Open Access
{"created":"2022-01-31T12:23:26.772704+00:00","id":"lit16364","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sotnitschewsky","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 4: 214-216","fulltext":[{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"Glycerinphosphors\u00e4ure im normalen menschlichen Harn.\nVon Dr. Sotnitsehewsky aus Kiew.\n(Aqh dem phyniologlHch-chemischen InHtituto In StrasHburg.)\n(Der Redaction zugegangcu am 15. April 1880.)\nDie Anwesenheit der Glycerinphosphors\u00e4ure ist in verschiedenen Organen und Fl\u00fcssigkeiten des Organismus constat\u00e2t worden, aber die Holle, welche sie darin spielt, ist bis jetzt noch nicht gen\u00fcgend aufgekl\u00e4rt. Sie ist gefunden sowohl in pathologischen Produkten \u2014 im Eiter1 *), Urin bei der Leukaemie1), in Exsudaten*), im Gehirn bei der gelben Erweichung8), als auch in normalen Theilen des Organismus \u2014 im Blute8), in den Muskeln3), Eidotter4 *). Wir haben es demnach in der Glycerinphosphors\u00e4ure nicht mit einem abnormen Bestandtheil zu thun, wenn auch vielleicht die Quantit\u00e4t derselben im pathologischen Zustande veigr\u00f6ssert erscheint. Auf Grund der chemischen Beschaffenheit des Lecithins ist es anzunehmen, dass aller Wahrscheinlichkeit nach Glycerinphosphors\u00e4ure ein Produkt der Zersetzung des Lecithins ist.*)\nOb sich die Glycerinphosphors\u00e4ure in normalen Excreten des Organismus befindet, scheint noch nicht zum Gegenstand einer eingehenden Untersuchung gemacht worden zu sein. Die Herren Kl\u00fcpfel und Th. Fehling constatirten jeder das Vorkommen von Phosphors\u00e4ure in organischer Verbin-\n') Hoppe-Seyler, Handb. d. phys.- u. pathol.-chem. Analyse, Berlin 1875, pag. 119.\n*) Lehmann, Lehrb. d. phys. Chemie, Leipzig 1853, III. Bd.\n\u2022) Valenciennes u. Fremy, Journal de Chimie et de Pharmacie, 3 Ser. XXVIII.\n4) Gobie y, Comptes rendus, XXI, p. 766 et 998.\n*) Hoppe-Seyler, Physiol. Chemie 1877, pag. 57.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"215\ndung in normalem Harn, aber der Nachweis des Glycerins wurde nicht gef\u00fchrt, wie mir Herr Prof. Hoppe-Sey 1er mittheilte, der obige Untersuchungen ebenso wie die. meinige veranlasst hat. Munk *) pr\u00fcfte nach innerem Gebrauche von Glycerin den Urin beim Hund und beim Menschen unter Anderem auch auf Gehalt an Glycerinphosphors\u00e4ure und zwar mit negativem Resultat.\nUm die Frage zu l\u00f6sen, ob die Glycerinphosph\u00f6rs\u00e4ure im normalen Harn ausgeschieden wird, habe ich die folgende Untersuchung angestellt.\nDa man voraussetzen konnte, dass die Quantit\u00e4t der S\u00e4ure im Urin jedenfalls nur sehr gering ist, so wurde Zur Untersuchung eine ziemlich grosse Menge Urins -- 10 Liter \u2014 genommen und in folgender Weise behandelt.\nUm zun\u00e4chst die Phosphors\u00e4ure zu entfernen, wurde der zu untersuchende Harn mit Kalkmilch alkalisch gemacht, darauf mit Ghlorcalcium ausgef\u00e4llt und abfiltrirt, das Filtrat auf dem Wasserbade m\u00f6glichst eingedampft. Der erhaltene R\u00fcckstand wurde mit Alkohol extrahirt und die ungel\u00f6st gebliebene Masse in einer geringen Menge Wassers gel\u00f6st. Um die m\u00f6glicherweise noch vorhandenen Reste von Phosphors\u00e4ure zu entfernen, wurde die L\u00f6sung mit Ammoniak alkalisch gemacht, mit Magnesiamischung versetzt und einige Zeit' stehen gelassen. Dann wurde die Fl\u00fcssigkeit abfiltrirt, mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und einige Zeit gekocht; nach dem Abk\u00fchlen wurde die Fl\u00fcssigkeit mit \u00fcbersch\u00fcssigem Ammoniak und etwas Magnesiamischung versetzt.\nNach zwei Tagen hatten sich am Bodeh und ah der Wandung des Gef\u00e4sses eine Menge kleiner Krystalle abgesetzt, welche bei der microscopischen Untersuchung die charakteristische Form von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia zeigten. Diese Krystalle wurden auf aschenfreiem Filter gesammelt und in verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure gel\u00f6st; bei der Pr\u00fcfung dieser L\u00f6sung mit molybd\u00e4nsaurem Ammoniak trat starke Phosphors\u00e4ure-Reaktion ein.\n') Verhandl. d. physiol. Gesellschaft. Berlin Nr. 4 und 5, 1878.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nDiese Phosphors\u00e4ure musste demnach in gepaartem Zustande im Urin vorhanden gewesen sein. In der abfil-trirten Fl\u00fcssigkeit Hess sich Glycerin als organischer Paarling nachweisen.\nDas Filtrat wurde auf dem Wasserbade m\u00f6glichst eingedampft, mit absolutem Alkohol aufgenommen. Der R\u00fcckstand des Alkoholextractes gab bei der trockenen Destillation mit saurem schwefelsaurem Kali Acrolein, welches sich nach seinem specifischen Geruch und seinem Verhalten zu Silbernitrat als solches constatiren Hess. Beim Erhitzen des eingeengten Alkoholextractes mit Borax am Platindraht trat gr\u00fcne F\u00e4rbung ein.1)\nAuf Grund dieser Untersuchung kann man annehmen, dass die Glycerinphosphors\u00e4ure zu den constanten Bestandteilen des normalen Harns geh\u00f6rt, wenn auch die Menge derselben jedenfalls gering ist.\nMan kann nicht ein wenden, dass beim Eindampfen des Harns die nachgewiesene Glycerinphosphors\u00e4ure etwa erst durch Spaltung complicirterer Substanzen (Lecithin) entstanden sei:' denn das Vorkommen derartiger Substanzen ist bisher im normalen Harn nicht nachgewiesen und, wie mir Herr Prof. Hoppe-Seyler mittheilte,hat derselbe mehrmals gr\u00f6ssere Mengen normalen Harns mit negativem Erfolge auf Lecithin untersucht2).\n*) Probe auf Glycerin von Senier und Lowe, Journ. ehern, soc 1878, p. 438.\n*) Nur in einem Falle von Chylurie wurde von Egell im Harn neben Fetts\u00e4uren und Cholestearin auch Lecithin oder dessen Zersetzungs* * producte gefunden (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1870, p. 121.)","page":216}],"identifier":"lit16364","issued":"1880","language":"de","pages":"214-216","startpages":"214","title":"Glycerinphosphors\u00e4ure im normalen menschlichen Harn","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:23:26.772709+00:00"}