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{"created":"2022-01-31T12:34:49.796701+00:00","id":"lit16387","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Astaschewsky","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 4: 397-406","fulltext":[{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die S\u00e4urebildung und den Milchs\u00e4uregehalt der Muskeln.\nVon Dr. Astaschewsky ans Kasan.\n(Aus \u00ablern phyniologiacb-chemiacbcn Institut zu Htransburg).\n(Der Redaktion \u00fcbergeben am 7. August 1880).\nDu Bois-Reymond1)hat bekanntlich gezeigt, dass die ganz frischen lebendigen Muskeln violettes Lakmuspapier gar nicht ver\u00e4ndern. Aber wenn der Muskel seine Leistungsf\u00e4higkeit eingeb\u00f6sst hat und todtenstarr geworden ist, dann reagirt er sofort sauer. Er ist sogar reich an Saure, denn die Fl\u00fcssigkeit, welche jetzt aus dem Querschnitt sickert, f\u00e4rbt das blaue Lakmuspapier fast zwiebelroth.\nDaraus ist nach Du Bois-Reymond ersichtlich, \u00abdass in den Muskeln um die Zeit des Erstarrens S\u00e4ure in ansehnlicher Menge frei wird.\u00bb2)\nAber ausser der postmortalen S\u00e4urebildung sqll sich auch intra vit am, zufolge heftiger und anhaltender Muskel-contraktionen, ebenfalls S\u00e4ure bilden. ' Wenn durch Heizung eines n. ischiadicus der betreffende Gastropnemius des Frosches iri Contraction gebracht wird, so findet man denselben oft, wenigstens stellenweise, entschieden sauer.8)\nAm Besten gelingen diese Versuche an Kaninchen. \u2022\n\u00abZerschneidet man einem Kaninchen den Ischiadnerven der einen Seite, vergiftet dasselbe mit Strychnin und schneidet unmittelbar nach oder besser noch w\u00e4hrend dem letzten Krampfanfalle die Wadenmuskeln beider Seiten aus, so findet\nmanjlie ruhenden neutral, die tetanisirten aufs entschiedenste sauer.\u00bb4)\n\u2019) Monatsber. d. kgl. Preuss. Akad. d. Wissensch., 1860,-S. \u00c4>7.\n*) Ibid., S. 298.\n*) Ibid , S. 314.\t:\nA) Ibid., S. 317.\t.\t\u2022\nZeitschrift, f. physiol. Chemie, IV,\t-.i\t, a* *\nl","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"31)8\nWelche S\u00e4ure bedingt, nach Du Bois-Reyinond, diese\nsaure Reaction ?\n\u00abOie rothen Flecken, welche durch Tetanus ges\u00e4uerte Muskeln auf blauem Lakmuspapier machen, sind von dauernder Beschaffenheit und die Siedhitze v\u00e9rin g \u00fcber die dergestalt in den Muskeln entwickelte S\u00e4ure ebensowenig, wie \u00fcber die auf anderem Wege freigewordene. Die saure Reaction der. angestrengten Muskeln r\u00fchrt folglich weder her von der nach Matteucci und Valentin reichlicher darin entwickelten Kohlens\u00e4ure, noch von saurem phosphorsaurem Kali. Dass Fleischmilchs\u00e4ure die Ursache derselben sei, wird noch dadurch wahrscheinlich gemacht, dass Berzelius aus den Muskeln gehetzten Wildes eine auffallend grosse Menge Milchs\u00e4ure erhielt etc,\u00bb1)\nFolwarczny2) extrahirte das frische Ochsenherz mit Weingeist und kam zu dem Schluss: \u00abin frischen Muskeln sind weder freie Milchs\u00e4ure noch milchsaure Salze enthalten\u00bb und folgerte: \u00abdie Versuche Du Bois-Reymond finden in dieser Untersuchung volle Best\u00e4tigung.\u00bb\nHei den ha in8) bestimmte im Jahre 1804 die Quantit\u00e4ten der Milchs\u00e4ure in den Muskeln colorimetrjsch, indem\ner sie mit einer ges\u00e4ttigten ClNa-L\u00f6sung, die mit violetter\nLakmustinctur gef\u00e4rbt war, extrahirte. Dabei fand er, dass die tetanisirten Muskeln, sowohl bei tortdauernder Blutcir-\nculation, als auch bei Ausschluss derselben, Lakmustinctur st\u00e4rker, als die ruhenden Muskeln r\u00f6then. Indem er die Muskeln verschiedene Lasten heben Hess und dann nach der F\u00e4rbung die Menge der S\u00e4ure bestimmte, fand er: \u00abdie Curve der S\u00e4urebildung, auf die Abscisse der Belastungen bezogen gedacht, nimmt denselben Verlauf wie die Curve der leben-\ndigen Kr\u00e4fte.\u00bb4)\nRanke bestimmte die Quantit\u00e4t der Milchs\u00e4ure in den Muskeln, indem er dieselben mit Wasser extrahirte und dann\n') Monatsber. d. kgl. l\u2019reuss. Akad. d. Wissensch. 1860, S. 321. \u2022) Wochen!\u00bb!, d. Zeitschr. d. kaiserl. kgl. Oeselisch, d. Aer/.te in Wien 1862, S. 25\u201428.\n*) Mechanische Leistung etc. 8. 146.\n*) Ibid., S. 160.","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"309\nmit Natronlauge titrirte. Er fand, abweichend von Heiden-li a in, dass \u00abder tetanisirte Muskel weniger Saure\u00bb erzeugt, als der geruhte. Der Tetanus des Muskels verbraucht saure-\u00bb bildenden Stoff.\u00bb1) Der Muskel besitzt, nach Ranke nach seiner Entfernung aus dem Blutkreislauf ein unver\u00e4nderliches Sfiurebildungsm\u00e4ximum.2)\nAus dem Erw\u00e4hnten ist ersichtlich, dass wir bis jetzt noch keine Bestimmungen der Milchs\u00e4ure in ruhenden und arbeitenden Muskeln besitzen, da es unbekannt bleibt, welche \u25baS\u00e4ure H e i d e n h a i n und Ranke bestimmt haben;\nDas Ziel der vorliegenden Arbeit ist, diese L\u00fccke aus-zul\u00fcllen.\nDie Methode der Untersuchung war folgende :\nEinem Kaninchen wurde das R\u00fcckenmark in der H\u00f6he des unteren Brusttheils subcutan durchschnitten und auch ein Ischiadicus. Letzterer wurde im Laufe von 35\u201400 Minuten mit Inductionsstr\u00f6men gereizt, zufolge dessen die Muskeln in heftigen Tetanus versetzt wurden. Darauf wurde das Versuchsthier entweder durch den Nackenstich oder durch Verblutung rasch get\u00f6dtet. Dann wurden die noch zuckenden Muskeln von beiden Hinterl\u00e4ufen entfernt, fein zerkleinert und, um postmortale Fermentation zu vermeiden, sofort in Kolben mit abgewogenen Mengen von absolutem Alkohol gebracht und nun gewogen. Hierauf wurden die Muskeln mit einem Theil desselben Alkohols in einen Porzellanm\u00f6rser gebracht und darin m\u00f6glichst fein zerrieben, abermals gewogen und dann zu jeder Portion so viel Alkohol zugef\u00fcgt, bis jedes Gramm der ruhenden und tetanisirten Muskeln mit der gleichen Menge (5\u20146 gr.) Alkohol extrahirt wurde.* Die Kolben w\u00fcrden luftdicht zugestopft, im Laufe von 7\u20148 Tagen stehen gelassen, von Zeit zu Zeit gesch\u00fcttelt. Nach 7--8 Tagen wurde der Alkohol abgegossen und die Muskeln abermals mit derselben Menge frischen Alkohols extrahirt. Nach 2-3 Tagen wurde dieselbe Procedur zum 3. Male wiederholt. Die gesamten Extrade wurden darauf filtrirt, das Fleisch auf dem\n') Tetanus, 8. 150. *) Ibid., 8. 140.","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nFilter mit seinem 3 fachen Volum Alkohol ausgewaschen und zuletzt in kleinen Portionen in eine grosse Menge siedendes Wasser eingetragen, wor\u00fcber an einem anderen Orte ausf\u00fchrlich berichtet werden wird.\nVon den vereinigten Alkoholextrakten wurde der Alkohol abdestillirt, der Rest im Becherglase auf dem Wasserbad bis zur Trockene eingedampft, 35 Minuten lang im Luftbad bei 100\u00b0 C. getrocknet und gewogen, \u2014 das Gewicht ergibt die Menge des Al kohol ex tractes. Dann wurde das Alkohol-extract mit 12\u201415 CG. Wasser aus dem Glase ausgesp\u00fclt, in einen Kolben gebracht und mit grossen Portionen Aether behandelt, um die freie Milchs\u00e4ure zu extrahiren.\nDer Aether wurde abdestillirt, der R\u00fcckstand mit gleichem Volum Wasser versetzt, schwefelsaure Magnesia zur Bef\u00f6rderung der Filtration zugef\u00fcgt und filtrirt. Das Filtrat wurde mit Aether extrahirt, dieses Aetherextrakt mit Zinkoxyd oder Zn GO3 gekocht, heiss filtrirt, bis zum kleinen Volum eingeengt und in den Exsiccator zur Crystallisation des milchsauren Zink gebracht. Da aber die schwefelsaure Magnesia die Filtration nur wenig beschleunigte, so wurde in den n\u00e4chsten Versuchen ein anderes Verfahren eingeschlagen. Der R\u00fcckstand wurde mit Barytwasser behandelt, der \u00fcbersch\u00fcssige Baryt mit CO2 entfernt und abfiltrirt, das Filtrat bis zum kleinen Volum abgedampft und dann tropfenweise Zinksulfatl\u00f6sung zugef\u00fcgt und abfiltrirt. Das Filtrat wurde eingedampft und in den Exsiccator zur Crystallisation des milchsauren Zink gebracht.\nBei dieser Bearbeitung gelang es mir nur 1 Mal Spuren freier Milchs\u00e4ure nachzuweisen und zwar in den ruhenden Muskeln.\nAuf Grund dieser Erfahrungen m\u00f6chte ich behaupten, dass die Milchs\u00e4ure in den tetanisirten, wie in den ruhenden Muskeln an Basen gebunden ist.\nUm die Milchs\u00e4ure in Freiheit zu setzen, versetzte ich das Alkoholextrakt mit dem gleichen Volum Salzs\u00e4ure (1 Th. conc. Salzs\u00e4ure + 2 Th. Wasser) und daraus wurde die Milchs\u00e4ure mit grossen Portionen Aether ausgesch\u00fcttelt.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"401\nDt*r Aetherauszug wurde bis auf ein kleines Volum cin-* gedampft, mit gleichem Volum Wasser versetzt, mit Zinkoxyd oder kohlensaurem Kalk gekocht, heiss iiltrirt, bis zum kleinen Volum auf dem Wasserbad eingeengt und in den Exiccator zur Crystallisation des milchsauren Zink gebracht. Die Crystalle * wurden mit einer Mischung von 1 Tlieil Aether und 2Theilen Alkohol ausgewaschen, die Fl\u00fcssigkeit auf ein Filter gebracht, dieses Filtrat auf dem Wasserbad eiugedatnpfl und auf milchsaures Zink untersucht. Das Filter wurde mit heissem Wasser ausgewaschen und das Waschwasser in der Schale, wo die Crystalle von milchsaurem Zink sich, befanden, gesammelt\u00ab Das milchsaure Zink, auf solche Weise erhalten, wurde noch 1 oder 2 Mal umkrystallisirt, dann in diesem Salze der Gehalt an Crystal!wasser und an Zink bestimmt oder daraus das Kalksalz gewonnen und Crystal! wasser und Calci umgehalt bestimmt.\nDie auf diesem Wege erhaltenen Resultate sind in folgender Tabelle zusamniengestellt.\nIm Wasserauszuge der Muskeln waren keine milchsauren Salze vorhanden.\t;\n(Tabelle I folgt auf n\u00e4chster Seite,.)\nWie aus der Tabelle ersichtlich, ist die MiIcKs\u00e4urein enge in den tetanisirten Muskeln viel geringer, als in den ruhenden.\nUm mehr Sicherheit dar\u00fcber zu gewinnen, durchschnitt ich,, den zwei Kaninchen je einen Ischiadicus, so dass das betreffende Bein im Laute von 40 Stunden gel\u00e4hmt war.\n(Tabelle II folgt auf n\u00e4chster Seite.)\nAlso enthalten d i e par a 1 y si r ten Muskeln me hr Milchs\u00e4ure, als die tetanisirten.\nDas Alkoholextrakt erweist, sich zugleich in den tetanisirten Muskeln bedeutend geringer, als in den ruhenden.\nNach Helmholtz1) und Ranke2) betr\u00e4gt die Alkohol-, extraktmenge der tetanisirten Muskeln etwas mehr, als die der ruhenden. Diese Widerspr\u00fcche erkl\u00e4ren sich, glaube ich,\n*) Muller\u2019s Archiv 184-5, S. 72\u201483.\t'\nTetanus, S. 131.\t\u2019\t,\t,\t/","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\ndadurch, dass die beiden Forscher ihre Bestimmungen bei Blutcirculationsauschluss machten, meine Untersuchungen sind dagegen bei fortdauernder Blutcirculation angestellt; hier werden jedenfalls die gebildeten Stoffwechselprodukte mit dem Blute entfernt.\nTabelle I.\nVersuchs- Nuunner.\tGewicht der Muskeln in gr.\tMenge des milch* sauren Zink. (ohne Crystallwasser.)\t\tAlkoholextrakt- menge.\t\n\t\tKr\tauf 100 Th. des Irischen Muskels.\tabsolute Menge in gr.\tauf 100 Th. des frischen Muskels.\ni.')\ti Ruhend 134 ) Tetanisirt 131)\ta, 0,369 a\\ 0,278\t0,275 \u00b0o 0,186 \u00bb\t3,475 3,162\t2,593\u00b0/o 2,122 \u00bb\ni Ruhend 189\tb, 0,162\t0,244 \u00bb\t5,270\t2,788 \u00bb\n) Tetanisirt 207,5\tb\\ 0,138\t0,066 \u00bb\t5,182\t2,497 \u00bb\n.\u25a0 *\tMilchsaurer Kalk.\t\t\t\n\\ Ruhend 213\tc, 0,451\t0,211 *\t6,065\t2,847 \u00bb\n) Tetanisirt j237,5\tc\\ 0,253\t0,106 \u00bb\t5,761\t2,425 \u00bb\na,\tOystallwasser 13,6\u00b0/o \u2014 Zinkgehalt 28,5\u00b0/o\na\u2018,\t\u00bb\t13,1 \u00bb\t-\t\u00bb\t30,1\t\u00bb\nb,\t\u00bb\t13,1\u00bb\t-\t\u00bb\t22,3\t\u00bb\nb',\t\u00bb\t13,0 \u00bb\t\u2014\t\u00bb\t23,6\t\u00bb\nc,\tMilcbsaurer Kalk 23,6 * \u2014 Kalkgehalt 18,5 \u00bb\nc\u2018,\t*\t30,8 *\t-\t\u00bb\t16,1\t\u00bb\nTabelle II.\ni . Gewicht der\tMilchsaures Zink (mit Crystallwasser.)\t\t\tAlkoholextraktmenge.\t\t\nMuskeln . in gr. .... \"\t:\u00a7 ' \u25a0\t\u00e0 * * \u00e4 g S 4 O M \u00a7 \u2019s \u00ab\tauf 100 Th. der trockenen Substanz.\tI J absolute Menge.\t\u00c0\t. 1 H a x o S JS b * ** \u2019S a ft \u00ab\u00ab 3 v. \u00c4 es\tauf 100 Th. der trockenen Substanz.\nGel\u00e4hmt. Musk. 121,5\t0,594\t0,488\u00b0o\t2,043%\t3,553\t2,024\t12,225%\nNormal. 50' lang tetanisirt.\t127\t0,482\t0,379 \u00bb\t' 1,837 *\t3,180\t2,503\ti 12,120\u00bb\nCrystallwasser 13 \u00b0o (VJ \u2014 Zinkgehalt 27,2\u00b0/\u00ab. \u00bb\t12,2 *\t\u2014\t\u00bb\t23,0 \u00bb\n\u2019\u00bb Fleisch von 2 Kaninchen. a) \u00bb\t3\n3)\t\u00bb\t3\t.\nV","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"403\nWenn die Muskeln keine freie Milchs\u00e4ure enthalten, daun m\u00f6chte ich fragen: welche S\u00e4ure Hei den ha in .und- Hanke bestimmt haben, ersterer colorimetrisch, der Letztere durch Titrirung mit Natronlauge?\nDies ist aus Folgendem ersichtlich :\nWeder die lebendigen, noch die schon todtenstarren Muskeln von Kaninchen, Tauben, Fr\u00f6schen zeigen, in absoluten Alkohol eingebracht, jemals saure Reaction, wie ich mehrere Male mich \u00fcberzeugt habe. Aber wenn dieselben Muskeln aus dem Alkohol in Wasser gebracht werden, so nimmt dieses nach 2\u20146 Minuten deutlich saure Reaction an. Werden sie wieder in Alkohol gelegt, zeigt sich wieder in keinem F\u00e4lle saure Reaction u. s. w.\nDaraus kann man schlossen, dass die Substanz, welche saure Reaction bedingt, sich nicht in Alkohol \u00e4ufl\u00f6st, w\u00e4hrend sie sich leicht in Wasser, in Gl Na-L\u00f6sung von verschiedener Concentration, sogar in ganz ges\u00e4ttigter ClNa-L\u00f6siing l\u00f6st. Diese Substanz kann offenbar nicht Milchs\u00e4ure sein. In Muskeln, welche in destillirtem Wasser erstarrt waren, konnte ich auch keine freie Milchs\u00e4ure nachweisen. . Die Substanz, welche die saure Reaction der Muskeln verursacht, ist saures phosphorsaures Kali, wie schon Liebig1), Fremy und Valenciennes2) meinten. Von der vollkommenen Richtigkeit dieser Ansicht konnte ich mich \u00fcberzeugen in der folgenden Weise : Muskelwasserauszug habe ich bis zur Trockene abgedampft, dann mit 50% Spiritus behandelt, abfilfrirt, das Filtrat bis zur Syrups Consistenz eingeengt, und zur Crystallisation stehen gelassen. W\u00e4scht man die Crystalle mH starkem Alkohol und crystallisirt abermals um, so bekommt man Crystalle des sauren phosphorsauren Kali.\nHeidenhain und Ranke bestimmten also die S\u00e4ue-jamgsfahigkeit des vorhandenen sauren phosphorsauren K\u00e2li, und nicht der Milchs\u00e4ure.\nWir haben, neben der Milchs\u00e4uremenge, auch die S\u00e4uregrade der Muskeln bestimmt. Dazu wurde die folgende Methode\n') Annalen d. Chemie u. Pharmacie, Bd. 61, S. 335.\n*) Journal de Pharmacie et de chimie 1855, ,S. 402.","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nbenutzt.Schon Du Bois-R ey mondl)eonstatirte,dass \u00abFroschmuskeln, die der Siedhitze ausgesetzt waren, nie sauer werden.\u00bb Solche Muskeln reagiren neutral oder alkalisch, aber die Fl\u00fcssigkeit, wie ich mehrere Male gesehen habe, besitzt immer saure Reaction. Zum Beispiel: Ich habe die Muskeln der hinteren Extremit\u00e4ten von 3 Fr\u00f6schen, in kleinen St\u00fcckchen, in 200 CG. siedender \u00b0/o CINa-L\u00f6sung eingebracht, 5 Minuten gekocht, herausgenommen ; dann noch Gl Na-L\u00f6sung zugef\u00fcgt, neue, ganz lebendige Fleischst\u00fcckchen eingeworfen u. s. w., so dass ungef\u00e4hr 500 CG. CINa-L\u00f6sung verbraucht und 9\u201410 gr. der Muskeln gekocht wurden. Dabei bekam das Fleisch alkalische Reaktion, die im Laufe von 4 Tagen, bis zum Beginn der F\u00e4ulniss anhielt; aber die bis 15 CG. cingcdampfte Fl\u00fcssigkeit hatte stark saure Reaction; zur vollkommenen Neutralisation derselben verbrauchte ich 4,6 GG. V10 Normalnatronlauge.\nAuch die Muskeln, welche schon fr\u00fcher starr geworden sind und sauer reagiren, k\u00f6nnen beim Kochen ebenfalls der sauren Reaction beraubt werden. Es geht also saures phosphorsaures Kali beim Kochen des Fleisches in w\u00e4sseriger Fl\u00fcssigkeit sehr rasch in das Wasser \u00fcber, und ich habe diese Methode benutzt, um die S\u00e4uregrade der Muskeln zu\nbestimmen.\nDie mit dem absoluten Alkohol ganz ersch\u00f6pften Muskeln wurden in 5-faches Volum siedenden Wassers, in kleinen Portionen hineingeworfen, 5 Minuten gekocht, dann im Por-cellanm\u00f6rser zerrieben, noch 1 Mal in dasselbe Volum Irischen siedenden Wassers eingebracht, wieder zerrieben u. s. w., bis 3 Male. Nur der erste Auszug halte saure Reaction, der zweite war fast neutral, aber der dritte \u2014 immer neutral. Die gesammten Ausz\u00fcge wurden abfiltrirt und bis auf solches Volum abgedampft, dass auf 1 gr. Fleisch 1,1\u20141,6 CG. der Fl\u00fcssigkeit blieb, dann 50 CC. von dieser Fl\u00fcssigkeit mit Natronlauge titrirt und die S\u00e4uregrade auf Schwefels\u00e4ure berechnet.\nIn denselben 50 CG. wurde dann die W asserextraktmenge bestimmt die Fl\u00fcssigkeit wurde auf dem Wasserbade bis zur\n') Monatsberichte, I. e., S. 304.","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"405\nTrockene abgedampfl, bei 100\u00b0 C. getrocknet und dann gewogen. Bei der Berechnung wurde die Natronlauge abgezogen.\nTabelle 111.\n\tGewicht der Muskeln in gr.\tWasserexlrakl-menge. .\t\t\u00bb '\u25a0 V S\u00e4uregrade\nVersik'h.miuiiimer.\t\tabsolut\u00ab1 Menge.\tauf lim Th. . = d\u00ab\u00abr frm-hon Muskeln.\tauf Schwefel- s\u00e4ure herechnet.\n1. !\tt buhender\t134 ) Teianisirler 14t)\t3,142 3,183\t2,344\u00ab/\u00ab 2,130 \u00bb\t0,284\u00b0/\u00ab 0,140\u00bb\n2.\t1 buhender\t18t)\t.4,1)45\t2,010 \u00bb\t0,178 \u00bb\n\t\\ Tetanisirter\t207,5\t5,230\t2,520 *\t0,120 \u00bb\n3.\tI Ituhender\t\"213\t4,504\t2.150 \u00bb\t0,221 \u00bb\n\t1 Telanisjirter 237.5\t5,107\t2,150\u00bb\t0,143\u00bb\n4. \\\t1 Gel\u00e4hmter 121,5 \\ Norm, tetanis. 127\t2,542 2,740\t2,01)2 \u00bb\u2019 2,100\u00bb\t0,248 \u00bb 0,11)8 \u00bb\nWie aus obigem ersichtlich, ist der S\u00e4uregrad der ruhenden und sogar der gel\u00e4hmten Muskeln viel h\u00f6her, als der der tetanisirten (Banke.)\nDie Wasserextractmenge der tetanisirten Muskeln ist meist etwas geringer, als die der ruhenden (Helmholtz, Banke).\nDie Besultate dieser Untersuchungen sind also folgende :\n1 ) M oder die ruhenden, noch die arbeitenden Muskeln enthalten freie Milchs\u00e4ure. 1\n-) ^'e Quantit\u00e4t der milchsauren Salze ist in den arbeitenden Muskeln viel geringer, als in den ruhendem\n\u00f6) Die Alkoholextraktmenge der arbeitenden Muskeln, bei fortdauernder Blutcirculation, ist bedeutend geringer, als in den ruhenden.\n4)\tDie saure Beaction der todtenstarren Muskeln h\u00e4ngt von saurem phosphorsaurem Kali ab.\n5)\tDie Menge dieses Salzes ist in arbeitenden Muskeln viel geringer, als in den ruhenden.","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\n6) Bei der Gerinnung des Muskels, sei es durch Alkohol, oder durch Siedhitze, oder durch ges\u00e4ttigte CINa-L\u00f6sung bedingt, erh\u00e4lt der Muskel stets die saure Reaction. Bei allen Erstarrungsarien tritt Ans\u00e4uerung der Muskeln ein.\nln dein siedenden Wasser bildet sich das Maximum an S\u00e4ure (beim Kaninchen im Durchschnitte nach Ranke1) 0,225\u00b0/o)*\t.\nWas die saure Reaction der tetanisirten, aber noch nicht erstarrten Muskeln betrifft, so h\u00e4ngt diese, wie ich glaube, von GO2 ab. Die Untersuchungen, welche ich im Laboratorium des Hrn. Prof. Kowalewsky (in Kasan) mit Salzfr\u00f6schen ausgefuhrt habe, zeigen, dass das in einer mit Lakinus gef\u00e4rbten 1/a\u00ae/o CINa-L\u00f6sung arbeitende Froschbein diese etwas r\u00f6thet, aber dass diese rothe Farbe beim Kochen und bei Durchleitung eines Luftstroms verschwindet.\n. Zum Schluss halte ich es f\u00fcr meine angenehme Pflicht, Hrn. Prof. Hoppe-Seyler und Hrn. Dr. Heiter f\u00fcr ihre \u00e4usserst freundliche Unterst\u00fctzung bei dieser Arbeit, meinen besten Dank auszusprechen.'\nStrassburg, den 7. August 1880.\n') Tetanus, S. 148.\t4","page":406}],"identifier":"lit16387","issued":"1880","language":"de","pages":"397-406","startpages":"397","title":"Ueber die S\u00e4urebildung und den Milchs\u00e4uregehalt der Muskeln","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:34:49.796707+00:00"}