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{"created":"2022-01-31T16:17:01.214086+00:00","id":"lit15847","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Gaspard","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 243-269","fulltext":[{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"waren in einer gelblichen, dem Anfchein nach homogenen, durch das Trocknen aber deutlich faferig werdenden Subftanz enthalten. Als nach zwei Taaen das Waffer, worin ich die Milch maceriren liefs, fait ver-dunftet war, wurde die Infufion \u00fcbelriechend, und jetzt beftand faft die H\u00e4lfte diefes Waffers aus belebten K\u00fcgelchen, die mit den zuerft todt gefchienenen v\u00f6llig \u00fcberein kamen, und mit ungeheurer Schnelligkeit nach allen Richtungen ichwammen. Tie gelbliche Subftanz enthielt deren faft keine mehr, und die, welche fich io fchnell bewegten, l\u2019cheinen daher wirklich die K\u00fcgelchen in einem andern Zuftande zu leyn. Jetzt glichen he der Monas termo vollkommen, nur waren fie nicht, wie diele, aile gleich profs. Nach einigen Ta-gen entwickelten fich mehrere neue, noch nicht be-fchriebene lnfuforien, die aber in keiner Beziehung mit dem anf\u00e4nglichen Gegenllande meiner Unteriuchungen zu ftehen fchienen.\nVIII.\nBeitr\u00e4ge zur Phyfiologie der Gartenfchnecke. (Helix pomatia L-) Von Gaspard. (Magendie Journal de Phyfiologie. T. II. p. 295.)\nDie folgenden Beobachtungen beziehn fich vorz\u00fcglich auf den Winterfchiaf der Schnecken, doch zum Theil auch auf die Organe und Functionen dieier Thiere \u00fcberhaupt.\nDie neuern Schriftfteller liefern \u00fcber jenen Zu-ftand diefes Thieres nichts \u00dfeftimmteres als Ariftoteles, Dioscorides, Plinius, Plutarch, Atheimeus u. 1. w. Vielleicht f\u00fcllen meine Bemerkungen diele L\u00fccke zum Theil aus.","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\n$\u2022 *\u2022\nIn unfern gemafsigten Gegenden werden die Schnecken mit dem Anf\u00e4nge des Oktobers, um die Zeit der eriten Herbftfr\u00f6fte und Reife, auf den Bergen etwas fr\u00fcher, in der Ebene etwas fp\u00e4ter, tr\u00e4ge, kriechen nicht mehr wie gew\u00f6hnlich, verlieren die Efsluft und verfammeln (ich in ziemlich zahlreichen Haufen an H\u00fcgeln, Gr\u00e4ben, kleinen Erhabenheiten, in Gebr\u00e4uchen, Hecken u. f. w. Hier falten lie ein bis zwei Tags lang, excerniren den letzten Koth, und verbergen fich dann unter das Moos, Gras oder trockne Bl\u00e4tter, Hierauf gr\u00e4bt lieh jedes Thier mit dem vordem Theila feines Muskelfufses ein Loch, das wenigftens feine Schaale aufnehmen kann, vergr\u00f6fsert und rundet es ab, indem es fich mit diefer auf die Seite dreht und windet fich dann facht zur\u00fcck, indem es anfangs l\u00e4ngs der Seitenwand der Grube, dann gegen ihre obere, aus Moos oder Bl\u00e4ttern, oder etwas Hafen gebildete Wand kriecht. Wenn es fich mit der Oeffnung feiner Schaale nach oben gewendet hat, bleibt es liegen, zieht dann bald feinen Fufs nach innen, breitet fein Halsband, das jetzt fehr weifs ift, v\u00f6llig dar\u00fcber aus, und J\u00e4fst die Lungen\u00f6ffnung eine Zeitlang halb offen, uni Ruft aufzunehmen. Dann fchhefst es diele und bildet mit feinem klebrigen Saft eine feidenartige Haut zwilchen dem Halsbande und den, \u00fcber dem Thiere befindlichen, fch\u00e4dliehen fremden K\u00f6rpern. Sogleich nachher i'ondert das Halsband \u00fcberall eine einf\u00f6rmige, kalkartige, eine halbe Linie dielte Schicht ab. Ift der Deckel auf diefe Art erh\u00e4rtet, fo wird das Halsband durch ein Gefpinnft von ihm abgefondert, das feiler als das eilte ift. Nach einigen Stunden athmet das Thier die vorher in Menge eingenommene Luft aus, zieht fich dadurch mehr in die Tiefe zur\u00fcck, bildet eine zweite,\nbl\u00fcfs","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"blofs h\u00e4utige Schicht, athmet nochmals aus, zieht lieh weiter zur\u00fcck und bildet fo oft bis lechs Scheidew\u00e4nde mit dazwil'chen befindlichen Luftr\u00e4umen.\n$\u25a0 2-\nDiefe Thalfachen habeich im Oktober 1818 fehr genau und an vielen Schnecken beobachtet. Jede einzelne,bringt ungef\u00e4hr zwei bis drei Tage zu; dagegen geht der ganze Oktober hin, ehe alle lieh verfchiof-fen haben. Im November findet man nur noch einige kranke}, die lieh'nicht verfchliefsen k\u00f6nnen, und beim erften Froft herben.\nDie Schnecken kriechen mehr oder weniger tief ein, je nachdem das Erdreich fehler oder lockerer ift, gew\u00f6hnlich befinden fie fich gegen S\u00fcden und find gegen Ueberfchwemmungen gefchiitzt.\nWie andere Winterfchl\u00e4fer liegen fie in grofse\u00ab Haufen zufammen. Bisweilen find die Deckel un ge-ftaltet und unvollkommen, weil der Kalkfaft, wesen nicht v\u00f6llig horizontaler Lage der Schneckenm\u00fcndung, abfliefst.\nDie innern h\u00e4utigen Scheidew\u00e4nde fcheinen mir gegen das Ende des Winters zahlreicher als im Anf\u00e4nge, bei den Bergfchnecken h\u00e4ufiger als denen der Ebne zu feyn.\n$\u2022\t3\u00bb\nDie Erftarrung dauert fechs Monate lang und erft im Fr\u00fchjahr wird der Deckel erbrochen; it\u00f6fst man ihn aber bald nach feiner Bildung ein, und befindet fich das Thier in Hinficht auf Feuchtigkeit in zweck-m\u00e4fsigen Verh\u00e4ltniffen, fo benimmt es fich nach Ver-fchiedenheit der Umft\u00e4nde Verfchieden, und namentlich folgendermafsen.\nM. d. Archiv. VIII. 2,\nR","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\nBel 12 \u2014 15 -}- R. Und vorhandenen Nahrungsmitteln frifst die Schnecke, bekommt wieder ein fehr weifses Halsband, etwa bildet fich nach acht Tagen ein neues Loch, und verfchliefst fich mit einem gew\u00f6hnlichen , feiten Deckel.\nBei etwa 8 \u2014 10+ R. frifst ne wenig, gr\u00e4bt fich nach einiger Zeit ein Loch und bildet fich einen d\u00fcnnen, biegfamen , grauen, wenig kalkigen Deckel.\nBei 3 \u2014 6 + Fr. frifst das Thier nicht, kriecht kaum, bildet fich keine H\u00f6hle, heftet fich irgendwo an, bildet fich einen blofs h\u00e4utigen Deckel, bisweilen felbft keinen, und bleibt ohne ihn bis in das Fr\u00fchjahr erftarrt.\nBei etwas unter o R. bildet es nicht nur keinen Deckel, fondera ftirbt bald.\nDie Bildung mehrerer neuen Deckel zu beobachten, wurde ich durch den zuf\u00e4llig erfolgten Tod der Schnecken verhindert.\n$\u2022\t4-\nDer Deckel befteht ganz aus kohlenfaurem Kalk, indem er fich fchnell und mit ftarkem Attfbraufen in Minerallauren und El\u2019figiaure aufl\u00f6ft, alle diele Auf-l\u00f6fungen durch Kalien einen reichlichen weifsen Nie-derfchlag geben, und die Ein\u00e4fcherung ihn in \u00e4tzenden Kalk, wie die Schaale felbft, verwandelt.\nDie Bildungsftelle deffelben ift das Halsband, def-fen Gef\u00e4fse oder Dr\u00fcfeo ihn frei enthalten, fo dais er, wenn man das Halsband ber\u00fchrt, \u00fcberall in Verbindung mit einem klebrigen Safie il\u00fcffig hervortritt. Schneidet man das Halsband ab, und bringt es in eine verd\u00fcnnte S\u00e4ure, fo tritt mit Aufbraufen viel Gas hervor, und durch Zufatz von Natron erfolgt der gew\u00f6hnliche weifse Niederfchlag. Kein anderes Gewebe verh\u00e4lt fich auf diefelbe Weife.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"247\nDaher ift das Halsband vor der Verfchliefsung fo voll und weii.s, gegen das Ende des Winters und w\u00e4hrend deffelben dagegen mager und grau. Das Thier entwickelt diefen Kalkfaft nicht blofs aus feiner Pflanzennahrung, fondern auch aus der Erde, die es in Menge geniefst. Deshalb k\u00f6nnen, wie oben bemerkt, der Nahrung beraubte Schnecken nur h\u00e4utige Deckel an die Stelle der weggenommenen kalkigen bilden.\n\u00a7\u2022\t5-\nDie Urfache der Bildung des Deckels im Herbft ergiebt lieh aus folgenden Verfuchen.\nIm Oktober 1S18 wurde eine Schnecke, deren Deckelbildung ich durch nachher anzugebende Mittel verhindert hatte, einige Tage lang einer K\u00e4lte von I \u2014 2\u00b0 ausgefetzt. Vom Anf\u00e4nge an zog fie lieh nur unvollkommen in die Schaale zur\u00fcck und ftarb endlich.\nZu derfelben Zeit erhielt ich in einem Gef\u00e4fse ungef\u00e4hr einen Monat lang mehrere geltreifte kleine Schnecken, hei 2 , 3, 4, fei bit 50 K. Alle ftarben, einige ausgenommen, die fich einen h\u00e4utigen Deckel hatten bilden k\u00f6nnen.\nIm Februar 1820 erhielt ich ein S\u00e4ckchen mit einigen hundert grofsen Schnecken, die eine K\u00e4lte von einigen Graden unter Null ausgeftanden hatten, und fand alle, wo der Deckel zerbrochen oder befch\u00e4digt war, todt, die \u00fcbrigen lebend.\nUnftreitig bilden fie daher den Deckel als Schutzmittel gegen die K\u00e4lte, wovon felbft ein geringer Grad fie t\u00f6dtet, wenn fie ihr unmittelbar ausgefetzt find, w\u00e4hrend fie unter dem Deckel einen bedeutenden Grad davon vertragen k\u00f6nnen. Zwar bilden andere Schnecken, die gleichfalls f\u00fcr die K\u00e4lte empfindlich find, keinen Deckel, allein diefe bewohnen tiefere und w\u00e4rmere Orte, indem die Kleinheit ihrer Schaale ihnen\nR 2","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\ngeftaltet, tiefer e\u00efnzuc\u00eeringen. Einige verfchhefsen auch in der That die Schaale durch ejiren oder mehrere h\u00e4utige Becke].\n$. 6.\nUeber die Gelegenheitsurfache der Wintererftar-rung der Schnecken belehren folgende Verfuche.\nx) Am acht und zwanzigsten September igxS brachte ich zwei Schnecken am Boden eines mit Erde angef\u00fcllten Gef\u00e4fses in einen Keiler von ungef\u00e4hr 130 W\u00e4rme. Sie verfchloffen fich wie alle \u00fcbrigen, die eine am f\u00fcnfzehnten, die andere am iiebzehnten Oktober.\n2)\tAm f\u00fcnfzehnten September brachte ich in meinem Zimmer bei 15\u00b0 eine Schnecke unter ein grofses Giasgef\u00e4fs und gab ihr t\u00e4glich etwas Kohl. Am fechs-ten Oktober machte lieh, bei immer gleichgebliebener Temperatur, das Thier einen Deckel.\n3)\tAm folgenden Tage nahm ich diefen weg und brachte das Thier auf ein Kamin, wo die W\u00e4rme 20\u00b0 \u25a0war. Es kroch bald hervor, ging, frais, das Halsband wurde weifs, aber am fechsten Oktober er harrte es wieder und bildete fich einen neuen Deckel. Nach Wegnahme deffelben benahm es lieh wie beim elften Mal, bildete aber keinen neuen Deckel und ftarb durch einen Zufall am vier und zwanzigften November.\n4)\tAm f\u00fcnften Oktober brachte ich zwei andere Schnecken auf daffelbe Kaminbret, Eine davon machte ein Lager, und winterte fich nach acht Tagen ein, w\u00e4hrend die \u00fcufsere Temperatur nur io\u2014-12\u00b0 R. und kein Ileif vorhanden war. Dagegen lebte dia andere den ganzen Winter hindurch nicht nur ohne zu erharren, fondern frafs, begattete fich mit andern und legte fruchtbare Eier. In der Mitte des Mai\u2019s ftarb fie abgemagert.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a33*9\n5)\tAm zehnten November wurde eine noch nicht erharrte Schnecke auf das Kamin gefetzt. Sie verfchiofs ficli und eritarrte nach f\u00fcnf Tagen bei 200 R.\n6)\tF\u00fcnf andere, die ich im November ge\u00f6ffnet hatte, wurden an denfeiben Ort gebracht, und blieben hier bis zum Fr\u00fchjahr, ohne ficli zu verichliefsen, verhielten ficli im Gegentheil ganz wie che zweite von No. 4. Sie lebten nicht allein den ganzen folgenaen Sommer, fondern brachten auch den Winter i\u00dfl9> wo ich fie im September wieder auf das Kamin fetzte, wie den vorigen ohne Erftarrung zu, frafsen wie gew\u00f6hnlich, pflanzten fich aher nicht, wie damals, fort. Eine ftarb im April in freier Luft.\n7)\tEine davon erhielt ich noch und brachte fie mit fieben andern im Oktober 1820 auf das Kamin. Von diefen acht verfchloffen fich f\u00fcnf am Ende Oktober und Anf\u00e4nge Novembers, die drei \u00fcbrigen erharrten nicht, begatteten fich aberauch nicht. Unter ihnen befand fich die alte, die erft im M\u00e4rz 1821 ftarb.\nDa man alfo durch W\u00e4rme einige Schnecken von der Wintererftarrung abhalten kann, fo darf man die Ilerbftk\u00e4lte als die wahre allgemeine Gefache ihres Winterfchlafs anfehen. Da man aber andrerfeits bei derfelben W\u00e4rme mehrere, wie gew\u00f6hnlich', erftarren fleht, da fie fich fowohl bei 30 als 2a0 verfcbliefsen, fo mufs die K\u00e4lte nicht die, einzige Urfach feyn. Unftrei-tig deshalb konnte ich fie nicht, indem ich fie in ver-fchiedenen Jahreszeiten pl\u00f6tzlich einer dem Gefrierpunkte nahen K\u00e4lte ausfetzte, zur Erftarrung bringen, und aus denselben Grunde verfchloffen fich die, welche ich im Sommer lange in einer H\u00f6hle bei 8\u00b0, oder in einer K\u00e4lte bei 130 erhielt, entweder gar nicht, wie im Herbfte, oder bildeten endlich einen h\u00e4utigen Deckel, ohne fich einzugraben.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nDie Abmagerung der drei Schnecken, die ein, 7.\\vei, drei Jahre nach einander am Einwintern verhindert wurden, veranlal'st die Vermuthung, dafs die Erftarrung zu ihrem Lebensprocefs nothwendig geh\u00f6rt.\nFolgende thermometrii'che Tabelle vorn Herbft 1818 \u00fcber das Verfchliefsen von acht und zwanzig Schnecken, fo wie die von f\u00fcnf andern, die, nach Oeffnung des Deckels, (ich zum zweiten Mal verfchlof-fen, wird \u00fcbrigens den Leier am beiten in den Stand fetzen, die Urfachen diefer Erfcheinung zu beftimmen.\nI: rfte V erfc h l i efs u n g.\nTag der Verfehl ief sung.\tZahl der ver-fehloffenen Schnecken.\tW\u00e4rmegrad nach R. feit der Verleb li efs un g.\tOrt der Verfchliefsung.\n6. Oktober.\t1.\t15\u00b0\tMein Zimmer.\n7*\t1.\tLJ \u00b0\tAufsen.\n12, \u2014\t1.\t12\u00b0\tAufsen.\n13.\t1.\t20\u00b0\tKaminbret.\n15-\t\u201d '\t1.\t13\u00b0\tKeller.\nl6.\t\t\tT.\t160\tAufsen.\n17.\t\u2014\u25a0\tI.\t13\u00b0\tKeller.\n19-\t\t6\u00b0\tAufsen.\n20.\t\u2022\u2014\tI.\t10\u00ae\t-\n23.\t\u2014\tI.\t8\u00b0\t-\n25.\t\u2014\t3-\t8\u00b0\t-\n26.\t3-\t9\u00b0\t-\n27.\t\u2022\u2014-\t1\tu\u00b0\t-\n28.\t1.\t6\u00b0\t-\n29.\tT.\t3\u00b0\t-\n30.\tI.\t5\u00b0\t\n2. November.\tI.\t10\u00b0\t-\n3-\t~\tI.\tIO\u00b0\t-\n6. \u2014\tI.\t12\u00b0\t-\n7-\t^\tI.\t9\u00b0\t-\n10.\t\u2014\tI.\t9\u00b0\t-\n15.\t\u2014\tI. rot. 28.\t20\u00b0\tKaminbret.","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"Zweite Ve rfch H efs u v g.\nTag der Verfchliefsung.\tZahl der verfehle ffenen Schnecken.\tW\u00e4rmegrad nach R. feit der Ver-fchii efs un g.\tOrt der Verfchliefsung,\nlg. Oktober.\t1.\t0 O Ci\tKaminbret.\n6. November.\t1.\t9\u00b0\tAufsen.\n9-\t\u2014\t2.\t9\u00b0\t\nIO.\t1. Tot. 33.\t9\u00b0\t\nHieraus ergiebt fielt der Einflufs der K\u00e4lte auf die Verfchliefsung und Erftarrung. Von drei und dreifsig Schnecken verfchloffen lieh nur 2 hei 20 \u2014 50, 20 bei 50 \u2014 io\u00b0, 7 bei io\u00b0\u2014150, 4beiis\u00b0\u201425\u00b0. Inder Mitte Oktobers gefchah es pl\u00f6tzlich h\u00e4ufiger, indem der Thermometer fchnell von 130\u20146\u00b0 fiel. Vorz\u00fcglich findet fie zwifchen 5 \u2014 io\u00b0 Statt.\n\u00a7\u2022\t7.\nWas den Zuftand ihrer Functionen w\u00e4hrend der Wintererftarrung betrifft, fo bedarf es keiner Erw\u00e4hnung, dafs die Zeugung, die Empfindung, Hirn-und Nerventh\u00e4tigkeit und Bewegung ganz erl\u00f6fchen. Die einzige Irritabilit\u00e4tserfcheinung, die fich immer, wenn fie nicht erfroren find, zeigt, ift eine fchwache Bewegung des Halsbandes nach Reizung deffelben. Vermuth-lieh findet fie ohne Bewufstfeyn des Thieres Statt,\n$. 8.\nDie Bildungserfcheinungen zeigen Folgendes.\nDa keine Nahrungsmittel eingenommen werden, fo findet auch keine Verdamm? Statt. Immer fand ich bei den gedeckelten Schnecken zu Ende des Herbftes und Anfang des Fr\u00fchjahrs den Magen leer, im Darm-","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"kanal eine braune dicke Fl\u00fcffigkeit, im Maftdarm keinen Koth.\n$\u25a0\t9-\nNimmt man im November, vor der K\u00e4lte, in der Gegend des Herzens ein St\u00fcck Schaaie weg, fo fieht man das Herz fcblagen, allein die Schl\u00e4ge find weit feltner und fchw\u00e4cher als im Sommer. Im Winter, bei oder unter o R. fleht es dagegen ftill und bewegt fich felbft auf mechanifche Reizung nicht. Gelinde W\u00e4rme bringt nach einiger Zeit den gew\u00f6hnlichen Herzfchlag wieder hervor, der durch die K\u00e4lte wieder ins Stocken ger\u00e4th, fo dafs man mehrmals aK wecbfelnd ihn erzeugen und vernichten kann. Bei vollkommner Erftarrung fteht daher der Blutlauf. Das Blut felbft jft im Winter und Sommer, dem Anfchein nach, ganz daffelbe,\n\u00a7\u25a0 io.\nDie Meinung, dafs die Schnecken im Winter durch eine in der Mitte der Schaaie befindliche Oeffnung oder durch die Poren der Schaaie athmen, wird theils durch den Ma\u2019gel diefer, \u00fcberdies nicht in das Innere dringende Oeffnung bei mehrern, theils durch die Undurchg\u00e4ngigkeit der Schaaie f\u00fcr die Luft, unwahr-feheiniieh, und folgende Verfuche widerlegen fie wohl g\u00e4nzlich.\nW\u00e4hrend dreier Wintermonate beobachtete ich erftarrte Schnecken unter kaltem Waffer in einer Stube von 5 bis 6\u00b0. Dennoch erftickten fie nicht und krochen im Fr\u00fchjahr fo gefund als gew\u00f6hnlich hervor. Daffelbe Refultat gaben andere, die unter Ouecklilber, Oel und Fett gehalten wurden, und die, deren Schaalen ich mit diefer letztem Fl\u00fcffigkeit beftrich.\nDa man vermuthen konnte, dafs das Thier die vor dem Verfchliefsen eingezogne Luft aihmete, indem","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"es fie rach und nach in die verschiedenen Zelle aus-ftiefs, fo unterluchte ach nach einander die in triefen verfchiedenen Raumen enthaltene Luft, immer,aber brannte darin ein Licht, wie in atmofph\u00e4rifcher Luft.\nIn der That athmen alio die Schnecken w\u00e4hrend der fechsmonatlichen Erftarrung nicht. Dagegen haben fie aufserdem ein fehr bedeutendes Athmungsbe-diirfnifs und fie zerfetzen in kurzer Zeit die in einem \u00fcber fie umgeft\u00fclpten Gef\u00e4fse enthaltene Luft v\u00f6llig. Bei diefem Verfuche ftarben fie in vier, f\u00fcnf bis fechs Tagen, und felbft die \u00fcberlebenden bald nachher in der freien Luft. Eben fo ftarben fie dann unter W\u00fclfer und im luftleeren Raume bald.\n\u00a7. II.\nDie W\u00e4rme der Schnecken ftebt mit ihrem Athmen und Kreislauf in Verh\u00e4ltnis und folgt der \u00e4ufsern Temperatur. Im Sommer, als ihr Herz f\u00fcnf und zwanzig bis acht und zwanzig Mal in der Minute fchlug, und fie reichlich jdurch die Lungen\u00f6ffnung athmeten, brachte ich vier und zwanzig in einem Topfe in einen Keller von ia\u00b0 und \u00fcberzeugte mich, dafs das zwifcheu ihnen befindliche Thermometer nie \u00fcber I40 ftieg, fo dafs fie h\u00f6chftens, wie die Amphibien und Fifche, i\u00b0 mehr als das \u00e4ufsere Medium haben.\nIm Winter, bei erlofchenem Athmen und Kreislauf, ift diefe W\u00e4rme ganz null. Nicht nur ift das Thier beim Ber\u00fchren fo kalt als die benachbarten K\u00f6rper, fondern das Thermometer bleibt, auch wenn man es zwifchen mehrere bringt, unver\u00e4ndert. Die nicht verfchloffenen Schnecken erfrieren, wie fchon (f. 5.) bemerkt wurde, bei 1 his 20 wie alle eiweifsartige Subftanzen.\nDennoch widerftanden fie, gedeckelt und leicht verborgen, faft der firengften Winterk\u00e4lte, nicht aber","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"durch ihre Lebensw\u00e4rme, wie die warmbl\u00fctigen Thiere, Jondern nach den Frincipien der W\u00e4rmeleitung. Der Umftand, dafs ihre Zwifchenfcheidew\u00e4nde in der Mitte des Winters und bei \u00dfergfcbnecken zahlreicher als im Anf\u00e4nge und bei in der Ebne lebenden lind, mufs zur Erkl\u00e4rung diefer Erfcheinung zu H\u00fclfe genommen werden. Dahin geh\u00f6rt auch die Erfahrung, dafs man in einem Wafferbecken Waffer, welches fich in einem Ge-f\u00e4fse innerhalb fchon kochenden Waffers befindet, nicht zum Kochen bringen kann 1 ).\nUebrigens \u00fcberlaffe ich die Aufl\u00f6fung diefes Problems den Phyfikern, und gebe hier nur die Grade von W\u00e4rme und K\u00e4lte an, welche die Schnecken vertragen k\u00f6nnen, und \u00fcber - und unterhalb derer lie i'terben.\n\u00a7. 12.\nAlle eingewinterten Schnecken, die ich Stunden-oder Monate lang einer K\u00e4lte von \u2014 50 ausfetzte, litten nicht davon, fondern krochen fehr kr\u00e4ftig im Fr\u00fchjahr hervor.\nAehnlich verhielt es fich bei \u25a0\u2014 6\u00b0, nur wenige wurden im April tout oder krank gefunden. Bei \u2014 6F\u00b0 erh\u00e4rtete eine einzige etwas und ftarb.\n1) Ich habe mit dem Alkohokhermometer ausgemittelt, dafs, wenn das fiedende WaDer in einem Topfe 87\u00b0 + R. ift, das in einem andern hineingetauchten Glafe enthaltene nur g}a, das in einem zweiten, im. erften enthaltnen 78^, das in einem dritten 750 ift. Mit dem Queckfilberther-mometer fand fich das Waffer im Topfe 87\u00b0, das im er-ften Glafe 790, im zweiten 750, im dritten 71k Ich fetze den Siedepunkt nicht wie gew\u00f6hnlich auf 80\u00b0, fondern auf 87\u00b0, weil ich die Temperatur des Schneefchmelzens als o, die der Siiugthiere als 320 anfehe. Von der tbierifchen W\u00e4rme zum Sieden bleiben gerade 55, den erften 32 gleiche Grade, fo dafs der Siedepunkt bei S7 ift. So habe ich bei allen meinen Verfucben das Thermometer abgetheilt.","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"nnrr\nNur bei 7\u00ae erfroren Ge ganz, und es ergofs fiel\u00bb etwas Blut \u00fcber das Halsband, das bei einem lan?fait) en Frofte eine betr\u00e4chtliche Menge Feuchtigkeit aus-fliefsen liefs. Dennoch kehrte das Leben zur\u00fcck. Die Thiere krochen umher, zogen lieh aber dann zur\u00fcck und ftarben abgemagert nach einigen Wochen.\nBei 8\u00b0 gefroren fie nicht nur, fondera gaben auch nach dem Aufthauen keine Lebenszeichen, ichwache lrritabiJit\u00e4tsfpuren w\u00e4hrend einiger Tage ausgenommen. Eine, die nur einer halben Stunde Kalte auS-gefetzt gewefen war, kroch zur H\u00e4lfte aus der Schaale hervor, war aber \u00e4ufserft fchwach und ftarb einen Monat nachher, zur H\u00e4lfte in die Schaale zur\u00fcckgezogen.\nBei 9 \u201413\u00b0 ftarben alle mit den bei 70 erw\u00e4hnten Erfcheinungen des Ausfluffes, ohne R\u00fcckkehr von Irritabilit\u00e4tsfpuren.\nAehnlich verh\u00e4lt es fielt bei Blutegeln und Fr\u00f6-fchen. Durch das Aufthauen erholen fie fich nach einer K\u00e4lte von 6\u00b0, fte^ben aber nachher elend, die letztem mit Brand der Glieder, Ekchymofen, Phlykt\u00e4nen u.f.w. Heftige K\u00e4lte t\u00f6dtet fie unerweckbar.\nWarum aber ftarben die eingewinterten Schnecken nicht bei ftrengerer K\u00e4lte, wie z.B. im Winter 1820 bei 14\u00b0, wo zwar mehrere umkamen, viele aber am Leben blieben? Dies ift defto auffallender, da der folgende Verfuch die Unzul\u00e4nglichkeit der \u00f6rtlichen Schutzmittel gegen die K\u00e4lte zeigt.\nAm erften Januar 1821 brachte ich acht erftarrte Schnecken in vier Gl\u00e4fern Geben und zwanzig Stunden lang in eine nat\u00fcrliche K\u00e4lte, die allm\u00e4hlich von 7F 90 zunahm. Zwei befanden fich in einem leeren Gef\u00e4tse, zwei im Schnee, zwei ip Maismehl, zwei in Holzkohlenpulver. Am fiebenten Januar waren alle ohne Ausnahme toclt.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"2 56\n\u00a7\u2022\t13*\nGegen die W\u00e4rme verh\u00e4lt fich fowohl H. pomatia als H. arbuftorum im Winter oder Sommer folgender-mafsen.\nBei 28\u00b0 + R. ftrecken fie den Fufs hervor, bei 3(0\u00b0 fehr fchnell mit Zeichen von Uebelbefiriden. Bei iteigender W\u00e4rme bewegen fie fich nach allen Richtungen, fcheinen viel zu leiden, halten die Ftihlf\u00e4den eingezogen und ziehen fich abwechielnd zur\u00fcck und treten hervor. Bei 390 ruhen fie ganz, find nicht mehr irritabel, und die F\u00fchlf\u00e4den erfcheinen verh\u00e4rtet. Doch kehren fie bei allm\u00e4hlichem Sinken der Temperatur auf 36\u00b0 dauernd ins Leben zur\u00fcck.\nVon einer eine Zeitlang Statt findenden Einwirkung von 40\u00b0+R- findet gleichfalls Erweckung Statt, aber das Leben ift fchwach und der Tod erfolgt in einigen Tagen.\nBei 410 \u2014 420 erfolgt der Tod, nur k\u00f6nnen die grofsen Schnecken einen Grad mehr ertragen als die kleinen.\nEs ift gleichg\u00fcltig, ob fich die Thiere im Waffer oder in der Luft befinden.\nAls ich eine gedeckelte Schnecke in Waffer von 41\u00b0\u2014420 fetzte, iahe ich fogletch ftarke Bewegungen ihrer Schaale, ohne dals der Deckel ge\u00f6ffnet worden w\u00e4re. Nach dem Erkalten fand fich indeffen, dafs fie es verfucht hatte, indem der Fufs aus dem Halsbande getreten war. Sie war v\u00f6llig todt.\nW\u00e4hrend des d\u00fcrren Sommers von 1818 blieben mehrere meiner Schnecken drei Monate lang unbeweglich und ohne Nachtheil einer, um Mittag auf 36, 37, felbft 38\u00b0 Leigenden Hitze ausgefetzt. In den Bergen, wo es heifsei? war, follen inJeffen allerdings mehrere umgekommen feyn, und wirklich gab es im folgenden Winter eine weit geringere Zahl.","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"257\ni 14*\nAbfonderung, Ern\u00e4hrung und Einfaugung ift nat\u00fcrlich null, und man findet z. 13. das Halsband am Ende des Winters fo mager und grau als im Anf\u00e4nge. Eben fo wuchfen die grofsen H\u00f6rner, die ich im Juni 1818 weggefchnitten hatte, und die fich indem Winter wieder zu erzeugen angefangen hallen, in der Er-ftarrung nicht fort, fo dais fie im April 1819 um nichts zugenommen hatten.\nDafs die Einfaugung null ift, l\u00e4fst fich aus folgendem , an einem Igel von mir angefteillen Verfuche fchliefsen.\nAm zweiten April 1022 bei \u2014 1\u00b0 und einem fcharfen Nordwinde, brachte ich an drei Stellen unter die Haut eines fchlafenden Igels mehrere St\u00fccke der Nux vomica. Es Hoffen einige Tropfen rollten fl\u00fcfii-gen Blutes aus; die Temperatur war + 4. Das Thier athmete nicht, nur einige Mal beim Ber\u00fchren, und das Leben war nur durch die, hei der Ber\u00fchrung eintretenden Irritationsbewegungen erkennbar. Diefer Zu-ftand dauerte in freier, kalter Luft fort, und in vier und zwanzig Stunden erfolgten keine Vergiftungszuf\u00e4lle. Nun wurde das Thier allm\u00e4hlich erw\u00e4rmt; fo-bald es aber auf + 8\u00b0 kam, traten tetanifche Anf\u00e4lle ein, die allm\u00e4hlich Zunahmen und das Thier in drei Stunden t\u00f6dteten. Bei einem wachenden Igel tritt der Tetanus in einigen Minuten, der Tod in weniger als einer Stunde ein\ni) Nach diefem und andern Verfluchen bezweifle ich die Genauigkeit der Aliheri'leben, wobei die Igel ungeheuren Dofen der Nux vomica, des Opiums, felbft des Sublimats, wider-ftanden, ohne vergiftet zu werden, (Heilen El\u00e9m. de Thi-rap, X, I, p, 4\u00abS. ifte Ausgabe.)","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\n$\u2022\t15.\nDas Leben der Schnecken in den 5 \u2014 9 Wintermonaten gleicht unftreitig dem des Saamens vor dem Keimen, dem des F\u00f6tus (Eies) vor der Befruchtung, dem der Winterfchl\u00e4fer, dem Scheintode, der Katalepiie u. f. w. und ift eigentlich nicht Leben , fondern Lebensf\u00e4higkeit, Erweckungsf\u00e4higkeit durch die Fr\u00fchlings-W\u00e4rme.\n\u00a7.\t16.\nBei uns h\u00f6rt diefe Erftarrung uni den Anfang des Aprils auf; doch gefchah dies 1818 erft im Anfang Mai\u2019s, 1822 dagegen l'chon in tier Mitte des M\u00e4rz. Im Allgemeinen f\u00e4llt es mit etwa + 120 R. zufammen.\nDas Thier zieht jetzt nach und nach die in den verfchiedenen Zellen abgefetzte Luft in feine Lungen und zerbricht die Scheidew\u00e4nde, indem es den hintern Theil des Fufses vorfchiebt. Zuletzt zerft\u00f6fst es den Kalkdeckel an dem ausgefchweifteften Punkte und dein ftumpfften Winkel, fcliiebt den fcharfen Rand des Fufses zwilchen Sch\u00e4ale und Deckel und trennt dadurch diefen ganz ab. Darauf kriecht es hervor und frii'st fogleich mit Begierde.\n\u00a7.\t17,\nAuf den erften Anblick feilte man die Erh\u00f6hung der Temperatur f\u00fcr die Urfache der Beendigung der Wintererftarrung halten, da die K\u00e4lte lie herbeif\u00fchrt, lie im Allgemeinen um +12\u00b0 aufh\u00f6rt und dies \u00fcber-einftimmend mit der Temperatur, bald fr\u00fcher, bald fp\u00e4ter gefchieht; doch verh\u00e4lt es lieh wirklich nicht fo. Bringt mau n\u00e4mlich im November, Januar oder April Schnecken in eine trockene W\u00e4rme von +15 \u25a0\u201430\u00b0, z. B. auf ein Kamin, fo kriechen fie Tage-und Wochenlang nicht hervor. Setzt man fie da-","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"259\ngegen in eine tiefe H\u00f6hle, die im Sommer und Winter immer +8\u00b0 hat, fo kriechen fie, wie die aufsen befindlichen, im April oder Mai hervor, ohne dals irgend eine Temperaturver\u00e4nderung eingetreten w\u00e4re.\nFolgende Verbuche leiten nun zur wahren Urfache des Aufh\u00f6rens des Winterfchlafs,\nIch brachte fchlafende Schnecken unter Waffer, und fetzte fie dann auf dem Kamin einer trocknen W\u00e4rme von -f- 200 aus. Diefe krochen fp\u00e4teftens in zwei bis drei Tagen hervor. Diefer Verfuch hatte im Anfang, der Mitte und dem Ende des Winters, bei -f- 120 und bei + ;o\u00b0 denfelben Erfolg, nur kriechen dieThiere im November erft bei 120, im April fclion bei io\u00b0 aus.\nEben fo kriechen Sclinecken beim Hegen , dem fie ausgefetzt werden, mit 12\u00b0 im November und im April aus, beffer, wenn gleich bei etwas k\u00e4lterer Temperatur, in diefern als in jenem Monate, w\u00e4hrend in einem Gef\u00e4fse befindliche daneben den Deckel nicht zerbrechen.\nDaffelbe findet Statt, wenn fie bei 120\u2014130 in eine feuchte Atmofph\u00e4re gebracht werden, z. B. in einen Keller, einen Pferdeftall, ein \u00fcber Waffer umgeft\u00fclptes Gef\u00e4fs. Im Fr\u00fchjahr brauchte ich bisweilen nur das Zimmer zu befeuchten, oder die Fenfter bei Regen mit S\u00fcdwind zu \u00f6ffnfen, um Dreiviertel meiner Schnecken zu erwecken, w\u00e4hrend gegen dielen Einflufs vermehrte ruhig blieben.\nUnftreitig ift wohl die wahre Urfache des Auskriechens W\u00e4rme, Feuchtigkeit: und Fr\u00fchjahr; auch weifs man l\u00e4ngft, dafs fie im April beim Kegen, vorz\u00fcglich feinem und fanftem, dem fogenannten Schneckenregen, auskriechen.","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\n$.\ti8*\nHiermit bekannt, verfuchte ich auszumitteln, wodurch das Ende der Erftarrung am beften hinausge-i'choben werden k\u00f6nne, und fand Folgendes.\nIm Keller konnte ich ihr Auskriechen tun f\u00fcnfzehn bis f\u00fcnf und zwanzig Tage verz\u00f6gern.\nNicht l\u00e4nger war dies m\u00f6glich, wenn ich fie bei 8\u00b0 in einer tiefen H\u00f6hle hielt, denn folche, die ich am dritten April 1821 hineinbrachte, waren am elften Juni, andere, die am fiebenten Februar 1822 hineingebracht wurden, am zwei und zwanzigften Mai ausgekrochen.\nVielleicht kann man die Erftarrung im Eiskeller oder den Gletfchern noch mehr verl\u00e4ngern, wie Reaumur den Puppenzuftand, ich felbl\u2019t den friihften Zuftand des F\u00f6tus, der befonders kaltbl\u00fctigen Eierleger bedeutend verl\u00e4ngerte.\nSchnecken, die ich in wohl verfiegelte, mit trocknem Sande angef\u00fcllte Flafchen brachte, krochen jm April bis Mai aus, oder ftarben. Von elf z\u00f6gerte nur eine bis zum erften Juli. Im Gegentheil fand ich mehrmals, dafs diefe Vorrichtung felbft mitten im Winter das Auskriechen fehr bdchleunigte; vorz\u00fcglich wenn das verfiegelte Gef\u00e4fs klein ift. Dabei ift die Luft im Augenblicke des Hervorkriechens nicht verdorben.\nAbfonderung von Feuchtigkeit und Luft vermit-telft des Beftreichens mit Talg, des Verfenkens in Oueck-filber oderOel verz\u00f6gerte das Erwachen durchaus nicht. Die Thiere verfachen wenigstens hervorzukriechen und fterben, wenn es ihnen unm\u00f6glich gemacht wird.\nAm auffallendften ift, dafs man gerade durch die W\u00e4rme felbft die Erftarrung am beften verl\u00e4ngern kann. So konnte ich auf meinem immer bis auf ao\u00b0 warmen\nKamin","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"261\nKamin Schnecken vom Mai ins zum zwanzigften d. M\u201e vierzehnten Juni, zweiten Auguft, ieJbl't zum erfien Oktober erftarrt erhalten. Die, welche am zehnten Auguft hervorkroch, begab heb, der Trockenheit wegen, zur\u00fcck, und verbarg Geh hinter neuen Scheidew\u00e4nden. Durch Einbringen in Waller wurde fie hervorzukommen gezwungen. Sie kroch nun, aber fchwach, umher, fiais und verfchiols Geh am vier-und zwanzigften Oktober von Neuem. Die vom elften Oktober kam nicht von fefblt hervor. Durch Waffer wurde fie dazu gezwungen, kehrte aber bald zur\u00fcck und ftarb im Kurzen.\nDoch ift die Zahl derer, die auf diefe Art erhalten werden k\u00f6nnen, verh\u00e4ltnilsmalsig fehr klein. Von drei und f\u00fcnfzig ftarben zw\u00f6lf nach Durchbrechung der h\u00e4utigen Scheidew\u00e4nde und vergeblichen Verfu-chen, den Kalkdeckel zu \u00f6ffnen; fechs und dreifsig erbrachen den Deckel, namentlich zwei im M\u00e4rz, f\u00fcnf-und zwanzig im April, f\u00fcnf im Mai, eine am f\u00fcnften Juni, eine am zweiten Juli, eine am f\u00fcnfzehnten Auguft, immer bei feuchter Luft, eine bei trocknem Nordwinde. Von den \u00fcbrigen f\u00fcnf blieb die eine bis zum erften Oktober, die vier \u00fcbrigen wurden am vierzehnten Juni, wo ich den Deckel zerbrach, lebend gefunden.\nAuf jeden Fall konnte ich durch eine beft\u00e4ndjge trockne Temperatur von 20\u2014250 die Erftarrung auf acht bis zw\u00f6lf Monate verl\u00e4ngern, ungeachtet diefe unftreitig fchon nach \u00a7. 9. vom April an bis Oktober nicht mehr vollkommen war. H\u00fcchft wahrfcheinlich magerten Ge eben deshalb fo fehr ab, und die zw\u00f6lf fchw\u00e4chern ftarben aus demfelben Grunde.\ny\nvT. d. Archiv, T7!II. 2.\ns","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"Of,-I\n\u00a7\u2022\t19-\nDies f\u00fchrl zu der gleichfalls fclion lange bekannten Erftarrung der Schnecken im trocknen Sommer. Hier heften fie fich mittelft eines kreisf\u00f6rmigen feiden-artigen und feiten Streifens, der vom Halsbande ab-gelondert wird, an fremde K\u00f6rper an. Diefer Streifen enth\u00e4lt, der Lungen\u00f6ffnung gegen\u00fcber , einen fehr zerbrechlichen , ungef\u00e4hr eine Linie grofsen Kalkfleck, der oft bald zerbricht oder durch eine Oeffnung er-fetzt wird. Sobald es regnet oder man die Stelle befeuchtet, heben fie diefe Verbindung auf und wandern. Ift der Boden nicht fehr trocken, z. B. im Winter, fo kriechen iie auch des Nachts, zumal bei ftarkem Thau. Zerreifst der Streifen und f\u00e4llt die Schnecke herab, fo bildet fie lieh oft einen vollkommen h\u00e4utigen, bisweilen felbft etwas kalkartigen Deckel. Im Jahr \u00ef8l8 blieben die Schnecken fo w\u00e4hrend der ^anz trocknen Monate Juni bis Auguft, im Jahr 1822 w\u00e4hrend der kurzen, aber unertr\u00e4glichen Hitze im Mai, Juni und Auguft.\nDie Sommer- und Wintererftarrung darf man aber nicht, mit Piinius, f\u00fcr identifch anfehen. Das Thier \u00f6ffnet bisweilen feine Lungenm\u00fcndung und athmet durch die erw\u00e4hnte L\u00fccke ein. Bei einem mehrmals wiederholten Verfuche, wo ich eine, felbft durch einen etwas kalkartigen Deckel verfchloffene Schnecke in ein, durch Oueckfilber gei'perrtes Cef\u00e4i's brachte, drang diefes in vier und zwanzig Stunden ein und flieg merklich. Bald nachher, \u00fcbereinitimmend mit 10. ltiefs das Thier den Deckel auf. Mithin findet Ath-men Statt.\nAuch das Herz fchl\u00e4gt f\u00fcnf und zwanzig bis acht lind zwanzig Mal in der Minute, wie gew\u00f6hnlich.\nEben fo wenig flockt die Ern\u00e4hrung, denn Schnecken, die fich gleich nach der Begattung anheften,","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"263\nlegen zur gewohnten Zeit, d. h. etwa nach drei w\u00f6chentlicher Erftarrung, Eier.\nJ/e rf'chie denar tige B s m e r k un g en.\n\u00a7.\t20.\nUnter verfchiedenen Gegenft\u00e4nden bemerke ich zuerft einiges Ober das Zeugungsgefch\u00e4ft.\nSie begatten fich nicht, nach Swammerdam, in einiger Entfernung, fondern immer dicht an einander, gegen einander in die H\u00f6he gerichtet. So liebkofen fie ficli oft l\u00e4nger als einen Tag, indem fie fich mit den Tentakeln betal'ten, felbft wechfelfeitig mit dem Pfeile ftechen, und begatten fich endlich nach meh-rern vergeblichen Verfuchen. Die Ruthe ift nicht, nach Swammerdam gewunden, fondern, nach Lifter, gerade, auch bei der Begattung felbft nicht aufsen fichtbar, fondern wird ganz eingebracht. Diefe dauert f\u00fcnf bis fechs Minuten, und ift von Aneinanderreiben der Zeu-gungstheile, einer bl\u00e4ulichen Anfchweliung des Kopfes und Halfes, Schlaffheit der F\u00fchlladen und faft g\u00e4nzlicher F\u00fchllofigkeit begleitet. Nachher tritt Ermattung ein und die Schnecken ziehen fich zum Theil in die Schaale zur\u00fcck, trennen fich langfam, verlaffen fich erft am folgenden Tage, frefl\u2019en und kriechen fort. Nach zwei bis drei Wochen begatten lie fich zum zweiten, bisweilen zum dritten Mal.\nDie Anordnung des Pfeiles ift bekannt.\nZwifchen der erften Begattung und dem Eierlegen vergehen f\u00fcnf und zwanzig bis dreifsig Tage, im Winter ift die Zwifchenzeit l\u00e4nger als im Sommer. Indefs gr\u00e4bt fich nur die eine Schnecke ein vor Waffer und Trocknifs gefch\u00fctztes Loch, das lie erft durch Hin-und Herdrehen vergr\u00f6fsert, dann verl\u00e4fst, hierauf der\u00bb\nS 2","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nKopf und liais einbringt, um die Eier hinein zu legen, dann forgfaltig in Geftalt eines Gew\u00f6lbes oben ver-ichliefst, und darauf ganz der Natur \u00fcberl\u00e4fst.\nZwei oder drei Tage nach dem Eierlegen findet eine zweite Begattung Statt, und jetzt wird das Thier, das nicht gelegt hatte, befruchtet. 1 tiefes legt nun drei bis vier Wochen nachher feine Eier, das erfte nicht wieder. Kurz, nie fand ich, dafs die beiden lieh begattenden zugleich, fondent immer in einem Zwifchenrauin von zwanzig bis zwei und zwanzig Tagen ihre Eier legten. Es geltL hieraus hervor, dafs zwar die Begattung, nicht aber die Befruchtung her-maphroditifch ift, ungeachtet das Thier dem Baue nach ftreng androgyn ift.\nDie Begattung gefchieht gew\u00f6hnlich zu Ende des Mai, das Eierlegen im Juni. Im Allgemeinen legen lie wohl nur einmal im Jahr, doch falte ich einmal eine Schnecke eine betr\u00e4chtliche und gleiche Zahl von Eiern erft am zwanzigften Juni, dann den vierten Au-guft legen. In einem andern Falle fand ich am dritten September zwei in der Begattung, unftreitig nach einer vorangegangenen Zeugung. Eben fo hatten auch wohl die, welche fielt im Winter auf meinem Kamin fortpflanzten , fclion im Sommer Eier gelegt.\nDie Zahl der jedesmal gelegten Eier variirte von f\u00fcnf und zwanzig bis achtzig. Sie find leicht durch Schleim verbunden, rund, hart, undurchfichtig, weifs, fo grofs als Erbfen. Sie beftehen blofs aus einer Fa-ferhaut und hellem Eiweifs, wiegen drei und einen halben Gran, linken im Waffer, fcltrumpfen im Trocknen zufamrnen, fchwellen auf Kohlen an und verkohlen ohne ftarken Geruch, frieren nur unter i\u00b0, wie das Eiweifs', ungeachtet der umgebende Schleim es fr\u00fcher thut. Kochendes Waffer coagul\u00e2t ihr Eiweifs, Sal-peterf\u00e4ure f\u00e4rbt den Schleim gelb, Ljft fchnell und","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"265\nmit ftarkem Aufk\u00e4ufen die H\u00fclle auf und coagulirt das Ei weifs ohne Gasentwicklung. Die Temperatur bewirkt bedeutende Verfchiedenheiten in ihrer Entwicklung. Auf meinem Kamin, bei 200 beft\u00e4ndiger W\u00e4rme im Sommer, bei 28\u00b0 am Tage und lo\u00b0 in der Nacht gefchahe lie in ein und zwanzig, bei 120 in 38, bei\n6___erft in f\u00fcnf und vierzig Tagen, gerade wie\nbei Fr\u00f6lchen. lrn Waffer, in feuchter, nicht erw\u00e4rmter Luft, in Queckfilberdiinften, verderben fie. Wenige Tage vor dem Auskriechen werden fie hart, undurchsichtig und weifs wie Kalk, erft zur H\u00e4lfte, dann dann in ihrem ganzen Umfange. Hierauf zernagt das Thier die Kalkh\u00fclle und kriecht mit einer i~ Windung bildenden Schaale aus. Die F\u00fchlh\u00f6rner find gebildet, das Herz fchl\u00e4gt. Selbft vor dem Auskriechen l\u00f6ft fich die Schaale mit Aufbraufen in S\u00e4uren auf.\nZuerft frifst die Schnecke die Haut ihres Eies ganz auf, was ihr als Nahrung und als Verft\u00e4rkungsmittel ihrer Schaale und zur Kalkabfonderung in ihrem Halsbande dient. Zun\u00e4chft nimmt fie Gartenerde zu fich. Erft nach einem Monat verl\u00e4fst Ge das Neft, nimmt nur Pflanzen, vorz\u00fcglich ihre verfaulten Ueberrefle, zu fich, oft auch noch erdige Subftanzen. Im eri'ten Jahre w\u00e4chft fie fchnell. ln welchem Alter die Zeugungsf\u00e4higkeit eintritt, weifs ich nicht.\n\u00a7\u25a0\t1 r.\nDas Blut ift nicht blofs in den Gef\u00e4fsen enthalten, fondern f\u00fcllt auch, vorz\u00fcglich wenn das Thier wandert, die Bauchh\u00f6hle an, fo dafs Verdauungs-und Zeugungstheile darin fchwimmen, und es auf einen Ein-fchnitt hervorfpritzt. Liegt das Thier in der Schaale\u00bb fo ift das Blut nicht auf diefe Art ergoffen. Gewifs fehr merkw\u00fcrdig und ganz eigenth\u00fcmlich. Uebrigens ift das Blut ziemlich dick, fade von Geruch, fchwach","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nfalzjg und fehr reichlich vorhanden, fo dafs jede Schnecke an anderthalb Drachmen beiitzt. Seine bl\u00e4uliche Farbe \u00e4ndert lieh weder durch die Nahrungsmittel, noch Scheintod, noch Wintererftammg ab. Es ift fchwerer als Waffer. An der Luft gerinnt es nicht, fondern fcheidet fich durch Ruhe in zwei verfchiedene Fl\u00fcffigkeiten, eine blaue, oben fchwimmende, und eine farblofe, aber etwas undurchfichtige, die am Boden bleibt. Nach ein bis zwei Tagen wird es durch lalz-fauren Baryt und Alkohol von 2 8\u00b0 \u00abfit fehr iiblem Ger\u00fcche zerfetzt, durch Poltafche, Effig und fchwache S\u00e4uren entf\u00e4rbt. Elfigfaures Blei, falzl\u00e4ures Silber, noch mehr Queckfilber bewirken ftarke und dicke Nie-derfchl\u00e4ge. Kaltes Waffer, Schwefelf\u00e4ure und Sal-peterf\u00e4ure coaguiiren es ftark, wie Eiweifs,\nSchon Lifter fahe feine K\u00fcgelchen, nach Dumas und Prevoft find fie um j gr\u00fcfser als beim Menfchen, Hunde, Schweine, Kaninchen, und rund,\nUm die Wirkung der Einfpritzung des Blutes in die Gef\u00e4fse eines warmbl\u00fctigen Thieres zu fehen, brachte ich am fechs und zwanzigften Auguft 1822 drei Unzen laues Schneckenblut in die Droffelader eines Hafen von etwa i\u00ff Pfund, dem ich vorher zwei Unzen Blut weggenommen hatte. Bei jeder Einfpritzung wurde das Athmen befchleunigt, und das Thier fchien fich unwohl zu f\u00fchlen. Nach dem Verlache befand es fich \u00fcber eine Stunde lang in einem Zuftande von Trunkenheit und Abftumpfung. Der Kopf war auf die linke Schulter gedreht, und es konnte weder gehen, noch fpringen, ohne, auf diefe Seite zu fallen. Das Herz fehlug fehr heftig. Allm\u00e4hlich verloren fich diefe Symptome, und in drei Stunden war das Thier ge fund , aber fchwach. Am Abend aber kehrten die Nerveazuf\u00e4lle zur\u00fcck, und zw\u00f6lf Stunden nach der Operation erfolgte der Tod ohne irgend eine Iiothaus-","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"267\nleernng, Das Gehirn und die Unterleibseingeweide waren normal, die Harnblal'e durch fr\u00fcher abgefonder-ten Harn ausgedehnt, der Herzbeutel aber enthielt eine r\u00fctbliche Findigkeit, Herz und Lungen waren mit entz\u00fcndlichen Flecken belaet.\nVielleicht konnten die kleinften Gef\u00e4fse diefes Blut wegen der zu grofsen K\u00fcgelchen nicht bef\u00f6rdern, und es entftand daher im Herzen und den Lungen eine entz\u00fcndliche Stockung. Im Gehirn entbanden dicies HindernilTes wegen vermuthlich die Nervenzufiiile, die auch Herr Prevo\u00df und Dumas durch die Fransfufion des fph\u00e4rifchen Blutes in die Gef\u00e4fse der mit eliiptifchen K\u00fcgelchen verfehenen Thiere entftehen fallen,\n\u00a7. 22.\nIn Hinficht auf die Empfindungsth\u00e4ligkeit der Schnecken habe ich mich zun\u00e4chft mit der Function der grofsen H\u00f6rner befch\u00e4ftigt. Indeffen mufsich nach allen meinen Verfuchen diefe Thiere f\u00fcr v\u00f6llig blind halten, indem fie keine Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr das Licht zeigten, lieh nicht darnach richteten, nicht dadurch geblendet wurden, und bei Tag und Nacht gleichm\u00e4\u00dfig krochen, Hinderniffe bemerkten und vermieden fie erft bei der Ber\u00fchrung. Nach Wegnahme der H\u00f6rner benehmen fie fich gerade fo wie vorher u, f. w. Diefe Theile fcheinen daher nur fehr feine Taftorgane zu feyn, welche f\u00fcr W\u00e4rme, Trockenheit, Feuchtigkeit, mechani-fche Ver\u00e4nderungen u. f. w. durch einen fehr anfehnli-cben , an ihrem Ende fich verbreitenden Nerven \u00e4ufserft empfindlich find.\nEben fo fcheinen mir die Schnecken v\u00f6llig taub, indem fie weder f\u00fcr fehr fcharfe, noch unerwartete Laute empf\u00e4nglich find und dabei nicht, wie lie es fouit bei allen Empfindungen thun, die H\u00f6rner einziehen. Dagegen find \u00a3e f\u00fcr fchaliende und nicht fcbaliende","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nErfch\u00fctterungen, welche ihrem Fufse durch den Boden mitgelheilt werden, lehr empf\u00e4nglich , wie Taube auf \u00e4hnliche Weile ihnen mitgetheilte T\u00f6ne bisweilen unter-lcheiden.\nln Bezug auf den Geruch fand ich Swammerdamm's lind Lifter's Angabe, dals die Schnecken durch ihn zum K\u00e4fe geleitet werden, nicht bei\u2019t\u00e4tigt. Sie gingen vor dielen und andern noch mehr geliebten Speifen vorbei, ohne lieh zu ihnen zu wenden, oder dabei aufzuhalten. Ich glaube fie daher auch nicht im Befitze diefes Sinnes, den fie auch hei der Leichtigkeit, womit fie \u00fcberall ihre Nahrung finden, lehr leicht entbehren k\u00f6nnen.\nMithin Scheinen fie nur blofs Gefchmack und Gef\u00fchl, befandet s das letztere in hohem Grade, zu belitzen.\n\u00a7\u2022\t23.\nEndlich ftellte ich einige Kegenerationsverfuche an.\nAlle die, denen ich den Kopf und die vier Tentakeln im April und Mai wegnahm, verloren dabei viel Blut und zogen fich l'ogleich in ihre Schaale zur\u00fcck, worin fie ungef\u00e4hr einen Monat blieben. Dann krochen fie, mit einer wohlgebildeten Narbe verfehen, heraus, gingen fo Ocher als fr\u00fcher umher, und waren eben fo empfindlich f\u00fcr die geringfte Ber\u00fchrung und Erfch\u00fctterung. Nach zwei und einem halben Monate fprofsten auf der Narbe ein bis zwei durchfichtige neue H\u00f6ckerchen hervor, die fich bisweilen in anderthalb Linien lange, empfindliche, willk\u00fchrlich bewegliche, aber nie mit den angeblichen Augen verfehenen Tentakeln verwandelten. Alle aber magerten ab und ftarben in fechs Monaten, ohne fich mit einem Deckel verfehn oder eingegraben zu haben.\nBei einer Schnecke, der ich am vierzehnten Juni 1818 die zwei grofsen H\u00f6rner wegnahm, brachen am Ende des Auguft zwei H\u00f6ckerchen hervor, die bis","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"269\nzum Oktober, wo fich das Thier einbaute, fchwach Zunahmen. Leim Erwachen waren fie noch auf derlei ben Stufe, im Sommer 1819 vergr\u00f6\u00dferten fie fich, und hatten im November fait ihre normale Gr\u00f6fse erreicht, waren aber d\u00fcnn, fpindelf\u00f6rmig, durchfichtig und ohne Augenpunkt. Leider konnte ich den Verhielt nicht ganz verfolgen, indem das Thier im Jahr 1820 durch Zufall erfror.\nIX.\nGaspard \u00fcber die Folgen der Einfpritzung thierifcher Fl\u00fcffigkeiten in das Venenfy-ftern. (Magendie Journal de Phyfiologie.\nT. II. p. i \u20144S.)\nU m den Einflufs nat\u00fcrlicher, krankhafter oder zerfetzter, in das Gef\u00e4fsfyftem eingebrachter Fl\u00fcffigkeiten kennen zu lernen, ftellteich, in der Ueberzeugung, dafs dadurch die Theorie vieler Krankheiten aufgehellt werden k\u00f6nne, folgende Verfuche an.\n$\u2022 I-\nErfter Verfuch.\nAm fechsten September 1808 fpritzte ich in die Droffelader eines Hundes von mittlerer Gr\u00f6fse zwei Drachmen weifsen, dicken, ziemlich \u00fcbelriechenden Eiters aus einem gew\u00f6hnlichen Gefchw\u00fcr ein, nachdem ich ihn, um die Klebrigkeit zu vermindern, mit etwas VVaffer verd\u00fcnnt hatte. Sogleich bewegte fich das Thier heftig und machte Schlingbewegungen, dann wurde es niedergefchlagen, w\u00fcrgte und erbrach fich","page":269}],"identifier":"lit15847","issued":"1823","language":"de","pages":"243-269","startpages":"243","title":"Beitr\u00e4ge zur Physiologie der Gartenschnecke (Helix pomatia L.): Magendie Journal de Physiol., T. II, p. 295","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:17:01.214092+00:00"}