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{"created":"2022-01-31T15:01:02.127323+00:00","id":"lit16365","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sotnitschewsky","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 4: 217-221","fulltext":[{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die\nZusammensetzung des Lungengewebes bei croupttser Pneumonie.\nvVon Dr. Sotnitschewsky aus Kiew.\n(Aus (lom physiolo\u00dfiBch-chomiHohoii Institute zu Rtnwsbnrg.). (Dor Redaktion zugegangen am 15. April.)\nObwohl in der Literatur sehr ausf\u00fchrliche Untersuchungen \u00fcber die anorganischen Bestandteile der intacten und der pathologisch ver\u00e4nderten Lungen') ebenso wi\u00e7 der Wasserextrakte\u00ae) resp. Extractivstoffe dieses Organs sich vorfinden, so hisst doch die Untersuchung der Eiweissstoffe, weiche darin enthalten sind, viel zu w\u00fcnschen \u00fcbrig, ivonn die Untersuchung derselben schon f\u00fcr normale Organe von Interesse ist, so muss sie noch eine besondere Wichtigkeit haben bei verschiedenen pathologischen Ver\u00e4nderungen, die\nvon der Bildung reichlicher, eiweisshaltiger Exsudate b\u00e8-gleitct sind.\nDesswcgcn habe ich die Untersuchung der Lungen bei croup\u00f6ser Pneumonie vorgenommen und zwar im Stadium der rothen Hepatisation, also zu der Zeit, wo das Exsudat einer weiteren Umwandlung noch nicht unterworfen ist. Die Untersuchung wurde in folgender Weise ausgef\u00fchrt.\nDie hepatisirte Lunge wurde durch Schaben m\u00f6glichst zerkleinert und dann in einem M\u00f6rser fein zerrieben, wobei ich immer darauf achtete, dass auch die kleineren Bronchien sorgf\u00e4ltig entfernt wurden.\n\u2019) Kussmaul (Schmidt), Arch. f. klin. Medicin, Bd. II. 8$. ) Gr\u00fcbler, Bericht d. kgl. s\u00e4chs. Gesellsch. d. Wissenschafl mathem.-naturwissensch. Classe, Sitzung vom 16. Juni 1875. CloM ^nermsch-pharmazeut. Centralbl. 1855, etc.\nZeitHchrift f. phyHioL Chemie* IV.\tf.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nDer auf solche Weise erhaltene Lungenbrei wurde zuerst mit einer ziemlich grossen Menge von kaltem Wasser gut extrahirt, dann abfiltrirt und abgepresst. Ein kleiner Tlieil dieses Lungenbreics diente zur Bestimmung des festen R\u00fcckstandes und der Asche. Es fand sich: Wasser \u2014 78,504% und feste Theile \u2014 21,436%; im letzterem organische Stoffe \u2014 20,739%, anorganische \u2014 0,697%*). In der Asche fand sich : Schwefels\u00e4ure, Phosphors\u00e4ure und Salzs\u00e4ure, Eisenoxyd, Natron, Kalk, Magnesia, Spuren von Kali und Kiesels\u00e4ure.\nDer Rest des mit Wasser ausgewaschenen Lungenbreies wurde in vier gleiche Theile getheilt und mit verschied\u00e9nen Fl\u00fcssigkeiten extrahirt.\nEin Tlieil wurde mit schwacher Kochsalzl\u00f6sung (1 Vol. ges\u00e4ttigter L\u00f6sung auf 2 Vol. Wasser) \u00fcbergossen, gesch\u00fcttelt und stehen gelassen.\nDer zweite wurde mit einer schwachen L\u00f6sung von C h 1 o r w a ss erst offs\u00e4ure (8 :1000) ausgezogen.\nDer dritte mit Kalkwasser, endlich\nDer vierte mit Alkohol \u00fcbergossen und ebenfalls stehen gelassen.\nDas Wasserextrakt war von rother Farbe, von schwach saurer Reaktion; beim Versetzen einer Probe mit einer grossen Menge Wasser und einigen Tropfen Essigs\u00e4ure Hess sich darin keine Tr\u00fcbung wahrnehmen. Bei der Bestimmung des Coagulationspunktes zeigte sich, dass die Fl\u00fcssigkeit beim Erhitzen auf 54\u00b0 G. tr\u00fcb wurde und bei 55\u00b0 C. entstand ein reichlicher Niederschlag. Das letztere wies daraufhin, dass in der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit ein Eiweissk\u00f6rper von niedrigem Coagulationspunkte vorhanden war.\nUm diesen Eiweissk\u00f6rper auszuf\u00e4llen, wurde die Fl\u00fcssigkeit zuerst mit Natroncarbonat neutralisirt, dann mit Steinsalz ges\u00e4ttigt Dabei zeigte sich jedoch kein Niederschlag.\n! \u25a0_____2 '\u2022\n*) Anmerkung. In tier Lunge eines vierzehn Tage alten Kindes fand sich: Wasser \u2014 79,605%, organische Stoffe \u2014 19,819%, anorganische Stoffe \u2014 0,570%. (Gorup-Besanez. Lehrbuch d. phys. Chemie 1878, p. 732.)","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"219\nBei der Pr\u00fcfung der mit Steinsalz ges\u00e4ttigten L\u00f6sung auf den Coagulationspunkt zeigte sich, dass derselbe niedriger war : die Fl\u00fcssigkeit tr\u00fcbte sich bei 49\u00b0 G. und bei 50\u00ae C, entstand ein flockiger Niederschlag.\nEine andere Portion des Wasserextractes wurde der Dialyse unterw orfen, aber dadurch gelang es eben so wenig obigen Eiweissk\u00f6rper auszufallen; der in der Fl\u00fcssigkeit entstehende Niederschlag abfiltrirt und in schwacher Kochsalzl\u00f6sung gel\u00f6st coagulirte nicht bei der oben erw\u00e4hnten niedrigen Temperatur.\nNach dem Goagulationspunkte k\u00f6nnte man annehmen, dass unsere Substanz Myosin sei, oder zu den fibrinogenenen ** Substanzen geh\u00f6re; aber die anderem Reaktionen zeigten, dass dieselbe keine Globulinsubstanz ist.\nEs wurden von mir noch in zwei anderen F\u00e4llen crou-p\u00f6se pneumonische Lungen untersucht, die Resultate aber waren die n\u00e4mlichen: d. h. im Wasserextrakt befand, sich immer der Eiweissk\u00f6rper von den oben beschriebenen Eigenschaften.\n4.\t*\u2022 '\t. .\t.\t' ' .\nFerner habe ich auch eine Lunge im Stadium der grauen Hepatisation, resp. Resoluti\u00f6nsstadium, untersucht. Nach derselben Behandlung zeigte sich beim Erhitzen des Wasserextraktes auf 55\u00b0 G. nur eine sehr schwache Tr\u00fcbung, aber kein flockiger Niederschlag,\nDa von den bis jetzt bekannten Albuminsloffen keiner \u00e4hnliche Eigenschaften zeigt, so war es interessant zu untersuchen, ob unser Eiweissk\u00f6rper wirklich nur bei der Pneumonie in den Lungen gebildet wird. Es wurden daher normale Lungen vom Kaninchen, von der Katze, vom Hunde und sowie fast intacte (schwach \u00f6demat\u00f6se) Lunge aus einem menschlichen Cadaver untersucht. In keinem Falle jedoch wurde die erw\u00e4hnte Eiweisssubstanz gefunden : beim Erhitzen des Wasserextraktes liess sich eine Tr\u00fcbung und dann ein Niederschlag gew\u00f6hnlich erst .bei 60\u201470\u00b0 C,, oder bei noch h\u00f6herer Temperatur wahrnehmen.\nAus (diesen vergleichenden Untersuchungen geht hervor :\n1) dass obige Eiweisssubstanz nicht zu den constanten","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\n' i\n. T-\nBestandteilen des Lungengewebes geh\u00f6rt, sondern erst bei der Pneumonie, resp. croup\u00f6ser Exsudation auftritt.\n2) Sie findet sich nur im Stadium der rothen Hepatisation ; im weiteren Verlaufe der Krankheit, resp. im Stadium der grauen Hepatisation, verschwindet sie.\nDas durch Kochen von Eiweiss befreite Wasserextrakt wurde nach Liebig\u2019s Methode mit Barytwasser und Kohlens\u00e4ure behandelt, abgedampft und zu Krystallisation stehen gelassen. Bei der Untersuchung konnte man darin Leucin, Tyrosin, Xanthin, Taurin und ziemlich viel Glycogen constatiren. Zucker war nicht vorhanden.\nDas Glycogen geh\u00f6rt, wie es scheint, zu den constanten Bestandtheilen der pneumonischen Lungen, da K\u00fchne1) in vier F\u00e4llen von Pneumonie, bei der Untersuchung der infil-trirten Lungen, auch sehr betr\u00e4chtliche Mengen von Glycogen fand, dagegen in einer intacten Lunge kein Glycogen nach* weisen konnte.\nDa farblose Blutk\u00f6rperchen im Zustande der Reizung Glycogen enthalten2) wird eine Erkl\u00e4rung des Glycogenge-haltes in solchen entz\u00fcndlichen Produkten nicht schwer.\nDas mit Kochsalzl\u00f6sung erhaltene Extrakt wurde mit Steinsalz ges\u00e4ttigt ; dabei entstand ein unbedeutender Niederschlag (Myosin oder eine andere Globulinsubstanz) doch die Quantit\u00e4t desselben war so gering, dass man ihn einer weiteren Untersuchung nicht unterwerfen konnte.\nDas Chlorwasserstoffs\u00e4ureextrakt benutzte ich um die l\u00f6slichen Eiw\u00f6issstoffe quantitativ zu bestimmen. Es wurde zuerst mit Natroncarbonat neutralisirt ; dabei entstand ein ziemlich reichlicher Niederschlag (Syntonin), nachher wurde die Fl\u00fcssigkeit aufgekocht und abfiltrirt. Der auf dem Filter gesammelte, getrocknete und gewogene Niederschlag betrug 17,02% des festen R\u00fcckstandes.\nDas Kalk wasserextrakt wurde zuerst auf Anwesenheit von Mucin untersucht; letzteres aber war nicht vorhanden; der bei der Neutralisation entstehende Niederschlag\n\u2019) Virchow\u2019s Arch. Bd. 32, p. 536.\n*) Vergl. Hoppe-Seyler, Medic.-chem. Untersuchungen, p. 40t.\n","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00f6ste sich bei starkem Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure vollkommen wieder auf. Die Fl\u00fcssigkeit wurde wieder mit Ammoniumcarbonat neutralisirt ; dabei entstand ein reichlicher Niederschlag, der in trocknem Zustande 9,7 \"/o des trockenen Lungengewebes betrug.\nDas Alkoholextrakt enthielt haupts\u00e4chlich Seifen und Cholestearin. j\nDer mit Chlorwasserstofls\u00e4ure extrahirt\u00e9 Thcil des Lun-gengewebes wurde mit Aether behandelt. Bei der Untersuchung des Aether\u00e9xlraktes fand sich darin eine ziemlich grosse Menge Cholestearin. Das letztere wurde durch Verseifung mit alkoholischer Kalilauge von Fetten ger\u00e9inigt, getrocknet und gewogen. Die Quantit\u00e4t des Cholestearins betrug 2,7D\u00b0/o des trockenen Lungengewebes, die Quantit\u00e4t der durch verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure ausgelallten Fetts\u00e4uren betrug 4,19\u00b0/o.\nDas Wasserextrakt, das Kochsalzl\u00f6sungsextrakt und das Kalkmilchextrakt gaben starke Pepton-Reaktion. Die constante Anwesenheit dieses K\u00f6rpers in den Lungen bei der croup\u00f6sen Pneumonie erkl\u00e4rt auch das Auftreten desselben im Harn bei dieser Krankheit, wie es zuerst von. Dr. Maix-ner1) nachgewiesen wurde.\nZum Schluss erf\u00fclle ich eine angenehme Pflicht Herrn Prof. H o p p e - S e y 1 e r und Herrn Dr. H e r t e r f\u00fcr ihre immer freundliche Unterst\u00fctzung bei allen meinen Arbeiten in dem physiologisch-chemischen Institute zu Str\u00e4ssburg an dieser Stelle meinen innigsten Dank auszusprechen.\n') Vierteljahrsschr. f. prakt. Heilkunde 1879.","page":221}],"identifier":"lit16365","issued":"1880","language":"de","pages":"217-221","startpages":"217","title":"Ueber die Zusammensetzung des Lungengewebes bei croup\u00f6ser Pneumonie","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:01:02.127328+00:00"}