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{"created":"2022-01-31T16:17:17.678215+00:00","id":"lit15857","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Gaimard","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 351-353","fulltext":[{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"351\nfafern fchemt cine vorg\u00e4ngige Streckung zu erfordern, und gerade dies wird durch die hei der Begattung Statt findende Anfcliwellung des Zellk\u00f6rpers bewirkt.\nDiele Erkl\u00e4rung wird auch durch das voltyc\u00e4ndiga Ausftofsen des Saamens bet\u00e4tigt, welche fchwerlich durch blofse Elafticit\u00e4t erreicht werden w\u00fcrde.\nAuch in praktifcher Hinficht ift der Fall' wichtig, fofera er den Grund zur Eleilung h\u00f6chft trauriger Stric-turen mit Fifteln und Hautverderbnifs im Mittelfieifch legen kann, zumal da gerade der im Mittelfieifch befindliche Theil der Harnr\u00f6hre ihr gew\u00f6hnlicher und einziger Sitz ift. Wegnahme deffelben und der kranken Flaut w\u00fcrde daher wshrfcheinlich fehr heilfam, und felbft Bildung eines neuen Kanals nach der hier befolgten Methode m\u00f6glich feyn. Auch ohne diefen gl\u00fccklichen Erfolg w\u00fcrde aber die Lage des Kranken offenbar durch Bildung einer einzigen \u00dceffnung an der Stelle mehrerer G\u00e4nge verbeffert werden. Dazu kommt, dafs die Operation keine lebensnothwendigen Theile intereffirt.\nXIX.\nG a i M ARD, Wundarzt auf der Urania, \u00fcber den \u00dfradypus. (Journ. de Phyfique. T. 94- p. 389.)\nUnfer Aufenthalt in Brafilien hat uns zwei A\u00ef\u2019s von verfchiedenen Gelchlechtern verfchafft.\nDer m\u00e4nnliche iit der fogenannte Ai mit verbranntem R\u00fccken. Seine Ruthe fpringt ziemlich ftark hervor, die Eichelift deutlich und wie durch eine Vorhaut bedeckt. Die \u00fcbrigen Theile des Zeugungsapparates liegen in der","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"Bauchh\u00f6hle. Der Magen hat vier Tafelten, der Darmkanal ilt kurz und ohne Blinddarm.\nDas weibliche Thier bot einige wichtige Bedingungen dar , die mehrere, von Sonnini eingel\u00fchrte lrr-th\u00fcmer zu berichtigen dienen.\nNach ihm hat der Ai nur acht und zwanzig Rip. pen, und f\u00fcr Harn-, Gel'cliiechls- und Verdauungs-Werkzeuge nur eine Oeffnnng, in deren Grunde lieh ein Kloak wie bei den V\u00f6geln befindet. Dagegen fanden wir i) dreihig Rippen, und 2) nicht eine, iondern zwei runde, 3 -\u2014voneinander entfernteOeffnungen. Die vordere kleinere, \u00fcber welcher eine Spur von Kitzler lag, f\u00fchrte zur Scheide, in weiche lieh die Blal'e \u00f6ffnete, die, 2\" lange Scheide zur Geb\u00e4rmutter, die einen v\u00f6llig wohlgebiideten F\u00f6tus enthielt. Die Vaginalportion fehlte. Die gr\u00fcfsere Oeffnung war der After. Die Blal'e flrotzte von Harn, was defto auffallender war, da das Thier nie Trinken gewollt hatte. Im Magen fanden fielt Reite von Scierie, die einzige Nahrung, die das Thier nicht verfchm\u00e4ht hatte, nachdem fein Vorrath von Bl\u00e4ttern derAmbaiba (Cecro-pia peltata L.) erfch\u00f6pft war.\nDie Langfamkeit des A\u00ef, welche in der betr\u00e4chtlichen L\u00e4nge der Vorderf\u00fcfse, der grofsen Weite des Beckens, der Unterw\u00e4rtskr\u00f6mrnung der N\u00e4gel, die ik;h nicht einzeln bewegen k\u00f6nnen, begr\u00fcndet ilt, fanden wir zwar betr\u00e4chtlich, aber nicht fo grofs, als fie ano-ereben wird. Nach Pifo braucht er zwei Stun-den, um die Aefte eines Baumes zu erreichen. Dagegen legte unfer A\u00ef bequem in f\u00fcnf und zwanzig Minuten etwa hundert Schritt zur\u00fcck, und ftieg nach und nach in weniger als zwei Stunden bis zur Spitze aller Maften, indem er am Tauwerke von einem zum andern ging. Ein anderes Mal war er auf der Hintertreppe herabgeftiegen, lieis fielt, als er das Waffer","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"353\nmit eitlem Fuf\u00bbe beriiliute. wiilk\u00fchrlich hineinfaJlen, und fchwamm nun mit aufgehobenem Kopfe, wobei er felbft behender als gew\u00f6hnlich war.\nDie Leichtigkeit, womit rr {ich anh\u00e4ngt, r\u00fchrt von der Anwendung feiner Nagel und der St\u00e4rke feiner Beugemuskeln her, die bei keinem andern Thiere die Streckmuskeln fo bedeutend {iberwiegen.\nDas weibliche Becken ift fo weit, dafs die Geburt \u00e4ufserft leicht leyn mul.5.\nDie Bewegung des Schiffes machte, dafs die Injection mifslang, indeffen fahen wir, dafs die Arm-und Schenkelpulsadern viel kleine Gef\u00e4fse abgaben, lieh wie gew\u00f6hnlich vertheilen, und nicht, wie Car-lisle1') angiebt, erft in eine Menge von kleinen Zweigen zerfallen, und dann wieder zu einem Stamme zu lammentreten, der die gew\u00f6hnlichen Aefte abgiebt.\nBei unferm Thiere lagen die kleinen Arterien l\u00e4ngs des Stammes herab, bildeten hier eine Art. Scheide und endigten fich in den Muskeln, traten aber nicht wieder in den Stamm zur\u00fcck.\nDie Kennzeichen des Ai kommen mit den von den Naturforichern angegebenen \u00fcberein.\nl) Cuvier r\u00e8gne emim. T. I, p. 216,","page":353}],"identifier":"lit15857","issued":"1823","language":"de","pages":"351-353","startpages":"351","title":"\u00dcber den Bradypus: Journ. de Physique, T. 94, p. 389","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:17:17.678220+00:00"}