Open Access
{"created":"2022-01-31T14:34:12.104288+00:00","id":"lit16273","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Giacosa, P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 3: 54-57","fulltext":[{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"Lieber die Wirkung des Amylnitrits auf das Blut\nvon Dr. P. Gi\u00bbrosa aus Ivrea.\n(Dit Kiduktiou \u00fcb-rgcbeu am 14. Januar 187'.*.i\nEs ist von den Herren Jolyet und Regnard \u2019) vor einigen Jahren eine Arbeit publient worden \u00fcber diej Wirkung von Amylnitrit auf das Blut und auf die Respir\u00e2t ions-produkte. Was das Blut betrifft, fanden die Verfasser, dass durch die Einathmung von Amylnitrit seine rothe Farbe in eine dunkle missfarbige verwandelt wird, gleichzeitig, zeigte die spektroskopische Untersuchung, dass die zwei Oxyh\u00e4moglobin-Streiten viel schw\u00e4cher geworden waren, und im Roth ein deutlicher schwarzer Streif aufgetreten war. Diese abnormen Erscheinungen sind in dem lebendigen circulirenden, so wie in dem von den Cef\u00e4ssen unmittelbar nach der Einathmung des Amylnitrits entnommenen Blute nach einem Tage vollst\u00e4ndig verschwunden, unter Wiederherstellung der normalen Eigenschaften.\nWelche chemische Ver\u00e4nderung in dem Blutfarbstoffe bei dieser Wirkung eingetreten sei, haben die Herren Jolyet und Regnard nicht genau angegeben, dies auch, soweit mir bekannt ist, nicht weiter festzustellen versucht: deswegen unternahm ich, durch die folgenden Versuche diese Frage zu l\u00f6sen.\nEs wurde einem Hunde die Jugularis blossgelegt, dann liess ich ihn D\u00e4mpfe von Amylnitrit einathmen, bis die immer mehr steigende Frequenz und Unregelm\u00e4ssigkeit des Pulses zusammen mit bedeutender Verlangsamung der Respiration und erniedrigter Reilexerregbarkeit ein Zeichen gaben, dass gr\u00f6ssere (laben t\u00f6dtlieh sein k\u00f6nnten.\n'( Jolyet et Itegnard P. Notes sur les modifications apport\u00e9e' dans les produits de la respiration et sur te sang par les inhalations de nitrite d'atnyle. Gaz. m\u00e9d. de Paris. 1870. No. kJ!t. S. JUo.\n\u25a0","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Das Amylnitrit wurde vor seiner Anwendung mit Soda gewaschen, bis die deutliche Sfmrereaction, die mit der Zeit durch die freiwerdende salpetrige Saure stets hervorgerufen wird, vollst\u00e4ndig verschwunden war.\nDas unmittelbar nach der Operation entnommene Blut wurde damit ein kleines erw\u00e4rmtes K\u00f6lbchen bis an den Hand gef\u00fcllt und gut verstopft, um jeden Niederschlag von Wasser an den W\u00e4nden zu vermeiden) sah ganz dunkel aus: es gerann vollst\u00e4ndig; das helle, sorgf\u00e4ltig abgegossene Serum enthielt keinen Blutfarbstoff in L\u00f6sung; die L\u00f6sung der Blutk\u00f6rperchen, durch Extrahiren des Boagulums mit Wasser gewonnen, besass die n\u00e4mliche dunkle Farbe wie das Blut und zeigte, spektroskopisch untersucht , .zusammen mit den schwach erscheinenden zwei Oxyh\u00e4moglobin-Streifen einen deutlichen, dunklen Absorptionsstreif im Both.\nDass hier wirklich keiiie L\u00f6sung des Blutfarbstoffes im Plasma geschehen war, bewies auch die Untersuchung des einige Stunden sp\u00e4ter von dem Hunde entleerten Harns, denn dieser enthielt keine Spur von Gallenfarbstoffen oder anderen Zersetzungsprodukten des Blutfarbstoffs.\nDie dunkle w\u00e4sserige L\u00f6sung der Blutk\u00f6rperchen,\u2018-die diese spektroskopischen Erscheinungen gab,, mit (NH\u00ab)* S\u2019 behandelt und mit Luft gesch\u00fcttelt, f\u00e4rbte sich heller * und es verschwand der Streit im Both, w\u00e4hrend gleichzeitig die Oxyh\u00e4moglobin-Streifen deutlicher sichtbar wurden. . Diese letzte Beaction gab den Beweis daf\u00fcr, dass der durch die Wirkung von Amylnitrit im Blute gebildete K\u00f6rper Meth\u00e4-inpglobin ist *)\u2022\t\" \u2022\t-\nEs wurde nun den folgenden Tag demselben Hunde eine neue kleine Menge Blut entnommen Und nachgewiesen, dass es wieder die normale Farbe und die normalen Spek-tralerscheinungen besass ; iu diesem Punkt also.stimmen ili\u00e7ine Erfahrungen \u00fcberein mit dem, was Jolybt Und Begnard gefunden haben : ihre Behauptung indess, da\u00e0s der Blutfarbstoff seine urspr\u00fcngliche Spektralerscheinung wieder erhalte,\n') Hoppe-Sey 1 er. Weitere Mittlieilungen \u00fcber die Eigenschaften 'les Blutfarbstoffs. Diese Zeitschrift, II. Bd., S. 152.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"nachdem das Blut 21 Stunden in den Glasern geblieben ist, konnte ich nie best\u00e4tigen. Alle die Mcth\u00e4moglobin-L\u00f6sungen, die ich in dieser Versuchsreihe erhalten habe, haben die eigent\u00fcmliche Karbe und den Streif im Roth bis zum Eintreten der F\u00e4ulniss unver\u00e4ndert behalten.\nDieselbe Wirkung auf den Blutfarbstoff, wie das Amyl-nitrit, haben die salpetrige S\u00e4ure und das Stickstoffdioxyd, wie durch die folgenden Versuchen bewiesen wird.\n5 C. G. einer eoncentrirten L\u00f6sung von salpetrigsaurein Natron (diese 5 C. C. enthielten 0,102 gr. NO2 Na) einem Hunde in s Blut injicirt riefen dieselben Symptome hervor, welche ich in dem ersten Versuche schon beobachtete, nur waren sie in diesem Kall viel heftiger und gef\u00e4hrlicher; die F\u00e4rbung lind die Spektralerscheinungen des Blutes, sowie sein Verhalten mit (N1L)2 S waren vollkommen dieselben wie in dem ersten Versuch mit Amyluitrit.\nNoch heftiger ist die Wirkung des Stickstoffdioxyds: die rothen D\u00e4mpfe desselben, durch Einwirkung von rauchender Salpeters\u00e4ure auf Kupferdrehsp\u00e4h ne und Mischung des gebildeten NO mit Luft dargestellt, einem Hund, durch eine in die Trachea eingef\u00fchrte Canute, die mit zwei Speck'sehen Ventilen vereinigt war (so dass die Inspirations- und Exspirationsluft jede ihre eigene Bahn hatten), zu athmen gegeben, erzeugten so heftige und drohende Symptome von Seiten des Herzens und der Lungen, dass, trotzdem man die Einf\u00fchrung des Gases vollst\u00e4ndig unterbrochen hatte, das Thier unter pl\u00f6tzlichem Lungemedem zu Grunde ging.\nEs fanden sich bei der Obduktion in den Lungen zahlreiche, nadelkopfgrosse, schwarze h\u00e4morragische Flecken und im Blute deutlich nachweisbares Meth\u00e4moglobin. Ein letzter Versuch wurde so eingerichtet, dass die Luft zur Einathmung nur kleine Mengen NO2 enthielt; ein Kaninchen konnte durch eine fest um die Schnauze gelegte Kappe verh\u00e4ltniss-m\u00e4ssig lange Zeit aus dieser Mischung athmen, ohne besonderen Nacht heil. Auch in diesem Falle, freilich in viel kleineren Mengen, aber doch noch immer erkennbar, war Meth\u00e4moglobin im Blute enthalten.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Die allgemeine Wirkung der h\u00f6heren Oxyde des Stickstoffs auf das Oxyh\u00e4moglobin im Blute ent spricht vollkommen der Einwirkung von activera Sauerstoff ausserhalb des Organismus, wie sie von Hoppe-Seyler beim Durchleiten, von Ozon und Behandlung des Blutes mit Wasserstoff im stat. nasc. erhalten sind. Da jedoch bei diesen geschilderten Versuchen das gebildete Meth\u00e4moglobin nicht gel\u00f6st wird, . sondern in den rothcn Blutk\u00f6rperchen haftet, so ist anzunehinen, dass es sich hier noch in einer lockeren Verbindung befindet.\nDie R\u00fcckverwandlung von Meth\u00e4moglobin zu H\u00e4moglobin geschieht durch Reduktionsprocesse und ist sehr leiclrt ausf\u00fchrbar: die Art und Weise aber, wie dies im \u25a0Organismus geschieht, ist nicht bekannt; es ist zu vermuthen, dass die Bedingungen dazu in der Leber am ehesten zu\nlinden sind.\t'\t1 ; \u2019\nDurch die Bildung von Meth\u00e4moglobin i nd seine leichte IVberf\u00fchrung in Oxyh\u00e4moglobin ist man irh Stande zu erkl\u00e4ren , wie die sonst so eingreifende Wirkung des Amyl-nitrits nur eine vor\u00fcbergehende ist; es w\u00fcrde sicher anders sein, wenn (wie die Herren Jolyet und Regnard zii ver-iiiuthen scheinen) eine tiefere Spaltung des Oxyh\u00e4moglobins cintr\u00e4te und H\u00e4matin gebildet w\u00fcrde. Ale die Versuche, aus H\u00e4matin- und Globulinsubstanzen Oxyh\u00e4moglobin (H\u00e4moglobin) wieder zu bilden, sind bis jetzt misslungen, und ein Solcher Process d\u00fcrfte vielleicht auch in Organismen nicht, statt linden.\t,\t\u2022\nEs ist mir eine angenehme Pflicht, hier meinen besten Dank den Herren Prof. Hoppe-Seyler und Dr. Her ter f\u00fcr die freundliche Unterst\u00fctzung in dieser Arbeit auszusprechen.","page":57}],"identifier":"lit16273","issued":"1879","language":"de","pages":"54-57","startpages":"54","title":"Ueber die Wirkung des Amylnitrits auf das Blut","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:12.104294+00:00"}