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{"created":"2022-01-31T13:57:43.951706+00:00","id":"lit16404","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Musculus, F.","role":"author"},{"name":"Arthur Meyer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 5: 122-126","fulltext":[{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"Dextrin aus Traubenzucker.\nYon F. Musculus und Arthur Meyer.\n(Oer Redaction zu gegangen am 1. Februar 1881).\nG au tier stellte einen K\u00f6rper aus Traubenzucker her, den er zu den Isomeren des Rohrzuckers rechnet. Einer von uns hatte schon fr\u00fcher (Musculus, Bulletin de la Soci\u00e9t\u00e9 chimique 1872, II. p. 67) einen \u00e4hnlichen K\u00f6rper aus Traubenzucker, durch Behandlung des letzteren mit Schwefels\u00e4ure, erhalten und die Methode seiner Darstellung und seine Eigenschaften kurz beschrieben. Die Resultate Gautier\u2019s (Bull, de la Soc. chim. 1874 IL, p. 145) veranlasst en uns, diesen von Musculus entdeckten K\u00f6rper nochmals darzustellen und zu untersuchen, ob man wirklich berechtigt sei, denselben in die Reihe der Dextrine zu stellen.\nZur Darstellung der fraglichen Verbindung wurden 20 gr. v\u00f6llig reiner Traubenzucker im Ghlorcalciumbade geschmolzen, dann auf 20\u00b0 G. abgek\u00fchlt und nach und nach (in 4\u20145 Portionen) 30 gr. englische Schwefels\u00e4ure hinzugef\u00fcgt, so dass sich die Masse auf 60 C\u00b0 erhitzte und sich br\u00e4unte. Hierauf wurden sogleich etwa 800 gr. absoluter Alkohol hinzugef\u00fcgt, die L\u00f6sung sofort von dem entstehenden geringen Niederschlage abfiltrirt und etwa 8 Tage bei Seite gestellt.\nDas sich abscheidende weisse Pulver wurde auf ein Filter gebracht, ein paar Mal mit absolutem Alkohol gewaschen und dann in einem Kolben am R\u00fcckflussk\u00fchler mit 300 gr; Alkohol ausgekocht. Das Abfiltriren und Auskochen wurde noch zweimal wiederholt, dann die Substanz unter dem Exsiccator \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"123\nWir erhielten so 50\u00b0/* eines rein weisseh, amorphen, zarten, hygroscopischen Pulvers, welches jedoch in massig trockener Luft nur sehr langsam zerfloss, im offenen Gef\u00e4sse tagelang pulverf\u00f6rmig blieb.\nBei \u00f6fterem Auskochen erhielten wir eine geringere Ausbeute als 50\u00f6/o, da die Substanz in kochendem Alkohol etwas l\u00f6slich ist.\nIn dem Alkohole, in welchem die F\u00e4llung stattfand, ist die andere H\u00e4lfte des Traubenzuckers jedenfalls in Verbindung mit der Schwefels\u00e4ure enthalten, da auch durch Zusatz von viel Aether zu der Mutterlauge nur ein sehr geringer, stark schwefels\u00e4urehaltiger Niederschlag entstand, welcher in heissem absolutem Alkohol leicht l\u00f6slich war.\nUnser Hauptprodukt hielt auch nach monatelangem Trocknen \u00fcber Schwefels\u00e4ure noch Alkohol zur\u00fcck.\nWasser trieb letzteren sofort aus.\nWir l\u00f6sten 10 gr. der Substanz in Wasser, destillirten dasselbe ab und konnten im Destillate 9\u00b0/o der angewandten Substanz an Alkohol durch Bestimmung des speciflschen Gewichtes und durch Anstellung der qualitativen Proben nachweisen.\nWurde die Substanz bei 110\u00b0 so lange erhitzt, bis ihr Gewicht nicht mehr abnahm, so konnte kein Alkohol aus ihr durch Destillation erhalten werden. Die Elementaranalyse der so behandelten\u2019 Substanz ergab folgende Procentzahlen f\u00fcr Wasserstoff und Kohlenstoff:\n45,78 C.\n6,2 H\nDie erhitzte Substanz war sehr hygroscopisch und ballte sich ziemlich schnell, auch in relativ trockener Luft, zusammen. In feuchter Luft zerfloss sie sehr bald. Liesseh wir etwa 0,1 gr. der Masse zerfliessen und dann im Vacuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure trocken werden, so erhielten wir eine gummiartige, amorphe, durchsichtige Masse, welche um 4,2 Procent schwerer geworden war als die Muttersubstanz.\nEinen ebensolchen gummiartigen K\u00f6rper konnten wir auch direct erhalten, wenn wir die nach der Destillation der\n\u25a0V\t\\\t\u25a0\t\u2022 ..","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nurspr\u00fcnglichen, alkoholhaltigen Substanz mit Wasser zur\u00fcckbleibende Fl\u00fcssigkeit \u00fcber Schwefels\u00e4ure verdampfen Hessen. Die Elementaranalyse dieses gummiartigen K\u00f6rpers ergab (bei 100\u00b0 getrocknet) bei einer Portion\nC = 44,69 und C \u2014 44,71 H = 65\tH - 6,3.\nDie Analyse einer aus einer anderen Portion desselben Traubenzuckers hergestellten, etwas lange getrockneten Substanz lieferte die Zahlen:\nC = 46,3\nH - 6,33.\nDie Substanz war in Wasser leicht zu einer fade schmeckenden, klebenden Fl\u00fcssigkeit l\u00f6slich. Durch Jod wurde die Fl\u00fcssigkeit nicht gef\u00e4rbt. Durch Alkohol Hess sich die Substanz in weissen Flocken aus der w\u00e4sserigen L\u00f6sung ausf\u00e4llen.\nDas Redukt ions verm\u00f6gen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung gegen Fehling\u2019sche L\u00f6sung verhielt sich zu dem des Traubenzuckers wie\n3,2 : 100.\nDie Substanz drehte rechts. Die Zahl f\u00fcr dieMole-kularrotation der Substanz schwankte bei den verschiedenen Producten zwischen\n*) = 4- 131 und + 134.\nDurch Hefe war der K\u00f6rper nicht in G\u00e4brung zu versetzen;\nDiastase griff ihn nicht an.\nDurch mehrst\u00fcndiges Kochen einer 4procentigen L\u00f6sung des K\u00f6rpers mit 4\u00b0/o Schwefels\u00e4ure wurde derselbe vollst\u00e4ndig in leicht krystallisirbaren Traubenzucker verwandelt.\nWurden 5 gr. des K\u00f6rpers in 100 gr. Wasser gel\u00f6st in das obere Gefass eines Graham\u2019schen Dialysators gebracht, in dessen unterem Gefasse sich 1000 gr. Wasser befanden, getrennt von der oberen Fl\u00fcssigkeit durch eine kreisf\u00f6rmige, 0,2 dem. im Durchmesser haltende Pergamentpapiermembran, und wurde der so beschickte Apparat 24 Stunden bei einer Temperatur von 3\u20145\u00b0 G. (in einem Eisschranke, welcher in","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"125\neinem Eiskeller stand) stehen gelassen, so fanden wir nach dieser Zeit im unteren Gelasse nur 0,54 gr. des K\u00f6rpers. Unter ganz gleichen Verh\u00e4ltnissen diffundirten die in der\n*\t\u2022 V\nersten Zahlenreihe der folgenden Tabelle angegebenen Mengen der bezeichneten Zuckerarten und Dextrine.\nDextrose (C6H120\u00ae + H20) *\u2014\t3,89\tgr.\t=\t100\nLactose . . ;..............\u2014\t3,75\t*\t=\t96\nLaevulose (aus Inulin) ... \u2014\t3,50\t\u00bb\t^\t90\nSacharose..................\u2014\t3,19\t*\t=\t82\nMilchzucker (C12H2aO11+HaO) \u2014\t3,07\t\u00bb\t=\t77\nMaltose1) ,................\u2014\t2,49\t*\t=\t64\nDextrin (aus Dextrose)\t.\t. \u2014\t0,54\t\u00bb\t=\t14\nDextrin j (Musculus) .\t.\t. \u2014\t0,32\t\u00bb\t=\t7\t\u2022\nDextrin \u00ab(Musculus) .\t.\t. \u2014\t0,04\t\u00bb\t=\t1\nBer\u00fccksichtigt man, dass alle Analysen und Versuche mit amorphen, sehr hygroscopischen und durch W\u00e4rme leicht zersetzbaren Substanzen angestellt werden mu\u00e9sten, so wird es wohl nicht zu gewagt erscheinen, wenn wir aus den oben mitgetheilten Resultaten der Versuche die folgenden theoretischen Schl\u00fcsse ableiten.\nDem Traubenzucker wird bei der angegebenen Behandlung unter Mitwirkung des Alkohols von der Schwefels\u00e4ure Wasser entzogen und zwar 3 Molek\u00fclen Traubenzucker 4 Molek\u00fcle Wasser.\n3C#H,208\u20144H20 = C,8H88014 Es tritt aber zugleich 1 Molek\u00fcl Alkohol in die Verbindung ein, und es f\u00e4llt deshalb als weisses Pulver ein K\u00f6rper von der Zusammensetzung >\nG18H28014 + C8H8 O aus.\nDiese Verbindung m\u00fcsste 8,9\u00b0/o Alkohol enthalten, und wir fanden 9\u00b0/o.\nWird die Substanz erhitzt, so entweicht Alkohol.\nWir fanden, dass 8,7\u00b0/\u00ab Verlust beim Erhitzep der Substanz eintrat.\n\u00bb\n_ .... * *.\nJ) Die Annahme Seegen\u2019s (Pfluger\u2019s Archiv 1880, S. 211), dass Traubenzucker ebenso rasch wie Maltose dialysirt, ist also nicht richtig.","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nDer dann zur\u00fcckbleibende K\u00f6rper m\u00fcsste unn Cl8H,8Ou zusammengesetzt sein. Dieser Formel entspr\u00e4che die procen-tische Zusammensetzung\nC \u2014 45,96 wir fanden G \u2014 45,2 H -\t5,98\tH\t-\t6,37\n0 \u2014\t48,06\t0\t-\t48,43.\nBei Wasseraufnahme m\u00fcsste das Anhydrid wieder \u00fcbergehen in einen K\u00f6rper der Zusammensetzung C18Hao018.\nDie procentische Zusammensetzung desselben w\u00e4re:\nG \u2014\t44,44 wir fanden C\t\u2014\t44,69\nH \u2014\t6,17\tH\t-\t6,5\n0 \u2014\t49,39\t0\t\u2014\t48,81.\nDer letzterw\u00e4hnte K\u00f6rper hatte durchaus die physikalischen Eigenschaften der Dextrine, sogar ihr geringes Diffusionsverm\u00f6gen war ihm eigen; er ist also zu don Dextrinen zu rechnen, und es geht aus der Untersuchung hervor, dass ihm mindest\u00e9ns das Molekulargewicht 486 zukommt.","page":126}],"identifier":"lit16404","issued":"1881","language":"de","pages":"122-126","startpages":"122","title":"Dextrin aus Traubenzucker","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:57:43.951711+00:00"}