Open Access
{"created":"2022-01-31T13:22:10.232407+00:00","id":"lit16383","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"H\u00fcfner, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 4: 378-381","fulltext":[{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"lieber die Undurchl\u00e4ssigkeit der menschlichen Haut f\u00fcr Ltfsungen von Lithionsalz.\nVon \u00d6. H\u00fcfner.\n\u2014\u2014;---\n(Der Redaktion zuKegangen am 17. Juli I8811).\nSeit Braunes1) sorgf\u00e4ltigen Versuchen mit w\u00e4sserigen L\u00f6sungen von Jod und Jodwasserstoff ist die fr\u00fcher viel ventilirte Frage, ob der Durchtritt verschiedenartiger in L\u00f6sung befindlicher Stoffe durch die Haut von aussenher m\u00f6glich sei, immer als in dem Sinne entschieden betrachtet worden, dass ein solcher Durchgang bei Ausschluss pressender Gewalt und bei Vermeidung von Stoffen, welche die Haut chemisch ver\u00e4ndern oder zerst\u00f6ren, durchaus niemals statthabe; dass wenigstens seit jenen negativen Ergebnissen gegen etwaige positive Angaben \u00e4ltererer Autoren sehr starke Zweifel zu hegen seien.\nImmerhin ist es doch aber als w\u00fcnschenswert!! bezeichnet worden, f\u00fcr die endg\u00fcltige Entscheidung der Frage noch weitere und durch die Anwendung subtilerer Methoden gesichertere Unterlagen herbeizuschaffen.\nAls eine solche weitere Unterlage m\u00f6ge hier in Kurzem das Ergehniss von ein paar Versuchen mitgetheilt werden, zu denen ich im vergangenen Semester einige meiner Sch\u00fcler, theils im Interesse der beregten Frage selber, tlieils nur zum Zwecke der Ein\u00fcbung spectralanalytischer Methoden, angeregt hatte.\nEs unterliegt wohl keinem Zweifel, dass, wenn man.von irgend einer analytischen Methode sagen darf, dass sie an Sicherheit und Feinheit alle anderen \u00fcbertreffe, dies von dem spectralanalytischen Nachweise zweier Alkalien gilt.\n*) Braune, Archiv f. pathol. Anatomie, Bd. XI.","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"379\nVon Chlornatrium reicht nach Bimsen und Kirehhoff s Bestimmungen noch weniger als-eines Milligramms aus, um \u2014 vorausgesetzt, dass es sich fein vertheilt in der Luft befindet \u2014 vor dem Spectroskope in der Flamme erkannt zu werden, und vom kohlensauren Lithion gen\u00fcgen hierf\u00fcr noch weniger als 9 Milliontheile eines Milligramms.\nF\u00fcr die Entscheidung obiger Frage bietet sich'darum kaum ein bequemeres und zugleich subtileres H\u00fclfsmittel dar, als ein Fussbad in einer Lithionl\u00f6sung: denn wenn auch nur geringe Spuren diese? Salzes die Haut durchdringen und in\u2019s Blut gelangen, so muss sich bei dem raschen Uebergange des Lithion\u2019s in Harn, Speichel oder Schweiss die Anwesenheit desselben in diesen Seeroten sogleich bei der Spectrosk\u00f6pie verrathen.\nDie erste Idee zu diesem Versuche geh\u00f6rt Herrn Prot. ; Bunsen an, der mir den Vorschlag dazu schon machte,als Ich noch das Gl\u00fcck hatte, in Heidelberg sein Sch\u00fcler zu . sein.\nSchon damals f\u00fchrte ich einen Versuch mit der lithion* haltigen Rappen au er Mutterlauge, und zwar mit Negativem Resultate, aus. Vor Wiederholung solcher Versuche in T\u00fcbingen wurde vorerst festgestellt, wie viel Gewichtstheile kohlensauren Lithion's man sich einverleiben muss, um es etwa eine halbe bis ganze Stunde nach dem Gen\u00fcsse spec-tralanalytisch im Harne erkennen zu k\u00f6nnen ; denn erst hach dieser Feststellung konnte einigermassen bemessen werden, eine wie concentrirte L\u00f6sung von dem Salze und eine wie lange Dauer des Bades f\u00fcr einen positiven Erfolg m\u00f6glicherweise noth wendig sei.\t*\nEs wurden zu dem Zwecke vier verschiedene L\u00f6sungen von kohlensaurem Lithion bereitet, deren bez\u00fcgliche Procentgehalte 0,25, 0,125, 0,050 und 0,025 betrugen. Von diesen vier verschiedenen L\u00f6sungen wurden einigen meiner Sch\u00fcler je 100 Cc. zu trinken gegeben. Im Harne derjenigen, von denen jeder nur 25 inllgr. Salz erhalten hatte, war eine halbe bis ganze Stunde nach <lem Gen\u00fcsse kein Lithion zu entdecken und ebensowenig in deren Schweiss ; allein es liess","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nsich auch nicht nachwcisen, als der Harn der gleichen Versuchspersonen vom ganzen folgenden Tage \u2014 vom Augenblicke des Genusses an gerechnet \u2014 gesammelt und bis auf je 30 Cc. vorsichtig eingedampft worden war. Dagegen machte sich das Salz meist schon nach einer halben Stunde im Harne derjenigen bemerkbar, die 50 mllgr. davon bekommen hatten ; auch Hess es sich in einem Falle deutlich wahrnehmen, wo nur etwa 35 mllgr. genommen, aber etwa 400 Gc. des bis zu zwei Stunden nach dem Gen\u00fcsse entleerten Harnes bis auf 20 Cc. concentrirt worden waren.\nUm weiter eine Vorstellung dar\u00fcber zu gewinnen, welch kleine Lithionmengen, in Wasser gel\u00f6st und in der Oese eines feinen PJatindrahtes in die Bunsen\u2019sche Flamme gebracht, vor dem Spectroskope noch erkennbar seien, bereiteten wir uns noch einige L\u00f6sungen von geringerer Concentration, als die genannten, und da zeigte sich, dass eine Concentration von 0,000025 f\u00fcr das Aufleuchtenlassen des rothen Streifens in der Mehrzahl der F\u00e4lle noch gen\u00fcgend ist. Nimmt man an, dass die Menge der in der sehr kleinen Oese des Drahtes h\u00e4ngenbleibenden Fl\u00fcssigkeit im Maximum einen Cubicmilli-meter betrage, so gelangten also in einem einzigen kurzen Augenblicke 0,000000025 gr. Salz mit dem Wasser in die Flamme, was etwa aussagt, dass auch nach diesem \u2014 wegen des raschen Wegspritzens der Fl\u00fcssigkeit vom Drahte durchaus ung\u00fcnstigen \u2014 Verfahren doch immer noch weniger als drei Hunderttausendel von 1 mllgr. Lithionsalz spectroskopisch erkannt werden k\u00f6nnen.\nNun erst konnten wir zu unseren eigentlichen Versuchen schreiten. Es wurde dazu eine L\u00f6sung von 00 gr. kohlensauren Lithions in \u00f6 Liter Wasser hergestelll und diese so lange unter Erw\u00e4rmen mit concentrirter Salzs\u00e4ure versetzt, bis ihre Reaction neutral geworden war: sie enthielt nun etwa 1 \u00b0/o leicht l\u00f6sliches Chlorlithium. In diese auf circa 30\u00b0 C. erw\u00e4rmte L\u00f6sung wurden beide Fiisse soweit eingetaucht, dass die Fl\u00fcssigkeit eben noch die Kn\u00f6chel umsp\u00fclte, und das Bad 30\u201435 Minuten lang fortgesetzt. Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, dass die Haut der Fiisse","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"381\nvollst\u00e4ndig heil war; auch, dass beim Herausnehmeh der Fusse aus dem Bade alles Umherspritzen der Fl\u00fcssigkeit vermieden und das Abtrocknen von einem Anderen als dem Badenden besorgt wurde.\nWir sch\u00e4tzten die von der Fl\u00fcssigkeit umsp\u00fclte Oberfl\u00e4che der beiden F\u00fcsse auf ungef\u00e4hr 1500Detm. und konnten uns also sagen, dass die die Haut unmittelbar ber\u00fchrende, 1 mm. dicke, Fl\u00fcssigkeitsschicht 1,5 gr. Salz enthalte. Wenn nun aus dieser d\u00fcnnen Schicht w\u00e4hrend einer halben Stunde auch nur der 30. Theil ihres Salzgehaltes durch die Haut resorbirt und an\u2019s Blut abgegeben worden w\u00e4re, so h\u00e4tte sich der Badende bereits 50 mllgr. Li th ionsalz ejnverleibt gehabt und in diesem Falle musste es, wie wir uns fr\u00fcher \u00fcberzeugt, ein Leichtes sein, das Lithion in dem nach einer halben Stunde gelassenen Harne nachzuweisen.\nEs wurden mehrere solcher Versuche angestellt und zwar von den Herrn Dr. Schreiner und med. stud. Quen-stedt, allein in keinem von allen diesen Versuchen konnte das Lithion im Harne wiedergefunden werden ; selbst dann nicht, wenn wieder der Harn vom ganzen darauf folgenden Tage vorsichtig concentrirt und nun erst zu den Spectral-versuchen benutzt wurde.\t\u2022\nWir k\u00f6nnten uns jetzt ohne Weiteres der. Meinung derjenigen anschliessen wollen, welche die menschliche Haut gel\u00f6sten Salzen gegen\u00fcber f\u00fcr absolut undurchl\u00e4ssig halten ; aber gerade unsere ebenerw\u00e4hnten Versuchsergebnisse gestatten uns nicht, mehr zu behaupten als, dass von einer etwa 1500 \u25a1ctm. grossen, heilen Hautoberfl\u00e4che aus einer 1 procentigen 30\u00b0G. warmen, w\u00e4sserigen Chlorlithiuml\u00f6sung w\u00e4hrend einer halben Stunde, wenn \u00fcberhaupt w\u00e4gbare Mengen, jedenfalls keine 50 mllgr. Salz resorbirt werden k\u00f6nnen\u00bb","page":381}],"identifier":"lit16383","issued":"1880","language":"de","pages":"378-381","startpages":"378","title":"Ueber die Undurchl\u00e4ssigkeit der menschlichen Haut f\u00fcr L\u00f6sungen von Lithionsalz","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:22:10.232413+00:00"}