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{"created":"2022-01-31T16:00:23.266592+00:00","id":"lit16298","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Weyl, Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 3: 312-322","fulltext":[{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"Spaltung von Tyrosin durch F\u00e4ulniss1).\n\\*\u00bbu Dr. Th. Wej'l, Assistenten am physiolog. Institut zu Erlangen.\n(Au\u00bb <l\u00ab?r rheiiiistehen AMhtiluux des physiol\u00ab\u00bbxisehen Instituts zu Berlin.) (Der ltedaetion zu^exanxeu am 1\u00bb. Juli.)\nllt'ii I lotessoi L. B;iminciiiii\u201c) fand nach sechst\u00e4giger Digestion von Fibrin mit Wasser und Pankreas bei LO\" im Destillate der laulenden Fl\u00fcssigkeit eine Substanz, welche er nach ihrem Verhalten gegen Eisenchlorid, gegen Ammoniak und Chlorkalk, endlich gegen Bromwasser als \u00abPhenol\u00bb be-zeichnete. Es lag der Gedanke nahe, dass dies \u00abPhenol\u00bb nicht prim\u00e4r aus dem Eiweissmolec\u00fcl, sondern erst secund\u00fcr durch weitere Zerlegung des hei der F\u00e4ulniss der Eiweiss-k\u00f6rper gebildeten Tyrosins abgespalten sei. F\u00fcr die Richtigkeit dieser Anschauung, welche indessen durch die damaligen Versuche keine Best\u00e4tigung8) fand, sprach die Constitution des Tyrosins und die M\u00f6glichkeit aus Tyrosin beim Erhitzen mit Aetzkali Phenol abzuspalten.\nIch habe daher auf Vorschlag des Herrn Prof. Dr. E. Baumann und mit g\u00fctiger Unterst\u00fctzung desselben diese Frage von Neuem aufgenommen. Meine Versuche., deren Bedingungen von denen, welche Herr Baumann fr\u00fcher ge-w\u00e4hlt hatte, durchaus verschieden waren, haben zu einem positiven Resultate gef\u00fchrt.\nAls Laulnkserreger (Ferment) diente mir Cloaken-schlamm4), den ich aus der Pauke, einem Nebengew\u00e4sser der Spree, bezog.\nDerselbe erwies sich bei oftmaliger Pr\u00fcfung vor dem Gebrauche frei von Indol und Phenol. Auch nachdem er verschieden lange Zeit (2\u201414 Tage) mit Wasser bei K\u00f6rper-\n*) Nach einer \u00ab1. med. Fak. zu Erlangen vorgel. Habilitationsschr.\n*) Zeitschr, f. physiol; Chemie I, 63 (1877).\n*\u00bb A. a. O., 1, (m (1877).\n*} \\gl. Popoff: Pfl\u00fcgers Archiv X. IP\u00bb (1875) und Brieger: Zeitschr. f. physiolog. Chemie III, 1.{(\u00bb (187h).","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"313\nIcmpcratur gestanden hatte, Hessen sieh intim, die uhen-genannten Stoffe nicht nachweisen.\nDas angewandte Tyrosin .stellte ich mir theiis seihst durch Kochen von Mornsp\u00fchnen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure nach bekannten Methoden dar, theiis .bezog ' ich es, tin reines, sclmeeweisses Pr\u00e4parat, von Sittel in lMtlellxug.\nUm nun zu ermitteln, obaus Tyrosin in Fc/lge eines fermentativen Processes, wie wir ihn im Darme voraussetzen, durch den Schlamm bei Brutwfirme \u00abPhenol\u00bb abgespalten w\u00fcrde, stellte ich zwei Versuchsreihen an.\nIn der ersten hatte die hilft freien Zutritt zur 'faulenden Fl\u00fcssigkeit, in der zweiten blieb letztere vor Luftzutritt gesch\u00fctzt,1)\na) Tyrosin-F\u00fculniss bei Luftzutritt.\nDas abgewogene Tyrosin wurde mit einer bestimmten \u2022Menge Schlamm und Wasserleitungswasser in grosse eiserne, innen emaillirte T\u00f6pfe von 35 Cm. Durchmesser gebracht\u2019 Dieselben befanden sieb in einem Wasserbade, dessen Temperatur zwischen 30 und 35\u00b0 schwankte.\t'\nDas Versuchsergebniss zeigt folgende Tabelle; ,\nTabelle I. . *\nT.\n- tT*\n1\u20141\n5\n<;\ni\ns\n\u00ab.\u00bb\ntu\n11\n12 i:t 14\nI. Versuch. j II. Versuch. III. Versuch. IV.. Versuch.\n\\ gr. Tyrosin.] 1 gr. Tyrosin. 0,25 gr. Ty\u00c4'2 gr.'Tvr\u00f6sh , >,r: Schlamm*, gr. Schlamm 10 gr. Schlamm\u00bb! 00 gr, Schl. 1. ) I. u esser. 1,o 1. Wasser. 450 gr. Wasser. Tji l Wasse\nUromfufhing.\n0\ndeutlich\nBrom f\u00e4ll ung.\n| 0 deutlich. 0,0056 in 50Cc.-| 0,0052\t\u2022>\n0,0052\nVersuch abgebr.: nicht gepr\u00fcft.\numvaghar*)\n! nicht gepr\u00fcft. 0**)\n0\nHromffillung.\n\u25a0 0~ unw\u00e4gbar.\nSpuien. Spu-ren***) 0 .0 b o o 0\nVers* abgebr\n\u201e 'jwilin 'r l/\"f!zulriu noil, lwi verhindertem l,un2.,lrftt haln \"I, nn l,es\u201ellnte \u00ab1er faulenden Fl\u00fcssigkeit ludet naehvveisen kr,\u201eneu. +*\t^ vas frischen .Schlamm zugef\u00fcgt.\t.\nJ*1 Etwas frischen Schlamm und Fihrinfl'ocken zugef\u00fcgt.\n'\\\u00dfr' fln\u2019 Schlamm und 500 Cc, Wasser zugef\u00fcgt.\nSiehe,, 1\u00c4S\u00c4\nBromf\u00e4lluug. 0 .\nnicht gepr\u00fcft, Spuren*) Spuren**) nicht gepr\u00fcft. Spuren?\n0\n; 0 0 O\nVersuch ahgehr. Versuch abgebr.","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nBoi clor F\u00e4ulniss von Tyrosin unter LuHzutritt wird am f\u00fcnften odor sechsten Versuchstage eine geringe Menge von \u00abPhenol\u00bb erhalten.\nZum Nachweis des \u00abPhenols\u00bb destillirte ich 50 Cc. der faulenden Fl\u00fcssigkeit unter Zusatz verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure his das Destillat durch Broniwasser nicht mehr getr\u00fcbt wurde. Das liltrirte Destillat wurde dann mit Bromwasser ausgefallt. Nur wenn der hierbei erhaltene Niederschlag nach einigen Stunden kryslallinisch geworden war, habe ich auf die Anwesenheit von \u00abPhenol\u00bb geschlossen.\nDa ich in Versuch II. am sechsten Versuchstage aus 50 Cc. Faulfl\u00fcssigkeit 0,0050 Bromfallung erhielt, geben 1500 Ce. Fl\u00fcssigkeit 0,0056 * 30 = 0,1 OS Bromf\u00e4llung.\nVorausgesetzt, dass der Bromniederschlag aus reinem Tribromphenol best\u00e4nde, betrug die Menge desselben 0,3*\u00ab der theoretisch m\u00f6glichen Ausbeute, da 1 gr. Tyrosin bei einem vollst\u00e4ndigen Uebergange in Ce Ils OH 1,83 gr. Tribromphenol liefern w\u00fcrde.\nWar nun etwa in Versuch II. der gr\u00f6sste Theil des Tyrosins mizersetzt geblieben? Hatte vielleicht in Versuch 111. und IV., in welchen nur Spuren von \u00abPhenol\u00bb erhalten wurden, das Ferment seine Wirkungen \u00fcberhaupt nicht entfaltet?\t'\nBeides kann ich in Abrede stellen!\nWeder in der gen\u00fcgend eingedampften Faulfl\u00fcssigkeil noch in dem ammoniak\u00e4liseben Extrakte des Schlammes liess sich mit Hoffman Ms Reaction Tyrosin nach weisen.\nDas Tyrosin wurde also durch den Schlamm bei Sauer-stoffzutritt zerst\u00f6rt, ohne zuvor in \u00abPhenol\u00bb verwandelt worden zu sein. Der hierbei entstehende K\u00f6rper ist, wie es scheint, eine in Wasser unl\u00f6sliche, in Aether l\u00f6sliche S\u00e4ure. Es gelang jedoch bisher nicht sie vollst\u00e4ndig von beigemengten fetten, fl\u00fcchtigen S\u00e4uren, welche aus dem Schlamm stammten, zu befreien.1)\n11 Au merk. I\u2019m mir eine Vorstellung zu verschalten, in welcher Weise das Tyrosin hei Luftzutritt ver\u00e4ndert werden k\u00f6nnte, liess ich auf eine alkalische L\u00f6sung dieses K\u00f6rpers eie frisch mit Wasserstoff","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"315\nEs bliebe noch \u00fcbrig mit wenig Worten auf Hie' Schicksale des bei der F\u00e4ulniss des Tyrosins unter Luttziitritt gebildeten \u00abPhenols\u00bb einzug\u00ab.*lien.\nWie die Tabelle I. zeigt, nimmt die Phetiolme-iige mit der Zeit ab. In Versuch II. lieferten 50 Oe. Fl\u00fcssigkeit am S. Versuchstage 0,0052 Bromni(*derscliiag. Die gesaiinnte Fl\u00fcssigkeit w\u00fcrde also 30 \u2022 0.0052 = 0,15.6 gr. Broinnieder-sehlag ergeben haben. Nach zwei Tagen war der ans 50 Oe. destillirter Fl\u00fcssigkeit erhalten\u00ab\u00bb Broumioderschlag unw\u00e4gbar. Am 12. Versuchstage enthielt diej Fl\u00fcssigkeit \u00fcberhaupt k, in \u00abPhenol\u00bb mehr, obgleich \u00abhuch llinzuf\u00fcgung von nenem Schlamm und von Fibrin \u00ablie Bedingungen zur Bihliing von Phenol g\u00fcnstig\u00ab*re geworden waren.\nIm V\u00ab*rlaufe von 4Tag\u00ab\u00bbn war also \u00ab\u00bbine Menge1) \u00abPh e n ol> wc 1 c h e 0,150 B r om n i ed \u00ab\u00bb rsclr la g e n ts pr ac h aus der Fl\u00fcssigket verseil wu nd\u00ab\u00bb n.\nDie gew\u00fchlte Versuchsanordnung gestattet nicht, zu entscheiden, ob das aus dem Tyrosin abgespaltene \u00bbPhenol\u00bb durch den Sauerstoff \u00ab1er Luft und durch den Schlamin chemisch veriind\u00ab*rt \u2014 vielleicht oxydirt \u2014 wurde, oder nur ver-\nbeladenes Palladiumblech einwirken. Nach H opp e-Sey I ers wichtigen Versuchen wird ja heim Zusammentreffen des vom Palladium gebundenen Wasserstoffes mit einem Molec\u00fcl SauerstotT das . eine Atom Sauerstoff, activirt. Ich durfte also erwarten, hei dieser Versuchsa.nordn\u00fcng ein Oxydationsprodukt des Tyrosins zu erhalten. I)ie\u00abe Annahme wurde durch den Versuch gerechtfertigt. \u2014 Zuerst liess ich das^Palladhim-hleoh 5 Stunden auf ca. 0,12 Tyrosin einwirken. Dassell>e war in 100 Oe. einer sehr schwachen Sodal\u00ab\u201c>sung gel\u00f6st. Nach Ahlanf dieser Zeit war durch Hoffmann's Probe in der Fl\u00fcssigkeit kein Tysofdn mehr nachweisbar. Ici\u00bb s\u00e4uerte darauf die Fl\u00fcssigkeit, mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure an, fand aber im Destillate kein \u00abPhenol.\u00bb :\u2014In einem zweiten Versuche wirkte das Paltudiumhlech ca. 20 Stunden auf eine. L\u00f6sung von 0.25 Tyrosin in .35 O. einer sehr verd\u00fcnnten Kalil\u00f6sung ein. Tyrosin war nach dieser Zeit noch deutlich nachweisbar. Phenol yvar nicht gebildet worden. Dagegen konnte ich durch Schfitkln \u00ab1er sauren Fhts-sigkeit mit Aether eine organisch\u00ab* S\u00e4ure isoliren, welche sich gegen Kise.irhlorid und gegen Hromwasser wie Paroxyhenz\u00abu\u201cs\u00e4ure verhielt.\n*) 0,044 C\u00abH\u00bbOH f\u00fcr den Fall, dass der Hronin ied erschlag aus reinem Tribromphenol bestanden h\u00e4tte.","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nflanipll war. Dip Verdampfung spielt jedenfalls eine Holle hierbei. Die gew\u00e4hlte Temperatur und die grosse Oberfl\u00e4che clor Gt\u2018fusse mussten sie beg\u00fcnstigen.\nDass aber \u00abPhenol\u00bb durch den F\u00e4ulnissprocess seihst veiaiidert wird, beweisen L. Briegers k\u00fcrzlich publicirte\u2018)\nUml ,,,dl....(S. 318)-zu erw\u00e4hnenden ViTsudii*.\n{\u00efu\u2018 \u00abPhonolnienge\u00bb wurde nicht gesteigert, als der faulenden Fl\u00fcssigkeit Stoffe zugesetzt waren, welche wie Leim und Fibrin die Intensit\u00e4t der F\u00e4ulniss erh\u00f6hen.2)\nAussertlem erwioss sich die Menge des zugesetzten Schlammes ohne Einfluss auf die erhaltene Phenolmenge (Vers. II- IV.), wenn dieselbe ein gewisses Minimum (ca. \u00f6 gr. Schlamm [feucht gewogen | auf 450 gr. Wasser und 0,25 gr. Tyrosin) \u00fcberschritten hatte.\nb) ry ro sin-F\u00e4u In iss bei verb inderlem Luftzutritte.\nEine bedeutend reichlichere Abspaltung von \u00abPhenol\u00bb aus Tyrosin beobachtete ich, als ich das Gemisch von Tyrosin, Schlamm und Wasser vor dem Zutritte der Luft sch\u00fctzte.\nDie Versuchsanordnung war folgende:\nEin Kolben wurde mit 0,25 gr. Tyrosin, Schlamm und 450 Cc. Wasser beschickt und dann durch einen doppelt durchbohrten Kautschukstopfen verschlossen. Durch die eine Bohrung desselben ging ein nach abw\u00e4rts .gebogenes \"Glasrohr. Es on.loip miter Quecksilber. Die zweit.. Bohrung nahm ein,\u2019 gprmlp Glasr\u00f6hre auf, welch., bis zum oberen Niveau ,1er Fl\u00fcssigkeit reichte. Dieselbe war durch einen kurzen Schlauch mil einem Trichter verbunden und konnte durch einen Quetschhahn verschlossen werden.\nWar der Kolben gef\u00fcllt und. mit dem Stopfen verschlossen, so wurde durch den Trichter im langsamen Strome ohne den Bodensatz im Kolben aufzur\u00fchren, so lange Wasser nachgegossen, bis dieses den Kolben und das Gaserd bindungs-\n*) Zeitschr. f. physiol. Chem. Ill, HO |187'.)>.\n) \\ ersuche II.. III. und IV. und einige \u00e4hnliche, nicht besonders erw\u00e4hnte.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"317\nrolii- vollkommen erf\u00fcllte und aus dessen Spitze ein Strahl liervorspritzte.\t1\nJotzt v oi schloss ich das Ende dos nach abw\u00e4rts' gobo-\n(jenen Rohres durch Quecksilber, den Knuts,\u2022hukschiauch durch den Quotschhahn.\nBei dieser Anordnung konnten die w\u00e4hrend des Versuches entwickelten Gase entweichen, ohne dass Iaifi. in den Apparat cintr\u00e2t. Dagegen war eine etwaige Wirkung des von der Fl\u00fcssigkeit absorbirten Sauerstoffes auch in diesen Versuchen nicht ausgeschlossen.\nEine Verdampfung des abgespallenen \u00abPhenols\u00bb war unm\u00f6glich gemacht.\nDer ganze Apparat befand sich, durch ein Stativ getragen, im Brutofen.\t\u2022\nDie Dimensionen der Kolben zu vergr\u00f6ssorn und in gleichem Verh\u00e4ltnisse die Menge des Tyrosins; des Schlamms und des Wassers zu vermehren, erwiess sich als unpraktisch. Wahrscheinlich st\u00f6rt eine gr\u00f6ssere Menge von \u00ab Phenol \u00bb, welche aus gr\u00f6sseren Mengen von Tyrosin ahgespalten wird\u2019 den weiteren Fortgang der Fermentation; Da die Kolben w\u00e4hrend des Versuches nicht gut umgesch\u00fcttelt werden k\u00f6nnen, wird das gebildete \u00abPhenol\u00bb nur langsam in die h\u00f6heren Schichten der Fl\u00fcssigkeit vom Boden aus. dilfundiron.\nSollte nun die Menge des zu einer bestimmten Zeit im Kolben befindlichen \u00abPhenols\u00bb bestimmt werden, so sch\u00fcttelte ich den Kolben um, entnahm, sobald sich die Fl\u00fcs-sigkeit wieder gekl\u00e4rt hatte, eine gemessene Menge Fl\u00fcssigkeit mit der Pipette und verschloss dann den Kolben von Neuem, nachdem ich ihn in oben geschilderter Weise mit H\u00fclfe des am Schlauche befindlichen Trichters gef\u00fcllt hatte.\nZwischen dem Oeffnen des Kolbens und der F\u00fcllung verstrichen kaum 5 Minuten.\nZur Bestimmung der Menge des gebildeten \u00abPhenols\u00bb benutzte ich stets 50 Cc. Fl\u00fcssigkeit. Dieselben wurden, wie oben (S. 314) beschrieben ist, behandelt. /\nDie erhaltenen Werthe sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt.\t;\t\u2022","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle II.\nJeder Kolben enthielt: 0,25 Tyrosin, Schlamm1), 150 (',<\u2022. Wasser.\n\t\t\tVersuch I.\t\tVersuch II.\t\tVersuch III.\t\nVersuchs-\t\t\t\t\t\t\n\tHromlTill.\t\tBromfftO.\t\tBromf\u00e4ll.\t\nTag.\tin\tn a. \u00bb )\tin\tO Ji % )\tin\tCl, o\u2019)\n\t50 Cc.\t\t50 Cc.\t\t50 Cc.\t\nr,\t0.027 t\t.Mt.or,\t\u2014\t\u2022 \u2014\t0.0OH2\tnu\n9\t\u2014\t\u2014\t0,0102\tdl.9\t. \u2014\t\n12\t0,0412\t87,19)\t\u2014\t\u2014\t0,0052\t12.0*)\n26\t'\t\u2014\t0,0012 \u25a0\t11,8*)\t\u2014\t\nDir Tabelle zeigt, dass bei verhindertem Luftzutritt aus gleichen Mengen Tyrosin in gleicher Zeit mehr \u00abPhenol\u00bb gebildet wird, als bei freiem Luft zu t ritt.\nW\u00e4hrend ich (S. iH4) bei freiem Luftzutritt am 11. Versuchstage nur ll,d0/o des der Rechnung nach zu erwartenden Bromniederschlages erhielt, gewann ich bei verhindertem Luftzutritt im ung\u00fcnstigsten Falle (Tab. IL Vers. III.) 1(1% Tribromphenol.\nDer hohe Werth von 87% in Versuch I. (Tab. II.) l\u00e4sst auf eine fast quantitative Zersetzung des der F\u00e4ulniss unterworfenen Tyrosins durch das Schlamm ferment schliessen4).\nFerner ist aus deb angef\u00fchrten Wer then zu entnehmen, dass im Weiteren Verlaufe der Fer-m e n t a t i o n das einmal' g e b i 1 d e t e \u00ab P h e n o 1 \u00bb t h e i 1 -w eise v e r s c h w i n de t, d. b. chemisch v e r \u00e4 n d e r t w i r d.\n\u2019) Ungleiche, nicht gewogene Mengen.\n*) des tier Hechmmg nach zu erwartentlen (UtUBrsOH. Es ist vorausgesetzt, dass t Moleciil Tyrosin 1 Molecul tribromphenol liefert, und dass tier als Bromfallung bezeiclinete Niederschlag wirklich aus reinem Tribromphenol besteht.\n*> Diese Zahl gibt die Gesammtmenge ties \u00fcberhaupt von (I/Jo gr. Tyrosin gelieferten Bromniederschlages an. Es wurde also die Menge des aus 50 Ce. Fl\u00fcssigkeit erhaltenen Bromniederschlages mit 9 multi-plicirt und dazu tier in einem frfiheren Versuche erhaltene Menge Brom* niederscldag addirt. Z. B. in Versuch 11: 0.0042*9 \u25a0+\u2022 0,0162= 1 1.8%.\n4) Die niedrigen Wertlie in Versuch II. und III. sind wohl dadurch veranlasst, dass ich die Fl\u00fcssigkeit, nachdem die erste Probe genommen war. nicht wie in Versuch 1., neuen Schlamm hinzuf\u00fcgte. Auch das '\u00abSchlammferment hat wie jedes Ferment eine begrenzte Wirkungskraft.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"319\nNachdem so die Bedingungen gefunden waren, unter denen der Schlamin aus Tyrosin eine reichlichere Menge von Phenol abspaltet, kam es darauf ah, Material f\u00fcr eine genauere\t;\nchemische Untersuchung des bisher als \u00abPhenol\u00bb\nbezeichnet en K\u00f6rpers\nzu gewinnen.\nDies gelang, indem ich das Tyrosin in Portionen von 0,2\u00f6 gr. mit 500 Ce. Wasser und einer gen\u00fcgenden Menge frischen Schlammes in gut verschlossenen Flaschen bei Blut-teniperatur stehen liess. Die D\u00e9fasse wurden mehrmals t\u00e4glich umgesch\u00fcttclt und ein Mal auf kurze Zeit ge\u00f6ffnet. Am <*. Versuchstage goss ich die faulende, neutral reagi fende Fl\u00fcssigkeit vom Bodens\u00e4tze*) ab und destillirte sie: unter Zusatz von verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure, so lange sich das Destillat mit Bromwasser noch tr\u00fcbte.\nDas erhaltene Destillat machte ich mit kohlensaurem Natron alkalisch und sch\u00fcttelte es mit Aether, so lange dieser noch etwas aufnahm.\nNach vorsichtiger Verdunstung des Aethers blieb ein gelbliches Oel zur\u00fcck.\nSeine w\u00e4sserige L\u00f6sung ergab:\n1)\tmit Bromwasser einen gelben, bald crystallinisch werdenden Niederschlag;\n2)\tmit Eisenchlorid eine schwache Blauf\u00e4rbung.,\nDer durch diese Reactionen als ein Phenol erkannte K\u00f6rper konnte aber ausser Cells OH auch Kresol oder ein h\u00f6heres Homologes dieser Reilve sein.\nGegen das Vorhandensein von Ce Hr, OH sprach, .dass der Schmelzpunkt des getrockneten Bromniederschlages bei ca. 112'* lag. Reines Tribromphenol schmilzt aber bei 95\u00b0. Ausserdem bestanden die erhaltenen Cr y stalle aus Bl\u00e4ttchen, w\u00e4hrend Tribromphenol in Nadeln crystallisirt. In Bl\u00e4ttchen erystallisirt aber die aus Parakrcsol durch Bromwasser gef\u00e4llte Bromverbindung2).\n*) Zu dem Bodens\u00e4tze f\u00fcgte ich von neuem Tyrosin* Schlamm und Wasser und liess das Gemisch weiter faulen.\naJ Vergl. Bau mann und Brieger Ber. 1879, 804.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nOb nun in der That bei der Tyrosinfaulniss ein h\u00f6heres Homologes des Phenols gebildet worden war, musste sieh durch die Kalischmelze ermitteln lassen.\nDie unter vorsichtigem Schmelzen erhaltene Masse l\u00f6ste ich nach dem Erkalten in Schwefels\u00e4ure- haltigem Wasser und lillrirte. Das mit Kali zur Bindung der erhaltenen aromatischen Oxys\u00e4uren alkalisch gemachte Filtrat wurde so lange mit Aether gesch\u00fcttelt, bis derselbe nichts mehr aufnahm.\nJetzt wurde die w\u00e4sserige Fl\u00fcssigkeit von Neuem mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und mehrmals mit kleinen Portionen Aether gesch\u00fcttelt. Nach Verdunstuiiir des Aethers hinterblieb ein crystaHinischer R\u00fcckstand. Seine w\u00e4sserige L\u00f6sung reagirte sauer, gab mit Bromwasser einen bald crystallinisch werdenden Niederschlag, mit Eisenchlorid einen gelben, amorphen,_im Ueberschusse des F\u00e4llungsmittels l\u00f6slichen Niederschlag.\nZur weiteren Reinigung wurde die w\u00e4sserige L\u00f6sung der S\u00e4ure mit einigen Tropfen Bleiacetat entf\u00e4rbt. Das Filtrat ergab nach Zerlegung mit Schwefelwasserstoff, Filtration des Schwefelbleies eine farblose L\u00f6sung, welche beim Eindampfen und Erkalten \u00fcber Schwefels\u00e4ure zu einem Breie farbloser Krystalle erstarrte.\nF\u00fcr eine genaue Grystallwasserbestimmung war das gewonnene Material nicht ausreichend.\nDie S\u00e4ure schmolz bei 208\u00b0 (uncorrig.) Reine Paroxy-benzoes\u00e4ure schmilzt bei 210\u00b0.\nDie Crystalle lieferten nach mehrst\u00fcndiger Erhitzung mit Salzs\u00e4ure im zugeschmolzenen Rohre bei 210 \u2014 215\u00b0 Phenol. Dies wurde im Destillate durch Bromwasser nachgewiesen.\nDurch die angegebenen Reactionen ist die S\u00e4ure als:\nt:,lu|e.o\u00f6n U#:\nParoxybenzoes\u00e4ure charakterisirt.\nDie chemische Untersuchung, soweit sie bis jetzt gef\u00fchrt ist, hat ergeben:\n7","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Bei der Spaltung des Tyrosins durch den Schlamm wird ein Phenol erhalten, welches heim Schmelzen mit Kali Paroxybenzoes\u00e4ure liefert.\nAus diesem Befunde folgt :\n1) Das Phenol, welches heim Schmelzen mit Kali Paroxybenzoes\u00e4ure lieferte, kann nicht C\u00dflls (6II), sondern nur ein in der Seitenkette substitu\u00e2tes Phenol sein;\n-) Ihis Phenol, welches Paroxybenzoes\u00e4ure lieferte, ist gleichfalls eine Para Verbindung.\nNachdem dies lestgestellt war, verwandelte ic|i das Phenol in die SuJphos\u00e4ure.\nDie eine Portion des gelben Oels wurde auf \u00ablern Wasserbade zur m\u00f6glichsten Entfernung des Aethers und des Alkohols erw\u00e4rmt und dann mit concentrator Schwefels\u00e4ure-l\u00e4ngere Zeit erhitzt. Die erhaltene Fl\u00fcssigkeit versetzte ich mit kohlensaurem Baryt, filtrirte und erhielt nach dein Eindampfen gl\u00e4nzend weisse Crystalle eines Barytsalzes; \u2022Dasselbe wurde noch zweimal aus heissem Wasser umkrystal-lish\u2019t.\t\u2022'\n0,78sl des bei 150\u00b0 getrockneten Salzes ergaben 0,453t! Ra SO\u00ab = 33,87 */\u00ab Ba. \u2022\nDies spiicht f\u00fcr parakrcsoldisulphosuurcs Baryum\nOM\nr | \u00ab SOa I\n0,118 so3i B\u00bb\noils\nWelches 34,01% Ba verlangt.\t. ' . . \u2022\nDer Best des Oeles wurde mit concefitrirter Schwefel-s\u2018u,ie kurze Zeit auf ca. 40\u00b0 erw\u00e4rmt.\nHie in concentrirter L\u00f6sung erhaltene Sulphos\u00e4ure verheizte ich mit einem Ueberschussc von ges\u00e4ttigtem Bar.yt-wasser. Hierdurch erhielt ich einen Niederschlag von basisch parakresolsulphosaurem Barium1)\t\u2018\n(ClI\u00ab-\t:\t'\nC\u00abH4 0 / B (SOa(15a\n) Engelhardt und Lat sc Hi no ff. Yergl.. B a u in a n n und \u00bbrieger, Zeitsclir. f. physiol. Chem. 111., 151","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nmit der Filterpumpe abgesaugt. Darauf Joste ich ilm in Wasser, zersetzte das basische Salz durcli Kohlens\u00e4ure und erhielt nach dem Verdunsten der L\u00f6sung \u00fcber Schwefels\u00e4ure weisse, gl\u00e4nzende Crystalle. Dieselben enthielten Crystall-wasser.1)\t1\n0,4133 gr. des Salzes ergaben 0,1805 BaSth = 20,0%. Ba. Parakresolsidphosauros Baryum\nverlangt 20,8% Ba.\nHierdurch ist \u00ablas \u00abPhenol\u00bb als Parakresol e r kan n t.\nDie Untersuchung hat gezeigt:\n1)\tDass \u00abl\u00ab*r Kloakenschlamm aus dem Tyrosin am 5. Versuclist age bei Luftzut ritt und bei verhindertem Luftzutritt \u00abPhenol\u00bb abspaltet.\n2)\tDas s bei L u f t a b sc h 1U s s e ine g r \u00f6 s s e r e M e n ge dieses K\u00f6rpers gebildet wird als bei verhindertem Luftzutritt.\n3)\tDass der aus dem Tyrosin bei verhindertem Luftzutritt gebildete K\u00f6rper \u2014 jedenfalls zum gr\u00f6ssten Theil \u2014 aus Parakresol besteht.\nUnter den angegebenen Bedingungen entsteht also aus\n\u00ablern Tyrosin derselbe K\u00f6rper, welchen Bau mann und Brieger2) bei der F\u00e4ulniss von Pferdelebern mit Schlamm und Wasser erhielten und welchen Baumann3) im Pferdeharne als Aetherschwefels\u00e4ure aufland.4)\n') Von dem parakresolsulphosaurem Haryum scheint, je nach* dein seine L\u00f6sung schneller oder langsamer verdunstet ein wasserfreies und ein wasserhaltiges Sulz zu existiren\n0 Zeit sehr. f. physiol, (lhem. III., 154 (1879).\n*) Her. 187(5, 1389.\n4) Vermuthlich ist auch der aus Tyrosin hei Luftzutritt abgespal-tene K\u00f6rper Parakresol.\n-\\","page":322}],"identifier":"lit16298","issued":"1879","language":"de","pages":"312-322","startpages":"312","title":"Spaltung von Tyrosin durch F\u00e4ulniss","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:00:23.266597+00:00"}