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{"created":"2022-01-31T16:21:54.324630+00:00","id":"lit15834","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Heusinger, C. F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 161-182","fulltext":[{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"16t\n\u00e4nderung \u00e4ufserft fchwach, was fchon auf eine nur fehr geringe Beimifchung von Hcirnf\u00fcure fchliefsen liefs. Diefe Vermuthung bet\u00e4tigte (ich vollkommen durch die Unterfucbung des unbe lernenden Relies, welcher bei der Aufl\u00f6fung rliefer Schicht in Ejjlg-f\u00fcure \u00fcbrig blieb, und lieh als i.wiij\u00fcine zeigte.\nII. befteht demnach blo\u00df aus ph'-sphorfaurein Talk-Ammoniak mit einer leifen Spur von Harufaure.\nXIX.\nBeitr\u00e4ge zur pathologifcben Anatomie, aus einigen weniger gelefenen Zeitfchriften. Mitgetheiit von C. F. Hhusinger.\nA. Zur Lehre von den Bildungsfehlern des Herzens x).\nl) Beobachtung und Zergliederung eines blaufiichtigen Kindes von B. Dorsey, ad-jungirtem Profeffor der Chirurgie auf der Univerli-t\u00e4t von Pennfyivanien 1 2 3}.\nS IC wurde nach ihrer Geburt eine Zeitlang f\u00fcr todfc gehalten; fie fchrie nicht, und gab keine Zeichen von Leben von fich. Es wurde einige Minuten Jang Luft in die Lungen geblafen, und endlich zeigte fich das Leben, doch fehr fchwach. Es ftellten fich eine livid\u00ab\n1)\tVergl. diefes Archiv. Bd. I. Heft 2. S. 221. und Bd. V. H, 3.\nS. 258. und Hein Diff. de iftis cordis deformatiouibus, quae fanguinem venofum cum arteriofo mifeeri permittunt. G\u00fcttingae 1816. 4,\n2)\tThe New England Journal of medicine and Surgery. Vol. I.\n(1812.) p. 69.\nM. d. Archiv. VIII. I.\nL","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"163\nGefichtsfarbe und h\u00e4ufige Ohnm\u00e4chten ein. Durch grofse m\u00fctterliche Sorgfalt wurde das Kind am Leben erhalten, und als fie heranwuchs, wurde fie ausgezeichnet munter und lebhaft. Als fie zwei Jahre alt war, war fie ungew\u00f6hnlich verft\u00e4ndig und liebte die Bewegung lehr. Als fie \u00e4lter wurde, fetzte fie ihre Begierde nach Bewegung im Spielen oft Gefahren aus, da ihr cliefe Anftrengungen immer Ohnm\u00e4chten und eine Art von Convulfionen zuzogen. Lachen, Schreien oder irgend eine Gem\u00fcthsbewegung verurfaehte ebenfalls Ohnmacht, aus welcher lie fich gew\u00f6hnlich, nach-dehi fie in eine horizontale Lage gefallen war, bald wieder erholte. Hire Gefichtsfarbe, welche immer bl\u00e4ulich und livid war, wurde diefes in diefen Anf\u00e4llen noch mehr. Ihre N\u00e4gel hatten immer die Farbe von Lackmus, oder vielleicht etwas mehr violett.\nSie hatte die gew\u00f6hnlichen Kinderkrankheiten, Kuhpocken, Wafferpccken, Scharlach, Keuchhuften, Mafern, von allen erholte fie fich fo fchnell, wie gew\u00f6hnlich. Die Symptome von Kindern, bei denen das Foramen ovale im Herzen offen geblieben ift, er-fchienen alle in diefem kleinen M\u00e4dchen, und bed\u00fcrfen keiner n\u00e4hern Beschreibung.\nNach dem Tode wurde die Brufth\u00f6hle unterfucht. Diefa hatte eine ungew\u00f6hnliche Geftalt, lie war mehr cylindrifeh als gew\u00f6hnlich, und die Lungen nahmen, nach dem Aufblafen, weniger die Geltalt eines gefpaitenen Hufes an, als fie gew\u00f6hnlich thun. Das Iierz war fehr klein. Statt eines rechten Vorhofs fand fich ein kleines Anh\u00e4rigfel, wie das Ohr diefes Thei.ies des Herzens, welcher nicht mehr als den vierten Theil des gew\u00f6hnlichen Inhaltes zu fallen vermochte. Die rechte Herzkammer war in ihrer Textur fo feft als die linke, und die Quantit\u00e4t der Muskelfubftanz in beiden Herzkammern gleich. Die","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"163\ngr\u00f6fste Abweichung aber fand fich in der Verthei-lung der grofsen Arterien. Die Lungenartei ie war fehr klein, die Aorta ungew\u00f6hnlich grofs, und ftand mit beiden Herzkammern in Verbindung.\n2) Beobachtung einer Entz\u00fcndung der Schleimhaut des Dar m k a na 1 s und einer M i fs 1) i 1 d 11 n g des Herzens. Von James Jackson 1 ).\nDie Tochter des Herrn R. H. ftarb im September 1813 in ihrem dritten Lebensjahre. Sie war f\u00fcnf Tage krank gewefen. Die erbten Symptome, an welchen lie litt, waren Erbrechen und Purgieren. Das Erbrechen liefs nach dem Gebrauche einiger Mittel nach, das Purgieren dauerte aber fort; die Stuhlg\u00e4nge waren fehr fchwarz und fehleimig, auch waren lie h\u00e4ufig und reichli h; gegen das Ende wurden fie weniger h\u00e4ufig und ihre Farbe ging in griin \u00fcber. Das Kind hatte wenige Schmerzen. Anfangs war der Puls fehr befchleunigt und die Haut fehr Heils ; fie lag w\u00e4hrend der ganzen Krankheit ruhig, und n\u00e4herte fich fo-gar der Bet\u00e4ubung. Dabei war die Gelichtsfurbo eben nicht krankhaft, fondera gut.\nDie Relpiration war ungew\u00f6hnlich befchleunigt und zeigte eine eigenth\u00fcmliche Unregelm\u00e4fsigkeit. Der Herzfchlag war fchneli, unregehn\u00e4fsig und unruhig. Der ungew\u00f6hnliche Herzfchlag, eben fo wie die K\u00fcrze und Schnelligkeit des Athemholens, war fchon lange und oft von denen, welche um das Kind waren, bemerkt worden. Befonders hatte man bemerkt, dafs die Schnelligkeit des Athernholens durch Bewegung\nl) New England Journal of Medicine and Surgery. Vol. III. (1814..) p. 161.\nL a","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nfehr vermehrt wurde. Das Kind zeigte immer eine Abneigung gegen das Treppenfteigen, erftieg fie felir langfam, und bat oft, dafs man es hinauftragen m\u00f6chte. Sie hatte nie an folchen Anfallen von Dyfpn\u00f6e gelitten, dafs lie die, welche um fie waren, f\u00fcr krankhaft gehalten h\u00e4tten, man erinnerte lieh nicht, dafs ihre Ge-fichtsfarb\u00f6 oder ihre Extremit\u00e4ten dunkel gef\u00e4rbt, oder \u00fcberhaupt nur anders, als gefund und bl\u00fchend gewefen w\u00e4re. Daher hatte man auch nie die H\u00fclfe eines Arztes gegen die Dyfpn\u00f6e und gegen das Herzklopfen gefucht. Der Uebergang vom Leben zum Tode erfolgte fchnell.\nDer Unterleib und die Brufth\u00f6hle wurden nach dem Tode unterfucht und Folgendes bemerkt:\nZuerft wurde der Unterleib unterfucht. Die Eingeweide zeigten \u00e4ufserlich keine befonders ungew\u00f6hnlichen Erfcheinungen ; doch waren die d\u00fcnnen D\u00e4rme r\u00f6ther als gew\u00f6hnlich, das Bauchfell aber war gefund.\nMagen und Eingeweide wurden ge\u00f6ffnet. Die Schleimhaut des Magens war hellroth und durchaus gefchwollen, der Magen felbft war fehr zufammenge-zogen, und enthielt eine geringe Menge blutigen Schleim, welcher an feinen W\u00e4nden hing. Die d\u00fcnnen D\u00e4rme waren an vielen Stellen weniger entz\u00fcndet als der Magen. Die Valvula coli und die Schleimhaut des ganzen dicken Darms war fehr entz\u00fcndet. Diefe Haut war nicht aiiein rolh, fondera auch verdickt und rauh ; allenthalben war Se mit anh\u00e4ngendem Schleime bedeckt. Der Inhalt des Darrnkarials war von verfchiedener Farbe, aber in reichlicher Menge ; in einem Theile des d\u00fcnnen Darms war er gelb, irt einem andern gr\u00fcn, in einem grofsen Theile hatte er ganz das Anfehen von feuchtem Lehm ; bemerken\u00ae* werih war indelfen, dafs der Inhalt in keinem Theile","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"16 B\ndie dunkle fchwarze Farbe zeigte, die in fo vielen der Stuhlg\u00e4nge bemerkt wurde. Diefe Farbe r\u00fchrte wahrfcheinlich von einer Mifchung der galljgten St\u00fchle mit Blut her, welches von der Schleimhaut der dicken D\u00e4rme abgefondert worden war, und diefe Abfonde-rune hatte vor dem Tode nachgelaffen, fo dafs, wie oben erw\u00e4hnt, die letzten Stuhlg\u00e4nge gr\u00fcn waren.\nDarauf wurde die Brufth\u00f6hle unterfucht. F)ie Lungen waren naturgem\u00e4fs. Das Flerz war ungew\u00f6hnlich grofs. Der Herzbeutel hatte ein gefundes Anfehen, enthielt aber in feiner H\u00f6hle mehr Fl\u00fcffig-keit als gew\u00f6hnlich. Die Vorh\u00f6fe waren ftark ausgedehnt. Die grofsen Arterien wichen fehr vom naturgem\u00e4fsen Zul'tande ab. Die Lungenarterie war bei weitem die gr\u00f6fste und am mehreften hervorragend, fie machte einen kleinen Bogen, wodurch fie Aehnlichkeit mit der Aorta bekam ; gleich nachdem fie dielen Bogen gemacht hatte, theilte fie fich im Herabfteigen in zwei Aefte, von denen der auf der linken Seite der fr\u00e4rkfte war. Sie gelangten, wie gew\u00f6hnlich, zu den Lungen; aber von dem linken Afte ging ein kleines Gefafs zu der linken Arteria lubclavia ab. Die Aorta flieg ganz perpendikulair aus dem Herzen in die H\u00f6he, ging rechts neben dem Bogen der Lungenarterie weg, und nachdem fie mehr als zwei Zoll in die H\u00f6he geftiegen war, theilte fie fich in zwei Aefte, die fich fogleich wieder in die Karotiden und Schl\u00fcffelbeinpulsadern theilten. Nach der Oeffnung des Herzens zeigte fich, dafs das Foramen ovale offen geblieben, und eine Oeffnung 'zwifchen den beiden Herzkammern vorhanden war, durch welche man einen Finger ftecken konnte. Alle Theile des Herzens enthielten ein geronnenes, lehr dunkel gef\u00e4rbtes Blut.","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nB. Zur Lehre vom F\u00f6tus in fo etu.\nX ) Beobachtung und Zergliederung eines zwei Jaii re und neun Monate alten Kindes, in d ei 1 en Lei c h n am ein mon ft r\u00f6fer F\u00f6tus gefunden wurde. Von Dr. E d w. Gaither, aus Springheld in Kentuckey\nAm fiebenten April wurde ich zu der Tochter des Herrn John MUbourn gerufen. Dieles Kind war zwei Jahre und neun Monate alt, und f\u00fcllte an der Bauch-Wafleriucht leiden. Sie verfchied ungef\u00e4hr drei Stunden nach me ner Ankunft.\nihre Verwandten gaben mir eine genaue Nachricht von ihrer Krankheit, und deren verfchiedenen Symptomen. Ich war keineswegs geneigt zu glauben, dals wirklich eine VVafierl'ucht vorhanden fey, obgleich der Unterleib lehr gefchwollen und gefpannt war, und man heim Drucke mit der Hand deutlich eine Fluctuation fohlte. Da aber mehrere Symptome nicht f\u00fcr dieie Krankheit fpraehen, oder zweideutig waren, lo konnte ich nicht umhin anzunehmen, ihre Krankheit fey entweder unbekannt oder verkannt worden. Ich bat daher die Verwandten, eine Unterfuchung des Leichnams zu gehalten.\nDie Oeffnung wurde auf die gew\u00f6hnliche Art gemacht, durch einen L\u00e4ngeuichniit vom Bruftbeine zu den Schambeinen, und einem Ouerichmtt \u00fcber die regio epigaltrica.\nln der Mitte zwifnhen der Haut und der Unterleibsh\u00f6hle (at about half the diftance between the abdominal cavity and the exterior furface) wurde eine H\u00f6hle ge\u00f6ffnet, aus welcher zwilchen drei Quart und\ni) New York medical Repohtory. Vol. XIII. p. i.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"167\neiner Gj)lon gelbes Waffer ausllofs, welches wie faule Eier roch. In diefer H\u00f6hle wurde eine Mifseeburt oder ein unvollkommener F\u00f6tus zugleich mit einer weifs-lichen, thierifchen Subftanz gefunden. Das Monftrum wog ein Pfund und vierzehn Unzen. Die erw\u00e4hnte Subftanz wog zwei Unzen, hatte eine fait ovale Ge-ftalt, und war mit dem F\u00f6tus durch einen Strang verbunden, welcher eine entfernte Aehnlichkeit mit einem Nabelftrange hatte. An dem einen Ende der Subftanz befindet fich eine kleine Warze oder Hervorragung, ungef\u00e4hr einen halben Zoll lang, und einen Viertel bis halben Zoll im Durchmeffer habend, und dicht daneben Haar von dunkelbrauner Farbe, ungef\u00e4hr einen und einen viertel Zoll lang. Die einzige Aehnlichkeit dieler Subftanz mit der menfchlichen Haut be* ftand darin, dafs fie mit Oberhaut \u00fcberzogen war.\nDas Monftrum nahm einen Tlieil der regio epi-gaftrica und umbilicalis ein; mit der innern Fl\u00e4che der H\u00f6hle, in welcher es enthalten war, war es durch keinen Strang, oder irgend ein anderes Organ verbunden. Ob vielleicht ein Strang oder ein anderes Verbindungsorgan vorhanden gewefen, und durch die F\u00e4ulniis, welche dem Ger\u00fcche der Fl\u00fcffigkeit und anderer Zeichen nach begonnen hatte, zerft\u00f6rt worden war, konnte nicht beftimmt ausgemittelt werden. Ich glaube, dafs ein folches Verbindungsorgan vorhanden gewefen ift, fowohl wegen der allgemeinen Analogie, als wegen einer Maffe zwilchen den Haisund R\u00fcckenwirbeln, welche eine entfernte Aehnlichkeit mit einem abgerilfenen Nabelftrange hatte.\no\tO\nDie Schenkel diefes F\u00f6tus waren gegen den Unterleib in die H\u00f6he gezogen, und zumTheil an ihn befel tigt; der linke ruhte auf der Schulter und reichte bis zum hintern Theii des Kopfs, der rechte ruhte auf dem R\u00fccken","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nder rechten Hand. Die Knochen jedes Schenkels Rehen in Lier Gegend des Knies einen haiben Zoll lang aus dem Fleifche hervor. Der linke Unterfehenkel ift unvollkommen und liegt nach hinten am Schenkel, mit dem er verwachten ii't; auch der rechte Unterfchenkel ift unvollkommen, der Fufs hangt \u00fcber dem Kopfe. An einem Fulse befinden lieh drei Zehen, an dem andern Spuren von zweien. Von den Knieen bis zu den Schult\u00e8rn ift die Geftalt ziemlich vollkommen. Das Gefchlecht ift nicht deutlich erkennbar, doch wahr-fcheinlich ift es weiblich. Den linken Arm w\u00fcrde man mit mehr Recht einen Stumpf nennen, denn er hat keine Hand und an dem Knde des Stumpfes befindet fich ein Nagel. Der rechte Arm ift grol's und lang, er hat drei Finger und den Daumen. Der Kopf ift fehr unvollkommen, er liegt auf der Bruft zvvifchen den Knieen. Fs befin len fich daran weder Ohren noch Augen, noch irgend ein fie erfetzenrler Theil, kein Mund oder irgend diefem \u00e4hnlicher Theil. Auf der linken Seite des Gefichts, oder vielmehr des Theils des Kopfes, welchen das Geficht einnehmen l\u2019ollte, befindet fich eine kleine Hervorragung. welche drei Z\u00e4hne enth\u00e4lt, einen Eckzahn und zwei Schneidez\u00e4hne; die ungef\u00e4hr die Gr\u00f6lse der Z\u00e4hne eines zweij\u00e4hrigen Kindes halten. Diele Hervorragung, oder die-fer Mund, wenn man ihn fo nennen darf, hat keine Oeffnung. Auf dem hintern Tlieile des Kopfes befand fich dunkelbraunes Haar, acht bis neun Zoll lang. Der K\u00f6rper defer Mifsgeburt war Heben Zoll lang, und halte zehn Zoll im Umfang.\nDie innere Fl\u00e4che der H\u00f6hle, welche die Mifsgeburt enthielt, glich der membrana decidua.\nNachdem ich (liefe H\u00f6hle unterfucht und ihren Inhalt entfernt hatte, dehnte ich den Einfchnitt durch die Muskeln in die Unterleibsh\u00f6hle aus, und unter-","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"fuchte die Eingeweide. Sie waren blafs, fonft natur\u00ab\ngern\u00e4fs befchaffen.\nDas kleine M\u00e4dchen, aus welchem diefe Mifsge-burt genommen wurde, war ungef\u00e4hr neun Monate Jang gel'und ; ihre Krankheiten waren die gew\u00f6hnlichen Zufalle der Kinder. Ungef\u00e4hr neun Monate vor ihrem Tode fing lie an abzunehmen und wurde magerer ; ihr Appetit blieb gut; fie hatte ein grofses Verlangen nach fpiritu\u00f6fen Getr\u00e4nken; fie w\u00fcrde trunken geworden feyn, wenn man ihr in dem Gen\u00fc\u00dfe derfelben nachgegeben h\u00e4tte; fie vertrug eine grofse Maffe derfelben ohne davon incommodirt zu werden, noch eine Stunde vor ihrem Tode trank fie viel. Ich glaube, es war zum Theil der Genufs fpiritu\u00f6fer Getr\u00e4nke, welcher fie fo lange erhielt. Sie hatte die gew\u00f6hnliche Gr\u00f6fse von Kindern ihres Alters, dunkles Haar und dunkle Augen, und w\u00fcrde fcb\u00f6n gewefen feyn, wenn nicht eine gewiffe Diifterheit und Melancholie in ihrem Geliebte gelegen h\u00e4tte, die demfelben ein beh\u00e4nderes lntereffe gab. Ihr Blick gab Zeichen von gutem Verftande, und ihre kleine Zunge bet\u00e4tigte fie.\nDen fechs und zwanzigften April 1809. John. Roivan befcheinigt die obige Mifsgeburt, die erw\u00e4hnte Subftanz aufmerkfam unterfucht, und die obige Befchreibung treu gefunden zu haben. Auch unterhielt er lieh mit dem jungen Arzte, welcher bei der Leichen\u00f6ffnung gegenw\u00e4rtig und beh\u00fclflich war, feine Ausfagen waren der obigen Erz\u00e4hlung entfprechend.\n(Es finden fich noch zwei Zeugniffe von J. Cocke und J. Calhoun unter der Beobachtung).","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\n2) 17in weibliches Kalb, in welchem unmittelbar n a c h c! er Geburt ein F\u00f6tus ge f u n -den wurde, von Anson Smith, zu Kingston in Ober-Canada.\nIn dem Monat April 1807 zeigte mir ein Wirlli unserer Stadt einen vollkommen ausgebildeten Kalbsf\u00f6tus;, von dem er mir verficherte, dafs er in dein Unterleibe eines Kalbes gefunden worden fey, welches wenige Stunden nach der Geburt ftarb. Da ich zwar nicht an feiner Wahrheitsliebe zweifelte, aber ein zuf\u00e4lliges Mifsverft\u00e4ndnifs argwohnte, lo wendete ich mich an die Perfon, von welcher der Wirth den F\u00f6tus erhalten hatte, eine gen\u00fcgende Aufkl\u00e4rung \u00fcber einen fo fonderbaren und aufserordentlichen Gegen-ftand :zu erhalten. Diefe Perfon war ein achtbarer P\u00e4chter, der ungef\u00e4hr* vier Meilen von der Stadt lebte, und Eigent\u00fcmer derfelben Kuh war, welche ein fcliwangeres Kalb gebar. Von diefem erhielt ich die folgenden Nachrichten, Gegen das Ende des Monates M\u00e4rz 1807 erwartete er, dafs feine Kuh bald kalben werde; da das Wetter kalt und ft\u00fcrmifch war, und er keine Gelegenheit hatte, fie in einem Stalle unterzubringen, fo falle er lieh veranlafst, fie forgf\u00e4ltig zu wartet 1, damit fie oder ihr Kalb nicht von der Rauhheit des Wetters leiden m\u00f6chte. Eines Abends fand er, dafs leine Kuh ein Kalb geboren batte, an welchem er anfangs nichts Befonderes bemerkte, aber der Mangel m\u00fctterlicher Sorgfalt von Seiten der Kuh, die Schw\u00e4che des Kalbes, welches unf\u00e4hig war zu ftehen, und fein 'wiederholtes Bl\u00f6ken, veranlafste ihn, ^c!as Kalb in clas Haus zu nehmen, wo es w\u00e4hrend der Nacht verifchied. Er zog das Kalb ab, und brachte den Leichnam in einige Entfernung hinter feiner Scheure. Bald daran f machte lieh fein Hund , in feinem Beifeyn \u00fcber den l-eichnam, und rifs den Unterleib deflelben","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"171\nauf, und erftaunt \u00fcber das, was er fahe, zog er aus dem Unteileibe des todten Kalbes den vollkommen ausgebildeten F\u00f6tus eines andern Kalbes hervor, der unge i.hr zw\u00f6lf Zoll lang war. Obgleich derfelbe weder faul uocli \u00fcbelriechend war, fo glaubt er doch, dal's er das Anlehen gehabt habe, als w\u00e4re er lange todt. Da ungl\u00fccklicherweife das Mutterkalb ohne Unterfuchu g zerlt\u00f6rt worden war, fo konnten die Eigentlnimlichkeiten und Mifsbildungen delfelben nur unvollkommen angegeben werden. Der P\u00e4chter konnte nur einige \u00e4ufsere \u00dfelonderheiten angeben, die zu auffallend waren, als dafs man lie h\u00e4tte \u00fcber* feiten k\u00f6nnen, diele waren ein verfchioiiener After, und eine verkehrte Lage des Schwanzes. Der Schwanz beftand aus einem d\u00fcnnen Bulch von Haaren und Haut, ohne Knochen, und anfiatt, wie gew\u00f6hnlich\u00bb von dem Entie der R\u00fcckenwirbel oder dem Schwanz* beine herab zu h\u00e4ngen, ging er von dem rechten Darmbein ab. Nach tier Behauptung des P\u00e4chters waren die Gefchlechtstheile eines weiblichen Kalbes vorhanden und deutlich, und, feiner Meinung nach, naturgem\u00e4fs gelegen. Ob aber die Verdauungs-, Harn - und Zeugnngswege vollft\u00e4ndig waren, konnte er nicht beltimmen, noch wufste er irgend etwas \u00fcber die Eingeweide, und ob der F\u00f6tus in einer Geb\u00e4rmutter eingefchlofien war oder nicht. Sein Weib und feine Familie beit\u00e4tigten die oben gegebenen JBefchrei-t bungen. Eine au (merk fame Unterjochung des todten F\u00f6tus entfernt, meiner Meinung nach, jeden Verdacht, als ob derfelbe eine zuf\u00e4llig entftandene, unorganifirte Maffe fey, der Kopf, das Maul, die Glieder, Klauen und weiblichen Gefchlechtstheile eines Kalbes waren alle vollkommen. Auch die Eingeweide waren voll-kommen gebildet. Das Flerz, die Lungen, die Nieren und die \u00fcbrigen Eingeweide des Unterleibes, mit","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"den Ueberreften des Nabe] ft ranges find unbezweifelbare Beweife, dafs es ein Jebender, organifirter F\u00f6tus ge-wefen. An feinem Leibe befand ficb kein Haar, aber einige an dem Ende feines Schwanzes. Diele Um-ft\u00e4nde, zugleich mit feiner Gr\u00f6fse, k\u00f6nnen auf Vermuthungen \u00fcber fein Alter, fein Leben in der Geb\u00e4rmutter oder dem Unterleibe f\u00fchren, da angenommen wurde, dafs die Kuh das lebende Kalb zur gew\u00f6hnlichen Zeit des Tr\u00e4chtigleyns geboren habe.\nC. Mifsb il dun g en des Eies und an geh or ne DI ifsb il dun ge n des F'otus.\nl) Befchrejbung eines fonderbaren Mangels der Nachgeburt u. f. w. Von Dr. Jos. Can by von Lebanon\nMadame R. halte in Folge des Todes des F\u00f6tus mehrmals gegen den fechsten Monat der Schwanger-fchaft abortirt. W\u00e4hrend des Verlaufs ihrer letzten Schwangerfchaft war ich befonders aufmerkfam auf den Zuftand ihrer Gefundheit, ohne indeffen das Leben des Kindes erhalten zu k\u00f6nnen. Gegen den achten Monat benachrichtigte fie mich, dafs fie glaube, das Kind fey im Sterben, da die Bewegungen deffelben fehr fchwach w\u00e4ren. In Folge deffen wurde ich drei Tage darauf zu ihr gerufen, und fand fie im Geb\u00e4ren, und den behaarten Kopf vorliegend. Ueber den letzteren Umftand war ich in einer fo fr\u00fchen Periode des Geburtsgefch\u00e4fts tiberrafcht. Ich fragte, ob das Waf-fer abgefloffen fey? diefes wurde verneint, und fie fugte hinzu, dafs bei ihren fr\u00fcheren Geburten nie welches abgefloffen fey.\ni) New York medical Repoiitory. Vol. XIX. \u00c7lSISO P- i8?-","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"173\nDie Geburt ging langfam vorw\u00e4rts, da fie aber endlich beendigt war, fahe ich ein h\u00fcbfches, dickes Kind, aber keine Nachgeburt. Statt eines Mutterkuchens fand fielt nur eine knopff\u00f6rmige Ausbreitung des Nabelftrangs, durch welche diefe an die Geb\u00e4rmutter befieltigt war. Ihre Farbe war livide. Die F\u00e4ul-nifs war nicht fo weit vorgeschritten, dafs fie irgend einen \u00fcbelriechenden Ausflufs h\u00e4tte veranlaffen folien.\n2) Beobachtung der Entftehung und Ausbildung eines F\u00f6tus in der Maffe eines vergr\u00fcfserten Mutterkuchen ohne Kilt \u00e4ute. Von Felix Pascalis.\nIm April 1810 wurde ich zur Madam ... gerufen, die lieh in Geburtswehen befand. Ich halte diefe Stunde gef\u00fcrchtet, weil ich vorher vermuthete, es m\u00f6chte das gefahrvolle Ende einer nicht naturgem\u00e4fsen Schwangerfchaft feyn. Ich will meine Gr\u00fcnde daf\u00fcr anf\u00fchren :\nDiefe Frau, die ich zwei lahre zuvor von einem gefunden Kinde entbunden hatte, hatte keinen auffallenden K\u00f6rperfehler, aber mehrere ihrer Schwanger-fchaften waren ungl\u00fccklich gewefen, und von einer wufsle ich, dafs es eine Mifsgeburt gewefen war. Bei diefen ung\u00fcnftigen Verh\u00e4ltniffen und andern ungiinftig auf ihre fch wache Gefuridheit ein wirkenden pfychifchen Einfl\u00fclTen hatte ihre Behandlung w\u00e4hrend ihrer letzten Schwangerfchaft viele Sorgfalt und Aufmerkfamkeit erfordert, aber in der gegenw\u00e4rtigen war bis zur g\u00e4nzlichen Beendigung derfelben fortw\u00e4hrend \u00e4rztliche H\u00fclfe gegen unnat\u00fcrliche und ungew\u00f6hnliche Zuf\u00e4lle erforderlich. Der erfte war ein hoher Grad von Plethora, den ihr \u00dflutergiefsungen in den Angen und unter der Flaut, und eine krankhaft rothe Gefichts-","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00e4rbe veranlafste. Ihr gew\u00f6hnlich voller und befchleu-nigter Puls war faft immer fieberhaft; drei bis vier Mal war ich in dem kurzen Zeitr\u00e4ume von f\u00fcnf Monaten genothigt, ihr zur Ader zu laffen; gegen das Ende ihrer Schwangerfehaft nahm jener plethorii'che Zuftand aufserordentlich zu, denn nach einem Gefetze des menfchlichen K\u00f6rpers theilt fich die krankhafte Th\u00e4-tigkeit in einem Theile dem ganzen Organismus mit. Der zweite Zufall war die Ausdehnung ihres Leibes von der Bruit zu den Schambeinen hin, ohne dafs die Linea alba bogenf\u00f6rmig wurde, fo dafs man eine vertikale Gefchwulft bemerkte, welche alle W\u00e4nde des Unterleibes betraf, und fie war gegen das Ende ihrer Schwangerfehaft nicht in vertikaler Richtung herabge-funkeri. Eine \u00fcbelriechende oder eiterartigeLeucorrh\u00f6e war in dem letzten Monate ein anderes Symptom, oder eine andere Vorbedeutung einer widernat\u00fcrlichen Geburt, welche die Abwefenheit von Bewegungen und das fortw\u00e4hrende Uebelbefinden der Mutter nun noch wahrfcheinlicher machte. W\u00e4hrend der Geburt fchien lie aufserordentlich fchwach, und ihre Wehen zeigten nicht die lebendige Th\u00e4tigkeit, welche das ebarakte-riftifche Zeichen eines gefunden Zuftandes der Organe ift. Es war endlich Zeit, eine Unterfuchung durch den Muttermund vorzunehmen.\nMan f\u00fchlte eine nackte platte Maffe, welche aus einer H\u00fclle von dicker, fchwammiger \u00dfefchaffenheit hervorkam. Jene Maffe hatte in der Mitte eine Thei-lungslinie, welche von dem Aneinanderliegen zweier R\u00e4nder von-harter und knorpliger Substanz gebildet wurde. Keine Haut lag vor, und ich brachte in Erfahrung, dafs vor der Geburt kein Ausfiufs von Waller erfolgt war. Die Geburt fchritt w\u00e4hrend lieben bis acht Stunden fehr langfam vor, und w\u00e4hrend diefer Zeit war ich nie im Stande, in der vorliegenden Maile","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"175\nirgend einen Kindeslheil zu erkennen, um etwas f\u00fcr die Herabbewegung deffelben in die untere Apertur tliun zu k\u00f6nnen. Als fie lieh aber diefer n\u00e4herte, fand ich endlich, dafs es der Steifs eines mifsgeftalteten F\u00f6tus fey ; ich war jm Stande zwei Finger um die rechte H\u00fcfte zu bringen, und die untern Extremit\u00e4ten entfalten, Schenkel, Unterfchenkel und F\u00fcfse, welche platt gedr\u00fcckt und verdreht waren, wie von einem heftigen Druck gequetfeht, der Rumpf folgte leicht, der Hals war fo klein, dafs ich, da ich feine Trennung von dem Haupte bemerkte, fchnell verfuchte, den Kopf auf die \u00dfruft zu bringen , nicht indem ich einen Finger in den Mund brachte, denn der war nicht vorhanden, fondent indem ich in eine H\u00f6hle, die fielt im Geliebte befand, dr\u00fcckte, und die Geburt eines ab-fcheulich enlftellten F\u00f6tus endlich vollendete. Die obern Extremit\u00e4ten glichen den untern, he waren fteif in den Gelenken, aber platt gedr\u00fcckt, wodurch zwei R\u00e4nder an dem Gliche entbanden waren. Der Rumpf\" hatteein lehr enges Becken, nur Anh\u00e4nge von Rippen auf jeder Seite der Bruft und kein \u00dfruftbein. Er glich einem ovalen ausgedehnten Beutel; lein Nabelltrang war d\u00fcnner als gew\u00f6hnlich, und der ungew\u00f6hnlich grofse Kopf war auch durch Druck fo entltellt, dafs von den Augen, der Nafe und dem Munde nur verfchlof-fene Anh\u00e4nge und H\u00f6hlen \u00fcbrig blieben, die von einer Seile des Ge\u00dfchts auf die andere gedr\u00fcckt waren.\nDie Nachgeburt folgte bald mit einem bedeutenden Blutflufs, und vor ihr kam ein l\u00e4nglicher weifser Beutel von ungef\u00e4hr acht Zoll Lange und vier Zoll Breite. Diefen \u00f6ffneten wir und fanden, dafs er nichts, als Waffer enthielt. Die \u00fcbrige Nachgeburt beftarid aus der Maffe des Mutterkuchens felhft, der fo gewuchert hatte, dafs er die ganze H\u00f6hle der Geb\u00e4rmutter ausf\u00fcllte.","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nD. Zur Lehre von der Sc hw an g g rfchaft aufs er halb der Geb il r m utter. l) Mittheilung eines merkw\u00fcrdigen Falles von Extrauterinalempf'\u00e4ngnifs. Von I). E. Porter aus Eafton in Pennfylvanien *).\nEine Frau, acht und dreifsig bis vierzig Jahre alt, kr\u00e4nkelte einige Zeit und ftarb dann pl\u00f6tzlich. Hie Sonderbarkeit der Krankheit der Patientin , ihr pl\u00f6tzlicher Tod, und ein wohlbegr\u00fcndeter Verdacht ihrer Schwangerfchaft veranlafsten mich, meine \u00e4rztlichen Freunde, die Doctoren Reyncile und Erb zuzuziehen, um, meiner und ihrer Verwandten Beruhigung wegen, den Leichnam zu unterfuchen. Folgenden Bericht von der Leichen\u00f6ffnung verfaiste der Herr Dr. IV, H. Reyncile.\nAm erften Februar 1819 wurde ich von D. E. Porter erfucht, ihm bei der Oeffuung der Leiche einer Patientin behiilflich zu feyn, die an einem Geb\u00e4rmut-terleicten geftorben feyn follte. Ich erf\u00fcllte die Bitte des Dr. Porter, legte, nachdem ich die Bauchdecken zur\u00fcckgefchlagen hatte, die Geb\u00e4rmutter mit ihren Anh\u00e4ngen blofs, und entfernte fie aus ihrer Lage, indem ich das breite Mutterband der linken Seite ungef\u00e4hr zwei Zoll von der Geb\u00e4rmutter durchfchnitt. Bei der Unterfuchung der Geb\u00e4rmutter, und nach Blofs-legung der innern Fl\u00e4che fand ich keinen F\u00f6tus, noch irgend etwas Krankhaftes, ausgenommen eine Haut, welche die ganze H\u00f6hle des Uterus auskleidete. Sie 1 hatte eine breiige Befchaffenheit, gieich einem Netzwerke, und entfprach ganz der Befchreibung, die man von der decidua reflexa giebt. Die Geb\u00e4rmutter war etwas gr\u00f6fser als naturgem\u00e4fs, und in dem Geb\u00e4r-\nmutier-\ni) New York medical Repofitory. Vol. XX. (1S20.) p. 201.","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"177\nmutterhalfe befand fich eine geringe Menge einer geronnenen Fl\u00fcffigkeit. Wir glaubten nun, die Frau fey nicht fchwanger gewefen ; nachdem wir aber etwas geronnenes Blut weggewifcht hatten, fanden wir auf der linken Seite, in der N\u00e4he des Darmbeins eine grofse ileifchigte Maffe, welche uns anfangs \u00fcber-rafchte. Nachdem wir fie aber n\u00e4her betrachtet hatten, fahen wir einen F\u00f6tus, auiserhalb der Geb\u00e4rmutter empfangen, ungef\u00e4hr vier Monate alt, in feinem Schafwaffer fchwimmend. Der F\u00f6tus hin<r an dem\nO\n\u00e4ufsern Ende des breiten Mutterbandes der linken Seite, neben dem Ende der Fallopifchen R\u00f6hre. Er war vollkommen umgeben von feinen eigenth\u00fcmlichen H\u00e4uten, dem Amnion und Chorion, und durch den Mutterkuchen an das breite Mutterband geheftet. Die-fes, fo wie der F\u00f6tus und die umgebenden Eingeweide, fchienen in einem vollkommen gefunden Zuftande. Ich glaube, dafs die widernat\u00fcrliche Lage des Kindes nicht die unmittelbare Urfache des Todes der Patientin gewefen ift. In dem Unterleibe wurde eine grofse Menge Blut (wohl zwei Gallonen) , theils in fliiffigem , theils in geronnenem Zuftande gefunden. Nach einem Ein-fchnitte, welcher von dem Nabel nach dem obern Darmbeinftachel durch das Bauchfell gemacht wurde, ft\u00fcrzte das Blut in ungeheurer Menge hervor, es kam aus der rechten Seite unter der Leber hervor, wahr-fcheinlich aus einem Rifs in einer der Kranzarterien (?), denn ich h\u00f6rte, dafs die Patientin unter Convulfionen geftorben fey. Bei der Oeffnung und Unterfuchung der H\u00e4ute, in welchen der F\u00f6tus enthalten war, zeigte fich nichts ungew\u00f6hnliches. Der Nabelftrang war gegen vier Zoll lang und etwas nach der einen Seite hin an dem Mutterkuchen befeftigt. Diefer hing, wie oben bemerkt, an dem breiten Mutterbande, und zwar mit einer bedeutenden Feftjgkeit, und es verdient beit/'. d. Archiv. VIII. i.\tM","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nmerkt zu werden, dafs er diefes zu umfaffen, oder einzuh\u00fcllen fchien, indem das Band mitten durch den Mutterkuchen hindurchging. Es befand fich eine bedeutende Vertiefung in dem Mutterkuchen an der Stelle, wo die H\u00e4ute des F\u00f6tus an ihn befeftigt waren. Die Eierft\u00f6cke waren in einem gefunden Zu-ftande, aber in dem linken konnte man deutlich ein Corpus luteum unterfcheiden. Die Tuba Fallopii war in gefundem Zuftande, und von gew\u00f6hnlicher Weite.\n2) Beobachtung einer Empf\u00e4ngnifs, nach der ein F\u00f6tus in einem jeden Eierft\u00f6cke fich ausbildete. Von W. B. Smith von Jamestown in Virginien \u2019),\n(Ein Negerweib, weichesein anderer Arzt behandelt hatte, wurde von dem Verf. nach dem Tode unter fucht).\nBei der Unterfuchung der Eingeweide des Beckens fand ich die Geb\u00e4rmutter vorw\u00e4rts gegen die Schambeine gedr\u00e4ngt, ungew\u00f6hnlich klein und hart. Ich \u00f6ffnete fie, um ihren Inhalt kennen zu lernen, und fand ihre H\u00f6hle fo klein, dafs fie mit genauer Noth den kleinert Finger aufnahm. Bei genauerer Unterfuchung' der Beckenh\u00f6hle bemerkte ich zwei grofse Mafien, welche ich beim erften Anblick f\u00fcr verh\u00e4rtete Faeces hielt, da ich aber fand, dafs fie durch ein Band befeftigt, und ganz mit der Geb\u00e4rmutter verbunden waren, eine geringe Adh\u00e4fion an das Rectum und einige andere Theile ausgenommen, fo ftand ich nicht an, fie f\u00fcr krankhafte Eierft\u00f6cke zu erkl\u00e4ren. Der linke Eierftock, welcher gr\u00f6fser wie ein H\u00fchnerei\n1) New York medical Repofitcry, Vol, XIII. (igio.) p, 407,","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"179\nwar, hatte fich ein Bett zwifchen den Eingeweiden gemacht, und war etwas mit ihnen, bfefondcrs mit dem Rectum, verwachten. Die Lage des rechten Eierftocks war fehr verlohiecfen von der des linken, er lag h\u00f6her oben im Becken, war mit dem Bauchfelle, den Eingeweiden u, f. w, verwachten, feine Geltajt war fehr lang und unregelm\u00e4fsig.\nDie ungew\u00f6huiiche Gr\u00f6fse und Geltalt diefer Eier-ft\u00f6cke veranlafste mich, tie genauer za unterfuchen. Ich nahm fie aus der Beckenh\u00f6hle heraus, und erhielt von Herrn Wright die Erlaubnis, fie mit nach Haufe zu nehmen. Am folgenden Tage machte ich mit d> m Scaluell einen Einfchnitt in den rechten Eierftcck, und ftiefs auf eine 'fremdartige Subftanz, weiche dem Mef-fer grofsen VViderftand entgegenfetzte; Ich nahm fo-dann behutfam die erfte Haut weg, und iiieis auf eine zweite. Nachdem ich aus der zweiten eine geringe Menge gelber Fl\u00f6ffigkeit ausgeleert harte, entdeckte ich einen F\u00f6tus, drei bis vier Zoll lang, fehr gut gebildet, nebft einem, mit einer lockern gef\u00e4\u00dfreichen und fleiichig-ten Subftanz verbundenen N'abelltr-ange, welcher wahr*-fcheinlich die Stelle eines Mutterkuchens vertrat, ich bin \u00fcberzeugt, dafs \u00abliefe fieifchige Malle das Verbindungsmittei zwilchen Mutter und \u00abfind war. \u2022 Diefer Mutterkuchen, wenn man ihn io neunen darf, iff ungef\u00e4hr dreimal io greis als der F\u00f6tus. Dieier war an dem obern Ende rfefielben befeltjgt, und das untere Ende delfeiben hing an den Franzen der Fallopi-lchen R\u00f6hre. Es ift bemerkenswert!), dafs, obgleich diefer F\u00f6tus nur drei Zoll laug ift. doch die Knochen des Kopfes, des Rumpfes und der Extremit\u00e4ten vollkommen verkn\u00f6chert erfebienen, und fo hart find wie die Knochen eines Erwachfenen , io dafs fie kurz abbrechen, ohnedem geringften Drucke nachzugeben. Der Kopf diefes F\u00f6tus fcheint noch einmal fo grols zu feyn,\nM \u00bb","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nals Rumpf und Extremit\u00e4ten. Die. Leber, von fch\u00fc-ner gelber Farbe, nimmt zwei Drittheile der ge\u00f6ffneten Bauchh\u00f6hle ein, und cler wunderbar gewundene Darm nur ein Drittheil.\nNach genauer Zergliederung des rechten Eier-ftocks fchritt ich zur Unterfuchung des linken, welcher viel breiter als der rechte war, und deffen Geftalt ich mit nichts beffer, als mit dem Kopfe eines Eichh\u00f6rnchens vergleichen kann. Ich pr\u00e4pa-rirte zuerft die \u00e4ufsere Haut ab, welche ich f\u00fcr eine Fortfetzung des Bauchfells hielt, und fchnitt dann mit dem Meffer in den erhabenften Theil def-felhen ein, nicht, wie in dem erften, einen Embryo vermuthend, aber zu meiner grofsen Ueberra-lchung und Verwunderung fchnitt ich durch die R\u00fcckenwirbel und Rippen eines F\u00f6tus. Nachdem ich vorlichlig den Eierftock ge\u00f6ffnet hatte, zeigte fich ein acht Zoll langer F\u00f6tus mit feinen Fiifsen, Schenkeln, H\u00e4nden, Armen, lvopf und Rumpf vollkommen gebildet, und es fehlte nichts als die Eingeweide des Unterleibes, um ihn in alien feinen Theilen vollkommen zu machen. Es ift lehr auffallend, dafs der Nabelftrang in diefem F\u00f6tus, anftatt von dem Unterleibe zum Mutterkcchen zu gehen, von dem anus abging. Diefer Mutterkuchen war lehr verlchieden von dem erftern, indem er viel kleiner und fefter war, und ein gefunderes Anfehen hatte. Diefes ift vielleicht der Grund, weswegen der zweite F\u00f6tus gr\u00f6fser als der erftere ift. In dem erftern konnte ich nicht dahinter kommen, ob er m\u00e4nnlichen oder weiblichen Gefchlechts war, aber ;n dem zweiten waren die m\u00e4nnlichen Gefchlechtstheile lehr deutlich. An der innern Fl\u00e4che eines jeden krankhaften Eierftocks wurden drei Bl\u00e4schen oder Eier von verfchiedener Gr\u00f6fse gefunden. Das Weib, in welchem Obiges gefunden wurde,","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"181\nwar vierzig Jahre alt, und Mutter von fechs Kindern, deren jiingftes acht Jahre alt war. Ich h\u00f6rte, dafs he feit ihrer letzten Niederkunft nie gefund gevvefen fey.\nJE\". Zur Lehre von den weiblichen Mifsbildungc n.\nlieber eine Spanifche Familie in der Gemeinde San Martine de Valdeclefia, in dem Gebirge von Gua darr a ma. Von van Derb ach, Chirurgien-major *),\nUnter mehrern Eigenheiten, welche die Spanifche Familie befitzt, deren Gefchichte uns der Herr vt n Der-bach mitgetheiit hat, befindet lieh eine, welche uns intereffant genug feheint, um fie unfern Lefern iriitzu-theilen. Sie befteht in einer angebornen Mifsbildung, fo dafs die gr\u00f6fsere Anzahl der Individuen diefer Familie die dritten und vierten Finger der Hand , zuweilen auch noch einen f\u00fcnften \u00fcberz\u00e4hligen, durch Hautlappen vereinigt haben, von dem Gelenke der erben Phalanx mit dem Mittelhandknochen bis zu den Spitzen. Die Phalangen diefer Finger find faft alle aus zwei Knochen gebildet, welche neben einander liegen, wie die Knochen des Vorderarms. Die N\u00e4gel beftehen zwar aus einem einzigen St\u00fccke, aber fie zeisen in der Mitte oder auf der Seite eine vertikale Rinne, welche die einem jeden der Knochen der Phalangen ent-fprechenden Theile bezeichnet. Was aber befonders beweift, dafs es zwei, mit einander Vereinigte Finger find, ift der Umftand, dafs die Sehnen tier Streckmuskeln und Beugemuskeln doppelt find, und dafs jede\nl) Recueil des M\u00e9moires de Medecine, Chirurgie et Pharmacie militaires. Vol. V. (lgiS.) p. 176, Leider il't die Befcbrei-bung nicht \u00fcberall deutlich.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"183\nder neben einander liegenden Phalangen ein eigenes, deutliches und freies Gelenk hat. Bei einigen Perfo-nen diel'er Familie ift auch die letzte Pnalanx: des Dau* mens doppelt, und unter diefen ilt bei einigen das Ende dieies Fingers getheilt, bei andern aber find die beiden, diefe Phalanx bildenden Theile in ihrer ganzen L\u00e4nge miteinander vereinigt, wie an den andern fingern. Bei einigen Individuen findet lieh endlich eine \u00e4hnliche BefohaifenhGt an den F\u00fcfsen, und die dritten und vierten Fufszehen find auch durch die Flaut vereinigt.\nDiele Milsbildung der Finger ift in der ganzen Familie erblich. Alan z\u00e4hlt in iliefem Augenblick vierzig Perforier), welche Herr van Dei back felbft befucht bat, deren H\u00e4nde eine gleiche Mifsbildung zeigen. Faft alle erfreuen Geh einer Barken Gefundheit. Diefe Fa-snilie ift in der Gegend unter dem Namen der Los-Peel agos bekannt, und die einzelnen Individuen heifsen pegagofa, ein Ausdruck, der im Spanifchen fo viel bedeutet, wie unrein, anlteckend.\nVerfuche \u00fcber die Verrichtungen' der Wurzeln der ll\u00fcckeninarksnerverj. Von Magendie. (Dellen journal de Phybiologie. T. II. 1822* p. 366)-\n(Nachtrag zu No. \u00cfX. S. II3,)\nIn Verfolg meiner fr\u00fchem Verfuche bem\u00fchte ich mich zun\u00e4chft, die beiden Rflckenmarksnervenwurzeln, ohne den Kanal der Wirbelf\u00e4ule zu \u00f6ffnen, zu durchfchnei-den, weil die Entbl\u00f6fsung des R\u00fcckenmarks die Re-fultate unficher macht.","page":182}],"identifier":"lit15834","issued":"1823","language":"de","pages":"161-182","startpages":"161","title":"Beitr\u00e4ge zur pathologischen Anatomie, aus einigen weniger gelesenen Zeitschriften","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:54.324635+00:00"}