The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Zur Constitution des Chitins: Vorläufige Mittheilung

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T15:31:08.130419+00:00","id":"lit16427","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sundwik, Ernst E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 5: 384-394","fulltext":[{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"1\nZur Constitution des Chitins.\nVon hr. Ernst K. Sumlwik,\nAssistent au iit\u2018i\u2018 Universit\u00e4t und prakticieeuder Arzt zu Helsingfors.\nVorl\u00e4ufige Mittheilung.\n(I>t*r IUtlakliou zu^KaiiKcn am 11. August 1HK1).\nSeil langer Zeit, oder vielmehr von der Zeit an, wo Schmidt seine Untersuchungen \u00fcber das Chitin jmblicirte, hat man die Ansicht gehegt, Chitin w\u00e4re ein mehr weniger ausgesprochenes Glycosid. Die Ansichten von Schmidt1) und Hort helot2) waren in dieser Hinsicht noch nicht positiv genug, alter Stadel er giebt bestimmt an, dass die Glukosid-uatur des Chitins ausser Zweifel gesetzt sei. Man nahm dabei an, dass das Chitin bei Spaltung mit S\u00e4uren g\u00e4hrungsf\u00e4higen Zucker g\u00e4be, sich auf dem Reduktionsverm\u00f6gen solcher L\u00f6sungen gegen Kupferoxyd schlechtweg st\u00fctzend, ohne weitere Kriterien zu verlangen.\nSchmidt stellte nun die Ansicht auf, dass Chitin eine Vereinigung von den Elementen einer Zuckerart mit Prole\u00efn-subslanz sei, Berthe lot glaubte in ihm eine Vereinigung von Tunicin mit einer Hornsubstanz und S.Ladder3) eine Vereinigung von Zucker mit einem stickstoffhaltigen, verh\u00e4lt-nissm\u00e4ssig einfachen K\u00f6rper, wahrscheinlich Lactamid, zu erkennen. Dessen ungeachtet, unterwarf keiner von diesen Forschern die entstandene Zuckerart einer weiteren Pr\u00fcfung, die als Best\u00e4tigung ihrer Angaben dienen k\u00f6nnte. Die von\n') Schmidt: Zur vergleichenden Physiologie der wirbellosen Thiore; Braunschweig 1845.\n\u25a0) Annales de chimie et de physiologie, Serie lit, T. I,VI.\n3) Annalen der Uheinie und Pharmacie, Bd. UXI.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Bert helot angegebene Verj\u00e4hrung Hinter Alkoholbildung hat sich soit lier mich nicht best\u00e4tigt. Diese Ansichten von der Glukosidnatur des Chitins haben sich bis heute erhallen1), ja vielleicht an St\u00e4rke gewonnen, seitdem Ledderhosc2) gezeigt hat, dass der redueirendo K\u00f6rper wirklich ein stickstoffhaltiges Derivat einer Glykose ist, dem derselbe den Namen Glykosamin gegeben bat und das sehr viele Eigenschaften mit Traubenzucker gemein hat, namentlich Hecht s-drehung und Heduktionsverm\u00f6gen. Die empirische Formel des Glykosamins ist GcHiaNOs, oder, wenn man es ais ein Traubenzuckerderivat betrachten konnte :\nCII2 NHa \u2022 (CH \u2022 011)4 CO II.\nDiese Entdeckung Ledderhose\u2019s ist von gr\u00f6sstem Gewicht und er hat daneben beweisen k\u00f6nnen, dass bei' \u00bb1er Spaltung von Chitin mit Sauren neben Glykosamin nur noch eine gewisse Quantit\u00e4t fl\u00fcchtiger Fetts\u00e4uren, besonders Essigs\u00e4urt1 und liutlers\u00e4ure, entstellen und dass aller Stickstoff typisch als Glykosamin erscheint, da nur verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig geringe Mengen von Nils-Salz sich bilden.\nDiese Spaltung des Chitins unter Bildung von Fetts\u00e4uren kann nun in verschiedener Weise stattfinden, entweder durch Kochen mit rauchender Ghlorwasserstoffs\u00e4ure, durch' L\u00f6sen in concentrirter. Schwefels\u00e4ure und Eintr\u00f6plehi der L\u00f6sung in kochendes Wasser und endlich durch Schmelzen mit Kalihydrat. Das \u00fcberwiegende Auftreten von Essigs\u00e4ure bei allen diesen Processen neben geringere. Mengen von Butters\u00e4ure, bestimmt Ledderhose ebenfalls zur Annahme des Chitins als einen, wie es mir scheint, glykosidartigen K\u00f6rper, der dann unter Hydration Glykosamin und Essigs\u00e4ure bildet. Er findet durch seine Analysen die Formel des Chitins .Ci& Hac NsOi\u00bb und die Spaltung dr\u00fcckt er aus in folgender Weise:\n2 Ci5 Ilse Na Oi\u00ab + G IlaO= 4Ce Ui3 NO* + 3'.Ca IU Oa.\n\u2019) Sieh\u00ab* auch Fehling, Handw\u00f6rterbuch der Chemie, ltd. II, S. FS7; Hd. Ill, S. 411.\t.\t\"\t.\n-\u25a0) Zeitschr. I. physiol. Chemie. Hil. II. (1h7K\u20147\u00ceM; ltd. IV, (IMHO).","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"380\nHierzu f\u00fcgt Ledderhose: \u00abDie Spaltung des Chitins \u00abist nach dieser Formel so aufzufassen, dass, unter Aufnahme \u00abvon 3 Mol. (soll \u00f6 Mol. sein) H-\u2019O aus einem (2) Mol. Chitin \u00abzwei (1) Mol. Glykosamin entstehen; der Rest besteht dann \u00abdirekt aus drei Mol Essigs\u00e4ure, lasst aber auch die Bildung \u00abvon But ter-Essigs\u00e4ure unter Annahme einer Reduktion zu\u00bb, und scheint mit diesen Worten anzudeuten, dass er von der Ansicht ist, Glykosamin und Essigs\u00e4ure seien in Chitin durch einen Dehydrationsprozess verbunden, dass aber durch secun-d\u00e4rc Prozesse die M\u00f6glichkeit vorhanden ist f\u00fcr die Bildung von Butters\u00e4ure als Nebenprodukt.1)\nDa ich seit l\u00e4ngerer Zeit mit Arbeiten zur Erforschung der Constitution des Chitins besch\u00e4ftigt war, will ich im Kurzen eine vorl\u00e4ufige Mittheilung der Hauptresultate geben. Ich habe dabei gefunden, dass das Chitin kein g 1 y k o s i d a r t i g er K\u00f6r p er, so n d e r n s e h r w a h rs c h e i n -lieh ein reines Aminderivat eines Kohlenhydrats von der allgemeinen Formel n (C 2H20O10) ist.\nMan hat wohl vorher mit Zugrundelegen der \u00fcbrigens falschen Ansicht, dass sich Traubenzucker aus dem Chitin\n') Auch loc. t*it., 8. \u00dc'lt) sagt Led der hose: \u00abFassen wir die\n-----Resultate . . . zusammen, so muss zun\u00e4chst das in allen F\u00e4llen\nconstante Auftreten reichlicher Mengen Essigs\u00e4ure hervorgehoben werden. Neben diesen traten dann geringere Mengen einer h \u00f6 h e r fl \u00fc c b I ig en S \u00e4 u re auf, von der es jedoch zweifelhaft ist, oh sie als direktes Spaltungsprodukt des Chitin betrachtet werden kann ;\u00bb also auch hier ist Essigs\u00e4ure ein direktes, Butters\u00e4ure aber ein secund\u00e4res Spaltungsprodukt; und doch tritt die Butters\u00e4ure manchmal in grosser Menge auf. Eine Analyse (S. 210) gab 52% Ba. Da nun Ha (C. II. 0\u00bb)*\tBa erfordere Ba | C\u00ab IL 0.)a dagegen 44,05% Ba, lehrt\neine einfache Berechnung, dass die Salzmischung mehr als 50% But y rat enthielt unter der Voraussetzung, dass nur Acetat neben Bulyrat zugegen war. Nach Schmelzung mit K HO enthielt die Salzmasse anfangs 51,5% Ba, oder nach Berechnung fast 2d\u00b0/o Butyrat neben 77\u00bb/<> Acetat. Die Ba-\u00dfestimmung in einer solchen reinen Ba-Salzlosung giebt doch fibrigens sehr genaue Resultate.\nIch habe seihst gefunden, dass manchmal eine so grosse Menge ulters\u00e4ure auflritt, dass das Ha-Salz beim Eindampfen keine Spur von Krystallisation giebt, sondern einen dicken Syrup von Aceto-Butyrat bildet und dies besonders nach Schmelzung mit K HO.\nJ","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"387\nbilde, noch mehr aber von den physikalischen Eigenschaften des Chitins und der grossen Resistenz desselben gegen\u00fcber den meisten chemischen Eingriffen sich zum Schl\u00fcsse berechtigt geglaubt, dass ein celluloseartiger StolT an der Zusammensetzung des Chitins theilnfdnne, doch niemals, wie erw\u00e4hnt, als ausschliesslicher Theil, sondern als mit anderen, meist stickstoffhaltigen K\u00f6rpern gepaart. Auch f\u00fcr das Vorkommen eines zuckergebenden oder zuckerar tigen Stoffes im Chitin halte man ebenfalls vor L e d d e r hose keine positiven Gr\u00fcnde, so verbreitet \u00fcbrigens die Ansicht bis zum heutigen Tage gefunden wird.\n1. Das Chitin ist gar kein Glykosid> ebenso wenig ein K\u00f6rper, der mit den Glykosiden verglichen werden k\u00f6nnte.\nDie Glykoside, die gew\u00f6hnlich im Pllanzenorganism\u00fcs ihren Ursprung halten, besitzen im Allgemeinen eine ausserprileivtlich geringe Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Eingriffe der verschiedensten Art. Sie zersetzen sich gew\u00f6hnlich schon mit Fermenten, wenn sie mit denselben unter g\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen Zusammenkommen, und zwar gew\u00f6hnlich sehr leicht. Wie andere' organische und anorganische Salze gehorcheil sie den allgemeinen Gesetzen der Salze, und zerfallen heim Kochen mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren oder Alkalien in eine Glykose und eine S\u00e4ure, manchmal in einen anderen Alkohol, Aldehyd oder auch in noch mehr coniplicirten Produkten. Die Best\u00e4ndigkeit des Chitin\u00ab ist nun eine\nsolche, dass es \u00fcberhaupt kein organisches Gewebe oder Stoff giebt, der mit demselben vergleichbar w\u00e4re. Man kann es beliebig lange Zeit mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren, auch mit starken Alkalien koch\u00e7ii, ja mit diesen letzteren bis zu 200\u00b0 C. erhitzen, ohne merkbare Zersetzung. Es wird wohl niemals gelingen, ein Glykosid von solchen Eigenschaften nach* zuweisen, und am wenigsten wird man eine mit Essigs\u00e4ure gepaarte Verbindung von solchen Eigenschaften auffinden k\u00f6nnen.\n2. Essigs\u00e4ure bildet sich nicht aus dem Chitin durch, einen einfachen Hydrationsprozess, sondern als ein secund\u00e4res Produkt neben Butters\u00e4ure und Ameisens\u00e4ure, jene in bt> deutender Menge. V\u00f6llig analog verhalten sich die Kohlehydrate unter \u00e4hnlichen Bedingungen.\nBeim Spalten des Chitins mit rauchender Chlorwasserstoffs\u00e4ure unter Erw\u00e4rmen bildet sich Glykosaminsalz, und die Fl\u00fcssigkeit..f\u00e4rbt, sich durch humusartige Substanzen stark dunkel. Ist diese F\u00e4rbung einmal eingetreten, so nimmt mau auch einen Geruch nach fl\u00fcchtigen Fetts\u00e4uren wahr, der der noch ungef\u00e4rbten L\u00f6sung fehlt. Kocht mau Zeitschrift f. physiol, Chemie V.\t)\u00fct","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\neinige Zeit, so enth\u00e4lt (Jas aufgesammelte Destillat neben Essigs\u00e4ure bedeutende Mengen von Buttors\u00e4ure und wenig Ameisens\u00e4ure. Das ganze Auftreten mehrerer S\u00e4uren in dieser Weise neben humusartigen Substanzen spricht f\u00fcr die Bildung derselben als secund\u00e4re Produkte neben dem direkten Spaltungsprodukte Glykose, bezvw. (ilykosederivat, also als eine weitergeheude Glykosespaltung unter Zerst\u00f6rung der Molecule.\nWird G.hitin in Scbwefels\u00e4iirebydrat gel\u00f6st und \u00ablie L\u00f6sung dann tropfenweise zum kochenden Wasser getr\u00f6pfelt, so bildet sich, wie ich direkt nachweiscu konnte, Glykosaminsult\u00e4t neben Essigs\u00e4ure, Butter-s\u00e4ure und, insbesondere wenn die Fl\u00fcssigkeit unter Ersatz des verdampfenden Wassers l\u00e4ngere Zeit destillirt wird, nachweisbare Mengen Ameisens\u00e4ure. Die Fl\u00fcssigkeit f\u00e4rbt sich nach und nach stark und giebt, von ILSOi befreit und daun \u201czum Syrup eiugedampft, einen schwarz-braunen Syrup.\nBeim L\u00f6sen von Glutin in H$80'4 ist die L\u00f6sung anfangs klar. Nach einiger Zelt ist sie braun bis schwarz gef\u00e4rbt und nun kann mau \u00f6fters einen Geruch nach fl\u00fcchtigen Fetts\u00e4uren wahrnehmen, ein Geruch, den die ungef\u00e4rbte L\u00f6sung nicht besitzt. Auch hier ist das Auftreten der Fetts\u00e4uren nachweisbar durch eine Zerst\u00f6rung des Molek\u00fcls gekennzeichnet.\nIch b\u00e4he nun gefunden, dass wenn man Kohlenhydrate ganz in derselben Weise behandelt, man ein saures Destillat bekommt, in welchem Essigs\u00e4ure, Butters\u00e4ure und Ameisens\u00e4ure leicht nachweisbar sind, und zwar in bedeutender Menge. Nur sind die relativen Mengen der einzelnen S\u00e4uren bei den verschiedenen Kohlenhydraten ungleich. Gellulose giebt fast nur Ameisens\u00e4ure, w\u00e4hrend Dextrose alle drei S\u00e4uren giebt.\nAuch beim Schmelzen mit Kalihydrat gibt Gliitin Essigs\u00e4ure und Butters\u00e4ure neben Oxals\u00e4ure, die letztere besonders, wenn das Kalihvdrat wasserhaltig war. Nun bat bekanntlich Hoppe-Sc y 1 er l\u00e4ngst nachgewiesen, dass Kohlenhydrate durch Erw\u00e4rmen mit Natronlauge Milchs\u00e4ure geben, die Milchs\u00e4ure dagegen beim Schmelzen mit Natronhydr.it unter Entwickelung von H* S\u00e4uren der Essigs\u00e4ureserie, besonders Essig-und Butters\u00e4ure neben Ameisens\u00e4ure und geringeren Mengen h\u00f6herer Fetts\u00e4uren liefert. Diese beiden Beaktionen k\u00f6nnen nun leicht in eine einzige vereinigt werden durch st\u00e4rkeres Erhitzen von Kohlenhydraten mit Kali- oder Xatrnnhydrat, wodurch nur diese Fetts\u00e4uren resultiren.\nMan hat also hinreichend Grund f\u00fcr die Annahme, dass aus Gliitin zuerst unter Einwirkung von Kalihydrat sich das Kohlenhydrat unter XH\u2019-Entwickelung regenerirt und dann unter Entwickelung von II* sich die S\u00e4uren auch hier bilden. Beim Schmelzen von Gliitin mit Kalihydrat entwickelt sich auch eine grosse Menge Ammoniak und \u2022Wasserstoff.\nLedder hose hat auch nachgewiesen, dass aus Glvkosamiu heim Erw\u00e4rmen mit Natrouliydrat Milchs\u00e4ure sich bildet.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Alh* \u00abliese Reaktionen bilden also \u00ab1110 Chitin Essigs\u00e4ure neben Butt.ers\u00e4ure mul gew\u00f6hnlich auch. Ameisens\u00e4ure. Ledder ho s\u00ab*, \u00ab1er das Auftreten von manchmal grossen Mengen anderer* F\u00ab*tfsfmr\u00ab*n nicht ber\u00fccksichtigte, sali hierin eine Vereinigung von Essigs\u00e4ure mit einem Kohlenhjdrat. \\ielmehr scheinen mir all\u00ab* \u00abliese Reaktionen und zwar diejenigen unter der Einwirkung von den am st\u00e4rksten wirk\u00bb*ud\u00ab*n Eingriffen, wie concentrirt\u00ab*r ChlorwasserstotTs\u00e4ure, Schwefels\u00e4ure iunl schm\u00e9l-y.end\u00ab*n Alkalien mehrere fl\u00fcchtige S\u00e4uren zu liefern, am elmstcn den Schluss zu berechtigen, dass hiermit eher die Gleichar.tigki*it. des Chitins mit \u00ablen Kohlenhydraten bewiesen ist, als dass im Chitinmolek\u00fcl diese Fetts\u00e4uren pr\u00e4fonnirt seien. Vor allen Dingen ist das im Chitin vor-kominende Kohlenhyilrat ein bis heut\u00ab* ganz besonderes. Daraus, ebensowenig wie aus dem Clykosumin, gelingt \u00ab*s, einen gfihrnnjgsf\u00e4hig**n Zucker darzustellen; und in derselben Weise wi\u00ab* mau aus den-'vetsqhiedein 11 Zuckerarten, je nach ihren inneren Constitutionen bald die eine,\u2019bald die andere S\u00e4ure in vorwiegender Menge beim Einwirken von S\u00e4uren bekommt, ist wahrscheinlich die Constitution des im Chitin sich befindenden Kohlenhydrats eine solch\u00ab*, dass bei derselben Spaltung vorwi\u00ab*geml und in gr\u00f6sserer Menge Essigs\u00e4ure gebildet wird.\n3.\tChitin giebt lnit Salpeter-SchwofclsauTchydrat einen wohl cluirakterisirten Salpetors\u00e4urc-Aethor, der heim Schlag nicht cxplodirl, wohl aber beim Erhitzen, getrocknet manchmal unter 112\u00b0 G.\nPulveriges Chitin wird in eine Mischung gleicher Volumina Salpeter- und Schwefels\u00e4ure oder auch 2 Vol. jener uirdl Vol. dieser S\u00e4ure eingcruhrt1). Nach 2 -.*{ Minuten wird d\u00ab*r g<*qu(dh*n<*, breiartig\u00bb* Chitinklumpen herausgenommen und in mit Wasser gef\u00fclltem Porzell\u00e4ii-m\u00f6rser mit dem Pistill unter Erneuerung \u00ables sau\u00ab*r gewordenen Wassers lleissig durchgeknetet. Zuletzt h\u00ab*koinmt man die Mousse wiederum als weisses Pnlver, welches man dann mit Wasser, schwacher Sodab\u00e4siing \u00abind wiederum mit Wasser l\u00e4ngere Zeit, dann mit Alkohol und Aether reinigt. Der so erhaltene weisse K\u00f6rper giebt alle lur Salpeters\u00e4ure-Aether der Kohlenhydrate oder der mehrwerthigen Alkohole eigene\nReaktionen und beim Veraschen keinen R\u00fcckstand.\n4.\tIst das Chitin ein reines Aminderivat eines Kohlep-liydrats, so muss beim Spalten mit S\u00e4uren typisch die ganze Menge des Kohlenstoffs in Glykosamin, bezw. in Glykose \u00fcbergehen. Nun ist beim Chitin dies wirklich sehr nahe nachgewiesen, lind es liefert unter sehr g\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen bis 9:i% des Kohlenstoffs an Clykose.\n\u2019) Hierbei entsteht kein\u00ab* Casentwick\u00ab*huig und keine F\u00e4rbung der farblosen S\u00e4uremischmig, auch kehie Essigs\u00e4ur\u00bb*bild\u00fcng.","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":":m\nHut s cli I i hut nuchgewiesen. dass heim Spalten von ('.hitin unter g\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen eine so grosse Menge von reducirenden Stollen sieh bildet, dass dieselbe, als Traubenzucker berechnet ,2uTheil des ganzen Kohlenstoffgehalts auslnaeht oder tPJ'V Der R\u00fcckstand bildet dann wahrscheinlich eine wechselnde Menge fl\u00fcchtiger Fetts\u00e4uren neben himmsartigou Produkten ';. Nun rcdm irt Glykosamin ebenso viel Kupferoxyd wie Traubenzucker (oder hu Verh\u00e4ltnis* von ISO Traubenzucker gegen 179 Glykosamin). Nach der Formel Led der h ose\u2019s konnten nur KO\" o des Kohlenstoffs Glykosamin bilden. Es zeigt sich hierdurch, dass nicht nur eine Menge von Glykosamin, entsprechend der Quantit\u00e4t im (\u2019\u2022bitin vorhandenen Stickstoffs, sich bildet, sondern auch, dass ein Tlieil des \u00fcbrigen Kohlenstoffs l dO\",o ) und zwar bis zu l\u00efl\",o sich unter g\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen als ein wahrscheinlich gleich dem Glykosamin constituirtes Kohlenhydrat sich bildet.\nMeine eigenen Versuche in dieser Richtung haben bis heute wohl nicht gleich g\u00fcnstige Resultate geliefert; aber beim Spalten theils mit rauchender Ghlorwasserstoffs\u00e4ure in gelinder W\u00e4rme und dann Kochen mit Wasser, theils durch Aufl\u00f6sen des Glutins in HaSOj, Einl\u00fcgen in heisses Wasser und l\u00e4ngeres Kochen, habe ich hinreichend gute Resultate gewonnen, um gleichfalls die Thatsaehe konstatiren zu k\u00f6nnen, dass manchmal ebensoviel reducirender Stoff sich bildet, als es der berechneten Menge Glykosamin entspricht; und doch waren N Hg-Salze von zerst\u00f6rtem Glykosamin leicht nachweisbar neben stickstoffhaltigen, dextrinartigen, nur schwach oder kaum reducirenden Substanzen, die noch weiter zerlegt werden k\u00f6nnen. Ich habe n\u00e4mlich bis 90> der ganzen Ghitiumenge als Traubenzucker durch Titriren wiedergefunden, w\u00e4hrend nach derselben Hehandluug Gellulo.se (schwedisches Filtrirpapier) mir nur <>0\u2014T.V\u2019 o gab. Dass das Chitin mehr als Traubenzucker berechnete Substanz giebt, hat wahrscheinlich seinen Grund au. der Amingruppe, die eine gr\u00f6ssere Best\u00e4ndigkeit den Spaltungsprodukten mittheilt.\n5. Die Formel des Chitins entspricht vollkommen derjenigen eines subsliluirten Kohlenhydrats von der allgemeinen Formel n (C12 H*o Om).\nDie au Chitin gemachten Analysen differiren in weiten Grenzen von einander und noch mehr die mit Zugrundelegung dieser Analysen aulgestellten Formeln, liier folgen einige dieser Analysen, die in neuerer Zeit gemacht sind und Kriterien von Genauigkeit und reinen Materials leisten.\t-\n') Beim Kochen einer verd\u00fcnnten, mit Salzs\u00e4ure gemachten Chitiu-l\u00f6sung steigt ilas ReduktionsVenn\u00d6gen fortw\u00e4hrend; und hier kann ebenso wenig wie hei Cellulosel\u00f6sungen durch Kochen mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren alle* gebildete Dextrin vollkommen in Glvkose gespaltet werden.","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"\tGefundene Prozente.\t\t\tD c m e i k il ii g e n.\n. \u2022\t\tH. i\tX.\t\nSchmidt\t40,00\t0,0(1\t0,03\t7 G- mul H-Desfiiiiiniiiig: Njtach\n\t\t\t\tWill-Varreiitra|i|*.\nLehmann 11\t10,73\t0,50\t0.10\tX uadi W.-V.\nSI adder\t40,32\t0.40\t0.14\t1 Analyse. X nach W.-V.\nDiitschli2)\t\u2014\t\t7,385\tX nach Dumas. 2 Analvs\u00eaii.\nEmmerling2)\tji\u2014\t\t7,0-2\tVerbrennung in luftleerer It\u00f6hrC;\n- \u25a0 \u25a0\t\t\t\tkleiner Verlust.\nLedderlmse \u00ab\t40,.124') 45,(\u00bb8 3)\t0,30 0,400\tI\t7 fihereinst. Maxima*).'*\u00bb\u00bb 12*Aimi. ; \u201e\t.\t...... IX nach W..V. i\u00bb IlbcreiHst. Mlliumi >mit Trauben-\n\u00ab\t45,00 .\tM2\t7.00\tMedium\t1 z,ivk\u00abT intmimi\tJ (MakrU).\nMit Ziigrundelegen dieser Zahlen stellt nun Schmidt die Fmmel (in H,\u00ab XOii \u2014 Ci7 H\u00ab8 X\u00bbOm, Stiideler die Formel 11;\u00bb |fi& NOi\u00ab W. CuHaoXyi\u00ab auf. Der Stickstoff wirkt hierbei .aber in hohem tirade bestimmend und so kann man auf diese Formeln keine lificlcsifh't nehmen, besonders als Diitschli gezeigt hat* dass man milder \\VilI-V a r r.e n t r a p p'schen Methode fast I \u00b0\u2019o niedrigere Wert he auch if\u00fcr (\u2019.hitin bekommt als mit der Dumas\u2019schen Methode.\nt\t-\t*\nDie Formel Ledderhnse's, vom Medium seiner Analysen berechnet ist CttHssNiOio.\nEr hat die niedrigsten Werthe aller Analytiker bekommen; mit Ausnahme doch von Fremy, der 43,35\u00b0(0 bekam, sehr wahrscheinlich aber unreines (\u2019.hitin analysirte\nIch habe folgende G- und H-Proeente erhalten:\t.\nNo.\tG.\tH.\tNo.\tG.\tH.\n1\t46,71\t6,05\t0\t40,70\t0,404\n2\t40,747\t0,2t)\tm i\t40,77\t0,32\n3\t40.07\t0,42\t8\t40,05\t0,42\n4\t40,70\t0,48\tt\u00bb\t40,70\t0,34\n5\t40,81\t0,41\tMittel\t4(\u2019\u00bb,78\u00b0/o\t0,1 f5\u00b0/\u00f6\nAllo moine Analysen sind mit bei 132\u00b0\u201413V C. g\u00bb>-Ifocknotem Chitin gemacht, eine mit ans H Ol-Ji\u00f6sung :go-(alllen, die \u00fcbrigen mit tbeils aus Hummer, thoils aus Fluss-\n') Jahresbericht f\u00fcr die gesammte Medicin 1844,, Si-7.\n\u25a0) Du Ho i s - H a y m o n d\u2019s Archiv 1874, S. 304.\n3i Die Maxima variiren zwischen 45,82 und 40.18\u00b0 o, doch 2\u201440,20 hezw. 40,52o,o (Asche enthaltend) ; die Minima sind unter einander sehr \u00fcbereinstimmend, 45,04^\u201445,10o(o.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"krebsen dargeslellteii mul mil K MiiOa-L\u00f6sung in bekannter Weise1) gereinigtem (Uiiliue. Die Zuhleii eiitspreelieu, mit Ber\u00fccksichtigung der von Biilschli mul Fmmerling gefundenen X-Werthe, den Formeln Co.> lho\u00ab Nh \u00dc38 oder\nC30 lis\u00bb N4 Ois\u00bb, welche Formel erfordert :\nC- 46,75 \u00b0/o II - 0,50 \u00a3\nN -\t7,27\u00ab\nMusculus zieht aus seinen Spaltmigsvefsurhen mit St\u00e4rke durch 'Diastase deu Schluss, \u00bblass die St\u00e4rke eine Substanz ist, der die Funnel ti ((\u00ce12ILuO-i\u00ab) zukommt, iu welcher der Werth n unbekannt. alter ,jedenfalls nielit weniger wie 5 oder <\u00bb ist, und ilas der mehrfachen Spaltung xufolge, der dieser Stoff dahei anheimt\u00e4llt. Hin Molek\u00fcl von (am muss daun dem (\u2019.liitine um so eher zukmutnen k\u00f6nnen, als aller Wahrscheinlichkeit nach dasselbe ein Derivat eines Kohlenhydrats ist, das der (ici In lose am n\u00e4chsten sicht, (ihitin giehl auch andere Spaltungsprodukte mit S\u00e4uren als (Mykosamin, wahrscheinlich dextrinartige K\u00f6rper, mit deren Untersuchung ich aber noch nicht fertig hin.\nDenkt man sich nun ein Kohlenhydrat, Cc\u00bb> Ihoo Ob\u00bb, durch 8 Nils suhstituirt, so rcsultirt das Amin Gco lho\u00bb Ns O42 in folgender Weise:\nCo\u00ab Hi00 Oso + 8 Nila = CcoIIiosNs 0\u00ab + S Ii2U\nVon diesem normalen Amin k\u00f6nnte man uiiter Wasserausgabe mehrere Anhydride sich bilden denken, und der besseren Uebersieht wegen sind einige hier aufgestellt, neben den denselben geh\u00f6rigen C- und Il-Pimenten.\nSo.\tA m i n e.\tV\tr 0 z e n t.\t\tDifferenz.\t\n\t\tc.\til.\tN\t\t\n1.\t(!<o Hi os Ns O49\t41,(Mi\t(1,70\t(\u00bb.'.15\t\t, \u25a0\n0 mm \u2022\t1 \u25a0\u00ab \u00bb Hi os N\u00bb 0\u00ab 1\t15,17\tC>,(\u00bb5\t7,02\t1 0,51\t0,05\n3.\t( \u00bb10 Hi os Ns Os \u00bb\t15,(iS\t<*,508\t7,11\t0,51\t0.05\nh\th\u00abo Hi 01 Ns ( ht\t1(1.21\t(i.54\t7,10\t0,53\to,o\u00bb ;\n:\u00bb.\t(4\u00abi\u00bb Hi 00 Ns t h*\t1(1,75\t(\u00bb.5(1\t7 \u00b07\t0,51\t0,01\n<\u2018\u00bb.\t( 4(111 H\u00bbs Ns ( h 4\t17,301\u00bb\t0,11\t7,351\u00bb\tn.5\u00bb;\t0,0<> '\n') U\u00fctsclili, hoc. eit. -- Deines Chitin kann hei 132\u2014135\u00b0 C. getrocknet werden, auch l\u00e4ngere Zeit hindurch, ohne Ver\u00e4nderung zu","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"\nKino solche Wasserabspallung ist nun unler mclir-werlhiguii Alkoholen nicht ungew\u00f6hnlich, und dass in Gliitiiie das Wasser beim Trocknen sehr hartn\u00e4ckig /.ur\u00fcckgelralten wird, spricht dal\u00efir, dass dasselbe nictit einfach durch seine I lygroscopicil\u00e4t, sondern vielmehr durch chemische Vereinigung last zur\u00fcckgehalton wird. Ledde rliose, der bei 110 * C. das Chitin trocknete, li\u00e2t auch (\u2018inen viel geringeren Kohlen-sloflgehalt im Chitine gefunden.\t.\nNr. 5 der Formel entspricht meinen analytischen Wertlien. Dieselben entsprechen also dem typischen Amine, weniger 1- Mol. 1120; oder mit anderen Worten; die Formel des Chitins ist sehr wahrscheinlich\nCcoHi.h, X\u00ab O\u2122 + n(H20)V wo n zwischen I und 4 variiren kann.\nDiese Anschauung gewinnt beim n\u00e4heren I\u00bbetr\u00e4chten noch mehr an Wahrscheinlichkeit. Es ergiebt sich n\u00e4mlich die merkw\u00fcrdige Thatsache, dass alle \u00fcbrigen gefundenen C- und II-Werthe einem dieser Hydrate entsprechen, wenn auch die gefundenen niedrigen N-Wertbe der meisten Analytiker die Dichtigkeit der aufgestellten Formeln beeintr\u00e4chtigt haben.\nNr. *1 entsprechen also genau Ledderhose\u2019s 5 sehr \u00fcbereinstimmende Minima, Nr. 4 ebenfalls seine 7 \u00fcbereinstimmende Maxima und Nr. i! entspricht das Medium seiner\n12 Analysen. Eben hierdurch finden seine Wert he ihre volle\n*\nErkl\u00e4rung. Nr. 4 entspricht ebenfalls /reinlich nahe Sl\u00e4delcr\u2019S G- und II-Werthe und Nr. 5 Lehmann\u2019s und Schmidt\u2019s Analysen sehr genau. Diese merkw\u00fcrdige Uebereinstinuuung scheint mir einen Beweis zu liefern von der Richtigkeit meiner aufgestellten Formel, die also bis weiteres Ggo IIioo Ns 0;i8 + n (II20) wird.\nerleiden. B \u00fc t sclil i \u2019 s oben angef\u00fchrten X-I>ro/.enle sind sehr wahrscheinlich die genauesten; nur gieht die Methode;.you Dumas he-kauntlich mancluiial 0.5\u20141,5 Zehntel zu hohe Werthe.V\n1 ) Der Salpetersiiure-Aether entspricht m\u00f6glicherweise der Formel Hu2 Xb 0ao.(0 XO2 )s mit 11,70 \u00b0/o X. Gefunden ward 11,07 his 11.03 u/o N nach Dumas.\t;","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nDie Spaltungsprodukte d\u00e9s Chitins habe ich in Arbeit. Ehr die d\u00e9finitive Spaltung In Glykosamin und wahrscheinlich eine G ly kose nach der Formel:\nC\u00abn Hl 00 Ns 0.38 + 14 M0 = K Cc lli a NO\u00ab -+\u25a0 2 Cc W12 0\u00ab sich vollzieht, wobei die abgespaltcte Glykose als von geringerer R\u00e9sistons doch unter Bildung von Fetts\u00e4uren und hunuisartigen Produkte zum gr\u00f6ssten Theil zerf\u00e4llt, scheinen sich dextrinartige Zwischenprodukte zu bilden, die in Alkohol unl\u00f6slich sind und \u00fcbrigens alles mit Dextrinen gemein haben. Beim fortgesetzten Kochen mit S\u00e4uren geben sie unter starker Aenderung des Drehungsverm\u00f6gens Glykosamin. Kupferoxyd reduciren diese Stoffe nicht oder nur h\u00f6chst unbedeutend.\nMeine Arbeiten sind theils im pharmarceutirchen Laboratorium zu Helsingfors, theils im physiologisch-chemischen. Laboratorium zu Strasshurg gemacht.\nStrassburg, den 10. Juli 1881.","page":394}],"identifier":"lit16427","issued":"1881","language":"de","pages":"384-394","startpages":"384","title":"Zur Constitution des Chitins: Vorl\u00e4ufige Mittheilung","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:31:08.130425+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit16427
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo