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{"created":"2022-01-31T14:52:39.793931+00:00","id":"lit16394","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Musculus, F.","role":"author"},{"name":"Arthur Meyer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 4: 451-454","fulltext":[{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber Erythrodextrin.\nVon F. Musculus um) Arthur Meyer.\n(I\u00bbor Kcdactiuu /.uKe^aug^u am IS. October.)\nBr\u00fccke, Bond on neu u, Musc u lus, Brown und Heron nehmen an, dass es Dextrine gibt, welche sicli mit Jod rotli f\u00e4rben. Br\u00fccke hat f\u00fcr diese Dextrine den Numeri \u00abErythodextrin\u00bb eingef\u00fchrt.\nEs liegt nahe, sich zu denken, dass diese Sich roth f\u00e4rbenden Dextrine Gemenge von Achroodextrinen mit der von Musculus und sp\u00e4ter auch von N\u00e4gel i unterschiedenen und hergestellten, sich mit Jod roth f\u00e4rbenden l\u00f6slichen St\u00e4rke seien.. Da diese Modification der l\u00f6slichen St\u00e4rke auch in verd\u00fcnntem Alkohole noch l\u00f6slich ist, so wird sie sich bei fractionirler F\u00e4llung von mit Fermenten oder Schwefels\u00e4ure behandelten St\u00e4rkel\u00f6sungen noch sehr lange den ausfallenden Dextrinen beimengen und sich von diesen sehr schwer trennen lassen.\t\u2022\nDiese Idee hatte schon Walter N\u00e4geli.!) Er unterwarf ein aus St\u00e4rke durch Erhitzen unter Salpeters\u00e4urezusatz hergestelltes Dextrin der fractionirten F\u00e4llung durch Alkohol und erhielt drei Producte, von denen sich das erste durch Jod blau, das zweite roth und das dritte nur braun f\u00e4rbte. Er erkl\u00e4rte die Verschiedenheit der F\u00e4rbung durch den ver* * ; schiedenen Gehalt der Pr\u00e4cipitate an sich mit Jod blau oder roth f\u00e4rbender l\u00f6slicher St\u00e4rke. Erhalten konnte er die .l\u00f6sliche St\u00e4rke aus diesem Dextrine nicht. Dagegen stellte Musculus2) etwa zur gleichen Zeit das l\u00f6sliche St\u00e4rkemehl aus k\u00e4uflichem Dextrine dar.\n1\t\"\tv\t....\n\u2019) Walter N\u00e4geli, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der &\u00e4rkegtuppe -Leipzig 1874 \u2014 pg. 75.\n*) Bulletin de la Soci\u00e9t\u00e9' chim. 1874, Tome XXII, pg. 30,","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nGegen diese Annahme, dass die Erythrodextrine Gemische von l\u00f6slicher St\u00e4rke und Achroodextrinen seien, kann nun zwar nicht die Thatsache angef\u00fchrt werden, dass man nach dem Gefrierenlassen einer Erythrodextrinl\u00f6sung keine Ausscheidung von krystallisirter St\u00e4rke erh\u00e4lt, da auch aus einer gefrorenen L\u00f6sung des k\u00e4uflichen Dextrins keine l\u00f6sliche St\u00e4rke ausf\u00e4llt; dagegen l\u00e4sst sich das Verhalten der durch Jod rein roth gef\u00e4rbten Erythrodextrinl\u00f6sung beim allm\u00e4hlichen Verdampfen des Wassers als unterscheidendes Merkmal zwischen Erythrodextrin und l\u00f6slicher St\u00e4rke aufrecht erhalten. Die l\u00f6sliche St\u00e4rke, welche in verd\u00fcnnter L\u00f6sung mit Jod eine rein rothe F\u00e4rbung gibt, wird in con-centrirter L\u00f6sung und beim Eintrocknen rein blau gef\u00e4rbt, das Erythrodextrin in allen F\u00e4llen roth.\nUm den Beweis zu liefern, dass das Erythrodextrin dennoch ein Gemisch der beiden Substanzen ist, handelt es sich zuerst darum, einen Weg zu finden, auf welchem man die blaue Reaction der l\u00f6slichen St\u00e4rke auch mit Erythrodextrin erh\u00e4lt.\nN\u00e4gcli gibt nun 1. c. an, dass eine L\u00f6sung von sich mit Jod roth f\u00e4rbendem Dextrin beim Gefrieren ein blauviolettes Eis liefere und durch Chlorbarium blau gef\u00e4rbt werde. Eine L\u00f6sung von sich mit Jod rein roth f\u00e4rbendem Erythrodextrin lieferte uns kein violett gef\u00e4rbtes Eis und ein Niederschlag konnte weder durch Chlorbarium noch durch essigsaures Natrium in der L\u00f6sung hervorgebracht werden. Wurde aber eine durch Jod gef\u00e4rbte L\u00f6sung des Erythrodextrins gefrieren lassen und dann mit essigsaurem Natrium versetzt, so erhielt man b~im Stehenlassen der anf\u00e4nglich rothen L\u00f6sung in einem offenen Gef\u00e4sse nach einiger Zeit eine violette Fl\u00fcssig-, k\u00e7it, in manchen F\u00e4llen auch einen geringen Niederschlag von l\u00f6slicher St\u00e4rke.\nDas Jod verdampft hierbei theilweise, theilweise wird es in Jodwasserstoff \u00fcbergef\u00fchrt und so verschwindet nach und nach die rothe Farbe des durch Jod gef\u00e4rbten l\u00f6slichen St\u00e4rkemehls, w\u00e4hrend die Farbe der durch das Gefrieren aus der l\u00f6slichen St\u00e4rke wieder entstandenen, sich mit Jod blau f\u00e4rbenden St\u00e4rkemodification am l\u00e4ngsten pcrsistirt.","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"453\nAusserdem konnte auch dadurch eine Blauf\u00e4rbung des ;Erythrodextrins erhalten werden, dass man eine nicht zu concentrate L\u00f6sung des durch Jod gef\u00e4rbten Erythrodeytrins am Schalenrande in d\u00fcnner Schicht halb eintrocknen Hess und dann einige Jodsplitter auf den halbtrockenen Ueberz\u00fcg der Schale streute. Das Jod umgab sich dann mit einem blauen Hofe.\nEs war also anzunehmen, dass auch in dem sich rein roth f\u00e4rbenden Erythrodextrin noch l\u00f6sliche St\u00e4rke enthalten sei.\nDass sich das Erythrodextrin nicht blau f\u00e4rbt, wenn es in dicken Schichten eintrocknet, hat einfach darin seinen Grund, dass die Molek\u00fcle der l\u00f6slichen St\u00e4rke Von dem sich nicht f\u00e4rbenden Dextrin eingeh\u00fcllt werden, welches eine dichtere Einlagerung des Jodes beim Eintrocknen ebenso verhindert, wie das Wasser.\nAuffallend war dabei die eigenth\u00fcmliche, intensiv rothe Farbe der durch Jod gef\u00e4rbten Erythrodextrinl\u00f6sung, von welcher Farbe man kaum annehmen konnte,, dass sie durch die geringen Spuren l\u00f6slicher St\u00e4rke hervorgebracht werde. Um zu untersuchen, ob sich diese F\u00e4rbung durch Mischen von l\u00f6slicher St\u00e4rke und Achroodextrin hervorrufen lasse, wurden zuerst von verschiedenen Achroodextrinen .massig concentrirte L\u00f6sungen hergestellt und diese durch Zusammenreiben mit Jodkrystallen in kleinen Sch\u00e4lchen gef\u00e4rbt. Die Achroodextrinl\u00f6sungen l\u00f6sen mehr Jod als das Wasser und f\u00e4rben sich dem entsprechend langsam dunkler als dieses. Die h\u00f6heren Dextrine scheinen ein gr\u00f6sseres L\u00f6s\u00fcngsverm\u00f6gen f\u00fcr Jod zu besitzen als die niederen.\nWurde jetzt zu der L\u00f6sung eines h\u00f6heren durch Jod rein gelbbraun gef\u00e4rbten Dextrins ein halbes Procent der l\u00f6slichen St\u00e4rke zugesetzt, so erhielt man die intensiv rothe Farbe; welche die Erythrodextrine auszeichnet. Vorz\u00fcglich sch\u00f6n tritt die rothe Farbe auf, wenn man das Gemisch dann in einem Keagensgiase dursch Erw\u00e4rmen entf\u00e4rbt und hierauf wieder erkalten l\u00e4sst.","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nCon\u00e7entrirle Dextrinl\u00f6sungen verhalten sich gegen gef\u00e4rbte l\u00f6sliche St\u00e4rke, wie heisses Wasser oder Alkohol gegen Jodst\u00e4rke, indem sie wegen ihres gr\u00f6sseren L\u00f6sungsbestrebens f\u00fcr Jod der St\u00e4rke das eingclagcrte Jod entziehen und die roth gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit entf\u00e4rben. Da man eine durch Jod gef\u00e4rbte Erythrodextrinl\u00f6sung ebenfalls durch Zusatz einer kleinen Menge desselben Dextrins entf\u00e4rben kann, so liegt eine neue St\u00fctze der Ansicht vor, dass das f\u00e4rbende Prinzip im Erythrodextrin in l\u00f6slicher St\u00e4rke bestehe. Durch Jod gef\u00e4rbte l\u00f6sliche St\u00e4rke l\u00e4sst sich durch Zusatz ungef\u00e4rbter St\u00e4rkel\u00f6sung nicht entf\u00e4rben; w\u00e4re das Erythrodextrin, wie die ihm doch nahestehende l\u00f6sliche St\u00e4rke es ist, ein einheitlicher K\u00f6rper, so w\u00fcrde ein weiterer Zusatz desselben Erythrodextrins die einmal gef\u00e4rbte Substanz wohl nicht entf\u00e4rben, sondern nur die Farbe der L\u00f6sung etwas heller machen.\nNach diesen Versuchen scheint es uns erwiesen, dass die Ery throdextrine Gemische von l\u00f6slicher St\u00e4rke und reinen Dextrinen sind, welche letztere sich durch Jod an und f\u00fcr sich nur mehr oder weniger intensiv gelbbraun f\u00e4rben. Die Ausdr\u00fccke Erythrodextrin und Achroodextrin haben deshalb wohl ihre Berechtigung verloren.","page":454}],"identifier":"lit16394","issued":"1880","language":"de","pages":"451-454","startpages":"451","title":"Ueber Erythrodextrin","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:52:39.793936+00:00"}