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{"created":"2022-01-31T16:20:56.433047+00:00","id":"lit15843","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Segalas","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 229-233","fulltext":[{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"229\nS\u00f6mmerring fand bei den meiften Wafferftichti-gen die Lymphdr\u00fcfeu angefchwollen, und die lieh zu ihnen begebenden Gef\u00e4fse ausgedehnt; dagegen fand ich in den vielen F\u00e4llen, wo ich die Gekr\u00f6sdr\u00fcfen ver-gr\u00fcfsert, tuberkul\u00f6s, krebfig fahe, nie ihre Lymph-gef\u00e4fse erweitert, und diefe Dr\u00fcfen k\u00f6nnen lieh \u00fcbrigens, ohne dafs Waff\u00e9rfucht entft\u00e4nde, ungeheuer vergr\u00f6\u00dfern,\nIV.\nSegalas\u2019s Bemerkungen \u00fcber den Harn-ftoff und die Art, wie die Nux vomica t\u00f6dtet. (Magendie Journal de Phy-fiol. T. II. p. 354.)\nI, U eb er den Har nft off.\nHerr Prevo\u00df und Diimas haben k\u00fcrzlich in einem in* tereffanten Auffatze dargethan, dafs der Harnftoff unabh\u00e4ngig von den Nieren gebildet wird, indem er fich in dem Blute entnierter Hunde, Katzen und anderer Thiereundin defto gr\u00f6fserer Menge findet, je l\u00e4nger das Thier nach der Operation gelebt hat.\nBei einer Wiederholung diefes Veri'uchs durch Herrn Vauquelin und mich aber, wo wir 1) das ar-teri\u00f6fe Blut, 2) das ven\u00f6fe Blut eines gefunden Hundes, 3) beide Blutarten eines, acht und vierzig Stunden nach der Entnierung geftorbenen Hundes und zugleich die Galle und die Auswurfstoffe deffelben pr\u00fcften, fanden wir nirgends eine Spur ven Harnftoff.\nHerr Dianas, der gerade in Paris war, fand die Urfache in dem Verfahren, indem wir 2war nach ihm M. d. Archiv, nn. 2.\tQ","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"das Blut getrocknet, den Riiekftand ausgewafchen, das Vv\u00e4ffer verdu often gelaffen, den R\u00fcckftand mit Alkohol behandelt, und diefc neue Aufl\u00f6iung der Verdunftung unterworfen, aber die wefentliche, in dem Auffatze nicht angegebene Vorficht unterlaffen hatten, das Waffer in der K\u00e4lte und in dem, durch die Sohwefellaure bewirkten leeren Raume verdunften zu lafien.\nBei diefem Verfahren entdeckten wir in dem Blute eines Hundes, dem lechzig Stunden nach der Entnie-rung die Ader ge\u00f6ffnet wurde, ziemlich viel, ungef\u00e4hr -r-g \u25a1, Harn ft off.\nDagegen fanden wir keine Spur in dem Blute ei-nes andern Hundes, das vierzehn Tage nach der Wegnahme einer Niere ausgcleert wurde.\nNach diefen erften Vexfuchen ftcllten wir folgende an.\n1)\tAm vierzehnten Juni 1S22 wurden zehn Gran Harnftoff in einer halben Unze Waffer aufgel\u00f6ft, in die Schenkelvene eines alten Pudels gefpritzt, ohne dsfs eine Ver\u00e4nderung eingetreten w\u00e4re. Nur feinen das Thier fogleich darauf h\u00e4ufiger als gew\u00f6hnlich zu harnen.\nAm folgenden Tage wurden zwei und vierzig Gran in zwei Unzen Waller aufgel\u00f6ft, in diefelbe Vene gebracht. Auch hier trat augenblicklich keine Ver\u00e4nderung ein, bald nachher aber wurde einige Stunden lang h\u00e4ufiger und mehr geharnt. Wahrend der folgenden acht Tage frafs das Thier wie gew\u00f6hnlich.\nAm zwei und zwanzigften wurde Blut weggelaffen, und dies v\u00f6llig auf diefelbe Weife als bei dem, beider Nieren beraubten, Hunde unterfucht, allein durchaus keine Spur von Harnftoff gefunden.\n2)\tGleich nachher wurde ihm eine Drachme Harnftoff in zwei Unzen Waffer in die Venen gefpritzt. Eine bald vor\u00fcbergehende, leichte St\u00f6rung des Athmens","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"231\nund' Kreislaufs war unftreitig blofs Folge der Einfpiit-zung des Waffers. Aufserdem aber deutete fogleich eintretende h\u00e4ufigere und It\u00e4rkere Ausfonderung von Harn auf reichliche Abfonderung deffelben. Zugleich vermehrte fich der D\u00fcrft. Beides dauerte nicht lange, und das Thier, das um acht Uhr Abends operirt war, verhielt fich am folgenden Morgen wie gew\u00f6hnlich.\nAm drei und zwanzigften Abends wurde wieder Blut gelaffen, das aber auch keine Spur von Harnftoff zeigte.\nDiefe Verfuche fcheinen zu beweifen; dafs:\n1)\twenn das Blut von, einer Niere beraubten, Hunden Harnftoff enth\u00e4lt, die Menge davon nicht hinreichend ift, um durch diefelben Mittel als im Blute v\u00f6llig entnierter Hunde entdeckt werden zu k\u00f6nnen;\n2)\tdafs der in das Venenblut gebrachte Harnftoff felir bald ausgeftofsen wird, da in vier und zwanzig Stunden eine Drachme verfchwand;\n3)\tdafs der Harnftoff ein kr\u00e4ftiges Diureticum ift;\n4)\tdafs er keinen merklich fch\u00e4dlichen Einflufs auf den Organismus hat.\nDes letzten Satzes wegen machte ich einen dritten Verfuch.\nAn demfelben Thiere wurden gleich nach dem letzten Aderlafs drei Unzen vor zwei Stunden gelullenen Harns in die Droffelader gefpritzt. Sogleich ei folgte eine heftige Erfch\u00fctterung und in zehn Minuten der Tod. Herz und grofse Gef\u00e4fse ftrolzten von geronnenem Blute, das in der rechten H\u00e4lfte fchwarz, in der linken roth war.\nDer Tod wurde wohl durch Gerinnung des Blutes vermittelft des Harns bewirkt.\nEinem jungen Hunde von acht Monaten wurde nach und nach eine Unze Harn in die Droffelader gefpritzt. Sogleich entftand eine heftige Bewegung, Herzklopfen","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"und Unregelm\u00e4fsigkeit des Athmens, dann folgten reichliche Koth- und Harnausleerungen. Am folgenden Tage frafs das Thier wenig, trank aber viel. Nach zwei Wochen ftarb es h\u00f6chft abgemagert, nachdem es fortw\u00e4hrend gehebert hatte.\nBeide Lungen waren heftig entz\u00fcndet und hepati-firt, und die grofsen Arterien - und Venenft\u00e4mme enthielten polyp\u00f6fe Concretionen , die vielleicht die n\u00e4ch-fte Folge der Einfpritzung waren und die Lungenentz\u00fcndung veranlafst hatten.\nDiefe Verfache fcheinen, in Verbindung mit den vorftehenden \u00fcber den Harnitoff und denen von Gaspard. \u00fcber den Harn, zu beweifen, dafs die Nephrotomie nicht durch Zur\u00fcckhaltung des Harnftoffs, fon-dern aller Beftandtheiie des Harns t\u00f6dtet. Auch bei einem, von Herrn Fouquier und mir angeftellten Verfuche am Menfchen ergab heb, dafs der nach und nach in Leigenden Dofen eingebrachte Harnftoff diuretifch, au-fserdem aber unfchuldig ift.\nII. lieber die Art des, durch die Nnx vomica bewirkten 'lodes.\n1)\tWenn man zwei Maerfchweinchen w\u00fcrgt und dem einen zugleich in einem L\u00f6ffel Wafier zwei Lis drei Gran geiftiges Extract der Nux vomica india Luftr\u00f6hre fpritzt, fo tritt hier fogieich Tetanus, Empfin\u00ab dungs-und Bewegungsl\u00f6figkeit ein, w\u00e4hrend bei dem andern, bloi's erw\u00fcrgten, Bewegung und Empfindung einige Minuten lang beftehn.\n2)\tEben io verfchieden ift der Erfolg, wenn man das eine Thier auf die angegebene Weife vergiftet, dem andern diefelbe Menge blol'sen Waffers einfpritzt.\n3)\tSchneidet man zwei Thieren den Kopf ab und verf\u00e4hrt dann wie bei 2., fo tritt der Vergiitungstod","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"noch fchnelJer als der Erftickungstod ein, und der Zeitunterfchied ift defto greiser, je mehr man dio Verblutung verhindert.\n4) Bis auf einen gewiffen Grad kann man bei 3. den Zeitunterfchied zwilchen beiden Todesarten willk\u00fcrlich verl\u00e4ngern, wenn man gleich nach der Wegnahme des Kopfes das kiinftliche Athmen anwendet, und in das Bauchfell des einen Thieres eine i'tarke Gabe Gift fpritzt. Dies ftirbt dann fogleich , w\u00e4hrend das andere nach den Umft\u00e4nden die Operation bis auf vierzig Minuten \u00fcberlebt.\nAus diefen, mehrmals mit gr\u00f6fster Sorgfalt wiederholten Verfuchen glaube ich l\u2019chliefsen zu muffen, dafs eine ftarke Gabe des Strychnins nicht, nach Magendie, durch Afphyxie, fondera, ungef\u00e4hr wie ein Barker electrifcher Schlag, durch unmittelbare Einwirkung auf das Nervenfyftein t\u00f6dtef.\nV.\nPo u 1 lle t \u00fcber neue Erfcheinnngen bei der Erzeugung der W\u00e4rme. (M a g e n d i e Journal de Phyfiol. T. II. p. 233.)\nDer Einflufs der phyfifchen Wiffenfcbaften auf die Phyfiologie ift befonders in der Lehre von der thierifchen W\u00e4rme fehr auffallend. Vor der neuern Chemie kannte man nur die Erfcheinung. Dicfe \u00fcberfetzte man in eine angenommene Sprache, die man Ily-pothefe nannte und glaubte, fie durch Ver\u00e4nderung des Ausdrucks erkl\u00e4rt zu haben. Seit man weifs, dafs fich bei faft allen chemifchen Verbindungen W\u00e4rme entwickelt, kann man die Erzeugung der thierifchen","page":233}],"identifier":"lit15843","issued":"1823","language":"de","pages":"229-233","startpages":"229","title":"Bemerkungen \u00fcber den Harnstoff und die Art, wie die Nux vomica t\u00f6dtet: Magendie Journal de Physiol., T. II, p. 354","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:20:56.433053+00:00"}