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{"created":"2022-01-31T12:23:46.614712+00:00","id":"lit16435","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hofmeister, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 6: 69-73","fulltext":[{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Lehre vom Pepton.\nV. Das Verhalten des Peptons in der Magenschleimhaut.\nVon Dr. Franz Hofmeister.\n(Aus dem mcdiciniscli-clioniischi n Laboratorium'in PmkO\nEr\u00f6ffnet man einen llundemagen durch einen Schnitt l\u00e4ngs der .oberen Curvatur und breitet ihn - auf der Tisch-ll\u00e4che aus, so l\u00e4sst er sich durch einen vorn Pylorus zum Cardialende gef\u00fchrten Schnitt in zwei v\u00f6llig symmetrische, ann\u00e4hernd gleich schwere St\u00fccke zerlegen, welche eine gleiche Vei theilung von Schleimhaut und Muskulatur darbieten. War der Magen vorher in Verdauung begriffen und wurde seine Scblcimbauttl\u00e4cbe vor dem llalbiren sorgf\u00e4ltig von anli\u00e4n-geudciir Mageninhalt befreit, so ist zu erwarten, dass beide H\u00e4lften ann\u00e4hernd gleiche Peptonmengen enthalten. Dies ist jedoch nur dann der Fall, wenn dieselben gleichzeitig in kochendes Wasser gebracht werden. Wird eine von ihnen vor dem Verarbeiten einige Zeit sich selbst \u00fcberlassen, so vermindert sich ihr Peptongehalt in auflalliger Weise und kann selbst v\u00f6llig verschwinden.\nZur n\u00e4heren Begr\u00fcndung des Gesagten seien zun\u00e4chst zwei Versuche angef\u00fchrt, in denen ich den Peptongehalt in der isolirten Magenschleimhaut zu bestimmen versuchte. Zu diesem Zweck wurde die Mucosa der einen Magenh\u00e4lfte von der Muscularis abpr\u00e4parirt, und sofort in kochendes Wasser geworfen, dann kam die andere Magenh\u00e4lfte an die Reihe. Das Abpr\u00e4pariren der Schleimhaut erforderte einen Zeitaufwand von rund 25 Minuten, es kam daher die zweite Magen-li\u00e4lfte um diese Zeit sp\u00e4ter zur Verarbeitung. In beiden Versuchen handelte es sich um (ten Magen von Versuchs-thioren, welche vor \u00f6 Stunden mit Fleisch gef\u00fcttert worden\nwaren.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nVersuch I. Die crstunterspchtc Selileimhauthfilfte im Gewicht von 13 gr. enth\u00e4lt 0,0284 gr. Pepton, entsprechend 0,22% ; die 25 Minuten sp\u00e4ter in kochendes Wasser gebrachte andere H\u00e4lfte vom gleichen Gewicht enth\u00e4lt\u2019blos 0,0121 gr., entsprechend 0,005%.\tv\nVersuch I\u00cf. Vom Herausnehmen des Magens aus dem lebenswarmen Thierc bis zum Einbringen der ersten Schleimhauth\u00e4lfte in siedendes Wasser verstreichen 40 Minuten. Dieselbe, 10 gr. schwer, enth\u00e4lt nur 0,0093 gr. Pepton, entsprechend 0,003%.\nDie 25 Minuten sp\u00e4ter in siedendes Wasser gebrachte andere H\u00e4lfte, im Gewicht von 12 gr., erweist sich als peptonfrei.\nIch habe weiter untersucht, ob das Pept\u00f6n mit der Zeit aus der Schleimhaut des Magens v\u00f6llig verschwindet. Dabei habe ich ein Abpr\u00e4pariren derselben vermieden, da es wegen des unvermeidlichen Zeitaufwands mit Verlust an Pepton verbunden sein konnte. Die eine Magenh\u00e4lfte wurde in eine feuchte Kammer gebracht und hier einige Zeit hei 40\u00b0 erhalten, die andere wurde sofort in siedendes Wasser geworfen. Es ergab sich dabei, wie aus nachfolgender Zusammenstellung ersichtlich ist, dass das Pepton in der That nach einer gewissen Zeit nicht mehr nachgewiesen werden konnte.\n\u2022a % a a \u00a3 2\tZeit seit der letzten F\u00fctterung.\tGewicht clor Matten* h\u00e4lfte.\n3.\t12 Stunden\tJ 31 \\ 28\n4,\t15 Stunden\t1 24 \\ 23\nr\u00bb.\t0 Stunden\t/ 60 1 42\n6. \u25a0\t7 .Stunden\tf 47 \\ 45\ni\nIn kochendes Wasser gebracht :\tGefundenes Pepton\t\n\tgr.\tProcent\nSofort\t\t0,0210\t0,068\nNach anderthalbstiin-digem Vet weilen hei 40\u00b0 . .... .\t0,012\u00ab\t0,OH\nSofort\t\t0,0480\t0.200\nNach zwei Sl unden hei 40o\t\t0,0268\t0,116\nSofort\t\t0,0472\t0,079\nNach zwei Stunden hei 40\u00bb . . . . .\tkein Pepton\tkein Pepton\nSofort\t\t0,0512\t0,109\nNach drei Stunden bei 40o . . . . .\tkein Pepton\tkein Pepton","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"71\nIm einem weiteren (7.) Versuche wurde dieeine Ma^rii-liitillc sofort in siedendes Wasser geworfen, tlie amlere anl einige Minuten in Wasser von 00\u00b0 gebracht,-darin - SlumliMi lrei 40\u00b0 erhalten. Es geschah dies um zu sehen, oh ein kurzdauerndes Erhitzen auf \u00ab0\u00b0, welches wohl t hierische Zellen sicher t\u00f6dtet, die Wirksamkeit von Fermenten und Fermentorganismen jedoch nicht aufzuheben pflegt, hp.Stande ist, Verschwinden des Peptons hintanzuluilteu.. Dies ist auch in der That der Fall; es enthielt die erst untersuchte Magen-hfilfte, 21 gr. schwer, 0,0105 gr. Pepton, entsprechend 0,050 Proc, die andere im Gewicht von 23 gr. 0,0126 gr. entsprechend 0,055 Proc. Der procentische Gehalt : der beiden Magenh\u00e4lften war trotz der verschiedenen Delia ndl.nng der gleiche geblieben\u2019.\nDas \u00fcbereinstimmende Ergebnis, der angef\u00fchrten Versuche lautet dahin, dass dem Magen in Verdauung begriffener Thiere die F\u00e4higkeit zukommt, das in seiner Schleimhaut vor-limlliche Pepton derart zu ver\u00e4ndern, dass es fortan meid nach1 wiesen werden kann. Die Energie, mit der diese Ver\u00e4nderung erfolgt, kann f\u00fcr. den Magen v\u00f6ftThiercu nul der H\u00f6he der Verdauung \u2014 in der 0. oder .. Stunde \u2014 gewiss nicht gering angeschlagen werden, da. dieselbe schon bei halbst\u00fcndigem Verweilen bei Zimmertemperatur in unzweifelhafter Weise cintritl. Etwas minder energisch scheint sie in den letzten Stunden der Verdauung (Vers. 3 und V) zu erfolgen, da hier das 1 \u2022/. - 2-st\u00fcndige Verweilen in der leuchten Kammer hei 40\u00bb blos das Verschwinden eines, Wenngleich betr\u00e4chtlichen Theils des vorhandenen Peptons zur\nFolge batte.\nEs fragt sich nun, ob es gestattet ist, (teil tliesem Verschwinden zu Grunde liegenden Vorgang als einen vitalen anzusehen. Ich glaube diese Frage bejahen zu m\u00fcssen. Nur l)oi die er Auffassung ist es begreiflich, dass die in Uedc stellende Ver\u00e4nderung des Peptons so kurze Zeit nach der Herausnahme des Magens zu deutlich nachweisbaren Gr\u00f6ssen anw\u00e4chst, dass sie je nach dem Stadium der Verdauung mit ungleicher Schnelligkeit erfolgt, dass endlich ein wenige Mi-","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nMinuten wahrendes Erw\u00e4rmen auf 00\u00b0 hinreicht um i|\u201e. \u00ab\u2022ui Ziel zu s\u00fclzen. Fur diese Auffassung spiklii ferner du, Umstand, dass der dem lebenswarmen Thier entnommene und in die feuchte Kammer gebrachte Magen auch nach I\u2014 2 st\u00e4ndigem Verweilen bei 40\u00b0 durchaus den Eindruck eines lebenden Gewebes macht, wie ich denn wiederholt beobachtete, dass sich die vorher sorgf\u00e4ltig abgetrocknete Schleimhautfl\u00fcche w\u00e4hrend dieser Zeit mit einer frischen Schichte glasigen Schleims bedeckte und dass das durch absichtliches Dehnen in seiner Form ver\u00e4nderte Magenst\u00fcek immer wieder zu dem urspr\u00fcnglichen Contractionszustand zur\u00fcckkehrte. Man hat daher kaum Grund, an eine postmortale Ver\u00e4nderung zu denken. In der That sind keine' ausserhalb des Organismus wirkenden Kr\u00e4fte bekannt, durch welche die in Rede stehende Umwandlung bewirkt sein k\u00f6nnte, f ermentorganismen, an welche man noch am ehesten denken k\u00f6nnte, m\u00fcssen, um merkliche Ver\u00e4nderungen hervorzubringen, bereits in grosser Zahl vorhanden sein, was wiederum (\u2018ine gewisse Entwickelungsdauer veraussetzt; so weit \u00fcbrigens unsere Kenntnisse reichen, ist die Ansiedelung von niederen Pilzen in thierischen Geweben mit Bildung von Pepton, nicht aber mit einem Verbrauch desselben verbunden*\nAus dem Umstand, dass die Umwandlung des Peptons auch im Magen verbluteter Thiere erfolgt, geht hervor, dass das Blut bei derselben keine Rolle spielen kann. Da ferner bei Erkl\u00e4rung der Erscheinung die Muscularis und Serosa nicht in Betracht kommen k\u00f6nnen, so muss die Ursache derselben in chemischen Vorg\u00e4ngen gesucht werden, die ihren Sitz in der Magenschleimhaut haben.\nDamit Findet auch ein von Salvioli *) mitgetheilter Versuch seine Erkl\u00e4rung, dessen Ergebniss bei der Annahme, dass die Umwandlung des Peptons erst im Blute erfolgt, unverst\u00e4ndlich bleibt. Salvioli fand bei einem seiner Durchblutungsversuche am \u00fcberlebenden D\u00fcnndarm, dass das in den Darm eingebrachte Pepton in einigen Stunden aus\n) Salvioli Archiv f. Physiologie von Du Uois-Heymond Jahrgang 1880 Suppleinenlbantl J1&","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"n\ndemselben verschwand, ohne dass es in dein \u00e4bfliessenden Venenldule lud le nachgewiesen werden k\u00f6nnen, w\u00e4hrend bei Durchleben von peptonhaltigem 13lut durch die Rarmgef\u00e4sse ein Verschwinden desselben nicht zur Beobachtung kam. Zugleich spricht dieser Versuch daf\u00fcr, dass das Verm\u00f6gen Pepton zu assimiliren nicht Idos dem Magen zukoinml, sondern eine allgemeine Eigenschaft der Darmseldeimhuul ist.\n.lieber die naheliegende Frage, ob eine solche Assiini-lirung mit einer R\u00fcckbildung zu Eiweiss, oder einem Spullungsvorgang einhergeht, ferner in welchem Theile der. Schleimhaut sie erfolgt, ob in den EpitholzeHen der Br\u00fcsenschichl, oder in den Lymphzellen des adenoiden Gewebes* l\u00e4sst sich aus den mitgetheilton Versuchen nichts entscheidendes entnehmen. Eine Er\u00f6rterung der verschiedenen -M\u00f6glichkeiten scheint mir aber, so verlockend auch die Gelegenheit ist-, so lange nicht am Platze, so lange noch der Weg des Versuches ollen steht. Einer experimentellen Pr\u00fcfung sind aber diese Fragen sicher noch zug\u00e4nglich und holle ich, in nicht zu ferner Zeit weiteres Versuchsmaterial zu ihrer Beantwortung boibringen zu k\u00f6nnen.","page":73}],"identifier":"lit16435","issued":"1882","language":"de","pages":"69-73","startpages":"69","title":"Zur Lehre vom Pepton, V: Das Verhalten des Peptons in der Magenschleimhaut","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:23:46.614717+00:00"}