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{"created":"2022-01-31T12:30:59.774557+00:00","id":"lit16370","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hofmeister, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 4: 253-267","fulltext":[{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Lehre vom Pepton.\nVon Dr. Franz Hofmeister.\nI. Ueber den Nachweis von Pepton im Harn.\n(Aus <l<*m niediciniHch-chemixrheu Laboratorium in Prag).\n(Der Redaction zugegangen am 7. Mai 1880).\n1. Einleitende Bemerkungen.\nNach Angabe mehrerer Beobachter sollen sich im Meh-schenharn unter bestimmten pathologischen Verh\u00e4ltnissen Peptone nachweisen lassen.\nIn einem Fall von acuter Leberatrophie erhielt F re* richs1) durch wiederholtes Extrahiren des eingedampfteii Harns mit Alkohol im R\u00fcckstand eine z\u00e4he, braune Substanz \u00abin Ansehen und Geruch vollkommen \u00e4hnlich der Masse, die man bei Darstellung von Leucin und Tyrosin aus Proteinstoffen durch Zersetzung mit S\u00e4uren erh\u00e4lt\u00bb\nEich wald2) \u00abglaubte\u00bb sp\u00e4ter im Ilarn eines an parenchymat\u00f6ser Nephritis leidenden Kranken Peptone beobachtet zu haben.\nGerhardt3) fand, dass aus manchen Harnen, in.denen weder durch Kochen noch durch Z\u00fcsatz von Salpeters\u00e4ure Eiweiss nachgewiesen werden konnte, Alkohol einen Niederschlag abschiedr der in Wasser gel\u00f6st die Xanthoprotein-und die Biuretreaction darbot, sich beim Kochen, sowie bei reichlichem Salpeters\u00e4urezusatz tr\u00fcbte und auch mit Ferro-eyankalium und Essigs\u00e4ure F\u00e4llung gab. Gerhardt beob-\n*) Frerichs, Leberkrankheiten. 2 Aufl. (W61) 1, 217\n*) Eichwald, W\u00fcrzburger medicinische Zeitschrift, 6, 333.\n3) Gerhardt, Deutsch. Archiv f\u00fcr klin. Medicin, 5, 210.(1808), Und Wien. meJ. Presse 1871, Nr. 1.\t\u2019","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nachtete dieses Verhalten in verschiedenen F\u00e4llen von Diphtherie, terti\u00e4rer Syphilis, Phosphorvergiftung, Pneumonie, Ileotyphus und Flecfcfieber, und hezeichnete den die genannten Reactionen bedingenden K\u00f6rper erst als \u00ablatentes Eiweiss\u00bb, sp\u00e4ter als \u201c-Pepton nach Meissner. Sein Vorkommen ging in einzelnen Fallen dem Auftreten von Eiweiss im Harn voraus.\nGerhardts Angaben fanden Best\u00e4tigung und Erweiterung durch einen seiner Sch\u00fcler, O b e r m \u00fc 11 e r *), der unter Ben\u00fctzung gleicher Methoden auch in F\u00e4llen von Scarlatina und Cholera asiatica das in Rede stehende Verhalten des Harns beobachtete.\nSchultzen und Riess2) erhielten in einer Anzahl F\u00e4lle von Phosphorvergiftung und acuter Leberatrophie durch Versetzen des eingeengten Harns mit Alkohol einen dunkelbraunen z\u00e4hen Niederschlag, der nach weiterer Reinigung eine stickstoffhaltige mit Harngeruch verbrennende Substanz darstellte, deren L\u00f6sung durch salpetersaures Quecksilberoxyd und salpetersaures Silber f\u00e4llbar war.\nNeuerdings suchte Senator3) in ei weisshaltigen Harnen nach Pepton. Er coagulirte das Eiweiss durch Kochen und Essigs\u00e4urezusatz, f\u00e4llte das Filtrat mit Alkohol und stellte mit dem erhaltenen geringen Niederschlag die Peptonreac-tionen an. Das Resultat war in den wenigen angestellten Versuchen ein positives. Doch l\u00e4sst es Senator unentschieden, ob die vermeintlichen Peptone nicht erst beim Ausf\u00e4llen des Eivveisses nachtr\u00e4glich entstanden seien.\nZuletzt hat Petri4) eine ganze Reihe von Eiweissharnen in gleicher Richtung untersucht, indem er zun\u00e4chst in einer \u00abVorprobe\u00bb direct die Kupferkaliprobe (Biuretreaction) anstellte5), dann den Hain nach demselben Verfahren wie Se-\n\u2018) Uber m ill le r, Beitr\u00e4ge zur Chemie des Eiweissharns. Biss. W\u00fcrzburg 1873.\ni *V Schultzen u. R\u2019\u00bbess, Charit\u00e9-Annalen 15. 1869. Sep.-Ahdr\n'I Senator, Archiv f. pathol. Anatomie 60, 476.\n4! Petri, Versuche z. Chemie d. Eiweissharns. Drss. Berlin 1876.\n') Dass Eiweissharn auch bei Abwesenheit von Pepton eine Biuretreaction geben kann, l\u00e4sst Petri v\u00f6llig unber\u00fccksichtigt.","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"255\nnator weiter untersuchte. In der Mehrzahl der F\u00e4lle (28 von 41) war das Ergehniss ein positives und zwar wurden uni so deutlichere Reactioncn erhalten, je eiweissreicher der urspr\u00fcngliche llarn gewesen war.\t>.\t\u2022.\nWenn trotz der angef\u00fchrten Untersuchungen die Frage, ob Pepton im Harn auftritt, als nicht endg\u00fcltig beantwortet\nzu betrachten ist, so liegt dies daran, dass sie mit Z\u00fch\u00fclfe-nalnne von Methoden angestellt wurden, die man, kaum als vorwurfsfrei bezeichnen kann. Stets handelte es sicli darum das etwa vorhandene Pepton mit Alkohol zu f\u00e4llen, den Niederschlag in Wasser aufzunehmen und mit der erhaltenen L\u00f6sung Peptonreaetionen anzustellen. Dem steht jedoch ein gewichtiges Bedenken entgegen. Der Harn Gesunder wie Kranker enth\u00e4lt oft, vielleicht immer, geringe Mengen einer mucin\u00e4hnlichen Substanz, die durch Alkohol ebenso leicht, ja leichter gef\u00e4llt wird, als Popton und nach dem Wiederaufl\u00f6sen in Wasser Reactioncn darbietet, die in vielen Beziehungen mit jenen der Peptone zusammenfallen. Ich erinnere in dieser Richtung auf die aus j\u00fcngster Zeit stammenden Pntersuchungen Lcube\u2019s1), denen zufolge der in normalem Harn durch Alkohol erzeugte Niederschlag eine. Substanz enth\u00e4lt, die sich durch die Biuretprobe und die Milloifsche Reaction als Eiweissk\u00f6rper charaeterisirt, jedoch nicht dilTu-sibel, und somit kein Pepton ist. Leube bezeichnete sie vorl\u00e4ufig als Paralbumin. Ich theile weiter unten einiges \u00fcber ihre Eigenschaften mit, denen zufolge sie dem Mucin nahe steht.\nFerner lassen jene von den angef\u00fchrten Untersuchungen, bei denen in eiweisshaitigern Harn auf Pepton gefahndet wurde, dem Bedenken Raum, dass die zur Abscheidung des Eiweisses ben\u00fctzten Methoden keine restlose Entfernung desselben zur Folge hatten, in welchem Falle geringe^ der Abscheidung entgangene Antheile, die sp\u00e4ter erhaltenen Pepton* reactionen veranlasst haben k\u00f6nnten. Dass in dieser Beziehung Kochen mit nachfolgendem S\u00e4urezusatz keine absolut yerl\u00e4ss-\nl) Lenke, Chemisches Lentralblatt 1879, 239.. Sitzungsberichte der phys.-med. Societ. zu Erlangen 10, 112.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nlichen Resultate liefert, inderq dabei geringe Eiweissmengen in\u2019s Filtrat \u00fcbergehen k\u00f6nnen, wird jetzt mehr und mehr zugegeben. Aber auch bei Stehen unter Alkohol wird Eiweiss nicht so rasch unl\u00f6slich, als einige der genannten Forscher anzunehmen geneigt sind. Alexander Schmidt1) beobachtete bei Gelegenheit der Darstellung des Fibrinfermentes, dass aus unter starkem Alkohol aufbewahrten Blutcoagulis noch nach 3\u20144 Monaten Spuren von fibrinoplastischer Substanz mit Wasser ausgezogen werden k\u00f6nnten.\nDa das Auftreten von Pepton im Harn bei gewissen Krankheitsprocessen ein allgemeineres pathologisches Interesse darbietet, so habe ich mich bem\u00fcht eine Nachweismethode zu finden, die den ge\u00e4usserten Bedenken nicht unterliegen und sich zugleich zum klinischen Gebrauch eignen w\u00fcrde. Im Nachstehenden theile ich meine einschl\u00e4gigen Erfahrungen mit; dem gesteckten Ziele scheint mir unter den mitzuthei-lenden Verfahren, jenes am n\u00e4chsten zu kommen, welches auf der Verwendung von Phosphorwolframs\u00e4ure beruht.\n2. Director Nachweis von Pepton im Harn.\nWenn es sich darum handelt, die Anwesenheit von Pepton direct im Harn zu erkennen, so kann von den zahlreichen zu Gebote stehenden Peptonreactionen nur die Biuret-probe auf Verwendung Anspruch erheben. Die Xanthoprotein-und die Millon\u2019sche Probe empfehlen sich dazu nicht, da sie ein positives Resultat geben k\u00f6nnen in Harnen, die weder Pepton, noch \u00fcberhaupt einen Proteink\u00f6rper enthalten ; ebensowenig eignen sich dazu die sogenannten Alkaloidreagentien, Jodquecksilberkalium, Jodwismuthkalium, Phosphorwolframs\u00e4ure, Gerbs\u00e4ure u. a., da dieselben in jedem Harne mehr oder weniger ausgesprochene F\u00e4llungen hervorrufen. Ebenso begr\u00fcndete Bedenken lassen sich auch gegen die Verwendung der \u00fcbrigen ohnehin wenig characteristischen Peptonproben geltend machen. Nur die Biuretreaction gew\u00e4hrt, im Falle sie bei Abwesenheit von Eiweiss positiv ausfallt, gen\u00fcgende Sicherheit daf\u00fcr, dass man es wirklich mit Pepton zu thun\n\u2019) Alexander Schmidt, Archiv f. d. gesammte Physiologie von Pfl\u00fcger 18, 108.","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"257\nhat, da sie, soweit bekannt, den Proteinsubstanzen und dem im Thierk\u00f6rper und seinen Excreten nie zur Beobachtung gelangten, somit hier nicht in Betracht kommenden Biuret ausschliesslich zukommt. Ihre Verwendbarkeit im Harn wird jedoch durch die F\u00e4rbung desselben wesentlich beeintr\u00e4chtigt. W\u00e4hrend sie n\u00e4mlich in ungef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeiten bei Betrachtung in ungef\u00e4hr 5 Cm. dicker Schicht Pepton noch in einer Verd\u00fcnnung von 1:12,000 nachzuweisen gestattet1), so ist ihre Empfindlichkeit, sobald es sich um gef\u00e4rbte, gelbe oder braune L\u00f6sungen handelt, eine viel geringere.' Stellt man sich durch passenden Zusatz von Natronlauge und Kupfersulfat zu einer verd\u00fcnnten Peptonl\u00f6sung eine blassviolette Fl\u00fcssigkeit her, und setzt derselben tropfenweise eine gelb gef\u00e4rbte L\u00f6sung, z. B. Pikrins\u00e4urel\u00f6sung oder Harn zu, so geht die violette Farbe allm\u00e4hlich in Roth, dann in ein schmutziges Rothgelb, zuletzt in Gelb \u00fcber. Die bei der Biuretreaction erhaltene rothviolette L\u00f6siing l\u00e4sst rothes, blaues und violettes Licht durch, w\u00e4hrend die Strahlen mitt- : lerer Brechbarkeit absorbirt werden. Da nun gelbe L\u00f6sungen blaues und violettes Licht ausl\u00f6schen, so kann in denselben die violette F\u00e4rbung nur geschw\u00e4cht zur Geltung kommen oder auch ganz ausbleiben.\nEs l\u00e4sst sich nach dem Gesagten von der unmittelbaren Anwendung der Biuretreaction auf den Harn keine besondere Empfindlichkeit des Nachweises erwarten. In einer Versuchsreihe, bei der gleiche Harnquantit\u00e4ten mit steigenden {Mengen Pepton versetzt wurden, erhielt ich in der That di\u00eb erste n\u00f9r f\u00fcr ge\u00fcbte Augen erkennbare Andeutung einer Biuretreaction \u2014 r\u00f6thlichen Stich der Fl\u00fcssigkeit \u2014 bei einem Gehalt von 1,5 gr. Pepton im Liter (1 : 667) und erst bej 2 gr. im Liter kam die Reaction unzweifelhaft zur Geltung.\nDa die Peptonmengen, die in den Harn \u00fcbergehen, nach den vorliegenden Erfahrungen stets sehr geringe* sind, so w\u00fcrde ihr Auftreten bei directer Pr\u00fcfung des Harns in\n*) Nach Versuchan mit Fibrinpepton. Uebereinstimmend berichtet Schmidt-M\u00fchlheim, (Arch. f. Physiol, von Du Bois-Reymond .1870, 42) dass die Natronkupfersulfatreaction in L\u00f6sungen von 1:10000 noch eine wahrnehmbare Rothf\u00f6rbung bewirkt.","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nder Regel unentdeckt bleiben. Es gelingt nicht diesem Liebelstande durch vorg\u00e4ngiges Eindampfen zu begegnen, weil beim Eineugen des Harns zugleich mit der Concentration auch die F\u00e4rbung eine \u00fcberdies ausser Verh\u00e4ltnis\u00ab raschere Zunahme erf\u00e4hrt. Den Harn behufs Entf\u00e4rbung mit Thier-kohle zu behandeln wie dies Schmidt-M\u00fchlheim\u2019) gc-than hat, ist vollends unstatthaft, da die Thierkohle neben den Farbstoffen auch betr\u00e4chtliche Mengen Pepton zur\u00fcckzuhalten vermag. Eine L\u00f6sung von 0,08 Pepton in 100 Cc. Wasser gibt, mit einer starken Messerspitze Thierkohle gesch\u00fcttelt und nach Verlauf einer Stunde filtrirt, keine Biuretreaction mehr.\n3. Nachweis mit H\u00fclfe der Alkoholf\u00e4llung.\nAus dem Mitgethcilten ergibt sich, dass es noth wendig ist, behufs Nachweises kleinerer Mengen Pepton, dasselbe vorerst aus dem Harn zur Abscheidung zu bringen. Ich versuchte dies zun\u00e4chst nach dem Vorg\u00e4nge fr\u00fcherer Untersucher mit H\u00fclfe der Alkoholf\u00e4llung zu erreichen.\nSollte dieses Verfahren verl\u00e4ssliche Resultate liefern, so musste aus oben erw\u00e4hnten Gr\u00fcnden der Untersuchung die Abscheidung des mucin\u00e4hnlichen K\u00f6rpers vorangehen. Dieselbe l\u00e4sst sich, wie sp\u00e4ter gezeigt werden soll, in verh\u00e4ltnism\u00e4ssig einfacher Weise erreichen. Allein, wenn es gleich\ngelingt diese Schwierigkeit zu beseitigen, so stellt sich doch der ausgedehnteren Anwendung der Alkoholf\u00e4llung der Umstand in den Weg, dass die dabei erzielte Empfindlichkeit des Nachweises immer noch viel zu w\u00fcnschen \u00fcbrig l\u00e4sst. Eiweisspepton ist, wie schon von mehreren Seiten bemerkt wurde, in Alkohol nicht ganz unl\u00f6slich. In meinen .Versuchen wurde eine L\u00f6sung von 0,5 gr. Pepton in 1 1. Wasser durch das doppelte Volum O\u00f6procentigen Alkohols nicht gefallt. Erst bei einem Gehalt von 1,0 gr. im Liter rief der\ngleiche Alkoholzusatz ganz schwache Tr\u00fcbung der Fl\u00fcssigkeit hervor. Der Niederschlag setzte sich auch bei tagelangem Stehen nicht ab; filtrirte man jedoch und zog das Filter auf\n') Schmidt -M\u00fchlheim, Archiv f\u00fcr Physiologie \\on Du Bois-R ey niond 1880,48.\n(","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"259\t\\\nU\t.\t.\t'\u2022\t\u2022\ndem kein sichtbarer Niederschlag zur\u00fcckgeblieben war, mit Wasser aus, so gelang es in demselben die Spur einer Biuret-reaction zu erhalten. Bei der Anwendung der \u00c4lkohollallung auf den Harn ergab sich weiter, dass erst bei einem Gehall desselben von 1,5\u20142,0 gr. im Liter, der Niederschlag unzweifelhafte Biuretreaction gab.\n4. Nachweis mittelst F\u00e4llung mit Gerbs\u00e4ure.\nBefriedigendere Resultate als mit den mitgetheilten Methoden erh\u00e4lt man mit H\u00fclfe des nachstehenden Verfahrens, das von dem Gedanken ausgeht, das Pepton mit Gerbs\u00e4ure zu f\u00e4llen und aus dem Niederschlag durch Baryt wieder frei zu machen. Ich verfahre dabei, wie folgt : Der Harn wird mit Gerbs\u00e4urel\u00f6sung versetzt, der entstandene Niederschlag nach 24 Stunden auf ein kleines Filter gebracht und von anh\u00e4ngendem Harn durch Waschen mit Wasser, dem etwas Gerbs\u00e4ure und schwefelsaure Magnesia zuges\u00e9tzt ist, befreit.\nDer Gerbs\u00e4urezusatz hat seinen Grund in dem Umstand, dass der Tanninniederschlag beim Waschen Gerbs\u00e4ure abgibt und schliesslich in L\u00f6sung geht; der Zusatz von schwefelsaurer Magnesia beruht auf der Erfahrung, dass reine Peptonl\u00f6sungen auch bei betr\u00e4ch! lieber Concentration mit Gerbs\u00e4urel\u00f6sung mehr oder weniger deutliche \u00dcpalescenzen aber keine Niederschl\u00e4ge geben, w\u00e4hrend sofort dichte F\u00e4llung erfolgt, wenn ein Neutralsalz \u2014 ich bediente mich fast ausschliesslich des Magnesiumsulfats \u2014 hinzugef\u00fcgt wird.1) Bei gen\u00fcgendem Salzgehalt zeigt die Gerbs\u00e4ure Pepton noch in einer Verd\u00fcnnung von 1:10000 durch sehr schwache; doch deutliche Tr\u00fcbung an.\nDer Harn enth\u00e4lt stets eine mehr als gen\u00fcgende Salzmenge; die Abscheidung des Peptons nach dein eingeschlagenen Verfahren ist daher eine sehr vollst\u00e4ndige.\nDer Niederschlag wird nun in einer Schale mit ges\u00e4ttigtem Barytwasser gut zusammenger\u00fchrt und damit- nach Zusatz einiger St\u00fccke festen Barythydrats zum Kochen erhitzt. Lnterl\u00e4sst man es den Niederschlag mit dem Baryt innig zu\n') Aehnliches habe ich an L\u00f6sungen von gereinigtem Mucin beob*\nachtet.","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nverr\u00fchren, so b\u00e4ckt er beim Kochen zu harzartigen Klumpen zusammen, die dann vom Baryt nur langsam angegriffen werden. Nach einige Minuten w\u00e4hrendem Kochen wird in einen Kolben filtrirt, das Filtrat nochmals mit Barytwasser versetzt und so lange kr\u00e4ftig gesch\u00fcttelt, bis die Fl\u00fcssigkeit, von dem dunkel gef\u00e4rbten Niederschlag abfiltrirt, farblos oder schwachgelb erscheint. Sie enth\u00e4lt jetzt keine Gerbs\u00e4ure mehr, wie man sich durch Neutralisiren und Zusatz von Eiseu-chlorid \u00fcberzeugen kann. War in dem urspr\u00fcnglichen Harn Pepton vorhanden, so ist dasselbe in der barythaltigen L\u00f6sung mittelst Biuretreaction nachweisbar. Zu diesem Behufe kann man entweder den Baryt erst mit Schwefels\u00e4ure unter Vermeidung von Ueberschuss ausf\u00e4llen, das Filtrat vom Baryum-sulfat einengen und mit Natron und Kupferl\u00f6sung in bekannter Weise pr\u00fcfen, oder aber, was k\u00fcrzer und mindestens ebenso verl\u00e4sslich ist, man f\u00fcgt zu dem barythaltigen Filtrat direct einige Tropfen Kupferl\u00f6sung, filtrirt nach gutem Umsch\u00fctteln den entstandenen Niederschlag ab und betrachtet die resul-tirende Fl\u00fcssigkeit in ungef\u00e4hr 4\u20145 cm. dicken Schichten. Rothe oder violette F\u00e4rbung zeigt Anwesenheit von Pepton an.\nIn mehreren Versuchsreihen, in denen ich normalen, concentrirten Harn mit steigenden Mengen Pepton versetzte, konnte \u00fcbereinstimmend bei einem Gehalte von 0,15\u20140,2 gr, im Liter die erste erkennbare Rothf\u00e4rbung erhalten werden, w\u00e4hrend geringere Mengen sich dem Nachweis entzogen, ln nicht gef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeiten, z. B. w\u00e4sserigen Peptonl\u00f6sungen konnten noch viel geringere Mengen nach diesem Verfahren erkannt werden.\n5. Nachweis mit H\u00fclfe der F\u00e4llung mit Plios-\npho rwolframs\u00e4ure.\nDas eben beschriebene Verfahren wird wesentlich vereinfacht, wenn man zur F\u00e4llung des Peptons Phosphorwol-frams\u00e4ure statt Gerbs\u00e4ure verwendet. Man versetzt den zu pr\u00fcfenden Harn mit ungef\u00e4hr einem Zehntel seines Volums concentrirter Salzs\u00e4ure, f\u00fcgt eine saure L\u00f6sung von phosphorwolframsaurem Natron hinzu und bringt den entstan-","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"2G1\ndenen Niederschlag sofort au Ts Filter. Absitzenlassen des Niederschlages ist zu vermeiden, da sich sonst \u00fcber der ersl-erhaltenen wenig gef\u00e4rbten F\u00e4llung eine Schichte r\u00f6thlicher Flocken ablagert, deren FarbstofTgehalt sp\u00e4terhin die Erzielung einer charakteristischen \u00dfiuretfarbung verhindern kann.\nDer auf\u2019s Filter gebrachte Niederschlag wird mit verd\u00fcnnter (3\u2014 5 procent igor) Schwefels\u00e4ure gewaschen, hierauf in eine Schale gebracht mit Baryt in Substanz aufs Innigste verrieben, das Gemenge mit wenig Wasser anger\u00fchrt und kurze Zeit erw\u00e4rmt. Die von den gebildeten unl\u00f6slichen Barytverbindungen abfiltrirte Fl\u00fcssigkeit wird in * beschriebener Weise zur Anstellung der Biuretreaction benutzt.\nControl versuche mit diesem bequemen und wenig Zeit in Anspruch nehmenden Verfahren gaben Resultate* die ebenso gut, eher noch zufriedenstellender waren, wie jene der Gerbs\u00e4uremethode. 0,2 gr. Pepton in t 1. Harn gaben deutliche Bosaf\u00e4rbung bei der Biuretprobe; selbst bei Anwesenheit von nur 0,1 gr. in dem gleicher! Harnvolum trat\nnoch eine Andeutung der Reaction ein.\nDie angedeuteten Vorz\u00fcge sind Grund, dass ich mich dieses Verfahrens jetzt ausschliesslich bediene. F\u00fcr klinische Zwecke d\u00fcrfte es sich als am besten geeignet erweisen.\nG. Abscheidung des mucin\u00e4hnlichen K\u00f6rpers.\nWie bereits erw\u00e4hnt, ist das Vorkommen eines durch Alkohol f\u00e4llbaren, Eiweissreactionen darbietenden K\u00f6rpers im Harne eine nichts weniger als seltene Erscheinung. Versetzt man concentrirten normalen Harn mit dem doppelten Volum Alkohol von 95\u00b0/o, so erh\u00e4lt man einen grobflockigen, gallertigen Niederschlag, der wie die mikroscopische Untersuchung lehrt, aus einer h\u00f6chst feink\u00f6rnigen, beinahe homogenen Masse mit eingelagerten nadelf\u00f6rmigen Kryst\u00e4llchen besteht. Filtrirt man den Niederschlag ab und bringt ihn in Wasser, so l\u00f6sen sich die Kryst\u00e4llchen rasch auf und zugleich geht ein gr\u00f6sserer oder geringerer Antheil der gallertigen Substanz in L\u00f6sung. Die erhaltene Fl\u00fcssigkeit enth\u00e4lt schwefelsauren Kalk und zeigt ausserdem nachstehendes Verhalten :\nSie wird durch Essigs\u00e4ure getr\u00fcbt, im Ueberschuss von","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nEssigs\u00e4ure l\u00f6st sich die Tr\u00fcbung nicht, wohl aber auf Zusatz von concentrirter Salzs\u00e4ure und Salpeters\u00e4ure. Beim Kochen erfolgt starke Tr\u00fcbung, die auf Essigs\u00e4urezusatz flockig wird, Tannin und Phosphorwolframs\u00e4ure geben Niederschl\u00e4ge, Natronlauge und Kupfersulfat rosenrothe F\u00e4rbung (Biuret-reaction). Bleisalze f\u00e4llen die fragliche Substanz; das Filtrat gibt dann keine Biuretreaction mehr.\nAuch der in Wasser ungel\u00f6st gebliebene Antlieil des Alkoholniederschlages enth\u00e4lt nicht unbetr\u00e4chtliche Mengen einer Proteinsubstanz, die nach Aufl\u00f6sen in Alkali oder Zerkochen mit Baryt durch die Biuretreaction nachgewiesen werden kann.\nDa der fragliche Proteink\u00f6rper (vielleicht handelt es sich um ein Gemenge von zweien), wie aus dem Mitgetheilten hervorgeht, neben Pepton in den Gerbs\u00e4ure- und Phosphor-wolframs\u00e4ureniedersehlag \u00fcbergehen und aus demselben durch Kochen mit Baryt wieder frei gemacht werden kann, so ist es nothwendig ihn vor Beginn der Untersuchung abzuscheiden, wenn man sich nicht der nahe liegenden Gefahr aussetzen will, Pepton zu finden, wo keines vorhanden war. Die Abscheidung gelingt in einfacher und v\u00f6llig gen\u00fcgender Weise durch F\u00e4llung mit essigsaureni Blei; es ist dazu keine vollst\u00e4ndige Ausf\u00e4llung des Harns nothwendig, vielmehr gen\u00fcgt es ihn unter Umr\u00fchren mit soviel Bleil\u00f6sung zu versetzen, dass ein dichter flockiger Niederschlag entsteht. Das Filtrat ist dann noch frei von Blei, w\u00e4hrend bereits der mucin-\u00e4hnliche K\u00f6rper v\u00f6llig entfernt ist. Alkohol fallt aus der Fl\u00fcssigkeit einen rein krystallinischen Niederschlag, der sich in Wasser vollst\u00e4ndig l\u00f6st und keine Spur von Biuretreaction darbietet.\nDie Abscheidung des mucin\u00e4hnlichen K\u00f6rpers in angegebener Weise ist dringend nothwendig in jenen F\u00e4llen, in denen der Gehalt des Harns daran so bedeutend ist, dass Essigs\u00e4urezusatz in ihm eine rasch auftretende Tr\u00fcbung hervorbringt. Wie schon Reissner1) fand und ich best\u00e4tigen kann, geh\u00f6rt ein solches Verhalten bei pathologischen Harnen\n') Reissner, Arch. f. path. Anatomie 24, 191.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"2G3\nzu den h\u00e4ufigeren Vorkommnissen! Bei Untersuchung anscheinend normaler Harne ist die Bleif\u00e4llung nicht unurn* g\u00e4nglich nothwendjg ; ich habe wenigstens bei Untersuchung der Harne Gesunder niemals eine Biuretreaction nach Zerlegen des Gerbs\u00e4ure- oder Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlages erhallen k\u00f6nnen, auch wenn ich von der Bleifallung Umgang nahm. Doch m\u00f6chte ich diese ohnehin unbedeutende Abk\u00fcrzung des Verfahrens nicht empfehlen und zwar nicht blos aus Gr\u00fcnden der Vorsicht, sondern auch darum, weil die Bleif\u00e4llung eine merkliche Entf\u00e4rbung des Harnes zur Folge hat, die sp\u00e4terhin (ter Erzielung einer deutlichen Biuretfarbung zu Statten kommt. Noch sei erw\u00e4hnt, dass normale Harne, welche die von Haas1) zuerst bemerkte F\u00e4higkeit besessen, die Ebene des potlarisirten Lichtes nach links abzulenken, dieses Verm\u00f6gen durch die Bleifallung nicht einb\u00fcssten ; die nahe liegende Verrtnithung, dass der mucin\u00e4hnliche K\u00f6rper die beobachtete physiologische Linksdrehung bedinge, hat sonach wenig Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich.\t.\n7. Abscheidung von Eiweiss*\nEi weisshallige Harne m\u00fcssen, bevor man. zum Nachweis von Pepton schreitet, von jeder Spur Eiweiss befreit werden. Da dies h\u00e4ufig durch Kochen und Ans\u00e4uern nicht erreicht wird, so empfiehlt es sich die der F\u00e4llung entgangenen Eiweissreste durch Kochen mit Bleioxyd2) zu entfernen. Bei dem Reichthum des Harnes an Sulfaten und Phosphaten wird die L\u00f6sung dabei leicht zu stark alkalisch, was die v\u00f6llige Abscheidung des Eiweisses beeintr\u00e4chtigt. Man begegnet diesem Urbeistande dadurch, dass man den Harn vorher mit Bleizucker nahezu vollst\u00e4ndig ausfallt und erst dem Filtrate Bleioxyd zusetzt und kocht. Jedenfalls muss die mit Gerbs\u00e4ure\u00bb oder Phosphorwolframs\u00e4ure zu fallende L\u00f6sung mit Essigs\u00e4ure und Ferrocyankalium versetzt klar bleiben.\nRascher als durch Kochen mit Bleioxyd, welches meist eine nachtr\u00e4gliche Entfernung gel\u00f6sten Bleies mit Schwefelwasserstoff noth wendig macht, erreicht man die Entfernung\n') Haas, Central!)!, f. d. med. Wissensrh. 1876, No. ft.\nHofmeister, Diese Zeitschrift 2, 288..","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\ndes Eivveisses durch Kochen mit Eisenchlorid bei Anwesenheit von essigsaurem Natron. Ich verfahre dabei wie folgt: Ein halber Liter des zu untersuchenden Eiweissharns wird in eine Schale gebracht mit ungef\u00e4hr 10 Gc. einer concen-trirten L\u00f6sung von Natriumacetat versetzt und hierauf so lange eine concentrirte L\u00f6sung von Eisenchlorid zugetr\u00f6pfelt, bis die Fl\u00fcssigkeit bleibend rothe F\u00e4rbung angenommen hat. Man stumpft nun die stark saure Fl\u00fcssigkeit mit Alkali bis zur neutralen oder ganz schwach sauren *) Reaction ab, kocht auf, und bringt nach dem Erkalten aufs Filter. Ist Eisen-und Alkalizusatz richtig getrotfen, so ist das Filtrat, wie man sich durch Pr\u00fcfung mit Essigs\u00e4ure und Ferrocyankalium \u00fcberzeugen kann, frei von Eisen und von Eiweiss.\nIn zwei und zwanzig zur Pr\u00fcfung dieses Verfahrens angestellten Versuchen, bei denen theils nativer Eiweissharn, theils normaler mit Blut und Blutserum versetzter Harn zur Untersuchung kam, habe ich mich von seiner Brauchbarkeit \u00fcberzeugt. Ich f\u00e4llte die Filtrate mit Phosphorwolframs\u00e4ure und suchte in den Niederschl\u00e4gen nach Pepton oder Eiweiss. Das Ergebnis war ein negatives, und zwar auch in jenen, \u00fcbrigens ganz vereinzelten F\u00e4llen, wo sich im Filtrate auf Zusatz von Essigs\u00e4ure und Ferrocyankalium eine Spur Eisen durch allm\u00e4hliche Gr\u00fcnf\u00e4rbung der nicht getr\u00fcbten Fl\u00fcssigkeit anzeigte, Dass bei dem in Rede stehenden Verfahren ein Verlust an Pepton nicht stattfindct, wird in einer sp\u00e4teren Mittheilung n\u00e4her begr\u00fcndet werden. In dieser Beziehung scheint es vor dem Kochen mit Bleioxyd den Vorzug zu verdienen, bei welchem Verfahren mir die resultirenden entei-weissten L\u00f6sungen \u00f6fter merklich schw\u00e4chere Peptonreactionen darboten, als deren urspr\u00fcnglichem Peptongehalt entsprochen h\u00e4tte.\n8. Vorkommen von Peptonen im Harn.\nMit H\u00fclfe des beschriebenen Gerbs\u00e4ureverfahrens hat Herr Dr. Maixner im hiesigen Laboratorium eine lange Reihe pathologischer Harne auf Pepton gepr\u00fcft. Von den\n') Auch Schmidt-Muhl heim weist darauf hin, dass ein\u00ab* vollst\u00e4ndige Abscheidung des Eiweisses hei Kochen mit essigsaurem","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"265\nErgebnissen dieser Untersuchung, so weit dieselbe bereits zur\nVer\u00f6ffentlichung gelangte,1) sei mir gestattet Einiges in K\u00fcrze mitzutheilen.\t\\\nMa ix n er fand, dass Pepton im Harn auftritt: *\nSehr h\u00e4ufig bei Krankheitsprocessen, bei denen Eiterbildung und Eiteransammlung eine Holle spielt, n\u00e4mlich bei eitrigen Pleura- und Peritonealexsudaten., \u00c0bscessen verschiedenen Sitzes, bei frischer Gonitis, bei Meningitis cerebrospinalis epidemica, Pyelonephritis, Bronchoblennorhoe und einzelnen F\u00e4llen von Phthise, in denen ausgedehnte Gayernen-hildung und Stockung des Sekretes vorlag;\nFerner constant im L\u00f6sungsstadium der croup\u00f6seii Pneumonie;\nEndlich in zwei F\u00e4llen von Phosphorvergiftung, was (lie diesfiilligen Angaben von Schnitzen und Hiess best\u00e4tigt; in je einem Fall von Ileotyphus, von ser\u00f6s-fibrin\u00f6sem Pleuraexsudat und von Magencarcinom.\nIn dem ei weisshaltigen Harn verschiedener Formen von Nephritis fand Maixner im Gegensatz zu Senator und Petri kein Pepton.\nDas bei Eiterungsprocessen im Harne auftretende Pepton stammt, wie Maixner des Breiteren ausf\u00fchrt:, wahrscheinlich aus dem Eiterheerde selbst. Schon Eich waid2) hat im Eiter Pepton angetroffen, sp\u00e4tere Untersuchungen von mir3) und Maixner4) haben die Regelm\u00e4ssigkeit dieses Befundes ilar-gethan5). Aelmlicher Weise kann das iru L\u00f6sungsstadium der Pneumonie beobachtete Erscheinen von Pepton im Harn auf das Auftreten von Pepton in dem in die. Lungen gesetzten\nEisenoxyd nur erreicht wird, wenn die Fl\u00fcssigkeit vordem K\u00f6chen ganz schwach sauer reagirt. (Arch. f. Physiologie v. Du Bois-Reymond pag.\n*) Maixner. Prager Vierteljahrschrift 143, 78.\nM Eichwald, Wfirzh. nied. Zeitschr. 1864, 335.\n*) Hofmeister, Diese Zeitschrift 2, 295.\n*) A. a. O\u00bb\nNeuerdings wieder habe ich in vier F\u00fcllen Eiter verschiedener Herkunft untersucht und in allen reichlichen Peptongehalt angetroflen.\nZeitHclirift f. plijHiol. \u00abIiitni\u00ab-, IV.\t.17","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nExsudate zur\u00fcckgef\u00fchrt werden, wie uns denn auch die Untersuchung infiltrirter Partien von pneumonischen Lungen einen betr\u00e4chtlichen Peptongehalt ergab1).\nDas Erscheinen des unter pathologischen Verh\u00e4ltnissen im Organismus auftretenden Peptons im Harn, setzt voraus, dass es, in s Blut gelangt, nicht die gew\u00f6hnliche Verwendung findet, sondern unver\u00e4ndert durch die Niere zur Ausscheidung kommt, eine Erscheinung zu deren Erkl\u00e4rung die von Pl\u00f6sz und G y er g y ai2) beobachtete Thatsache herbei gezogen werden kann, dass direct ins Blut gebrachtes Pepton, wenn es nicht das Pfortadergebiet passirt, die Blutbahn in den Nieren verlassen und im Harn zu Tage treten kann8).\n9. Natur des im Harn auftretenden Peptons.\nIm Anschluss an Maixners Untersuchungen legte ich mir die Frage vor, ob der im Harn aufgefundene, auf Grund der Biuretreaction f\u00fcr Pepton angesprochene K\u00f6rper Eiweisspepton ist, oder vielleicht eines der Leimpeptone, oder gar eine blos in gewissen Reactionen dem Pepton \u00e4hnliche Substanz. Dar\u00fcber konnte Reindarstellung und Untersuchung der gereinigten Substanz Aufschluss bringen.\nBei dem Umstande, dass der fragliche K\u00f6rper im Harn stets nur in geringen Mengen auftritt, war es mit grossen Schwierigkeiten verbunden, gen\u00fcgende Mengen halbwegs reiner Substanz zu erhalten und musste ich mich bei der schliess-liehen Identificirung auf qualitative, dennoch aber wie ich glaube, v\u00f6llig beweiskr\u00e4ftige Versuche beschr\u00e4nken. Zur Darstellung ben\u00fctzte ich die bei der oben beschriebenen Gerbs\u00e4uremethode resultirenden, peptonhaltigen Fl\u00fcssigkeiten und zwar stammten dieselben von zwei verschiedenen F\u00e4llen von\nV\nEmpyem und von einem Fall von Phosphorvergiftung. Die\n') A. a. O. 11*. Vergleiche auch Sotnitschewsky, Diese Zeitschrift 4, p. 221.\n*) Pl\u00f6sz und Gyergyai, Arch. f. d. ges. Physiol, v. Pfl\u00fcger 10, pag. 5 2.\n\u2022) In wie fern diese neuerdings von Schm idt-M\u00fc hl heim bestrittene Angabe richtig ist, werde ich in einer sp\u00e4teren Miltheilung er\u00f6rtern.","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"267\nL\u00f6sungen wurden mit Schwefels\u00e4ure von Baryt befreit, mit Phosphorwolframs\u00e4ure gefallt, die erhaltenen Niederschl\u00e4ge nach dem Auswaschen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure durch Kochen mit kohlensaurem Baryt zerlegt. Das Filtrat wurde von Baryt befreit und so zur Pr\u00fcfung verwendet. Es zeigte die bekannten Reactionen einer L\u00f6sung von Eiweisspepton; namentlich sprach das sehr deutliche Auftreten der Millorischen Reaction gegen die Annahme, man h\u00e4tte es mit Leimpeptonen zu thun. Ein Theil der L\u00f6sung wurde eingedampft, hei 100\u00b0 getrocknet und nun einige Stunden einer Temperatur von 1G0\u00b0 ausgesetzt. Dabei wurde die Substanz ohne eine \u00e4\u00fcsserliche Ver\u00e4nderung darzubieten, zum Theil in Wasser unl\u00f6slich, und der l\u00f6slich gebliebene Antheil war jetzt durch\nEssigs\u00e4ure und Ferrocyankalium fallbar. Die Substanz war daher zu Eiweiss regenerirbar, somit Ei weisspepton; Leim-pepton zeigt bei gleichem Verfahren kein \u00e4hnliches Verhalten.\nWenn nun die fr\u00fcher ausgesprochene Vermuthung richtig ist, dass das Pepton des Harns aus dem Eiter stammt, so\n_\t\u2022\tH\t'\nmuss auch das Pepton des Eiters ein echtes, zu Eiweiss rege-nerirbares Eiweisspepton sein. Eine sp\u00e4tere Mittheilung wird hier\u00fcber n\u00e4heren Aufschluss bringen.","page":267}],"identifier":"lit16370","issued":"1880","language":"de","pages":"253-267","startpages":"253","title":"Zur Lehre vom Pepton: I. Ueber den Nachweis von Pepton im Harn","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:30:59.774562+00:00"}