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{"created":"2022-01-31T16:18:05.790371+00:00","id":"lit15845","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Magendie","role":"author"},{"name":"Desmoulins","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 236-242","fulltext":[{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nbindung Statt. Dies ergiebt fich am beiten durch die Bemerkung, dafs derfelbe K\u00f6rper, z. B, ein Sa z, bei der Auffaugung von Wafter, Oel, Alkohol und Effig\u00e4ther diefeli>s W\u00e4rmemenge liefert. F\u00e4nde nun zwilchen dem Salze und dem Wafier eine Verbindung Statt, fo miifste man fc\u00eediefsen , dafs fie auch zwifchen dem Salze und dem Oel oder Alkohol, oder dem Aether Statt f\u00e4nde, dafs lieh Oberhaupt jeder auffaugende K\u00f6rper mit der aufgefogenen Fh'iffigkeit verb\u00e4nde, fo dafs der Zuftand der Auffaugung ein Zuftand der Verbindung w\u00e4re, was gegen alle wahre chemifche Analogie ilt.\nDie, des Kryftallifationswaffers beraubten Salze faugen zwar, wie die organifchen K\u00f6rper, ein, und entwickeln dabei W\u00e4rme, hier aber findet keine Ein-faugung, fondera eine Verbindung in beftimmtem Ver-b\u00e4ltnifs Statt.\nVI.\nMagendie und Desmoulins \u00fcber die Anatomie der Lamprete. (Magendie Journ. de Phyf. T. II. p. 224.)\nZu denFifchen, von welchen man bisher blofs Weibchen kannte, geh\u00f6rt auch die Lamprete; indeffen legte Herr Magendie im Fr\u00fchjahr 1822 der Akademie zwei Individuen von beftimmt verfchiedenen GefehJechtern vor, an denen wir einige Bemerkungen zu machen Gelegenheit hatten.\nINach Home !) \u00f6ffnet lieh der Saamengang des Hoden (D\u00fcm\u00eariVs Harnleiter) in einen Gang, in\nl) Phil. Transact. IS15. Diefes Archiv, Bd. II. S. 99","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"237\nJen auch die Bauchfells\u00f6ffnung innerhalb des Afterrandes einm\u00fcndet, io dafs die vom Eierftocke abgetretenen und frei in der Bauchh\u00f6hle liegenden Eier durch die beiden Neben\u00f6ffnungen des Afters austreten und in den gemeinfchaftlichen Gang gelangen, wo fie \u2019ie-frachtet werden. Da Herne fo die abfondernde Oberfl\u00e4che der Nieren f\u00fcr den Hoden, den Harnleiter f\u00fcr den Saamengang h\u00e4lt, fo w\u00fcrden die, bei den Lampreten verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig fo grofsen Nieren keinen eignen Ausf\u00fchrungsgang haben.\nHome und D\u00fcmeril fanden bei mehrern hundert Lampreten zur Laichzeit immer den Eierftock in ver-fchiedenen Graden der Entwicklung. Home fchlofs aus rlen Nachrichten von Fifchp\u00f6cklern, denen zu Folge die Ariwefenheit der Eier bei den Weibchen, der Mangel derfelben bei den M\u00e4nnchen das einzige Gefcblechts-merkmal ift, \u00fcbrigens bei den M\u00e4nnchen der dem Eierflocke entsprechende Theil nie fehlt, dafs die grofse l\u00e4ngliche Traube unterhalb der Aorta der Eierftock, und der an den untern Rand der Niere geheftete Gang der Hode ift.\nFolgendes find unfere Beobachtungen.\nDie Lampreten haben fo wenig als andere Fifche einen Kloak, fondern After-, Ilarn-und Zeugungs\u00f6ffnung m\u00fcnden getrennt in eine l\u00e4ngliche Vulva *). Der After liegt vorn, ift von einem Sphinkter umgeben und \u00f6ffnet fich unter einer kleinen Hautfalte unter dem Harn - und Zeugungsgange, Diefer fpringt etwa anderthalb Linien in die Vulva vor und \u00fcberragt ihre R\u00e4nder etwas. In ihrem Grunde finden fich vier Oeff-nungen. Die beiden \u00e4ufsern, mehr oberfl\u00e4chlichen find die Bauchfells\u00f6ffnungen, die beiden Innern, tiefem, die der Harnleiter. Hiernach treten die Eier nicht vor\nM.\nij Offenbar doch die erfte Spur einer Kloak,","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nrien angeblichen Saamengangs\u00f6ffnungen aus, und wenn {ich diele G\u00e4nge wirklich f\u00e4nden, fo w\u00fcrde vielmehr der Saamen fich auf dem Were durch das Rohr mit\nO\nihnen verbinden.\nBei mehrern, vom Anfang Aprils bis Ende des Mai unterfuchten hatten wir immer nur die Eierlt\u00f6ckein ver-fchiedenen Entwicklungsgraden gefunden. Herr Ma-pendic aber erhielt zuletzt zwei, dem lnftitut am folgen.\nO\nden Tage vorgelegte Lampreten. In der einen waren die Eierft\u00f6cke ftark entwickelt, die Leber r\u00f6thlichgelb, in der Unterleibsh\u00f6hle lagen einige Eierplatten frei. In der andern, die um ein Fiinftheil gr\u00f6fser war, fand {ich gleichfalls eine l\u00e4ngliche Traube, deren Platten aber anders angeordnet waren, indem lie keine quere, fon-dern eine lehr fchiefe Richtung hatten, lo dafs ihre Neigung gegen die Achfe ft\u00e4rker als gegen den Durch-meffer des Thieres war. Die Bl\u00e4ttchen diefer Platte ipaltcten fich, wie bei der andern, zwei-auch dreifach, waren aber viel d\u00fcnner, einf\u00f6rmig fch\u00f6n roth wie in den Hoden der Allen, denen lie v\u00f6llig glichen. Die Schnittfl\u00e4che zeigte einen homogenen Bau.\nDie Platten des Eierftocks, die den Bl\u00e4ttern im \u2022Faltwmagen der Wiederk\u00e4uer gleichen, werden durch die halten einer Membran gebildet, die fo fein, aber feiler als die Netze des Menlchen find. Jede Platte enth\u00e4lt zwei Lagen von Eiern, die ichichtenweife auf beiden Oberfl\u00e4chen liegen.\nSeit einem Monat hat fich die Gr\u00f6fse diefer Traube in Weingeift nicht vermindert, w\u00e4hrend die m\u00e4nnliche fich um die H\u00e4lfte verkleinert hat. Hieraus ergiebt fich eine Verfchiedenheit der Zufammenfetzung.\nWegen der Gr\u00f6fse der zweiten Lamprete kann der Zuftand ihrer Traube nicht ihrer Jugend zugefchrieben werden. Das Alter beider Organe mufs daffelbe feyn, denn man weifs, dafs in den Fifchen die Zeugungs-","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"tlieile lieh j\u00e4hrlich bilden. Beide Organe befanden fich daher im gleichen Zuftande der Reife.\nMithin ift das Organ des gr\u00f6fsern Thieres ein Hode.\nBei diefem war die Leber fch\u00fcn jaspisgr\u00fcn. Auch die Farbe diefes Theiis konnte daher eine fexuelle Ver-fchiedenheit darbieten.\nDie Harnorgane verhalten heb in beiden Gefchlech-tern gleich. L\u00e4ngs dem ehern Theiie der Harnleiter findet fich eine Reihe von Ouerfurchen, die Ausf\u00fchrungsg\u00e4nge der Nieren, die nach Home zur Zeit des Laichens anfchwellen.\nNur f\u00fcr die Nieren fcheinen die zwei grofsen, von D\u00fcm\u00e9nl mit den Elutlcitern des Gehirns und R\u00fcckenmarks verglichenen ven\u00f6fen Gef\u00e4fse beftimmt. Sie h\u00e4ngen nicht mit den grofsen Venen zufammen, die das Blut zum Herzen f\u00fchren. Mit ihnen wurden fio verwechfelt, weil fie fie gegen das Bauchfell hin bedecken. Die letzten grofsen Venen verl\u00e4ngern fich \u00fcber dem After durch einen einzigen, \u00fcber der Aorta liegenden Stamm in den Schwanz.\nDie Aefte der Aorte entfpringen 4 \u2014 5'\", die der Hohlvene nur 2\u20143 Linien weit von einander, fo dafs fich die Zahl der letztem zu der der erftern wie 3 \u2014 2 verh\u00e4lt. Die Arterien umgeben auf ihrem Wege die obere H\u00e4lfte der Vene, gehen aber nicht durch fie, wie mau wegen der D\u00fcnne der innern Venenhaut glauben k\u00f6nnte.\nDie M\u00e4nnchen find, nach allen Erfahrungen, \u00e4u-fserft feiten, und die Polygamie rnufs im h\u00f6chften Umfange Statt finden. Auch leben die kleinern Arten hundertweife zufammen.\nDie L\u00e4ngenfalten des Darms find im hintern Viertheil dicker, r\u00f6ther, warziger, fo dafs fie beinahe die H\u00f6hle deffelben verfchliefen, in der Mitte fchmaler und","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\netwas gewunden, vorn\u2019haben be eine mittlere Gr\u00f6fse. Hiernach fcheint die Einfaugung vorz\u00fcglich in der N\u00e4he des Afters Statt zu finden. L\u00e4ngs dem ganzen Darm verl\u00e4uft ein Linienweites Blutgef\u00e4fs, das in die H\u00f6hle, nicht nach aufsen vorfpringt. Es ift eine Verl\u00e4ngerung des zweiten der vier Aefte, die fich, anderthalb Zoll vor dem After, br\u00fcckenf\u00f6rmig zu dem, \u00fcbrigens freien Darme begeben. Diefer Mangel des Gekr\u00f6fes und die Ifolirung der Darmgef\u00e4fse ift ein von der Natur felbft gemachter Verluch, um die Darmelnfaugung durch die Blutgef\u00e4fse zu beweifen.\nSp\u00e4ter haben wir beim St\u00f6r zwei v\u00f6llig analoge Bedingungen am Darmkanal gefunden.\ns) Fehlt das Gekr\u00f6fe, und es finden fich nur einige Str\u00e4nge, namentlich entfprechen:\na)\tzwei der Leber und den beiden Enden der Spei-fer\u00f6hre;\nb)\tder f\u00fcr den Magen liegt in der Gegend der Leber ;\nc)\t4 finden fich f\u00fcr tien mafchigen Darm;\nd)\t4 f\u00fcr das hintere Drittheil.\nDie verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige L\u00e4nge der Abfchnitte des Darmkanals ift folgende.\nDie Speifer\u00f6hre o 05; der Magen 0,17; der Ma-fchendarin 0,19 ; der Klappendarm o,i 5.\n2) Finden fich im Endtheile grofse Querplatten, die den Gckr\u00f6sftr 'ngen gegen\u00fcber durch einen, in den Darm vorfpringenden, Dr\u00fcfenftrang abgetheilt werden. Aur der Oberfl\u00e4che der Klappe und diefes Stranges \u00f6ffnen fich M\u00fcndungen, die in dem Maafse zahlreicher und h\u00e4ufiger find , als fie weiter nach hinten liegen.\nAus beiden Bedingungen ergiebt fich, dafs beim St\u00f6r und der Lamprete die Darmeinfaugung durch die Venen und im hintern Theile des Darms Statt findet.","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Dem vorfiebenden Auffatze glaube ich einige wenige Zeilen beif\u00fcgen zu d\u00fcrfen.\ni) So wenig ich nach meinen Un ter Tu drangen die Home'fche, fchon durch D\u00fcm\u00earil im Voraus berichtigte Angabe der gleichzeitigen Anwefenheit der Hoden und Ovarien in den Petromy.zpnten f\u00fcr richtig halte, fo fcheint mir doch der hier gelieferte Fall keineswegs zu beweifen, dafs fich wirklich m\u00e4nnliche Individuen finden. Sehr wohl konnte in der That das, was f\u00fcr den Hoden gehalten wird, ein fchon entleerter Eier\u00dfock feyn , der dann ganz die angegebenen Merkmale haben w\u00fcrde. Dies wird durch die Ver-fchiedenheit der Gr\u00f6fse beider Thiere wenigftens wahrfcbeinlich, fofern beim altern Thiere die Eier fr\u00fcher zur Reife gelangt l\u2019eyn konnten, und auch dia Verfchiedenheit der Farbe der Lebern deutet wohl-eher auf eine, vielleicht mit der Zeugung zufammenh\u00e4n-gende Verfchiedenheit im Zuftande des Thieres als auf eine fexuelle hin.\na) Es ift unn\u00f6thig zu bemerken, dafs fich die Zeit-gungstheile bei den Fifchen nicht j\u00e4hrlich erzeugen, fondern nur j\u00e4hrlich zur Brunftzeit vergr\u00f6\u00dfern, nachher zufammenfehrumpfen.\n3)\tDie Anordnung der innern Darmfl\u00e4che beweift nicht, dafs die Einfaugung vorz\u00fcglich im hintern Theile des Darms gefchieht, indem fie nur, wie bei den Rochen, Haien, und einer Menge anderer Fifche ein Mittel zur Verl\u00e4ngerung des Aufenthaltes der im Darmkanal enthaltenen Subftanzen ift.\n4)\tNoch weniger ift die Anordnung der Gef\u00e4fse und der Mangel eines weit ausgebreiteten Gekr\u00f6fes ein Verfuch der Natur, die Veneneinfaugung im Darme","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"zu beweifen, da fein- wohl neben auch Saugadern verlaufen k\u00f6nnen.\njenen Biutgeiafsefi M.\nVII.\nMikro fkopifche Beobachtungen \u00fcber die Milch der Lamprete. Von Bor y St. Vincent. (Magendie Journal de Phyf. T. II. p. 231.)\nIch habe mit einer Linie, dis in meinem zufammenge-fetzten Mikrofkrop 5 bis 600 Mal vergr\u00f6fsert, den von Herrn Magendie und Desmoulins f\u00fcr einen Hoden gehaltenen K\u00f6rper unterfucht. Es finden fich keine Saa-menthierchen, die M\u00fcller mit den Cercarien vermengt hat, von denen ich fie zu trennen denke, und die ich f\u00fcr ein charakteriftifches Merkmal des m\u00e4nnlichen Geschlechts halte 1 ). Indeffen konnten lie todt feyn, und hieraus folgt nichts gegen die erw\u00e4hnte Anficht.\nUebrigens bei\u2019tand die Milch aus v\u00f6llig durchfich-tigen K\u00fcgelchen von verfchiedener Gr\u00f6fse, von denen die betr\u00e4chtlichften einem Hirfenkorn gleich kamen. Sie\nl) Der Mangel an Saamenrhierclien fclieint vielmehr ein allgemeines Attribut des Fifchl'aamens zu feyn. Wenigftens tage\u00ab die Herrn Dumas und Pi evofi in ihrem Auftatze \u00fcber die Saamenthierchen , S. 22. \u201eWir haben bei unfern h\u00e4ufigen Unterfuchnngcn der Fifchmilch nie befriedigende Ke-l'nltate erhalten. Spallanzani briet.reibt kugliche, irch fehnell bewegende K\u00f6rperchen; Haller redet von gefchw\u00e4nz-ten Thierchen, wir aber haben nur K\u00fcgelchen, wie Sp., gefeiten. \u201c Ueberdies unterfuehte Herr Bory St. V, die Milch nur nach dem Tode und nachdem iie iu einer Salzlauge aufbewahrt gewefen war.\tD.","page":242}],"identifier":"lit15845","issued":"1823","language":"de","pages":"236-242","startpages":"236","title":"\u00dcber die Anatomie der Lamprete: Magendie Journ. de Phys., T. II, p. 224","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:05.790377+00:00"}