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Ueber das Nuclein der Hefe [Zweiter Theil]

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{"created":"2022-01-31T12:30:58.607926+00:00","id":"lit16374","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kossel, Albrecht","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 4: 290-295","fulltext":[{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das NucleYn der Hefe.\nVon Dr. Albrecht Kossel,\nAssistent am physiologisch-chemischen Institut zu Strassburg. (Der Redaction \u00fcbergeben un 15. Juni).\nZweiter Theil.\nln einer fr\u00fcheren Abhandlung1) versuchte ich darzuthun, dass das Nuclein der Hefe bei der Einwirkung des siedenden Wassers in Phosphors\u00e4ure, Hypoxanthin und einen ei weiss\u00e4hnlichen K\u00f6rper zerfallt. Die Untersuchungen \u00fcber diesen Gegenstand wurden seitdem fortgesetzt, lieferten indess noch keine abschliessenden Resultate.\nDie Veranlassung zur Ver\u00f6ffentlichung der seither ange-stellten Versuche ist eine Abhandlung des Herrn Loew2).\nDerselbe hat die im ersten Theile dieser Arbeit angegebenen Versuche im Wesentlichen best\u00e4tigt und ist in Folge dessen von seinen fr\u00fcheren Ansichten3) \u00fcber diesen Gegenstand zur\u00fcckgekommen, versucht aber trotzdem meine Untersuchungsmethode anzufechten.\nFernerhin wirft mir Herr Loew \u2014 unverst\u00e4ndliche Gr\u00fcnde supponirend \u2014 eine zu langsame Publication und die \u00abVernachl\u00e4ssigung des Studiums einer so interessanten Verbindung\u00bb vor. Ich bemerke, dass ich dieses Studium noch fortzusetzen gedenke \u2014 dass eine vorsichtige Publication auf diesem Gebiete am Platze ist, dar\u00fcber d\u00fcrfte Herr Loew mittlerweile gen\u00fcgend aufgekl\u00e4rt sein. Insbesondere halte ich die durch meine Untersuchung eruirten Thatsachen noch nicht f\u00fcr gen\u00fcgend, um auf Grund derselben Hypothesen \u00fcber die Constitution des Nucleins auszusprechen.\n') Diese Zeitschrift HI. p. 284.\n*) Archiv f. d. ges. Physiologie XXII, p. 62.\n*) Journal f\u00fcr prakt. Chemie. N. F. XVII, p. 419; Annalen der Chemie, Bd. 193, p. 322.","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Eine Entgegnung auf die kritischen Bemerkungen' des Herrn Loew scheint mir \u00fcberfl\u00fcssig, es sei mir nur gestattet, einen Irrt hum desselben zur\u00fcckzuweisen. Herr Loew gibt an, Hoppe-Sey 1er habe als \u00ab Haupt eigenschafteri\u00bb des Nucleins die Unverdaulichkeit durch Magensaft und die Leichtzersetzlichkeit in alkalischer L\u00f6sung bezeichnet? diese Angabe des Herrn Loew ist unrichtig.\nUeber das ei weiss\u00e4hnliche Spaltungsprodukt\ndes Nucleins.\nDer eiweissartige K\u00f6rper, dessen Zusammensetzung im ersten Theile dieser Arbeit angegeben ist, scheint in zwei Modificationen zu existiren.\nKocht man das frisch gef\u00e4llte Nuclein mit Wasser, so l\u00f6st sich dasselbe, wie ich bereits vor l\u00e4ngerer Zeit ge^ fanden habe, vollst\u00e4ndig auf. In dieser L\u00f6sung ist ein Eiweissk\u00f6rper vorhanden, welcher die eine Eigenschaft des \u00c0cid-albumins zeigt, dass er aus der schwach sauren L\u00f6sung .durch Eintr\u00e4gen von Steinsalz gef\u00e4llt wird. Ebenso entsteht durch\nNeutralisation mit kohlensaurem Natron ein Niederschlag, der\n\u2022>\nin einem Falle 47,7\u00b0/o der gesammten in L\u00f6sung befindlichen Substanz (bei 110\u00b0 getrocknet) betrug.\nDer so gef\u00e4llte K\u00f6rper wurde der weiteren Spaltung mit Salzs\u00e4ure (unter Zusatz von etwas Zinnchlor\u00fcf) unterworfen* nach Behandlung mit Schwefelwasserstoff und Entfernung der Salzs\u00e4ure durch Kupferoxydul krystallisirte aus der cinge-dampften L\u00f6sung eine M\u00abi\u00c4se, aus welcher Tyrosin isolirt werden konnte. Dieser K\u00f6rper wurde an seinen L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen, seinen Krystallen, der Reaction gegen Millon's Reagens und endlich durch die Bildung des tyrosinschwefel-sauren Eisens (Pirias Reaction) erkannt. Xanthink\u00f6rper waren nicht nachweisbar.\nAndere Eigenschaften zeigt dieser ei weiss\u00e4hnliche K\u00f6rper wenn das Nuclein vor der Spaltung mit Alkohol behandelt war. Die.durch siedendes Wasser abgespaltene Substanz besitzt in diesem Falle die fr\u00fcher beschriebenen Eigenschaften.","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"m\nDer K\u00f6rper lieferte bei der .Spaltung mit Salzs\u00e4ure ebenfalls krystallisirte Produkte, die indess noch nicht naher charakte-risirt werden konnten. Ein grosser Theil widersteht hartn\u00e4ckig selbst der Einwirkung rauchender Salzs\u00e4ure. Bemerkenswerth und von den Eiweissk\u00f6rpern abweichend ist das Verhalten gegen\u00fcber Pepsin- und Trypsinl\u00f6sung. Es wurden 0,4<\u00bb30 gr. dieses K\u00f6rpers im gepulverten Zustande mehrere Tage lang der Wirkung eines Infuses der Schweinemagen-Schleimhaut ausgesetzt, aus der Fl\u00fcssigkeit wurden 0,4475 gr. wiedergewonnen, es waren also nur 3,35% in L\u00f6sung gegangen. Von derselben Substanz wurden 0,4405 gr. einer kr\u00e4ftigen anderthalbt\u00e4gigen Pancreasfaulniss unterworfen ; wiedergewonnen wurden 0,3905 gr., entsprechend einem Verluste von 11,35%. Die Widerstandsf\u00e4higkeit dieses K\u00f6rpers gegen eiweissverdauende Fermente ist gr\u00f6sser, als die des Nucleins selbst. Von dem mit Alkohol behandelten und bei 110\u00b0 getrockneten Nucleins blieben nach 12st\u00fcndigcr, kr\u00e4ftiger Pepsinverdauung nur 33,7% \u00fcbrig.\nL\u00f6sliche Spaltungsprodukte.\nUnter den l\u00f6slichen Spaltungsprodukten wurden neben Phosphors\u00e4ure, Xanthin und Sarkin noch pepton\u00e4hnliche K\u00f6rper gefunden, die in der K\u00e4lte mit Natronlauge und Kupfersulfat Violettf\u00e4rbung zeigten und die vielleicht der Einwirkung der Phosphors\u00e4ure auf den eiweiss\u00e4hnlichen K\u00f6rper ihre Entstehung verdanken.\nDie durch Kochen des Nucleins mit Wasser erhaltene L\u00f6sung enth\u00e4lt die Phosphors\u00e4ure theilweise noch in gebundener form und ist erst nach vorhergehender Veraschung vollkommen durch Magnesiamischung fallbar.\n20 Cc. einer derartigen L\u00f6sung lieferten an pyrophos-phorsaurer Magnesia:\nDirect gefallt. Nach der Veraschung.\nPr\u00e4parat VI 0,0435\t0,0567\n\u00bb VII 0,0678\t0,0934.\nDie Bestimmung der Phosphors\u00e4ure im unzersetzten Nuclein lieferte noch fernerhin Zahlen, die zwischen 3 und 4%","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"293\nPhosphor ergaben. Sieht man von dem Pr\u00e4parat I ab, so sind die bisher gefundenen Zahlen folgende-\nPr\u00e4p.\tIll\tIV V\tVI\tVII\nPhosphor\nProzenten.\t3,28\t3,55\t3,94\t3\u20193\t3\u201995*\nAussordem fand Loew in seinem Pr\u00e4parate 3,70#/o P. Ich glaube aus diesen immerhin ann\u00e4hernd \u00fcbereinstimmenden Zahlen den Schluss ziehen zu d\u00fcrfen, dass diese \u00f6rper keine sehr bedeutenden Verunreinigungen enthielten, ass insbesondere die eiweiss\u00e4hnliche Substanz die bei der Zersetzung in so bedeutender Menge auftritt, wirklich als ein\npa ungsprodukt und nicht als eine Verunreinigung des Nucleins zu betrachten ist.\nWird die w\u00e4sserige L\u00f6sung der Spaltungsprodukte durch Baryt von der Phosphors\u00e4ure befreit und mit Alkohol ver-setzt so werden peptonartige K\u00f6rper gef\u00e4llt, w\u00e4hrend das Aikoholcxlract Substanzen enth\u00e4lt, die in aimhoniakaliseher Losung durch Silbernitrat niedergeschlagen werden. In diesem Niederschlage ist Hypoxanthin enthalten und kann daraus leicht durch Umkrystallisircn aus heisser Salpeters\u00e4ure als Silbermtratvcrbindung in reinem Zustande erhalten werden.\nDer . in dieser Weise gewonnene K\u00f6rper enthielt nach einmaligem Umkrystallisircn 35,93% Ag, nach dreimaliger Behandlung mit heisser Salpeters\u00e4ure 35,40% Ag, berechnet\nO\u00fc,oU /O.\nNeben dem Hypoxanthin l\u00e4sst sich noch Xanthin liach-weiscn. Wird die vom ausgeschiedenen Hypox\u00e4nthinsilbemitrat abnltnrte salpetersaure L\u00f6sung mit Ammoniak \u00fcbers\u00e4ttigt, so bildet sich nach einiger Zeit in der lebhaft gelbgef\u00e4rbten\nL\u00f6sung ein Niederschlag.\nDie quantitative Bestimmung des aus dem Nuclein abgespaltenen Hypoxanthins f\u00fchrte noch hicht zu \u00fcberein-, s immenden Resultaten. Wurde der durch ammoniakalische Silberlosung gebildete Niederschlag (der vollkommen in warmer Salpeters\u00e4ure l\u00f6slich war) als Hypoxanthin-Silberoxyd in Rechnung gezogen, so ergab sich ein Procentgehalt von 2,03 . ( r\u00e2p. VI). Das Hypoxanthin stand in diesem Falle zur freien","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\n(durch Magnesiamischung direct f\u00e4llbaren) Phosphors\u00e4ure ungef\u00e4hr in dem Molec\u00fclverh\u00e4ltniss 1 : 2. Wurde dieser Niederschlag aus heisser Salpeters\u00e4ure einmal umkrystallisirt, so betrug die Menge des Hypoxanthins nur t ,14%* des zersetzten Nucleins, ln einem anderen Pr\u00e4parat (Pr\u00e4p. VII) wurden 0,84\u00b0/o aus dein Hypoxanthinsilbernitrat berechnet. Wahrscheinlich sind diese Zahlen noch zu niedrig1).\nDer Ein wand, dass das Hypoxanthin nur eine Verunreinigung meines Nucleins darstelle, d\u00fcrfte nicht schwel zur\u00fcckzuweisen sein. Pr\u00e4parat VI ( l,14\u00b0/o Hypoxanthin) war lange und sorgf\u00e4ltig mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure ausgewaschen, mehrmals vom Filter abgenommen und in Wasser zeitheilt, dann mit Spiritus gewaschen und endlich mit vier Portionen Alkohol (von ca. 90\u00bb ausgekocht.\nPr\u00e4parat III (0,84\u00b0/\u00ab Hypoxanthin) war nicht so lange mit Wasser ausgew aschen, indess 9 mal (zuletzt je 8 Stunden) mit Alkohol ausgekocht.\nBei einer derartigen Behandlung h\u00e4tte etwa vorhandenes salzsaures Hypoxanthin in L\u00f6sung gehen m\u00fcssen.\nIch glaube nach den mitgetl \u00bbeilten Resultaten das Nuclein als die Quelle der Xanthink\u00f6rper bezeichnen zu d\u00fcrfen, die nach den Untersuchungen von Sch\u00fctzen berger2) bei der Selbstg\u00e4hrung der Hefe auftreten. Daneben erfolgt bei dieser Selbstg\u00e4hrung eine Abgabe von Phosphors\u00e4ure8). Beide K\u00f6rper sind characteristischc Spaltungsprodukte des Nucleins\n*) Herr Loew erhielt aus seinem Pr\u00e4parat 5.6\u00b0;'o Hypoxanthin. Die Abweichung dieser Zahl von der meinigen ist theilweise auf einen Druckfehler oder ein sonstiges Versehen zuriickzuf\u00fchren.\nNach meiner Berechnung ergibt sich aus den von Herrn Loew angegebenen Werthen 4,5\u00b0/o. Ausserdem scheint der Niederschlag noch eine nicht unbedeutende Menge anderer K\u00f6rper euthalten zu haben, da selbst die aus der Salpeters\u00e4ure umkrystallisirte Substanz so abweichende Werthe f\u00fcr das Silber gab: \u00ab31,5\u00b0/. Ag, statt 29,8\u00bb. Na\u00e7li meiner Berechnung enth\u00e4lt die Verbindung G\u00bb H\u00ab N\u00ab O-J- NO\u00bb Ag nicht 29,8, sondern\n35,3% Ag.\n\u2022) Comptes rendus T. 78, 493. \u2014 Bulletin de la Soci\u00e9t\u00e9 chimique [2] 21, 204\u2014212.\n\u2022) B\u00e9e ha mp, Comptes rendus 61, 689.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"295\n*\nund wir sind wohl zu dem Schluss berechtigt, dass sie auch\nin diesem Falle einer Zersetzung des Nucleins ihren Ursprune verdanken.\nVielleicht l\u00e4sst sich durch weitere Untersuchungen eine allgemeinere Beziehung der Nucle\u00efne zu den Xanthink\u00f6rpern feststellen. Ich m\u00f6chte besonders darauf hinwei\u00e4en, dass das Lachssperma, welches wegen seines hohen Gehaltes an Nudeln das Material zu den bekannten Untersuchungen Mi e s chers lieferte, nach Piccard') sehr reich an Sarkin und Guanin ist. Es ist beachtenswerth, dass die Xanthink\u00f6rper auch hier nicht in die ersten salzsauren Extracte \u00fcbergingen.\n*) Berichte d. deutsch, chem. Gesellsch. 1874, Bd. VII, S. 1714.","page":295}],"identifier":"lit16374","issued":"1880","language":"de","pages":"290-295","startpages":"290","title":"Ueber das Nuclein der Hefe [Zweiter Theil]","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:30:58.607932+00:00"}

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