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{"created":"2022-01-31T14:50:53.037307+00:00","id":"lit16135","links":{},"metadata":{"contributors":[{"name":"M\u00fcller, Johannes","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Berlin: G. Reimer","fulltext":[{"file":"a0001.txt","language":"de","ocr_de":"UEBER\nDEN FEINERN BAU\nUND\nDIE FORMEN\nDER KRANKHAFTEN GESCHW\u00dcLSTE\nJOHANNES M\u00dcLLER 1838","page":0},{"file":"a0005.txt","language":"de","ocr_de":"U e b e r\nden feinern Ban\nund\ndie Formen\nder krankhaften Geschw\u00fclste\nDr. Johannes M\u00fcller,\nord. \u00f6ffentl. Professor der Anatomie und Physiologie, Director des K\u00f6nigl. anatomischen Museums und anatomischen Theaters zu Berlin, Ritter des K\u00f6nigl. Preuss. Rothen Adler-Ordens 4ter Classe, Mitglied der K\u00f6nigl. Academien der Wissenschaften zu Berlin und Stockholm, Correspondent der Kaiser!.\\Academie der Wissenschaften zu St. Petersburg, der K\u00f6nigl. Academie der Wissenschaften zu Turin, Mitglied der K\u00f6nigl. Soc.\nder Wissenschaften zu G\u00f6ttingen und Upsala.\n\nIn zwei Lieferungen.\nErste Lieferung.\nBogen 1 \u2014 15 nnd Tafel I \u2014 IV.\nBerlin.\nGedruckt und verlegt bei G. Reimer\n1838.","page":0},{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Allgemeine Bemerkungen \u00fcber den feinem Bau der krankhaften\nGeschw\u00fclste.\nDie pathologische Anatomie der krankhaften Geschw\u00fclste und Schwamme befindet sich noch in ihrer ersten Kind-beit; die Systematik der Geschw\u00fclste gr\u00fcndet sich auf ihre \u00e4usseren Formenverh\u00e4ltnisse, ihre Consistent und die Unterschiede, welche man auf dem Durchschnitte mit blossen Augen waliriiimmt ; hat sich hingegen von der mikroskopischen Untersuchung der Formenelemente und der chemischen Pr\u00fcfung fern gehalten. Bei den mannigfaltigen Ueber-g\u00e4ngen in den allgemeinsten mechanischen Verh\u00e4ltnissen, welche die Geschw\u00fclste im Aeussern und Innern darbieten, ist es nach jenen Merkmalen bisher nicht m\u00f6glich gewesen, sichere Grenzen zu ziehen, Geschw\u00fclste, die in einem bestimmten Gewebe Vorkommen, sind auch ohne feinere Untersuchung oft mit Bestimmtheit zu unterscheiden, wie die \u00fffeurome der Nerven, die Polypen der Schleimh\u00e4ute, Ist ein organisches Gewebe mehreren verschiedenen Ver\u00e4nderungen unterworfen, welche theils diesem Gewebe eigentb\u00fcmlich, theils ihm mit anderen Geweben gemein sind, so wird die Unterscheidung oft so schwer, dass sie mit Sicherheit nach den bisherigen Hiilfsmitteln nicht m\u00f6glich ist Am schwierigsten ist die Unterscheidung und Erkenntnis\u00ab der Geschw\u00fclste, welche in mehreren oder vielen Geweben zugleich Vorkommen k\u00f6nnen, und von der Natur eines bestimmten Gewebes nicht abh\u00e4ngig sind. Eine an sich nicht b\u00f6sartige Geschwulst kann aber ferner den Schein einer krebshaften annehmen, und leicht daf\u00fcr gehalten werden. Die verschiedenen Entwickelungszust\u00e4nde der Geschw\u00fclste sind ferner eine Ursache der grossen Verwirrung, welche in dieser Materie herrscht\nManchen unschuldigen Geschw\u00fclsten ist es eigen, dass sie in ihrer Entwickelung, schnell oder langsam unaufhaltsam fortschreiten. Gerathen sie in Entz\u00fcndung und brechen sie nach aussen durch, so entwickeln sie einen Schwamm mit geschw\u00fcriger Oberfl\u00e4che, Je selbstst\u00e4ndiger aber eine Geschwulst geworden ist, um so mehr ist sie dem heilenden, r\u00fcckbildenden Einfluss des Organismus entzogen. Ferner kann eine an sich nicht b\u00f6sartige Geschwulst, durch die Zersetzung, welche im entz\u00fcndeten und aufgebrochenen Zustande in ihrem Innern und auf ihrer geschw\u00fcrigen Oberfl\u00e4che vorgeht, nun einen sch\u00e4dlichen Einfluss auf den ganzen Organismus aus\u00fcben ; sie kann wiederholte Blutungen aus ihrer Oberfl\u00e4che bedingen, sie kann einen cachectischen Zustand verursachen. Wird hingegen der Heerd dieser krankhaften Ver\u00e4nderungen exstirpirt, so ist ihre Ursache aufgehoben, die Gesundheit wird sich unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden hersteilen, und die Geschwulst nicht wiederkehren, wenn die Diathese zur \u00f6rtlichen Absetzung der Materie und zu ihrer Organisation nicht im Organismus verbreitet ist. Beispiele liefern die Telangiectasie, das sp\u00e4ter zu beschreibende eiweis-artige Sarcom und die sehnige Fasergeschwulst. Alle diese Umst\u00e4nde machen die bessere Unterscheidung dieser an sich Unschuldigen und nur unter Umst\u00e4nden gef\u00e4hrlichen Geschw\u00fclste ebenso w\u00fcnschenswert!!, als sie ihre Verwechselung mit den an und f\u00fcr sich b\u00f6sartigen Geschw\u00fclsten leicht machen.\nDie Schwierigkeit der Unterscheidung an und f\u00fcr sich unschuldiger und wirklich krebshafter Geschw\u00fclste w\u00e4chst durch die oft analoge Beschaffenheit, welche diese Geschw\u00fclste annehmen, wenn sie einmal aufgebrochen sind, wenn sie im Zustande der Verschw\u00e4rung und Zersetzung auf ihrer Oberfl\u00e4che fortwachsen. Die aufgebroehene Telangiecta-sie wird der aufgebrochenen blutigen Abart des Markschwammes \u00e4hnlich, und wir werden sp\u00e4ter Gelegenheit haben, F\u00e4lle anzuf\u00fchren, wo auch andere an sich unschuldige Geschw\u00fclste durch ihre wachsende Oberfl\u00e4che einen blossen Schein der B\u00f6sartigkeit annehmen.\nGemeiniglich wird es als ein Zeichen entschiedener B\u00f6sartigkeit angesehen, wenn eine Geschwulst nach einmaliger oder mehrmaliger Exstirpation an demselben Orte wiederkehrt, wie es so oft bei den krebshaften Geschw\u00fclsten vorkommt. Aber auch hierin ist T\u00e4uschung m\u00f6glich. Ich werde Gelegenheit haben, mehrere F\u00e4lle von Geschw\u00fclsten anzuf\u00fchren, die nach einmaliger und selbst mehrmaliger Exstirpation an demselben Orte wiederkehrten, und doch nicht krebshaft waren, indem sie nach der letzten Exstirpation ausblieben, und v\u00f6llige Genesung eintrat. In diesen F\u00e4llen h\u00e4ngt die Wiederkehr der Geschwulst davon ab, dass sie nicht ganz exstirpirt worden; das Leben dieser Geschw\u00fclste ist zu selbstst\u00e4ndig, ihre Vegetation zu unabh\u00e4ngig von dem heilenden Einfluss des ganzen Organismus geworden, als dass ihre Reste entz\u00fcndet der Heilung f\u00e4hig w\u00e4ren. Der Organismus beherrscht sie als nicht zum Ganzen geh\u00f6rende Theile nicht mit der ausgleichenden Kraft wie alle integrirenden Theile.\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"----- 2 -----------\nMan kann sich hieraus leicht erkl\u00e4ren, warum die Ansichten der Aerzte in Hinsicht der Heilbarkeit und Unheilbarkeit der krebshaften Geschw\u00fclste durch Exstirpation so sehr verschieden sind. W\u00e4re der Krebs nach den gew\u00f6hnlichen Angaben seiner Charactere mit Sicherheit zu erkennen, so w \u00fcrde man ihn nicht so oft mit den unschuldigsten heilbaren Geschw\u00fclsten verwechseln.\nDie Unterscheidung der Geschw\u00fclste wird noch durch den Umstand sehr erschwert, dass zwar die krebshaften in der Regel constitutionell sind, doch aber auch die nicht krebshaften es unter Umst\u00e4nden seyn k\u00f6nnen, ohne doch deswegen die Natur des Krebses anzunehmen. Geschw\u00fclste, welche aus Tuberkelmaterie bestehen, setzen eine tuberculose Diathese voraus. Wird eine solche Geschwulst exstirpirt, so kann sie ausbleiben und auch in andern Thei-len nicht wiederkehren; sie kann aber auch je nach den Umst\u00e4nden wiederkehren. Dies h\u00e4ngt davon ab, ob die Diathese zur Tuberkelbildung zur Zeit der Exstirpation noch vorhanden ist, oder ob sie fr\u00fcher vorhanden, verschwunden ist. Aehnliche Verh\u00e4ltnisse zeigen uns auch andere nicht krebshafte Geschw\u00fclste. Das sp\u00e4ter zu beschreibende En-chondrom der Knochen kann in der Jugend wegen einer Diathese an mehreren Theilen des Knochensystems entstanden seyn. Die einmal vorhandenen Geschw\u00fclste bestehen fort; wird im sp\u00e4tem Alter die vom Enchondrom ergriffene Hand wegen der Gr\u00f6sse der Geschwulst durch Operation entfernt, so kehrt das Uebel nicht wieder, w\u00e4hrend die vielleicht in der Jugend schon vorhandenen \u00e4hnlichen Geschw\u00fclste in anderen Theilen de? Knochensystemes ruhig fortbestehen.\nDieser Zustand eines der wichtigsten Theile der Pathologie und der pathologischen Anatomie machte eine genaue mikroscopische und chemische Zergliederung der Geschw\u00fclste im h\u00f6chsten Grade w\u00fcnschenswerth. Auf diesem Wege hatte Miescher bereits Treffliches \u00fcber die pathologischen Vorg\u00e4nge in den Knochen bei der Entz\u00fcndung geleistet und in diesem Sinne hatte ich bereits meine Untersuchungen \u00fcber die chemischen Ver\u00e4nderungen in den Knochen , w\u00e4hrend der gesunden und kranken Entwickelung angestellt. Der Zweck einer mikroskopischen chemischen, Analyse musste seyn, zu wissen ob es innere wesentliche Unterschiede der Geschw\u00fclste nach ihrer Organisation und chemischen Zusammensetzung giebt, und wenn es solche giebt, sie festzustellen. Man siebt leicht ein, dass die angewandte Diagnostik der Geschw\u00fclste sich nicht auf solche subtilen H\u00fclfsmittel gr\u00fcnden kann. Diese muss im Besitz leicht zu erkennender Charactere sein, welche weder besondere Talente noch die Geschicklichkeit eines Physiologen voraussetzen. Die mikroskopische und chemische Analyse soll daher nimmer das Mittel der \u00e4rztlichen Diagnostik werden; es w\u00e4re l\u00e4cherlich dies zu wollen oder als m\u00f6glich voraus zu setzen. Aber diese Analyse macht uns mit den wesentlichen inneren Unterschieden der pathologischen Producte bekannt, und f\u00fcr das innerlich verschiedene m\u00fcssen dann leicht in die Sinne fallende \u00e4ussere Ch\u00e0ractere zur praktischen Diagnostik aufgesucht werden.\nDurch die bisherigen H\u00fclfsmittel wird man eine Fetlgeschwulst, einen Schleimpolypen, ein Neurom, eine Telan-gieetasie, einen tumor fibrosus, und einige Formen der krebshafteu Krankheiten, namentlich den cancer alveolaris, rae-lanodes, medullaris erkennen. Die sichere Unterscheidung des gemeinen Brustkrebses ist schon ungemein schwer, oft unm\u00f6glich, wenigstens wird vieles daf\u00fcr ausgegeben, was es nicht ist; auch der Markschwamm wird nicht immer sicher erkannt. Nicht krebshafte Geschw\u00fclste sind schon mehrmals damit verwechselt worden, weil sie nach vollst\u00e4ndiger Exstirpation wiederkehrten, und man glaubte durch die gl\u00fccklich wiederholte Exstirpation einen Mark-* schwamm geheilt zu haben. Unter Sarcoma, Steatoma, Osteosarcoma, Osteosteatoma kann man sich heut zu Tage kaum mehr etwas bestimmtes vorstellen, und doch macht man von diesen Ausdr\u00fccken immer noch eine sehr gel\u00e4ufige Anwendung in der Medicin, ja sogar in der pathologischen Anatomie. Unter der dunkeln Bezeichnung spina ventosa verbergen sich mehrere ganz verschiedene Kiiochenkranldieiten. Dies l\u00e4sst sich schon aus der blossen Vergleichung der Litteratur der Spina ventosa zeigen. Mehrere wichtige Formen der Geschw\u00fclste sind endlich bisher unbekannt geblieben. Die pathologische Anatomie hat allerdings durch eine gr\u00f6ssere Aufmerksamkeit auf die \u00e4ussern und innern anatomischen Charaktere in der neuern Zeit bedeutende und sehr anzuerkennende Fortschritte gemacht. Blieb gleich \u00c4bernelhifs Versuch zur Systematik der Geschw\u00fclste ohne grossen Erfolg, so wurde doch die Eigenth\u00fcmlichkeit des Medullarsareoms durch die Beobachtungen von Burns, Hey und Abernethy erkannt. Ebenso wesentlich ist die Kenntniss des Cancer alveolaris, die wir durch Laennec, Otto und Cruveilhier erhalten. Die allerdings leicht erkennbaren fibr\u00f6sen Geschw\u00fclste, charakteristisch durch ihr meist festes faseriges, oft atlasgl\u00e4nzendes sehniges Gewebe, haben sich von dem streitigen Gebiet der Steatome und Sarcome abgesondert, und sind von Bayle mit entschiedenem Erfolg stu-dirt worden. Mehrere Geschw\u00fclste des Hoden und der Br\u00fcste hat A. Cooper unterscheiden gelehrt. Ebenderselbe li\u00e2t eine vortreffliche Arbeit \u00fcber die Knochengeschw\u00fclste geliefert. Hodgkin hat mit Erfolg die verschiedenen Formen der Balggeschw\u00fclste genau untersucht. Dankbar endlich ehren wir die Arbeiten von Wardrop, Langstaff, Travers, v. Walliier u, A. \u00fcber die krebshaften Geschw\u00fclste und die systematischen Arbeiten von Laennec, Cruveilhier, lleusinger u. A., von deren Antheil an den Fortschritten der pathologischen Anatomie in dem historischen Theil dieses Werkes zu reden ist. Indessen lassen sich die wesentlich verschiedenen Formen der Geschw\u00fclste ohne die feinere mikroskopische und chemische Untersuchung nicht feststellen. Was man mit blossen Augen und ohne Anwendung chemischer H\u00fclfsmittel erkennt, f\u00fchrt oft nur zu einer dunkeln Anschauung, die sich Andern ebenso dunkel mittheilt. So will es mir nicht gelingen zu verstehen, was Abernethy, der am meisten auf ein System der Geschw\u00fclste nach anatomischen Characteren hinarbeitete, mit mehreren seiner Geschw\u00fclste gemeint haben mag, und ich muss es aufgeben, ihre Synonymie aufzukl\u00e4ren. Hat sich auch die Zahl der unterschiedenen Geschw\u00fclste bedeutend vermehrt,","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 3 ---------------\nund sind verdienstliche Versuche zu ihrer Systematik gemacht worden, so steht doch die Methode der Beschreibungen mit wenigen r\u00fchmlichen Ausnahmen bei den Meisten noch fast auf dem Standpunkt eines Marcus Aurelius Severinus, der f\u00fcr seine Zeit Treffliches leistete.\nBetrachtungen dieser Art stellte ich an, als ich vor einer Reihe von Jahren anfieng die h\u00f6chst zahlreichen Geschw\u00fclste in dem hiesigen k\u00f6niglichen Museum zu ordnen. Ich fand bei n\u00e4herer Untersuchung sehr viel Eigent\u00fcmliches vor, dem ich nach den bisherigen Mitteilungen durchaus keine sichere Stelle anzuweisen wusste, und ich sah bald ein, dass wenn die Ordnung so vieler wichtiger und der Wissenschaft sch\u00e4tzbarer Gegenst\u00e4nde Werth haben sollte, eine neue mehrj\u00e4hrige Untersuchung aller dieser Geschw\u00fclste und vieler anderer frischer pathologischer Producte n\u00f6tig sein w\u00fcrde, der ich mich sodann mit aller Ausdauer unterzog. In einer Gelegenheitsrede setzte ich die Grunds\u00e4tze auseinander, nach welchen eine solche Untersuchung fruchtbar gef\u00fchrt werden m\u00fcsste, und erl\u00e4uterte sie an einem Beispiel. Die hiesigen Materialien im k\u00f6niglichen Museum,' im pathologischen Museum der Charit\u00e9 und in der Thierarzneischule, so zahlreich sie sind, Hessen mich in Beziehung auf mehrere Formen zweifelhaft, die ich \u00f6fter sehen musste. Zu diesem Zwecke besuchte ich das anatomische Museum in Halle, bei dessen Benutzung ich mich der Freundschaft des Herrn Prof. JyAlton zu erfreuen hatte; es enth\u00e4lt in der Meckelschen Sammlung und aus der Klinik des Herrn Prof. Blasius sehr sch\u00e4tzbare Materialien f\u00fcr diesen Zweck. Von grosser Belehrung Avar mir ein Besuch in Braunschweig bei meinem verehrten Freunde Pockels, dessen von ihm selbst gegr\u00fcndetes Museum mir die sch\u00e4tzbarsten Materialien zur feineren Untersuchung darbot. Im Herbst 1837 hatte ich Gelegenheit die f\u00fcr pathologische Anatomie so reichen Museen zu London zu sehen. Am hiesigen Orte hatte ich mich der best\u00e4ndigen Unterst\u00fctzung durch die \u00e4rztlichen Collegen zu erfreuen. Zum besonderen Vergn\u00fcgen gereicht es mir, hier den Dauk gegen meine hochgeehrten Herren Collegen, die Professoren v. Gr\u00e4fe, J\u00fcngken, Dieffenbach, Froriep, Gurlt auszusprechen. Ganz besonders f\u00fchle ich mich Herrn v. Gr\u00e4fe verpflichtet, der noch neulich dem Museum eine grosse Anzahl der merkw\u00fcrdigsten pathologischen Gebilde \u00fcberwiesen hat. So hatte ieh vielfach Gelegenheit zu bemerken, wie noting es bei dieser Materie ist, viel zu sehen, um bei der grossen Menge der Variationen auf einzelne nicht zu viel Werth zu legen. Zuletzt freute es mich am meisten, wenn ich das mir bekannte wieder traf, und es erregte Zuversicht, dass sich in diesen Bildungen constante Unterschiede sicher wieder erkennen lassen. Am richtigsten erschienen mir immer die Formen von mir aufgefasst zu sein, welche sich als parallele an gesunde Structuren anschliessen, wie die seimigen Fasergeschw\u00fclste, die eiweisar-tigen Fasergeschw\u00fclste, das Enchondrom, die parallele Bildung zum Knorpel, die zelligen Sarcome, parallele Bildungen zu den\" pflanzenzellenartigen Geweben der Chorda dorsalis und der Decidua.\nDen mikroscopisch zelligen Bau mehrerer Geschw\u00fclste habe ich bereits im Jahr 1836 erkannt, namentlich von dem geschichteten Cholesteatom zelligen Polypen ###) und Osteosarcom y). Unter diesen bildete das Cholesteatom mit pflanzenartigen polyedrischen Zellen eine Parallele zu dem von mir zuerst beobachteten Zellenbau der Chorda dorsalis. Als Geschwulst mit der Structur und den chemischen Eigenschaften des Knorpels wurde das Enchondrom beschrieben, in chemischer Hinsicht hinreichend ausgezeichnet durch den von mir zuerst beobachteten Stoff das Chondrin; als Geschw\u00fclste von vorwiegend faseriger Structur, wurden die sehnige Fasergeschwulst, die eiweisartige Fasergeschwulst und der hyalinisclie Krebs beschrieben. Sehr regelm\u00e4ssige Crystallbildungen wurden in mehreren Geschw\u00fclsten wahrgenommen und mehrere neue sehr eigenth\u00fcmliche Formen der krebshaften Degeneration beschrieben. Die geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen, als Elemente von Geschw\u00fclsten, Avurden mir bald in verschiedenen Geschw\u00fclsten bekannt, und ich zeigte sie gelegentlich als yorkommend im Markschwamm und in der Melanose an \u00ffy).\nAndere Elementartheile, als K\u00f6rner, Zellen, geschw\u00e4nzte K\u00f6rperchen, Fasern, Krystalle, haben sich nicht weiter herausgestellt. Dagegen wurde die Rolle der Zellen in den Geschw\u00fclsten in Folge der neuen Entdeckungen von Schleiden \u00fcber die Entwickelung der jungen Pflanzenzellen aus den Kernen der Mutterzellen, von Schwann jff), \u00fcber die Uebereinstimmung des Thier- und Pflanzenbaues, \u00fcber die Zusammensetzung aller embryonischen Gewebe aus Zellen, \u00fcber die Kerne dieser Zellen, aus welchen sie entstehen, und \u00fcber die Entwickelung der Zellen und das Wachsthum durch neue Zellenbildung, endlich \u00fcber die Umbildung der sp\u00e4tem Gewebe aus Zellen viel wichtiger. In Folge dieser Beobachtungen habe ich auch diejenigen Geschw\u00fclste, in welchen bisher keine Zellen bekannt waren, auf Zellen, so wie alle zelligen Geschw\u00fclste in Beziehung auf Zellen-Kerne in den W\u00e4nden und im Innern, und das von Schwann f\u00fcr die Thiere entdeckte Priucip der Vermehrung und des Wachsthums untersucht. In mehreren GescliAV\u00dclsten, in denen ich bisher keine Zellen gefunden hatte, fand ich sie nun bei st\u00e4rkeren Vergr\u00f6sserungen, wie im Collonema und mehreren Arten des Krebses, im Enchondrom, und von den mehrsten Geschw\u00fclsten mit zelliger Bildung, das Cholesteatom, und den zelligen Polypen ausgenommen, wurden die Kerne der Zellen tbeils in ihren W\u00e4nden, llieils im Innern, in vielen F\u00e4llen auch junge Zellen in den alten wahrgenomraen, wie beim Sarcoma, Enchondroma,\n*) Hede zur Feier des 42sten Stiftungstages des Konigl. med. cli\u00eer. Friedrich-Wilhelms-Instituts am 2, August 1836, Berlin.\n**) Bericht \u00fcber die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der K. Academie der Wissenschaften, December 1836. M\u00fcllefs Archiv 1836. CCXIX.\n***) Ebend. CCXXIV.\nt ) &ede zur. Feier des 42sten Stiftungstages des Konigl. med. chir. Friedrich-Wilhelms - Instituts am 2. August 1836. Berlin, pag. 15.\n++) Muller's Archiv 1837. V. Hft. p. 466.\nfff) Frortep's Not, Januar 1838. No. 3.\n1 #\nt","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"Carcinoma, Collonema. Daher die Beobachtungen von Schwann \u00fcber die Entwickelung und das Wachsthum der gesunden Gewebe, wie sich erwarten liess, sich selbst aus diesen pathologischen Bildungen best\u00e4tigt haben.\nWurde hierdurch die feinste Structur der verschiedensten Geschw\u00fclste mehr uniform, so wurde wieder die Aufgabe gesch\u00e4rfter, sichere anatomische und chemische Charactere zur Characteristik der Geschw\u00fclste von verschiedenen physiologischen Eigenschaften aufzufinden. Ich will nun sogleich zu einigen n\u00e4heren Bemerkungen \u00fcber die chemische Zusammensetzung und den feinem Bau der Geschw\u00fclste \u00fcbergehen,\nDie wesentlichen Merkmale zur Unterscheidung der Geschw\u00fclste nach ihren inneren Eigenschaften k\u00f6nnen nur von der Untersuchung ihrer chemischen Beschaffenheit, ihres mikroskopischen Baues und der Art ihrer Entwickelung oder ihrer Entwicklungsgeschichte erwartet werden.\nSieht man ab von den Zersetzungsproducten in den offenen Geschw\u00fcrsfl\u00e4chen aufgebrochener Geschw\u00fclste, so weicht die chemische Constitution der Bildungsinasse der krankhaften Geschw\u00fclste weniger von den n\u00e4heren Bestand-theileu des tinerischen K\u00f6rpers ab, als man erwarten k\u00f6nnte. Dies Resultat kann davon abh\u00e4ngen, dass die thierische Chemie \u00fcberhaupt noch unvollkommen ist und dass wir vielleicht wesentliche Verschiedenheiten von Stoffen, die wir wegen der Gleichheit ihres Verhaltens zu andern Stoffen f\u00fcr identisch halten, derzeit nicht zu erkennen im Stande sind. Indessen werden gerade diese geringen Unterschiede zwischen den Bestandteilen pathologischer und normaler Bildungen wieder von gr\u00f6sserem Interesse, wenn sie zusammengestellt werden mit den geringen Unterschieden der mikroskopischen Formenelemente der krankhaften und gesunden Gewebe, und mit der ausserordentlichen Uebereinstim-mung in ihrer Entwickelung.\nVom chemischen Gesielitspuncte aus lassen sich drei Hauptunterschiede der Geschw\u00fclste aufstellen. Die in ihnen vorkommenden n\u00e4heren thierischen Haupt - Bestandteile sind entweder Fette oder Leimarten oder eiweisartige K\u00f6rper, Ich rede hier von der vorwaltenden Hauptmasse, denn allerdings kommen ausser jenen Stoffen sparsamer auch noch andere, wie Osmazom, Speichelstoff, K\u00e4sest\u00f6ff u. A. vor. Die Unterscheidung der Geschw\u00fclste in Fettgesehw\u00fclste, leimgebende und eiweisartige ist \u00fcbrigens nur relativ. Diese Stoffe kommen auch gemischt in pathologischen Bildungen vor. In der That findet sich freies Fett in Form von Oeltropfen oder Fettk\u00f6rnchen in fast allen Geschw\u00fclsten eingestreut. Auch aus Geschw\u00fclsten, welche der Hauptmasse nach aus einem eiweisartigen K\u00f6rper bestehen, kann, indem das Zellgewebe in ihre Zusammensetzung eingeht, zuweilen einiger Leim durch sehr langes Kochen gewonnen werden. Gleichwohl ist die nur vorl\u00e4ufige Unterscheidung der Geschw\u00fclste nach diesen 3 Classen n\u00e4herer Bestandteile durchaus n\u00fctzlich. Denn immer zeigt sich ein Vorwalten, oft ein ausschliessliches Vorkommen eines jener Bestandteile. Man kann daher zun\u00e4chst alle Geschw\u00fclste nach ihrem. Hauptbestandteil in Fettgesehw\u00fclste, in leimgeh ende Geschw\u00fclste und ehveissartige Geschw\u00fclste einteilen. Die Vorteile dieser Einteilung sind indess nicht gross genug, um sie im Einzelnen strenge durchzuf\u00fchren.\nDie fetthaltigen Geschw\u00fclste bieten uns viele Formen dar, teils nach ihrer Structur, teils nach der Art der Fette, die sie einschjiessen. Sie bestehen immer aus einer tierischen, nicht fettigen organisirten Grundlage, Zellen oder Cysten, welche das Fett absondern, und dem Fette selbst. Theils wird die Natur dieser Geschw\u00fclste sogleich au den physischen Erscheinungen des Fettes erkannt, teils wird sie durch die Reagentieu des Fettes ermittelt, seien nun die Fette verseifbare oder unverseifbare. Der fettige Bestandteil ist bei gewisser Temperatur schmelzbar, tr\u00e4nkt Fliesspapier, wird durch heissen Alcohol und Aether ausgezogen, und setzt sich aus diesen beim Verdampfen und Erkalten krystallinisck oder in nicht regelm\u00e4ssigen Formen ab. Hieher geh\u00f6ren die Lipome oder einfachen Fettgeschw\u00fclste und die Cholesteatome oder geschichteten gallenfetthaltigen Fettgeschw\u00fclste. Das Fett ist innerhalb dieser Geschw\u00fclste in der Regel und gr\u00f6sstenteils in seinen Bildungsorganen enthalten; in den \u00fcbrigen Geschw\u00fclsten, in denen das Fett nicht Hauptbestandteil ist, erscheint das Fett in der Regel und gr\u00f6sstenteils frei ohne besondere Bildungsorgane tr\u00f6pfchenf\u00f6rmig oder k\u00f6rnig oder als crystallinische Theilchen,\nDie leimgebendeu Geschw\u00fclste werden daran erkannt, dass sie sich bei langem Kochen zum grossen Theil oder ganz in Leim aufl\u00f6sen. Die Zeit, welche n\u00f6tig ist, um viel Leim aus solchen Geschw\u00fclsten zu erhalten, ist sehr verschieden. Oft reichen 10\u2014 12 Stunden hin, oft sind 18 und mehr Stunden n\u00f6tig, zur g\u00e4nzlichen Aufl\u00f6sung aller leimhaltigen Theile ist aber selbst noch ein viel l\u00e4ngerer Zeitraum n\u00f6tig. Kennt man einmal die beim Kochen leimgebenden Geschw\u00fclste, so lassen sie sich leicht wieder erkennen. Ihre \u00e4ussere sinnliche Beschaffenheit unterscheidet sich meist auffallend von derjenigen, deren Hauptbestandteil ein eiweisartiger K\u00f6rper im Sinne von Berzelius ist. Der durch Kochen gewonnene Leim, entweder Chondrin oder Colla ist nat\u00fcrlich mit Osmazom verunreinigt, welches entzogen werden muss. Mit Osmazom verunreinigt teilt der Leim die Iteactionen des Osmazoms. Unrein wird er von essigsaurem Bleioxyd niedergeschlagen. Unter die Classe der leimgebendeu Geschw\u00fclste geh\u00f6ren die Zellgewebe-fasergeschwulst, die sehnige Fasergeschwulst, das Enchondrom und das Osteoid.\nDie eiweisartigen Geschw\u00fclste geben beim Kochen entweder gar keinen Leim, selbst wenn man 18 \u2014 24 Stunden kocht, und das ist die Regel, oder wenn sie nach sehr langem Kochen etwas Leini geben, so bleibt der Hauptbestandteil doch beim l\u00e4ngsten Kochen ungel\u00f6st und giebfc sich dadurch als eiweisartiger K\u00f6rper im allgemeinsten Sinn des Wortes zu erkennen. Das Filtrat der Abkochungen dieser Geschw\u00fclste kann noch einen in heissem und kaltem Wasser l\u00f6slichen K\u00f6rper enthalten, Einige dieser Geschw\u00fclste enthalten eine Spur von K\u00e4sestoff, der ausser","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"den bekannten weniger eliaracferistischen Reactionen des K\u00e4sestoffs daran erkannt wird, dass etwas von einem Tropfen Essigs\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure das Filtrat tr\u00fcbt, w\u00e4hrend mehr die Tr\u00fcbung wieder aufl\u00f6st und dass Alaun eine von mehr Alaun nicht aufzul\u00f6sende Tr\u00fcbung verursacht. Dieser Stoff findet sich in den meisten eiweissartigen Geschw\u00fclsten im Minimum vor, z. B. im eiweissartigen Sarcom, im Carcinoma simplex, reticulare. Zuweilen enth\u00e4lt die Geschwulst eine dem Speichelstoff nahe verwandte Materie, die weder durch S\u00e4uren noch Alcalien, weder durch Metall- oder Erdsalze, noch durch Alcohol und selbst nicht einmal durch Gerbestoff gef\u00e4llt wird. Diese Materie kann nur negativ und durch Abdampfen bis aufs Trocknen und Verkohlen erkannt werden. Ich fand sie in dem gallertigen Sarcom, das ich Collouema, Gallertgeschwulst nannte, und auch im Carcinoma alveolare, in dessen Gallertmasse sich dagegen kein K\u00e4sestoff zeigte.\nWaren die Geschw\u00fclste nicht lange in Weingeist auf bewahrt, so enthalten sie auch Osmazom, das ihnen im zerstampften Zustand von Wasser und Weingeist leicht entzogen wird.\nDie eiweissartigen und die nicht leimgehenden Geschw\u00fclste lassen sich, wenn man sie einmal kennt, leicht schon an ihrem \u00e4usseren Ansehen wieder erkennen. Sie sind niemals sehnig fest, zuweilen zart, gallertartig wie Chorda dorsalis, zuweilen fibrin\u00f6s wie Decidua, bald zellig, k\u00f6rnig, faserig, meist leicht zu zerreissen uud zu zerbr\u00f6ckeln. Nicht leimgebende Geschw\u00fclste sind das Collonema, die scrophul\u00f6se Geschwulst, die eiweissartigen Sarcome, das eiweissartige Osteosarcom und alle Formen des wahren Carcinoms. Bei wiederholter Untersuchung des Brustkrebses erhielt ich niemals Leim, selbst nicht nach 18\u201424st\u00fcndigem Kochen. In einem Fall von Markschwamm erhielt ich nach 18st\u00fcndigem Kochen etwas gelatinir\u00e8nden Leim, w\u00e4hrend die Hauptmasse keine Neigung zur/Ver\u00e4nderung oder Aufl\u00f6sung zeigte. Die ausnahmsweise Erscheinung des Leims muss ich von dem Antheil zell-gewebiger Bildung erkl\u00e4ren.\nDie feineren mikroskopischen Elemente der Geschw\u00fclste sind, ausser den Capillargef\u00e4ssen, Fasern, K\u00f6rner, Zellen, ohne Kerne und mit Kernen, geschw\u00e4nzte oder spindelf\u00f6rmige K\u00f6rperchen, Gef\u00e4sse. Andere Elemente habe ich noch in keiner Geschwulst gefunden. Blutgef\u00e4sse finden sich in fast allen Geschw\u00fclsten vor, und ich habe sie bisher noch in keiner Geschwulst vermisst als im Cholesteatom, das sich auch in Cysten, ohne organische Verbindung mit den Cysten bilden kann. Es ist eine l\u00e4cherliche Vorstellung, dass der Scirrhus nicht organis\u00e2t seyn, keine Gef\u00e4sse enthalten soll. Man sieht sie fast jedesmal beim Durchschnitt des frischen Scirrhus, aber feine Injectionen zeigen sie noch deutlicher. Feine Injectionen sind \u00fcbrigens nicht geeignet, \u00fcber den feinsten Bau der Geschw\u00fclste Aufschl\u00fcsse zu geben. Die feinsten Elemente lassen sich dann nicht mehr mit dem Compositum untersuchen. Auch ist das Verhalten der Capillargef\u00e4sse in den meisten Geschw\u00fclsten, mit Ausnahme der Telangiectasie, nicht eben eigent\u00fcmlich. Nach feineren sehr gelungenen Injectionen scheinen die Geschw\u00fclste aus nichts als Blutgef\u00e4ssen zu bestehen, und man sieht jetzt die wichtigsten Structurai nicht, die man an frischen und selbst in Weingeist aufbewahrten Geschw\u00fclsten mittelst der Untersuchung durch das Mikroskop bei starken Vergr\u00f6sserungen erkennt.\nFasern als Hauptbestandteil finden sich sowohl in leimgebenden Geschw\u00fclsten als in eiweissartigen Geschw\u00fclsten. Die Zellgewebefasergeschwulst besteht z. B. nur aus Fasern, welche durchaus mit den Zellgewebefasern \u00dcbereinkommen und dieselbe geschwungene Gestalt ihrer B\u00fcndel haben. Unter den leimgebenden Geschw\u00fclsten besteht noch eine zweite Form ganz aus Fasern, n\u00e4mlich die sehnige Fasergeschw.ulst, tumor fibrosus s. desmoides. Unter den eiweissartigen Geschw\u00fclsten, deren Hauptbestandteil eine durch Kochen unl\u00f6sliche Substanz ist, giebt es auch solche, die fast ganz aus Fasern bestehen. Beispiele dieser Art sind die eiweissartige Fasergeschwulst und das Carcinoma fasciculatum (synonym, hyalinum), welches aus lauter B\u00fcndeln von ganz weichen, unter dem Mikroskop sehr durchsichtigen und daher schwer sichtbaren Fasern mit dazwischen eingestreuten K\u00f6rnchen besteht. Bei diesen Geschw\u00fclsten ist die Faserbildung der sogleich in die Augen fallende Hauptcharxacter. In andern eiweissartigen Geschw\u00fclsten ist die Faserbildung untergeordnet, z. B. in den zelligen Geschw\u00fclsten. Beim Carcinoma alveolare scheinen die W\u00e4nde der alten Zellen, welche die Generationen der jungen Zellen einschliessen, zuletzt ganz in isolirte Fasern zu zerfallen, welche nur wenig untereinander Zusammenh\u00e4ngen. Auch die geschw\u00e4nzten Zellen bringen in den eiweissartigen Geschw\u00fclsten zuweilen eine Art Faserung hervor, wenn sie in gewissen Richtungen aneinander gelagert sind.\nK\u00f6rner nenne ich solche sph\u00e4roidischen oder ellipsoidischen unter dem Mikroskop erkennbare K\u00f6rper, in welchen es unm\u00f6glich ist eine innere H\u00f6hlung zu erkennen. In gewissen eiweissartigen Geschw\u00fclsten sind sie in ungeheurer Menge vorhanden. Auch in Carcinomen sieht man \u00f6fter in den Keimzellen, welche junge Zellen einschliessen, und ausser den Zellkugeln sehr kleine K\u00f6rnchen, die keine jungen Zellen sind. In dem Carcinoma fasciculatum, bei dem die Fasern den Hauptbestandtheil bilden, sind zwischen den Fasern viele rundliche K\u00f6rnchen und die Faserb\u00fcndel sind wie damit besetzt, Vras die Beobachtung der Structur dieser Fasern sehr erschwert.\nDas bei weitem h\u00e4ufigste Element der Geschw\u00fclste ist die Zelle. So beim Sarcoma cellulare, beim Enohon-droma, Carcinoma simplex, reticulare, alveolare. Dies erkennt man bei Anwendung geringerer Vergr\u00f6sserungen unter 400\u2014500 schwer, indem die Zellen dann meist nur als K\u00f6rner erscheinen, aber bei Anwendung der st\u00e4rkeren Vergr\u00f6sserungen, z. B. der Objective 4. 5. 6. und des Oculars 2. der Sckiekschen Mikroskope, l\u00f6st sich in den meisten Geschw\u00fclsten alles in Zellen auf. In manchen Geschw\u00fclsten ist die zellige Bildung so stark, dass man sie bei den geringsten Vergr\u00f6sserungen, ja mit blossen Augen schon erkennt.\n2","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nDie Zellen bilden zuweilen das einzige Gewebe einer Geschwulst wie bei der gallenfetthaltigen Fettgesehwnl&t oder dem Cholesteatom, beim Carcinoma alveolare, beim zelligen Sarcom und Osteosarcom. Die wesentlichen Theile der ganzen Geschwulst bestehen dann aus mit ihren W\u00e4nden zusammenstessenden Zellen. Zellgewebefasera dienen dann nur etwa zur Bildung der H\u00e4ute, welche die Lappen der Geschw\u00fclste verbinden.\nIn anderen F\u00e4llen besteht der Haupttheil der Geschwulstmasse auch aus mikroskopischen Zellen, .aber diese Zellen sind nicht unter einander verwachsen, wenn sie auch noch so dicht aneinanderstossen, so bleiben sie frei, lassen sich abl\u00f6sen und erscheinen beim ersten Anblick unter dem Mikroskop als Kugeln, Erst bei Anwendung starker Vergr\u00f6sserungen sieht man, dass es spb\u00e4roidische Zellen sind, deren H\u00f6hlung man an einer noch eingeschlossenen kleinern Zelle oder an mehreren eingeschlossenen K\u00f6rperchen erkennt. Diese feinen kugelartigen Z\u00f6llen, welche das eigentliche Seminium niorbi bei mehreren Formen des Carcinoma, wie bei C, simplex, reticulare und alveolare bilden, sind in den Maschen eines faserigen Gewebes in ungeheurer Menge abgesetzt.\nDie Zellen der Geschw\u00fclste besitzen entweder einen nucleus, Kern, ihrer W\u00e4nd oder nicht. Der nucl\u00e9us der ersten liegt in der Substanz der Wand, und aus ihm hat sich die Zelle gebildet. Zuweilen enth\u00e4lt eine Zelle auch Kerne in ihrer H\u00f6hle als Keime f\u00fcr junge Zellen, wie beim Enchondrom und Carcinoma alveolare. In den meisten F\u00e4llen erkennt man wenigstens den meist dunkleren entweder platten oder rundlichen Kern , der Wand, wie ausser dem Enchondrom, bei mehreren Formen des Carcinoms, beim zelligen Sarcom und Osteosarcom. In andern F\u00e4llen besitzen die Zellen keinen Kern, wie bei dem Cholesteatom.\nDie Substanz der zelligen Structuren geh\u00f6rt bald unter die lelmgebenden Gewebe, bald unter die nicht leimgebenden, Der Typus der erstem ist unter den gesunden Geweben das Knorpelgewebe. Die parallele Bildung dazu unter den pathologischen Geschw\u00fclsten ist das Enchondrom. Beispiele von nicht leimgebenden mehr oder weniger eiweisariigen zeitigen Structuren sind die Chorda dorsalis, deren Natur ich bereits vor mehreren Jahren feststellte, und die Decidua, welche die vollkommenste Uebereinstimmung mit der primitiven Bildung des Knorpels zeigen, w\u00e4hrend sie chemisch ganz davon verschieden sind. Parallele pathologische Bildungen sind die Gallertgeschw\u00fclste und zelligen Sarcome.\nDie Zellen als mikroskopisches Element der Geschw\u00fclste unterscheiden sich ferner, je nachdem sie keine j\u00fcngeren Zellen enthalten, oder je nachdem sie regelm\u00e4ssig solche eingeschachtelt enthalten. Ein Beispiel der ersten Art liefert die geschichtete gallenfetthaltige Fettgeschwulst, welche ganz aus polyedrischem pflanzenartigem Zellgewebe besteht, in welchem mir aber niemals gelungen ist noch kleinere Zellen zu erkennen. In andern F\u00e4llen sind die Zellen eingeschachtelt. Eine unter dem Mikroskop sichtbare Zelle scheint K\u00f6rperchen in ihrem Innern zu enthalten, die genauere Untersuchung lehrt aber nach dem Vorg\u00e4nge von Schwann's Entdeckungen \u00fcber die primitive Bildung der gesunden Gewebe, dass die in den Zellen eingeschlossenen K\u00f6rperchen entweder eingeschachtelte junge Zellen oder Kerne sind, aus welchen junge Zellen entstehen. Dies gilt von manchen Zellen beim Sarcoma cellulare, Carcinoma alveolare, Encbondroma und einzelnen ZeUkugeln des Carcinoma simplex und reticulare. Die feinsten Zellen werden nur bei den st\u00e4rksten Vergr\u00f6sserungen erkannt, und sind oft nicht gr\u00f6sser als 0,00014\u201420 P. Z., die mittlere Gr\u00f6sse der mikroskopischen Zellen in den Geschw\u00fclsten mit zelliger Grundlage ist gegen 0,00050 P. Z.\nNoch ein anderes h\u00e4utiges Element der Geschw\u00fclste sind die geschw\u00e4nzten K\u00f6rper, welche ich a. a. 0. als im Markschwamm und zuweilen in der Melanose vorkommend anzeigte, oder die spindelf\u00f6rmigen K\u00f6rperchen, wie sie Valentinnennt, der sie zur selben Zeit ausf\u00fchrlich als Structur des Encephaloids beschrieben hat.\nDiese K\u00f6rperchen sind elliptische Schl\u00e4uche oder Zellen, welche an einem oder auch an beiden Enden in eineu feinen sehwanzf\u00f6rmigen Faden von mehr oder weniger L\u00e4nge auslaufen. Sie sind zuweilen im Innern sehr grauulirt und dann in ihrem Innern mit einigen oder vielen K\u00f6rnchen gef\u00fcllt. Das Innere ihrer H\u00f6hlung sieht man selten deutlich, aber zuweilen erkennt man einen wenig dunkleren Kern an ihnen, mit einem oder mehreren Kernk\u00f6rperchen. Siehe die Abbildungen auf Tab. I. und IL Es ist ganz dieselbe Bildung, welche Schwann in dem primitiven Zellgewebe und in andern Geweben beobachtet, welche sich aus Zellen in Fasern umbilden. Die Faser entsteht n\u00e4mlich aus der Verl\u00e4ngerung der kernhaltigen Zelle in einem Faden. Die meisten Fasern im thierischen K\u00f6rper scheinen sich auf diese Weise zu bilden ; aber in den Geschw\u00fclsten, welche aus den geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen bestehen, schreitet die Faserbildung nicht \u00fcber die embryonische Form der Zellenfaser fort. Der Faden geht zuweilen und sogar sehr oft, wie ich bemerkte, nur von einem Ende des K\u00f6rperchens aus, dann ist das andere Ende abgestumpft. Die L\u00e4nge des Fadens ist sehr verschieden, bald nur etwa so lang oder selbst kleiner als die L\u00e4nge des K\u00f6rperchens, bald gr\u00f6sser und selbst mehrmals gr\u00f6sser als die L\u00e4nge des K\u00f6rperchens. Der Durchmesser des Fadens ist meist nur ]--------^ des Durchmessers des elliptischen K\u00f6rper-\nchens. An demselben Faden aneinandergereihfe kernhaltige K\u00f6rperchen habe ich nie bemerkt. Zuweilen geht, wie ich oft Gelegenheit hatte zu sehen, nicht bloss aus jedem Ende des K\u00f6rperchens ein Faden, sondern aus der Seite eines K\u00f6rperchens noch ein dritter Faden, und zuweilen spaltet sieh der aus dem Ende des K\u00f6rperchens austretende Faden deutlich. Man sehe die vielerlei Formen der geschw\u00e4nzten K\u00f6rper aus derselben Geschwulst. Tab. II Fig. 17. Was die Gruppirung der geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen betrifft, so kann sie sehr verschieden seyn. Zuweilen finden sie sich\n*) Vallin Repertorium f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1837. 2. Abtheilung, p. 277.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"nur einzeln tot unter zellartigen runden Bildungskugeln des Markschwammes, welche dann die Hauptmasse bilden k\u00f6nnen, wie ich sie zweimal im Markschwamm der Leber und in einem ungeheuren Markschwamm der Bauchh\u00f6hle gesehen. Ebenso k\u00f6nnen sie einzeln im melanotischen Carcinoma Vorkommen, wie ich mehrmal gesehen. Zuweilen sind sie in ungeheurer Menge vorhanden und bilden den Haupttheil einer Geschwulst? so sah ich sie einmal in Markschw\u00e4mmen des Oberschenkels und der Unterleibsh\u00f6hle, aber ohne bestimmte fasciculirte Anordnung. Diese Geschwulst Jiess sich auch weniger in bestimmter Richtung reissen. Sie k\u00f6nnen aber auch sehr regelm\u00e4ssig geordnet seya und Fascikel bilden, indem sie derselben Direction folgen. Dann entsteht f\u00fcr das blosse Auge der Anschein von Faserung. Dergleichen falsche Faserb\u00fcndel sind immer weich und leicht zu zerreissen oder gar zu brechen. In der faser-artigen Verbindung sind sie von Valentin als Structur des Encepbaloids beschrieben und abgebildet. Vergl. Tab. II. Fig. 11. 16. unserer Abbildungen.\nDie geschw\u00e4nzten K\u00f6rper sind keine dem Markschwamm eigent\u00fcmliche Bildung; ich habe sie zwar wiederholt \u00abn Markschwamm gesehen, aber sehr oft fehlen sie darin, dagegen kommen sie eben so oft, als man sie im Markschwamm bemerkt, in nicht krebshaften Geschw\u00fclsten vor. In sehr unregelm\u00e4ssiger Verbreitung die Hauptmasse bildend sah ich sie in einem albumin\u00f6sen Osteosarcom des Unterkiefers, welches mit vollkommen gl\u00fccklichem Erfolge exstirpirt worden (Tab. II. Fig. 17.), ferner in der Telangiectasie. In der faserartigen von Valentin beschriebenen Anordnung sah ich sie fast die ganze Geschwulst bildend, in einem grossem gutartigen Schwamm der Conjunctiva palpebrarum. Tab. II. Fig. 16. Diese gelappte Geschwulst l\u00e4sst sich brechen und hat einen faserigen Bruch, indem wie von einem gemeinsamen Mittelpunct Fascikel nach allen Richtungen gegen die Oberfl\u00e4che fahren. Sie geh\u00f6rt wie die Vorhergehenden unter die gutartigen aibumin\u00f6sen Sarcome. Der Schwamm wurde dreimal exstirpirt und kehrte wieder, weil man ihn mehr angeschnitten als ausgeschnitten hatte. Nach der letzten Exstirpation, wobei man auch das Auge selbst wegnaliin, blieb er aus und das Individuum wurde vollkommen hergestellt. Er gieng faustgross lediglich von der Conjunctiva aus, der Augapfel war vollkommen gesund. Siehe die von Helling erz\u00e4hlte Krankengeschichte zu diesem Fall in Rust\u2019s Magazin Bd. II.\nDie geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen sind also theils Elemente von krebsartigen, theils Elemente von vollkommen gutartigen albumin\u00f6sen Sarcomen. In Geschw\u00fclsten, welche beim Kochen sich in Leim aufl\u00f6seu, habe ich sie noch nicht Zahlreich beobachtet. Indessen m\u00f6gen sie wohl auch hier zu gewisser Zeit zahlreich Vorkommen, denn sie beruhen, wie sich sehr wahrscbeiulich machen l\u00e4sst, bloss auf einer Transformation von Zellen in Fasern und sind also bloss Bildungsstufe der Faser.\nAuch die Art der Entwickelung der mikroskopischen Formen der Geschw\u00fclste bedingt Unterschiede ihres Baues. Am genauesten l\u00e4sst sich die Entwickelungsgeschichte in den zelligen Geschw\u00fclsten verfolgen, nachdem Srlnranns Entdeckungen \u00fcber die Entwickelung der gesunden Gewebe den Grundstein f\u00fcr Untersuchungen dieser Art gelegt haben. Die primitive Bildung fast aller thierischen Gewebe ist nach Schwann\u2019s Beobachtungen zellig, tind diese Zellen haben dieselbe Structur wie die Pflanzenzellen, und entstehen und wachsen auf das genaueste nach denselben Gesetzen, welche Schleiden f\u00fcr die Pflanzenzellen zuerst entdeckte. Eine noch junge Zelle enth\u00e4lt immer einen Kern in ihrer Wand, aus welchem sie zuerst entsteht. Sie entsteht aber entweder innerhalb einer andern Zelle und also aus einem Kern, der in der H\u00f6hle einer andern Zelle ohne Zusammenhang mit der Wand derselben sich bildet, \u00f6der ausser den schon vorhandenen Zellen. Das erstere wurde von Schwann beim Knorpel und bei der Chorda dorsalis nacbgewiesen, das letztere scheint bei vielen andern Bildungen stattzufinden, denn alle Gewebe des Embryo bestehen nach Schwann\u2019s Beobachtungen aus Zellen mit Kernen der Wand, aber nicht bei allen l\u00e4sst sich eine Entstehung der neuen Zellen im Innern der alten nachweisert; auch beim Erwachsenen hat man ein Beispiel best\u00e4ndiger neuer Bildung von Zellen mit Kernen der Wand ausser den alten Zellen an den Epitheliumzellen, welche keine Einschachtelung von Zellen zeigen. Die Bildung der jungen Zelle l\u00e4sst sich \u00fcbrigens am besten in den F\u00e4llen beobachten, wo sich die junge Zelle im Innern der alten bildet, d. h. wo sich die Kerne zu neuen Zellen im Innern der alten ansetzen. Diese Entwickelung geschieht nach den Beobachtungen von Schleiden f\u00fcr die Pflanzen, von Schwann f\u00fcr die Thiere auf diese Weise.\nDie Kerne treiben aus sich eine junge Zelle hervor, die dann nm Kern hervortritt wie das Uhrglas auf der Uhr. Bei fortschreitendem Wachstbum wird die aus dem Kern hervorgetriebene junge Zelle gr\u00f6sser und der Kern bleibt in ihrer Wand liegen. Entstehen mehrere junge Zellen aus mehreren Kernen im Innern einer Mutterzelle, so f\u00fcllen sie herangewachsen die Mutterzelle ganz an, und ihre W\u00e4nde verschmelzen mit den W\u00e4nden der Mutterzelle. In diesen jungen Zellen bilden sich wieder Kerne im Innern, aus ihnen entstehen wieder Zellen der dritten Generation und so weiter fort. Die W\u00e4nde der jungen Zellen sind vollkommen durchsichtig. Die \u00e4lteren Zellen verdicken ihre W\u00e4nde, und in mehreren F\u00e4llen entsteht bei den Thieren Faserbiidung in den W\u00e4nden. Auf diese Weise bilden sich die Zellen und wachsen im Knorpel und der Chorda dorsalis, wahrscheinlich auch in der Decidua.\nDass sich diese Art von Entwickelung in den pathologischen Bildungen wiederholen werde, konnte erwartet W\u00f6rden. In der That bilden sich die jungen Zellen im Enchondrom, im Cancer alveblaris ganz auf dieselbe Weise wie im Knorpel und in der Chorda dors\u00e4lis, bei mehreren Formen des Krebses und beim zelligen Sarcorn wird dieselbe Bildungsaft aus meinen Beobachtungen sehr wahrscheinlich.\n2*","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"Im Enc\u00efiondroma erkennt man als Zellen mit Kern der Wand, was man als Knorpelk\u00f6rperchen angesehen. Ich sah in manchen Mutterzellen die eingeschachtelte junge Zelle, deren Bildungskern wieder in ihrer Wand liegt. Siehe Tab. III. Fig. 4. 6. War dies beim Enchondrom der Knochen deutlich, so war es noch deutlicher beim Enchon-drom der Parotis. Das Enchondrom bestellt ganz oder grossentheils aus durchsichtigen mit ihren Waiid\u00e9n meist an-einandersfossenden runden und ovalen Zellen.\nDas albumin\u00f6se wellige Sarcom und Osleosarcom und das gallertige Sarcom, Collonema scheinen dieselbe Entwickelung zu haben. In manchen Mutterzellen waren mir die kleinen Zellen mit ihren Wandkernen oft sehr deutlich. Das \u00e4ussere Ansehen ist f\u00fcr das blosse Auge sehr verschieden. Das Enchondrom ist knorpelartig, durchscheinend, grau, das zeitige Sarcom weiss und k\u00f6rnig; aber ihre Structur ist f\u00fcr die Untersuchung bei starken Ver-gr\u00f6sserungen ganz gleich. Das Carcinoma alveolare besteht durch und durch aus lauter Einschachtelungen von kleineren und gr\u00f6sseren Zellen. Die grossen mit blossen Augen sichtbaren enthalten in ihrem Innern wieder eine Generation und so weiter, bis zu den in den j\u00fcngsten Zellen enthaltenen gelblichen, dunkeln, rundlichen, seltener l\u00e4nglichen Kernen von feingranulirtem Ansehen. Hie und da sieht man sie frei in den Zellen liegen, an andern Stellen haben sie schon eine kleine Keimzelle aus sich entwickelt und liegen nun in der Wand der Keimzelle, Die ausgedehnten grossen Zellen scheinen in ihren W\u00e4nden faserig zu werden und platzen zuletzt.\nAuch die Bildungskugeln des Carcinoma simplex mammae und des Carcinoma reticulare mammae verhalten sich nicht bloss als Zellen mit K\u00f6rnchen, sondern enthalten zuweilen eine oder mehrere rundliche oder l\u00e4ngliche Keimzellen, die mit einem wenig dunkeln Wandkerne versehen sind, aus welchem sie sich wahrscheinlich entwickelt haben.\nSo \u00e4hnlich die verschiedensten Geschw\u00fclste in der ersten genesis seyn k\u00f6nnen, so ist doch zuweilen ihre weitere Entwickelung verschieden. Am auffallendsten ist dies beim Carcinoma alveolare, beim Carcinoma simplex und reticulare. Beim Carcinoma alveolare wachsen die Mutterzellen lange fort und erhalten eine Gr\u00f6sse von 2, 3 und mehr Linien, die Zellen verwachsen mit ihren W\u00e4nden untereinander, sobald sie eine Mutterzelle ausf\u00fcllen und ebenso mit den W\u00e4nden der Mutterzellen. Bei dem Carcinoma simplex und reticulare tritt hingegen eine solche Verwachsung der Zellen nicht eia und die Zellen wachsen nicht fort, sondern die Zellen bleiben auf dem Standpuukt mikroskopischer Bildungskugeln, so liegen sie als Aggregate auf das leichteste von einander trennbar, in den Maschen einer faserigen Grundlage, stvoma. Die alten Zellen scheinen zu zerfallen.\nDie Entwickelungsgesehichte der geschw\u00e4nzten K\u00f6rper scheint auch vollkommen klar zu sein. Diese K\u00f6rper sind n\u00e4mlich, wie schon aus Schivanri's Beobachtungen f\u00fcr die embryonischen Gewebe folgt, eine Metamorphose von urspr\u00fcnglichen Zellen* Nicht bloss sah ich sie beim Carcinoma medull\u00e4re unter Zellen zerstreut, im Sarcoma mit geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen waren an vielen Stellen unter den Fascikeln der geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen einzelne l\u00e4ngliche oder selbst runde.Zellen mit Keimzelle und Kern der Wand. In dieser Geschwulst war der gr\u00f6sste Theil der Masse scheinbar faserig, n\u00e4mlich aus Fascikeln geschw\u00e4nzter K\u00f6rperchen bestehend, aber an der Oberfl\u00e4che der Geschwulst wurde der faserige Theil scheinbar granul\u00f6s, und hier zeigte das Mikroskop statt der geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen nur Zellkugeln. In der Melanose sah ich runde, ovale und geschw\u00e4nzte Pigmentzellen, Endlich sieht man auch einzelne geschw\u00e4nzte K\u00f6rperchen, die noch eine deutliche H\u00f6hle enthalten. Die \u00e4ussere Haut des Foetus enth\u00e4lt nach Schwann's Beobachtungen regelm\u00e4ssig lauter geschw\u00e4nzte K\u00f6rperchen, welche in lange Fasern auslaufen, so bilden sich n\u00e4mlich die Fasern der \u00e4usseren Haut, und auch an vielen andern Stellen fand Schwann geschw\u00e4nzte K\u00f6rperchen im Zellgewebe. Hieraus erkl\u00e4rt sich daher vollst\u00e4ndig, warum dergleichen K\u00f6rperchen sowohl in gutartigen als b\u00f6sartigen Geschw\u00fclsten Vorkommen. Es sind, wie auch die Keimzellenbildung, embryonische Formationen, und die embryonischen Formationen wiederholen sich in den Geschw\u00fclsten auf die merkw\u00fcrdigste Weise.\nAus dem Vorhergehenden leuchtet von selbst ein, dass eine Sonderung der pathologischen Gewebe in homologe und heterologe nicht aufgestellt werden kann. Diese Classification ist ohne einige Kenntniss vom Bau der Geschw\u00fclste auf blind gewagte Suppositionen gegr\u00fcndet. Die Structur der gutartigsten Geschw\u00fclste ist in Hinsicht der feinsten Elemente und der genesis durchaus nicht vom Krebs verschieden. Wenn nun aber der Arzneikunde alles daran liegen muss, sichere Charactere f\u00fcr die krebsartigen Geschw\u00fclste zu erhalten, so k\u00f6nnen diese jedenfalls nicht in lieterologen Geweben liegen, welche kein Anatom und Patholog bei allem Reden \u00fcber Homologie und Heterologie entfernterweise namhaft gemacht hat. Am schwierigsten sind die krebsartigen Formen von den gutartigen albumin\u00f6sen Geschw\u00fclsten zu unterscheiden, liier kann man sich weder von der feinsten Structur noch von den chemischen Eigenschaften der Geschw\u00fclste leiten lassen. Denn auch die krebsartigen Geschw\u00fclste geh\u00f6ren unter diejenigen, deren Hauptbestandteil ein eiweissartiger K\u00f6rper ist; es giebt also auch b\u00f6sartige albumin\u00f6se Geschw\u00fclste. Leicht ist dagegen die Sonderung der krebsartigen Geschw\u00fclste von den leimgebenden.\nEs entsteht daher die Frage, ob es nicht ausser der feinsten Structur und Entwickelungsgesehichte nicht noch andere Charactere der krebshaften Geschw\u00fclste gebe, mag nun das Krebsartige eine an und f\u00fcr sich eigent\u00fcmliche Diathesis seyn oder unter besonderen Bedingungen aus einer andern Geschwulst werden k\u00f6nnen. Dies wird immer die Hauptaufgabe der Anatomie der Geschw\u00fclste seyn. Die Untersuchung einer sehr grossen Anzahl krebs-hafter Geschw\u00fclste hat mich gelehrt, dass es allerdings gewisse anatomische Charactere dieser Geschw\u00fclste giebt, an","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"9\nwelchen sie erkannt werden k\u00f6nnen, aber diese Charactere sind von der Art, dass sie meistens durch das hlosse Auge oder h\u00f6chstens mittelst einer Loupe auf dem Durchchnitt bemerkt werden k\u00f6nnen.\nDie kieher geh\u00f6rigen Structuren sind h\u00f6chst mannigfaltig und doch kann eine die andere ersetzen. Nach der Exstirpation eines Carcinoma simplex kann Carcinoma alveolare oder medull\u00e4re oder fasciculatum folgen und oft bestehen mehrere Formen nebeneinander. Die einzelnen Formen gehen namentlich ineinander \u00fcber und doch sind die Extreme h\u00f6chst verschieden, und es giebt z. B. platterdings keine Aehnlichkeit zwischen einem Carcinoma simplex oder dem Scirrhus und dem Carcinoma fasciculatum. Das eigent\u00fcmliche der einzelnen Formen gutartiger und b\u00f6sartiger Geschw\u00fclste muss also sinnlich aufgefasst werden, dann wird man den Krebs wiedererkennen. Ich erinnere um mich klar zu machen an die Giftpflanzen. Ihre so n\u00fctzliche Kenntniss wird nicht erlangt durch Auffassung gewisser allgemein g\u00fcltiger Charactere der Giftpflanzen; denn diese giebt es ebenso wenig als f\u00fcr die krebsartigen Krankheiten, vielmehr wird jene Kenntniss nur erlangt durch die specielle Kenntniss der einzelnen Giftpflanzen f\u00fcr sich. Dass nun eine solche Kenntniss der Krebsformen m\u00f6glich sey, davon bin ich auf das festeste \u00fcberzeugt, und ich bin selbst durch Anwendung der von mir beobachteten Charactere zu einem gewissen Grad von Sicherheit gelangt. Indessen giebt es allerdings Formen, bei welchen es an auffallenden \u00e4ussern Characteren fehlt und welche verwechselt werden k\u00f6nnen.\nDas Princip der Eintheilung der Geschw\u00fclste in Gruppen kann weder allein vou der feinsten Structur, noch von der chemischen Beschaffenheit hergenommen werden. Denn die in Hinsicht ihrer physiologischen Natur und Heilbarkeit verschiedensten Geschw\u00fclste k\u00f6nnen gleiche feinste Structur besitzen, bei gleicher Structur kann chemische Verschiedenheit obwalten, bei gleicher chemischer Beschaffenheit Verschiedenheit der Structur oder Verschiedenheit in Hinsicht der physiologischen Eigenschaften und der Heilbarkeit. Man muss daher diese Gesichtspunkte zugleich bei der Aufstellung der Gruppen ber\u00fccksichtigen. Dies Verfahren zeigt sich \u00fcberall bei der Eintheilung nat\u00fcrlicher K\u00f6rper der Natur selbst am angemessensten. Auch bei der systematischen Ordnung thierischer Wesen kann die Naturgeschichte nicht einem Princip allein folgen. Der practische Zweck unserer Untersuchungen empfiehlt uns \u00fcbrigens, jedenfalls die Geschw\u00fclste von verschiedener physiologischer Diathese, von gutartiger und b\u00f6sartiger Beschaffenheit zu trennen.\n3","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"Erste A b t h eil u n g.\nUntersuchungen \u00fcber den feinem Bau der krebshaften Geschw\u00fclste.\nKrebshaft k\u00f6nnen im Allgemeinen alle Geschw\u00fclste genannt werden, welche die nat\u00fcrliche Slrtictur aller Gewebe aufheben, welche gleich anfangs constitutioneil sind, oder es im nat\u00fcrlichen Verlauf ihrer Entwickelung regelm\u00e4ssig werden, welche eonstitutionell geworden regelm\u00e4ssig nach der Exstirpation wiederkehren, und zum sicheren Ruiu det Individuen f\u00fchren. Die bieher geh\u00f6rigen Formen sind \u00e4usserst verschieden, gehen aber doch in einzelnen F\u00e4llen un-meiklich in einander \u00fcber. .Hierin und in dem Umstand, dass eine Form nach der Exstirpation die andere ersetzen kann, oder dass verschiedene Formen gleichzeitig bestehen, zeigt sich die physiologische,Verwandtschaft von Bildungen, deren Extreme oft nicht die geringste Aehnlichkeit der Structur haben. Nach der Exstirpation des gemeinen Brustkrebses kann in der Brust oder iu inneren Theilen ein Markschwamm entstehen. In der weiblichen Brust trifft sich zuweilen Carcinoma simplex und alveolare zugleich, in der orbita carcinoma reticulare und melanodes. Das Carcinoma faseiculatum, durch und durch faserig und ohne alle entfernte \u00c4rmlichkeit Weder mit dem Markschwamm noch mit dem gemeinen Krebs, ist ihnen in seinen physiologischen Eigenschaften vollkommen gleich.\nDer allgemeinste anatomische Character der krebshaften Degenerationen ist Verlust des Eigengewebes des befallenen Theiles, welches bei Entwickelung des Krebses verschwindet. Gelasse, Muskeln, Nerven, Dr\u00fcsen, Knochen und alle auch noch so differente Gewebe werden in dieselbe krebsige Degeneration liineingezogen. Die erste Erscheinung der krebsigen Degeneration besteht indess nicht in der blossen Umwandlung der vorhandenen gesunden Gewebe in die krebsige Degeneration, sondern in der Entwickelung der Formenelemente des Krebses zwischen den Gewebetheilen des Organes, welche sofort die nat\u00fcrliche Structur verdr\u00e4ngen. Man sieht dies an der Art der Production der Formenelemente des Krebses. Die Keimzellen des Carcinoms entstehen z. B., wie sich deutlich beweisen l\u00e4sst, nicht aus schon vorhandenen Fasern, sondern selbst\u00e4ndig aus einem wahren seminium morbi, das sich zwischen den Gewebetheilen des Organes entwickelt. Am deutlichsten ist dies beim Carcinoma alveolare des Magens, in der Ver\u00e4ndeiung, welche die Muskelhaut erf\u00e4hrt5 zwischen die Muskelb\u00fcndel der Muskelhaut, welche sich anfangs noch erkennen lassen, lagern sich die Keimzellen des Carcinoms ab, und auch sp\u00e4ter ist noch lange die Schicht der Muskelhaut, wenngleich ungeheuer angeschwollen, zu erkennen, bis durch die gleiche VTucherung der Keimzellen in den\nverschiedenen H\u00e4uten des Magens zuletzt alle Spur von Trennung der Schichten und von den nat\u00fcrlichen Gewebe-theilen verloren ist.\nDie Umgegend eines Carcinoms verw\u00e4chst gew\u00f6hnlich fr\u00fchzeitig mit demselben, und es l\u00e4sst sich daher nicht so wie andere Geschw\u00fclste leicht verschieben. Das Carcinom des Magens verw\u00e4chst mit dem Pancreas, mit der Leber, das Carcinom der weiblichen Brust mit der Haut oder gar mit dem Brustmuskel. In der weiblichen Brust ist auch das Verhalten der Warze cliaracteristisch, welche fr\u00fchzeitig einsinkt. Doch ist weder die Verwachsung des Scirrhus mit der Haut und dem Brustmuskel, noch das Einsinken der Warze ein ganz constantes Merkmal, und ich habe \u00f6fters krebsliafte Geschw\u00fclste untersucht, wo weder das eine noch das andere statt hatte. Das Einsinken der Brustwarze beim Brustkrebs h\u00e4ngt davon ab, ob die Degeneration sich in der N\u00e4he der Warze befindet. Wichtig ist die Anschwellung der Achseldr\u00fcsen beim Brustkrebs, die Existenz \u00e4hnlicher Geschw\u00fclste in anderen Theilen, in der Umgegend der Geschwulst, die Erweiterung der Venen ist hingegen ein unzuverl\u00e4ssiges Zeichen von B\u00f6sartigkeit.\nBeim Magenkrebs liefert der Zustand der Muskelhaut ein sehr sicheres anatomisches Zeichen des Krebses, welches auch die Form desselben sein m\u00f6ge. In den meisten F\u00e4llen der carcinomat\u00f6sen Entartung der Magenw\u00e4nde schwillt n\u00e4mlich nicht bloss die Muskelliaut sehr auf, sondern zeigt auf dem Durchschnitt ein f\u00e4cheriges Ansehen, welches theils von den Durchschnitten der Muskelb\u00fcndel, theils aber von Durchschnitten h\u00e4utiger und fibr\u00f6ser Septa und Cap-sein tiemihrt. In den Zwischenr\u00e4umen der Muskelb\u00fcndel entwickeln sich n\u00e4mlich theils die Zellkugeln des Carcinoma simplex und eingeschachtelten Zellen des Carcinoma alveolare, theils fibr\u00f6se Septa verschiedener Richtungen. Die F\u00e4cher zeigen oft bei n\u00e4herer Ansicht neben und \u00fcbereinander und zwischen den Muskelh\u00fcndeln liegende h\u00e4utige fibr\u00f6se Abtheilungen, welche ganz mit gallertigen Zellen gef\u00fcllt sind, die wieder kleinere Zellen enthalten, so dass die Cap-seln wie im Innern abgetheilt erscheinen. Einigemal beobachtete ich in dem f\u00e4cherigen Durchschnitt der verdickten Muskelhaut auch Capsein, die mit faserigen Massen gef\u00fcllt erschienen. Das f\u00e4cherige Ansehen der Muskelhaut zeigt sich schon bei den ersten Anf\u00e4ngen der krebsigen Degeneration, beim Carcinoma alveolare kann es sp\u00e4ter ganz verschwin-","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"11\nb\nden, wenn alle Unterschiede der Gewebe der einzelnen Schichten des Magens ganz aufgehoben, und den mit Gallerte gef\u00fcllten Zellen gewichen sind. Bildliche Darstellungen von dem f\u00e4cherigen Ansehen der Muskelhaut des Magens \u25a0finden sich in den meisten pathologisch-anatomischen Kupferwerken, welche die \u00e4ussere mit blossen Augen erkennbare Structur des Magenkrebses darstellen. Ich verweise auf Cruveilhier anatomie pathologique Livr. 12. 'fab. G., Carswell pathological \u25a0anatomy. Carcinoma. T\u00e0b. I, Fig. I. 2., Tab. III. Fig. I., Seymour medico-chirurgical Transactions XIV. Tab, 1.^ Baillie morbid anatomy. Engravings. Fasc. 3. Tab. VII. Fig. I. A. Monro scheint das f\u00e4cherartige Ansehen der Durchschnitte der carcinomat\u00f6sen Muskelhaut zuerst bemerkt zu haben. Er sagt: The muscular fibres \u00b0f tiie muscular coat are seldom to be seen, and when visible, are generally of a paler colour than natural and are separated from each other by cartilaginous (?) septa of different, thickness in different cases #).\nDiese f\u00e4cherige Beschaffenheit der Muskelhaut kommt nicht bloss beim Magenkrebs, sondern auch beim Krebs \u2022anderer mit einer Muskelh\u00e4ut versehene* Theile vor. Ich sah sie beim Scirrhus des Mastdarms in der Pockcls-js;chm Sammlung, beim Scirrhus oesophagi mit Scirrhus des Magens in derselben Sammlung. Sie kommt auch an der Uriiiblase vor.\nEine Abbildung der f\u00e4cherigen Bildung vom Carci\u00fcom der Speiser\u00f6hre findet sich bei Baillie Fase. 3. Tab. IV. Fig. 2., vom Carcinom des Rectum ebendaselbst, Fase. 4. Tab. IV, Fig. I.\nDie F\u00e4cherung ist nicht einer bestimmten Krebsart eigen, sondern kommt meist bei allen Formen des Krebses Vor. Ich sah sie h\u00e4ufig beim Carcinoma alveolare des Magens und beim Carcinoma simplex desselben. Gleich deutlich war sie bei feinem Medullarsarcom des Magens in der Pockelsschen Sammlung.\nAndere allgemeine Charactere des Carciiloins giebt es nicht. Denn weder ist dem Carcinom immer eigen, dass es sich von innen nach aussen oder excentrisch entwickelt oder erweicht, noch zeichnet es sich durch anf\u00e4nglichen Mangel oder eigent\u00fcmliches Verhalten der Gef\u00e4sse aus. Die Gebisse verhalten sich darin wie in andern Theilen, sie >ind bald sparsam, bald ausserordentlich zahlreich.\nDie positiven Charactere der Structur der Carcinome zeigen \u00fcbrigens durchaus nichts lieterologes oder der gesunden Organisation fremdes, die Formenelemente sind theils solche, die auch im gesunden erwachsenen Organismus, tlieils solche, die im primitiven foetalen Zustande der Gewebe Vorkommen, Zellen, Zellfasern und Fasern. Da sich .die Zellfaserii aus Zellen, die Fasern aus Zellfasern bilden, so sind die Unterschiede der Extreme nur darin begr\u00fcndet, wo die Entwickelung stehen bleibt, ob bei der Zelleubildung oder bei der Umwandlung der Zellen in Zellfasern, oder ob sie rasch zur Faserbildung teudirt.\nAlle carcinomat\u00f6sen Geschw\u00fclste enthalten als Hauptmasse einen eiweissartigen K\u00f6rper. Werden sie von \u2022Zellgewebe und H\u00e4uten befreit, 18-\u201424 Stunden gekocht, so erh\u00e4lt man in der Regel keinen oder sehr wenig Leim, in vielen F\u00e4llen nicht eine Spur. Ich habe den Versuch mit carcinomat\u00f6sen Geschw\u00fclsten sehr oft wiederholt. Die Hauptmasse der Carcinome ist beim Kochen ganz unl\u00f6slich. Das wenige, was aufgel\u00f6st wird, kann K\u00e4sestoff und Speichelstoff enthalten. Man hat bisher unter den krankhaften Degenerationen nur vier, den Scirrhus, das Medullarsarcom , den Alveolarkrebs und den melanoiisehen Krebs unterschieden. Wir Laben diese Formen um zwei sehr ch\u00e4-racteristiscbe vermehrt, und das Carcinoma reticulare und fasciculatum hinzugef\u00fcgt.\n- I. Vom Scirrhus oder Carcinoma simplex, (Synwii. Carcinoma fibrosum.)\nDie gew\u00f6hnliche einfachste Form des Carcinoms der weiblichen Brust, der Scirrhus, wurde vor Entdeckung des MeduUarsarcoms: durch Burns und des Alve\u00f6larkrebses'durch Laennec als die einzige Form der krebsliaften Degeneration angesehen, Auf diese fast knorpelig harte, unregelm\u00e4ssig begrenzte, selten gelappte, auf dem Durchschnitt grauliche. Degeneration, welche meist eine Verwachsung der Haut mit der Geschwulst und ein Einsinken der Brustwarze bedingt, beziehen sich die meisten \u00e4lteren Beschreibungen des Carcinoms.\nMit; der anatomischen Untersuchung des geineiuen.Brustkrebses haben sich Adams, Baillie, Abernethy, Bayle und Cayol, Laienn.ec, Bireschet im&Ferrus, Crtweilhier, W\u00e4rdrop, Travers, Home, Scarpa und viele andere besch\u00e4ftigt.\n'Adams :\"\";;t) stellte die von ihm auf keine. Weise erwiesene Hypothese auf, dass der Krebs von belebten hyda-tid\u00f6seH Bl\u00e4schen eusgeke, Man kann vermuthea, dass er auf diese Vorstellung durch Anschauungen von Zellen des Alveolarkrebses gekommen ist, denn dass Adams Beobachtungen mit dem Compositum angestellt habe, geht aus seiner Schrift nicht hervor. Die Entwickelung des Carcinoms aus belebten mikroskopischen Keimzellen ruft allerdings die Vorstellung von Adams ins Ged\u00e4chtniss, indess kann man ihr schwerlich einiges Verdienst in der Geschichte des Gegenstandes zuerkennen. Denn aus Zellen entwickeln sich alle Gewebe, und ein sehr grosser Theil der nicht krebsliaften Geschw\u00fclste bestellt aus Zellen. \u25a0 Dfen -Ideen- von Adams verwandt ist die neuerlich von Hodgkin vorgetragene Ansicht, dass Scirrhus uud Medullarsarcom wie die zusammengesetzten Cystoiden aus Cysten entstehen, welche aus\n*) The morbid anatomy, of the human gullet, stomach and intestines\u00bb Edinb. 1811. p. 322.\n**) J. Adams observations on the cancerous breast* London. 1801.\t8.\n***) Medico - chirurgical transactions XV. p. 2. und morbid anatomy of the serous and mucous membranes. London. 1836.","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nihrer Innern Wand neue j\u00fcngere gestielte Cysten kervorire\u00eeben, aus deren Innern W\u00e4nden wieder neue secund\u00e4re gestielte Cysten entstehen, bis die Masse auf diese Weise Festigkeit erh\u00e4lt.\nNach Baillie besteht der Scirrhus aus einer festen hellbraunen zuweilen knorpeligen Substanz, die von h\u00e4u-\ntigeu Septa durchzogen ist.\nNach Abernethyzeigt der verh\u00e4rtete Theil feste weisse B\u00e4nder, die sich entweder in allen Richtungen von der Mitte gegen den Umfang der Geschwulst ausbreiten, w\u00e4hrend wenig Materie die Zwischenr\u00e4ume ausf\u00fcllt, oder die Geschwulst unregelm\u00e4ssig durchziehen, w\u00e4hrend zwischen ihnen eine feste br\u00e4unliche, mit dem Finger abzul\u00f6sende Materie zwischen gelagert ist, oder Zellen bilden, in welchen eine breiige Materie von verschiedener Farbe undCon-sistenz enthalten ist, oder endlich eine verzweigte Anordnung haben.\nNach Braschet und Ferrus ###) ist der Scirrhus eine harte, dem durchschneidenden Messer widerstehende, weiss-liehe Geschwulst, welche aus zwei verschiedenen Theilen besteht. Die eine ist faserig, dicht, unter dem Messer knirschend, deutlich organisirt, aus unregelm\u00e4ssig angeordneten Bl\u00e4ttern zusammengesetzt, welche Zellen bilden, in denen eine mehr oder weniger durchscheinende, scheinbar unorganisirte weissliche, bl\u00e4uliche, gr\u00fcnliche, r\u00f6thliche, oder hellbr\u00e4unliche Materie enthalten ist. Die letztere scheine entschieden das Product einer Secretion zu sein. Die Verfasser sagen richtig, dass die Erweichung des Scirrhus bald von seinem Innern, bald von seinem Aeussern ausgehe.\nNach CruveilMer ##\u00ab* **) ***) ****) *****)) ist der Scirrhus vom Ansehen des Specks und von faserig zelligem Gewebe, welches von eiweissartiger Materie durchdrungen ist.\nBestimmter ist die Angabe von Bedard#####). Nach ihm ist der Scirrhus hart wie Knorpel, nicht so weich wie die Faserknorpel zwischen den Wirbelk\u00f6rpern. Das Gewebe ist weiss, ein wenig bl\u00e4ulich und durchscheinend, wenn es'in d\u00fcnne Scheiben gespalten wird. Es bildet mehr unregelm\u00e4ssige Maschen als der Tuberkel, erweicht sich ebenfalls und wird dann durchsichtig, graulich oder r\u00f6thlich und sieht wie Gallerte oder Syrup aus.\nLaennec-y) beschreibt den Scirrhus als ein weissliches, bl\u00e4uliches oder grauliches Gewebe, dessen Consistent im Zustand der Crudit\u00e4t von derjenigen der Speckhaut bis nahe zu derjenigen der Knorpel variirt. Das homogene Gewebe sey von sehr festen ligament\u00f6sen aschfarbigen B\u00e4ndern durchlaufen, welche unregelm\u00e4ssig angeordnet, sich in verschiedenen Richtungen kreuzen.\nBayle und Cayolff), deren Arbeit \u00fcber den Krebs in mehr practischer Beziehung unter die besten geh\u00f6rt, dr\u00fccken sich in Hinsicht der anatomischen Structur zu unbestimmt aus. Sie cliarakterisiren den Scirrhus als substance d\u2019un blanc gris\u00e2tre ou bleu\u00e2tre, luisante, l\u00e9g\u00e8rement demitransparente, dont la consistance varie depuis celle de la couenne de lard jusqu\u2019\u00e0 une duret\u00e9 voisine de celle des cartilages.\nWardrop \u00ffyy ) spricht sich am ausf\u00fchrlichsten \u00fcber die Structur des Scirrhus aus. Nach ihm besteht der Scirrhus aus zwei Substanzen, die eine ist hart und fibr\u00f6s, die andere mehr weich und, wie es scheint, unorganisirt. Die fibr\u00f6se Substanz bildet den Haupttheil der scirrh\u00f6sen Masse und besteht aus Scheidew\u00e4nden, welche tr\u00fcb, gew\u00f6hnlich blasser sind als der weiche Theil. Diese Scheidew\u00e4nde sind sehr ungleich in ihrer L\u00e4nge, Breite und Dicke, und in verschiedenen Richtungen angelegt, so dass sie zuweilen eine feste Masse, zuweilen eine gr\u00f6ssere oder geringere Zahl von unregelm\u00e4ssigen H\u00f6hlungen bilden, welche den weichen Bestandtheil enthalten. Der weiche oder unorganisirte Theil ist zuweilen balbdurcbscbeinend, von bl\u00e4ulicher Farbe und gleicht an Consistenz einem weichen Kleister. In anderen F\u00e4llen ist er durchsichtiger, weicher, einigermassen \u00f6lig und mehr dem Rahm an Farbe und Consistenz \u00e4hnlich. In manchen Geschw\u00fclsten ist der fibr\u00f6se Theil am deutlichsten und in eine sehr feste Masse verdichtet, welche wie ein Kern aussieht, von welchem nach allen Richtungen Scheidew\u00e4nde ausgehen, was dem Durchschnitt ein strahliges Ansehen giebt. Dies sey vielleicht die gew\u00f6hnlichste Form der Krankheit. In manchen F\u00e4llen ist die Gestalt der Geschwulst sehr unregelm\u00e4ssig und eine gleichf\u00f6rmig harte Masse, worin kaum eine bestimmte Structur unterschieden werden kann. Die Aufl\u00f6sung beginnt nach Wardrop im Centrum.\nTravers\tgiebt die Structur des Scirrhus an, wie sie sich durch Auswaschen in Wasser und Maceration\ndarstellt. Dann zeigen sich n\u00e4mlich concentrische Areolae, deren R\u00e4ume mit einer weissen k\u00f6rnigen Materie gef\u00fcllt sind, welche aus den Maschen ausgekratzt werden kann. Diese Areolae sind durch mattweisse Linien in unregelm\u00e4ssigen Zwischenr\u00e4umen gekreuzt, welche radial sind, mit blossen Augen erkennbar und sehr deutlich bei Anwendung einer Loupe. Hierdurch erh\u00e4lt der Durchschnitt einige Aehnlichkeit mit dem einer Citrone.\nNach Charles Bell ff-fff) bildet der Krebs ligament\u00f6se Massen, die von einem Centrum ausgehen, dazwischen\n*) Bailie in Adams erw\u00e4hnter Schrift, p. 32.\n**) Surgical observations on tumours. 4. edit. London. 1827.\n***) Diet, de m\u00e9decine. T. IV. p. 138.\n****) Essai sur l\u2019anatomie pathologique. Paris. 1816.\n*****) Uebersicht der neuern Entdeckungen in der Anatomie und Physiologie. Uebers. V. CefUllu Leipz, . 1823, p, 341\u00bb f ) Diet, des sciences m\u00e9dicales, art. anat. pathoh ff) Diet, des sciences m\u00e9dicales, T. III.\nfjf) Observations on fungus haematodes or soft cancer. Edinb, 1809.\t8.\nttfi) Medico -chirurgical transactions. XV. p, 1. p. 208. ftttt) Ebendaselbst XII. p. 1. 1828,","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"13\nbefindet sich eine weissere Materie; zuweilen einige Zellen mit dunklerer Fl\u00fcssigkeit. Er unterscheidet noch ein Carcinoma mammae hydatides, worauf wir bei den Cystosarcomen zur\u00fcckkommen.\nAslley Cooper \"') definirt den Scirrhus gelegentlich kurz als an excessively hart swelling, intersected by a network of strong fibrous bands.\nDie Vergleichung des Scirrhus mit knorpelartigen oder faserknorpeligen Massen ist oft angewandt worden. Diese Vergleichung ist unpassend; denn die Grundmasse kann nicht in Leim aufgel\u00f6st werden, und ich kann die Angabe von Rouzet, dass das accidentelle knorpelige Gewebe zuweilen in Krebsgeschw\u00fclsten vorkomme, wobei er sich zuviel auf den von Laennec bearbeiteten Artikel Cartilage accidentel im Diet, des sciences m\u00e9dicales st\u00fctzt, nur auf eine Complication beziehen. In seltenen F\u00e4llen mag sich allerdings accidentelles Knorpelgewebe hier entwickeln, ohne den Scirrhus wesentlich zu begr\u00fcnden. Rouzet f\u00fchrt einen Fall von Lecomte (Journ. de m\u00e9d. a. 1787. Tom. 73.) an, wo wirklich Knorpel in einer nach der Exstirpation wiedergekehrten Krebsgeschwulst d\u00ebr Brust vorgefunden wurde. Ces portions cartilagineuses \u00e9taient in\u00e9galement dispers\u00e9es dans la tumeur tant\u00f4t en petites masses, tant\u00f4t en grenailles, ailleurs en aiguilles. Ich sah selbst einmal wirkliche Verknorpelung des Nebenhodens neben einem Carcinoma reticulare des Hodens. (Ausgang unbekannt.) Ebenso ist wirkliche Ossification in den krebshaften Geschw\u00fclsten anderer Theile als der Knochen selten. Der Fall von Morgagni de sedibus et causis morborum Epist. L. Obs. 41. wird von ihm selbst nicht zum Scirrhus gerechnet. Die Affection der Mamma dauerte schon 30 Jahre. Das Geschw\u00fcr zeigte sich nach der Extraction des Concremenles und der Heilung sp\u00e4ter wieder, die Kranke starb aber aus anderen Ursachen. Ein von Rouzet citirter Fall von Bridaull ist auch nicht klar. In der cancr\u00f6sen Mamma befand sich eine Ossification; die Frau starb an den Folgen der Operation =**=\u201c').\nDie festen weissen B\u00e4nder sind auch viel zu allgemein im Scirrhus angenommen worden. 1Lang staff\tsah\nbeim Brustkrebs nie jene festen weissen ligament\u00f6sen B\u00e4nder der Schriftsteller. Er beschreibt als dem Scirrhus angeh\u00f6rend, eine dichte weisse Substanz mit kleinen Flecken von einer pulp\u00f6sen Materie. Die ligament\u00f6sen B\u00e4nder seyen dagegen f\u00fcr die fibr\u00f6sen nicht eiternden Geschw\u00fclste des Uterus characteristisch. Die Verwechselung des Scir-Thus mit dem gutartigen Tumor fibrosus hat gewiss zu jenen Uebertreibungen Veranlassung gegeben; indessen sind die faserigen B\u00fcndel, zwischen welche die grauliche Masse im Scirrhus bald diffus, bald mehr abgetheilt verbreitet ist, in manchen F\u00e4llen auch f\u00fcr das blosse Auge deutlich.\nScarpa's y) Untersuchungen enthalten wenig neue Aufschl\u00fcsse \u00fcber die Structur des Scirrhus und betreffen gr\u00f6sstentheiis die Unterschiede des Scirrhus von seinem Struma. Der Scirrhus gleiche einem erweichten Knorpel und habe viele A\u00e9hnlichkeit mit der erweichten Substanz der B\u00e4nder und Knorpel der Gelenke in den weissen Gelenkgeschw\u00fclsten. Auf Durchschnitten zeige der Scirrhus eine weissliche gleichf\u00f6rmige Oberfl\u00e4che, die von noch weisseren Streifen, radial oder verzweigt durchzogen ist, lardaceo tessuto dello scirro ghiandolare, intersecato da piccole linee bi\u00e4ncastre. p. 5. Hierbei beruft er sich auf Baillie\u2019s morbid anatomy und Abernethy's Untersuchungen. Scirrhus und Cancer komme nicht in lymphatischen Dr\u00fcsen vor; vielmehr seyen die glandulae conglomeratae und die Haut sein Sitz. Das Struma sey dagegen nicht auf die Schilddr\u00fcse beschr\u00e4nkt, sondern komme in jeder absondernden glandula con-glomerata und sehr gew\u00f6hnlich in den Lymphdr\u00fcsen vor. Man hat sich das Struma von Scarpa r\u00e4thselhaft vorgestellt, es scheint mir aber aus seiner Schrift deutlich hervorzugehen, dass er nur theils Tuberkel, theils scrophul\u00f6se Anschwellungen gemeint haben kann. Der gew\u00f6hnliche Kropf der Schilddr\u00fcse ist zwar etwas vom Tuberkel verschiedenes und eine grosszellige Structur, wie man sie nicht leicht in den Lymphdr\u00fcsen beobachtet; dagegen giebt es einen scrophul\u00f6sen und tubercul\u00f6sen Kropf. Scarpa braucht an mehreren Stellen Struma und Scrofula als gleichbedeutend (struma o scrofula) *}**{*). Werde das Struma durchschnitten, so sehe man eine vascul\u00e4re compacte Substanz, die von einem eiweissartigen und k\u00f6rnigen milchigen dicklichen Saft erf\u00fcllt ist. Der Uteruskrebs sey Hautkrebs, ebenso der Magenkrebs, welcher von der Mucosa beginne. Letzteres muss ich durchaus in Zweifel ziehen und vielmehr behaupten, dass wenn man in einer Leiche einen Tumor der Schleimhaut ohne Affection der Muskelhaut vorfindet, die Diagnose auf Scirrhus mindestens zweifelhaft ist.\nWas die Gef\u00e4sse des Scirrhus betrifft, so ist es wunderlich, wie einige, selbst Lobstein, diese Geschwulst f\u00fcr gefasstes haben ansehen k\u00f6nnen ; ich habe die Gef\u00e4sse bei genauer Untersuchung nie fehlen gesehen, auch im cruden Zustande des Scirrhus. Auch scheint mir schwerlich ein Unterschied von den Arterien und Venen anderer Theile annehmbar. Berard gelang die arterielle Injection eines Cancer der glandula thyreoidea, aber keine Vene liess sich injiciren fff). Hieraus-l\u00e4sst sich indess nicht viel schlossen; denn die Venen m\u00fcssen einmal das Blut zur\u00fcckf\u00fchren. Beim carcino-mat\u00f6sen Uterus sah Cruveilhier die Venen desselben mit carcinomat\u00f6ser gelber Materie gef\u00fcllt ff ff ), daraus schliesst\n*) Observations on the structure and diseases of the testis. London. 1830. ' **) Rouzet, recherches et observations sur le cancer. Paris. 1818.\n*\u2666*) Rouzet p. 194.\n****) Medico-chirurgical transactions. IX. 333. f )\tSuilo scirro e sul cancro. Pavia. 182\u00a3\u00ab\nff) Siehe besonders p. 8. fff) Cruveillmr anat. patliol. livr. 18. p. 2. ff ff) A. a, 0. livr, 23. tab. 6.\n4","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nCrmmlUer, dass der Krebs Im System\u00bb capillare venosum seinen Sitz Labe. Mir scheint dies blosse Venenentz\u00fcndung anzuzeigen. Selbst die Areolae des Alveolenkrebses, dessen Maschen mit einer gallertigen Materie gef\u00fcllt sind, h\u00e4lt Cruveilhier f\u00fcr das ven\u00f6se Netz des afficirten Organes. Daher kommt dieser verdienstvolle Forscher auf die Theorie5*), dass im Krebs das Venennetz das einzige afficirte sey, dass die \u00fcbrigen organischen Elemente durch Atrophie eingehen, in dem Maass als das Venenuetz eine ungeheure Entwickelung erreicht, was er durch den Uteruskrebs erl\u00e4utert. Die Aufmerksamkeit scheint mir vielmehr haupts\u00e4chlich auf die organische Stru\u00e7tur des Gewebes des Krebr ses ausser den Gef\u00e4ssen gerichtet werden zu m\u00fcssen, auf die Anordnung der Fasern, welche das Ger\u00fcste aller krebshaften Geschw\u00fclste bilden und auf die Materie, welche zwischen den Fasern entweder diffus oder in Zellen abgelagert ist, und welche den Gef\u00e4ssen zun\u00e4chst fremd ist. ,\t:\nMit dieser feinem Art der Untersuchung des Scirrhus hat man sich fr\u00fcher nicht besch\u00e4ftigt; nur Homehat eine mikroskopische Untersuchung \u00fcber die K\u00fcgelchen des Scirrhus angestellt,, die et so regelm\u00e4ssig und gleichgross rund abbildet, wie ich sie nie gesehen habe. Diese K\u00fcgelchen h\u00e4lt, er f\u00fcr Lympbk\u00fcgelchen, mit welchen sie nicht die geringste Aehulichkeit haben.\nAus der Untersuchung einer grossen Anzahl frisch exstirpirter krebshafter Br\u00fcste in allen Stadien der Entwickelung, welche mir die Herren v. Gr\u00e4fe und Dieffenbach zukommen Hessen, habe ich von dem Bau des gemeinen Brustkrebses oder Scirrhus ein sehr bestimmtes Bild erhalten. Diese unebenen meist nicht gelappten, sehr harten, dem Durchschnitt widerstehenden Massen zeigen auf dem Durchschnitt eine graue Grundmasse, welche dem Knorpel nur entfernt \u00e4hnlich sieht. Weissliche B\u00e4nder sind nicht regelm\u00e4ssig darin vorhanden. Der Scirrhus der Brustdr\u00fcse zeigt zuweilen hie und da weisse F\u00e4den, in denen man ein Lumen erkennt, und welche einen farblosen oder weisslichen oder gelblichen Inhalt haben. Diese weissen F\u00e4den scheinen von Verdickung der W\u00e4nde der Milchkan\u00e4lchen und Lymphgef\u00e4sse herzur\u00fchren. Tab. I. Fig. 13. Im Scirrhus nicht dr\u00fcsiger Theile fanden sich diese hohlen, weissen F\u00e4den nicht. Die Masse des Scirrhus besteht aus einer faserigen und einer k\u00f6rnigen grauen Substanz. Die faserige Masse erscheint ayf dem Durchschnit selten deutlich, sondern man erkennt sie erst beim Ausschaben der grauen Masse, f\u00fcr welche die erstem gleichsam das Lager ist. Ist die graue Kugelmasse durch Scliabeu oder durch Maceration entfernt, so zeigt die faserige Grundlage ein sehr unregelm\u00e4ssiges Maschengewebe von festen Faserb\u00fciidelchen, Siehe Tab. I. Fig. 15. Die graue. Masse, welche sich leicht aus der faserigen Grundlage durch Schaben entfernen l\u00e4sst, besteht ganz aus mikroskopischen Bildungskugeln, welche wenig Zusammenhang untereinander haben. Man erkennt sie mittelst, des Compositum theils bei Untersuchung sehr feiner Durchschnitte, theils, und noch besser, einzeln an abgeschabter Masse. Diese Bildungskugeln sind durchsichtig und hohle Zellchen oder Bl\u00e4schen von 0,00045 \u2014 0,00100 \u2014 0,00120 P. Z. Durchmesser. In Wasser wie Essigs\u00e4ure sind die Kugeln nicht l\u00f6slich, sie l\u00f6sen sich auch nicht in kochendem Wasser auf. In manchen dieser Zellen erkennt man nur einige wie kleine K\u00f6rnchen aussehende P\u00fcnktchen, Tab. I. Fig. 10.11., in anderen sieht man ein st\u00e4rkeres K\u00f6rperchen wie einen Kern oder wie ein kleineres in der Zellkugel enthaltenes Bl\u00e4schen, Tab, I. Fig. 14. Ich habe eine ziemliche Anzahl scirrh\u00f6ser Br\u00fcste untersucht, in welchen es mir nicht gelungen ist, mich von der Existenz kleiner oder junger Zellchen in den Bildungskugeln zu \u00fcberzeugen; dagegen sah ich diese in einigen F\u00e4llen sehr deutlich. Die Erscheinung j\u00fcngerer Bl\u00e4schen in den gr\u00f6sseren scheint davon abzuh\u00e4ngen, ob man die Bildungskugeln gerade im Stadium der Entwickelung beobachtet. In einem Falle von unzweifelhaftem \u00e4usserst hartem schon aufgebrochenem.Scirrhus der Brust zeigten sich sehr viele Bildungskugela in dem Zustande, der in Tab. I. Fig. 14. abgebildet ist. Eine Anzeige dieser Structur gab ich zus\u00e4tzlich zu Schwann's Aufsatz in JFroriep\u2019s Notizen 1838. Januar. N. 3. In manchen dieser Zellen erkannte ich keinen bl\u00e4schenartigen Inhalt, in anderen dagegen bei starken (4\u2014SOOmaligen) Vergr\u00f6sserun-gen sehr deutlich entweder noch eine kleinere oder 2 j\u00fcngere Zellen, wovon jede mit einem noch dunkleren kleinern K\u00f6rperchen, dem Kern, versehen war. Die dicht gedr\u00e4ngten Haufen der Bildungskugelu liegen \u00fcbrigens ohne Verwachsung in den Maschen eines faserigen Stroma, aus welchem sie sich sehr .leicht entfernen lassen. Mit der gr\u00f6ssten Leichtigkeit lassen sich auch die einzelnen zarth\u00e4utigen Zellkugeln isoliren. Ob das in der Zellkugel oft deutlich enthaltene einfache oder doppelte bl\u00e4schenartige K\u00f6rperchen mit dem Kernpulicte dem Kern einer Zelle in deren H\u00f6hle entspreche, oder selbst eingeschachtelte junge Zelle sey, ist schwierig auszumitteln. W\u00e4re es Kern, so w\u00e4re das kleine P\u00fcnktchen dem Kernk\u00f6rperchen, welches Schwann in der Regel an den Kernen der foe-talen Zellen fand, analog. Sind hing\u00e8gen die blassen bl\u00e4schenartigen K\u00f6rperchen wirklich junge Zellchen, so ist das kleinere K\u00f6rperchen derselben dem Kenie in der Wand einer Zelle analog, aus dem sie sich bildet. Die Bl\u00e4sse und Durchsichtigkeit des bl\u00e4schenartigen K\u00f6rperchens, das in der Bildungskugel enthalten seyn kann, ist gerade kein Beweis, dass es kein Kern sey; denn die Kerne sind zuweilen in den foetalen Geweben auch auffallend blass und sogar zuweilen bl\u00e4schenarlig. Indess ist es doch wahrscheinlich, dass die bl\u00e4schenartigen K\u00f6rper jungen Zellen entsprechen. Daf\u00fcr spricht sehr stark die Analogie mit dem Alveolarkrebs. Bei einem Fall von Carcinoma mammae simplex von einer 50j\u00e4hrigen Frau fand sich dieselbe Bildungsmasse mit anscheinenden jungen Zellchen in kleinen Geschw\u00fclsten der Rippen wie in der Brust. Da die meisten Gewebe primitiv heim Embryo zuerst aus Zellen bestehen,\n*) Livr. 24.\t'\n**) K. Home a short tract on the formation of tumours and the pecularities that are met with in the structure of those, that have become cance-\nrous. London. 1830. Home lectures on comp. anat. Vol. IV. London. 1823. Tab. 9. Chirurg. Kupfert. Weimar. 1831, 53. Heft. Taf. 269.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"15\nso gleicht die Zellenbildung des Carcinoms vielen primitiven Geweben, aber keinem Gewebe mehr als dem andern. Ob die K\u00f6rper mit Centralkernen, welche Valentin #) in der Jauche eines Carcinoma, das den gr\u00f6ssten Theil des Gesichtes zerst\u00f6rt, beobachtete, und welche er ver\u00e4nderte Knorpelk\u00f6rner nennt, und die Knorpelk\u00f6rperchen in der Grundmasse dieses Carcinoma Zellkugeln der erw\u00e4hnten Art waren, oder wirklicher Knorpelsubstanz, die sich auch in der Jauche vorfand, angeh\u00f6rten, ist ungewiss.\nAusser den Bildungskugeln des Krebses sieht man immer viele Fettkr\u00f6pfe in der scirrh\u00f6sen Masse zerstreut.\nDiese Form des'Krebses findet sich h\u00e4ufig in der weiblichen Brust, wo sie indess nicht allein dasjenige ist, was man gew\u00f6hnlich Scinhus nennt. Ausser der Brust kommt sie auch nicht selten im Magen, im Uterus, in der Haut vor.\n.Die Structur des Carcinoms der Milchdr\u00fcsen des Hundes, welches ich an Pr\u00e4paraten aus der hiesigen Thier\u2014 arzneischule untersuchte, ist mir wegen Aufbewahrung in Weingeist nicht so klar geworden, um mich speciell dar\u00fcber zu \u00e4us\u00e4ern.\nII. Vom Carcinoma reticulare.\nDie Form des Krebses, welche ich Carcinoma reticulare nannte und meines Wissens zuerst beschrieb##), ist noch h\u00e4ufiger in der weiblichen Brust als das Carcinoma simplex. Von dem letztem unterscheidet es sich sogleich auf dem Durchschnitt durch die weissen mit blossen Augen erkennbaren reticulirten Figuren, welche die graue Masse durchziehen. Es erreicht leichter ein gr\u00f6sseres Volumen als das Carcinoma simplex, und unterscheidet sich von diesem auch durch seine Tendenz zur Lappenbildung. I\u00fc der Consistenz gleicht es bald dem Scirrkus, bald ist es weicher und n\u00e4hert sich an Consistenz dem Markschwamm. Eine grosse Anzahl von Beobachtungen hat mich \u00fcberzeugt, dass die Consistenz bei dieser Form des Carcinoms ganz variabel ist, w\u00e4hrend die Structur immer dieselbe bleibt und so eigentk\u00fcmlich ist, dass sie von dem blossen Auge auf dem Durchschnitt sogleich erkannt wird. Ausser dem Carcinoma alveolare l\u00e4sst sich keine Form des Carcinoms so leicht erkennen. Der bei weitem gr\u00f6sste Theil der krebsartigen Entartungen der weiblichen Brust ist von dieser Bildung und ich habe in vier Jahren mehr denn dreissig F\u00e4lle davon frisch gesehen. S\u00e4mmtliche Pr\u00e4parate verdankte ich der grossm\u00fcthigen Unterst\u00fctzung der Herren v. Gr\u00e4fe und Dieffenbach.\nAber auch in anderen Organen erscheint das Carcinoma reticulare h\u00e4ufig genug. In den angeschwollenen Achseldr\u00fcsen sah ich das Reticulum bei Carcinoma reticulare mammae. Einmal sah ich es am Magen. Bei Kindern und Erwachsenen. beobachtete ich es au Geschw\u00fclsten der Orbita und des Bulbus oculi mit vollst\u00e4ndiger Degeneration der Augenmuskeln, des Sehnerven und der Augenh\u00e4ute. Diese Geschw\u00fclste waren von Herrn Jiingken exstirpirt worden. Ich sah die Form unter vielen nur einmal an den Lippen. In einem Falle hatte sich das Carcinoma zu ungeheuren Massen im vordem Theil des Cavum mediastini der Brust oder im sogenannten Cavum mediastini anterius entwickelt, \u00e4hnliche aber kleinere Knoten hatten sich an der Oberfl\u00e4che des Herzens entwickelt.\nDas Carcinoma, reticulare besteht auch aus einer grauen kugeligen Grundmasse, die in ein Maschengewebe von Faserb\u00fcndeln, Stroma (Tab. II. Fig. 1.)., eingebettet ist. Letzteres erkennt man aber erst, wenn die graue k\u00f6rnige Masse ausgeschabt oder ausinacerirt wird. Die graue Masse besteht aus \u00e4hnlichen durchsichtigen Bildungskugeln oder Zellkugeln wie das Carcinoma simplex. Diese enthalten auch oft ein oder zwei oder mehrere kleinere Bl\u00e4schen mit blassen Kernen. Tab. II. Fig. 2. In anderen F\u00e4llen konnten die kleineren Keimzellen nicht im Innern der gr\u00f6sseren Bildungskugeln erkannt werden. Dagegen zeigten sich dann im Innern der durchsichtigen Zellkugeln viele kleine K\u00f6rnchen. Solche kleine K\u00f6rnchen waren auch zuweilen in grosser Menge frei zwischen den Bl\u00e4schen, die kleinsten mit Mollecular-bewegung. Die blassen Zellkugeln hatten einen Durchmesser von 0,00021 \u2014 0,00036 \u2014 0,00040 P. Z. Der Durchmesser der darin enthaltenen K\u00f6rnchen betrug nur i\u2014j- vom Durchmesser der Zellen.\nEigent\u00fcmlich sind nun die mehr oder weniger deutlichen in dieser Form des Krebses nie fehlenden weissen oder weissgelben reticulirten Figuren. Siehe Tab. I. Fig. 1 \u2014 8. Die Figuren sind unregelm\u00e4ssig netzf\u00f6rmig, zuweilen \u00e4stig oder fleckig. Es sind keine erweiterten Gef\u00e4sschen mit verdickten W\u00e4nden, wie sie im Carcinoma simplex zuweilen gesehen werden, sondern eigent\u00fcmliche Bildungen. Die reticulirten Figuren entstehen n\u00e4mlich aus der Einlagerung von weissen K\u00f6rnern in die graue Masse. Diese K\u00f6rner scheinen nicht zellig, sondern sehen meist aus wie ein Conglom\u00e9rat von undurchsichtigen K\u00f6rnchen zu rundlichen oder l\u00e4nglichen K\u00f6rperchen. Tab. I. Fig. 12. Meist sind die weissen K\u00f6rner rundlich oder oval. Sie sind 2 \u2014 3 \u2014 4mal so gross als Blutk\u00f6rperchen. Ihr gr\u00f6sster Durchmesser reicht bis 0,00071 P. Z. Zuweilen sind die weissen Conglomerate mehr l\u00e4nglich und mehrmal l\u00e4nger als breit. Gew\u00f6hnlich aber sind die weissen K\u00f6rperchen so zerstreut in der grauen Masse, dass das ganze ihrer Verteilung mit blossen Augen oder mit der Loupe angesehen, das Ansehen eines weissen Netzwerks hat. Siehe Tab. I. Fig. 9.\nWendet man st\u00e4rkere Vergr\u00f6sserungen des einfachen Mikroskops bis zum Sfachen und IGfachen des Durch-mess\u00e9rs an, so sieht man schon, dass die weissen Figuren bloss von weissen K\u00f6rnchen entstehen. Tab. I. Fig. 8.\n*) Repertorium f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1837. 2. Abtli. p. 263. 292.\n**) Bericht \u00fcber die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der K\u00f6nigl. Akademie der Wissenschaften. December 1836.\n4 #","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 16 --------------\nBei starken Vergrosserungen erkennt man die granulirte Beschaffenheit der K\u00f6rner, die nat\u00fcrlich hei durchscheinendem Lichte dunkel erscheinen. Tab. I. Fig. 12. Endlich gelingt es auch die K\u00f6rner unter dem Compositum zu isoliren und sich von ihrer Agglomeration aus kleinen undurchsichtigen oder wenig durchscheinenden K\u00f6rnchen z\u00f9 \u00fcberzeugen. Die weissen K\u00f6rner werden nicht von Essigs\u00e4ure auch nicht von Alcohol durchsichtig.\nDie weissen K\u00f6rperchen der reticulirten Figuren h\u00e4ufen sich im Fortschritt der Entwickelung mehr und mehr an und bilden einen Haupttheil des sich zersetzenden Gewebes, zuweilen ganze St\u00f6cke, die von der \u00fcbrigen Masse eingeschlossen sind, oder das Innere entstandener H\u00f6hlungen auskleiden, von wo sie sich wie ein Rahm abnehmeu lassen. Die K\u00f6rperchen gehen daher in die Erweichung und Eiterbildung der aufgebrochenen Oberfl\u00e4che ein.\t:\nZuweilen bilden sich beim Carcinoma reticulare der weiblichen Brust H\u00f6hlen im Innern der Geschwulst. Einmal beobachtete ich eine grosse H\u00f6hle, deren W\u00e4nde ganz von weissen K\u00f6rperchen besetzt waren. Diese Massen setzten sich in die reticulirten Figuren fort, und konnten in zusammenh\u00e4ngenden weichen St\u00f6cken zur chemischen Untersuchung abgel\u00f6st werden. Die Materie ist ein dem geronnenen Eiweiss \u00e4hnlicher StofF. Siehe das N\u00e4here unten bei der chemischen Untersuchung.\nBei fortschreitender Entwickelung confluiren leicht die reticulirten Figuren zu unregelm\u00e4ssigen weissen Flecken. Dann hat das Ansehen einige Aehnlichkeit mit der ersten. Erscheinung weisser Tuberkelmasse in grauer Grundmasse.\nIn einem Fall zeigten sich an mehreren Stellen eines Carcinoma reticulare mammae sehr viele hirsekorn-bis erbsengrosse H\u00f6hlen, welche mit einer bald k\u00e4seartigdicken, bald eiterartigen gelben Materie, gef\u00fcllt waren und deutlich isolirte W\u00e4nde hatten. Diese Zellen hingen deutlich hie und da zusammen, so dass die Masse wurmf\u00f6rmig hervordrang, wenn man quetschte. Die aufgeschuitteneu gr\u00f6sseren G\u00e4nge zeigten Aeste. Auch die kleinsten Eiter-li\u00f6hlen von Linie Durchmesser waren noch mit einer eigenen wirklichen Haut ausgekleidet und diese Haut enthielt BIut*\u00bbef\u00e4sse. Man muss die Materie in den Zellen wohl von den weissen Kugeln unterscheiden, die in den reticulir-ten Figuren zerstreut sind, obgleich inan auf den Gedanken kommen konnte, dass beides gleichen Ursprung habe. Hier und da bildeten n\u00e4mlich die weissen reticulirten Figuren grosse Massen, welche gar nichts zelliges hatten, und wo die weisse Masse durchaus nur fest eingelagert war. An einer Stelle fand sich in demselben Careinom ein hasel-nussgrosses Carcinoma alveolare mit gallertiger Anf\u00fcllung der Zellen. Carcinoma alveolare sah ich \u00f6fter auch mit Carcinoma simplex mammae stellenweise complicirt.\nDass die netzf\u00f6rmigen Figuren des Carcinoma mammae reticulare nicht im Zusammenh\u00e4nge mit der Str\u00fcctur der Milchdr\u00fcse stehen, braucht nicht bemerkt zu werden, da dieselbe Structur des Carcinoms in vielen andern Organen von\nmir gesehen ist.\t,\t,\nDas Carcinoma reticulare entwickelt sich bald langsam, bald rasch. Es kehrt in der grossen Mehrzahl der F\u00e4lle nach der Exstirpation wieder. Doch hat mir Pockels mitgetheilt, dass er ein ehizigesmal unter vielen F\u00e4llen dieser Form ein sicher dahin geh\u00f6rendes Carcinom mit gl\u00fccklichem Erfolge exstirpirt habe. Als merkw\u00fcrdige F\u00e4lle von l\u00e4ngerem Ausbleiben der Geschwulst nach der Exstirpation erw\u00e4hne ich noch zwei F\u00e4lle. In dem einen ist vor zwei Jahren ein gemischtes Carcinoma reticulare et melanodes bulbi oculi et orbitae bei einem erwachsenen M\u00e4dchen von Herrn J\u00fcngken exstirpirt worden, und obgleich die Degeneration Muskeln, Nerven, Augenh\u00e4ute in eine unkenntliche Masse zerst\u00f6rt hatte, so ist doch die Geschwulst bis jetzt ausgeblieben. Der zweite Fall betrifft ein von Herrn v. Gr\u00e4fe exstirpirtes Carcinoma mammae einer Frau, bei der vor 5 Jahren dieselbe Geschwulst an der anderen Brust exstirpirt worden war. Hier war das Uebel an der Exstirpationsstelle zwar nicht, aber in der zweiten Brust, ziemlich sp\u00e4t wiedergekehrt. Die Zahl der von mir untersuchten F\u00e4lle von Carcinoma reticulare mit t\u00f6dtlichem Ausgang ist ansehnlich.\nIIL Vom Carcinoma alveolare*\nDiese Form des Carcinoms wurde Lin Deutschland von Otto als besondere Art des Scirrhus des Magens, in Frankreich von Laennec und Cruveilhier als Cancer gela\u00fcniforme und areolaire beschrieben..\nDie Beschreibung, welche Otto gegeben, entspricht der sich immer gleichbleibenden Form dieser Degeneration vollkommen, so dass sie ein gutes Bild von den allgemeinen anatomischen Charaeteren des \u00dcehels giebk\nDer Scirrhus nahm mehr als zwei Drittel des ganzen Magens ein und erstreckte sich vom Pf\u00f6rtner an an der vordem und hintern Wand des Magens \u00fcber 7 Zoll weit. An der kranken Stelle waren die W\u00e4nde des Magens so verdickt, dass sie ganz steif stehen und nicht zusammenfallen. Ihre Dicke betrug an mehreren Stellen 2j- Zoll. Die Oberfl\u00e4che des scirrh\u00f6sen Theiles -war ungleich, h\u00f6ckerig. You der Substanz sagt Otto: sie weicht so sehr von der gew\u00f6hnlichen ab, dass sie vielleicht gar nicht zum Scirrhus gerechnet werden sollte. Die Grundlage der Masse Avar ein Gewebe von unendlichen sich durchkreuzenden, sehr festen, weissen F'asern und Bl\u00e4ttchen, wozwischen sich aber lauter Zellen befanden, von der Gr\u00f6sse der Sandk\u00f6rner bis zu der der gr\u00f6ssten Erbsen. Bisweilen waren die Zellen geschlossen, h\u00e4ufig auch mit den benachbarten communicirend; alle enthielten eine sehr z\u00e4he, helle ganz durch-\n*) Seltene Beobachtungen zur Anatomie, Physiologie und Pathologie. Breslau. 1816. Tab. L Fig. 4.","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"----- 17\t\u2014-\nsichtige Gallerte. Aeusserlich war die Geschwulst vom Peritoneum \u00fcberzogen, durch welche die klaren halbhervorragenden S\u00e4ckchen und Zellen flurchschienen. Die innere Oberfl\u00e4che des Magens an der kranken Stelle war fast \u00fcberall ohne h\u00e4utige Bekleidung und die meisten Zellen, gr\u00f6ssere wie kleinere, waren in die D\u00f6hle des Magens ge\u00f6ffnet, bei starkem Druck ihre Gallerte ergiessend. Die inner\u00ab Magenh\u00e4ute waren durch die Degeneration ganz zerst\u00f6rt. Die Muskelhaut erstreckte sich etwas weiter in die Degeneration hinein, doch lagen schon zwischen den einzelnen Muskelfasern \u00fcberall die kleinen mit Gallerte erf\u00fcllten Zellen.\nDie F\u00e4lle von Carcinoma alveolare des Magens, die ich selbst untersucht habe, entsprechen so vollkommen dieser Beschreibung, dass ich sie in allen Puncten wiederholen m\u00fcsste. Wenn die Degeneration beginnt, so schwellen die Schleimhaut und Muskelhaut des Magens an, und die Muskelhaut zeigt das bei allen Krebsformen am Magen vorkommende gef\u00e4cherte Ansehen auf dem Durchschnitt. Zwischen den B\u00fcndeln der Muskelfasern entwickelt sich das gallerthaltige Zellgewebe, derselbe Process findet aber auch gleichzeitig in der Schleimhaut statt. Im Beginn des Uebels zeigen sich die Zellen erst bei der Untersuchung mittelst des Mikroskops.\nZuweilen entwickelt sich das gallerthaltige Zellgewebe ausser dem Magen auch als isolirte h\u00f6ckerige Massen an verschiedenen Stellen des Peritoneums. Solche Zellenhaufen sah ich in einem Fall von Carcinoma alveolare des Magens in der Pockelsschen Sammlung zu Braunschweig am Peritoneum der Bauchw\u00e4nde und in einem hiesigen Falle in grosser Menge am grossen Netz. Die kleinsten H\u00e4ufchen sind kaum gr\u00f6sser als ein Stecknadelkopf.\nAbbildungen vom Carcinoma alveolare des Magens finden sich in mehreren Schriften:\nOtto a. a. 0. Tab. I. Fig. 4.\nCruveilhier anatomie pathologique livr. 10. tab. 4.\nCarswell pathological anatomie. Fase. 3. Tab. I. Fig. 8.\nIm Magen kommt diese Degeneration am h\u00e4ufigsten vor. Es ist die Form des Krebses, wo nach Cruveilhier die Symptome am dunkelsten sind. Man beobachtet die wenigsten Symtome von allgemeiner Reaction und am sp\u00e4testen tritt die Cachexia cancerosa ein. Pockets beobachtete weder Schmerz noch Erbrechen, aber die eigenth\u00fcmliche Gesichtsfarbe bei organischen Magenkrankheiten fehlte nicht. Ausser dem Magen, wo das Carcinoma alveolare am h\u00e4ufigsten ist, scheint dasselbe in allen andern Organen Vorkommen zu k\u00f6nnen. Cruveilhier sah den Cancer alveola-ris am D\u00fcnndarm, rectum, coecurn, uterus, ovarium, au den Knochen. Ich sah ihn ausser dem Magen, am Darm, in der weiblichen Brust, am grossen Netz und \u00fcberhaupt am Peritoneum.\nDie in den Zellen enthaltene gallertige Materie beh\u00e4lt beim Auf bewahren der Pr\u00e4parate in Weingeist ihre Durchsichtigkeit. Beim Kochen der aus den Zellen ausgedr\u00fcckten Gallerte erhielt ich keine Spur von Leim. Wurde die von Weingeist ausgezogene Masse mit Wasser 18 Stunden gekocht, so hatte sich nur eine geringe Menge Materie gel\u00f6st, welche einigermassen dem Speichelstoff verwandt, durch kein Reagens, selbst nicht durch Gerbestoff gef\u00e4llt werden konnte, und von deren Existenz man sich bloss durch Abdampfen \u00fcberzeugen konnte.\nCruveilhier unterscheidet von dem Cancer areolaire gelatiniforme noch den Cancer areolaire pultac\u00e9, im ersten Fall enthalten die Zellen eine durchsichtige Gallerte, im letzten Fall eine tr\u00fcbe breiige Materie. Er hat die letztere Form am Uterus (anat. pathologique livr. 24. lab. 2. fig. 1. Iivr. 27. lab. 2.) und an den Knochen (Sch\u00e4del, anat. patliol. livr. 21. 1.) beobachtet. Die Beobachtung vom Carcinoma alveolare pultaceum der Sch\u00e4delknochen ist sehr merkw\u00fcrdig und auch die Abbildung von ganz besonderem Interesse. Die ver\u00e4nderten Knochen waren Stirnbein, Siebbein, Nasenbeine, untere Muschel und Keilbein. Die Geschwulst hatte sich nach innen und aussen hin entwickelt, die Schleimhaut der Nase und die dura mater waren auf dieselbe Weise angegriffen. Ich habe nur einmal etwas \u00e4hnliches in der erw\u00e4hnten von Dieffenbach exstirpirten Brust gesehen. Hier war die eiterartige sehr consistente Materie in Zellen enthalten, die wenigstens an vielen Stellen untereinander zusammenhingen und von einer deutlichen gef\u00e4sshaltigen Membran ausgekleidet waren. Einzelne Lappen der Geschwulst waren .ganz von solchen Zellen durchs\u00e4et, andere Theile der Geschwulst zeigten keine Spur dieser Bildung, sondern das reticulum des Carcinoma reticulare.\nBoulin L\u00e0mousineau, Geh\u00fclfe yon Gay-Lussac, hat in dem merkw\u00fcrdigen Fall von Cancer pultac\u00e9 an den Sch\u00e4delknochen, die gelbe Materie, welche in den Zellen enthalten ist, untersucht. Es war K\u00e4sestoff darin enthalten. Die Farbe der Materie war in diesem Fall die des Talges.\nDie mikroskopische Untersuchung des Carcinoma alveolare des Magens lieferte mir folgende Thatsachen 2\u201c!). Untersucht man die kleineren Zellen unter dem Mikroskop, so sieht man, dass sie noch mehrere kleinere Zellen eingeschachtelt enthalten, und auch diese enthalten wieder noch kleinere Zellen. An den kleinern Zellen sieht man leicht den dunkeln gelblichen Kern der Wand. Manche Zellen enthalten auch blosse Kerne frei in ihrem Innern, als Cytoplasten f\u00fcr die aus ihnen auszubildenden Zellen. Tab. II. Fig. 3. Die gr\u00f6ssten Zellen sind deutlich faserig in ihren W\u00e4nden und die Fasern gehen von einer Zelle auf die andere \u00fcber. Tab. II. Fig. 4. In zwei F\u00e4llen sah ich an in Weingeist aufbewahrten Pr\u00e4paraten, in der Gallerte auch stabf\u00f6rmige Cryslalle, No. 10459. des anatom. Museums, und in der Gallerte eines Carcinoma alveolare der Brust in der Charit\u00e9sammlung spindelf\u00f6rmige K\u00f6rperchen.\nAngezeigt in Schwann\u2019s Aufsatz in Froriep\u2019s Not. 1838. Januar. N, 3.\n5","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nDie Entwickelungsgeschichte des Carcinoma alveolare ist ganz dieselbe wie die primitive Entwickelung des Knorpels und der Chorda dorsalis, wie sie von Schwann gezeigt worden. Aus den im Innern der Mutterzellen sich entwickelnden Kernen oder Cytoplasten entwickeln sich die jungen Zellen. Diese fallen nun die selbst wachsende Mutterzelle aus, stossen mit ihren W\u00e4nden zusammen, und bilden dadurch und mit H\u00fclfe der sie umkleidenden Mutterzelle eine zusammengesetzte Zelle und so schreitet der Process der Zellenentwickelung fort, bis die grossen Zellen an der innern Wand des Magens zerplatzen und ihre Gallerte in den Magen ergiessen.\nWenn sich die Faserung an den gr\u00f6ssten Zellen entwickelt hat, bilden die Fasern nun das Stroma f\u00fcr die j\u00fcngeren Generationen der Zellen. Um sich die Einschachtelung der Zellen und ihr Verh\u00e4ltniss zu den Zellenkernen zur Anschauung zu bringen, ist es n\u00f6thig, die j\u00fcngeren Stadien der Zellenentwickelung und j\u00fcngere Zellenhaufen zu untersuchen.\nDer wesentliche Unterschied des Carcinoma alveolare vom Carcinoma simplex und Carcinoma- reticulare scheint noch darin zu bestehen, dass beim Carcinoma alveolare die Zellen fortwachsen und sich mit ihren Wanden verbinden. W\u00e4hrend diese fortschreitende Entwickelung und diese Verwachsung bei den zarten Zellkugeln des Carcinoma simplex\nund reticulare nicht stattfindet.\t>\nPr\u00e4parate von Carcinoma alveolare, die ich in \u00f6ffentlichen Museen sah:\n1)\tIm anatomischen Museum zu Berlin.\nNr. 10333. Carcinoma alveolare des Magens und Netzes.\nNr. 10334. Carcinoma alveolare des Magens.\nNr. 5970'\tCarcinoma alveolare des Magens.\nNr. 10459. Carcinoma alveolare des Magens.\n2)\tIm anatomischen Museum zu Halle (zum Meckelsehen Museum geh\u00f6rig).\nCarcinoma alveolare des Magens unter dem Namen Steatoma ventriculi ingens.\nEin zweites Pr\u00e4parat vom Magen.\n3)\tIm Pockelsschen Museum zu Braunschweig.\nCarcinoma alveolare des Magens, Netzes, Peritoneums der Bauchw\u00e4nde.\nDasselbe vom Magen.\n4)\tIm Museum von London-Hospital zu London.\nAlveolarkrebs der Brust.\n5)\tIm Museum vom St. Thomas-Hospital zu London.\nNr. 1918. Carcinoma alveolare der Brust.\n6)\tIm Museum von King\u2019s College zu London.\nNr. 121. und 122. Alveolarkrebs des Mesenteriums und Darms.\nNr. e. 91. Ein anderer Fall.\nIV. Vom Carcinoma melanodes.\nWenn die Melanose als eigent\u00fcmliche Geschwulst auftritt, so ist sie nur eine Form der krebshaften Degenerationen, und stimmt in ihren Ausg\u00e4ngen ganz damit \u00fcberein. Die \u00c4hnlichkeit zeigt sich auch in der nicht seltenen gleichzeitigen Verbindung der Melanose mit einer andern Krebsform. So sah ich \u00d6fter Carcinoma reticulare bulbi oculi und der Orbita mit Melanose verbunden, indem die Melanose dann einzelne Lappen der Geschwulst ganz oder teilweise einnimmt, w\u00e4hrend sich in anderen Theileu der Geschwulst deutlich das gew\u00f6hnliche so characteristische Reticulum der weissen K\u00f6rperchen zeigt. Diese Verbindung sah ich in mehreren wahrhaft krebsartigen Degenerationen des Auges und seiner umgebenden Theile, welche Herr J\u00fcngken exstirpirt hatte und welche sich im anatomischen Museum befinden. Das Carcinoma melanodes ist meist lappig, mag es nun eine ganze Geschwulst bilden oder nur teilweise in einer andern Form des Krebses erscheinen. In der Substanz der Organe bildet die krebsige Me-lanose mehr oder minder scharf isolirte Massen.\nDie mikroskopische Untersuchung melanotischer Geschw\u00fclste zeigt zweierlei Formen. Die Grundlage bildet ein aus Fasern bestehendes Maschengewebe, das Stroma der Melanose. In den Maschen befindet sich die melanotische Materie. Diese besteht meist aus Zellen, die mit gelblichen oder schw\u00e4rzlichen K\u00f6rnchen gef\u00fcllt sind. Tab. I. Fig. 17. Die Zellen sind und bleiben frei und verwachsen nicht untereinander. Die Form der Zellen ist h\u00f6chst verschieden. Viele, und\nzwar die meisten, sind rund oder oval oder unregelm\u00e4sssig, manche l\u00e4nglich und wenigere geschw\u00e4nzt, an einem Ende oder an beiden in eine Spitze oder in einen Faden auslaufend. Am seltensten sind die Zellen mit mehreren Spitzen. Es sind also wahre Pigment-Zellen *). Einige dieser Zellen sind bl\u00e4sser gelb, andere dunkler, andere dunkelbraun in ihrem Innern durch ihren k\u00f6rnigen Pigmentinhalt gef\u00e4rbt. Selten und schwierig gelang es an einer grossem\n*) Die geschw\u00e4nzten K\u00f6rper der Melanose habe ich gelegentlich angezeigt in Muller's Archiv 1837. Heft\\. pag. 466. Anmerkung. Beobachtungen \u00fcber tfie Piejncntzellen der mtdnnotUfhen Geschw\u00fclste theilte h'h in Sdiwiwn\u2019s dritter Abhandlung in Lroriep s INot., 1838 April, als Zusatz mit.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"----- 19 ----------\nZelle ausser den Pigmenlk\u00f6riichen noch einen Kern und das dazu geh\u00f6rige Kernk\u00f6rperchen zu erkennen. Der Durchmesser der Zellen variirt ausserordentlich, die st\u00e4rksten messen \u00fcber 0,00100 P. Z. Kleinere hatten einen Durchmesser von 0,00097, 0,00088, 0,00008, 0,00043, 0,00036 und noch weniger. Siehe verschiedene Formen von Pigmentzellen Tab. I. Fig. 18. Sie sind aus einer lappigen grossen Melanose des Unterkiefers, welche Herr v. Gr\u00e4fe mit einem grossen Theil des Unterkiefers exstirpirte. Ganz \u00e4hnlich war der Bau der Pigmentzellen und der geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen in gemischten Melanosen des Auges, welche von Herrn J\u00fcngken ex-stirpirt worden, und in melanotischeu Geschw\u00fclsten, welche sich in vielen Organen zugleich entwickelt hatten und welche mir Herr Dr. Baum aus Danzig mitgetheilt hat. Ob die Vermehrung der Pigmentzellen auf der Erzeugung neuer Pigmentzellen in den Mutterzellen beruhe, oder ob die neuen Zellen ausser den alten entstehen, ist nicht sicher bekannt.\nDie Pigmentk\u00fcgelchen zeigen, wenn sie klein genug sind, die allen sehr kleinen Theilchen, auch den Pigmentk\u00fcgelchen des Augenpigmenfes eigene Molecularbewegung. Die einzelnen Pigmentk\u00fcgelchen sieht man \u00fcbrigens nicht bloss in den Pigmentzellen, sondern auch frei zwischen ihnen zerstreut. Nur an den freien ist die Molecularbewegung zu bemerken. Die Existenz von freien Pigmentk\u00f6rnchen ausser den Zellen l\u00e4sst sich vielleicht aus dem Platzen von Pigmentzellen und aus der Ergiessung ihres Inhaltes ableiten. Unter den Pigmentzellen sind manche viel kleiner als die andern, dies sind wahrscheinlich junge Zellen, welche entweder durch das Platzen von \u00e4lteren und gr\u00f6sseren Pigmentzellen frei geworden sind, oder ausser ihnen entstehen. Uebrigens sind viele Zellen und namentlich geschw\u00e4nzte K\u00f6rperchen so blass, dass sie des Pigmentes ganz zu entbehren scheinen.\nZuweilen beobachtete ich in der Melanose gar keine Pigmentzellen, vielmehr waren alle Pigmentk\u00fcgelchen ganz frei in den Maschen eines faserigen Stroma enthalten. \u25a0 Ich sah dies nicht bloss in der diffusen Melanose des Menschen, n\u00e4mlich in einer Melanose des Peritoneums und subser\u00f6sen Zellgewebes ohne Geschwulstbildung, sondern auch einmal in melanofischen Geschw\u00fclsten der Vorhaut des Pferdes an einem Pr\u00e4parat der hiesigen Thierarzneischule, welches Herr Prof. Gurll gef\u00e4lligst zur Untersuchung mittheilte. Die Pigmentk\u00f6rnchen waren sehr \u00e4hnlich den Pigmentk\u00f6rnchen der Choroidea, mit sehr deutlicher Molecularbewegung wie jene. Da die Pigmentk\u00f6rnchen sonst immer auch im gesunden Zustande sich in Zellen bilden, so steht zu vermuthen, dass in diesen letztem F\u00e4llen die Bildungsorgane f\u00fcr die Pigmentk\u00f6rnchen aufgel\u00f6st waren.\nAuf die Melanose gehe ich hier nur so weit ein, als sie den Krebs ber\u00fchrt, mehrere\u00bb davon musste auf den geschichtlichen Theil dieser Schrift verschoben werden.\nV. Vom Carcinoma medull\u00e4re, Markschwamm.\nDer Markschwamm, von Burns*') zuerst als spongioid inflammation, von Hey**) als fungus haematodes, von Abernetky ***) als medullary sarcoma, von Monro****) als Fischmilch-Geschwulst, milt-like tumour beschrieben, welchem Laennec unn\u00f6thigerweise noch einen Namen, den des Eneephaloids, ertheilte, scheint heut zu Tage kaum mehr etwas anderes als weichere Form des Carcinoms bedeuten zu k\u00f6nnen. Die Discussioneu, ob Iley\u2019s fungus haematodes und Abernetky s medullary sarcoma eins und dasselbe oder verschiedenes seyen, Maunoirs y) Ansichten \u00fcber diesen Gegenstand, welcher den fungus haematodes mit der Telangiectasie verwechselte und unrichtigerweise beim Markschwamm eine Production wirklicher Nervenmasse annahm, sind bekannt. Bei den englischen Schriftstellern hat sich der Begriff des Fungus haematodes sowohl als des Medullarsarcoms auf alle Nuancen des weicheren Krebses in der Farbe erstreckt, und War drop jy) sagt ausdr\u00fccklich, dass der Fungus haematodes weiss, gelblich, r\u00f6thlich, dunkelroth und braun seyn k\u00f6nne. Die Verwirrung ist- erst sp\u00e4ter in diese Materie gekommen durch die supponirte Beziehung dieser Geschw\u00fclste zu den Gef\u00e4ssen und Nerven. Es ist nun von allen Seiten, vorz\u00fcglich nach v. Walthers W\\) lehrreicher Arbeit anerkannt, dass beide Namen eben nur verschiedene Bezeichnungen f\u00fcr eine zuf\u00e4llige Variation einer und derselben Sache sind. Auch die von Meyen\tbeschriebenen Formen scheinen mir zu dersel-\nben Art zu geh\u00f6ren. Dieser weiche Krebs von der Consistenz des Gehirns und der Placenta kann nicht bloss weisslieh und weissgelblich oder hirnartig und hinwieder blutroth wie Placenta aussehen, auch viele andere Variationen der Farbe, namentlich die br\u00e4unlichen, sind ihm eigen und zuweilen findet man alle Variationen in einer und derselben Geschwulst zusammen vor.\n*) Burns dissertations on inflammation. 1800. Vol. 1. 2. London.\n**) Hey -practical observations in surgery. London. 1803.\n***) Aberneihy surgical observations cet. London. 1804.\n****) rJTbe morbid anatomy of the human gullet, stomach and intestins. Ediab. 1811. f ) Maunoir sur le fongue m\u00e9dullaire et h\u00e9matode. Gen\u00e8ve et Paris. 1820. ff) Wardrop observations on fungus liaematodes or soft cancer. Edinb. 1809. ftf) v. Gr\u00e4fes und d. Walther*s Journal der Chirurgie u. Augenheilkunde V. B. 189.\ntttf) Meyen \u00fcber die Natur parasitischer Geschw\u00fclste, besonders \u00fcber Mark- und Blutschwamm. Berlin. 1828.\n5 *","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nDiese Schw\u00e4mme sind sehr gef\u00e4ssreich nnd nach einer gl\u00fccklichen Injection scheinen si\u00e8 ganz aus Gelassen zu bestehen. Im frischen Zustande hingegen f\u00e4llt sogleich der ausser den Blutgef\u00e4ssen vorhandene Bestandteil der Geschwulst in die Augen. Dies ist theils die ganz aus K\u00fcgelchen oder andern K\u00f6rperchen bestehende markige Masse, theils ein zartfaseriges Stroma, in dessen Maschen der markige Theil der Geschwulst enthalten ist.\nIm reinsten Zustande ist der markige Theil der Geschwulst weisslieh oder weissgraulich. Ein in Wasser zerschnittener und ausgedr\u00fcckter Marksehwamm giebt dem Wasser von den sich leicht abl\u00f6senden in den Maschen des Stroma enthaltenen Markk\u00f6rperchen ein, nach der Zahl der durchschnittenen Blutgef\u00e4sschen, mehr oder weniger von Blut verunreinigtes milchiges Ansehen. Die r\u00f6tliche F\u00e4rbung des Markschwammes h\u00e4ngt von relativ grosser Anzahl der Blutgef\u00e4sse ab, das oft stellenweise blutige Ansehen aber, zum Theil von der Effusion von Blut in die Maschen des Markschwamms. Die br\u00e4unliche F\u00e4rbung von dergleichen Schw\u00e4mmen auf ihrer Oberfl\u00e4che, wenn sie aufgebrochen sind, scheint bloss von zersetztem Blute herzur\u00fchren. v\nDie \u00e4ussere Form des Markschwammes ist oft lappig, das innere Anselien auf dem Schnitt und Bruch h\u00f6chst verschieden, bald ohne allen Anschein von Faserung in bestimmter Richtung, bald mit einem leichten Anscheine von parallelen oder unregelm\u00e4ssig verteilten Fasern oder strahliger oder b\u00fcschelf\u00f6rmiger Faserung. Diese Faserung ist jedoch meist nicht sehr deutlich ausgesprochen, die Geschwulst bricht leicht auch in anderer Richtung als in der Richtung der scheinbaren Faserung, und oft lassen sich nur unregelm\u00e4ssige St\u00fccke abbrechen, nicht aber B\u00fcschel abreissen.\nIn der Mehrzahl der F\u00e4lle bildet der Markschwamm ansehnliche sehr rasch wachsende und wuchernde Geschw\u00fclste. In sehr seltenen F\u00e4llen erscheint er in unz\u00e4hlige kleine Geschw\u00fclste vertheilt. So sah ich ihn einmal pancreasartig in unz\u00e4hligen kleinen L\u00e4ppchen \u00fcber das Netz, den Darm, das Mesenterium, Mesocolon, vertheilt. Das aus der Klinik von Prof. Blasius herr\u00fchrende Pr\u00e4parat befindet sich im anatomischen Museum zii Halle.\nDer Markschwamm kann sich in allen Organen und gef\u00e4sshaltigen Geweben des menschlichen K\u00f6rpers entwickeln. Es giebt keines, welches er vorz\u00fcglich bef\u00e4llt, wie er auch allen Lebensaltern gleich eigen ist.\nIn den Knochen entwickelt er sich theils an der Oberfl\u00e4che, theils im Innern derselben. Erscheint er an der Oberfl\u00e4che der r\u00fchrigen oder platten Knochen, so ist er leicht von einem eigenen Knochenger\u00fcst von h\u00f6chst zarten Nadeln oder Bl\u00e4ttchen gest\u00fctzt, welche strahlig sich von der Oberfl\u00e4che des Knochens erheben und in das innere der weichen Geschwulst eindringen. Siehe Carswell pathol. Anatomie. Fase. 3. Tab. 4. Fig. 1. 2. Ebermaier \u00fcber den Schwamm der Sch\u00e4delknochen etc. D\u00fcsseldorf. 1829. Taf. VII. VIII.\nDoch sind diese Spicula nicht ein ganz sicheres Kennzeichen der krebsartigen Natur eines Knochenschwammes. A. Cooper erw\u00e4hnt einen Fall von fung\u00f6ser \u00e4usserer Exostose der Knochen mit Spicula, wo die Amputation Heilung brachte.\nEntwickelt sich der Markschwamm im Innern der Knochen,, so f\u00fcllt er nicht bloss die R\u00f6hre derselben aus, sondern bringt auch das Knoehengewebe zur Atrophie, so dass er das Innere des Knochens bis auf eine d\u00fcnne Schale ausf\u00fcllt und die Knochen bei geringem Anlass brechen. Ich sah das ganze Innere der Fusswurzelknochen von Markschwamm ausgef\u00fcllt und die Reste der d\u00fcnnen Schale auch \u00e4usserlich von derselben hirnweichen Masse umgeben. Abbildungen vom Markschwamm im Innern der Knochen lieferte Carswell a. a. 0. Fase. 3. Tab. 4. Auch in diesem Fall ist innerer und \u00e4usserer Markschwamm der Knochen verbunden. Yergl. CruveUIner anat. pathol. livr. 20. 1.\nErscheint der Markschwamm im Innern des Knochens, so wird der Knochen in der Regel nicht blasig ausgedehnt, doch geschieht dies auch in sehr seltenen F\u00e4llen. Einen solchen Fall sah ich im Bartholomews-Hospital zu London Nr. 159. und auch A. Cooper unterscheidet eine fung\u00f6se Exostose der Medullarmembran des Knochens mit Ausdehnung der Rinde. Die Verwandtschaft des Medullarsarcoms mit dem Scirrhus oder Carcinoma simplex zeigt evident der Umstand, dass nach der Amputation einer scirrh\u00f6sen Brust wahre Schw\u00e4mme in anderen Theilen entstehen k\u00f6nnen, wie viele Beobachtungen namentlich die Erfahrungen von Langslaff und Cruveilhier ###) beweisen. Diese Verwandtschaft wird auch durch die mikroskopische Structur des Markschwammes best\u00e4tigt. Bei mikroskopischer Untersuchung vieler F\u00e4lle von Markschw\u00e4mmen zeigt sich n\u00e4mlich, dass die unter diesem Namen zusammengefassten Bildungen sehr verschieden sind und das vereinigende bloss die Weichheit des Schwammes ist. Gewisse Formen, \u00e4usserlich von den \u00fcbrigen nicht verschieden, schlossen sich in ihrer Structur sehr nahe an die consistenteste Form des Krebses, des Carcinoma simplex an, und enthalten \u00e4hnliche Zellkugeln oder Bildungskugeln, deren \u00fcberwiegende Masse in einem sehr zarten Stroma die Weichheit bedingt. Anderseits haben wir gesehen, dass eine durch ihre Structur immer durchaus eigenth\u00fcmliche Form des Krebses, das Carcinoma reticulare, in allen Graden der Cousistenz vorkommt, von der Cousistenz des h\u00e4rtesten Scirrhus bis zu der derjenigen des Markschwamms. Dann aber giebt es Formen von Marksehwamm, im \u00e4nssern durchaus nicht eigenth\u00fcmlich und von den \u00fcbrigen verschieden, welche hei mikroskopischer Untersuchung sich eigenth\u00fcmlich zeigen, indem sie gr\u00f6sstentheils aus geschw\u00e4nzten oder spindelf\u00f6rmigen K\u00f6rperchen oder Zellen bestehen, weiche auf der Entwickelungsstufe der Zellen zu Fasern stehen bleiben. F\u00fchlt mau sich versucht\n*) Surgical essays p. X. London. 1818. Es wird dabei auf die Abbildung verwiesen. Diese zeigt allerdings an einem trocknen St\u00fcck eines nickt n\u00e4her bezeichnten Knochens eine Expansion und teilweise Zerst\u00f6rung. Aber es wird bloss bemerkt, dass die Expansion durch eine Krankheit der Medullarmembran bewirkt scy. Es scheint mir zweifelhaft , ob die Ursache ein Marksehwamm war.\n**) Medico - chirurgical transactions. IX.\n***) Anat. pathol. livr. 23. ad tab. 5. 6.\n/","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"21\ndiese Form als Carcinoma closteroides zu isoliren, so zeigt sich dies Verfahren bei der Untersuchung mehrerer F\u00e4lle bald unstatthaft; denn man findet F\u00e4lle, bei welchen der markige Theil gr\u00f6sstentlieils aus ungeschw\u00e4nzten Bilduugs-kugeln besteht, und bei welchen dennoch auch mehr oder weniger geschw\u00e4nzte K\u00f6rper unter den rundlichen K\u00f6rperchen Vorkommen. Diese Verschiedenheit der innern Bildung wiederholt sich, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, bei den eiweissartigen gutartigen Sarcomen, die bald aus Zellen, bald bei sich entwickelnder Scheinfaserung aus geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen oder Spindeln bestehen. Unter diesen Umst\u00e4nden scheint es mir am zweckm\u00e4ssigsten den Namen Markschwamm, als einen collectiven Begriff f\u00fcr verschiedene ineinander \u00fcbergehende Formen oder Entwickelungsstufen des weichen Krebses beizubehalten. Dahin rechne ich zufolge meiner Untersuchungen folgende Variationen.\n1.\tCarcinoma medull\u00e4re mit vorwiegender Bildung der Markinasse aus rundlichen Bildungskugeln ausser dem zartfaserigen Maschen werk, welches die Geschwulst durchzieht. Diese Form des Markschwammes zeigte ich schon gelegentlich an!\":). Von dieser Beschaffenheit scheinen auch die von Ginge untersuchten Markschw\u00e4mme gewesen zu seyn. Die kleinsten dieser Kugeln sah Ginge gr\u00f6sser als Eiterk\u00fcgelchen, sie waren unter sich an Gr\u00f6sse verschieden. Die kleinsten hatten eines Millimeters im Durchmesser. Ihre Form war nicht regelm\u00e4ssig, aber der runden Form angen\u00e4hert. Sie hatten eine ungleiche Oberfl\u00e4che, auf welcher man dunkle Punkte und runde Linien bei durchsichtigen B\u00e4ndern der K\u00fcgelchen unterschied. Derselbe beobachtete auch mehrfach Crystalle im Markschwamm *** ****)). Id, fU!(je die Bildungskugeln sehr \u00e4hnlich denen des'gemeinen Krebses und der grauen Grundmasse des Carcinoma reticulare, oft unterscheidet man in ihrem hohlen Innern nur einige P\u00fcnktchen oder sehr kleine K\u00f6rnchen, oft aber deutlich bei starken Vergr\u00f6sserungeu einen Kern, ganz so wie auch bei anderen Formen des Krebses. Siehe Tab. II. Fig. 6. 7. Die Gr\u00f6sse dieser au Gr\u00f6sse sehr ver\u00e4nderlichen K\u00fcgelchen verh\u00e4lt sich im Allgemeinen so wie beim gemeinen Krebs. Zu dieser Form des Markschwamms muss ich eine betr\u00e4chtliche Anzahl von Pr\u00e4paraten des hiesigen Museums so wie auch der Pockelsschen Sammlung zu Braunschweig rechnen.\n2.\tCarcinoma medull\u00e4re mit aus elliptischen blassen un geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen bestehender, \u00e4usserst weicher hirnartiger Grundmasse. Hieher kann ich nur eine Beobachtung von hirnartigem Markschwamm am Fusse und im Innern der Fusswurzelknochen rechnen. Fast die ganze Masse bestand ausser den Gef\u00e4ssen aus lauter uniformen ellip-soidischen K\u00f6rperchen, die ausserordentlich wenig Zusammenhang hatten. Diese unter dem Mikroskop sehr blassen K\u00f6rperchen waren l-]mal bis 2mal so gross als Blutk\u00f6rperchen und so breit als diese. Niemals gelang es einen Faden von diesen K\u00f6rperchen ausgehen oder im Innern derselben einen einzelnen Kern oder eine juuge Zelle zu sehen. Bei den st\u00e4rksten Vergr\u00f6sserungen zeigten sich nur einzelne oder mehrere sehr kleine P\u00fcnktchen. Siche Tab. II. Fig. 10.\n3.\tCarcinoma medull\u00e4re mit geschw\u00e4nzten oder spindelf\u00f6rmigen K\u00f6rperchen. Dergleichen Markschw\u00e4mme haben\nzuweilen eine Art Scheinfaserung auf dem Bruch, wenn die geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen bestimmte Richtungen verfolgen, wie in dem von Valentin\tbeschriebenen Falle. Ich sah sie in mehreren Markschw\u00e4mmen bald mehr vereinzelt\nunter rundlichen Bildungskugeln, bald vorwiegender. Unter den Pr\u00e4paraten des anatomischen Museums geh\u00f6ren hieher: No. 9839 ungeheurer Markschwamm am Unterschenkel einer Frau und im Unterleibe; No. 10570 ungeheurer Markschwamm der Unterleibsh\u00f6hle; No. 10571 Markschwamm des Hirns; No. 10581 Markschwamm des Oberschenkels eines Kindes. Je nach der Richtung, in welcher sich die geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen aneinander lagern, entsteht bald ein Ansehen von strahliger Bildung, bald ein Schein von b\u00fcschelartiger Anordnung, bald aber auch sind die Richtungen so sehr verschieden, dass die Geschwulst auf dem Bruch keine Spur von Faserung zeigt. Selbst dann, wenn ein Schein von Faserung entsteht, sind diese Geschw\u00fclste doch nicht immer leicht in B\u00fcschel zu zer-reissen und die St\u00fccke brechen leicht ab. Die geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen lagern sich aber auch h\u00e4ufig sehr regelm\u00e4ssig aneinander. Ihr Inneres verh\u00e4lt sich auf die schon oben beschriebene Weise, enth\u00e4lt n\u00e4mlich entweder ein k\u00f6rniges Wesen ohne deutlich unterscheidbaren Kern oder einen mehr oder weniger deutlichen Kern mit einem oder mehreren Kernk\u00f6rpercheu. Siehe Tab. II. Fig. 8. 9. 11. Entweder nach einer oder nach beiden Seiten oder seltener nach mehreren Seiten verl\u00e4ngern sich die K\u00f6rperchen in F\u00e4den von verschiedener L\u00e4nge. Es sind Zellen, welche auf der Entwickelungsstufe der Zellen in F\u00e4den stehen.\nDass es auch gutartige albumin\u00f6se Sarcome mit geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen sowohl in den Weichtheilen als an den Knochen giebt, haben wir schon oben bemerkt. Man vergleiche die auf Tab. II. und III. dargestellte innere Bildung mehrerer solcher gutartiger Geschw\u00fclste. Tab. II. Fig. 16. geschw\u00e4nzte K\u00f6rperchen aus einem albumin\u00f6-sen Sarcom der Conjunctiva, von Herrn Dr. Helling exstirpirt. Tab. II. Fig. 17. aus einem alfcumin\u00f6sen Osteosarcom von Herrn v. Gr\u00e4fe exstirpirt. In beiden F\u00e4llen trat durch die Operation Heilung ein. Tab. III. Fig. 17. aus der Telaugiectasie.\nDa so viele faserige Gebilde beim Embryo aus geschw\u00e4nzten Zellen entstehen, so liegt offenbar in dem Vorkommen der geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen in Geschw\u00fclsten ganz verschiedener physiologischer Tendenz, in gutartigen\n*)\tBericht \u00fcber die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der K. Academie der Wissenschaften zu Berlin, December 1836,\n**)\tL\u2019institut 1837. Nr. 191. Auszug der Verhandlungen der K. Academie zu Paris vom 2, Januar 1837.\n***) M\u00fcller\u2019s Archiv* **) 1837. 5, p. 465.\n****) Valentin Repertorium f\u00fcr Anatomie und Physiologie, 1837. 2. Abtli, p. 277,\n6","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"---- 22 \u2014\nund b\u00f6sartigen gar nichts auffallendes, und es kann aus jenem Vorkommen kein Schluss auf eine \u00e4hnliche virtuelle Eigenschaft der Geschw\u00fclste, in welchen sie erscheinen, gezogen werden. Freilich ist es sehr zu bedauern, dass wir in Hinsicht der aus geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen bestehenden Geschw\u00fclste alle feineren anatomischen Charactere zur Unterscheidung gutartiger und b\u00f6sartiger Formen verlieren. Das einzige Leitende, was \u00fcbrig bleibt, ist der Character einer Krebsgeschwulst, die nat\u00fcrliche Gewebestructur der Umgebung aufzuheben, w\u00e4hrend gutartige Geschw\u00fclste neben ihnen liegende gesunde Gewebe unangetastet lassen. So blieb das Auge bei einem ungeheuren, gutartigen Sarcom der Conjunctiva ganz unver\u00e4ndert. Da sieh die geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen aus runden Zellen bilden, so darf man sich nicht wundern, dass man in Markschw\u00e4mmen mit geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen zuweilen auch viele runde Zellen mit Kernen findet.\nAusser den beschriebenen Gewebellieilclien findet sieh hei der mikroskopischen Untersuchung auch Fett in allen Medullarsarcomen in Form von Fetttr\u00f6pfehen, frei und nicht regelm\u00e4ssig in Fettzellen eingeschlossen. Dieser Bestandteil erscheint in derselben Weise beim Carcinoma simplex und reticulare.\n\\\n/\nVL Carcinoma fasciculatum. (Synym. hyalinum.) *)\nUnter den unter dem Gemeinplatz Markschwamm zusammengefassten Bildungen befinden sieh durch und durch faserige, welche nur durch ihre Weichheit mit den \u00fcbrigen Markschw\u00e4mmen \u00fcbereinstimmen. Man erkennt die faserige Bildung sogleich auf dem Bruch und Durchschnitt 5 die Geschw\u00fclste lassen sich leicht in der Richtung der Fasern reissen, zerbr\u00f6ckeln beim Zerreissen nicht und zeigen unter dem Mikroskop weder die Zellkugeln anderer Carcinome, noch die geschw\u00e4nzten K\u00f6rper der scheinbar faserigen Markschw\u00e4mme. Die Anordnung der Fasern ist entweder quastartig, indem sie von einem gemeinsamen Boden divergirend auseinanderfahren, und in diesem Fall lassen sich die Massen in lauter radiale B\u00fcndel reissen, deren Spitze gegen den Boden, deren Basis gegen die unebene Oberfl\u00e4che gerichtet ist. Oder die B\u00fcschel bilden verschiedene Systeme der Faserausbreitung. Ganze Massen von Fasern bilden einen B\u00fcschel, andere davon verschiedene B\u00fcschel. Diese grossen Faserb\u00fcndel schieben sich durcheinander, wie man beim Zerreissen wahrnimmt. In diesem Fall bildet die Geschwulst leicht grosse und kleinere Lappen auf der Oberfl\u00e4che und auch im Innern. Zwischen die Lappen treten h\u00e4utige H\u00fcllen, an welchen die B\u00fcschel der Fasermassen angeheftet sind. Zuweilen gelingt in diesem Fall zu erkennen, wie die Fasennassen an einer h\u00e4utigen Wand entspringen, garbenartig fortlaufen, dann aber Bogen bilden und sich an einer andern h\u00e4utigen Wand wieder befestigen. Dergleichen lappige im Innern durch und durch faserige weiche Geschw\u00fclste erreichen oft eine sehr bedeutende Gr\u00f6sse. Die Lappenbil-dung kann aber auch ganz fehlen, und die ganze Geschwulst wie in dem Tab. YIL Fig. 7. abgebildeten Fall aus einem einzigen grossen Quast von radial geordneten Fasern bestehen, wo dann die Oberfl\u00e4che nur uneben erscheint. Diese Geschw\u00fclste sind sehr gef\u00e4ssreicli und die Gef\u00e4sse haben einen den Fasern \u00e4hnlichen gestreckten Verlauf, so dass sie sich im Innern der Geschwulst b\u00fcschelartig verhallen, an der aufgebrocheuen stark ger\u00f6theten Oberfl\u00e4che ein Netzwerk bildend. Die Substanz der Geschwulst ist zuweilen gallertig durchsichtig, so sah ich die Geschwulst einmal frisch bei ganz entschieden b\u00f6sartiger Beschaffenheit der Geschwulst. Der Schwamm hatte sich in der Brust einer noch jungen, anfangs wohlauss'ehenden Frau entwickelt, welche von Herrn Prof. Dieffenhach und Herrn Prof. Betschier in Breslau behandelt wurde. Die Geschwulst kehrte nach der Operation wieder und entwickelte sich nach der sp\u00e4tem Zerst\u00f6rung durch Cauterisation an der Umgebung und in der Achselh\u00f6hle nur um so rascher. Die Kranke gebar noch 14 Tage vor ihrem Tode. Die glasartig durchscheinende Beschaffenheit der faserig quastartigen Geschwulst, welche ich nach der ersten Exstirpation frisch untersuchte, bestimmte mich diese krebsartige Degeneration Carcinoma hyalinum zu nennen. Weitere Beobachtungen lehrten mich indess, dass die durchscheinende Beschaffenheit des b\u00fcschelartigen Careinoms nicht constant ist, daher ich den Namen Carcinoma fasciculatum vorgezogen habe. Die Form scheint ziemlich oft vorzukommen, ich habe sie ausser dem hier beobachteten Fall in ausw\u00e4rtigen Museen mehrmals gesehen. So in der Orbita und am Augapfel und an einem schwammigen Krebs der Haut im Meckelschen Museum.\nDie Fasern des Carcinoma fasciculatum sind \u00fcberaus blass und durchsichtig unter dem Mikroskop, so dass sie nur hei starker Beschattung deutlich wahrgenommen werden. Ihre Oberfl\u00e4che ist hie und da mit K\u00f6rnchen wie mit einem Anflug besetzt. Siehe die mikroskopische Abbildung der Primitiv-Fasern aus der oben n\u00e4her bezeichneten Geschwulst der Brust. Tab. II. Fig. 12. Im Durchmesser gleichen die Fasern den Zellgewebefasern, mit welchen sie sonst nicht die geringste Aelinlichkeit haben.\nOb die weiche Beschaffenheit des Carcinoma fasciculatum constant ist, und ob nicht vielmehr dieselbe Structur auch in festerer Form vorkommt, wie beim Carcinoma reticulare, muss ich dahin gestellt seyn lassen. Es steht wohl zu vermuthen.\nAusser der liier beschriebenen fasciculirten Form des Carcinoms hat man \u00f6fter Gelegenheit faserige Massen in earcinomaf\u00f6sen Theilen zu beobachten, die von der erw\u00e4hnten Form sehr abweichend erscheinen und welche in der\n*) Bendn \u00fcber die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der K\u00f6nig!, Akademie der Wissenschaften. December 1836.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"23\nFestigkeit und in der Verwirrung und vielfachen Durchschliugung der Faserb\u00fcndel, an die gutartigen fibr\u00f6sen Geschw\u00fclste des Uterus und anderer Theile erinnern. Solche Massen sah ich einmal mit Carcinoma uteri in der Substanz des Uterus. Zuweilen verdickt und verdichtet sich die \u00e4ussere Haut \u00fcber dem Brustkrebs und zeigt auf dem Durchschnitt \u00e4hnliche verwirrte Faserdurchschlingungen. Endlich sah ich in der aufgeschwollenen Muskelhaut beim Magenkrebs, wobei sie das f\u00e4cherartige Ansehen auuimmt, mehrmal in h\u00e4utigen Capsein faserige Massen mit b\u00fcndelweis gleicher Richtung der Fasern entwickelt.\nEntwickelung und Erweichung des Carcinoms.\nDie Entwickelungsgeschichte des Carcinoms l\u00e4sst sich bis jetzt am vollst\u00e4ndigsten beim Carcinoma alveolare verfolgen. Tab. II. Fig. 3. b. Dieses enth\u00e4lt in seinen Zellen ganze Generationen von j\u00fcngeren Zellen', welche wie beim ersten Wachsthum des Knorpels und der Chorda dorsalis nach Schwann's Beobachtungen aus jenen Cytoplasten entstehen, die man sehr leicht in den Zellen des Carcinoma alveolare wahrnimmt, da sie auffallend gross, gelblich und dunkel sind. F\u00fcr die \u00fcbrigen Carcinome ist die Entwickelung weniger allgemein nachzuweisen, es wurde erw\u00e4hnt, dass sich beim Carcinoma simplex und reticulare \u00f6fter Zellen finden, welche eine oder zwei kleinere durchsichtige Bl\u00e4schen mit einem kleinen Kernpunkt enthalten. Nat\u00fcrlich kann die Erscheinung der Bl\u00e4schen in den Zellkugeln hier keine best\u00e4ndige seyn, da es darauf ankommt, ob eine Zellkugel gerade im Zeitpuncte ihres innern Entwickelungsprocesses beobachtet wird.\nIch bin \u00fcbrigens entfernt davon zu glauben, dass alle Zellkugeln des Carcinoma reticulare und simplex auf diese Weise als Keimzellen in andern Zellen entstehen und durch Platzen oder Aufl\u00f6sung der Mutterzellen frei werden. Daf\u00fcr ist die Erscheinung nicht best\u00e4ndig genug. Der h\u00e4ufige Fall, dass man in den Zellkugeln nur mehrere oder viele kleine K\u00f6rperchen wahrnimmt, spricht ziemlich deutlich daf\u00fcr, dass auch ausser den schon vorhandenen Zellkugeln ebenso leicht und vielleicht noch leichter neue Zellchen entstehen, indem sich diese aus K\u00f6rnchen auf dieselbe Weise entwickeln, wie im Innern von vorhandenen Zellen. Diese K\u00f6rnchen k\u00f6nnen durch Platzen oder Aufl\u00f6sen einer grossem Zelle frei werden und sich dann entwickeln; sie k\u00f6nnen aber auch unabh\u00e4ngig von Zellen und ausserhalb derselben entstehen. Denn dies ist bei den gesunden Geweben so oft der Fall, wie z. B. die Epitheliumzellen sicher nicht in anderen entstehen, obgleich sie aus einem Kern ihren Ursprung nehmen m\u00fcssen, der in ihrer Wand liegen bleibt, da sie in diesem Verhalten mit anderen Zellen \u00fcbereinstimmen.\nIn den Geschw\u00fclsten mit geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen bilden sich offenbar diese immer aus Zellen mit Kernen aus, denn in allen Geschw\u00fclsten dieser Art sah ich ausser den geschw\u00e4nzten oder spindelf\u00f6rmigen K\u00f6rperchen einzelne Zellen mit mehr oder weniger deutlichem k\u00f6rnigem Inhalt, oft mit deutlichem Kern. Diese Form der Zellen ist an allen Stellen der Geschwulst vorwiegend, welche nicht deutlich faserig sind, \u00fcbrigens gehen die runden Zellen unmerklich in die geschw\u00e4nzten \u00fcber. Die geschw\u00e4nzten K\u00f6rper aber wandeln sich in Fasern um und sind der erste Anfang der Faserbildung.\nDem Aufbruch der carcinomat\u00f6sen Geschw\u00fclste geht Erweichung und Entz\u00fcndung voraus. Diese k\u00f6nnen an einer Stelle der Geschwulst fr\u00fcher eintreten als an der andern. Dass sie jedesmal zuerst im Innern entstehen, ist ganz ungegr\u00fcndet, und ich habe in vielen F\u00e4llen das Gegentheii gesehen.\nOft erfolgt die Erweichung im Innern, wenn die Oberfl\u00e4che der Geschwulst noch h\u00e4rter und die Haut noch unversehrt ist, wie beim Brustkrebs. Dann fiuden sich im Innern der Geschwulst zuweilen H\u00f6hlen mit einer entweder festem oder auch d\u00fcnnfl\u00fcssigen Materie gef\u00fcllt. Die consistentere Materie ist erweichte Krebsmasse. Beim Carcinoma reticulare habe ich dies sehr deutlich gesehen und bereits vor l\u00e4ngerer Zeit bemerkt, dass die weissen Kugeln, welche das reticulum bilden, nicht bloss im Fortschritt sich h\u00e4ufen, sondern auch bei Erweichung der Masse einen Haupttheil des sich zersetzenden Gewebes bilden#). Die erweichte eiterartige Masse findet sich entweder in grossen und kleineren H\u00f6hlen, die untereinander Zusammenh\u00e4ngen k\u00f6nnen, oder sie f\u00fcllt auch beim Brustkrebs Reste der Milchg\u00e4nge und Lymphgef\u00e4sse au und erscheint beim Dr\u00fccken der Geschwulst in grosser Masse aus den durchschnittenen G\u00e4ngen.\nIn anderen F\u00e4llen erfolgt die Erweichung und Aufl\u00f6sung oberfl\u00e4chlich, z. B. regelm\u00e4ssig im Carcinoma alveolare des Magens, wo die innerste Schichte den gallertigen Inhalt ihrer Zellen in den Magen ergiesst. Auch beim Brustkrebs geschieht dies zuweilen, sowohl beim Carcinoma simplex als reticulare. Die eiternde Oberfl\u00e4che ist entweder selbst wieder productiv, einen Krebsschwamm bildend, oder die Zerst\u00f6rung und Aufl\u00f6sung auf der Oberfl\u00e4che schreitet vor ohne alle Wucherung. Das letztere geschieht oft beim Gesichtskrebs, seltener wird es beim Brustkrebs gesehen. Auf der Oberfl\u00e4che der harten Masse bildet sich ein Geschw\u00fcr mit hartem Bogen, ohne Wucherung. Die Elemente des Krebses stossen sich auch hier nach aussen ab. Valentin beobachtete im Krebseiter bei einem sehr zerst\u00f6renden Gesichtskrebs Kernkugeln, Oelkugeln und Knorpelk\u00f6rperchen. Dies Abstossen ist \u00fcbrigens nicht dem Krebs allein eigen, sondern es geschieht auf allen eiternden Oberfl\u00e4chen. Die Eiterk\u00f6rnchen gleichen den Epithelium-\n*) Muller's Archiv f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1836. CCXXI.\n6 ^","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nzelleu mit Kernen, Ilenle \u201c) und Vogelerkennen die Uebereinstimmung beider an, letzterer erkl\u00e4rt sie sogar f\u00fcr dasselbe. Indessen bestehen die ganzen gef\u00e4sshaltigen Granulationen der eiternden Oberfl\u00e4chen nach Ilenle ans kernhaltigen Zellen, und wenn auch die \u00e4usserste Schicht derselben dein Epithelium verglichen werden kann, so ist es doch wahrscheinlich, dass, wie beim Carcinom, auch Theilchen der Bildungsmasse selbst in die Zusammensetzung des Eiters eingehen.\nWas die Oberfl\u00e4che aufgebrochener Carcinome betrifft, so nimmt sie noch Antheil an der Bildung, welche das ganze Carcinom zeigt. Das weisse reticulum des Carcinoma reticulare sah ich bis in die kleinen Unebenheiten der Oberfl\u00e4che aufgebrochener Krebsschw\u00e4mme sich fortsetzen. Beim Carcinoma medull\u00e4re aus geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen verloren sich diese an der Oberfl\u00e4che, und machten einer Schicht Zellkugeln Platz, welche der junge Zustand jener sind. Ein einzigesmal bei einem Brustkrebs in der Charitesammlung sah ich auf der Oberfl\u00e4che eines Krebsgeschw\u00fcrs eine dicke Schicht polyedrischer Cholesteatomzellen ohne Kerne, eine talgartige Lage bildend. Dies habe ich nicht wieder gesehen\t\u2022\nValentin ###\u00a3#) beobachtete in der Krebsjauche von Gesichtskrebs auch Epitheliumbl\u00e4ltchen und Crystalle. Ich sah epitheliumartige platte sch\u00fcppchenartige Zellen mit Kernen einmal auf der Oberfl\u00e4che eines Wangeukrebses eine dicke Schicht bildend (Meckelsches Museum zu Halle).\nZuweilen vernarbt der aufgebrochene Brustkrebs wieder einige Zeit vor dem Tode. Vergl. Bayle und Cayol Diet, des sciences m\u00e9dicales T. 3. p. 555, wo bemerkt wird, dass zufolge Bouleau diese Scirrhen sich am wenigsten behandeln lassen.\nChemische Eigenschaften der Carcinome.\nAus frischen Carcinomen zieht kaltes Wasser etwas aufl\u00f6sliclies Eiweiss und Osmazom aus. Die Hauptmasse aller carcinomat\u00f6sen Geschw\u00fclste besteht aus einem eiweissartigen durch Kochen unl\u00f6slichen K\u00f6rper. Ob Leim in diesen Geschw\u00fclsten vorkomme, scheint von dem Antheil des Zellgewebes abzuh\u00e4ngen, das in ihre Bildung eingeht. Morin\tCollard de Martigng j) und Hecht geben auch Leim als Bestandteil an. Ich kann jedoch diesen\nnicht f\u00fcr einen constanten Bestandteil aller krebshaften Geschw\u00fclste ansehen, denn ich fand in den mehrsten F\u00e4llen von Brustkrebs, der nat\u00fcrlich von der Haut geh\u00f6rig isolirt war, keine irgend merkliche Quantit\u00e4t von Leim, selbst wenn 18 \u2014 24 Stunden und noch l\u00e4nger gekocht worden war. Dagegen erhielt ich in einem Fall aus einem sehr festen grossen Carcinoma reticulare im eavum mediastini anterius durch 36st\u00fcndiges Kochen einigen Leim, auch erhielt ich einmal bei einem Markschwamm der Nieren eine geringe Quantit\u00e4t Leim durch I8st\u00fcndiges Kochen. Hecht fand beim rohen Markschwamm, nicht aber beim ausgeb ildeten Markschwamm, Leim darin. Dagegen giebt Wiggers-fy* **) ***) ****) *****)j~) unter den Bestandteilen des Markschwammes auch Leint an.\nEinige unterscheiden Faserstoff und Eiweiss als Bestandteile des Scirrlius und Markschwammes, wie Wiggers und Hech% allein mir scheint diese Unterscheidung nicht hinreichend sicher, da wir keine geeigneten H\u00fclfsmittel dazu besitzen.\nK\u00e4sestoff ist in diesen Analysen nicht angemerkt, doch kommt dieser sehr regelm\u00e4ssig in carcinomat\u00f6sen Geschw\u00fclsten der Brust vor, und es ist sein* wahrscheinlich, dass er nicht etwa von Milch in den Resten der Milchkan\u00e4le herr\u00fchrt, da ich ihn auch im Markschwamm der Niere, Boulin Limousineau yyjj) im Carcinoma alveolare pul-taceum fand, und er sich nach meinen Beobachtungen in so vielen anderen Geschw\u00fclsten vorfindet. Die Existenz des K\u00e4sestoffes in den Abkochungen des Carcinoms und Markschwammes ergiebt sich mit aller Sicherheit aus folgenden char\u00e4cteristischen Reactionen.\nI. Carcinoma reticulare der Brust.\nDas Filtrat einer 18st\u00fcndigen Abkochung wurde durch ein Minimum von Essigs\u00e4ure (etwas von einem Tropfen) getr\u00fcbt, von mehr Essigs\u00e4ure wurde die Tr\u00fcbung wieder aufgel\u00f6st.\nEbenso verhielt sich Salzs\u00e4ure.\nAlaunl\u00f6sung tr\u00fcbte und \u00fcbersch\u00fcssiger Alaun l\u00f6ste nicht auf.\nEssigsaures Bleioxyd und Quecksilber-Chlorid f\u00e4llten. Salzsaures Zinn f\u00e4llte, mehr l\u00f6ste wieder auf.\nAlcohol tr\u00fcbte.\n*)\tM\u00fcller\u2019s Archiv 1837. p, 125.\n**) Physiologisch - pathologische Untersuchungen \u00fcber Eiter? Eiterung etc. Erlangen. 1838.\n***)\tHuf eland\u2019s Journal 1838. Mai.\n****) MMUfs Archiv 1836. CCX1X.\n*****) Repertorium 1837. 2.\n******) J. de pharmacie. 8. 415. t) J. de chim. m\u00e9d. 4.\t322.\nit)\tLobstein Lehrbuch der pathologischen Anatomie. Stuttgard. B. I. 1834. p. 346.\niti)\tM\u00fchry ad parasitorum maliguorum inpriinis ad fungi raedullaris oculi historiam symbolae. Gotting. 1833.\nttti) Cruveilhter anat. pathol, livr, 21. V.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"25\nII.\tCarcinoma reticulare der weiblieben Brust.\nDas durch Kochen gewonnene Extract wurde von einem Minimum von Essigs\u00e4ure und von einem Minimum von Salzs\u00e4ure getr\u00fcbt, von \u00fcbersch\u00fcssiger Essigs\u00e4ure und Salzs\u00e4ure wurde das Gef\u00e4llte wieder aufgel\u00f6st. Sublimat tr\u00fcbte stark. Alaun tr\u00fcbte und \u00fcbersch\u00fcssiger Alaun l\u00f6ste nicht auf. Essigsaures Bleioxyd tr\u00fcbte. Gerbestoff f\u00e4llte sehr stark, Alcohol kaum.\nIII.\tMarkschwamm der Nieren.\nDas durch Kochen gewonnene Extract wurde durch ein Minimum von Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt. Quecksilberchlorid und essigsaures Bleioxyd f\u00e4llten, ersteres stark, letzteres schwach.\nDie Gallerte des Carcinoma alveolare enth\u00e4lt nach meinen Beobachtungen keine Spur von Leim, wohl aber eine dem Speichelstoff verwandte Materie, die ich auch in jener Gallertgeschwulst fand, die ich Collonema nannte. Die Gallerte wurde aus den Zellen des Carcinoma alveolare des Magens durch Pressen gewonnen, und soviel als m\u00f6glich von den h\u00e4utigen Theilen isolirt. Wird eine lange in Weingeist gelegene Geschwulst angewandt, so ist sie vom Osmazom befreit; kann frische Masse genommen werden, so muss sie nat\u00fcrlich erst sorgf\u00e4ltig vom Osmazom befreit werden.\nIY. Carcinoma alveolare des Magens.\nDas durch lSst\u00fcndiges Kochen gewonnene, von Osmazom reine Extract, wurde weder von Gerbestoff, noch Alcohol, noch den mehrsten Metallsalzen getr\u00fcbt. Schwefelsaures Kupferoxyd, Platinchlorid, schwefelsaure Thonerde tr\u00fcbten gar nicht. Salpetersaures Silberoxyd, essigsaures Bleioxyd, Quecksilberchlorid tr\u00fcbten kaum ein wenig. Essigs\u00e4ure, Salzs\u00e4ure, Salpeters\u00e4ure tr\u00fcbten nicht, ebensowenig Kalihydrat, Jodkalium auch nicht, die essigsaure Aufl\u00f6sung wurde von Kaliumeisencyanid nicht gef\u00e4llt. Der aufgel\u00f6ste Bestandteil konnte daher nur durch Abdampfen zur evidenteren Erscheinung gebracht werden.\nV. Carcinoma alveolare des Magens.\nDas durch langes Kochen gewonnene von Osmazom freie Extract wurde von Alcohol, tinctura gallarum, Alaun, Sublimat, salpetersaurem Quecksilberoxyd, essigsaurem Bleioxyd, Salzs\u00e4ure und Essigs\u00e4ure nicht, und \u00fcberhaupt von keinem Reagens gef\u00e4llt.\njjn Carcinoma alveolare pultaceum von Cruveilhier fand Boultn Jjttnotisziteati K\u00e4sestoff. Im Carcinoma alveolare gelatiuosum ist keine Spur desselben vorhanden. Die eigent\u00fcmliche weisse Materie, welche das reticulum im Carcinoma reticulare bildet, konnte in einem Fall, n\u00e4mlich bei einem von Prof. Diefenbach exstirpirten Carcinom der Brustdr\u00fcse und der Achseldr\u00fcsen einer Frau von 41 Jahren, in einiger Quantit\u00e4t gewonnen werden, weil sie ganze St\u00fccke bildete und eine H\u00f6hle im Innern der Brustdr\u00fcse als dicke Lage auskleidete, welche sich in die graue Masse des Carcinoma verzweigte. Diese Masse wurde isolirt gekocht, das Filtrat dieser Abkochung wurde von Salzs\u00e4ure, Essigs\u00e4ure, Sublimat und essigsaurem Bleioxyd nicht gef\u00e4llt, von Gerbesloff nur getr\u00fcbt. Die weisse Materie war durch Kochen gr\u00f6sstenteils unver\u00e4ndert geblieben. Wurde die Materie mit Alcohol gekocht, so wurde auch nur wenig fette Substanz aufgel\u00f6st, die beim Erkalten des Alcohols als k\u00f6rniges Fett erschien. S\u00e4uren machten diese Substanz nicht durchsichtiger, und l\u00f6sten sie nicht auf. In Essigs\u00e4ure ver\u00e4nderte sie sich selbst w\u00e4hrend eines Monates wenig.\nDie Materie des reticulum scheint demnach ein dem geronnenen Eiweiss \u00e4hnlicher K\u00f6rper zu seyn.\nBei mikrochemischen Versuchen mit den grauen Kugeln des Carcinoma reticulare zeigten sie sich von Essigs\u00e4ure ebenso unaufl\u00f6slich als die weissen, auch in kaltem und in kochendem Wasser l\u00f6sten sich die grauen Kugeln nicht. Die weissen K\u00f6rperchen wurden weder von Wasser, noch Alcohol, noch Essigs\u00e4ure durchsichtiger.\nWas die im Carcinom enthaltenen Fette betrifft, so giebt Collard de Marligng vom Scirrhus der Brust ein weiches Fett, Wiggers vom Markschwamm ein phosphorhaltiges Fett an, hingegen wurde Gallenfett im Markschwamm des Auges von Gugert und in einem Scirrhus von Dreschet, m Krebsgeschw\u00fcren der Ged\u00e4rme und des Mesocolons des Pferdes von Lassaigne gefunden. Gallenfett findet sich in sehr vielen pathologischen Bildungen nicht krebshafter Art. Siehe Gmelhis Chemie. 3. p. 405.\nNatur des Krebses.\nWas eine \u00fcber einen grossen Theil der pathologischen Bildungen, namentlich aber \u00fcber alle Formen der krankhaften Geschw\u00fclste ausgedehnte, mehrj\u00e4hrige Untersuchung mich \u00fcber die Natur des Krebses lehrte, l\u00e4sst sich in fol-gende Schlusss\u00e4tze zusammenfassen.\nI. Das Carcinom unterscheidet sich in der Structur Wie seinem inneren Wesen nach von der einfachen Induration. In Hinsicht dieses Satzes kann kein Zweifel obwalten, die mehrsten Pathologen stimmen darin \u00fcberein.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nC. Wenzel#) suchte zu beweisen, dass Scirrhus und Induration eines und dasselbe und Careinom hinwieder nur Entz\u00fcndung in indurirten Tlieilen sey.\nBei dieser fehlerhaften Ansicht sind die bei ihrer ersten Entstehung von der Verh\u00e4rtung ganz verschiedenen Formen des Carcinoms ausser dem Scirrhus, der Markschwainni und das Carcinoma alveolare unbegreiflicher Weise g\u00e4nzlich unber\u00fccksichtigt geblieben. Beide haben bei ihrer ersten Entstehung nicht die geringste Aehnlichkeit mit einer Induration. Die auf dem Peritoneum isolirt hervortretenden kleinsten Trauben des Carcinoma alveolare von der Gr\u00f6sse eines Stecknadelkopfes fand ich schon aus den Gallertzellen dieser Krebsart zusammengesetzt und weich. Aber auch der Scirrhus ist bei seiner Entstehung und bei seiner Entwickelung von der Induration verschieden. Die Natur beider Krankheitsformen hat r. Walther a. a. 0. auf das Treffendste also dargestellt.\n\u201eBei der Induration,\u201d sagt v. Walther, \u201ebleibt die einmal eingetretene Entartung der Substanz des Organes immer \u201eauf einerlei Grad stehen, sie ist station\u00e4r, denn sie ist das Product einer nicht fortwirkenden, sondern bereits ausser \u201eTh\u00e4tigkeit gesetzten Ursache, n\u00e4mlich der entz\u00fcndlichen Ausschwitzung, welche mit der Entz\u00fcndung auf einer gewissen H\u00f6he und bei einer gewissen Modification derselben eingetreten ist und welche mit ihr aufgeh\u00f6rt hat. Das Aus-\u201e geschwitzte, in einem mehr oder weniger organisirten Zustande, hat sich mit der Substanz des Organes vereinigt, es \u201ebildet mit ihr eine oft ununterscheidbare Masse, verklebt die verschiedenartigsten Gewebe derselben, Nerven, Gef\u00e4sse, \u201eZellstoff u. a. solcher Gestalt, dass sie in ihrer Eigent\u00fcmlichkeit nicht mehr zu erkennen sind. Es ist aber hier ein \u201eStillstand, der krankhafte Bildungsprocess ist abgelaufen. Die Induration ist das Product einer nicht mehr producti-\u201even Th\u00e4tigkeit, Ruhe und Unfh\u00e4tigkeit sind die unterscheidenden Merkmale der Induration. Ganz anders verh\u00e4lt es \u201esich mit dem Scirrhus. Der wahre' Scirrhus ist das Product einer fortwirkenden Krankheitsursache, einer krankhaft \u201ebildenden Th\u00e4tigkeit, einer eigenth\u00fcmlichen Dyscrasie, welche keine so ephemere auf eine bestimmte Anzahl von Tagen \u201eoder Wochen beschr\u00e4nkte Verlaufszeit hat wie der Entz\u00fcndungsprocess. Er ist eine chronische Krankheit und ein-\u201emal entstanden enth\u00e4lt er in sich selbst das Princip seiner weiteren Entwickelung.\u201d\nDie feinere Untersuchung best\u00e4tigt diese Ansicht vollkommen. Das Carcinoma simplex, der Scirrhus, entwickelt sich nicht allein ohne Entz\u00fcndung, seine Structur weicht beim ersten Beginn von der Structur der einfachen Induration ab. Ausgeschwitzter Faserstoff bleibt sich gleich, mag er auf der Oberfl\u00e4che der Organe Pseudomembranen bilden oder sich zwischen den Gewebetheilen als Induration ablagern. Die neuen Exsudate enthalten zwar K\u00fcgelchen, aber keine Zellkugeln mit Keimen junger Zellen.\nII.\tDas Carcinom unterscheidet sich auch seinem Wesen nach vom Geschw\u00fcr der indurirten Theile.\nNach Wenzel**') w\u00fcrde das Geschw\u00fcr der indurirten Theile vom Carcinom nicht wesentlich verschieden seyn; Andralbehauptet sogar, dass alle krankhaften Absonderungs- und Ern\u00e4hrungsproducte in dem Stadium, wo sie in eine immer weiter und tiefer greifende Verschw\u00e4rung \u00fcbergehen, zum Krebse werden, dieser ganz metaphorische Ausdruck, welcher, so wie auch das Wort Entz\u00fcndung, der Kindheit der Wissenschaft angeh\u00f6re, deute nur den gemeinschaftlichen Ausgang sehr verschiedener Abweichungen, nicht aber eine Krankheit sui generis an. Diese Ansicht k\u00f6nnte \u00fcbergangen werden, wenn sie nicht von einem ber\u00fchmten und verdienstvollen Schriftsteller herr\u00fchrte. Ich glaube vielmehr, dass die Vermischung sehr bestimmter und von ihrem Beginnn au destructiver Krankheitsformen mit Krankheiten, welche bloss durch S\u00e4fteverlust und Betheiligung der Blutbereitung t\u00f6dfeu, ebensowenig ein Fortschritt ist als die Umgestaltung, welche Andral der Lehre von der Entz\u00fcndung durch seine Ansichten von der Hy-peraemie zu geben gesucht hat. Die meisten Geschw\u00fcre nicht krebshafter Natur sind bereits Geschw\u00fcre in indurirten Theilen. Denn im Umfang der Abscesse sowohl als Geschw\u00fcre finden oft Exsudationen statt, welche die Ursache der verh\u00e4rteten Umgebung eiternder Theile sind. Nach Henles Untersuchungen bestehen zwar die Granulationen eiternder Oberfl\u00e4chen aus Zellen nach Art der embryonischen Gebilde. Dies kann indess nicht f\u00fcr die Aehnlichkeit des Carcinoms und des Geschw\u00fcrs in indurirten Theilen angef\u00fchrt werden. Denn auch die meisten gutartigen Geschw\u00fclste bestehen aus den embryonischen Zellen. Vielmehr ist die Natur beider krankhaften Gebilde physiologisch in Hinsicht ihrer productiven und zerst\u00f6renden Th\u00e4tigkeit verschieden. Nur beim Carcinom wird die verschiedenartige Gewebebildung der Theile in die Grundmasse des Carcinoms metamorphosirt.\nIII.\tDas Carcinom ist kein heterologes Gewebe und die feinsten Theile seines Gewebes unterscheiden sich nicht wesentlich von den Gewebetheilen gutartiger Geschw\u00fclste und der primitiven Gewebe des Embryo.\nDer Beweis dieses Satzes ist in den bisher mitgetheilten, so wie in den folgenden Beobachtungen \u00fcber die gutartigen Geschw\u00fclste enthalten. Die Elemente des Carcinoma sind K\u00f6rner, Zellen, geschw\u00e4nzte K\u00f6rper, die sich aus Zellen bilden, Fasern, die sich wieder aus geschw\u00e4nzten K\u00f6rpern bilden. Andere Elemente kommen auch nicht in den gutartigen Geschw\u00fclsten vor. Das leimgebende Enchondrom, das eiweissartige Sarcora bestehen aus Zellen, das\n*)\tC. Wenzel, \u00fcber die Induration und das Geschw\u00fcr in indurirten Theilen. Mainz. 1815.\n**) & Wenzel a. a. 0. und \u00fcber die Krankheiten des Uterus. Mainz. 1816.\n*'*) Grundriss der pathologischen Anatomie, \u00fcbers, von Fr W, Kecker. I. Leipzig. 386.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"27\nSarcom mit geschw\u00e4nzten K\u00f6rpern enth\u00e4lt dieselben Elemente wie die entsprechende Form des Markschwammes. Die leimgebende Zellgewebefasergeschwulst, die leimgebenden sehnigen Desmoiden, die ei weissartigen Fasergeschw\u00fclste bestehen durch und durch aus Fasern, wie das Carcinoma fasciculatum. Die Pigmentzellen der Melanose sind Wiederholungen der gesunden Pigmentzellen. Erscheinen auch die granulirten weissen K\u00f6rperchen des Carcinoma reticulare und ihre netzartige Vertheilung eigent\u00fcmlich, so ist dieser nur bei einer Form des Carcinoms vorkommende Umstand nicht hinreichend, eine Heterologie des Krebses zu begr\u00fcnden.\nIV.\tEbensowenig besitzt das Carcinom (abgesehen von der Verjauchung) ihm eigenth\u00fcm-liche chemische Bestandtheile.\nDie darin beobachteten Stoffe sind Eiweiss, Leim, K\u00e4sestoff, eine dem Speichelstoff verwandte Materie und Fette, worunter Gallenfett. Diese sind aber in vielen anderen nicht krebshaften Geschw\u00fclsten enthalten.\nV.\tGleichwohl bedingt die eigenth\u00fcmliche Art der productiven und zerst\u00f6renden Th\u00e4tig-keit des Carcinoms allgemeine anatomische Charactere, welche in vielen, ja in den meisten F\u00e4llen des Carcinoms, schon mit blossen Augen sich erkennen lassen.\nDahin geh\u00f6rt die Verwischung und Aufl\u00f6sung der Gewebetheile des befallenen Organes, die Umwandlung der Muskeln, Sehnen, Nerven, H\u00e4ute in dieselbe neue Masse, die eigenth\u00fcmliche Gruppirung der Elementartheile der car-cinomat\u00f6sen Geschw\u00fclste, die hirnartige Weichheit der Medullarsarcome, das reticulum des Carcinoma reticulare, die Pigmentproduction mit der zerst\u00f6renden Entwickelung der Melanose, die Alveolenbildung des Carcinoma alveolare mit derselben Tendenz u. s. w. Daher l\u00e4sst sich auch der Markschwamm mit geschw\u00e4nzten K\u00f6rpern vom gutartigen entsprechenden Sarcom unterscheiden. Denn nur dieses l\u00e4sst die Unterschiede der Gewebebildung in den befallenen Organen oder in deren N\u00e4he bestehen. Ein gutartiges faustgrosses Sarcom der Bindehaut, ganz aus geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen bestehend, liess die Gewebe des Augapfels unver\u00e4ndert, dagegen bei einer viel geringem Entwickelung eines Carcinoms in der N\u00e4he des Augapfels, Nerven, Muskeln, H\u00e4ute des Auges sammt und sonders anschwellen und die eigenth\u00fcmliche Masse entwickeln.\nt\nVI.\tEs geh\u00f6rt zur Entwickelung des Krebses ein allgemeines oder \u00f6rtliches, zum Allgemeinwerden tendirendes Leiden der Vegetation.\nDieser Satz bedarf keines Beweises. Die Geschichte der krebshaften Krankheiten bew\u00e4hrt ihn in tausend und tausend F\u00e4llen. Die Erfahrungen \u00fcber den Erfolg der Exstirpation krebshafter Geschw\u00fclste sind so traurig, dass die erfahrensten Chirurgen die constitutionelle Beschaffenheit des Krebses in den allermeisten, wenn nicht allen F\u00e4llen an-nehmen. Selbst der \u00e4rztlichen Praxis fremd, beziehe ich mich insbesondere auf die so zahlreichen Erfahrungen meiner verehrten Collegen v. Gr\u00e4fe, Rust und Dieffenbach. Das Wesen des Vegetationsleidens beim Krebs besteht darin, dass nicht bloss die embryonischen Bildungselemente wie bei der primitiven Formation der Gewebe sich in wuchernder Masse bilden, denn dies geschieht auch bei gutartigen Geschw\u00fclsten, sondern dass die Natur wegen des \u00f6rtlichen oder allgemeinen Leidens der Vegetation nicht mehr die individuelle Bildung der vorhandenen Gewebe, der Muskeln, Nerven, Sehnen, Knochen u. s. w. zu erhalten mag, welche daher in die neue Masse sich transformiren und uniformiren.\nVII.\tIst gleich eine allgemeine Disposition zum Carcinom in den meisten F\u00e4llen von seiner \u00f6rtlichen Entstehung an vorhanden, so muss doch zugegeben werden, dass das Carcinom sich auch aus einer \u00f6rtlichen Disposition bilden kann, in deren Folge erst sp\u00e4ter die allgemeine Disposition eintritt, diese \u00f6rtliche Disposition kann auch durch besondere Einwirkungen nachweisbar bedingt werden.\nDie Richtigkeit dieses Satzes kann im Allgemeinen durchaus nicht bestritten werden, aber seine Anwendung im Einzelnen erfordert eine specielle Zergliederung der Grenzgebiete des Carcinoms, welche vor der genauem Kennt-niss der Structur der pathologischen Geschw\u00fclste nicht mit der w\u00fcnschenswerten Klarheit und Sicherheit gegeben werden konnte.\nDass wahre Carcinome in sehr vereinzelten und sehr seltenen F\u00e4llen durch Exstirpation geheilt worden sind, l\u00e4sst sich meines Erachtens nicht bezweifeln. Bayle und Cayol berichten \u00fcber mehrere F\u00e4lle von Krebs, wo die Exstirpation mehreremal wiederholt wurde und wo das Uebel dann nicht wiederkehrte. Hieher geh\u00f6rt ein Fall von Sabatier. Eine Frau wurde zweimal an der Brust operirt. F\u00fcnf Jahre nach der zweiten Operation genoss sie einer guten Gesundheit. Ein \u00e4hnliches Verhalten wurde an einem Officier beobachtet, der an einer Geschwulst der Brust litt. Hieher geh\u00f6rt ferner ein von Lacombe erz\u00e4hlter Fall von einer Frau, die viermal operirt wurde und darauf seit 5 Jahren einer guten Gesundheit genoss. Vollkommen sicher ist es von diesen F\u00e4llen freilich nicht, dass es Krebs gewesen; denn auch gutartige Geschw\u00fclste kehren leicht wieder, wenn sie unvollkommen exstirpirt werden. Einmal operirte F\u00e4lle mit Heilung ohne die Controlle der anatomischen Untersuchung k\u00f6nnen hier nat\u00fcrlich gar nicht\n*) Dictionnaire des sciences m\u00e9dicales. T. III. 573.\n7*","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nmit gez\u00e4hlt werden, da alles m\u00f6gliche f\u00fcr Scirrhus und Krebs exstirpirt wird. Mein Freund Pockels hat mir mitge-theilt, dass er unter vielen traurigen Erfahrungen ein wahres Carcinoma mammae durch Exstirpation geheilt habe. Derselbe erkennt die Degeneration dieses Falles als identisch mit der von mir aufgestellten h\u00e4ufigsten Form des Brustkrebses, mit dein Carcinoma reticulare. Ein gemischtes Carcinom der Augenh\u00f6hle, n\u00e4mlich tbeils Carcinoma reticulare, theils Carcinoma melanodes, welches mein verehrter College J\u00fcngken bei einem erwachsenen M\u00e4dchen exstirpirte und mir \u00fcbergab, ist nun seit 2 Jahren noch nicht wiedergekehrt, w\u00e4hrend durchaus \u00e4hnliche F\u00e4lle traurig endeten. Ein Carcinoma reticulare mammae der weiblichen Brust, welches mein verehrter College v. Gr\u00e4fe exstirpirte, blieb viel l\u00e4nger aus, es kehrte erst nach 5 Jahren wieder. Ich untersuchte die erneuerte Degeneration in der zweiten Brust. Es war Carcinoma reticulare. F\u00e4lle von spontan geheiltem oder durch Operation geheiltem Markschwamm werden mehrfach erz\u00e4hlt. Grosheim hat mehrere F\u00e4lle dieser Art zusammengestellt in der Medicinischen Zeitung des Vereins f\u00fcr Heilkunde in Preussen, 1838. N. 11. p. 57. Da so vieles mit Markschwamm verwechselt wird, so kann man sich leider auf alle diese F\u00e4lle nicht in dieser Sache berufen. Am zuverl\u00e4ssigsten sind noch die F\u00e4lle, wo ohne Operation ein Markschwamm des bulbus oculi sich zur\u00fcckbildete, ehe die cornea durchbrochen wurde. Vergl. v. Ammon in dessen Zeitschrift f\u00fcr Ophthalmologie. I. B. p. 117. Freilich sind diese F\u00e4lle sehr selten. Aber die Existenz eines einzigen durch Exstirpation geheilten sichern Falles von Carcinom beweist auch die M\u00f6glichkeit einer anfangs bloss \u00f6rtlichen Disposition, welche mit der Wegnahme des befallenen Theiles nicht zur allgemeinen werden kann.\nDen sichersten Beweis f\u00fcr die M\u00f6glichkeit einer anfangs bloss \u00f6rtlichen Disposition zum Krebs, welche sp\u00e4ter gewiss allgemein wird, liefert der Schornsteinfegerkrebs des Hodens nach den Erfahrungen der englischen Aerzte. Traverssagt: the chimney sweeper\u2019s is the purest specimen of local cancer. Next to this the cancer of the lip; yet in both the constitution is predisposed, and unless it be the occassional cause is ineffectual in producing the disease. Nach Travers kehrt der Schornsteinfegerkrebs immer wieder, wenn der afficirte Theil weggenommen wird. Wenn man auch zugebeu kann, dass die \u00f6rtliche Entstehung des Schornsteinfegerkrebses durch die Einwirkung des Busses eine allgemeinere Pr\u00e4disposition oft vorfinde, so glaube ich doch nicht, dass sie, wie Travers behauptet, zu seiner Entstehung nothwendig ist. Denn der Schornsteinfegerkrebs ist nicht in allen F\u00e4llen t\u00f6dtlich. Langstaff sah keinen vom Schornsteinfegerkrebs befallenen davon kommen, wenn die Affection die Inguinaldr\u00fcsen ergriffen hatte. Sie pflanzte sich dann auf die Lumbar- und Abdominaldr\u00fcsen fort. Diese Aeusserung setzt wenigstens die Heilung der Krankheit durch fr\u00fchzeitige Exstirpation voraus. Earle ##) behauptet dies ausdr\u00fccklich und f\u00fchrt einen Fall von Schornsteinfegerkrebs des Hodens an, wo die Exstirpation dauernde Heilung bewirkte. Bei l\u00e4ngerer Dauer der Krankheit wird sie constitutionell.\nEine Abbildung des Schornsteinfegerkrebses giebt A. Cooper in seinem Werk \u00fcber die Bildung und Krankheiten des Hodens. II. Weimar. 1832. Taf. XII. Fig. 3. Ciu der Abbildung unrichtig 1. bezeichnet). Die feinere Structur ist noch nicht untersucht.\nA. Cooper und Keate sahen den Schornsteinfegerkrebs von denselben Ursachen auch einigemal an der Wange.\nDiese Krankheit wirft viel Licht auf die Gesichts- und Lippenkrebse, welche zuweilen durch \u00f6rtliche Behandlung geheilt werden, und deren B\u00f6sartigkeit dann in einer nur \u00f6rtlichen Disposition bestand.\nEarle giebt a. a. 0. auch sehr lehrreiche Beobachtungen \u00fcber die localen Krankheiten der Lippen und des Gesichts, welche krebsartig aussehend, es oft nicht oder wenigstens nicht anfangs sind, und nach der Operation oder \u00f6rtlichen Behandlung nicht wiederkehren.\nDie Unterscheidung des Hautkrebses von vernachl\u00e4ssigten oder schlecht behandelten anderen Geschw\u00fcren der Haut nach der Structur ist sehr schwer und .nicht immer m\u00f6glich. Die characteristischen Formen des Krebses sind hier selten, ich sah unter vielen F\u00e4llen nur einmal Carcinoma reticulare. In keinem Theil der Pathologie des Krebses sind ferner die Begriffe schwankender als hier. Vom Standpunkt dieser Untersuchung kann bemerkt werden, dass B\u00f6sartigkeit eines Geschw\u00fcrs nicht zum Begriff des Krebsartigen hinreichend ist, denn sonst m\u00fcsste auch der Herpes rodens Krebs seyn. Zum Begriff eines localen krebsartigen Uebels geh\u00f6rt, dass es sich aus Krebsknoten entwickelt, dass es fortdauernd und sich selbst \u00fcberlassen die Structur der ihm begegnenden Gewebe, Muskeln, Schleimh\u00e4ute, Knochen, letztere ohne die Erscheinungen einfacher Caries und Necrose verzehrt, und dass es Formen aus der ganzen Klasse der krebshaften Krankheiten hervorrufen kann. Entsteht erst aus einer nicht krebshaften Ulceration durch sp\u00e4ter entstandene Disposition ein Hautkrebs, so ist die Verwickelung noch gr\u00f6sser. Dann f\u00e4llt die erste Entstehung aus einem Krebsknoten weg. Beim Schornsteinfegerkrebs fehlt, da das Uebel durch ganz locale Ursachen und vor der Bildung der krebshaften \u00f6rtlichen Disposition veranlasst wird, der primitive Krebsknoten, die ersten Erscheinungen sind Erosionen von der Einwirkung des Busses. Aber im fernem Verlauf fehlt zuletzt kein Merkmal einer carcino-mat\u00f6sen Krankheit mehr. Die Krankheit pflanzt krebshafte Anschwellungen in die Ferne fort. In Hinsicht der Ursachen, welche ausser dem Buss eine \u00d6rtliche Disposition zur krebshaften Vegetation erzeugen k\u00f6nnen, muss ich auf\n*) Medico-chirurgical transactions. XVII. p. 41L **) Medico-chirurgical transactions. XII. p, 2.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"29\ndie Abhandlung yon v. Walther verweisen. Derselbe macht es wahrscheinlich, dass dies solche Ursachen sind, welche nicht reizend genug wirken, um eine reine Entz\u00fcndung hervorzurufen, aber durch wiederholte Einwirkungen die Reizbarkeit abstumpfen, oder gleich von Anfang ihrer Einwirkung die gesunde, in harmonischer Wechselwirkung mit dem Ganzen th\u00e4tige Vegetationskraft st\u00f6ren, *wie Quetschungen u. a. Ein in diesen Zustand versetztes Organ ist dann sp\u00e4ter, wenn auch die zur Entz\u00fcndung sonst hinreichenden Ursachen eintreten, zur Entwickelung einer einfachen und in sich abgeschlossenen Entz\u00fcndung nicht f\u00e4hig.\nDie Art der Ausbildung der carcinomatosen Dyscrasie aus einer bloss \u00f6rtlichen Disposition entgeht den weiteren Forschungen. Indessen l\u00e4sst sich sehr gut einsehen, wie, wenn einmal Zellen mit productiver Tendenz entstanden sind, die Aufnahme der Keimkerne in die Circulation ihre Verbreitung mit derselben an einen zu ihrer Entwickelung geeigneten Boden und secund\u00e4re Geschw\u00fclste bedingen kann. Ob hiermit die Erscheinung markschwammartiger Massen im Innern der grossen Blutgef\u00e4sse, namentlich der Venen, die von A. Cooper, Crnveil/\u00e4er, Carswell u. A. beobachtet ist, in Zusammenhang gebracht werden k\u00f6nne, ist zweifelhaft, da man nicht sicher weiss, ob diese Massen ohne organischen Zusammenhang mit den Gef\u00e4ssen sind. Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt eine genauere Untersuchung hier\u00fcber anzustellen. Siehe \u00fcber diesen Gegenstand Cruveil/iier anal, patliol. livr. 18. Carswell a. a. O. Carcinoma. A. Cooper die Bildung und Krankheiten des Hodens. Weimar. 1832. II. Taf. 9.\nVIII.\tGewisse Geschw\u00fclste, welche an sich durchaus nicht krebsartig sind, und in deren Natur es liegt, durchaus \u00f6rtlich bleiben zu k\u00f6nnen, k\u00f6nnen unter gewissen Bedingungen die \u00f6rtliche Disposition zum Krebs leichter ausbilden.\nHieher scheinen vorz\u00fcglich die Telangiectasien und Mutterm\u00e4ler gerechnet werden zu m\u00fcssen, von denen v. Walther gezeigt, dass sie unter fortdauernder Reizung aus inneren oder \u00e4usseren Ursachen sich zu Schw\u00e4mmen entwickeln, deren physiologische Eigenschaften denen der krebshaften Geschw\u00fclste gleich sind. Sie sind weniger als andere Theile einer einfachen Entz\u00fcndung und ihrer reinen Ausg\u00e4nge f\u00e4hig.\nIX.\tViele vom Krebs verschiedene Geschw\u00fclste haben hingegen selbst bei wiederholten M ishandlungen keine Neigung zur Entwickelung der krebshaften Disposition, oder richtiger ihre Neigung zur Disposition des Krebses ist wenigstens nicht gr\u00f6sser als die anderer gesunder Gewebe.\nHieher geh\u00f6ren erwiesenermassen die einfachen Fettgeschw\u00fclste, die sehnigen fibr\u00f6sen Geschw\u00fclste oder Des-moiden, wie die Untersuchungen von Baylelehren. Nicht gr\u00f6sser ist diese Disposition nach meinen Untersuchungen beim Enchondrom, Cholesteatom, Cystosarcom, und bei den eiweissartigen Sarcomen und Osteosarcomen fzelliges Sarcom, Sarcoin mit geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen und faseriges Sarcom). Reizungen, theilweise Excisionen, bedingen zwar ein st\u00e4rkeres Fortwuchern dieser Geschw\u00fclste, aber mit ihrer vollst\u00e4ndigen Exstirpation h\u00f6rt auch ihre Reproduction auf, und wenn sie nachtheilig auf die gesammte Constitution wirken, so thun sie es bloss durch S\u00e4fteverlust. Ein von mir untersuchtes ei weissartiges Sarcom der Pockelsschen Sammlung, welches sich in der weiblichen Brust entwickelt batte, verursachte aufgebroclien die drohendsten Blutungen und wurde doch von Pochels mit v\u00f6llig gl\u00fccklichem Erfolg exstirpirt. Ein Sarcoma der Conjunctiva kehrte nach mehrmaliger Operation, weil unvollst\u00e4ndig exstir-pirt, wieder, blieb aber nach der dritten Exstirpation durch Dr. Helling aus. Ich verweise in Hinsicht des N\u00e4hern auf die sp\u00e4tem Untersuchungen.\nX.\tJede Form des Krebses scheint in allen Lebensaltern und in allen Organen vorzukommen, einige Organe sind aber in bestimmten Lebensaltern mehr dem Krebs als andere ausgesetzt.\nVom Markschwamm ist es l\u00e4ngst bekannt, dass er alle Lebensalter ohne Unterschied bef\u00e4llt. Dass aber auch das Carcinoma reticulare, die gew\u00f6hnliche Degeneration der krebshaften Weiberbrust in den \u00e4lteren Jahren, eine auf alle Alter sich ausdehnende Krankheit ist, hatte ich vielfach Gelegenheit zu beobachten. Ich sah es mehrmal in der Orbita der Kinder. Dasselbe gilt vom Carcinoma melanodes. Der gew\u00f6hnliche Brustkrebs steht daher als Krebsform in keiner n\u00e4hern aitiologischen Beziehung zu den klimakterischen Jahren der Frauen, diese Verbindung bezieht sich bloss auf das Organ. Die Brust wird wie der Uterus zu dieser Zeit h\u00e4ufiger vom Careinom befallen. Aber jene Form des Carcinoms ist allen Altern eigen.\nDass eine bestimmte Form des Carcinoms einem bestimmten Gewebe eigen sey, ist \u00f6fter behauptet worden, ist aber nicht gegr\u00fcndet. Vom Markschwamm ist es allgemein anerkannt, dass er in allen Organen und Geweben Vorkommen k\u00f6nne. In der Orbita hat er auch eine gleiche Beziehung zu allen Theilen des Auges. Es hat keinen richtigen Sinn zu fragen, ob er hier vom Sehnerven oder von der Choroidea oder andern Theilen des Auges ausgehe. In einzelnen F\u00e4llen mag die vorwiegende Affection des einen oder andern Theiles deutlicher seyn ; es giebt aber F\u00e4lle, wo Augenmuskeln, Sclerotica, Choroidea, Sehnerven, Glask\u00f6rper dieselbe Generation gleichzeitig wahrnehmen lassen, wie aus den zahlreichen Schriften \u00fcber diesen Gegenstand hervorgeht, und ich aus eigener Erfahrung an den von\n*) Dictionnaire des sciences m\u00e9dicales. T. 7. Corps fibreux de la matrice.\n8","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"----- 30 -----------\nHerrn J\u00fcnqken exstirpirten Geschw\u00fclsten weiss. Das Mednllarsarconi der Sch\u00e4delknochen, der dura mater und des Gehirns ist bald an einem dieser Theile, bald an mehreren zugleich entwickelt. Siehe Ebermaier \u00fcber den Sch\u00e4del-schwamm und im encyelop\u00e4dischen W\u00f6rterbucli der medicinischeu Wissenschaften. Artikel: Hirnhautschwamm und Hirnschwamm.\nDas Carcinoma simplex oder der Scirrhus sollte dem dr\u00fcsigen Gewebe eigen seyn. Es ist bekannt, dass er sowohl mit Scirrhus der Brustdr\u00fcse als nacli der Exstirpation desselben in den Knochen erscheinen kann. Schon Jean Louis Petit beobachtete Knochenkrebs bei cancer mammae, CruoeUMer sah krebshafte Degenerationen der Knochen beim cancer mammae und nach dessen Operation, und bemerkt ausdr\u00fccklich, dass in diesen F\u00e4llen der Knochenkrebs bald Scirrhus, bald Encephaloid sey. Ich beobachtete bei einem ausserordentlich harten einfachen Scirrhus der Brust durchaus dieselben Bildungskugeln und ihren gleichen Inhalt in der Brust und in den gleichzeitigen harten Geschw\u00fclsten im Markgewebe der Hippen. Das Carcinoma fasciculatum sah ich in der Brustdr\u00fcse, in der Orbita und in einem krebsartigen Schwamm der Haut. Das Carcinoma alveolare und reticulare haben ebenfalls eine ganz allgemeine Verbreitung, und von der schwammigen Melanose w\u00fcrde es unn\u00f6thig seyn, sich auf eigene Erfahrungen au berufen, es ist eine bekannte Thatsache.\n*) An nt. path oh Iivr. 20.","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Zweite Abtheilung.\nVon den Geschw\u00fclsten, welche mit den krebshaften verwechselt\nwerden k\u00f6nnen.\nI. Von den knorpeligen Geschw\u00fclsten. Enehondroma #).\nSynonymia: Sarcoma cartilagineum, chondro\u00efdes, Tumor cartilagineus.\nDie Bezeichnung Chondroid ist schon \u00f6fter in der pathologischen Anatomie, aber nicht gerade in dem Sinne angewandt worden, den wir den knorpeligen Geschw\u00fclsten oder dem Enehondroma beilegen. Ueusinyer umfasste zum Beispiel unter dem Namen Chondroiden eine grosse Anzahl von pathologischen Bildungen und selbst die Tuberkel. Die sehnigen Fasergeschw\u00fclste des Uterus wurden von Einigen Chondro\u00efde genannt, wegen ihrer knorpelartigen H\u00e4rte, aber sie haben in ihrem Bau keine Aehnlichkeit mit dem Knorpelgewebe. Ebenso wenig rechnen wir hielier die Fasergeschw\u00fclste in anderen Theilen, z. B. im Kehlkopfe, die pathologischen freien K\u00f6rperchen in den Gelenken, welche, wenn sie auch eine knorpelartige H\u00e4rte besitzen, doch keine Knorpelstructur haben, sondern aus Fasern bestehen. Es w\u00fcrde daher der Name Chondroid, Sarcoma chondro\u00efdes auf die Geschw\u00fclste von der Structur der wahren Knorpel und den chemischen Eigenschaften derselben einzuscbr\u00e4nken seyn. Da indess der Name Chondroid so h\u00e4ufig auf andere Bildungen ausgedehnt worden, und die wahren Knorpelgeschw\u00fclste bisher oft verkannt wurden und unter anderen Namen, z. B. selbst unter den Krebsgeschw\u00fclsten ihre Rolle spielten, so ist es vielleicht angemessener, den Namen Enehondroma oder Chondroma f\u00fcr diejenigen wahren Chondroiden Jjeizubehalten, welche ich unter jenem Namen vor einiger Zeit als eigenth\u00fcmliche und nicht immer richtig erkannte Formen beschrieben habe\n1. Allgemeine Beschreibung des Enehondroma.\nDas Enehondroma ist eine durch Amputation heilbare schwammartige Geschwulst der Knochen oder auch weicher Tkeile, z. B. der Dr\u00fcsen. Es bildet eine sph\u00e4roidische, nicht lappige Geschwulst bis zu Gr\u00f6sse einer Faust und mehr. In weichen Theilen vorkommend hat es einen d\u00fcnnen zellgewebeartigen Ueberzug; in den Knochen, wo es am h\u00e4ufigsten ist, erscheint es als eine von der Beinhaut \u00fcberzogene weiche Expansion des Knochens, welche sich entweder im Innern desselben entwickelt, mit blasenartiger Ausdehnung der sehr verd\u00fcnnten Rinde, oder auch seltener aus dem \u00e4usseren Umfange des Knochens sich hervorbildet, und dann nicht nothwendig von einer Knochenrinde \u00fcberzogen ist. Im ersten Fall findet sich die blasig ausgedehnte sehr verd\u00fcnnte Rinde unter der Beinbaut an der Oberfl\u00e4che der Geschwulst ganz oder zum Tlieil vor, als eine Art Schale, welche die weiche Masse einschliesst. Zuweilen sind von der Rinde nur einzelne isolirte inselartige d\u00fcnne Knochenpl\u00e4ttchen \u00fcbrig. Die Gelenkfl\u00e4chen der Knochen werden von dieser Krankheit gew\u00f6hnlich gar nicht, oder sehr wenig ver\u00e4ndert; selbst wenn die Phalanx eines Fingers zu einer citronendicken runden Geschwulst aufgetrieben ist, so sind in der Regel die Gelenkfl\u00e4chen erhalten und sitzen dann wohl an der Oberfl\u00e4che der kugeligen Geschwulst. Die Geschwulst schreitet daher trotz aller Ausdehnung der Knochen nicht leicht \u00fcber die Gelenkfl\u00e4chen fort, und wenn sich an zwei aneinander anstossenden Phalangen eines Fingers diese Expansion bildet, so verschmelzen die Geschw\u00fclste nicht leicht miteinander. Auch bildet sich nur in seltenen F\u00e4llen Anchylose aus, wie in einem zum Enchondroin zu rechnenden von Mery beschriebenen Falle.\nDie \u00fcber dem Enchondroin liegenden Theile bleiben gew\u00f6hnlich unver\u00e4ndert, wenn es auch noch so sehr sich ausdehnt. Hierdurch und durch seine langsame schmerzlose Entwickelung, durch sein f\u00fcr die Constitution unsch\u00e4dliches 10\u2014SOj\u00e4hriges Fortbestehen giebt sich die Geschwulst als gutartige zu erkennen. Der Inhalt der Geschwulst ist weich, in den Knochen und an den Knochen meist mit unterwebten Bruchst\u00fccken der spongi\u00f6sen Substanz der Knochen, die aber auch ganz fehlen k\u00f6nnen. Das Parenchyma der Geschwulst zeigt auf dem Durchschnitt meist zweierlei mit blossem Auge erkennbare Bestandtheile, einen fibr\u00f6sh\u00e4utigen und eine dem Knorpel oder fester Gallerte\n*) Y\u00b0n h'Xov\u00e0QO\u00c7> knorpelig.\n**) Rede zur Feier des 42, Stiftimgstages des K\u00fcnigl. med. chir. Friedrich Wilhelms-Institutes am 2. August 1836.\n8-","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\n\u00e4hnliche graue leicht durchscheinende Substanz. Der fibr\u00f6sh\u00e4utige, welcher nur selten fehlt, bildet kleine und grosse Zellen, bis zur St\u00e4rke einer\tErbse und mehr5 in den\tgrossen sind oft noch kleinere enthalten. In\tden H\u00f6hlungen\nderselben liegt\tdie grauliche\tetwas durchscheinende zweite Masse, welche sich vom Knorpel durch\tihre Weichheit\nunterscheidet und eher dem weichen hyalinischen Knorpel der Knorpelfische, ja selbst zuweilen einer festen Gallerte gleicht. Diese Massen lassen sich leicht aus den Zellen aussch\u00e4len und sind leicht zu zerbr\u00f6ckeln. Die Substanz beh\u00e4lt, wie der hyalinische Knorpel der Knorpelfische, im Weingeist ihre leicht durchscheinende Beschaffenheit. Die mehr durchscheinenden knorpeligen Massen sind durch Zwischentreten von h\u00e4utigen Bildungen conglom\u00e9rat. Diese Conglomeration\tist dem Enchondrom eigent\u00fcmlich und\tkommt nicht hei anderen Knochengeschw\u00fclsten\tvor. Erscheint\ndie Masse des\tEnchondroms\tauf der Oberfl\u00e4che frei,\tso sieht man kleine Erhabenheiten, welche die\tConglomeration\nschon aussen anzeigen.\nBei mikroskopischen Untersuchungen erkennt man den fibr\u00f6sh\u00e4utigen Theil aus durchsichtigen Fasern gewebt5 die hyalinische Masse aber gleicht unter dem Mikroskop so. vollkommen dem Knorpel, dass ich deswegen die Bezeichnung w\u00e4hlte. Der wahre Knorpel, auch der Knorpelfische, enth\u00e4lt n\u00e4mlich die von Purkinjezuerst beim Menscheu beschriebenen eingestreuten, ovalen oder rundlichen, halbdurchsichtigen Knorpelk\u00f6rperchen, Zellen mit K\u00f6rnchen oder kleineren Zellen. Gerade solche mikroskopische K\u00f6rperchen sind in der hyalinischen Masse enthalten. So \u00e4hnlich nun die hyalinische Masse f\u00fcr das blosse Auge und f\u00fcr die mikroskopische Ansicht dem Knorpel ist, so unterscheiden doch die fibr\u00f6sh\u00e4utigen Kapseln oder Zellen, welche meist die ganze Geschwulst durchziehen, die Textur von dem eigentlichen Knorpel. Diese h\u00e4utigen Bestandteile enthalten Blutgef\u00e4sse, wie die Injection einer zum Enchondrom geh\u00f6rigen Geschwulst, welche v. Walther und Weber beschrieben, zeigt\nIch hatte diese Geschwulst bis zum Jahre 1836 einmal in der Parotis und viermal in den Phalangen und Mit-* **) telhandknochen der Hand beobachtet, eine allgemeine Beschreibung dieser F\u00e4lle habe ich bereits a. a. 0. gegeben. Der Fall von der Parotis unterscheidet sich von den \u00fcbrigen bloss durch den Mangel aller Knochensubstanz, die in den \u00fcbrigen zuf\u00e4llig ist und von dem Theil herr\u00fchrt, in welchem die Geschwulst sich entwickelt. In dein ersten Fall von der Hand beginnt die Geschwulst in den Phalangen des Zeigefingers, indem das Innere derselben weich wird und die Rinde der mittleren Phalanx nach einer Seite hin blasig aufgetrieben erscheint. In dem zweiten Fall erscheinen die Mittelhandknochen und Phalangen der zwei \u00e4ussersten Finger zu sph\u00e4roidischen Geschw\u00fclsten ohne alle Unebenheit ausgedehnt, und die blasig d\u00fcnn gewordene Rinde enth\u00e4lt die beschriebene Masse mit Fragmenten der spongi\u00f6sen Knochensubstanz. Im dritten Falle sind alle Mittelhandknochen und Phalangen zu sph\u00e4roidischen Geschw\u00fclsten expandirt, und es bleibt von der Form der Knochen nichts als die Gelenkfl\u00e4chen \u00fcbrig; das Innere enth\u00e4lt nur weiche Masse ohne alle Knochensubstanz und die Rinde besteht nur aus inselartigen ganz d\u00fcnnen St\u00fcckchen. In den vorhin erw\u00e4hnten F\u00e4llen, welche das K\u00f6nigliche anatomische Museum Herrn v. Gr\u00e4fe verdankt, ist noch keine ulcer\u00f6se Degeneration, kein Aufbruch erkennbar. Alle auf den Knochen liegenden Tlieile, die Sehnen, die Muskeln, haben ihre Textur vollkommen erhalten und die Haut ging \u00fcber alle diese sph\u00e4roidischen Massen unversehrt weg. Dies ist f\u00fcr das Enchondrom characteristisch. Gleichwohl bricht es in einer Reihe von Jahren langsam fortschreitend zuletzt auf. Diese Tendenz theilt unsere Geschwulst mit vielen anderen gutartigen und b\u00f6sartigen. In diesem Stadium sehen wir das Enchondrom in dem vierten Falle, der noch aus GottL Walters Sammlung ist. Einige der runden Geschw\u00fclste der Phalangen und Mittelhandknochen sind aufgebrochen; die in diesem Falle noch sehr ansehnliche expandirte Rinde ist theilweise zerst\u00f6rt, der Inhalt vereitert und von einer der Geschw\u00fclste ist nur noch gleichsam die Schale \u00fcbrig, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen noch geschlossen und in der Entwickelung begriffen sind. Allein trotz dieser Zerst\u00f6rungen, zu welchen das Enchondrom zuletzt, wenn es nach vielen Jahren aufbricht, tendirt, und durch welche es in Folge des S\u00e4fteverlustes und der \u00f6rtlichen Zersetzung den Ruin des ganzen lierbeif\u00fchren kann, ist es durch Amputation heilbar. Es kehrt weder an der Amputationsstelle, noch an anderen Thei-len wieder, und wenn es durch seine gleichzeitige Entwickelung an mehreren oder vielen Knochen der Hand einen Schein von constitutioneller B\u00f6sartigkeit zu erkennen giebt, so hat die Ausbreitung doch meist nur, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, ihren Grund in der ausgebreiteten Wirkung der ersten Ursache, welche in der Regel Quetschung ist. Das Enchondrom der Parotis erhielt das K\u00f6nig]. Museum aus der Bergerchen Sammlung in Braunschweig. Mein hochgeehrter College Schlemm erinnert sich aus der Zeit seines Aufenthaltes in Braunschweig sowohl dieses Schwammes der Bergerschen Sammlung als der Person, von welcher er entfernt wurde, und weiss mit Bestimmtheit, dass sie geheilt wurde. Von den drei F\u00e4llen, welche aus der chirurgisch-ophthalmiatrischen Clinik der Universit\u00e4t herr\u00fchren, ist ermittelt, dass die Operation einen gl\u00fccklichen Erfolg hatte; von dem Falle der Walterschen Sammluug haben wir keine weitere Kenntniss.\nSp\u00e4ter habe ich das Enchondrom in mehrern Sammlungen von Deutschland und England in derselben constan-ten Form wiedergesehen. Einmal sah ich es in der Sammlung von Pockets in Braunschweig, welcher mir das Pr\u00e4parat zur Anfertigung einer Zeichnung anvertraute. Diese Pr\u00e4paration ist f\u00fcr die Anschauung der Ver\u00e4nderungen\n*) Deutsch de penitiori oss\u00eeum structura observationes. Diss. Vratisl. 1834. 4.\n**) v, Griife\u2019s und v. Walthers Journal XIII. B. 351. 374.","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"33\nwichtig, welche das Encliondrom hei seiner Entwickelung im Innern der Knochen, an den Knochen selbst hervorbringt, die weichen Theile der Geschwulst sind n\u00e4mlich durch Maceration entfernt, und man sieht die blasig ausgedehnte Rinde durchl\u00f6chert. Siehe Taf. V. Fig. 1. Das Aeussere der Phalangen und Mittelhandknochen. Fig. 3. Die innere Fl\u00e4che der Rinde einer der gr\u00f6ssten Geschw\u00fclste, welche rauh und von vielen Hervorragun-gen der Knochenrinde nach innen, Resten der spongi\u00f6sen Substanz, uneben erscheint. Zweimal sali ich das Encliondrom in der Meclcelschen, jetzt K\u00f6nigl. Sammlung zu Halle, und 9mal in den Museen von London. Siehe \u00fcber die einzelnen Pr\u00e4parate den sp\u00e4tem Bericht \u00fcber die Geschichte der zum Encliondrom geh\u00f6rigen Beobachtungen. Was die H\u00e4ufigkeit der Geschwulst in den verschiedenen Theilen betrifft , so ist sie seltener in den weichen Theilen als in den Knochen. Unter 36 von mir gesammelten F\u00e4llen , deren gr\u00f6sserer Theil von mir selbst gesehen und als Encliondrom erkannt ist, geh\u00f6ren nur vier weichen und zwar dr\u00fcsigen Theilen an, einer der Parotis, einer der Brustdr\u00fcse, zwei dem Hoden. Unter den Knochen bef\u00e4llt es am h\u00e4ufigsten die Mittelhandknochen und Finger. Unter den F\u00e4llen von Encliondrom der Knochen geh\u00f6ren \u25a0\u00a7\u25a0 hieher. Am Unterschenkel wurden drei F\u00e4lle, am Oberschenkel nur einer, einer am Darmbein, einer an der Basis cranii, einer an den Rippen beobachtet.\n2. Entwickelungsformen des Enchondroma in den Knocken.\nZur Zeit meiner ersten Mittheilungen \u00fcber das Enchondrom der Knochen kannte ich bloss die h\u00e4ufigste seiner Entwickelungsformen, n\u00e4mlich die centrale im Innern des Knochens, mit blasiger Auftreibung der Rinde des Knochens. Seit dieser Zeit habe ich Gelegenheit gehabt, mich von der Existenz einer zweiten Entwickelungsform desselben auf der Oberfl\u00e4che der Knochen ohne Auftreibung der Rinde zu einer Schale zu \u00fcberzeugen.\nA. Enchondrom der Knochen mit kn\u00f6cherner Schale.\nDies ist bei weitem die gew\u00f6hnlichste Form an den kleinern R\u00f6hrenknochen, an den Mittelhand- und Mittel-fussknochen und den Phalangen der Hand und des Fusses. Die Ver\u00e4nderungen, welche es in den Knochen hervorbringt, lassen sich am besten aus den gegebenen Abbildungen beurtheilen, wo man es in den verschiedenen Knochen der Hand von seiner ersten Bildung bis zur monstr\u00f6sen blasigen Auftreibung der Rinde des Knochens wahrnimmt. Die ersten Ver\u00e4nderungen sind Erweichung der spongi\u00f6sen Knochensubstanz im Innern des Knochens, deren Stelle die weiche Masse des Enchondroms einnimmt. W\u00e4hrend dies geschieht, erweitert sich die Rinde des Knochens, wie von einer innern Gewalt. Aber diese Ausdehnung kann nur durch eine Metamorphose der Ern\u00e4hrung geschehen. Denn die verd\u00fcnnte Rinde zerbricht dabei nicht, sondern beh\u00e4lt lange ihren vollkommnen Zusammenhang. Vielmehr muss die Knochenbildung, in dem Maass als der vorhandene Knochen zerst\u00f6rt wird, auf der Oberfl\u00e4che der Geschwulst fortdauern, und die Rinde des Knochens sich fort und fort ver\u00e4ndern. Schreitet das Wachsthum der neuen Bildung im Innern des Knochens fort, so wird allm\u00e4hlig die Rinde an einzelnen Stellen unzusammenh\u00e4ngend, durchl\u00f6chert, und zuletzt kann sie sogar bis auf einzelne ganz d\u00fcnne inselartig isolirte St\u00fccke auf der Oberfl\u00e4che der immer glatten sph\u00e4roidischen Geschwulst verschwinden.\nDiese Form stimmt in mehreren Formen mit dem, was A. Cooper in seiner Abhandlung \u00fcber die Exostose5*) cartilaginous exostosis of the medullary membrane nennt. A. Cooper theilt n\u00e4mlich die Exostosen in pe-riosteale (zwischen Beinhaut und Knochen) und medull\u00e4re ein; jede dieser Formen kann knorpelig oder auch fun-g\u00f6s seyn. A. Cooper bemerkt ausdr\u00fccklich, dass bei der cartilagin\u00f6sen Exostose der Markhaut die Schale des Knochens \u00e4usserst ausgedehnt werde, und dass sich in der H\u00f6hle des Knochens eine grosse Masse eines festen elastischen und fibr\u00f6sen Knorpels bildet. In this case the shell of the bone becomes extremely expanded, or rather the original shell is absorbed, ad a new one deposited; and within this ossifie cavity thus produced, a very large mass of cartilage is formed, elastic, firm and fibrous. Die letztere Aeusserung macht jedoch wieder ganz zweifelhaft, ob A. Cooper\u2019s cartilaginous exostosis of the medullary membrane hieher geh\u00f6rt, und ob nicht vielmehr auch F\u00e4lle gemeint sind,\two sich\teine feste fibr\u00f6se Geschwulst im Innern des\tKnochens bildet und die\n\u00bbSchale des Knochens\tausdehut.\tIch sah\tF\u00e4lle dieser Art im Bartholomews-Hospital-Museum No. 148.\t149.\nEine fibr\u00f6se Geschwulst hatte sich sowohl im Innern des Unterkiefers, als auf, dessen \u00e4usserer Oberfl\u00e4che entwickelt. Unser Enchondrom ist niemals fibr\u00f6s, sondern besteht immer aus einem Aggregat von knorpeligen Brocken. Von\tden zwei\tvon A.\tCooper angef\u00fchrten F\u00e4llen (beide vom\tUnterkiefer) passt\tder\neine mehr auf fibr\u00f6se\tGeschwulst\toder Desmoid. Es ist der Fall der Sarah Dulwich\tpag. 188, es war\teine\nGeschwulst des Unterkiefers. The tumour originated from the medullary membrane within the cancellated\n*) Surgical essays by A. Cooper and B.\tLondon, 1818. P. I\u00bb p* 169,","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"structura of the bone, and was composed of cartilage and bony spicula, but upon the surface consisted chiefly of a white fibrous elastic masse resembling the elastic ligament of the body. The shell of the bon was entirely absorbed.\nB. Enchondroma der Knochen ohne blasige Knochenrinde.\nAn Knochen mit vorzugsweise spongi\u00f6ser Substanz entwickelt sich das Enchondrom aus der spongi\u00f6sen Substanz nach aussen, ohne von einer Schale von Knochenrinde \u00fcberkleidet zu seyn, so z. B. aus der Substanz des Beckens, aus der spongi\u00f6sen Substanz der Sch\u00e4delknochen, aus derjenigen der Rippen. Die innere Bildung verh\u00e4lt sich gleich. In diesen F\u00e4llen ist die Oberfl\u00e4che weniger glatt, und die Geschwulst nicht regelm\u00e4ssig sph\u00e4roidisch. Die Oberfl\u00e4che desselben zeigt eine Agglomeration von rundlichen K\u00f6rpern von der Gr\u00f6sse einer Erbse oder mehr oder weniger, es sind an der Oberfl\u00e4che hervorragende Zellen mit weicher grauer Knorpelmasse gef\u00fcllt. Aus solchen ist die ganze Geschwulst conglomerirt. Mehrere hieher geh\u00f6rige F\u00e4lle beobachtete ich in den pathologisch-anatomischen Museen zu London. Dahin geh\u00f6rt ein Fall im Museum des Royal college of surgeons. Die sehr grosse auf der Oberfl\u00e4che sehr h\u00f6ckerige Geschwulst ohne Knochenschale hat sich aus der spongi\u00f6sen Substanz der Rippen eines Mannes gebildet. Der Fall ist von Home beobachtet, und die Aufschrift des Gef\u00e4sses cartilaginous tumour which Is formed on a mans ribs. Der Durchschnitt zeigt ganz das gew\u00f6hnliche Verhalten des Enchondroms, runde Zellen von Erbsengr\u00f6sse mit durchsichtiger Knorpelmaterie gef\u00fcllt. Herr Professor Owen erlaubte g\u00fctig die mikroskopische Untersuchung. Ich fand die gew\u00f6hnlichen Knorpelk\u00fcrperehen oder Knorpelzellchen. Ilie und da zeigten sich Reste der spongi\u00f6sen Substanz des Knochens fragmentarisch in die weiche Masse eingesprengt.\nEin Enchondrom der Basis cranii sah ich im Museum von Bartholomew\u2019s-Hospital Nr. 14. Es scheint sich aus der Basis cranii sowohl gegen die Sch\u00e4delh\u00f6hle als gegen die Nase entwickelt zu haben. Die Geschwulst bestand, wie ich vernahm, mehrere Jahre ohne Schmerzen. In diesem Fall musste die Krankheit wegen der Localit\u00e4t t\u00f6dlich ablaufen, w\u00e4hrend sie an andern Stellen mit gl\u00fccklichem Erfolg exstirpirt wird.\nIm Museum von Middlesex -Hospital, welches mir Herr Mayo zu zeigen die G\u00fcte hatte, erkannte ich das Enchondrom sogleich in einer Geschwulst, die sich aus dein Darmbein entwickelt hatte. Immense mass from the inner surface of the ilium.\nAuch die gr\u00f6sseren R\u00f6hrenknochen sind zuweilen zu der exogenen Form des Enchondroms geneigt, besonders dann, wenn sich dasselbe in dem spongi\u00f6sen Theile gegen die Gelenkenden entwickelt, z. B. in dem obern Ende der Tibia. In diesem Fall kann die Geschwulst auch ohne Schale sein. Einen Fall dieser Art sah ich im Bartholomew\u2019s-Hospital zu London. Die Geschwulst hatte sich gegen die Aussenseite der Tibia entwickelt und die Fibula zum Theil zerst\u00f6rt. Keine Schale. Mit dem wahren Enchondrom war zugleich noch ein zweiter ganz davon verschiedener sehr gef\u00e4ssreiclier Tumor entwickelt, der daneben lag. Herr Stanley, welcher die G\u00fcte hatte mir die Pr\u00e4parate dieses Museums zu zeigen, wird diesen Fall mit den andern merkw\u00fcrdigen Knochenkrankheiten dieses Museums in einem besonderen Werke mit Abbildungen erl\u00e4utern. Dieser Gelehrte war so freundlich, als er sah, welches Interesse ich an den pathologischen Pr\u00e4paraten jenes Museums nahm, mir mehrere lithographirte Abbildungen zu seinem Werke \u00fcber die Kiioclienkrankheiten mitzutheilen. Auf einer derselben ist der ebenerw\u00e4hnte Fall dargestellt. Die Nummer des Pr\u00e4parates im Museum vom Bartholomew\u2019s-Hospital ist 4L\nAuch eine zum Enchondrom zu rechnende Geschwulst des Oberschenkelbeins im Museum von Guy s-Hospital, welche im Catalog des Museums unter Nr. 666\" als Osteosarcoma aufgef\u00fchrt ist, ist ohne Schale. Am Unterschenkel kommt die Geschwulst zuweilen mit einer Schale vor, wie ich aus zwei trockenen Knochenpr\u00e4paraten des hiesigen anatomischen Museums schliessen zu k\u00f6nnen glaube.\nAber selbst an den Phalangen der Finger ist das Enchondrom in seltneren F\u00e4llen schalenlos, wie in zwei zunt Enchondrom zu rechnenden Pr\u00e4paraten, welche ich im Museum von Guy\u2019s-Hospital zu London sah. Exostosis of the first phalangial bone of the litt Le finger Nr. 1122 des Catalogue of the preparations of the anatomical museum of Cuy s-Hospital by Thomas Hodykin. Die Masse des Enchondroms geht hier seitlich ab, und auch in dem zweiten Fall Nr. 1124 E. des Catalogs fehlt wenigstens die Schale.\nZu dieser \u00e4ussern Form des Enchondroms geh\u00f6rt schwerlich was A. Cooper a. a. O. pag. 200 cartilagin\u00f6se Exostose zwischen Beinhaut und Knochen nennt und wovon er sagt, dass sie durch Operation heilbar sey, denn bei genauerer Ansicht der Beschreibung sieht man, dass er damit nur die gew\u00f6hnlichen \u00e4usseren verkn\u00f6cherten Exostosen mit knorpeliger thierischer Grundlage meint, welche vom Enchondrom verschieden sind. Diese Exostosen unterscheidet A. Cooper dann von den fung\u00f6sen periostealen Exostosen. Dass die von A. Cooper gemeinte Krankheit vom Enchondrom verschieden sey, geht aus der anatomischen Charakteristik, welche er giebt, hervor. Thus on dissection we discover I. the periosteum thicker than natural; 2 the cartilage immediately below the periosteum, and 3. ossifie matter deposited within the cartilage extending from the shell of the bone nearly to the internal surface of the periosteum, still leaving on the surface of the swelling a thin portion of cartilage unossified. Die beschriebenen einzelnen \u00ef\u00e2lle sind fast alle gew\u00f6hnliche Exostosen, mit Ausnahme der p. 208 beschriebenen Geschwulst des","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"35\nOberarmbeins, von der es heisst, dass der Haupftheil derselben aus Knorpel bestanden habe, in welchen au der Oberfl\u00e4che des Knochens zahlreiche Forts\u00e4tze eiudrangen. Diese Geschwulst bestand aus \u00a3 Knochen und | Knorpel. Die Abbildung der periostealen cartilagin\u00f6sen Exostose Tab. IX. Fig. 5. betrifft jedenfalls kein Enchon-drom. Die unter Figur 3. und 4. abgebildeten theihveise expaudirten Knochen k\u00f6nnten sich eher auf das Enchondrorn beziehen, aber sie betreffen trockne Pr\u00e4parate von Museen, von welchen die n\u00e4here Auskunft fehlt. Ein in der Einleitung zur Lehre von den Exostosen p. 176 erz\u00e4hlter Fall wird zum Enchondrorn geh\u00f6ren. Er betrifft eine gr\u00f6sstentheils cartilagin\u00f6se Exostose einer Fingerpbalanx, die an der Wurzel kn\u00f6chern war.\n3. Mikroskopische Untersuchung des Enchondroms.\nDer feinere Bau des Enchondroms zeigt die vollkommenste Uebereinstinunung mit demjenigen des Knorpels und was in neuerer Zeit durch Anwendung der st\u00e4rksten Yergr\u00f6sserungen in Hinsicht des Knorpels ermittelt worden, best\u00e4tigt sich vollkommen auch in dem Enchondrorn. Die von Purkinje* **) ***) ****)) im Knorpel beobachteten Knorpelk\u00f6rperchen sind Zellen, sie gehen nach meinen Beobachtungen bei den Cyclosfomeu in continuirliches Gewebe von Zellen \u00fcber, mul hier ist die zellige Structur des Knorpels an vielen Stellen das ganze Leben hindurch vorhanden. Diese K\u00f6rperchen k\u00f6nnen nach Purkinje wieder andere \u00e4hnliche enthalten, in den kleineren beobachtete Purkinje bei seinen erneuerten Untersuchungen auch zuweilen Kerne.\nSchwann beobachtete dann die Uebereinstimmung der embryonischen Bildung des Knorpels mit dem Pflanzenzellgewebe. Jede Zelle hat urspr\u00fcnglich einen dunkeln kleinen Kern an einer Stelle ihrer Wand oder an der Innern Fl\u00e4che ihrer Wand, dies wiederholt sich an den eingeschachtelten Zellen, die in einer Mutterzelle liegen, und der Kern steht mit der ersten Bildung der Zelle im innigsten Zusammenhang, indem sich die Zelle entweder aus dem Kerne heraus oder um ihn bildet. Bei der ersten Bildung und weitern Entwickelung des Knorpels besitzt derselbe noch gar keine intermedi\u00e4re Substanz zwischen den Zellen, sondern besteht durch und durch, wie auch viele andere Gewebe, nach Schwanns Beobachtungen aus lauter Zellen. Die gr\u00f6ssten Zellen stossen mit ihren W\u00e4nden unmittelbar aneinander, und werden daher an ihren W\u00e4nden gegenseitig mehr oder weniger abgeplattet. In diesen Zellen liegen andere kleinere Zellen. Mehrere, oft viele dieser Zellen enthalten noch kleinere Keimzellen frei in ihrem Innern. Die kleinern Zellen liegen anfangs frei in den grossem Zellen und f\u00fcllen sie nicht ganz aus. Bei weitem Wachsthum f\u00fcllen sie die Mutterzelle ganz aus. Jede Zelle, bis zur kleinsten, hat einen dunkeln Kern an ihrer Wand. Je kleiner eine Zelle ist, um so kleiner ist die Zelle im Verb\u00e4ltniss zu dem an ihrer Wand liegenden Kern. Die sp\u00e4tere Zwischensubstanz der Zellen im Knorpel entsteht nach Schwann entweder durch Verdickung der Zellenw\u00e4nde oder auch noch \u00f6fterer durch eine neue Bildung von Substanz zwischen den Zellen.\nZuletzt bleiben entweder die H\u00f6hlen der Zellen oder die wirklichen Zellen als die sp\u00e4tem Knorpelk\u00f6rperchen \u00fcbrig.\nDie Structur des Enchondroms gleicht mehr dem embryonischen Knorpel als dem des erwachseuen. In den meisten F\u00e4llen sieht man nur Zellen mit Kernen, selten secund\u00e4re Zellen. Die Zwischensubstanz ist an vielen Stellen gar nicht ausgebildet, an andern erkennt man eben so viel, dass zwischen den Zellchen noch eine andere klare Substanz ist, aber meist stossen die Zellen aneinander. Hier und da sieht man auch Faserb\u00fcndel.\nDie Gr\u00f6sse der Zellchen \u00fcbertrifft die der menschlichen Blutk\u00f6rperchen einigemal. Die Kerne von 0,00030 _____\n0,00040 P. Z. Durchmesser erscheinen bald rundlich, bald oval, bald unregelm\u00e4ssig l\u00e4nglich. Siehe Tab. III. Fig. 4\u20146. Es scheint dass der Kern etwas abgeplattet ist. Aber er ist oft sehr unregelm\u00e4ssig. Ausser den Kernen sieht man auch hie und da unregelm\u00e4ssige K\u00f6rperchen mit oft langen Zacken, \u00e4hnlich den von mir beschriebenen zackigen Knochenk\u00f6rperchen\tDie Zacken laufen hie und da \u00fcber eine ganze Zelle weg und noch weiter. Siehe\nTab. III. Fig. 8.\nIn den meisten F\u00e4llen bleibt das Enchondrorn auf der embryonischen Bildung des Knorpels stehen und es ist fast durch und durch zellig. Eine sehr feste und harte knorpelige Geschwulst des Hodens, welche ich untersuchte, zeigte aber die intermedi\u00e4re Knorpelmasse zwischen den Zellen schon sehr ausgebildet, wie es an gesunden nicht zellig bleibenden Knorpeln zu seyn pflegt.\n*) Deutsch, de penitiori ossium structura. Vratisl. 1834.\n**) Meckauer de penitiori cartilaginum structura symbolae. Vratisl, 1836. 4.\n***) Frot'iep\u2019s Notizen. 1838. Januar. No. 3.\n****) Siehe \u00fcber die zackigen K\u00f6rperchen J. M\u00fcller in Poggendorf\u2019e Annalen, B. 38. p. 327.\n9 #","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\n4. Chemische Untersuchung des Enchondrom\u00bb.\nA. Enchondrom der Knochen.\nKocht man St\u00fccke vom Enchondrom der Knochen 10\u201418 Stunden lang, so erh\u00e4lt man daraus eine ansehnliche Quantit\u00e4t Leim, der beim Erkalten trefflich gelatinirt, aber sich in seinen chemischen Eigenschaften vom gew\u00f6hnlichen Leim, colla, ganz unterscheidet, dagegen vollkommen mit dem von mir beobachteten eigent\u00fcmlichen Leim der Knorpel, Knorpelleim oder Chondrin \u00fcbereinstimmt. Ich fand diese Materie zuerst im Enchondron, darauf in den permanenten Knorpeln. Die Untersuchung dieser Materie habe ich an einem andern Orte*) vorl\u00e4ufig mitgetheilt und gebe sie hier im Zusammenh\u00e4nge mit wenigen Zus\u00e4tzen wieder.\nEs giebt zwei Arten des Leims.\n1. Colla, Tischlerleim, Leim der Sehnen, H\u00e4ute, Knochen. Die Charaktere dieses Leims sind bekannt, wie auch, dass sich Hausenblase von gew\u00f6hnlichem Leim oder Tischlerleim nur durch ihre gr\u00f6ssere L\u00f6slichkeit in Weingeist unterscheidet. Der Leim wird von Gall\u00e4pfelinfusion, Chlor, Weingeist, Quecksilberchlorid, sclrwefelsaurein Pla-tinoxyd, Platinchlorid gefallt; er wird dagegen nicht von Salzs\u00e4ure, Essigs\u00e4ure, essigsaurem Bleioxyd, Alaun, schwefelsaurer Thonerde, schwefelsaurem Eisenoxyd niedergeschlagen. Das schwefelsaure Eisenoxyd f\u00e4llte anfangs den gew\u00f6hnlichen Tischlerleim nicht; nach einiger Zeit stellte sich jedoch, bei Versuchen mit k\u00e4uflichem Tischlerleim ein Niederschlag ein, dieser l\u00f6ste sich in der W\u00e4rme wieder auf.\nDiese Art des Leims erh\u00e4lt man beim Kochen der \u00e4ussern Haut des Menschen und der Thiere, des Sehnengewebes, der Faserknorpel, cartilagines interarticulares, des Zellgewebes, der ser\u00f6sen H\u00e4ute und des Knochenknorpels, nachdem er ossifieirt ist, nicht aber aus den permanenten Knorpeln und den Knochenknorpeln vor der Ossification. Dieselbe Leimart gab auch das Enchondrom der Parotis beim Kochen, das Enchondrom der Knochen und des Hodens l\u00f6sten sich dagegen beim langen Kochen in Knorpelleiw auf.\n2. Knorpelleim, Chondrin. Diese Materie findet sich in den permanenten Knorpeln mit Ausnahme der sehnigen Faserknorpel; man gewinnt sie durch 12-, 15-, IBst\u00fcndiges Kochen aus den Knorpeln des Kehlkopfs, den Hippen kn orpeln, Gelenkknorpeln und aus der Cornea, und kann diese bei lange genug fortgesetztem Kochen ganz darin aufl\u00f6sen. Sie ist eingedampft farbloser als Tischlerleim. Sie gesteht beim Kaltwerden einer eingedampften L\u00f6sung eben so gut wie Leim; die Gallerte ist klar; im getrockneten Zustande ist die Materie weniger braun als gew\u00f6hnlicher Leim. Stimmt der Knorpelleim durch das Gelatiniren, durch sein Aufquellen von kaltem Wasser und Gel\u00f6stwerdeu von heissem Wasser, durch seine Reactionen gegen Gall\u00e4pfelinfusion, Chlor, Weingeist, Quecksilberchlorid mit gew\u00f6hnlichem Leim ganz \u00fcberein, so unterscheidet er sich ganz davon durch sein Verhalten gegen Alaun, schwefelsaure Thonerde, Essigs\u00e4ure, essigsaures Bleioxyd und schwefelsaures Eisenoxyd. Alle diese Materien f\u00e4llen den Knorpelleim, w\u00e4hrend sie den gew\u00f6hnlichen Leim nicht im geringsten tr\u00fcben. Am st\u00e4rksten sind die Niederschl\u00e4ge von Alauu und schwefelsaurer Thonerde; sie bilden grosse, weisse, compacte Flocken, welche sich leicht zusammen ballen. Der Niederschlag von Essigs\u00e4ure ist feiner vertheilt und macht die Aufl\u00f6sung stark wreiss getr\u00fcbt; die Niederschl\u00e4ge von essigsaurem Bleioxyd und schwefelsaurem Eisenoxyd bilden kleinere oder gr\u00f6ssere Flocken, nach dem Grade der Concentration der Aufl\u00f6sung. Um allen Knorpelleim aus einer Aufl\u00f6sung auszuf\u00e4llen, reicht \u00e4usserst wenig von einer Aufl\u00f6sung von Alaun oder von schwefelsaurer Thonerde hin. Diese Niederschl\u00e4ge l\u00f6sen sich in kaltem und heissem Wasser nicht wieder, wohl aber in einer Aufl\u00f6sung von Alaun oder von schwefelsaurer Thonerde wieder auf, wenn man viel von dieser Aufl\u00f6sung zusetzt. Um den Knorpelleim aus einer Aufl\u00f6sung ganz auszuf\u00e4llen, muss inan daher nur\ttropfenweise\tvon einer Aufl\u00f6sung von\tAlaun\toder schwefelsaurer Thonerde liinzu-\ngiessen. Durch Abdampfen des\tFiltrates \u00fcberzeugt man sich leicht,\tdass\taller Knorpelleim ausgef\u00e4llt worden.\nDas abgedampfte Filtrat gelatinirt nicht mehr und enth\u00e4lt \u00fcberhaupt nur ein Minimum thierischer Materie inehr. Hieraus ergiebt sieb, dass der\tKnorpelleim\toder das Chondrin die Ursache\tdes Gelatinirens des Extractes von\npermanenten Knorpeln ist, und\tnicht etwa\tals eine zweite Materie\tneben\tgew\u00f6hnlichem Leim vorhanden ist.\nMan erh\u00e4lt aber auch durch Auswaschen der zerstampften Gallerte von Knorpelleim nur aufgel\u00f6stes Chondrin. Wahrscheinlich ist der Niederschlag von Alaun und schwefelsaurer Thonerde eine Verbindung von Chondrin mit Alaun oder schwefelsaurer Thonerde oder mit Thonerde, welche Verbindung in kaltem und heissem Wasser unl\u00f6slich, in \u00fcbersch\u00fcssigem Alaun oder schwefelsaurer Thonerde l\u00f6slich wird. Der Niederschlag des Chondrins von Essigs\u00e4ure wird von mehr Essigs\u00e4ure nicht wieder aufgel\u00f6st, neutralisirt man aber die S\u00e4ure durch kohlensaures Kali, so wird der Niederschlag wieder aufgel\u00f6st. Die Niederschl\u00e4ge von Alaun, von schwefelsaurer Thonerde und Essigs\u00e4ure werden von wenig zugesetztem essigsaurem Kali, Natron oder Chlornatrium nicht aufgel\u00f6st; versetzt\n*) Poggendorps Annalen Bd. 38.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"37\nnie-\nn\u00efan aber eine Aufl\u00f6sung von Knorpelleim, worin dieser durch Alaun, schwefelsaure Thonerde oder Essigs\u00e4ure___________________\ndergeschlagen worden, mit sehr viel essigsaurem Kali, Natron oder Kochsalz, so l\u00f6st sich der Niederschlag vollst\u00e4ndig wieder auf. Der Niederschlag des Chondrins von essigsaurem Bleioxyd wird durch \u00fcbersch\u00fcssig zugesetztes essigsaures Bleioxyd nicht wieder aufgel\u00f6st. Schwefelsaures Eisenoxyd bewirkt auf der Stelle einen sehr starken Niederschlag, der sich von mehr schwefelsaurem Eisenoxyd nicht, wohl aber in der Hitze aufl\u00f6st.\nSalzs\u00e4ure im Minimum einer Aufl\u00f6sung von Knorpelleim zugesetzt, bewirkt eine F\u00e4llung; um diese F\u00e4llung zu bewirken darf jedoch bei einer Probe nur etwas von einem Tropfen Salzs\u00e4ure angewandt werden, mehr Salzs\u00e4ure f\u00e4llt den Knorpelleim nicht und bleibt derselbe ganz klar. Die Aufl\u00f6sung des Chondrins in Salzs\u00e4ure wird von Kaliumeisencyanid nicht niedergeschlagen.\nEine concentrirte L\u00f6sung von Knorpelleim wird von liquor kali caustici nicht gef\u00e4llt, die etwaige Tr\u00fcbung l\u00f6st sich durch Sch\u00fctteln wieder auf; aus einer concentrirten L\u00f6sung von Leim schl\u00e4gt Kalihydrat viel nieder, und dieser Niederschlag enth\u00e4lt, nach Berzelius, viel phosphorsaure Kalkerde. Von Platinchlorid wird der Knorpelleim getr\u00fcbt, von salpetersaurem Silber dagegen kaum getr\u00fcbt.\nWeingeist f\u00e4llt das Chondrin wie den Leim, und wenn er zu einer eingedampften L\u00f6sung zugesetzt wird, in weissen, cousistenten, fadenartigen Flocken; wird der Weingeist abfdtrirt und Wasser zugesetzt, so wird der Niederschlag wieder durchscheinend und in heissem Wasser l\u00f6st er sich ganz auf. Hierin stimmt das Chondrin mit Colla \u00fcberein. Was der Weingeist auszieht (OsmazomJ, ist, abgedampft, in Wasser wieder l\u00f6slich, und wird von Gall\u00e4pfel-tinktur getr\u00fcbt. Der Niederschlag der eingedampften Aufl\u00f6sung des Chondrins von Weingeist, in Wasser wieder aufgel\u00f6st, wird wieder, wie vorher, von Alaun, schwefelsaurer Thonerde, Essigs\u00e4ure, essigsaurem Bleioxyd und schwefelsaurem Eisenoxyd gef\u00e4llt. Das eingedampfte Weingeistextract des Chondrins in Wasser gel\u00f6st, wird von eben diesen Stoffen nicht gef\u00e4llt. Die Niederschl\u00e4ge von jenen Stoffen enthalten also dieselbe Materie wie der Niederschlag der eingedickten L\u00f6sung von Weingeist.\nWir kennen unter den gew\u00f6hnlichen gesunden thierischen Materien noch eine andere, welche von Essigs\u00e4ure f\u00e4llbar ist, n\u00e4mlich K\u00e4sestoff. Dieser unterscheidet sich von dem Knorpelleim durch das Gelatiniren der abgedampften L\u00f6sung des letztem, so wie durch das Verhalten zur Essigs\u00e4ure, zum Alaun und zum Kaliumeisencyanid. Die sauie Aufl\u00f6sung von K\u00e4sestoff wird von Kaliumeisencyanid niedergeschlagen, wie Berzelius bemerkt, die salzsaure L\u00f6sung von Chondrin nicht. Die Essigs\u00e4ure bewirkt in einer Aufl\u00f6sung von K\u00e4sestoff sowohl als Chondrin einen Niederschlag, wenn ein Minimum davon zugesetzt wird. Uebersch\u00fcssige Essigs\u00e4ure l\u00f6st K\u00e4sestoff auf, Chondrin nicht auf. Alaun f\u00e4llt K\u00e4sestoff und Chondrin, letzteres wird von \u00fcbersch\u00fcssigem Alaun aufgel\u00f6st, ersterer nicht. Auch das in der Schleimhaut des Labmagens enthaltene Verdauungsprincip, welches durch sehr verd\u00fcnnte S\u00e4uren daraus ausgezogen werden kann, kann zur Unterscheidung von Chondrin und K\u00e4sestoff angewandt werden. Dies Princip (Pepsin), welches im sauren Zustande im Minimum l\u00f6send auf tlnerische Nahrungsmittel wirkt, das geronnene Eiweiss dabei in Osmazom und Speichelstoff umwandelt #), und, Monate lang aufbewahrt, dieselbe specifische Wirksamkeit auf Thierstoffe beh\u00e4lt, macht auch im neutralen Zustande die Milch bei einem gewissen Verh\u00e4ltnis\u00ab der Quantit\u00e4ten gerinnen, wie Schwann zeigte; auf das Chondrin hat es im neutralen Zustande keinen Einfluss. Die Anwendung der Essigs\u00e4ure zur Erkennung des K\u00e4sestoffs d\u00fcrfte \u00fcbrigens fernerhin Vorsicht erfordern, da sie offenbar zur Erkennung dieses Stoffes\nnicht hinreicht**).\t.\nIch habe mir die Frage aufgeworfen, ob die verschiedenen Reactionen des Leims und Chondrins nicht von der\nBereitung des erstem herr\u00fchren, und ob der Leim, im ganz reinen Zustande und aus frischen Theilen bereitet, sich nicht vielleicht wie Chondrin verhalte, oder ob vielleicht der Knorpelleim erst durch das lange Kochen aus anderem Leim erzeugt wird. Die Bereitung ist indess nicht Ursache der Verschiedenheit. Dass die eigenth\u00fcmlichen Reactionen des Knorpelleims nicht erst durch das lange Kochen entstehen, kann leicht bewiesen werden; denn auch die Faserknorpel und die Haut erfordern langes Kochen um Leim zu geben, dieser Leim ist aber Colla und kein Chondrin. Ausserdem ist 15 \u2014lSst\u00fcudiges Kochen, wie es zur Aufl\u00f6sung von Rippenknorpeln, Kehlkopfknorpeln in Chondrin noting ist, kein grosser Zeitraum f\u00fcr Leimbereitung, wenn es auf die g\u00e4nzliche Aufl\u00f6sung einer Substanz ankommt. Dann geben diese Knorpel schon nach 6-Sst\u00fcndigem Kochen so viel aufgel\u00f6stes Chondrin, dass man wen\u00bb auch keine Gelatiua bereiten, doch sehr gut die eigenth\u00fcmlichen Reactionen des Chondrins erkennen kann. Endlich bleibt auch der Leim nach langem Kochen in Hinsicht der Reactionen dieselbe Materie. Die keineswegs sorgf\u00e4ltige Berer-lumr des Tischlerleims im Grossen ist auch nicht die Ursache der Reactionen desselben. Schon der reinste k\u00e4ufliche Leim die Hausenblase, unterscheidet sich so bestimmt vom Chondrin wie Tischlerleim. Um aber noch sicherer zu gehen, habe ich mir selbst Leim aus ganz frischen Theilen, n\u00e4mlich von Sehnen, von Haut, bereitet. Dieser Leim verh\u00e4lt sich eben so verschieden von Chondrin, und gleicht, bis auf die reinere und hellere F\u00e4rbung, ganz dem Tisch-\ng aber d!ege Wirkungen : Eberl* Physiologie der Verdauung. W\u00fcrzb\u00fcrg. 1834. J. M\u00fcller und S\u00e4mann \u00fcber die k\u00fcnstliche Verdauung des ge-\ntnneneu eLL, in M\u00fclUfe Archiv f\u00fcr Vaut, und Physich 1836. 1.; und \u00fcber die chemischen Eigenschaften desVerdauungsprmc.ps S\u00e4mann\nebend. 1. und 2. Vergl. J. M\u00fcller Physiologie. I. B. Dritte Auflage. Nachtr\u00e4ge*\tSie wird von Essiasiiure\n**) Nach G\u00fcterbock's Untersuchungen giebt es noch eine von Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Materie, die er un Euer und Schlenn fand.\nund Alaun gef\u00e4llt, und von ihnen im Ueberscbuss nicht aufgel\u00f6st. GUM de pure et granulaUone. Berol. 18^\t.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nlerleim. Audi den aus geraspeltem Hirschhorn und geraspelten Knochen, so wie den ganz gleichen aus Knochenknorpel, nach Extraction der Kalksalze, bereiteten Leim finde ich gauz von dem Knorpelleim verschieden. \u00efch musste mir ferner die Frage aufwerfen, ob die Verschiedenheiten des Leims und Chondrius nicht von der Verbindung eines Salzes oder andern K\u00f6rpers mit einem von beiden herr\u00fchren, so z. B. dass Chondrin, mit einem Salze verbunden, Leim w\u00e4re. Ein Umstand erinnert daran, dass n\u00e4mlich die F\u00e4llungen des Chondrius von Alaun, schwefelsaurer Thonerde und Essigs\u00e4ure aufgehoben werden, wenn sehr viel essigsaures Kali oder sehr viel Kochsalz zu der L\u00f6sung von Chondrin gesetzt wird. Die Menge des Salzes, welche n\u00f6thig ist, um diese eigenth\u00fcmlichen Reactionen des Chondrins aufzuheben und es gleichsam dem Leim \u00e4hnlich zu machen, ist indes\u00ab sehr gross, und dies ist jener Idee nicht o-\u00fcnstif. wenn sie auf der andern Seite einige St\u00fctze dadurch erh\u00e4lt, dass es hinwieder nach Berzelius Verbindungen des Leims mit Salzen, z. B. essigsaurem Kali und schwefelsaurem Kali giebt. Man k\u00f6nnte ferner auch in dem Chondrin eine Verbindung von einem Salz mit Leim vermuthen. Diese Hypothese w\u00fcrde aber die Aufhebung der eigenth\u00fcmlichen Reactionen des Chondrins gegen Alaun und Essigs\u00e4ure durch essigsaures Kali und Chlornatrium nicht aufkl\u00e4ren. Die Verbindungen von essigsaurem Kali und schwefelsaurem Kali mit Leim haben \u00fcbrigens keine Aehnlichkeit mit Choudrin. Denn die erstere Verbindung ist in Alkohol l\u00f6slich, die zweite krystallisirt beim Verdunsten des Wassers.\nDa der Leim viel phosphorsaure Kalkerde enth\u00e4lt, so k\u00f6nnten Leim und Chondrin durch diese Verbindung ihre Verschiedenheiten erhalten. Der Umstand, dass eine Lauge von kaustischem Kali aus einer concentrirten Aufl\u00f6sung von Leim phosphorsaure Kalkerde niederschl\u00e4gt, dass dieselbe aber nichts aus einer concentrirten Aufl\u00f6sung von Knorpelleim f\u00e4llt, k\u00f6nnte dieser Idee g\u00fcnstig seyn, und eine Best\u00e4tigung w\u00fcrde um desto wichtiger seyn, als ausser dem Leim der Sehnen und H\u00e4ute gerade der Knochenleim, dessen concentrirte L\u00f6sung, wie ich sehe, auch von Kalihydrat gef\u00e4llt wird, sich an den gew\u00f6hnlichen Leim anschliesst, w\u00e4hrend der Leim des noch nicht ossificirten Theils des Knochens sich wie permanenter Knorpel verh\u00e4lt, und beim Kochen, statt Leim, Chondrin giebt. Die Natur des Chondrins w\u00fcrde sich daun durch Verbindung mit phosphorsaurer Kalkerde zur Zeit der Ossification umwandeln, und diese Verwandlung zur Osteogenese nothwendig seyn, so wie sich factisch in den Knochen Chondrin in Leim umbildet, und pathologisch im Enchondrom der Knochen -wieder Chondrin zum Vorschein kommt. Um sich l\u00e4nger bei dieser Idee, dass Knorpelleim durch Bindung von phosphorsaurer Kalkerde in Leim sich umwandeln k\u00f6nne, aufzuhalten, m\u00fcsste sie indess durch eine Gegenprobe unterst\u00fctzt werden k\u00f6nnen, welche fehlt. Ich habe versucht Chondrin mit phosphorsaurer Kalkerde zu verbinden, indem ich eine Aufl\u00f6sung von Knorpelleim mit saurer phosphorsaurer Kalkerde versetzte und die S\u00e4ure dann durch kohlensaures Kali neutralisirte, wodurch die neutrale phosphorsaure Kalkerde gef\u00e4llt wurde. Ich erwartete, dass sich ein Theil der phosphorsauren Kalkerde mit dein Knorpelleim aufl\u00f6slich verbunden haben w\u00fcrde, und hoffte, die Reactionen dieser Verbindung zu untersuchen; allein nachdem filtrirt worden, enthielt das Filtrat keinen Knorpelleim mehr, denn Gall\u00e4pfeltinktur schlug daraus nichts nieder. Ich versuchte diese Bindung auch in der Art, dass ich eine gauz concentrirte Aufl\u00f6sung von Knorpelleim mit Kalkwasser versetzte und durch Phosphors\u00e4ure neutralisirte. Das Filtrat hatte aber noch alle Eigenschaften des Knorpelleims. Auch das mit Kalkwasser versetzte Choudrin beh\u00e4lt seine Reactionen gegen Essigs\u00e4ure und essigsaures Bleioxyd. Der Niederschlag von schwefelsaurer Thouerde kann hier nicht angef\u00fchrt werden, da diese unter den erw\u00e4hnten Umst\u00e4nden Gyps niederschlagen muss. Auch durch Behandlung von Choudrin mit der Asche von Leim liess sich kein Leim bilden.\nIn Beziehung auf den Gehalt des gew\u00f6hnlichen Leims au phosphorsaurer Kalkerde und seine F\u00e4higkeit dieselbe zu binden wurde noch folgender Versuch angestellt. Eine concentrirte Aufl\u00f6sung von Tischlerleim wurde mit kaustischem Kali versetzt, der Niederschlag wurde ausgewaschen und dem Feuer ausgesetzt. Durch das Schw\u00e4rzen desselben ergab sich ein ganz geringer Antheil von gebundenem Leim. In einem zweiten Versuch wurde der von kali causticum bewirkte Niederschlag von phosphorsaurer Kalkerde ausgewaschen, bis das Abfliessende keine Spur von Reaction auf Leim gegen Gall\u00e4pfeltinktur zeigte. Dann wurde die im Niederschlag enthaltene Verbindung von phosphorsaurer Kalkerde und Leim mehrere Stunden gekocht. Ich wollte wissen, ob sich durch Kochen die thierische Materie eben so ausziehen lasse, als der Leim aus den geraspelten Knochen. Nach mehrst\u00fcndigem Kochen enthielt die abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit nur eine ganz geringe Spur von Leim, wie einige Tr\u00fcbung von Gall\u00e4pfeltinktur zeigte.\nEndlich wurde noch ein Versuch in Bezug auf das Verh\u00e4ltnis des Leims und Chondrius und in Bezug auf die Frage gemacht, ob der gew\u00f6hnliche Leim durch eine Verbindung von Choudrin und phosphorsaurer Kalkerde entstehe. Es wurde schon angef\u00fchrt, dass liquor kali caustici aus einer concentrirten L\u00f6sung von Choudrin keine phosphorsaure Kalkerde f\u00e4llt, w\u00e4hrend er viel von diesem Salz aus einer Leiml\u00f6sung niederschl\u00e4gt. Liquor kali caustici bewirkt zwar in einer concentrirten L\u00f6sung von Chondrin anf\u00e4nglich auch eine starke Tr\u00fcbung, als wollte sich ein Niederschlag absetzen; aber beim Sch\u00fctteln l\u00f6st sich die Tr\u00fcbung bald wieder ganz auf. Der Niederschlag in einer Leimlosung bleibt, auch beim Verd\u00fcnnen der L\u00f6sung mit Wasser. Ich stellte mir nun die Frage: ob gew\u00f6hnlicher Leim, nach dem Abscheiden der phosphorsauren Kalkerde, zu Chondrin werde? Demnach wurde eine concentrirte L\u00f6sung von Leim mit liquor kali caustici versetzt, dann filtrirt, das Kali durch Essigs\u00e4ure neutralisirt, die Fl\u00fcssigkeit abgedampft und die Masse mit viel Weingeist versetzt, welcher das essigsaure Salz l\u00f6sen musste. Der Weingeist wurde dann abfdtrirt, der Niederschlag mit Weingeist ausgewaschen. Der nun von dem essigsaureu Salz befreite","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Niederschlag wurde dann wieder in Iieissem Wasser gel\u00f6st. Er gelatinirte nicht mehr. Essigsaures Bleioxyd brachte einen merklichen Niederschlag darin hervor; Essigs\u00e4ure tr\u00fcbte ein wenig; Alaun tr\u00fcbte nur ein wenig, wenn ein Minimum davon zugesetzt wurde, wenn mehr, nicht; schwefelsaures Eisenoxyd tr\u00fcbte anf\u00e4nglich nicht, bald setzte sich aber ein Niederschlag ab. Dieser Versuch, der wiederholt dasselbe Resultat gab, schien cinigermassen f\u00fcr die Ansicht zu sprechen, dass der gew\u00f6hnliche Leim durch Bindung einer gewissen Menge phosphorsaurer Kalkerde mit Chondrin entsteht. Es sind aber auch positive Gr\u00fcnde vorhanden, welche diese Theorie schw\u00e4chen. Kali causticum f\u00e4llt,, zwar aus Tischlerleim jedesmal sehr viel und der Niederschlag l\u00f6st sich nicht beim Zusatz von Wasser auf. Aber Hausenblase, sonst mit Tichlerleim \u00fcbereinstimmend, verh\u00e4lt sich in dieser Hinsicht verschieden. Beim Zusatz von kali causticum zu einer concentrirten L\u00f6sung von Hausenblase entstand eine F\u00e4llung, die sich aber bei Zusatz von Wasser wieder aufl\u00f6sle, und daher keine phosphorsaure Kalkerde ist. Hausenblase stimmt in dieser Hinsicht mit Chondrin, dass sich keine phosphorsaure Kalkerde daraus f\u00e4llen l\u00e4sst, und doch sind beide Materien von einander so verschieden, wie Tischlerleim und Chondrin.\nUnter die merkw\u00fcrdigsten chemischen Ver\u00e4nderungen in einem Gewebe geh\u00f6ren diejenigen, welche der Knorpel der Knochen durch die Ossification erf\u00e4hrt. Er verwandelt sich n\u00e4mlich nach meinen Beobachtungen durch die Ossification aus Chondrin in Leim, und dies geschieht sowohl durch die nat\u00fcrliche Ossification als durch die krankhafte. Die Rippenknorpel, Kehlkopfknorpel, Luftr\u00f6hrenknorpel, und die knorpeligen Ueberz\u00fcge der Gelenkk\u00f6pfe l\u00f6sen sich durch Kochen in 15 \u201418 Stunden in Chondriu auf. Dieselbe Substanz gaben mir die Knochenknorpel vor ihrer Ossification. Dagegen enthalten die ossificirten Knochen kein Chondrin, sondern Leim. Es ist gleichviel, ob man erst die Kalksalze durch Salzs\u00e4ure auszieht und den von der S\u00e4ure befreiten Knorpel koebt, oder ob man, ohne Einwirkung der S\u00e4ure, geraspelte Knochen kocht. Der Leim verh\u00e4lt sich in beiden F\u00e4llen gleich, und stimmt mit Tischlerleim. Untersucht wurden:\n1)\tLeim aus Knorpel vom Schulterblatt des Menschen, aus dem vor langer Zeit die Kalksalze ausgezogen worden.\n2)\tLeim aus geraspelten Knochen (gelatinirte nicht sogleich beim Erkalten und erst am folgenden Tag). 3) Leim aus geraspeltem Hirschhorn (wird am schnellsten und noch schneller als aus Sehnen durch Kochen ausgezogen, er gelatinirte sogleich beim Erkalten). 4) Leim aus Fischknochen, R\u00fcckenwirbel vom Schwertfisch (gelatinirte nicht, kam aber sonst mit Leim ganz \u00fcberein). Essigs\u00e4ure, essigsaures Bleioxyd schlugen aus dem Leim aller dieser Theile nichts nieder; Alaun und Schwefels\u00e4ure Thonerde auch in den meisten F\u00e4llen nichts. Bei einigen Proben von 2. zeigten sich, bei aufmerksamer Betrachtung der klaren Fl\u00fcssigkeit, sehr wenige ganz zarte Fl\u00f6ckchen, in anderen F\u00e4llen fehlte auch diese Spur von Niederschlag; 3. blieb in den meisten Proben bei Zusatz von Alaun und schwefelsaurer Thonerde ganz klar, in einigen eine noch geringere Spur von Fl\u00f6ckchen als hei 2. Diese Unreinigkeit war jedenfalls so gering, dass sie \u00fcbersehen werden konnte, indem sie wahrscheinlich von einem Minimum im Knochen enthaltenen Knorpelleims herr\u00fchrte. Die Masse des Leims aus der concentrirten L\u00f6sung von Knochenknorpel wird nicht von Alaun gef\u00e4llt, w\u00e4hrend aus einer Aufl\u00f6sung von Knorpelleim die ganze Masse sogleich niedergeschlagen wird. Der Leim von Fiscli-knochen verh\u00e4lt sich ganz wie der Leim der Knochen h\u00f6herer Thiere. Gegen das Schwefels\u00e4ure Eisenoxyd verhielt sich Leim von S\u00e4ugethierknochen etwas anders als Tischlerleim; eine concentrirte Aufl\u00f6sung von Knochenleim wurde n\u00e4mlich dadurch gef\u00e4llt, der Niederschlag in der W\u00e4rme wieder aufgel\u00f6st. Hirschhornleim wurde von schwefelsaurem Eisenoxyd zwar nicht gef\u00e4llt, aber es setzte sich sp\u00e4ter beim Stehen eine Tr\u00fcbung ab. Schwefelsaures Eisenoxyd ist \u00fcberhaupt kein gutes Reagens f\u00fcr die Leimarten; auch der Tischlerleim wird anfangs von ihm nicht niedergeschlagen, hernach setzt sich aber \u00f6fter eine Tr\u00fcbung ab. Eine ganz concentrirte Aufl\u00f6sung von Knochenleim erleidet \u00fcbrigens (wie gew\u00f6hnlicher Tischlerleim) einen starken Niederschlag von liquor kali caustici. Offenbar entsteht in dem Knorpelleim bei der Ossification der Knochen eine wesentliche Umwandlung, mag diese auf der Umsetzung seiner Bestandteile oder auf einer Verbindung mit anderen Bestandteilen, Salzen, wie phosphorsaure Kalkerde, beruhen. Diese Umwandlung scheint zur Ossification wesentlich notwendig zu seyn; wir kennen bis jetzt keinen ossificirten Knochen, der eine merkliche Quantit\u00e4t Chondrin enthielte. Selbst die permanenten Knorpel verlieren es bei der zuf\u00e4lligen oder krankhaften Ossification.\nUntersucht wurden die krankhaft ossificirten Kehlkopfknorpel (Ringknorpel, Schildknorpel) eines Menschen; die Reste von knorpeligen Theilen wurden vor dem Kochen sorgf\u00e4ltig davon entfernt. Der durch Kochen aus den zer-stossenen St\u00fccken bereitete Leim war kein Knorpelleim, sondern Colla ; er wurde von Essigs\u00e4ure, Alaun, schwefelsaurer Thonerde, esssigsaurem Bleioxyd nicht gef\u00e4llt. Die beiden ersteren bewirkten kaum ein Minimum von ganz isolirten Fl\u00f6ckchen, die in der ganz klaren Fl\u00fcssigkeit nur bei einiger Aufmerksamkeit bemerkt wurden. Da diese beiden Reagentien sonst auf der Stelle den Knorpelleim niederschlagen, so konnte jene Spur nur von Resten nicht ganz ossificirter Theile der Knorpel herr\u00fchren. Ein permanenter Knorpel, der als solcher Chondrin enth\u00e4lt, setzt es also vor oder w\u00e4hrend der krankhaften Ossification in Knochenleim oder gew\u00f6hnlichen Leim um.\nDa der Knochenknorpel vor der Ossification Chondrin enth\u00e4lt, nach der Ossification aber beim Kochen nur Colla giebt, da ferner die permanenten Knorpel bei der Ossification ihr Chondrin in Leim umsetzen, so lag es nahe zu vennuthen, dass Knochen, die durch Krankheit ihre Kalksalze ganz oder gr\u00f6sstentheils verloren haben, beim Kochen nicht Leim, sondern wieder Chondrin geben w\u00fcrden. Dies ist aber nicht der Fall. Die Umwandlung der thierischeu Materie bei der Ost\u00e9omalacie ist eine ganz eigent\u00fcmliche. Ich habe erweichte Knochen von Thieren und Menschen\n10 ^","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"untersucht. In beiden F\u00e4llen erhielt ich durch sehr langes Kochen weder Leim noch Knorpelleim. Das Extract blieb d\u00fcnnfl\u00fcssig, gela\u00fcnirte beim Eindampfen nicht, durch das Filtrum ging es tr\u00fcb, durch ein feineres Filtrum klar braun-gelblich; es wurde zwar von Gall\u00e4pfeltiuktur und Weingeist, aber nicht von Essigs\u00e4ure, essigsaurem Bleioxyd, schwefelsaurem Eisenoxyd gef\u00e4llt. Schwefels\u00e4ure Thonerde bewirkte keinen merklichen Niederschlag, nur einige wenige Fl\u00f6ckchen, die bei Aufmerksamkeit sichtbar wurden und sich in viel \u00fcbersch\u00fcssiger schwefelsaurer Thonerde l\u00f6sten. Liquor kali caustici bewirkte einen Niederschlag. Ich rede nur vom h\u00f6chsten Grad von Ost\u00e9omalacie; denn die von mir untersuchten Knochen waren ganz biegsam und weicb. Die zackigen Knochenk\u00f6rperchen sind in solchen Knochen noch sichtbar, aber die Materie hat offenbar eine eigent\u00fcmliche Umwandlung erlitten. In dem Fall von einer Ziege wurden die biegsamen St\u00fccke durch langes Kochen br\u00f6cklich, das Wasser wurde beim Kochen immer tr\u00fcb und mit viel Fett\ngemengt. Die osfeomalacischen Knochenst\u00fccke vom Menschen (Fersenbein), welche noch viel weicher waren, enthielten in der spongi\u00f6sen Substanz eine grosse Menge Fett. Ich kochte daher zuerst in Weingeist, wodurch das Fett ausgezogen wurde. Das \u00fcbrige Gewebe war h\u00e4utig biegsam, und wurde beim langen Kochen immer weicher, ohne aufzuquellen. Es scheint dass der Knorpel bei der Ost\u00e9omalacie sich durch Umsetzung seiner Bestandteile oder durch Verbindung mit Salzen so ver\u00e4ndert, dass eine Substanz bleibt, welche durch Kocheu zum Theil extrahirt werden kann, welche aber in der K\u00e4lte nicht gelatmirt. In Knochen, welche weniger erweicht sind, und in rhachitischeu Knochen, die weniger ver\u00e4ndert scheinen, d\u00fcrfte eine solche Umwandlung schwerlich angenommen werden k\u00f6nnen. Es schien mir zwecklos rhachitisch verkr\u00fcmmte Knochen zu untersuchen, die nicht aus der Zeit der Erweichung her-r\u00fchren. Wenn diese vor\u00fcber ist, unterscheiden sich dergleichen Knochen von anderen haupts\u00e4chlich nur durch die bleibenden Kr\u00fcmmungen.\nDiese Untersuchung zeigt nunmehr den grossen Unterschied zwischen der Knochenerweichung und den Ver\u00e4nderungen, welche der Knochen durch das Enchondrom erf\u00e4hrt. Bei der wahren Erweichung verliert der Leim der Knochen ganz seine Natur, bei dem Enchondrom hingegen entsteht neue primitive Knorpelbildung in derselben Weise wie bei der ersten Erzeugung der Knorpel, und diese neue Masse bat daher chemisch nicht einmal Aehnlichkeit mit dem Knorpel eines ossificirten Knorpels, sondern ist wahres Chondrin. Beim Kochen des Inhaltes aus einer der merkw\u00fcrdigsten Formen von Enchondrom der Knochen erhielt ich eine Menge Extract, welches beim Erkalten vollkommen gelatinirte, aber diese Gallerte war Chondrin, denn ihre Aufl\u00f6sung wurde von Alaun, Essigs\u00e4ure, essigsaurem Bleioxyd, schwefelsaurem Eisenoxyd gef\u00e4llt, und mit einigen Tropfen Alaunl\u00f6sung konnte aus einer grossen Menge aller Leim in dicken Klumpen ausgef\u00e4llt werden, die sich in heissein Wasser nicht wieder l\u00f6sten. Bei dieser Krankheit entwickelt sich also permanenter Knorpel mit Wucherung im Innern des Knochens.\nB. Enchondrom der weichen Theile.\nDie chemische Untersuchung des Enchondroms der weichen Theile zeigte Verschiedenheiten und keine volle Uebereinstimmuug. Eine knorpelige sehr feste Geschwulst des Hodens, die sich neben Carcinoma reticulare isolirt in diesem Organ bei einem altern Manne gebildet, und in welcher die Knorpelzellchen durch feste Zwischenmasse getrennt w7aren, gab beim Kochen das gew\u00f6hnliche Chondrin; das schon erw\u00e4hnte viel weichere Enchondrom der Parotis, welches mit viel mehr h\u00e4utigen Theilen durchwebt ist, und welches durch und durch aus Zellen besteht, wie der embryonische Knorpel, gab dagegen kein Chondrin, sondern bald beim Kochen sehr viel gelatiuirenden Leim. Die Ursache dieses Unterschiedes ist mir nicht bekannt geworden.\n5. Entwicklungsgeschichte des Enchondroms.\nA. Mikroskopische Entwickelungsgeschichte.\nDie Entwickelungsgeschichte des Enchondroms ist ganz diejenige der primitiven Chondrogenesis. Man kannte fr\u00fcher die durch und durch zellige Structur des Knorpels nur als isolirtes Ph\u00e4nomen bei einigen permanenten Knorpeln und bei einigen niederen Wirbelthieren. Miescher hatte sie in dem Ohrknorpel und Kehldeckel des Menschen und der S\u00e4ugeihiere, ich in den weicheren Knorpeln der Cyelostomen beobachtet, wo dagegen die festeren Knorpel nicht zeitig sind und nur die zerstreuten sogenannten Knorpelk\u00f6rperchen mit festerer Zwischensubstanz zeigen, und ich hatte gezeigt, dass die zellige Structur in einem und demselben Knorpel unmerklich in die sogenannten Knorpelk\u00f6rperchea \u00fcbergeht Schwann bewies nicht bloss, dass die Knorpel aller Thiere urspr\u00fcnglich beim Embryo zellig sind, sondern erkannte erst das Priucip ihrer Bildung aus den von ihm zuerst beobachteten Kernen der Zellen und die Bildung der jungen Zellen in den alten.\nUnter den hier beschriebenen Knorpelgeschw\u00fclsteii glich nur diejenige des Hodens dem Knorpel mit isolirten Knorpelzellchen und intermedi\u00e4rer fester Substanz. Die weichere Substanz der \u00fcbrigen Geschw\u00fclste hatte dagegen fast durchg\u00e4ngig die embryonische zellige Structur.\n*) Vergleichende Anatomie der Myxinoiden, Abhandlungen der Konigt. Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus dem Jahre 1834. Berlin. 1836 png. 133. 134.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"41\nBildet sich der pathologische Knorpel so weit aus, dass die feste intermedi\u00e4re Substanz zwischen den H\u00f6hlen der Zellen entsteht, die nun als sogenannte Knorpelk\u00f6rperchen Zur\u00fcckbleiben, wie in dem Fall vom Hoden, so geschieht dies wahrscheinlich durch Verdickung der W\u00e4nde der Zellen, auf die von Schwann beim gesunden Knorpel nach-gewiesene Weise. Den Uebergaug in pathologischen Knorpeln zu zeigen, fehlt es an einer hinreichenden Zahl von Pr\u00e4paraten. In den von mir untersuchten F\u00e4llen von Enchondrom der Knochen ist es zur Bildung der intermedi\u00e4ren Substanz noch nicht gekommen. Die urspr\u00fcngliche Entstehung der Zellen aus den Kernen l\u00e4sst sich schon zufolge der Analogie der gesunden Knorpel vermuthen. Hier bilden sie sich theils in den schon vorhandenen Zellen aus Zellenkernen, die sich in den Zellen erzeugen, theils auch, wie es scheint, neben den schon vorhandenen Zellen. Iin Enchondrom der Knochen sah ich meist aneinanderstossende Zellen mit Kernen, nur selten bemerkte ich in einer Zelle noch eine kleinere mit ihrem Kern, oder Kerne, die nicht schon jungen Zellen angeh\u00f6rten. Oft dagegen sah ich in der Geschwulst der Parotis die Einschachtelung, und an vielen Stellen sehr deutlich, dass die durchsichtigen Zellchen wieder eine oder zwei oder drei j\u00fcngere Zellchen in ihrem Innern mit ihren Kernen enthielten-Diese j\u00fcngeren Zellchen waren in ihrem Verh\u00e4ltniss zum Kern um so kleiner, je kleiner sie \u00fcberhaupt waren, dagegen zeigten die Kerne selbst viel geringere Verschiedenheiten der Gr\u00f6sse, obgleich auch sie an den j\u00fcngeren Zellchen oft kleiner waren. Diese Umst\u00e4nde zusammengenommen machen die dem gesunden Knorpel analoge Formation wahrscheinlich. In Hinsicht des Speciellen \u00fcber das Wachsthum des gesunden Knorpels muss ich auf die Untersuchungen von Schwann verweisen.\nDer Unterschied der pathologischen Knorpelbildung von der gesunden besteht haupts\u00e4chlich in dem Fortbestehen der embryonischen Zellenbildung. Bei vielen anderen Geschw\u00fclsten hat man Gelegenheit dieselbe Bemerkung zu machen. Nicht die Form der Eiementartheile zeichnet die krankhaften Bildungen aus. Das Fehlerhafte liegt theils in der Formation der gew\u00f6hnlichen primitiven Bildungen, wo sie nicht n\u00f6thig sind und nicht zum Zweck des Ganzen geh\u00f6ren, theils in der unvollkommenen Entwickelung dieser Gewebe, die oft nur bis zu einer Stufe fortschreitet, welche im gesunden Leben vor\u00fcbergehend ist. Dies ist der Modus der krankhaften Vegetation. Bei der gesunden primitiven Knorpelbildung wird das Monadenleben der Zellen von dem Lebensprincip des ganzen Individuums beherrscht, es erreicht seine Grenze, die Zellen verdicken sich und es entsteht die interstiti\u00e4re undeutlich faserige Masse des Knorpels zwischen den H\u00f6hlen der Keimzellen. Im Enchondrom hingegen scheint das gesunkene Leben des Theiles, in welchem es sich entwickelt, meist eine solche Grenze nicht mehr zuzulassen, daher schreitet es langsam fort zu immer gr\u00f6sserer Masse. Die Zellenw\u00e4nde verdicken sich in der Regel nicht, alles bleibt bei der embryonischen Bildung des Knorpels stehen und das embryonische Bilden erneuert sich immerfort.\nB. Dauer und Ausgang.\nWie lange diese Geschw\u00fclste bestehen k\u00f6nnen, beweisen viele Beobachtungen \u00fcber diese Krankheit, die man oft mit Unrecht f\u00fcr krebshaft angesehen hat. Eine der \u00e4ltesten Beobachtungen \u00fcber unsere Krankheit ist die von Schaper. Die Geschw\u00fclste der Hand entstanden in fr\u00fchester Jugend, entwickelten sich 15 Jahre lang schmerzlos und waren selbst nach dem Aufbruch noch \u00fcber 10 Jahre ohne Schmerzen, bis zum 38 Jabre des Individuums hatte die Geschwulst bestanden. Scarpa hat unser Enchondrom beobachtet und nennt es b\u00f6sartige Exostose, die von ihm abgebildeten runden Geschw\u00fclste der Finger und Mittelhand k\u00f6nnen schwerlich etwas anderes als das Enchondrom gewesen seyn. Bei einem Menschen von 18 Jahren war von Kindheit an nach und nach fast ohne Schmerz die rechte Hand zu einer ungeheuren Exostose angeschwollen. Ein Theil der Geschwulst brach auf unter stechenden Schmerzen und brachte Geschw\u00fcre und Fisteln hervor, aus welchen best\u00e4ndig viel Jauche mit gelatin\u00f6ser Materie vermischt abfloss. Die Hand wurde amputirt und der Kranke genas. In den nicht aufgebrochenen Geschw\u00fclsten waren die H\u00f6hlen des Knochennetzes ungew\u00f6hnlich erweitert; der andere Theil der Geschw\u00fclste war weich und biegsam, wie Knorpel, inwendig hohl, ohne Spur des kn\u00f6chernen Netzwerkes und mit einer h\u00e4utigen gelatin\u00f6sen Materie \u00fcberzogen. Die Geschw\u00fclste, welche Otto als wahren Knochenkrebs an den Phalangen und Mittelhandknochen eines Knaben von 14 Jahren beschrieben und abgebildet hat, geh\u00f6ren auch hieher. Auch hier entstand dies Leiden in der fr\u00fchesten Kindheit durch eine starke Quetschung. Es waren neun sph\u00e4roidische Geschw\u00fclste mit der Haut bedeckt, alle von den Knochen ausgehend. Sie besitzen eine kn\u00f6cherne Schale, inwendig bestehen sie aus unregelm\u00e4ssigen grossen Knochenzellen, zwischen welchen fibr\u00f6sknorpelige Massen, auch sehnige mit Gallerte gef\u00fcllte Zellen liegen. Der Erfolg der Amputation ist nicht angegeben. Die lange Dauer des Uebels liegt indessen vor. Zwei von Klein beschriebene F\u00e4lle von Auftreibung der Phalangen und Mittelhandknochen wurden durch Amputation geheilt. Die Identit\u00e4t mit unserer Geschwulst l\u00e4sst sich aus der Abbildung erkennen. Endlich lassen auch die von v. Walther beschriebenen rundlichen Geschw\u00fclste an den Phalangen und Mittelhandknochen der Hand dasselbe Uebel nicht verkennen. Im ersten Falle von einem 18j\u00e4hrigen J\u00fcngling waren die Geschw\u00fclste durch eine in fr\u00fchester Jugend erlittene Quetschung bedingt, und die Anschwellung hatte im achten Jahre begonnen; im zweiten Falle von einem Mann von 22 Jahren entstanden die Geschw\u00fclste im f\u00fcnften Jahre, einige Monate nach einem Fall auf die Hand. Beide wurden durch die Amputation geheilt. M. Weber hat eine genaue Beschreibung und Abbildung der Geschw\u00fclste des einen Falls mitgetheilt. Die Nerven und Gef\u00e4sse waren, wie gew\u00f6hnlich bei diesem Uebel, gesund. An einer\nII","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nPhalanx war nur mehr die Rindensubstanz und die beiden Enden vorhanden* Oer \u00fcbrige Theil war in ein netzartiges, nur au einigen Stellen verkn\u00f6chertes Gewebe ausgeartet und die Maschen mit weissgrauer Gallerte gef\u00fcllt. In allen diesen Beobachtungen liegt die langsame, oft 15\u201418j\u00e4hrige und ungef\u00e4hrliche Entwickelung des \u00fcebels vor Augen.\nUebereinstiinmeude Beobachtungen zeigen ferner, dass die Entwickelung dieser Geschw\u00fclste wenig schmerzhaft ist. Die Entwickelung der Geschw\u00fclste war in Schaper's Fall 15 Jahre schmerzlos und selbst nach dem Aufbruch noch 10 Jahre ohne Schmerzen. Im Pockelsscken Falle war die Geschwulst 12 Jahre alt, als sie exstirpirt wurde; sie war v\u00f6llig schmerzlos. Diese Beobachtung betrifft einen Mann von 24 Jahren, bei welchem die Geschw\u00fclste im 12ten Jahre entstanden waren. Sie befanden sich an den Mittelhandknochen und den zwei ersten Phalangen desr zweiten und dritten Fingers. Die Entwickelung war in Scarpa's Fall fast ohne Schmerz. Eine von Mery beschriebene und abgebildete Geschwulst an der Hand eines 15 \u2014 16j\u00e4hrigen J\u00fcnglings zeigt uns dasselbe Uebel. Auch hier waren alle Geschw\u00fclste der Phalangen wenig schmerzhaft. Zu dem hatte die Haut ihre nat\u00fcrliche Farbe, die Schw\u00e4mme waren aufgebrochen aber ihre Granulationen waren sch\u00f6n roth, die Blutgef\u00e4sse im Umfang nicht erweitert; daher Mery auch die Geschwulst nicht f\u00fcr krebsartig hielt und mit gl\u00fccklichem Erfolge amputirte; das Innere der Fungen zeigte wieder cellulose Ossificationen, die mit einer gelatin\u00f6sen Materie gef\u00fcllt waren.\nDas Wachsthum des Enchoudroms zieht sich also viele Jahre ohne Schinerzen ohne Entartung der dar\u00fcber gelegenen Theile hin- Es schmerzt und bricht auf, wenn es in Entz\u00fcndung versetzt wird. Aber die Ausdehnung der umliegenden Theile, zuf\u00e4llige Verletzungen der monstr\u00f6sen Geschwulst bedingen zuletzt Entz\u00fcndung der umherliegenden Theile und der Geschwulst selbst; die Entz\u00fcndung geht in Eiterung \u00fcber, die Geschwulst selbst ger\u00e4th in Verjauchung', die schon vorher zerst\u00f6rten Knochen werden nekrotisch. In diesem Zustand befindet sich das Uebel in dem Falle, den wir auf Taf. V. Fig. 3. abgebildet haben, und in den F\u00e4llen von Mery und Scarpa.\nWird der von der Krankheit befallene Theil amputirt, so kehrt die Krankheit nicht wieder, bleibt die Geschwulst auch nach dem Aufbruch in Verbindung mit dem K\u00f6rper, so kann sie wie jeder grosse an sich \u00f6rtliche Schaden den Ruin des Ganzen herbeizuf\u00fchren.\n6. Natur des Enchoudroms.\nDie Natur des Enchoudroms besteht wesentlich in primitiver embryonischer Knorpelbildung. Seine Ursachen sind iheils \u00f6rtliche, theils allgemeine.\nOertliche Ursachen. Die \u00f6rtlichen Ursachen sind an den Knochen, wie sich mit grosser Sicherheit zeigen l\u00e4sst, bedeutende Beeintr\u00e4chtigungen des Lebens der Knochen und in vielen F\u00e4llen durch mechanische Verletzungen, was sich aus der Geschichte der Beobachtungen \u00fcber hieher geh\u00f6rige F\u00e4lle ergiebt. Aus der vorher aufgestellten Characteristik des Enchoudroms l\u00e4sst sich dasselbe leicht selbst in den Schriften der \u00e4lteren Chirurgen wiedererkennen, wie mannigfach auch die Namen und die Stellung war, welche man dieser Geschwulst angewiesen. In des trefflichen Marcus Aurelius Severinus Beschreibung der rundlichen Geschw\u00fclste an den Fingern eines 22j\u00e4hrigen J\u00fcnglings, die er mit verschiedenen Fr\u00fcchten vergleicht, erkennen wir unser Enchondrom sogleich wieder. Die Ursache wird in diesem Fall nicht angegeben; aber Severinus theilt noch einen zweiten Fall von Nicolaus L\u00e4rche mit Abbildungen mit, welche ganz ein Seitenst\u00fcck zu unsern Abbildungen liefern. Die ganz runden Geschw\u00fclste befanden sich an den Phalangen und Mittelhandkuochen der Finger; die ganze Masse wog 7 Pfund 3 Unzen r\u00f6misches Gewicht; in diesem Falle waren die Geschw\u00fclste nach dem Bisse eines Schweines in der Jugend entstanden. Iii dem Falle von Schap er> wo die Geschw\u00fclste 15 Jahre ohne Aufbruch wuchsen und bis zum 38 Jahre bestanden, waren sie in fr\u00fchester Jugend durch eine Quetschung der Hand veranlasst. Quetschung war die Ursache des von Mery beobachteten Falles. In dem Falle von Otto entstand das L\u00e8iden in der fr\u00fchesten Kindheit durch eine starke Quetschung. Ebenso in einem Falle von Klein. Dieselbe Ursache liegt in den beiden vo\\\\Ph. v. Walther beschriebenen F\u00e4llen vor. Es scheint also ziemlich sicher, dass mechanische Beeintr\u00e4chtigungen des Lebens und des Bildungs-processes der Knochen in der Kindheit die erste Veranlassung zur Entstehung des Enchoudroms geben.\nAllgemeine Ursachen. Aber diese \u00f6rtlichen Ursachen scheinen bei seiner Bildung nicht allein zu wirken, und es giebt F\u00e4lle, wo sie nicht nachweisbar sind, ja wo \u00fcberhaupt das Enchondrom keine ganz \u00f6rtliche Krankheit einzelner Knochen ist. Einer der wichtigsten F\u00e4lle in dieser Hinsicht ist der Pockelssche, zu welchem die Abbildung Taf. V. Fig. 1. geh\u00f6rt. Hier hatten sich die Auftreibungen der Mittelhandknochen und Phalangen der Finger nicht bloss an der einen Hand gebildet; es zeigte sich auch ein Anfang davon an der andern Hand; ja was das Merkw\u00fcrdigste ist, auch an den F\u00fcssen\twar ein Ansatz\tdazu vorhanden.\tDie\tpathologischen Ver\u00e4nderungen\tder\nF\u00fcsse und der zweiten Hand waren\tgering und waren\twenig unbequem,\tdie\tandere Hand wurde amputirt.\tDas\nUebel kehrte nicht wieder; der Mann lebt noch, seine zweite Hand und die Fusse befinden sich in demselben Zustande wie fr\u00fcher und die weitere Entwickelung ist wenig zu f\u00fcrchten, da \u00fcberhaupt die ga'nze Ver\u00e4nderung sich h\u00f6chst allm\u00e4hlig von der ersten Kindheit an gebildet hat. Auch in dem von Ruysch erz\u00e4hlten Falle befanden sich die Geschw\u00fclste an den Fingern und\tMittelhandknochen\tbeider H\u00e4nde und auch\tam Fusse an den Zehen. In\tdiesem Fall ist eine allgemein wirkende\tUrsache unverkennbar, eine Ursache,\twelche sich \u00fcber das ganze Knochen-","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"---- 43 ----------\nsystem ausbreitet, und welche merkw\u00fcrdig genug doch durchaus nicht b\u00f6sartiger oder krebsiger Natur ist, und vielmehr iu Hinsicht ihrer Folgen so beurtheilt werden muss, wie der Einfluss der Scrophulosis auf die Kuochenbildung. Beide sind constitutioneil und doch nicht im mindesten dem Krebs verwandt. Beide bringen ihre st\u00e4rkste Wirkung in der Kindheit hervor. Dass das Euchondrom meist in der Kindheit entsteht, beweisen bereits die mitgetheilten Beobachtungen zur Evidenz. Die meisten Subjecte, an denen es gesellen worden, waren J\u00fcnglinge und Knaben, bei denen es fr\u00fche entstanden war, wie in den F\u00e4llen von Schaper, Severinus, Mery, Ruysch, Otto, Scarpa, Pockets, v. Walther, und wo es bei Erwachsenen beobachtet worden, fiel seine Entstehung auch in die Kindheit. Im sp\u00e4tem Verlauf des Lebens scheint die allgemeine Ursache zur Erzeugung des Enchondroms zu erl\u00f6schen, so wie es auch mit der Scrophulosis der Fall ist. Die durch jeiie allgemeinen Ursachen erzeugten Effecte, die Geschw\u00fclste bestehen nun einmal und k\u00f6nnen nicht riiekgebildet werden, aber sie sind bei dem Erwachsenen nach dem Aufh\u00f6ren der Dia-these nur locale Krankheiten, welche daher nach der Amputation nicht wiederkehren.\nDie allgemeinere Ursache zur Entwickelung des Enchondroms mit der scrophul\u00f6sen Diathese f\u00fcr identisch zu halten, verbieten hinreichende Gr\u00fcnde. Kortum *) sah zwar eine vielleicht mit dem Euchondrom \u00fcbereinstimmende Anschwellung aller Finger bei einem Knaben mit Anschwellung des Bauchs, angeschwollenen Halsdr\u00fcsen, aber es ist zweifelhaft, ob der Fall hieher geh\u00f6rt. Die scrophul\u00f6sen Krankheiten und Geschw\u00fclste der Knochen sind bekannt und zeigen nichts dem Euchondrom Aehnlicbes, dagegen kommen die Producte der Scrophulosis, Skropfeln und Tuberkeln nicht in dem Euchondrom vor. Die Ursache zur Erzeugung des Enchondroms scheint vielmehr in einem eigenthiunliehen Bildungsprocesse im Knochensystem zu liegen, zu Folge welchem, besonders bei localen Verletzungen der Knochen, die embryonische primitive Knorpelbildung auftritt und fortwuchert ohne zur Consolidation und vollkommenen Organisation der Producte zu gelangen. Das Wachsthum des Enchondroms erfolgt durch das Eigenleben der Zellen der Knorpelmasse und ihre best\u00e4ndig neue Bildung, welche die individuelle Knochenbildung unter dem Einfluss des Gesammtorganismus nicht zu beherrschen vermag. Andere Ver\u00e4nderungen der Knochen sind sehr selten mit dem Euchondrom verbunden, und ich kenne nur einen einzigen hieher zu ziehenden Fall unter sehr vielen, n\u00e4mlich dass das Individuum, an welchem Severinus die eine seiner Beobachtungen machte, bucklig war.\nDie Schriftsteller, welche eine allgemeine Kenntniss von unserer Geschwulst gehabt, haben ihr eine sehr verschiedene Bedeutung ertheilt, und sie hat in der Geschichte der Chirurgie unter den verschiedensten Namen ligurirt. So geht sie mit manchen andern von ihr wieder ganz verschiedenen Bildungen in den Begriff der Alten von der Spina ventosa ein. Unter diesem Namen ist so vielerlei beschrieben worden, dass man sich jetzt kaum mehr etwas bestimmtes darunter vorstellen kann, und wenn dieser Namen noch irgend eine Bedeutung haben kann, so ist es nur die, dass man mit ihm die Gleichzeitigkeit der verschiedensten Ausg\u00e4nge der Knochen\u00e9utz\u00fcnduug als Eiterung, Exsudation mit wuchernder Exostose bezeichnen kann. Jedenfalls kann der Name nicht zur Bezeichnung einer genau untersuchten Structur dienen. M. A. Severinus nannte unsere Geschwulst Atheroma nodosum, hie und da wurden hiehergeh\u00f6-rige F\u00e4lle Osteosteatoma genannt, ein Gemeinplatz, unter welchem die mannigfaltigsten Knochenkraukheiten figurirt haben. Scarpa trennt das die Knochen expandirende Euchondrom nicht genug von der Exostose ; er nennt die Geschwulst b\u00f6sartige Exostose, offenbar eine falsche Bezeichnung, da dies unschuldige Euchondrom keine Aehnlichkeit mit den wirklich b\u00f6sartigen Exostoseu oder dem krebsartigen Schwamm der Knochen hat, welchen wir neulich durch die Untersuchungen von Ph. v. Walther, Ebermaier, Chelius, Blasius besser zu unterscheiden gelernt haben. Otto nennt, was wir als Euchondrom charakterisirt, \u00d6steosarcom, h\u00e4lt es aber f\u00fcr den wahren Knochenkrebs. Der Markschwamm Und die andern wahren Krebsschw\u00e4mme der Knochen scheinen mir allein jenen Namen zu verdienen. Niemals haben diese einige Aehnlichkeit mit dem Euchondrom. Die Beziehung des Enchondroms zum Knochen ist \u00fcbrigens keine wesentliche, sondern zuf\u00e4llig, und schon darum sind die Namen Exostose, Spina ventosa, Osteosarcoma, Osteote\u00e4tom\u00e4 zu vermeiden. Die Ungef\u00e4hrliche Natur des Enchondroms ist allein von Mery und Ph. v. Walther geh\u00f6rig erkannt worden. Iu der That trat nach der Amputation durchaus in der Regel Heilung ein, wie in den F\u00e4llen von Severinus, Mery, Scarpa, iu den 2 F\u00e4llen von v. Walther, in den 2 F\u00e4llen von Klein, in dem Fall von Euchondrom der Tibia im Bartholomew\u2019s-Hospital, in dem Fall von Pockets, und in den F\u00e4llen von v. Gr\u00e4fe, wozu sich die Pr\u00e4parate im hiesigen Museum befinden. Ein t\u00f6dtlicher Ausgang ist mir unter 36 gesammelten F\u00e4llen nur von 2 F\u00e4llen bekannt. In dem einen hatte sich die Geschwulst in der Basis cranii und sowohl gegen die Sch\u00e4delh\u00f6hle als nach der Nase entwickelt. Der t\u00f6dtliche Ausgang dieses Falles ist aber durch die Localit\u00e4t bedingt. Der zweite Fall betrifft eine im Guy\u2019s-Hospital zu London befindliche Geschwulst des Oberschenkelbeins, welche zum Enckondrom zu rechnen ist, Nr. 666* des Cataloges. Hier wurde die Geschwulst von der Leiche entnommen. Wahrscheinlich ist der Tod hier dutch S\u00e4fteverlust bedingt worden. Mery dr\u00fcckte sich \u00fcber die Natur der von ihm f\u00fcr gutartig erkannten Geschwulst nicht n\u00e4her aus, aber v. Walther bemerkte ausdr\u00fccklich, dass die von Scarpa, Otto und ihm beschriebenen Geschw\u00fclste der Phalangen und Mittelhandknochen eigenth\u00fciulicher Art sind, sich von allen bekannten Knochengeschw\u00fclsten unterscheiden und weder mit der Spina ventosa noch mit der Exostose etwas gemein haben.\n*) De vitio scrophuloso, Lemgoviae. 1790. T. 2, p. 301.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\n7. Unterscheidung des Enchondroms von anderen Geschw\u00fclsten der Knochen.\nDie Cliaractere eines Fungus gewinnen an Bestimmtheit durch die Vergleichung mit anderen Geschw\u00fclsten. Mit der Structur der krebshaften und Medullargeschw\u00fclste, deren Geschichte f\u00fcr die Knochenkrankheiten so sehr interessant geworden ist, hat das Enchondrom nicht die geringste Aehnlichkeit. In ihnen fehlt die knorpelartige Masse, welche beim Kochen Chondrin giebt, w\u00e4hrend die Krebsschw\u00e4mme einen eiweissartigen K\u00f6rper zur Grundlage haben.\nEntwickelt sich der Markschwamm aus dem Innern des Knochens, so durchbricht er ihn nicht und treibt ihn nicht leicht blasenartig auf. Nur in sehr seltenen F\u00e4llen findet beim Medullarsarcom des Knochens wirkliche Ausdehnung des Knochens statt, wie wir einen solchen Fall im Museum von Bartholomew\u2019s-Hospital Nr. 159. sahen. A. Cooper unterscheidet eine fung\u00f6se Exostose der Medullarmemhran des Knochens mit Ausdehnung der Rinde. Es ist nicht gewiss, von welcher Art die hier bezeichnete Geschwulst ist.\nEntwickelt sich der Markschwamm der Knochen auf der Oberfl\u00e4che derselben, so enth\u00e4lt er oft in seinem Innern jene von der Oberfl\u00e4che des Knochens aufsehiessenden zarten nadelartigeu oder bl\u00e4ttchenartigen kn\u00f6chernen Spicula, die mit Recht in den pathologischen Sammlungen bewundert werden. Hat man auch oft die Substanz des Scirrhus wegen der H\u00e4rte, die mehrere Formen desselben zeigen, irrth\u00fcmlicli mit Knorpel verglichen, so fehlt doch der wahre knorpelige Inhalt und das chemische Verhalten, denn auch die thierische Grundlage des Scirrhus ist in der Hauptmasse ein eiweissartiger durch Kochen unaufl\u00f6slicher K\u00f6rper. Im Alveolenkrebs des Magens und anderer Tlieile bemerken wir auch H\u00f6hlungen mit einer durchsichtigen Gallerte gef\u00fcllt; aber diese Structur ist sowohl mikroskopisch als chemisch verschieden und giebt beim Kochen auch keinen Leim.\nEine vom Enchondrom ebenso verschiedene fung\u00f6se Geschwulst der Knochen, die nur in ihrer Heilbarkeit durch Amputation damit \u00fcbereinstimmt, ist der Tumor fibrosus s. desmoides. Ich habe die Cliaractere dieser Geschwulst an einer Hand studirt, welche mit v\u00f6llig gl\u00fccklichem Erfolg von Herrn v. Gr\u00e4fe amputirt worden. Sie geht von mehreren Mittelhandknochen nach der Hohlhand und dem R\u00fccken aus, ist sehr gross, auf der Oberfl\u00e4che lappig, im Innern sehnig fest. Auf dem Durchschnitt zeigt sie das in der Abbildung Taf. VI. Fig. 1. 2. vorliegende weisse durch und durch faserige, ihrem Namen entsprechende Ansehen, jenes characteristische Verhalten der Desmoiden, wodurch sie dem atlasgl\u00e4nzenden Gewebe der Aponeurosen so \u00e4hnlich werden. Das Mikroskop zeigt uns lauter durcheinanderge-wirkte Faserschichten ohne Spur von H\u00f6hlungen und K\u00f6rperchen. Ihre Basis sitzt auf der Oberfl\u00e4che der Mittelhandknochen auf, sie entwickelt sich aus der Beinhaut, w\u00e4hrend der Knochen gr\u00f6sstentheils unversehrt unter ihr liegt, nur rauh wde er in der N\u00e4he aller Geschw\u00fclste zu seyn pflegt. Die Arterien der Hohlhaud, die Muskeln, die Sehnen, gehen auch \u00fcber diese Geschwulst gesund in grossen Bogen weg. Nur selten entwickelt sich eine fibr\u00f6se sehnige Geschwulst im Innern eines Knochens. Einen solchen Fall sah ich vom Unterkiefer im Museum von BartholomewV-Hospital, Nr. 148. 149. Die Geschwulst hatte sich im Innern der Substanz des Unterkiefers und auf dessen \u00e4usserer Oberfl\u00e4che entwickelt.\nDas Osteoid der Knochen, dessen Gewebe einen aus blosser Knochensubstanz bestehenden Fungus der Knochen darstellt, darf liier nur dem Namen nach aufgef\u00fchrt werdeu.\nAber das Enchondrom, Desmoid und Osteoid sind nicht die einzigen \u00f6rtlich zerst\u00f6renden, aber durch Amputation heilbaren Fungen der Knochen, die unter dem Namen des Osteatoma und Osteosarcoma mit dem eigen-th\u00fcmlichen Knochenkrebs verborgen liegen. Der am gew\u00f6hnlichsten Osteosarcoma genannte, nicht selten an den Gesichtsknochen, namentlich am Unterkiefer vorkommende, durch Exstirpation heilbare Fungus ist wieder eigent\u00fcmlich. Seine dem Knorpel nie \u00e4hnliche weissgraue Substanz ist ein ei weissartiger, durch Kochen nicht in Leim zu verwandelnder K\u00f6rper von feinzelliger Bildung mit Kernen der Zellen, oder auch von wreicher scheinbar faseriger Bildung, die ganz aus geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen besteht. Wir werden ausf\u00fchrlicher davon bei den albumin\u00f6sen Geschw\u00fclsten handeln, und bemerken hier nur, dass diese Geschw\u00fclste mit den krebsartigen Geschw\u00fclsten der Knochen leicht verwechselt werden k\u00f6nnen.\nDas durch Kochen in Leim zu verwandelnde Enchondrom, leicht an seiner conglomeratartigen Bildung und an dem durchscheinenden Knorpelansehen der in h\u00e4utige Capsein eingeschlossenen Massentheile erkennbar, ist eine parallele Bildung zum Knorpel. Die eiweissartigen zelligen Ost\u00e9osarcome sind dagegen eine parallele Bildung zur Chorda dorsalis der Knorpelfische und des Foetus der h\u00f6heren Thiere. Diese besteht auch aus Zellen, ist aber ein eiweissartiger K\u00f6rper, welcher sich beim l\u00e4ngsten Kochen nicht in Leim verwandeln l\u00e4sst und auch nie ossificirt, dagegen von den ossificirten Knorpeln verdr\u00e4ngt wird. Siehe X M\u00fcller vergleichende Anatomie der Myxinoiden. Berlin. 1836. Tab. IX. Fig. 1., wo das pflanzenartige Zellgewebe der Chorda dorsalis von Petromyzon marinus abgehildet ist. Zum eiweissartigen zelligen Osteosarcom, welches von der Markhaut der Knochen ausgeht, ist auch die membrana decidua eine parallele Bildung des gesunden K\u00f6rpers. Sie besteht aus pflanzenartigen Zellen mit einem Kern in der Wand und deutlichen Kernk\u00f6rperchen. Diese Substanz ist wie das zellige Osteosarcom ein eiweissartiger K\u00f6rper.\n*) Surgical essays P. T. London. 1818\u00bb","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"15\nAusdehnung der Knochen bewirken zuweilen das zusammengesetzte Cystoid und die Hydatiden der Knochen. Beim ersten, welches ich nur einmal in der Substanz des Darmbeines im Poc/celsschen Museum sah, verwandelt sich die Knochensubstanz in ein kammeriges Gewebe von Cysten, welche mit einer gallertigen Materie gef\u00fcllt sind.\nDie Hydatiden der Knochen sind eine verheerende Krankheit, welche sich zuweilen auf einen grossen Theil des Knochensystems ausdehnt. Es bilden sich im Markgewebe der Knochen einzelne Hydatiden mit oder ohne Ausdehnung der Knochen. Die Ausdehnung erfolgt leichter in den spongi\u00f6sen Knochen, z. B. in den Rippen, im Becken. Findet Ausdehnung statt, so liegen die Hydatiden gew\u00f6hnlich in einem Bette von weicher fettreicher Wucherung des Markgewebes, w\u00e4hrend das Knochengewebe resorbirt wird und im Innern der Geschwulst nur Fragmente bildet. Die Binde wird dann wie beim Euchondrom blasig aufgetrieben. Nat\u00fcrlich verursacht die Krankheit sehr leicht Knochenbr\u00fcche. Sie nimmt auch leicht einen t\u00f6dtlichen Ausgang. Wir werden davon sp\u00e4ter in einem eigenen Artikel handeln.\n7. Geschichte der zum Enchondroma geh\u00f6rigen Beobachtungen.\nF\u00fcr die bei einer anatomischen Classification der Schw\u00e4mme aus neuen Characteren aufzustellenden Typen die Synonyme aus den \u00e4lteren Beschreibungeu aufzufinden, wird in vielen F\u00e4llen bei der bisherigen Art der Beschreibung ganz unm\u00f6glich sein. Besonders gilt dies von den mit den krebsartigen verwechselten Geschw\u00fclsten und den mancherlei Geschw\u00fclsten, die man Osteosarcoma und Osteosteatoma genannt hat. Das Enchondrom hat jedoch so bestimmte \u00e4ussere Charactere, besonders wenn es in den Knochen vorkommt, dass es selbst bei mittelm\u00e4ssigen Beschreibungen aus seinem Verlauf, seiner Indolenz, seiner Form, auch wegen der von ihm bewirkten blasenartigen Ausdehnung der Knochen in den Abbildungen wiedererkannt werden kann. An den Pr\u00e4paraten der Museen selbst l\u00e4sst sich das Enchondrom, wenn man es einmal gesehen und richtig aufgefasst, sogleich erkennen, und ich habe mich z. B. niemals in solchen F\u00e4llen geirrt, wo ich Gelegenheit hatte die Geschwulst n\u00e4her zu untersuchen, und die Richtigkeit meiner Diagnose zu pr\u00fcfen.\t&\nA. F\u00e4lle von Enchondrom in Schriften.\nIn der grossen Litteratur der sogenannten Osteosteatome und Ost\u00e9osarcome, welche ich durchgearbeitet, f\u00fchre ich hier zun\u00e4chst nur diejenigen F\u00e4lle an, welche ausgemacht oder wahrscheinlich das Enchondrom betreffen und schliesse alle zweifelhaften F\u00e4lle aus.\n1.\tDer \u00e4lteste mir bekannt gewordene Fall, den ich mit Bestimmtheit f\u00fcr Enchondrom halten muss, ist eine Beobachtung vom Jahre 1698 von Schaper und Below. Dissertatio de digitis manus dextrae in quadam femina per conquassationem nodositate, spina ventosa et atheromate monstrosis. Diss. praes. Schaper resp. Below. Rostochii. 1698. 4. Das Individuum, an dem die Geschwulst beobachtet wurde, war 38 Jahr alt und hatte sich in der fr\u00fchen Jugend durch einen Fall die Verletzung zugezogen. 15 Jahre lang blieb die immer zunehmende Geschwulst unschmerzhaft, sp\u00e4ter brach die Geschwulst auf. Zur Zeit der Menstruation blutete die aufgebrochene Stelle. Noch volle 10 Jahr blieb die Geschwulst ohne Schmerzen. Sp\u00e4ter entleerten sich viele Knochenst\u00fccke.\nDer Erfolg der Amputation ist nicht genannt.\n2.\tIn einem von Buysch erz\u00e4hlten, hieher geh\u00f6rigen Falle, befanden sich die sph\u00e4roidischen Geschw\u00fclste ebenfalls an den Fingern und an der Mittelhand. Buysch epistola anatomica problematica quarta et d\u00e9cima. Amst. 1714. Opera omnia. Amst. 1721. 4. Juveuis 16 annorum \u2014 correptus non solum tumoribus magnis in dextra verum etiain sinistra manu uti et in utroque pede, eorumque digitis, qui turnores admodum duri, extrinsecus accurate radices cyclami-nis aut potius chrysauthemi am\u00e9ricain radices tuberosas aemulabaut, sicut in annexis figuris repraesentantur. \u2014 Reperi-que ilium (tumorem) neutiquam esse glandulosae indolis, ast cartilaginosae imo et osseae, eratque quasi ex innummeris minoribus tumoribus partim cartilagineis partim osseis compositus, singuli autem eorum denuo ex innumeris minoribus humore succoso gelatinoso repletis.\n3.\tDer Fall von Mery, M\u00e9m. de I\u2019acad. roy. des sciences. 1720. p. 447, betrifft einen jungen Menschen von 15 \u201416 Jahren. Alle Geschw\u00fclste der Hand waren sehr wenig schmerzhaft. Die Haut hatte ihre nat\u00fcrliche Farbe, die Granulationen der aufgebrochenen Geschwulst waren sch\u00f6n roth, die Blutgef\u00e4sse im Umfang der Geschw\u00fclste nicht angeschwollen. Die Veranlassung zur Entwickelung der Geschw\u00fclste war Quetschung. Sie geh\u00f6rten den zwei ersten Phalangen des 5., 4. und 3. Fingers an. Die Gelenke zwischen den zwei ersten Phalangen der drei Finger waren anchylosirt. Das Innere der Geschw\u00fclste bildeten cellulose Ossificationen, gef\u00fcllt mit gelatin\u00f6ser Materie. Auch die ossa metacarpi waren zum Theil geschwollen. Nach der Amputation exfoliirten sich St\u00fccke des Radius und der Ulna, aber der Kranke wurde in 3 Monaten ganz geheilt.\n4.\tSeverinus beschreibt 2 F\u00e4lle von unserer Krankheit. Marci Aurelii Severini Tharsiensis philosophi de recondita abscessuum natura, Libri VIII. Lugd. Bat. 1724. Er vergleicht die Geschw\u00fclste wie Buysch mit Wurzelknollen und Fr\u00fcchten. Die Geschw\u00fclste befanden sich in beiden F\u00e4llen an den Phalangen und Mittelhandknochen der Hand.\nSimile ferme forte Hieronymus Damianus Rocliae Mondraconis, adolescens, vigesimum secundum annum natus, gibber, strigosus et pusillo virium robore, dextram inanum secundum quatuor phalangis digitos, gravem ita, ut sustinere\n12","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nnon posset, Cubans quidem capiti iunixam, stans vero subjecta altera maim suffultani gesfab\u00fct. Comparasses dura tubera partim magnitudine Limoniis corticosis, partim etiam colore non adliuc maturis malis insanis; sic alte turgebant, sic particule quibusdam livescebaut. Una alteris implicala, secundum digitorum nodos cxcreverant adeo circa extremos ungues, ut hi summis apicibus vix aparerent. Affectum quoad nomen attinet, atheroma nodosum, quod vero figuram, subiit inter-dum animo milii comparare vel tuberosis ample difformibusque Cliamaeirios latifoliae Lobelii vel fructibus fici Opuntiae, vel complexui tuberum radiciformium, quae vocata nostris hispanica, cocta igne sunt esu multis non insuavi; vel mon-strosis belluarum secundum digitos nodis, quos sepulcralibus urnis sculptores appingere consueverunt. Tab. ad p. 174. Verum enimvero quodcunque vitii fuerit illud, amputatum per nos secundum primos digitorum phalangis articulos ac perustum, ad sanitatem integrant brevi perduximus. Ceteruin materia, quae sub inciso vitio reperta est, sieuti coctae carnis bulbi cyclamis apparuit, friabilis insuper et lenissimo quoque contactu cessilis.\nSeverinus f\u00fchrt noch einen \u00e4hnlichen Fall von Nicolaus L\u00e4rche an, und bildet ihn in 3 Bildern ab. Die Geschwulst der Phalangen und Mittelhandknochen war 7 Pfund 3 Unzen r\u00f6misches Gewicht schwer. Die Geschwulst war in der Jugend vom Biss eines Schweines entstanden. Sie brach auf. Der Erfolg der Amputation ist nicht genannt.\n5.\tVigorous de Montagut, opuscules sur la r\u00e9g\u00e9n\u00e9ration des os, les loupes osseuses et les hernies. Paris. 1788. 8. Ein Bauer war von fr\u00fcher Jugend an von einer Geschwulst an der Hand, und zwar am Zeigefinger und Ringfinger befallen. Die Schale war ganz kn\u00f6chern.\n6.\tKortum erz\u00e4hlt in seiner Geschichte der Scrofelsuchf, de vitio scrofuloso. Lemgoviae. 1790. T. 2. p. 301. Vidi puerum seplennem ventre turgido, glandularum colli tumoribus, omnibusque cachexiae scrofulosae indiens luculen-tissimis incedentem, cujus oinnes decent manuum digitos spina ventosa tumefecerat. Zweifelhaft.\n7.\tVon dem von Hoger (Le\u00e7ons sur les maladies des os. Paris. 1803.) erz\u00e4hlten Fall von Osteosarcom des\nHum\u00e9rus ist es zweifelhaft, ob er hieher geh\u00f6ret. Die sehr grosse Geschwulst war bei einem Mann von 47 Jahren, und hatte zur Zeit der Beobachtung 2 Jahre bestanden. Die Geschwulst verursachte viele Schmerzen. Der Deltoi-deus bildete eine Capsel um eine gelatin\u00f6se, zitternde, gelblich r\u00f6thliche und etwas tr\u00fcbe Masse. Vom Humerus war nur eine kn\u00f6cherne Platte \u00fcbrig, die gegen den Kopf des Knochens breiter wurde. Die Gelenkfl\u00e4che war zerst\u00f6rt. Die Substanz enthielt sehr viel Leim, ein wenig Eiweiss, Salze, aber kein Fett. Die Gelenkfl\u00e4che des Schulterblattes war zerst\u00f6rt.\n8.\tA. Cooper, surgical essays. P. 1. London. 1818. Dass die hier erw\u00e4hnten cartilagin\u00f6sen Exostosen an der Oberfl\u00e4che der Knochen gr\u00f6sstentheils nicht zum Enchoiidrom, sondern zur gew\u00f6hnlichen Exostose geh\u00f6ren, wurde oben bemerkt, wo zugleich einzelne F\u00e4lle angegeben sind, welche wahrscheinlich zum Enchondrom geh\u00f6ren.\n9.\tKlein in v. Gr\u00e4fe und v. Walther's Journal der Chirurgie und Augenheilkunde. Bd. III. pag. 403. Auftreibung der Phalangen des 4. und 5. Fingers und ihrer Mittelhandknochen nach Quetschung, abgebildet ebend. Tab. in. Noch ein anderer Fall wird von Klein erz\u00e4hlt. Heilung durch Operation.\n10.\tBail de luxuriatione ossiuni. Berol. 1821. 4. Fig. 4. Ein Mann von 28 Jahren, der in fr\u00fchester Kindheit an Rhachitis litt, bekam in fr\u00fchester Jugend eine Auftreibung der Mittelhandknochen und Phalangen des 4. und 5. Fingers. Die Operation der Exarticulation wurde von Hrn. r. Gr\u00e4fe gemacht. Das Pr\u00e4parat befindet sich im hiesigen Museum und ist Tab. IV. Fig. 3. abgebildet.\n11.\tOtto, neue seltene Beobachtungen zur Anatomie, Physiologie und Pathologie. Berlin. 1824.\t4. Taf. I.\nFig. 1. Geschw\u00fclste an den Phalangen und ossa metacarpi der Hand eines Knaben von 14 Jahren. Die Krankheit entstand in der fr\u00fchesten Kindheit durch eine starke Quetschung. Es waren neun sph\u00e4roidische Geschw\u00fclste mit Haut und Zellgewebe bedeckt, alle von den Knochen ausgehend. Sie besitzen eine kn\u00f6cherne Schale, und bestehen inwendig aus unregelm\u00e4ssigen grossen Knochenzellen und Splittern, zwischen welchen fibr\u00f6s knorpelige Massen, auch sehnige mit Gallerte gef\u00fcllte Zellen liegen. Da letztere durchsichtig und also etwas dunkler sind als die Knochen und Knorpelmassen, so geben sie den Geschw\u00fclsten schon \u00e4usserlich ein grau- und weissgeflecktes Ansehen. Die Mittelhandkuochen und Phalangen, von welchen die neun Geschw\u00fclste ausgehen, sind fast ganz zerst\u00f6rt, aufgelockert, stachlich und gehen allm\u00e4hlig in die Geschw\u00fclste \u00fcber. Von mehreren ist nur eine Spur in grossem Knochensplittern zu erkennen.\n12.\tScarpa, \u00fcber die Expansion der Knochen. Weimar. 1828. p. 22. Tab. 3. Fig. 1. Bei einem Menschen von 18 Jahren war von Kindheit an nach und nach und fast ohne Schmerz die rechte Hand zu einer ungeheuer grossen Exostose angeschwollen, der gr\u00f6ssere Theil dieser Geschwulst blieb viele Jahre hindurch wie eine gutartige Exostose, welche, nachdem sie erweicht gewesen sey, die Consistenz eines gesunden und vollkommenen Knochens wieder erlange. Aber der andere kleinere Theil fing, ob von einer verborgenen innern oder \u00e4ussern Ursache oder von beiden zugleich ist ungewiss, wieder an zu erweichen, und innerlich stechende Schmerzen hervorzubringen. Nachdem hierauf um den kleineren Theil der Exostose herum Entz\u00fcndung der weichen Theile entstanden war, und die allgemeinen Integumente sich auseinander begeben hatten, brachte sie Geschw\u00fcre und Fisteln hervor, aus welchen best\u00e4ndig viel Jauche mit gelatin\u00f6ser Materie vermischt abfloss, indem n\u00e4mlich die Caries die W\u00e4nde der H\u00f6hlen der Geschwulst bereits zerst\u00f6rt hatte. Nachdem der Kranke von schleichendem Fieber entkr\u00e4ftet war, wurde die monstr\u00f6se Hand in dem Gelenk des Vorderarms und der Hand amputirt. Die Wunde heilte in kurzer Zeit. In","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"JT\ndem grossem Theil der Exostose, welcher von der Wiederkehr der Erweichung frei geblieben war, zeigte sich, als er in der Mitte durchs\u00e4gt wurde, das Netzwerk von dem gesunden und harten Knochennetz nicht verschieden, ausser dass seine Zellen ungew\u00f6hnlich erweitert waren, n\u00e4mlich durch die vorher erlittene Erweichung und Expansion. Aber der andere kleinere Theil der Exostose war weich und biegsam wie Knorpel, inwendig hohl; es zeigte sich keine Spur von kn\u00f6chernem Netzwerk mehr darin; er war mit h\u00e4utiger gelatin\u00f6ser Materie \u00fcberzogen und nekrotisch.\nBei Scarpa finden sich a. a. 0. noch mehrere Beispiele von weicher Exostose an anderen Knochen angef\u00fchrt; ob sie aber hielier geh\u00f6ren, ist zweifelhaft.\n13.\tIn einem von P/i. v. Walther beobachteten Falle 0'. Gr\u00e4fe und v. Walther's Journal der Chirurgie und Augenheilkunde B. 13.) war die Ursache zur Entwickelung von f\u00fcnf Geschw\u00fclsten der Mittelhand und der Phalangen der Finger, eine Quetschung des Mittelfingers in fr\u00fchester Kindheit gewesen. Im 8. Lebensjahre begann die knotische Anschwellung. Zur Zeit der Beobachtung war das Subject 18 Jahr alt und von kr\u00e4ftiger Constitution.\nv. Walther beschreibt noch einen zweiten Fall von \u00e4hnlichen Geschw\u00fclsten der Mittelhandknochen und Phalangen der Finger bei einem Mann von 22 Jahren, der im 5ten Jahre seines Lebens auf die Hand fiel, worauf schon nach einigen Monaten die erste Geschwulst sich zeigte. Prof. Weber in Bonn hat eiue genaue anatomische Untersuchung jener Geschw\u00fclste geliefert. Nerven, Gef\u00e4sse, Sehnen waren, wie in allen F\u00e4llen, gesund. An einer Phalanx war nur mehr die Rindensubstanz und die beiden Extremit\u00e4ten des Knochens vorhanden, der \u00fcbrige Theil der Phalanx war in ein netzartiges Gewebe ausgeartet. Nur an einigen Stellen war das netzartige Gewebe verkn\u00f6chert, im \u00fcbrigen von weissgrauer Gallerte gef\u00fcllt ; hier und da waren Blutaustretungen bemerkbar. Die Sinus der injicir-ten Geschwulst waren von einer \u00e4usserst zarten und gef\u00e4ssreichen Membran ausgekleidet. Eine der kleineren Geschw\u00fclste am Mittelhandknochen des Mittelfingers bestand nicht aus weichem, sondern aus kn\u00f6chernem netzf\u00f6rmigem Gewebe, welches mit Knochenmark gef\u00fcllt war.\n14.\tEine Geschwulst der Tibia, die ich f\u00fcr ein Enchondrom halte, beschrieb Lawrence sehr ausf\u00fchrlich. Der Kranke wurde durch Amputation geheilt. Medico-chirurgical transactions XVII. pag.37. When the integuments and other parts had been removed, the tumour was found to arise from and be inseparably connected with the upper part of the tibia; or it might be said that the bone in its upper six inches was expanded into the morbid growth, as there was a continuity of bony substance between it and the surface of the latter. When the diseased mass and the tibia had been divided by a vertical section carried from before backwards, it was found, that the former had originated in the centre of the tibia; that it consisted partly of a tough fibrous texture, with bone plentifully deposited in it, partly of a medullary (cerebriform) subtance; and that it contained numerous cells, of which the largest were from one to two inches in diameter. These cells of which the surface was quite smooth, were filed with a transparent yellow fluid of watery consistence; in some of them was a small portion of coagulated blood adhering tho the surface. Nearly the whole exterior of the swelling which had been considered to be bony from its hardness, the greater part of the septa between the cells and tbe surface of the latter were made up of the fibrous and osseous texture. The medullary substance which was whitisch soft and breaking down into a pulp under slight pressure of the linger, formed the nucleus of the tumour, where it grew out of the bone and was also deposited partially between the cells. One of the two halves, into which the mass had been divided, was subjected to maceration. When the soft texture had been completely decayed by putrefaction and removed, it appeared that the upper five or six inches of the tibia had been destroyed by the morbid growth, which had not penetrated the joint, the articular surface being entire, though reduced to a thin shell. The latter was connected to the lower portion of the tibia by a net-work of long fibres and plates, forming the skeleton of the tumour and supplying the place of the bony shaft. There was an exterior thin and imperfect shell growing ont of the walls of the bone below and from the edge of the articular surface above. This was the bony substance which had been felt on the surface of the swelling before the operation. The interior of the space circumscribed by this covering, was irregularly traversed by bony productions shooting from the lower end of the tibia and connected at various points both with the outer shell and with the remanent of the articular surface.\nEs ist dies wahrscheinlich dieselbe Geschwulst, welche ich im Museum vom Bartholomew\u2019s-Hospital sah, und von welcher mir Herr Stanley- eine Lithographie mittheilte. Die Geschwulst der Tibia in diesem Museum, die ich meine, war ganz entschieden Enchondroma.\n15.\tEnchondrom des Mittelhandknochens und der ersten Phalanx des Daumens, beschrieben von Valentin. Repertorium f\u00fcr Anatomie und Physiologie. 1837. p. 117. Die gr\u00f6sste Peripherie der Geschwulst des Mittelhandknochens betr\u00e4gt 11\" 75, die Circumferenz der Geschwulst der Phalanx 3\" 5.\nDie Substanz bestand aus Kuorpelmasse mit kleinen l\u00e4nglichen an einem oder beiden Enden zugespitzten, kleinere K\u00f6rnchen enthaltenden K\u00f6rpern. Grundmasse hell und viel deutlicher und isolirter faserig, als die des gew\u00f6hnlichen Knorpels. Ueberreste der Kuochensubstanz finden sich theils als Rinde, theils als einzelne Bl\u00e4ttchen im Innern. Wurden rein knorpelige St\u00fccke mit destillirtem Wasser anhaltend gekocht, so zeigte das schwachopalartig gef\u00e4rbte Filtrat gegen Salpeter-, Phosphor- und Salzs\u00e4ure, Schwefelwasserstoff, Klees\u00e4ure, kaustisches Kali, Ammoniak, Aetzbaryt, Jodkalium, kohlensaures Kali, phosphorsaures Natron, Alaun, schwefelsaures Kupferoxyd, Zinnchlorid, schwefelsaures Eisenoxydul, Eisenchlorid, chromsaures Kali und Jodtinktur gar keine Reaction. Dagegen entstanden\n12 *","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"----- 48 ----------\ndurch Schwefels\u00e4ure, Chlorbaryum, Alcohol und Aether spurweise Tr\u00fcbungen; durch Bleizucker und Bleiessig weisse in Wasser sehr leicht l\u00f6sliche, durch Essigs\u00e4ure, salpetersaures Quecksilberoxydul, Quecksilberchlorid rein und durch Eisenkaliumcyan\u00fcr sparsame schmutzig gelbweisse Pr\u00e4cipitate. Durch schwefelsaures Platinoxyd wurde die L\u00f6sung gelb, durch salpetersaures Silberoxyd weiss, bald sich r\u00f6thend und br\u00e4unend, durch schwefelsaures Eisenoxyd gelb-weiss, durch Eisenkaliumcyanid gr\u00fcn, durch Gall\u00e4pfeltinctur gelbweiss, durch Cblorwasser grauweiss gef\u00e4llt. Die Asche bestand aus phosphorsaurem, salzsaurem, nebst wenig schwefelsaurem Kalk und Spuren von Talk und Kali. Die zum Vergleiche [untersuchte Gelenkknorpelsubstanz gesunder Finger enthielt mit Ausnahme der Schwefels\u00e4ure und der bedeutenden Menge von Kalk dieselben Bestandteile. Valentin a. a. O.\nB. F\u00e4lle von Enchondroma in anatomischen Sammlungen.\na.\tIm K\u00f6nigl. anatomischen Museum zu Berlin.\n1.\tBeginnendes Euchondroin an den Phalangen des Zeigefingers. Von Herrn v. Gr\u00e4fe dem anatomischen Museum \u00fcberwiesen. Nr. 9911. des Catalogs.\n2.\tEuchondroin der Mittelhandknochen und Phalangen der zwei \u00e4ussersten Finger. Siehe Taf. IV. Fig. 3. Dieser Fall wurde auch in einer Dissertation von Bail de luxuriatione ossium. Berol. 1821. kurz beschrieben.\nDas Pr\u00e4parat ist von Herrn v. Gr\u00e4fe d\u00e9m anatomischen Museum \u00fcbergeben. Nr. 8846. des Catologs.\n3.\tEnchondrom an allen Phalangen und Mittelhandknochen der Hand eines M\u00e4dchens. Siehe Taf. IV. Fig. 1.2. Von Herrn v. Gr\u00e4fe amputirt, und dem anatomischen Museum \u00fcbergeben. Nr. 8817. des Catalogs.\n4.\tEuchondroin der Phalangen mehrerer (des 1., 3., 4., 5.) Finger eines Erwachsenen. Siehe Taf. V. Fig. 3. Nr. 851. des Catalogs. Noch aus der Walterschen Sammlung.\n5.\tEnchondrom der Parotis aus der Bergerschen Sammlung in Braunschweig. Nr. 4477.\nG. Enchondrom am Hoden neben Carcinoma reticulare des Hodens von einem \u00e4lteren Manne, von Hrn. Prof. Dieffenbach exstirpirt. Nr. 10770. des Catalogs.\n7.\tEin sehr grosses teilweise von einer Schale bedecktes Enchondrom Nr. 9581. aus der Chirurg, opththalm. Clinik der Universit\u00e4t. Die n\u00e4here Nachweisung fehlt.\n8.\t9. Hieher geh\u00f6ren wahrscheinlich auch zwei trockne Pr\u00e4parate von blasiger Auftreibung der Tibia und Fibula an ihrem obern Ende Nr. 3044. von der Tibia eines 18j\u00e4hrigen Menschen. Nr. 4917. von der Fibula.\nb.\tIm anatomischen Museum der Universit\u00e4t zu Botin.\n10.\tEnchondrom der Hand. Der von Ph. v. Walther und Weber beschriebene Fall.\nc.\tIm anatomischen Museum der Universit\u00e4t zu Halle.\n11.\tEnchondrom der ossa metacarpi des 4. und 5. Fingers, ungeheure Geschwulst mit der gew\u00f6hnlichen Structur.\n12.\tEnchondrom der ersten Phalanx des Mittelfingers. Die Bezeichnung des Pr\u00e4parates von Meckel lautet: osteosteatoma digiti medii. Die Structur ist die gew\u00f6hnliche.\n13.\tEnchondromartige Degeneration der mamma eines Hundes, enth\u00e4lt Ossificationen.\nd.\tIm anatomischen Museum der Universit\u00e4t zu Bern.\n14.\tDer von Valentin beschriebene Fall. Enchondrom des Mittelhandknochens und der ersten Phalanx des Daumens. II. 49. des Catologs des Berner Museums.\ne.\tIm Museum von Pockels in Braunschweig.\n15.\tEnchondrom der Mittelhandknochen und Phalangen des 2. und 3. Fingers. Siehe Taf. V. Fig. 1. 2. Die Gelenkfl\u00e4chen sind unversehrt. Von einem Mann von 24 Jahren. Vom 13ten Jahre an war die Geschwulst allm\u00e4hlig entstanden, ein Anfang der Anschwellung war auch an der andern Hand und selbst an den Zehen sichtbar. Die Geschwulst war v\u00f6llig schmerzlos.\nf.\tIm Museum des Rogal college of surgeons in London.\n16.\tCartilaginous tumour which is formed on a man's ribs. Home. Sehr grosse Geschwulst, auf der Oberfl\u00e4che h\u00f6ckerig, ohne Schale, im Innern Reste von der spongi\u00f6sen Substanz der Knochen. Die mikroskopisch untersuchte Structur ist die gew\u00f6hnliche des Enchondroras.\ng.\tIm Museum von Guy's-Hospital zu London.\n17.\tExostosis from the first phalangial bone of the little finger. Enchondrom. Die Masse geht seitlich ab, ohne Ausdehnung des Knochens. Nr. 1122. des Catalogs, a catologue of the praeparations in the anatomical museum of Guy\u2019s-Hospital by Thomas Hodgkin.\n18.\tSection of a very large osteosarcomatous tumour from the thigh, removed after death from a patient of Mr. Keys. Jan. 1832. Nr. 666^ des Catalogs. 1st Enchondrom, aber ohne blasenartige Ausdehnung des Knochens. Vom Oberschenkelbein sind hier und da noch St\u00fccke sichtbar.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"49\n19.\tFinger amputated by Mr. Key for a considerable tumour growing from the first phalangial bone, it is of the kind described gelatinous cancer and the structure dependent on cysts very evident. See Drawing by Canton\u2022 Nr, 1124. E. des Catalogs der Pr\u00e4parate des Museums. Encliondrom aus dem vordem Tlieil der ersten Phalanx 5 rund ohne Ausdehnung des Knochens.\n20.\tFinger amputated by Morgan Esq. having a tumour of considerable size growing from the extensor tendon, the structure dependent on cysts is very evident, it was semitransparent and was composed of a substance approaching to the character of mucus. Nr. 1366. \u00c0. des Catalogs. Ist deutlich Enchondrom.\n21.\tSubcutaneous tumour apparently fungoid. No. 1657 A. des Catalogs. Dieselbe Krankheit.\n22.\tHead of the tibia enlarged and excavated from fungoid disease. Trocken, vielleicht Enchondrom.\n23.\tVielleicht geh\u00f6rt hieher auch eine Geschwulst des Hodens und Nebenhodens im Museum von Guy's-Hospital. No. 2362. des Catalogs. Epididymis greatly enlarged from the general dilatation and developement of the seminiferous tubes which are filled by d semitransparent substance. The body of the testis appears to be very much desorganized.\nlu Im Museum des London University College,\n24.\tEnchondrom der Mittelhand und Finger.\nu Im Museum von St. Thomas-Hospital.\n25.\tPeriosteal fungous exostosis of the finger. No. 947. des Catologs des Museums. Ist deutlich Enchondrom.\nk. Im Museum von Bartholomew's-Hospital.\n26.\tEnchondrom der Basis eranii. Nr. 14. des Catalogs des Museums.\n27.\tEnchondrom der tibia vergesellschaftet mit einer gef\u00e4ssreichen Geschwulst ariderer Art.\nL Im Museum von Middlesex-Hospital.\n28.\tEnchondrom auf der inner\u00ab Fl\u00e4che des os ilium.\nII. Von der geschichteten perlmuttergl\u00e4nzenden Fettgeschwulst, Cholesteatoma.\nDie Fettzellen sind geschlossene Bl\u00e4schen, in welchen das Fett enthalten ist. Sie sind bald rundlich, wie bei den meisten Thieren, bald aber auch begrenzen sie sich polyedrisch, wie beim Schaf und Rind.\nRaspail #) hat diesen Bau des Fettes bei dem Rind und Schaf erkannt, aber er bat sich darin geirrt, dass er dieses Fett analog den Ainylonkornern zusammengesetzt ansah und behauptete, die Wand der eckigen Zellen bestehe aus Stearin, das Innere der Zellen aus Oelfett. Iin naturgem\u00e4ssen Zustande h\u00e4ngen alle diese eckigen Zellen mit ihren W\u00e4nden zusammen und bestehen aus nicht fettiger ihierischer Grundlage. Man sieht dies sehr sch\u00f6n, wenn man den Talg aus dem Fett des Schafs ausschmelzt oder durch kochenden Aether oder Alcohol auszielit. Alle eckigen Fettzellen sind dann noch \u00fcbrig, h\u00e4ngen innig zusammen, saugen Wasser und Weingeist ein, und haben ihre unversehrte Gestalt wie vorher. Dieses Zellgewebe selbst ist in kochendem Alcohol und Aether ganz unl\u00f6slich. Untersucht man aber festen Talg des Schafs ohne vorherige Aufl\u00f6sung mikroskopisch, so sind die Zellen von ihrem festen Inhalte so voll und steif ausgef\u00fcllt, dass sie sich durch leichten Druck sehr leicht von einander absondern und als K\u00f6rper von meist unsymmetrischen Fl\u00e4chen und Ecken isoliren lassen.\nDer Kern in der Wand der Fettzellen ist schwieriger als in andern Zellen zu sehen, aber auch diese Zellen besitzen ihn, wie Schwann gezeigt hat.\nDie krankhaften Fettgeschw\u00fclste sind mehr oder weniger modificirfe Wiederholungen des normalen Fettzellgewebes. Einige enthalten die gew\u00f6hnlichen Fette des gesunden Fettzellgewebes des Menschen, andere enthalten ausser anderm Fett auch Gallenfett und zeichnen sich durch ihre Schichtung aus,\n1. Von den Fettgeschw\u00fclsten im Allgemeinen*\nDie Fettgeschw\u00fclste k\u00f6nnen in drei Abtheilungen gebracht werden. Die erste bilden die Lipome, die zweite die Fettcysten, die dritte die geschichtete Fettgeschwulst. Bei den Lipomen befindet sich das Fett in dem gew\u00f6hnlichen Fettzellgewebe und ist also durch die Scheidew\u00e4ndchen der aueinanderstossenden Zellchen vielfach isolirt. Bei den Fettcysten ist das Fett nicht in kleinen Zellen enthalten, sondern theils fl\u00fcssig, theils in Form von Fettk\u00fcgelchen ira Innern eines gr\u00f6ssern meist dickh\u00e4utigen Balges enthalten. Bei den ersteren geht die Production des neuen\n*) Breschel, Repertoire g\u00e9n\u00e9rale d'Anat\u00f6inie et de Physiologie. T. III. p. II. Paris. 1827.\n13","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nFettes auf die gew\u00f6hnliche Weise, wie auch iin gesunden K\u00f6rper vor sich, bei den letzteren wird gleichsam eine einzelne Fettzelle vorherrschend und ihre W\u00e4nde zur selbstst\u00e4ndigen Cyste verdickt.\nA.\tLipome.\nDie meist gelappten Lipome unterscheiden sich von der gew\u00f6hnlichen Bildung des menschlichen Fetlzellgewe-bes nicht, ihre Zellen sind rundlich und oval; der einzige Unterschied besteht nur in der Selbstst\u00e4ndigkeit dieser Conglomerate von Fettzellen, welche meist eine mehr oder weniger starke H\u00fclle von verdichtetem Zellgewebe besitzen, w\u00e4hrend die einzelnen Lappen von d\u00fcnneren Zellgewebeschichten eingeschlossen sind.\nAbarten des Lipoms sind:\na. Lipoma simplex. Es ist das gew\u00f6hnlich sogenaunte Lipom. Die Lipome scheinen sich \u00fcberall im Zellgewebe bilden zu k\u00f6nnen. Im Meckelschen Museum in Halle sah ich eine kleine Fettgeschwulst zwischen den Sehenerven und den eminentiae candicantes.\n1. Lipoma mixtum, das durchwachsene Lipom. In diesem Fall ist das Interstitialzellgewebe der Fettgeschwulst sehr bedeutend entwickelt und bildet starke h\u00e4utige Schichten, welche das Lipom durchziehen, so dass diese Geschwulst dadurch eine viel gr\u00f6ssere Festigkeit als das einfache Lipom erh\u00e4lt. Ich habe diese Form der Fettgeschwulst bis jetzt nur zweimal, einmal am Samenstrang eines Mannes und einmal zwischen den Muskeln des Oberschenkels, hier von ausserordentlicher Gr\u00f6sse, gesehen.\nc. Lipoma arborescens. Diese Bildung besteht in verzweigten Productionen, welche ganz aus Fettzellgewebe bestehen. Sie kommen in den Gelenken vor, namentlich im Kniegelenk, wo sie von dem Theil der Synovialhaut ausgehen, welcher frei ist. Sie sind hier von einer Verl\u00e4ngerung der Synovialhaut \u00fcberzogen, und h\u00e4ngen frei in die Gelenkh\u00f6hle, lauter \u00e4stige Zotten bildend, welche am Ende meist etwas angeschwollen sind. Einen sehr merkw\u00fcrdigen Fall dieser Art sah ich im Meckelschen Museum in Halle an beiden Kniegelenken eines Mannes, und mehrere \u00e4hnliche F\u00e4lle im Museum vom Bartholomew\u2019s-Hospital in London.\nB.\tFettcysten, cystis adiposa.\nDiese Form, wobei das Fett theils fl\u00fcssig, theils in K\u00fcgelchen frei und ohne Fettzellgewebe in einer grossen dickwandigen Cyste enthalten ist, findet sich am h\u00e4ufigsten im Eierstock. In der Regel enthalten diese Cysten auch Haare, frei oder von den W\u00e4nden der Cyste ausgehend, bei V\u00f6geln Federn. Die Wurzel derselben steckt dann in einem besonderen Balge des Sackes. Gurlt sieht das Fett solcher Cysten mit Haaren als das Analogon des Fettes an, das in der \u00e4ussern Haut von den Fettb\u00e4lgen gebildet und in die Haarb\u00e4lge ergossen wird. Die B\u00e4lge der Haut sind \u00fcbiigens auch f\u00e4hig in ein Cystoid sich zu verwandeln. Manche Balggeschw\u00fclste nehmen ihren Ursprung dadurch, dass die M\u00fcndungen dieser Dr\u00fcsen verwachsen, wie bereits v. Walther und A. Cooper wahrscheinlich machten. Ich habe in einem Falle den deutlichen Beweis dieses Uebergauges gehabt, indem alle Hautb\u00e4lge der Nasenhaut ausserordentlich angeschwollen waren, w\u00e4hrend einer davon eine Balggeschwulst von 8\"' Durchmesser bildete. Den Inhalt dieser Cysten bildeten mikroskopische K\u00f6rperchen von unsymmetrisch polyedrischer Gestalt, an die Epider-\ninoidal- und Epitheliumzellen erinnernd, aber ohne Kern. Sie entstehen wahrscheinlich auf \u00e4hnliche Weise wie die EpitheliumzeUen.\nC.\tGeschichtete Fettgeschwulst, Cholesteatoma.\nSie besteht aus perlmuttergl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen oder Schichten von polyedrischen Zellen, ohne Lappenbildung. Die Geschwulst, von der Consistenz des Talges, ist von einer meist sehr d\u00fcnnen, seltener dickem Haut als von\neinem gemeinsamen Balge umzogen. Die Fette sind nicht bloss in den mikroskopischen Zellen, sondern auch zwischen ihnen enthalten.\n2. Von der perlmuttergl\u00e4nzenden geschichteten Fettgeschwulst insbesondere.\nDie geschichtete perlmuttergl\u00e4nzende und gallenfetlhallige Fettgeschwulst, welche in fr\u00fcherer Zeit wenig oder gar nicht beachtet worden, wurde von Cruveilhier *) zuerst mit der Aufmerksamkeit behandelt, welche sie verdient. . Mernman, Leprestre, Dupuytren hatten sie bereits gesehen und wenigstens so viel dar\u00fcber mitgetheilt, dass sich in ihren Angaben jetzt die Identit\u00e4t mit dem Cholesteatom erkennen l\u00e4sst. In einem Aufsatze von Mer-riman on tumo\u00fcrs obstructing parturition in den medico-chirurgical transactions X. p. I. London. 1819. finde ich eine Beobachtung \u00fcber eine Geschwulst, welche sich schwerlich f\u00fcr etwas anderes als das Cholesteatom halten l\u00e4sst. Die Geschwulst befand sich zwischen dem cervix uteri und dem Rectum. The contents of the tumour were regularly disposed m layers, the concave surface of one portion being exactly adapted to (he convex surface of die\n*) Anat. patliol. livr. II. tab. 6\u201e","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"51\nnext, and the diameter of each about the breath of a sixpence; their colour resembled tallow and they appeared to consist of adipocerous matter. Die Notiz von Leprestre befindet sich in den Archives g\u00e9n\u00e9rales de m\u00e9decine T. XVIII. pag. 19 und wird bereits von Cruveilhier angef\u00fchrt. Die Geschwulst ist als tumeur adipociriforme bezeichnet. Sie hatte sich im Gehirn entwickelt. Die \u00e4ussern Verh\u00e4ltnisse sind gut bezeichnet. Die Geschwulst war h\u00f6ckerig, mit Granulationen ganz den Perlen \u00e4hnlich, von einem ebenso gl\u00e4nzenden Ansehen als das Innere mancher Muscheln. Das Innere war aus concentrisehen Schichten gebildet, die durch Bl\u00e4tter von Zellgewebe (?) verbunden waren. Keine Spur von Gef\u00e4ssen. Die Dichtigkeit gr\u00f6sser als die des Gehirns. Cruveilhier hat 2 F\u00e4lle der perlmuttergi\u00e4nzenden geschichteten Fettgeschwulst beobachtet und abgebildet. In beiden F\u00e4llen hatte sich die Geschwulst im Gehirn gebildet. Auch sah er einmal Kugeln der perlmuttergi\u00e4nzenden Masse in einer krebsigen Geschwulst des Hodens. Anat. pathol. livr. 5. (ab. I. fig. 2. Er erw\u00e4hnt auch einige Beobachtungen von Dupuytren, welche hieher zu geh\u00f6ren scheinen, wo sich wenigstens ein festes Fett in anderen Theilen als im Gehirn gebildet hatte. Einmal fand sich die feste fette Materie als dicke Schichte um die cari\u00f6sen Wirbel, in einem andern Fall war die fette Materie in der Dicke des Unterkiefers enthalten, dessen \u00e4ussere und innere Tafel sie als volumin\u00f6se Geschwulst erhob; in einem dritten Fall waren alte Urinfisteln mit derselben Materie gef\u00fcllt. Es ist zwar nicht gewiss, dass die letzteren Fettgeschw\u00fclste ausser dem Gehirn auch Cholesteatom waren, aber wahrscheinlich deswegen, weil andere Fettgeschw\u00fclste mit festerem Fett von der Consistenz des Rinder- oder Schaftalgs beim Menschen nicht bekannt sind, und weil ich selbst das Cholesteatom unter \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnissen des Vorkommens beobachtet habe, als eben angegeben wurde. Ich sah es in der Substanz der Knochen, die Tafeln des Hinterhauptsbeins auseinandertreibend, ich sah es ferner einmal auf der eiternden Fl\u00e4che eines Krebsgeschw\u00fcrs. Die chemischen Eigenschaften dieser Geschw\u00fclste sind von Barruel untersucht, aber die sehr merkw\u00fcrdige feinere Structur kannte man bisher nicht. Ich beschrieb sie kurz im Jahresbericht des Archivs 1836.\na. Structur im Allgemeinen.\nIch habe das Cholesteatom 8inal gesehen und mikroskopisch untersucht. Es verhielt sich in seiner feinen Structur immer durchaus auf dieselbe Weise. Die Masse ist weich, leicht durchscheinend, weiss von der Farbe des weissen Wachses, aber perlmuttergl\u00e4nzend. Sie verliert durch Trocknen viel von ihrem Volumen, zugleich ihr weisses Ansehen und wird gelbbr\u00e4uulich, verliert aber auch in diesem Zustande ihr perlmuttergl\u00e4nzendes Ansehen nicht ganz. Sie bestellt gew\u00f6hnlich ganz aus d\u00fcnnbl\u00e4tterigen Schichten, von der Dicke des feinsten Papiers. Meist liegen diese coneentrisch, wie ich es in Hirngeschw\u00fclsten beobachtet. Die Form der Geschw\u00fclste im Allgemeinen ist entweder rund oder oval oder uneben rundlich, und auf der Oberfl\u00e4che sieht mau leicht die von Cruveilhier abgebildeten H\u00f6ckerchen, deren Schichten auch concentrisch sind. Zuweilen sind regelm\u00e4ssig geschichtete St\u00fccke in verschiedenen Direc\u00fconen durcheinander gelagert, ohugef\u00e4hr wie zerworfene Felsmassen von geschichteter Bildung. Von dieser Beschaffenheit war das Cholesteatom im Innern der Sch\u00e4delknochen, deren \u00e4ussere Tafel es nach aussen getrieben, w\u00e4hrend die innere zerst\u00f6rt war. Eine besondere Membran schliesst die geschichtete Masse ein. Die Hirngeschw\u00fclste und die der Sch\u00e4delknochen waren von einer sehr feinen Membran umgeben. Aber es giebt auch F\u00e4lle, in welchen sich die Masse des Cholesteatoms im Innern von dickh\u00e4utigen Cysten oder auf der Oberfl\u00e4che von Geschw\u00fcren bildet, wie sp\u00e4ter ausf\u00fchrlicher auseinaudergesetzt werden soll.\nDie Schichten, aus welchen die Masse besteht, lassen sich sehr leicht mit der Spitze des Messers abbl\u00e4ttern. Von der feingeschichteten Bildung r\u00fchrt der matte Perlmutterglanz her, der durch die Interferenz des Lichtes entsteht, welche die Oberfl\u00e4chen der feinsten Schichten bedingen. Werden St\u00fccke der Masse senkrecht auf die Schichten durchschnitten, so haben die Fl\u00e4chen des Schnittes keinen Perlglanz, der dagegen den von einander abgel\u00f6sten Schichten immer in schwachem Grade eigen ist.\nh. Mikroskopische Structur.\nDie noch feineren mit dem Mikroskop zu erkennenden Formelemente sind ein feinzeiliges polyedrisekes Zellengewebe, aus welchem die Bl\u00e4tter ganz bestehen, und zwischen den Bl\u00e4ttchen abgelagerte crystallinische Fette.\nDas Zellengewebe bat keine Aehnlichkeit mit dem sonst im gesunden Menschen vorkommeudeu Fettzellgewebe. Es ist vollkommen polyedrisch, wie manche Pigmentzellen, und durchaus dem Pflanzenzellengewebe analog. Mit dem polyedrisclien Zellgewebe des Talgs des Schafs hat es einige Aehnlichkeit, aber die Zellen des Cholesteatoms sind kleiner, mehr als noch einmal so klein. Der Durchmesser der Zeilen des Cholesteatoms betr\u00e4gt im Mittel 0,00075 Par. Zoll. Die Form der Zellen ist \u00fcbrigens ebenso unregelm\u00e4ssig als beim Talg des Schafs. Man sieht h\u00e4ufig 5eckige, Geckige Figuren, meist mit ungleichen Seiten. Siehe Taf. ID. Fig. 9. Diese Formen entstehen durch das Aneinanderstossen der Zellen. Regelm\u00e4ssigere Formen, welche an dodekaedrisehe Zellen erinnern, werden selten bemerkt. Die Bl\u00e4ttchen, welche man durch Abl\u00f6sen mit der Messerspitze erh\u00e4lt, bestehen \u00fcbrigens nicht aus einer einfachen Lage von Zellen, vielmehr \u00fcbertrifft die Dicke der Bl\u00e4ttchen vielmal den Durchmesser einer Zelle. Bei der Ver\u00e4nderung des Focus des Mikroskops kommen daher andere Zellen zur Ansicht. Die Absonderung in Schichten entsteh* wahrscheinlich durch successive Bildung und durch das Absetzen der crystallinischen Fette zwischen den Lagen der Zellen.\n13 -","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nUebrigens lassen sich die einzelnen Zellen leicht von einander isoliren. Im isolirten Zustande erscheinen sie sehr durchsichtig und blass ohne Kern im Innern oder in der Wand, und ohne feink\u00f6rnigen Inhalt. Eine Wand der Zelle l\u00e4sst sich nicht deutlich erkennen, und in so fern scheint es zweifelhaft, ob diese Theilchen solid oder hohl sind. Aber an den isolirten Talgzellen des Schafs erkennt man die Wand auch nicht, die gleichwohl sicher vorhanden ist.\n\"Was die Substanz der Zellen betrifft, so besteht ihre Grundlage aus einem thierischen nicht fettigen Stoff. Denn wenn man St\u00fccke von Cholesteatom mit kochendem Alcohol oder kochendem Aether behandelt, so wird die ganze Masse nicht aufgel\u00f6st, vielmehr ist der gr\u00f6ssere Antheil unl\u00f6slich, ist noch geschichtet und noch, wenngleich weniger deutlich, zellig. Auch beim Erhitzen auf einem Glasbl\u00e4ttchen l\u00e4sst sich dies erkennen, zuletzt br\u00e4unt sich die Substanz wie andere so behandelte thierische Substanzen. Wahrscheinlich enthalten die Zellen nur einen Antheil des Fettes, welches man aus der Masse ausziehen kann.\nDie zwischen den Schichten der Zellen liegenden Crystalle sind zweierlei Art, tafelartige und bl\u00e4ttchenartige. Beide erkennt man leicht mittelst des Mikroskops. Die tafelartigen sind die h\u00e4ufigsten, liegen in den mannigfaltigsten Richtungen durcheinander, und sind hie und da zerbrochen. Die L\u00e4nge der Tafeln im Verh\u00e4ltnis\u00ab zur Breite ist sehr ungleich, oft sind es kurze breite rectangul\u00e4re Tafeln, \u00f6fter aber sieht man bandartige, lange, schmale Formen, welche den Durchmesser der Zellen vielmal \u00fcbertreffen und leicht brechen. Rhombische Tafeln glaubt man zuweilen zu erkennen*, aber es ist schwer zu sagen, ob sie es wirklich sind, da rectangul\u00e4re Tafeln, welche nicht horizontal sondern schief liegen, auch rhombisch aussehen. Diese Tafeln werden wreder von S\u00e4uren, noch von Alcalien angegriffen; wahrscheinlich sind sie reines Gallenfett. Nach Pleischl sollen die Crystallformen des Gallenfetts dem zwei und zweigliedrigen System angeh\u00f6ren. Reines Cholestearine, das ich mikroskopisch untersuchte, bestand gr\u00f6sstentheils aus rhombischen T\u00e4felchen.\nDer zweite crystallinische fette K\u00f6rper, den ich sah, ist sparsamer verbreitet, und bildet hie und da H\u00e4ufchen von Bl\u00e4ttchen, die, wenn sie auf dem Rande angesehen werden, f\u00fcr Nadeln von Stearine imponiren k\u00f6nnen. Dass es an beiden Enden zugespitzte Bl\u00e4ttchen sind, sieht man deutlicher nach der Extraction durch kochenden Alcohol oder Aether, aus welchen sie sich beim Erkalten absetzen.\nc. Chemisches Verhalten.\nDas chemische Verhalten des Cholesteatoms ist von Barrueluntersucht. Die pulverisirte Materie wurde mit dem acht- oder zehnfachen ihres Gewichts kochenden Alcohols behandelt, worauf man filtrirte. Das nicht von Alcohol gel\u00f6ste, absorbirte eine gewisse Quantit\u00e4t Wasser, schwoll davon auf und wurde opalinisch. Diese Materie hatte alle Eigenschaften des Eiweisses.\nDie Weingeistl\u00f6sung wurde bis zur Trockne durch einen Strom warmer Luft eingedampft. Das geringe Residuum war weiss, von der Consistenz eines Fettes, und liess kleine gl\u00e4nzende Bl\u00e4tter erkennen. Diese Materie wurde zwischen Fliesspapier ausgedr\u00fcckt, welches davon fettig wurde. Das Papier wurde mit kochendem Alcohol behandelt, der beim Abdampfen eine Spur fl\u00fcssiger fetter Materie zur\u00fcckliess. Der feste Theil des Fettes l\u00f6ste sich in kochendem absolutem Alcohol vollst\u00e4ndig. Bei der freiwilligen Verdunstung in einem Uhrglas blieben kleine perlmuttergl\u00e4nzende Crystalle, ausserdem eine blumenkohlartig aussehende geronnene weisse Materie. Die perlmuttergl\u00e4nzende Materie hatte alle Eigenschaften des Gallenfetts. Das geronnene Fett n\u00e4herte sich der Stearine.\nIch zog St\u00fccke von Cholesteatom ebenfalls und zwar theils mit kochendem Alcohol, theils mit kochendem Aether aus. Die Extracte von Aether und Alcohol zeigen nach dem Verdampfen dieselben Reste. Oel blieb nicht zur\u00fcck, aber ein feink\u00f6rniges Fett, wahrscheinlich Talgfett. Ausserdem schossen an diesen k\u00f6rnigen Massen mikroskopische sehr artige l\u00e4ngliche Bl\u00e4ttchen von ungleicher Gr\u00f6sse an, fast wie folia lanceolata von Pflanzen. Taf. III. Fig. 10. Ihre R\u00e4nder sind n\u00e4mlich convex, und ihre spitzen Enden entstehen durch die Vereinigung dieser convexen R\u00e4nder. Mir ist keine Crystallform der Fette von dieser Art bekannt. Die Bl\u00e4ttchen sind meist etwas gekr\u00fcmmt. Die tafelartigen Crystalle konnten weder aus dem Aether-, noch aus dem Weingeistextract erhalten werden. Wahrscheinlich enthalten die Zellen eine talgartige Materie, doch ist ein Theil derselben schon durch das Aufbewahren der Pr\u00e4parate in Weingeist ausgezogen. Denn der Weingeist, worin das Pr\u00e4parat von dem Sch\u00e4del enthalten war, und worin sich kein Hirnfett aufgel\u00f6st haben konnte, da kein Hirn darin aufbewahrt war, l\u00e4sst beiin Verdampfen eine geronnene talgartige Materie zur\u00fcck.\ncL Vorkommen und Formen des Cholesteatoms.\nDas Cholesteatom scheint in allen Theilen des K\u00f6rpers Vorkommen zu k\u00f6nnen. Es wurde zweimal im Innern der Knochen gesehen, einmal von mir in den Sch\u00e4delknochen, und wahrscheinlich einmal im Unterkiefer von 1Dupuytren. Der letztere sah es auch um cari\u00f6se Wirbel. Im Gehirn wurde es einmal von Leprestre, zweimal von Cruveilhier und zweimal von mir beobachtet. Es liegt hier entweder an der Oberfl\u00e4che des Gehirns, wie in den F\u00e4llen von Cruveilhier und einem Fall von mir, oder in der Substanz des Gehirns, wie in dem von Leprestre gesehenen Fall. Merriman\n*) Cruveilhier a. a. 0.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"53\nsah es in der Geschwulst zwischen Uterus und Mastdarm. Ich sah es in einem Cystosarcom der Brustdr\u00fcse, dreimal in einer Cyste unter der Haut. Am h\u00e4ufigsten ist bis jetzt die Geschwulst im Gehirn beobachtet, n\u00e4mlich unter IG F\u00e4llen sechsmal, in und an den Knochen ist es dreimal, in Geschw\u00fcren zweimal gesehen.\nIn den Knochen vorkommend treibt es die Rinde derselben auf oder durchbricht sie auch, wie Dupuytren am Unterkiefer und ich am Sch\u00e4del beobachtete.\nDie Formen, unter welchen das Cholesteatom auftritt, sind folgende:\nA. Cholesteatom in Cysten. Cholesteatoma cysticum.\nBei dieser Form liegt die gew\u00f6hnliche Masse des Cholesteatoms im Innern einer Cyste. Schon beim Cholesteatom des Gehirns sah ich die Geschwulst von einer feinen Haut eingeschlossen. In dein einen Fall war diese Cyste in die Oberfl\u00e4che einer Hemisph\u00e4re eingebettet, in dem andern bildete das Cholesteatom eine sehr grosse unregelm\u00e4ssige Geschwulst im Innern der Seiten Ventrikel und \u00fcber dem dritten Ventrikel, war aber auch hier in einer feinen Haut eingeschlossen. Auch das Cholesteatom im Hinterhauptsbein war durch eine sein* feine Haut von der Kuochensub-stanz des Sch\u00e4dels geschieden. Diese Haut hatte keinen zelligen Bau wie das Cholesteatom selbst, sondern war undeutlich faserig. Ein Cystosarcom der weiblichen Brust, welches von Herrn Hofrath v. Brunn in Coe-then mit gl\u00fccklichem Erfolg exstirpirt worden, enthielt in einer der Cysten ganz frei eine ansehnliche Masse, die ich sogleich f\u00fcr Cholesteatom erkannte, und welche dann unter dem Mikroskop untersucht, die polyedrischen Zellen und die gew\u00f6hnlichen Crystalle zeigte. Zuweilen bildet sich das Cholesteatom in einem dickh\u00e4utigen Balge unter der Haut aus. So sah ich es in 3 F\u00e4llen. Die mikroskopische Untersuchung zeigte immer die vollkommenste Ueber-einstimmung.\nB. Cholesteatom auf Geschw\u00fcren.\nHieher geh\u00f6rt die eine Beobachtung von Dupuytren, weicher die Masse in Urinfisteln fand, und eine Beobachtung von mir. Ich fand n\u00e4mlich bei mikroskopischer Untersuchung eines Krebsgeschw\u00fcrs der weiblichen Brust, auf der Oberfl\u00e4che desselben eine eigene Schichte, die ich sonst noch nie an Krebsgeschw\u00fcren, weder fr\u00fcher noch sp\u00e4ter gesehen habe, und di\u00e7se Schichte bestand ganz aus der talgartigen Masse des Cholesteatoms und hatte die gew\u00f6hnliche Structur aus polyedrischen Zellen ohne Zellenkerne.\ne. Entwickelungsgeschichte.\nMan kann mit ziemlicher Gewissheit annehmen, dass das Cholesteatom ohne Blutgef\u00e4sse ist. Solche wurden weder von mir noch von einem andern Beobachter gesehen, \u00fcberdies beweist die Bildung der Polyeder des Cholesteatoms in schichtweiser Aggregation innerhalb der Cysten beim cholesteatoma cysticum, dass es sich ganz unabh\u00e4ngig von eigener Blutgef\u00e4ssbildung vermehren kann. Seine Bildung muss daher auf \u00e4hnliche Weise erfolgen wie die Bildung der Dotterzellen im Innern der H\u00f6hle der Doltermembrau, und wie die schichtweise Vermehrung der Epitlielinmzellen, mit welchen seine Zellchen ohnehin so viel Aehnlichkeit haben, dass sie ihnen bis auf den Mangel eines Kernes gleichen. Die hornigen Gebilde auf der Oberfl\u00e4che der Haut haben daher eine gr\u00f6ssere Aehnlichkeit in der Bildung mit dem Cholesteatom als das gew\u00f6hnliche Fettzellengewebe, denn die Fettzellen besitzen auf ihren W\u00e4nden Blutgef\u00e4sse, wie an feinen Injectionen leicht zu sehen ist. Indessen ist der Unterschied doch bei n\u00e4herer Untersuchung minder gross. Die urspr\u00fcngliche Genesis der zelligen Gebilde erfolgt unabh\u00e4ngig von Blutgef\u00e4ssen auf eine der Pflanzenvegetatiou \u00e4hnliche Weise. Solches geschieht auch bei der Epidermis- und Epitheliumbildung, bei denen sich die neugebildeteil Zellen mehr und mehr von dem Heerde der Formation entfernen und ihr Leben verlieren, in dem Maasse als junge Zellen in den tieferen Schichten der Epidermis nachentstehen. Durch die Epitheliumbildung und die Dotterzellenbildung l\u00e4sst sich nun die Entstehung und das Wachsthum des Cholesteatoms vorl\u00e4ufig am meisten erl\u00e4utern. Dass die einmal gebildeten Zellen noch weiter fort vegetiren und produciren, wie die Zellen in anderen Theilen, ist unwahrscheinlich, denn nie habe ich eine Einschachtelung von Zellen oder das Verh\u00e4ituiss von Mutterzellen und darin enthaltenen Keimzellen im Cholesteatom beobachten k\u00f6nnen. Die einmal gebildeten Zellen r\u00fccken weiter, indem sich an dem Orte der Bildung neue erzeugen, wie bei den Epitheliumbildungen, und so entsteht die geschichtete Structur.\nf Natur des Cholesteatoms.\nDas Cholesteatom ist, wenn es nicht im Gehirn durch Druck zuletzt t\u00f6dtliche Folgen herbeif\u00fchrt, keine b\u00f6sartige Krankheit. Habe ich gleich die pflanzenartigeu polyedrischen Zellen des Cholesteatoms einmal auf der Oberfl\u00e4che eines offenen Brustkrebses beobachtet, und fand Cruveilhier Kugeln der perlmuttergl\u00e4nzenden Materie einmal in einer krebshaften Geschwulst des Hodens (anat. path. livr. 5. tab. I. fig. 2.), so ist dies mir eine ungew\u00f6hnliche Complication und es liegt wenigstens in mehreren F\u00e4llen der Beweis vor, dass das Cholesteatom nach der Exstirpation nicht wiederkehrt. Hierher geh\u00f6ren schon mehrere F\u00e4lle von cholesteatoma cysticum unter der Haut,\n14","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nwelche ich selbst beobachtete. In einem Fall befand sich in der mamma eine ausserordentlich grosse Geschwulst, theils fester Beschaffenheit, theils cystoidischer Natur, und eine der Cysten enthielt eine betr\u00e4chtliche Quantit\u00e4t von der Masse des Cholesteatoms. Die Exstirpation der Brust durch Herrn Hofrath v. Brunn in Coethen f\u00fchrte vollkommene Heilung mit sich.\nPr\u00e4parate in Museen.\n1.\tCholesteatom des Gehirns von 2 Zoll Durchmesser in den Ventrikeln des grosseu Gehirns, im anatomischen Museen zu Berlin. Nr. 5761. des Catalogs der Sammlung.\n2.\tCholesteatom im obern mittlern Theil der rechten Ilirnh\u00e4lfte eines Weibes im anatomischen Museum zu Berlin. Nr. 5764. des Catalogs.\n3.\tCholesteatom in der Schuppe des Hinterhauptbeins iin anatomischen Museum zu Berlin. Nr. 7072. des Catalogs.\n4.\tCholesteatoma cysticum, unter der Haut \u00fcber dem m. deltoideus gelegen, von Dr. Helling exstirpirt und dem anatomischen Museum \u00fcbergeben. Nr. 10825. des Catalogs.\n5.\tCholesteatoma cysticum,' Balggeschwulst im Nacken eines Erwachsenen. Nr. 843. des Catalogs des anatomischen Museums zu Berlin.\n6.\tCholesteatom des Gehirns im anatomischen Museum zu Halle, Meckelsche Sammlung, es ist als Medullar-sarcom angesehen.\n7.\tCholesteatom in der Cyste eines Cystosarcoms der weiblichen Brust. Die Brust ist von Herrn Hofrath v. Brunn in Coethen amputirt und befindet sich im anatomischen Museum zu Halle.\n\u00cfI\u00cf. Von den zusammengesetzten Cystoiden und Cystosarcomen,\n1. Von den zusammengesetzten Cystoiden.\nUeber die zusammengesetzten Cystoiden hat Hodgkin eine ausgezeichnete Arbeit geliefert. Er unterscheidet die Haufen einfacher Cysten von den zusammengesetzten Cystoiden, bei welchen in den W\u00e4nden der Cysten andere Cysten enthalten sind. Von ersterer Art sind die Haufen der Cysten in den plexus choroidei und dahin ist wohl auch die Blasenmole zu rechnen, bei welcher sich die Cysten in den Flocken des Chorions des Eies entwickeln und durch ihren \u00e4stigen Mutterboden zu Trauben\tverbunden sind. Die\tzusammengesetzten Cystoiden\thaben, wie Hodgkin gezeigt hat, die Eigenschaft neue Cysten\taus ihren W\u00e4nden zu\tbilden.\nDiese sind nach Hodgkin doppelter Art. 1. Die neue\tCyste entwickelt\tsich in der Wand der alten\tohne vorzugsweise nach innen gegen die H\u00f6hle\tder Cyste zu wachsen\tund ohne gestielt\tzu werden.\tDieser Process\twiederholt\nsich und es entsteht eine Geschwulst, aus lauter Cysten verschiedener Gr\u00f6sse bestehend. Dergleichen zusammengesetzte kammerige Cystoiden finden sich h\u00e4ufig an den weiblichen innern Genitalien, aber auch au anderen Tbeilen. Das anatomische Museum besitzt solche von ungeheurer Gr\u00f6sse.\nDie zweite Art der zusammengesetzten Cystoiden ist nicht kammerig, sondern die neuen Cysten gehen, wie Hodgkin zeigt, zwar von den W\u00e4nden der Muttercyste aus, entwickeln sich aber nach innen und springen gestielt ins Innere der Cyste vor. Die bimf\u00f6rmigen Vorspr\u00fcnge entwickeln wieder neue Ausw\u00fcchse. Diese Ausw\u00fcchse k\u00f6nnen von einer oder mehreren Stellen der Muttercyste ausgehen. Hodgkin hat die Geschichte dieser Bildung und ihre Variationen mit grosser Genauigkeit geschildert. Die innere Membran der Muttercyste setzt sich in die Vorspr\u00fcnge fort. Die bimf\u00f6rmigen gestielten Cysten enthalten nicht bloss eine ser\u00f6se oder schleimige Fl\u00fcssigkeit wie die Muttercyste, auch in diesen seeund\u00e4ren Cysten befinden sich neue traubige Ausw\u00fcchse, die von einem oder mehreren Puncten der innern Fl\u00e4che dieser seeund\u00e4ren Cysten ausgehen und diese 'ausf\u00fcllen. Die Basis der jungen ins Innere der alten vorspriugenden Cysten ist bald d\u00fcnn stielf\u00f6rmig, bald breiter. Zuweilen ist die Fl\u00fcssigkeit der Cyste gross gegen die darin enthaltenen traubigen Cysten, zuweilen hingegen ist die Cyste ganz von ihren seeund\u00e4ren Cysten ausgef\u00fcllt. Diese Anf\u00fcllung kann so weit gehen, dass eine Ruptur der Muttercyste entsteht. Die seeund\u00e4ren Cysten k\u00f6nnen auch eine Ruptur erleiden und erscheinen dann als Follikel, welche ihren Inhalt in die Muttercyste ergiessen. Die Membranen dieser Cysten sind der Entz\u00fcndung f\u00e4hig. Die Entz\u00fcndung kann Verwachsung der seeund\u00e4ren Trauben mit der Muttercyste bedingen. Es kann auch Eiterung entstehen und also Eiter in den Cysten enthalten sein.\nSo weit finde ich, so viel ich Gelegenheit hatte zusammengesetzte Cystoiden zu sehen, diese Mittheilungen ganz mit dei Natur \u00fcbereinstimmend. Hodgkin dehnt aber das bei der Bildung der zusammengesetzten Cystoiden geltende Pnncip auch auf den Bau der Sarcome und der krebshaften Geschw\u00fclste aus und damit kann ich nicht \u00fcbereinstimmen. Das Princip der Entwickelung dieser Geschw\u00fclste ist, wie die mikroskopischen Beobachtungen mit dem\n*) Medico - chirurgical transactions. T. XV. p* 2,","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"----- 55 -----------\nCompositum leliren, ein ganz anderes. Ihre Formenelemente sind zwar oft permanente sehr kleine, nur bei starken Vergr\u00f6sserungen erkennbare Zellen, aber diese hat Hodgkin nicht beobachtet. Diese Zellen bilden sich nicht aus den W\u00e4nden der Matterzellen, sondern um Kerne, die entweder frei in den Mutterzellen oder ausser ihnen entstehen. Ihre Entwickelung ist von der Entwickelung der embryonischen Gewebe nicht verschieden.\nDie Substanz der W\u00e4nde der zusammengesetzten Cysten ist fest, weiss, oft atlasg\u00e4nzend, und besteht aus sehr regelm\u00e4ssigen Lagen von Fasern. Der Inhalt der zusammengesetzten Cystoiden besteht meist aus einer schleimigen klaren oder pulp\u00f6sen tr\u00fcben Materie. Sie kann, wenn dergleichen Geschw\u00fclste in Weingeist aufbewahrt werden, tafelf\u00f6rmige und stabf\u00f6rmige Crystalle enthalten, die K\u00f6rnchen darin sind bl\u00e4schenartig und mit einem feink\u00f6rnigen Wesen gef\u00fcllt.\nWas die zusammengesezten Cystoiden mit endogener Entwickelung betrifft, so ist zu bemerken, dass die trau-bigen Vorspr\u00fcnge der innern Wand der Cyste oft ganz oder gr\u00f6sstentheils solid sind. So habe ich es wenigstens int mehreren F\u00e4llen gefunden, die ich hier untersuchte, so z. B. in Cysten des Eierstocks, die inwendig mit traubigen Ausw\u00fcchsen besetzt waren. Das Innere dieser Ausw\u00fcchse war zwar weich, enthielt aber keine Spur von Cysten, war vielmehr theils faserig, theils zeigten sich bei Anwendung sehr starker Vergr\u00f6sserungen Zellcheu, wie sie iu den festen Sarcomen enthalten sind ; daher ich nicht glaube, dass der von Hodgkin angegebene Process der Entwickelung immer statt finde. Auch A. Cooper machte diese Bemerkung von den Hydatiden der weiblichen Brust, wenn sich im Innern derselben gestielte Ausw\u00fcchse fanden. Denn einige darunter bestanden aus einem mit Fl\u00fcssigkeiten infil-trirten Zeigewebe ^). Es mag daher wohl zuweilen umgekehrt seyn, die Ausw\u00fcchse sind zuerst da, entweder bleiben diese fest oder es entstehen wirklich Cysten darin. In Museen Deutschlands habe ich \u00fcbrigens dergleichen Cysten mit innerer dendroidischer Bildung nur sehr selten und wenig ausgezeichnete Exemplare gesehen, dagegen enth\u00e4lt das Museum von Guy's-Hospital zu London eine ganze Anzahl der merkw\u00fcrdigsten Bildungen dieser Art; die Cyste und die in der Cyste enthaltenen baumartigen Ausw\u00fcchse befanden sich meist am Eierstock und in der N\u00e4he desselben an den weiblichen innern Genitalien.\nFolgende F\u00e4lle fielen mir auf:\nNr. 2241. A.\nA large compound ovarium cyst, having several tuberose tumours, some of which present the character of fungoid disease, and others consisting of cysts containing cysts of an inferior order, filled with mucus or pus. There are likewise numerous bunches of highly vascular filaments attached by very slender peduncles.\nNr. 2245. A.\nA cyst of large size formed in the parietes of the uterus or in one of its appendages and closely adhering to it. It was filled with numerous bunches of small pedunculated cysts attached to almost every part of its internal surface. There was merely sufficient quantity of mucous secretion to prevent the bunches of cysts from adhering among themselves.\nNr. 55.\nComplex cysiiforra production in the ovary.\nNr. 2245.\nOne half of a uterus, with its corresponding ovary, tube and ligaments ; to which are attached numerous branches of pedunculated cysts, erroneously called small hydatids and assuming a cauliflower appearance; they were probably enclosed by a cyst, which has been removed.\nDiese Formen erl\u00e4utern die Arbeit von Hodgkin, welcher die Pr\u00e4parate des Museums von Guy\u2019s-Hospital geordnet und den Catalog davon herausgegeben hat.\nEin von Prochaska ##} beschriebenes und abgebildetes grosses baumartiges, aus gestielten Knoten zusammengesetztes Gew\u00e4chs des Eierstocks ohne Umh\u00fcllung war mir fr\u00fcher immer, r\u00e4thselhaft; aus der vorher aufgez\u00e4hlten Reihe von Bildungen und aus den Aufschl\u00fcssen, welche Hodgkin dar\u00fcber gegeben, ist mir die Stellung dieser Bildung jetzt klar. Wahrscheinlich ist die einscbliessende Cyste durchbrochen oder k\u00fcnstlich aufgeschnitten worden. In der Beschreibung ist nichts von eiuer Cyste erw\u00e4hnt.\nCysten enthalten zuweilen auch schwammige Gew\u00e4chse auf den innern W\u00e4nden. Hieher geh\u00f6rt Nr. 2326. des Museums von Guy\u2019s-Hospital. Fungoid cyst from the breast removed by Sir Astleg Cooper. Im Museum iu Halle sah ich einen tumor cysticus der Schilddr\u00fcse, der von Professor Blasius exstirpirt war. Tumor cysticus e glandula ihyreoidea exstirpalus. Dorothea Scharto. \u00a3'30. Auf der innern Fl\u00e4che eines grossen Balges sitzen Massen auf, welche die H\u00f6hle ganz ausf\u00fcllen und in der Haut des Balges wurzeln. Diese Massen enthalten viele Zellen, bis zur Gr\u00f6sse von 1 \u2014 2 Linien, mit einer festen durchsichtigen Materie gef\u00fcllt, wie man sie auch sonst wohl in den Zellen des Kropfes findet. In dieser Materie sind hie und da mikroskopische St\u00e4bchen zerstreut, an einzelnen Stellen liegen\nganze Haufen davon.\n*) Illustrations of {he diseases of the breast. London. 1829. p. 23\u00ab\n**) Disquisitio anatom, physiol, organismi. Yiennae. 1812. Tab, V.\n14 *","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\n2. Von den Cystosarcomen,\nAn diese einleitenden Bemerkungen \u00fcber die zusammengesetzten Cystoiden, welche durch die Untersuchungen von Hodgkin veranlasst - sind, schliesse ich nun die Untersuchung \u00fcber eine andere Form der Cystoiden, die Cysto s a rc o m c an.\nCystosarcome nenne ich Geschw\u00fclste, welche zum gr\u00f6ssten Theil aus einer mehr oder weniger festen faserigen, mehr oder weniger gef\u00e4ssreichen Masse bestehen, in welchen aber regelm\u00e4ssig auch vereinzelte Cysten Vorkommen. Die faserigen Massen bestehen gr\u00f6sstentheils aus einem eiweissartigen K\u00f6rper, sie enthalten zwischen den Fasern zuweilen auch zerstreute K\u00f6rnchen. Nach der vorwiegenden Grundmasse der Geschwulst w\u00fcrde man sie zu den Sarcomen rechnen, die Cystenbildung ist ihnen aber so regelm\u00e4ssig eigen und die Formen dieser Geschw\u00fclste sind oft so eigenth\u00fcmlich, dass sie als besondere Art aufgestellt zu werden verdienen, besonders da diese Geschw\u00fclste so oft zu Missverst\u00e4ndnissen Veranlassung gegeben haben. Die faserige Grundmasse bildet das Stroma, in welche die einzelnen Cysten eingebettet sind. Dergleichen Geschw\u00fclste finden sich am h\u00e4ufigsten an den Genitalien, an den Ovarien oder in ihrer N\u00e4he, am Hoden, und oft an der weiblichen Brust.\nUnter den Cystosarcomen sind mir drei Formen vorgekommen, das einfache Cystosarcom, das Cysfosarcoma proliferum und das Cystosarcom mit warzig bl\u00e4tterigen Ausw\u00fcchsen seiner Cysten. Beim einfachen, Cystosarcom\u00bb simplex, haben die im faserigen Sarcom enthaltenen Cysten ihre besondere Haut, welche auf ihrer innern Wand einfach und glatt, h\u00f6chstens mit einigen gef\u00e4ssreichen Kn\u00f6tchen besetzt erscheint. Hieher rechne ich mehrere F\u00e4lle von dem von A. Cooper beschriebenen und abgebildeten tumor hydatides der weiblichen Brust, wozu die cystic tumor bezeichueten Pr\u00e4parate von der weiblichen Brust im Museum von Guy\u2019s-Hospital zum Theil geh\u00f6ren. Unter den Abbildungen der Illustrations of the diseases of the breast geh\u00f6ren hierher Taf. I. und H.\nBei der zweiten Form ist die sarcomat\u00f6se Masse dieselbe, aber die darin enthaltenen Cysten enthalten im Innern j\u00fcngere Cysten, welche durch Stiele an den W\u00e4nden der alten h\u00e4ngen. Hierher geh\u00f6rt der von A. Cooper p. 4t beschriebene Fall der Mrs. King. Taf. III. Diese Form ist eine Wiederholung der Cystis prolif\u00e9ra, aber in einem sarcomat\u00f6sen Bette, welches den Haupttheil der Geschwulst bildet. Daher kann man diese Form Cystosarcoma proliferum nennen. Die gestielten Anh\u00e4nge sind hohl, A. Cooper sah einige davon auch abgel\u00f6st im Innern der altern Cyste. Aus einer Bemerkung von A. Cooper scheint es, dass diese jungen Cysten Cholesteatommasse enthielten. Denn er fand sie im Innern zusammengesetzt aus vielen leicht von einander abl\u00f6sbaren Bl\u00e4ttchen von perligem Ansehen.\nDiese gestielten K\u00f6rperchen k\u00f6nnen aber auch sarcomat\u00f6s seyn, wie in dem sp\u00e4ter allzuf\u00fchrenden Fall von Chelius.\nDie dritte Form, Cystosarcoma phyllodes, ist von der vorhererw\u00e4hnten auffallend verschieden. Die Geschwulst bildet eine grosse feste auf der Oberfl\u00e4che mehr oder weniger unebene Masse. Die faserige Masse derselben ist auffallend hart, fest wie Faserknorpel. Grosse Theile der Geschwulst bestehen ganz aus dieser Masse, an einzelnen Stellen befinden sich H\u00f6hlen und Spalten, ohne deutliche eigene Haut. Sie sind mit wenig Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt, denn entweder liegen die faserknorpeligeu W\u00e4nde schl\u00fcpfrig und glatt nahe bei einander oder die W\u00e4nde der Spalten erheben sich in sehr unregelm\u00e4ssige feste Bl\u00e4tter von derselben faserknorpelig aussehenden Masse, oder auf dem Boden der H\u00f6hlen befinden sich breite warzige oder bl\u00e4tterige Gew\u00e4chse, welche die H\u00f6hlung gr\u00f6sstentheils ausf\u00fcllen und keine Cysten oder Zellen enthalten. Die Oberfl\u00e4che der warzigen Vorspr\u00fcnge ist ganz glatt. Die Bl\u00e4tter liegen sehr unregelm\u00e4ssig, sie stehen in die H\u00f6hlen und Spalten wie die Bl\u00e4tter des Psalters der Wiederk\u00e4uer ins Innere dieser Magenabtheilung. Man kann die Bl\u00e4tter auch mit denen des kleinen Gehirns vergleichen. Diese Bl\u00e4tter sah ich einmal hier und da ganz regelm\u00e4ssig gekerbt oder hahnenkammartig gez\u00e4hnt. Zuweilen sind die Bl\u00e4tter weniger oder nicht, dagegen stark die warzigen Ausw\u00fcchse in den Cysten entwickelt, zuweilen beobachtet man beides zugleich, wie in der Taf. VII. Fig. 4. 5. abgebjldeten Geschwulst. Die warzigen Ausw\u00fcchse sind bald breit aufsitzende, vielfach eingeschnittene Formen, bald blumenkohlartig mit d\u00fcnnerer Basis, den blumeukohlartigen Condylomen einigermaassen \u00e4hnlich. Sie bestehen immer aus der festen faserknorpelig aussehenden Materie wie die nicht hydatid\u00f6se Masse der Geschwulst. Diese Beschreibung ist nach einem noch nicht aufgebrochenen Cystosarcoma phyllodes der weiblichen Brust (2-| Pfund), welches von Herrn v. Gr\u00e4fe exstirpirt ist, gemacht. Nr. 890G. des Museums.\nMikroskopisch untersucht sieht die knorpelfeste Masse sehr undeutlich faserig aus. Taf. I. Fig. 19. Man sieht darin weder Zellen noch Knorpelk\u00f6rperchen. Die Faserung wird nur mit vieler M\u00fche erkannt, daher hat die weissgraue Masse keine Aehnlichkeit mit der sehnigen Fasergeschwulst, von der sie sich auch chemisch unterscheidet. Sie giebt bei SOst\u00fcndigem Kochen keinen Leim und besteht daher aus einem eiweissartigen K\u00f6rper. Aber nie sah ich eiweissartige K\u00f6rper von dieser Festigkeit. Was durch sehr langes Kochen gel\u00f6st wurde, war durch Sublimat, essigsaures Bleioxyd, Gerbestoff und Weingeist f\u00e4llbar, und wurde von Essigs\u00e4ure und Alaun nicht gef\u00e4llt. Einmal fand ich in der Cyste einer solchen Geschwulst im Meckelschen Museum, welche von Herrn Dr. v. Brunn in Coethen mit Erfolg exstirpirt war, eine ansehnliche Masse Cholesteatom frei enthalten. Dergleichen Geschw\u00fclste werden ausserordentlich gross, ich habe\n*) Illustrations of the diseases of the breast. London. 1829\t4.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"57\nsie bis jetzt nur in der weiblichen Brust gesehen, wo sie nicht h\u00e4ufig sind. Sie sind durchaus gutartig, kommen schon vor der Zeit, in welcher sich der Brustkrebs zu entwickeln pflegt, und zuweilen in der Jugend vor, sie haben wenig Neigung zur Verwachsung mit der Haut und mit den unterliegenden Muskeln, die Brustwarze wird nicht eingezogen. Sie haben ebenso wenig Neigung zur innern Erweichung. Sie wachsen langsam aber unaufhaltsam fort zu ungeheurer Gr\u00f6sse, und brechen zuletzt auf, worauf sie einen sehr \u00fcbel aussehenden und auf der Oberfl\u00e4che verjauchenden Schwamm bilden k\u00f6nnen. Auch in diesem Zustande ist die Operation noch von Erfolg.\nDiese Geschw\u00fclste sind unter sehr verschiedenen Namen beschrieben worden. Sie heissen zuweilen Steatoina mammae, \u00f6fterer Carcinoma mammae hydatides, ich selbst habe sie, weil ich fr\u00fcher nur 2 F\u00e4lle dieser Art und ohne Auskunft \u00fcber den Ausgang kannte, verkannt und Carcinoma phyllodes genannt. Sp\u00e4ter sah ich die Geschwulst \u00f6fter, zweimal im Meckelscken Museum in Halle, einmal in London, sie wurde mir t\u00e4glich interessanter, und ich war \u00e4usserst begierig, Krankengeschichten daf\u00fcr zu erhalten. Hierzu gelangte ich endlich. In den F\u00e4llen, die ich mit dieser Auskunft keimen zu lernen Gelegenheit hatte, zeigte sich die Geschwulst iu derselben gutartigen Tendenz, trotz dem oft wunderbaren warzigen und bl\u00e4ttrigen Ansehen ihrer Gew\u00e4chse im Innern der Cysten. Ich schlage den Namen Cystosarcoma phyllodes3*) vor, welcher das Eigent\u00fcmliche dieser Abart sehr bestimmt ausdr\u00fcckt.\nHistorische Bemerkungen \u00fcber hieher geh\u00f6rige Beobachtungen.\nAm h\u00e4ufigsten scheinen die verschiedenen beschriebenen Formen der Cystosarcome phyllodes unter dem Namen Cancer mammae hydatides zu figuriren. Was Charles Bell in seiner Abhandlung \u00fcber die Variet\u00e4ten der Krankheiten, die unter dem Namen Carcinoma mammae Vorkommen 5** ***)c), als carcinoma mammae hydatides beschreibt, ist jedoch weniger sicher die Krankheit, von der wir handeln, und kann auch als Alveolarkrebs angesehen werden, der aus zum Theil ansehnlichen Zellen besteht. Es heisst in der erw\u00e4hnten Abhandlung vom Carcinoma mammae hydatides: This tumor when cut into, does not exhibit a concentrated mass, but is distinguishable into parts or clusters of lesser tumors. Wenn these subdivisions are cut into, they presente the most common carcinomatous appearance, being firm in texture and having the ligamentous bands, both forming areolae and diverging lines and these are distinguishable by their whiteness from the matter they embrace. In the interstices of the tubercles some larger bags or cells are found of a yellowish or amber colour. These cells are of various sizes and the larger ones contain a dark fluid like blood or bile.\nSicherer ist eine Beschreibung von Travershieher bez\u00fcglich. Sie bezieht sich auf eine Krankheit, die er als die primitive Form des Medullarkrebses der Mamma ansieht. Die Original-Formen der b\u00f6sartigen Geschw\u00fclste seyen Scirrhus und Medullarsarcom. Von letzterm heisst es dann: The encysted tumour containing a straw or coffee-coloured fluid, with a berry or fringe-like growth from one or more points of its internal surface. The cyst is generally subdivided into coinpartements, or there are several contiguous cysts. This i regard as the primitive form of medullary cancer when it appears in the region of the mammae. The fungus ordinairly commences on the interior of a cyst containing a fluid, from the vascular lining of which it hangs like a fringe, and it is common to find more than one, often several contiguous cysts in the early stage of the disease. As the fungi grow, the cysts, burst and are blended in the same mass. Es wird dann ein Fall erz\u00e4hlt\taber mau weiss nicht, ob die Kvaukheit nach der Ope-\nration wiederkehrte.\nFerner geh\u00f6rt wohl zum Theil hieher, was Cheltus yy) die sarcomat\u00f6se oder steatomatose Entartung der Brustdr\u00fcse nennt. Ckelius sagt: \u201edie sarcomat\u00f6se oder steatomatose Entartung der Brustdr\u00fcse geh\u00f6rt immer unter die g\u00fcnstigen Krankheitszust\u00e4nde der Brustdr\u00fcse und ist, wie ich glaube, mit Unrecht von Manchen als Blasenseirrbus oder Carcinoma mammae hydatides aufgef\u00fchrt worden. Sie characterisirt sich durch die bedeutende und stark hervorragende Geschwulst, welche nicht kugelig, sondern viereckig, an einzelnen Stellen mehr wie an andern hervorstehend, wobei die Warze nicht eingezogen, sondern hervorragend und von normalem Ansehen ist. Der gr\u00f6sste Durchmesser entspricht nicht ihrer Basis, wo sie mit dem Brustkasten verbunden, sondern einer Stelle in einiger Entfernung von derselben. Theils diese Erscheinungen, besonders aber ihre verschiedene Beschaffenheit, indem sie sich an einzelnen Stellen h\u00e4rter, an andern elastisch gespannt, selbst deutlich fluctuirend anf\u00fchlt, ihre Beweglichkeit nach allen Richtungen, obgleich sie eine bedeutende Gr\u00f6sse erreicht, die geringe R\u00fcckwirkung auf das Allgemeinbefinden, trotz ihrer langen Dauer, so wie die Abwesenheit einer Anschwellung in den\n*) Von den 3 F\u00e4llen, die ich im Archiv fiir Anatomie u. Physiologie. 1836. CCXXIL der Beschreibung des Carcinoma phyllodes zu Grunde legte, geh\u00f6ren wahrscheinlich nur 2 zum Cystosarcoma phyllodes. Der Fall von Entartung der Achseldr\u00fcsen, den ich bei einem Carcinom der Brust beobachtete und den ich zum Carcinoma phyllodes rechnete, hat zwar die bl\u00e4ttrige Bildung, aber hier ist die Substanz weich.\n**) Medico-chirurgical transactions. Vol. XII. p. 1. London. 1822.\n***) Medico - chirurgical transactions. Vol. XV. und XVII.\nf) Ebend. Vol. XVII. p. 316.\nff) Heidelberger klinische Annalen. IV. 499. 5l7.\n15","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014 58 --------------\nAchseldr\u00fcsen unterscheiden diesen Krankheitszustand der Brustdr\u00fcse von dem Seirrhus und Fungus medullaris. So sehr diese Geschwulst durch ihre bedeutende Masse die Kranke bel\u00e4stigt und durch ihre Zerrung bedeutende Schmerzen verursacht, so wenig leidet doch die Gesundheit.\u201d Der hierauf erz\u00e4hlte Fall scheint mir jedenfalls ein Cystosarcom zu seyn. In Hinsicht der Benennung der Krankheit sarcomat\u00f6se oder steat\u00f6mat\u00f6se Entartung der Brustdr\u00fcse erlaub\u00a9 ich mir zu bemerken, dass noch mehrere Formen von gutartigen Geschw\u00fclsten in diesen Bezeichnungen involvirt sind, wie das eiweissartige Sareoin, die fibr\u00f6se Geschwulst oder das Desmoid, welche ich als in der weiblichen Brust vorkommend kennen gelernt habe. Der von Chelius ausf\u00fchrlich beschriebene Fall ist so interessant, dass ich die Beschreibung desselben hier aufgenommen habe. '\nAlter der unverheirateten Person 30 Jahr. Vor 10 Jahren bemerkte die Kranke eine unbedeutende schmerzlose Vergr\u00f6sserung der rechten Brust. Ungef\u00e4hr ein Jahr blieb der Zustand sich gleich, hierauf nahm die Geschwulst allm\u00e4hlig zu, war jedoch nicht hart, sondern \u00fcberall gleichm\u00e4ssig anzuf\u00fchlen, leicht verschiebbar und verursachte nur durch ihre Schwere ein l\u00e4stiges Ziehen und Heissen. Vor einem Vierteljahre wurde die Brust schmerzhaft, bei einem Fieber, wobei die Menstruation ausblieb, die nicht wieder erschien. Die Gr\u00f6sse nahm nun schnell zu, die Brust von der Schulter bis zum Brustbeinende hatte 8 Zoll Umfang, von unten nach oben mass sie 1 Schuh 3 Zoll; der gr\u00f6sste Umfang war 22 Zoll. Die Geschwulst war l\u00e4nglich, sie sass mit schm\u00e4lerer Basis auf, zeigte ohngef\u00e4br in der Mitte deu gr\u00f6ssten Umfang; sie war uneben, h\u00f6ckerig, an einigen Stellen sehr hart, an anderen weich und fluctuirend. Die Kranke wurde durch die Amputation geheilt und befand sich seither wohl.\nDie Geschwulst wog 8* Pfund. Sie bestand aus 5 Geschw\u00fclsten, die durch verdicktes faseriges Gewebe verbunden waren. Die oberste Geschwulst bildete eine homogene weissliche harte Masse, in welcher sich einige L\u00fccken zeigen, angef\u00fcllt mit kleinen traubenf\u00f6rmigen, bald mehr weisslichen, bald mehr r\u00f6thlichen K\u00f6rperchen, welche t\u00e4u sehend Hydatiden gleichen, aber durehgeschnitten eine solide speckartige Massa zeigen. In der zweiten Geschwulst unterschied man 2 Substanzen, eine feste netzartige, in den Zwischenr\u00e4umen kleine Tropfen d\u00fcnnen Fettes. Die dritte Geschwulst bildete gr\u00f6sstentheils die Basis der ganzen Geschwulst, war weich gef\u00e4ssreich, zerdr\u00fcckbar, gleich den CotyledoneU der Wiederk\u00e4ufer. Die vierte Geschwulst ist weiss, ihr Durchschnitt zeigt eine Beschaffenheit wie der arbor vitae cerebelli. Ihre Textur ist sehr fest und fast faserknorpelig. Die f\u00fcnfte Geschwulst ist gr\u00fcnlich gelb, zitiert wie Gallerte, ist sehr z\u00e4he, beinahe faserknorpelig und dennoch f\u00fchlte sie sich ganz fluctuirend an. Auf der Durchschnittfl\u00e4che zeigten sich nur einige kleine freie Zwischenr\u00e4ume, in denen wahrscheinlich das beim Durchschneiden ausfliessende Serum enthalten war. Alle diese Geschw\u00fclste waren von einer sehr blutarmen Capsel \u00fcberzogen, die sich in 2 Lamellen trennen liess. Die erste schien bloss verdichtetes Zellgewebe zu seyn, die zweite machte die eigentliche Umh\u00fcllung der einzelnen Geschw\u00fclste.\u201d\nDie faserknorpelige Beschaffenheit mehrerer Geschw\u00fclste, die Iraubigen soliden K\u00f6rperchen auf den W\u00e4nden der H\u00f6hle in der einen Geschwulst, das bl\u00e4ttrige dem arbor vitae cerebelli vergleichbare Ansehen in der andern, lassen keinen Zweifel \u00fcbrig, dass die von Chelius beschriebenen Geschw\u00fclste theils dem Cystosarcoina proliferum, theils dem Cystosarcoina phyllodes angeh\u00f6ren.\nA. Cooper hat die fraglichen Geschw\u00fclste als hydatid\u00f6se sehr richtig aufgefasst und vom Gebiet der Carcinome ausgeschlossen, auch durch eine grosse Anzahl von F\u00e4llen erl\u00e4utert. Die dritte oben beschriebene Abart, Cystosarcoma phyllodes, mit warzigen und bl\u00e4tterigen soliden Ausw\u00fcchsen und K\u00e4mmen der H\u00f6hlen, ohne deutlich abgesonderte Membran der H\u00f6hlen und Spalten, scheint von A. Cooper nicht beobachtet, vielmehr geh\u00f6ren die beschriebenen F\u00e4lle zum Cystosarcoina simplex und proliferum.\nZum Cystosarcoina proliferum und phyllodes geh\u00f6ren noch ausser den angef\u00fchrten F\u00e4llen im hiesigen und im anatomischen Museum in Halle folgende von mir in London gesehene Geschw\u00fclste.\n1.\tMuseum von Bartholomew\u2019s-Hospital Nr. 11. Eine Cyste des Cystosarcoms enthielt knotige und bl\u00e4ttrige K\u00f6rperchen, die von den W\u00e4nden ausgehen. Die Kranke genas durch die Operation.\n2.\tMuseum von Guy\u2019s - Hospital Nr. 2291. Tumour removed from the breast and denominated chronic, as distinguished from malignant- A part at least of its structure presents the encysted form, but there is no appearance of ulceration.\n3.\tEbendaselbst Nr. 2296. Portion of a tumour considered to be hydatid kind, removed from the breast by Sir Astley Cooper. It presents very distinctly the kind of structure alluded to.\n4.\tEbendaselbst 2299. A. Portion of a very large tumour removed from the breast by Sir Astley Cooper, the structure dependent on peduuculated pyriform bodies is very evident.\nHeilbarkeit der Krankheit durch die Operation.\nDass die Cyslosarcome durch Exstirpation heilbar sind, und trotz der eigenth\u00fcmlichen und oft wunderlich aussehenden Warzen und Bl\u00e4tter nichts mit dem Krebs gemein haben, geht aus vollkommen hinreichenden \u00fcbereinstim-","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"----- 59 ----------\nnienden Beobachtungen hervor. Der von Chetius beschriebene Fall wurde durch die Operation geheilt. Dasselbe fand in dein oben bezeichneten Fall statt, wozu sich das Pr\u00e4parat im Bartholomew\u2019s-Hospital befindet. Die zahlreichen von A. Cooper erw\u00e4hnteu F\u00e4lle von hydatid\u00f6sen Geschw\u00fclsten der weiblichen Brust waren heilbar durch Operation. Eine Anschwellung der Achseldr\u00fcsen findet in der Regel nicht statt, und wenn einige Anschwellung eintritt, so ist sie durch einfache Irritation bedingt und vergeht nach der Operation, wie A. Cooper bemerkt. Bei den wunderlichen Formen der Abart Cystosarcoma phyllodes sollte man ehesten an Krebs denken. Und doch ist die Krankheit ganz gutartig, so weit vom Carcinoma entfernt als jene blumeukohlartigen nicht eiternden Condylome des penis und der weiblichen Geschlechtstbeile, die so oft schon f\u00fcr Carcinoma angesehen worden. Zu einem von mir beobachteten Fall und zu den zwei Pr\u00e4paraten des Museums in Halle habe ich mir die historischen Notizen verschafft, aus welchen ebenfalls hervorgeht, dass die Kranken durch die Operation geheilt wurden.\nIm Mecltelschen Museum in Halle sah ich n\u00e4mlich zwei F\u00e4lle von Cystosarcoma phyllodes mit der Naehwei-sung, dass sie von Herrn Hofrath v. Brunn in Koethen au den seligen Meckel gekommen sind, die eine derselben enthielt in einer der H\u00f6hlen eine Masse von Cholesteatom. Herr v. Brunn war so g\u00fctig auf meine Anfrage mir folgende n\u00e4here Auskunft zu geben.\n\u201eEs ist gegr\u00fcndet, dass ich zwei ampulirte Br\u00fcste an das ehemals Meckelsche Museum gegeben habe, und k\u00f6nnte in so fern die von Ew. Wohlgeboren erw\u00e4hnte Etiquette richtig sein. Die eine der Br\u00fcste war sehr gross, die andere mittlerer Gr\u00f6sse; sie schienen mir damals verschiedener Natur zu sein, und sind auch von verschiedenen Individuen.\u201d\n\u201eDie\terstere\tist iin Jahre 18J J von einem etwa 24 Jahre alten\tJudenm\u00e4dchen genommen, sie bestand aus mehreren\tkleinern\tund einem sehr grossen, etwas harten, Balggeschw\u00fclsten\t\u00e4hnlichen Knoten, mit vielem Fette, und war nicht\naufgebrochen. Sie war vollkommen beweglich \u00fcber dem Brustmuskel und wurde leicht abgel\u00f6st. Die Wunde ist regelm\u00e4ssig geheilt,\tund die Kranke, seitdem gesund, soll noch jetzt\tin Zerbst leben.\u201d\n\u201eDie zweite\tist eine M\u00e4nnerbrust. Sie ist mittlerer Gr\u00f6sse,\thart, eckigt, aufgebrochen, auf der schw\u00e4renden\nOeffhung war eine schwammigte Excrescenz. Sie hatte ziemlich fest auf dem Brustmuskel aufgesessen, so dass sie mit dem Messer getrennt wurde, und auf der unteren Fl\u00e4che derselben B\u00fcndel von festem Zellgewebe sichtbar waren. Das Individuum, welchem sie abgel\u00f6st wurde, war ein 52j\u00e4hriger Arbeitsmann, der 16 Jahre vorher bei einem Falle auf den Rand eines Fasses sich die rechte Brust gequetscht batte, wovon eine H\u00e4rte in derselben zur\u00fcckblieb, die allm\u00e4hlig wuchs, und endlich die erw\u00e4hnte Beschaffenheit erlangte. Er war \u00fcbrigens gesund und nur etwas engbr\u00fcstig. Der hiesige Chirurg Schm\u00e4dig amputirte ihn im Jahre 1825; die Wunde heilte schnell, so dass sie nach 14 Tagen fast ganz geschlossen war, ohne R\u00fcckfall; der Geheilte hat noch mehrere Jahre gelebt, und ist dann an Lungenkrankheit gestorben. lieber beide Pr\u00e4parate habe ich von Meckel nichts erfahren, und weiss auch nicht, wie sie aufgeslellt sind, doch w\u00fcrde ich beide wiedererkenuen.\u201d\nHierauf lasse ich eine Mittheilung von Herrn Dr. Baschwilz in Driessen folgen. Vor zwei Jahren hatte derselbe bei einer Frau eine ungeheure schon aufgebrochene Geschwulst der Brust exstirpirt, welche ich anf\u00e4nglich wegen der schwammigen Beschaffenheit der Oberfl\u00e4che f\u00fcr krebsartig hielt, welche indess in ihrer Structur viele Aehn-lichkeit mit dem schon fr\u00fcher beobachteten Fall von Cystosarcoma phyllodes hatte. Ich schrieb Herrn Dr. Baschwilz, dass ich nunmehr starke Gr\u00fcnde zu zweifeln h\u00e4tte, dass die eingesandte und fr\u00fcher von mir selbst als krebsartig erkl\u00e4rte Geschwulst wirklich krebsartig und dass ich sehr begierig auf den Erfolg der Operation sey. Hierauf erhielt ich von Herrn Dr. Blaschwitz die Nachricht, dass die fragliche Person nach der Exstirpation und mehrmaliger Auwendung des Ferrum candens und einer \u00e4ussern Nachbehandlung von 6 Monaten genesen und seit 2 Jahren ganz gesund sey. Der Bruder dieser Frau starb am Mageukrebs.\nSo ausgemacht es ist, dass die hier bezeichneten Formen von Cystosarcoma gutartig sind, so darf man doch nicht glauben, da'ss die Erscheinung von Cysten in einer parenchymat\u00f6sen Geschwulst notliwendig den Krebs oder die B\u00f6sartigkeit ausschliesse. Denn wie sich in jedem Tbeile des Organismus Cysten entwickeln k\u00f6nnen, so ist dies auch in einer krebshaften Structur m\u00f6glich. Unter den vielen F\u00e4llen von gutartigen hydatid\u00f6sen Geschw\u00fclsten der Brust erw\u00e4hnt A. Cooper einen, welcher b\u00f6sartig, n\u00e4mlich eine Combination von Krebs und Hydatiden war. Ferner kann aber das Carcinoma alveolare der Brust, welches hier zwar selten ist, aber doch von mir schon gesehen worden, zu Verwechselungen veranlassen. Ich sah in einem Carcinoma reticulare einen Theil der Geschwulst von der gew\u00f6hnlichen Structur des Carcinoma alveolare und seine Zellen mit Gallerte gef\u00fcllt. Leicht k\u00f6nnte man diese mit den gew\u00f6hnlichen Hydatiden verwechseln.\nCarcinome der Brust erreichen niemals eine so ungeheure Gr\u00f6sse, deren das Cystosarcom in der weiblichen Brust vor dem Aufbruch f\u00e4hig ist. In dem Falle von Chelius begann die Geschwulst 10 Jahre vor ihrer Operation* in dem von A. Cooper beobachteten Fall von Cystosarcoma proliferuin bestand die Geschwulst 14 Jahre, ehe sie durch die Operation beseitigt und geheilt wurde. Die Entwickelung ausser den Jahren der H\u00e4ufigkeit des Brustkrebses, das langsame Fortscbreiten, das Wachsthura zu einem ungeheuren Volumen, die Schmerzlosigkeit oder die sehr geringen Beschwerden, die an der Stelle einer Cyste eintretende mehr oder weniger deutliche Fluctuation werden auch vor der Operation ziemlich sicher zur Diagnose einer solchen Geschwulst f\u00fchren.\n15*","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"----- 60 ----------\nUnter den gutartigen Geschw\u00fclsten der weiblichen Brust haben wir nun schon kennen gelernt das Enchon-droni, das Cystosarcom. In den folgenden. Mittbeilungen treten noch andere Formen gutartiger Geschw\u00fclste der weiblichen Brust auf, wie das eiweissartige und gallertige Sarcom, die fibr\u00f6se Geschwulst, welche der Umwandlung in Knochen hier wie im Uterus f\u00e4hig ist.\nIV. Von der sehnigen Fasergeschwulst, Tumor fibrosus s. desmoides.\nEs giebt mehrere Formen gutartiger Geschw\u00fclste, welche ganz oder gr\u00f6ssientheils aiis Fasern b\u00e9stehen, wie die Zellgewebefasergeschwulst, das faserige albumin\u00f6se Sarcom und die seimige Fasergeschwulst. Geschw\u00fclste, welche ganz aus den eigenth\u00fcmlichen elastischen Fasern des gesunden Zellgewebes bestehen, sind, so weit meine Erfahrungen reichen, selten. Ich meine jene wellig oder geschwungen verlaufenden glatten ungek\u00f6rnten Fasern, die man allenthalben in den Faserb\u00fcndeln des Zellgewebes erkennt. Mir ist von dieser Art nur eine Geschwulst vorgekommen, eine ungeheure weiche elastische Anschwellung der Clitoris, welche sich im hiesigen anatomischen Museum befindet. Sie besteht aus den ebenerw\u00e4hnten Fasern. Hieher geh\u00f6rt wahrscheinlich auch die von Lawrence beschriebene Zellgewebegeschwulst der Schamlippen. Sie war z\u00e4he und faserig, bestand aus verdichtetem Zellgewebe, ohne alles Fett, und war sehr saftreich. Dergleichen gleichf\u00f6rmige und uugelappte Geschw\u00fclste d\u00fcrfen nicht mit blu-menkohlartigen Condylomen der Gesclilechtstheile verwechselt werden.\nDie eiweissartigen Fasergeschw\u00fclste, welche ich gelegentlich anzeigte, haben keine Aehnlichkeit mit der Zell-gewebefasergeschwulst ; ihre Fasern haben keine Uebereinstimnmng mit den Zellgewebefasern ; sie lassen sich leicht zerreissen und zerbrechen und sind nicht elastisch. Sie bestehen aus einem eiweissartigen K\u00f6rper, der sich durch Kochen nicht aufl\u00f6sen l\u00e4sst und beim Kochen keinen Leim giebt. Von diesen werde ich sp\u00e4ter handeln.\nDie h\u00e4ufigste Form der faserigen Geschw\u00fclste ist die seimige Fasergeschwulst oder die sogenannte fibr\u00f6se Geschwulst. Diese Geschw\u00fclste kommen so oft vor, dass inan sie die h\u00e4ufigste Form aller gutartigen, nicht auf ein besonderes Organ oder Gewebe, beschr\u00e4nkten Geschw\u00fclste nennen kann. Sie wurden deshalb schon fr\u00fchzeitig in der Geb\u00e4rmutter, ihrem h\u00e4ufigsten Sitze, beobachtet. Morgagni, Arnbr. Farens, Fobert, Chambon, Vater kannten sie; aber obgleich sie Chambon als Scleroma der Geb\u00e4rmutter isolirte, wurden sie h\u00e4ufig mit anderen Bildungen, namentlich mit dem Scirrhus und mit den Schleimhaut-Polypen verwechselt. Am h\u00e4ufigsten werden sie Steatoma genannt, und auch jetzt noch werden oft genug fibr\u00f6se Geschw\u00fclste mit diesem Namen in den \u00e4rztlichen Schriften bezeichnet. Obgleich diese Bezeichnung urspr\u00fcnglich den Fettgesclnv\u00fclsten angeh\u00f6rte und Falloppius z. B. in seiner Abhandlung de tumoribus praeter naturam bestimmt nur jene darunter verstand, so ist doch dieser Name ein Gemeinplatz f\u00fcr das Heterogenste geworden, so dass die Lipome, Fettcysten, Sarcome und fibr\u00f6sen Geschw\u00fclste nicht selten unter demselben Begriff vereinigt werden, wie man in den Museen h\u00e4ufig zu sehen Gelegenheit hat.\nUnter den Neuern kannte Baillie\tdie fibr\u00f6sen Geschw\u00fclste des Uterus und der Trompeten sehr gut,\ner unterscheidet sie vom Scirrhus, weiss dass sie \u00e4usserst selten eiternd gefunden werden, aber er kannte ihre Identit\u00e4t mit den sogenannten Steinen des Uterus, nicht, welche die eine Form der weiteren Entwickelung dieser Bildungen sind.\nRouxy^) beschrieb sie im fleischigen und ossificirten Zustande. Aber die meisten Verdienste um ihre Kenntniss hat sich Bayle erworben, dessen gr\u00f6ssere Abhandlung im Dictionnaire des sciences m\u00e9dicales auf die musterhafteste Weise und wie es weiter nicht geschehen ist, die durch Bichat hervorgerufenen allgemein anatomischen Kenntnisse auf die pathologische Anatomie anwandte und mit vieler Gelehrsamkeit die \u00e4ltere Geschichte dieser Geschw\u00fclste behandelte. Einen weitern Fortschritt enth\u00e4lt die Abhandlung von Robert Lee im XIX. Bande der medico-chirurgical transactions, wo gezeigt wird, dass die von Bayle angenommenen Stadien des fleischigen, fibr\u00f6scartilagin\u00f6sen und ossificirten Zustandes nicht regelm\u00e4ssig vorhanden sind, und dass die gr\u00f6ssere Anzahl und namentlich die ossificirenden fibr\u00f6sen Geschw\u00fclste schon im kleinsten Umfange nicht fleischartig sind. Eine gute Zusammenstellung der bisherigen Kenntnisse mit eigenen Beobachtungen lieferte daun Krull in seiner Dissertation de natura et de causis tumorum fibro-sorum uteri. Grouingae. 1836. 8.\nMan hat diese Geschw\u00fclste \u00fcbrigens mit Unrecht als eine den Genitalien eigene Bildung angesehen. Wir haben sie in der Brust, fleichartig und ossificirend , an der dura mater, an den Knochen und in mehreren anderen Thei-len gesehen.\n*) Lawrence observations on tumours. Medico - ob ini rgical transactions. XVII. 1832.\n**) Gabrielis Falloppii Mutinensis opera omnia. Francofurti. 1600. T. II. p. 282.\n***) Anatomie des krankbal'ten Baues, \u00fcbersetzt von S\u00d6mmerinff. Berlin. 1994.\t213. 235.\n\u2022J-) Melanges de chirurgie p. 107. Journal de ined. chirurg. et pharm, an X. T, IV. p. 445.\nff) Journ. de m\u00e9d. T, V- p. 62 und Dictionnaire des sciences m\u00e9dicales. Corps fibreux de la matrice.","page":60},{"file":"z0001tableI.txt","language":"de","ocr_de":"Tab. I.\n\n/\u00d4.\n%p. /A\n0\t- 0 9\nr#s.\\ ' '(Qi C\n%yyy.\nSchumann efrJt\u00efillei' ad nota del.\nGr\u00fcxmachtt' sc.","page":0},{"file":"z0003tableII.txt","language":"de","ocr_de":"Tab. JT.\n\nGi'\u00fbxntacJier sc.\n\nSchumann, Troschel etJd\u00fcller ad not-, del.\nVV'\n\n1)\t^ Q &\n#4?/\ny<d\tc..","page":0},{"file":"z0005tableIII.txt","language":"de","ocr_de":"Tab. K\nS&.9.\n,0 s \u00e2 t * * \u00b0 ,\t' <&\t4 a* q '\nS&Jk \u00ab <\u00bb<&* ^ O\n[f\u00efrfjT\u2019JTt\n'>&;\u2019/\"}>' \"Y:\n-/;>;>; f > \u00ab\u2022 % *\u201d <\n>\u00a3#&\u00a3\t.V * ? ;\n\u20222/rf/ S*\n(T\n\u25a0\u00bb\\\u00ae W\n\n*y.\ni+yj-iosp\n, 0^0 4, <\u00a3*'*\t_ Hto 0 C*\n\u2022 \u00b0,<n\"\t<? # \u00df> \" ^ fl\nt?.\u00b0 \u00ab, *:^\\rSYo.^ Cb^L\u00e2\n* V \"\u2018ywv* \u00b0 *-\nxTc7iu7nanti strYMiUlen uchuardel.\nGr\u00fbxttiacJier' <fc.","page":0},{"file":"z0009.txt","language":"de","ocr_de":"Erkl\u00e4rung der Kupfertafeln.\nFig.\nFig.\nFig-\nFig.\nFig.\nFig.\nFig.\nFig.\nFig.\nFig.\nFig.\nFig-\nFig.\nFig.\nFig.\nFig.\nFig.\nFig.\nTafel I.\n1. Carcinoma reticulare \u2022der weiblichen Brust auf dem Durchschnitt, mit der einfachen Lonne ansesehen\nDas Nete i5\u2018tiet \u25a0\u201c* 80\n3. Carcinoma reticulare der weiblichen Brust auf dem Durchschnitt, mit der einfachen Loupe angesehen\nt S,\u201d\u201d 2\u00c4 Gic,\u2122\u00ee\u201c'S eiDesKi\u201c<les\u2019 \u201c\u201c\"f1\u21221\t\u25a0* to einfachen Lnnpe angeeehen.\n6. und 7. Lamellen aus einem Carcinoma reticulare der weiblichen Brust, mit einfacher Loupe angesehen\n8.\tDas reticulum einer andern Lamelle, mit der st\u00e4rkeren Yergr\u00f6sserung einer dreifachen Loupe angesehen.\nMan sieht schon die K\u00f6rnchen, welche die netzartigen Figuren zusammensetzen.\t\u00b0\n9.\tLine Stelle aus einer feinen Lamelle derselben Brust, bei lOOmaliger Yergr\u00f6sserung, bei durchscheinendem jochte gesehen. Man sieht die weissen, jetzt dunkeln K\u00f6rperchen, welche das Netzwerk bilden.\n10.\tZellkugelu aus einem Carcinoma mammae, kleine K\u00f6rperchen enthaltend, bei 450nmliger Vergr\u00f6sserung,\n11 * teruart\u00eegen K\u00f6rndien 3ndem C3rcin0ma mammae\u2019 zum T,ieil mit K\u00f6rnchen, zum Theil mit einem st\u00e4rkern\n13. Weisse granulirte K\u00f6rperchen aus dem reticulum eines Carcinoma mammae reticulare, bei 450maliger Ver-grosserung.\tJ\t\u00f6\n13.\tGef\u00e4sse mit verdickten W\u00e4nden und auf d\u00e9m Durchschnitt klaffend, auf dem Durchschnitt eines Carcinoma mammae simplex.\n14.\tZellen mit Keimzellen und Kernen aus einem \u00e4usserst harten Carcinoma mammae simplex, das schon aufgebrochen war. Durchmesser der Zellen 0,00045 \u2014 0,00119 Pr. Z.\n15.\tFaserlager aus einem macerirten Carcinoma mammae.\n16.\tGeschw\u00e4nzte K\u00f6rperchen aus einem Markschwamm des Oberschenkels eines Kindes, bei 450mali<>-er Vergr\u00f6sserung.\t\u00b0\n17.\tEine Lamelle von Carcinoma melanodes des Auges und der Orbita eines erwachsenen M\u00e4dchens bei\nmassiger Vergr\u00f6sserung.\t\u2019\n18.\tPigmenthaltige Zellen, geschw\u00e4nzte K\u00f6rper und einzelne Pigmentk\u00f6rnchen aus einem Carcinoma melanodes des Unterkiefers. \u00ab..Spindelf\u00f6rmige, b.c. einseitig geschw\u00e4nzte Zellen, d. eine gleiche mit noch sichtbarem Kern, e. pigmenthaltige Zellen. Zwischen den verschiedenen Zellen isojirte Pigmentk\u00f6rnchen.\n19.\tUndeutlich faserige Structur des Cystosarcoma phyllodes.\nTafel II.\nFig. 1. Maschen der Faserb\u00fcndel von Carcinoma reticulare der Brust nach Entfernung der Zellkugeln.\nFig. 3, Zellkugelu mit Keimzellen und den Kernen der Keimzellen, zu den Seiten auch zwei granulirte und undurchsichtige K\u00f6rperchen des reticulum von Carcinoma reticulare.\nFig. 3. a. Zellen eines Carcinoma alveolare des Magens, bei lOOmaliger Yergr\u00f6sserung.\nFig. 3. b. Noch kleinere und kleinste Zellen aus demselben Carcinoma alveolare bei 450maliger Vergr\u00f6sserung.\nFig. 4. Grosse mit Gallerte gef\u00fcllte Zellen des Carcinoma alveolare, mit faserigen W\u00e4nden, von welchen im Text vermuthet wurde, dass sie aus dem Anwachsen der kleinern Zellen entstehen. Es muss jedoch bemerkt werden, dass der Uebergang der kleinen Zellen in diese grossen mit faserigen W\u00e4nden nicht direct beobachtet ist, und die Faserung auch von einem zwischen den Lagern der Zellen entwickelten Gewebe herr\u00fchren kann, welches Stroma f\u00fcr die zelligen Bildungen w\u00e4re.\nFig. 5. Zellkugeln zum Theil mit Keimzellen und Kernen aus einem zitternd weichen gallertigen Sarcom des Ge-t hirns der Pockelsschen Sammlung, bei 450maliger Vergr\u00f6sserung.\nFig. 6. Zellen mit Kernen und geschw\u00e4nzte K\u00f6rperchen aus einem ungeheuren Carcinoma medull\u00e4re, das ich aus der Bauchh\u00f6hle einer Frau von einer Section erhielt, die kleinsten Zellen von 0,00019, die gr\u00f6ssten von 0,00095 P. Z. Durchmesser.\nFig. 7. Zellkugeln mit Kernen aus dem Markschwamm des Unterschenkels einer Frau. Sie waren mit geschw\u00e4nzten K\u00f6rperchen vorhanden.\nFig. 8. Geschw\u00e4nzte K\u00f6rperchen und Zellen mit Kernen und K\u00f6rnchen aus einem Markschwamm der Leber bei lOOmaliger Vergr\u00f6sserung.\nFig. 9. Sehr unregelm\u00e4ssige geschw\u00e4nzte K\u00f6rper aus einem weichen Schwamm der Brust einer Frau, dessen Diagnose nicht sicher fest steht.\nFig. 10. Elliptische K\u00f6rperchen aus einem Markschwamm des Fusses und der Fusswurzelknochen eines Mannes.\nFig. 11. Geschw\u00e4nzte K\u00f6rperchen zuFascikeln vereinigt. Sehr grosser Markschwamm am Oberschenkel eines Kindes.\nFig. 13. Ueberaus zarte Fasern aus dem hyalinischen Carcinoma fasciculatum der weiblichen Brust, das auf Taf. VII. Fig. 7. abgebildet ist. Siehe das N\u00e4here p. 33.\nFig. 13. Zellen mit Kernen aus einem Osteosarcom des Kiefers. Zellen 0,00069, Kern 0,00014 P. Z.\nFig. 14. Zelliges Osteosarcom der Tibia eines Mannes, das seit einer langen Reihe von Jahren bestanden. Durchmesser der Kerne 0,00034\u20140,00035 P. Z.\nFig. 15. Zellen mit Kernen aus einem zelligen Sarcom, bei 450maliger Vergr\u00f6sserung.\nFig. 16. Geschw\u00e4nzte K\u00f6rper aus einem faustgrossen ganz alburain\u00f6sen Sarcom der Conjunctiva, welches, nach mehrmaliger vergeblicher Operation, von Dr. Helling mit gl\u00fccklichen Erfolge mit sam\u00fcit dem Augapfel exstirpirt wurde. Auge gesund.\nFig. 17. Geschw\u00e4nzte Zellen, zum Theil mit Kern und Kernk\u00f6rperchen aus einem weichen saftreichen Osteosarcom des Unterkiefers. Kleinerer Durchmesser der Zellen 0,00031\u20140,00050 P. Z. Die Substanz dieses Sarcoms war grossentheils albumin\u00f6s, gab aber auch einigen Leim beim Kochen.\nFig. 18. Faserb\u00fcndel aus einer fibr\u00f6sen Geschwulst der mamma in der Pockelsschen Sammlung.","page":0},{"file":"z0010.txt","language":"de","ocr_de":"Tafel III.\nFig. 1. Enchondrom der Parotis auf dem Durchschnitte. Siehe p. 32.\nFig. 2. und 3. Aussehen feiner Durchschnitte von Enchondrom der Hand bei massiger Vergr\u00f6sserung.\nFig. 4. Einzelne Zellen mit Keimzellen und Kernen aus dem Enchondrom der Parotis bei 450maliaer Verar\u00f6sserunir Fig. 5. Eine einzelne Zelle mit ihrem gran\u00fclirteu Kern.\nFig. 6. und 7. Einzelne Zellen mit Kernen aus einem Enchondrom der Hand.\nFig. 8. Zackige K\u00f6rperchen aus dem Enchondrom der Hand.\nFig. 9. Polyedrische Zellen des Cholesteatoma bei 290m\u00e4liger Vergr\u00f6sserung.\nFig. 10. K\u00f6rniges und krystallinisch bl\u00e4tteriges Fett aus dem Aetherextract des Cholesteatoms.\nFig. 11. Crystallinische Fette aus dem Cholesteatom ohne Extraction, bei lOOmaliger Vergr\u00f6sserung.\nFig. 12. Aeussere Form eines \u00fcberaus weichen, bei der Ber\u00fchrung und Ersch\u00fctterung lebhaft zitternden gallertigen Sarcoms, das sich im Gehirn eines Menschen entwickelt hatte, in der Poclielsschen Sammlung. S Fig. 13. Kugeln und nadelartige Crystalle in derselben Geschwulst.\nFig. 14. Faserb\u00fcndel aus einer \u00fcberaus festen fibr\u00f6sen Geschwulst der Hand, die auf den Mittelbandknocben aufsass. Fig. 15. Ein St\u00fcckchen von einer Telangiectasie der Haut und des Unterhautzellgewebes, mit injicirten erweiterten Capillargefiissen, mit der einfachen Loupe angesehen. Von einer Person, deren Gesicht durch eine grosse Anzahl von Geschw\u00fclsten dieser Art verunstaltet war.\nFig. 16. Erweiterte Gef\u00e4sse aus einer Telangiectasie der Beste der Kopfhaut eines Foetus hemicephalus.\nFig. 17. Geschw\u00e4nzte Zellen mit Kernen aus einer im Leben blaurotheu Telangiectasie unter der Haut des Gesichtes eines Kindes, bei 450maliger Vergr\u00f6sserung.\nTafel IV.\nFig. 1. Encliondrom der Mittelhandknochen und der mehrsten Phalangen der Finger. Ausgenommen siud die Pbalan-gen des 4. und die letzte Phalanx des 2. 3. 5. Fingers. Die Geschw\u00fclste sind aussen mit isolirten kn\u00f6chernen Lamellen bedeckt, inwendig bestehen sie ganz aus weichem Knorpel. Die kleinen Muskeln des Daumens und kleinen Fingers und die Sehnen der Beuger und Strecker sind vollkommen gesund. Die Hand wurde von\n_ \u201cerr\u201c v' Gr\u00e4fe einem M\u00e4dchen amputirt, und befindet sich im anatomischen Musehm zu Berlin. No. 8817. fijg. 2. Durchschnitt einer der Geschw\u00fclste.\nFig. 2. Enchondrom der Mittelhaudknochen und Phalangen der zwei \u00e4ussersten Finger von einem Mann von 28 Jahren. No. 8846. des Berliner Museums. Siehe das N\u00e4here im Text p. 46. No. 10.\nDruckfehler und Berichtigungen.\n1: fi 1:2f Tn\\\t\u00bbsw\nl\u00e4ngig von den Zellen oder durch Verdickung der W\u00e4nde r aus einem eiweissartigen K\u00f6rper oder sind gemischt, so","page":0}],"identifier":"lit16135","issued":"1838","language":"de","pages":"60","startpages":"60","title":"Ueber den feinern Bau und die Formen der krankhaften Geschw\u00fclste","type":"Book"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:50:53.037313+00:00"}