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{"created":"2022-01-31T13:21:18.812311+00:00","id":"lit16375","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kossel, Albrecht","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 4: 296-301","fulltext":[{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Verhalten von Phenolttthern im Thierkbrper.\nVon Dr. Utrecht Kessel,\nAssistent am physiologisch-chemischen Institut zu Strassburg.\n(Der Redaktion \u00fcbergeben den 15. Juni.)\nNach Einf\u00fchrung von Phenetol und Anisol in den Thierk\u00f6rper treten im Harn \u2014 neben andern nicht n\u00e4her untersuchten Producten \u2014 zwei K\u00f6rper auf, die unter die Reihe der von Musetitus und von Mering1), Jaff\u00e92), Schmiedeberg und Meyer8) studirten Stoffwechselprodukte geh\u00f6ren.\nln Folgendem sind die Resultate mitgetheilt, die bei der Untersuchung des nach Phenetolf\u00fctteriing gelassenen Harns gewonnen wurden. Ich hoffe diese Mittheilung binnen Kurzem durch die Beschreibuug eines \u00e4hnlichen aus dem Anisol entstehenden K\u00f6rpers erg\u00e4nzen zu k\u00f6nnen.\nDas Phenetol4) wurde Hunden von 6,5 und 9,3 Kilo K\u00f6rpergewicht in Dosen von 8\u201410 Ccm. durch die Schlundsonde beigebracht und der in den n\u00e4chsten 24 Stunden gelassene Ham gesammelt* * Als Vergiftungserscheinung bemerkt man ein Zittern des ganzen K\u00f6rpers, besonderes der Nackenmuskulatur, zuweilen stellen sich Durchf\u00fclle ein. Nach st\u00e4rkeren Dosen (beim Anisol in einem Falle schon nach 8 Ccm.) treten langdauernde Kr\u00e4mpfe auf.\nDer Harn f\u00e4rbt sich an der Luft bald dunkel und enth\u00e4lt die Schwefels\u00e4ure in gebundener Form. Derselbe lieferte\n\u2019) Ber. d. deutsch, chem. Gesells\u00eah. VIII, p. 622.\n*) Diese Zeitschrift II, p. 47.\n*) Diese Zeitschrift III, p. 422.\nVon G, A. F. Kahlbaum (Berlin) bezogen.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"297\nbei der Destillation mit S\u00e4uren kein Phenol, sondern andere der aromatischen Reihe Angeh\u00f6rige, nicht naher untersuchte K\u00f6rper.\nDas Hauptprodukt der Umwandlung des Phenetols wird in folgender Weise erhalten. Der einged\u00e4mpfte Harn wird mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und ,mit Aether ausgesch\u00fcttelt. Nach dem Abdestilliren des Aethers erstarrt unter g\u00fcnstigen Bedingungen das Extrakt im Raufe von 8 Tagen zu warzenf\u00f6rmigen Krystallen, die durch mehrmaliges Um-\nkrystallisiren aus Alkohol in reinem Zustande erhalten werden.\n* ,\nAuf diese Weise wird eine lockere, leicht p\u00fclverisirbare', weisse Masse gewonnen, die in Wasser und Alkohol leicht, in Aether schwer l\u00f6slich ist. Dieser K\u00f6rper ist eine stickstofffreie S\u00e4ure, ich schlage f\u00fcr dieselbe den Namen Chin \u00fc thons\u00e4ure vor. Dieselbe dreht die Ebene des polarisirten. Lichtes nach links, die Linksdrehung betr\u00e4gt ungef\u00e4hr 03\u00b0 f\u00fcr das Natriumlicht. F\u00fcgt man zu einer alkalischen L\u00f6sung* der S\u00e4ure Kupfer-sulfat, so bleibt das Kupferoxyd in L\u00f6sung, wird indess beim Kochen nicht reducirt.\nDie Elementaranalyse gab folgende Werthe, die mit der Formel CmHisOq \u00fcbereinstimmen.\t. .\ngefunden\tberechnet\nC 50,91\t50,91\nH 5,02\t5,54\nDie Versuche ein f\u00fcr die Analyse geeignetes Salz dieser S\u00e4ure darzustellen, stiessen auf bedeutende Schwierigkeiten.\nZur Gewinnung des Baryumsalzes wurde das alkoholisch-\u00e4therische Extrakt des eingedampften undanges\u00e4uerten Harns, in Wasser gel\u00f6st und dann mit einem Ueberschuss von Baryumcarbonat eingedampft (oder mit Barytwasser und dann mit Kohlens\u00e4ure behandelt) vom \u00fcbersch\u00fcssigen kohlensauren Baryt durch Filtration befreit, das eingeengte Filtrat mit Alkohol versetzt. Es bildet sich ein Niederschlag, der .beim Sieden der alkoholischen L\u00f6sung gr\u00f6sst entheils in L\u00f6sung geht. Die Fl\u00fcssigkeit wird heiss fdtrirt, beim Erkalten scheidet sielt \u00ab1er chin\u00e4thonsaure Baryt als amorpher (selten und undeut-\nZpitsohrift f. physiol. Charnu* IV.\t' Jg","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nlieh krystallinischer) Niederschlag ah. Das Barytsalz wird durch abermaliges L\u00f6sen in heisseni Spiritus und Wiederausseheiden heim Erkalten gereinigt. Aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung krystallisirt dasselbe beim langsamen Verdunsten bisweilen in sternf\u00f6rmig gruppirten Nadeln. Eine gr\u00f6ssere Zahl von Barytbestimmungen und Elementaranalysen der so gereinigten Pr\u00e4parate zeigte, dass dies Salz mehr Baryt enth\u00e4lt als der Formel (C14II17 0\u00bb)a Ba entspricht. Fugt man zu einer w\u00e4sserigen L\u00f6sung der S\u00e4ure Barytwasser, so fallt ein flockiger Niederschlag aus, der sich durch Hindurchleiten von Kohlens\u00e4ure in L\u00f6sung bringen l\u00e4sst. Es scheint hiernach, als oh die S\u00e4ure im Stande ist, zwei Reihen von Salzen zu bilden. Die durch S\u00e4ttigung mit Baryumcarbonat erhaltene Verbindung ist h\u00f6chst wahrscheinlich eine Mischung des sauren mit einer geringeren Menge des neutralen (oder eines basischen) Salzes. Die Analysen f\u00fchrten ferner zu dem Schluss, dass beim Erhitzen auf 150\u00b0 ein Zusammentritt zweier Molecule der S\u00e4ure unter Elimination eines Molec\u00fcles Wasser statl-flndet ').\nAus dem beschriebenen Barytsalz l\u00e4sst sich durch Hinzu-f\u00fcgen von Schwefels\u00e4ure unter Vermeidung eines Ueberschusses die freie S\u00e4ure leicht darstellen, es gelang indess nie, dieselbe jetzt wiederum zur Krystallisation zu bringen.\nDieselbe liefert jedoch ein sch\u00f6n krystallisirendes Kaliumsalz, wenn man ihre w\u00e4sserige L\u00f6sung mit kohlensaurem Kali bis zur Trockne eingedampft und mit absolutem Alkohol auskocht. Das alkoholische Extract wird heiss filtrirt, aus dem Filtrat scheidet sich beim Erkalten das Salz in langen, d\u00fcnnen, sternf\u00f6rmig gruppirten, rein weissen Nadeln aus.\nT\nWeitere Quantit\u00e4ten werden nach dem Abdestilliren des Alkohols erhalten. Das Salz ist sehr leicht in Wasser l\u00f6slich\n11 2 (ii 4 Hi \u00a7 0\u00bb \u2014 Ci. Hi\u00ab Oi 7 4- Hi 0. Setzt man bei der Berechnung der Analysen statt des Baryts die \u00e4quivalente Menge Wasserstoff ein. so ergibt \u2019sich im Mittel von 4- gut \u00fcbereinstimmenden Analysen:\ngefunden\tbefcchnet f\u00fcr 0\u00bb. Hm Oh\n(i\t52,42\t52,33\nH 5,25\t5,3","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"299\nund stark hygroscopisch. Da dasselbe trotz dreimaligen Um-krystallisircns aus Alkohol noch immer einen zu hohen Werth f\u00fcr das Kalium lieferte (gefunden 11,77; 12^04? berechnet f\u00fcr C14H17O9K ; 10,0), so war auch hier eine geringe Beimengung des neutralen Salzes vorauszusetzeh.\nEs gelang diese Verunreinigung bei der Darstellung des Silbersalzes herauszuschalfen. Wird eine ziemlich conc\u00eantrirte L\u00f6sung des Kaliumsalzes mit einem Ueberschuss einer, w\u00e4sse-eigen Silbernitratl\u00f6sung versetzt, so entsteht sofort ein weisser Niederschlag, der die geringere Menge des entstandenen Silber-salzes enthalt. Derselbe wird schnell abfiltrirt : aus dein Filtrate scheidet sich im Vacuum unter Lichtabschluss im Laufe der n\u00e4chsten 21 Stunden die Haupt menge des.\u2019'Silbersalzes in kleinen, weissen Nadeln aus, welche di\u00e7 der. Formel Hi 4 Hi7 O9 Ag entsprechende Zusammensetzung haben. Dieselben lieferten bei der Analyse folgende Zahlen;\nGefunden\tBerechnet f\u00fcr\nC14 Hi 7 0\u00bb Ag\nc\t38,1\t38,60\t38.4\n11\t4,03\t4,13\t;\t3,9\nAg 25,00 25,50\t24,7\nDurch Eintr\u00e4gen von Silberoxyd in die w\u00e4sserige L\u00f6sung der Saure wurden nur Oxydationsprodukte erhalten.\nDie Untersuchung der Spaltungsprodukte dieser S\u00e4ure ist noch nicht zum Abschluss gebracht, da die Analyse der bei der Zersetzung zun\u00e4chst resultirenden K\u00f6rper noch keine hinreichend \u00fcbereinstimmenden Werthe ergab. Trotzdem glaube ich, aus ihnen einige Schl\u00fcsse auf die Constitution dieser S\u00e4ure ziehen zu d\u00fcrfen.\t. .\nWird die aus dem Baryumsalz dargestellte Chin\u00e4thon-s\u00e4urc mit Salzs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure l\u00e4ngere Zeit gekocht, so zerf\u00e4llt sie in zwei Spaltungsproducte, deren eines durch Aussch\u00fctteln mit Aether aus der L\u00f6sung entfernt werden kann, w\u00e4hrend das andere in der w\u00e4sserigen L\u00f6sung zur\u00fcckbleibt. Letzteres scheint mit der Glykurons\u00e4ure, die von","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nSclimiodeborg und Meyer') als Spaltungsproduct eines nach Campljierf\u00fctterung im Harn resultirenden K\u00f6rpers erhalten wurde, nahe verwandt zu sein. Eine Identit\u00e4t beider wage ich nicht zu behaupten, da meine Analysen noch nicht ausreichende sind. Der K\u00f6rper ist eine im freien Zustand durch Alkohol f\u00e4llbare S\u00e4ure und reducirl alkalische Kupfer-l\u00f6sung beim Sieden.\nDer in Aether l\u00f6sliche Thcil enth\u00e4lt den aromatischen\n' \u00ea\nAtomcomplex und isl eine Paraverbindung, wie aus Folgendem hervorgehl.\nAus dem Rohprodukt der gepaarten S\u00e4ure wurde Chi n \u00f6n in reichlicher Menge und in sch\u00f6n krystallisirtem Zustande durch Destillation mit Braunstein und Schwefels\u00e4ure erhalten und an seinen aullallenden Eigenschalten leicht erkannt.\nAus dem Ghinon konnte Hydrochinon und das charac-leristische Chinonanilid dargestellt werden. Wurde das aromatische Spaltungsprodukt mit Eisenchlorid gekocht, so trat ein intensiver Ghinongleruch auf.\nDurch Einwirkung einer wenig verd\u00fcnnten Jodwasser-stofis\u00e4ure hei 140\" im verschlossenen Rohr wurde aus der rohen urspr\u00fcnglichen S\u00e4ure neben einer schmierigen, braunen Masse Hydrochinon abgespalten und durch Aussch\u00fctteln mit Aether und mehrmaliges Umkrystallisiren vollkommen rein dargestellt. Dasselbe bildete eine graue Krystallmasse, deren Schmelzpunkt genau bei 1G0\u00b0 lag.\nAus dem Milgetheilten ist ersichtlich, dass das Phenelol hei seinem Durchgang durch den Thierk\u00f6rper eine Substitution oder Oxydation in der Parastellung erlitten hat, dass es ferner an einen Atomcomplex mil G Atomen Kohlenstoff angekettet ist.\nNach der Entstehung, der procentischen Zusammensetzung und den Spaltungsprodukten der Chin\u00e4thons\u00e4ure ist es wahrscheinlich, dass das Phcnetnl beim Durchgang durch den Thierk\u00f6rper folgende Umwandlung erleidet :\n') Loc. cit.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"301\n..\t\\ Ce I I\u00ab (to\nU \u2018 I OCa lU Oil\n( If, I I\u00df OC2 I Is\nCe II4\nodor :\n(III\nOC2 lU .Ce II\u00bb (to Eingef\u00fchrt\tAusgosehieden.\nHoffentlich gelingt es, die Formel der gepaarten \\or-iMiidung durch dus weitere Studium der Spaltungsprodukte sicher zu stellen. -\t. *\ni_","page":301}],"identifier":"lit16375","issued":"1880","language":"de","pages":"296-301","startpages":"296","title":"Ueber das Verhalten von Phenol\u00e4thern im Thierk\u00f6rper","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:21:18.812317+00:00"}