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{"created":"2022-01-31T16:20:40.948800+00:00","id":"lit15833","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Wurzer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 156-161","fulltext":[{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nnicht von der Ausbildung der enthaltnen abh\u00e4ngt, da der Sch\u00e4del feine normale Geftalt haben kann, ungeachtet das Gehirn fehlt, oder in feiner Entwicklung mehr oder weniger von der Regel abweicht.\nXVIII.\nAnalyfe einiger Concretionen, die lieh in der Eichel des m\u00e4nnlichen Gliedes eines noch lebenden Mannes befunden haben. Vom Hofrath und Ritter Wurz er in Marburg.\nDiefe h\u00f6chft merkw\u00fcrdigen Steine verdanke ich der G\u00fcte und Freundfchaft des riihmlichft bekannten Herrn Medicinalraths Schneider in Fulda. Er hat die Krank* heitsgefchichte diefes Mannes bereits in den Allgem. Med. Annalen 1817. Heft I. S. 86. abdrucken laffen, daher nur das Wefentlichfte von derfelben f\u00fcr den chemifchen Lefer mit ein paar Worten. Der Kranke war ungef\u00e4hr f\u00fcnfzig Jahre alt, hatte ehemals als Soldat viel ausgeftanden, und einmal harte Stockpr\u00fcgel auf den Hintern erhalten, wonach er Fehler im Urinlaffen verfpiirte. Indeffen heirathete er, und das Uebel nahm jetzt immer zu, fo dafs er endlich neun Jahre lang namenlofe Schmerzen litt. Herr Schneider lernte ihn dann erft kennen, und fand die Vorhaut ganz \u00fcber die Eichel gezogen, dick gefchwollen, eine beinahe fauftdicke Pbimofe bildend, und unter derfelben die Eichel hart und feft. Aus der in der Vorhautge-fchwulft gebliebenen kleinen Oeffnung lief d\u00fcnner, fcbarfer Eiter. Der Kranke hatte ftets Trieb zum Harnen, aber der Urin ging nur tropfenweife, bis-","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"157\nweilen ganz und gar nicht ab, im letztem Falle brachte er einen Strohhalm in die Oeffnung der gefchwollenen Vorhaut, und verfchaffte lieh alsdann meiftens Linderung durch den fp\u00e4rlichen Abgang von etwas Harn.\nAls ihn einen halben Tag lang diefes Linderungsmittel verliefs, erlaubte er dem Herrn Medicinalrath Schneider eine Operation, die darin beftand, dafs der-felbe die dem Biftouri wie Sohlenleder widerftehende Vorhaut ganz abfehnitt. Die blofsgelegte Eichel war fai t glasartig hart. Als Herr Schneider eine Sonde in die ungemein enge Oeffnung der Harnr\u00f6hre brachte, f\u00fchlte er nichts als Steine ; beim Ber\u00fchren der Eichel u. f, w. knifterten diefe auffallend und felbft h\u00f6rbar. Am Tage der Operation konnte nichts weiter gefchehen , als dafs man die Verblutung ftillte, die durch ein varic\u00f6s gewordenes Blutgef\u00e4fs in der angefchwollenen Vorhaut Statt fand. Am andern Tage erkl\u00e4rte aber der Kranke dem Herrn Schneider, dafs er ferner durchaus keine Handanlegung geftatte; indem er jet zt tropfen weife und ohne grofse Schmerzen uriniren k\u00f6nne, womit er zufrieden fey. Als demnach die Befchneidungswunde geheilt war, mufste lieh Herr Schneider darauf be-fchr\u00e4nken, den Kranken zu lehren, fich felbft Bilfen\u00f6l einzutr\u00f6pfeln, und Spongia cerata, zweimal des Tags, in die verengerte Harnr\u00f6hre zu bringen, was er auch p\u00fcnktlich that. Nach drei Monaten zeigte der Kranke dem Herrn Medicinalrath Schneider f\u00fcnf abgegangene Steinchen von der Gr\u00f6fse mittelm\u00e4fsiger Erbfen. Er fuhr alsdann fort, die Verengerung zu erweitern; bohrte mit Nadeln und der Spitze einer kleinen Scheere in den vorliegenden Steinen, und zerbr\u00f6ckelte fie. Nach einem halben Jahre brachte er Herrn Schneider abermals mehrere Steinchen von verfchiedener Gr\u00f6fse, theils noch ganz und ungleich rund, theils zerbr\u00f6ckelt. Zwei davon find auffallend grofs gewefen, l'o dafs","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\njeder vier und zwanzig bis feclis und zwanzig Gran gewogen haben foil. Herr Schneider fand den Man\u00ab beinahe ganz geheilt, die Eichel frei und weich, und die Harnr\u00f6hre fo weit, dafs eine Rabenfeder bequem eingebracht werden konnte. Der Urin ging ordentlich und ftrahlenf\u00f6rmig ab, und der Mann f\u00fchlte lieh fogar wieder im Stande, das eheliche Gefch\u00e4ffc zu verrichten.\nVon dielen Concretionen war ich, wie gef\u00fcgt, fo gl\u00fccklich, einige zu erhalten. Diele find wahrlchein-lich deffeiber. Urfprungs, wie jene, welche, auch nur fehr feiten, zwifchen der Eichel und der Vorhaut bei M\u00e4nnern aus dein Harne, der zwilchen beiden verweilt, entbunden, angetroffen werden, manchmal zu einer aufserordentlichen Gr\u00f6fse anwachfen, und nach Fourcroy ftets aus jibcsphorfaurer Kalkerde belieben f\u00fcllen. Nur wenige Beifpide find mir bekannt, dafs \u00a3ch Concretionen in der Harnr\u00f6hre anfetzten. Selbft in der kahnf\u00f6rmigen Grube ( foffa navicularis) und in der Gegend des Bulbus der Harnr\u00f6hre hat man nur \u00e4ul\u2019serft feiten Concretionen angetroffen. Betrachtet man die f\u00e4mmtlichen Symptome des oben angef\u00fchrten Kranken, fo find dit je Steine nicht etwa in der Harnr\u00f6hre hinabgefenkt worden, fondern fie haben fielt urfpr\u00fcuglich in der Harnr\u00f6hre vor dem verengerten Ausgange erzeugt.\nIch fing die Analyie damit an, dafs ich die Stein-eben in zwei H\u00e4lften zeriprenglc. Sie waren lammt\u00ab lich weich und zerreiblich, von erdichtem Bruche und gelblichweifs. Einer, der grofser als die \u00fcbrigen und dabei ungieiebrund war, hatte, faffc im gleichen Ab-ftande vorn Mittelpunkt und der Peripherie eine fehr fchmale coneentrifehe Schicht, die weifs und von bl\u00e4ttrigem Gef\u00fcge war, und einzeln fehimmerr.de Bl\u00e4ttchen cliefer Art in die Hauptmaffe nach aufsen abgab. Ich unterwarf \u00abliefe Schicht einer befondera Unteifuehung,","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"mut bezeiclmeteclic cixte ( 11 a u p t - ) iVIaffe mit I. und die zweite mit II.\nEin St\u00fcckchen von I. vor das Lothrohr gebracht, verbreitete einen geringen Geruch nach verbrannten Animalien, ward erft fchwarz, dann (mit Verringerung feines Volums) weifs, und fchmoiz zuletzt zu einer graulichen Perle.\nEin St\u00fcckchen diefer Maffe eine kurze Zeit gegl\u00fcht (ohne zu fchmelzen) und dann mit Wafler \u00fcber-gofl'en, ertheilte diefem nicht die Eigenfchaft, alkalifcli zu reagiren.\nEi\u00dfgf\u00e4ui'c, fo wie auch die Kochfalzf\u00e4ure l\u00fcften die Maffe nur zum Theil, aber ohne ailes Aufbraufen, auf.\nIn der effigfauren Aufl\u00f6fung bewirkte die Klee-fiiure fchnell einen weiften, und das eifenblaufaure Kali einen blauen Mied erleb lag.\nWurde Etwas von diefer Maffe mit Salpeterf\u00fcure erhitzt, fo f\u00e4rbte fich diefeibe braun, braungelblich und zuletzt fchon roth.\nAetzkalilauge mit dem Pulver diefer Maffe erhitzt, erzeugte an einem mit Ef\u00dfgf\u00e4ure benetzten St\u00e4bchen bedeutende D\u00e4mpfe.\nNach diefen vorl\u00e4ufigen Verfuchen mit der Haupt-maffe fchritt ich zur eigentlichen Analyfe :\nEin Gramm derfelben wurde fein gerieben und mit Ef\u00dfgf\u00e4ure digerirt; das Nichtaufgel\u00fcfte (nach dem Fiitriren) mit Salzf\u00e4ure behandelt; das, was fich auch jetzt nicht aufl\u00f6fte, verhielt fich wie Harn fiiure, welche aber nach dem Verbrennen etwas Eifenoxydiil zu-r\u00fcckliefs,\nDie ef\u00dfgf\u00e4ure Aufl\u00f6fung wurde durch Aetzcimmo-niurn in einer Porcellanfchaale (weil fich an den W\u00e4nden eines G/cifes diefes Doppelfalz leicht anlegt und fiark daran adh\u00e4rirt) pr\u00e4cipitlrt, und lieferte phosphorfau\u2022","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nres Talk- Ammoniak. Der filtrirten Fl\u00fcffigkeit wurde fo lange Kleef\u00e4ure zugefetzt, als ein Niederfchlag ent-ftand, und alsdann der kieefaure Kalk gegl\u00fcht.\nDie falzfaure Aufl\u00f6fung wurde ebenfalls mit Ammonium pr\u00e4cipitirt. Der Nieclerfchlag beftand aus phosphorfaurem Kalk und Eifenoxyd\u00fcl.\nJetzt wurde die ejfigfaure Fl\u00fcffigkeit fowohl als die falzfaure abgedampft und der R\u00fcckl'tand gegl\u00fcht. Von der erften blieb kohlenfaures Natron und bei der letzten falzfaures Natron zur\u00fcck; aber auch zugleich bei diefer ein grauliches Pulver, welches, in Salzf\u00e4ure aufgel\u00f6ft und mit blaufaurem Kali gepr\u00fcft, Berliner-blau darftellte, obgleich fr\u00fcher fchon mit Ammonium pr\u00e4cipitirt worden war. Die Gewichtsverh\u00e4ltniffe waren folgende.\nDas phosphorfaure Talk-Ammoniak gab, nach dem Gl\u00fchen, 30,8; der phosphorfaure Kalk 6,1; die Harnf\u00fcure 14,9; die Bafis des harnfauren Kalkes 2,3; Natron, Eifenoxyd\u00fcl und eine animalifche Subftanz (zufammen) 6,4.\nJetzt l'chritt ich zur Analyfe von II., was ich (wie fchon bemerkt worden ift), in Einer Concretion gefunden hatte.\nVor dem L\u00f6throhr fchw\u00e4rzte fich diefe Subftanz, und nahm bedeutend an Umfang ab, finterte endlich zufammen, ohne jedoch zur Perle gefchmolzen werden zu k\u00f6nnen.\nEJJigf\u00fcure l\u00f6fte fie bis auf einen ganz kleinen Reft auf; filtrirt und mit Aetzammonium pr\u00e4cipitirt, entftand ein Niederfchlag, welcher ganz aus phosphorfaurem Talk - Ammoniak beftand.\nEin St\u00fcckchen diefer Concretion mit Aetzkali dige-rirt, entwickelte Ammoniak daraus.\nWurde ein Fragment von diefem II. mit Salpeter-J\u00fcure in der W\u00e4rme behandelt, l'o war die Farbever-\n\u00e4nde-","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"16t\n\u00e4nderung \u00e4ufserft fchwach, was fchon auf eine nur fehr geringe Beimifchung von Hcirnf\u00fcure fchliefsen liefs. Diefe Vermuthung bet\u00e4tigte (ich vollkommen durch die Unterfucbung des unbe lernenden Relies, welcher bei der Aufl\u00f6fung rliefer Schicht in Ejjlg-f\u00fcure \u00fcbrig blieb, und lieh als i.wiij\u00fcine zeigte.\nII. befteht demnach blo\u00df aus ph'-sphorfaurein Talk-Ammoniak mit einer leifen Spur von Harufaure.\nXIX.\nBeitr\u00e4ge zur pathologifcben Anatomie, aus einigen weniger gelefenen Zeitfchriften. Mitgetheiit von C. F. Hhusinger.\nA. Zur Lehre von den Bildungsfehlern des Herzens x).\nl) Beobachtung und Zergliederung eines blaufiichtigen Kindes von B. Dorsey, ad-jungirtem Profeffor der Chirurgie auf der Univerli-t\u00e4t von Pennfyivanien 1 2 3}.\nS IC wurde nach ihrer Geburt eine Zeitlang f\u00fcr todfc gehalten; fie fchrie nicht, und gab keine Zeichen von Leben von fich. Es wurde einige Minuten Jang Luft in die Lungen geblafen, und endlich zeigte fich das Leben, doch fehr fchwach. Es ftellten fich eine livid\u00ab\n1)\tVergl. diefes Archiv. Bd. I. Heft 2. S. 221. und Bd. V. H, 3.\nS. 258. und Hein Diff. de iftis cordis deformatiouibus, quae fanguinem venofum cum arteriofo mifeeri permittunt. G\u00fcttingae 1816. 4,\n2)\tThe New England Journal of medicine and Surgery. Vol. I.\n(1812.) p. 69.\nM. d. Archiv. VIII. I.\nL","page":161}],"identifier":"lit15833","issued":"1823","language":"de","pages":"156-161","startpages":"156","title":"Analyse einiger Concretionen, die sich in der Eichel des m\u00e4nnlichen Gliedes eines noch lebenden Mannes befunden haben","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:20:40.948806+00:00"}