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{"created":"2022-01-31T13:52:48.039787+00:00","id":"lit15832","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Breschet, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 151-156","fulltext":[{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"151\nDie oberfte ift der Eingang des Fallopifchen Kanals,\nDie zweite liegt vorn und ift der Anfang eines kleinen, mitten im Kern der Schnecke befindlichen Ganges.\nDie dritte oder hintere \u00f6ffnet lieh in den vordem und untern Theil des Vorhofe?.\nDurch diefe beiden Qeffmingen treten die beiden Aefte des H\u00f6rnerven, welche fich an dem Spiralblatte der Schnecke und dem Theile deffelben verbinden , welcher die eben beiehriebenc Vorhofs\u00f6ffnung ver-fchliefst.\nWeiter fcheirit diefer Nerv nicht zu gehen.\n3)\tLabyrinth. Das Labyrinth enth\u00e4lt gew\u00f6hnlich eine eigent\u00fcmliche Fl\u00fcffigkeit, womit es aber nicht immer ganz, fondera zuweilen nur zwei Drittheil, feibft nur halb, angef\u00fcllt ift. Ja bisweilen habe ich beiPerfonen, die im Leben fehr gut h\u00f6rten, nur gerade fo viel davon gefunden, als zum Schl\u00fcpfrigmachen der Schnecke, des Vorhofes und der Halbkan\u00e4le noting war.\n4)\tWafferleUungsn. Durch fie treten Gef\u00e4fse in den Vorhof und die Schnecke, die verlier Zweige an die Subftanz des Fcllenbcins geben. Oft find fie voll Blut und bei Apopjektifehen k\u00f6nnte ich fie befon-ders leicht mit gef\u00e4rbtem Terpentin\u00f6l anfallen.\nXVII.\nBreschet \u00fcber zwei n en g eh orne waffer-koplige und hirnlofe Kinder.\nDie Kenntnifs des Baues und der Verrichtungen der menfchlichen Organe geh\u00f6rt zu den fchwierigften. Vielleicht w\u00e4re die Wiffenfchaft weiter vorger\u00fcckt,","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nwenn man f\u00eecli aller vorhandenen Mittel zu ihrer Vervollkommnung bedient h\u00e4tte. Die mechanische und che-mifche Analyfe unfer Gewebe, die mikrofkopifche Untersuchung derSelben, die Vergleichung der verlchiede-nen Organe mit lieh SeibSt in den verschiedenen Lebensperioden, vorz\u00fcglich des F\u00f6tus und des Erwachsenen, die Vergleichung der menSchlichen mit den thieri-fchen Organen, endlich die Verbuche an lebenden Thieren find die am h\u00e4ufigften eingefchlagenen Wege ; dagegen hat man die Untersuchung der Abweichungen und organiSchen Umwandlungen zu Sehr vernachl\u00e4ffigt. Die Pathologie hatte uns l\u00e4ngSt die Krankheiten der Nerven und die verschiedenen Grade der Wichtigkeit der verschiedenen Hirntheile gezeigt, ehe die Anatomie und die experimentirende Phyfiologie genaue Thatfa-chen hier\u00fcber liefern konnten.\nDie Gefchichte der Bildungsfehler wird unbtreitig auch einige dunkle Punkte der Anatomie und Phyfiologie bedeutend erhellen. Hiefiir laSSen Sich viele Beispiele anf\u00fchren, indeSfen begn\u00fcge ich mich mit der Erz\u00e4hlung folgender Thatfachen, davon eine mir, die andere Herrn B\u00e9clard angeh\u00f6rt.\nErfter Fall,\nVor Kurzem wurde in dem Findelhaufe ein Knabe ausgefetzt, der dem Anfchein nach zehn bis zw\u00f6lf Tage alt war, indem der Nabelftrang abgefallen und der Nabel vollkommen vernarbt war.\nEr lebte zwei Tage lang, war fchwach, athmete Schwer und litt bisweilen an Kr\u00e4mpfen. Der Kopf war in Hinficht auf Gr\u00f6fse und Geftalt ganz normal, nur waren die N\u00e4the beweglich.\nNach Oeffnung der Sch\u00e4delh\u00f6hle und der Hirnh\u00e4ute Hoffen gegen zw\u00f6lf bis f\u00fcnfzehn Unzen einer hellen, dur\u00e7hfichtigen, deftillirtem VVaffer \u00e4hnlichen","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Fliiffigkeit aus, die in der Spinnwebenhaut enthalten war. Die Faferhaut war normal, die beiden innern H\u00e4ute dagegen dicker, fefter und gef\u00e4fsreicher als gew\u00f6hnlich.\nDas grofse Gehirn und die Hirnfchenkel fehlten. Es fand fich blofs an dem Hirnknoten ein wenig graue, weiche, rundliche, an ihrem vordem Ende ungleiche Subftanz, die im Quer-und L\u00e4ngendurchmeffer h\u00f6ch-ftens acht bis zehn Linien hielt.\nDas kleine Gehirn war vom Zelte bedeckt, feine linke H\u00e4lfte doppelt fo grofs als die rechte. Hirnknoten, Markzwiebel und R\u00fcckenmark waren normal.\nBei Unterfuchung der Nerven ergab fleh zun\u00e4chft, dafs die vorn ftark angefchwollnen Riechnerven hinten in zwei weifse F\u00e4den ausliefen, die aber nicht bis zu ihrer Infertion verfolgt werden konnten.\nDie Sehnerven waren in der Augenh\u00f6hle normal, in der Sch\u00e4delh\u00f6hle wurden fie kleiner. Sie fchienen fich nicht fowohl durch Vermifchung ihrer Subftanz oder Kreuzung, als durch eine zwei bis drei Linien haltende Commiffur zu verbinden. Nach hinten diver-girten fie und endigten fich am vordem Theile des Hirnknoten gegen das vordere Vierhiigelpaar.\nDas dritte, vierte und fechste Paar wurden in ihren Verzweigungen genau verfolgt. Der Urfprung des f\u00fcnften war deutlich. Es verhielt fich wie gew\u00f6hnlich.\nAlle \u00fcbrigen Hirn - und R\u00fcckenmarksnerven waren gleichfalls normal.\nDie Thymus war weit gr\u00f6fser als beim reifen F\u00f6tus, die Lunge und das Herz normal, das eirunde Loch , nicht aber der Pulsadergang, ganz verfchloffen.\nUnter den Unterleibseingeweiden waren nur die Nebennieren abnorm, fehr klein, kleiner als beim Neu-gebornen.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"Allen Zeichen nach war clas Kind ausgetragen, nur fanden lieh die Hoden noch nicht im Hodenfacke.\nZweiter F a 11.\nBei einem reifen, nat\u00fcrlich, aber etwas langfain gebornen Kinde, das f\u00fcnf Tage lebte, war der Kopf etwas zu rrofs. Die Sch\u00e4delh\u00f6hle enthielt ein citron-farbnes, etwas klebriges Waller. R\u00fcckenmark, Hirn-Knoten und kleines Gehirn fanden lieh. Das verl\u00e4ngerte Marie fpaltete fielt vorn und endigte fielt mit einer Erhabenheit, welche die Sehh\u00fcgel und geftreiften K\u00f6rper zu feyn fchienen, Aufserdem endigte es lieh zwilchen den Schenkeln durch zwei kleine weifse Str\u00e4nge, die in der Siebbeinrinne in die Riechknollen iiber-gingen.\nDiele merkw\u00fcrdige Beobachtung unterfdieidet fich von der vorigen, fofern die dort fehlenden Hirn-\u00ab fchenkel und die vor ihnen liegenden K\u00f6rper fich hier fanden.\nDarf man fich von einer kleinen Anzahl von F\u00e4llen zu allgemeinen Betrachtungen erheben, fo erlaube ich mir, zu bemerken, dafs die vorliegenden F\u00e4lle die Anficbt begiinftigen, dafs die angeborne Hirnwaffer-i'ueht vielmehr von einer Hemmung in der Entwicklung einiger Ilirntheile, als Zerft\u00fcrung derfelben durch die Fl\u00fcffigkeit herr\u00fchrt 1 ). In dielen F\u00e4llen wird ali\u2019o das Gehirn in feiner Ausbildung gehemmt.\nDie zur Ern\u00e4hrung deflelben beftimmten Gefuise bewirken nur die, den Waflerkopf bedingende Aus-liauchung.\nW\u00e4re die Entwicklung an andern Stellen gehemmt worden, fo w\u00fcrde dadurch eine wahre oder failche\nl) S. Meckel\u2019s palhol, Anat, Ed, l. Von dem WalTevkopie.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"155\nKopflosigkeit entftanden feyn, je nachdem die Hemmung an einer oder der andern Stelle Statt gefunden h\u00e4tte, und das Kind w\u00e4re bald nach der Geburt \u00abe-ftorben.\nDas Leben nach der Geburt ift auch ohne Gehirn eine Zeitlang m\u00f6glich, und diele Thatfaehe fchhefst lieh lehr gut an die Beobachtungen von Lorry, Legallois, Flourens u, f. w. an.\nDas grofse Gehirn erzeugt keine Nerven, und ift in Bezug zum Nervenfyftem vielmehr ein Verfl\u00e4rkunes-l<noten.\nDie hier vorhandenen Riechnerven entfpringen nicht vom grofsen Gehirn, man m\u00fcfste denn anneh-inen, dafs alle Theile da, wo fie fich finden, unabh\u00e4ngig; von einander, entliehen.\nDie Gr\u00f6fseder Riechnerven der neugebornen Kinder, ihre keulf\u00f6rmige Gefiak, die von ihrem Knollen abgehenden F\u00e4den, ihre Gegenwart in den vorhefchrie-benen F\u00e4llen machen es wahrfcheinijeb, dafs fie nicht fowohl Nerven, als kleine, dem grofsen Gehirn feibft analoge Lappen, Verl\u00e4ngerungen des R\u00fcckenmarkes find.\nSieht man fie als Nerven an, fo ergiebt fich wo nigftens, dais fie nicht von den geftreiften K\u00f6rnern, fondern weiter nach hinten entfpringen.\nDie Anordnung mehrerer Fifche unterft\u00fctzt diets Anficht und zwifchen ihren Riechnerven und denen der hier befchriebenen F\u00f6tus findet fich eine grofse Analogie.\nIn Bezug auf die Entwicklung diefer Verl\u00e4ngerungen kann man noch fagen, dafs die Achnlichkeit der Bildung zwifchen Menfch und Thier defto gr\u00f6fser ift, in je fr\u00fchem Perioden man den erftern unteri'uchte.\nBeide Beobachtungen leiten ferner zu der Annahme, dafs die Entwicklung der enthaltenden Theile","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nnicht von der Ausbildung der enthaltnen abh\u00e4ngt, da der Sch\u00e4del feine normale Geftalt haben kann, ungeachtet das Gehirn fehlt, oder in feiner Entwicklung mehr oder weniger von der Regel abweicht.\nXVIII.\nAnalyfe einiger Concretionen, die lieh in der Eichel des m\u00e4nnlichen Gliedes eines noch lebenden Mannes befunden haben. Vom Hofrath und Ritter Wurz er in Marburg.\nDiefe h\u00f6chft merkw\u00fcrdigen Steine verdanke ich der G\u00fcte und Freundfchaft des riihmlichft bekannten Herrn Medicinalraths Schneider in Fulda. Er hat die Krank* heitsgefchichte diefes Mannes bereits in den Allgem. Med. Annalen 1817. Heft I. S. 86. abdrucken laffen, daher nur das Wefentlichfte von derfelben f\u00fcr den chemifchen Lefer mit ein paar Worten. Der Kranke war ungef\u00e4hr f\u00fcnfzig Jahre alt, hatte ehemals als Soldat viel ausgeftanden, und einmal harte Stockpr\u00fcgel auf den Hintern erhalten, wonach er Fehler im Urinlaffen verfpiirte. Indeffen heirathete er, und das Uebel nahm jetzt immer zu, fo dafs er endlich neun Jahre lang namenlofe Schmerzen litt. Herr Schneider lernte ihn dann erft kennen, und fand die Vorhaut ganz \u00fcber die Eichel gezogen, dick gefchwollen, eine beinahe fauftdicke Pbimofe bildend, und unter derfelben die Eichel hart und feft. Aus der in der Vorhautge-fchwulft gebliebenen kleinen Oeffnung lief d\u00fcnner, fcbarfer Eiter. Der Kranke hatte ftets Trieb zum Harnen, aber der Urin ging nur tropfenweife, bis-","page":156}],"identifier":"lit15832","issued":"1823","language":"de","pages":"151-156","startpages":"151","title":"\u00dcber zwei neugeborne und hirnlose wasserk\u00f6pfige Kinder","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:52:48.039793+00:00"}