Open Access
{"created":"2022-01-31T13:52:24.575762+00:00","id":"lit16389","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Brieger, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 4: 414-418","fulltext":[{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"Weitere Beitr\u00e4ge zur Kenntniss des Skatols.\nVon Dr. L. Briefer.\nAssistenzarzt der medicinischen Universit\u00e4tsklinik zu Berlin.\n(Aus der chemischen Abtheilung de\u00bb physiolog. Institut\u00ab zu Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am IR. August.)\nUnter den bisher bekannten aromatischen Produkten der Eiweissf\u00e4ulniss sind das Indol und Phenol am h\u00e4ufigsten beobachtet worden, w\u00e4hrend das Skatol (Co H# N) nur unter gewissen Verh\u00e4ltnissen aufgefunden wurde.\nAbgesehen von den Excrement en, aus denen ich das Skatol zuerst in erheblicherer Quantit\u00e4t darstellte und ana-lysirte1) hat Sec re tan2 *) nur Spuren desselben nach sechs-monatlicher F\u00e4ulniss aus Eiweiss unter Wasser erhalten. Nencki8) hingegen konnte gr\u00f6ssere Quantit\u00e4ten desselben nach f\u00fcnfmonatlicher F\u00e4ulniss aus Pancreas und Fleisch sich bereiten. Neuerdings haben auch noch E. und H. Salkowski4) aus Fleisch nach 8\u201410 t\u00e4giger F\u00e4ulniss ein Mal eine gr\u00f6ssere Menge, das andere Mal nur Spuren da^on sich bilden gesehen.\nEin bequemes und sicheres Mittel zur Gewinnung des Skatols in kurzer Zeit habe ich vor Kurzem angegeben5), indem ich in der Zersetzung des Bluteiweisses durch die F\u00e4ulniss eine relativ ergiebige Quelle zur Bildung des Skatols erkannte.\n*) Berichte der deutsch, ehern. Gesellschaft Bd. X, p. 10(27 und Journal f. prakt Chemie. N. F. Bd. 17, p. 124\u2014138.\n*) Recherches sur la putr\u00e9faction de l'albumen et sur sa transformation en graisse. Dissertation inaugurale. Gen\u00e8ve 1876, p. 14.\n*) Centralblatt f. d. medicinischen Wissenschaften 1878, Nr. 47 u. Journal f. prakt. Chemie 1879, Heft 19/20, p. 466\u2014469.\n4) Berichte d. deutsch, ehern. Gesellschaft, Bd. XII, p. 651.\n\u2022) Id.. p. 1985.","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"415\n/\nEs war nun von Worth zu ermitteln, ob das Skatol ein ebenso charakteristisches Zersetzungsprodukt der Eiweiss-f\u00e4ulniss ist, als das Indol und Phenol, zumal die von mir angegebene Methode zur Trennung des Skatols vom Indol den eventuellen Nachweis desselben erleichterte1). Nachdem n\u00e4mlich der F\u00e4ulnissbrei -mit Essigs\u00e4ure destillirt, das Destillat neutralisirt und mit Aether gesch\u00fcttelt ist, wird der Aether-r\u00fcckstand in Wasser zerthcilt und mit heisser Pikrins\u00e4ure und Salzsaure versetzt. Die abgeschiedenen, theils krystal-Imischen, theils harzigen Massen werden dann mit w\u00e4sserigem Ammoniak destillirt, worauf sich in der Vorlage Kryslalle von Indol und Skatol absetzen. DasSkatol l\u00e4sst sich dadurch vom Indol und anderen Beimengungen trennen, dass man die Krystalle wiederholt in wenig absolutem Alkohol l\u00f6st und mit der 8 bis 10fachen Menge W\u00e4sser f\u00e4llt,\u2019wobei das Indol, welches leichter l\u00f6slich ist als das Skatol in den Fl\u00fcssigkeiten zur\u00fcckbleibt. Der Schmelzpunkt des Skatols (93,5\u00b0 C.) seine Violettf\u00e4rbung mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure und weiss-liclie Tr\u00fcbung mit rauchender Salpeters\u00e4ure lassen auch die geringsten Quantit\u00e4ten dieser Substanz scharf unterscheiden vom Indol, das bei 25\u00b0 C. schmilzt und die Nencki\u2019sclie Reaction, einen rothen, flockigen Niederschlag mit rauchender Salpeters\u00e4ure gibt.\nNach dieser Methode gelang es mir nun aus Fibrin, Eiereiweiss und aus Leber nach 5 t\u00e4giger F\u00e4\u00fclniss nur Spureny aus V* Pf. nassen Casein 4 mllgri Skatol vom Schmelzpunkt \u202211 G. zu erhalten, die Indolausbeute hierbei war stets relativ , betr\u00e4chtlich. Die F\u00e4\u00fclniss von Kleber lieferte hingegen weder Indol noch Skatol.\t*\t' '\nEs scheint demnach das Skatol als constantes .Produkt der fortgeschrittenen F\u00e4\u00fclniss der thierischen Eiweissk\u00f6rper betrachtet werden zu m\u00fcssen. Man hat nur bei fr\u00fcheren Versuchen dies nicht beachtet, weil eben ein Verfahren der Trennung auch geringerer Mengen von Skatol vom Indol nicht bekannt war. Die von Baumann2) gefundene Th\u00e4tsache, dass reines Tyrosin weder bei der F\u00e4\u00fclniss noch heim\n*) Berichte (1. deutsch, ehern. Gesellschaft, B\u00e4. XII, \u00bb. 651.\n) Zeitschrift f. physiol. Chemie, Bd. IV, p.","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nSchmelzen mit Aetzkali, Indol oder Skatol liefert, weist darauf hin, dass ein anderer leicht abspaltbaref Atomcomplex des Eiweisses die Vorstufen dieser Substanzen in sich schliesse, Der G\u00fcte des Herrn Prof. Bau mann verdanke ich gr\u00f6ssere Quantit\u00e4ten der bei der Darstellung des Tyrosins mittelst Kochen von Hornsp\u00e4nen mit Schwefels\u00e4ure restirenden Laugen. Diese neutralisirt, wurden, nachdem das Tyrosin, welches daraus herauskrystallisirte, m\u00f6glichst entfernt worden war, mit Cloakenschlamm 4-10 Tage bei 36\u00b0 C. stehen gelassen, sie enthielten dann stets nur Skatol, nie Indol. Andererseits lieferte Bluteiweiss, das mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure 4 Tage lang gekocht worden war, von den Abscheidungen abfdtrirt und dann neutralisirt beim Digeriren bei 36\u00b0 C. mit Schlamm nur Spuren von Skatol, kein Indol, w\u00e4hrend mir sonst das nicht mit Schwefels\u00e4ure behandelte Bluteiweiss eine reiche Quelle zur Gewinnung des Skatols und theilweise auch des Indols abgab. Es l\u00e4sst sich daraus der Schluss ziehen, dass bei der Zersetzung des Eiweisses mit S\u00e4uren, die Vorstufen aus denen das Indol hervorgeht, v\u00f6llig umgewandelt, bezw. verharzen, w\u00e4hrend die Muttersubstanzen des Skatols jedenfalls zum Theil diesen Angriffen widerstehen. Vielleicht ist diese Substanz identisch mit dem K\u00f6rper, welcher in den Harn \u00fcbergeht. Auch hier ist durch Baumann1) erwiesen, dass man bei der F\u00e4ulniss desselben nur Skatol, nie Indol gewinne. Vielleicht ist diese Substanz identisch mit der skato-logenen Substanz von E. und H. Salkowski2).\nUeber das Schicksal des Skatols im thierischen Organismus habe ich bereits fr\u00fcher f\u00fcr Frosch und Kaninchen den Beweis angetreten, dass es von diesen Thieren als gepaarte Schwefels\u00e4ure ausgeschieden werde3). Mittelst der von mir angegebenen Methode habe ich mir 7 gr reines Skatol dargestellt und dasselbe innerhalb 2 Tagen einem Hunde von ca. 22 kg. einverleibt. Das Thier, welches am er\u00bbten Tage je 2 gr, am n\u00e4chsten Morgen den Rest einnahm, befand sich darauf hin\n*) Berichte d. deutsch, chem. Gesellschaft, Bd. XIII, p. 279.\n\u2022) Id., p. 189.\n>) Id., Bd. XII, p. 1985.","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"417\nganz wohl. W\u00e4hrend vor der Einfuhr des Skatolsin 50 CG* Urin einmal die Menge der Schwefels\u00e4uren ! der Salze (\u00c0) 0,157 gr., die Aelherschwefels\u00e4uren (B) 0,02 gr. betr\u00fcgen, also A\n\u2014 7,85 und 50 CG. eines anderen Uriiis 0,168 gr.\nSchwefels\u00e4ure der Salze = A und 0,017 gr: Aeth\u00e9rschwefel-\nA\n\u00abiureu = B, also \u00df = 9,8 ergaben, waren in 50 CG. des\nam l\u00e4ge nach der Einverleibung des Skatols gelassenen Harnes die Aetherschwefels\u00e4uren ca. um das Vierfache vermehrt. Es betrug n\u00e4mlich die Schwefels\u00e4ure der Salze (A) 0,126 gr.,\ndie Aetherschwefels\u00e4uren 0,066 gr. (B) also = 1,9. Das\nVerh\u00e4lt niss von A zu B hatte sich also durch die Skatolf\u00fct-terung von 9,8 zu 1,9 verschoben. Dieser Urin gab mit Eisenchlorid eine starke Violettfarbung, die theilweise in den Aether \u00fcberging, mit concentrir ter Salzs\u00e4ure f\u00e4rbte er sich roth.\nUm nun diese Aetherschwefelsauren des Skatols in Substanz darzustellen, verarbeitete ich den Urin nach dem gleichen Verfahren, welches Baumann und ich1) bei der Darstellung des indoxylschwefelsauren KalL benutzt hatten. Der Urin wurde zur Krystallisation eingedampft und mit 90\u00b0/0 Alkohol extrahirt. Der alkoholische Auszug wurde nun in der K\u00e4lte mit alkoholischer Oxals\u00e4urel\u00f6sung versetzt, so lange als der Niederschlag sich noch vermehrte. Nach ca. V* St\u00fcnde wurde rasch abfiltrirt und sofort mit einer alkoholischen L\u00f6sung von Kali versetzt, von dem ausgeschiedenen oxal-saurem Kali abfiltrirt, und der Alkohol bis auf ein kleines Volumen eingeengt und dann absoluter Alkohol hinz\u00fcgegossen. ; Beim Stehen in der K\u00e4lte schieden sich dann Krystallwarzen nebst Schmieren ab. Es wurde nun der Alkohol abgegossen und von Neuem absoluter Alkohol hihzugef\u00f6gt, wobei sich wiederum Krystalle aber weniger Schmieren absetzten. Diese Operation wurde so. lange wiederholt, bis keine Schmieren, sondern nur Krystalle ausschossen. Leider reichten dieselben\nZeitschrift f. physiol, ('.hernie. 1hl. Ul. p. 2H.","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nzur Analyse nicht aus und konnten desshalb nur ihre Eigenschaften studirt werden. Diese Krystalle in einem trockenen Reagenzglase erhitzt, entwickeln rothe D\u00e4mpfe. Der R\u00fcckstand mit Chlorbarium versetzt, gab einen Niederschlag von schwefelsaurem Baryt. Krystalle in Wasser gel\u00f6st und mit concentrirter Salzs\u00e4ure versetzt, f\u00e4rbten die L\u00f6sung roth, aus der nach Zusatz von Chlorbarium, beim Kochen schwefelsaurer Baryt herausfiel. Es ist demnach nicht zweifelhaft, dass das Skatol eine analoge Um\u00e4nderung im Organismus erleide, wie das Indol. Die im Harn auftretende gepaarte Verbindung des Skatols wird, gleichwie die des Indols als Indoxylschwefel-s\u00e4ure, als Sk a toxyl Schwefel s\u00e4ure zu bezeichnen sein.\nDie \u00fcbrigen R\u00fcckst\u00e4nde wurden in Wasser gel\u00f6st und zur Darstellung des Skatol f\u00e4rb stoffs verwendet. F\u00fcgte man n\u00e4mlich zu diesen L\u00f6sungen ca. 1/a Volumen concentr. Salzs\u00e4ure, so schied sich beim Erkalten ein amorpher rother Niederschlag ab. Derselbe wird sorgsam mit Wasser und dann mit Aether in den der Indigo hineingeht, ausgewaschen und dann \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Dieser Skatolfarb-. stoff ist unl\u00f6slich in Aether und Wasser, leicht l\u00f6slich' aber in Alkohol, den er pr\u00e4chtig burgunderroth f\u00e4rbt. Beim Versuch ihn beim Eindampfen des Alkohols zu gewinnen, wandelt er sich in eine braune, in Alkohol, Wasser und Aether unl\u00f6sliche Modification um. Der gleiche braune Farbstoff rcsultirt auch beim Kochen von skatoxylschwefels\u00e4urehaltigem Urin. Die von mir mit dem rothen Skatolfarbstoff angestellten Analysen haben zu einer einfachen Formel nicht gef\u00fchrt.\nErhitzt man den rothen Farbstoff oder das in Alkohol unl\u00f6sliche braune Produkt desselben mit Zinkstaub, so entwickelt sich der penetrante Geruch nach Skatol. Die geringen Mengen des dabei erh\u00e4ltlichen Sublimates geben die Skato!-leactionen.","page":418}],"identifier":"lit16389","issued":"1880","language":"de","pages":"414-418","startpages":"414","title":"Weitere Beitr\u00e4ge zur Kenntniss des Skatols","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:52:24.575768+00:00"}