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Über das Skelet der Käfer: Mit einem Vorworte und einer Nachschrift von C. F. Heusinger

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{"created":"2022-01-31T15:58:54.770792+00:00","id":"lit15886","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Thon, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 8: 574-584","fulltext":[{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\nXX.\nDr. Theodor Thon \u00fcber das Skelet der K\u00e4fer, mit einem Vorworte und einer X^chfchrift von C. F. Heusingek.\nKaum hatte man die Eintheilung in Wirbelthiere und in wirbellofe Thiere aufgeftelit und allgemein angenommen , als inan auch fchon wieder bem\u00fcht war, diele Kluft zwilchen den angenommenen beiden grofsen Abtheilungen des Thierreichs hinwegzur\u00e4umen. Zuerft gelang es, den Uebergang der fkeletlofen, ungegliederten rhiere in die Wirbelthiere durch die Klaffe der Cephalopoden nachzuweifen, in denen man zuerft einen Kopfknorpel entdeckte, bis Meckel l'p\u00e4ter das Vorhandenfeyn auch anderer Knochen-Rudimente in ihnen nach wies.\nIn fieri lkeletlofen Gliederthieren dagegen fuchte man den Uebergang auf eine andere Art nachzuweifen : Schon lange, ehe man noch einen richtigen Begriff von dem Hautorgan hatte, pflegte man die harten Haut\u00ab theile vieler Thiere mit dem Namen eines \u00e4ufseren Skelets zu belegen; und in neuern Zeiten haben fielt mehrere Naturforfcher bem\u00fcht, die Gleichheit des Skelets der Wirbelthiere mit dem fogenannten \u00e4ufsern Skelet (der Haut) der Gliederthiere zu beweifen.\nHerr Geoffroy St. Hilaire fuchte in einem von Paradoxien wimmelnden Auffatze1 *) zu beweifen, dafs die K\u00f6rperringe der Gliederthiere Wirbeln, die Extremit\u00e4ten derfelben aber Rippen zu vergleichen w\u00e4ren.\nDiefe Anfichten theilte auch Herr Blainville 3).\nl) Annales g\u00e9n\u00e9rale\u00bb des Sciences pbyfiques. Avril. 1820.\ns) Bulletin de la See. philom. 1830 uad Journal de Phyfique.\n1819.","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"575\nAuch Herr Audoinn ging in einer \u00fcbrigens febr t\u00fcchtigen und die Wiffenfchaft fehr f\u00f6rdernden Abhandlung \u2019) in diefe Anfichten ein; diefer erw\u00e4hnte indeffen zugleich: \u201eEin vom hintern Theile eines jeden Rings abgebender Fortfatz erhebt \u00dfch als ein fenkrechter, bisweilen Y f\u00f6rmiger Theil, und ift der Entothorax. Er giebt Befeftigungspunkte f\u00fcr die Muskeln ab und um-h\u00fcllt den Markltrang. Ein ihm er.tfprechendes St\u00fcck kommt im Kopfe und bisweilen in dem erften Hinter-L-ibsring vor =). \u201c\nEndlich hat fich auch Cams durch einige, wie es mir fcheint fehr willkiihrliche Suppofitionen verleitet, f\u00fcr diefe Gleichheit des Hautorgans und des Skelets erkl\u00e4rt und diefe hornartigen \u00e4ufsern Theile Urwirbel genannt1 2 3).\nAuch Rudolphi hat fich fiir fie erkl\u00e4rt, indem er die K\u00f6rperabfchnitte der Gliederthiere als Wirbel annimmt4).\nIndeffen hat man auch auf einem andern Wega Rudimente eines Skelets in den Infekten aufzufinden geglaubt, indem man n\u00e4mlich von der Idee ausging, dals das Skelet urfpr\u00fcnglich H\u00fclle des Nervenfy-ftems fey.\nRudolphi erw\u00e4hnte fchon, dafs in den Crufta-ceen eine Art von Wirbelf\u00e4ule f\u00fcr das Bauchmark\n1)\tAnnales g\u00e9n\u00e9rales des Sciences phyliques. Ton:. VH. p. \u00ee8a.\nMeckel's Arcbiv. Ed. VII. p. 455.\n2)\tMecktl's Archiv a, a. O. p. 44\u00ae-\n5) Dresdener Zeixfchrirt f\u00fcr die Natur- und Heilkunde. Ed. 15. Hft. 5. (1S22.) p. 5o8.\n4) Ekyfiologie, Bd. 11. Abth. 1. p, S.","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"576\nvorhanden fey l). Carus und Treviranus haben fp\u00e4\u00ab ter ebenfalls die Bemerkung gemacht, dafs man die Rinne, in die das Bauchmark des Krebfes verl\u00e4uft, einer Wirbelf\u00e4ule vergleichen k\u00f6nne, Beftimmter aber haben Audouin (i82l)J)> D\u00fcmarfeh (1821) 3) und befonders Carus (1822)4) gewiffe knorpiichte oder harte Theile belchrieben, die in den Infekten an meh-rern Steilen das Bauchmark umgeben, und zum Theil Muskeln zum Anheftungspunkt dienen. Die drei genannten Naturforfcher haben ihre Entdeckungen zuerft bekannt gemacht, indeffen beweift der gleich mitzu-theilende Brief des Herrn Dr. Thon an den Herrn Obermeclicinalrath Blumenbnch, vom 27. Januar 1815\u00bb clafs derfelbe 6 Jahre fr\u00fcher bereits diefelben Theile entdeckt, und als Rudimente des Skelets beichrieben hatte, dafs derfelbe auch feine Entdeckung der Bekanntmachung beftimmt hatte, und dafs dielelbe nur durch Zufall unterblieben iit; ich halte es um fo mehr f\u00fcr meine Schuldigkeit, dieselbe jetzt noch bekannt zu machen, da ich dadurch i'eibft nur eine Unterlaffungs-fiinde wieder gut mache. Der Verfaffer bat mich n\u00e4mlich im Jahr 1820 den Herrn Obermeclicinalrath Blumen-bach an jenen Brief zu erinnern, und ich habe die Erinnerung, wahrfcheinl\u00eech aus \u00e4hnlichen Gr\u00fcnden , als der verehrte Vater der vergleichenden Anatomie in Deutfchiaod die Bekanntmachung des Briefs, unler-lafi\u2019eu. Ich theile daher diefen Brief hier mit:\n1} Beitr\u00e4ge zur Anthropologie und allgemeinen Naturgefchichte. 1812. p. 89.\n2) Siehe die oben angef\u00fchrte Stelle.\n5) Ifis.\n4) 3, i. 0.","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"577\n0 weil jell cs \u00fcberhaupt f\u00fcr die Pflicht eines jeden Schriftftelle.rs halte, einem Gelehrten fein Eigenthurn, alf\u00fc auch hier Herrn Thotis Entdeckung zu er halten ;\t\u00f6 \u2019\na) weil ich es f\u00fcr die Pflicht eines jeden Deut-fchen halte, von Deutfchen gemachte Entdeckungen feiner Nation zu erhalten; (Halte aber nicht Herr Thon 6 Jahre fr\u00fcher jene Rudimente des Skelets entdeckt, fo w\u00fcrde Audouin immer der Erlte gewefen feyn, der- fie etwas genauer befchrieben hat.)\n3) weil ich felbl't, wie erw\u00e4hnt, dadurch eine S\u00fcnde wieder gut mache.\nIch mufs \u00fcbrigens bemerken, dafs ich mit den von Herrn Thon gegebenen Deutungen diefer Theile keineswegs einverftanden bin, derfelbe hat fich aber auch nie ex profeffo mit der Anatomie befch\u00e4ftigt. Die Be-fchreibungen diefer Rudimente von Thon, Audouin, Ditmarfch und Car us erg\u00e4nzen fich zwar gegen fei tig, indeffen beweifen mir einige fl\u00fcchtige Zergliederungen fchon, wie Manches noch zu thun fey in der Beftim-mung diefer Theile.\nDer Brief felbft ift nun folgender:\nHerrn Hofrath Blumenbach in G\u00f6ttingen.\nEifenach, den 2?. Jan. i8l5. \u201eEw, Wohlgeboren werden verzeihen, dafs ich \u201eSie, als ein Ihnen Unbekannter, mit einer Zuichrift \u201ebel\u00e4ftige; indeflen glaube ich mich durch den Ge-\u201egenftand derfelben, da er eine Wiffenfchaft betrifft, \u201edieSie fo th\u00e4tig f\u00f6rdern, entfchuldigen zu k\u00f6nnen.\n\u201eDas Studium der Entomologie brachte mich bald \u201eauf die Gedanken, den araSomifchen Theil diefer \u201eWiffenfchaft etwas n\u00e4her zu beachten.","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"\n578\n\u201eich machte 7.u dem Ende einige Pr\u00e4parate und \u201egerlerb auf Gegenft\u00e4nde, die mir, io weit meine Be-\u201ekanntichaft mit der Literatur reicht, noch nicht un-\u201eteriucht zu ievn fchienen. Da ich felbft noch zu \u201e Ich wach in diefem Fache bin, fo darf ich mich, um \u201eden Werth meiner Arbeit kennen zu lernen, wohl an \u201eEw. Wohlgeboren wenden, indem Sie, als ein fo \u201egr\u00fcndlicher Kenner der vergleichenden Anatomie, \u201eleicht entfcheiden werden, ob meine Beobachtungen neu und einer genauem Unterfuchung w\u00fcrdig find. \u201eFallt Ihre Antwort zu meinen Gunften aus, fo werde \u201eich mich beftreben, weiter fortzuarbeiten, und einige \u201eFr\u00fcchte meiner Unterfachungen noch im Laufe des \u201en\u00e4chften Sommers Ihrer Pr\u00fcfung vorlegen.\ns, Auch w\u00fcnfchte ich der Societal der Wiffenfchaf* \u201eien meine Arbeit mittheilen zu k\u00f6nnen, um fie mehr \u201ezu verbreiten und andere Naturforfcher zur Pr\u00fcfung \u201emeiner Beobachtungen aufzufordern; wenn anders \u201edie Gefetza diefer Gefellfchaft eine Mittheilung von \u201edemjenigen, der nicht Mitglied ift, geftatten.\n\u201eUm weitl\u00e4uftigerBefchreibungen \u00fcberhoben feyn \u201ezu k\u00f6nnen, lege ich einige Pr\u00e4parate bey, die, wenn \u201e fie gleich die Forderungen, welche ich an fie mache, ,, noch nicht erf\u00fcllen, doch eine ziemlich deutliche An-\u201eficht gew\u00e4hren.\n\u201eSie w\u00fcrden mich daher verbinden, wenn Sie, \u201eim Fall weitere Beobachtungen nicht unn\u00fctz w\u00e4ren, \u201emir einige Winke \u00fcber vorz\u00fcglich zu ber\u00fcckfichtigen-\u201ede Punkte geben wollten.\nEw. u. l. w.\nDr. Th. Thon.\n\u201eAnmerkungen zu den Pr\u00e4paraten;\n\u201eNr. I. Der erlte Bauchring des Lucanus cervuS \u201enach Wegnahme der Fl\u00fcgeldecken und der darunter","page":578},{"file":"p0579.txt","language":"de","ocr_de":"579\n\u201eliegenden H\u00e4ute. Den oberen, vorderen Theil fchhefst \u201edas Schildchen. Auf der unteren, oder Bauchfeite \u201edie Gelenkkapfeln des zweiten Paars derFiifse, in* \u201enen mit einigen unbeftimmten Fortf\u00e4tzen. Auf der 3, einen Seite ift noch eine flachbecherf\u00f6rmige Knie-\u201efcbeibe (a) diefes Schenkelpaars zu fehen, die in einer \u201efchr\u00e4gen Richtung angewachfen, und nur wenig be-\u201eweglich ift, weil einige Anf\u00e4tze (clavicula?), fie \u201e mit einem St\u00fccke des Bauchrings verbinden *).\n\u201eZwei \u00e4hnliche Kniefcheiben, welche, c!a fie nur \u201edurch B\u00e4nder befeftigt find, ganz beweglich lie-\u201egen, zum dritten Fufspaar geh\u00f6rig, andern Grunde \u201edes widderkopff\u00f6rmigen Fortfatzes (proceffus arieti-\u201enus?), der dem Darmkana] zur St\u00fctze zu dienen fcheint* 2).\n\u201eNr. 2. Die untere Seite des Kopfs von Lucanus \u201ecervus, an deffen hinterem, am Thorax anftehende \u201eTheile fich ein Bogen, und auf diefem ein galgenf\u00f6r-\u201emiger Fortfatz befindet, den Durchgang der Speife-,, r\u00f6hre bildend 3).\n\u201eNr. 3. Der (fub a) erw\u00e4hnte Fortfatz mit der \u201eIvniefcheibe befonders.\n3) Vorz\u00fcglich ausgebildet fehe ich diefe St\u00fccke, die ein Rudiment eines zweiten Wirbels darftellen, in Hydrophilus piceus, fie bilden einen vollft\u00e4ndigen Ring um die Ganglienkette und dienen dem Darmkanal zur St\u00fctze.\nHeufinger.\n2)\tDiefer Theil, der fehr allgemein vorhanden ift, und den man\nvielleicht einem dritten Wirbel mit Fortf\u00e4tzen vergleichen kann , hat in verfchiedenen Gattungen eine fehr verfchiedene Geftalt. Er ift freilich auch Tr\u00e4ger von Tracheen.\nHeufinget \u201e\n3)\tMan erkennt in der Befchreibung leicht den auch von Cams\naufgefundenen erften oder Sch\u00e4delwirbel.\nHeufinger.","page":579},{"file":"p0580.txt","language":"de","ocr_de":"\u201eNr. 4, Kopf des Carabus coriaceus, in welschem der galgenf\u00f6rmige Forti\u00e4tz Nr. 2. und noch \u201eeinige andere in ihrer Verbindung mit dem Munde \u201efehr deutlich zu fehen find.\n\u201eNr. 5. Das gleiche St\u00fcck, wie fub N. 1, \u201eaber vonOrabus coriaceus, weiches zwar nicht ganz \u201erein pr\u00e4parirt ift, woran jedoch die grofse Verfchie-\u201e denheit des Proceffus arietinus eines Carnivoren von dem eines Phytophagen fehr kenntlich wird; fo wie \u201eauch die Muskelbewegung des Schenkels\nNachfchrift.\nEs fey mir verg\u00f6nnt, hier einige Betrachtungen anzureihen, um zu beftimmen , welche Theile wir als Theile eines Skelets zu betrachten berechtigt lind, und welche nicht.\nGehen wir in diefer Abficht den erften Anf\u00e4ngen des Thierreichs nach, fo finden wir Thiere, in denen es fchwer wird eine innere Darmfchicht von einer \u00e4ufseren Hautfchicht zu unterfcheiden, denn Infuforia vasculofa, Vorticellen, Polypen u. f. w. fcbeinen wenigstens noch aus einer durchaus homogenen Mafle gebildet; allgemein finden wir aber doch eine innere, aufnehmende (attrahirende), affimilirende K\u00f6rperh\u00f6hle, oder einen Dann, und eine \u00e4ufsere, auslcheidende ( repel lirende), athinende K\u00f6rperfl\u00e4che, oder eine Haut '). Diefelbcn Theile finden fich, mit denfelben\n1)\tlft wohl fehlgefchoffen !\tHeufingcr.\n2)\tIch habe diefe Anfichten weiter ausgef\u00fchrt in dem erften Hefte\nmeiner Hiftologie und in meinen Programmen De Orga-n o g e n i a ; und Herr Blainville hat diefeiben angenommen. {Principes d*Anatomie compar\u00e9e Tom. I, Introduction.')","page":580},{"file":"p0581.txt","language":"de","ocr_de":"Verrichtungen, durch alle Thierklaffen bis zu dein Menfchen hinauf.\nDer Darm nimmt neue Subftanz (Nahrung) auf und verwandelt fie in Bildungsgewebe (infuforiale Maile, Urthierftoff). In den Protozoen braucht fich die 1er dem K\u00f6rper des Thiers nur unmittelbar anzufetzen, denn das ganze Thier beftebt ja nur aus diefem homogenen Bildungsgewebe; in den h\u00f6heren Thieren aber wird der gebildete Bildungsftoff in den K\u00f6rper aufgenommen, um zur Bildung differenterer Gewebe zu dienen.\nAls Verrichtung der Haue k\u00f6nnen wir im Allgemeinen anuehen, die verirdeten Tiieile aus dem K\u00f6rper zu ftofsen ; wir k\u00f6nnen fie ein Entir dune sors an nen-nen ; die verirdeten Theile werden aber ausgeftofsen, entweder als Kohle (die entweder an der Oberfl\u00e4che verbrennt und als Kohleni\u00e4ure entweicht, oder als Pigment abgelagert wird), oder als Erden, oder wohl wahrfcheinlicher als Bafen der Erden , die eri't an der Oberfl\u00e4che fich oxytiiren, wenigstens nicht als Salze '). In manchen Thierklaffen und Thierfamilien wird mehr Kohlenf\u00e4ure, in andern mehr Pigment, in noch andern werden mehr Erden abgefchieden , letzteres vorz\u00fcglich in nieclern Thierklaffen. In den niederften Thieren ift die eigentliche Plaut alleiniges Entirdungsorgan, aber bald entwickeln fich auf der Haut der Wafferthiere Kiemen, auf der der Landthiere Haare, Federn, Tracheen u. f. w. ; in dem zulammengefetzten K\u00f6rper der h\u00f6chften Thiere fehen wir Lungen, Leber und Nieren\nl) Giebt es einen Beweis, dafs ein Uebergang von anorganifchen und Elementar - Stoffen in organifche Materie Statt bilde, fo d\u00fcrfte es gerade der feyn, dafs offenbar fortw\u00e4hrend eine grofse Menge organifeher Materie verirdet, anorganifch wird, und dafs diefer Verlnft durchaus aus der anorgauifehen Natur wieder erfetzt werden miifte.","page":581},{"file":"p0582.txt","language":"de","ocr_de":"582\nfielt mit der Haut in clas Entirdungsgefch\u00e4tt theilen. Bei diefer Anficht von der Verrichtung der Haut kann es uns gar nicht befremden , dafs in fo vielen niedern Thieren eine fo bedeutende Menge von Pigmenten und Erden in der Haut fortw\u00e4hrend abgelagert wird, wie in den Mollusken , Infekten, Cruftaceen.\nIn den Thieren, in denen, wir die erften Spuren von Muskelfafern finden, n\u00e4mlich in den Echinoder-men, finden wir auch die erften Nervenfafern.\nJe mehr fielt aber das Nervenfyftem in den Thie\u00bb ren ausbildet, um fo mehr wird die Organifation des ganzen K\u00f6rpers abh\u00e4ngig von der Organifation des Nervenlyftems; daher miiffen dann nat\u00fcrlicher Weife alle Svfteme des K\u00f6rpers, alfoHaut, Skelet, Gef\u00e4fs-fyftem, Muskelfyltem u. f. w. nach einem und demfel-felben Gefetze gebildet feyn ; aber die Haut wird, weil fie nach demfelben Gefetze gebildet ift, als das Skelet, deswegen nicht zum Skelet; fo wenig als etwa dasMus-kelfyftem eine Haut wird, weil es ebenfalls nach dem-i\u2019elben Gefetze gebildet ift. Dafs diefes Herr Geoffroy bei feinem Herumtappen nicht gef\u00fchlt hat, befremdet mich nicht; dafs die Herrn Blainville und Audouin, die deutfehen Phyfiologen mifsverftehend, eine folche Idee ausfprechen konnten, befremdet mich auch nicht; in Rudol/jhi's Phyfiologie palst fie auch ; wie fie aber z. B. Carus mit leinen \u00fcbrigen phyfiologifchen Anfichten hat reimen k\u00f6nnen, das begreife ich nicht. Die Ringe der Infektenhaut bleiben nichts als Haut, und k\u00f6nnen mit dem Skelet der Wirbelthiere nicht verglichen werden; eher l\u00e4fst fich nochOkens Anficht h\u00f6ren, der die Ringe mit Luftr\u00f6hrenringen vergleicht, obgleich der Vergleich auch nicht paffend ift.\nGehen wir den erften Spuren des Skelets nach, {o k\u00f6nnen wir drei Wege einfchlagen:","page":582},{"file":"p0583.txt","language":"de","ocr_de":"5S3\n\u00cf. Nerv und Muskel, die zugleich in der Thierreihe auftreten, find fich, nach allen Erfcheinungen, und, wie jetzt wohl alle Phyfiologen annehmen, polar gegen\u00fcber geftellt. Der Nerv ftellt den centralen, pofi-tiven, der Muskel den peripberlichen, negativen Pol dar. Das Auftreten des Skelets zwifchen beiden mufs uns auf den Gedanken bringen, dafs es vielleicht nur die indifferente, polari\u00dfrende Schicht zwifchen .beiden darftellen k\u00f6nne; in diefer Anficht werden wir beft\u00e4rkt werden, wenn wir die Theile des Skelets in dem F\u00f6tus zuerft unter der Geftalt indifferenter Knorpel auftreten fehen; eben fo find die Skelet ft\u00fccke in den Sepien weiche Knorpel, eben fo in vielen Fifchen.\nII. Wir haben bereits gefeben, dafs brennftoff-reiche Subftanzen, Kohle, Pigment, Erden fortw\u00e4hrend auf der Oberfl\u00e4che des K\u00f6rpers, in der dem Darm entgegengefetzten Haut, abgefehieden werden ; eben fo zeigt fich auch in dem Nervenfyftem und befonders in den Centralorganen deffelben ein Streben fich mit brenn-ftoffreichenH\u00fcllen zu umgeben; fo fehen wir die Ganglien mehrerer Mollusken mit ziemlich dicken Pigment-fchichten umgeben, eben fo das Bauchmark des Blutigels, das Gehirnganglion mancher Cruftaceen, und die Retina hat auch noch in den h\u00f6hern Thieren eine Pigmenth\u00fclle. Das Gehirn der Fifche, deren Knochen wenig Erde enthalten, hat wenigstens eine H\u00fclle von Fett. Da wir nun auch in dem Hautorgan Pigmente und Erden zugleich, und vielleicht fich einander er-fetzend, auftreten fehen, fo k\u00f6nnen wir wohl annehmen, dals auch die Knochenerde die Stelle des Pigments, das fich in den niedern Thieren findet, vertrete? WTird deswegen umfo mehr Erde in den Knochen abgefondert, je mehr fich das Nervenfyftem ausbildet, in dem Thiere, wie in der Thierreine? Enthalten deswegen dis das","page":583},{"file":"p0584.txt","language":"de","ocr_de":"Centralorgan des Nervenfyftems umgebenden Theile mehr Erde, als andere Knochen?\nIII. Endlich aber l\u00e4fst es Geh nicht l\u00e4ugnen, dafs Knochen gerade da lehr oft auftrete\u00bb, wo xnecbanifche Gr\u00fcnde einen feiten harten Stutzpunkt f\u00fcr die Muskeln fordern. Befonders deutlich zeigt fich diefes in der Entwickelung der vielen Sehnenbeirtchen im Vogeifl\u00fcgel, von denen manche, wie z. B. das von mir befchriebene Fl\u00fcgelhautheinchen der Eulen, eine bedeutende Gr\u00f6fse erreichen. Aber auch andere Beirichen in vielen True* ren fcheinen Geh aus einem \u00e4hnlichen Grunde zu entwickeln.\nSo entb\u00e4nde alio das Skelet i) als polarifirende Lage zwifchen Nerv und Muskel; 2)als H\u00fclle und verm\u00f6ge der Knochenerde (wohl nicht phosphorfauer, fondera fo nur producirt durch die Analyfe ?) als Gegen fatz des Nerven! y items ; 3) als St\u00fctz - und Anhef-tungspunkt des Muskelfyftems. Drei Momente, die mit einander zufammenfalien.\nAuf die Ausbildung der einzelnen Abfchnitte des Skelets (Wirbel mit ihren Fortf\u00e4tzen) \u00fcbt das Nerven-fyitetn einen eben fo grofsen Einflufs, als auf die Ausbildung der Abfchnitte des Muskeifyl'teins, endlich auch auf die der ganzen K\u00f6rperabfchnitte, und fomit auch des harten Hautorgans der Infekten; aber ich wiederhole es, nichts berechtigt uns, das harte Hautfyftem dieier Filiere eixi Skelet zu nennen.\nDagegen k\u00f6nnen aber wohl an manchen Stellen Verfchmelziiugen des Hautfyftems mit dem Skelet ein-treten, wie 2. B. zum Tlieil fchon in den Schildkr\u00f6ten; auf dem Kopfe der H\u00fchner entftehenL\u00f6cher, wenn fich die Federn oder das Pigment in dem Kamme lehr entwickeln u. f. w.\nXXL","page":584}],"identifier":"lit15886","issued":"1823","language":"de","pages":"574-584","startpages":"574","title":"\u00dcber das Skelet der K\u00e4fer: Mit einem Vorworte und einer Nachschrift von C. F. Heusinger","type":"Journal Article","volume":"8"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:58:54.770797+00:00"}

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