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{"created":"2022-01-31T16:18:28.361005+00:00","id":"lit15854","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Chevalier","role":"author"},{"name":"Lassaigne","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 337-342","fulltext":[{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"337\nder Harn der Papageien und der Schlangen faft derfelbe, befteht faft ganz aus Harnf\u00e4ure, ungeachtet jene von Vegetabilieo, diefe von Thieren leben. Indel'fen ift es andrerfeits gewifs, dais ein gewiffer Zufammenhang zwifchen der Nahrung und dem Harn Statt findet, der\u00bb man aber nur zu fehr auf Koften des zwifchen dem Organ und der abgefonderten Fl\u00fcffigkeit Statt findenden \u00fcberlehen hat.\nNach der gegebenen Analyfe ift es wohl keine Frage, dafs die Biafe der Fr\u00f6fche eine wirkliche Harn-hlafe ift.\nXVI.\nChemifehe llnterfucliung der S\u00e4ure, welche bei der Deftillation der Harnf\u00e4ure und der aus harnfaurem Ammonium behebenden Steine gebildet wird. Von Chevalier und Lassaigne. (Annales de Chimie et de Phyfique. Vol. 13. p. 155.)\nScheele bemerkte zuerft in feiner Arbeit \u00fcber die Bla-fenfteine, dafs fich bei der Deftillation der Harnf\u00e4ure ein weifser Sublimat bildet, der viel Aehnlichkeit mit dem Bernfteinfalze li\u00e2t.\nPear/on fand ihn fp\u00e4terhin der Benzoef\u00e4ure fehr \u00e4hnlich.\nHenry fahe ihn als eine Zufammenfetzung ans einer eignen Saure und Ammonium an, und fand ihn gelb, von k\u00fchlendem, bittern Gefchmacke, leicht in Waller und alkalifchen Aufl\u00f6fungen l\u00f6slich, nicht durch die S\u00e4ure aus diefen zu pr\u00e4cipitiren, nur itn Alkohol fchwer auil\u00fcslich, fl\u00fcchtig, bei einer zweiten Sublimation wei-","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nfser, durch falpeterfaures Silber und Oueckfilber, fo Wie durch effigfaures Blei zu prueipitiren.\nDa alle diefe Verfuche wenig Aulkl\u00e4rung iiber die Natur diefer Suhftanz gaben, fo ifolirten wir i) die-felbe, um ihre Eigenfchaften kennen zu lernen; 2) unterrichten wir ihre Wirkung auf die Bafen und einige ihrer Verbindungen; 3) die Befchaffenheit ihrer Elemente im Vergleich mit der Harnf\u00e4ure, woraus lie entfteht.\nMan erh\u00e4lt iie entweder durch Deftiliation der Harnf\u00e4ure, oder der harnfauren und der aus harnfaurem Ammonium gebildeten Steine in einer Retorte, nachdem man die Steine gepulvert, und mit vielem kochenden Waffer gewafchen hat. Bei Anwendung des letztem entfteht'mehr empyreumatifches Oel und kohlenfaures Ammonium.\nBeft\u00e4ndige Refultate waren:\nj) bl\u00e4ttrige fublimirte S\u00e4ure mit etwas Ammonium am Gew\u00f6lbe der Retorte;\n2) S\u00e4ure mit mehr Ammonium, die, in dem lieh bildenden Waffer aufgelolt, kryftalli\u00dfrbar lit;\n2) kohlenfaures Ammonium;\n4)\tblaufaures Ammonium ;\n5)\tBlauf\u00e4ure;\n6)\tfehr gef\u00e4rbtes brenzliches Oel.\nGetrocknete Harnf\u00e4ure in einer Retorte, an die\nman einen Vorftofs und eine Vorlage angebracht hatte, gethan, wurde dem Feuer ausgefetzt. Bald entftand viel weifser Rauch , der lieh zum Theil an die untere Wand des Vorltofses letzte und ein .Salz bildete, das zugleich die Qeflait von Farrenkraut und lieh kreuzenden Prismen annahm. Es beftand aus blaufaurem Ammonium mitUeberfchufs von Blauf\u00e4ure und etwas wenigem kohlenfauren Ammonium.","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"339\nNach diefer Unterfuchung wurde die verlier weggenommene Vorrichtung wieder hergeftellt. Es bildeten lieh noch diefelben Salze, dann eine dicke brenzliche Fliif-figkeit, die faft fogleich feit wurde, hierauf filbergl\u00e4n-zende Bl\u00e4tter an der obern Wand, die aber bald gelblich werden und verfchwinden, wenn man lie ni\u00e9ht wegnimmt, weil das mit brenzlichem \u00dcele beladne Waffer fie erft befchmutzt, dann aufl\u00f6ft. Dies Salz ift bitter, leicht im warmen Waffer aufl\u00f6slich, wo es dann das Kurkumapapier r\u00f6thet. Salzfaures Siiber und Queck-filber pr\u00e4cipitirt es in weifsen Flocken, die durch Ueber-fchul\u2019s von Salpeterf\u00e4ure wieder aufgel\u00f6ft werden. Effig-faures Blei tr\u00fcbt die Aufl\u00f6fung nicht, allein das un-vollkommne efligfaure Blei bildet einen ftarken weifsen Niederfchlag. Kaik-nnd Barytwaffer bewirken keinen; Aetzkali entwickelt einen deutlichen Ammoniumgeruch, wonach dies Salz ein faures Ammoniakfalz ift. Die eigne S\u00e4ure erhielten wir durch Aufl\u00f6fung derKry-ftalle in kochendem Waffer und Pr\u00e4cipitation durch das unvollkommne effigfaure Blei.\nDer weifse Niederfchlag wurde mit kochendem Waffer gewafchen, und dann durch Schwefelwaffer-ftoffgas zerfetzt. Die concentrirte Fl\u00fcffigkeit gab die S\u00e4ure rein , als kleine nadelf\u00f6rmige KryItalie.\nUm fie aus der zum Tlieil in a, zum Th eil in b verdichteten Fl\u00fcffigkeit, welche diefe S\u00e4ure mit Ammonium enth\u00e4lt, zu ziehen, wurde diefe durch kochendes Wafler behandelt. Vor dem Kochen trat etwas Blauf\u00e4ure und blaufaures Ammonium ab. Ein blaues Papier r\u00f6thete fich, ein anderes, in eine Auf-l\u00f6fung von fchwefelfaurem Eifen getauchtes, wurde blau. Im Filtrum blieb eine dunkelbraune Subftanz zur\u00fcck, die fich auf Kohlen wie eine bitumin\u00f6fe Subftanz, in einer kleinen Glasr\u00f6hre deftillirt, verhielt. Mit wenig Ammonium gef\u00e4\u00fcigt erzeugt fie beim Ver\u00ab","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\ndunften kleine Kry Pralle, die ein TJebermaafs von Saure und etwas mit durchgersnp-enes Oel enthalten. Diefe Krvftalle beftehen aus der S\u00e4ure und Ammonium.\nSie wurde von neuem aufgel\u00f6ft und mit Pilanzen-kohle in Ber\u00fchrung gebracht, um das Oel zu entfernen, blieb, aber noch gelb. Daher wurde fie mit \u00abnvolikoinmnein effigfaureu Blei zerfetzt. Der Nieder-fcblag wurde auf einem Filtrmn gefammelt, gevvafchen, mit Waller verd\u00fcnnt und durch Sehwefelwafferftoffgas vom Blei befreit, das zugleich einen Antheil F\u00e4rbel'ubltanz, doch nicht allen, niederfchl\u00e4gt. Durch wiederholte Aufl\u00f6fung und Kryftallifation wird er weifser, am beften durch thierifche, vermilteift der Salzf\u00e4ure von kohlenfaurem Kalk befreite Kohle.\nWir nennen diefe S\u00e4ure brenzliche Harnf\u00e4ure, (Ac. pyrouricuin) weil lie 1) durch die Einwirkung der W\u00e4rme auf die Harnf\u00e4ure ; 2) unter derfelben Bedingung als die brenzliche Weinfteinf\u00e4ure, Schleim-und Aepfeif\u00e4ura entfteht.\nSie ii't vveifs, kniftert, in kleinen Nadeln kryftalli-firt, etwas zwilchen den Zahnen. In der W\u00e4rme ichmilzt lie und fublimirt fich ganz als weifse Nadeln. L\u00e4fst man fie durch eine gl\u00fchende Glasr\u00f6hre treten, io zerfetzt fie fich in Kohle , Oel, Kohlenwafferftoffgas und kohlenfaures Ammonium, Kaltes Wafiar l\u00f6ft ungef\u00e4hr GD auf. Diele Aufl\u00f6sung r\u00f6thet die Lackmus-tinctur. Kochender Alkohol von 363 l\u00f6ft lie auf. Beim Erkalten prueipitirtue fich als kleine weifse K\u00f6rner.\nConcentrirle Salpeterf\u00e4ure l\u00f6ft lie auf. Durch Verdunftung erh\u00e4lt man iie unver\u00e4ndert, zum Beweile, dafs fie fich wefentlich von der Harnl\u00e4ure unterfchei-det, die hiebei in Purpurf\u00e4ure verwandelt wird.\nDer Kalk bildet mit ibr ein aufi\u00f6sliches, hr Knollen kryftallifireudes Salz, das bitter und etwas ficharf fchmeckt.\nBei","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"341\nBei gelinder Warme fchmilzt es, beim Erkalten bekommt es da's Amelien und die Confiftenz von gelben Wachs, ln einem Platinatiegel einge\u00e4fchert giebt es 8.6, p. c. Kalk und befteht daher aus:\nS\u00e4ure 91,4.\nKalk 8,6.\nDer Barvt bildet mit diefem Salze ein weifses pulverartiges, wenig in kaltem Waller auflosliches Salz.\nKali, Ammonium und Natron bilden aufl\u00f6sliche Salze, von denen die beiden erften kryftallifirbar find. S\u00e4ure zu eoncentrirten Aufl\u00f6lungen dieler Salze, ge-golfen, pr\u00fccipitirt die S\u00e4ure als weilsen Staub.\nVon allen Metallaufl\u00f6fungen werden nur die voll-lvommnen des Ellens, das Deutoxyd des Kupfers, Silbers, Oueckfiibcrs und das unvolikommne elfiglaure Blei cluroll die Verbindung der S\u00e4ure mit Kali pr\u00e4cipi-tirt, mithin lind diele brenzlichharnfauten Salze un-aull\u00f6siich.\nDas brenzlichharnfaure Eilen ilt gelblich, das Kupfer weifsbl\u00e4ulich, das Silber, OueckGIber und Blei <>anz weile. Das unvolikommne brenzlichharnfaure Blei, welches durch die Zerlegung des brenzlichharn-l'auren Natrons und des unvollkommnen elfiglauren Bleies entlieht, enth\u00e4lt:\nS\u00e4ure 28,5.\nBleioxyd 7-1,5.\n100.\nDies Salz wurde getrocknet in einem Glasrohr\u00ab mit dem zwanzigfachen Gewicht von Kupferoxyd cal-cinirt. Hierdurch entftand ein aus Kohlenl\u00e4ure und Stickftoff in dem Verh\u00e4ltails von 32: g \"4:1 befte-hendes Gas.\nZ '\nM, d. Archiv, VIII. 2,","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verh\u00e4ltnifs der Elemente diefer S\u00e4ure nach dem Gewicht ift :\nSauet ftoff 44,32 Kohlenftoff 28,29 Stiekftoff 16,84 Wafferitofr 10,00\n99\u2019 45\nHiernach itt das Verh\u00e4ltnifs des Kohlenftoffs zum Stiekftoff dem Volum nach bei ihr gerade doppelt fo grofs als bei der Harnf\u00e4ure, indem nach Gay-Li/JJac bei diefer fich der Kohlenftoff zum Wafferftoff wie 2 :i. verh\u00e4lt.\nXVII.\nE. Home\u2019s und Bauer\u2019s mikrofkopifche Baobaclitungen \u00fcber den innern Bau der menfchlichen Harnr\u00f6hre. (Phil. Transact. 1820. p. 183 ff.)\nDie menfchliche Harnr\u00f6hre befteht aus einer innern Membran und einer \u00e4ufsern Muskelfchicht.\nJene ift fehr d\u00fcnn und ohne contractile Fafern. Ausdehnung derfelben in querer Richtung bewirkt keine Vergr\u00f6fserung des Umfangs des Kanals, Streckung der L\u00e4nge nach dagegen einige Verl\u00e4ngerung deffelben. Wird die zufammengefallene Harnr\u00f6hre quer durchfchnitten, fo erfcheint lie durch den Druck der umgebenden Theile gefaltet. Auf ihrer innern Oberfl\u00e4che befinden fich viele kleine Erhabenheiten oder W\u00e4rzchen, Oeffnungen von Dr\u00fcfen. Sie ift mit Ge-f\u00e4fsen bedeckt, und zugleich finden fich viele, zu den tiefer liegenden Dr\u00fcfen f\u00fchrende Vertiefungen.","page":342}],"identifier":"lit15854","issued":"1823","language":"de","pages":"337-342","startpages":"337","title":"Chemische Untersuchung der S\u00e4ure, welche bei der Destillation der Harns\u00e4ure und der aus harnsaurem Ammonium bestehenden Steine gebildet wird: Annales de Chimie et de Physique, Vol. 13, p. 155","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:28.361011+00:00"}