-kohiungsact heg\u00fcnftigt, deren Hirn unverh\u00e4ltnifsm\u00e4-fsig klein JA. Bei andern fcheinen einzelne Markknoten d;- Steile des Hirns zu vertreten. Jm Ei find pla-Ailcher Stoff und Markknoten gegeben, es fehlt nur die Bedingung der W\u00e4rme zum vollkomm n>\u00bbren Ath-jnungsprocefs. Bei dem Reproductionsact bedarf es kaum der Ber\u00fchrung des plaftilehen Stoffes mit einem","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"403\nMarkknoten, uni fogleich den Athmungsact'zu erre* gen und beide, den neuen Stoff wie den Nerven zu einem Ganzen, Lebensf\u00e4higen zufammenzufchmelzen.\nLegen fich Markkn\u00f6tchen etwa aus dem h\u00f6chften Erzeugnis des Blutes, das fc\u2019non einige Form fich angeeignet hat, aus den Blutk\u00fcgelchen an? Und, welches\" der Gefchlechter giebt bei der Erzeugung den er-ften Markknoten, welches den plaftifclien Stoff her? folgt letzterer, lobalcl als er nur in die Atmofph\u00e4re von Formen gelangt, angezogen der Richtung und Leitung, welche ihm der Markknoten mittheiit, erfolgen nicht Bewegung, Geflaltung, Leben, wo es fey, wenn nur beide in Ber\u00fchrung kommen, wenn der Theil in den fie fallen nur ein fchon lebender, und jade Bedingung zur Zerft\u00f6rung von aufsen her ausge* fchloffen ift? Ueberhaupt d\u00fcrfte doch wohl nur bei dem Act der Zeugung plaftifcher Stoff als folcher, d. h. als bereits zum teilen ftarren Stoff zufammengetrete-ner gegeben ieyn. Lei der Reproduction wird er immer nur aus den w\u00e4fsngen, dunftformagen Theben des Bluts niedergefchlagen. Hier ergreift der Nervenftoff, den die Markknoten von allen Seiten aushauchen, zu-v\u00f6rderft den nur leicht gebundenen Kohlenftoff, die W\u00e4rme, dem Carbon ohnehin nicht lehr verwandt, wird bei dem Uebertritt des ii\u00fcffigen Stoffes in einen feftern, frei, es erfolgt zuerft ein formloier Niederfchlag, der, jedoch nicht mit gleicher Kraft, nach allen Dimenfio-nen hin, angezogen, den animalifchen Kryftali, di* Zelle bildet und fo ins Leben tritt.\nDie Natur hat auch die leitenden Werkzeuge ari* h\u00e4ufigften an die Stellen hin verlegt, wo der Zerft\u00f6-rungsact am kr\u00e4ftigften vor fich gehen mufste, und diu Organe der Einwirkung derfeiben entzogen, in welchen jener Act unbemerkbarer und mehr zu Gunften ih rer eignen Exjftenz erfolgt, wo deii\u2019en Einflufs zu","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"ungleichf\u00f6rmig und ft\u00f6rend w\u00fcrde eingewirkt haben. Wer kennt nicht das Verh\u00e4llnifs der Nerven zu den Ventri und in Zeigender Stufenfolge zu den bewegte\u00ab j en Arterien, endlich zu dem in jedem Tunkte von Nervenitrotzenden, ewig bewegten Capiilarfvftem.\nltben fo bemerkbar als bei den \u00fcbrigen, obengedachten Vorg\u00e4ngen wird der n\u00e4mliche Act beiden, der wiilkiibrJichen Bewegung beftimmten Gebilden. Wie die \u00e4ulsere Natur \u00dfeltimmungen zu der Einleitung des im Organismus felbft bedingten Zerlt\u00f6rungsproceffes liergiebt, fo enth\u00e4lt die willk\u00fchrliche, durch Uebung und Gewohnheit erworbene Leitung\u00bb des Nervenftoffs von der mentalen beite her einen anderweitigen Grund f\u00fcr diefclbe. Nur dafs liier die gew\u00f6hnlichen Schranken der ununterbrochenen Fortleitung des Nervenftoffs in der Zeit \u00fcberfeinitten werden, wie auch das bald nachfolgende Gef\u00fchl von Erlchopfung, Erm\u00fcdung bezeugt. Die gr\u00f6ssere Kraft\u00e4ufserung eines folchen Organs kann hier keinen Widerfpruch enthalten, infofern der Zerft\u00f6rungsact eine felbftft\u00e4ndige Th\u00e4tigkeit vorausfetzt und Bewegung als Refultat von jener mehr oder minder auf (liefe oder jene Weife hervortritt. Alle Ericheinungen und Folgen von einer zu heftigen und zu anhaltend fortgefetzten Bewegung diefer Art deuten nur zu fehr aut Gonfumptioo, Lerlt\u00f6rnng und auf den Antheil hin, den das Hirn an diefem Vorg\u00e4nge nimmt, .'--euere Erfahrungen , aus denen hervorgeht, dafs -Aas Musktdfleifch w\u00e4hrend der Contraction an Volumen abnimmtj (Enncin, Qrulthuifen) w\u00fcrden f\u00fcr die hier ge\u00e4ulscrte Meinung nicht beweiskr\u00e4ftig feyn, \u00e4ndern im Gegentheil die Muskelfafer, durch den Ein-dlufs des momentan \u00fcberwiegenden Nervenftoffs mehr oder minder aufgelockert, die BreitendimcnGon ein-nehmen , folglich verk\u00fcrzt, und dem Ausfpruch der altern Beobachtungen zufolge in feinem Volum vergr\u00f6-","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"105\nfsert werden m\u00fcfste. Dafs der Frotchfchenkel, welcher der gefchloffenen galvanilchen Ivette l\u00e4nger ausge-fetzt ward, nicht nur feine Reizbarkeit g\u00e4nzlich ein-biifst, fondern auch bald in F\u00e4ulnifs iibergebt, (llum~ holde u, a.) geh\u00f6rt als Beweis hierher.\nSelb ft bei den Sinnesverrichtungen liefse Geh das d\u00e4mliche nachweifen, vor andern bei dem faft ganz aus h\u00e4utigen und wafsrigen Theilen zufammengefetzten Auge, deffen nicht zu erm\u00fcdende Th\u00e4ligkeit und faft ununterbrochener Zerfetzungsact eines fo betr\u00e4chtlichen , dem Hirn nahen Leiters bedurfte, dies um fo mehr, da der Nerveuftoff in diefem Fall von zwei Seiten her, von beiden, ihm verwandten Stoffen, in An-fpruch genommen wird. Ein Mal n\u00e4mlich, von dem Carbon , auch von dem Antheil deffeihen, welchen der Lichtftoff auf feinem laugen Wege zum Auge hin, nebft anderweitigen Gasarten, durch die l'chnelle Bewegung mit lieh fortgeriffen, und wie im electrifchen Procefs, theils im Gemifche auf chemifche, theils im Gemenge auf mechanifche, zwar innige, doch leicht trennbare Weife, Geh angeeignet hat. Diefe fremdartigen, in leichterer Milchung begriffenen Stoffe, werden vielieicnt auf dem Grunde des Auges > der mit Markknoten an-gef\u00fclii. jft, dur*Hi eine Ichnelle Entmifchung, wie bei den electrifchen Erfcheinungen, gefchieden, und ein Theil von ihnen wird zum Behuf der Waffererzeugung niedergefchlagen. Der nunmehr freiere Theil des Lichts wird, in Verbindung mit dem Nervenftoff, auf die Iris zur\u00fcckgeworfen, hier wieder gebrochen, ge-fchieden, und mit dem n\u00f6tbigen Antheil von Nervenftoff als reineres Licht dem Hirn zugef\u00fchrt.\nIn allen jenen F\u00e4llen aber erleheint der Act des Athmens als der Kanon f\u00fcr die \u00fcbrigen; allenthalben zeigt Geh tier Nervenftoff in feiner Th\u00e4tigkeitsform eben fo leibftft\u00e4ndig als das CarboD, Nur erfcheint ec","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\ndurchaus heterogener Natur mit diefem, daher allenthalben den Kohlenftoff anziehend, ihn zerft\u00f6rend, gleich dem Sauerftoff in der todten Natur. In der h\u00f6hern heifsen die Abftufungen Carbon, Nervenftoff, Licht.\nIhrer animalifchen Natur und dem Geletze der Zerft\u00f6rbarkeit nach, denen auch die Leiter felbft folgen muffen, wird endlich der Moment eintreten, in welchem nach ansreftrengterer Tlnitiekeit, deren Lei-tungsf\u00e4higkeit, mit diefer die YVillkiihr, ihr Ende erreicht, und der Nervenftoff ohne St\u00f6rung von aufsen her, unter der Wechfelwirkung des Hirns und der Lungen i'orti\u2019tr\u00f6men und einen gr\u00f6fsern Antheil f\u00fcr das, nunmehr gefteigerte, vegetative Leben hergeben kann.\nEben diefer Antheil, welchen das Hirn an allen jenen Vorg\u00e4ngen nimmt, bleibt fo lange vom Gemiithe unbemerkt, als der Zerft\u00f6rungsact nicht die gew\u00f6hnliche naturgem\u00e4fse Grenze \u00fcber fehreitet. Dar\u00fcber hinaus erfolgt erft das Gewahrwerden von dem Ueber-flufs, Mangel, oder von der einfeitigen Ableitung des Nervenftoffs der ungleichf\u00f6rmigen Vertheilung und Th\u00e4tigkeits\u00e4ufserung deffelben : Senfation, ein von Seiten des Organismus gegebener pathologifcher Zuftand des Gemnths, von diefer\u00bb auf den jedesmaligen ^rt .fihergetragen, der nicht Statt finden\u2019\u2019kann, io Dng\u00ae Alles der Regel folgt und unter die Kategorie der Zer-ft\u00f6rung zu ftelien ift.\nZu einem hohen Grade hinauf k\u00f6nnen beide Bedingungen der organifchen Th\u00e4tigkeit unter g\u00fcnttigen TJmft\u00e4nden gefteigert werden, ohne St\u00f6rung und Beeintr\u00e4chtigung des Ganzen, fo lange n\u00e4mlich ein richtiges ungeft\u00f6rtes Verh\u00e4ltnifs in beiden obwaltet. Je h\u00f6her aber zugleich die Bedingungen der Zerft\u00f6rung gefteigert find, je mehr von einer Seite des zerlt\u00f6reu-den, und von der andern des zu z i h\u00f6renden Stoffs gegeben ift, je energifcher der aus beiden hervotge-","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"107\nIjentle Act erfolgt, defto kr\u00e4ftiger wird auch bei gegebener Veranlaffung der Zerft\u00f6rungsact vor fich gehen, und es wird einer defto unbetr\u00e4chtlichem Gelegenheits-xirfache bed\u00fcrfen, um ihn einzuleiten. Ein Mal eingeleitet aber und durch nichts aufgehalten, wird er als felbftft\u00e4ndige Th\u00e4tigkeit, die eben ihren Stoff aus der Zerl\u2019etzung felbft entnimmt, fich bis dahin fteigern, wo er in das Gebiet des vegetativen Proceffes nicht weiter eindringen, diefer jenem wieder das Gleichgewicht halten , ja f\u00fcr eine kurze Zeit einigermafsen die Vorherr-fchaft fich zueignen kann.\nBei der Heftigkeit des allgemeinen Proceffes aber kann es nicht fehlen, dafs nicht irgend ein Theil, welcher der rafchen, \u00fcbereilten Fortleitung ein Hinder-nifs auf die oben angedeutete Art, wenn auch nur leicht, in den Weg legt, diefer felbft mit einem Theil feiner Umgebungen in den Zerft\u00f6rungsact hineingezogen w\u00fcrde und fich zugleich auf eine deutlicher in die Augen fallende Weife als \u00f6rtliche Entz\u00fcndung, wie oben hei dem Abfcefs, kund th\u00e4te.\nDiefen Uebelft\u00e4nden fucht die Kunft vorzubengen, oder ihnen abzuhelfen, indem fie entweder das Avre-gat des zu zerfl\u00f6renden Stoffes felbft, mithin auch die Summe des Nervenftoffs und deffen Intenfit\u00e4t mindert, oder, indem fie, wenn jenes nicht gen\u00fcgt, dem zu rafchen Gange der Zerft\u00f6rung durch Einfcliub hctero-\u201e gener Gasarten Einhalt thut, den chemifchen Act um\u00e4ndert, eine minder heftig einwirkende, weniger tief in den Kohlenftoff eingreifende Gasart in die Mitte von beiden ftelit. Irgend eine Gasart, welche, durch innere Bedingungen entwickelt, mit dem Carbon in ein \u00e4hnliches Verh\u00e4ltnis tritt, von welcher ein Theil aber auch ein Quantum von Nervenl'toff auf chemifche Weife an fich reifst, diefen gleichfam neutralilkt, und ihn","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\ndurch diefe Um\u00e4nderung der niedern Gasform n\u00e4her gebracht, auf dem Wege mit lieh fortf\u00fchrt, welchem alle , mehr Gasf\u00f6rmige aus dem Innern des Organismus entwickelten Stoffe zu folgen pflegen, dem durch die Lungen zum Theil, befonders aber durch die Haut und durch den Waffer erzeugenden, dies aus den zugef\u00fchrten Gasarten niederfchlagenden, und eine Menge von zerlt\u00f6rtem Stoffe mit fich reifsenden Apparate, den Nieren. Was hier die Kunlt dazu thut, iit klar, \u00dfe modificirt, leitet den Zerft\u00f6rungsact, mafsigt, hemmt ihn auf diefe oder jene Weife, kommt der etwa ermangelnden Th\u00fctigkeit zu der Entfernung des Zerft\u00f6rten und wieder Zerft\u00f6renden zu H\u00fclfe, beg\u00fcnftigt den Ablauf des ganzen Actes auf eine minder eingreifende, fch\u00e4dliehe Weife, aber fie zerfr\u00f6rt in diefem Falle immer feibft.\nWunderbar, faft noch mehr als die Zerft\u00f6rung derSpeifen, ift die fchnelle Umwandlung anderweitiger, nicht der Ern\u00e4hrung dienender Stoffe in Gasform, innerhalb des Magens. Wahrfcheinlich gefchieht dies durch H\u00fclfe des Nervenftoffs, welcher nun durch Neu* tralifation wieder mehr in die Natur der Gasform eingehend, e|ien ^Theil feiner zerft\u00f6renden Eigenfchaft einb\u00dffst, aber auch die ihn saufnehmende Gasart modificirt, diefer einen Theil feiner eignen Natur mittheilt, io in einem anderweitigen Verh\u00e4ltmfs an das Garbon gebunden, zuniiehft in die Leber und Milz \u00fcbergeht, lind hier in dar Werkft\u00e4tte des Carbons Ver\u00e4nderungen veranlafst, die fich diefem ganzen Syftem mittheilen, bevor jene Gasart entferntere Gebilde erreicht. So mag vielleicht die auffallende Wirkung der metalli-fchen Stoffe, welche fchon f\u00fcr fich der Gasform n\u00e4her kommen, der zufammengefetzten falzigen, wie einer Klaffe von narcotifchea Mitteln, welche in ihren.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"109\nWirkungen ihr kcfonrleres Verh\u00e4Jtnifs zu dem Nerven-ftoff deutlich genug kund thun, und mehrerer andern zu erkl\u00e4ren feyn. Es leiten indeffen auch mehrere von ihnen den nur zum Gas gebundenen Nervenftoff, und mit diel'em den anderweitig modificirten Zerft\u00f6-rungsact auf folche Gebilde hin und ab, denen lie ielbft n\u00e4her angeh\u00f6ren, durch welche fie am leichteften auS-gefchieden werden, deren oberfl\u00e4chliche Zerlt\u00f6rting von minderm Belang und leichterem Erfatz ilt. Das N\u00e4mliche thut ja in gegebenen F\u00e4llen auch die Kunft, z. B. durch Purgiren und Erbrechen erregende, roth und wundmachende Mittel, und durch alle diejenigen, welche, in einigem Grade zugeiaffen, ihre allgemeinere Wirkung in die Augen fallend an der Nervenparthie kund thun, welche jenen Verbindungsnerven als Gashauchende vor andern dienftbar find, an den dr\u00fcugen und h\u00e4utigen TheiJen des Halles. Immer kommt es auf den Ort an , in dem man jenen Act am bequemften, licherften, und dem jedesmaligen Zweck angemeffenften einleiten kann.\nAnderweitige Zuft\u00e4nde der Factoren des Lebens, deren Verh\u00e4ltniffe zu einander und Gradverfchiedenhei-ten und dergleichen mehr, liegen aufserhalb dem Plan diefer Andeutungen. In allen diefen F\u00e4llen aber, Ielbft bei der fogenannten Colliquation und den \u00e4hnlichen Erfcheinungen auf einer ungew\u00f6hnlich tiefen Stufe des vitalen Actes, kann von Paflivitant nicht die Rede feyn, denn auch diefe geh\u00f6ren in das Gebiet des von einem Gebilde auf das andere \u00fcbergehenden Zerft\u00f6rungsactes und der immer vermittelnden, auf Ausgleichung au* tragenden Naturth\u00e4tigkeit,\nMit der Wirkungsart der Contngien und Miasmen endlich trifft unter einiger Ab\u00e4nderung der Act des Athmens wieder zufammen. Wie die Nerven das ihnen","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nangeh\u00f6rige Fluidum aus der Zerfetzung \u00fcberall aufneh-inen, fo nehmen einzelne Markknoten, als Gasf\u00fchrende Werkzeuge, fremdartige, ihnen von aufsen her aufgedrungene, doch der Gasform angeh\u00f6rige Stoffe auf. Vermitteln des hinzugetretenen Nervenftoffes werden diele verfl\u00fcchtigt, und treten aus dem palpabeln Zu-ftande in die Gasform zur\u00fcck, auch vielleicht \u00fcber diefe hinaus, wozu, wie bei jenen innerhalb des Magens in Luftform \u00fcbergehendenSubflanzen, es allerdings nur einer fehr unbedeutenden Menge davon bedarf. Diefe Markknoten treten gleichfam zu einem Hirn ihrer Art zufammen, in welchem nun eine gemilchte, dem Hirn felbft fremde Gasart bereitet wird, die ihre Gegenwart durch befondere Erl'cheinungen in der ah-geauderten liirnth\u00e4tigkeit felbft und Einwirkungen auf die Organe, auf welche fie zun\u00e4chft abgeleitet wird, durch Zeichen der allgemeinen St\u00f6rung des Lebensactes und Affection des Gemeingef\u00fchls, befonders aber durch einen anfangenden Zerft\u00f6rungsprocefs im Nervenrna-terial felbit und deffen Leitern mehr oder weniger vor\u00fcbergehend documentiren. Auf der andern Seite er-fcheinen aber auch Merkmale von Entzweiung und Trennung des Kohlenftoffs vom Nervenftoff in der Form von ungeregelter Bewegung, Anh\u00e4ufung, anfangender Zerfetzung innerhalb der Werkzeuge des, feinen chemifchen Ver\u00e4nderungen mehr \u00fcberlaffenen Blutes. Auf der h\u00f6chlten Stufe ihrer Verfl\u00fcchtigung, die, ihrer Natur nach, jede innerhalb eines beftimm-ten Termins erreicht, bezeichnen fie ihr Dafeyn und ihre feindliche Einwirkung aufs Nervenfyftern felbft durch die fichibaren Spuren von \u00f6rtlicher Zerft\u00f6rung eigenthiimlicher, ihrer Natur und ihrer Beziehung zum Organismus angemelfener Art an dem \u00e4ufserften Ende des Gashauchenden Apparates, nachdem fie, ihrer mehr Gasartigen Natur getreu und durch die Aufnahme von","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Ill\neinem Theil von Nervenftoff hierzu geeigneter, fich auf ihrem Wege dahin an das, aus dem unvollkommenen Zerfetzungsact iiberfchiiffige Carbon binden. So werden fie vermittelft diefes und der frei werdenden W\u00e4rme auf den gew\u00f6hnlichen, den Gasf\u00f6rmigen Stoffen angewiefenen Wegen, durch die Lungen, Haut und Nieren ausgefchieden. Wollte man diefe Erfchei-nung, da fie von gasf\u00f6rmigen Stoffen abb\u00e4ngt, und mit dem G\u00e4hrungsprocefs eine Aehnlichkeit zeigt, Ab-fch\u00e4umung heifsen, io k\u00e4me es auf die Benennung nicht an. Mit diefer eigent\u00fcmlichen Art von Zer-ft\u00f6rung ift eine faft g\u00e4nzlich umge\u00e4nderte Textur der innern Fl\u00e4che der allgemein ergriffenen gasf\u00fchrenden Gebilde und mit ihr eine Ab\u00e4nderung ihrer Bewegung und vitalen Th\u00e4tigkeit f\u00fcr die Folgezeit unzertrennlich verbunden. Vermittelft des abermaligen Gebunden-feyns an das Carbon biifsen jene Gasarten ihre fl\u00fcchtigere Natur wieder ein, treten gleichfam in die Gasform zur\u00fcck, h\u00e4ngen fich an die niedergefchlagene Feuchtigkeit, und mittelft diefer an den zerft\u00f6rten pla-ftifchen Stoff, der nun zu neuen Vehikeln f\u00fcr die wei* iere Fortpflanzung dienen.\nEinige jener Stoffe zeigen bekanntlich einen hohen Grad von Fl\u00fcchtigkeit: andere bed\u00fcrfen dagegen eine ungew\u00f6hnlich lange Zeit zu ihrem Uebergange in die Gasform und documentiren dadurch zugleich das lange Str\u00e4uben des Gasapparates gegen die Aufnahme derlelben in die Leitung. Aber endlich aufgenommen bezeichnen fie auch ihre Ausartung und Heterogenit\u00e4t auf eine auffallende Weife. Auch diefe deuten die Vollendung ihrer Gasform, den h\u00f6chflen Grad ihrer Ausdehnung an durch die beginnende Ze.rft\u00f6rung in dem Ort, von welchem fie zuerft ausgingen, von ihrem Hirn her, wo der Grad derlelben tun h\u00f6chflen","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\ngefteigert feyn mufs und allgemeine Zerft\u00f6rung Folgt ihr auf dem Fufse.\nSo wird der vitale Act durch die Trennung der* Lebensfactoren nach und nach aufgehoben, der Ner-Venftoff erf\u00e4hrt eine g\u00e4nzliche Um\u00e4nderung feiner Ei* genfchaften, hilfst ferne Leitungsf\u00e4higkeit ein, h\u00e4uft nicht abgeleitet fielt in feiner Ofiicin an und richtet in feinem Material Verwiiftung und Zerft\u00f6rung an. Auch in diefer Mifchung greifen jene Stoffe, wie es fcheint, mit eben der Schwierigkeit an das Carbon, als fie vorher in die Gasform \u00fcbergingen, werden deshalb durch die gew\u00f6hnlichen Luftwege nicht nusgefchieden, das un-zerfetzte Carbon h\u00e4uft fielt feiner Seits an, wird nach neuern Wahrnehmungen dick und des Serums faft ganz beraubt, beginnt in feinem Material gleichfalls eine chemifche Entmifchung, worauf die neuerlich entdeckten Luftentwicklungen und Anh\u00e4ufungen deuten, und der vegetative Procefs wird bis zu ferner eilten Quelle hin, in welcher aus Mangel an Leitung ohnehin keine Zerfetzung Statt haben k\u00f6nnte, fo unterdr\u00fcckt und gehemmt, dafs felbft der Naturtrieb f\u00fcr den Erfatz des Carbons und deffen Vehikels in Abfcheu und Widerwillen dagegen ausartet, und bei dem blofsen Anblick folcher und ihnen \u00e4hnlicher Dinge unwillk\u00fchrliche Bewegungen in den benachbarten Theilen, den Hals und Brultmuskeln befonders zu bemerken lind. Unvoll-kourmne, Blitz\u00e4hnliche Ableitungen auf die der Ue-bungund Gewohnheit untergeordneten Organe, Erfehi.it-terungen, die auf das Str\u00e4uben der Leiter gegen den-felben Stoff deuten, find die immer kurzem Intervallen, die Vorl\u00e4ufer der nun bald g\u00e4nzlich gehemmten Leitung und des untergehenden Lebensactes,\nAuch in diefen F\u00e4llen bleibt f\u00fcr die Kunft wohl Nichts \u00fcbrig, als den Anh\u00e4ufungen und deren Folgen auf beiden Seiten zuvorzukommen, dem entz\u00fcndlichen\nZer-","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"113\nZerft\u00f6rungszuftande des Nervenmalerials zugleich zu begegnen, und durch rafchen Einfchub von foichen Gasarten, welche jene Stoffe neutralifiren, und zugleich einen, dem normalen n\u00e4her kommenden Alhmungsact einleiten, letztere wo m\u00f6glich in leine Rechte wieder einzufetzen. Kann man dem Orgariifiren jenes gleich-fam kiinftlichen Hirns durch g\u00e4nzliche Zerft\u00f6rung def-felben zuvorkommen, fo widerlegt lieh die neulich ge\u00e4ufserte Meinung von felbft, dais es dann Zeit genug hiezu fey, wenn die vollendete Ausbildung def-felben fich durch die beginnende Zerft\u00f6rung diefes Ortes felbft kund tliut.\nSo weit diefe Andeutungen im Allgemeinen und der Verlach, ob irgend Etwas hiervon der Wiffenfchaft und Kunlt f\u00f6rderlich feyn k\u00f6nne.\nIX.\nMagendie\u2019s Verfu.che \u00fcber die Verrichtungen der Wurzeln der R\u00fcckemnarks-nerven. (Journal de Phyilol. T. II. p. 276.)\nSchon mehrmals hatte ich verflicht, bei einem Tniere die hintern Wurzeln der R\u00fcckenmarksnerven zu durch-fchnei\u00e4en, immer aber vergeblich, weil der Wirbelkanal fo fchwer ohne Verletzung des R\u00fcckenmarks, mithin T\u00f6dtung oder wenigftens fchwere Verwundung des Thieres ge\u00f6ffnet werden kann ; endlich gelang es mir, bei mehreren, fechs Wochen alten Hunden, durch ein gut fehneidendes Scalpel!, wie mit einem Schlage die hintere H\u00e4lfte des von feinen H\u00e4uten umgebenen R\u00fcckenmarks blofs zu legen. Nach Durchlchneidung der Faferhaut hatte ich die hintern Wurzeln der Heiligbein-M. d. Archiv. TAIL 1.\tH","page":113}],"identifier":"lit15823","issued":"1823","language":"de","pages":"79-113","startpages":"79","title":"Skizzen \u00fcber die pneumatisch-chemischen Vorg\u00e4nge im thierischen Organismus","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:27:51.401126+00:00"}