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{"created":"2022-01-31T15:37:43.262700+00:00","id":"lit16301","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salomon, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 3: 365-370","fulltext":[{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber den Ort der Hippurs\u00e4urebildung beim Pflanzenfresser.\nVon W. Salomon.\nAssistenzarzt im st\u00e4dtischen Barackenluzaretli Moabit.\n(Aus dem rliem. Laboratorium d*\u2018s patholog. Instituts zu Merlin). (Der Redaction zuge^angen am 5. August 187'.\u00bb).\nSchmiodeberg und Bunge haben bekanntlich vor t*t\\va zwei Jahren durch Versuche an I hindou nachgewiesOn, \u2019) dass die Bildung der Hippurs\u00e4ure aus Benzoes\u00e4ure und Gly-r eocoll in den Nieren erfolgt. Dieser Nachweis ist gef\u00fchrt: 1) Durch das Ausbleiben der Hippurs\u00e4\u00fcrebildung bei nephro-tomirten Thieren, 2) durch das Zusammentreten von benzoesaurem Natron und Glycocoll zu hippursaurem Salz, wenn man beide Substanzen, in frischem defibrinirtem Blut gelost, ausserhalb des K\u00f6rpers in zweckentsprechender Weise durch die Nieren leitet. Beim Frosch fanden Bunge und Seingie-deborg allerdings di<\u00bb Hippurs\u00e4urebildung nach Exstirpation der Nieren nicht ganz aufgehoben : sie sind geneigt, in diesem Falle eine vicariirende Th\u00e4tigkeit der sehr entwickelten Hautdr\u00fcsen anzunehmen.\nAuf Pflanzenfresser haben Bunge und SchmieUe-berg ihre Versuche nicht ausgedehnt, doch hat* die vorliegende Frage offenbar gerade f\u00fcr diese Thi\u00e8re ein ganz besonderes Interesse. F\u00fcr das Kaninchen haben schon fr\u00fcher Meissner und Shepard die Bildung der Hippurs\u00e4itre in die Niere2) verlegt, doch haben sie andererseits auch angegeben, dass auch nach Ausschaltung der Niere sich Hippur-s\u00e4urc im Blut findet, wenn man dem Thier Benzoes\u00e4ure einspritzt.3) Meissner und Shepard schliessen aus diesem\n') Arch. f. experim. Pathol. VI., S. 233.\n0 Meissner u. Shepard, rntersuchunpen fiber das Entstehen der Hippursaure, etc., S. 21.\n8) Ebendaselbst S. 39.\t. ,\nZeitschrift f. jdij-sjol. Chemie, III.\t\u2022 \u2019\t\"' 25","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"36\u00df\nletzteren Factum aber nicht, \u00ablass sich auch in der Norm die Hippurs\u00e4ure anderswo als in den Nieren bildet, sondern sie sind der Ansicht, \u00abdass durch den ur\u00e4mischen Zustand im Hint abnorme Bedingungen gesetzt werden, verm\u00f6ge deren abnorme chemische Vorg\u00e4nge, darunter Prozesse, die sonst erst in den Nieren stattfinden, schon im Blute (\u2018intreten k\u00f6nnen.\u00bb\nAuf Veranlassung von Herrn Professor E. Salkowski habe ich Versuche \u00fcber diesen (Jegenstand an Kaninchen angestellt. Die Versuche sind von vornherein darauf gerichtet gewesen, die Frage zu entscheiden \u00aboh sich bei Kaninchen, denen vorher die Nieren exstirpirt sind, Hippurs\u00e4ure im Blut und in den (Jeweben findet, nachdem man ihnen Benzoes\u00e4ure und (Jlycocoll in (hm Magen gebracht hat.\u00bb\nEs war dabei zun\u00e4chst die Vorfrage zu erledigen, ob sich im Blut und in den Geweben des normalen Thieres Hippurs\u00e4ure nachweisen l\u00e4sst. Es wurde zu dem Zweck Blut und Organe von 3 gesunden, mit Kartoffeln gef\u00fctterten Kaninchen diese F\u00fctterung wurde gew\u00e4hlt, weil sie einen \u00e4usserst hippurs\u00e4urearmen oder selbst -freien Harn gibt1) \u2014 auf Benzoes\u00e4ure und Hippurs\u00e4ure Untersucht. Meistens wurde (\u2018in grosser. Theil der Musculatur, die Leber und die Nieren in Arbeit genommen, letzten* auch von s\u00e4mmtlichen nepliro-tomirten Thieren. Deutlich nachweisbare Mengen von Benzoes\u00e4ure oder Hippurs\u00e4ure wurden nie erhalten, Spuren m\u00f6gen indessen wohl vorhanden .gewesen 'sein ; die R\u00fcckst\u00e4nde rochen beim Erhitzen aromatisch und gaben auch die L\u00fccke-selie Nitrobenzolreaction. Jedenfalls aber kamen diese Spuren f\u00fcr die Untersuchung nicht in Betracht.\n\u2022Ich f\u00fchre nun kurz (tie einzelnen Versuche an, indem ich dabei bemerke, dass die Methoden die von Bunge und Schm iedeberg angewendeten sind, von denen abzuweichen sieb keine* Veranlassung ergab. Von der erhaltenen und gewogenen Hippurs\u00e4ure wurde regelm\u00e4ssig der Schmelzpunkt festgestellt, als das wichtigste Kriterium der Identit\u00e4t und Rein-\n') \\\\\u00bbl.\tZfilsehi-. !.. S. \u00e4\u00f6.","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"367\nluit hoi kloinen Substanzmengen. Nat\u00fcrlich wird, die Identit\u00e4t iler Substanz nicht zweifelhaft, wenn (lei- Selnnelzpunkt einige Grade tiefer liegt. Dies kann durch geringe! Verunreinigungen be wirkt werden, die sieh hei den kleinen Substanz* mengen nicht immer vollst\u00e4ndig beseitigen lassen.\nVers ueh I.\nNierenexstirpation am 29. Mai 1878 10 Uhr. Um 11 I hr und 30. Mai, 11 Uhr jo 1 gr. Benzoes\u00e4ure als* Natronsalz in den Magen. Get \u00f6d tot am 30. Mai, 5 Uhr.\n-10 gr. Musk. lid. it.018 gr. Hipp.. Sclimp. 1 Spur von Henzoes.\n.*\u00bb() > Leber 0.007 V\tii; 182\u00b0 . .\t-\n70 Cr. Hint \u00bb u.0-200' \u00bb\t\u00bb\t\u2022 \u00bb\t1h2\u00b0\t\u2014\nV ersuch 11.\nK\u00f6rpergewicht 1150 gr. Nierenexstirpation am 8. Mai,\n12 Uhr, in der Nacht zum 0. gestorben. Die Menge der eingobrachten Henzoes\u00e4ure ist nicht notirt. Verarbeitet werden \u25a02(M gr. Muskeln, 53 gr. Leber, 12 gr. Nieren. In Muskeln und Leber finden sich Spuren von IlippursfuVre, in den ex-stirpirtt'ii Nieren nichts.\nVersuch III.\nK\u00f6rpergewicht 2070 gr. Nierenexslirpalion am 10. Juni 1*78, 11*2 Uhr. Die Nieren enthalten keine llippurs\u00e4ure. Injection von 1 gr. Henzoes\u00e4ure (stets als Natronsalz) und 0,6 Glycocoll um 4 Uhr und am 20. Juni ICM/2 Uhr. Um 4 Uhr t\u00f6dt gefunden. Es gelang nur 8\u2014 10 Gc.; Blut zii erhalten, doch liefern' selbst diese kleine Quantit\u00e4t 1 >/* centi- -meterlange Krystalle vom Schmelzpunkt 481\", ausserdem grosse IlarnstofTkrystalle. Aus 447 gr. Muskeln erhalten 0,086 llippurs\u00e4ure, dabei jedoch erheblicher Verlust, Schmelzpunkt 187,5\u00b0; aus 46 gr. Leber mir geringe'Menge* Schmelzpunkt 184,5\u00b0.\nVersuch IVr.\t. ;\nK\u00f6rpergewicht 2070, gr. Nierenexslirpution am' 28.\u2019 \u2022hmi 1878, 1 Uhr. Injection von 1 gr. Henzoes\u00e4ure und 0,6 Glycocoll in den Magen um 2\u20181\u00bb Uhr. 8 Uhr Abends ge-\n11 Verlust hei der Ypnirbeitung.\n' i","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"808\nt\u00f6dlet. 427 gr. Muskeln liefern 0,015 Hippurs\u00e4ure, Schmelzpunkt 187\", Oie Leber 0,005, Schmelzpunkt 186\u00b0.\nVersuch V.\nK\u00f6rpergewicht 1500 (?\u2022\u2022\u2022 Ni'' renexstinjection den 10 7 I2V2 tJlir. .Injection von 1 gr. Benzoes\u00e4ure und 0,0 Glyco-(\u2022(\u00bbII uni Is,4 Uhr und um 11/7 1 Uhr. Am 12/7 10,/2 Uhr get\u00f6dtet.\nUli gr. Musk. geh. o,ll>ii Hipp. Sclmip. 18o01) geringe Menge Benzoes. UO v Leiter 0,010\t'\t\u00bb\t185\u00b0 keine Benzoes\u00e4ure.\n:\u00bb5 Cc. Blut\n0,0882 )\n185\u00b0\n18G\u00b0\nVersuch VI.\nNierenexstirpation den \u00f6/7 1878, 12 Uhr. \u00abInjection von 1 gr. Benzoes\u00e4ure1 und 0,0 Glycocoll um G/7 1 Uhr und 7 Uhr ; urn 7 7 12 Uhr, im Ganzen also 8,0 Benzoes\u00e4ure und 1,8 Glycoeoll. Am 7 7 4tya Uhr fodt gefunden. Aus dem Ver-damptungsr\u00fcckstand des alkoholischen Auszuges von. 440 gr. Muskeln scheidet sich bei Salzs\u00e4urezusatz direct Hippurs\u00e4ure aus. Gewicht nach der Reinigung 0,265 gr., Schmelzpunkt 185\u00b0, massige Menge Benzoes\u00e4ure. In der Leber geringe Mengen in sch\u00f6n ausgebildeten Nadeln, nicht gewogen.\nVersuch VII.\nK\u00f6rpergewicht 1070 gr. Nierenexstirpation den 15/7 11 Uhr. Injection von 1,0 gr. Benzoes\u00e4ure und 0,8 Glyco-coll um 12Vi Uhr und Abends 7 Uhr; ebenso am 10/7 IO1/-\u00bb Uhr Vormittags. 2 Uhr get\u00f6dtet.\n440 gr. Muskeln, geben 0,172 gr. Hippurs\u00e4ure.\n42 gr. Leber\t\u00bb\t0,019 \u00bb\t\u00bb\n50 Cc. Blut\t\u00bb\t0,0313) \u00bb\t\u00bb\nIn der Mehrzahl \u00ab1er Versuche wurde auch der Darminhalt auf Hippurs\u00e4ure und Benzoes\u00e4ure untersucht, jedoch nie mehr, wie unw\u00e4gbare Spuren gefunden.\nBerechnet man die in den einzelnen Versuchen gefundenen Hippurs\u00e4uremengen, soweit sie gewogen sind, auf 1000 Th. frischer Substanz, so ergibt sich Folgendes;\n*) Beginn ties Schmelzen\u00ab.\nJi Verlast hei tier Verarbeitung. Starker Verlust.","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"1000 gr. Muskeln gaben: 0,080 (I), 0,19 (III) 0,033 (IV) 0,58 (V), 0,00 (VI), 0,39 (VII) gr. Hippnrs\u00e4hre. Im Ganzen wurden verarbeitet 2275 gr. Muskeln und daraus nhalten 0,744 gr. Hippurs\u00e4ure, also 0,33 p. M. Irische Substanz oder ungef\u00e4hr 1,4 p. M. der trockenen Substanz. Es ist nun sehr ' bemerkenswert!!, dass die ersten drei Versuche ausserordentlich viel niedrigere Werthe gegeben haben, wie die drei letzteren; jedenfalls kann unter g\u00fcnstigen Umst\u00fcnden die Ilippurs\u00e4uremenge das Mittel erheblich \u00fcbersteigen. *\t7\n1000 gr. Leber geben 0,14 (I), 0,41 (V), 0,45 gr. im Mittel also 0,33 p. M.1)\nF\u00fcr das Blut f\u00fchre ich die Rechnung nicht aus, weil\nhei 2 Gewichtsangaben unter den drei vorhandenen Verluste notirt sind.\nEs ergibt sich also unter 7 Versuchen kein einziger negativer; in dem Versuch II sind allerdings nur Sp\u00fcren notirt, doch hatte dieses Thier nur sehr kurze Zeit gelebt; in einigen Versuchen ist die Menge der gefundenen Hippurs\u00e4ure verh\u00e4ltnissrn\u00e4ssig sehr erheblich und es geht somit soviel mit aller Bestimmtheit aus denselben hervor: \u00abim K\u00f6rper des Pflanzenfressers k\u00f6nnen Benzoes\u00e4ure und Gfyco-coll ohne Vermittlung der Niere zu Hippurs\u00e4ure zusammentreten.\u00bb Die Mengen von Hippurs\u00e4ure, die sich nach der Nephrotomie noch bilden, sind so erheblich, dass man gewiss alles Recht hat, anzunehmen, dass auch in der! Norm wenigstens ein Theil der Ilippurs\u00e4ure nicht in den Nieren eht-> steht, sondern in anderen Geweben. Die Hypothese von Meissner und Shepard dass dieser Vorgang nur stattfinde unter dem Einfluss des ur\u00e4mischen Zustandes ist doch ohne rechten Boden. Damit ist ein neuer wichtiger Unterschied in dem Chemismus der Fleischfresser und Pflanzenfresser festgestellt. Aufschluss dar\u00fcber zu geben, in welchem Umfang die K\u00f6rpergewebe ausser der Niere, an der Ilippur-s\u00e4urebildung betheiligt sind, scheinen Versuche mit.tJretere\u00fc-unterbindung geeignet. Findet man danach nicht mehr\n') Auf die Uebereinsthnmung mit den Muskeln ist mt\u00fcrlich kein Werth zu legen, sie ist nur eine /ufrdlige.","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nHippurs\u00e4ure in den Geweben, wie nach der Nephrotomie, so kann man schlie\u00dfen, dass die Niere \u00fcberhaupt nicht in hervorragendem Grade an der Hippurs\u00e4urebildung betheiligt ist, Durch.str\u00f6mungsversuche an Kaninchennieren m\u00fcssten diesen Schluss pr\u00fcfen. Aus Mangel an Zeit habe ich nur zwei Versuche mit Ureterenunterbindung anstellen k\u00f6nnen.\nIn beiden war die Menge der erhaltenen Hippurs\u00e4ure auffallend gering. Das erste Kaninchen hatte nur 1,0 gr. Benzoes\u00e4ure erhalten und war nach 23 Stunden get\u00f6dtet. 500 gr. Muskeln gaben mir mikroscopische Mengen Ilippur-siiure, 57,2 gr. Leber auch nur 0,008 gr. Auch in den Nieren (15,8 gr.) konnte nur sehr wenig Ilippursaure nachgewiesen werden. Das zweite Kaninchen (1720 gr.) K\u00f6rpergewicht) erhielt 1,0 Benzoes\u00e4ure und 0,0 Glycocoll und wurde nach 24 Stunden get\u00f6dtet. 25 Ge. Blut geben 0,010 gi. Hippurs\u00e4ure, Schmelzpunkt 187\".\t259 gr. Fleisch geben\n0,0573 gr. Ilippursaure, Schmelzpunkt 187\". Die Leber (41 gr.) gab 0,005 Hippurs\u00e4ure, Schmelzpunkt 180\". In der Bauchh\u00f6hle befanden sich etwa 25 Cc. eines blutigen Transudates, Dasselbe lieferte 0,013 gr. Ilippursaure, Schmelz-.\ner nach Treterei\nenunterbindung erhal-\n\npunkt 187\u00b0.\nDie Quantit\u00e4ten de\nteilen Hippurs\u00e4ure sind jedenfalls auffallend gerin;\nWenn wir nun fragen, in welchen Organen des Pflanzenfressers \u2014 die Betheiligung der Niere offen gelassen -die Bildung der Hippurs\u00e4ure aus 1)( n/o amt und 0*lv c erfolgt, so liegt es am n\u00e4chsten an die Leber zu denken, in welche K\u00fchne und Hall wachs1) die Bildung dieser S\u00e4ure \u00fcberhaupt verlegt haben. Andererseits muss man bei dem hohen Gehalt der Muskeln auch an diese denken. Hier\u00fcber sollten Durchstr\u00f6mungsversuche n\u00e4heren Aufschluss geben: dieselben hatten an Leber und Muskeln bisher negative He-sultate, doch verliefen sie nicht so vorwurlsfrei, dass man dieselben f\u00fcr beweisend mischen kann.\n') K nil lie's brliil\u00bb. der pliysiol.\ts. 92.","page":370}],"identifier":"lit16301","issued":"1879","language":"de","pages":"365-370","startpages":"365","title":"Ueber den Ort der Hippurs\u00e4urebildung beim Pflanzenfresser","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:37:43.262708+00:00"}