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{"created":"2022-01-31T16:03:53.174412+00:00","id":"lit16348","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Senator, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 4: 1-8","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"lieber das Vorkommen von Produkten der (tarmf&ulniss\nbei Neugeborenen.\n\\on Prof. Dr. H. Senator in Berlin;\n(Aus der chemischen Abthcilung de\u00ab physiol. Instituts.)\n(Der Hodaktion angegangen am 20. Oktober.,\nEs ist noch nicht allzulange her, dass man sich die Verdauung als eine Summe von Vorg\u00e4ngen dachte, hei welcher die eingef\u00fchrten N\u00e4hrstoffe lediglich durch Ucber-f\u00fchrung in l\u00f6slichere und diffusiblere Modificationen oder durch feinere Verkeilung zur Aufnahme in die. Getassbahncn vorbereitet w\u00fcrden. Eine F\u00e4ulniss dei- Nahrung im le-henden K\u00f6rper kannte man nicht, oder liess sie h\u00f6chstens im Untersten Theil des Darmkanales oder unter ganz abnormen, krankhaften Verh\u00e4ltnissen zu. Durch die Untersuchungen der letzten Jahre, die von K\u00fchne, Jaff\u00e9, Nencki/Sal-kowski, Baumann, Brieger u. A. angestellt wurden, sind diese Vorstellungen wesentlich umgestaUet worden r man weiss jetzt, dass die mit der Nahrung eingef\u00fchrten Eiweissk\u00f6rper bis zu einem gewissen Grade regelm\u00e4ssig der F\u00e4ulniss unterliegen und dass ein Theil dieser F\u00e4ulnisspro-dukte, das Indol, Phenol und Kresol, (auch wohl Skatol) an Schwefels\u00e4ure gebunden im Harn wiederzufinden ist.\nAls Erreger dieser schon unter physiologischen Verh\u00e4ltnissen stattfindenden F\u00e4ulnissvorg\u00e4nge m\u00fcssen wohl, den jetzt allgemein geltenden Anschauungen entsprechend, die von aussen mit der Nahrung oder sonst in irgend einer Weise in den, Darm gelangten F\u00e4ulnisskeime \u201coder -Fermente angesehen werden.\nVon diesem hier bezeichnten Standpunkt aus schien es mir von Interesse zu untersuchen, ob die genannten F\u00e4ul-nissprodukte und insbesondere die aus ihnen her-\nZeitMbrmr.pbytioLClumie.lv.\t,","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"vorgehenden Ilarnbestandtheilo auch bei neugeborenen lebenden Kindern, bei denen von aussen noch keinerlei Zufuhr in den Darm stattgefunden hat, Vorkommen. Ich habe darauf hin Harn von Neugeborenen, sowie Meconium und Fruchtwasser untersucht, letzteres deswegen, weil der F\u00f6tus seinen Urin in dasselbe hinein entleeren kann, wiewohl ja \u00fcber die Frage, ob dies in Wirk* lichkeit und regelm\u00e4ssig w\u00e4hrend des Intrauterinlebens geschieht, die Meinungen noch getheilt sind.\nDie Methoden, nach welchen jene K\u00f6rper aufgesucht wurden, waren die bekannten und bei anderweitigen Untersuchungen bereits erprobten.\nDer Harn wurde zur Pr\u00fcfung auf Aethersch wefels\u00e4uren nach Baumann1) mit Chlorbaryum ausgef\u00e4llt, eine bessere Absetzung des Niederschlages durch Hinzuf\u00fcgen von Ammoniumcarbonat bewirkt und filtrirt. Das absolut klare Filtrat wurde mit Salzs\u00e4ure l\u00e4ngere Zeit gekocht und der.entstehende Niederschlag vc>n Baryuinsulfat ausgewaschen, verascht und gewogen. - Z\u00fcrn Nachweis der In doxyl Schwefel -s\u00e4ure (Harnindigo) im Besondern, diente das fr\u00fcher von mir angegebene Verfahren*), den Harn nach Zusatz eines gleichen Volums conc. Salzs\u00e4ure und ganz wenig Chlorwasser mit Chloroform auszusch\u00fctteln. \u2014 Um den organischen Paarling der Schwefels\u00e4ure (Phenol, Kresol) nachzuweisen, wurde der Harn mit starker Salzs\u00e4ure \u00fcber freiem Feuer destillirt, das Destillat nach Pl\u00fcgge mit Millons\u2019s Reagens erhitzt und\neintretende Rothfarbung auf die Gegenwart eines fl\u00fcchtigen Phenols bezogen.\nMeconium wurde mit Wasser anger\u00fchrt, theils ohne Weiteres, theils nach Ans\u00e4uerung mit Essigs\u00e4ure destillirt und das Destillat auf Phenol mit Mi lion\u2019s Reagens und auf Indol mit rauchender Salpeters\u00e4ure gepr\u00fcft. Fruchtwasser wurde abgedampft, mit Alkohol aufgenommen und aus dem Filtrat der Alkohol verjagt, dann mit Wasser aufgeuommen und das Filtrat zum Nachweis der Aetherschwefels\u00e4uren wie der Harn behandelt. Anfangs versuchte ich es vorher in der gew\u00f6hnlichen Weise durch Aufkochen unter Zusatz von etwas X zu ent-eiweissen, indess wurde dadurch kein klares Filtrat erhalten und dess-halb sp\u00e4ter davon Abstand genommen.\nBei der Schwierigkeit, den Harn von Kindern unmittelbar nach der Geburt in hinreichender Menge und Rein-\n) 1 fliigei s Arch, fur Physiol. XIII, und Hoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiolog. Chemie 1, S. 244.\n3) Central hl. f. d. med. Wissensch. 1877, S. 357, u. Berliner kiiu. Wucherisch\u00ab-. 1*77, Nr. 4o.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"s\nlicit zu erhalten,1) war cs unm\u00f6glich, jode Urinprobe auf alle in Frage kommenden K\u00f6rper, also auf die Paarlinge der, Aetherscl 1 wefels\u00e4uren und auf Harnindigo, zugleich zu unter/ suchen. Um mehr als 10 Ce. zu erhalten, musste der .Urin von mehreren Kindern gesammelt werden, wor\u00fcber einige l\u00e4ge \\ ei gingen, so dass er, wenn er iii Untersuchung, ge-nomrnen wurde, \u00f6fters bereits durch Ammoniak alkalisch geworden war. Indess ist dieser Umstand f\u00fcr die. hier in Hede stehende Untersuchung, so weit ich sehe, nicht st\u00f6rend.\nIm Ganzen habe ich 12 Harnproben in der\u2019Menge von 0-45 Cc. untersucht und zwar Gmal auf .Indigo, wozu G\u201415 Cc. verwandt wurden, stets mit negativem Resultat.\nDagegen wurde gepaarte Schwefels\u00e4ure in allen 7 Fallen, wo danach gesucht wurde, mit Sicherheit nachgewiesen, allerdings in ziemlich wechselnder Menge, wie die nachfolgenden Zahlen zeigen:?)\n20 Oe. Urin gab. 1,5 Mllgr. Ha SO\u00ab =0,515 Mllgr. SO, = 2,575 Mllgr, in 100 Gc. 4-\t*\t\u00bb\t5,0\t\u00bb\tv\t=2,020\t\u00bb\t>>\t= 4,824 .\tf ' V-\n40\t*\t\u00bb\tW\t>\t\u00bb\t\u20140,790\t\u00bb\t\u00bb=1,075\t>\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb\t=0,137\t\u00bb\tv\t= 0,548 -\tv\tV /\n2,7\t\u00bb\t\u00bb\t=0,027\t\u00bb\t\u00bb\t= 2,048...\u00bb\t*\n85\nU\n\u00bb 0,7 \u00bb\n: 0,240\n: 0,70\u00d6\nLine nicht zu bestimmende Menge Urin wurde aus 5 Windeln eines Neugeborenen durch Waschen und A\u00fcspressen gewonnen. und gab 4,0 Mllgr. Haryumsulfat = 1,579 SOa.\nBei Erwachsenen sind \u00fcbrigens die Schwankungen der in \u00e4tliei artiger Verbindung enthaltenen Schwefeb\u00e4u re nach\n\u2018) Der gr\u00f6sste Theil des Materials stammt aus den hiesig\u00e9n ge-burtsh\u00fclflichen Kliniken, deren Vorst\u00e4nden, Hm, Proff. Schr\u00f6der und Gusse row, sowie Assistenten, Hm. Dr. Sch\u00fclein und Bunge ich f\u00fcr das bereitwillige Entgegenkommen zu gr\u00f6sstem Dank verpflichtet bin.\n) Das zum Filtriren benutzte schwedische Filtrirp\u00e4pjer war nicht absolut aschefrei. Mehrere Bestimmungen ergaben f\u00fcr Filter in der von mir benutzten Gr\u00f6sse, wenn sie, wie bei dem obigen Verfahren mit HCl ausgewaschen wurden, einen feuerbest\u00e4ndigen R\u00fcckstand vdri 0,5 bis 0,7 Mllgr. Ich habe deshalb von d\u00ab*m gefundenen Gewicht des Ha SO\u00ab stets 0,0 Mllgr. abgezogen.\t\u2018 \u2018v .","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nvon don Velden1) nodi viel bedeutender \u2022 er fand die 24st findige Menge bei gemischter Kost zwischen 0,0944 und 0,0175 gr.\nAuf den organischen Paarling der Schwefels\u00e4ure (Phenol, Kresol) wurde 5mal gepr\u00fcft, davon 2mal mit positivem, 3inal mit negativem Resultat. In dem einen der beiden positiven F\u00e4lle war der Gehalt \u00aban Phenolen so stark, dass sogar die weit weniger empfindliche Reaktion mit Bromwasser (krystallinische F\u00e4llung) eintrat. Das Ausbleiben der Reaktion mit Milton\u2019s Reagens in den drei anderen F\u00e4llen ist vielleicht dadurch zu erkl\u00e4ren, dass zu viel Salzs\u00e4ure in das Destillat \u00fcbergog\u00e4ngon und bei der Probe mit der Salpeters\u00e4ure des Rehgens sich K\u00f6nigswasser gebildet hat, welches die Reaktion beeintr\u00e4chtigt, zumal bei den \u00e4usserst geringen, hier in Frage kommenden Mengen.\nMeconium wurde 4mal untersucht. In dem Destillat, welches beil\u00e4ufig immer Fetts\u00e4uren enthielt, konnten niemals weder Indol noch Phenole aufgefunden werden.\nFruchtwasser wurde 5mal in Mengen von 300 bis 800 Gc. auf g e p a a r t e S c h w e f e 1 s \u00e4 u r e n gepr\u00fcft. E i n Mal wurde Nichts davon gefunden, ein zweites Mal nur eine geringe Spur, es entstand n\u00e4mlich eine deutliche Tr\u00fcbung von schwefelsaurem Baryt, dessen Menge aber so klein war, dass sein Gewicht innerhalb der W\u00e4gungsfehler lag.2) In den drei \u00fcbrigen F\u00e4llen wurden (nach Abzug von 0,6 Mllgr. Filterasche) gefunden: 3,1, 3,5 und 7,9 Mllgr. BaS(>4 oder 1,06, 1.20 und 2,70 Mllgr. SOa.\nZum Vergleich habe ich einige Male Urin von kleinen, mehrere Tage bis Wochen alten Kindern, die theils\nmit Muttermilch, theils mit Kuhmilch ern\u00e4hrt wurden, unter-\n\u00bb .\nsucht und dabei sowohl in Betreff des Indigo, wie der gepaarten Schwefels\u00e4uren ein durchaus wechselndes Verhalten gefunden, d. h. einige Male fand sich der eine oder andere dieser K\u00f6rper, andere Male nicht.\n') Gentralbl. f. d. med. Wissenscli. 1876, Nr. 46, u. Virchow\u2019s Archiv, LXX, S.\nal !)as Gewicht der Asche betrug 0,7 Mllgr., wobei noch die Filterasche (s. S. :i Anmerkung J) einbegriffen ist.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"In den Stuhlentleerungen solcher Kinder habe ich so wenig, wie im Meconium Indol oder Phenole nach weisen k\u00f6nnen. Sonach hat sich als st\u00e4ndiger Befund nur die gepaarte Schwefels\u00e4ure im Harn des Kindes unmittelbar nach der Geburt und demn\u00e4chst im Fruchtwasser ergeben. Es folgt wohl unmittelbar daraus, dass der Harn des. ungeborenen Kindes sich ebenso verh\u00e4lt.\t% \\\nDen Ursprung der Aetherschwefels\u00e4ureh oder vielmehr des organischen Paarlings k\u00f6nnte man nun in dein K\u00f6rper des Kindes selbst oder in dem m\u00fctterlichen, ihm zugef\u00fchrten Blute suchen, ln dem ersteren Fall h\u00e4tte man wieder wie beim Erwachsenen an den Darm und etwa darin stattfindende F\u00e4ulnissvorg\u00e4nge zu denken oder an tiefere in den Geweben des Organismus mit dem Stoffwechsel verkn\u00fcpfte Zersetzungen, sei es ei weissartiger K\u00f6rper, sei. es der bei der Pankreasverdauung aus ihnen hervorgegangenen Spate* tungsprodukte, namentlich des Tyrosins.\nF\u00fcr die letztere Annahme, n\u00e4mlich dass im Organismus jenseits des Darmes jene organischen Paarlinge der aromatischen Reihe entstehen, spricht vor der Hand Nichts, obwohl sie an und f\u00fcr sich nicht undenkbar w\u00e4re. Der Umstand, dass sie auch bei Hungernden im Mhrn sich finden (Salkowski), erkl\u00e4rt sich daraus, dass auch bei ihnen der Darm ei weisshaltiges, der F\u00e4ulniss f\u00e4higes Material aus den ergossenen Dr\u00fcsens\u00e4ften enth\u00e4lt (Ncncki)1).\nEbensowenig kann man den Darm als Quelle jener K\u00f6rper in Anspruch nehmen. Zwar verh\u00e4lt er sich in dieser Beziehung bei dem Kind im Mutterleibe noch g\u00fcnstigerr als bei dem Hungernden. Denn w\u00e4hrend dieser gar Nichte von aussen in den Darm einf\u00fchrt, hat jenes Gelegenheit aus d\u00e9m Fruchtwasser ei weisshalf iges Material in seinen Darm aufzunehmen und macht ja auch erwiesener Ma as sen von dieser\n') Ich habe hier immer nur normale Verh\u00e4ltnisse jm Auge. Dass unter abnormen Verh\u00e4ltnissen sieh im Harn Mengen von Phenolen und ; indigobildender Substanz finden k\u00f6nnen, deren Quelle nicht im Darm \u2018 allein zu liegen braucht, hat Brieger gezeigt und habe ich selbst in zwei F\u00e4llen (putride \u2018Bronchitis und Pleuritis) best\u00e4tigt gefunden.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nGelegenheit Gebrauch. Da es \u00fcberdies von Seiten der M\u00fctter ausreichend ern\u00e4hrt wird, so werden sich bei ihm vielleicht noch \\ e r h \u00e4 11 n i s s in \u00e4 s s i g gr\u00f6ssere Mengen von Dr\u00fcsens\u00e4ften in den Darin ergiessen als beim Hungernden, bei welchem ja die Sekretion abnimmt. Denn dass die Verdauungsdr\u00fcsen und zwar nicht blos die Leber auch beim F\u00f6tus secerniren, ist nach neueren Untersuchungen nicht unwahrscheinlich.1)\nAn f\u00e4ulnissf\u00e4higen Stoffen fehlt es also im f\u00f6talen Darm nicht, aber es fehlen die Faulnisser reg er. Von aussen, wie bei dem geborenen Organismus k\u00f6nnen sie selbstverst\u00e4ndlich nicht hineingelangen und ebenso wenig kommen sie aus dem m\u00fctterlichen Blute hinein. Das beweist das Ausbleiben der eigentlichen (stinkenden) F\u00e4ulniss bei der im Uterus abgestorbenen Frucht, so lange die Luft keinen Zutritt hat.\nUebrigens spricht auch die Beschaffenheit und Zusammensetzung des Meconiums daf\u00fcr, dass w\u00e4hrend des intrau-\nterinen Lebens keine F\u00e4ulnissprocesse im Darm statthaben. Das Meconium hat nicht den F\u00e4calgcruch, den die F\u00e4ces Erwachsener ihrem Gehalt an F\u00e4ulnissprodukten (Skatol, Indol) verdanken, es enth\u00e4lt, worauf lloppe-Seyler2) aufmerksam macht, Bilirubin und Biliverdin, aber kein Hydro-bilirubin, und ferner unzersetzte Taurocliuls\u00e4ure, was Alles, die Abwesenheit von F\u00e4ulnissprocessen beweist.\nEs bleibt also f\u00fcr jetzt nur \u00fcbrig anzunehmen, dass\nd i e A e t h e r s c h \\v e f e 1 s \u00e4 u r e n a u s d e m B1 u t e d e r M u 11 e r\nin dasjenige des F\u00f6tus und von da in dessen Urin gelangen.\nAuff\u00e4llig erscheint es dabei, dass, nicht auch von der indigobildenden Substanz f\u00fcr uns nachweisliche Mengen aus\n') Vgl. Zweifel, Untersuchungen fiber den Verdauungsapparat der Neugeborenen, Berlin 1874: Hammarsten, Beobachtungen fd>er Eiweissverdauung, etc. Festschrift zu Ludwig\u2019s Jubil\u00e4um, Leipzig 1875, S. lld; Moriggia, Leber Verdauungsvermogen, etc. Moleschott 's Untersuchungen zur Xaturlehre XI, S, 455; Alhertoni, Siri poteri di-gerenti del pancreas nella vita fetale. Siena 1878; Langendorff, Du-Bois-Heymond\u2019s Archiv 187t), S. <15.\nJ) l'hysiologische Chemie II. Theil 1878, S. iK\u00ef\u20182 u..3M.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"7\ndem m\u00fctterlichen K\u00f6rper in den f\u00f6talen \u00fcbergehen. Ob die L\u00f6slichkeit\u00ab- und Diffusionsverh\u00e4ltnisse f\u00fcr diese ung\u00fcnstiger sind, oder ob sie sich leichter zersetzt, oder die Reaktion nicht empfindlich genug ist, oder was sonst die Ursache ist, muss ich f\u00fcr jetzt dahingestellt sein lassen.\nDie im Fruchtwasser enthaltenen Aetherseh Wofels\u00e4uren k\u00f6nnen ebenfalls aus dem Blute der Mutter, oder aber aus dem Harn des F\u00f6tus stammen. F\u00fcr beide M\u00f6glichkeiten lassen sich Gr\u00fcnde anf\u00fchren und zwar dieselben etwa, welche f\u00fcr die Abstammung des Fruchtwassers von der Mutter'oder aber von dem F\u00f6tus geltend gemacht werden, Gr\u00fcnde, deren Er\u00f6rterung nicht hierher geh\u00f6rt.\nDas Verhalten des Urins bei bereits gen\u00e4hrten kleinen Kindern (S\u00e4uglingen), welches sowohl von demjenigen bei Erwachsenen, wie dem des F\u00f6tus abweicht, erkl\u00e4rt sich wohl einfach aus der Darmverdauung bei ihnen. Bekanntlich unterscheiden sich auch die Stuhlentleerungen ganz kleiner Kinder wesentlich von denen gr\u00f6sserer Kinder und Erwachsener. \u00c4\u00fcch ihnen fehlt, wie dem Meconium, der eigent\u00fcmliche\u00bb F\u00e4cal-\n4\ngeruch, auch sie enthalten Bilirubin und oft noch Reste von unzersetz(en Gallens\u00e4uren, zum Beweis, dass die F\u00e4ulniss im , S\u00e4uglingsdarm nicht bis zu dem Grade, wie in dem des Erwachsenen unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen fortschreitet1). Dass sie ganz fehlt, ist schon von vorne herein nicht anzunehmen, da ja faulnissf\u00e4higes Material und F\u00e4iilnisskcime gerade so wie beim Erwachsenen aufgenommen werden und geht auch daraus hervor, dass Hydrobilirubin, das bei der F\u00e4ulniss entstehende Reduktionsprodukt des Bilirubins, im S\u00e4uglingsstuhl gefunden worden ist. Da eine abweichende Beschaffenheit der Verdauungss\u00e4fte, die etwa der F\u00e4ulniss hinderlich sein k\u00f6nnte, nicht nachgewiesen ist, so ist es wohl das Wahrscheinlichste, dass wegen des Schnelleren Durchganges des Darminhaltcs bei S\u00e4uglingen die F\u00e4ulniss nicht\n\u2018) Gallens\u00e4urcu fand Vierordt (S. Gerhardts Handbuch der Kinderkrankheiten I, 1877j S. 119), Wegscheidel* (Heber die normale Verdauung bei S\u00e4uglingen, Berlin 1876) dagegen nicht;. Hydrobilirubin fapd Letzterer, Erslerer nicht.\t'\u25a0\t. *\u2022\t\u2019","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nweiter vorschreitet, und es wird demnach von dem k\u00fcrzeren oder l\u00e4ngeren Verweilen des Inhaltes im Darm abh\u00e4ngen, ob die oben besprochenen F\u00e4ulnissprodukte auch im Harn auftreten oder nicht.\nSchliesslich m\u00f6chte ich noch auf eine praktische Ver-werthung himveisen, welche die vorstehenden Untersuchungen vielleicht ein Mal w\u00fcrden finden k\u00f6nnen, ich meine in gerichts\u00e4rztlicher Beziehung. Daraus n\u00e4mlich, dass sich vor der Nahrungsaufnahme niemals Indigo im Harn nach weisen Hess, k\u00f6nnte in einem zweifelhaften Fall, wo die Frage, ob ein Neugeborener bereits Nahrung zu sich genommen habe oder nicht, aufgeworfen w\u00fcrde, diese Frage bejaht werden, wenn sich in dem (bei der Leiche aus der Blase entnommenen) Urin Indigo f\u00e4nde, nicht aber umgekehrt verneint Werden bei Abwesenheit von Indigo, da dieses ja auch bei schon gen\u00e4hrten S\u00e4uglingen kein best\u00e4ndiger Befund ist. Bei der grossen Tragweite, welche gerade die Beantwortung gerichts\u00e4rztlicher Fragen hat, m\u00f6chte ich diese Andeutung vorl\u00e4ufig nur mit der gr\u00f6ssten Zur\u00fcckhaltung gemacht haben und ausdr\u00fccklich davor warnen, auf Grund derselben so folgenschwere Schl\u00fcsse zu ziehen, bevor nicht durch zahlreichere Untersuchungen das, was ich gefunden habe, als ausnahmslose Hegel erh\u00e4rtet worden ist.","page":8}],"identifier":"lit16348","issued":"1880","language":"de","pages":"1-8","startpages":"1","title":"Ueber das Vorkommen von Produkten der Darmf\u00e4ulniss bei Neugeborenen","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:03:53.174417+00:00"}